Ivory Cronik 6

Lecker Fresschen für Schwarzfuß

--- Ivory, Krankenstation

Endlich hatte Gene sein volles Bewußtsein wiedererlangt und setzte sich auf seiner Liegefläche auf. Dann drehte er sich zur Seite und ließ beide Füße vom Biobett baumeln, bevor sie wieder in alter Frische den Boden berührten.

Schweigend ging Foster an das Bett des Klingonen, der sich offenbar noch nicht ganz von den Drogen dieser kompetenten Krankenschwester erholt hatte. Er betrachtete ihn mit einem gewissen Gefühl von Respekt, den man Dingen entgegenbringt, die man nicht versteht, weil sie einem Angst machen.

"Ich bin kein Freund von vielen Worten", sagte er gelangweilt, "aber ich denke, ich muß mich bei Ihnen bedanken."

Der dunkelhäutige Krieger schien bei diesen Worten eine gewisse Genugtuung zu empfinden. Es erinnerte Foster an den Blick eines Widersachers, der sich seines Sieges gewiß war. Doch kurz darauf glaubte er sogar erkennen zu können, wie ein kleines Lächeln über Tex' Gesicht huschte.

"Danke."

Daraufhin nahm er seine grobschlächtige Hand und drückte sie so fest er konnte, um ja keine Schwäche zu zeigen. Das Drücken wurde erwidert und Gene war versucht, sofort wieder die Dienste des Doktors in Anspruch zu nehmen.

"Jederzeit wieder", erwiderte der Klingone. Der Händedruck seines Gegenübers war angenehm. Zwar nicht sehr fest, aber immerhin fester, als er es erwartet hatte.

Dann wandte Mardob sich wieder der Krankenschwester zu. Diese schien sehr besorgt zu sein wegen des kleinen Tieres, das diese Elaine dem bunt gekleideten Mann übergeben hatte. Es sah gar nicht so gefährlich aus.

Es machte auch gar keine Anzeichen, zu explodieren oder sich sonst wie zu einer Gefahr zu entwickeln.

Tex schaute Gene an und meinte zu ihm: "Wenn dieses Vieh so gefährlich ist, sollte sich mal jemand von der Sicherheit darum kümmern!" Immerhin war er noch nicht angeheuert und wußte auch nicht, ob das jemals geschehen würde. Also legte er sich wieder zurück und schloß die Augen.

"Die Sicherheit?", entfuhr es Gene empört. "Die Sicherheit ist ohnehin immer für all das verantwortlich, was die anderen nicht machen wollen."

Daraufhin drängte er sich zwischen die drei neugierigen Personen und nahm dem Andorianer einfach das Stück Biomüll aus der Hand.

"Ich werde dieses 'Ding' jetzt entsorgen", sagte Foster angewidert, als er das verabscheuungswürdige Tier am Schwanz hochhielt und den Körper zwischen seinem und den anderen Gesichtern baumeln ließ.

Schnurstracks und brodelnd verließ Foster die Krankenstation und machte sich auf den Weg zum Transporterraum. Er hoffte inständig, daß gegen seinen Vorschlag niemand ethische Bedenken hegte. Das letzte was er im Moment brauchte, war jemand, der Tierschützer spielte.

--- Brücke

Etwas irritiert musterte K'bal den Caldonier, der sein Heil in der Flucht nach vorn suchte. 'Purer Aktionismus', schoß es ihm durch den Kopf.

"Nun, ich glaube nicht, daß sie das Vakuum überleben würden", begann er langsam, "aber es wird nicht einfach sein, das Schiff vollständig zu räumen. Diese Biester sind nicht nur schnell, sondern auch verdammt clever, und - mit Verlaub - auf der Ivory gibt es einige undichte Stellen."

Er wollte gerade zu einem neuen Vortrag über das GUINEA-PIG-PROJECT ansetzen, als er von einem metallischen Klappern unterbrochen wurde. Es war eine Bodenluke, die offenbar beim Verlassen nicht richtig verschlossen worden war. Und jetzt drückte eine unbekannte Macht von außen dagegen.

"Schnell, die Luke", schrie der Klingone, aber es war zu spät. Unter schrillem Kreischen quoll ein schwarzer Klumpen auf die Brücke, der sich erst beim zweiten Hinsehen als ein halbes Dutzend Riesenratten erwies.

Die Tiere stürzten sich sofort auf die erstbeste Person in ihrer Nähe. Der Yridianer konnte zwar noch zwei von ihnen mit seinem Phaser niederstrecken, doch die übrigen rissen ihn mit Wucht zu Boden. Dort verbissen sie sich in ihrem schreienden Opfer.

K'bal ging ein paar Schritte zurück und verfluchte sich, weil er seine Waffen auf der Wissenschaftsstation vergessen hatte. Mit aufgerissen Augen starrte er die Wesen an, die von dem regungslosen Yridianer abgelassen hatten und nun zu ihnen herüberfauchten.

--- Krankenstation, hinterer Bereich

Gelangweilt zählte und verglich der Captain zum hundertsten Male im Geiste die Stückzahl seiner andorianischen Kunstschätze mit denen anderer Kulturen. Diesmal waren es wieder mal die klingonischen und die cardassianischen. Aber so oft er auch zählte, es belief sich immer auf die gleiche Anzahl.

"Wenig, viel zu wenig", murmelte der Franzose und versuchte eine angenehmere Lage zum Liegen zu finden. Doch so langsam war alles an ihm abgelegen und schmerzte.

Es war unglaublich, aber dennoch wahr. Er hatte einfach noch immer zu wenige wertvolle Schätze von Andor. Sicher waren die Andorianer nicht gerade ein reiches Volk und durch ihr kriegerisches Gebaren und ihren Jähzorn war es schwer mit ihnen überhaupt über etwas zu verhandeln, trotzdem gab es noch immer den einen oder anderen Schatz von dem Monserat gehört hatte und den er zu seinem Eigentum zählen wollte.

Doch im Moment war einfach keine Zeit diesen Gerüchten nachzugehen. Im Gegenteil war jede Zeit die sie hier weiter verloren goldgepreßtes Latinum wert, das ihm einfach so gestohlen wurde.

Mit einem Mal setzte er sich auf und schwang die Beine aus dem Bett. Sollte doch dieser von seinem Können so eingebildete Bajoraner sich mit jemand anders beschäftigen. Er war es jedenfalls leid untätig hier herumzuliegen, während Martengh vielleicht sogar schon Shania des Bordes verwiesen hatte, da sie ihm zu zwielichtig erschien.

Der Franzose hatte sie wirklich schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen...

"Mit mir nicht", zischte er, stand auf und durchsuchte einen nahen Medizinschrank. Nach kurzer Zeit wurde er fündig und steckte sich das an ohne das ein Captain nicht leben konnte, wenn er nicht auf sich allein gestellt sein wollte. Etwas das man ihm einfach entwendet hatte um ihn hier gegen seinen Willen einzusperren.

Seinen geliebten Communicator.

Eigentlich konnte er jetzt auch Shania und Martengh von hier aus erreichen, trotzdem wies er diesen Gedanken weit von sich, da er fast schon Heimweh nach seinem Platz auf der Brücke hatte.

Seit einiger Zeit konnte er Stimmengemurmel hören. Jetzt machte er sich auf den Weg zum Ausgang und kam den Eigentümern der Stimmen immer näher bis er sie schließlich auch sah.

--- Maschinenraum

Die Amerikanerin stolperte mehr in den Maschinenraum, als sie ging. Drinnen drehte sie sich sofort um und zückte noch in der Drehung ihren Phaser. Und dann sah sie sie auch schon.

Es waren zwei Stück. Sie wirkten blutverschmiert und angriffslustig. Was auch kein Wunder war, wenn man daran dachte, wie gut die Nahrungsmittelvorräte an Bord durch Martenghs Paranoia vor fremden Zugriff geschützt waren. Und einen Replikator konnten die Ratten schlecht benutzen.

Äußerst böse funkelten ihre kleinen Augen und ihre Barthaare schienen bereits ihre Witterung aufzunehmen zu wollen. Ihre Zähne wirkten so respekteinflössend, daß Shania auf Anhieb beschloß nie ihre Bekanntschaft zu machen.

Ein Strahl löste sich aus ihrem Phaser und streckte eines der Tiere nieder. Die andere blieb daneben hocken, als würde es sie nicht betreffen. Es zischte nur leise.

Das ging irgendwie zu leicht. Shania stutzte, während sie aus das leblos liegende Tier sah.

Noch ein Schuß und die Sache würde erledigt sein. Vielleicht sogar alle dieser Plagegeister. Dann brauchte sich Zirt auch gar nicht mehr darum zu bemühen.

Doch als der zweite Schuß sich löste, wußte Shania, daß sie ihren Gegner unterschätzt hatte. Die Ratte wich dem Strahl mit atemberaubender Schnelligkeit geschickt etwas aus. Dann hockte sie wieder ruhig da, als wäre nichts gewesen. Beim nächsten Schuß das gleiche Spiel.

Der Magen der Amerikanerin krampfte sich zusammen. Anscheinend waren diese Tiere sehr lernfähig und das machte sie doppelt gefährlich. Sie hatten es mit keiner gewöhnlichen Rattenplage an Bord zu tun.

Intuitiv ließ Shania ihren Phaser ein wenig sinken und trat einen Schritt nach rückwärts. Das nutzte die Ratte um zu beweisen, daß diese Tiere wie terranische Ratten wirklich einige Meter weit springen konnten und sprang auf sie zu.

Shania schrie auf. Sie wußte, daß sie ein bewegtes Objekt nicht treffen würde, so gut waren ihre Schußkünste nicht. Ohne nachzudenken umspannte sie ihre Waffe mit beiden Händen und holte seitlich aus.

Es gab ein häßlich knackendes Geräusch von sich, als ihre Hände die den Phaser krampfhaft wie eine Keule umspannt hielten die Ratte mitten im Sprung von der Seite trafen und mit voller Wucht gegen die Wand des Maschinenraums schleuderten.

Doch diese sprang nach dem Aufprall sofort wieder auf die Beine, schüttelte sich nur kurz benommen und verkroch sich dann in Windeseile hinter einigen technischen Geräten. Danach hörte man nur noch das Kratzen ihrer Krallen.

Schwer atmend blieb Shania stehen.

--- Maschinenraum, hinterer Bereich

Wie ein Blitz durchfuhr es Pino. Waren das gerade Phaser-Schüsse gewesen? So schnell er konnte wand er sich aus der Wartungs-Öffnung heraus, in der er die letzten Minuten beschäftigt gewesen war (nicht ohne sich dabei eine weitere Beule zuzuziehen) und stürmte in Richtung Warp-Kern. Wer konnte bloß so leichtsinnig sein, ausgerechnet hier herumzuballern? Nicht auszudenken, wenn...

Dann sah er Shania, wie sie bebend und völlig außer Atem dastand, immer noch ihren Phaser umklammernd. Schlagartig blieb der Techniker stehen und starrte sie entgeistert an. Vor ihren Füßen lagen die noch dampfenden Überreste einer rattenähnlichen Kreatur.

"Was machst DU denn hier?", stotterte Carrà und nach einer kurzen Pause wiederholte er, etwas anders betont: "Was MACHST du hier?"

Erschrocken wirbelte Shania herum. Zwar hatte sie den Maschinenraum aufgesucht um Pino zu treffen, doch nun hatte sie ihn im Eifer des Gefechts glatt vergessen und nur mehr an diese kleinen widerlichen Dinger gedacht, die angriffslustig und gefährlich waren. Und zumindest eine von ihnen streunte hier immer noch frei herum.

Vielleicht saß sie ja irgendwo im Dunkel, ihre kleinen heimtückischen Augen leuchteten rot und sie wartete nur darauf erneut zuzuschlagen. Dann wenn gerade niemand aufpaßte.

"Mann, hast du mich erschreckt...", brachte die Amerikanerin atemlos hervor, bevor sie hektisch auf ein paar Rohre und Ersatzteile deutete. Wohl weislich an der gegenüberliegenden Wand und nicht an jener wo das zweite Tier verschwunden war. "Bevor wir weiterreden, greif dir ein Rohr oder irgend etwas, das du als Waffe benutzen kannst. Es ist wichtig", stammelte sie flehentlich.

"Diese Teile hier", sie wollte mit dem Fuß nach dem toten Tier treten, entschied sich dann aber dagegen und deutete nur mit der Schuhspitze darauf, "sind keine gewöhnlichen Ratten. Sie sind viel gefährlicher, unberechenbarer und vor allem sehr intelligent..."

Ein schrilles hohes Pfeifen ließ beide zusammenfahren. Es kam von dort wo Shania die Ratte vermutete. Doch plötzlich schien es gleichzeitig von überall her zu kommen. Es war als hätte die Ratte ihre Freunde zusammen gerufen.

Die Situation sah nicht gut aus.

--- Krankenstation

Gerade als Zirt Elaine hatte antworten wollen, war er von dem groben Halbromulaner unterbrochen worden, der sich jetzt mit Zirts Beute davon gemacht hatte.

