Ivory Chronik 9

Zickenalarm!

--- Ivory, Brücke

"Unbekannte Waffensysteme?", entgegnete Martengh nachdenklich. "So etwas habe ich gar nicht gerne. Zu Ihrer Information: Unsere Bewaffnung entspricht der Grundausrüstung, was bedeutet, daß wir lediglich ein paar Nadelstiche austeilen können. Die Schilde sind allerdings wesentlich verbessert worden.

Da wir uns möglichst nicht verspäten dürfen, müssen wir es wohl oder übel auf einen Kampf ankommen lassen, falls der Ferengi darauf besteht. Ich will alle Daten über dieses Schiff haben, die wir bekommen können. Wenn Sie Waffen- oder Schildsysteme finden, will ich es sofort wissen.

Die Registrierungsnummer wäre auch sehr hilfreich. Wenn das Schiff auf einer registrierten Werft aufgerüstet wurde, kann ich herausfinden, was man dort damit angestellt hat."

--- Turbolift

Tex schaute zu Jordan und grübelte. Ihm war das Erwähnen der Säure nicht entgangen. Der Vulkanier zeigte zwar keine Gefühlsregung, aber der Klingone war sich sicher, daß auch dieser aufmerksam genug war, das zu erkennen.

Keine Sekunde dachte er daran, seinen Disruptor zu senken, denn der Sicherheitler war sich bewußt, daß der Überlebende einer der Hauptverdächtigen war.

Zu gut war einfach die Tarnung, wenn man sagen konnte "Ich bin ja auch nur knapp mit dem Leben davongekommen.." Nein, der Hüne würde erst beruhigt sein, wenn dieser seltsame Kerl in einem Quarantänefeld steckte.

"Es gibt sicher nicht viele Personen an Bord, die wußten, was sich dort befunden hatte...", murmelte er in Richtung der Ärztin und schaute ernst zu ihr hinüber, als sich die Tür des Lifts wieder öffnete.

--- Deck 2, Gang vor dem Holodeck

Zirt war gerade im Begriff gewesen sein Lieblingsprogramm zu aktivieren - "Peanuts im Weltraum" als ihn Zinda ansprach: "Hallo Süßer, ich habe deine Nachricht vor kurzen an diese Jordan weitergegeben. Sie dürfte dann irgendwelche Zusammenhänge mit dem Tod des Vulkaniers festgestellt haben!"

Der Andorianer war wegen der Unterbrechung etwas genervt, er hatte sich immerhin schon sehr auf seine Zeit auf dem Holodeck gefreut. Gelangweilt fragte er deswegen: "Tod? Ach, haben sie es doch nicht mehr bis zur Krankenstation geschafft?"

"Nicht DER Vulkanier! Diesmal hat es den anderen erwischt! Aber am Besten fragst du das Jordan gleich selbst. Da sind sie nämlich!", antwortete die künstliche Intelligenz.

Der Schiffswart sah sich plötzlich Aug in Aug mit einem Klingonen gegenüber, der einen Disruptor im Anschlag hielt!

Dem Klingonen, der das Schiff noch vor nicht allzulanger Zeit in ein Schlachtfeld verwandelt hatte, das Zirt dann aufräumen durfte!

Verzweifelt stöhnte er: "Nein, nicht schon wieder!"

--- Mannschaftsmesse, Tisch 4

Mit einem leicht säuerlichen Ausdruck auf ihrem Gesicht, reagierte Elaine auf die überraschende Erscheinung einer großen blonden Frau.

War es Zufall oder besaß diese Person eine boshafte Gabe, da sie immer dann pflegte aufzutauchen, wenn die Situation ungünstig oder sogar störend war..

Äußerlich ließ sich die Technikerin nichts anmerken, während sie ihren Körper leicht zur Seite neigte, um Shania besser ansehen zu können.

"Um unsere", bei diesem Wort mußte sich die Irin sehr zusammennehmen um nicht lautstark los zu lachen, "beiden vulkanischen Gäste?"

Sollte diese Frage gerade ein Scherz gewesen sein? Ungläubig starrte die Rothaarige zurück, konnte jedoch im Verhalten ihres Gegenübers keine Anzeichen davon entdecken.

Nachdem sich Elaine kurz ihre Worte in Gedanken zurechtgelegt hatte, fuhr sie mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht fort: "Es tut mir leid Miss Twillan, aber ich kann mich nicht erinnern, daß wir jemals etwas gemeinsames besessen, geschweige denn geteilt hätten."

'Und auch niemals tun werden', fügte sie im Stillen noch hinzu.

Sie konnte diese Frau von Anfang an nicht leiden, und je mehr die Terranerin mit ihr zu tun hatte um so stärker wurde es. Das was sie beide verband, war der Argwohn und das Haßgefühl auf die andere. Es war ein ständiger Machtkampf der zwischen ihnen tobte.

"Natürlich stehe ich Ihnen jedoch zur Verfügung was diese Vulkanier angeht, wenn ich auch nicht weiß", Elaine lächelte unschuldig, "wie ich Ihnen behilflich sein kann."

"Ich möchte mit Miss Cooper sprechen", betonte Shania noch einmal, bevor sie ein "alleine" hinzufügte. Ihre Worte gingen eindeutig an Fosters Adresse.

Seine Backenknochen arbeiteten mahlend und er schien die Zähne wütend zusammenzubeißen, trotzdem erhob er sich schließlich von seinem Platz. Auch ihm war nicht entgangen, daß Shania einigen Einfluß auf den alten Franzosen hatte, der hier das Sagen hatte.

"Falls mich jemand sucht... ich werde diesen blauen Vogel im Auge behalten. Dafür, daß er hier die Drinks mehr als schlecht mixt, hat er sich nach dem kleinen Unfall ziemlich schnell von hier verdrückt." Damit verließ er den Tisch und ließ die beiden Frauen allein.

Die Amerikanerin wartete erst gar nicht darauf, daß ihr die rothaarige Technikerin Platz anbot. Zum einen erwartete sie nicht soviel Anstand von dieser Frau die besser in eine Raumschiffkneipe paßte, als in die Mannschaftsmesse der Ivory, zum anderen würde sich diese Schlange eher die Zunge abbeißen, als freundlich zu ihr zu sein.

"Freut mich, daß Sie unsere beiden vulkanischen Gäste so sehr amüsieren, daß Sie darüber lachen können. Ich zumindest, finde es mehr als merkwürdig, wenn einer davon bewußtlos zusammenbricht, nachdem er vor nicht allzulanger Zeit eine sehr geheimnisvolle Besprechung mit Ihnen hatte. Worum ging es in dieser Besprechung? Haben Sie dieses kleine Manöver inszeniert?" An der Art wie die Rothaarige reagierte, meinte Shania zu erkennen, daß sie keine brauchbare Auskunft geben würde, also verstärkte sie den Druck auf sie noch einmal.

"Sie wissen doch hoffentlich, daß Sie noch immer vom Captain für Ihre Arbeit bezahlt werden und selbst Ihnen dürfte inzwischen nicht entgangen sein, daß ich den Captain dazu bringen kann, Ihnen zu befehlen, daß Sie mir antworten müssen. Also..."

Daß der zweite Vulkanier nicht mehr unter ihnen weilte, diesen Triumph behielt sie noch als Ass im Ärmel.

--- Deck 2, Gang vor dem Holodeck

Allerdings war es nicht Tex, der sich angesprochen fühlte. Zwar nicht persönlich berührt, aber mit einem sehr fragenden Blick hob Jordan die Augenbrauen. "Schön Sie zu sehen, Zirt. Wenn es auch schade ist, daß das nicht auf Gegenseitigkeit beruht."

Der Andorianer hob zu einer Antwort an, doch sie ließ ihn nicht zu Wort kommen. Ihr Blick wanderte immer wieder zu ihrem Patienten, der munter wirkte und ruhig wartete, doch sie hatte nicht seine Geduld.

"Gut, daß ich Sie sehe, denn wie mir eben mitgeteilt wurde, haben Sie die Methansäure-Ampullen, nach denen ich Sie geschickt habe, nicht finden können. Ich würde vorschlagen, Sie begleiten uns ein Stück und erklären mir das auf dem Weg zur Krankenstation. Wir sind nämlich in Eile."

Um die schneidende Wirkung ihrer Worte abzuschwächen, rang sie sich noch ein kurzes entschuldigendes Lächeln ab, dann nickte sie Tex und dem Vulkanier zu und setzte sich wieder in Bewegung.

'Frauen!', dachte der Andorianer entnervt. 'Erst geben sie überall ihren Senf dazu und dann verstehen sie auch noch zwei Drittel falsch!'

Der Barkeeper schloß sich kopfschüttelnd der kleinen Gruppe an. Im Vorbeigehen warf er dem Holodeck noch einen sehnsuchtsvollen Blick zu.

Zirt wandte sich wieder an Jordan: "Ganz einfach, die Behälter mit den Ampullen sind im Frachtverzeichnis für Frachtraum 3, Standplatz 7z eingetragen.

Aber dort stehen sie nicht! Weder dort noch auf einem anderen Standplatz in diesem Lagerraum noch in einem anderen Lagerraum, den ich danach abgesucht habe!

Die Container sind zwar beschriftet, aber bei der Lagerkapazität der Ivory kann es trotzdem Stunden dauern, den richtigen Container zu finden. Und wenn noch jemand die Markierungen vertauscht hat, dann dauert die Suche Tage!

Dazu kommt noch, daß erstens nicht jeder zu allen Lagerräumen Zugang hat und es zweitens fast unmöglich ist, so etwas rein durch Zufall zu finden.

Wenn jemand etwas Bestimmtes in den Lagerräumen sucht, braucht er zuerst Zugriff auf die Lagerliste und dann einiges an Erfahrung um sich in diesem Chaos zurecht zu finden!"

Den letzten Teil flüsterte er allerdings nur - dieses Chaos war zum Teil sein Verdienst.

Grübelnd ordnete der Sicherheitler das von dem Andoriander Gesagte. Er hatte Recht, das war wohl kein Außenstehender. Im Geist ging Tex die Mannschaftsliste durch, überlegte wer wohl dafür in Frage kam. Zu viele Möglichkeiten boten sich.

"Mister Zirt, Sie können bei der Klärung dieses Falles aktiv mithelfen. Nehmen Sie sich einen Tricorder und sehen Sie in dem betroffenen Frachtraum nach, ob Sie Spuren finden können, mit deren Hilfe wir den Täter dingfest machen können."

Der Klingone versuchte nicht zu deutlich zu zeigen, daß die Anwesenheit dieses seltsamen Wesens ihm nicht gefiel. Mit dem Disruptor fuchtelnd deutete er den Gang hinunter um die Gruppe weiter anzutreiben, damit sie in die Krankenstation kam, um endlich den Vulkanier untersuchen zu können... und den anderen zu isolieren...

Der Andorianer sah den Klingonen ratlos an.

