Ivory Chronik 10

Tödliche Erdbeeren

--- Siedlung

Die ehemalige Drohne glaubte kurzfristig, sich verhört zu haben, aber das war nicht der Fall. Ms. Morgan hatte tatsächlich nach dem Weg gefragt, obwohl sie erst vor zwei Minuten (und 16 Sekunden) konzentriert einen detaillierten Plan angesehen hatte. Sie hatte mit einer Wahrscheinlichkeit von 99.98 Prozent zwar kein fotographisches Gedächtnis, aber dennoch hätte sie fähig sein müssen sich eine allgemeine Richtung einzuprägen.

Stumm ging S'Tom an die Spitze der Gruppe und führte gemeinsam mit Mr. Tarson - der sich anscheinend als einziger den Plan ausreichend eingeprägt hatte - die Truppe im immer noch strömenden Regen durch die engen und teils schmutzigen Gassen der Siedlung. Der Vulkanier hatte Probleme, den intensiven Geruch des Abfalls zu ignorieren. In mittlerem Tempo, einige Crewmitglieder inzwischen komplett durchnässt, durchquerte die Mannschaft der Ivory fast die ganze Siedlung, um zum Missionsziel zu gelangen.

Rekelen hatte nur einen flüchtigen Blick auf den Plan werfen müssen, um ihn sich einzuprägen. Immer wieder hatte sie sich in der Vergangenheit über das schlechte Gedächtnis von anderen Spezies des Quadranten gewundert, heute jedoch war sie zu beschäftigt mit dem Regen, als dass es ihr weiter aufgefallen wäre.

Grimmig schlang sie den Mantel, der glücklicherweise die meisten Tropfen abwies, enger um ihren Körper und stapfte hinter S'Tom her.

Wenig später kam ein großes, modernes Gebäude in Sicht, das zwar schon einige Jahre hier zu stehen schien und deutliche Verwitterungsanzeichen aufwies, allerdings dennoch einen Kontrast zu der eher primitiven Siedlung darum herum stand. Tatsächlich erkannte sie, als sie sich näherten, dass der dichte Regen ihr den Blick auf weitere Teile der Einrichtung verwehrt hatte, dass es sich um einen kleinen Komplex verschiedener Gebäude handelte, von denen das Größte den Mittelpunkt zu bilden schien.

Unruhig sah sie sich um, konnte aber nicht viel erkennen. Hierher kam also das merkwürdige Wesen, das Besitz von ihrem Computer ergriffen hatte und einmal ein normaler Mensch gewesen war - von einigen Modifikationen abgesehen, die ihn eher zu einem Stück Hardware machten. War Classic hier aufgewachsen oder nur hergekommen, um sich ... nun ja, aufrüsten zu lassen? Hatte er sich diesem Eingriff freiwillig unterzogen oder war er ein bloßes Opfer? Die Cardassianerin fürchtete den Mann etwas und neigte dazu zu glauben, dass er zu allerlei fähig sei, andererseits aber ahnte sie, dass so manche Vorkommnisse aus einem normalen Menschen einen niederträchtigen Erpresser machen könnten. Zumal, erinnerte sie sich, er auch nur handelte, um seine Haut zu retten.

Als sie noch ein paar Schritte gegangen waren, begann Rekelen nervös zu werden. Vermutlich konnte sie dank des Regens und des Schutzes der Häuserwände noch niemand sehen, bald jedoch sollten sie in das Sichtfeld der beiden Wachen kommen.

Da es sonst niemand tat, tippte sie schließlich Tarson auf die Schulter. "Wenn wir hier weitergehen, wird man uns bald sehen können", meinte sie und wies nach links. "Wenn wir dort entlang gehen, kommen wir im Schatten der Häuser bis auf sechs Meter an das Gelände heran, ohne ein Risiko einzugehen. Allerdings befindet sich dort den Plänen zufolge eine Mauer, von der wir nicht wissen, wie hoch sie ist. Wenn wir uns nach rechts halten, die Siedlung verlassen und das Gelände ein Stück umgehen, liegt vor uns freies Gelände und ein etwas weiterer Weg, aber Büsche und Bäume bieten einen geringeren Sichtschutz."

Abwartend sah sie den hochgewachsenen Mann an und wartete auf seine Entscheidung. Langsam begann ihr zu frösteln. Warum konnten sie nicht auf einen Planeten fliegen, der Cardassia etwas ähnlicher war?

Peter überlegte angestrengt und rief sich noch einmal den Plan im Gedächtnis hervor. Rekelen hatte recht. Hier standen sie wie auf dem Präsentierteller und es konnte sich nur noch um Minuten handeln, bis sie hier jemand aufspürte. Doch wohin sollten sie gehen. Rechts wurden die Möglichkeiten, sich zu verstecken, erschreckend gering und links war diese Mauer von unbekannter Höhe. Aber dafür waren sie da vor irgendwelchen Wachen oder zufälligen Spaziergängern sicher. Auch wenn Peter davon ausging, dass keiner freiwillig bei diesem Wetter hier herum lief.

"Hier entlang", sagte er deswegen zu der Gruppe und schlug den rechten Weg ein. Nach ein paar Metern; sie waren nun von der Straße aus nicht mehr zu sehen, blieb Tarson wieder stehen und drückte sich an eine schmutzige Hauswand, um dem Wetter ein wenig zu entgehen. Doch nützte es nichts. Der Regen prasselte weiterhin auf ihn herab. Zudem bröckelte der Putz an der Stelle ab, an der er sich angelehnt hatte.

'Okay, dann bleibe ich eben stehen', dachte Tarson und tippte auf seinen Kommunikator.

"Classic, hören Sie mich? Geben Sie uns mal ein paar Tipps, wie wir hier weiter kommen", fragte er ihren unsichtbaren Begleiter.

Cheyenne, die sich zuerst etwas zurück fallen hatte lassen postierte sich jetzt neben dem Sicherheitsoffizier. Von ihrer Kapuze tropften schwere Regentropfen herunter und für einen Augenblick betrachtete die Pilotin diese fasziniert.

Ein kurzer Blick zu Tarson sagte ihr, dass die Verbindung, die er zu Classic aufbauen wollte, wohl eher nicht so funktionierte wie sie sollte. Abwartend blickte die Terranerin in die Dunkelheit.

"Ich könnte von hier aus ein kleines Ablenkungsmanöver auf der gegenüberliegenden Seite des Areals veranstalten. Ich denke, dass Sie das zwei oder drei Minuten von den Wachen befreien wird. Die lokalen Sicherheitssysteme des Areals werde ich von hier aus nicht beeinflussen können, zumindest nicht solange Sie mir keinen Zutritt auf das interne Datennetz der Forschungseinrichtung verschaffen können."

Ein leichtes Lächeln legte sich - zum wiederholten Male an diesem Tag - auf das Gesicht der Terranerin. Das berühmte Steinchen, das in ein Gebüsch geworfen werden sollte, um die "bösen Buben" abzulenken. Die junge Frau war gespannt darauf, was sich Classic wohl einfallen lassen würde um sein Ziel zu erreichen.

Wenige Sekunden vergingen bis Tarson dem Rest der Mannschaft Classics Plan erklärt hatte....

"So weit, so gut", kommentierte Rekelen und schaute angestrengt in Richtung des Gebäudes. Gerade war eine Wache in Sicht gekommen, ein grimmiger männlicher Außerirdischer mit einer Art Höcker auf der Stirn, der wirkte, als wäre er überall lieber, nur nicht im verregneten Freien. Er sah nicht in ihre Richtung, und sie war sicher, dass er sie in ihrer Position nicht erkennen könnte, wenn er es täte.

"Was tun wir, wenn wir drin sind?", wandte die Cardassianerin sich nun an Tarson und S'Tom. "Mr. S'Tom, können Sie denn ohne Weiteres in das Datensystem eindringen? Und welchen Eingang werden wir nehmen? Klopfen wir einfach an die Tür oder wie?"

Ihr Ton war nicht sarkastisch, sondern ehrlich interessiert. Rekelen fand nach wie vor alles sehr aufregend, machte sich im Geist eifrige Notizen und erwartete gespannt alles, was noch kommen mochte.

--- Siedlung, vor dem Komplex

S'Tom setzte dazu an, diese durchaus berechtigten, wenn auch für Ms. Nar eigentlich irrelevanten Fragen zu beantworten. Aber für andere Leute wie Mr. Tarson waren diese Informationen durchaus relevant.

"Sobald wir an einem der zentralen Zugangspunkte zum Datensystem sind, ist es einfach, die Sicherheitsprotokolle zu deaktivieren. Das Problem ist nur, dass wir diese Systeme schon vorher umgehen müssen, um zu einem dieser Terminals zu gelangen. Genaueres dazu kann ich dann erst vor Ort sagen."

"Meinen Analysen zufolge ist es aber am effektivsten, durch einen seitlich vom Haupteingang angebrachten Ventilationsschacht einzusteigen, da wir darin 48% der Sicherheitssysteme umgehen können. Diese Entscheidung liegt aber letztendlich in den ausreichend befähigten Händen von Mr. Tarson."

"Und ‚an die Tür zu klopfen‘ hat außer ineffizient genutzter Zeit und Energie keine Folgen, da sich keine Personen im Gebäude befinden und das Sicherheitssystem diese Handlung nicht als signifikanten Sicherheitsbruch betrachten würde."

Peter schaute auf seine vom Regen durchweichten Hände hinunter und schüttelte den Kopf. Nein, da lag nichts.

Dann ließ er sich die Vorschläge, die bisher vorgetragen wurden, kurz durch den Kopf gehen und entschied, dass S'Tom den Zuschlag erhielt.

"Classic, starten Sie Ihr Ablenkungsmanöver. Wir legen los. S'Tom, Sie werden vorgehen und uns den Weg zu diesem Ventilationsschacht zeigen. Versuchen Sie, keine versteckten Alarmmechanismen auszulösen."

Er klopfte dem Vulkanier aufmunternd auf die Schulter und drehte sich zu dem Rest um.

"Für Sie gilt: Unauffällig folgen, keinen Krach und vor allem, klopfen Sie nicht an", sagte er noch, während er darauf wartete, dass Classics Ablenkungsmanöver endlich einsetzte.

Cheyenne schüttelte leicht den Kopf.

"Ach, ich fand die Idee mit dem anklopfen eigentlich recht nett ...", brummelte sie in Richtung von Tarson, der sie noch im selben Augenblick doch etwas grimmig anschaute. Ein breites Grinsen legte sich auf das Gesicht der Terranerin - wie es schien verstand der Sicherheitschef wohl im Moment doch keine Scherze.

Die Gruppe setze sich vorsichtig in Bewegung und verharrte wenige Sekunden später wieder reglos, um auf Classics Reaktion zu warten.

Rekelen konnte nicht anders, als bei Cheyennes Worten breit zu grinsen, und warf einen verstohlenen Blick auf den Vulkanier. Er hatte sie mit seiner todernsten Antwort ein wenig aus dem Konzept gebracht - sie konnte noch nie gut mit Vulkaniern umgehen.

Bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, erklang ein gedämpftes, entferntes Explosionsgeräusch, und sie fuhr herum, um nach seinem Ursprung zu suchen. Kurz darauf bemerkte sie Rauchschwaden, die hinter dem Dach eines Nebengebäudes ein gutes Stück entfernt aufstiegen.

Es vergingen nur Sekunden, bis aus dem Schatten eines Vorsprungs die Gestalt eines Wachmanns auftauchte und ohne in ihre Richtung zu sehen und mit eingezogenem Kopf in Richtung des Geräuschs davon lief. Selbst durch das Prasseln des Regens und die sichere Entfernung hindurch konnte die Cardassianerin ihn fluchen hören.

"Na, dann mal los", bemerkte sie fröhlich und folgte S'Tom und Tarson eilig in Richtung des Ventilationsschachtes.

Cheyenne hatte sich an Rekelens Fersen geheftet, Ashok, Megan und Lestat folgten ihr.

Einige Augenblicke später erreichten sie den Schacht und einer nach dem anderen verschwand unbemerkt von der Bildfläche der Wachen.

--- Ventilationsschacht

Innen drin war es eng - wenn nicht sogar verdammt eng! Der Reihe nach lagen sie nun in der Röhre des Ventilationssystems und ein leise Klicken signalisierte ihnen, dass Aures gerade wieder das Gitter vor den Schacht geschlossen hatte.

Ein leichter Windstrom wehte ihnen entgegen, der vermutlich von einem Ventilator weiter vorne kam.

"Wir sind alle da ...", Aures Stimme hallte blechern an ihnen vorbei und stumm setzte sich Tarson, der an der Spitze der Gruppe kroch langsam in Bewegung.

Nur mit den Händen schaffte es Peter, sich durch den Schacht zu ziehen. Denn mit den Füßen rutschte er ständig an den beinahe spiegelglatten Innenwänden des Ventilationsschachtes ab. Schon nach wenigen Metern war er am Keuchen wie eine schwangere Frau im Kreißsaal; nur blieb bei ihm das Schreien aus. Stattdessen schwitzte er wie ein Käse in der Sauna. Okay, er konnte zwar ab und an mal Pause machen, doch er hatte keine Lust, ewig in diesem Schacht zu hängen. Deswegen trieb er sich und die Anderen dazu an, sich anzustrengen und sich etwas zu beeilen.

Nach mehreren Minuten, die Tarson vorkamen, wie eine halbe Ewigkeit, erreichte er einen Knick des Schachtes. Er gab den Anderen zu verstehen, sie sollten ruhig sein und lugte dann um die Ecke. Zirka einen Meter hinter dem Knick endete der Schacht an einem ventilatorähnlichen Gebilde, welches sich langsam drehte. Vorsichtig kroch er darauf zu, stoppte kurz davor und streckte die Hand aus. Kurz zögerte er noch, doch dann hielt er den Ventilator einfach fest. Und wie erwartet, war es kein Problem.

Das Ding schien schon etwas älter zu sein und es interessierte wohl keinen, ob es funktionierte oder nicht. Wohl ein Wunder, dass es sich überhaupt noch bewegt hatte. Er rutschte mit dem Kopf etwas näher heran, um mehr sehen zu können. Er lugte zwischen den Blättern hindurch in den Raum, der hinter der Abdeckung lag.