'Was hat denn der wieder für ein Problem?', dachte der Andorianer, während er noch immer nachdenklich auf die Tür sah hinter der Foster verschwunden war.

Er wandte sich wieder an Elaine: "Im Moment können Sie mich als eine Art Kammerjäger bezeichnen."

Der Schiffswart wollte gerade etwas mehr auf Elaine eingehen - in seinen Augen eine äußerst hübsche Frau für eine Nichtandorianerin - als er wieder unterbrochen wurde.

Dem Captain fielen fast die Augen aus dem Kopf, als er die seltsame Gruppe sah, die sich hier versammelt hatte. Anscheinend hatte Martengh in seiner Abwesenheit doch einige Leute eingestellt, doch was für welche?

Ein Schmetterling der nur einen Fühler hatte und ein Fangnetz in den Händen hielt, topte die ganze Szenerie.

"MERDE", fluchte er und sein Blick, der kopfschüttelnd über die Menge wanderte, verhieß nichts Gutes. Trotzdem hielt er sich nicht damit auf die Leute anzuweisen an ihre Arbeit zu gehen und sein Schritt verlangsamte sich auch nicht.

Neugierige zum Teil verwunderte Blicke lagen auf ihm, doch er hielt sich nicht damit auf sich als Captain des Schiffes vorzustellen, sondern hielt unbeirrt auf den Ausgang zu. Monserat mußte unbedingt mit Martengh sprechen.

Dringend.

Da trat Dr. Jiran ihm in den Weg und versuchte ihn aufzuhalten, doch der Gedanke an sein Biobett verlieh dem kleinen gedrungenen Franzosen ungeahnte Kräfte. Er stieß den Bajoraner, der ihm klarzumachen versuchte, daß sein Platz noch immer in seinem Bett war, einfach zu Seite und knurrte dabei ein: "Nicht mehr ansteckend."

Das Letzte was man von dem Franzosen hörte, bevor sich die Türen der Krankenstation wieder schlossen war ein geknurrter Fluch in seiner Heimatsprache und ein "Hier muß einiges anders werden. Aber jetzt bin ich ja wieder da..."

"Was war denn das gerade?", fragte der blaue Kammerjäger, jetzt schon etwas genervter.

"In der Tat dürfte Miss Jordan recht haben, daß es sich hier um einen gefährlichen Schädling handelt. Ich habe gerade von unserem 1.Offizier den Befehl erhalten, alle Riesenratten von Bord zu bringen. Innerhalb von zwei Stunden!" Den letzten Satz brachte Zirt etwas gepreßt vor.

Langsam dämmerte ihm die Unmöglichkeit seiner Aufgabe.

"Zwei Stunden?!", wiederholte Jordan beeindruckt beim Gedanken an die Unmöglichkeit dieser Aufgabe. "Und eigentlich nur noch anderthalb, was?"

Sie lächelte aufmunternd, wie man einem Soldaten zulächelt, der bald sterben wird, während sie Zirt auf ihre Seite des Biobetts winkte, wo eine Konsole stand, der sie sich nun zuwandte und die Daten wieder aufrief, die sie angesehen hatte, bevor auf der Station das Chaos ausbrach.

"Unsere vermeintlichen Riesenratten sind romulanische Wüstenkatzen, oder zumindest so etwas Ähnliches - meine Tricorderdaten sind wirklich etwas, das es sich zu analysieren lohnt.. Ich hoffe also, dieser romulanische Mister Foster kennt das Tier, das er gerade mit sich herumträgt. Sie können hier die Daten ansehen, die ich fand, vielleicht hilft es Ihnen weiter."

Gerade wandte sie sich ab, als ihr noch etwas einfiel. "Ach ja - es wäre nett, wenn Sie No'Orba informieren würden, daß diese 'Ratten' eine potentielle Gefahr darstellen und wo er die Daten aufrufen kann."

Die Krankenschwester nickte ihm noch einmal zu, dann ging sie zum Klingonen zurück und griff nach einem vorbereiteten Hypospray. "Ich injiziere Ihnen jetzt etwas, das Ihren Kreislauf wieder in Schwung bringen wird. Wie fühlen Sie sich? Und übrigens", sie erlaubte sich ein weiteres knappes Lächeln, "mein Name ist Jordan Kincaid."

--- Brücke, inzwischen

Martengh schaute mehr interessiert als bestürzt auf den Yridianer, der zwar nicht an Bord anheuern wollte, aber eine erstaunliche Ausdauer zur Schau gestellt hatte, mit der er dem Sicherheitschef Informationen über lukrative Handelsplätze verkaufen wollte.

Nachdem der Caldonier jedoch völlig Monserats Handelstalent vertraute, war dieser Mann, an dessen Ohr gerade eine der Ratten knabberte, bei seinen Versuchen auf mehr als taube Ohren gestoßen.

Als die Tiere sich fast simultan abstießen, um sich auf K'bal zu stürzen, zuckte Martenghs rechter Linkfinger, und ein vorprogrammiertes Kraftfeld hüllte die Ratten ein.

Dann wandte er sich an den Yridianer: "Ich glaube, ich sagte Ihnen bereits, daß wir Ihre Informationen nicht kaufen wollen. Vielleicht sollte ich ein Schild an der Schleuse anbringen: 'Betteln und Hausieren verboten'. Vielleicht auch: 'Vorsicht, bissige Ratten'. Was meinen Sie?"

Der Angesprochene war inzwischen wieder aufgestanden und fand das weniger lustig. Martengh warf ihm ein kleines Medipack zu und meinte: "Leider steht unsere Krankenstation zur Zeit unter Quarantäne. Leben Sie wohl."

Der Caldonier wirkte sehr nachdenklich, nachdem der Vertreter das Schiff verlassen hatte. Seine gesamten Sicherungssysteme schienen versagt zu haben, denn sie hatten ihm nicht die Ankunft dieser Tiere gemeldet. Entweder sie waren sehr raffiniert und ohne eines der diversen Alarmsysteme auszulösen von einem an Bord befindlichen Agenten ausgeschaltet worden - Martengh dachte gleich an jemanden, der vor kurzer Zeit erst durch den Boden der Brücke gebrochen war - oder ... er sah den Klingonen fragend an:

"Sagen Sie, Mister K'bal, wie intelligent sind diese Ratten eigentlich? Ich glaube, jetzt wo wir etwas Luft haben, sollten Sie mir etwas mehr über dieses Genmanipulationsprojekt erzählen."

"Ähm, natürlich", murmelte der Navigator. Er wollte sich nichts anmerken lassen, mußte aber doch einmal kurz durchatmen. Ein Nahkampf war umso unangenehmer, je kleiner der Gegner war - Und diese Ratten waren eindeutig zu klein, um mit einem Handkantenschlag erledigt zu werden.

Noch eine Spur ernster als sonst räusperte er sich und begann zu sprechen. "Die Tiere, die wir soeben bewundern durften", er warf einen wütenden Blick auf das Kraftfeld, "sind das Ergebnis von zwei Jahren gentechnischer Forschungs- und Entwicklungsarbeit. In ihrer DNA finden sich die Spuren von über 20 verschiedenen Spezies... habe ich gehört!"

Der Klingone biß sich auf die Zunge. Martengh mußte ja nicht wissen, daß K'bal hierfür die Schiffswissenschaft angezapft hatte...

"Ihr Schöpfer, ein verschrobener Wissenschaftler von der Erde, wollte das perfekte Versuchskaninchen kreieren. Sie sollten weniger fressen, mehr aushalten und sich schneller vermehren als jede andere vergleichbare Tierart. Herausgekommen sind hochaggressive Biester, die alles um sich herum vernichten - Und den Anfang machten sie mit den Forschern, die sie erschaffen haben."

Im Gesicht des Caldoniers zeigte sich keinerlei Regung, so daß K'bal mit seinem Vortrag fortfuhr. "Als die Föderation einige Monate später auf die Forschungsstation traf, war dort alles Leben erloschen. Die Ratten haben nach und nach die komplette Technik außer Kraft gesetzt, zuletzt sogar die lebenserhaltenen Funktionen. Ein paar von ihnen müssen sich aber gerettet haben, vermutlich an Bord eines Versorgungsschiffes."

Der Klingone sah Martengh jetzt direkt in die Augen. Die Ruhe seines Gegenübers beeindruckte ihn.

"Diese Tiere, die so lange als Versuchskaninchen mißbraucht wurden, verbinden Technik mit Schmerzen - und jetzt werden sie alles daran setzen, unsere Sensoren und Reaktoren zu vernichten. Deshalb glaube ich", er schluckte kurz, "daß ihr Hauptaufenthaltsort der Maschinenraum ist."

--- Maschinenraum

Langsam wich Shania mit dem Rücken voran zum Ausgang zurück. Instinktiv wollte sie beim Anblick des Warpkerns ihre Waffe senken, doch entgegen ihrer Vernunft behielt sie sie im Anschlag. Die Ratte konnte nicht wissen, daß sie hier nicht feuern konnte, doch das Senken der Waffe würde der Ratte signalisieren, daß es Zeit war Beute zu machen...

"Verdammt, Pino!", schrie sie zu dem Techniker, der unschlüssig und verwundert noch immer mit sich zu ringen schien. "Ich hab das Gefühl, daß hier gleich der Teufel los sein wird. Sehen wir zu, daß wir hier verschwinden! Bitte..."

Pino war hin und her gerissen. Einerseits hatte er doch schon einmal mit diesen Tierchen zu tun gehabt, nämlich als er Jordan aus dem Lift befreit hatte - und da waren sie doch eigentlich ganz friedlich gewesen. Andererseits konnte er sich kaum vorstellen, daß Shania ohne Grund so außer sich war.

Auf jeden Fall aber erkannte er, daß hier schnell gehandelt werden mußte und er gut beraten war, seine Erklärungswünsche vorerst auf später zu verschieben. Wie von der Tarantel gestochen griff er nach einem etwa 50 cm langen Rohrstück, nahm es wie einen Baseballschläger in beide Hände und bewegte sich mit dem Rücken voraus in Richtung Ausgang. Mit heruntergezogenen Augenbrauen fixierte er den heranstürmenden Schwarm.

Blitzartig löste sich auf einmal eines der Tiere und sprang ihn mit unglaublicher Wucht an. Der Angriff kam so plötzlich, daß er unmöglich reagieren konnte, doch als das Biest ihn traf, war es bereits nur noch ein verschmorter Klumpen toter Biomasse. Shanias Phaserstrahl hatte seine Flugbahn gerade noch rechtzeitig gekreuzt. Jedenfalls war er nun gewarnt. Harmlos waren diese Viecher offensichtlich wirklich nicht.

Als ihn die nächste Ratte ansprang, war er besser vorbereitet. Noch bevor sie wirklich in der Luft war, hatte er bereits ausgeholt und schwang das Rohr nun mit aller Kraft nach vorne. Das Timing stimmte und der Schlag saß präzise. In hohem Bogen flog die Ratte davon.

Für eine Sekunde schien es, als habe er die Biester zumindest ein wenig beeindruckt - jedenfalls kamen sie einen kurzen Moment lang ins Stocken, bevor sie von neuem nach vorn stürmten. Dem Techniker reichte diese Verzögerung, um sich durch den Ausgang auf den Gang zu retten. Shania war bereits dort und während Pino durch die Tür hechtete, hatte sie dem Computer bereits die Anweisung gegeben, den Maschinenraum zu verschließen.

--- Deck 1, Gang vorm Maschinenraum

"Homerun!", war alles, was der Terraner im ersten Moment von sich gab, während er gepreßt die Luft ausstieß, die er in den letzten Sekunden wohl vor Anspannung angehalten hatte. Von der geschlossenen Tür her hörte man, wie unzählige kleine wütende Krallen von innen daran scharrten.

Angewidert warf Carrà das Rohr beiseite, was ihn einige Mühe kostete, denn seine Hände hatten sich in einem kaum zu kontrollierenden Krampf darum gekrallt. Als er es endlich los war, brach es aus ihm heraus:

"Shania, was um alles in der Welt ist hier los?"

--- Krankenstation, bei Tex' Biobett

Elaine konnte bei der Arbeitsbeschreibung vom Andorianer ein breites Grinsen nicht unterdrücken. Als Kammerjäger würde er sich bestimmt sehr gut eignen, so wie er im Moment aussah, da die Tiere freiwillig das Schiff verlassen würden.

"Dann haben Sie ja heute eine Menge vor. Ich beneide Sie nicht um den Job, wünsche Ihnen jedoch noch viel Vergnügen und gutes Gelingen. Hoffentlich beißen Sie nicht diese gefährlichen 'Wüstenkatzen', um das Wort von Miss Jordan aufzugreifen", damit blickte die Irin kurz etwas fragend zu der Frau, die bereits wieder mit dem Klingonen beschäftigt war.

