Ivory Chronik 9

Stammtisch der Hölle

--- Shuttlerampe

Mit einem knappen Nicken grüßte Cheyenne den hochgewachsenen Mann vor ihr, der sich gerade an einigen Kisten zu schaffen machte. Einen kurzen Blick auf das Shuttle werfend registrierte die Pilotin zufrieden einige Veränderungen an den äußeren Warpgondeln - wie es schien, hatte Aures seine Arbeit wohl erledigt. Doch wo steckte dieser Kerl?

--- im Shuttle

 Mit ein paar Schritten hatte die Terranerin den Eingang erreicht und betrat das leere Shuttle. Ein leichter Seufzer kam über ihre Lippen, während sie sich im Pilotensessel nieder ließ und begann, das Computersystem zu überprüfen. Eigentlich hatte sie sich erhofft noch einmal mit Aures vor dem Abflug über die Modifikationen reden zu können, doch wie es schien würden sie dafür wohl keine Zeit mehr finden - wenn sie es überhaupt noch schafften, pünktlich los zu kommen.

"Computer, eine Ebene 3 Diagnose der Bordsysteme durchführen."

"Diagnose gestartet - Dauer: 3 Minuten." Die monotone Stimme des Computers hallte kalt durch den Raum.

--- Shuttlerampe

Langsam ging Cheyenne auf Tarson zu, der immer noch an den für Cheyenne mysteriösen Kisten stand. "Mr. Tarson, darf ich fragen, was da drinnen ist?" Mit einem kleinen Wink ihrer Hand verdeutlichte die Terranerin ihre Frage.

Peter schaute hinunter auf die einzelnen Kisten und drückte dann der Pilotin das PADD in die Hand, mit welchem er eben die Vollzähligkeit überprüft hatte.

"Och, außer den handelsüblichen Grundmaterialien, die für eine solche Mission gebraucht werden, habe ich noch ein paar interessante Gimmicks mit eingepackt, die in bestimmten Situationen sehr hilfreich sein können. Aber das sehen Sie ja auf dem PADD", sagte er und nickte zufrieden.

"Ach ja, und ich habe für jeden den passenden Phaser dabei. Das heißt also, jeder hat die Waffe, mit der er oder sie am Besten umgehen kann. Denn es sind schon so viele Fehler auf den verschiedensten Missionen passiert, weil manche Waffen dabei hatten, die sie nicht kannten und mit denen sie nicht umgehen konnten."

Kurz überlegte Tarson und öffnete dann eine der Kisten, kramte kurz darin herum und zog zwei Phaser heraus. Einen gab er Cheyenne und den Anderen drückte er der etwas verdutzt aussehenden Rekelen in die Hand. "Na, wie sieht's aus? Für jeden das passende Modell?", fragte er die beiden Frauen.

Die große Tür öffnete sich und S'Tom trat ein. Sein Blick fiel auf die kleine, bereits anwesende Gruppe. Es geschah nur selten, dass der Vulkanier später als 25% der restlichen erbetenen Personen ankam. Er ging auf das Shuttle zu, während er mit seinen Augen noch kurz auf den Waffen, die der Sicherheitschef gerade ausgab, verweilte.

Auch dieser schien einiges von seinem Geschäft zu verstehen, wenn auch die Wahl für die Cardassianerin S'Toms Meinung nach nicht vollkommen perfekt ausgefallen war... Die ehemalige Drohne begutachtete die Modifikationen des Shuttles. 'Hinreichend effiziente Arbeit.' Mr. Aures schien durchaus einiges von seinem Fachgebiet zu verstehen, das war S'Tom schon in den vergangenen Wochen aufgefallen.

Schließlich stellte sich der schwarz gekleidete Vulkanier etwas abseits von der anderen Gruppe hin und nahm ein PADD zur Hand, da es keine konstruktivere Tätigkeit zu geben schien. Suraks Lehren waren nie ineffizient genutzte Zeit.

Den Phaser in der rechten Hand, das PADD in der Linken wechselte der Blick der Terranerin abwechselnd zwischen beiden Gegenständen hin und her. Nach ein paar Augenblicken hatte Cheyenne ihren Phasertyp in dem Verzeichnis gefunden, dass Tarson ihr gegeben hatte - auch wenn die Pilotin nicht sonderlich viel von Waffen verstand, war sie doch optimistisch, dass sie sich mit diesem "Ding" nicht gleich selbst umbringen würde.

Mit einem kurzen Nicken legte sie dann das PADD auf eine nahegelegene Kiste und verstaute den Phaser griffbereit an ihrem Gürtel. Erst jetzt bemerkte sie den Vulkanier der ein paar Meter entfernt von ihr stand. Unbewusst hatte Cheyenne diesen Kerl sicher schon einmal auf dem Schiff oder in einer Datenbank gesehen, nur konnte sie sich nicht mehr wirklich an seinen Namen erinnern.

Auch war sie etwas irritiert darüber, dass er, wie es schien an der Mission teilnehmen würden, aber weder bei der Besprechung anwesend war, noch es für nötig hielt sich vorzustellen oder zu grüßen. Ein kurzer Blick in Richtung Rekelen zeigte ihr, dass die Cardassianerin auch nicht so recht wusste, wo sie den Vulkanier einordnen sollte.

Kurzer Hand beschloss Cheyenne, einfach mit Direktheit zu arbeiten, um ihrer aller Neugierde zu befriedigen. Ein paar Schritte genügten, um sich neben den Neuling zu postieren. "Guten Tag - ich bin Cheyenne Morgan - ich glaube, wir hatten noch keine Zeit, uns vorzustellen." Ein breites Grinsen legte sich auf ihr Gesicht, sie streckte ihm ihre Hand entgegen und mit einem herausfordernden Blick wartete die Pilotin die Reaktion ihres Gegenübers ab.

--- Shuttlerampe, bei den Kisten

Als Cheyenne zu dem Vulkanier ging, den Rekelen nur ein einziges Mal gesprochen hatte, als sie ihm sein Quartier zu wies und den sie nicht näher kannte, stand die Cardassianerin alleine mit Tarson da und nutzte die Gelegenheit für einen Vorstoß.

Zaghaft hob sie ihren Phaser. "Mr. Tarson, ich weiß, es ist nicht wahrscheinlich, aber hätten sie nicht eine cardassianische Waffe für mich? So einen Phaser hatte ich noch nie in der Hand, wahrscheinlich würde ich versehentlich jemanden erschießen. Aber die Disruptoren unseres Militärs habe ich schon benutzt..." Fragend sah sie ihn an. Als das Militär sie nach Bajor schickte, war sie einem einmonatigen Schnellkurs unterzogen worden, damit sie im Falle eines Überfalls des Widerstands nicht völlig hilflos dastand. Sie glaubte, recht sicher mit so einer Waffe umgehen zu können, auch wenn es nie zu einem Überfall gekommen war.

Der Unterschied zu diesem Phaser konnte nicht so groß sein, aber es schadete ja nicht, zu fragen. Sie hoffte nur, Tarson würde nicht allzu genau nachfragen, was ausgerechnet sie mit dem Militär zu tun hatte.

Cheyennes Arglosigkeit hatte ihr etwas von ihrem Misstrauen genommen, aber der Sicherheitschef war ein anderes Kaliber. Immerhin vertraute ihr Monserat noch immer nicht so recht. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass Lestat nun auch die Shuttlerampe betrat, grüßend in ihre Richtung nickte und etwas über "eine kleine Modifikation noch, geht ganz schnell" murmelte, bevor er im Shuttle verschwand.

Etwas überrascht nahm Peter den Phaser von Rekelen wieder entgegen und schaute die kleine handliche Waffe an. Gut, es war kein Standardphaser und erst recht kein Cardassianischer, doch ein sehr guter. Kleiner, leichter und viel handlicher als die ganzen anderen cardassianischen Handwaffen, die man so kannte. Also die ideale Waffe für eine Frau. Es wunderte Tarson immens, dass Rekelen, die wie sie eben gesagt hatte, beim cardassianischen Militär gewesen war, diese Waffe nicht mochte. Es konnte doch nicht sein, dass sie damit nicht umzugehen wusste. Aber gut, das konnte ja passieren. Schließlich konnte der normale Sternenflottenfähnrich auch nicht mit allem schießen.

Also öffnete er wieder die Kiste, packte den Phaser wieder ein und zog nach einigem Suchen ein cardassianisches Standardmodell heraus, welchen er Rekelen in die Hand drückte. "Hier, bitte sehr", sagte er und wartete beinahe ungeduldig auf Rekelens Reaktion.

Ein Knacken in den Lautsprechern, das wohl vom sich einschalteten Interkom kündete, ließ die Anwesenden aufhorchen. Nicht dass Lautsprecher heutzutage normalerweise beim Einschalten noch Geräusche von sich gaben; vermutlich hatte dieser hier einen, nun ja, einen Knacks. "Ich unterbreche Ihr gemütliches Zusammenstehen nur ungern, aber ich möchte Sie darauf hinweisen, dass das Shuttle innerhalb von weniger als sechs Minuten unterwegs sein muss, sonst ist eine unauffällige Annäherung an das Einflugfenster kaum mehr möglich."

Tarson schaute instinktiv nach oben und warf dann einen kurzen Blick auf die Uhrzeit. Classic hatte Recht. Sie waren spät dran. "Classic, beamen Sie bitte die komplette Ausrüstung an Bord des Shuttles und benachrichtigen Sie alle fehlenden Teammitglieder, dass sie sich gefälligst beeilen sollen. Wir machen schon mal das Shuttle startklar."

Er schloss die noch offenen Kisten, winkte Cheyenne und S'Tom herbei und ging zum Shuttle. "Sie haben Classic gehört. Cheyenne, machen Sie schon mal alles für den Abflug bereit, dass wir hier schnell weg kommen, sobald der Rest hier ist. Brauchen Sie dabei Hilfe oder schaffen Sie das alleine?"

  Mit einer abwehrenden Handbewegung sagte sie zu Tarson: "Nein, danke - das passt schon. Schauen sie nur, dass alles, was mit will seinen Weg ins Innere des Shuttles findet." Ein freches Zwinkern unterstrich die Ironie in ihrer Antwort.

--- Shuttlerampe, in einer Ecke

S'Tom blickte von seinem PADD auf, als ihn die Pilotin ansprach. Nur selten geschah es, dass ihn jemand während des Lesens störte. Nun gut, ihr Verhalten war verständlich - sie hatten jetzt schon zwei Wochen miteinander hier auf diesem kleinen Schiff gedient und waren sich noch nie begegnet. Für einen kontaktfreudigen Menschen, so wie Cheyenne Morgan es zu sein schien, ein guter Grund, ihn zu stören. "Sehr... erfreut."

'Ein sehr unpassender Ausdruck, da es eigentlich irrelevant ist, aber ich sollte mich wohl besser an die terranischen Höflichkeitsregeln halten.'

"Mein Name ist S'Tom, ich arbeite als Techniker." Die Hand der Pilotin ignorierte er einfach - Körperkontakt mit anderen war nicht unbedingt eine vulkanische Vorliebe.

Ein Lächeln strich über das Gesicht der Pilotin während sie ihre Hand wieder sinken ließ. "Na, dann willkommen im Team." Grinsend drehte sie sich dann zu Tarson. Mit einer abwehrenden Handbewegung rief sie ihm zu: "Nein, danke - das passt schon. Schauen sie nur, dass alles, was mit will seinen Weg ins Innere des Shuttles findet." Ein freches Zwinkern unterstrich die Ironie in ihrer Antwort.

--- Shuttle

"Hallo Lestat. , Sie mal wieder zu sehen!" Der Techniker machte sich gerade noch an einer Konsole zu schaffen, als Cheyenne den Raum betrat. "Die Diagnose, die Sie gestartet haben, ist beendet - natürlich funktioniert alles." Cheyenne schüttelte leicht den Kopf. Sie hatte nie an den Fähigkeiten des Betazoiden gezweifelt, nur war sie im Laufe ihrer Pilotenlaufbahn immer wieder zu der Ansicht gekommen, dass auch wenn sie den Technikern und Ingenieuren noch so sehr vertraute, diese auch nur Menschen waren - und Aures war in den letzten Tagen, ihrer Meinung nach, geistig wirklich nicht immer bei der Stelle.

Folglich hatte sich die Terranerin vorgenommen, hier doch etwas genauer hin zu schauen um kein unnötiges Risiko ein zu gehen. Die Mission an sich war schon gefährlich genug.

Ohne weiter auf Aures spitze Bemerkung zu reagieren, schob sich Cheyenne an ihm vorbei und nahm in ihrem Sessel Platz. "Sind Sie mit Ihren Modifikationen fertig, Aures?" Aus den Augenwinkeln konnte sie das Nicken des Technikers vernehmen, was sie als ja interpretierte. Das leise Summen einer Tür verriet ihr, dass Lestat wohl in den kleinen Frachtraum des Shuttles gegangen war.

"Computer, Vorstartsequenz einleiten." Ein leichtes, fast unmerkliches Vibrieren der Konsolen stellte sich ein während die Impulstriebwerke begannen, warm zu laufen. Flink tippte Cheyenne auf ihren Kommunikator, der glänzend an ihrem schwarzen Oberteil angeheftet war. "Morgan an Tarson. Ich bin hier soweit. Wir können starten."

Nachdem der Sicherheitschef ihn ohne erkennbaren Grund gemeinsam mit Ms. Morgan gerufen hatte, hatte sich S'Tom noch kurz seiner Lektüre gewidmet, wurde dann aber durch die Startankündigung der Pilotin kurz darauf wieder unterbrochen. Der Vulkanier ging in Gedanken nochmals seine Ausrüstung durch und betrat danach das Shuttle. Es würde ziemlich eng hier drinnen werden.