Er war ziemlich schwach beleuchtet, nicht sehr groß und er roch irgendwie seltsam. Fenster waren keine zu sehen, einzig allein eine kleine Tür entdeckte er. Hmm, und Personen waren wohl auch keine da. Prima.

Peter versuchte, etwas Druck auf den Ventilator auszuüben, um ihn vielleicht aus der Wand heraus drücken zu können, da knackte es kurz und das komplette Gebilde mit Ventilator, Motor und Abdeckgitter flog aus ihrer Verankerung und schlug mit einem fürchterlich lautem Knall an die gegenüberliegende Wand. Anscheinend hatte das Teil nur noch mit viel gutem Willen gehalten. Beinahe geschockt verharrte Peter regungslos in dem Schacht und wartete darauf, dass irgendetwas passierte. Doch nichts geschah.

Erleichtert ließ er die Luft aus seinen Lungen, die er eben vor Schreck angehalten hatte. Dann glitt er langsam aus dem Schacht, hangelte sich hinunter auf den Boden und half den Anderen ebenfalls beim Aussteigen. Als alle draußen waren, ergriff er das Abdeckgitter und setzte es wieder vor den Schacht. Oder zumindest, er versuchte es. Denn egal wie er es anstellte, es fiel immer wieder heraus.

"Hach, dann eben nicht", sagte Peter leise und stellte es an die Wand.

--- kleines Zimmer

"Bin ich froh, dass mein Magen sehr robust ist!", warf die Pilotin halblaut ein, nachdem sie sich umgesehen hatte. Bis auf ein paar Eisenplatten in einer Ecke und einer komisch wabernden Flüssigkeit in einer Ecke des Raumes war das Zimmer vollkommen leer.

Neugierig hatte Cheyenne diese Lache betrachtete und war recht schnell zu dem Ergebnis gekommen, dass das der Ursprung für den unangenehmen Geruch war, der hier herrschte. Was das Zeug am Boden war, konnte sie allerdings nicht herausfinden.

S'Tom hatte seinen Scanner gezückt, als er aus dem Schacht gekrochen kam. Es gab in diesem Raum, soweit er erkennen konnte, keine Sicherheitssysteme. "Schlechte Planung", dachte der Vulkanier.

"Ab jetzt sollten wir uns vorsichtiger verhalten. In fast jedem anderen Raum hätte das Herausbrechen des Ventilators einen Alarm ausgelöst", wandte sich S'Tom an die Gruppe.

"Mr. Tarson, mit jeder Minute, die wir hier verweilen, steigt die Chance unserer Entdeckung." Außerdem wurden in diesem Raum auch die empfindlichen Nasenschleimhäute des Vulkaniers langsam verätzt.

"Das liegt wohl in der Natur der Sache, wenn man sich irgendwo verbotenerweise einschleicht", bemerkte Peter und schritt zur Tür. Vorsichtig öffnete er diese einen Spalt und lugte hindurch. Doch er konnte nichts Gefährliches feststellen. Vor ihm lag ein leerer, schwach beleuchteter Gang, der sich nach wenigen Metern gabelte und in irgendwelche Richtungen begab. Er schloss die Tür wieder.

"Die Luft ist rein", sagte er und blickte die Gruppe an. "Jetzt müssen wir nur noch wissen, wo hin wir müssen. Classic, kannst du dazu was sagen?", fragte er den unsichtbaren Begleiter.

Eine Karte des Gebäudes schwebte vor Classics virtuellem Auge. Nun, Karte war vielleicht etwas übertrieben; es war mehr eine schematische Darstellung, die aus einer Kombination der Sensorenanzeigen und seiner Erinnerung entstanden war. Eine Reihe von blauen Punkten drängten sich an einer Stelle an einem Rand des Gebäudes. Er benötigte einige - für ihn quälend lange - Sekunden, um zu einem Entschluss zu gelangen; zu wenig waren eigentlich die Informationen, die ihm gerade zur Verfügung standen.

Leise drang Classics Stimme aus Tarsons Kommunikator: "Wie erwartet kann ich bisher keinerlei Sensordaten von innerhalb des Gebäudes erhalten, auch wenn ich nach wie vor Ihre Position klar isolieren kann. Zu meiner Zeit befanden sich die relevanten Laboratorien in den beiden unterirdischen Labortrakten; einer im Norden und einer im Süden des Gebäudes. Die oberen Stockwerke sollten für Sie nicht interessant sein.

Die Labore sind über zwei Wege zu erreichen: Das zentrale Foyer am gut gesicherten Haupteingang hat eine Treppe sowie mehrere Aufzüge. Weiterhin gibt es einige kleine Fahrstühle aus den Büros der wichtigeren Leute, bei denen kann ich mich aber nicht mehr erinnern, wo genau sie waren.

Ich würde daher vorschlagen, dass wir uns vorrangig darauf konzentrieren, mir einen Einstiegspunkt in die lokalen Systeme zu verschaffen. Darauf kann ich Sie zu einem der abseits liegenden Fahrstühle lotsen."

Peter verdrehte die Augen. Mit solch bruchstückhaften Informationen sollte er hier arbeiten? Das war unmöglich. So konnte die Mission ja zu keinem Erfolg führen. Sie würden geschnappt werden. Ja genau. Wenn sie so weiter machten, dann war es nur eine Frage der Zeit, bis sie in irgend einer Zelle saßen, oder noch schlimmer, bis sie tot waren.

Er schüttelte sich kurz, damit diese unangenehmen Gedanken von ihm abfielen und wandte sich dann wieder an Classic.

"Classic, diese Idee klingt ja ganz gut. Doch wir müssten schon wissen, wo sich so ein Einstiegspunkt, wie Sie es nennen, befindet. Ich werde hier nicht mit der ganzen Truppe durch die Gänge dieser Einrichtung laufen, um auf gut Glück ein Terminal zu finden. Geben Sie mir mehr Informationen", sagte er, während er sich schon umschaute, wen er von den Anwesenden auf diese Mission schicken konnte.

Zwei Leute sollten reichen. S'Tom war ja gerade dazu prädestiniert. Er kannte sich mit Computersystemen aus und hatte schon einmal eine Verbindung zu Classic hergestellt. Hmm, der Vulkanier sollte sich einfach jemanden aussuchen, der ihn begleiten sollte. Das würde er dann den Leuten sagen, sobald er aus Classic das heraus gekitzelt hatte, was er wissen wollte.

Wären da nicht ein paar Sicherheitssysteme gewesen, wäre vermutlich jetzt irgendwo auf der Ivory wieder die Gravitation ausgefallen. So aber fluchte Classic nur still in sich hinein; irgendetwas Unverständliches von wegen muss-man-denn-alles-selbst-machen.

Auf der anderen Seite des Kom-Links war von diesem Ärger aber nichts zu hören, seine synthetische Stimme sprach so neutral weiter, wie man sie bisher kannte.

"Ich hoffe doch, dass Ihr Computer-Experte S'Tom in der Lage ist, auch einen illegalen Einstiegspunkt in das lokale Datennetzwerk anzulegen, ohne ausführliche Erklärungen von mir zu benötigen, Mr. Tarson. Sollte er Detailfragen technischer Natur haben, möchte er sich doch bitte direkt mit mir in Verbindung setzen."

Eine Weile hatte die Pilotin aus der hinteren Ecke des Raumes die Situation zwischen Tarson und Classic beobachtet - und auch wenn sie nicht verstanden hatte, um was es bei dem Gespräch ging, so konnte sie doch aus Tarsons missmutiger Miene erkennen, dass Classic wohl die falsche Antwort gegeben hatte.

"Wenn die zwei sich noch länger nicht einig sind, dann erwischen die bösen Jungs uns doch noch ...", raunte sie sarkastisch zu Rekelen hinüber.

Als wenn die Worte der Pilotin eine voraussagende Wirkung gehabt hätten, konnte man nach ein paar Augenblicken leicht gedämpfte Schritte auf dem Gang hören, die langsam näher kamen.

Rekelen konnte nicht anders, als der Pilotin zustimmend zuzugrinsen. All diese Verzögerungen ließen sie nervös und ungeduldig werden. Alles lief so... ineffizient. So absolut uncardassianisch. Wie sollte sie ein Buch über einen an sich spannenden Einbruch schreiben, wenn ihre Helden stets das Offensichtliche übersahen und in Unselbständigkeit verharrten?

Die Cardassianerin ballte die Hände zu Fäusten und baute sich ganz untypisch vor den anderen auf. Immerhin hatte sie in ihrer Jugend als cardassianisches Äquivalent eines Outside Linebackers gespielt.

"Da kommen Leute", bemerkte sie flüsternd, überflüssigerweise und offenbar genervt. "Ich bin der Meinung, wir sollten einen von ihnen überwältigen, ihm ein Messer an die Kehle halten und uns den Weg zeigen lassen. Dann lassen wir uns seine Zugangsdaten geben, schaffen ihn aus dem Weg", sie ließ keinen Zweifel daran, dass bei diesem Teil des Plans jenes Messer eine Rolle spielen sollte, "und machen, dass wir hier fertig werden."

Abwartend sah sie die anderen an, bereit, selbst auf ein Nicken der schüchternen Megan hin aktiv zu werden. Den lauter werdenden Schritten zufolge gab es gerade Zeit für eine Antwort und dafür, Stellung zu beziehen - sei es strategisch hinter der Tür oder versteckt in einem Schrank.

Rekelen war deutlich gegen den Schrank.

Cheyenne wollte gerade zu einer leisen Antwort ansetzen als ihnen die Entscheidung über ihre weitere Vorgehensweise - zum Leidwesen aller - abgenommen wurde.

Mit einem lauten Knarzen öffnete sich die schwere Tür nun endgültig und eine Person erschien im hell erleuchtenden Türrahmen.

Die Gedanken der Pilotin rasten. Rekelen und sie standen noch im Schatten der Tür - genauso wie Ashok, Tarson und S'Tom, die sich ruckartig an die dunkle Wand drückten und so fast nicht mehr zu sehen waren.

Lestat und Megan hatten allerdings, was ihre Position anging, weniger Glück - blinzelnd blickten sie in das Gesicht des Fremden - sie standen genau im Lichtschein und somit unübersehbar.

Es herrschte eine beinahe gespenstige Stille. Lestat und Megan standen wie zu Salzsäulen erstarrt mitten im Lichtschein, der vom hell erleuchteten Flur herein strahlte.

Der Rest des Teams hatte es gerade noch geschafft, sich in die dunklen Ecken des kleinen Zimmers zu flüchten, wo sie von draußen nicht zu sehen waren.

Und dann war da noch der Fremde. Ein Mensch mittleren Alters, bekleidet mit einem weißlich glänzenden Kittel, der einen Gesichtsausdruck machte, als hätte er den Tod persönlich gesehen. Auch wenn es nur eine junge gutaussehende Frau und ein ... wie soll man sagen, etwas zerknittert aussehender Mann namens Lestat waren, die ihm gegenüber standen.

Nach etlichen Sekunden absoluter Regungslosigkeit, schaffte es der Wissenschaftler anscheinend, sich wieder zu fangen, denn er machte einen etwas wackligen Schritt zurück und seine Hand ging in Richtung eines kleinen Kommunikators, der sich an seinem rechten Oberarm befand. Doch bis dahin kam er nicht.

Peter hatte diese Bewegung schon beinahe vorausgesehen und sprang mit gezücktem Phaser aus seiner dunklen Deckung hervor. Kaum hatte er den Wissenschaftler im Visier, da drückte er auch schon ab und traf genau die Brust.

Der Fremde schaffte es gerade noch, ein paar überraschte Laute von sich zu geben, bevor er bewusstlos zusammen klappte.

Anscheinend erschreckt von dem Schuss drehten sich Megan und Lestat um und schauten Peter entsetzt an, doch der winkte nur ab, schnappte sich S'Tom und zog den Bewusstlosen in die Kammer hinein. Erst nachdem die Tür wieder mit einem Klicken ins Schloss gefallen war, wagte es Peter, laut auszuatmen.

"Meine Güte, das war verdammt knapp", bemerkte er, während er auf den Wissenschaftler hinunter schaute.

Rekelen hätte beinahe begeistert in die Hände geklatscht. Stattdessen konnte sie sich zurückhalten, und ein für sie sehr untypisches Grinsen stahl sich in ihr Gesicht.

"Wunderbar", kommentierte sie und sah auf den jungen Mann hinab, der so verwirrt gewirkt hatte, dass er eigentlich nur ein Assistent oder so etwas sein konnte.

Herausfordernd sah sie sich um. Die anderen krochen mittlerweile bereits wieder aus ihren Löchern. "Also, ich bin dafür, dass wir ihn aufwecken und befragen."

Tatendurstig beugte sie sich über den Mann, ohne auf eine Reaktion der anderen zu warten.

"Mr. Tarson, ihre Logik in der Überlegung, diesen Mann sofort zu betäuben finde ich fehlerhaft. Ms. Nar, es wird Ihnen schwer fallen, diesen Mann ohne die Hilfe unserer Ärztin aufzuwecken. Eine Befragung halte ich im Allgemeinen jedoch für sinnvoll, auch wenn Sie diese in keinem Fall durchführen sollten, vor allem nicht mit den von ihrem Volk praktizierten Techniken." Eine Todesrate von 68% bei Verhören sprach für sich, und wenn, dann brauchte das Team den Mann lebend.

Der Vulkanier nahm, während Megan ein Hypospray richtete, dem Fremden den Kommunikator ab. 'Interessante Technologie...', dachte er, während er diesen genauestens studierte. Vielleicht wäre es möglich, über diesen Kommunikator eine Verbindung mit dem Hauptcomputer der Einrichtung herzustellen.

"Na, und ich dachte, eine Ohrfeige würde reichen", erwidere Rekelen ironisch und etwas eingeschnappt, während sie schief zu dem Vulkanier aufsah.