Etwas gelangweilt besah sich die Technikerin den Krankenraum, und stellte daraufhin interessiert fest, daß sich die anwesenden Personen drastisch reduziert hatten. Außer dem Verletzten und dem medizinischen Personal, hatte sich bereits jeder verabschiedet, wenn man einmal von dem bunten Blauen absah.

Elaine überlegte einen kurzen Moment, ob es für sie hier noch etwas zu tun gab, kam aber dann zu einem negativen Ergebnis.

Sie faßte den Entschluß Mister Martengh aufzusuchen um zu erfahren, ob sie nun auf dem Schiff eine Anstellung bekam oder nicht. Immerhin, hätte sich das aufgrund ihres Holodecktests entscheiden sollen, der ja dann etwas mißlang, zumindest war das ihre Auffassung.

"Ich hätte mich ja noch weiter gerne mit Ihnen unterhalten, Mister Kammerjäger", lächelte Cooper den Andorianer scherzhaft an, "doch leider habe ich keine Zeit mehr, weil ich dringendst auf die Brücke muß."

Damit machte Elaine ein paar Schritte auf den Ausgang zu, um sich anschließend nochmals zu ihrem Gesprächspartner umzudrehen "Es würde mich freuen, Sie irgendwann wiederzutreffen. Mich würde brennend interessieren, wie ein bunter Paradiesvogel wie Sie es sind, sich mit nur einem Fühler so durch das All schlägt.". Sie zwinkerte ihm noch einmal zu, um dann endgültig die Krankenstation zu verlassen.

Zirt kratzte sich geistesabwesend an seinem verbleibenden Fühler und grübelte: 'Was, bei der großen Mutter ist ein Paradiesvogel?!'

Tex blickte ganz kurz Elaine nach, dann jedoch sofort wieder auf die Krankenschwester. "Mein Name ist Mardob, aber Sie können mich Tex nennen, wenn Sie wollen. Es freut mich, Sie kennenzulernen, Miss Kincaid." Er streckte seine Hand aus, sie ergriff sie. "Mir geht's wirklich schon besser. Hier könnte ich Stammkunde werden, wenn Sie da sind." Der Klingone zwinkerte Jordan zu und richtete sich auf.

Das jedoch schien jedoch zu schnell gewesen zu sein, denn sofort überkam den Hünen ein Schwindelgefühl und er versuchte, sich irgendwo festzuhalten. Dabei stieß er die vor ihm stehende Medizinerin leicht zur Seite, bevor er die Bettkante erreichte und sich dort abstützte.

Sich mir der anderen Hand über die Augen wischend entschuldigte er sich: "Entschuldigen Sie bitte. Mir geht's wohl doch nicht so richtig gut. Können Sie mir vielleicht sagen, wie ich eine Verbindung zu diesem Martengh bekomme? Ich würde gerne wissen, ob er mich nun einstellen will, oder nicht..."

Als Jordan zu einer Antwort ansetzen wollte, fügte Tex schnell hinzu: "Und falls er das tut, bräuchte ich einen Fremdenführer. Haben Sie Zeit für einen Nebenjob?"

--- Gang, vor der Krankenstation

Nachdem Elaine aus der Tür der Krankenstation herausgetreten war, blieb sie unvermutet stehen, denn ein Gedanke war ihr gekommen, den sie zuvor bei ihren Überlegungen unberücksichtigt gelassen hatte.

Aufgrund der letzten dramatischen Geschehnisse, hatten sie nämlich alle den Sabotageakt auf dem Holodeck vergessen, der für manche Crewmitglieder fast tödlich geendet hätte, wäre nicht auf einmal dieses Tier aufgetaucht.

Ein leichtes Frösteln überkam die Irin, wenn sie daran dachte, daß dieses Projekt, das die Krankenschwester erwähnt hatte, nur ein böser Irrglaube war, und diese niedlichen Pelztierchen nur deswegen unnötig getötet werden sollten.

'Na ja, das ist im Moment die geringste Sorge die ich haben sollte. Viel wichtiger ist jetzt das Problem auf dem Holodeck, besser gesagt der gemeine Anschlag, der wie ich glaube von dieser übellaunigen Shania kam. Wenn ich nur wüßte warum sie das getan hat. Nur um meine Anstellung auf diesem Schiff zu verhindern, das scheint mir doch zu gewagt, denn sie hätte ja wissen müssen, daß so etwas nicht nur mich gefährdet hätte.'

Ein tiefer Seufzer entfuhr Elaine. Diese bösen Spielchen kannte sie schon zur genüge, und langsam wurde sie dessen überdrüssig.

Es konnte ihr niemand unterstellen, daß sie nichts von ihrem Handwerk verstand.

Mit gezielten Schritten machte sie sich auf dem Weg zum Holodeck.

--- Krankenstation, nahe dem Ausgang

Plötzlich kam Zirt eine phänomenale Idee: Hatte Jordan ihr Vieh nicht in Kraftfeldern eingeschlossen? Vielleicht konnte das Zinda mit allen Ratten auf dem ganzen Schiff machen!

Kurz entschlossen versuchte er gleich, seinen Plan in die Tat umzusetzen: "Zinda?"

Abermals ertönte eine Stimme, die von überall zugleich zu kommen schien und den Andorianer an einen Sonnenuntergang in den Dschungeln von Andor erinnerte: "Ja, mein Schatz? Womit kann ich dir diesmal helfen?"

Der Schiffswart ignorierte die genervten Blicke der übrigen Anwesenden und trug dem Bordcomputer sein Problem vor: "Du kannst doch alle dieser Riesenratten an Bord orten. Kannst alle in ein Kraftfeld einsperren?"

Zinda antwortete sofort: "Natürlich kann ich das theoretisch, du bräuchtest aber noch die Erlaubnis mindestens eines Sicherheitsoffiziers!"

Zirt dachte kurz nach, dann aktivierte er seinen Communicator - was ihm nach dem zweiten Mal auch tatsächlich gelang - und sprach: "Zirt an Martengh: Ich hätte da eine Idee zum Rattenproblem: Was halten Sie davon, alle Ratten von Zinda in Kraftfelder schließen zu lassen? Orten kann sie sie nämlich!"

Erwartungsvoll starte er in die Luft und wartete auf die Antwort.

Nach kurzer Zeit hob er den Kopf und sah die Anwesenden der Reihe nach an: "Was ist eigentlich ein Paradiesvogel?"

--- Brücke

'Kluger Bursche', dachte Martengh, als er Zirts Vorschlag hörte. 'Mit dieser Aktion will er offenbar Informationen über die Kapazitäten der Kraftfelder dieses Schiffes bekommen.' Laut sagte er mit einem Seitenblick auf die Ratten, die er gerade auf die gleiche Weise gefangen hatte:

"Der einzige Ort des Schiffes, an dem praktisch jeder Quadratzentimeter in ein Kraftfeld gehüllt werden kann, ist die Brücke. Auf diese Art haben wir eben ein paar Exemplare gefangen. Der Rest des Schiffes kann lediglich in 10-20m große Abschnitte aufgeteilt werden, was in unserem Fall sogar reichen würde. Damit schränken wir die Bewegungsfreiheit der Tiere ein und hindern sie daran, mit unseren Suchtrupps Kreda und Mahdrogg zu spielen.

Sie haben hiermit die Erlaubnis, Kraftfelder auf- und abzubauen." Nach ein paar Sekunden war die Computeranweisung komplett. Zirt würde die Kraftfelder kontrollieren, aber Martengh behielt sich selbstverständlich die Option offen, sie gegebenenfalls deaktivieren zu können.

Dann fuhr er fort: "Beginnen Sie Ihre Suche unter allen Umständen im Maschinenraum. Wenn die Energie für die Felder nicht zur Verfügung steht, dürfen Sie einen schweren Stand haben. Martengh Ende."

Der Caldonier war froh, konkrete Schritte gegen die Plage eingeleitet zu haben, denn er würde in ein paar Minuten Monserat die Situation zu erklären haben. Der Captain schien eine Art sechsten Sinn zu haben. Immer wenn irgend etwas mit seinem Schiff nicht in Ordnung war, wollte er auf der Brücke sein. Deshalb hatte Martengh auch die Kraftfelder der Krankenstation deaktiviert, als er gesehen hatte, daß Monserat mit dem Doktor geredet hatte, und dieser ihn offenbar nicht zurück ins Bett geschickt hatte.

An K'bal gewandt fuhr der Caldonier fort: "Ich danke Ihnen für die Informationen. Unterstützen Sie nun Birril in seinen Bemühungen, die Tiere zu eliminieren. Aber denken Sie daran: Ich bin mir sicher, daß die Ratten nicht von selber an Bord dieses Schiffes gekommen sind. Irgend jemand hat sie eingeschleust. Bei drei Leuten bin ich mir sicher, daß sie es nicht waren: Silvana, der Captain und ich. Jeder andere ist verdächtig. Jeder!"

"Jeder...", wiederholte der Klingone überflüssigerweise. Natürlich hatte er registriert, daß Martengh auch ihn selbst noch in den Kreis der Verdächtigen mit einbezog. Vertrauen schien nicht die große Stärke des Sicherheitschefs zu sein.

'Intelligenz auch nicht', grummelte der Navigator zu sich selbst. 'Warum sollte ich ihm Tips zur Bekämpfung der Rattenplage geben, wenn ich die Biester selbst eingeschleust hätte?' Mitten im Gedanken stutzte er. Und wenn seine Prognose falsch war? 'Hoffentlich finden wir die Tiere jetzt auch wirklich im Maschinenraum - Sonst glaubt er hinterher noch, ich hätte ein Täuschungsmanöver gestartet!'

Laut fuhr er fort. "Ich werde mich sofort auf die Suche nach diesem Mister Birril machen. Gemeinsam sollten wir das Problem lösen können." Er grüßte den Riesen, der ihn mit einer herrischen Handbewegung entließ, und bestieg diesmal direkt den Turbolift auf der Brücke.

--- Turbolift

"Computer, Deck 3!"

Mit einem Seufzen lehnte sich K'bal an der Wand des Turbolifts an und dachte nach. Rattenplage hin oder her, jetzt wollte er erst einmal sein Gepäck aufs Quartier bringen. Außerdem vermißte er bereits das Glänzen eines Communicators auf seiner Brust. Zufrieden schloß er die Augen und dachte über Martenghs letzte Worte nach.

Wer war eigentlich Silvana?

--- Krankenstation, Tex' Biobett, inzwischen

Jordan lächelte unweigerlich. Dieser Klingone mußte etwas jünger sein als sie, und sie gab zu, sich durch seine Einladung zum Fremdenführer geschmeichelt zu fühlen.

"Ob ich Zeit habe, das läßt sich im Voraus nie sagen. Aber da Sie ohnehin zu einer Nachuntersuchung kommen sollten, haben Sie gute Chancen, wenn Sie noch einmal fragen."

Kritisch beobachtete sie Tex einen Moment, der noch sehr schwach war. Nach einem Moment nickte sie zufrieden und beschloß, ihn gehen zu lassen. Ohnehin hatte sie nie einen Klingonen getroffen, der freiwillig liegen blieb, wenn er theoretisch wieder laufen konnte.

Dann wies sie auf eine nahe Konsole. "Wenn Sie möchten, können Sie von dort Mr. No'Orba kontaktieren. Oder aber, Sie gehen gleich zu ihm, er befindet sich sicher auf der Brücke - er befindet sich scheinbar immer dort. Andernfalls wird Ihnen ... Zinda ... sicher gerne weiterhelfen." Abschätzig zog sie die Augenbrauen hoch bei der Erwähnung des Namens - sie hielt wirklich nichts von Computern mit Persönlichkeit.

Erfreut über ihre Antwort lächelte Tex Jordan an. Innerlich hoffte er, daß sie wirklich mal mit ihm ausgehen würde. Aber davor stand noch zumindest die Hürde, angeheuert zu werden. Vorsichtig stellte er sich neben das Biobett und wartete kurz, ab das Schwindelgefühl zurückkehren würde. Es kam nicht und er wischte sich unwillkürlich mit einer Hand über die Stirn. "Na klar! Zu Ihnen komme ich jederzeit zur Nachuntersuchung!"

Der Klingone schaute sich die Konsole erst mal etwas länger an, bis er den richtigen Schalter drückte. Erleichtert las er die Anzeige, daß eine Verbindung hergestellt wurde. Er würde sich erst mal an die Technik hier an Bord gewöhnen müssen, da sie anders war, als die, die er kannte. Als die Anzeige auf grün wechselte, sprach er los: "Mardob an Martengh. Ich würde gerne wissen, ob Sie mich nun anheuern wollen, oder nicht. Ich habe die Sache in diesem Holodeck überlebt und hoffe, damit Ihren kleinen Test bestanden zu haben."

Auf eine Antwort wartend schaute er wieder zu der Krankenschwester hinüber, die gerade das Biobett in Ordnung brachte und die Instrumente wegräumte. Bewundernd fragte er sich, was sich wohl unter der Kleidung verbergen würde, die nicht sehr viel erkennen ließ. Aber schnell streifte Tex diesen Gedanken wieder ab. Mit ihr ausgehen würde schon mehr sein, als er vermutete.