Er nahm nach kaum merkbarer Überlegungspause den Platz an der sekundären Technikstation ein - auch wenn es keine wohldefinierten Ränge gab, fungierte Mr. Aures als eine Art "Chefingenieur". Das PADD steckte die ehemalige Drohne nun endgültig weg. Stattdessen widmete sie sich den Displays, die den technischen Verlauf der Vorstartsequenz überwachten. Auf einem der Displays ließ sich S'Tom die Shuttlemodifikationen anzeigen, die er schnell assimilierte. Mangelhafte Informationen über die Shuttletechnik könnten im Missionsverlauf fatal sein.

Tarson, der gerade mit Rekelen das Shuttle betreten hatte, ließ sich auf einen der Passagiersitze fallen. Jetzt, wo er im Shuttle war, hatte er vorerst nicht mehr viel zu tun. Er konnte nur abwarten und hoffen, dass alle ihr Bestes gaben und sie so heil auf den Planeten kamen. Am besten auch noch ungesehen.

Er sah, wie sich die Kisten, die noch in der Shuttlerampe standen dematerialisierten und wie befohlen im kleinen Lagerraum wieder erschienen. Ja, Classic verlor keine Zeit. Hoffentlich war es auch so mit den fehlenden Crewmitgliedern. Wieso kamen die immer zu spät? Er musste wohl mal ein ernstes Wörtchen mit denen reden.

Fast gelangweilt beobachtete er Cheyenne dabei, wie sie die Systeme des Shuttles überprüfte und alles für den Start vorbereitete. 'Hoffentlich schafft sie es, das Shuttle sicher zu fliegen', dachte Peter, während sich langsam schon die großen Tore der Shuttlerampe öffneten. Groß und hässlich erkannte er den Planeten, zu dem sie bald aufbrechen würden. Seine schmutzig aussehende Atmosphäre sah nicht sehr einladend aus.

Besser gesagt, nicht nur die. Eigentlich gab es fast nichts, was einen freiwillig hier hin zog. Wie konnte man da unten bloß Leben? Wieder warf er einen Blick auf das Chronometer. Die Zeit lief ihnen davon. "Classic, was machen die fehlenden Crewmitglieder? Wenn die in der nächsten Minute nicht hier sind, dann beamen Sie sie sofort hier hin. Wir müssen endlich los", sagte Peter.

In diesem Moment kam Megan außer Atem ins Shuttle gelaufen und ließ sich auf einen der freien Stühle fallen. Sie warf Peter einen entschuldigenden Blick zu und wischte sich dann den Schweiß weg, der ihr auf der Stirn stand.

--- Shuttle, vordere Sektion

In diesem Moment kam Lestat wieder aus dem Lagerraum in die vordere Sektion des Shuttles, um sich an der technischen Konsole niederzulassen. Einige Sekunden lang tippte der Techniker auf der Schalttafel vor sich herum, dann beobachtete er die Daten die sich vor ihm aufbauten. Hinter sich spürte der Betazoid den Rest der bereits anwesenden Besatzung.

S'Tom war ihm schon aufgefallen als er die Shuttlerampe zuvor betreten hatte, da war er jedoch zu sehr mit der Arbeit beschäftigt um ihn anzusprechen. Der Vulkanier war ihm bisher immer als guter Mitarbeiter aufgefallen, auch wenn er ihn nur selten im Maschinenraum gesehen hatte. Offensichtlich nutzte Monserat ihn eher für die Arbeit in den engen Wartungstunnels. "Mr. S'Tom haben Sie sich schon mit den Modifikationen dieses Shuttles vertraut gemacht? Ist wohl nicht ganz unpraktisch, wenn Sie wissen, was wie umgebaut wurde."

eIm gleichen Atemzug drehte sich Lestat dann zu Tarson um. "Mr. Tarson, haben Sie mir in Ihrer kleinen Waffensammlung vielleicht einen romulanischen Disruptor der Klasse 3? Ist ne wunderschöne Waffe und auch nicht so extrem auffällig, außerdem hat sie verdammt schnelle Nachladezeiten und eine recht große Energiezelle, ein typisch romulanisches Instrument." Ein leichtes Grinsen war auf Lestats Gesicht zu sehen.

Tarson ignorierte das Grinsen des Technikers und zog das PADD hervor, welches er gerade eben erst eingesteckt hatte. Er aktivierte es und durchsuchte die darauf gespeicherte Datenbank nach dem gewünschten Phasermodell. Nach kurzer Suche hatte er es gefunden. "In der Kiste Nummer 3, zweite Fach, rechte Hälfte befindet sich Ihre Wunschwaffe", sagte er und steckte das PADD wieder weg. Jetzt grinste er und lehnte sich auf der Bank zurück. "Aber wehe, Sie bringen meine Ordnung durcheinander oder holen noch etwas anderes heraus. Dann können Sie erleben, wie effektiv diese romulanische Waffe ist", bemerkte er noch, während er sich wieder auf die große Frontscheibe konzentrierte.

Cheyenne musste unwillkürlich grinsen, als sie die säuerliche Anmerkung Tarsons hinter sich hörte. Gott sei Dank mussten sie nicht lange in diesem Shuttle aushalten - bei der Stimmung des Sicherheitschefs war die Pilotin nicht gerade scharf darauf ,länger als ein paar Stunden hier mit ihm eingeschlossen zu sein.

Die Terranerin blickte auf das Chronometer, das in der linken oberen Ecke zu blinken begann. Den Timer hatte sie so eingestellt, dass er einen Countdown abzählte bis zur Öffnung des Einflugfensters. Die Anzeige hatte gerade die drei Minutenmarke passiert. Bedenken breiteten sich in Cheyennes Magen aus. "Mr. Tarson, in spätestens einer Minute sollten wir starten - sonst schaffen wir es wirklich nicht mehr durch das Fenster zu gelangen." Mit einem besorgten Blick drehte sie sich zu Tarson um - wo blieb nur dieser Ashok?

Noch bevor Tarson darauf antworten konnte, hörten Sie das vertraute Flirren eines Transportvorgangs. Cheyenne drehte sich nach hinten um und sah sich einem halb angezogenen Ashok gegenüber, der gerade dabei war, ein Shirt über seinen gestählten Oberkörper (oder so...) zu ziehen. Sein nasses, ziemlich wirres Haar ließ einen recht eindeutigen Schluss zu, von wo Classic den Inder gerade aufgespürt und ins Shuttle befördert hatte.

"Das sollte nun kein Problem mehr sein, Ms. Cheyenne. Ich bin gerade dabei, Ihnen die letzten aktuellen Daten über das Einflugfenster auf Ihr Terminal zu übertragen, Sie haben noch 130 Sekunden ab ... jetzt. Ich werde Sie während des Fluges weiter mit aktuellen Daten versorgen und Ihnen zur Verfügung stehen, zumindest solange die Telemetrie nicht durch den Eintritt in Omicron's Atmosphäre gestört ist. Viel Glück Ihnen allen."

Mit einem breiten Grinsen im Gesicht über das sichtlich verwirrte Gesicht des Inders drehte sich die Pilotin wieder zu ihrer Konsole um. "Tja, Mr. Raji - so schnell kann's gehen - war die Dusche wenigstens angenehm?" Deutlicher Sarkasmus hallte ihrer Frage nach, aber Cheyenne erwartete keine Antwort. "Ähm, an ihrer Stelle würde ich mir jetzt ein paar Schuhe organisieren und sich dann hinsetzten - der Flug könnte ein bisschen holprig werden."

In Gedanken fügte die Terranerin noch ein '.... hoffentlich' hinzu - wenn der Flug "nur" ein bisschen holprig wurde, dann hatten sie großes Glück. Mit einem sanften Ruck hob das Shuttle nun vom Boden ab und verließ zügig den Hangar in Richtung Planetenoberfläche. Eine merkwürdige Stimmung legte sich über das Shuttle und die Stille, die den Raum umfasste, war nach ein paar Sekunden fast greifbar. Flink rasten Cheyennes Finger über die Schaltflächen der Konsole und nach etwa 20 Sekunden trat das Shuttle mit einer heftigen Erschütterung in die obere Atmosphäre des Planten ein.

Die Warpblase funktionierte einwandfrei, nur war sich die Pilotin nach ein paar Augenblicken nicht mehr sicher, wie lange die Trägheitsdämpfer durchhalten würden. Die Holodecksimulation wurde dem realen Flug nicht mehr gerecht - es gab eindeutig mehr atmosphärische Differenzen, als geplant waren. Sämtliche Muskeln im Körper der Pilotin spannten sich plötzlich an, als sie auf einmal das mulmige Gefühl der Schwerelosigkeit in ihrem Magen fühlte - sie hatte zwar mit einem Ausfall des Gravitationsfeldes gerechnet, aber das war eindeutig nicht der richtige Zeitpunkt!

Beinahe komisch anmutend, versuchte Tarson seinen immer leichter werdenden Körper irgendwie am Boden zu halten. Okay, jeder Wissenschaftler würde jetzt lautstark protestieren, dass der Körper ja nicht leichter wurde, sondern nur die Schwerkraft verschwunden war, doch das interessierte ihn jetzt kein bisschen.

Stattdessen krallte er sich an seinem Sitz fest, auf dem er eben noch gesessen hatte, um nicht ziellos durch das Shuttle zu treiben. Auch die Anderen kämpften gegen die Schwerelosigkeit an, allen voran Ashok, der gerade versucht hatte, in einen eben replizierten Pullover zu schlüpfen und nun mit dem Kopf und total verdrehten Armen darin steckte und wie wild herum fuchtelte. Dadurch konnte er sich nirgends festhalten und so trieb er durch das Shuttle, immer noch fluchend und verstummte dann plötzlich, als er gegen eine Wandverkleidung schlug.

Erst nach ein paar Sekunden ging das Fluchen wieder los, diesmal eindeutig lauter als vorher. "Lestat", rief Tarson dann. "Kümmern Sie sich endlich darum, dass die Schwerkraftgeneratoren wieder funktionieren. So kann das doch nicht weiter gehen. Oder sollen wir alle so enden wie Ashok?"

Die Beine der Pilotin hatten sich um den stabilen Fuß ihres Sessels geschlungen - dummerweise brauchte Cheyenne beide Hände um die Steuerkontrolle zu bedienen, denn sonst wäre es ihr erheblich leichter gefallen sich in ihrem Stuhl zu halten und ein dünner Schweißfilm bildetet sich auf der Stirn der Terranerin. Eine leichte Erschütterung erfasste das Shuttle.

"Verdammt!", brummte die junge Frau leise vor sich hin. Die Liste der Schadensmeldungen auf ihrem Display hatten gerade ein paar Punkte mehr erhalten - warum hatte Classic ihr eigentlich nicht gesagt, dass es auf diesem Planeten auch das Äquivalent von Vögeln gab? In Gedanken machte sich die Pilotin eine Notiz den "Flaschengeist" bei Gelegenheit darauf hin zu weisen. "Lestat!", presste sie zwischen ihren Lippen hervor - bald würde sie nicht mehr die Kraft in den Beinen haben um auf ihrem Sessel zu bleiben.

In einem Reflex hatte Rekelen den Disruptor, den sie noch immer in der Hand gehalten hatte, losgelassen - aus cardassianischen Waffen lösten sich glücklicherweise keine versehentlichen Schüsse - und nach einer Konsole gegriffen, um nicht hilflos davon zu schweben, als sie den Halt verlor. Die Waffe schwebte nun neben ihr und sie beachtete sie nicht weiter, sondern hangelte sich vorsichtig in Richtung Lestats, der es versäumt hatte, sich rechtzeitig an seinem Stuhl festzuhalten und nun gleichzeitig versuchte, einen Halt zu finden und die Schwerkraft zu reaktivieren. Die Cardassianerin sah ihm über die Schulter und konnte immerhin erkennen, dass seine Überbrückung nur ein paar Eingaben benötigte.

Sie kam sich reichlich dämlich vor, so in der Gegend rumzuhängen, und wartete ungeduldig ab. Musste so etwas passieren? Und das war nicht einmal das erste Mal, seit sie auf die Ivory gekommen war! Sie ertappte sich bei dem Gedanken, dass Monserat lieber ein paar Streifen Latinum mehr für die eine oder andere vorzugsweise cardassianische Technikerin hätte investieren sollen. Und was taten überhaupt Männer in so einem Job...

Hätte die aktuelle Lage es nicht erschwert, den Kopf zu schütteln, hätte sie es womöglich demonstrativ getan. Stattdessen lauschte sie den piependen Eingaben Lestats, die nicht zu funktionieren schienen. Die fehlende Gravitation ließ mittlerweile, nachdem sie zunächst zu überrumpelt für eine Reaktion gewesen war, ein unangenehmes Gefühl in ihrem Magen aufkommen. Gepresst stieß sie einen Fluch aus.

"Funktioniert denn hier nie etwas!", fauchte sie untypisch und griff nach ihrem Disruptor. Lestat bekam große Augen, doch Rekelen beachtete ihn nicht und nutzte die ihr zur Verfügung stehende Kraft, um mit der Waffe einen kräftigen Schlag gegen die Konsole zu verüben. Unmittelbar darauf folgte das typische Surren eines hochfahrenden Systems, und im nächsten Moment schlug Rekelen schmerzhaft auf dem Boden auf.

