Ivory Chronik 3

Operation "Lysides"

--- Sternbasis 12, Quartier 13 B

Poch, Poch, Poch....

"Ja einen Moment bitte. Ich bin gleich da", rief Savannah Sheehan aus dem Badezimmer und wickelte sich eilig in ein großes Handtuch.

Wieder klopfte es an der Tür. Diesmal sogar noch heftiger als beim ersten Mal.

"Immer mit der Ruhe. Ich bin ja schon da. Ich habe übrigens auch einen Türsummer, warum benutzen Sie nicht einfach...", plapperte die Bajoranerin vor sich hin wahrend sie die Tür öffnete und dann wie angewurzelt stehenblieb.

"Oh, Jarok mit Ihnen hatte ich aber nicht gerechnet. Sie kommen auch absolut ungelegen. Ich erwarte Gäste...... Nein, ich meinte, ich bin heute eingeladen und ..... Unsinn, ich habe vergessen, ich habe gleich einen Termin in einer Bar... Ja genau in einer Bar. Sie suchen Bedienungen..."

Langsam wich die junge Frau in ihr Quartier zurück und warf dem Cardassianer, der vor ihrer Tür stand, einen bittenden Blick zu. Dieser schüttelte nur mißbilligend den Kopf und trat ein.

"Miss Sheehan, sparen Sie sich Ihre Ausflüchte. Sie sind seit 3 Tagen mit der Quartiermiete im Rückstand. Wenn das zum erstem Mal vorkommen würde, wäre das kein Problem, aber es ist der Regelfall. Jeden Monat muß ich zu Ihnen kommen und Sie daran erinnern, daß ich nicht die Wohlfahrt bin..."

"Ja, aber ich bekomme doch bestimmt heute diesen Job und werde Ihnen das Geld ganz bestimmt in einer Woche geben können, Jarok. Bitte, ich weiß doch nicht, wo ich hin soll", fiel Savannah ihm ins Wort und setzte ihren 'Das- könnnen-sie-einer-armen-hilflosen-Frau-nicht-antun-Blick' ein.

"Hören Sie auf mich so anzusehen. Ich erwarte von Ihnen, daß Sie dieses Quartier umgehend räumen. Wenn Sie bis heute Abend nicht verschwunden sind, werfe ich Sie eigenhändig aus dem Zimmer, Frau Doktor. Sie können froh sein, daß ich nichts von Ihren persönlichen Dingen verlange, um die Kosten der letzten drei Tage abzudecken. Also: packen sie!", donnerte der aufgebrachte Vermieter und ging zur Tür.

"Vielleicht sollten Sie sich auf der Ivory bewerben. Sie hat an der Station angedockt und sucht immer arbeitswillige Leute. Obwohl ich nicht glaube, daß sie eine Versagerin wie Sie gebrauchen können", setzte er noch ironisch dazu.

Nachdenklich starrte Savannah auf die sich schließende Tür.

"Das war's dann wohl", murmelte sie betroffen, ließ sich auf die Couch fallen und vergrub das Gesicht in den Händen.

'Alles umsonst. Einfach alles was ich versucht habe um hier Fuß zu fassen ist fehlgeschlagen. Ärzte werden nicht gebraucht. Putzfrauen gibt es in Hülle und Fülle, ja und als Kellnerin...'

Ein humorloses Lächeln spielte um ihre Lippen, als sie an ihre letzte Stelle dachte. Ihre Bemühungen in einer der Stationsbars zu arbeiten endete mit acht zerbrochenen Gläsern, fünf wütenden Gästen und einem aufgebrachten Barbesitzer, der sie in hohem Bogen hinauswarf.

'Wenn ich doch auf meine Eltern gehört hätte und nach meiner Entlassung aus der Flotte zu ihnen gezogen wäre. Die hätten mich uneingeschränkt unterstützt.'

Energisch schüttelte die Bajoranerin den Kopf. Sie wußte genau, daß sie dort, völlig abhängig von ihren Zieheltern, nicht glücklich geworden wäre. Außerdem bestand bei dieser Weltenbummelei doch schließlich auch die Möglichkeit, einen kleinen Hinweis auf ihre richtigen Eltern zu finden.

Widerwillig erhob sich Savannah von der Couch und blickte sich unglücklich in ihrem ehemaligen Zuhause um. Hier hatte sie sich die letzten 5 Monate sicher und geborgen gefühlt. Nun war sie gezwungen, die Behaglichkeit ihrer Zuflucht mit einer ungewissen Zukunft zu tauschen.

"Es ist einfach unfair. Seit ich aus der Sternenflotte geflogen bin, läuft einfach alles schief. Ich habe es satt. Am Besten fange ich noch mal irgendwo ganz von vorne an", stieß sie empört hervor und begann energisch ihre Sachen aus der Kommode in ihre Reisetasche zu stopfen.

'Weg von der Station. Weg von dem ganzen Ärger und den Sorgen. Ganz neu anfangen. Ja, das wäre wirklich wunderbar. Aber wo?'

Angestrengt dachte die dunkelhaarige Frau darüber nach, während sie ihre Habseligkeiten gleichmäßig auf ihren Koffer und die Reisetasche verteilte.

'Jarok hat etwas von einem Schiff erzählt, das immer Personal gebrauchen kann', flüsterte ihre innere Stimme.

"Ja und auch, daß ich nicht dafür qualifiziert bin. Er hält mich für eine Versagerin", entgegnete sich Savannah selbst.

'Seit wann kümmert es dich, was die anderen von dir denken? Laß es auf einen Versuch ankommen. Das ist die Chance. Laß dir die Gelegenheit nicht entgehen. Wenn sie dich nicht wollen, mußt du dich eben anderweitig umsehen und wenn sie dich nehmen, bist du deine Probleme los. Komm Mädchen, reiß dich zusammen und zeig den Leuten was du kannst.'

Mit einer raschen Handbewegung schloß die Ärztin ihren Koffer, zerrte ihre Reisetasche vom Bett und hängte sie sich über die Schulter. Mit prüfendem Blick wanderte sie noch einmal durch das Quartier und kontrollierte, ob auch nichts vergessen worden war. Dann schnappte sie sich den Koffer und verließ das Zimmer ohne sich noch einmal umzusehen.

--- Sternbasis 12, Gänge

Schwitzend und keuchend schleppte sich Savannah zum nächsten Terminal informierte sich über den Liegeplatz der Ivory und setzte dann ihren Weg zum Raumdock fort.

--- Ivory, Bereitschaftsraum

Aaron schaute verlegen zu Boden und runzelte die Stirn. dann schaute er Monserat durchdringend an: "Eins können Sie mir glauben: von diesen, ich betone noch einmal, unfreiwilligen Selbstversuchen habe ich wirklich die Nase voll. Sie haben völlig mit Ihrer Warnung recht, daß ich mir demnächst meine Spielkameraden besser aussuchen sollte."

Der Geologe schaute Monserat an - sein fast neuer Chef hatte ein ausdrucksloses Gesicht aufgelegt und war dementsprechend nicht sicher in seinen Emotionen einzuschätzen. Andererseits wollte sich Hunter auch nicht so einfach einschüchtern lassen.

Daraufhin versuchte Aaron die Situation zu entschärfen, indem er lächelnd dem Captain seinen Tricorder reichte. Seinen eigenen gibt man gewöhnlich nicht aus der Hand, aber durch diese Geste versuchte er etwas Vertrauen zu schaffen.

Er wandte sich nun erneut an die Eminenz gegenüber: "Sie sitzen direkt an Ihrem Computer und was da auf dem Bildschirm steht, geht mich eigentlich nichts an. Gehen Sie einfach auf Datafile P. alle Codesicherungen sind offen. Ich glaube, so ist es am einfachsten."

Der Captain nahm den Tricorder entgegen und folgte den Anweisungen des Wissenschaftlers, dabei konnte er nicht umhin, daß er schon dabei war sich ein bestimmtes Bild über diesen Mann zu bilden.

Zum einen war deutlich ersichtlich, daß er nicht zu der Sorte Mann gehörte, die stur Befehlen folgte ohne sich Gedanken zu machen. Das konnte einerseits gut sein, da er keinem unsinnigen Befehl folgen würde, zum anderen konnte das aber auch leicht bedeuten, daß er sich dadurch nicht loyal zum Schiff verhielt oder in einer Gefahrensituation wichtige Zeit verschenkte.

Wobei Monserat eigentlich gefiel, daß jemand nicht die Nase in fremde Angelegenheiten steckte. Trotzdem war ihm dieser Kerl einfach suspekt.

Nach kurzer Zeit reichte der Captain den Tricorder wieder an seinen Besitzer zurück und überflog die Liste der Publikationen. Er nickte nachdenklich und obwohl ihn ein Eintrag besonders interessierte und er damit eine unangenehme Erinnerung verband, gab er es nicht zu erkennen.

"Wie ich sehe, sind Sie wirklich sehr bewandert und ich nehme mal nicht an, daß diese Publikationsliste nicht der Wahrheit entspricht. Im Gegensatz zu meinem Sicherheitschef Martengh No'Orba, der sehr eigenartige Ansichten zum Thema Sicherheit und vor allem Sicherheitsverstößen und deren unbarmherziger Bestrafung hat, vertraue ich zwar meinem gesunden Menschenverstand, was aber nicht bedeutet, daß Martengh Sie nicht auch noch überprüfen wird." Der Franzose lächelte, doch es war sehr hintergründig und paßte zu der versteckten Drohung.