Er hatte zwar durchaus Erfahrung mit Kriminologie, allerdings eher von der anderen Seite her - als Verursacher von kriminellen Handlungen und nicht als Aufklärer!

Zirt wandte sich an den ungeduldigen Klingonen, und sagte dann sarkastisch: "Tja, da werden Sie mir schon etwas helfen müssen. Ich habe eher mehr Erfahrung im Verwischen von Spuren als im Finden! Außerdem muß ich dann ohnehin ins Krankenrevier, um mir einen Tricorder zu besorgen!"

Der Schiffswart hielt einmal kurz inne, "Aber mir kommt da eine Idee! Eigentlich müßte Zinda in der Lage sein, Spuren dieser Substanz mit Hilfe ihrer internen Sensoren festzustellen. - Miss Kincaid, ich kenne mich mit dem Zeug nicht so aus, könnten Sie den Schiffscomputer mit den nötigen Daten versorgen?"

Jordan nickte. Die Idee war gar nicht so schlecht ... von Zirt kamen tatsächlich immer wieder dann gute Vorschläge, wenn ihre Meinung von ihm gerade gesunken war. "Ja, natürlich kann ich das. Aber zuerst muß ich mich um meinen Patienten kümmern." Sie wies auf den schweigenden Vulkanier, der mittlerweile gar nicht mehr krank wirkte.

Als endlich der Eingang zur Krankenstation in Sicht kam, spürte sie tatsächlich etwas wie Erleichterung. Auf diesem Schiff schien alles immer ein wenig länger zu dauern, als sie es gewohnt war.

--- Mannschaftsmesse, Tisch 4

Elaine wußte nicht wieviel Zeit vergangen war, während sie die Frau, die kaum fünfzig Zentimeter von ihr entfernt auf einen anderen Sessel saß, mit einem eisigen Blick fixierte und versuchte die Ernsthaftigkeit dieser "Bitte", abzuwägen.

Sollte sie einer Person, die ihrer Meinung nach für den Job, für den sie angestellt war, eine reine Fehlbesetzung war, Rede und Antwort stehen? Einer Frau, der es Anstand und Disziplin, geschweige denn Menschlichkeit und Höflichkeit fehlte?

Noch immer fragte sich die Irin, was der Captain an dieser Blondhaarigen fand. Das sie kein Verhältnis hatten, das wußte sie bereits. Doch was war es dann? Wieder drängte sich der Verdacht, den Elaine seit geraumer Zeit hatte in den Vordergrund. Eiskalte Erpressung! Ja, so schätzte sie Shania ein, das paßte zu ihr.

Doch die Terranerin wußte, daß sie sich damit jetzt nicht beschäftigen durfte - noch nicht. Im Moment waren andere Dinge wichtiger, doch sie schwor sich, diese Sache nicht ruhen zu lassen. Diesen Triumph würde sie davon tragen. Vielleicht nicht morgen, aber bald. Den richtigen Mann für diese Angelegenheit hatte sie auch schon im Kopf.

Zirt!

Ein unangenehmes Gefühl des Brechreizes begann sich in der Magengegend der Technikerin zu verbreiten, als sie den Entschluß faßte, auf die Fragen ihres Gegenübers zu antworten, denn obwohl sie wollte oder nicht, sie wußte, daß diese Verweigerung einer Befehlsverweigerung vom Captain gleich kam, und das wollte sie nicht, denn sie konnte sich keine negativen Einträge in ihrer Personaldatei leisten.

'Aber ich schwöre dir bei allem was mir heilig ist, leicht werde ich es dir ganz bestimmt nicht machen.'

Ohne den starren Blickkontakt zu unterbrechen, hielt die Technikerin ihren noch halb vollen Schokoladenlikörbecher an ihre Lippen, und mit einem süßlich lispelnden Ton, antwortete Elaine "Von was für einer Besprechung reden Sie, Miss Twillan? Und was für ein Manöver soll ich inszeniert haben? Ich gebe zu, daß ich mit den Vulkaniern gesprochen habe, aber das wird doch kein Verbrechen sein, oder?"

Nachdem die Technikerin so ausgesehen hatte, als hätte sie auf eine saure Zitrone gebissen, bevor sie übertrieben liebenswürdig geantwortet hatte - falls man bei dieser Fülle von Fragen überhaupt von einer Antwort sprechen durfte - sah sich Shania gezwungen ihre Fragen so zu stellen, daß auch ein Braqal sie hätte verstehen müssen.

Und ein Braqual gehörte zu der sicher am begriffstutzigsten Rasse im ganzen Universum. Wohl mit ein Grund, warum sie so gut wie ausgestorben waren.

"Damit wir weiterkommen, werde ich Ihre Fragen gerne beantworten, damit Sie mir endlich meine beantworten können. Ich hoffe doch, daß..." Im letzten Moment verbiß sich die Amerikanerin eine bissige Vermerkung über das Können der Technikerin und zwang sich dazu Ruhe zu bewahren. "Ich spreche von der Besprechung am Gang, bei der sie sofort verstummt sind, als ich in Hörreichweite kam. Sie beide, Fretor und Sie, hatten mich im Auge, bis ich wieder verschwunden war.

Ich bin schon lange genug im Universum unterwegs um ein Gespräch zu erkennen, von dem niemand wissen soll, um mich mit der Ausrede abspeisen zu lassen, daß Sie sich auch an diesen Mann rangemacht haben oder es nur ein belangloser Plausch war." Jetzt war wohl der Zeitpunkt, wo die Rothaarige ihr ins Gesicht gesprungen wäre um ihr die Augen auszukratzen, wenn sie allein gewesen wären... So nahm ihre Gesichtsfarbe zunehmend einen röteren Ton an. Zornesröte um genau zu sein.

Doch Shania ließ sich nicht davon beeindrucken und sprach weiter, bevor ihre Gesprächspartnerin genug Luft gesammelt hatte um sie lautstark und bissig aus ihren Lungen entweichen zu lassen: "Zu Ihrer zweiten Frage: Mit dem Manöver meinte ich Fretors Zusammenbruch in der Messe, während Sie zufällig auch wieder vor Ort waren und die allgemeine Verwirrung genutzt haben um auch mit Sernok zu sprechen..."

Shania warf ihre blonde Lockenmähne nach hinten und ließ ihr Gegenüber dabei für keinen Moment aus den Augen, auch ihr hintergründiges Lächeln verlor sie für keinen Augenblick. Dieser Frau konnte man alles zutrauen, auch die Verrücktheit einer körperlichen Attacke, weil sie sich beleidigt fühlte. Dabei konnte die Amerikanerin nicht vermeiden, wie sich eine gewisse Genugtuung in ihr breit machte.

'Jaja, wenn Blicke töten könnten, dann würde ich wohl nicht mehr so ruhig da sitzen. Doch zum Glück können Sie es nicht...'

"Wenn Sie jetzt auch die Liebenswürdigkeit besitzen würden endlich auf meine Frage zu antworten, die ich Ihnen bereits gestellt habe..."

--- Krankenstation

Gemeinsam betrat die ungleiche Gruppe die sanitäre Einrichtung. "Bitte setzen Sie sich dort auf das Biobett", wies die Ärztin Fretor an.

Dann wandte sie sich an den Klingonen. Ihr war aufgefallen, daß er den Vulkanier stetig im Auge behielt. Wenn Tex glaubte, daß es nötig war, Fretor zu beobachten ... war er verdächtig?

Plötzlich kam es Jordan vor, als sei es eine sehr gute Idee, wenn jemand diesen Mann im Auge behielt. Die Frage war nur, wer ihr dann helfen sollte ... ihr Blick wanderte von Tex zu Zirt, der abwartend im Eingang stand.

"Mr. Zirt, gehen Sie doch zu dem Schrank dort hinten und holen Sie mir den Kasten mit den Instrumenten darin. Dort können Sie sich auch einen Tricorder nehmen."

Sie selbst wandte sich derweil der Konsole neben Fretors Biobett zu, um einen medizinischen Scan zu beginnen, als sie etwas am Boden liegen sah und sich stirnrunzelnd bückte, um es aufzuheben.

"Das ist eigenartig ...", wandte sie sich an ihre beiden Begleiter und hielt den Gegenstand hoch. "Das ist eine der Methansäureampullen ... aber sie ist leer."

--- Mannschaftsmesse, Tisch 4

Nur mit Mühe und äußerster Konzentration, brachte es Elaine fertig, nicht auf die Sticheleien von der blondhaarigen Frau einzugehen, doch sie wußte, daß sie dies nicht mehr lange durchhalten konnte.

Zu groß war die sich aufstauende Wut, die die Irin dazu verleiten bzw. dazu locken wollte, einen wahnsinnigen Fehler zu begehen. Einen Fehler der ihr auf der einen Seite Genugtuung bringen, doch andererseits ihren Job kosten würde.

In verkrampfter Haltung, die Fingernägel fest in ihre Handflächen gepreßt, sah die Technikerin ihrem Gegenüber fest in die Augen.

'Am liebsten würde ich ......Nein, Elaine! Laß dich nicht auf das Niveau von dieser Frau herunter, geschweige denn, auf das vom Vater. Niemals! Sie hat Schwachstellen, die mußt du finden, und gegen sie ausspielen, doch hinterhältig und verlogen.....Nein!'

"Nun gut Miss Twillan, es freut und ehrt mich, daß Sie meinen Handlungen so eine wichtige Bedeutung zumessen. Mir war bis heute nicht bewußt, wie 'interessiert' sie an mir sind." Ein wenig sarkastisch setzte sie noch an: "Wenn ich das bloß früher gewußt hätte, dann hätte ich natürlich einiges, sagen wir mal 'anders' gemacht."

Elaine konnte erkennen, daß der blondhaarigen Frau, eine bissige Bemerkung auf der Zunge lag, und sie diese gerade loswerden wollte, doch bevor es dazu kam, fuhr die Holodeckdesignerin bereits schon wieder fort.

"Um auf Ihre erste Frage zurückzukommen, bei dieser Besprechung, handelte es sich um ein höfliches, und sehr kurzes Gespräch. Mister Fretor - übrigens wußte ich damals noch nicht, wie er hieß - war von meiner Arbeit angetan, weil er sich für die verschiedensten Anwendungsgebiete der Holodecktechnologie interessierte. Warum wir dann kurz unterbrochen hatten, als wir sie kommen sahen, müssen Sie schon Mister Fretor fragen, denn er hatte die Unterhaltung abgebrochen. Vielleicht lag es ja an der Mentalität der Vulkanier," achselzuckend bekräftige die Irin ihre Aussage.

Die Technikerin wandte sich wieder ihrem Becher zu, um erneut einen Schluck davon zu trinken.

"Sie sollten auch mal so etwas probieren. Es ist sehr gut. Na ja," seufzend drehte sich Elaine wieder Shania zu, und sah sie mit einem auffordernden Blick an, "ich nehme nicht an, daß Sie, als eine Frau von Welt jemals so ein Getränk zu sich nehmen würden."