Erneut drehte sich der Magen der Pilotin um, als sich ihr Körper von der aktivierten Schwerkraft hart wieder in den Sitz drückte. Doch wenigstens war dies die einzige 'Nebenwirkung'. Ein Seufzer kam über Cheyennes Lippen. "Danke schön!" Mit einem Lächeln drehte sie sich kurz in Richtung Lestat um, der zusammen geklappt neben Rekelen auf dem Boden lag und sich den Arm rieb.

"Egal wer das von Ihnen beiden jetzt hin bekommen hat!" Die Pilotin wendete sich dann wieder zurück zu ihren Konsolen und gab ein paar Befehle ein. Ein lautes Summen war daraufhin zu hören und mit einem zufriedenen Lächeln stellte die Terranerin fest, dass das aktivieren der Impulstriebwerke - entgegen Classics Prognosen - nicht wieder einen Ausfall der Gravitation zur Folge hatte. "So, noch ein paar Minuten und wir sind unten.", verkündete Cheyenne dann und startete den Landeanflug.

Glücklicherweise hatte Tarson, als die Schwerkraftgeneratoren wieder ansprangen, eine weiche Landung hingelegt. Was man leider von ein paar Anderen nicht sagen konnte. Die lagen jetzt stöhnend auf dem Boden und rieben sich die verschiedensten Körperteile, auf die sie gefallen waren. Peter stattdessen rappelte sich wieder auf und stellte sich hinter Cheyenne.

Nicht um ihr beim Arbeiten zuzusehen, sondern um aus dem Fenster zu schauen. Zwar konnte er im Moment außer Wolken nicht viel sehen, doch laut Cheyennes Aussage, dürfte sich das ja bald ändern. Genau in diesem Moment riss auch schon die Wolkendecke auf und gab den Blick frei auf eine hügelige Landschaft, teilweise bewaldet, doch zum Großteil karg und beinahe wüstenähnlich bewachsen. Kleine Windhosen jagten über die großen leeren Flächen und vermiesten Peter nun vollends die Laune.

Wieso hatte keiner was gesagt, dann hätte er die passende Ausrüstung mitgenommen. Doch so? Nun gut, vielleicht landeten sie ja in einem freundlicheren Terrain. Kurz wurde das Shuttle durchgeschüttelt, als es durch eine Turbulenz flog und Peter klammerte sich reflexartig an den Sitz, falls die Schwerkraft wieder ausfallen würde. Doch diesmal hielten die Generatoren. Er schaute kurz zu Rekelen, die an einer Konsole saß und irgendetwas überprüfte. Vielleicht die Schwerkraft? Er konnte es von seiner Position aus nicht sehen. Egal, er wollte endlich landen. Endlich wieder festen Boden unter den Füßen haben. An einem Ort stehen, wo nicht einfach so die Schwerkraft aufgehoben wurde. "Cheyenne, wie lange dauert es noch? Und vor allem, wo werden wir landen?", fragte er beinahe flehend.

Mit ein wenig "kribbeln" in seinen virtuellen Adern hatte Classic den Eintritt des Shuttles in die Atmosphäre verfolgt. Nicht gerade unauffällig, aber seine Messungen zeigten, dass sie eine recht gute Chance hatten, das unentdeckt durchzuziehen. Auch der Ausfall der Schwerkraft-Generatoren war ihm nicht entgangen, aber er ging davon aus, dass das Einsatzteam genügend Übung hatte, mit so einer Situation fertig zu werden. Immerhin waren sie nicht zum ersten Mal im All.

Mehr Sorgen hatte ihm die Kommunikation gemacht, denn der Blackout hatte wesentlich länger angehalten, als er zuerst vermutete. Nicht zuletzt, weil die Kommunikation mit dem Shuttle auf unauffällige Weise passieren musste, um seine Position nicht zu verraten. Cheyenne wurde durch das Knacken des Interkoms unterbrochen. Classics Stimme, durch starkes Rauschen noch immer schwer zu verstehen, drang zu den Insassen des Shuttles durch. "Classic an Shuttle, ich denke Sie sollten mich jetzt wieder verstehen. Cheyenne, gehen Sie sofort in einen Tiefflug über, sie treten in weniger als 60 Sekunden in den Bereich der regulären Luftraumüberwachung ein. Versuchen Sie das Shuttle niedriger als 50 Meter über dem Boden zu halten, und dabei unterhalb der Schallgeschwindigkeit zu bleiben. Ich suche Ihnen derzeit eine günstige Landeposition, das wird sich aber noch ein wenig hinziehen, ich will ja schließlich keine Aufmerksamkeit erregen."

Etwas irritiert hatte die Pilotin wieder ihren Mund geschlossen als sie gerade Tarson eine Antwort geben wollte und Classic ihr ins Wort gefallen war. Mit einem Nicken bestätigte sie seine Anweisungen - musste jedoch schnell feststellen, dass er dies wohl nicht wahr nehmen würde, wenn sich der Flaschengeist nicht gerade in einen der internen Monitore eingedockt hatte. "Leite Sinkflug ein.", sagte Cheyenne dann knapp. Irgendwie war ihr im Moment nicht nach langen Ausführungen - der Magen der Terranerin rebellierte immer noch ein wenig. Einen kurzen Blick über die Schulter werfend meinte sie dann zu Tarson: "Wenn Classic mit der Suche nach einem geeigneten Landeplatz schnell ist, dann dauerts nur noch ein paar Minuten." Mit einem aufmunternden Lächeln versuchte Cheyenne das zerknirschte Gesicht des Sicherheitschefs ein wenig aufzumuntern.

Ashok hatte es in weiser Voraussicht nach dem gemeinschaftlichen Fall der Shuttlebesatzung unterlassen, sich aufzurappeln, und kauerte statt dessen auf dem mittlerweile wieder als "unten" definieren Boden im hinteren Teil der Kabine. Sein vorhin erst frisch replizierter Pulli hatte sich einen langen Riss quer über die Brust zugezogen, als der halb in das Kleidungsstück verwickelte Inder reflexartig versucht hatte, seinen Aufprall auf dem nach der Schwerelosigkeit urplötzlich auf ihn zustürzenden Boden mit den Armen abzufangen.

Genutzt hatte es nicht viel, und mit der entsprechenden Laune ins Gesicht geschrieben blickte er nun aus der Wäsche. Das professionelle Geplänkel Cheyennes und Tarsons im vorderen Teil der Kabine plätscherte an ihm vorbei, ohne sein Interesse zu wecken. Statt dessen hatte Rekelens verärgerter Ausruf die Aufmerksamkeit des jungen Wissenschaftlers erregt. Das schmerzhafte Pochen in seinem Hinterkopf, der harten Kontakt zur Wandverkleidung gehabt hatte, und seinem Hintern, der seinen Aufprall beim Wiedereinsetzen der Schwerkraft abgefangen hatte, schrie nach Vergeltung, und die Cardassianerin hatte sich gerade eben selbst zu einem geeigneten Ventil für seinen aufgestauten Frust gemacht.

Langsam drehte er den Kopf in Richtung der jungen Frau und fixierte sie mit hartem Blick. "Ihr Temperament zumindest scheint ja ganz hervorragend zu funktionieren", presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. "Und Ihr Umgang mit dem Disruptor war ein beeindruckendes Bild an technischer Eleganz und Effektivität." Seine Stimme troff vor ätzendem Sarkasmus. Er starrte die verdutzte Frau angriffslustig an. "Sagen Sie, bekommen Sie das das nächste Mal vielleicht auch ein bisschen weniger plötzlich hin, so dass uns bedauernswert inkompetenten Nicht-Cardassianern bei einem Fall aus zwei Metern Höhe vielleicht nicht gleich mit sechs, sondern nur mit einem oder zwei Metern pro Sekunde der Boden auf den Kopf fällt? Vielleicht" -- er demonstrierte mit einer übertriebenen Geste der rechten Hand -- "mit einer eleganten Rückhand oder so?"

Der junge Mann redete sich langsam in Rage. Er funkelte die Cardassianerin an. "Denken Sie, so was wäre im Rahmen Ihrer überlegenen Fähigkeiten, damit wir armseligen Geschöpfe *vielleicht* die Chance haben, ohne nennenswerte Beschädigung unserer nicht-cardassianischen, verweichlichten Physiognomie eine solche Aktion von Ihnen zu überstehen?" Er verstummte mit vor Zorn bebenden Lippen und fixierte Rekelen mit Kampflust in den Augen.

Empört sah die Cardassianerin zu dem wütenden Inder hinab, nachdem sie sich aufgerappelt hatte. Den Disruptor hatte sie im Fallen wieder verloren, und nun stemmte sie wütend die Hände in die Hüften, nachdem sie den Erguss verwirrt hatte über sich ergehen lassen. Erst als Ashok fertig war, drang die Botschaft langsam zu ihr durch. "Das kann ich ja absolut nicht glauben!", erwiderte sie giftig und funkelte mindestens ebenso kampflustig zurück. "Erst kommen Sie zu spät und bringen die ganze Mission und Verzug, dann versagt die Gravitation, die zu reparieren Sie - korrigieren Sie mich, wenn ich mich irre - überhaupt erst eingestellt wurden -- natürlich ohne irgendeinen Beitrag zu dem Problem zu leisten. Und jetzt wagen Sie es auch noch, sich darüber zu beschweren, dass jemand die Sache ohne Sie in Ordnung gebracht hat?"

Plötzlich wünschte sie doch, die Waffe wieder in die Hand genommen zu haben, einfach weil sie schwer und groß war und sie dem Mann damit jetzt gut hätte eins überbraten können. Ashok hatte sie die ganze Reise über mit seinem verdrehten und unhöflichen Verhalten durcheinander gebracht, und nun, da sie die Möglichkeit bekam, ihre unsortierte Gefühlslage zu entladen, nutzte sie die Gelegenheit.

Es erleichterte sie, endlich auf eine Weise Klartext sprechen zu können, die sie beherrschte, und sie nahm die Herausforderung an. "Wir hätten ja auch noch eine Weile hier herumschweben können und darauf warten, dass Sie sich endlich dazu bereit erklären, eine Demonstration ihrer Fähigkeiten zu erbringen. Darauf haben Sie doch ohnehin bisher verzichtet. Jeder auf dem Schiff weiß doch, dass Monserat Sie nur eingestellt hat, weil sie gerade unbedingt einen Wissenschaftler brauchte! Aber man sieht ja, wohin es uns gebracht hat!", entfuhr es ihr.

Rekelen wollte noch mehr sagen, zügelte sich jedoch, als sie der Tatsache gewahr wurde, dass Classic jedes ihrer Worte mithören konnte. Vielleicht war es keine gute Idee, Ashok dafür zu beschuldigen, dass sie alle sich gerade in der Gewalt einer überlegenen künstlichen Intelligenz befanden. Aber wenn er nur einen Bruchteil der Cleverness besaß, die seine wissenschaftlichen Zeugnisse implizierten, dann sollte er ja auch eigentlich selbst darauf kommen. Schwer atmend verschränkte sie nun die Hände vor der Brust und erwartete seine Antwort.

Peter hatte sich rumgedreht, als die Beiden angefangen hatten, sich zu streiten. Zuerst hatte er dem Streitgespräch belustigt zugehört, doch als die Wellen immer höher schlugen und die Lautstärke und der Ton immer härter wurden, griff er ein. Er stellte sich zwischen die beiden Streithähne und versuchte, einen bösen Blick aufzusetzen. Zwar klappte das nicht ganz, doch wenigstens entspannten die Beiden sich ein wenig. Rekelen schaute zuerst zu ihm auf und kurze Zeit später richtete auch Ashok seinen Blick auf ihn.

"Ich brauche wohl nicht zu sagen, wie kindisch Ihr Verhalten ist. Wenn Sie ein wenig Intelligenz besitzen, dann merken Sie das wohl selbst", begann er ruhig. "Also, Sie können sich in Ihrer Freizeit so viel streiten wie Sie möchten, aber im Dienst und vor allem hier auf dieser Mission verlange ich von Ihnen Disziplin. Es ist keinem von uns geholfen, wenn Sie sich hier gegenseitig die Köpfe einschlagen wegen ein paar unbedeutenden Problemen. Also, vertragen Sie sich wieder, konzentrieren Sie sich und bereiten Sie sich auf die Mission vor. Wir werden nämlich gleich landen. Habe ich mich klar ausgedrückt?", fragte er die Beiden und hoffte, dass damit der Streit aus der Welt war.

Auf der Navigationsanzeige begann mit dem Schlagwort des Butlers eine kleine Landkarte an zu blinken auf dem in einem Waldstück auf einer Lichtung Classics Landeplatz eingetragen war. Flink bewegten sich ihre Finger über die Konsole und wenige Sekunden später setzte das kleine Schiff mit einem leichten Ruck auf dem weichen Boden auf. Das Surren der Triebwerke verstummte langsam und nachdem Cheyenne einen Druckausgleich vollzogen hatte, konnte man das dezente Klicken der Shuttletür vernehmen, die sich entriegelte.

"So, hier wären wir!", verkündete die Pilotin während sie sich in ihrem Sessels zum Rest der Crew umdrehte. Auf eine Konsole an der von ihr aus gesehen linken Wand - so, dass jeder etwas sehen konnte - leuchtete die Karte auf, die Classic in den Computer transferiert hatte. "Die blaue Markierung ist unsere gegenwärtige Position. Bis zu besagter Kneipe - die gelbe Markierung - ist es Luftlinie etwa 1,3km." Erwartungsvoll blickte die junge Pilotin in die Runde.