Bei dem Kommentar über die 'Techniken' ihres Volkes hatte sie sich unwillkürlich versteift. Nun runzelte sie die Stirn. Nur ein gewisser Stolz, weil S'Tom sie auf eine Stufe mit dem Obsidianischen Orden stellte, hielt sie davon ab, vor patriotischem Eifer zu explodieren.

"Was meinem Sie, Mr. S'Tom - stellen Sie sich vor, Sie wurden niedergeschossen und werden aufgeweckt. Würden Sie eher einem kränklichen Vulkanier Ihre Geheimnisse enthüllen oder einer schwer bewaffneten Cardassianerin?"

Sie ließ keinen Zweifel daran, welche Alternative die effektivere wäre.

Dann seufzte sie. "Aber ich nehme an, Mr. Tarson wird es auch tun", fügte sie widerstrebend hinzu und erhob sich, um ihrem Anführer das Feld zu räumen.

"Ich?", fragte Peter überrascht und zeigte auf sich. "Wieso das?"

Er ging einen Schritt näher an Rekelen heran.

"Warum muss ich hier eigentlich die ganze Arbeit machen? Die ganze Zeit mit diesem Spinner da reden", sagte er sarkastisch und zeigte nach oben, "diesen Kerl hier ausschalten. Will nicht mal jemand anderes was für sein Geld tun? Denn ich glaube nicht, das Monserat euch alle eingestellt hat, nur um mir auf die Nerven zu fallen.

Okay, das wäre möglich, aber lassen wir das mal beiseite. Ich frage mich, warum nicht Miss Rekelen da ran darf. Wahrscheinlich hat sie mit Abstand die besten Kenntnisse, um irgendetwas Brauchbares aus dem da heraus zu bekommen. Und außerdem, lasst sie doch auch mal ein wenig Spaß haben. Sie muss ihn ja nicht gleich töten."

"Ich habe nur meine Meinung und die logische Vorgehensweise zur Sprache gebracht, was im Endeffekt geschieht entscheiden als Kommandant dieser Mission Sie, Mr. Tarson."

'Wieso versetzt es diesen Menschen in einen solchen Gemütszustand, dass er "die ganze Arbeit" machen muss? Er war für alle Tätigkeiten das qualifizierteste Individuum. Und zumindest den Wissenschaftler auszuschalten hätte er sowieso lieber unterlassen sollen...', dachte sich der Vulkanier.

Der Vulkanier wandte sich noch kurz an die Cardassianerin: "Ms. Nar, es ist mir durchaus bewusst, dass ich nicht qualifiziert bin, eine Person zu verhören. Da diese zweifelhafte Ehre nun Ihnen zugefallen ist, rate ich Ihnen, möglichst keine Gewalt anzuwenden." 'Auch wenn das laut den Datenbanken eines der ersten Male in der Geschichte von cardassianischen Verhören wäre', setzte der Geheimagent noch in Gedanken dazu.

Im Hintergrund bemerkte der Techniker noch Ms. Phearson, die nicht so recht zu wissen schien, ob sie nun schon das Hypospray verabreichen sollte oder nicht.

Zum ersten Mal, seit sie auf dem Planeten gelandet waren, schaute Ashok von seinem Vor-sich-hin-Brüten auf und musterte Tarson mit missgelauntem Blick.

"Nun machen Sie aber mal einen Punkt, Tarson", schnappte er. "Ich habe eh keine Ahnung, was ich hier unten soll, nachdem mir noch nicht mal Zeit gelassen wurde, mich anständig vorzubereiten." Er wies anklagend auf den langen Riss in seinem Pullover und streckte dem Sicherheitler dann demonstrativ seine leeren Handflächen entgegen. "Besonders, nachdem ich noch nicht mal einen Teil der Ausstattung mitnehmen konnte, die ich in Marti... Marto... dieser Kammer von ihrem paranoiden Vorgänger gefunden habe. Ich bin Wissenschaftler, verdammt noch mal, kein Geheimagent!"

Ashok machte zwei lange Schritte zu der unsicher dreinblickenden Megan, entwand ihr das Hypospray und setzte es dem am Boden liegenden Fremden an den Hals. Mit einem leisen Zischen entlud sich das Stimulans in den Blutkreislauf des Mannes, aber bevor er die Augen aufschlug, hatte ihn der Inder bereits in einen sicheren Haltegriff gebracht und war bereit, ihm mit einer leichten Bewegung des Arms jederzeit den Kehlkopf einzudrücken. Die Augenlider des Gefangenen flatterten auf, und er gab einige unzusammenhängende gurgelnde Laute von sich.

"Rekelen, Ihr Einsatz", warf Ashok der Cardassianerin mit angedeutetem grimmigen Grinsen zu. "Sie kennen doch die alten Kriminalromane von meinem Heimatplaneten, oder? Sagt Ihnen 'Good Cop, Bad Cop' etwas?"

Cheyenne hatte bis zu diesem Moment den Vulkanier gemustert und hatte überlegt wie sie denn nun den abwertenden Kommentar einschätzen sollte den dieser gerade von sich gegeben hatte. Innerlich schüttelte sie den Kopf, während sie sich dann zu Ashok um drehte und über seinen Kommentar zu schmunzeln begann.

Neugierig beobachtet sie, wie der Fremde wieder zu sich kam ...

Der Wortwechsel zwischen S'Tom und Tarson, gefolgt von Ashoks wütendem Ausbruch, war so schnell vonstatten gegangen, dass Rekelen sich völlig darauf hatte konzentrieren müssen, ihren Kopf in die jeweils richtige Richtung zu drehen.

Tarsons Einsatz für sie hatte sie schlagartig ihre Brust schwellen lassen. Es war das erste Mal seit ihrer Ankunft auf der Ivory gewesen, dass jemand ihre Talente hervorgehoben hatte! - auch wenn die Cardassianerin sich gar nicht bewusst gewesen war, solche zu haben. Andererseits - für so subtile Tätigkeiten wie ein Verhör konnte jemand aus ihrem Volk einfach nur am besten geeignet sein.

S'Toms Einwurf hatte ihren Ärger hingegen wieder anschwellen lassen, während Ashok sie mal wieder völlig verwirrt hatte, so dass sie nun einen Augenblick lang verdattert da stand.

Bis ihr auffiel, dass der Wissenschaftler sich in etwas einmischte, was gerade *ihre* Aufgabe geworden war.

Rekelen hatte gerade noch Zeit darüber zu sinnieren, ob körperlicher Einsatz oder der ihres Handdisruptors hier günstiger wäre.

Als der bedauernswerte junge Mann die Augen öffnete, packte sie ihn am Kragen und stieß ihn Ashok in die Arme, der einen Meter zurücktaumelte, sich dann jedoch abfing und seine Arme packte.

Dann verpasste sie ihm einen gründlichen Fausthieb - dem Assistenten, bedauerlicherweise nicht dem Inder. Sie sah, wie Megan hinter ihnen mitfühlend zusammenzuckte.

"Geben Sie uns Ihre Zugangsdaten für das örtliche Computersystem und nennen Sie uns alle Sicherheitsvorkehrungen, die sie von Ansalis Labor kennen. Dann lassen wir Sie vielleicht am Leben", knurrte sie und sah den Mann mit funkelnden Augen an. Es gelang ihr, sehr gefährlich auszusehen, was hauptsächlich daran lag, dass sie ein wenig an dem Mann vorbei zu Ashok schielte.

Good Cop, Bad Cop? Ha!

Rekelen hatte in den alten Texten nie verstanden, wozu der *gute* in diesem Szenario da war.

Ashoks adrenalingespeister Tatendrang flaute beim Blick auf Rekelens Gesichtsausdruck beinahe so schnell wieder ab, wie er entstanden war. Irgendwas war an dieser Situation hier -- falsch. Sollte die Cardassianerin nicht den Gefangenen anfunkeln statt ihn? Den Inder ließ irgendwie das Gefühl nicht los, dass der schlaffe Körper zwischen ihm und der wütenden Frau gerade ein ausgesprochen zweckdienliches Schutzschild darstellte ... und außerdem hatte er gedacht, *er* würde den Part des Bad Cop spielen dürfen ...

Der Mann machte ein paar schwache Bewegungen, als ob er sich aus Ashoks Griff entwinden wollte, aber sie schienen eher der Form zu dienen; sicher wollte er sich nicht später vorwerfen lassen, er hätte es nicht wenigstens versucht. Pflichtbewusst strafte der Inder seinen Gefangenen mit einer leichten, aber geringfügig schmerzhaften Drehung des Handgelenks ab; ein Seufzen des Mannes quittierte diesen Austausch zu Ashoks Zufriedenheit.

"Ich", krächzte der Assistent mühsam und rang um Fassung, die Augen starr auf den Boden gerichtet. "... sage ... nichts", vervollständigte er seinen Satz und hustete. Ashok seufzte innerlich, warf Rekelen über die Schulter des Gefangenen einen kollegial-resignierten Blick zu und fand sich mit seiner Rolle in diesem Schauspiel ab.

"Hören Sie mal", flüsterte er dem Mann in Theaterlautstärke vertraulich ins Ohr. "Ich weiß ja nicht, unter welchem Stein Sie bis jetzt gelebt haben, aber ich verrate Ihnen jetzt mal was: Die Frau da vor Ihnen ist eine Cardassianerin. Sie wissen schon, was man den Cardassianern so nachsagt, nicht wahr?"

Er machte eine theatralische Pause, um dem Mann etwas Zeit zu lassen, über diese Frage nachzugrübeln; aber nicht genug, um ihn zu einer Antwort zu motivieren.

"Meine Güte, Sie wissen *nicht*, was der ganze Rest der Galaxis über Cardassianer weiß?" Abgrundtiefe Erschütterung über so viel Unwissen sprach unüberhörbar aus Ashoks Tonfall. Seine Stimme senkte sich zu einem kaum hörbaren Flüstern, in dem gekonnt ein leichter Anflug panischer Angst ob der unaussprechlichen Dinge lag, die die junge Cardassianerin dem armen Mann anzutun gedachte. "Bei allem, was mir heilig ist, bitte, sagen Sie uns, wonach die Frau Sie gefragt hat, und zwar schnell!" Die Stimme des Inders zitterte leicht, während er sich ein Grinsen hinter dem Rücken des Gefangenen nur mühsam verkneifen konnte.

Der Mann wand sich erneut, aber diesmal schien es eher eine panische Reaktion zu sein als ein gezielter Ausbruchsversuch. Ashok verstärkte seinen Griff und spürte den rasenden Puls des Gefangenen an dessen Halsschlagader. Der Mann keuchte. Aus seiner ungünstigen Perspektive von schräg hinten konnte der junge Inder das Weiße in seinen weit aufgerissenen Augen sehen.

"Tun Sie mir nichts!", brach es aus dem Assistenten hervor, während er Rekelen musterte wie ein in die Enge getriebenes Tier. "Bitte! Ich bin nur ein Assistent des Professors! Ich sollte gar nicht hier sein! Ich wollte doch nur noch den Bericht fertig machen, den der Professor morgen für die Präsentation von seinem Pro... P... Projekt braucht ..."

Ein weinerlicher Tonfall schlich sich in die Stimme des weißbekittelten Mannes, und Ashok befürchtete, dass er gleich in Tränen ausbrechen würde.

Ein leichtes Lächeln legte sich auf das Gesicht der Pilotin. Ashoks Finte schien zu funktionieren.

Ein kurzer Blick nach oben zeigte ihr, dass Tarson stumm da stand und die Situation beobachtete und S'Tom sich gerade an dem Kommunikator des vermeintlichen Assistenten zu schaffen machte.

Ein ungutes Gefühl durchdrang Cheyenne, als sie die unbewachte Tür sah - das letzte, was sie alle jetzt brauchen konnten, war noch einmal so eine Überraschung.

Mit zwei langen Schritten erreichte sie die Tür und blicke vorsichtig nach draußen - einer musste ja Schmiere stehen.

Tarson stand beinahe unentschlossen zwischen Rekelen und Ashok, die den Wissenschaftler ausquetschten, S'Tom, der an dem Kommunikator herum bastelte und Cheyenne, die an der Tür stand und hinaus spähte. Den Befragern wollte er nicht helfen, S'Tom konnte er nicht helfen und Cheyenne war nicht mehr zu helfen. Nein, das war natürlich Quatsch. Und deswegen stellte er sich neben die Frau und schaute ebenfalls auf den Flur, der wieder absolut verlassen da lag.

Nichts rührte sich und auch zu hören war nichts. Es sah fast so aus, als wären sie hier die Einzigen. Doch das war ein Trugschluss. Schließlich waren sie hier in einem Hochsicherheitsgebäude. Es gab bestimmt überall versteckte Sicherheitssysteme und eine Menge Wachen. Doch die beschränkten sich wohl auf die unteren Etagen des Gebäudes. Aber das konnte ihnen ja nur recht sein. So konnten sie hier oben noch in Ruhe planen und waren nicht schon hier großartig gefährdet.

Natürlich konnten sie hier nicht ewig bleiben. Das zeigte schon der Zusammenstoß mit dem Wissenschaftler. Zudem verkürzte das Ganze ihren Zeitplan, denn bestimmt wurde der Typ irgendwann wieder zurück erwartet. Also mussten sie schnell die Informationen bekommen, die sich brauchten und dann weiter machen.

Nun doch etwas angespannt drehte sich Tarson zu Rekelen um und beobachtete sie beim Verhör. Ja, es sah gut aus. Der Wissenschaftler würde wohl bald reden.

Ashok lauschte interessiert dem Gestammel des Gefangenen. Der Mann war schon so kurz davor, alles auszuplaudern -- er brauchte nur noch einen kleinen Anstoß, aber den konnte der Good Cop ihm nicht geben, ohne an Glaubwürdigkeit zu verlieren ...

Der junge Mann traf eine Entscheidung und warf Rekelen über die Schulter des Verhörten einen dermaßen unverschämtes jovial-selbstgefälliges Grinsen zu, das selbst Buddha zur Weißglut gebracht hätte -- und das ihm im Gegenzug einen Blick der Cardassianerin einbrachte, der ein leichter entflammbares Material als den jungen Inder binnen Sekunden in ein rauchendes Häufchen Asche verwandelt hätte.