Ohne eine Antwort abzuwarten, überlegte sich die Rothaarige bereits ihre Worte für die Beantwortung der zweiten Frage, um diese dann auch gleich loszuwerden.

"Ich bedaure es sehr, Sie enttäuschen zu müssen, da ich weiß, wir gerne Sie Mister Martengh gerufen hätten, um mich einsperren zu lassen, doch ich weiß nichts von diesen Zwischenfall und ich kann auch nichts dafür. Es hat mich selbst sehr getroffen, Mister Fretor bewußtlos am Boden zu sehen, und nicht zu wissen was geschehen ist.

Diese 'Verwirrung', wie sie es ausdrücken, habe ich nur für die Erfragung eines Namens genutzt, denn wie ich schon zuvor erwähnt hatte, wußte ich zum damaligen Zeitpunkt den Namen dieses Vulkaniers noch nicht.

Wenn Sie mir nicht glauben, dann fragen Sie doch Mister Sernok, er wird Ihnen das bestätigen können."

Immer noch mit einem strahlenden Lächeln auf dem Gesicht, wartete Elaine auf eine Gegenreaktion von Miss Twillan. Sie wußte, daß sie die Fragen nicht genau beantwortet hatte, doch sie würde nur mit einer gezielten Aufforderung mehr preisgeben, als sie wirklich mußte.

Elaine Körpersprache sprach Bände, fand zumindest Shania, die ihr Gegenüber sehr sorgfältig beobachtete. Entgegen ihrer nach außen hin so süßen Art und der Freundlichkeit in ihrem Gesicht, strafte ihr Körper die Irin Lügen. Sie kochte vor Wut.

"Falls Sie mit dem früher 'anders' verhalten gemeint haben, daß... vergessen Sie's, ich bin nicht lesbisch und selbst wenn ich es wäre, dann hätte ich an Ihnen nicht das geringste Interesse." Shanias Mine machte deutlich wie abwegig dieser Gedanke war und zeigte, daß sie antwortete, auch wenn man ihr das Wort abschnitt. Gleichzeitig sprach sie aber so schnell weiter, daß sie es der Irin gleichtat.

Wenngleich sie jetzt auch mit der Hand auf den Tisch schlug um zu verdeutlichen, daß sie langsam aber sicher die Geduld mit dem störrischen Rotschopf verlor. Dann neigte sie sich nach vorne und ihre Stimme war leise und sehr eindringlich:

"Ich habe es satt mit Ihnen die Zeit zu vergeuden, wenn Sie so wenig kooperativ sind. Im Gegenteil hätte ich Lust all meinen Einfluß beim Captain spielen zu lassen, der zumindest so weit geht, daß Sie schneller vom Schiff sind, als Sie glauben und auf den meisten privaten Schiffen keine Anstellung mehr finden werden..." Ihre Blicke bissen sich in einander fest und es schien für einen Moment so, als müßte man die Energie sich in der Luft in einem Funkenregen entladen sehen. Dann ging der Augenblick vorbei und Shania lehnte sich wieder zurück.

"Entweder Sie arbeiten jetzt mit mir zusammen und sagen mir alles was Sie wissen oder Sie möchten Sernok selbst befragen und er liefert mir die Antworten..." Ihr Grinsen hatte die liebreizende Wärme einer Gletscherspalte.

"Wenn Sie Glück haben ist Miss Jordan inzwischen mit der Untersuchung seiner Leiche fertig und Sie können Ihr Glück bei ihm versuchen..."

--- Brücke

Es war schon eine geraume Weile her seit der klingonische Navigator der Bitte des Sicherheitschef nachgekommen war und ihn mit einigen Daten beliefert hatte.

Ganz glücklich schien Martengh zwar nicht über das zu sein, was die Abfrage aller seiner Datenbanken hergab, doch immerhin beschäftigte es ihn seit einer Weile. Besonders der Widerspruch, den er in den Datenbanken gefunden hatte, lenkte sein ganzes Augenmerk auf sich. Das ging sogar so weit, daß er trotz der Durchsage des Sicherheitsmannes, daß es einen Toten gegeben hatte weiter auf der Brücke blieb.

Monserat tippte mit den Fingern ungeduldig auf der Lehne seine Stuhls, während er darauf wartete zu hören, ob das Schiff eine größere Reichweite oder Durchschlagskraft als sein altes Mädchen hatte. Während das Rendezvous deutlich näher rückte, fragte er sich was seine Auftraggeber dazu sagen mochten, daß es jetzt auch noch einen Toten zu verzeichnen gab.

Sie würden nicht gerade begeistert darüber sein. Wenn er Pech hatte, wollten sie die Hälfte vom Geld einbehalten, da er ja auch nur einen Teil der "Ware" bei ihnen ablieferte.

Der Captain fragte sich im Stillen, ob es klug war diesen Tex in die Nähe des zweiten Vulkaniers zu lassen. Immerhin hatte er noch gut im Gedächtnis, was dieser mit einigen der Türen am Schiff angestellt hatte. Nach der Aufräumungsaktion des Klingonen stammten fast mehr Schäden von seiner Waffe, als von den Ratten selbst.

Auch wenn es sicher nicht schlecht war so einen Mann an Bord zu wissen, jetzt wo feststand, daß es einen Attentäter an Bord geben mußte, der jederzeit wieder zuschlagen konnte. Jedenfalls soweit es Martenghs Auffassung betraf. Er hatte sich auch nur höchst widerwillig auf den Frachter des Ferengi konzentriert, statt dem Klingonen auf die Finger zu sehen und selbst den Täter zu finden.

"Gehe ich recht in der Annahme, daß sich in nächster Zeit hier auf der Brücke nichts Besonders tun wird? Keine Meteoritenfelder die wir durchqueren müssen? Keine anderen Schiffe die unseren Kurs schneiden oder daß unser Rendezvous vorverlegt wird?", fragte der Franzose den Klingonen am Steuer, der nach kurzer Untersuchung der Anzeigen zustimmend knurrte und nickte.

"Dann wäre es besser, wenn Sie den Autopilot einschalten und sich mit Ihrem Landsmann um die Vulkanier kümmern würden. Zum einen gehen Sie sicher, daß der zweite Vulkanier überlebt, zum anderen könnten Sie ihm bei der Suche nach der Ursache und einem möglichen Mörder an Bord helfen.

Ich denke, dort werden Ihre Fähigkeiten mehr gebraucht als hier. Immerhin haben Sie schon Erfahrung im Kampf an seiner Seite und werden ihm sicher eine Hilfe sein. Falls Sie später keine Arbeit haben, können Sie ja bis zum Rendezvous wieder hier sein..." Abwartend sah der Captain K'bal an, ob dieser noch etwas zu sagen hatte.

--- Krankenstation

Der Sicherheitler nahm sich ebenfalls einen Tricorder und ein Padd aus dem Kasten und tippte etwas in das Padd ein. "Jordan, lege doch bitte ein Kraftfeld um Mister Fretor, damit er vorerst geschützt ist." 'Und aus dem er erstmal nicht herauskommt', war auf dem Padd zu lesen, das er unauffällig so auf der Konsole plazierte, daß nur Jordan es lesen konnte.

Den Tricorder benutzte er um die Ampulle zu untersuchen. Er stellte drei verschiedene Fingerabdrücke darauf fest, die er sofort per Befehl zum Schiffscomputer sandte, damit "Zinda" sie untersuchen konnte. Das Ergebnis kam schnell und war fast wie erwartet: Keiner der Abdrücke war identifizierbar.

Es gehörte jedoch nicht zu den Vorgehensweise an Bord dieses Schiffes, von jedem Besatzungsmitglied die Fingerabdrücke zu nehmen. Tex wunderte sich darüber, war Martengh doch ansonsten nie zufrieden mit den Sicherheitsvorkehrungen. "Mister Zirt, Sie wissen, wie Sie bei der Aufklärung helfen können, tun Sie es so. Jordan, ich brauche kurz den Nebenraum, ich stehe dir bald wieder zur Verfügung.

Ohne eine Antwort abzuwarten nahm der Klingone die Ampulle und ging in das Büro das Schiffsarztes.

--- Büro des Arztes

Als sich die Tür hinter Tex schloß, betätigte er seinen Communicator. "Tex an Martengh: Eine der Ampullen Methansäure, die für den Tod des Vulkaniers verantwortlich sind ist leer in der Krankenstation aufgetaucht. Ist es möglich ein Protokoll der Besucher der Station zu bekommen, die sich hier aufgehalten haben, seit Miss Kincaid zum letzten Mal hier war?"

So offensichtlich auch jemand die Ampulle benutzt hatte, die Säure in einen Hypospray-Behälter zu füllen, Tex kam nicht auf die Idee, Jordan zu verdächtigen, denn sie gehörte für ihn zu den wenigen Personen an Bord, denen er traute.

--- Krankenstation

Die Krankenschwester sah dem Klingonen kurz nach, zuckte mit den Achseln und wandte sich an ihren Patienten. Wenn Tex ihn in ein Kraftfeld sperren wollte, würde sie das auch tun, auch wenn sie die Gründe nicht ganz nachvollziehen konnte.

"Mr. Fretor, kommen Sie doch bitte mit nach hinten in den Quarantänebereich. Dort haben wir auch unsere Ruhe."

Der Vulkanier erhob sich und folgte ihr in den hinteren Teil der Krankenstation. Wahrscheinlich kam ihm Ruhe gar nicht ungelegen, und entweder vermutete er nicht, daß Tex ihn für verdächtig hielt, oder er fand es logisch, oder es war ihm egal. Noch immer sprach er kein Wort. Jordan fragte sich langsam, ob das eine Art stillen Protestes darstellte.

Es dauerte nur wenige Sekunden ein Kraftfeld um das Biobett zu legen, in dem sich vor nicht allzu langer Zeit noch der Captain erholt hatte. Dann startete die Ärztin bereits einen umfassenden Scan nach Fremdstoffen in Fretors Körper. Der Quarantänebereich war natürlich darauf angelegt, daß sie für Untersuchungen nicht näher an ihn heran mußte.

Nachdem der Scan, der nur wenige Minuten dauern würde, stabil lief, wandte sie sich wieder in Richtung Zirts um, ging hinüber zu einer anderen Konsole und begann, die spezifischen Muster des Gifts in den Hauptspeicher zu kopieren. Bemüht, die lästige Aufgabe schnell hinter sich bringen zu können, um sich wieder dem Vulkanier zu widmen, überhörte sie das leise Knacken, das hinter der Wandverkleidung im Kraftfeldbereich zu erklingen begann.

Zirt beobachtete Jordan entspannt bei Ihrem Tun. Nach der Meinung des Andorianers war sie das einzige Mitglied der Besatzung, das wirklich wußte, was es tat - ihn eingeschlossen.

Eigentlich konnte der ehemalige Dieb seinen neuen Auftrag als Herausforderung betrachten: Er war ja schon in vielen Berufen tätig gewesen, aber definitiv nicht als Detektiv!