Megan, immer noch sitzend, blickte hoch zu Cheyenne. Endlich eine gute Nachricht, das hieß also, sie waren fast da. Megan richtete sich langsam auf, strich ihre Kleidung so gut es ging glatt und trat unbemerkt zu den anderen. „Das wäre schon mal geschafft“, jauchzte Megan fröhlich und lächelte endlich wieder. Während der Reise hatte sich Megan in eine Ecke verkrochen und möglichst keinen Laut von sich gegeben, besonders seit dem Schwerkraftausfall war ihr das Shuttle nicht geheuer. Solche Zwischenfälle passierten ihr einfach zu oft. Sie mochte sich auch gar nicht vorstellen, wie viele blaue Flecken sie schon davon getragen hatte. ’Hoffentlich wird der nächste Abschnitt dieses Ausfluges ein wenig sanfter von statten gehen’, bemerkte Megan und rieb sich ihren Arm. "Ähm - wie gehen wir jetzt also weiter vor", fragte Megan schüchtern, sie war sich ganz und gar nicht mehr sicher, was nun geschehen sollte.

"Ich nehme an, Mr. Classic hat einen Lageplan für uns", erwiderte die Cardassianerin etwas schnippisch, da ihr Ärger nach Tarsons Einwurf keineswegs versiegt war. Sie wandte sich um, um einen langen Mantel zu ergreifen, den sie repliziert hatte, da das Klima auf Omicron eher den menschlichen Bedürfnissen als den cardassianischen zu entsprechen schien. Vielleicht sollte sie so etwas auch an Bord der Ivory tragen - Rekelen fror grundsätzlich.

"Wie ich das verstanden habe, kennt er sich hier doch aus." Während sie den Mantel zuknöpfte und den Disruptor darunter verbarg, warf sie Ashok noch einen düsteren Blick zu, den er ebenso giftig erwiderte. Männer! "Was genau sollen wir in der Kneipe überhaupt machen? Und welche Geschichte sollen wir erzählen? Dass wir uns in der Gewalt einer Computerentität befinden, die einen Körper benötigt, ist wohl nicht die ideale Verhandlungsposition." Fragend sah sie die anderen an. Außer dem Wissenschaftler, den sie betont ignorierte.

"Also, wenn ich Classics Ausführungen richtig verstanden habe, dann sollen wir in dieser Kneipe erst einmal untertauchen, um die Lage zu checken. Er meinte auch, dass wir von dort aus Zugang zu dem planetaren Datensystem erlangen können ..."

Irgendwie kam sich die junge Pilotin in der aktuellen Situation etwas komisch vor - warum wusste sie, die eigentlich die Gruppe nur heil auf den Planeten runter bringen sollte, mehr über die Mission als der Rest der Crew? Mit einem leichten Lächeln wandte sich Cheyenne dann noch mal zu Rekelen. "Wenn Sie da auf die Konsole gucken, haben Sie einen kleinen Lageplan - das ist das Einzige, was wir von Classic bis jetzt erhalten haben...." "... aber vielleicht hat er noch einen detaillierteren Plan?" Bei den letzten Worten blickte die junge Frau fragend an die Decke, wo sie den Computer vermutete - irgendwo musste Classic doch vielleicht zu hören.

Schweigend starrten alle mehr oder weniger ungeduldig an die Decke und warteten auf die Antwort von Classic. Doch die kam nicht. Etliche Sekunden gingen ins Land und nicht mal ein Knacken kam aus den Lautsprechern. Anscheinend war die Verbindung zur Ivory abgerissen oder Classic wollte sich nicht mehr melden. Was ihm sehr ähnlich sah.

"So wie es aussieht, ist von Classic keine Hilfe mehr zu erwarten", sagte Peter, bevor er noch leise hinzufügte: "Vielleicht auch besser so." Er ging etwas näher auf den Lageplan zu, verschaffte sich kurz einen Überblick und lud dann den Plan auf seinen Tricorder. So konnten sie sich unterwegs wenigstens zurecht finden.

"Okay, ich denke, wir sollten aufbrechen. Es bringt nichts, wenn wir hier noch ewig herum stehen und drauf warten, dass man uns entdeckt. Also, jeder packt jetzt seine Sachen und dann geht's los. Aber eine Bitte. Übertreiben Sie es nicht. Wir sollen uns unauffällig bewegen können. Nur das Nötigste an Material. Nichts, das irgendwie auffällt. Und verstecken Sie ihre Phaser gut. Zwar ist hier auf dem Planeten der Waffenbesitz nicht verboten, doch ich habe keine Lust, in irgendeine unsinnige Schießerei zu geraten, nur weil jemand meint, er könnte hier den Helden spielen."

Er schaute alle ernst an und versuchte, an deren Gesichtern heraus zu finden, ob sie sich diese Sache zu Herzen nehmen würden. Denn er wollte hier schnell und heil wieder weg. "Also dann. In zwei Minuten vor dem Shuttle. Cheyenne, fahren Sie alle Systeme des Shuttles herunter und versuchen Sie es so gut wie möglich zu verstecken, dass es nach Möglichkeit unentdeckt bleibt. Verstanden?", fragte er dann wieder etwas lauter an alle.

Ein Knacken der Interkom-Lautsprecher unterbrach die gerade ausbrechende, etwas hektische Betriebsamkeit der Shuttle-Crew. Eine von atmosphärischen Störungen deutlich verzerrte Stimme ertönte: "Bitte entschuldigen Sie die Verzögerung, das Transporter-Schutzfeld erzeugt größere Störungen in der Atmosphäre, die eine unauffällige Kommunikation sehr erschweren. Ich verwende momentan eine Art Richtfunk-Verfahren, um trotz der hohen, notwendigen Sendeleistung das Entdeckungsrisiko gering zu halten. Bitte bewahren Sie von Ihrer Seite aus Funkstille, bis ich eine bessere Kommunikationsmöglichkeit gefunden habe. Bitte begeben Sie sich wie besprochen in die Bar, dort müsste sich mindestens ein Terminal befinden, mit dem wir erst einmal mehr oder weniger unauffällig kommunizieren können. Ich hoffe, dass ich bis dahin einen Weg gefunden habe, eine einfachere Kommunikation zu ermöglichen. Cheyenne, bitte lassen Sie die Kommunikationssysteme des Shuttles in Bereitschaft, dann kann ich notfalls über das Shuttle mit Ihnen in Verbindung treten. So, die Ivory erreicht jetzt gleich den Horizont und wird für die nächsten 15 Minuten keine Sichtlinie mehr haben. Ich wünsche Ihnen viel Glück." Die letzten Worte der künstlichen Intelligenz verschwanden bereits im Rauschen, dann deaktivierte sich der Interkom wieder, und es herrschte wieder Stille im Shuttle.

Die Pilotin nicke stumm und drehte sich dann noch mal zu ihrer Konsole um, um die Anweisungen auszuführen. Nach ein paar Sekunden schaltete sich das Licht im Cockpit bis auf die Notbeleuchtung aus - nur in der oberen rechten Ecke der Konsole blinkte noch ein kleines gelbes Licht, dass darauf hin wies, dass das Komsystem noch aktiv war. Dann stand die junge Frau auf und ging zum Replikator, um sich einen Mantel zu organisieren, während der Rest das Shuttle schon verließ.

Nach ein paar Sekunden nahm sie das große Stück Stoff aus dem Ausgabefach und musste feststellen, dass ihr Exemplar doch dem von Rekelen furchtbar ähnlich war - der einzige wirklich Unterschied bestand darin, dass ihr Mantel noch eine zusätzliche Kapuze hatte und aus einen anderen Stoff gemacht war. Schwarz waren sie jedoch beide. Mit Schwung warf sich die Pilotin das Kleidungsstück über die Schultern, schlüpfte in die Ärmel und begab sich dann auch nach draußen. "Na, das kann was werden ...", brummte sie lächelnd vor sich hin, während sie flink die Rampe herunter stieg - mit einen leisen Summen verschloss sich diese hinter ihr und die Pilotin verriegelte die Tür mit einem Standardcode, der jedem Mitglied der Crew bekannt war.

--- vor dem Shuttle

Peter beobachtete Cheyenne dabei, wie sie das Shuttle verschloss und sich den Mantel überwarf. Zwar war das Kleidungsstück ideal dafür, die Witterung die hier herrschte, vom Träger dessen abzuhalten, doch in Sachen Unauffälligkeit hätte man noch einige Dinge verbessern können. Er hingegen hatte sich schon auf der Ivory die passende Kleidung ausgesucht und angezogen und musste deswegen nicht hier unten erst welche replizieren. Ok, der Nachteil war, dass der Wind und der Sand schon ein wenig durch die einzelnen Öffnungen drang und Peter instinktiv den Kragen hochklappte und den Kopf ein wenig einzog. Doch das war egal. Schließlich war er kein Kleinkind, das bei jedem Problem anfing, herumzuzicken.

Stattdessen überprüfte er den Sitz seines Phasers und seines Tricorders unter der Jacke und griff dann in eine Jackentasche. Kurze Zeit später zog er sie wieder heraus, klappte die Sonnenbrille mit einer Hand auf und setzte sie sich lässig auf die Nase. Mit eiskaltem Gesichtsausdruck und die Hände in die Seiten gestützt, wartete er, bis die Anderen ebenfalls abmarschbereit waren.

Nachdem Cheyenne es geschafft hatte, bei dem Wind, der hier herrschte ihren Mantel zuzuknöpfen, warf sie Tarson doch einen sichtlich amüsierten Blick zu. Mit einem weiteren Blick in den Himmel versuchte sie abzuschätzen, ob diese Brille wirklich notwendig war. Grau in Grau zogen sich dicke Wolken über den Horizont - eines war jedoch sicher: wenn sie gleich durch den Wald laufen würden, dann wäre es mit Sicherheit dunkel.

S'Tom war schon relativ frühzeitig aus dem Shuttle getreten - er hatte schon auf der Ivory seine Kleidung und Ausrüstung fertig organisiert gehabt. 'Für den Planeten wäre ein traditioneller vulkanischer Mantel sehr passend gewesen - nur ist ein solcher viel zu auffällig für diese Art von Mission...', ging dem Vulkanier beim Betrachten der Landschaft durch den Kopf. Sie erinnerte in mancherlei Hinsicht an die Ebenen von T'kaltah, auch wenn es hier bei weitem nicht so heiß war. Sein Blick schweifte weiter über die restlichen Crewmitglieder, die sich alle mehr oder weniger effizient gegen die Umwelt zu schützen versuchten. Ein Unterfangen, das sich aber bei allen im Endeffekt als sinnlos erweisen musste, nach den verwendeten Mitteln zu urteilen.

Die ehemalige Drohne überprüfte noch ein letztes Mal den perfekten Sitz ihrer weiten, aber trotzdem in keinster Weise behindernden schwarzen Kleidung und der darunter verborgenen, nichtsdestoweniger leicht erreichbaren Ausrüstung. Danach holte er ein PADD hervor und begann zu lesen, während er jetzt noch auf den Rest des Außenteams wartete.

Auch Megan trat endlich aus dem Shuttle und begann sofort zu frösteln. Ohne richtig zu überlegen, hatte sie auf der Ivory ein paar alte Sachen von ihr angezogen, die leider nicht besonders warm waren. Vor allem die kurze dunkelrote Jacke, die sich nur leicht von ihrer schwarzen Hose und dem ebenfalls schwarzen Oberteil abhob, ließ den Wind hervorragend durch. In Gedanken schalt sie sich, nicht vorher die Witterungsbedingungen nachgeschaut zu haben. Aber sie erinnerte sich daran, dass der Weg nicht so lang gewesen sein sollte. Zumindest hoffte sie dies. Während sie zu den Anderen trat, versuchte Megan ihr Haar zu bändigen, was ihr aber leider nicht allzu gut gelang. "Sind wir vollzählig?"

Tarson, etwas verwundert über Cheyennes amüsierten Blick, drehte sich zu Megan um und schaute sie kurz stumm an, bevor er zu einer Antwort ansetzte. "Ja, sind wir", meinte er nur kurz angebunden, bevor er leise zu sich sagte: "Und zum Glück ohne diesen Classic."

Dann zog er seinen Tricorder unter seiner Jacke hervor und schaltete ihn ein. Eine topographische Karte erschien auf dem kleinen Display auf dem einmal ein kleiner roter Punkt blinkte, welches ihr Ziel, diese ominöse Kneipe, anzeigte und einen grünen Pfeil, der ihre eigene Position verdeutlichte. Nach der Karte zu urteilen, dürften sie bei normalem Tempo diese Kneipe in etwa 30 Minuten erreichen.

"Na dann folgen Sie mir alle mal unauffällig", sagte Peter laut zu allen Anwesenden und setzte sich in Bewegung. Schweigend marschierten sie so eine Weile vor sich hin, der Wind pfiff laut und fegte feine Sandkörner durch die Gegend, die sich beinahe schmerzhaft ins Gesicht bohrten. Gerade jetzt war Peter froh über die Brille, die er angezogen hatte. Er schaute zurück zu den Anderen, die mit zusammengekniffenen Augen versuchten, dem Sand einigermaßen auszuweichen. Wenigstens würde es gleich vorbei sein. Denn laut der Karte würden sie gleich in ein etwas bewaldetes Gebiet kommen. Und da müsste das Klima eindeutig angenehmer sein. "Alles in Ordnung?", rief er laut gegen den Wind, damit alle ihn hören konnten.

--- Wald

Aufgrund des Windes und des unangenehmen Sandes der auf der Haut der Pilotin mittlerweile piekste, brachte sie nur ein stummes Nicken zusammen, um auf Tarsons Frage zu antworten. Zu mehr hatte sie im Moment nicht die Motivation. Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen stapfte Cheyenne zügig vorwärts und nach ein paar Minuten erreichte die Crew den Wald, den sie nun durchs Unterholz durchquerten mussten.