Die Finte tat ihre Wirkung. Ashok vernahm ein panisches Quieken von dem Mann vor sich, das jedem kleinen Nagetier zur Ehre gereicht hätte. Der Assistent versuchte erfolglos, nach hinten auszuweichen, um möglichst großen Abstand zwischen sich und Rekelen zu bringen, und brach fast zusammen, als ihm das nicht gelang.

"Ich tu alles, was Sie wollen", bibberte er.

Ashok setzte einen sachlichen, nicht unfreundlichen Ton auf. "Was wissen Sie über den Prototypen?", fragte er und überspielte die Tatsache, dass er selbst nur eine vage Ahnung hatte, wonach er da fragte. Der Gefangene war wie Butter in seinen Händen; er würde nicht das Risiko eingehen, seine Peiniger durch Auslassungen oder mangelnde Genauigkeit zu verärgern.

"Labor!", brach es aus dem Mann heraus. Er fasste sich ein wenig und formulierte einen ganzen Satz. "Der Prototyp ist im Labor. Ich kann Sie hinführen!", fügte er eifrig hinzu, offenbar hoffnungsfroh, seine Verhörer mit dieser Feststellung milde stimmen zu können. Wenige Sekunden später sackte das Gesicht des Assistenten wieder in sich zusammen. Er öffnete seinen Mund und schloss ihn wieder, ohne etwas zu sagen.

"... aber?" Die scharfe Frage des jungen Inders durchschnitt die Stille.

Der Assistent verdrehte die Augen im erfolglosen Versuch, Ashoks Gesicht zu sehen, und stammelte: "D... das Labor ist gesichert. Es gibt keine Wachen, aber da ist eine Schleuse, und in die kommt man nur, wenn man sich mit einem Retinascan" -- der Mann schluckte, als ihm einfiel, welche unangenehmen Konsequenzen diese Information für ihn haben könnte -- "identifiziert hat, und innen muss man sich noch mal identifizieren, aber es passt höchstens eine Person in die Schleuse ..."

"Führen Sie uns hin, und lassen Sie den Rest unsere Sorge sein", sagte Ashok. "Wenn Sie kooperativ sind, finden wir vielleicht einen Weg, unser Ziel zu erreichen, ohne Sie auseinander nehmen zu müssen. -- Classic!" Er sprach ungezielt in den Raum hinein in der Annahme, dass ihn die künstliche Intelligenz auf dem Schiff schon irgendwie hören würde. "Können Sie vielleicht etwas zu unserer Hilfe beitragen?"

"Das sollte kein Problem sein, auch ohne die beiden Augen des Wissenschaftlers mit zu nehmen." Sein Tonfall schien zu suggerieren, dass er mit dieser Lösung kein wirkliches Problem hätte. Es entlockte dem jungen Mann ein weiteres Wimmern.

"Die direkteste Lösung wäre es, wenn Sie mir, wie besprochen, über ein Terminal innerhalb der Station Zugriff auf das lokale Netzwerk schaffen. In diesem Netz gibt es noch ein paar Freunde, von denen bisher niemand etwas weiß. Damit kann ich ihnen mit ziemlicher Sicherheit den Weg freimachen.

Nur eines. Ich gehe davon aus, dass die Sicherheitsmaßnahmen seit meiner Flucht weiter erhöht wurden. Ich gehe davon aus, dass wir vom Zeitpunkt meines Einstiegs maximal 15 oder 20 Minuten haben, bevor ich das Läuten einer Alarmglocke nicht mehr verhindern kann.

Ich denke im Übrigen, dass ich einen Weg durch den Transporterschild gefunden habe. Mein lieber alter Freund ist nach wie vor so paranoid wie früher, die Transporterschilde des Komplexes sind nicht mit dem öffentlichen Netz verbunden. Das kann nur bedeuten, dass sie von innen kontrolliert und damit auch ausgeschaltet werden können."

--- kleines Zimmer, an der Tür

Von dem Gespräch mit Classic bekam die Pilotin reichlich wenig mit. Ihre Aufmerksamkeit galt immer noch dem Flur und mit jedem Augenblick der verging wurde sie zunehmen unruhiger.

Kurz blickte sie über die Schulter.

"Kann man denn ihr Verhör nicht ein wenig beschleunigen?" Ihre gedämpfte Stimme hallte monoton durch den Raum und ein leichtes Vibrieren ihrer Worte war nicht zu überhören.

"Ich wollte hier eigentlich keine Wurzeln schlagen!"

"Da muss ich ihr Recht geben", sagte Peter bestimmend und ging zu Rekelen, Ashok und dem Wissenschaftler. "Wenn wir so weiter machen, können wir uns gleich ergeben. Deswegen beschleunige ich das hier mal.

Er nickte Ashok zu, ergriff den Arm des Wissenschaftlers und riss ihn herum. In der anderen Hand hielt er seinen Phaser, welchen er extrem fest und sehr wahrscheinlich auch sehr schmerzhaft in den Rücken des Gefangenen bohrte. Dann flüsterte ihm Tarson ins Ohr.

"Wenn du auch nur einen Mucks machst, oder versuchst zu fliehen, nach Hilfe zu schreien oder was weiß ich, dann zaubere ich dir ein paar unangenehme Löcher in deinen Kittel. Habe ich mich klar ausgedrückt?"

Der Wissenschaftler schaffte es vor Zittern kaum, irgendetwas zu antworten und als Tarson den Phaser gut hörbar auf eine höhere Energiestufe stellte, war es mit Geräuschen ganz vorbei. Einzig das Zittern blieb.

Zu den Anderen sagte er dann: "So, wir sollten losgehen. S'Tom, Sie gehen mit Ashok vor. Dann ich und als Abschluss Rekelen und Cheyenne. Habe ich jemanden vergessen?"

Lestat hatte kurz den Mund geöffnet um auf Tarsons Frage zu antworten - ja, er hatte ihn und Megan vergessen - entschied sich aber dann dagegen, zu protestieren und schloss seinen Mund wieder.

--- Gänge

Im Laufschritt ging es nun durch das Labyrinth aus Gängen und Cheyenne hoffte inständig, dass Tarson und S'Tom wussten wo sie hin rannten - die Pilotin wusste es nämlich nach der vierten Kreuzung nicht mehr.

Trotz der Dauer des Verhörs hatte der Techniker mit dem Kommunikator noch keine wirklichen Fortschritte erzielt. Das Kommunikationssystem war größtenteils vom Hauptsystem ausgegliedert.

Das Verhör war keine allzu große Hilfe gewesen. Den Weg fand der Vulkanier auch ohne fremde Hilfe, Classics Beschreibungen und sein Scanner waren zumindest in diesen weniger gesicherten Bereichen hinreichende Navigationshilfen.

Der Wissenschaftler wandte nach kurzer Zeit kleinlaut ein: "Das ist doch gar nicht der Weg zum Labor." S'Tom überging diesen Kommentar. Sie waren nur noch ein paar Meter von ihrem ersten Ziel entfernt: Eines der wichtigeren Büros, das laut Scanner wahrscheinlich auf irgendeine Weise mit den unteren Levels verbunden war und sicher ein Computerterminal enthielt.

Eine Wegbiegung vor der Bürotür blieb der Agent stehen, der Rest der Gruppe tat es ihm gleich. "Hier gibt es erste Sicherheitsvorkehrungen. Ein Feld von 2 Metern Radius um die - abgesperrte - Bürotür wird von Bewegungsmeldern abgetastet. Ich kann diese für etwa 45-60 Sekunden täuschen. Währenddessen kann ich mich allerdings nicht um das Türschloss kümmern."

Peter dachte kurz nach, während er immer noch den Wissenschaftler am Arm hielt. Okay, weglaufen würde er sowieso nicht. Dafür hatte der viel zu viel Angst. Und weit würde er auch nicht kommen, denn Tarson hatte seinen Phaser weiterhin schussbereit in der Hand. Deswegen machte er sich darüber wenig Gedanken. Doch die Sache mit dem Türschloss machte ihm zu schaffen. Leise fragte er die Anderen der Gruppe, doch alle schüttelten ratlos den Kopf.

Doch da kam ihm ein Gedanke. Er drehte den Wissenschaftler herum, dass er ihm direkt in die Augen sehen konnte. Und dann fragte er ihn in einem ruhigen Ton nach dessen Namen.

"Trempak. Ich heiße Trempak", jammerte der Wissenschaftler ängstlich und es fehlte wohl nicht viel, dass er vor Angst umkippte. Doch so weit ließ Peter es nicht kommen. Er hielt Trempak etwas fester und verschärfte seinen Ton ein wenig.

"Hast du Zugang zu dem Büro da vorne? Und ich meine, Zugang ohne den Alarm auszulösen?"

Ein zittriges Nicken war die Antwort und auch Peter schaute zufrieden. "S'Tom", sagte er, "Sie können loslegen."

Ungeduldig spähte Rekelen den Gang hinab, in die Richtung, aus der sie gekommen waren, doch das Gebäude schien außergewöhnlich leer zu sein. Konnte das sein, dass ein Eindringling hier einfach herumspazieren konnte, ohne bemerkt zu werden - außer von einem gänzlich harmlosen, zu Tode verängstigten Assistenten? Funktionierte das so? In Büchern war das anders, und auch, wenn Rekelen bestens über alle Mechanismen zur Spannungssteigerung aus verschiedenen Kulturen informiert war, neigte sie in diesem Fall dazu, ihrer Erfahrung aus Büchern zu vertrauen. Sie wurde nervös.

Von einem Bein auf das andere tretend beobachtete sie S'Tom, der eine Wandverkleidung gelöst hatte und ein Paneel bearbeitete, bis er kurz darauf Tarson zunickte, der Trempak vor sich her stieß, bis er die Tür erreichte und seine Codes eingeben konnte. Wenige Sekunden später öffnete sie sich, und die Gruppe eilte in das Büro

--- Büro

Der muffige, mit altmodischen echten Büchern übersäte Raum überraschte Rekelen und unerwartet überkam sie ein Gefühl der Vertrautheit. Offenbar arbeitete hier jemand, der den Wert von Faksimiles zu schätzen wusste - etwas, was die Cardassianerin gut nachvollziehen konnte, die Tage und Wochen während ihrer Studien in der großen Schriftsammlung auf Cardassia Prime und in den Archiven der bajoranischen Tempel verbracht hatte - letzteres hatten ein paar bajoranische Bauern zunächst hartnäckig zu verhindern versucht, wie sie sich erinnerte, waren sie jedoch nach ein paar Tagen spurlos verschwunden, an dem Tag, als ein großer Internierungstransport durch die Stadt kam. Rekelen hatte nie erfahren, warum sie es sich anders überlegt hatten.

Als die Tür hinter ihnen zuging, begab sich S'Tom sofort zu einem Computerterminal, das er nur dank seines Tricorders unter einem Stapel Papiere in den Tisch eingelassen entdeckte. Da Tarson und Aures den Gefangenen festhielten, hatte sie für einen Augenblick nichts zu tun.

Nervös kehrten ihre Gedanken wieder zu der Tatsache eines völlig unbewachten Forschungskomplexes zurück, wie es ihn auf Cardassia nie gegeben hätte, und ihr Unbehagen verdichtete sich.

"Es gibt doch keine Probleme, oder?", wandte sie sich an die anderen, um sich nochmals zu versichern.

Der Vulkanier war zu beschäftigt mit dem Terminal, um auf diese Frage einzugehen. Er stellte eine Datenverbindung zwischen seinem Scanner und dem System her. Das System war geschützt, aber das war für die Software des Geheimdiensts kein Problem. S'Tom musste nicht einmal seine eigenen Fähigkeiten einsetzen.

Bevor der Techniker jedoch Classic kontaktierte, setzte er noch einige Hindernisse außer Kraft, die die Zeit bis zu seiner Entdeckung möglicherweise verkürzt hätten. Danach öffnete S'Tom eine Verbindung zur Ivory und meldete per Kommunikator an Mr. Classic: "Sie sind jetzt am Zug."

Ein paar Augenblicke hatte die junge Pilotin S'Tom bei seiner Arbeit beobachtet. Ein lautes Poltern vom Gang her erinnerte sie aber wieder and die Tatsache, dass sie hier nicht alleine in dem Gebäudekomplex waren. Ruckartig drehte sich Cheyenne um und blickte zu der kleinen Tür durch die sie gerade gekommen waren.

Anscheinend wollte hier jemand rein.

Tarson hatte bei dem polternden Geräusch den Kopf herum gerissen. Schon wieder einer? Wie konnte das sein? Hier ging es ja zu wie auf einem Bahnhof. Schnell stob das Team auseinander und versuchte, sich in dem kleinen Büro zu verstecken. Was nicht wirklich einfach war. Vor allem für Tarson. Sein großer Körper war halt nicht gerade unauffällig. Und so blieb ihm nichts anderes übrig, als den gefangenen Wissenschaftler an Ashok zu übergeben und sich hinter eine große Topfpflanze zu stellen.

Mit ziemlich angesäuertem Gesichtsausdruck stand er also dort und kam sich irgendwie lächerlich vor. Denn ein dämlicheres Versteck gab es kein zweites Mal in diesem Universum. Zwar war das Gewächs namens Fikus-Was-weiß-ich-noch breit genug, um Peter wenigstens seitlich zu verdecken, doch nach oben hin fehlten einfach 20 Zentimeter. Und selbst, als er etwas in die Knie ging, konnte er ohne Probleme drüber hinweg sehen. Wenigstens hatte er seinen Phaser. Dann konnte er sich im Notfall wenigstens verteidigen.

Gerade schaffte er es noch, die Anderen zur Ruhe zu ermahnen, da öffnete sich auch schon die Bürotür und eine gebeugte Person trat in den dunklen Raum. Papier raschelte und Peter erkannte, dass die Person wild in irgendwelchen Unterlagen blätterte. Gut, so war derjenige wenigstens abgelenkt. Jetzt durfte er nur nicht das Licht anmachen, sonst wäre seine Blättertarnung direkt hinfällig.