Je wurde der Schiffswart in seinem Gedankengang unterbrochen, als er vom Kraftfeld her ein leises Knacken hörte!

Vorsichtig näherte Zirt sich dem abgeschirmten Bereich und sah sich nach der Ursache des Geräusches um. Sein andorianisches Gehör nahm eine Veränderung in der Frequenz des Kraftfeldes war, das einem Menschen verborgen geblieben wäre.

Langsam begann sich das Kraftfeld zu verändern!

Da Zirt am Verhalten des Vulkaniers keine Veränderung bemerkte - außer, daß ihm dieser neugierig zu beobachten begann, wandte er sich an Jordan: "Ähm... ist das normal, daß das Kraftfeld seine Frequenz zu verändern beginnt?"

Ohne auf eine Antwort der überrascht wirkenden Jordan zu warten, aktivierte der Andorianer seinen Tricorder und begann den Schutzfeldemitter zu scannen.

"Da hat wer herumgepfuscht! Kann ich es ausschalten?", fragte der Andorianer die Frau.

Jordan war bereits irritiert näher gekommen und trat neben ihm, um sich den Emitter anzusehen - nicht, daß sie irgend etwas daran erkannt hätte, es war halt ein Emitter.

Ihr Blick schweifte hinüber zum Büro, in dem sich immer noch Tex befand, der sich nicht begeistert sein würde, wenn sie das Kraftfeld bereits wieder deaktivierten. Der Vulkanier sah ihnen mit ausdrucksloser Miene zu, als betreffe ihn die Angelegenheit gar nicht.

"Ich werde es selbst ...", begann sie gerade, als von dem technischen Gerät aus ein wildes, alarmierendes Piepen ertönte. "Weg da!", zischte sie und sprang ein paar Schritte zurück hinter den relativen Schutz einer Konsole.

Der Andorianer hatte aber offensichtlich ein gutes Gespür für Gefahr, denn er hatte sich bereits mit einem Hechtsprung in Sicherheit gebracht, und im selben Augenblick explodierte der Emitter mit einem gewaltigen Krachen. Funken stoben farbenprächtig in alle Richtungen, kleine, scharfe Metallstücke schossen beinahe gezielt auf die drei Anwesenden zu, eines davon hörte Jordan direkt an ihrem Ohr vorbei rauschen, bevor sie endgültig in Deckung ging.

Im selben Augenblick war es bereits vorbei, und als die Krankenschwester über die Konsole hinweg spähte, sah sie nichts als eine kleine, schwarze Ruine, die einmal ein Kraftfeldemitter gewesen war.

Leicht wankend erhob sie sich ... Sabotage? Ein weiterer Anschlag auf den Vulkanier?

Zumindest würde sie nicht schon wieder die Sicherheit rufen müssen; der Lärm dürfte Tex von ganz alleine anlocken.

Fluchend kam Zirt hinter einem Biobett hervor gekrochen, "Ein einfaches 'Ja!' hätte es auch getan!"

Der Andorianer sah zum Vulkanier hinüber, der ebenfalls gerade dabei war, unter seinem Bett hervorzukriechen. Er war nicht so unversehrt davon gekommen; smaragdgrünes Blut sickerte aus einer tiefen Schnittwunde auf seiner Wange.

Der ehemalige Dieb murmelte etwas, das man mit etwas Fantasie als "Elende Amateure..." auslegen konnte und half dem Vulkanier auf die Beine. Eine Hilfe, die dieser aber nicht wirklich brauchte!

Abwartend sah der Verletzte zu Jordan hinüber, während das eilige Poltern von Schritten zu hören war.

--- Büro des Arztes

Der Knall ließ Tex alles um sich herum vergessen.

'JORDAN', schoß ihm durch den Kopf, als er gleich darauf mit gezogenem Disruptor wieder in die Krankenstation stürmte.

--- Krankenstation

Ein kehliges Knurren entfuhr ihm und irgendwie fand er es unpassend, daß bei dieser Explosion zwar einiges verwüstet worden war, aber offensichtlich kein Blut floß.

Der Klingone ließ den Vulkanier nicht aus den Augen, obwohl er nicht offensichtlich auf ihn zielte. Schließlich kam er bei der Engländerin an, stellte sich fast genau zwischen sie und Fretor und schaute sich die Überreste der Explosion an. Es war ihm klar, daß die nun besser etwas tun sollte, was nicht so leicht auszurechnen war. Allerdings fiel ihm nichts ein.

Statt dessen schaute er zu der Ärztin hinunter und fragte sie :"Was ist passiert?"

"Der Kraftfeldemitter ist explodiert", erwiderte sie lapidar, als sei das nicht völlig offensichtlich, bis ihr der auf ihr ruhende Blick des Klingonen auffiel. Einen Augenblick lang überlegte sie ganz ernsthaft. Machte er sich etwa Sorgen um sie? Der Gedanke schmeichelte ihr. "Zirt und mir ist nichts passiert. Mr. Fretor, lassen Sie mich das ansehen."

Sie ging hinüber zu dem Vulkanier und griff im Gehen nach einem Hautregenerator, um sich seine Verletzung anzusehen. Er erduldete es, wenngleich offensichtlich widerwillig, daß sie sein Kinn mit einer Hand nahm und seine Wange in ihre Richtung drehte.

"Versteht einer von Ihnen etwas von Technik?", wandte sie sich derweil an Tex und Zirt. "Denn ansonsten schlage ich vor, wir rufen einen Techniker, der sich das ansieht; die Sicherheit ist ja schon hier."

Neugierig darauf, was Tex' Vermutungen zu diesem Zwischenfall waren, beschloß die Krankenschwester, ihn bei Gelegenheit darauf anzusprechen - wenn Fretor nicht in der Nähe war. Eine Schnittwunde erschien ihr doch erstaunlich wenig bei so einer Explosion!

--- Brücke

Der Kopf des Klingonen, der die längste Zeit regungslos vor seinen Instrumenten gesessen hatte, wanderte langsam nach oben und starrte seinen Captain an. Sorgfältig wählte er die folgenden Worte. "Mit meinem Landsmann... Jawohl, Sir. Ich mache mich gleich auf den Weg!"

Es war nicht so, daß es ein Problem zwischen den beiden Klingonen gab, im Gegenteil: Bisher hatte es stets den Anschein erweckt, als hätte Monserat ein Problem MIT den Klingonen gehabt. Die beiden kamen mittlerweile gut miteinander aus, aber nach dem letzten gemeinsamen Umtrunk, bei der ein Teil der Mannschaftsmesse zu Bruch gegangen war, hatten sie sich einige scharfe Worte von ihrem Captain anhören müssen. Und dann war da noch die Sache mit den Ratten... Umso überraschter war K'bal, daß sie jetzt doch wieder gemeinsam auf eine Mission geschickt wurden.

Würdevoll erhob er sich von seiner Station und betätigte den Communicator an seiner Uniform. "K'bal an Tex", knurrte er und gab sich mit einem tiefen Knurren zu erkennen, "Es kommt Arbeit auf uns zu. Bleib, wo du bist; Ich bin in ein paar Minuten bei dir!"

Ohne den Sicherheitschef, der ihn die ganze Zeit über beobachtete, noch eines weiteren Blickes zu würdigen, marschierte der Navigator der Ivory auf den Turbolift der Brücke zu.

'Nur nicht die Haltung verlieren, Martengh', murmelte er zu sich selbst, 'es könnte ja sein, daß ich jeden Moment die gesamte Brückenbesatzung mit meinem Bat'leth erschlagen will...'

Er schüttelte konsterniert den Kopf und betrat den Lift.

--- an Bord der Gulmoq

"Voraussichtliches Rendezvous mit der Ivory in weniger als einer Stunde, Captain! Snarglll..."

Angewidert verzog Murks sein Gesicht, als die schleimigen Tentakel seines Steuermanns über die blankgeputzten Armaturen des Schiffes glitten. Er mochte ein guter Pilot sein, aber die Tatsache, daß die Brückenentlüftung schon seit Tagen auf Hochtouren arbeiten mußte, stellte seine Vorzüge gleich wieder in Frage.

Es gab nur einen Grund, warum Murks dieses Wesen an Bord seines Frachters duldete: Es war billig.

Snargl kam von einem Planeten, dessen Atmosphäre bei einer kosmischen Katastrophe zerstört worden war. Aus unerfindlichen Gründen akzeptierte er seitdem die Sauerstoffversorgung aus den lebenserhaltenden Systemen des Schiffes als einzige Art der Bezahlung.

Der Ferengi schüttelte sein Haupt und wandte sich wieder dem Hauptbildschirm zu. 'Bald gehörst du mir, Gerald Monserat...', kicherte er leise in sich hinein.

"Ich möchte, daß Sie die Ivory rufen, sobald wir in Sichtweite sind. Keine Aggressionen, bitte. Niemand soll sich bedroht fühlen!"

Die kalte Stimme seines Auftraggebers trieb Murks einen Schauer über den Rücken. Er wußte nicht, was die geheimnisvolle Person mit der Ivory vorhatte. Er hoffte nur, daß sie ihm etwas von Monserat übriglassen würde...

Mit einem kühlen Lächeln drehte er sich zu der hochgewachsenen Person um, die wie üblich im Halbdunkeln der Brücke stand. "Niemand an Bord dieses Schiffes wünscht eine Eskalation. Aber wenn die Ivory auf uns schießt, werden wir zurückschießen! Das werden Sie verstehen..."

Der Fremde erhob sich aus seinem Sessel und warf dem Ferengi einen vernichtenden Blick zu. "Auf diesem Frachter befindet sich ein Schatz, den sich vorzustellen Ihre Gedankenkraft übersteigt! Ich lasse nicht zu, daß ein unbedachter Schuß ihn zerstört! Keine Gewalt!"

Murks zuckte zusammen und wandte sich wieder seinem Steuermann zu. "Kurs beibehalten", knurrte er leise. Ein häßliches Grinsen entstand auf seinem Gesicht. 'Warts ab, Fremder; Ich hole mir Monserat... Und deinen Schatz!'

"Kurs konstant, Captain! Rendezvous mit der Ivory in 50 Minuten! Snarglll..."

--- Mannschaftsmesse, Tisch 4

Die Nachricht über den Tod von Sernok stand Elaine wie eine böse Überraschung deutlich ins Gesicht geschrieben. Sie spürte wie ihr Blut von einer Sekunde zur anderen aus ihrem Gesicht wich, und sich eine schmerzende Kälte in ihr breit machte.

Tot? Der Vulkanier, dem sie noch vor kurzer Zeit in die Augen gesehen hatte, war tot?

Die Holodeckdesignerin war so verwirrt und an der Schwelle zur Panik, daß sie plötzlich aus ihrem Stuhl hochsprang - der mit voller Wucht zurück flog, und dabei ihren Becher mit Schokoladenlikör umstieß.