"Was mich betrifft, so nehme ich Sie gerne auf meinem Schiff auf und hoffe, daß sich Ihr Gespür immer bewahrheitet, was meinen Profit betrifft. Sprechen Sie mit Martengh und sagen Sie ihm, daß ich Sie eingestellt habe. Er wird Ihnen dann weitere Anweisungen geben. Ich habe momentan nichts für Sie zu tun. Vielleicht müssen Sie ja noch Ihr Gepäck holen, wenn wir wieder angelegt haben."

Damit war das Gespräch für ihn beendet und er vertiefte sein Interesse in die überspielten Daten. Sein Gegenüber vergaß er dabei völlig.

Aaron war erleichtert, daß er von Monserat eine Chance erhalten hatte. Er entgegnete ihm: "Nein, mein Gepäck habe ich in diesem Sack hier dabei. Ich nehme nicht viel auf Reisen, damit ich umso mehr mitbringen kann!"

Der Chef schien aber keinerlei Notiz mehr von ihm zu nehmen. Aaron stand auf, nahm sein Gepäck und ging zur Tür. Bevor er den Öffner betätigte hielt er kurz inne: 'Mmmmh, hoffentlich hat DER diesen Satz nicht als Provokation verstanden - demnächst und einmal wieder: Erst denken, dann reden!'

--- Brücke

Chi-Lo erstarrte.

"Gewisse Leute auf der Raumstation..."?

So bezeichnete man doch keine offiziellen Vertreter der Sternenflotte! Waren damit vielleicht Bragma oder seine Schergen gemeint?

Auf der anderen Seite sprach Martengh von "Auslieferung" - eigentlich kein Wort, das in einem solchen Szenario angebracht gewesen wäre. Bei menschlicher Ware jeglicher Art sprach man im Allgemeinen von "Übergabe", wußte der Piratensohn...

Er wußte jedenfalls nicht, wer ihn suchte. Ein eindeutiger Nachteil, wie der fand. Dieser Caldonier verstand es offensichtlich, nicht zu viele Informationen herauszurücken, sondern immer nur so viele, wie gerade notwendig waren. Eine Eigenschaft im Übrigen, die Chi-Lo selbst von jeher fremd war.

Dennoch konnte er nicht einfach "OPERATION LYSIDES!" in den Raum rufen, wie er es so gerne getan hätte. Dann wäre ja der Knaller für den Captain weggewesen. Und genau für den wollte sich der Chinese diese Information aufbewahren - schließlich galt es, ihn zu überzeugen, daß er den kleinen Chi-Lo beschützen sollte.

"Martengh, ich versichere Ihnen, ich bin kein Sicherheitsrisiko, sondern ganz im Gegenteil für die Sicherheit dieses Schiffes und seines Captains außerordentlich bedeutsam.

Mein Shuttle wurde nicht von ungefähr beschädigt. Ich wurde gejagt und beschossen, weil ich hierher zu Ihnen flog, um Captain Monserat zu warnen!", log er, daß sich die Balken bogen.

Gespannt hatte Brianna den Dialog zwischen den beiden Männern mitverfolgt, bei dem ihr wieder einmal mehr bewußt wurde, daß hier sicher nicht der geeignete Platz für sie war um erstmals ein Stück Weltall für sich zu erobern. Vielleicht war er aber auf einem anderen Schiff, daß noch Leute suchte.

Vielleicht sollte sie sich das Ganze auch noch einmal in Ruhe durch den Kopf gehen lassen. Ihre Mutter brauchte ja nicht zu wissen, daß sie sich noch auf der Station befand. In der Stationsbar würden sicher mehr Gerüchte zusammengetragen werden und es konnte ja auch gut sein, daß in der hiesigen Krankenstation doch noch ein Job frei wurde.

So räusperte sie sich und trat entschlossen einen Schritt auf den hünenhaften Sicherheitschef zu: "Entschuldigung, Sir. Ich weiß, daß ich noch nicht zur Mannschaft gehöre und im Moment anderes wichtig ist, aber im Grunde möchte ich da auch gar nicht mehr hinein.

Zwar könnte ich das Latinum gut gebrauchen und ich habe auch wirklich nichts gegen Ihr Schiff, aber ich finde es nicht ehrlich es anzunehmen, weil ich so gut wie nichts dazu beigetragen habe. Wenn Sie jetzt so freundlich wären und mich wieder von Bord gehen lassen würden..."

Als Martengh nur eine zustimmende Handbewegung machte, die sein Einverständnis symbolisierte - nur kein Crewmitglied war ein vertrauenswürdiges Crewmitglied - und Brianna sich unsicher umsah was sie jetzt tun sollte, machte sich Shania bemerkbar, die sich diebisch darüber freute, daß Chi-Lo nicht sofort zum Captain geführt wurde, wie er es sicher geglaubt hatte.

"Chedu, wenn Sie fertig sind das Shuttle zu bergen, dann könnte Gorm ja das Schiff wieder an der Station andocken. Immerhin könnte es sein, daß sich inzwischen auf der Station das Gerücht verbreitet, daß wir keine Leute mehr suchen und bereits aufgebrochen sind. Dann wird sich unsere Abreise noch mehr verzögern. Und das wollen wir doch alle nicht... Stimmt's, Martengh?" Die Amerikanerin grinste ihn breit an. Sie wußte nur zu gut wie der Captain auf solche unnötigen Verzögerungen reagierte.

"Kommen Sie, Brianna, ich bringe Sie inzwischen zur Schleuse." Damit drehte sie sich um und betrat wieder den Turbolift, während die Krankenschwester ihr zurückhaltend folgte.

--- Turbolift

"Deck 4", befahl Shania und war froh, daß sich die süffisante Stimme des Bordcomputers erst dann meldete, als sich die Türen hinter ihnen geschlossen hatten.

"Soso, wenn haben wir denn da..?"

--- Brücke

Der Ferengi-Wissenschaftler war der Unterhaltung der beiden Frauen mit einem gewissen Bedauern gefolgt.

Irgendwie hatte er die Terranerin gemocht, obwohl er sie erst seit kurzer Zeit gekannt hatte.

Mit einem Kopfschütteln verscheuchte Gorm die wehmütigen Gedanken und erinnerte sich wieder an seine letzten Befehle.

Mit einem kurzen Seitenblick zu Chedu stellte er fest, daß die Klingonin gerade dabei war, das Shuttle des Neuankömmlings in den Hangar der Ivory zu ziehen.

Die Technikerin ging dabei mit dem Traktorstrahl ebenso geschickt um, wie sie vorher in den Computer des kleinen Raumers eingedrungen war.

Um Klassen besser als Gorms Arbeit kurz davor, wie er neidlos zugab!

Die Gedanken des Wissenschaftlers wanderten dabei zu Chi-Lo. Er hoffte, daß der Terraner eingestellt wurde - ein fähiger Pilot, wie er glaubte! Dann konnte er sich endlich seinem eigenen Aufgabengebiet widmen, der Wissenschaft.

Schnell bereitete der Ferengi den Kurs vor, der die Ivory wieder an die Station andocken würde, so daß er den Vorgang starten konnte, sobald Chedu fertig war.

In diesem Moment öffnete sich die Tür des Bereitschaftsraumes und Aaron trat auf die Brücke hinaus. Während sich die Tür hinter ihm wieder schloß betrachtete er seine Umgebung das erste Mal etwas genauer.

Hier ging es ja zu wie auf einem Ameisenhaufen! Alle schienen sehr beschäftigt zu sein, keiner schien ihn zu bemerken. Diesen Moment wollte er erst einmal nutzen, um einen optischen Eindruck von seiner neuen Mannschaft zu gewinnen. Vielleicht bemerkte ihn ja jemand doch und er könnte sich direkt ohne jedes Auffallen in den Betrieb integrieren....

Martengh warf dem aus dem Bereitschaftsraum des Captains herausgetretenen Mann einen kurzen Blick zu - wie immer war ihm nichts entgangen - und überzeugte sich routinemäßig durch gleichzeitiges Kontrollieren der Lebensfunktionen des Captains davon, daß sein letzter Besuch ihn nicht nebenbei umgebracht hatte.

Dann wandte er sich wieder dem gelbhäutigen Terraner zu und antwortete kurz: "Um auf unser Gespräch zurückzukommen: Und wovor wollen Sie ihn warnen?"

Zufrieden registrierte der Sicherheitschef, daß die Bergung des Shuttles offenbar kurz vor dem Abschluß stand und Gorm bereits den Kurs zur Station vorbereitet hatte.

Gute Arbeit.

Entweder war diese Besatzung ausnahmsweise einmal ein Lichtblick, oder sie planten alle zusammen ein ganz großes Ding.

Martengh tendierte zur letzten Möglichkeit...

Chi-Lo stand sprachlos da.

Er hatte alles versucht, seinen Auftritt so spannend und dramatisch wie nur irgend möglich zu gestalten, und dieser caldonische Fleischberg stand völlig ungerührt da!

"Martengh, ich habe mich sehr wohl klar und deutlich ausgedrückt. Ich möchte den Captain sprechen.

Glauben Sie tatsächlich, ich sehe die neue Mannschaft zum ersten Mal? Seien Sie nicht so naiv!

Ohne es zu wissen, sollten Sie ausspioniert werden. Und ich weiß, von wem! Und ich weiß auch, in wessen Auftrag dies geschah!

Dieses Wissen hätte mich fast umgebracht, zum Henker! Wenn dieses Wissen wichtig genug war, mich töten zu wollen, dann muß ein ganz großes Ding geplant sein.

Bringen Sie mich endlich zum Captain, oder glauben Sie tatsächlich, ihn interessiert ein Fall von Spionage auf seinem Schiff nicht sonderlich?"