Doch anscheinend hatten sie Glück. Denn der mit einem Kittel bekleidete Typ schritt, immer noch in den Notizen vertieft, auf eine Schrankwand zu, öffnete eine Schublade und zog einen hölzernen Löffel heraus. Zumindest sah es von Peters Position so aus. Schon fragte er sich, was ein Wissenschaftler mit einem Löffel vorhaben könnte, da verschwand dieser auch schon aus dem Büro. Zischend schloss sich die Tür hinter ihm.

Aufatmend kam Peter hinter seine Blume hervor und aktivierte das Licht.

"Puh, das war knapp", sagte er und wischte sich über die Stirn.

Die Verbindung in das Netzwerk des Komplexes war ihm innerhalb von Sekundenbruchteilen aufgefallen, noch bevor S'Tom seine Meldung an die Ivory durchgegeben hatte. Mit einer Selbstverständlichkeit, die selbst Ihm vor einigen Jahren noch faszinierend vorgekommen wäre, wechselte ein Teil seines Bewusstseins über den Komlink in das Netzwerk der Forschungsstation.

Doch etwas überrascht stellte er fest, das S'Tom bereits eine ganze Reihe von Sicherheitsvorkehrungen außer Kraft gesetzt hatte, die sein Eindringen doch wesentlich erleichterten. Tatsächlich war in dem betreffenden Zugangsknoten völlige Stille.

Mit einigen Gedanken verschaffte er sich einen Überblick über die Lage im System, das immer noch in einer erhöhten Alarmbereitschaft stand. Fast dreißig Sekunden benötigte er, um Zugriff auf die internen Sensoren zu erhalten. In dieser Zeit wurden Erinnerungen an eine längst vergangene Zeit wach, die Flucht, der Überlebenskampf, und das völlige Chaos, das er hier hinterlassen hatte.

Ansali schien nicht damit gerechnet zu haben, dass er noch einmal auftauchen würde. Die Sicherheitsmaßnahmen waren zwar verstärkt worden, es sah aber mehr danach aus, als ob es dem üblichen "technischen Fortschritt" genüge tun müsste.

Jetzt erschien die schematische Darstellung des Stützpunktes vor ihm, mit mehreren Dutzend, verschiedenfarbigen Punkten. Eine Ansammlung innerhalb eines Raumes leuchtete Blutrot, ein weiterer grauer Kontakt entfernte sich gerade in gemäßigtem Tempo von diesem Block.

Bevor noch jemand sich diesen Überblick vor Augen führen konnte, veränderte Classics Geist einige Einstellungen der Sensoren. Eine zweite Abbildung des Stützpunktes erschien, in der die roten Punkte fehlten.

Seine Stimme, etwas gedämpft, drang aus Tarsons Kommunikator: "Gute Arbeit, vor allem das Ausschalten der Sicherheitssperren des Terminals hat mir sehr geholfen. Ich habe die Kontrolle über die internen Sensoren übernommen und Sie aus deren Aufzeichnungsbereich entfernt. Damit sind Sie für die üblichen Verteidigungs-Mechanismen jetzt unsichtbar.

Lokale Bewegungsmelder oder Kameras sind davon natürlich nicht betroffen. So wie es momentan hier im System aussieht, dürften wir zwischen 15 und 20 Minuten haben."

Die Tricorder der Gruppe gaben fast synchron ein Piepen von sich.

"Ich habe Ihnen so eben eine Schematische Darstellung der Anlage zusammen mit einer Live-Übertragung der internen Sensoren auf ihre Tricorder gespielt. Wachen werden von grünen, gewöhnliche Mitarbeiter von blauen Punkten repräsentiert.

Auf den ersten Blick kann ich drei potentielle Sicherheitslabore feststellen. Haben Sie vielleicht schon Informationen über den Prototypen erhalten? Wenn ich die zentralen Datenspeicher nicht vollständig absuchen muss, würde das Entdeckungsrisiko nennenswert steigen."

"S'Tom?", wandte sich Peter an den Vulkanier. "Haben Sie aus dem System irgendwelche Informationen erhalten, die uns bei der Entscheidung weiterhelfen könnten?"

Ein kurzes Kopfschütteln kam als Antwort. Nichts Überraschendes für Tarson. So etwas hatte er sich schon gedacht. Zudem müsste sich Classic sowieso viel besser auskennen als sie alle zusammen. Schließlich war er schon mal hier gewesen. Er kannte das Gebäude. Die Systeme. Einfach alles.

"Eins, zwei oder drei. Letzte Chance ...", murmelte Peter eher zu sich als zu Classic, an den es eigentlich gerichtet war.

"Wir wissen nicht mehr als Sie, Classic", sagte er dann. "Sie müssen uns also lotsen."

Musste man denn alles alleine machen?

Eine jetzt deutlich ironische Stimme antwortete Tarson: "Vielleicht fragen Sie einmal den grauen Punkt, der sich ca. zwei Meter Nordwestlich von Ihrer jetzigen Position befindet, vielleicht kann der ihnen weiterhelfen."

Für einen kurzen Augenblick blieb die junge Pilotin auf ihren Knien sitzen und beobachtete die Anwesenden. Eben hatte sie sich hinter einem kleinen Container versteckt und im Moment hatte sie noch keinen Grund wieder auf zu stehen.

'Vielleicht hätte es mehr Sinn gemacht, wenn ich beim Shuttle geblieben wäre ... ', sinnierte Cheyenne und ein kleiner Anfall von Wut überkam sie. Irgendwie kam sie sich im Moment ziemlich nutzlos vor....

Bei Classics Worten musste sie dann unwillkürlich schmunzeln und ihr Blick glitt nun zu dem Kerl, der nun hier im Moment wohl die schlechtesten Karten hatte. Kurz biss sich die Terranerin auf die Unterlippe, stand auf und stemmte ihre Hände in die Hüfte. Ein funkelnder Blick traf den Assistenten.

'So ...'

Mit einem fragendem Blick zog Peter seinen Tricorder vom Gürtel, schaltete ihn ein und suchte den grauen Punkt, denn Classic angesprochen hatte. Dann drehte er sich so weit herum, dass er genau auf das Ziel schauen müsste. Nun zeigte das kleine Display an, dass sich das Ziel genau vor ihm befand. Dann hob er den Blick und schaute genau in das verängstigte Gesicht des Wissenschaftlers.

'Verdammt', schoss es durch den Kopf von Peter. Jetzt war er Classic auf den Leim gegangen.

Doch natürlich ließ er sich das nicht anmerken. Stattdessen klappte er den Tricorder wieder zu, hängte ihn wieder an seinen Gürtel und ging zu Rekelen. Mit einer lässigen Handbewegung zeigte er auf den Wissenschaftler und sagte: "Erledigen Sie das."

--- Omicron IV, Forschungskomplex, vor fünf Jahren

Gorvek lehnte sich an die Balustrade auf dem höheren Balkon des frisch renovierten Komplexes und blickte auf die vor ihm liegende Landschaft. Es war Spätsommer, die einzige wirklich angenehme Jahreszeit auf dem verfluchten Planeten, und das erste Mal, seit man ihn als Sicherheitschef eingestellt hatte, fühlte er sich entspannt und äußerst selbstzufrieden.

Gemeinsam mit Thian, einem jüngeren Assistenten, beobachtete er die rund hundert Sicherheitsoffiziere - eigentlich eher Soldaten - die gerade in einer geordneten Doppelreihe unter ihnen aus dem Haupttor auszogen. Auf dem Shuttlefeld erwartete sie ein Transporter, der sie zu irgendeiner neuen Anstellung oder vielleicht nach Hause transportieren würde. Teilweise befanden sich Männer und Frauen darunter, die bereits seit Jahrzehnten für die Sicherheit der Anlage verantwortlich gewesen waren. Nun benötigte man sie nicht mehr.

"Ihnen scheint es ja nichts auszumachen, dass praktisch das gesamte Sicherheitspersonal abgezogen wird", brummte Thian und folgte seinem Blick. "Finanzielle Einsparungen, ha! In wenigen Tagen werden hier die ersten Raumpiraten auftauchen und Equipment in einem Wert stehlen, der weit über dem Gehalt dieses Personals liegt. Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass ein paar Dutzend Wachmänner noch irgendetwas schützen können?"

Gorvek schmunzelte nur und antwortete nicht. Er erinnerte sich an die medizinische Routineuntersuchung, der sich vor einigen Tagen das gesamte verbliebene Personal des Komplexes unterzogen hatte - ebenso er und Thian. Der junge Mann schien jedoch keine Ahnung zu haben. Was ausgesprochen gut war.

"Ich verstehe das nicht", fuhr Thian nach einigen Sekunden Schweigen fort. "Vor zwei Jahren hat dieses Versuchskaninchen, dieser Classic, für ein heilloses Durcheinander gesorgt, als er verschwunden ist, und von überall wurden verstärkte Sicherheitsmaßnahmen gefordert. Der Professor war außer sich. Er hat sogar Sie eingestellt, obwohl er Sie sich eigentlich gar nicht leisten kann! Und jetzt ziehen alle ab. Das kann doch überhaupt nicht wahr..." Seine Stimme verlief sich in einem verärgerten Murmeln, aus dem Gorvek keine einzelnen Worte mehr heraushören konnte.

"Also gut, Thian" Gorvek wusste, er durfte an sich mit niemandem darüber sprechen - er selbst hatte diese Regel durchgesetzt! -, aber er wusste auch, dass er dem Mann neben sich vertrauen konnte. Und er brannte darauf, vor jemandem mit seinem Projekt angeben zu können. "Ich verrate Ihnen, was das alles soll."

Er machte eine umfassende Geste. "Wir benötigen die Sicherheitsleute nicht mehr, weil dieser gesamte Komplex mit Nanosonden geflutet wurde, die so klein und so spezifisch konstruiert sind, dass nicht einmal die Sensoren unseres eigenen Computers sie entdecken können. Selbst wenn wieder eine der Versuchspersonen entwischen und es schaffen sollte, den Computer zu kontrollieren, diese Nanosonden würde er nicht bemerken."

Thian sah ihn misstrauisch an. "Sie meinen, hier fliegen irgendwelche Sonden herum, die wir nicht entdecken können?"

"Richtig" Gorvek genoss Thians Entsetzen. "Für Angestellte in dieser Anlage sind sie völlig harmlos. Man hat Ihnen allen ein immunisierendes Mittel injiziert und wird die Injektion alle paar Monate wiederholen. Ihnen passiert nichts. Jede Art von Eindringlingen oder Personen, die aus geschützten Laborbereichen fliehen, wird jedoch sofort von einer dieser niedlichen kleinen Nanosonden attackiert, sobald er in einen Sicherheitsbereich eindringt. Die Wachleute müssen ihn dann nur noch einsammeln."

Er seufzte zufrieden. Die abziehenden Wachmänner waren mittlerweile hinter einer nahen Hügelkuppe verschwunden. "Und das schönste ist: Es gibt keine Computeraufzeichnungen. Das medizinische Personal zeichnet die Injektionen als harmlose Schutzimpfungen auf. Sämtliche Daten bezüglich der Installation der Sonden wurden nie im Computer vermerkt." "Diese Nanosonden -" Gorvek sah dem Assistenten an, dass er mit sich rang, ob er es wirklich wissen wollte. "Was genau machen sie, wenn sie auf jemanden stoßen, der nicht immun ist?"

Der Sicherheitsoffizier grinste. "Also ehrlich gesagt wissen wir es nicht so genau. Die Nanotechnologie ist noch lange nicht so weit fortgeschritten, dass sich präzise Vorhersagen machen ließen, aber der Verwaltung war es das Risiko wert. Scheinbar bringt es den Hormonhaushalt durcheinander. Verändert den Bewusstseinszustand. Bewirkt Wahnvorstellungen. Vermutlich also finden die Wachleute die Eindringlinge, wie sie begeistert an die Wand starren oder sich am Boden winden. Irgendwie so was." Er zuckte mit den Achseln. "Na ja, und auf manche Spezies wirkt es auch sofort tödlich."

Hinter dem Hügel sah er den Transporter aufsteigen, der das Sicherheitspersonal wegbrachte. Ganz sicher, sie brauchten es jetzt nicht mehr.

--- Büro, heute

Rekelen nickte und krempelte mit grimmiger Miene die Ärmel hoch; der Gefangene sah sie mit großen Augen an.

Sie wollte gerade zu ihm gehen, als sie von einem Schwindel erfasst wurde. Verwirrt griff sie nach einem nahen Tisch, um sich festzuhalten, und griff sich mit der anderen Hand an die Schläfe. Was war nur mit ihr los? Mit einem Mal fühlte sie sich so... leicht.

Als hinter der Cardassianerin ein Röcheln erklang, drehte sie sich verträumt um. Fasziniert sah sie Megan an: Die Trill hatte ihren Arztkoffer fallen lassen und hielt sich mit beiden Händen die Kehle. Offenbar bekam sie keine Luft mehr; ihre Wangen liefen bläulich an. Als ihre blutunterlaufenen Augen Rekelen fixierten, winkte die Cardassianerin ihr fröhlich.

Keuchend ging Megan zu Boden. Auch Rekelen kniete sich hin und beobachtete verblüfft den kleinen Strauch Erdbeeren, der auf der Nase der anderen zu wachsen begann. Sie staunte; auf Cardassia gab es keine Erdbeeren.

Die Trill gab ein letztes Gurgeln von sich, bevor sie mit wirrem Blick in sich zusammensackte und zum Liegen kam. Tote Augen starrten an die Decke.

Rekelen überlegte, ob sie ihr noch einmal winken sollte, aber ihre Aufmerksamkeit wurde bereits ganz von einem blauen Teppichfussel gefesselt.

Erschrocken beobachtete die junge Pilotin das Geschehen doch bevor sie realisieren konnte, was passiert war, überfiel Cheyenne ein eigenartiges Gefühl. In ihrem Mund begannen plötzlich sämtliche Geschmacksnerven durchzudrehen und für einen kurzen Augenblick war sie versucht, sich wieder von ihrem Mageninhalt zu befreien. Vor ihren Augen drehte sich alles; unbeholfen stolperte sie nach vorne und irgendwo in einer Ecke ihres Selbst bemerkte die Terranerin, wie ihre nach vorne strebenden Füße von etwas auf dem Boden aufgehalten wurden.