"Tot? Warum....ich meine, weshalb sollte man ihn....töten? Wie? Wer? Ich meine....", nur mit Mühe konnte die Irin die Worte hervor stammeln, wobei es ihr dabei egal war, wie lächerlich sie sich dabei anhörte oder aussah. Auch bemerkte sie nicht, wie die Flüssigkeit aus dem Becher langsam auf ihrer linken Seite vom Tisch tropfte.

War es wegen diesem blöden Programm? Konnte die Angelegenheit doch größere Ausmaßen haben, so wie es Gene ihr prophezeit hatte?

'Aber es ist doch nur ein verflixter Apparat. Nichts weiter, als eine lächerliche Maschine. Ja, aber es ist etwas, das ein Menschenleben gekostet hatte, Elaine! Die Situation ist eindeutig außer Kontrolle geraten.'

"Ich wußte nicht, wie gefährlich dieser Auftrag ist, und ich habe bei Gott nicht geahnt, daß es jemals ein Menschenleben kosten würde", flüsterte die Technikerin mehr zu sich selbst als zu der blonden Frau.

"Ich habe etwas, das Sie interessieren dürfte, Miss Twillan", damit legte Elaine den silbrig glänzenden Isolinearen Datenchip, der sich bis jetzt in ihrer Hand befunden hatte, genau vor ihr auf den Tisch - beinahe in die braune, klebrige Lache hinein.

Shania hatte ein Fluchen unterdrückt, als sich der Schokolikör über ihr Bein ergoß und ließ aber kein Auge von der Technikerin. War sie für einen Moment versucht gewesen ihrem Verhalten Glauben zu schenken total überrascht zu sein, so bekam alles bei näherem Hinsehen eine ganz andere Bedeutung.

Die Rothaarige hatte sofort von Mord gesprochen, während Shania dieses Wort bewußt nicht in den Mund genommen hatte. Dann war die Irin schrecklich erschrocken und war in Furcht ja nahezu Panik ausgebrochen. Sogar ihr Gesicht war kalkweiß geworden.

Warum auch immer. Aber irgend etwas war in dem kleinen Plan der Holodeckstümperin schiefgelaufen. Diese Elaine war scheinbar nicht direkt schuld am Tod des Vulkaniers, doch sie steckte tiefer in der Sache mit drin, als sie selbst geahnt hatte und hatte es mit der Angst zu tun bekommen ebenfalls wie Sernok zu enden.

Auch wenn sie nicht alles auspackte was sie wußte, so fand die Amerikanerin doch wenigstens einen Ansatzpunkt um herauszufinden hinter was der Mörder hergewesen sein konnte.

Ein Datenchip, den inzwischen fast eine Woge klebrigen Schokoladenlikörs eingeholt hatte.

Hastig packte Shania das Teil und brachte es aus der Gefahrenzone noch bevor es endgültig vernichtet wurde. Dann wischte sie mit einem Taschentuch über ihr Bein, das dadurch nicht weniger klebrig wurde.

Ihr wurde bewußt, daß die Leute um sie herum genau auf ihren Tisch starrten und leise über sie munkelten. Die Blicke waren neugierig und es waren auch einige recht finstere dabei. Kein Wunder nahm die Ivory doch fast alles an Bord um endlich wieder auf Fahrt zu gehen.

"Hier gibt es nichts zu sehen. Entweder sie nehmen ihre Mahlzeit ein oder gehen wieder an ihre Arbeit. Der Captain freut sich über jede Versäumnis, die ihm zu Ohren kommt", wandte sich die Amerikanerin an ihr Publikum. Dieses ging dann augenscheinlich wieder ihrem Alltag nach. Trotzdem wußte Shania, daß sie noch immer beobachtet wurden und sie vorsichtiger sein mußten. Es würde nicht lange dauern und Sernoks Mörder würde wissen, wo sich der verdammte Chip befand.

So zog sie die Irin wieder zu sich hinunter um mit ihr zu sprechen, ohne daß es an die falschen Ohren gelang.

"Schön, daß Sie wenigstens jetzt kooperativ sind. Auch wenn ich Sie zumindest nicht mehr für den Mörder halte, so werde ich den Verdacht nicht los, daß Sie sehr tief in der Sache drin stecken. Der Mörder könnte es jetzt gut auf Sie abgesehen haben..." Mit Genugtuung nahm Shania wahr, daß die Irin noch ein wenig mehr verfiel. Zumindest die Gefahr in der sie selbst steckte schien ihren Widerwillen mit jemand anders zusammenzuarbeiten im Keim zu ersticken.

"Leider haben Sie durch Ihr Spektakel von vorhin mehr Aufsehen erregt, als mir lieb ist und ich fürchte, wir sollten jetzt mehr auf uns achten... Reden wir draußen weiter. Auf dem Weg zum Holodeck", flüsterte sie und erhob sich. Da sie noch unter einer Art von Schock stand, ergriff Shania ihre Hand und führte sie nach draußen. Wie in Trance ließ sich die Rothaarige von ihr führen.

--- Gang vor der Mannschaftsmesse

Langsam wurde sich auch die Technikerin der Ausmaße ihres Ausbruchs bewußt. Das nahm Shania zum Anlaß dafür zu sorgen, daß ihre Zusammenarbeit nicht zu schnell endete und sie sich vor Martengh würde dafür verantworten müssen, daß sie auf eigene Gefahr handelte ohne ihn zu informieren.

"Wir scheinen jetzt beide in großer Gefahr zu sein. Etwas das Sernok wollte, befindet sich in unserem Besitz. Hier nehmen Sie das hier. Ich hoffe, Sie können damit umgehen." Damit drückte sie der verdutzten Technikerin einen kleinen Phaser in die Hand.

"Gibt es noch eine Kopie des Datenchips?", fragte sie sie dann eindringlich und sah sich nach allen Seiten um. Immerhin starb der Vulkanier unweit von der Mannschaftsmesse. "Und vor allem... was zum Teufel ist hier drauf?"

--- Krankenstation

Nachdem keiner der anderen Anwesenden Anstalten machte, Jordans Vorschlag in die Tat umzusetzen, aktivierte der Andorianer seinen eigenen Communicator: "Zirt an Cooper oder Carrà: Hier in der Krankenstation ist gerade ein Kraftfeldemitter explodiert! Wir würden hier Hilfe aus der Technik brauchen!"

Kurze Zeit später kam schon die erste Antwort: "Carrà an Krankenstation: Ich bin auf dem Weg!"

Zirt begann sich Gedanken zu machen, als er Jordan beim Verarzten des Vulkaniers zusah: 'Entweder hat dieser Vulkanier erstaunliche Reflexe oder die Explosion war bei weitem nicht so groß, wie angenommen!

Aber eigentlich konnte niemand vorhersehen, daß er genau unter diesem Kraftfeld untergebracht wurde! Irgendwie teile ich die allgemeine schlechte Meinung über diesen Herrn Vulkanier nicht!'

Argwöhnisch verfolgte der Schiffswart die beschädigten Leitungen und gab dann entnervt auf. Die Explosion hatte einfach zu viel Schaden verursacht, als daß er mit seinen bescheidenen Kenntnissen da weiterkam!

Laut sagte er zum Computer: "Zinda, kannst du mir deinen derzeitigen Stand in der Suche nach den Ampullen auf meinen Tricorder überspielen?"

"Dein Wunsch ist mir Befehl, Süßer!", kam sofort die anzügliche Stimme der durchgeknallten künstlichen Intelligenz.

Kurz warf der Andorianer einen Blick auf die kleine Anzeige des Tricorders und begann sofort seine Stirn zu runzeln.

Schnell stieg er über die Trümmer des ehemaligen Kraftfeldemitters und ließ den Klingonen über seine Schulter sehen: "Interessante Daten, stimmt's?"

--- Gang vor der Mannschaftsmesse

Wie ein kleines verängstigtes Kind hatte sich Elaine an der Hand ihrer ärgsten Feindin aus dem Raum führen lassen, doch wenige Meter danach, wurde sich die Technikerin der Situation bewußt, und mit einer teils zornigen, teils schuldbewußten Hast, riß sie sich davon los.

Weil sie sich beschmutzt fühlte, versuchte die Irin sich die Hand an ihrem Overall abzuwischen, doch sie wußte, daß das dumm war.

"Was auf diesem Datenchip drauf ist?", brachte Elaine mit einer flüsternden Stimme hervor, zwingend nicht hysterisch zu klingen. Seit dem Moment, wo sie vom Tod des Vulkaniers erfahren hatte, bereute sie, nicht schon vorher mit jemanden über ihren Auftrag gesprochen zu haben.

Gene hatte Recht gehabt, daß von diesem Programm eine große Gefahr ausging, doch sie hatte es nicht kommen sehen.

Die Irin hatte angenommen, daß sie eine innere Blockade verspüren würde, doch der Ernst der Lage, ließ sie den Haß auf ihr Gegenüber vergessen, und mit wieder selbstsicherer Stimme wandte sich Elaine an Shania. "Ich würde vorschlagen, wir begeben uns auf das Holodeck, und auf dem Weg dorthin, erzähle Ihnen was ich weiß."

Ohne auf eine Antwort abzuwarten, drehte sich die Terranerin um und schritt in die Richtung wo sich das Holodeck befand. Sie konnte hören, wie die Blondhaarige unwirsch ein paar Worte murmelte, ihr jedoch nach wenigen Sekunden folgte.

"Ich bekam vor einigen Wochen...", begann Elaine ihre Geschichte, als sich ihr Communicator meldete:

"Zirt an Cooper oder Carrà: Hier in der Krankenstation ist gerade ein Kraftfeldemitter explodiert! Wir würden hier Hilfe aus der Technik brauchen!"

'Was geht hier vor? Was hat das bloß alles zu bedeuten', erschrocken wandte sich die Technikerin an Shania.

"Mister Carrà kommt bestimmt alleine damit zurecht. Ich denke, es ist wichtiger, daß wir zum Holodeck kommen", meinte sie erklärend zur Amerikanerin, die ihrerseits zustimmend nickte.

--- Krankenstation

Als der klingonische Sicherheitsmann auf das Anzeigenfeld von Zirts Tricorder sah, mußte er unwillkürlich grinsen: , Auf den Konstruktionsplänen der Ivory waren die georteten Rückstände der Chemikalie, nach der sie suchten je nach Intensität als rote Punkte eingetragen.

Wie eine Schnitzelspur führten die Rückstände zu einem Ort, mit dem er eigentlich nicht gerechnet hatte!

"Zirt, Mr. Carrà befindet sich gerade auf dem Weg zu uns?"

Der Andorianer grinste dem Klingonen zu. Irgendwie schienen sie sich nach den ersten Schwierigkeiten doch ganz gut zu verstehen!

"Ja, das hat er wenigstens über die Sprechverbindung verlauten lassen!"

Der Sicherheitsmann bleckte erfreut seine Zähne - bei einem Klingonen ein erschreckender Anblick!