Martengh schaute den kleinen Mann erstaunt an und erwiderte: "Sie können sicher sein, daß ich ihn rechtzeitig informieren werde, aber ein Fall von Spionage gefährdet eindeutig die Sicherheit des Schiffes, und als Sicherheitschef bin ich dafür der richtige Ansprechpartner.

Wenn Sie mich bitte nun von Ihrem Wissen in Kenntnis setzen würden? Und warum kennen Sie die jetzige Mannschaft dieses Schiffes? Ich bin mir sicher, Sie noch nie gesehen zu haben."

Nebenbei ließ er den Computer das Gesicht des vor ihm stehenden Mannes mit denen in seinen Datenbanken vergleichen.

Der Asiat verstand die Welt nicht mehr.

Dieser Caldonier war die Begriffsstutzigkeit in Person!

Was in aller Welt mochte den noch unbekannten Captain Monserat dazu bewogen haben, einen solchen Profilneurotiker als Sicherheitschef zu engagieren?

Chi-Lo spielte kurz mit dem Gedanken, 'Hier ist eine Bombe im Schiff!' auszurufen, um dann dem Caldonier dabei zuzusehen, wie er ein aller Ruhe nach Art und Beschaffenheit der Bombe fragen würde, nach dem Aufbewahrungsort und nach Entschärfungsmaßnahmen. Anschließend würde der Hüne dann wohl zum Captain gehen, und ihm einen vollständigen Bericht vorlegen.

Zwar erst 5 Sekunden vor deren Explosion, was allen das Leben kosten würde, wäre tatsächlich eine Bombe an Bord, aber dieser Paradeignorant hätte wenigstens die Genugtuung, bis zum Schluß ein gaaaanz toller Sicherheitschef gewesen zu sein...

Chi-Lo verwarf diesen Gedanken.

"Martengh, ich erspare Ihnen die Arbeit mit der Datenbank", sagte der Chinese, der die Computerfahndung des Caldoniers bemerkt hatte.

"Ich heiße Chi-Lo, Alter 27 Jahre. Geboren in Peking, Erde. Oder Sol 3, wenn Ihnen das lieber ist.

Angefangene Ausbildungen als Computerfachmann, Kaufmann und Polizist.

Sonst dürften Sie wohl kaum Einträge über mich finden."

Chi-Lo machte ein knappe Verbeugung. Dann wurde sein Gesicht stahlhart.

"Ach ja, in meiner Eigenschaft als Beinahe-Expolizist muß ich mich doch sehr über ihre Einstellung zu Ihrem Posten als Sicherheitschef wundern", sagte er mit schneidender Stimme.

"Wenn es um schiffsweite Sicherheitsfragen geht, fragen Sie Informanten dann immer vor der ganzen neuen Crew aus, die doch eigentlich eine potentielle Gefahr darstellen könnte?

Wer sagt Ihnen, daß hier kein Spion sitzt?"

In gespieltem Mitleid schüttelte der Asiat den Kopf.

"Oder was ist mit der Rothaarigen, die soeben im Begriff ist, das Schiff zu verlassen?

Warum verläßt sie es jetzt wieder, so kurz, nachdem sie es, angeblich um anzuheuern, betreten hat?

Hat sie mit meiner Ankunft vielleicht gefunden, was sie suchte?

Zum Beispiel meinen Aufenthaltsort?"

Anklagend machte Chi-Lo einen Schritt auf Martengh zu.

"Und was machen Sie? Nichts!

Vielen Dank für ihr Gesprächsangebot, Martengh, aber ich würde mich doch lieber mit jemanden Kompetenten über Sicherheitsfragen unterhalten."

'MIST! Kannst Du verdammtes Schlitzauge nicht ein einziges Mal deine Klappe halten, wenn es klüger wäre?', tadelte er sich im Stillen zum zweiten Mal an diesem Tage.

Auf dem Hauptbildschirm konnte er sehen, daß die Ivory kurz vor dem Andocken stand.

Chedu lauschte interessiert den hitzigen Ausführungen des Shuttle-Piloten. Wenn sie tatsächlich einen Spion an Bord hatten, durfte es noch spannender werden als es eh schon war. Es gefiel der Klingonin immer besser, daß sie sich entschlossen hatte auf diesen Schiff anzuheuern. Auch wenn dies alles andere als üblich abgelaufen war.

Ein leichter Ruck ging durch das Schiff. Sie hatten wieder an die Station angedockt. Die Technikerin warf dem kleinen Ferengi einen nachdenklichen Blick zu. Als sie ihn, nachdem sie das Shuttle in den Hangar gebracht und den Tore wieder geschlossen hatte, darauf aufmerksam machte, daß sie fertig war und er nun die Ivory wieder in Bewegung setzten konnte, hatte er fast beleidigt gewirkt.

Nun gut. Sie nahm sich vor ihn das nächste Mal vielleicht nicht mehr anzuknurren, wenn er sonst wieder so überreagieren würde. Nicht, daß er am Ende vielleicht deswegen das Schiff wieder verließ, wie dieser schüchterne Rotschopf.

Auch wenn Chedu den Ferengi gegenüber zuerst äußerst ablehnend, wenn nicht gar angewidert reagiert hatte, so begann sie seine kognitiven Fähigkeiten, die sich ihn diesen winzigen Körper versteckten, schätzen zu lernen. Ohne ihn wäre sie wohl nur mit äußersten Schwierigkeiten, wenn nicht vielleicht gar nicht in den Computer des Shuttles gekommen.

Gespannt ließ die Klingonin ihren Blick zwischen Chi-Lo und Martengh hin und her wandern und wartete neugierig, wie der Caldonier auf die Dreistigkeiten des Menschen reagieren würde.

"Ihre Ausführungen sind sehr interessant, Mr. Chi-Lo", erwiderte der Caldonier kalt. "Wenn ich Sie richtig verstanden habe, sind Ihnen die Sicherheitsvorkehrungen hier an Bord zu lasch. Nun, das können wir schnell ändern, denn das bedeutet, daß Sie den Captain selbstverständlich erst nach einer intensiven Befragung sehen können.

Und da Sie es vorziehen, diese Befragung unter vier Augen stattfinden zu lassen, werde ich Sie sicherheitshalber - natürlich nur zu Ihrer Sicherheit - in die Arrestzellen begleiten. Leider werden wir dadurch wertvolle Zeit bei der Suche nach dem Spion verlieren, aber dieses Risiko werden wir wohl eingehen müssen."

Vorsichtig ließ der Ferengi die Andockklammern einrasten, als die Ivory mit einem leichten Ruck an der richtigen Stelle an der Station anstieß.

"Mr. Martengh, die Ivory ist jetzt angedockt!", erstattete Gorm dem 1.Offizier überflüssigerweise Meldung.

Dann lehnte sich der Wissenschaftler zurück um es der Klingonin gleichzutun und den Willensstreit zwischen Caldonier und Mensch zu beobachten.

"Danke, Mr. Gorm", erwiderte Martengh. "Sorgen Sie dafür, daß niemand das Schiff verläßt, bis diese Sache hier geklärt ist.

Und Sie, Mr. Chi-Lo, folgen mir bitte."

Mit diesen Worten ging Martengh in den Konferenzraum.

Der große Sicherheitschef war gut! Als ob auch nur eine Röhrenwurm ohne sein Wissen und die Erlaubnis von Bord kamen! Der Ferengi zuckte mit den Schultern.

Der Neue war auch nicht gerade ein schlechter Verhandler. Er hatte genau das erreicht was er wollte: ein Treffen mit dem Captain.

Blieb nur für ihn zu hoffen, daß er auch die Reaktion des Captains richtig vorhergesehen hatte.

Was waren das für Gerüchte von Spionen an Bord? Wo war er da wieder hineingeraten!

Laut sagte der Wissenschaftler: "Schade! Scheinbar ist er doch kein Pilot."

Dabei sah er zu Chedu, der einzigen anderen Person auf der Brücke.

Unbeabsichtigt streifte der Blick des Kleinwüchsigen auch den dritten Mann auf der Brücke: Aaron Hunter. 'Oh, der ist ja auch noch da!, dachte Gorm peinlich berührt und schloß ihn mit seinem Blick in seine Aussage ein.

--- Konferenzraum

"Dieser Raum ist eine gute Alternative, glaube ich", begann der Sicherheitler das Gespräch. Er aktivierte das interne Kommunikationssystem und sagte: "Monserat, der Pilot des Shuttles ist bei mir und meint, wir hätten einen Spion an Bord. Ich dachte, das würde dich interessieren.

Bitte, Mr. Chi-Lo…"

Chi-Lo kämpfte innerlich mit sich selbst. Sollte er sich vielleicht etwas diplomatischer geben?

Wenn er es recht bedachte, hatte er seine Feindschaft mit diesem Denningham auf der Bragma II eigentlich auch seinem Drang nach Rechthaberei zu verdanken.

Auf der anderen Seite - Himmel, er war vielleicht in der schwächeren Position, aber immerhin war er im Recht!

Der Asiat sah, daß der Kommunikationskanal zum Captain noch immer geöffnet war. Der Captain konnte also hören, was im Konferenzraum vor sich ging.

Der Chinese biß sich auf die Lippen. 'Um Himmels willen, sei diplomatisch!', flehte er sich selbst im Geiste inbrünstig an.

Doch er konnte nicht anders: "Die korrekte Anrede wäre 'Mr. Hu-Wang', Mr. 'wie-immer-sie-mit-Nachnamen-auch-heißen-mögen,-Martengh', aber das hätten Sie nach Durchsicht der Personaldateien doch durchaus in Erfahrung bringen können.