Vollkommen irritiert lag Cheyenne auf dem harten Steinboden neben dem Assistenten über den sie gerade gefallen war und versuchte sich mit alle geistigen Macht, die ihr im Moment noch zur Verfügung stand wieder auf zu richten - jedoch ohne Erfolg. Wie ein Fisch auf dem Trockenen ruderte sie mit ihren Armen und Beinen in der Gegend herum auf der verzweifelten Suche nach ihren motorischen Fähigkeiten.

Diese Verzweiflung hielt jedoch nur ein paar Sekunden an - mit der Zeit fand die junge Pilotin sogar gefallen an ihren "Schwimmversuchen" und vergaß den weißen Nebel, der sich an den Rändern ihres Selbst immer weiter ausbreitete. Ein leise Kichern, wie das eines kleinen Kindes, kam über ihre Lippen.

Die Fische und Seepferdchen waren einfach zu faszinierend...

Classic konnte das Geschehen mit Hilfe der internen Kameras genau verfolgen. Noch in der Sekunde, als Megan zusammengebrochen war, begann er, jede nur mögliche Rechenkapazität der Ivory für sich abzuziehen und für die Auswertung der Sensordaten herzunehmen.

Die internen Sensoren gaben keinerlei Aufschluss über eine Umweltveränderung innerhalb des betroffenen Raumes. Seltsam. Er hätte schwören können, dass es sich um eine Art von biologischen oder chemischen Kampfstoff handelte, so schnell wie Megan zusammengesackt war.

Offensichtlich waren die Menschen der Gruppe ebenfalls betroffen, wenn auch wesentlich schwächer, als die Trill, deren Lebenssignale in diesem Moment endgültig erloschen waren. Aber auch hier gaben die Sensoren keinerlei Auskunft über eine mögliche Ursache.

'Gut, dann gehen wir zum Ausschlussverfahren über, viel bleibt nicht mehr übrig, was den Sensoren entgehen kann', schoss es Classic durch den virtuellen Kopf.

Er leitete auf der Ivory eine ausführliche Untersuchung aller Sensordaten ein, und verlagerte anschließend sein Bewusstsein wieder zurück auf den Planeten. Dass auf der Ivory jetzt alle Sekundärsysteme wie Holodecks, Kabinen-Terminals oder Replikatoren mit einem Bruchteil Ihrer üblichen Rechenkapazität auskommen mussten, spielte für Ihn keine Rolle, es reichte, wenn ein Mitglied des Außenteams starb.

Der einzige, dessen Bio-Signatur sich bisher kaum verändert hat, war S'Tom. Vielleicht schützen ihn seine noch verbliebenen Implantate vor dem, was hier vorging.

Eines war jedoch klar. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Zeit der Tarnung jetzt vorbei war, belief sich auf satte 92%. Mit dieser Erkenntnis setzte er seine ersten Angriffsprogramme frei, die den für Ihn wichtigsten Teil der Anlage außer Gefecht setzten: Die Transporterschilde.

"S'Tom!", drang eine laute, eindringliche Stimme aus dem Kommunikator an dessen Brust, noch während Megans Körper sich im Flirren eines Transporterstrahls auflöste und innerhalb eines Stufe-9 Kraftfeldes in der medizinischen Abteilung der Ivory wieder materialisierte. "Sind Sie noch handlungsfähig?"

Er hoffte dies inständig, denn sonst blieb ihm nichts anderes übrig, als das komplette Außenteam zu extrahieren und die Operation abzubrechen...

Classics Stimme drang nur gedämpft an Peters Ohr, der vor S'Tom auf dem Boden kniete und zu dem Vulkanier hinauf schaute. Und das mit entsetztem Blick. Denn S'Tom hatte sich verändert. Und er veränderte sich weiter. Das vorher kalkweiße Gesicht hatte sich in ein düsteres, schwarz-rotes Angesicht verwandelt. Die kurzen Haare sprießten mit unheimlicher Geschwindigkeit und bedeckten bald das Gesicht, aus dem glühende Augen ihn anstarrten.

Aus dem Kopf wuchsen riesige Hörner hervor und die Kleidung, die S'Toms Oberkörper bedeckten, zerriss unter ohrenbetäubendem Lärm und offenbarten eine haarige Brust mit 3 Brustwarzen. Ein langer Schwanz peitschte herum und aus der Nase kam beißender gelber Nebel. Und mit nur einer Bewegung seiner klauenbepackten Hand, löste sich Megan in Rauch auf. Einfach so. Nur ein schwarzer, verbrannter Fleck blieb auf dem sowieso hässlichen Teppich zurück.

Peter schluckte und wäre beinahe umgefallen, doch von dem Schrecken erfasst, rutschte er auf den Knien durch das Büro, direkt hinter den großen Fikus-hatten-wir-das-nicht-schon und hoffte, das S'Tom ihn dort nicht finden konnte. Doch als er vorsichtig zwischen den Ästen durch schaute, konnte er erkennen, dass der Vulkanier langsam umher ging. Mit gehetztem Blick schaute er sich um, als sich plötzlich etwas um seinen Hals legte und ihm in Sekunden die Luft abschnitt.

In Panik drehte er sich um und schaute in ein blättriges Gesicht. Es war der Fikus. Mit einem seiner Äste würgte er ihn und lachte ihn dabei hämisch aus. Mit aller Gewalt versuchte Peter sich aus der pflanzlichen Umklammerung zu lösen, doch er schaffte es nicht. Stattdessen merkte er, wie sich sein Sichtfeld langsam aber sicher einengte und ein Farbenspiel vor seinen Augen herumflog. Wieder versuchte er zu entkommen, doch die Pflanze war stärker. Also gab er sich seinem Schicksal hin und wartete auf seinen Tod.

Doch der kam nicht. Obwohl er weiter gewürgt wurde und er nicht imstande war zu atmen, blieb er am Leben. Und das Farbenspiel wurde noch schöner, noch verrückter. Wie besessen starrte Peter den bunten Punkten hinterher, versuchte sie mit seinen Händen zu fangen und ein erstickendes und fanatisches Kichern entsprang seiner Kehle.

Ashok, die Hände tief in seinen Hosentaschen vergraben, fiel fast um, als er sich mit einem erschrockenen Sprung nach hinten vor Tarsons plötzlich wild um sich greifenden Händen in Sicherheit brachte. Er schüttelte sich. Fast wäre er im Stehen eingedöst ...

Er nahm die Hände aus den Taschen und schaute sich um -- müde, aber irgendwie erfrischt, als hätte er gerade einen entspannenden Mittagsschlaf hinter sich gebracht. Er musterte jedes der Dinge um sich herum eingehend und mit großer Neugier.

Da war ein großer Mann. Der lag auf dem Boden und machte ein komisches Gesicht. Und er wedelte mit den Armen. Das war lustig! Zumindest, solange man nicht in Reichweite der Arme war. Dann wäre es gefährlich. Aber Ashok war nicht in Reichweite der Arme. Darum war es lustig. Der Inder kicherte albern.

Da war eine mittelgroße Frau. Die lag auch auf dem Boden in der Nähe von dem großen Mann und sah gar nicht so fröhlich aus. Eigentlich sah sie gar nicht sehr lebendig aus. Vielleicht war sie tot? Das würde es erklären. Aber eigentlich war es gar nicht richtig, jetzt tot zu sein. Immerhin war da doch was Wichtiges ... hmm ... Ashok kam nicht drauf. Irgendwas war wichtig. Vielleicht dachte die tote Frau gerade darüber nach.

Da war ein Mann in einem weißen Rock. Der sah auch nicht so lustig aus, aber er lebte immerhin. Ashok warf ihm ein breites Grinsen zu, und der Mann in dem weißen Rock schrak zurück. Ashok runzelte die Stirn, blinzelte ein paar Mal, zuckte mit den Achseln und entschied, dass der Mann im weißen Rock uninteressant war.

Da war noch eine Frau. Die schwamm. Sie sah dabei glücklich aus. Ashok lächelte auch glücklich. Das war schön. Er schwamm auch ein paar Züge, aber dann war es langweilig. Irgendwas fehlte, das zum Schwimmen gehört. Ashok dachte angestrengt nach, aber er kam nicht drauf. Vielleicht hatte es was mit dem Wichtigen von vorhin zu tun. Sollte die tote Frau echt drüber nachdenken.

Und da war noch eine Frau! Ashok giggelte. So viele Frauen! Die da schwamm nicht und war auch nicht tot, sondern sie guckte begeistert den Boden an. Ashok fand das toll und stellte sich vor die Frau und guckte auch begeistert den Boden an.

Der Boden war aber ein bisschen langweilig, darum guckte Ashok ein bisschen nach oben. Da waren Beine. Die gehörten der Frau. Ein bisschen weiter oben waren die Beine zu Ende. Ashok war traurig, denn er hatte sich gerade an sie gewöhnt. Aber dafür sah er jetzt Hüften. Die waren auch nett. Ashok trat einen Schritt vor und legte seine Hände an die Hüften: die linke Hand an die linke, und die rechte Hand an die rechte. Die passten schön dahin.

Ashok freute sich ein bisschen. Irgendwas veränderte sich in ihm. Er war ... er war ...

Der junge Mann stand wie erstarrt da, während er langsam wieder zu sich kam. Blitzschnell verarbeitete er die Informationen, die sein dröger Geist in den letzten Minuten? Stunden? aufgenommen hatte: Megan war tot, Cheyenne war verrückt, Tarson war wild, und Rekelen ...

Er sah hoch.

Rekelen. Rekelen! *Seine* Rekelen! Er schluckte hart. Rekelen war umwerfend. Sie war das schönste Wesen, das Ashok je gesehen hatte. Und sie gehörte ihm! Er hatte sie erjagt! Schon am ersten Tag! Der Inder sah die Cardassianerin mit lüsternem Grinsen an. Seine Hände fassten sie um die Hüften und zogen sie an ihn heran. Megan? Cheyenne? Tarson? Die Namen hatten einen vertrauten Klang, aber der junge Inder hatte etwas Wichtigeres zu tun...

S'Tom wunderte sich im ersten Moment noch, was mit den anderen geschah, doch dann merkte er, dass auch in seinem Körper eine Veränderung vorging. 'Was geschieht hier?' Plötzlich versagten die kybernetischen Interfaces zu den Implantaten für einen Moment. Alle Sinneswahrnehmungen - weg.

Der Vulkanier befahl seinen Muskeln mit aller Willenskraft, sich zu versteifen - ein Fall barg ein zu großes Verletzungsrisiko. Vereinzelte Interfaces gingen sporadisch wieder online. Ein Schwall von verwirrenden Informationen erreichte sein Gehirn. Die der biologischen Systeme standen teils in starkem Widerspruch zu denen der kybernetischen. Das Nervenzentrum der ehemaligen Drohne konnte nicht entscheiden, welchen zu vertrauen und welchen nicht, und die schiere Menge nach dem Blackout war kurzfristig zu viel.

In diesem Augenblick gaben einige Barrieren in S'Toms Geist nach. Erinnerungen, Emotionen kamen hervor. Hass auf die Borg, Trauer um seine Eltern, Liebe für T'And. Einige Rückblicke in seine Borgvergangenheit. Er assimilierte und assimilierte und assimilierte...

"S'Tom!" drang eine eindringliche Stimme langsam in seine Gedanken. Wessen Stimme war das? Der Techniker brauchte einen Moment, bis er begriffen hatte, dass diese Stimme Classic gehören müsste. 'Stopp!' schrie der Vulkanier in Gedanken. Langsam erlangte er wieder einigermaßen eine mentale Kontrolle.

Ein zweites Mal nahm die ehemalige Drohne die Stimme wahr, dieses Mal klarer. Sie wollte antworten, doch plötzlich sah sie mehrere Borg auf sich zukommen. 'Das kann nicht real sein. Ich muss Classic antworten!'. Die Borg kamen näher, bereit, S'Tom zu assimilieren. Er wich - gegen seinen bewussten Willen - einige langsame Schritte zurück. 'Das ist nicht real.'

Im nächsten Moment waren die Borg weg. "Nicht... mehr... lange..." brachte der Vulkanier in dieser kurzen Pause hervor. Dann wurde die Verwirrung wieder größer, sein Gehirn wieder hin- und hergerissen zwischen widersprüchlichen biologischen und kybernetischen Informationen.

In den wenigen Sekunden, die S'Tom für seine Antwort benötigte, wurde Classic der Ernst der Lage bewusst. Merkwürdig war bisher nur, dass die Anlage sich nicht gegen sein Eindringen wehrte.

Die ersten Untersuchungsergebnisse des toten Körpers von Megan trudelten in diesem Moment bei ihm ein. Massive Veränderungen in der Zellstruktur und in der Körperchemie, wie sie von keinem bekannten Virus verursacht werden konnten. Die Bioscanner hatten während des Transportvorgangs keinerlei Fremdkörper ausgefiltert, was biologische und chemische Kampfstoffe mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausschloss.

Damit blieben nur noch wenige Möglichkeiten, die überhaupt denkbar waren. Damit begann er zu handeln.

"S'Tom!", drang seine Stimme erneut aus allen greifbaren Kommunikatoren, diesmal verschwand der Wissenschaftler, der bei Ihnen war, im Flirren des Transporterstrahls...

--- Ivory

Ruckartig wurde Classics Aufmerksamkeit zurück auf die Ivory gerissen, denn die Transportersysteme hatten einen Fremdkörper-Typus im biologischen Kreislauf des Wissenschaftlers ausgemacht. Einen ungewöhnlichen Fremdkörper, der definitiv nicht zur menschlichen Biologie gehörte. Bei Megan war nichts Vergleichbares gefunden worden.

Der Wissenschaftler materialisierte einen Moment später ebenfalls innerhalb des Stufe-9 Kraftfeldes, in dem sich auch Megan befand. Der Bio-Filter hatte das Vorkommen dieses merkwürdigen Stoffes aus seinem Körper entfernt.

Eine Kopie der merkwürdigen Bio-Signatur befand sich im Transporterpuffer. Ein erster Blick zeigte, dass es sich um ein Bakterium mit merkwürdigen Metallgehalt handelte.