In diesem Moment sprintete gerade Pino in das Krankenrevier und sah, wie gegen eine unsichtbare Wand prallend genau in die Mündung des Disruptors, den Tex so schnell gezogen hatte, daß der Schiffswart mühe hatte, die Bewegung wahrzunehmen.

"Hallo Pino!", begrüßte der Andorianer den Techniker, "ich glaube Tex würde gerne wissen, was die fehlenden Methansäureampullen in Ihrem Quartier machen."

Abwartend musterte Zirt den geschockten Gesichtsausdruck.

Dabei entging ihm allerdings der verärgerte Gesichtsausdruck des Klingonen, den er so einfach übergangen hatte.

--- irgendwo auf der Ivory

Es hatte nicht lange gedauert und ER hatte erreicht was er wollte. Sernok der mental stärkere der beiden Vulkanier war geschickt von ihm aus dem Weg geräumt worden und Fretor würde spätestens jetzt wissen, daß sein kleiner Ohnmachtsanfall in der Mannschaftsmesse kein Zufall gewesen war und er nur knapp selbst dem Tod entronnen war. Die kleine Explosion in der Krankenstation war Botschaft genug gewesen.

Fretor würde kein großes Hindernis mehr darstellen. Jetzt wo Sernok tot war, würde er auch dessen Barriere zu brechen sein. Entweder er verriet ihm freiwillig wo er es versteckt hatte um sein erbärmliches Leben zu behalten oder auch er würde sterben. Irgendwie würde er es schon ausfindig machen können. Das kleine Geheimnis der Vulkanier.

Seinen Schatz. Seine Beute. Seine Zukunft...

Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Es war fast einfacher gegangen, als er gedacht hatte. Wahrscheinlich würde man schon in diesem Moment den schusseligen Carra verdächtigen, der sich bald keinen Schritt mehr an Bord bewegen können würde, ohne Martenghs scharfe Augen in seinem Genick zu spüren.

Geschah es ihm doch ganz recht. Warum schnüffelte der Mechaniker hier an Bord auch ständig in irgendwelchen Gängen und Ecken herum?

Diesmal verzog sich die Fratze zu einem fast diabolischen Grinsen. Zu nah war der Augenblick des Triumphes in dem sich seine Hände um den "Stern der Arides" legen würden und er sich in seinen Augen wiederspiegeln würde. Mochten doch die Vulkanier an dessen Echtheit zweifeln und Beweise verlangen.

ER hatte nicht den geringsten Zweifel daran.

Er brauchte auch kein holografisches Labor um dessen Echtheit festzustellen. Ein Labor, das sich ohnehin bald in ein kleines Flammeninferno verwandeln würde, wenn sein Informant recht damit hatte, daß ein Kristallfluktationsanalysator wirklich so gefährlich war. Die Explosion würde gleichzeitig von seinem Verschwinden ablenken und ihm die Zeit geben, die er brauchte. Dann würde auch Al'dukh endlich seine Spur verlieren und aufgeben.

Es war sicher nicht Zufall, daß sich ein ferengischer Frachter in ihrer Flugbahn befand. Al'dukh hatte ihm von Anfang nicht vertraut. Und er war kein Mann der Erbarmen mit Verrätern wie ihm hatte. Trotz Al'dukhs ausgeprägtem Ehrgefühl und Gerechtigkeitssinn war sein Wunsch Verräter und Attentäter gnadenlos zu bestrafen fast schon übermächtiger, als der Wunsch eines Mörders zu töten.

ER schüttelte sich, als er nur an die kalten grausamen Augen dieses Mannes dachte, der sich selbst als Arm Gottes empfand und keinen anderen Sinn im Leben sah, als Böses nicht nur zu bestrafen, sondern erbarmungslos auszumerzen...

An wessen Fersen er sich heftete, der galt eigentlich als schon so gut wie tot.

Aber noch hatte ihn Al'dukh nicht in seiner Hand und wenn er es endlich schaffte Fretor das "Auge der Arides" zu entlocken, mußte alles sehr schnell gehen. Doch leider war dieser Vulkanier nicht allein. Noch konnte er nicht zuschlagen. Aber ein kleines Ablenkungsmanöver würde ihm sicher behilflich sein seinen Plan in die Tat umzusetzen.

Es knisterte, als er sich an den Leitungen zu schaffen machte. Gleich würde er sie unterbrechen. Dann war seine Chance gekommen zu handeln...

--- Krankenstation

Pino machte einen noch verwirrteren Eindruck als sonst. Er strich nervös seine schwarzen Locken aus seiner Stirn, die den unbändigen Drang besaßen ständig seine Sicht zu behindern. Erst dann dämmerte ihm langsam, daß es mit diesen Ampullen eine ganz besondere Bewandtnis haben mußte, wenn ihm plötzlich soviel Aufmerksamkeit zuteil wurde.

Auch wenn es ihm Mühe kostete seine Angst vor einem bewaffneten Klingonen zu unterdrücken und zumindest äußerlich ruhig zu bleiben - hatte Pino doch erst einen Zusammenstoß mit einem Klingonen vor der Ivory gehabt und behob hier ständig die Schäden, die von der Bekanntschaft mit dessen sorglos eingesetzten Disruptoren zeugten - so fragte er sich doch was man eigentlich von ihm wollte.

"Freut mich ja, daß dieser Tex gerne wissen würde, was irgendwelche Medikamente oder was auch immer in meinem Quartier zu suchen haben, aber was mich betrifft, so verwende ich bis auf Kaffee keinerlei aufputschende Mittel.

Dessen magischen Kräfte haben mir bisher immer gute Dienste geleistet und zwar ohne jegliche Nebenwirkung. Selbst in einer 18 Stunden Schicht. Wie auch immer ihr darauf kommt, falls das Zeug in meinem Quartier ist, dann könnt ihr es euch gern von dort holen. Es steht jedem zum Betreten offen." Das war auch so eine Angewohnheit, die er von seinem Lehrmeister übernommen hatte.

Seine dunklen Augen lagen fragend auf den beiden Männern, ob er ihre Neugier befriedigt hatte, interessierte ihn aber nicht lange. Er war heute schon zu lange auf den Beinen um sich über solche Lappalien noch groß aufzuregen. War doch ein vom Verfolgungswahn besessener Sicherheitschef schon genug Hindernis an seinem Weg durchs Innere des Schiffs um seine Arbeit zu machen.

"Und jetzt hindert mich nicht länger daran meine Arbeit zu machen. Wenn ihr erlaubt..." Damit nickte er entschuldigend Jordan zu, die er erst jetzt bemerkte, machte sicherheitshalber einen größeren Bogen um den Klingonen und steuerte auf die Bescherung zu, die nicht zu übersehen war. "Wie um Himmels Willen habt ihr das denn wieder angestellt? Und wer darf sich um die Scheiße kümmern? Natürlich ich, weil Cooper sich mal wieder verhoben hat. Wahrscheinlich bei einem Wodka zuviel in der Mannschaftsmesse."

Ärgerlich öffnete er seinen Werkzeugkoffer und begann mit seiner Arbeit. "Zirt, wenn du wieder mal Mist gebaut hast, dann..." Er beendete den Satz nicht, aber sein ärgerliches Knurren war Drohung genug.

Jordan sah den Techniker nachdenklich an. Offensichtlich hatte er keine Ahnung von der Säure, ihrer Wirkung und warum sie sich in seinem Quartier befinden sollte. Wer auch immer sie dort gelagert hatte - und wenn seine Türen offen standen, konnte es jeder gewesen sein - lief noch immer unbemerkt durch das Schiff.

"Computer, wer hat sich in den letzten zwölf Stunden in Carras Quartier aufgehalten?", startete sie die naheliegende Anfrage.

'Zinda' ließ sich mit ihrer Antwort Zeit - sie klang, als feile sie sich gerade die Fingernägel. "Ach, da war nur Pino ... und Charly natürlich auch, aber der hat bloß geputzt."

Nachdenklich warf Jordan einen Blick auf die Daten, die sie auf einer Konsole aufgerufen hatte, sobald Zirt sie erhielt. Die unverwechselbaren Rückstände der sich zersetzenden Methansäure führten eindeutig den Gang hinunter durch die Tür, und dort endete die Verfolgung ihres Diebes. Mit einem Finger folgte sie der Spur rückwärts über die graphische Darstellung des Decks ...

"Schauen Sie", wandte die ehemalige Ärztin sich an den Andorianer und den Klingonen. Den Vulkanier hatte sie vorläufig vergessen, nachdem er versorgt war. "Jemand hat die Säure im Lagerraum entwendet, ist dann sofort in das Quartier unserer Gäste gegangen, wo er es ihnen womöglich im Schlaf injiziert oder ins Essen gemischt hat ... ist dann weiter in den Maschinenraum..." Besorgt verarbeitete sie diese Information. "... danach ist er in den Jeffriesröhren herumgekrochen und hat schließlich die Ampullen in Carras Quartier gelegt."

Eine weitere Anfrage bestätigte ihr, daß sich weder Charly noch Pino zur gleichen Zeit dort aufgehalten hatten. Stirnrunzelnd sah sie weiter auf den Plan. Was könnte dieser geheimnisvolle Attentäter in den Jeffriesröhren getan haben? Und im Maschinenraum?

Sie schluckte, als ihr die Möglichkeiten klar wurden. "Kincaid an Martengh", kontaktierte sie schließlich mit etwas belegter Stimme den Sicherheitschef, ohne erst den Umweg über Tex zu gehen. "Wir haben einen blinden Passagier an Bord, den unsere Sensoren nicht erfassen können."

Schnell schilderte sie, was sie herausgefunden hatten, und gab die wichtigsten Eckdaten weiter.

Jahrelange Erfahrung in der Sternenflotte und in den unbekanntesten Weiten des Weltraums hatten sie abgeklärt werden lassen. Die Vorstellung eines cleveren Mörders mit Zugang zu den Computern ließ sie dennoch schaudern ...

--- Gang vor der Mannschaftsmesse

Mit nachdenklicher Stimme, begann Elaine noch einmal ihre Geschichte zu erzählen. "Vor wenigen Wochen, bekam ich eine Nachricht auf meinem Computer, wo man mich gefragt hat, ob ich bereit wäre, ohne Fragen ein Holodeckprogramm zu programmieren.

Ich war zu Beginn skeptisch und hielt es für einen dummen Scherz, doch kaum paar Tage später befand sich auf meinem Konto ein Betrag von 50 Barren Latinum, gleichzeitig mit einer Aufforderung dies als Anzahlung für meine Arbeit zu sehen, wenn ich zustimmen würde.

Ich habe mir ehrlich gesagt nichts dabei gedacht. Ich meine, was kann man schon mit einem Holodeckprogramm anstellen? Natürlich war ich immer noch verwirrt, und habe das Ganze mit einem gewissen Abstand betrachtet.

Noch am selbigen Tag, erhielt ich eine neuerliche Nachricht, mit den erforderlichen Daten, die ich für die Erstellung benötigen würde.