Hier war der Wind zwar immer noch zu spüren, jedoch hielten die großen, stämmigen Bäume den Sand größtenteils ab. Für ein paar Augenblicke blieb Cheyenne stehen und blickte sich in der Dunkelheit um während der Rest der Mannschaft begann, sich ihren Weg durch das Gestrüpp zu bahnen. Unwillkürlich musste die junge Frau breit grinsen, als sie einen unterdrückten Schrei hörte und danach ein leises Fluchen vernahm. Der Stimme nach zu urteilen war es wohl Lestat, der eben über eine der stachligen Ranken am Boden gestolpert war und jetzt versuchte, sich in der Dunkelheit wieder hochzurappeln.

Mit langen Schritten steuerte die Pilotin auf den Techniker zu. Bei ihm angekommen boxte sie dem jungen Mann mit einem Lächeln leicht in die Seite. "Der Trick dabei ist, die Füße zu heben!" Verdutzt und etwas zerknirscht blickte Lestat der junge Frau nach, die jetzt versuchte, zur Gruppe wieder auf zu schließen.

Der Vulkanier hörte die Bemerkung, kommentierte sie aber nicht weiter. 'Menschen scheinen sich oft an negativen Erfahrungen anderer zu belustigen, statt zu helfen oder Mitgefühl zu zeigen, zumindest bei kleineren Vorfällen... Eine sehr unorthodoxe Lebenseinstellung. Interessante Frage, wo Menschen hierbei durchschnittlich die Grenze zwischen "groß" und "klein" ziehen.'

S'Tom passte seine optischen Systeme an die neuen Lichtverhältnisse an. Er sah in seinem Blickfeld keine Anzeichen animalischen Lebens - der Wald schien komplett verlassen. Abgesehen von den durch Luftströmungen und das Außenteam verursachten Geräuschen herrschte absolute Stille. Der Karte nach zu urteilen, die sich der Techniker eingeprägt hatte, waren es nur noch 300 Meter bis zum Ende des Waldes. Plötzlich erkannte die ehemalige Drohne auf ihren Infrarotsensoren eine gedämpfte, aber erkennbare humanoide Wärmesignatur. Im optischen Bereich war nichts zu erkennen, da die Person hinter einem großen Baum in Deckung war.

"In Deckung!", rief S'Tom den anderen Außenteam-Mitgliedern so leise wie möglich zu. Er selbst zog sich hinter einen Baum zurück und zog in einer fließenden, oft geübten Bewegung einen seiner Phaser.

Die Warnung des Vulkaniers ging Cheyenne durch Mark und Bein - instinktiv ließ sich die Pilotin auf den Boden fallen und rollte sich hinter ein dichtes Gebüsch. Unter ihrem Mantel zog sie ihren Phaser heraus und warf einen flüchtigen Blick auf ihre rechte Seite, wo sich Rekelen hinter einen großen Stein gerollt hatte. Megan und Lestat wusste Cheyenne hinter sich und die plötzliche Stille ließ die Pilotin darauf schließen, dass auch sie die Warnung vernommen hatten. Während die Terranerin ihre Kapuze über den Kopf tief ins Gesicht zog, um ihre helle Haut zu verbergen, lugte sie vorsichtig in Richtung Tarson und S'Tom, die am weitesten vorne standen. Beide starrten stumm in die Dunkelheit.

Nach ein paar Sekunden war ein leises, fast nicht wahrnehmbares Rascheln zu vernehmen - zuerst hörte es sich an, wie wenn eine Person durchs Unterholz schleichen würde, aber nach wenigen Augenblicken war sie die Pilotin nicht mehr sicher ob es wirklich nur EINE Person war .... Ein kalter Schauer lief Cheyenne über den Rücken als das Rascheln langsam lauter wurde.

Peter hatte sich hinter einen dick mit Moos bewachsenen Baum in Sicherheit gebracht, als S'Tom die Warnung ausgerufen hatte. Sofort hatte er seinen Phaser ergriffen und mit der anderen Hand bediente er seinen Tricorder. Die Karte hatte er deaktiviert, stattdessen scannte er die Umgebung ab und versuchte so heraus zu finden, mit wie vielen Gegnern sie es zu tun hatten. Doch es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis der Tricorder endlich das Ergebnis ausspuckte, während die Geräusche von herannahenden Personen immer lauter wurden.

Leise ging er in die Hocke und schaute auf das kleine Gerät hinunter. Anscheinend waren es Zwei. Sie gingen etwa 50 Meter von ihnen gemeinsam durch das Unterholz. Und so langsam kam es Tarson so vor, als würden sie es nicht einmal leise tun. Das Knacken von brechenden Hölzern und das Rascheln von knickenden Sträuchern drang jetzt immer mehr an sein Ohr. Und plötzlich meinte er, Stimmen zu hören.

Er schaute zurück zu den eigenen Leuten, doch die saßen in ihren Deckungen und schwiegen. Etwas irritiert starrte er wieder auf seinen Scanner. Irgendetwas stimmte hier nicht. Er winkte vorsichtig S'Tom zu, der nicht weit von ihm saß und machte einen fragenden Gesichtsausdruck. Vielleicht konnte der Vulkanier mehr sagen. Schließlich saß er näher an den Fremden und wahrscheinlich konnte S'Tom verstehen, was gesagt wurde. Doch er hatte wohl Tarsons Gesichtsausdruck nicht verstanden und so schlich Peter geduckt zu der ehemaligen Borgdrohne rüber, immer darauf bedacht, ja keinen Lärm zu machen und ständig hinter irgendetwas Schutz zu suchen.

S'Tom hatte die Fremden intensiv beobachtet, als er akustisch darauf aufmerksam gemacht wurde, dass sich ihm jemand näherte. 'Eigentlich macht er es relativ gut, doch bei seinem Training hätte ich einen noch etwas geringeren Geräuschpegel erwartet. Obwohl ihn die Fremden wahrscheinlich selbst bei dieser Lautstärke nicht wahrnehmen werden.'

--- Wald, bei S'Tom

Bei S'Tom angekommen, kauerte er sich neben ihn und flüsterte ihm ins Ohr. "Haben Sie etwas von dem verstehen können, was die da hinten gesagt haben?"

Der Vulkanier hatte mit dieser Frage gerechnet. Er nickte nur kurz und zog dann ein kleines PADD hervor, auf dem er das Gespräch so gut wie möglich mitgeschrieben hatte. Die Drohne hatte ihre verbesserte akustische Wahrnehmungsfähigkeit Großteils verloren, als die meisten Implantate entfernt wurden, aber vulkanische Ohren waren immer noch empfindlicher als menschliche.

Es gab einige kleine Lücken im Text - das Gespräch war sehr leise und in einem seltenen Dialekt gehalten worden -, doch der Inhalt - soweit vorhanden - ließ sich noch leicht erkennen. Person A: Bist du ..... du etwas gehört hast? Person B: Ja, ich hörte jemanden stolpern.... Stimmen .... dieser Richtung hier! Person A: Aber hier ist doch niemand. Person B: Wir müssen aber sicher sein. Es steht.... Spiel! Person A: Vielleicht war es nur ein Tier?! Person B: Wie oft ...... es gibt hier keine Tiere und es wird hier.... nie ... Tiere ... . Person A: Halt, jetzt hab ich auch..... . Schauen wir mal dort drüben nach.

Tarson las das nur sehr gedämpft beleuchtete PADD während der Techniker das langsame, aber sichere Näherkommen der Personen verfolgte. Er stellte vorsorglich seine Waffe auf die höchste Betäubungsstufe und zielte auf Person B. Nur noch wenige Meter trennten sie von seiner Position.

--- Wald

Von ihrer Position aus hatte Cheyenne ein Weile die beiden Männer vor sich beobachtet. S'Tom hatte etwas an seiner Waffe eingestellt und als er zu zielen begann, folgte der Blick der Pilotin dem Lauf seines Phasers. Eine dunkle Silhouette würde in wenigen Sekunden die Position von S'Tom und Tarson passieren - nur mit großer Anstrengung konnte Cheyenne etwas erkennen und sie fragte sich, ob da noch mehr Personen waren.

Vorsichtig rollte sie sich auf den Bauch und begann zu zielen. Zwar musste die junge Frau so einen Teil ihrer Deckung aufgeben, hatte aber nun eine eindeutig bessere Position um etwas zu treffen. Eine weitere Person tauchte in der Dunkelheit auf - doch die Pilotin zögerte noch von ihrer Waffe Gebrauch zu machen. Stumm wartete sie auf die Reaktion der beiden hochgewachsenen Männer, um nicht zu voreilig zu reagieren.

Absolut still und leise atmend lagen S'Tom und Tarson nebeneinander in der Deckung. Beide hatten inzwischen ihre Phaser gezogen und in Richtung der Fremden gerichtet. Eigentlich trennten sie nur noch wenige Meter voneinander und Peter konnte den leisen Atem eines der Unbekannten hören. Klang fast gehetzt. War nur die Frage von wem?

Plötzlich blieb der Fremde stehen. Sofort schaute er den Vulkanier fragend an, der jedoch schaute weiterhin konzentriert aus der Deckung heraus. Peter versuchte, sich lautlos in eine bequemere Position zu rollen, da er die ganze Zeit auf so einem spitzen Ast gelegen hatte und der sich so langsam in seinen Oberschenkel gebohrt hätte. Doch kaum drehte er sich, da zerbrach dieser Ast auch schon unter seiner Last und sofort schallte ein lautes Knacken in dem kleinen Wald, welches sogar die ansässigen Waldgeister aufgeweckt hätte; natürlich nur, wenn auch welche da wären.

Doch es kam anders. Statt der Waldgeister erschien einer der Fremden mit einem Phaser in der Hand über ihm und zielte auf ihn. Und nach dessen Blick zu urteilen, war es wohl nicht so einfach, ihn mit dem eigenen Phaser zu erschießen. Mal davon abgesehen, dass Peter drauf lag. "Aufstehen", sagte der Fremde stattdessen und trat nach Tarson. Doch er war schnell genug, um auszuweichen. Zudem konnte er sich in der gleichen Bewegung auf den Rücken rollen und bekam so den Phaser frei. Kaum hatte Tarson den Fremden im Visier, da drückte er auch schon ab. Wie ein Sack Kartoffeln fiel der getroffene Fremde bewusstlos um und schlug auf dem Waldboden auf. Und zwar viel leiser als Peter vermutet hatte. Anscheinend war er weich gelandet. Wieder zurück bei S'Tom fragte er flüsternd: "Einer weniger. Wo ist der Zweite?"

S'Tom hatte kurz zur Seite geblickt, um Tarson einen Antwort zu geben, als plötzlich der zweite Gegner über den beiden Männern auftauchte und begann, mit einem Phasergewehr herum zu fuchteln. Cheyenne konnte die Reaktion von Tarson und S'Tom nicht genau sehen, doch die Pilotin entschloss sich zu handeln. Kurz hielt sie die Luft an, zielte und drückte auf den Auslöser. Mit einem leisen Zischen traf der gelbe Energiestrahl den Fremden, der nach ein paar Augenblicken wie ein Sack nach hinten kippte und mit einem dumpfen Knall am Boden liegen blieb.

Für ein paar Augenblicke schloss Cheyenne die Augen, um sich zu sammeln - wenn sie etwas hasste, dann auf Lebewesen zu schießen. Auch wenn sie den Gegner nur betäubt hatte. Auf der Suche nach einem weiteren Fremden ließ die Terranerin ihren Blick durch die Nacht schweifen.

Vorsichtig rappelte sich Tarson vom Boden auf, immer darauf bedacht, die beiden Fremden nicht aus den Augen zu lassen. Denn er hatte keine Lust darauf, dass einer der Beiden sich plötzlich bewegte und ihn angriff. Zwar waren Beide betäubt, doch er hatte schon häufiger gesehen, dass ein Betäubungsschuss nicht immer ausreichte, jemanden außer Gefecht zu setzen.

"Mister S'Tom, kümmern Sie sich hier um unsere Gäste", sagte Tarson, während er sich den Staub und den Dreck von den Klamotten klopfte. "Fesseln und Knebeln Sie sie, damit sie nicht Alarm schlagen können. Ich werde mich noch ein wenig umsehen. Nicht, dass noch jemand hier herum läuft, von dem wir nichts wissen." Mit einem Nicken schlich sich Tarson davon.

--- Wald, alleine

Mit kleinen, vorsichtigen Schritten tappte Peter durch das Unterholz. Immer blieb er kurz stehen, scannte mit seinem Tricorder die Umgebung ab und horchte dann in den dunklen Wald hinein. Doch außer dem Wind, der durch die verschiedensten Pflanzen strich, war nichts zu hören. Und auch der Scanner zeigte nichts an. Doch so schnell gab Peter nicht auf. Konzentriert herum starrend ging er weiter und suchte nach irgendwelchen Fremden. Oder vielleicht den Waldgeistern ...

--- Wald

Nachdem Peter verschwunden war, rappelte sich die junge Pilotin auch auf - ein Blick zu Seite zeigt Cheyenne, dass Rekelen ihr es gleich tat. Kurz klopfte die Pilotin auf ihren Mantel, um den Schmutz wieder los zu werden und stapfte dann vorsichtig zu S'Tom. Dieser war schon damit beschäftigt, die zwei Fremden zu fesseln und stumm schaute Cheyenne ihm dabei zu. Nach ein paar Minuten strich sie ihre Kapuze vom Kopf und fuhr sich durch die Haare, um diese ein wenig zu ordnen. Ihren skeptischen Blick ließ sie währenddessen wieder in die Dunkelheit gleiten - langsam begann Cheyenne, es zu bedauern, keinen Tricorder mit genommen zu haben. So musste sie sich ausschließlich auf ihr Auge verlassen, das ihr - wie jedes menschliche Auge - zeitweise einen gehörigen Streich spielte. Seufzend blickte die Terranerin zu S'Tom, der gerade seine Arbeit vollendet hatte. "Und was machen wir jetzt mit den Beiden?"