Naja, jedem Captain den Sicherheitsoffizier, den er sich wünscht, sage ich immer..."

Na sauber. Vermutlich hätte er genauso gut direkt darum bitten können, endlich in eine Arrestzelle gesteckt zu werden.

Chi-Lo liebte dramatische Auftritte. Deshalb fuhr er fort: "Captain, Sie sollten ausspioniert werden. Der Kerl, der Informationen über Sie sammeln ließ, ist ein übel beleumundeter Schmugglerkapitän namens Bragma. Und derjenige, dem er den Auftrag zur Spionage gab..."

Der Chinese machte eine Kunstpause.

"BIN ICH!"

--- Bereitschaftsraum des Captains

Monserat war am Kochen vor Zorn. Bei den letzten beiden Worten hatte er seine kleine rundliche Faust so wütend auf den Tisch geschlagen, daß seine Knochen dabei laut geknackt hatten, doch den Schmerz fühlte er gar nicht.

Nicht nur, daß "Bragma" ein Wort war, das man in seiner Nähe lieber nicht laut aussprechen sollte, war der Kerl, den Martengh gerade verhörte, mehr als dreist. Dem Franzosen war in dessen Wortwahl nicht entgangen, daß er einen Captain, der einen unfähigen Mann wie Martengh einstellte geistig nicht für voll einstufte und das wo er gerade erst selbst gerettet worden war.

Monserats Stimme war leise und glich dem bösartigen Knurren eines kleinen Hundes, als er in den offenen Kommunikationskanal sprach. Jenen Hunden, die nicht bloß bellten, sondern lieber gleich zubissen. "Hu-Wang oder wie immer Sie auch heißen möchten", das 'Mister' ersparte er sich, "Sie befinden sich an Bord MEINES Schiffes, weil ICH und mein UNFÄHIGER Sicherheitsoffizier Ihnen den Arsch gerettet haben. Merde!

Pure Verschwendung von Zeit und Ressourcen wie mir jetzt scheint. Ich kann weder rechthaberische Leute vertragen, die nicht auf einen Punkt kommen und mich hinhalten, noch welche die an meiner Fähigkeit Personal zu beurteilen zweifeln und schon gar nicht welche die sich erdreisten meine kostbare Zeit zu verschwenden.

Und wenn Sie schon offen zugeben Spion von Bragma zu sein... was soll mich aufhalten, Sie dorthin zu befördern wohin Sie es verdienen? In die Hände der Stationsaufsicht, deren obersten Captain ich gut genug kenne, daß er mir einen kleinen Gefallen tut oder ich belasse Sie in Martenghs Aufsicht.

Und glauben Sie mir... niemand konnte je davon erzählen wie er mit Spionen umzugehen pflegt..." Die offene Drohung schwang in den Worten des Captains mit und war nicht einmal gelogen. Der Caldonier sah extreme Gefahr von jedem ausgehen, der Spion sein KONNTE. Und wenn er zugab einer zu sein, dann war er es zumindest nicht mehr für lange...

--- Konferenzraum

Chi-Lo hörte sich die Tirade des Captains gelassen an. Wer auf Piratenschiffen groß wurde, der war solche Ausbrüche mehr als gewohnt. Und kannte auch Mittel und Wege, mit solchen Situationen umzugehen.

In der Regel waren Händler wie Monserat immer an Verhandlungen interessiert, wenn sie sich Gewinn davon versprachen. Es galt, das Gegenüber von dessen Zorn auf einen selbst abzulenken, und statt dessen die Neugier auf das eigene Angebot zu fokussieren.

"Captain Monserat, ich nehme an, daß Sie statt dessen doch erst einmal darüber nachdenken werden, wie ich Ihnen von Nutzen sein kann. Warum bezeichne ich mich als Spion Bragmas, wo ich mich doch vollkommen in Ihrer Gewalt befinde? Glauben Sie tatsächlich, ich bin einfach nur lebensmüde?

Nein, Mr. Monserat, der Grund, warum ich mich offenbare, ist ein ganz einfacher: Ich will etwas von Ihnen. Und ich kann Ihnen im Gegenzug etwas anbieten. Ein Handel, also.

Warum wohl war mein Shuttle so schwer beschädigt, daß ich um ein Haar in die Station gerast wäre, wenn Sie mich nicht gerettet hätten, wofür ich Ihnen im Übrigen sehr dankbar bin?

Und wo ist mein Warpkern geblieben?

Weiß ich, wo sich Bragma gerade aufhält? Wie stark sein Schiff ist, seine Besatzung, seine Bewaffnung?

Diese Fragen müssen Sie sich schon längst gestellt haben.

Und ich habe die Antworten.

Ich kann Sie ihnen geben, Captain Monserat. Zum einen, damit wir für meine Rettung quitt sind. Zum anderen aus Rache."

Ja. Aus Rache. Chi-Lo wollte Bragma tot sehen, denn dieser würde seinerseits nicht ruhen, bis der arme kleine Chinese tot wäre.

--- Deck 4, Gänge

Shania und Brianna hatten die ganze Zeit im Turbolift geschwiegen. Nicht einmal die arrogante Stimme des Computers hatte eine der beiden zu einer Antwort verleiten können. Der großen Amerikanerin behagte es sichtlich nicht die rothaarige Irin wieder von Bord bringen zu müssen, auch wenn sie vom Aussehen her Vorurteile gegen sie gehabt hatte...

Entweder glichen sich alle Irinnen ein wenig oder die Erinnerung an Elaine Cooper hatte sich zu fest in ihre grauen Gehirnzellen eingegraben um sie so schnell wieder vergessen zu können. Jedenfalls hatte sie diese Frau noch immer in schlechter Erinnerung und war froh, daß sich jetzt jemand anders mit ihr herumplagen würde müssen.

Auch wenn der Umstand, daß jemand wie Silvana ihr gehörig auf die Füße steigen würde ein fieses schadensfrohes Lächeln auf Shanias Lippen zauberte.

"Ich hoffe, Sie finden eine andere Anstellung", meinte sie unverbindlich und registrierte wie Brianna zusammen zuckte. Offensichtlich war sie in Gedanken versunken gewesen.

"Ja, ich denke schon. Medizinisches Personal wird öfter gesucht. Vielleicht mache ich auch mal ganz etwas anderes... Etwas Neues..." Wieder schwieg die Irin und betrachtete den Boden unter ihren Füssen.

Mit den Schultern zuckend ging Shania weiter neben ihr her in Richtung Schleuse. Sie wollte niemanden zu einer Unterhaltung zwingen, auch wenn sie sich diese Nacht etwas anders vorgestellt hatte. Aber irgendwie schien man auf einem Schiff wie diesem nichts planen zu können.

Ihre Gedanken schweiften ab zu einem schwarzhaarigen Mann mit Locken und sofort mahnte sie sich selbst wieder zur Ordnung. Freundschaft oder Gefühle für andere waren nicht angesagt auf einem Kahn, auf dem die Mannschaft schneller wechselte als Charly seine Gesprächsthemen.

Was Männer betraf würde diese Fahrt wahrscheinlich erschreckend langweilig werden. Ein Zwerg von einem Ferengi und ein Chinese, der ziemlich eingebildet war und der sich wahrscheinlich nicht länger als eine Stunde auf der Ivory würde halten können.

--- Bereitschaftsraum des Captains

Während der Chinese am anderen Ende des Kommunikationskanals redete, versuchte sich der Captain ein Bild von der gegenwärtigen Situation zu machen, das langsam immer mehr Form annahm.

Natürlich konnte er sich denken, warum sich dieser Chi-Lo selbst als Spion entlarvte. Dazu gab es mehrere Versionen. Eine davon lautete, daß er Martengh doch nicht als unterqualifiziert betrachtete und lieber selbst gestand, als als Spion überführt zu werden, was Martengh die Gelegenheit gab, ihn einfach verschwinden zu lassen.

Eine andere lautete, daß es eine Falle war in die Monserat laufen sollte. Ein geständiger Spion geschickt von seinem größten Feind.

Daß Bragmas Pilot einen Handel vorschlagen wollte, der als Gegenzug für wertvolle Informationen nur sein Leben vorsah. Etwas, das er ohnehin vor jedem Gespräch hatte, war dem Franzosen suspekt.

Was wenn er nicht auf den Handel einging? Warum sich dieser Gefahr aussetzen? Dummheit? Oder doch Taktik?

Alles lief darauf hinaus, daß es eine geschickt getarnte Falle war. Bragma konnte sich denken, daß sein Todfeind alles daran setzen würde jemanden zu retten, der mit einem Shuttle von Bragmas Schiff zufällig auf die Station zuraste, an der Monserats Ivory angedockt war. Und ohne Warpkern mußte man schnell handeln. Handeln bevor man lange darüber nachdenken konnte.

Das setzte wiederum voraus, daß dieser Mann bereit war sein Leben für Bragma zu opfern. Denn er hatte mit der Möglichkeit rechnen müssen, daß es nicht gelang ihn vor dem Zusammenstoß mit der Station zu bergen und in Sicherheit zu bringen. Also hatte es auch wenig Sinn ihm Informationen zu entlocken und ihn dann als "Versicherung" an Bord zu behalten. Als würde ihn die Aussicht bei dieser Mission zu sterben etwas ausmachen.

Also sollte sich Monserat einfach auf das Wort eines Fremden verlassen?

--- Konferenzraum

Wieder hatte der Chinese eine Kunstpause gemacht. Er pokerte jetzt hoch, das wußte er. Er hatte keine Ahnung, was es mit dem Namen 'Lysides' auf sich hatte, aber da Denningham von einer 'Operation Lysides' gefaselt hatte, beschloß der Asiat, die Wirkung dieses Wortes auf Monserat testen.