--- Brücke

Martengh schnaubte innerlich. Diesen "Test" hatte er optisch mitverfolgen können, nur war es ihm ja eigentlich weniger um einen Test der Kampfkraft gegangen als vielmehr darum herauszufinden, ob Tex loyal zur Ivory stand.

Aber davon war er nach wie vor noch nicht überzeugt. Der Caldonier war sehr gespannt darauf, was die Holodeckprogramiererin dazu sagen würde. Trotzdem antwortete er auf den Ruf: "Sie sind eingestellt. Shania wird Ihnen eine Kabine zuweisen. Zur Zeit befindet sie sich vor dem Maschinenraum. Als Erstes bekommen Sie einen Kampfauftrag. Helfen Sie Mr. Birril, er wird Ihnen weitere Informationen geben. Martengh Ende."

Der Sicherheitschef war zufrieden. Entweder die Programmiererin würde ihn davon überzeugen, daß irgendwelche psychologischen Lehrsätze Tex' Loyalität klar belegen würden, oder er würde ihn rauswerfen.

Oder auch nicht. Schließlich war es auf diesem Schiff an der Tagesordnung, daß man niemanden trauen konnte...

--- K'bals Quartier

Mit einem Gesichtsausdruck, der irgendwo zwischen Erleichterung und Panik lag, betrat K'bal sein Quartier. Es machte einen ordentlichen Eindruck, aber was noch viel wichtiger war: Die Ratten hatten sich hier offenbar noch nicht eingenistet. So gesehen hatte er endlich einmal seine Ruhe.

Nun ja, fast.

"Oh, Mister K'bal, wie freue ich mich, Sie zu sehen! Und, haben Sie das Tier aus der Mannschaftsmesse zu fassen gekriegt? Oh, ich bin sicher, Sie haben es mit bloßen Händen erwürgt; Sie sind ja schließlich ein Klingone, haha! Schauen Sie, ich bin fast fertig, Ihr Quartier einzurichten, setzen Sie sich doch... Übrigens, wie geht es Ihrer rechten Hand? Ich würde damit ja nicht spaßen..."

Der Navigator seufzte resignierend, mußte dann aber innerlich grinsen. Allmählich begann er sich an den fehlprogrammierten Putzroboter zu gewöhnen. 'Verdammt, K'bal, zeig jetzt bloß keine Gefühle! Das ist nur eine Maschine!' Eine innere Stimme hielt ihn gerade noch davon ab, Charly eine Antwort zu geben.

Langsam trottete der Klingone zu seinem Bett hinüber und warf einen verächtlichen Blick auf das hellweiße Laken. Er war zwar kein Krieger, aber das hier war selbst für ihn unangemessen.

Kurzentschlossen riß er das Tuch vom Bett und warf es über den völlig verdutzten Charly. "Tu mir den Gefallen und bring das weg, ja?", raunte er den Computer verhältnismäßig freundlich an.

Der Roboter machte sich auf den Weg in Richtung Ausgang; Immer noch protestierend, aber das Bettlaken konnte seinen Wutausbruch einigermaßen abdämpfen. Dann schloß sich die Tür wieder, und K'bal war allein im Raum.

"Endlich, mein Communicator!" Nicht ohne Stolz heftete er sich den kleinen Gegenstand an, der auf dem Bett auf ihn gewartet hatte. Jetzt konnte Martengh ihn also immer und überall erreichen. Schöne Aussichten.

Er zögerte. In den vergangenen Stunden war einiges passiert, das er erst einmal verdauen mußte. Sollte er sich jetzt schon wieder auf Rattenjagd begeben? Für einen Sicherheitschef, der ihm nicht einmal vertraute? Auf einem Schiff, das möglicherweise Piraten gehörte? Entschieden schüttelte er den Kopf. Jetzt brauchte er erst einmal ein paar Minuten zum Nachdenken.

'Gegen eine kleine Pause ist sicher nichts einzuwenden!' Er rutschte das Bett hinunter und machte es sich bequem...

--- Deck 1, Gang vorm Maschinenraum

"Computer, Tür zum Maschinenraum durch ein Kraftfeld Stärke 5 versiegeln, ebenso wie alle anderen Zugänge zu diesem Raum. Sicherheitscode... ", befahl Shania gehetzt und leierte einige kryptisch anmutende Zahlen herunter, die ihr Monserat einmal für den Notfall gegeben hatte. Zwar sah es Martengh nicht gerne, wenn noch jemand außer ihm so etwas machen konnte, doch auch der Caldonier wußte, daß der Captain ohne ihn gänzlich schutzlos war.

"...Shania Ende", murmelte die Amerikanerin dann noch, bevor sie ihre Schultern kraftlos hängen ließ und an der Wand langsam zu Boden rutschte. Auf ihrer Stirn glänzte Schweiß. Unruhig glitten ihre Augen immer wieder zu den Enden des Ganges, während sie sich einbildete das Kratzen und Quieken nicht nur aus dem Maschinenraum zu hören.

Langsam umschlang sie mit ihren Armen ihre Knie, lehnte ihre Stirn darauf und schloß für einen Moment die Augen um einfach nur in sich reinzuhorchen und zu entspannen.

Ihr dämmerte, daß noch immer die Frage von Pino im Raum stand, der wissen wollte worum es ging, doch noch mehr beschäftigte sie die Tatsache, daß sie vorhin rein instinktiv auf die Ratte geschossen hatte, als sie Pino angriff. Dabei wußte sie selbst wie gefährlich es war im Maschinenraum einen Phaser abzufeuern.

Dazu kam, daß sie bewegliche Objekte in der Regel nie traf, warum sie auf die zweite Ratte auch nicht geschossen hatte. Ihre Künste an der Waffe waren mäßig und doch hatte sie ohne zu zögern Pino und sich selbst in Gefahr gebracht.

Wahrscheinlich sogar das ganze Schiff.

Müdigkeit kroch in ihr hoch. Ganz schreckliche Müdigkeit.

"Sie sind überall auf dem Schiff. Sehen auf den ersten Blick wie Ratten aus, sind aber keine. Intelligent und aggressiv. Eine tödliche Mischung." Ihre Stimme klang ebenfalls eigenartig müde und resignierend. "Martengh weiß Bescheid..."

Ganz langsam sackte ihr Körper zur Seite, während eine wundervoll angenehme Dunkelheit sie umfing.

Pino konnte kaum glauben, was er da gerade gehört hatte. '...eine tödliche Mischung', hallte es in seinem Kopf nach. Hatte Shania das wirklich wörtlich gemeint? Erst jetzt kam ihm in den Sinn, daß er ja bereits zuvor schon einmal mit diesen Kreaturen zu tun gehabt hatte, als er Jordan aus dem festsitzenden Lift befreit hatte. Bei dem Gedanken, wie leichtfertig er da mit dieser 'Ratte' umgegangen war, lief es ihm nun kalt den Rücken hinunter. 'Meine Güte, wenn ich gewußt hätte...'

Die Erinnerung daran beiseite wischend, sah er zu Shania hinab, die zusammengekauert und an die Wand gelehnt auf dem Boden saß. Ihm brannten noch tausend Fragen auf der Zunge, doch so wie er die Terranerin nun vor sich sah, war er sich sicher, daß sie im Augenblick nichts als ihre Ruhe haben wollte. Er kannte dieses Gefühl, wenn man sich nur noch wünschte, einen Schalter umlegen und damit alle Wahrnehmungen ausblenden zu können.

Also biß er sich auf die Lippen und beschloß, ihr eine Auszeit zu gönnen. Ihm selbst würde das jetzt wohl auch gut tun und so versuchte er, für einen Moment die Augen zu schließen. Es gelang ihm nicht. Als hätten sie ihren eigenen Willen, öffneten sich seine Lieder und sein Blick wanderte wie magisch angezogen wieder zu Shania hinüber. Still stand er da und betrachtete sie.

Es dauerte einige Sekunden, bis ihn etwas an ihrer Haltung stutzig machte. 'Sie lehnt so seltsam zur Seite - als würde sie gleich umkippen. Da stimmt doch was nicht!'

Mit zwei schnellen Schritten war er bei ihr, kniete sich hin und legte ihr eine Hand auf die Schulter. "Shania?" Es kam keine Antwort. Sein Puls beschleunigte sich und er begann sie leicht zu rütteln. Noch einmal, diesmal schon deutlich lauter, rief er: "Shania? Hörst du mich?"

Die Erkenntnis traf ihn wie ein Donnerschlag. 'Sie ist bewußtlos! Und ich Idiot stehe dumm rum und merke nichts!' Er hätte sich ohrfeigen können. Plötzlich rasten seine Gedanken. Was war nun zu tun? Hilfe zu holen war kaum möglich, er hatte ja nach wie vor noch keinen Communicator. Und selbst wenn - wie lange würde es wohl dauern, bis jemand hier war? 'Ich muß sie auf die Krankenstation bringen', entschied er.

Vorsichtig schob Pino seine Hände unter ihren Körper und hob sie an. Als er dann wieder stand, sie in den Armen hielt und ihr ins Gesicht blickte, hatte er einen Herzschlag lang mit seinen Emotionen zu kämpfen. Die Situation war ernst, dessen war er sich völlig bewußt, und dennoch, ob er wollte oder nicht, mußte er sich eingestehen, daß er es auch ein wenig genoß, sie so zu halten und ganz nah bei sich zu haben.

Doch die Vernunft gebot ihm, sich zusammenzureißen und so begrub er seine Gefühle und setzte sich in Bewegung. So schnell er mit der Last konnte, eilte er in Richtung des nächsten Turbolifts.

--- Brücke

Die Türen des Turbolifts öffneten sich Monserat betrat mit verschlossener Mine die Brücke. Martengh von seiner Konsole auf und zu ihm hinüber. Nicht überrascht, sondern abwartend.

Anders hatte sich der Captain seine Begrüßung auch nicht erwartet. Es ihn im Gegenteil sehr gewundert, wenn der Caldonier nicht seit dem Verlassen seines Biobettes Bescheid gewußt hätte, daß sein erster Weg hierher führen würde und ihn nicht auch gleichzeitig mitverfolgt hätte.

Noch immer schweigend setzte sich der Franzose auf seinen Captainschair und krallte seine Finger in seine Armlehnen, bevor es dann mit aller Gewalt aus ihm herausbrach:

"WAS ZUM TEUFEL IST HIER LOS, WENN ICH MAL KRANK BIN?! Hätte mich dieser UNFÄHIGE IGNORANTE BAJORANER nicht in der Krankenstation weggeschlossen, dann wäre hier einiges anders. Aber das hat er wohl auf DEINE Veranlassung hin getan!" Seine Mine verdüsterte sich zusehends. Die schlechte Laune der vergangenen Zeit hatte sich zu einem Sturm aufgestaut, der jetzt Tendenzen zu Orkan annahm.

"Du bist mir EINIGE Erklärungen schuldig und bete zu Gott, daß sie mir gefallen, sonst...", der Captain überlegte um einen wunden Punkt des Caldoniers zu finden und er fand tatsächlich einen, "... sonst benutze ich das Teil, daß du von Anfang an gehaßt hast. Den Störsender, der alle deine Überwachungsapparate lahm legen kann! Du wirst blind und taub sein... Aber das wollen wir doch nicht... oder?"

Im Gegensatz zu seinem Glasauge funkelte das richtige Auge des Captains zornig und verhieß dem Sicherheitschef, daß er nicht zu Scherzen aufgelegt war.

"Also was ist..? Ich warte..."

--- Krankenstation

Ein Lächeln machte sich in Tex´ Gesicht breit, nachdem er Martenghs Worte vernommen hatte. Er hatte einen neuen Job und auch gleich einen Kampfauftrag. Er drehte sich zu der Krankenschwester um und meinte: "Sieht so aus, als würde ich noch etwas länger bleiben. Checken Sie schon mal Ihren Terminkalender!"

Mit einem breiten Grinsen fragte er nun in den Raum : "Weiß jemand, wer Mister Birril ist?" Dieser meldete sich von der anderen Seite der Krankenstation und die Laune des Klingonen schwand innerhalb von Sekundenbruchteilen. Diesem Farbkasten sollte er bei einem KAMPFAUFTRAG helfen? Unbeabsichtigt fletschte er die Zähne und knurrte leise vor sich hin.

'Scheint ein guter Tag zum Sterben zu sein..', dachte der Dunkelhäutige bei sich und ging zu Birril, während er sich noch zu erinnern versuchte, wo seine Tasche abgeblieben war, denn der darin befindliche Disruptor würde sicher hilfreich sein beim Überleben. "Na dann erzählen Sie mir mal was von Ihrem Auftrag, Mister Birril..."

Jordan, erfreut über das offensichtliche Interesse des Klingonen, sah ihm noch einige Sekunden nach. Nun würde er also die zweifelhafte Freude haben, mit Zirt zusammen zu arbeiten.