Irritiert war Rekelen näher getreten und sah S'Tom mit großen Augen an. Warum hatten er und Tarson das getan? Dass Terraner impulsiv handelten, überraschte sie nicht mehr im Mindesten, aber das hier? "Was haben die beiden denn gesagt?", wandte sie sich an S'Tom, da sie aus der Ferne beobachtet hatte, dass er im Getuschel mit Tarson ein PADD gezückt hatte, was nur heißen konnte, dass er das Gespräch mitschrieb. Anklagend sprach sie weiter und wies auf die beiden bewusstlosen Männer:

"Und warum haben Sie das getan? Die haben uns doch nichts getan! So weit wir wissen, haben sie hier..." Sie machte eine auslandende Bewegung, um anzudeuten, was sie alles getan haben könnten. "... vielleicht haben sie hier die örtliche Version von Kaninchen gejagt!" Sie schüttelte den Kopf. Genauso gut hätten sie sich verstecken können, bis die beiden wieder weg waren. Oder auch einen Bogen schlagen. Jemand hier sollte doch wissen, wie man einen Bogen schlug?

Im Augenwinkel bemerkte sie, dass auch Ashok näher gekommen war und missbilligend das Gesicht verzog. Augenblicklich glättete sich ihre Miene. Sie zögerte einen Moment, wog ab und zuckte mit den Schultern. "Andererseits ist das sicherste Vorgehen immer das Vernünftigste."

S'Tom wartete geduldig, bis der Redeschwall der Cardassianerin aufhörte. 'Interessant, dass sich diese Frau so aufregt. So ein Verhalten hätte ich eigentlich mehr von einem Menschen erwartet.' Schließlich schien sie fertig zu sein. "Ms. Morgan, ich werde ihre Frage an letzte Stelle reihen, auch wenn es unhöflich erscheinen mag, aber es erscheint mir die logischere Reihenfolge zu sein."

"Was diese beiden Personen hier im Detail gesagt haben ist irrelevant. Man konnte aus ihren Aussagen jedoch mit Sicherheit schließen, dass sie nicht der barbarischen Beschäftigung der Jagd nachgegangen sind. Und zum "Wieso" ist anzumerken, dass alle anderen Optionen unseren Tod oder unsere Gefangennahme nach sich gezogen hätten."

Der Vulkanier verzichtete auf eine genaue Ausführung der Geschehnisse, auch wenn er auf Grund von Ms. Nars Aussage schließen konnte, dass sie gar nichts mitbekommen hatte. Es gab wichtigeres zu tun. Während des gesamten Gesprächs hatte er die Fremden gefesselt und geknebelt und war jetzt bei der Durchsuchung angelangt. "Um auf Ms. Morgans Frage zurückzukommen, werde ich die beiden nach einer gründlichen Durchsuchung möglichst unauffällig platzieren. Es wäre hilfreich, wenn Sie inzwischen Ms. Phearson holen könnten. Sie soll den beiden Individuen genügend Narkosemittel für 30 Stunden verabreichen."

Mit einem stummen Nicken, das der Vulkanier hoffentlich war nehmen würde in der Dunkelheit, drehte sich die Pilotin um ging zu Megan, die noch etwas abseits stand. "Haben sie ein Narkosemittel dabei?" Bei den Worten der jungen Frau blickte die Trill etwas irritiert auf und sah Cheyenne mit verwundertem Gesichtsausdruck an. "Für unsere zwei Freundchen da drüben!" Ein breites Grinsen legte sich auf Cheyennes Gesicht.

Die Ärztin kam mit einem Hypospray und verabreichte den Fremden das Narkotikum. S'Tom hatte inzwischen seine Durchsuchung abgeschlossen. Neben zwei eher primitiven Partikelwaffen hatten die beiden noch Kommunikationsgeräte, Scanner, Nachtsichtausrüstung und ein unidentifizierbares technisches Gerät mit sich geführt. "Mr. Aures, könnten Sie", hier machte der Vulkanier eine kaum merkbare Gedankenpause, "bitte die Scanner und die Kommunikatoren auf bisherige Aufzeichnungen und Transmissionen überprüfen?"

Er reichte dem Betazoiden die Gerätschaften. "Ich kümmere mich inzwischen um dieses Gerät", wobei er auf das unidentifizierte deutete. S'Tom wandte sich nun an die gesamte Gruppe: "Mr. Tarson befindet sich derzeit schätzungsweise", er blickte kurz auf seinen Tricorder, "519 Meter von unserer Position entfernt und durchsucht vermutlich den Wald nach weiteren Hinweisen. Bis zu seiner Rückkehr werden Mr. Aures und ich die technische Ausrüstung der Fremden untersuchen. Ms. Phearson, Sie könnten in der Zwischenzeit ihre Körper genauer untersuchen. Ms. Nar und Mr. Morgan, Sie könnten inzwischen einen Platz in der näheren Umgebung ausfindig machen, an dem man zwei Personen unauffällig für etwa 30 Stunden verstecken kann."

Der Techniker war sich bewusst, dass er hier keinerlei Kommandoautorität hatte - Mr. Aures stand in der inoffiziellen Hierarchie der Ivory unter anderem höher als er. Aber er hoffte, dass der Rest der Crew dieses Faktum auf Grund seines ... überzeugenden ... Tonfalls ignorieren würde.

Die rechte Augenbraue der Pilotin zog sich bei den Worten der Drohne skeptisch etwas in die Höhe. Aber wie es schien, hatte Tarson nichts dagegen, dass S'Tom begann, in seiner Abwesenheit das Kommando zu übernehmen - sonst würde er sich wohl nicht einfach so von der Gruppe entfernen, ohne Anweisungen zu erteilen. "Hm, und wir sollten nachher noch unsere Spuren beseitigen - hier sieht es im Moment aus, als wären ein paar Elefanten durch den Wald gehüpft!" Cheyennes Blick fiel auf den Boden, der um die beiden Gefangenen herum nun ziemlich niedergetrampelt war. Die Ranken und das spärliche Gras würden Stunden brauchen um sich wieder auf zu richten.

Megan trat vorsichtig an die beiden Männer heran, irgendwie taten sie ihr ja leid. Die beiden schienen zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein. Megan fragte sie, was dieser S'Tom wohl meinte als er sie zur genaueren Untersuchung der Körper abstellte. Sie beugte sich zu den beiden herunter und betrachtete die gleichmäßigen Atemzüge. Die Waffen waren den beiden abgenommen worden und dank dem Betäubungsmittel waren sie für eine recht lange Zeit außer Gefecht gesetzt. Megan machte sich nur Sorgen, dass die beiden hier wenn sie aufwachen würden ziemlich unterkühlt sein würden. Und das war noch positiv gedacht, sie schürzte ihre Lippen. "Wir sollten sie auf jeden Fall irgendwo verstecken, wo sie nicht weiter geschädigt werden", sagte Megan bestimmend und stand langsam wieder auf.

Cheyenne hatte sich bei den Worten der Trill abgewandt und entfernte sich ein paar Schritte von der Gruppe. Stumm blickte die Terranerin eine Weile in die Dunkelheit und hing ihren Gedanken nach. Nach ein paar Minuten nahm sie in einiger Entfernung ein leises Rascheln war und instinktiv spannten sich die Muskeln der jungen Frau - um festzustellen, dass es Tarson war, der wohl seinen Rundgang beendet hatte. Mit einem knappen Nicken und einer stummen Handbewegung signalisierte er Cheyenne, wieder zurück zur Gruppe zu kommen. In Richtung von Ashok und Lestat brummte er etwas doch recht unverständliches - beide setzten sich daraufhin in Bewegung und ein paar Augenblicke später hatte sich die ganze Gruppe bei den zwei Gefangenen eingefunden.

--- Wald, ein Stück entfernt

Rekelen ihrerseits hatte sich ein Stück in den Wald entfernt und sah sich vorsichtig um. Ihrer Theorie nach konnten sich in einem Wald, in dem zwei aufmerksame Männer herum liefen, noch viel mehr herumlaufen. Gut, niemand hatte ihnen etwas getan, und niemand konnte ihr sagen, warum genau diese beiden jetzt eine Gefahr darstellten. Sie wusste ja nicht, wie es den anderen aus ihrer Gruppe ging, aber sie pflegte sich nicht mit einem "Es ist einfach so" abspeisen zu lassen.

Aber gut, vielleicht hatte sie ihre größtenteils terranischen Begleiter auch bisher einfach überschätzt. Was sollte das schon heißen, eine Begegnung mit denen hätte sicher mit ihrem Tod geendet? Ihr fiel kein Grund ein, warum jemand sie töten sollte. Immerhin war es nicht gerade verboten, auf diesem Planeten zu landen. Kopfschüttelnd griff sie ihre Waffe fester und ging noch ein Stückchen weiter in den Wald hinein. Die kleine Gruppe hatte sie mittlerweile hinter sich gelassen. Und dieser Raji zog es wohl vor, zu schweigen. Gut, es gab angesichts solcher Chaoten auch nicht viel zu sagen, aber trotzdem hätte er ja Partei ergreifen können. Auf Cardassia Prime drückte sich jedenfalls niemand darum, Stellung zu beziehen.

Die Bajoraner hatten ihrerseits wenigstens Mut und Zähigkeit bewiesen und sich als lohnende Forschungsobjekte herausgestellt. Aber diese Terraner... Während sie sich umsah, versank Rekelen einen Augenblick in Gedanken. Vor ihrem inneren Auge kristallisierte sich ein hochgewachsener, gutaussehender cardassianischer Offizier heraus, der eine Gruppe geschlagener terranischer Gefangener abführen ließ.

"Bewaffneter Überfall auf eine Jagdgesellschaft des Ministers", hörte sie in ihrem Kopf einen zweiten Offizier sagen und etwas auf sein PADD tippen, während sie über eine Wurzel sprang. Ein guter Anfang. Und dann konnte sie nach dem Prolog in der Zeit zurückspringen und die Geschehnisse vom Abflug des Shuttles an aufrollen. Terranische Literatur bediente sich gerne zeitlicher Sprünge...

Als sie weiter vor sich Geräusche vernahm, blieb die Cardassianerin stehen und kehrte abrupt in die Realität zurück. Vorsichtig duckte sie sich etwas, entsicherte vorsichtshalber ihren Phaser und schlich sich ein paar Meter weiter nach vorne, um vorsichtig um einen Baum herum zu spähen. Nicht weit entfernt standen vier außerirdische Männer und Frauen und unterhielten sich. Jeder von ihnen war bewaffnet; ihre Spezies kannte sie nicht. Ein Stück entfernt warteten weitere Aliens, die sich aufgrund ihrer Ausrüstung deutlich als Wachen einordnen ließen. "Sie müssen irgendwo da drüben sein", sagte eine der Frauen gerade und zeigte vage in die Richtung, aus der Rekelen gekommen war. "Ich hab sie ja noch dorthin geschickt."

"Wahrscheinlich sitzen sie irgendwo und ruhen sich aus. Faules Pack", knurrte ein anderer, und der dritte, ein ungewöhnlich hochgewachsener Mann, winkte ab. "Unsinn. Sie wissen, dass es hier vor Gesindel nur so wimmelt, und wenn ich Ihnen sage, dass jeder, der diesen Wald durchquert, gefangen genommen werden soll, tun sie das auch. Wo kommen wir da hin, dass sich permanent jemand auf meinem Grund und Boden rumtreibt... das hier ist heiliger Boden, mein heiliger Boden..." Er knurrte absolut unheilig.

Rekelen schluckte und kam erstmals auf die Idee, dass sie besser verschwinden und ihre Leute benachrichtigen sollte. Vorsichtig sah sie sich um, doch niemand hatte sie bemerkt, und solange die Vier mit ihren Leuten dort standen und sich nicht verteilten, hatte sie eine gute Chance, unbemerkt abhauen zu können. Darauf bedacht, keine unnötigen Geräusche zu verursachen, glitt sie in den Schatten der Bäume und entfernte sich vorsichtig. Als sie weit genug entfernt war, die Fremden selbst nicht mehr zu hören, begann zu sie rennen.

--- Wald, bei den Gefangenen

"Da seht ihr, was ihr angerichtet habt!", fauchte sie und unterbrach Megan, die sich wohl gerade an S'Tom gewandt hatte und noch ein Hypospray in der Hand hielt. Verwirrte Augen sahen sie an. "Da drüben stehen ungefähr ein Dutzend bewaffneter, primitiver Aliens, die jeden Moment den Wald auf der Suche nach ihren Kameraden auf den Kopf stellen werden" Anklagend wies sie auf die beiden bewusstlosen Männer, die mittlerweile leidlich gut von einem Busch verdeckt unter einem Vorsprung lagen. "Und wenn sie uns finden, dann werden sie uns mit absoluter Sicherheit töten. So viel zu der hirnrissigen Idee, die beiden mal eben niederzuschießen, anstatt sich einfach verborgen zu halten..." Sie gestikulierte mit ihrem Phaser.