Noch während er versuchte, diese Erkenntnis einzusortieren, begann der Wissenschaftler auf die Knie zu sinken und vor sich hin zu lallen. Er zögerte nicht lange. Viele Möglichkeiten hatte er ohnehin nicht.

Er modifizierte die Transportermatrix so dass sie Kopien der Fremdkörper in jeden transportierten Gegenstand einfügte.

--- Büro

Alle Mitglieder des Außenteams entmaterialisierten im gleichen Moment und tauchten fast 20 Sekunden später wieder an gleicher Stelle wieder auf.

Classic war sich vollauf bewusst, dass die Vervielfältigung der Organismen deren molekulare Integrität beeinflusste, aber für den Moment sollte es reichen. Ein Mikrozellularer Scan von Megan und dem Wissenschaftler würde ihm da vielleicht weiterhelfen. Das allerdings würde sich einige Minuten hinziehen.

"Classic an Außenteam, verstehen Sie mich?" drang erneut seine Stimme aus den Kommunikatoren.

Das Farbenspiel war zwischendurch von einem Transporterstrahl unterbrochen worden, doch den hatte Peter gar nicht wahrgenommen. Er fischte immer noch nach den bunten Punkten. Doch immer wieder glitten sie zwischen seinen Fingern hindurch und verschwanden aus seinem Sichtfeld. Langsam aber sicher schlich sich der Gedanke ein, dass es vielleicht unmöglich war, irgendwas zu fangen.

Frustriert gab er es dann auf. Mal davon abgesehen, dass die Punkte an Häufigkeit und Anzahl abgenommen hatten. Und plötzlich konnte er auch wieder atmen. Langsam drehte er sich um und er erkannte, dass der Fikus es wohl aufgegeben hatte, ihn zu würgen. Aufatmend rieb er sich seinen geschundenen Hals, auch wenn er überrascht feststellte, dass er kaum weh tat.

Vorsichtig schaute er sich um, betrachtete die anderen Teammitglieder, die sich langsam aber sicher aufrappelten und vom Boden, auf dem sie gelegen hatten, aufstanden. Und dann hörte er eine Stimme. Zuerst konnte er sie nicht wirklich zuordnen. Doch dann erkannte er sie.

Classic.

Mit trockenem Mund und tauber Zunge versuchte er zu antworten. Doch nur ein Krächzen kam über seine spröden Lippen. Mühsam versuchte er, seinem Mund irgendwie Flüssigkeit zuzufügen, doch nirgends fand er etwas. Trotzdem versuchte noch einmal, Classic zu erreichen.

"J ... j .... ja", schaffte Peter es endlich; auch wenn es mehr ein Flüstern war. Doch er hoffte, dass Classic ihn hören würde.

Na also, es schien funktioniert zu haben.

"Tarson! Reißen Sie sich zusammen! Die Zeit läuft davon.", Classics unerbittliche Stimme drang für die noch etwas überempfindlichen Ohren des Außenteams fast unerträglich laut aus den Kommunikatoren.

"Nur soviel, es scheint, als ob der Komplex mit Hilfe von Nanotechnologie verteidigt würde. Dazu aber später mehr. Momentan sind Sie in Sicherheit, und im Notfall kann ich Sie rausbeamen. Noch kann ich den Sicherheitsalarm auf Grund des abgeschalteten Transportschilds unterdrücken.

Teilen Sie sich auf, schicken Sie ein Team in die Krankenstation, die inzwischen auf Ihrem Plan vermerkt ist. Offensichtlich wird die Nanotechnologie, die Sie befallen hat, von einer Form von 'Gegenmittel' unterdrückt, dessen ungefähre Struktur ich in den Tricorder von Ashok übertragen habe. Die Krankenstation ist auf dem Plan vermerkt. Vielleicht finden Sie dort nähere Hinweise.

Den Wissenschaftler habe ich als Versuchskaninchen an Bord, gehen Sie in das nächste Labor, es ist dasjenige, in dem ich gefangen gehalten worden bin, ich denke, dass dort am ehesten die kybernetischen Experimente weitergeführt worden sind."

Irritiert blickte die junge Frau um sich - gerade waren mit Sicherheit die letzten Fischchen vor ihrem Auge verschwunden. Ihr Mund fühlte sich trocken an und ein die Frage was passiert war endete in einem undefinierten Glucksen.

Wo war eigentlich Megan?

Fragend blickte sie zu Tarson - er machte einen so wissenden Eindruck.

Peter konnte Classics Stimme hören und auch die Sätze, die er sagte. Doch das meiste verstand er nicht. Es waren für ihn wirre Aneinanderreihungen von Wörtern, deren Sinn ihm nicht klar sein wollte. Doch als sich sein Tricorder mit einem Piepsen bemerkbar machte und er die schriftlichen Informationen von Classic las, da verstand er.

Er murmelte ein "Verstanden, Classic" und richtete sich auf. Die Anderen waren endlich auch wieder auf den Beinen, auch wenn Cheyenne ihn mit einem ziemlich unwissenden Eindruck anstarrte. Etwas irritiert versuchte Peter, den Blick zu ignorieren, um sich auf den Tricorder zu konzentrieren. Nachdem er sich einen groben Überblick über die Situation verschafft hatte, rief er alle zusammen.

"Okay, ich hoffe, alles sind wieder soweit in Ordnung?", fragte er die Anwesenden. "Prima. Dann vergessen wir das Geschehene und konzentrieren uns wieder auf die Arbeit."

Ein zustimmendes Grummeln ging durch die Runde, während Peter weiter redete.

"Classic hat uns neue Daten geschickt. Sie sind in unseren Tricordern. Jetzt müssen wir nur noch klären, wie wir uns aufteilen. Irgendwelche Vorschläge?"

Cheyenne war immer noch baff über die Geschehnisse der letzten Minuten, doch sie versuchte sich zusammen zu reißen. Sie hatten wahrlich keine Zeit mehr ...

"Ich denke, wenn Ashok schon die Infos über die Krankenstation hat sollte er auch die Gruppe anführen, die dort hin geht. Was halten Sie davon, wenn er und Rekelen versuchen, dort ein Gegenmittel zu finden - Sie, Tarson, S'Tom und ich gehen in das von Classic beschriebene Labor."

Fragend blickte die junge Pilotin in die Runde.

Peter überlegte kurz und nickte dann zufrieden. "Okay, machen wir es so", sagte er und hoffte, dass alle für eine Fortführung der Mission bereit waren. Aber da er sich relativ schnell von der Sache vorhin erholt hatte, glaubte er, dass es bei den Anderen wohl ähnlich war. Und zum Glück brauchten sie nicht mehr den Babysitter für den Wissenschaftler zu spielen.

Mit seinem Tricorder in der Hand, öffnete er leise die Tür, spähte auf den Flur hinaus und ging dann los.

--- Gänge

Hinter ihm folgte der Rest des Teams. An der nächsten Gangbiegung trennten sich ihre Wege und Tarson steuerte auf das von Classic angesprochene Labor zu. Oder zumindest in die Richtung. Denn laut Plan befand sich das Labor eine Etage unter ihnen. Und Peter war sich nicht sicher, ob der Aufzug oder die Treppe der sichere Weg war.

"S'Tom. Lift oder Treppe. Was denken Sie?", fragte er den Vulkanier.

Die ehemalige Drohne überlegte einen Moment. "Treppe", antwortete sie nach dieser kurzen Pause, "Im Lift sind wir ein leichteres Ziel."

Der Vulkanier hoffte, dass seine mentalen Funktionen schon wieder unbeeinträchtigt waren. Die kybernetischen Interfaces hatten schnell wieder perfekt funktioniert, aber sein Gehirn war noch ein oder zwei Minuten verwirrt von dem plötzlichen Übergang gewesen. S'Tom spürte jetzt zwar nichts mehr, aber diese organischen Funktionen waren schwieriger zu überprüfen als die technologischen.

Sie erreichten den Lift, wandten sich dann ab und öffneten die Tür, die sich direkt neben dem Aufzug befand. Muffige Luft schlug Tarson entgegen. Anscheinend wurde das Treppenhaus selten benutzt. Glück für sie, dann konnten sie es unbemerkt nutzen.

Leise schlich die kleine Truppe die zwei Treppenabsätze herunter und kam dann hinter der Ausgangstür zum Stehen. Wieder aktivierte Peter seinen Tricorder, scannte den Bereich hinter der Tür und überprüfte die angezeigten Daten von Classic. Wenige Sekunden später nickte er zufrieden und öffnete die Tür einen Spalt breit.

Wieder war niemand auf den Gängen unterwegs und Peter fragte sich langsam, ob überhaupt jemand hier arbeitete. Vorsichtig schritten sie durch einen spärlich beleuchteten Flur, von dem in regelmäßigen Abständen rechts und links Türen und andere Gänge abgingen. Nach wenigen Metern jedoch blieb Tarson plötzlich stehen.

"Ich glaube, da kommt jemand", flüsterte er und zeigte auf ein blinkendes Lämpchen, welches auf dem Tricorderdisplay erschienen war.

Der Adrenalinspiegel der Pilotin schoss zum wiederholten Male an diesem Tag in Höhe. Eigentlich war heute schon zu viel Unerklärliches und aufregendes passiert, dass sich Cheyenne von einem kleinen blinkenden Lichtchen eigentlich nicht mehr aus der Ruhe hätte bringen lassen sollen ... na ja - eigentlich!

"Tarson! Es ist der falsche Augenblick, um an etwas 'glauben'." Mit dieser sarkastischen Antwort postierte sich die Terranerin in einem Quergang und zog - während sie sich flach mit dem Rücken an die Wand drückte - ihren Phaser.

Dumpfe Schritte wurden langsam lauter.

Peter und der Rest des Teams drücken sich hinter Cheyenne an die Wand und versuchten so leise wie möglich zu atmen, damit man sie auch ja nicht hören konnte. Währenddessen hoffte er inständig, dass die Person, zu der die näherkommenden Schritte gehörten, einfach verschwand. Sich in Luft auflöste. Irgend so was.

Er machte sich keine Sorgen darüber, dass sie denjenigen nicht unauffällig ausschalten konnten, doch schließlich hatten sie schon einen Wissenschaftler "verschwinden" lassen und es war nur eine Frage der Zeit, bis sein Wegbleiben entdeckt werden würde. Bei Zweien war das Risiko noch größer.

Plötzlich machte die unbekannte Person halt. Man hörte, wie sie an einer Stelle stand und irgendetwas in ein PADD oder Terminal eingab. Dann folgte ein Zischen, ein paar Schritte, und nach einem erneuten Zischen war wieder Ruhe.

Peter verharrte noch ein paar Sekunden still, bevor er sich von der Wand löste und vorsichtig um die Ecke lugte. Doch das einzige, was er sah, war ein leerer Flur. Anscheinend war die Person durch die letzte Tür vor ihrem Versteck gegangen.

Während er erleichtert aufatmete, drehte er sich zu den Anderen rum. "Anscheinend hatten wir Glück", sagte er und gab Cheyenne zu verstehen, dass sie ihren Phaser wieder wegstecken konnte. "So, dann lasst uns mal weiter gehen", sagte Peter und schritt los.

Langsam und flach atmete Cheyenne aus und ein paar Augenblicke später setzten die drei ihren Weg fort.

'Eigenartiges Gebäude, eigenartige Leute...', schoss es ihr durch den Kopf. Oder sie hatten nur verdammt viel Glück!

Tarsons Tricorder begann wieder zu piepsen. Im ersten Moment wollte die Pilotin schon in Angriffsstellung gehen doch dann bemerkte die Terranerin das grüne Blinken auf dem kleinen Scanner und beruhigte sich wieder.

Sie waren an einer weiteren Tür angekommen - doch diese unterschied sich erheblich von denen, durch die zu bis jetzt gekommen waren. Skeptisch betrachtete die Pilotin ihr neues Hindernis und irgendwie wusste sie, dass sie hier nicht so leicht durch kommen würden. Im Geiste ging sie sämtliche Arten von Material durch, das sie kannte und suchte nach einer Übereinstimmung.

'Stahltüre, Titantüre, Aluminium ... nein, zu einfach ... Eisentüre ...'

Einige Sekunden vergingen, während Tarson stumm die Türe scannte. Skeptisch blickte er immer wieder von dem kleinen Display auf.

"Die Daten, die ich von Classic bekommen habe, zeigen das Labor genau hinter dieser Wand an.", murmelte er vor sich hin.

Cheyenne trat einen Schritt nach hinten und betrachtete ihr "Hindernis" prüfend. Sie ließ den Blick über die vermeintliche Tür schweifen auf der Suche nach einem Öffnungsmechanismus - jedoch ohne Erfolg.

"Ich nehme an, wir haben nicht zufällig so was wie Sprengstoff dabei, oder?"

Es knackte in Cheyennes Kommunikator, und die bekannte Stimme des Flaschengeistes erklang grade laut genug, dass die beiden ihn verstehen konnten:

"Ich kann den Öffnungsmechanismus für Sie beeinflussen, aber es kann nur immer einer gleichzeitig in die Dekontaminationskammer der Schleuse. Die Öffnungszeiten der Schleusentüren sind auf beiden Seiten jeweils auf zehn Sekunden beschränkt, der Dekontaminationsprozess benötigt rund 15 Sekunden. Bitte geben Sie mir ein Zeichen sobald ich die Sequenz einleiten soll.

Bitte beeilen Sie sich, der Sicherheits-Offizier beginnt die einzelnen Systeme voneinander zu trennen. Ich verliere Stück für Stück meinen Einfluss auf das System."

Cheyenne fackelte nicht lange herum. Auch wenn Classic die Verbindung zum System nicht verlieren würde - sie hatten hier alle schon viel zu viel Zeit verschwendet!

"Fangen Sie an, Classic!", sagte sie mit gedämpfter Stimme. Die Pilotin war entschlossen, zumindest dieses Hindernis so schnell wie möglich hinter sich zu bringen.

Ein leichtes Summen war auf einmal zu vernehmen und ein paar Augenblicke später schob sich die riesige Metalltüre lautlos zur Seite. Fast hatte man das Gefühl sie würde auf einer Art Luftkissen getragen werden.