Sie wandte sich ab und begann die verstreut herum liegenden Geräte zu desinfizieren und wieder an ihren Platz zu legen. Schließlich, erinnerte sie sich, war das ihre eigentliche Aufgabe.

Als sie sich kurz umsah stellte sie fest, daß von Doktor Jiran inzwischen nichts mehr zu sehen war. Offensichtlich interessierten ihn die Patienten nicht so sehr wie die Padds mit kleinen Pausenspielen, die immer auf seinem Schreibtisch lagen.

Da sie sich nicht erinnern konnte, ihrem anderen Patienten, Gene Foster, einen Untersuchungstermin gegeben zu haben, aktivierte sie ihren Communicator und bestellte ihm, er solle sich am nächsten Tag noch einmal auf der Krankenstation einzufinden.

Hier herrschte zwar immer noch mehr Verkehr, als ihr lieb war, aber es sah aus, als gäbe es vorübergehend keine Arbeit mehr für sie.

--- Fosters Quartier

Nachdem sich Gene der ekligen Ratte entledigt hatte, stattete er als erstes seinem Quartier einen Besuch ab. Er war viel zu erschöpft um noch irgend etwas zu tun. Schließlich hatte er seit Tagen nicht mehr geschlafen, abgesehen von der kleinen Bewußtlosigkeit nach dem Kampf auf dem Holodeck.

Der Sicherheitsmann stand in der Mitte des Quartiers und sah sich um. Zu seinem Erstaunen stellte er fest, daß es in seiner Zelle stockdunkel war, denn es gab offenbar kein Fenster und damit auch keinen Blick auf den Weltraum. Da er zu faul war das Licht einzuschalten tastete er sich zu seinem schmalen, harten Bett und setzte sich.

Kaum hatte er sich hingelegt, die Augen geschlossen und konzentriert seine pochenden Schläfen massiert, da hörte er es aus der Dunkelheit piepsen. Genervt biß Foster die Zähne zusammen und spürte, wie seine angespannten Kiefermuskeln hervortraten.

"Licht!", schrie er in die Dunkelheit und stürzte haßerfüllt zum Communicator.

Wenige Augenblicke später war Gene bereits auf dem Weg zur Krankenstation um der Ärztin seinen Unmut darüber kundzutun, daß sie ihm den Schlaf raubt. Doch insgeheim freute er sich, daß ihn die Ärztin noch einmal untersuchen wollte. Schließlich war sie intelligent und sah auch gar nicht schlecht aus.

--- Krankenstation, nahe dem Ausgang

Der Andorianer wandte sich an den Klingonen und schilderte ihm in kurzen Worten seinen Auftrag. Abschließend meinte er noch: "Sie sehen, ich habe ein gewaltiges Problem!"

Zu Zinda sagte er laut: "Zinda, kannst du bitte alle Abschnitte an Bord, die mit Riesenratten verseucht sind, absperren?"

Die Computerstimme bestätigte sofort den Vollzug: "Alle Kraftfelder sind aktiviert Zirt! Ich wünsche dir eine gute Jagd!"

Zirt stellte sich neben der Tür aus der Krankenstation auf: "Ich würde sagen, wir besprechen den Rest am Weg. So wie sich Martengh anhörte, sind die Viecher gefährlich!"

Nachdem der Klingone nicht auf Zirts Aufforderung zu reagieren schien, wandte der Andorianer sich nochmals an Tex: "Na schön! Ich geh dann mal alleine vor und wir treffen uns dann im Maschinenraum!"

Mit diesen Worten verließ Birril die Krankenstation.

Verwirrt schaute Tex Zirt nach. Er war in Gedanken versunken gewesen, weil die Beschreibung dieser Tiere in ihm ein seltsames Unbehagen hervorgerufen hatte, was er aber nicht näher erklären konnte.

Auf jeden Fall schienen diese Tiere gefährlich zu sein, wenn sie sich so an der Schiffstechnik zu schaffen machten. Der Sicherheitler hatte davon zwar keine Ahnung, aber er wußte ziemlich genau, was passieren würde bei einem Versagen der Lebenserhaltungssysteme.

Sofort, nachdem sich die Tür vor ihm geschlossen hatte, öffnete sie sich für ihn wieder, als er hinauslief.

--- vor Holodeck 1

Mit flinken Fingern, fuhr Elaine über die Anzeigentafel, die sich direkt neben dem Eingang zum Holodeck befand.

Sie wußte nicht genau wonach sie suchte, doch sie war sich sicher, daß der Saboteur der hier am Werk gewesen sein mußte ihrer strengen Überprüfung nicht entgehen konnte.

Mit Hilfe des Padds, das sie noch immer in der Hand trug, kontrollierte die Technikerin alle Möglichkeiten, die ihr in den Sinn kamen, selbst die unmöglichsten und unwahrscheinlichsten Varianten versuchte sie, doch schließlich mußte Elaine ihr Unterfangen enttäuscht einstellen.

Zornig auf sich selbst und ihr Unvermögen und einer Wut auf denjenigen, der dies hier verursacht hatte, ließ sich die Rothaarige mit dem Rücken an der Wand heruntergleiten.

Verzweiflung und Ratlosigkeit überkamen sie. Egal ob technischer Fehler oder Racheakt von einem anderen Crewmitglied, dieses Holodeckmißgeschick würde auf sie zurückfallen. Sie müßte für das alles Rede und Antwort stehen, und das konnte sie nicht.

Langsam begann die Irin an ihrem Können und Fähigkeiten zu zweifeln.

'Vielleicht hatte diese blonde Frau ja Recht. Vielleicht bin ich einfach zu blöd für diese Arbeit. Dumm und dämlich!

Wie haben die anderen immer gesagt: Das ist nur was für Männer, Elaine, das ist nichts für kleine unerfahrene Mädchen wie dich.

Mag ja sein, daß sie damit Recht hatten.'

--- Krankenstation

Als Foster die Krankenstation betrat, war Miss Kincaid konzentriert in ihre Arbeit vertieft. Mit übereinandergeschlagenen Beinen saß sie an einem Schreibtisch während ihre schlanken Finger elegant über die Eingabetafel des Computers huschten.

Ihre weichen Gesichtszüge hoben sich angenehm von ihrem streng geschnittenen Ärztekittel ab und ihre aufmerksamen Augen sahen gespannt auf das Display ihres Terminals.

'Sie sieht tatsächlich nicht schlecht aus', wiederholte Foster in Gedanken und merkte wie sich seine harten Gesichtszüge ein wenig lockerten.

Langsam näherte er sich ihr und wollte schon zu sprechen beginnen. Da fiel ihm ein, daß er sich nur böse Worte zurechtgelegt hatte, weil sie ihn doch um seinen Schlaf gebracht hatte. Aber irgendwie brachte er es nicht über das Herz, diese Frau mit Haßtiraden zu überschütten, hatte sie ihm doch bereits einmal das Leben gerettet.

"Wenn Sie Zeit haben, wäre ich schon jetzt für die Untersuchung bereit", sprudelte es aus ihm heraus und er merkte wie Miss Kincaid zum ersten Mal seit er da war zu ihm aufblickte, ein erstauntes Gesicht machte und sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich.

"Schon? In Ordnung, ich habe Zeit", stimmte Jordan zu und erhob sich von ihrem Bericht für die Akte. Sie hatte so eine Ahnung, daß No'Orba ihn mit Sicherheit überprüfen würde und hoffte, er würde sich nicht wundern, warum Jiran die Behandlungen nicht durchgeführt hatte.

"Setzen Sie sich bitte auf das Biobett dort", bat sie ihn und lächelte kurz, als sie hinzufügte: "Ich komme sonst nur schwer an Ihre Schulter."

"Natürlich." Er lächelte die knapp dreißig Zentimeter auf sie hinab, bevor sie hinübergingen und er es sich bequem machte.

Sie griff nach dem medizinischen Tricorder und begann mit dem routinierten Scan. "Den Anzeigen nach scheint sich keine Entzündung zu entwickeln. Ihren Hämoglobinwerten nach schreitet die Wundheilung selbstständig voran, aber ich werde trotzdem noch einmal mit dem Dermalregenerator nachhelfen. Sie sind den Umständen entsprechend gesund."

Die Ärztin klappte den Tricorder zu und ging zu einem Regal, um das Gerät zu holen.

--- Deck 2, Gänge, inzwischen

Fast stoisch war Pino durch die Gänge gehetzt, nur das Ziel vor Augen, Shania möglichst schnell auf die Krankenstation zu bringen. Doch mittlerweile wurden seine Schritte immer langsamer. Der Weg war - das wurde ihm nun schmerzlich bewußt - weiter, als er angenommen hatte.

Zugegeben, zu Beginn hatte er das Gefühl gemocht, Shania in den Armen zu halten und er hatte sich gefühlt, als könne er sie meilenweit tragen. Nun aber, nachdem er den größten Teil der Strecke hinter sich gebracht hatte, mußte er der Realität ins Auge sehen und seinen schwindenden Kräften Tribut zollen. Die Arme wurden ihm schwer und seine Muskeln begannen zu schmerzen.

Unvermittelt kam ihm eine Idee. "Computer!", wie viele Schwerkraftgeneratoren halten die Gravitation auf diesem Deck zwischen meiner aktuellen Position und der Krankenstation aufrecht?"

"Die angegebene Strecke durchquert die Felder von drei Generatoren", ertönte Zindas flötende Stimme.

"Gut", fuhr Carrà fort. "Befinden sich außer Shania und mir noch weitere Personen im Bereich dieser drei Generatoren?"

"Negativ", lautete die erhoffte Antwort. Für einen Moment hellte sich Pinos Mine etwas auf. "Hervorragend. Computer, reduziere die Gravitation der betreffenden Generatoren vorübergehend auf 0.5 G!", befahl er, und freute sich bereits auf die Entlastung.

Die Vorfreude währte allerdings nicht lange, denn in honigsüßem Ton trällerte ihm Zinda entgegen: "Zugriff verweigert. Dazu bist du leider nicht berechtigt, mein Schatz. Kann ich sonst noch etwas für dich tun?"

Pino hätte platzen können. "Verdammt nochmal, gibt es denn überhaupt irgend etwas, worauf ich Zugriff habe?", knurrte er. "Ich möchte mal wissen, wie ich hier meinen Job als Techniker erledigen soll, wenn ich nichtmal die Gravitationsfelder kontrollieren kann! Ich muß mich dringend mit diesem Caldonier auseinandersetzen!"

Mit zusammengebissenen Zähnen und einer gehörigen Portion Wut im Bauch schleppte er sich weiter. Fast schien es, als helfe ihm der Ärger, seine letzten Kraftreserven zu mobilisieren und seine Schritte beschleunigten sich wieder etwas.

Wenig später erreichte er die Krankenstation und trat ein.

--- Krankenstation, am Eingang

Mit verbissenem Gesicht und verkrampften Armen stand Pino in der Tür. Eilig sah er sich um. In einer Ecke erkannte er Jordan, die anscheinend damit beschäftigt war, diverse medizinische Gerätschaften zu ordnen. "Miss Jordan!", rief er. "Ich brauche Ihre Hilfe!"

"Legen Sie sie auf das Biobett", erwiderte Jordan und legte den Regenerator wieder weg, um sich zunächst Shania anzusehen.

Gerade griff sie erneut an ihren Gürtel, als sich die Bürotür öffnete und Jiran hinausspazierte.

"Ah, ein Notfall!" Er eilte näher und entriß ihr das Gerät. "Was ist vorgefallen? Schwester, bereiten Sie ein Hypospray vor!"

Einen Anfall von Ärger unterdrückend wandte sich Jordan ergeben ab und tat, wie ihr geheißen.

--- Brücke

Noch immer mit einem sehr säuerlichen Lächeln auf den Lippen kauerte Monserat in seinem Captainschair wie eine Spinne in ihrem Netz. Zwar hatte ihm Martengh in den letzten Minuten die gewünschte Aufklärung geliefert - wie immer mit einer undurchschaubaren Mine, trotz der finsteren Drohung - aber sie befriedigte den Franzosen keineswegs.

Angefangen von den Riesenratten, die keine waren bis hin zu der Tatsache, daß die Technik auf seinem Schiff nur mehr von Ausfällen geplagt wurde und sich so der Abflug ziemlich in die Ferne schob. Dabei würde dieses Reise so herrlich unkompliziert werden und sie für eine simple Transportarbeit reichlich Latinum geschenkt bekommen.

"Wozu ist deine ganze Überwachungstechnik gut, wenn du es nicht mal schaffst uns von ein paar Nagern zu befreien, die eigentlich gar nicht erst hätten an Bord kommen dürfen?", fragte Monserat um gleich darauf fortzufahren und seinem Sicherheitsoffizier erst gar nicht die Chance einer Antwort zu geben. "Ich werde es dir sagen: Sie ist... vollkommen wertlos.

Die teuerste und neueste Überwachungsanlage der ganzen Galaxie übertölpelt von stupiden Kleinvieh...", knurrte er abermals beim Gedanken an das viele verschwendete Latinum, bevor er aus den Gedanken gerissen wurde.