"Also nichts wie weg. Diese Bar kann ja nicht mehr weit sein..." Die Cardassianerin wartete kaum ab, bis Tarson noch einen kritischen Blick auf die Bewusstlosen geworfen hatte und nickte. "Also gut", ohne jemandem Zeit zum Widerspruch zu lassen - in dem diese Leute höchst geübt waren, wie Rekelen in Gedanken zynisch feststellte - winkte er sie los. Ungeduldig packte die Cardassianerin Megan, die ihr nicht schnell genug war, am Arm und zog sie mit sich. Die anderen hatten es nicht so eilig, aber wenigstens setzten sie sich in Bewegung. Bald ließen sie den Ort des Geschehens hinter sich, und nach wenigen Minuten konnten sie sehen, dass sich der Wald vor ihnen lichtete.

Als Peter den Rand des Waldes erblickte, blieb er stehen, duckte sich hinter einen großen Busch und zückte seinen Tricorder. Kurz scannte er die nähere Umgebung und klappte dann das Gerät zufrieden zu. Zu den Anderen sagte er leise: "Wir haben die Fremden abgewimmelt. Trotzdem müssen wir jetzt vorsichtig sein. Denn wenn die ihre Kameraden finden, dann sind sie gewarnt. Also, versuchen Sie, absolut unauffällig vorzugehen. Übrigens", fügte er noch hinzu, "es sind noch etwa 1000 Meter bis zu der Siedlung. Hinter dieser kleinen Anhöhe da vorne befindet sie sich." Er wartete kurz, warf noch einmal einen kurzen Blick zur Anhöhe und zurück in den Wald und wandte sich dann wieder zu seinem Außenteam. "Jetzt müssen wir nur noch überlegen, wie wir ungesehen in die Stadt kommen. Einfach so rein spazieren wird nicht klappen. Hat jemand einen Vorschlag?"

--- am Waldrand

Cheyenne blickte sich skeptisch um und ließ ihren Blick über die Umgebung wandern. Die Nacht wurde durch die zwei Monde erhellt, die wenigstens ein bisschen Licht spendeten, um etwas zu erkennen. Der Wind, der nach ihrer Ankunft so über die Ebene gepeitscht war hatte mittlerweile nachgelassen - nur ein laues Lüftchen war noch zu spüren. Kurz legte die Pilotin den Kopf in den Nacken und betrachtete den Himmel.

Dann schritt sie zielstrebig auf Tarson zu, packte seine Hand, in der er den Tricorder hielt und zog ihn sanft, aber bestimmt etwas zur Seite, damit sie auch eine Blick darauf werfen konnte. Mit der noch freien Hand tippte sie flink auf die kleine Eingabefläche, bevor Tarson auf die Idee kommen konnte seinen Arm wieder weg zu ziehen. "In etwa fünf Minuten zieht wohl ein Gewitter auf - könnte ziemlich nass werden, aber mit den aufziehenden Wolken dürfte es auch noch dunkler werden, wenn die Monde verdeckt werden."

Bei diesen Worten liess sie Tarsons Arm los. "Wenn wir nicht gerade die Hauptstraße nehmen und im Schutz der Hausmauern bleiben, dann könnten wir unbemerkt blieben."

Tarson hätte beinahe laut was gesagt vor Überraschung, als Cheyenne sich seine Hand samt Tricorder gegriffen hatte um den Wetterbericht abzufragen. Wieso konnte die Frau nicht ihren eigenen Tricorder nutzen. Vorsichtig schaute er an ihr herunter, doch er konnte nirgends einen Tricorder finden. Gut, das galt wenigstens etwas als Entschuldigung. Doch sie hätte ihn auch einfach fragen können, anstatt einfach seinen Arm fast abzureißen. Doch jetzt, wo sie anscheinend fertig war, zog er schnell seine Hand zurück, verpackte seinen Tricorder und steckte die Hände in die Taschen. Nur zur Sicherheit. Das sie nicht wieder dran packte. Er räusperte sich kurz und sagte dann:

"Miss Cheyenne, ich stimme Ihnen da voll und ganz zu. Wir sollten genau so handeln. Nur sollten wir uns beeilen. Ich habe keine Lust, nach der Sanddusche vorhin auch noch nass zu werden. Also, Sie gehen vor. Sie kennen ja jetzt den besten Weg, oder?"

Rekelen tauschte einen missvergnügten Blick mit Megan, die ebenfalls von der Aussicht auf Regen nicht begeistert zu sein schien. Ein weiterer Blick, diesmal zum Himmel, verriet ihr, dass sich am Horizont bereits dichte Gewitterwolken sammelten. Zwar begrüßte sie kurze, warme Schauer oder hohe Luftfeuchtigkeit, aber von beidem konnte ja hier keine Rede sein. In guten Büchern regnete es jedenfalls nie, wenn der Showdown begann. Es sei denn, alle Helden befanden sich drinnen und die Blitze konnten ihre Gesichter dramatisch beleuchten. Die Cardassianerin schaute noch hinter sich, ob alle sich versammelt hatten, dann wartete sie auf Cheyenne.

Die junge Pilotin war auf den Kommentar des Sicherheitschefs nur mit einem leichten Nicken eingegangen - die Anrede "Miss Cheyenne" hatte sie überhört - und begab sich nun, an Rekelen und Megan vorbei, an die Spitze der Truppe. Kurz warf sie noch einen prüfenden Blick über die Schulter und marschierte dann zügig voran. Ihre Leute schienen es wohl mit ihrer Abneigung gegen den Regen ernst gemeint zu haben, denn überrascht stellte die Terranerin fest, dass die ganze Gruppe eng zusammen blieb und motiviert hinter ihr her stapfte.

Ein kräftiger Donner ließ die junge Frau für ein paar Sekunden zusammen zucken. Ein breites Grinsen legte sich jedoch dann auf Cheyennes Gesicht - oft war sie in ihrer Jugend in den Bergen in ein Gewitter gekommen und teilweise auch gezwungen gewesen aufgrund von starkem Regen den Abstieg ab zu brechen und in einer Höhle Schutz vor den Naturgewalten zu suchen. Kurz atmete sie tief ein und genoss das Gefühl an ihre Jugend erinnert zu werden. --- Siedlung Nach circa 5 Minuten hatten sie die ersten Häuser der kleinen Siedlung erreicht und die Terranerin drückte sich mit dem Rücken an eine kalte Hausmauer. Die ersten Regentropfen fielen schwer auf ihren dunklen Mantel. "Alles in Ordnung - bis hier her?" Ihr fragender Blick schweifte durch die Runde, als der Letzte an der Hausmauer angekommen war.

Eng an die Wand des Hauses gedrückt versuchte Peter, dem aufkommenden Regen zu entgehen. Doch schon nach kurzer Zeit schüttete es dermaßen vom Himmel herab, dass jeder Versuch, wenigstens ein wenig trocken zu bleiben, so unmöglich erschien, wie wenn man einen Klingonen dazu überreden könnte, sich einen Tribble als Haustier zu halten.

Beinahe grotesk wirkte die Situation. Alle standen hier im Regen herum, schauten mehr oder minder grimmig aus der inzwischen pitschnassen Wäsche und warteten darauf, dass endlich jemand was sagte. Doch das würde Peter jetzt übernehmen. "Ja Cheyenne, alles klar. Nur hätten Sie vielleicht einen trockeneren Ort für diese Frage suchen können", bemerkte er spitz, während er sich in Bewegung setzte. Denn er hatte keine Lust, ewig hier herum zu stehen und drauf zu warten, dass er eine Erkältung bekam.

"Laut meinen Tricorder", den er schnell hervor gezaubert hatte, "ist unser Ziel gleich da vorne um die Ecke. Bewegen Sie sich also ganz normal", sagte er. 'Und wenn jemand fragt, sind wir Kanalreiniger auf dem Weg zu unserer täglichen Betriebsversammlung', dachte er sich dann noch dazu, während er leicht schmunzelte. Er bog um die nächste Ecke und schon erkannte er die Kneipe. Sie war im Gegensatz zu den anderen Gebäuden etwas heller beleuchtet und pries mit verschiedenen Werbetafeln alle möglichen Dinge an. Peter schaute sich kurz um und stellte sich dann unter ein Vordach. Er wartete, bis die Anderen ihm gefolgt waren und fragte dann: "So, hat jetzt jemand noch etwas, bevor wir die Kneipe betreten?"

Etwas geknickt hatte sich die junge Pilotin als letzte von der Hausmauer abgestoßen - für sie war Peters Kommentar vollkommen sinnlos gewesen. Die nächste Möglichkeit sich unterzustellen ohne nass zu werden wäre die Kneipe selbst gewesen - und was hätte es für ein Bild gegeben, wenn eine fremde Gruppe aus dem Nichts aufgetaucht wäre und dann fast rennend geradewegs auf das Haus zu gesteuert wäre? Und nass wären sie so oder so geworden ...

"Der Wind dreht sich ...", grummelte Cheyenne als Antwort auf Tarsons Frage. Ein kräftiger Windstoß pfiff bei ihren Worten unter das Vordach, ließ die alten Holzbalken leise vor sich hin stöhnen und katapultiere den kalten Regen in ihre Gesichter. Die Terranerin könnte sich ein leichtes, schadenfrohes Grinsen nicht verkneifen, als sie Tarsons (nassen) Blick vernahm. An ihm vorbei schiebend griff Cheyenne nun nach der Klinke der Eingangstür und betrat die kleine Kneipe.

--- Kneipe

S'Tom betrat die Kneipe direkt hinter Ms. Morgan und Mr. Tarson. Der Anblick, der sich bot, war nicht weiter überraschend: Eine mangelhafte Beleuchtung, geflüsterte Konversationen zwischen verhüllten Gestalten an kleinen Tischen und eine ansehnliche Bar mit großer Auswahl an legalen und illegalen Suchtmitteln. Der Agent hatte auf dem Weg hierher ständig einen kleinen Scanner laufen gehabt, um neue Daten über den Planeten zu liefern, auch wenn die Genauigkeit mit der Entfernung drastisch abnahm und er somit nur den Bereich um die Kneipe genau erfassen können würde. Sehr nützlich für den Geheimdienst würde sich auch das kleine schwarze Gerät erweisen, dass der Techniker den beiden Fremden abgenommen hatte.

Es hatte sich als eine Art Datenspeicher erwiesen, der Material enthielt, mit dem man einen relativ großen Schmugglerring in der Föderation auffliegen lassen könnte. S'Tom erblickte in einer Ecke der Bar schließlich ein Terminal. Er deutete Tarson die Stelle an und machte sich durch das Labyrinth von Tischen auf den Weg. Währenddessen hörte er ein paar Konversationen mit, doch in der kurzen Zeit hörte der Vulkanier keine wirklich großen Geschäfte heraus, die aufzeichnungswürdig gewesen wären. Beim Terminal angekommen fing der Techniker an, einen abhörsicheren und nicht nachvollziehbaren Komlink zur Ivory aufzubauen.

Die Pilotin war, nachdem S'Tom mit Tarson zielstrebig auf den Terminal zu gesteuert hatte, ein paar Schritte nach links gegangen um es auch dem Rest der Gruppe zu ermöglichen in die Kneipe einzutreten. Nachdem Lestat als letzter den Raum betreten hatte, steuerte Cheyenne auf einen leeren Tisch, der teils im Schatten eines eigenwilligen Vorbaus stand, auf der anderen Seite des Raumes zu.

--- an einem Tisch

Den Blick prüfend durch den Raum schweifend setzte sich die Terranerin an die wohl dunkelste Stelle und wartete auf den Rest.

--- Kneipe, Terminal

Tarson stellte sich unauffällig hinter S'Tom, schaute ihm gelegentlich über die Schulter, während dieser versuchte, einen geheimen Kommunikationskanal zur Ivory zu etablieren. Die andere Zeit über schaute sich Peter in der Kneipe um. Es war einer dieser normalen Hinterhofkneipen, schlecht beleuchtet und von zweilichtem Gesindel besucht, das ihre Hauptzeit wohl damit verbrachten, irgendwelche Leute auszunehmen oder schlimmer noch, Mordpläne oder so zu erstellen. Peter war es egal, so lange es in keinem dieser Pläne um ihn ging.

Er konzentrierte sich wieder auf S'Tom und dessen Versuch, die Ivory zu erreichen. Anscheinend waren die Sicherheitseinrichtungen hier ziemlich stark, denn der Vulkanier brauchte ziemlich lange, um den Uplink mit der Ivory zu erreichen. Doch das sagte Peter natürlich nicht. Er hatte keine Lust, einen gekränkten Vulkanier hier zu haben. Als dann endlich das Gesicht von Classic auf dem Monitor erschien, atmete Peter fast auf. Auch wenn er Classic nicht ausstehen konnte, jetzt war er beinahe froh, ihn zu sehen. Schnell ging er näher an das Terminal heran, um alles von Classic mitzubekommen.

Die von S'Tom etablierte Verbindung hielt auch Classics zweiter, eingehender Überprüfung stand; der Vulkanier hatte ganze Arbeit geleistet, und der Geist aus der Flasche machte sich eine elektronische Notiz, das bei Gelegenheit näher zu ergründen. Classics Stimme klang etwas gedämpft aus den Lautsprechern, um ungebetenen Zuhörern das Leben etwas schwerer zu machen:

"Willkommen auf Omicron, meine Herren. Ich hoffe, es gab auf dem Weg in die Bar keine größeren Zwischenfälle, denn je später Sie damit beginnen, Aufsehen zu erregen, desto besser. Vorneweg eine gute Nachricht: Der von S'Tom aufgebaute Komlink ist stabil, exzellent verschlüsselt und ich bin bereits dabei, mir ausgehend von diesem Terminal eine neue, davon unabhängige Verbindung zu schaffen. Nicht, dass der Barkeeper sich wundert, warum Sie bei einem noch aktivierten Komlink die Bar verlassen. In ein paar Minuten können wir uns wieder regulär über Ihre Kommunikatoren unterhalten. Ich habe bereits mit den Sensoren die Umgebung der Forschungseinrichtung abgetastet."