Kurz atmete die Terranerin durch und blickte zu S'Tom der - Cheyenne interpretierte es als fasziniert - den Öffnungsvorgang betrachtete. Innerlich schüttelte sie den Kopf.

"Sesam öffne dich!" Sie packte die ehemalige Drohne am Arm und schob S'Tom in die Kammer.

Kaum hatte die Pilotin ihren Arm wieder zurück genommen schloss sich die Schleuse auch schon wieder.

"Hoffentlich kann er auf der anderen Seite selbst aussteigen!", murmelte sie.

Tarson hätte beinahe laut aufgelacht, als er S'Toms Gesichtsausdruck gesehen hatte, wie Cheyenne ihn unfreiwillig als Ersten in die Schleuse gequetscht hatte. Und nachdem er sich dann von dem "Schrecken" erholt hatte, konnte er sich noch nicht einmal beschweren, denn die Schleusentür schloss sich mit einem Zischen hinter ihm.

Cheyenne warf ihm einen bedeutsamen Blick zu, bevor sie wieder die Tür anstarrte. Peter hingegen konzentrierte sich auf die Konsole neben der Tür, auf dem ein orange blinkendes Kontrolllämpchen den zurzeit im Gange befindlichen Dekontaminationsprozess anzeigte. Nach dem von Classic vorhergesagten Zeitraum, hörte das Zischen auf und die Kontrollleuchte wechselte zu blauem Dauerlicht.

S'Tom verließ wohl relativ schnell die Kammer, den schon wenige Sekunden später blinkte es wieder Orange und auch das Zischen war wieder da. Bevor es auf Grün umschwenkte, drehte er sich zu Cheyenne um und sagte: "Bevor Sie das Gleiche mit mir versuchen ...; ich gehe als Letzter. Verstanden?"

"Natürlich!", antwortete Cheyenne mit der Andeutung eines frechen Grinsens im Gesicht.

Genauso sachte wie beim ersten Mal begann die Tür sich wieder zu öffnen - aus den Augenwinkeln beobachtete die Pilotin das grüne Licht.

Ein paar Sekunden vergingen und die Terranerin betrat die Schleuse - wenige Augenblicke später stand sie völlig im Dunkeln. Nur das Zischen war immer noch zu hören.

Für einen kleinen Moment schoss der jungen Frau der Begriff Platzangst durch den Kopf, doch die Zeit in der Schleuse war zu kurz um sich über dieses Thema tiefere Gedanken zu machen.

Cheyenne wurde von gleißendem Licht empfangen, als sie das Labor betrat. Kurz orientierungslos trat sie ein Schritt nach vorne und hielt eine Hand vor die blinzelnden Augen. Kurze Zeit später begann sie langsam die Umrisse des Raumes wahr zu nehmen.

"Wer kann denn hier arbeiten?", murmelte sie und trat zu S'Tom der sich rechts neben der Schleusentür postiert hatte.

--- Labor

"Drei Wissenschaftler und vier Assistenten", antwortete der Vulkanier nach nur kurzer Überlegung. Seine Augen hatten sich recht schnell an das Licht gewöhnt, er hatte daher schon etwas Zeit gehabt, sich umzusehen. Die Ausstattung des Labors war beachtlich, das der Kybernetik-Abteilung des Daystorm-Instituts war bestenfalls gleichwertig.

Die Art, wie Ms. Morgan ihn hier hinein befördert hatte, war alles andere als akzeptabel gewesen, aber es war durchaus logisch, dass er als erster den Raum betreten sollte. Als Techniker hätte er noch die besten Chancen gehabt, automatisierte Sicherheitssysteme abzuschalten...

S'Tom scannte mit seinem Tricorder den Raum nochmals auf Sicherheitssysteme, konnte aber keine aktiven aufspüren. Neben sich hörte er inzwischen die Luftschleuse ein weiteres Mal öffnen und schließen, und nach kurzer Zeit trat ein temporär erblindeter Mr. Tarson hervor.

Der Vulkanier aktivierte seinen Kommunikator: "Mr. Classic, wir sind im Labor. Ich werde sofort versuchen, eine direkte Verbindung von einem der Wissenschaftsterminals zu Ihnen herzustellen. Weitere Anweisungen wären auch von Nutzen." Damit trat er auch einen der Arbeitsplätze zu und machte sich an die Arbeit,

Peter musste mehrmals blinzeln, bis er wieder einigermaßen sehen konnte. Das grelle Licht im Labor hatte ihn nach der absoluten Dunkelheit in der Schleuse total unvorbereitet getroffen. Während sich seine Augen wieder normalisierten, hörte er S'Tom über das weitere Vorgehen sprechen. Nachdem der Vulkanier sich zu den Terminals begeben hatte, drehte er sich zu Cheyenne um, die mitten im Raum stand und sich mit großen Augen und verdutztem Gesicht umschaute.

Und Tarson verstand sie. Er selbst sah wohl auch nicht besser aus, auch wenn er nicht viel von dieser Technik verstand. Trotzdem erkannte er, dass es sich hier um ein sehr fortschrittliches Labor handelte.

Mehr zu sich selbst als zu Cheyenne sagte er: "Das hier muss ne ganze Menge Latinum gekostet haben!?"

Ein schiefes Lächeln kam bei Tarsons Kommentar über Cheyennes Lippen.

Ein paar Augenblicke vergingen, in denen sich Cheyenne aber noch lange nicht sicher war, was sie von diesem "noblem Ding" hier halten sollten.

"Und wo fangen wir jetzt an zu suchen? Das dauert ja Tage, hier einen passenden Körper zu finden. Hat Classic irgendwelche Wünsche geordert?"

Peter schaute sich um und zuckte mit den Schultern. "Um ehrlich zu sein, ich habe absolut keine Ahnung. Aber wenn ich mir das hier so anschaue und mein technisches Wissen dazurechne, dann besteht für Classic die große Chance, den Rest seines Lebens in einem protzig aussehenden Schrotthaufen zu verbringen."

Er ging ein paar Schritte herum, warf hier und da einen Blick umher und ging dann wieder zu Cheyenne zurück.

"Also, so wird das nichts. Wir müssen auf mehr Informationen von Classic warten", sagte er und wollte schon eine Verbindung zu eben solchem aufbauen, als er S'Tom abwinken sah. Tarson verharrte mit der Hand vor seinem Kommunikator und schaute den Vulkanier verwirrt an. Doch der machte im mit einer Handbewegung klar, dass er an diesem Problem wohl schon arbeitete.

"Na, dann warten wir eben", sagte Peter und verschränkte die Arme vor der Brust.

Classic hatte einige Zeit benötigt, sich auf den von S'Tom neu geschaffenen Kommunikationskanal umzustellen. Das Sicherheitslabor war von außen sehr gut abgeschirmt. Er vermochte nicht zu sagen, ob er es ohne die Hilfe des Vulkaniers noch geschafft hätte - ein großer Teil der Internen Systeme war mittlerweile entweder abgeschaltet oder wenigstens physikalisch abgetrennt worden.

"Uns läuft die Zeit davon, meine Herren. Sie sind, wie ich jetzt sagen kann, definitiv im richtigen Labor gelandet. In einer der Lagerkammern an den Wänden des Labors sollte sich der von mir gesuchte Androiden-Körper befinden. Mehr kann ich ihnen nicht sagen, da die Sicherheits-Datenspeicher vor einigen Minuten abgeschaltet wurden.

Die Transporterschilde sind noch immer außer Funktion, ihr Fluchtweg ist also gesichert. Ich habe aber die Funkverbindung zum zweiten Außenteam verloren, sie scheinen aber, Ihren Kommunikator-Signalen nach zu urteilen, ..."

Ein lautes Knacken ging durch die Funkverbindung, um sofort darauf in ein nervtötendes Rauschen überzugehen. Nach einigen Sekunden trat eine unheimliche Stille ein. Bis auf die Hintergrund-Geräusche der Laboranlagen war nur noch das Atmen des Außenteams zu hören.

Ein leichter Seufzer kam über die Lippen der Pilotin.

Mit ein paar Schritten war sie an der von Classic beschrieben Wand und begutachtete sie skeptisch.

"Tarson, S'Tom, sehen sie einen Öffnungsmechanismus?", fragte Cheyenne gepresst.

Die fast silberne Wand reflektierte das Licht so stark, dass der Terranerin nach ein paar Augenblicken in denen sie intensiv darauf schaute die Augen zu tränen begannen. Bevor Peter zu Cheyenne ging, um ihr bei der Suche nach dem Körper zu helfen, bat er S'Tom noch, er solle versuchen, die Verbindung mit Classic wieder herzustellen. Schließlich war er der Einzige, der sie hier rausholen konnte.

Aufmunternd nickte er dem Vulkanier zu und stellte sich neben die junge Frau, die immer noch damit beschäftigt war, die Wand nach dem Öffnungsmechanismus abzusuchen. Und da sie noch geschlossen war, hatte sie ihn wohl noch nicht gefunden.

Kurz schaute sich Peter um, doch auch er sah nichts, womit man den Schrank öffnen könnte. Dann zog er den Tricorder hervor uns begann eingehende Scans. Nach wenigen Sekunden schon lieferte das kleine Gerät erste Ergebnisse. Doch positiv waren sie nicht.

"Anscheinend gibt es keinen expliziten Schalter für den Schrank", sagte er und las weiter die Informationen vom Display ab. "Aber zumindest wissen wir, es ist ein Schrank und nicht nur eine Wand."

Er ging zum nächsten Wandpaneel und wiederholte die ganze Prozedur. Mit dem gleichen Ergebnis.

"Verdammt noch mal. Irgendwie müssen diese Schränke doch aufgehen", meckerte er und klappte den Tricorder zu. Heroisch stellte er sich vor die glänzenden Wandpaneele, erhob die Arme und rief laut: "Sesam öffne dich."

Doch nichts geschah. Peter ließ die Arme sinken und drehte sich zu Cheyenne um. "Versuchen Sie ihr Glück."

Während seine beiden Teamkollegen versuchten, Classics Körper aufzuspüren, arbeitete S'Tom fieberhaft an dem Terminal vor ihm, die Ursache für die plötzliche Unterbrechung der Verbindung zu identifizieren. Anscheinend hatte er beim Aufbau mehrere gut versteckte Sicherungsprogramme aktiviert - wie hatte er die nur übersehen können?

Als erstes versuchte der Techniker, die von ihm derzeit noch kontrollierten Systeme - vor allem den Transporterschild, aber auch interne Sensoren, interne Kommunikation und einige Sicherheitssysteme - abzuschotten und vor dem Zugriff durch die aggressiven Programme zu schützen.

Etwa die Hälfte der Sicherheitssysteme vermochte der Vulkanier aber nicht mehr zu schützen, und ein Versuch, die Subroutinen einfach zu löschen, schlug ebenfalls fehl. Es blieb ihm keine Zeit, sich allzu sehr um diese Systeme zu kümmern, er musste jetzt endlich die externe Kommunikation wiederherstellen.

Doch dieses System war auch schon großteils, mit Ausnahme einiger weniger wichtiger Funktionen, in der Kontrolle des angestammten Computersystems. Die ehemalige Drohne sah keinen Ausweg, hier noch etwas zu retten, es blieb auch zu wenig Zeit für eine komplette Situationsanalyse. Sie zögerte noch einen Bruchteil von einer Sekunde - und löschte dann die externen Kommunikationssubroutinen.

Scharf zog Cheyenne die Luft ein und warf Tarson einen genervten Blick zu.

'Grrrr.'

Gerade als die Pilotin Peter schon einen spitzen Kommentar vor die Füße werfen wollte, fiel ihr Blick auf eine kleine Konsole, die hinter dem Sicherheitschef etwas abseits der Wand stand. Neugierig schob sie Tarson beiseite und steuerte auf sie zu.

Wild blinkende Lichter hüpften auf dem Eingabefeld hin und her und etwas enttäuscht stellte die Terranerin fest, dass es sich hier wohl nicht um den allgemeinen Sternenflottenstandard handelte.

Mit einer kurzen Handbewegung winkte sie Tarson zu sich und nahm ihm den Tricorder aus der Hand. Etwas sanfter als an diesem Tag schon geschehen.

Langsam atmete Cheyenne ein, als sie ein Decodierungsprogramm startete und hielt für einen kurzen Augenblick den Atem an.

"Hmm ... ." Das Programm arbeitete stumm vor sich hin - nur ein paar Mal war es nötig, dass Cheyenne ein paar neue Variablen ein gab.

".... und Sesam öffne dich ....!" Ein breites Grinsen legte sich auf das Gesicht der jungen Frau, als nach zwei Minuten Arbeit des Tricorders die Türen der ominösen Schrankwand sich langsam öffneten.

Kurz warf Peter der jungen Frau einen verärgerten Blick zu und konzentrierte sich dann wieder auf den Schrank, der sich nun vollständig geöffnet hatte und aus dem dichter Nebel heraus waberte; vermutlich von irgend welchen Kühlgeneratoren und die Sicht auf den Inhalt verhinderte.

Plötzlich erklang ein Piepsen und man konnte ein mechanisches Rumpeln hören, gefolgt von einem leisen Quietschen. Dann konnte man einen metallischen Träger erkennen, der sich den Nebelschwaden heraus bewegte.

Peter fragte sich schon, was das zu bedeuten hatte, als er noch was erkannte. An dem Träger hing ein silbrig-glänzender, fast 2 Meter großer Körper mit baumelnden Beinen und ... Moment, was war denn das?

Er schaute etwas genauer hin, doch sein Blick trübte ihn nicht. Der Androidenkörper hatte keine Arme. Also es war nicht so, dass keine Arme vorgesehen waren, denn die Vorrichtungen waren da, nur halt die Arme fehlten. Und nachdem der Schrankinhalt in seiner Endposition angekommen war und der Nebel nachließ erkannte man, da sie auch nicht neben dem Körper hingen.

Tarson blickte Cheyenne fragend an und drehte sich zu S'Tom um. "Mr. S'Tom, haben Sie Classic noch in der Leitung? Wir haben ... interessante Informationen für ihn."

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