Er bemühte sich, seiner Stimme einen übermäßig beiläufigen Klang zu verleihen.

"Ach ja, bevor ich es vergesse: Verbindet Sie eigentlich irgend etwas mit dem Namen 'Lysides'...?"

--- Bereitschaftsraum des Captains

Monserats Hände ballten sich unwillkürlich zu Fäusten und es dauerte einen Moment bis er sich wieder völlig unter Gewalt hatte.

Konnte das wirklich noch purer Zufall sein? Daß das Schicksal ihm einen Mann in die Hände gespielt hatten, den er zufällig gerettet hatte und der nicht nur zufällig von Bragma kam und sich von ihm losgesagt hatte, sondern der auch noch zufällig über Lysides Bescheid wußte? Und alles um es ihm bereitwillig zu erzählen?

Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung und entgegen seiner sonstigen Unbesorgtheit entschied der Captain sich dagegen.

Er mochte ein Händler sein und ein gar nicht mal so schlechter Spieler, doch daß er immer noch am Leben war und immensen Reichtum um sich gescharrt hatte, verdankte er seinem Instinkt nie zu hoch zu pokern.

"Martengh, ich überlasse ihn dir", sagte Monserat plötzlich ohne auf die letzte Frage des Chinesen einzugehen. "Finde heraus, ob seine Geschichte stimmt. Sollte er die Wahrheit sagen und etwas über Bragma wissen, dann bring ihn zu mir.

Sollte er jedoch lügen und im Auftrag von Bragma hier sein, dann... töte ihn.

Monserat Ende."

--- Konferenzraum

Wäre Chi-Lo nicht schwarz vor Augen geworden, hätte er gesehen, daß Monserat mit seinen letzten Worten den Kommunikationskanal geschlossen hatte.

So aber warf er sich förmlich auf die Konsole und flehte sie sinnloser Weise an.

"Captain!", rief er in wilder Panik. Wie konnte er sich nur derart verschätzt haben? Das Verhalten von Monserat entsprach ganz und gar nicht dem eines Geschäftsmannes, sondern dem eines Mannes, der vollkommen irrational handelte. Was mochten wohl seine Beweggründe sein?

'Oh, ihr Götter!', dachte er fieberhaft. 'Laßt nicht zu, daß ich in die Hände dieses Martengh gerate - nicht, nach der Szene, die ich gerade angezettelt habe!'

Chi-Lo war sich vollkommen darüber im Klaren, daß er mitten auf diesem Schiff, mit diesen ganzen Sicherheitseinrichtungen, mit Personal an Bord, wohl kaum eine Chance auf Flucht haben würde. Die Situation mit Denningham im Shuttle der Bragma II war eine ganz andere gewesen.

Außerdem machte dieser Riese von einem Caldonier nicht den Eindruck, daß er sich so ohne Weiteres mit ein paar Kampfsporttechniken außer Gefecht setzen lassen würde.

"Captain, warten Sie! Ich werde Ihnen alles erzählen! Ja, Bragma wollte mich tatsächlich als Spion auf Ihrem Schiff einschleusen! Aber es kam zu einem Streit zwischen mir und seinem ersten Offizier!"

Der verzweifelte Chinese bemerkte nicht die kuriose Duplizität der Ereignisse, die angesichts seines Verhältnisses zu Martengh bestand.

Auch die nächste Ironie des Schicksals entging ihm: "Daher wollte der erste Offizier, Denningham, mich töten."

Ich entkam aber mit dem Shuttle, und es gelang mir, die Bragma II, das Schiff Bragmas, mit Hilfe meines Warpkernes kampfunfähig zu machen.

So konnte ich entkommen. Das Schiff muß, wenn es noch nicht repariert werden konnte, neben dem Kolkatoah-Nebel treiben, Kurs 31834,56 zu 54960,51!

Captain! Ich weiß nur, nur, daß das Vorhaben von Bragma 'Operation Lysides' hieß, mehr nicht!

Aber wenn wir uns beeilen, dann finden wir Bragma vielleicht noch handlungsunfähig vor! Captain! CAPTAIN!"

Dem völlig aufgewühlten und inzwischen wieder verschwitzten Chinesen versagte die Stimme.

Martengh wunderte sich etwas darüber, daß ein hartgesottener Spion, der angeblich die Seiten wechseln wollte, so zusammenbrechen konnte. Zumal Martengh ihn doch nur dann ... beseitigen sollte, wenn er log.

Fazit: Er log und hatte Angst vor den Konsequenzen.

In dieses Bild paßte auch der Name des Mannes. Auf der Brücke hatte er sich als Chi-Lo vorgestellt, und wenn man ihn mit diesem Namen anredete, beschwerte er sich, daß er mit Hu-irgendwas anzusprechen wäre.

Also wahrscheinlich eine mühevoll ausgearbeitete Tarnexistenz (man sollte die Hintermänner seiner Gegner nie unterschätzen), die dieser Trottel sich offenbar nicht korrekt merken konnte.

Aber er hatte sich erst dann beschwert, als er sich versichert hatte, daß der Captain zugegen war. Vielleicht wollte er Martenghs Status beim Captain anschwärzen? Einen Keil zwischen die beiden Freunde treiben?

Der Caldonier verzichtete darauf, sich die Daten anzuschauen, die seine Spürprogramme inzwischen aufgedeckt hatten. Er bezweifelte nicht, daß ein Erdling namens Chi-Lo-Hu-weißichnicht existierte und diesem Mann sehr ähnlich sah.

Leider kannte Martengh weder den Namen Bragma, noch Lysides, während Monserat an beiden sehr interessiert zu sein schien.

Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen aktivierte Martengh diverse Sicherheitskraftfeder und sagte: "So, Sie haben jetzt Ihr Sprüchlein aufgesagt. Und nun würde ich gerne wissen, was genau passiert ist. Diese Aussage wird aufgezeichnet und später verifiziert. Deshalb sollten Sie besser jetzt schon die Wahrheit sagen. Und zwar die Volle. Wir haben viel Zeit..."

'Nun, zuerst die gute Nachricht', dachte sich der neue Gefangene. 'Ich lebe noch.'

Aber nun war guter Rat teuer.

Wie sollte er Martengh von der Wahrheit seiner Worte überzeugen?

Er hatte keine Ahnung. Er konnte es nur schlicht mit der vollen Wahrheit versuchen - zu verlieren hatte er eh nichts mehr...

"Martengh, ich habe das Wichtigste doch schon längst gesagt. Insbesondere die Koordinaten, um Bragma von der Bildfläche verschwinden zu lassen.

Ich sollte die neuen Mannschaftsmitglieder ausbaldowern. Das ist eine ganz beliebte Taktik Bragmas. Doch leider bin ich bei der verdeckten Operation wohl eingenickt - haben Sie schon mal einen halben Tag lang eine geschlossene Schleuse beobachtet? Da kann man nur einschlafen!

Jedenfalls wurde das von diesem Denningham, Pilot und 1. Offizier von Bragma, bemerkt. Der Typ setzt mich außer Gefecht und will mich Bragma ausliefern, weil ich wohl diese mysteriöse 'Operation Lysides', von der ich nicht mehr weiß, als ihren Namen, gefährdet habe.

Hat man schon mal so etwas Unsinniges gehört? Wieso sollte ich eine Operation gefährden können, nur weil ich für ein paar Minuten die Schleuse nicht beobachte?

Als Denningham mich von diesem Shuttle dort draußen auf die Bragma II beamen will, treibe ich ihm jedenfalls das Nasenbein sieben Zentimeter weiter nach oben, um ihn anschließend ins Reich der Träume zu schicken.

Weil ja gebeamt werden sollte, waren die Schilde unten. Ich knipse also Bragmas Laser aus und mache mich auf die Socken.

Leider holt die Bragma auf und will mich grillen.

Ich kann mich gerade noch im Kolkatoah-Nebel verstecken und benutze meinen Warpkern als Bragma-Anzünder.

Die Explosion setzt den Kahn von Bragma völlig außer Gefecht, und ich habe nur noch Impuls.

Bragma schickt mir über Funk noch den Todeskuß.

'Nix wie weg hier!', denke ich mir, und halte Kurs auf die Station.

Dort angekommen stelle ich fest, daß an der verfluchten Karre nix mehr läuft.

Diese Mannschaft hier rettet mich, und nun sitze ich hier fest, obwohl in allernächster Nähe Bragma nur darauf wartet, fertig gemacht zu werden.

Aber anstatt diesen Typen ein für alle Male auszuschalten, halten hier ein Captain und sein Sicherheitsoffizier die Tatsache, daß ich freiwillig meine Kenntnisse verbreite, weil ich möchte, daß mir dieser Bragma endlich von der Kehle geht, für den Beweis meiner Unredlichkeit.

Meine Güte, ich möchte nur einen einzigen Grund wissen, weshalb sich jemand für eine Kanalratte wie Bragma freiwillig in Lebensgefahr begeben sollte.

Aber nein, Sie haben beschlossen, Bragma Zeit zu geben, sein Schiff wieder flott zu machen und abzuzischen. Glückwunsch!"

Chi-Lo wünschte sich fast, er wäre von Bragma umgebracht worden, und nicht von diesen beiden Schießbudenfiguren hier. Von Bragma konnte man behaupten, was man wollte - aber wenigstens war er intelligent!

Der Chinese bedauerte zutiefst, nun diesen beiden Ignoranten zum Opfer zu fallen. Das machte die Niederlage des Todes noch bitterer.