Ein Bewerber wartete auf Einlaß.

--- Computerterminal vor dem Holodeck

Minuten waren vergangen, in denen Elaine nur ihren Gedanken nachhing und immer wieder die selben Arbeitsschritte auf ihrem Padd wiederholt hatte.

Plötzlich schreckte sie wegen eines leisen, kratzenden Geräusches hinter ihr auf.

In den Jahren der Unterdrückung von ihrem Vater hatte die Rothaarige eines gelernt, nämlich die Angst zu einem Schrecken von Alptraum zu machen. So schnell sie konnte, stand sie schon wieder auf den Beinen, und besah sich die Stelle, hinter der sie das Gekratze vermutete.

Es befand sich genau hinter der Wand, vor der sie zuvor noch gesessen hatte. Ungläubig besah sich die Holodecktechnikerin die Stelle genauer, denn es war unwahrscheinlich, daß sich wer dahinter befinden konnte. Es war doch nur eine Wand, mit vielleicht Platz für ein paar Kabeln.

Mit geübtem Blick wanderte Elaine die Wand entlang, bis sie auf das stieß, was sie gesucht hatte. Kaum zwei Meter entfernt befand sich ein Eingang zu einem Wartungsschacht oder Jeffriesröhre.

War das etwa die Möglichkeit, der Punkt, den sie übersehen hatte? Wie ein Donnerschlag überkam es ihr, als ihr diese Variante einfiel. Natürlich, so konnte er oder sie es nur gemacht haben.

Von außen hätte man es bemerkt, wenn sich jemand angeschlichen und herumgewerkt hätte. Außerdem wußte jeder, zumindest jeder der technische Kenntnisse mitbrachte, daß man so etwas leicht und schnell herausgefunden hätte.

Das war es. Wie ein Stein fiel es der Irin von den Augen. Wonach sie die ganze Zeit gesucht hatte, befand sich direkt hinter ihr.

"Also, das hätte ich doch eigentlich gleich wissen müssen. Dumm. Echt dumm. Na ja, lieber spät als niemals."

Vorsichtig hob Cooper die Luke zu dem dahinter liegenden Schacht beiseite. Was sich ihr darbot, übertraf jeden Albtraum eines Technikers.

Der Gang war lang und tief, und schien sich schon nach ein paar Metern in den verschiedensten Winkeln zu verzweigen. Es war dunkel und daher nur für ein paar Meter einsehbar, und vor allem war er eng.

"Na super, so hab ich mir das bestimmt vorgestellt", brummte die Frau zerknirscht.

Leicht säuerlich über den Zustand dieses Ganges, stieg Elaine in den Gang ein, wo sie einmal auf allen Vieren hocken blieb, um ihre Augen an das gedämmte Licht und ihre Ohren an die ungewohnte Stille zu gewöhnen.

--- Wartungsröhre, in der Nähe vom Holodeck

Nach wenigen Augenblicken, machte sich die Technikerin auf den Weg. Sie hielt sich an den Gang, den sie in der Nähe des Holodecks vermutete.

Dies war ihre einzige Chance, denn sie ahnte, daß jemand an den Kabeln, die zum Holodeck führten, herumgepfuscht hatte.

Elaine mußte sich zwar bei diesem dämmrigen Licht sehr anstrengen, trotzdem nahm sie jedes Kabel, von dem sie glaubte daß es zum Holodeck gehörte, in die Hand und überprüfte es.

Sie kam nur langsam voran. Mit der Zeit begannen ihre Knie zu schmerzen, doch sie unterdrückte den Schmerz und arbeitete verbissen weiter.

--- Krankenstation

Shania schlug die Augen auf und sah in ein sehr männliches Gesicht. Drei-Tage-Bart, schwarze Locken und wundervolle dunkle Augen. Automatisch lächelte die Amerikanerin verträumt, bis sich ihr Blick klärte und sich das Gesicht des jungen attraktiven Terraners in das eines älteren Bajoraners verwandelte, der gerade dabei war irgendein Gerät an ihrem Arm anzusetzen.

Fast reflexartig setzte sich Shania auf und schlug dem Mann das Gerät aus der Hand, der daraufhin erschrocken einen Schritt zurückwich. Erst dann wurde ihr klar, daß sie sich auf der Krankenstation befand und erkannte in dem Bajoraner den Doktor wieder, der sie nicht zu Monserat hatte vorlassen wollen.

Dazu kam, daß sie gerade Pino entdeckte, der sie verwundert ansah - wie eigentlich alle hier - und sie lief ganz rot im Gesicht an und wünschte sich im Erdboden zu versinken.

"Es tut mir leid, aber... Ich hab das nicht gewollt... Es war... ein Irrtum...", stammelte sie und kam sich dabei reichlich idiotisch vor. Auch als ihr einfiel, daß das letzte woran sie sich erinnern konnte war, daß sie vor dem Maschinenraum am Boden hockte. Danach setzte die Erinnerung bei ihr aus.

Das hieß... eigentlich hatte sie eine sehr schöne Erinnerung an die letzten Minuten, doch es konnte sich dabei wohl nur um Träume handeln. Dabei konnte sie sie fast noch auf ihrer Haut spüren, so real waren sie ihr vorgekommen. Ebenso wie sie noch immer den gleichen Geruch nach Kaffee in der Nase hatte...

Noch immer leicht erschöpft ließ sie sich auf das Biobett zurücksinken.

Plötzlich wurde es schlagartig dunkel und ein überraschtes Raunen ging den Raum, Sekunden später hatte die Notbeleuchtung die Kontrolle übernommen und machte die Nacht wieder zum Tag. Trotzdem sahen sich alle Anwesenden bedeutungsvoll an und wußten, wo das Problem lag.

Eine der Ratten schien sich gerade irgendwo an der Technik zu schaffen zu machen, die für die Lichtversorgung am Deck zuständig war.

"Verdammt", knurrte Shania, während sie sich abrupt aufsetzte und ihr sofort wieder bewußt wurde, daß sie hier an Bord ein nicht zu unterschätzendes Problem hatten, auch wenn sie es für einen kurzen, aber sehr schönen Moment vergessen hatte.

Der Doktor schien doch etwas von seinem Handwerk zu verstehen, auch wenn er Bajoraner war, denn er bemerkte, daß sie sich schwach zu fühlen schien und noch bevor sie sich dagegen aussprechen konnte, verpaßte er ihr "etwas Aufbauendes" wie er mit dem Anflug eines Lächelns meinte.

Gerade wollte sich die Amerikanerin über diese Art von Behandlung aufregen, als sich plötzlich ihr Communicator meldete: "Monserat an Shania. Ich will einige dieser Dinger haben. Lebend, versteht sich. Tot sind sie nicht mehr wert, als ein Haufen biologischer Abfall. Egal wie du das anstellst, mach es. Monserat Ende."

Shania verzog wütend ihr Gesicht. Nicht das es sie wurmte, daß Monserat sie während seiner Krankheit nie an sich herangelassen hatte und seine ersten Worte an sie nur der Arbeit galten, nein, sie war sauer, daß er scheinbar dachte, daß man ihr jene Art von Arbeit auftragen konnte, die in keine bestimmte Abteilung fiel.

Wie zum Teufel sollte sie ein paar dieser Dinger lebend fangen? Wer sollte sie anfassen? Und wohin sollte man diese tun, wo sie sich scheinbar überall hindurch bissen?

Schon während die große Frau ihre langen Beine aus dem Bett schwang, ratterten ihre Gedanken wie ein gut geschmiertes Uhrwerk und wogen die Möglichkeiten ab. Mit den auf Betäubung gestellten Phaser auf die Jagd zu gehen und sie in ein Kraftfeld zu sperren schien noch die einfachste Sache.

Auch wenn es gar nicht gut kam, sollten Freunde der Ratten dann gerade dieses Kraftfeld lahmlegen...

"Kommt irgend jemand mit mir mit?", fragte sie in den Raum hinein.

--- Deck 1, Gänge

Das Licht war gerade in dem Moment ausgegangen, als Tex seinen Disruptor und einige aufgeladene Energiezellen aus seiner Tasche genommen hatte. Während der paar Sekunden Dunkelheit hatten seine Ohren nur das Brummen von Sicherheitsfeldern vernommen und die Schreie eines Mannes. Er ging also zuerst in die Richtung der Schreie und fand einen Mann im Kampf mit einem der beschriebenen Tiere vor. Beide eingeschlossen in einem Feld, was man an den Schlieren in der Luft erkennen konnte, wenn eines der beiden Wesen dagegen stieß.

Angewidert verzog der Klingone das Gesicht. Nicht nur, daß es ein Kampf Mann gegen Tier war... nein, der Mann schien auch noch zu verlieren. Unglücklicherweise lag dieses Feld zwischen ihm und dem Maschinenraum, wie er von der seltsamen Computerstimme vernommen hatte. Nach seinem knappen Befehl "Feld deaktivieren" flimmerte die Luft vor ihm und fast im selben Moment löste sich ein Schuß aus seinem Disruptor. Das Tier hinterließ nicht viele Spuren.

Der Mann vor ihm wand sich vor Schmerzen am Boden, diese Ratte oder was auch immer es war hatte tiefe Wunden hinterlassen. Trotzdem hatte er noch Glück im Unglück, daß Martengh inzwischen Mardob mit dem Privileg ausgestattet hatte auch Sicherheitsfelder ausschalten zu können.

Als der Hüne über den Mann stieg, fuhr er den Verletzten an: "Sie sollten sich zur Krankenstation begeben... Ptagh.."

Ungerührt steckte er den Disruptor wieder in das Halfter und setzte seinen Weg fort. Nach dem fünften Feld, in dem sich eines oder mehrere der Tiere befunden hatten, steckte Tex den Disruptor nicht mehr zurück in den Gürtel. Hier schien es noch sehr viele davon zu geben.

Die Waffe in seiner Hand fühlte sich gut an und er fing an zu lächeln. Der Job an Bord dieses Schiffes schon mehr Spaß zu machen, als er vorher gedacht hatte.

--- Deck 2, Gänge

Nachdem sich der Andorianer wieder mal hatte von seiner eigentlichen Arbeit ablenken lassen, blieb er, von einer plötzlichen Erleuchtung getroffen mitten im Gang stehen: "Zinda, kannst du mir sagen, wie viele dieser Riesenratten es im Augenblick an Bord der Ivory gibt?"

Sofort ertönte wieder die Stimme, die Zirt an all die angenehmen Dinge in seinem Leben erinnerte - was zugegebener Weise nicht sehr viele waren: "Aber natürlich Zirt: Im Moment befinden sich 256 der Tiere an Bord. Korrektur: jetzt sind es 260"

"Zirt an Martengh: Wäre es nicht möglich, die Riesenratten einfach ins Weltall zu beamen?"

Gespannt wartete der Schiffswart auf die Antwort.

--- K'bals Quartier

"Ausgeburten eines kranken Geistes! Ich könnte euch alle eigenhändig erwürgen..."

Schweißgebadet schreckte K'bal aus seinen Träumen hoch. Wie lange hatte er hier gelegen; Minuten, Stunden? Der Klingone hätte sich selbst verwünschen können. Eine weiche Matratze genügte offenbar schon, um ihn aus seiner Konzentration zu reißen. Stöhnend rieb er sich die Wunde an seinem Finger und suchte nach Orientierung.

Das hier war sein Quartier, aber hier gehörte er nicht hin. Er hatte einen Auftrag zu erledigen. Einen Auftrag, den er beinahe sträflich vernachlässigt hätte.

"Computer", seine Stimme klang noch immer etwas belegt, "derzeitige Position von Crewman Birril ausfindig machen."

Wie üblich dauerte es eine Weile, bevor die knacksende Stimme zu sprechen begann. "Mein Freund Zirt", dieser Computer war stets für Überraschungen gut, "befindet sich auf Deck 2. Er scheint auf dem Weg zum Maschinenraum zu sein. Wenn du jetzt losgehst, erwischst du ihn vielleicht noch."

Der Klingone schnaubte und betätigte seinen Communicator. "Crewman K'bal an Crewman Birril, bitte melden." Er hörte nichts als Rauschen. Ärgerlich schüttelte er das kleine Gerät und drückte ein paar Knöpfe. Funktionierte eigentlich gar nichts auf diesem Schiff?

Wenigstens war es ein netter Blickfang auf seiner Brust.

Seufzend machte er sich auf den Weg in Richtung Ausgang. Dann mußte er eben hoffen, seinen neuen Partner am Maschinenraum anzutreffen. So oder so, die Jagd auf diese Biester hatte begonnen.

--- Wartungsröhre, in der Nähe vom Holodeck

Man konnte nicht erahnen, wieviel Zeit vergangen war, denn die Zeit schien hier stehen zu bleiben, als Elaine plötzlich mit einem lauten Schrei hochfuhr.

Triumphierend hielt sie mehrere Kabeln in der Hand, besser gesagt das was von ihnen noch übrig war.