Nachdem ich mir alles angesehen hatte, und es für mich unbedenklich erschien, willigte ich ein. Es folgten Wochen harter Recherchen und Geduldsproben, doch ich hatte es geschafft."

Elaine hatte die belustigte Gesichtsregung der Frau neben ihr nur aus den Augenwinkeln gesehen, während sie von ihrer Arbeit sprach, doch es ließ sie in ihrem Redeschwall inne halten. Sie wollte schon eine entsprechendes Bemerkung von sich geben, als die Amerikanerin an ihr vorbeistürmte und nüchtern meinte: "Wir sind da. Ich bin sehr gespannt..."

Bei ihren Worten bewältigte auch die Irin die letzten Meter, die sie noch von der Tür zum Holodeck trennten, wobei sie ihren Zorn bereits wieder vergessen hatte und sich den wichtigeren Dingen zuwandte.

Ohne eine Aufforderung abzuwarten, steckte sie den Datenchip in die dafür vorgesehene Öffnung und betätigte einige Knöpfe an der Schalttafel. Ungeduldig wartete Shania noch den Moment ab, während es im Inneren des Holodecks flimmerte und der Raum nicht mehr nur ein einfacher Raum war.

Die Amerikanerin hatte nichts dagegen, daß die Rothaarige sich einfach den Vortritt nahm. Im Gegenteil hätte sie sie sogar darum gebeten, wenn sie es nicht von selbst getan hätte. Immerhin vertraute sie ihren Holodeckprogrammen immer noch nicht sehr. Die Krankenstation konnte ein Liedchen von ihrem Probeprogramm singen.

Da ihr nichts geschehen war, folgte sie ihr rasch.

--- Holodeck 1

Der ganze Raum wirkte kalt und steril, und man konnte leicht erkennen, daß es sich um ein Labor handelte. Überall standen buntschimmernde Gläser und Flaschen. Verschiedene kleine Geräte und chemische Mittel standen auf mehreren Tischen verteilt. Mitten im Raum, stand jedoch etwas, daß die Aufmerksamkeit von der Technikerin auf sich zog. Es war eine schwarze, sehr massiv wirkende Maschine.

"Wie Sie sicherlich klar erkennen können, handelt es sich hierbei um ein Labor. Normalerweise nichts besonderes, wenn da nicht dieses Gerät", die Irin deutete auf das vor ihr befindliche schwarze Ungetüm, "wäre. Ich mußte lange suchen, und es hat mich auch sehr viel Zeit gekostet, doch bei einem Ferengi namens Gorm, hatte ich dann endlich die erforderlichen Informationen bekommen, die für die Erbauung eines solchen Gerätes notwendig sind.

Es handelt sich hierbei um einen Kristallfluktationsanalysator. Dieser wird für die genaue Erforschung und Klassifizierung unbekannter Mineralien benötigt. Es muß jedoch ein wertvolles Mineral sein, denn dieses Gerät ist hochkompliziert und kommt, wie ich weiß, nur bei bestimmten Materialien zur Verwendung.

Bevor Sie mich fragen, Nein, ich weiß nicht, für welches Mineral der Vulkanier Fretor es vorgesehen hatte, da müssen Sie ihn schon selbst fragen."

Ohne Gefühlsregung blickte Elaine Shania ernst an. "Eines sollten Sie noch wissen: Kurz bevor ich die Unterhaltung mit diesem Ferenig beendet hatte, stellte er mir noch eine Frage, nämlich ob ich mich mit diesem Gerät auskennen würde. Als Unwissender, so meinte er, könnte man damit leicht eine Explosion von bedeutendem Ausmaß bewirken, selbst wenn es sich dabei nur um ein Holodeckprogramm handelte."

--- Deck 2, Gänge

Mißmutig stapfte K'bal durch die einsamen Gänge des Schiffes. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Es schien fast so, als befände sich die gesamte Crew gerade in der Mannschaftsmesse - abgesehen von denjenigen, die ihren Rausch auf ihrem Quartier ausschliefen.

Der Klingone verzog sein Gesicht zu einem Grinsen. Nun, genau genommen war dies der Normalzustand auf der Ivory.

Langsam beschleunigte er sein Tempo. Tex hatte seinen Ruf noch nicht beantwortet, aber den Hintergrundgeräuschen nach war die Krankenstation gerade ziemlich beschäftigt. Immerhin mußten sie einen Vulkanier zusammenflicken, der nur mit Glück noch am Leben war. Was man von seinem Landsmann nicht behaupten konnte...

K'bal fragte sich nicht zum ersten Mal, warum der Captain gerade ihn zu Fretor geschickt hatte. Seine medizinische Ausbildung war mäßig-klingonisch, und daß ihm unterwegs der Mörder von Sernok über den Weg lief, war wohl auch eher unwahrscheinlich.

'Menschen', knurrte er in sich hinein.

Am Ende des Ganges, auf dem er sich nun befand, machte sich gerade ein Techniker an einer der Jeffriesröhren zu schaffen. K'bal konnte sich nicht an ihn erinnern, fand aber auch, daß er einen absolut unauffälligen Eindruck auf ihn machte. Vielleicht hatte er sein Gesicht nur schon wieder vergessen.

Er hob die Hand zum Gruß, als der Mann gerade von seiner Arbeit zu ihm aufblickte. Einen Augenblick lang meinte er, so etwas wie Erschrecken in seinem Gesicht zu sehen. Sekunden später federte der Techniker hoch und drehte dem verduzten Klingonen den ausgestreckten Arm um.

Mit einem wütenden Knurren ging K'bal in die Hocke und hielt sich die verletzte Hand. Er verlor seinen Kontrahenten für einen Moment aus den Augen, aber dann spürte er einen stechenden Schmerz in seinem Nacken. Zwei Finger drückten die Haut zusammen und suchten nach dem passenden Wirbel...

Er riß seinen wuchtigen Körper herum und schleuderte den Angreifer wie eine lästige Fliege ab. Der Mann torkelte den Gang hinunter, fing sich auf halber Strecke und flüchtete um die nächste Biegung. K'bal war ihm dicht auf den Fersen.

Im Laufen betätigte der Klingone seinen Communicator. "K'bal an Brücke. Ich bin dem Attentäter begegnet. Es ist ein Vulkanier!" - 'Oder ein Mensch mit schwarzen Haaren', fügte er in Gedanken hinzu - "Erbitte Sicherheitsalarm auf Deck 2..."

Eine gewaltige Explosion riß ihn von den Beinen.

--- Brücke

Während Martengh noch herauszufinden versuchte, warum ein Kraftfeldemitter einfach so explodiert war, schreckte ihn diese Meldung Jordans auf.

Ein blinder Passagier!

Katastrophe.

Wahrscheinlich einer von Brenghs vielen Handlangern. Was hatte er vor? Würde er sich damit begnügen, Martengh zu töten, oder wäre es unauffälliger, wenn er gleich die ganze Ivory in die Luft jagen würde?

Wahrscheinlich letzteres.

Gerade wollte er den Mund öffnen, als eine weitere Meldung hereinkam: "K'bal an Brücke. Ich bin dem Attentäter begegnet. Es ist ein Vulkanier! - Erbitte Sicherheitsalarm auf Deck 2..." Der Rest ging in einem lauten Getöse unter.

Ohne zu zögern, tausendfach geübt, gab der Sicherheitschef seine Befehle: "Schiffsweiter Sicherheitsalarm! Captain auf die Brücke!

Alle verfügbaren Sicherheitsleute auf Deck 2! Sichern Sie das Deck und nehmen Sie jeden Vulkanier und jeden Unbekannten fest, den Sie finden.

Ein Mediziner auf Deck 2! Möglicherweise ein Verletzter nach einer Explosion!

Zwei Techniker auf Deck 2! Untersuchen Sie die Explosionsstelle, unterstützen Sie die Sicherheit mit Ihren Ergebnissen und reparieren Sie die defekte Stelle sofort!"

Martengh schaute auf seine Anzeigen und schüttelte den Kopf. Dieser Attentäter schien das Schiff und besonders seine wunden Punkte sehr genau zu kennen. Die Explosion hatte genau den Teil seines Sicherheitsnetzes zerstört, der Explosionen an die Brücke melden sollte.

Natürlich war dieser Sicherheitsknoten - wie alle anderen auch - redundant angelegt, aber da er immer noch keine Meldung über diese Explosion bekommen hatte, stand zu vermuten, daß auch der redundante Knoten irgendwie ausgeschaltet worden war.

Mit ein paar schnellen Griffen leitete der Caldonier einen Sicherheitscheck aller Schiffsfunktionen ein.

--- Sams Quartier

Die Stimme des Caldoniers schreckte Sam aus seinen Träumen hoch. Bisher war dies ja ein richtig schöner Flug gewesen, nichts war passiert, wahrscheinlich hatten alle feindlichen Elemente bemerkt, daß Sam Fletcher an Bord war und waren daher rechtzeitig geflohen.

Aber nun dieser Sicherheitsalarm...

Schnell legte er seine Kampfpanzerung, sein Phasergewehr, seine Thermaldetonatoren, seine schwarze Maske... ups, falscher Film.

...Als erstes legte er seine Freizeitkleidung ab und begann, seine Schuhe zu suchen.

--- Bereitschaftsraum

Der Captain seufzte laut und vernehmlich auf, als Martenghs Ruf ihn erreichte. Hatte er sich doch vor kurzem erst hierher zurück gezogen um das Treffen mit dem ferengischen Frachter zu planen. Immerhin war es unvermeidbar und er wollte wenigstens darauf vorbereitet sein.

Es schien, als sollte er heute keine Ruhe finden.

Wie er seinen Freund und Sicherheitschef kannte, war dieser noch kurze Zeit damit beschäftigt alle Abteilungen des Schiffes kreuz und quer über die Decks zu hetzen um seinen Sicherheitsansprüchen zu genügen, also mußte er selbst sich nicht beeilen. Aber es mußte mehr vorliegen, wenn sich schon der Captain auf die Brücke begeben mußte.

Noch einmal überflog der Captain die Aufzeichnungen, die er von den beiden Vulkaniern bei ihrem Eintreffen an Bord bekommen hatte und studierte genau den Wortlaut des Auftrages, den er angenommen hatte.

Vielleicht genügte es ja, wenn er zwar ohne die Vulkanier an seinem Ziel ankam, dafür aber ihren Besitz dort ablieferte...

--- Holodeck 1

Die Irin war der Amerikanerin fast schon eine Spur zu kooperativ, was sie eigentlich schon wieder verdächtig machte. Zuerst ging sie freiwillig zum Holodeck ohne daß Shania sie extra auffordern mußte, dann erzählte sie auch noch von dem Chip. Und wie es Shania schien ließ sie dabei nicht das kleinste Detail aus.

Und als wäre das nicht genug, ließ sie das Holoprogramm ohne Protest und sogar ohne Nachdruck laufen. Zu Shanias Verwunderung diesmal sogar in Rekordzeit.