--- Sternbasis 12, Raumdock, vor der Schleuse der Ivory

Erschöpft stellte Savannah den Koffer ab und blickte sich unschlüssig um.

'Hmmm... zu sehen ist keiner. Steht auch nirgendwo, daß sie Leute brauchen. Vielleicht schickt mich Jarok auf ein Schiff von Menschenhändlern. Wäre eine perfekte Rache für ihn', mit Grausen malte sich die schlanke Gestalt aus, was dann aus ihr werden würde.

'Quatsch, du versuchst nur das Unvermeidliche hinauszuzögern. Melde dich an, damit die Leute ihre Wahl treffen können. Du hast eine 50/50 Chance, Mädchen.'

Verstohlen tippte Savannah mit der Schuhspitze an das Schott, nahm all ihren Mut zusammen und betätigte die Kommunikationskontrolle.

"Hallo, hier spricht Savannah Sheehan. Ich bin Ärztin und mir wurde gesagt, daß sie noch Personal benötigen. Ich würde mich gern vorstellen."

Mit angehaltenem Atem harrte sie dann der Dinge die auf sie zukamen.

--- Ivory, Brücke

Schnell nahm Gorm die eingehende Nachricht an!

Das Schweigen hier auf der Brücke war schon richtig unangenehm geworden.

Auch seine zaghaften Versuche, die angespannte Situation etwas zu entschärfen waren kläglich daneben gegangen.

Danach traute sich der Ferengi gar nicht mehr, seinen Mund aufzumachen.

Aber jetzt die Erlösung! Eine vielversprechende, junge, bajoranische Ärztin begehrte Einlaß um sich auf der Ivory zu bewerben.

"Hier Gorm von der Ivory! Ich bitte um etwas Geduld. Ich werde die zuständige Stelle gleich informieren!", sprach der Wissenschaftler in den, in seiner Konsole integrierten Communicator, während er die junge Bewerberin neugierig musterte.

Dann schaltete Gorm schnell auf den Kanal für den Konferenzraum: "Gorm an Martengh: Ich habe hier eine Bajoranerin, die sich als Ärztin bewerben möchte!" Mit schnellen Fingern nahm er ein paar Einstellungen vor. "Ich übertrage Ihnen das Bild auf den Monitor im Konferenzzimmer - wenn Sie es annehmen wollen."

Gespannt lehnte sich der Zwerg in seinem Sessel zurück, neugierig auf die nächsten Ereignisse.

--- Konferenzraum

Martengh hatte nachdenklich zugehört. Dieser Erdling hatte seine Geschichte nicht wie auswendig gelernt vorgetragen, sondern wasserfallartig mit viel Pathos, so daß Martengh schnell den Faden verloren hatte. Das deutete normalerweise darauf hin, daß er zumindest davon überzeugt war, die Wahrheit zu sagen.

Der einzige andere potentielle Verbrecher, der seine Geschichte in dieser Art vorgetragen hatte, war auch nach einer Schmerzfolter mit 35 Orba standhaft geblieben. Wie er aus Erfahrung wußte, wurden Vulkanier und Romulaner bei 36 Orba sofort oder nach maximal 40 Sekunden bei 35 Orba bewußtlos, also hatte er einfach 38 Sekunden die 35 gehalten und ihm - wie hieß er noch? Ach ja. Caldaros oder so ähnlich - dann eine halbe Stunde Ruhe gegönnt, ehe es weiterging...

Jedenfalls hatte sich später dann herausgestellt, daß dieser Mann wirklich unschuldig gewesen war, weshalb Monserat ihm widerwillig eine psychiatrische Behandlung bezahlt hatte. Vielleicht wäre es dem Captain damals lieber gewesen, Martengh hätte ihn einfach verschwinden lassen, aber so etwas tat der Caldonier nun doch nicht. Noch nie hatte er jemanden umgebracht, dem er nichts hatte nachweisen können.

Aber dieser Erdling machte den Eindruck, daß er die Wahrheit sagte.

Also stellte Martengh eine Verbindung mit Monserat ...

"Gorm an Martengh: Ich habe hier eine Bajoranerin, die sich als Ärztin bewerben möchte! Ich übertrage Ihnen das Bild auf den Monitor im Konferenzzimmer - wenn Sie es annehmen wollen."

"Habe ich nicht gesagt, ich will nicht gestört werden?", schnappte der Sicherheitschef genervt zurück und antwortete gleich darauf: "Nein, habe ich nicht. Hören Sie, es ist mitten in der Nacht, ich habe schlecht geschlafen, wir haben einen Spion an Bord, die Leute rennen mir die Türen ein, weil eine gewisse Shania Twillan jeden an Bord läßt, der auch nur "Hallo" sagen kann, und ich habe jetzt einfach keine ZEIT! Sagen Sie Shania, Sie soll sich um die Neue kümmern, mir doch wurscht, ich kann sowieso die nächsten Tage damit verbringen, alle möglichen Überwachungsaufzeichnungen anzusehen. ENDE!"

'So, das habe ich einmal gebraucht', entspannte er sich wieder und stellte die ursprünglich beabsichtigte Verbindung mit dem Captain her: "Ich habe hier etwas für dich. Unser Spion gibt an, daß die Bragma 2 durch den Abwurf seines Warpkernes schwer angeschlagen ist. Er hat ihre genaue letzte Position. Ich weiß nicht, was du mit dem Kerl machen willst, aber seine Aussage ist zu etwa fünfundsechzig Prozent vertrauenswürdig.

Diesen Prozentsatz kann ich auf achtundneunzig bringen, aber dazu brauche ich etwa 4 Stunden, und ich kann nicht dafür garantieren, daß mit unserer Quelle nach der Informationsextraktion noch viel anzufangen ist. Wenn die Information hypnotisch in sein Gehirn gebrannt wurde, dauert es noch länger. Allerdings ist das Schiff eventuell schon wieder repariert, wenn wir so viel Zeit verlieren. Es ist deine Entscheidung. Ich weiß nicht, wieviel dir an diesem Kerl liegt. Bragma meine ich, nicht diesen Gelbling."

--- Brücke

Gorm rieb sich geistesabwesend seine empfindlichen Ohren, als er den Ausbruch des 1.Offiziers verdaute.

Im Moment war mit Martengh nicht gut Geschäfte machen!

Mit einem Seufzer aktivierte er wieder seinen Communicator: "Gorm an Shania: Vor der Schleusentür steht eine neue Bewerberin für den Posten des Schiffsarztes. Eine gewisse Savannah Sheehan, eine Bajoranerin. Mr. Martengh möchte, daß Sie sich darum kümmern! Gorm Ende!"

Aufseufzend lehnte sich der Ferengi in seinem Sessel zurück - wieder begann das Schweigen ...

--- Deck 4, vor der Schleuse

Gorms Durchsage ließ Shania erschrocken zusammen zucken. Die Worte wirkten laut im Gegensatz zu den leisen gleichmäßigen Schritten, die von der Wand reflektiert wurden und rissen sie aus den Gedanken. Unwillkürlich blickte sie ihre Begleiterin an.

Den Mund der Irin umspielte dabei ein trauriges, leicht deprimiertes Lächeln, als wäre ihr jetzt gerade eben erst so richtig bewußt geworden, daß es bei diesem Posten um ihren Posten ging, der gerade neu besetzt werden sollte. Denn nach der Rettungsaktion hatte sie ihn - wenn auch unverdient - so gut wie in der Tasche gehabt.

So kurz davor der Station den Rücken zu kehren und einen neuen Anfang zu wagen und doch hatte sie sich diese Chance einfach so durch die Finger gleiten lassen. Dabei war sie sich gar nicht mal so sicher, daß sie die richtige Entscheidung getroffen hatte.

Doch jetzt war es ohnehin zu spät sie noch zu ändern.

"Ich bin auf der Station schon einmal dieser Sheehan begegnet. Scheint eine nette Person zu sein. Ich hoffe, Sie haben mehr Glück mit ihr."

'Oder sie mit Ihnen', fügte Brianna im Geiste dazu und dachte an die verrückten Aufgaben, die ein Crewmitglied zu seinem Einstieg bekommen konnte.

"Hoffen wir das Beste. Mit Ärzten hatten wir bisher immer viel Pech..." Shania konnte nicht verhindern, daß sie an die hübsche Ärztin dachte, die eigentlich nur ein Klon war oder Dr. Jiran...

Nein, sie wollte lieber nicht DARAN denken.

Entschlossen öffnete sie die Schleuse.

--- Deck 4, Schleuse

Die Amerikanerin mußte sich ein Grinsen verkneifen, als sie bemerkte, daß die Bajoranerin scheinbar schon all ihr Gepäck dabei hatte um gleich an Bord einziehen zu können. Selten gab es Leute, die so optimistisch waren.

"Herzlich Willkommen an Bord. Sightseeing-Führerin Shania Twillan steht bereit, Sie bei Ihrer Tour auf die Brücke zu begleiten", grinste sie.

Diese Nacht - oder war es inzwischen Morgen? - war heute wirklich verrückt...

--- Konferenzraum

Dem Gefangenen wurde heiß und kalt zugleich, als er hörte, wie emotionslos der Caldonier von der Möglichkeit sprach, den armen kleinen Chinesen auf den geistigen Stand eines Säuglings zu retardieren.

'65 Prozent reichen völlig aus, du Sohn einer talarianischen Kanalratte!', dachte sich der Chinese.

Es war ihm völlig klar, daß sich hier und jetzt entschied, ob er überhaupt noch Menschenrechte hatte, oder ob er zukünftig als Informationsbeschaffungsgegenstand behandelt werden würde - wobei im letzteren Falle die Behandlung nicht all zu lange andauern würde...