Überglücklich versuchte sich die Irin in eine angenehmere Position zu bringen, um sich anschließend ihren Fund genauer zu betrachten.

Die meisten schienen abgenagt und zerbissen zu sein, und verbreiteten den Anschein, daß der Anschlag nicht von menschlicher Hand ausgeübte war, sondern von .....

"Ja von was denn dann, Elaine? So wie es aussieht, wurden nur diese Drähte und Verkabelungen beschädigt. Es sieht wie ein gezielter Angriff aus, doch das kann kein Mensch gewesen sein. Nein, niemals."

Ein Pfauchen, das sich genau hinter ihr befand, schreckte sie hoch. Vor Schreck, versuchte die Irin aufzustehen, um prompt hart mit dem Kopf an die Decke der Röhre zu stoßen.

"Autsch. So ein Mist. Wer..." langsam drehte sich die Rothaarige, wobei sie sich die schmerzende Stelle am Kopf hielt um, um augenblicklich in ihrem angefangenen Satz inne zu halten.

Kaum zwei Meter entfernt sah sich Elaine mit zwei oder drei Dutzend dieser "Wüstenkatzen" Auge in Auge. Ihre Augen leuchteten in einem kräftigen Rot, und funkelten bösartig.

Es schien fast so, als ob sie Haß und Wut verströmen würden. Trotz aller Angst welche die Terranerin verspürte, versuchte sie näher an diese Tiere zu kommen, wobei sie es nach ein paar Schritten aufgab.

Da sich diese Ratten nicht bewegten oder sonstige Anzeichen eines aggressiven Verhaltens aufwiesen, hielt die Technikerin ihnen ihre Hand zum Beschnüffeln hin.

Mit einer sanften weichen Stimme, machte sich die Technikerin aufmerksam "Hallo! Ihr seid aber niedlich, wer seid denn ihr? Ihr müßt hungrig sein, aber ich habe leider nichts für euch. Darf ich euch streicheln?"

--- Krankenstation, bei Shanias Biobett

"Ich komme mit!" bekannte Jordan und legte das leere Hypospray, das der Doktor ihr in die Hand gedrückt hatte, sehr entschieden weg.

Mit einer Art sturer Resignation hatte sie es über sich ergehen lassen, herum zu stehen und dann und wann Jiran zur Hand zu gehen. Nicht nur, daß sie sich langweilte, sie fühlte sich zutiefst unterfordert.

Dann lieber Ratten jagen!

"Falls beim ... ja, beim Jagen jemand verletzt wird, könnte medizinische Versorgung nötig sein", fügte sie an den Bajoraner gewand fort, der wenige Minuten zuvor etwas über Akten gemurmelt hatte, die sortiert werden müssen.

Zur ihrer Überraschung nickte er. "Eine gute Idee, gehen Sie mit."

Zufrieden wandte sie sich Shania zu. "Ich hätte eventuell eine Idee, wie man ein paar der Tiere anlocken könnte. Möglicherweise gibt es eine Möglichkeit, eine moderne Mausefalle zu bauen und sie mit einer Replikatorration in ein Kraftfeld zu locken. Es wäre keine effektive Methode, wenn wir sie alle fangen wollten, aber für ein paar reicht es."

Gerade als Shania erfreut nickte, meldete sich auch der Sicherheitler zu Wort, der bisher nur schweigend und mit einem sehr nachdenklichen Gesichtsausdruck herumgestanden hatte: "In dem Fall könnte ich ein paar von den Biestern in diese Richtung treiben. Was ist mit Ihnen? Können Sie den Damen dabei helfen eine Art Mäusefalle zu bauen? Ich denke, Sie sind Techniker soweit ich mich erinnern kann." Foster blickte auf den schwarzhaarigen Mann mit dem italienischen Einschlag, der sich sein unrasiertes Kinn bereits nachdenklich zu reiben begonnen hatte.

"Eine Art Mäusefalle zu bauen dürfte beim heutigen Stand der Technik auch auf einem Schiff wie diesem kein Problem darstellen, eher die Tatsache, daß wir nicht in den Maschinenraum können, weil es dort von diesen Tieren nur so wimmelt und er zudem jetzt auch von einem Kraftfeld geschützt ist.

Woher kann man hier sonst noch technisches Werkzeug und ein paar Utensilien bekommen, wenn der Maschinenraum... erobert worden ist?" Fragend sah Pino auf die große Amerikanerin. Zwar hatte er einiges Werkzeug bei sich, aber mit dem würde er im Moment die anderen nur aufhalten und sie dazu bringen unnötige Fragen zu stellen.

Werkzeug aus einem anderen Jahrhundert war heutzutage eine Rarität.

"Wir könnten einiges im Lagerraum auf Deck 4 replizieren. Dort steht unser großer Replikator. Gesetzt dem Fall natürlich, daß diese Viecher ihn nicht auch in der Zwischenzeit schon lahm gelegt haben und er noch einsatzbereit ist." Für einen Moment stellte sich Shania vor einfach alle Personen aus dem Schiff zu beamen und dann genüßlich sämtlichen Sauerstoff abzupumpen. Ein gehässiges Lächeln zauberte sich auf ihr Gesicht.

Als sie merkte, daß sie alle so anstarrten wie man gewöhnlich Leute ansah, die man nicht für ganz zurechnungsfähig hielt, aber es ihnen nie offen ins Gesicht sagen würde, sondern sie eher wie ein rohes Ei zu behandeln begann, verzog sich ihr Gesicht zu einer säuerlichen Grimasse. "Man wird doch wohl noch träumen dürfen, oder?", knurrte sie ungehalten und blickte den Bajoraner an, der bisher noch keine Hilfe angeboten hatte, aber trotzdem offene Neugier am Gespräch gezeigt hatte.

Schon als ihr Blick in traf, zuckte er zusammen und wirkte mit einem Mal sehr beschäftigt. So als hätte er ohnehin schon durch ihre Behandlung viel zu viel Zeit verloren.

"Auf mich können Sie nicht zählen. Ich bin der einzige Arzt hier an Bord und so muß ich darauf achten, daß mir nichts geschieht um jederzeit einem von ihnen helfen zu können. Deshalb wollte ich noch selbst überwachen, ob Sie sich bereits wirklich wieder einsatzbereit fühlen.

Natürlich steht ich Ihnen mit Rat und Tat jederzeit zur Verfügung. Ich werde damit anfangen die Probe Blut zu untersuchen, die ich vorhin in meinem Büro entdeckt habe. Die Höhe und der Ort des Fundes sagen aus, daß es sich um ein niedriges Tier gehandelt haben muß. Immerhin ist niemand der Besatzung am Bein verletzt. Wahrscheinlich war es eines dieser.. äh... Tiere..." Damit war er auch schon in seinem Büro verschwunden.

Alle Anwesenden schüttelte synchron den Kopf. Es war deutlich zu erkennen, daß der Doktor nur alles Erdenkliche tat um sich selbst zu verschanzen und so in Sicherheit zu wissen, aber sicher nicht wegen der anderen. Es war fraglich, ob er überhaupt Blut entdeckt hatte.

"Also dann, Mister Foster...", meinte Shania in dessen Richtung, sah aber nur mehr wie sich die Tür wieder hinter ihm schloß. Er schien kein Mann langer Reden zu sein. Wie konnte sie auch wissen, daß er sich draußen am Gang sofort beim Computer nach der rothaarigen Holodeckdesignerin erkundigte, es sogar schaffte ihm trotz Eifersucht den Aufenthaltsort von Elaine zu entlocken und er dann ohne Umschweife eiligen Schrittes zum nächtesn Turbolift lief?.

"Okay, dann bleibt mir wohl der technische Teil dieser Mission. Ich gehe mir einige Teile replizieren und wir treffen uns dann wieder hier", meinte Pino und warf Shania einen besorgten und auch entschuldigenden Blick zu. Ihre Treffen gestalteten sie von Mal zu Mal schwerer. Ständig geschah etwas Unerwartetes.

Während Pino die Krankenstation verließ, gefolgt von einem sehnsüchtigen Blick, bemerkte Shania erst, daß eine Frage ständig in ihrem Kopf brannte, von dessen Existenz sie bisher nichts gewußt hatte. So wandte sie sich wieder an die Krankenschwester, die ihr als einziges geblieben war: "Bevor Sie mir Ihren Plan erklären, wie wir diese Viecher anlocken... Haben Sie eine Ahnung woher sie alle kommen. Ich meine, ich weiß nur von der Existenz eines Stücks. Aber sie scheinen langsam die gesamte Technik zu übernehmen, dabei sehe ich hier keine einzige kleine Ratte.

Ein ungutes Gefühl beschlich die Amerikanerin, aber sie mußte einfach die ganze Wahrheit erfahren.

--- vor dem Maschinenraum

K'bal war schon fast gerannt, um rechtzeitig am Maschinenraum anzukommen. Unterwegs hatte er kaum Augen gehabt für seine Umgebung; Weder für die beiden Techniker, die etwas von einem unerklärlichen Stromausfall gemurmelt hatten, noch für die vereinzelten Kraftfelder, in denen Martengh offenbar einige der Ratten hatte einsperren können. In Rekordzeit war der Klingone hierher geeilt, den Phaser mittlerweile sicher im Anschlag.

Jetzt starrte er grimmig den Gang hinunter und wartete. Sein Kampfgefährte schien kein Freund von Pünktlichkeit zu sein, aber alleine wollte er diesen Maschinenraum nicht betreten. Nicht, seitdem er die Bilder der verwüsteten Forschungsstation gesehen hatte...

Gerade, als er eine erneute Anfrage an den Schiffscomputer stellen wollte, hörte er schwere Schritte den Gang herunterkommen. Sofort stellte er sich in einen toten Winkel und lauschte.

Der Neuankömmling war kräftig gebaut, das konnte man schon an seinem Gang hören. Mit gleichmäßigen Schritten näherte er sich dem Versteck von K'bal. Der Navigator frohlockte. 'Mit diesem Prachtkerl ist der Sieg sicher!'

Ohne Vorwarnung trat der Klingone aus dem Halbschatten hervor und hob seine Hand. "Mr. Birril..." Er stutzte. Der Mann vor ihm war vom selben Volk wie er.

Und er trug einen lächerlichen Hut.

Langsam, ganz langsam, bleckte K'bal jeden einzelnen seiner ungepflegten Zähne. "Heghlu'meH QaQ jajvam. Ein guter Tag zum Sterben, Cowboy."

Der andere Klingone knurrte ungehalten. Dieser ungehobelte Klotz war ihm schon vor der Schleuse unangenehm aufgefallen, und jetzt sollte er ihn bei seinem Kampfauftrag begleiten! Im selben Moment hellte sich sein Gesicht wieder auf. 'Immer noch besser als der verrückte Schmetterling', schoß es ihm durch den Kopf.

"Ich glaube, wir haben eine Mission zu erfüllen", erklärte Tex knapp und deutete dabei auf den Maschinenraum. "Gehen wir!"

K'bal nickte zustimmend und wandte sich der Tür zu. Zufrieden registrierte er, daß sie mit einem Kraftfeld gesichert war. Wenn die Biester sich wirklich hier drinnen versammelt hatten, saßen sie in der Falle.

"Computer, Kraftfeld deaktivieren!" Mit einem leisen Zischen erlosch das Flimmern vor seinen Augen. Herausfordernd blickte er sich zu seinem großgewachsenen Partner um. "Wir sind Klingonen! Zeigen wir denen, was es heißt, uns herauszufordern!"

Er machte einen ersten Schritt in den Maschinenraum, drehte sich aber auf dem Absatz noch einmal um. "Übrigens, mein Name ist K'bal."

--- Maschinenraum

Etwas unschlüssig standen die beiden Klingonen im Eingangsbereich des Maschinenraums herum, der offenbar erst vor kurzem Schauplatz eines Kampfes gewesen war. Selbst auf dem Boden waren noch Spuren einer Schußwaffe sichtbar - Eine Folge von gelockerten Sicherheitsbestimmungen, wie K'bal vermutete.

Der ältere Klingone machte ein paar vorsichtige Schritte in den Raum hinein, blieb dann aber wieder regungslos stehen. Bisher schien alles ruhig zu sein, vom monotonen Brummen der Maschinen einmal abgesehen. Ein unangenehmes Gefühl beschlich den Navigator. Was, wenn seine Voraussagungen falsch waren? Wenn die Ratten doch nicht hier bei den Maschinen warteten? Ärgerlich schüttelte er seinen Kopf. 'K'bal, dein Instinkt hat dich noch nie betrogen - Und das wird er auch diesmal nicht tun!'

Wie auf Kommando ertönte in diesem Moment ein langgezogenes Kreischen, das von Kratz- und Fauchgeräuschen begleitet wurde und sich schnell zu einem wahren Höllenlärm entwickelte. Beide Krieger zückten augenblicklich ihre Waffen und verharrten in der Bewegung. "Sie kommen", murmelte K'bal unnötigerweise.