Nachdenklich besah sich Shania die Einrichtung des Labors, dann wanderte ihr Blick wieder zu dem schwarzen Gerät, daß vor ihr stand und von dem eine unterschwellige Gefahr auszugehen schien. Sie versuchte all das zu verarbeiten, was die Rothaarige gerade binnen kurzem von sich gegeben hatte. Es war mit Abstand das Längste was sie Shania je erzählt hatte, wenn man von ihren Verwünschungen und Flüchen mal absah.

Die Gedanken der großen Blondine schweiften kurz zu dem explodierten Kraftfeldemitter zurück, dessen Meldung sie kurz aufgeschreckt hatte. Diese Cooper schien nicht sehr erstaunt darüber zu sein, anscheinend nahm sie an, daß so etwas auf der Ivory alle Tage vorkam. Aber sie selbst wußte es besser. Die Technik war nach dem Rattenbefall so generalüberholt worden, daß es sich nur um eine Sabotage handeln konnte.

Nun stand sie mit ihrer "Freundin" hier in einem simulierten Labor vor etwas, daß einfach mal so ein Loch in die Ivory sprengen konnte, wenn man nichts von der Bedienung verstand... oder aber es darauf anlegte.

Shania konnte nicht verhindern, daß ihr Blick zu der Technikerin wanderte. Beide Fälle waren bei ihr denkbar. Dann konzentrierte sie sich wieder ganz auf das Stück Technik vor sich.

Gefertigt von einer skrupellosen Frau, die in ihrer Gier nach Geld und Anerkennung so kurzsichtig oder auch dumm war, daß sie nicht abschätzen konnte, wozu sie mißbraucht worden war und welche gefährliche Waffe sie heimlich an Bord gebracht hatte.

Himmel, wie hatte Monserat sie nur einstellen können? Hatte er eine heimliche Vorliebe für Rothaarige oder trübte schon der Altersstarrsinn seine Beurteilungskraft?

"Wissen Sie eigentlich was Sie da getan haben?", fragte Shania vorwurfsvoll und ihre Finger zeigten anklagend auf den Analysator auf dessen virtuelle Konstruktion die Irin sicher besonders stolz gewesen war. Doch sie wartete gar nicht erst eine Antwort ab, sondern setzte gleich nach.

"Ich werde Ihnen sagen, was Sie getan haben... Sie schieben dem Captain, der an Ihr Wissen geglaubt hat und Sie eingestellt hat, ohne sein Wissen einfach eine Bombe unter, getarnt in einem winzig kleinen Chip. Haben Sie überhaupt auch nur für einen Moment daran gedacht, was Sie da tun oder hatten Sie nur das Geld im Kopf oder den Wunsch Ihr vielgepriesenes Können unter Beweis zu stellen?

Was wäre Ihnen dieser Beweis wert? 19 Tote?" Die Amerikanerin hatte die Technikerin bewußt geschockt. Aber vielleicht war nur so die Möglichkeit gegeben, daß diese endlich mal nachdachte, bevor sie etwas tat.

Tatsächlich war diese kurze Zeit wie vor den Kopf geschlagen. Es schien ihr alles sehr nah zu gehen. Shania wartete erst gar nicht, bis sie wieder Atem schöpfen konnte und spann den Faden weiter.

"Wir müssen es Martengh und dem Captain melden und zwar noch bevor..." Aber die Techniker sollte nicht mehr erfahren bis vor welchem Ereignis Shania die anderen warnen wollte, denn genau zu diesem Zeitpunkt wurde der Sicherheitsalarm in Kraft gesetzt. Anscheinend waren sie nicht die einzigen, die etwas auf der Spur waren.

Die Amerikanerin holte Luft um noch etwas zu sagen, da ertönte der Communicator der Holodeckdesignerin: "Zwei Techniker auf Deck 2! Untersuchen Sie die Explosionsstelle, unterstützen Sie die Sicherheit mit Ihren Ergebnissen und reparieren Sie die defekte Stelle sofort!"

"Verdammt", knurrte die große Frau, während sie schon im Laufen den Computer anwies, das Programm zu beenden und auf die entstandene Tür zulief. "Ich hoffe, daß wir nicht zu spät dran sind. Gehen Sie an die Arbeit, ich informiere den Captain."

Den Chip würde sie sicherheitshalber selbst an sich nehmen.

---- Brücke, kurze Zeit später

Während sich der Captain auf seinen angestammten Platz fallen ließ und unruhig seinen Ohrring bearbeitete, ruhte sein gesundes Auge auf dem Bildschirm. Trotzdem sah er ihn nicht.

"Was gibt's Martengh? Hat der Attentäter wieder zugeschlagen oder ist jemand in dein Quartier eingebrochen?" Letzteres sollte ein Scherz sein, aber es klang irgendwie nicht danach. Zu groß waren die Probleme vor denen sie augenblicklich standen.

Sein Ruf stand auf dem Spiel.

--- Krankenstation

Verblüfft war der Klingone den Ausführungen der Ärztin gefolgt und als sie den Funkspruch an den Sicherheitschef absetzte, fragte er sich, warum er nicht selbst darauf gekommen war. Vielleicht lag es daran, daß er nicht alles wirklich verstanden hatte, was sie gesagt hatte.

Kaum hatte er sich jedoch dazu durchgerungen etwas zu sagen, als der Sicherheitsalarm kam. Sofort zog er seinen Disruptor und setzte zu einem Sprint in Richtung Ausgang an. Diesen jedoch brach er schnell wieder ab als ihm einfiel wer sonst noch hier war. 'Vulkanier... Ärztin... mitkommen!'

Mit seiner Waffe fuchtelnd dirigierte Tex den Vulkanier in Richtung Ausgang und legte seine Hand an Jordans Schulter. "Nimm was von diesem... Kram mit und dann los!"

Eilig nahm die Ärztin einen kleinen Koffer mit Instrumenten und schloß zu ihm auf, der Vulkanier vor ihnen. Eilig verließen sie die Krankenstation im Laufschritt in Richtung Turbolift. Selbst Fretor lief... ganz ohne Drohung durch Tex.

Verblüfft sah der Andorianer zu Pino und dann den drei Läufern hinterher. Irgendwie kam er sich vor wie bestellt und nicht abgeholt.

Gerade bedrohte der Klingone noch den Techniker um dann wie von einer Sziessmücke gestochen davonzurennen!

Ratlos sah er zu dem Terraner, der vor sich hinkichernd die am Boden verstreuten Bestandteile des Schildemitters zusammensuchte.

"Was machen denn Sie noch hier? Sind Sie kein Techniker? Sie sollten sich doch zu Deck 2 begeben!", fauchte Zirt frustriert den Techniker an.

Der drehte sich seelenruhig zu dem vor Wut kochenden Schiffswart um: "Wie Sie sehen versuche ich gerade einen wichtigen Bestandteil der Quarantänestation des Krankenreviers zu reparieren! Was ist, wenn in dieser Krise gerade das gebraucht wird? Ich bin schließlich nicht der einzige Techniker! Soll sich doch Elaine und der Rest des Stabs darum kümmern!

Außerdem dachte ich, daß sie mich des Mordes verdächtigen. Soll ich da an so einem kritischen Ort auftauchen? Das würde der Sicherheit gefallen!"

Mit starrem Blick verließ der Andorianer das Krankenrevier, ohne dem Techniker noch einen Blick zu würdigen.

Er hätte sich auch schwer getan, Pino eine Antwort zu geben! Der hatte nämlich, wie Zirt nur zu genau wußte, durchaus recht!

Er würde sich jedenfalls zum Ort der Explosion begeben. Wenn er schon bei diesem Mörderspiel mitmachen sollte, dann wollte er jedenfalls alle Informationen, die sich ergaben aus erster Hand erfahren.

--- Gang vor der Krankenstation

Plötzlich blieb der ehemalige Dieb wie von einem Blitz getroffen stehen: Er hatte eine Idee!

Er wandte sich an den Bordcomputer: "Zinda, wie viele Vulkanier gibt es derzeit hier an Bord?"

"Es befindet sich derzeit ein Vulkanier an Bord."

"Einer? Ich dachte es wären zwei?"

"Aber Zirt! Der zweite wurde doch vergiftet!"

"Oh!" Ratlos starrte Zirt den leeren Gang hinunter. "Ahh! Zinda, was ist denn mit Romulanern?"

"Es gibt tatsächlich einen von diesen Spitzohren an Bord!"

"Und wo befindet sich der...?", fragte der Andorianer schon etwas ungeduldiger.

Auch auf diese Frage hatte der kesse Bordcomputer eine Antwort: "Der befindet sich gerade im Turbolift auf dem Weg von Deck 2 nach Deck 3!"

Geistesgegenwärtig schaltete der Andorianer: "Zinda, halte den Typen auf! Schick ihn meinetwegen in der Kabine im Kreis, laß dir irgend etwas einfallen ... zumindest solange, bis du diese Informationen an Martengh weitergeleitet hast, und er dir sagt, was du mit unserem Gast tun sollst!

Und ja, ich weiß, daß ich keine Berechtigung zum Festsetzen des Roms habe. Betrachte es einfach als einen Streich, den du ja ohnehin an den Chef der Sicherheit meldest!"

"Na ok!"

--- Brücke

Mit einem Signalton platzte die Stimme des Schiffscomputers in die angespannte Atmosphäre der Brücke: "An den 1.Offizier und Chef der Sicherheit: Zirt hat gerade einen Romulaner, der von Deck 2 nach Deck 3 unterwegs war in die Liftkabine eingesperrt und schickt diesen im Kreis. Ich erbitte weitere Anweisungen!", schloß Zinda respektvoll.

Mit Martengh legte sie sich lieber nicht an!

Der Sicherheitschef reagierte sofort auf diese Nachricht und meinte nur zu Monserat: "Sieht so aus, als hätten wir den Attentäter." Dann eilte er, so schnell ihn seine langen Beine tragen konnten, von der Brücke.

--- Jeffriesröhre 17b

Der Mann korrigierte den Sitz der schwarzen Perücke, nahm die spitzen Ohren wieder ab und kroch weiter, seinem nächsten Teilziel entgegen...

--- Turbolift

Raven Caldaros war gerade fertig mit der geisttötesten Arbeit, die es überhaupt hier gab. Kindermädchen für einen Roboter zu spielen! Entwürdigend.

Wenn Charly das nächste Mal zu ihm käme und ihn einen seiner Saugtentakel säubern ließ, weil er wieder einmal von einer zähen, übelriechenden Masse verstopft war, dann würde Raven...er würde...

... ja, er würde ihn wieder einmal säubern, wie er es schon so oft während dieser Reise getan hatte. Raven war halt ein Verlierer, und er wußte es.

Er wußte es genau, als sich die Tür des Turboliftes zischend öffnete und er genau in Martenghs Gewehrlauf blickte.

Und er wußte es ganz genau, als er von Martengh an den Ort gebracht wurde, von dem noch niemals jemand zurückgekehrt war, wenn man den Gerüchten trauen konnte...

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