Immerhin: Martengh ließ dem Captain, die Möglichkeit, ihn zu verschonen - er hätte ja auch gleich empfehlen können, diese Informationsextraktion vorzunehmen.

Allerdings machte sich der Asiat keine Illusionen: Wenn Martengh den Befehl erhalten wurde, Chi-Lo's Gehirn bei lebendigem Leibe in Scheibchen zu schneiden, dann würde er das ohne zu zögern und zweifellos auch sehr gewissenhaft tun.

Chi-Lo hatte momentan nur zwei Wünsche:

1. Die Bragma II verglühen zu sehen.

2. Von diesem Frankensteinschiff namens Ivory zu entkommen.

Verdammt! Er haßte es, immer auf der Flucht zu sein!

Der Gefangene verzichtete darauf, sich in das Gespräch von Martengh und Monserat einzuschalten. Als er das letzte Mal mit Monserat geredet hatte, hatte er alles nur noch schlimmer gemacht...

--- Bereitschaftsraum des Captains

Fünfundsechzig Prozent...

Die Zahl geisterte Monserat im Kopf herum und er fragte sich wie abgebrüht ein Kerl sein mußte, der Bragma so ergeben diente, daß er nicht nur sein Shuttle in Kollisionskurs auf die Station flog, mit dem Risiko daran zu explodieren, sondern für ihn auch noch eine von Martenghs Foltern ertrug.

Gut, Bragma war eine eindrucksvolle Persönlichkeit. Was nicht zuletzt an seinem genetisch veränderten blauen Haar und seinen stahlgrauen Augen lag, deren Blick Stein zu durchdringen vermochte. Aber war der Franzose charismatisch genug soviel Loyalität aus irgendwelchen Leuten zu erpressen?

Nein...

Nicht der Frederic Leroi, den er kannte. Und der sich um nichts und niemand scherte, wenn es um seinen Ruhm oder seinen Profit ging. Und der sich selbst und jedes seiner Gefährte von kleinauf "Bragma" nannte. Benannt nach dem Freibeutercapitän und verwegenen Draufgänger eines Buches, der sich nahm was auch immer sein Herz begehrte.

Es durfte nicht noch mehr Zeit ungenützt vergehen. Das Wagnis war es allemal wert. Er mußte sich Gewißheit verschaffen.

Zornig sprang der Captain auf die Beine und befahl:

"Wir setzen Kurs auf die Bragma II. Wenn der Spion die Wahrheit gesagt hat, dann könnte es nicht nur sein, daß wir das Schiff noch immer dort vorfinden wo es vor Anker liegt, sondern daß wir es leer und verlassen treibend im All vorfinden.

Wenn das stimmt, dann ist Operation Lysides kein Gerücht mehr, sondern bereits angelaufen. Dann Gnade uns Gott..."

Damit unterbrach der Captain wieder die Verbindung und stellte eine neue her. Er mußte dringend etwas herausfinden. Hoffentlich war es nicht zu spät dazu.

--- Konferenzraum

"Martengh an Shania. Wir werden in den nächsten Sekunden starten. Sieh zu, daß du deinen neuen Schützling an Bord bekommst, Monserat will so schnell wir möglich los", bellte der Caldonier in seinen Communicator um keine Zeit ungenützt verstreichen zu lassen, bevor er sich wieder seinem Schützling zuwandte.

"Sie haben viel Glück", knurrte Martengh den übergelaufenen Spion an, während er sich erhob. "Aber Sie können sicher sein, daß ich gerade Sie besonders im Auge behalten werde. Kommen Sie mit auf die Brücke. Sie kennen die Bragma 2 besser als sonst jemand hier an Bord."

Am Liebsten wäre der Chinese Martengh um den Hals gefallen und hätte ihn feucht abgeknutscht.

Er war sich der Realität kaum noch bewußt. Ein irrealer Freudentaumel ließ ihn förmlich in der Luft schweben und das Leben so intensiv spüren wie selten zuvor.

Aber er konnte sich gerade noch beherrschen, denn kaum, daß der Caldonier das Kraftfeld deaktiviert hatte, sprang der Asiat und auf schritt energischen Schrittes zur Tür.

So knapp war er dem sicheren Untergang wohl nur selten entgangen, und dann auch noch gleich drei Mal an einem Tag...

'Verdammt, ich sollte mir ein ruhigeres Leben suchen. Dieser ständige Adrenalinkick ist einfach nichts für mich!', dachte er sich, aber vorerst hieß es, sich erneut in Gefahr zu begeben, denn Bragma wartete darauf, gegrillt zu werden.

Oder zu grillen...

"Na, dann auf zur Brücke", sagte Chi-Lo, als er die Tür durchschritt. "Wir haben keine Zeit zu verlieren. Ich will diesen Bragma tot sehen, Martengh!"

--- Brücke

"Mr. Gorm, setzen Sie einen Kurs auf die Bragma 2. Die Koordinaten bekommen Sie von diesem Herrn hier." Martengh hatte es sich abgewöhnt darüber nachzudenken, wie der Chinese nun wirklich hieß.

Dann aktivierte er das Kom-System: "Ivory an Stationskontrolle. Erbitte sofortige Starterlaubnis. Oh, Bingman! Hallo. Viele Grüße von Ihrem Captain. Ich gehe davon aus, daß wir jederzeit raus können. Richtig? Danke. Ende."

Der Chinese sah sich um. Irgendwie hatte sich nicht allzu viel verändert auf der Brücke, seit er sie verlassen hatte. Noch immer stand da dieser seltsame, schweigsame Rothaarige mit diesen kreischend bunten Klamotten, deren Farbkombination dem Auge wehtat.

Auch der Ferengi und die Klingonin waren immer noch auf ihren alten Plätzen.

Der Asiat hatte irgendwie das Gefühl, wie eine Erlösung von einer schrecklichen Plage auf der Brücke empfangen zu werden. Die peinlich berührte Sprachlosigkeit, die ganz offensichtlich während seiner Abwesenheit auf der Brücke geherrscht haben mußte, war förmlich körperlich zu spüren.

Nun, die Stimmung innerhalb der Mannschaft war ihm gerade vollkommen egal. Es ging momentan um Wichtigeres.

"Ihr habt Martengh gehört", sagte er.

"Kurs 31834,56 zu 54960,51. Kolkatoah-Nebel!"

Er sah sich um. Der Ferengi saß an der Navigationskonsole. Die Klingonin saß an einer wissenschaftlichen Konsole.

Taktik und Pilotenplatz waren verwaist, genau so wie der Sessel des Captains.

Er schaute in die Runde und fragte: "Wer übernimmt den Pilotensessel und wer die taktische Konsole?

Wir müssen mit Feindberührung rechnen. Wir brauchen den Waffenstatus und einen Zustandsbericht der Schilde. Den Pilotenjob könnte ich übernehmen, wenn es Ihnen recht ist, Martengh, Sir!"

"Ja", antwortete der Caldonier einsilbig. Das schien ja die unsicherste Besatzung zu werden, die sie jemals gehabt hatten. Er hatte noch keinen der Neuen intensiv überprüfen können, die Frau in Shanias Begleitung hatte er nicht einmal gesehen, und ein Spion, der einmal die Seiten gewechselt hatte, konnte es jederzeit wieder tun.

Schlimm.

"Starten Sie, sobald die Schleuse wieder geschlossen ist und sowohl Shania als auch die Neue an Bord sind. Und machen Sie sich betreffend Waffen und Schilde keine zu großen Hoffnungen. Mit welcher Schiffsklasse werden wir es überhaupt zu tun bekommen?", fragte Martengh, während er sich an die Sicherheitsstation setzte.

--- Sternbasis 12, Raumdock, vor der Schleuse

"Hallo, freut mich Sie beide kennenzulernen", antwortete Savannah lächelnd.

"Tut mir leid, daß ich zu einer so merkwürdigen Zeit bei Ihnen auftauche, aber irgendwie bin ich heute heimatlos geworden. Aber das macht rein gar nichts, schließlich wollte ich sowieso einen Neustart wagen. Habe mich bislang nur nicht wirklich aufraffen können", sprudelte sie atemlos hervor.

"Ach, ich heiße übrigens Savannah Sheehan. Ich bin 28 Jahre alt, in Los Angeles aufgewachsen, ledig und ehemalige Flottenangehörige. Habe ich schon erwähnt, daß ich Ärztin bin? Ja, und am Liebsten entspanne ich auf einer Couch mit einem guten Buch, oder lege mich in die Badewanne."

'Stop, du redest die beiden ja in Grund und Boden. Um Himmels Willen hol doch wenigstens Luft zwischen den Sätzen.'

"Tut mir leid, wenn ich ihnen zuviel rede. Ich bin nur so furchtbar aufgeregt und freue mich, daß..."

Da meldete sich der Communicator der großen Frau: "Martengh an Shania. Wir werden in den nächsten Sekunden starten. Sieh zu, daß du deinen neuen Schützling an Bord bekommst, Monserat will so schnell wie möglich los."

Überrascht hob Savannah eine Augenbraue und blickte von einer Frau zur anderen.

"Ich weiß ja noch nicht einmal wie sie heißen", wandte sich Savannah an Brianna.

"Aber an Bord werden wir sicher noch die Möglichkeit haben uns kennenzulernen."

"Ich bedaure, dazu werden wir leider keine Gelegenheit haben. Ich bin im Begriff die Ivory zu verlassen. Hat mich gefreut Sie kennenzulernen, Miss Sheehan."