Bei diesen Worten erschien eine schematische Darstellung des Komplexes auf dem Display. Je zwei rote, dicht beieinanderliegende Punkte waren momentan am südlichen und am nördlichen Rand zu sehen, wie sie das Gelände umkreisten. "Wie Sie sehen, sind auf dem Gelände, neben den üblichen elektronischen Maßnahmen", eine Liste erschien oben links auf dem Schirm, "zwei Patrouillen unterwegs. Es sollte Ihnen also bei geschicktem Timing nicht schwer fallen, in den eigentlichen Komplex einzudringen. Ich bin derzeit dabei, nähere Informationen über das Innere der Anlage zu beschaffen, das sollte sich jetzt mit dem direkten Zugriff auf das planetare Datennetz leichter gestalten. Ich denke, dass ich Ihnen in fünf bis zehn Minuten mehr sagen kann. Bis dort sollte ich auch einen alternativen Kanal etabliert haben, so dass Sie nicht mehr von diesem Terminal abhängig sind."

Tarson nickte zufrieden und schaute zu S'Tom herunter. Der hingegen zeigte keine Regung. Wie versteinert starrte er auf Classic herunter. Anscheinend mochte der Ex- und wieder Vulkanier keine Komplimente. Okay, Komplimente von einem in einem Computer lebendem Wesen an einen ehemaligen Borg ... da würde Peter wahrscheinlich auch nicht erfreut sein.

"Okay, S'Tom, halten Sie hier die Stellung. Ich werde zu den Anderen rüber gehen und Sie schon mal auf den neuesten Stand bringen. Wenn Sie hier fertig sind, kommen Sie ebenfalls herüber. Classic, wir hören uns ja dann", sagte er und verabschiedete sich dann mit einem Nicken. --- an einem Tisch Peter ließ sich auf einen der freien Stühle nieder und informierte dann die Anwesenden. Die nahmen es schweigend auf und so wartete Peter auf S'Tom. Da fiel ihm etwas ein. "Hat schon jemand was zu trinken bestellt?"

Tarson hatte seinen Satz kaum ausgesprochen, als ein merkwürdiger Außerirdischer am Tisch auftauchte. "Was wollen Sie?", blaffte er schroff in die Runde. Ein leichtes Schmunzeln legte sich auf das Gesicht der Pilotin während sie sich gemütlich in ihrem Stuhl zurück lehnte und somit endgültig vom Dunkel eingehüllt wurde.

Nach und nach gaben alle ihre Bestellungen ab und als sie grad fertig waren, war der seltsame Barmann auch wieder verschwunden. 'Seltsamer Kauz', dachte Tarson und schaute sich dann wieder um. Anscheinend schien sich niemand für sie zu interessieren, denn alle waren in ihre eigenen Gespräche vertieft und vermieden den Blickkontakt mit anderen. Gut, Peter hatte gedacht, sie würden hier auffallen wie ein bunter Hund. Doch ihre Tarnung schien besser zu funktionieren, als sie erwartet hatten.

Vorsichtig warf er einen Blick auf die Uhr. So langsam musste S'Tom und Classic doch fertig sein. Er versuchte, zu dem Terminal zu sehen, doch eine große hässliche Pflanze versperrte ihm die Sicht. Verwundert schaute er sich dieses Gewächs genauer an. So eine Art von Pflanze hatte er noch nie gesehen. Sie ähnelte irgendwie einer Art von der Erde, doch genau zuordnen konnte er es nicht. Doch solange dieses Ding nicht nach im schnappte, war es ihm egal. Wieder schaute er auf die Uhr, als plötzlich wieder dieser Kellner da war und die Getränke mit einem Knall auf den Tisch stellte. Dass dabei weder ein Glas zu Bruch ging noch etwas verschüttet wurde, grenzte fast an ein Wunder. Doch ein Wunder war, dass dieser Typ immer noch da war. Tarson hätte erwartet, dass er wie eben gleich wieder verschwinden würde, doch er stand abwartend neben dem Tisch. Es dauerte ein paar Sekunden, bis Peter begriff.

"Oh, natürlich", sagte er und suchte in seinem Mantel nach etwas bestimmten. Nachdem er es gefunden hatte, bezahlte er die Getränke und schwups ... der Barmann war wieder weg. "Aha", konnte Peter da nur sagen. "Na dann Prost." Er hob das Glas und wartete auf die Anderen.

Ungeduldig nippte Rekelen an ihrem Wasser. Sie hatte sich nicht so recht getraut, etwas Cardassianisches zu bestellen, weil sie nicht wusste, wie gerne gesehen oder üblich ihr Volk auf diesem Planeten war. Wenn sie sich die verstohlenen Gestalten an den anderen Tischen ansah, war es aber wirklich egal. Auf ihrem Stuhl herum rutschend, warf sie einen Blick auf S'Tom, der wie üblich völlig unbewegt am Terminal stand und mit Classic konferierte, oder was auch immer er gerade tat. Nun fiel ihr Blick ebenfalls auf die Pflanze, die Tarson beäugt hatte, und ihre Augen wurden groß.

"Das ist ja eine bajoranische Pflanze!", stellte sie verwundert fest. Sich an dem Sicherheitschef vorbei beugend, griff sie nach einem der Blätter und riss es ab. "Ich habe vergessen, wie sie heißt", wandte sie sich erklärend an die anderen, während sie das Blatt ansah. "Aber es wundert mich, dass sie mitten in einer Kneipe steht. Für Humanoide sind ihre Blätter extrem giftig und sehr gefährlich, weil sie überall wachsen, gut schmecken und essbar aussehen... wie cardassianische Salate. Das Militär hat sie auf Bajor praktisch ausgerottet, weil die Gefahr bestand, dass jemand sie damit vergiftet." Gedankenverloren brach sie ein paar weitere Blätter von den Ästen und verstaute sie in ihren Taschen. Sie würden in den nächsten Stunden nicht schlecht werden, bis sie sie auf der Ivory lagern konnte. Mancherorts würde Tante Monserat für sie einen guten Preis erzielen.

Während Rekelen noch mit den Blättern beschäftigt war hatte die Pilotin begonnen an ihrem Tee zu nippen, der für ihren Geschmack eigentlich nur nach heißem Wasser schmeckte und nicht nach Pfefferminze. Enttäuscht stellte sie die Tasse wieder auf den Tisch und warf nun auch einen Blick zu S'Tom. Für einen kurzen Augenblick betrachtete sie seine Gestalt und ließ dann ihren Blick in Richtung der Eingangstür schweifen, durch die sie gekommen waren. Eine weitere Gruppe hatte diese soeben durchschritten und drängten sich nun mit einem lauten Gebrüll und gut bewaffnet in den Innenraum der Kneipe. Schlagartig wurde es in der Gaststätte still.

Ein Alien, mit einer Art von schwerem Phasergewehr beladen, stapfte an den verwunderten Gästen vorbei an die Theke und schnauzte missmutig den Barkeeper an. "Zwei meiner Leute wurden draußen im Wald hinterrücks überwältigt, wir haben sie gefesselt und betäubt im Gebüsch gefunden ...", hallte es durch den Raum. Ungelenk drehte er sich um und lehnte sich an die Schenke. "Irgend jemand, der sich dafür verantwortlich fühlt?", die barschen Worte des Fremden ließen die Pilotin erschaudern und in ihrem Magen krampfte sich etwas zusammen. Mit der Wut der Fremden über das Auffinden ihrer bewusstlosen Männer war eindeutig nicht zu scherzen. Rekelen, die neben Cheyenne saß unterdrückte ein Fluchen.

"Vielleicht stehen die auf so was", tönte es irgendwo aus einer Ecke der Kneipe, gefolgt von lautem Gelächter. Doch anscheinend verstand der Alien mit dem Phasergewehr keine Scherze, denn innerhalb von Sekunden änderte sich seine Gesichtsfarbe von sowieso schon rot in nicht mehr beschreibbar rot. Wie ein wildgewordener Dämon stürzte er los, hielt direkt auf den Tisch zu, wo Tarson und der Rest des Teams saßen und bog dann im letzten Moment ab.

Nur leider in die falsche Richtung. Denn da stand die große bajoranische Pflanze im Weg. Doch das interessierte den Typ anscheinend nicht. Ein kräftiger Hieb und die Pflanze flog durch die Luft. Erst ein Pfeiler, der die Zimmerdecke stützte, bremste den Strauch und unter lautem Scheppern verteilten sich das Gewächs, der Topf und die Erde durch den Raum. Meckerndes Gemurmel von Getroffenen war zu hören, doch ein Blick des Aliens genügte, um absolute Stille einkehren zu lassen. Dann war er an dem Tisch angekommen, von dem der dämliche Kommentar gekommen war.

Mit dem Gewehr im Anschlag begutachtete er jeden der Anwesenden, wohl darauf wartend, dass sich irgendjemand für den Spruch verantwortlich zeigte. Doch es herrschte weiterhin Stille. Erst als an einem anderen Tisch jemand aufsprang und in einem wahnsinnigen Tempo aus der Kneipe rannte, kam wieder Leben in den Raum. Der Kopf des Aliens zuckte herum, wurde noch roter und dann war nur noch unverständliches Gebrüll zu hören. Das einzige was Tarson verstand, war irgendwas mit "Fasst ihn". Und schon rannten der Alien und seine Kollegen hinter dem Ausreißer her. Die Tür schlug zu und wieder war Ruhe. "Puh", stöhnte Peter im Flüsterton. "Das war knapp."

Cheyenne schluckte den Kloss, der sich während der letzten paar Sekunden in ihrem Hals gebildet hatte, erleichtert runter und atmete leise aus. Ihre rechte Hand, die instinktiv zu ihrem Phaser gewandert war, legte sie nun bewusst wieder auf den Tisch und griff mit der Anderen nach ihrer Teetasse. "Da haben Sie verdammt Recht!", antwortet die Pilotin dann genauso leise während sie sich mit den Ellbogen auf dem Tisch abstützte. "Ich bin dafür, dass wir hier so schnell wie möglich verschwinden!" Megan und Lestat nickten stumm. "Wie lang braucht S'Tom denn noch?"

--- Kneipe, Terminal

S'Tom hatte den Großteil seiner Aufmerksamkeit auf das Terminal gerichtet gehabt, da Classic ein Problem mit einem der Sicherheitssysteme bekommen hatte, die vom Schiff aus nicht zu umgehen waren. Nach dieser Assistenz hatte er dann auch noch die taktischen Daten in zwei PADDs und seinen persönlichen Scanner geladen. Als die Fremden den Raum betreten und ihr Anliegen vorgetragen hatten, hatte sich der Vulkanier in den tiefen Schatten neben dem Terminal zurückgezogen und seine Hände unmerklich in Richtung seiner Phaser bewegt.

'Wir hätten nicht so voreilig den Wald verlassen sollen. Mit nur etwas mehr Zeit hätten wir die Fremden gut verstecken, ihre Lebenszeichen maskieren und die Spuren verwischen können. Und damit wäre diese Situation nicht zustande gekommen.' Als der Zorn des Aliens aber auf ein falsches Opfer gelenkt wurde, ging der Vulkanier in eine entspanntere Stellung. Er wartete im Schatten, sich vor den Trümmern der Pflanze kurz duckend, ab, bis die Gruppe wieder verschwunden war. Danach machte sich der Techniker ruhigen Schrittes auf zum Tisch, an dem sich die Crew der Ivory versammelt hatte und setzte sich auf einen freien Stuhl. Eigentlich bevorzugte S'Tom eine stehende Position, aber damit wäre er in dieser Kneipe sicherlich aufgefallen. "Classic hat eine stabile und sichere Zweitverbindung aufgebaut, Kommunikation ist nun wieder jederzeit möglich." Während die ehemalige Drohne das sagte, legte sie auch noch die beiden PADDs auf den Tisch, eines zu Tarson, das andere in der Mitte.

--- an einem Tisch

Peter griff nach dem PADD, studierte kurz dessen Inhalt und reichte es dann weiter, damit alle wussten, womit sie es zu tun hatten. Auch wenn es ihm nicht behagte. Aber schließlich waren sie hier, um das zu tun. Während er darauf wartete, dass alle die Informationen gelesen hatten, trank er von seinem vorhin bestellten Getränk und beobachtete den Wirt dabei, wie der damit begonnen hatte, das Chaos ein wenig aufzuräumen, welches im Moment in seiner Bar herrschte. Überall war die bajoranische Pflanze verteilt und so wie es aussah, würde es wohl eine Weile dauern, bis alle Spuren des "Kampfes" beseitigt waren. Er drehte sich zurück zum Team um und stellte fest, dass soweit alle fertig waren.

"Okay, ich denke, wir sollten aufbrechen. Sie wissen nun alle Bescheid und sobald wir hier raus sind, können wir uns mit Classic besser unterhalten. Oder hat sonst noch jemand eine Frage?"

Ein allgemeines Kopfschütteln der Anwesenden war die Antwort auf Tarsons Frage und mit einem zufriedenen Nicken stand Cheyenne vorsichtig auf. Die anderen taten es ihr gleich und wenige Augenblicke später befand sich die Ivorycrew wieder vor der Eingangstür - im strömenden Regen. Ein missmutiges Brummen kam über die Lippen der Terranerin, als sie die Kapuze über ihren Kopf stülpte. "So, wohin?"

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