Einem reißenden Fluß gleich schossen die Ratten aus ihren verschiedenen Verstecken hervor und versammelten sich in der Mitte des Raumes. Es mußten etliche sein, vielleicht Hundert, vielleicht mehr. Ihre genaue Anzahl war nicht zu erkennen, da die schwarzgrauen Körper einen einheitlichen Teppich bildeten. Geschlossen gingen sie zum Frontalangriff über.

"Nur auf den Boden schießen; Die Geräte immer im Auge behalten!", schrie der Navigator seinem Kollegen von der Sicherheit zu, während beide das Feuer eröffneten. Die ersten Ratten verschmolzen augenblicklich mit dem Bodenbelag zu einem klebrigen Brei, in den die nachfolgenden Tiere hineinschlidderten.

Tex war für diese Aufgabe offenbar bestens trainiert. Anerkennend beobachtete K'bal, wie unter dem Feuer seines Gefährten ganze Kolonnen von Ratten verglühten. Keine Frage, der Hüne war ein ausgezeichneter Kämpfer.

Auch wenn er seinen Disruptor auf eine eigentümliche Art bediente... Wie ein terranischer Revolverheld aus dem neunzehnten Jahrhundert.

--- Brücke

Wäre es nicht möglich, die Riesenratten einfach ins Weltall zu beamen?

Der Caldonier fragte sich, warum er nicht schon längst auf diese vollkommen simple und einfache Lösung gekommen war. Lag es daran, daß Monserat ständig eifersüchtig auf seinen Energievorrat achtete? Oder wurde er einfach alt?

Martengh tendierte zur ersten Antwort. Allerdings ermunterte ihn der Worauf-Wartest-Du-Noch-Blick des Captains, rasch ein paar Kontrollen zu überprüfen. Dann antwortete er: "Das ist eine gute Idee, aber ich schlage vor, Sie beginnen mit den Ratten, die sich gerade an den Transporter-Speicherbänken herumknabbern. Sollten die Speicherbänke ausfallen, wird das die Transportervorgänge nicht gerade erleichtern. Martengh Ende."

Anschließend wies er die Transporter-Kontrolle an, Befehle von Zirt Birril zu akzeptieren. Allerdings beschränkte er seine Berechtigungen auf lebende Wesen von maximal 40cm Länge. Nur für den Fall, daß dieser Saboteur "ganz aus Versehen" wichtige Ausrüstungsgegenstände oder Besatzungsmitglieder anvisierte...

--- irgendwo in den Eingeweiden der Ivory

Zirt war gerade dabei gewesen, durch die Wartungsschächte der Ivory zu klettern, um ein Gespür für das Labyrinth an Gängen, das sich durch das Innere der Ivory zog wie die Eingeweide in einem großen Tier zu bekommen.

Sich seinen Ärger nach außen hin nicht anmerken lassend, bestätigte er die Antwort Martenghs auf seine Anfrage, die er schon vor längerer Zeit gestellt hatte.

Irgendwie hatte er gar nicht mehr damit gerechnet, mit seiner Idee bei dem paranoiden Sicherheitschef durchzukommen und sah sich schon selbst zu einem Phaser greifen und diesen Abfall auf vier Beinen einzeln in Einzelmoleküle zerblasen. Und das war etwas, das er in der Tat ungern machte.

Der Andorianer war ein Gauner und ein Dieb - ja. Vielleicht schreckte er auch hin und wieder vor ein wenig Gewalt nicht zurück, aber zu einer Waffe griff er ungern - obwohl das bei seiner Vergangenheit eigentlich ein Wunder war.

Seufzend begann er sich seinen Weg durch den verstaubten dunklen Schlauch von einem Wartungsschacht zu bahnen um die nächste Ausstiegsluke zu erreichen.

--- Krankenstation, bei Shanias Biobett

Verblüfft sah sich Jordan um. "Tatsächlich, Sie haben recht!", bemerkte sie und schüttelte den Kopf, ungläubig, weil es ihr selbst noch nicht aufgefallen war. Einen Augenblick lang dachte sie darüber nach - für diese Art von Fragen gab es immer logische Antworten. "Bisher sind die Tiere im Maschinenraum, in der Mannschaftsmesse und in den Jeffriesröhren aufgetaucht. Die Messe war leer, bis Mr. Birril und ich dort eintrafen, der Maschinenraum auch, nehme ich an?"

Shania nickte erwartungsgemäß. Jordan nickte auch. Sie hatte Rätsel immer gemocht.

"Entweder bevorzugen sie also verlassene Räume, oder dunkle - das Licht geht ja automatisch aus, wenn sich niemand im Raum befindet. Das bestätigt auch die Form ihrer Pupillen. Auf der Krankenstation herrschte den ganzen Tag schon Betrieb. Es wäre einen Versuch wert, die Beleuchtung zu deaktivieren, wenn wir sie anlocken wollen."

"Zu den Wüstenkatzen selbst ..." In knappen Worten schilderte sie, was sie darüber und über das Guinea-Pig-Project in Erfahrung hatte bringen können. "Außerdem habe ich vorläufige Untersuchungen angestellt. Aus einer Blutprobe ..." Sie verzog die Lippen zu einem schmalen Lächeln und warf einen flüchtigen Blick zum Büro des Doktors. "... und kurzen Scans ging hervor, daß es sich eindeutig um Fleischfresser handelt. Ich hatte eine der Katzen hier", fügte sie erklärend hinzu, als sie Shanias fragenden Blick bemerkte. "Ich vermute auch, daß sie über einen starken Geruchssinn verfügen.

Ein rohes Steak und Dunkelheit, um sie anzulocken, dazu Mr. Foster, um sie in einen Bereich zu treiben, in dem ein Kraftfeld aktiviert werden kann - das wäre mein Vorschlag."

Jordan, die in ihrem früheren Leben des öfteren Vorträge gehalten und immer Spaß daran gehabt hatte, verstummte zufrieden und erwartete Shanias Antwort, die sie aufgrund ihres Daueraufenthalts auf der Ivory als eine Art Vorgesetzte einstufte.

"Ihr Vorschlag klingt sehr logisch. Dann wäre es wohl am Besten, wenn wir uns gleich an die Arbeit machen. Das Steak ist schnell repliziert und die Dunkelheit wird sich fürchte ich schneller machen lassen, als uns lieb ist." Mit einem unguten Gefühl beobachtete Shania die Notbeleuchtung. Falls die Ratten es auch schafften diese lahmzulegen, dann würden sie das Steak in der Falle sein.

"Bis Pino wieder da ist und die Falle gebaut ist, wird es noch etwas dauern. Leider bin ich kein technisches Genie. Meinen Sie, daß es möglich ist, die Ratten übergangsweise einfach nur in ein Kraftfeld zu locken und sie danach in... ihr Gefängnis zu übertragen?" Hoffnungsvoll starrte Shania die kleine Krankenschwester an. Doch bevor diese noch antworten konnte, öffnete sich die Tür und eben jener Pino stürzte förmlich in den Raum hinein. Er war eindeutig außer Atem und machte sich sofort an der Türsteuerung zu schaffen.

"Was ist los? Wieso bist du schon wieder hier?", fragte die Amerikanerin und fürchtete die Antwort schon zu kennen. Pinos Gesicht sprach Bände.

"Da draußen wimmelt es nur so von den Biestern. Ich hab den Turbolift geholt und es ist mir ein ganzes Knäuel entgegengequollen. Eine lebendige Woge aus Leibern. Wäre ich nicht mit Laufen so gut im Training, dann würdest du wohl nicht mehr ganz so viel von mir sehen." Nachdem er die Tür gesichert hatte, machte er sich gleich an einem anderem Stück Technik zu schaffen.

Dazu nahm er eine Wandkonsole ab, machte Eingaben in den Terminal der Krankenstation und nutzte auch so alles was der Replikator und die Krankenstation bot.

"Macht euch keine Sorgen. Unter Druck bin ich besonders gut", knurrte er und fing an eine Falle zu bauen.

--- Wartungsröhre, in der Nähe vom Holodeck

Behutsam hielt Elaine den pelzigen Tieren ihre offene Hand entgegen, die diese etwas neugierig, andererseits sehr vorsichtig ansahen.

Die Irin traute sich kaum Geräusche zu machen, geschweige denn zu atmen, um die Ratten nicht zu verschrecken.

Gespannt verfolgte die Frau die Situation, die eine aufregende und prickelnde Atmosphäre in ihr hochkommen ließ, andererseits, wurde sie aufgrund des Verhaltens dieser Tiere nervös.

Sie wirkten verwirrt und überrascht, so als ob sie diese Reaktion nicht erwartet hätten.

Der Technikerin schien es sogar so, als ob diese Wesen nachdenken würden. Denken! Das bedeutete doch, das sie intelligente Lebewesen wären. Lebewesen mit denen man reden konnte, die einen verstehen könnten, wenn man nur die richtige Mitteilungsmethode finden würde. Auch glaubte sie nicht, daß diese putzigen Kerle auf irgendeine Weise gefährlich werden könnten. Dazu schienen sie einfach zu drollig und unschuldig.

Sekunden verstrichen in denen nichts geschah, und in der sich auch niemand rührte, doch dann traute Elaine ihren Augen nicht.

Langsam, fast schüchtern kam eine dieser Ratten auf sie zu, jederzeit bereit, bei Gefahr schnell zu verschwinden. Es war etwas größer als die anderen, und hatte ein grau-weißes flauschig wirkendes Fell. Weil eine seiner Pfoten schwarz war, wurde es von Elaine Schwarzfuß genannt.

Mit seiner feuchten Nase berührte es sacht die Finger von der Rothaarigen, und schnupperte interessiert daran.

"Ja, hallo, Schwarzfuß. Du bist aber niedlich und ein Braver auch noch! Leider, habe ich nichts zu fressen für dich. Hey, das kitzelt", lachte Elaine. Wie eine kleine Katze auf der Suche nach einem Leckerbissen, schnupperte und schleckte die Ratte an der Hand von der Irin entlang.

Plötzlich und unvermutet hörte das Tier jedoch damit auf. Eine unangenehme Bedrücktheit erfaßte die Technikerin. Sie sah sich in der engen Röhre um, und stellte fest, daß sie auf einmal von unzähligen roten bösartig blitzenden todverheißenden Augen angestarrt wurde.

Angst überkam Elaine. Was war los? Hatte sie etwas falsch gemacht? Ein kleines grauenhaftes Knurren, schienen auf einmal von allen Seiten auf die sitzende Frau einzustürmen.

Die Ratten wirkten wie eine drohende Angriffswelle der Vernichtung. Sie bleckten ihre Zähne, und ihre Ohren waren eng an den Kopf gepreßt.

Ein Gefühl der Panik überfiel Cooper, das sich langsam zu einer Todesangst steigerte. Ihre Aufmerksamkeit wurde wieder von der Ratte, in Anspruch genommen, die sie zuvor so liebevoll abgeschnuppert hatte.

Diese wirkte wie ein Anführer und kam nun bedrohlich näher. Es verströmte einen Duft der Überlegtheit und des Triumphs aus. Genau vor der noch immer ausgestreckten Hand von der Technikerin blieb es stehen.

Elaine konnte den Hauch von Mordlust und abrundtiefen Haß fast riechen, als Schwarzfuß plötzlich nach vorne fuhr, und mit seinen spitzen langen Zähnen tief in das Fleisch von ihrer Hand biß und sich daran festhielt.

Auf dem Gesicht der Technikerin machte sich Überraschung und beginnender Schmerz breit.

Erst als der Schmerz immer pochender wurde, wachte die Irin aus ihrem Traumzustand auf und mit einer Kraft wie sie sie noch nie zuvor verspürt hatte, schlug sie dem Tier mit ihre geballten Faust auf den Rücken.

Sie konnte spüren, wie Knochen darunter splitterten, doch dem Tier schien das nicht zu stören. Ein Grunzen, fast wie ein belustigtes Lachen war zu vernehmen. Es kam Cooper so vor, als ob die Ratte sie auslachen würde. Trotzdem ließ Schwarzfuß von ihr ab.

Elaine besah sich ihre Hand. Sie blutete fürchterlich und es konnte sogar sein, das eine Narbe davon zurückbleiben würde, wenn sie das Abenteuer hier überlebte, doch ernsteres schien nicht passiert zu sein.

Rücklings krabbelte die Irin nach hinten, um sich vor den bösen Wesen in Sicherheit zu bringen, doch schon nach wenigen Metern traf sie ein weiterer Schmerz, dieses Mal von hinten.

Als sie sich umdrehte, bemerkte sie das Kraftfeld, das den ganzen Gang verschloß, so daß sie nicht mehr durchkam.

"Na super, schöne Aussichten die ich habe", knurrte die Irin in sich rein, wobei sie auch gleich einige irische Flüche von sich gab.

Die Technikerin merkte, daß ihr nicht mehr viel Zeit blieb, denn die Ratten kamen ihr fauchend und kratzend immer näher. Überhaupt war es verwunderlich, warum sie nicht schon längst angegriffen hatten.

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