"Ja, mich hat es auch gefreut. Ich wünsche Ihnen alles Gute für die Zukunft", antwortete Savannah und blickte der Irin, die sich von Shania mit einem kurzen Nicken verabschiedet hatte nachdenklich hinterher.

'Sie sah nicht besonders glücklich aus. Hoffentlich werde ich mich an Bord wohlfühlen.'

"Na dann wollen wir mal. Ich bin gespannt, die anderen Crewmitglieder kennenzulernen."

Die Bajoranerin hängte sich ihre Tasche um, schnappte sich ihren Koffer und folgte Shania ins Innere der Ivory.

--- Ivory, Deck 4, Gänge

'Geschafft, geschafft', jubelte die junge Frau innerlich und wäre Shania am Liebsten um den Hals gefallen, während diese rasch wie befohlen die Schleuse wieder verriegelte um das Schiff zum raschen Abflug bereit zu machen.

'Du bist an Bord, Dummchen. Du bist noch nicht eingestellt. Warte erst mal was der Captain dir zu sagen hat', dämpfte sie ihre Euphorie selbst ein wenig und musterte ihre Begleiterin verstohlen von der Seite.

'Meine Güte ist die Frau groß und dann auch noch so hübsch', ging es ihr durch den Kopf und dann faßte sie sich ein Herz und stellte eine Frage, die ihr schon die ganze Zeit auf der Zunge lag.

"Miss Twillan, was ist ihr Aufgabenbereich an Bord? Sie sind doch nicht allen ernstes eine Fremdenführerin?"

"Ja?", fragte Shania nachdenklich und ganz in Gedanken um sich dann der letzten Worte der Bajoranerin erst langsam bewußt zu werden. Da nicht zu erwarten war, daß sich schon wieder ein Shuttle im Sturzflug auf die Station befand, fragte sie sich wieso sie so abrupt abhoben, nachdem sie doch gerade erst gelandet waren.

War dieser Chi-Lo doch so eine wichtige Person? Ging es tatsächlich um Leben und Tod?

Sie konnte und wollte es einfach nicht glauben. Fehlte noch, daß dieser selbstgefällige Mensch auch noch künftig zum Personal gehörte.

"Nein, ich bin natürlich keine Fremdenführerin", meinte die Amerikanerin dann lächelnd auf die Frage der Ärztin, während sie sich schon auf dem Weg zum Turbolift befanden. "Aber außer Putzen fällt ziemlich viel in meinen Aufgabenbereich. Vor allem kümmere ich mich darum, daß es keine Probleme gibt, für die niemand an Bord zuständig sein will. Und wenn Sie an Bord bleiben, bin ich es, die Ihnen ein Quartier zuweist."

Dann mußte Shania plötzlich breit grinsen, als ihr bewußt wurde, was sie bereits alles von Savannah wußte, ohne danach gefragt zu haben. Langweilig würde es an Bord sicher nicht werden, wenn Monserat sie einstellte. Und da diesmal Martengh nicht viel gefragt wurde, zweifelte sie auch nicht daran.

"Ihre Chancen stehen sehr gut, den Posten zu bekommen, falls Sie den Check des Sicherheitschefs bestehen. Einen guten verläßlichen Arzt findet man nicht leicht. Besonders wenn man sein Personal so oft wechselt wie Monserat. - Kann ich Ihnen die Tasche abnehmen?" Obwohl Shania nicht gerade Lastenträger war, so tat ihr die wesentlich kleinere Person leid. So abgekämpft wie sie aussah.

Überrascht blieb Savannah stehen und blickte die große Frau treuherzig an.

"Wäre wirklich wahnsinnig lieb wenn Sie mir die Tasche abnehmen könnten. Sie wiegt eine Tonne. Normalerweise wäre ich ja nicht so frech und würde gleich mit meinen gesamten Habseligkeiten zu einem Vorstellungsgespräch aufkreuzen. Tja, leider hat mir mein netter Vermieter da ja einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Er war der Meinung, daß es besser wäre, wenn ich umgehend mein Quartier räume. Dabei war ich höchstens 4 Tage mir der Miete im Verzug. Ich kann doch nichts dafür, daß auf der Station keine Ärztin gebraucht wurde. Na und als Kellnerin war ich eine Katastrophe."

Erleichtert nahm die Bajoranerin ihre Tasche ab und reicht sie Shania.

"Vielen, vielen Dank. Normalerweise schaffe ich meine Sachen allein durch die Gegend, aber nach der allgemeinen Hektik heute bin ich ziemlich erschöpft. Ich verspreche auch, daß Sie mir nie wieder eine Tasche tragen müssen", fügte die Bajoranerin mit einem strahlenden Lächeln hinzu und folgte ihrer Führerin in den nächsten Turbolift.

--- Brücke

Die Finger des Ferengi flogen über die Tasten seiner Konsole, als er schnell den neuen Kurs generierte und an die Station des Piloten übertrug.

Da Gorm einen Teil des Gesprächs zwischen dem Caldonier und dem Chinesen mitbekommen hatte, suchte er sich danach auch noch alle Infos über diesen Kolkatoah-Nebel aus der astronomischen Datenbank und begann auch noch diverse Angriffs-, Such- und Ausweichkurse zu berechnen.

Gleichzeitig versah er die Algorithmen mit kurzen Beschreibungen und Shortcuts, speicherte sie für den späteren Gebrauch ab und schickte diese wieder weiter an die Pilotenstation.

Chi-Lo war beeindruckt. Der kleine Ferengi hatte ganz schön was auf dem Kasten!

Einfach improvisierend innerhalb kürzester Zeit diese Taktiken zu berechnen - alle Achtung!

Aber da war ja noch die Frage von Martengh.

"Die Bragma II, das Schiff, um das es hier geht, gehört zur Tuobanur-Klasse. Im Mittelteil befinden sich ein Lagerraum und ein paar Arrestzellen - allerdings kann die Funktion beider Areale auch ausgetauscht werden, da Bragma gerne mit... biologischer Fracht... handelt. Zudem hat dieses Schiff auch noch einen Stauraum für das Shuttle, mit dem ich hierherkam. 'Hangar' wäre wohl übertrieben für diesen Raum. Kein Wunder, wenn man die Größe des 'Mutterschiffes' bedenkt.

Jedenfalls benutzt Bragma das kleine Shuttle sehr gerne, wenn er Leute unbemerkt irgendwo hinschicken oder abholen will. Dann muß er sich mit der Bragma II nicht zeigen. Nun, diese Taktik bleibt ihm wohl vorerst verwehrt...

Zudem hat Bragma noch eine Photonentorpedo-Abschußvorrichtung eingebaut. Allerdings dürfte nach dem Beschuß auf mich nur noch ein Torpedo übrig sein - und für Ersatzmunition ist auf diesem Schiff kein Platz.

Die Phaserbänke habe ich direkt getroffen und unschädlich gemacht - ich hatte allerdings keine Zeit, festzustellen, wie stark der Schaden war, und wie lange es dauert, bis er wieder behoben ist.

Der Antrieb war ausgefallen, als ich die Bragma II zuletzt sah. Aber auch hier kann ich keinen Statusbericht liefern.

Ach, und noch etwas:

Bragma führt den Befehl über mehrere Schiffe dieser Klasse. So kann er Fracht untereinander austauschen und Routen optimieren.

Von zwei Schiffen weiß ich. Ob es noch mehr gibt, weiß ich nicht. Ich stand nicht lange in den Diensten Bragmas.

Die 'Pizarro' befindet sich derzeit in der neutralen Zone, weiß der Henker, was sie dort aushecken soll. Ich weiß es jedenfalls nicht. Zumindest geht von ihr derzeit keine Gefahr aus.

Und wo sich die 'Ramses' derzeit aufhält, weiß ich nicht. Ich habe sie seit drei Wochen nicht gesehen.

Ach ja, und die Bragma II hat derzeit eine anorganische Fracht: Eine ganze Ladung von irgendwelchen Frauenfigürchen aus Gold und Silber und Platin , mit fein gesponnenem Haar und Kleidern aus Metallfäden, mit Augen aus Edelsteinen und so weiter.

Der reinste Kitsch.

Mindestens 150 von diesen Dingern hat er.

Ich frage mich wirklich, was er damit anfangen will.

Wer zur Hölle will so etwas schon kaufen?"

Die Tür zum Bereitschaftsraum hatte sich genau zu dem Zeitpunkt leise geöffnet, als der Chinese begonnen hatte sich über die anorganische Fracht der Bragma II auszulassen, von der er nicht gerade viel zu halten schien. Dafür fühlte er sich auf der Brücke der Ivory schon ziemlich heimisch dafür, daß Martengh ihn kurz zuvor sicher nichts dazu getan hatte, ihn in dem Glauben zu lassen sie noch einmal lebend zu erreichen.

Das gesunde Auge des Captains schweifte über die kurze drahtige Gestalt des Asiaten, den er das erste Mal nicht nur hören, sondern auch sehen konnte, bevor er sich in das bisher sehr einseitige Gespräch einschaltete:

"Diese '150 Dinger', wie Sie sie nennen, sind allesamt nur das Material wert aus dem sie gemacht sind. Billige Kopien, nichts weiter. Lediglich eine ist tatsächlich von Wert und Sie können sich sicher sein, daß Bragma sie wie seinen... Augapfel beschützt." Ein bitteres Lächeln obgleich des sehr makaberen Vergleiches setzte sich auf die Züge des Franzosen, der dabei langsam zu seinem Captainsstuhl ging.

Immerhin hatte er vor Urzeiten diesen Kampf mit einem seiner Augen bezahlt...

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