Ivory Cronik 5

Das Guinea-Pig-Projekt

--- Ivory, gewundene Röhre, irgendwo im Schiff

Vorsichtig bewegte sich der Andorianer weiter durch den dunklen Gang. Bei jedem auffälligen Wärmemuster stoppte er kurz, um seine Lage neu zu sondieren.

Nach einigen Minuten Vorwärtstasten entdeckte Zirt am Boden Wärmespuren, die an die Pfotenabdrucke eines kleinen Tieres erinnerten.

'Aha, die klingonische Riesenratte! Mit der wollte ich mich auch noch befassen!', dachte sich der Schiffswart fröhlich.

Etwas schneller folgte er den Riesenratten-Spuren, als sich der Gang plötzlich in einen kleinen Kugelraum öffnete, von dem wieder zwei verschlossene Luken weg führten. Dort verlor der Andorianer die Spur.

--- Verteilerraum

Ratlos besah sich Zirt die beiden Luken. Welche sollte er jetzt nehmen?

Beide Luken sahen gleich aus, die eine führte offenbar zu den unteren Decks - die Luke befand sich in der unteren Halbkugel. Die andere schien sich zu einem Gang zu öffnen, der ungefähr auf gleicher Höhe weiterführte. Die Wände des Raumes strahlten eine leichte Wärme ab, die auch der Grund für das Ende der Spur war.

'Hm, beide Luken sehen ungefähr gleich aus. Aber ich glaube, die Ratte wird die untere genommen haben.'

Der Andorianer ging auf die untere Luke zu, die sich zischend öffnete und betrat einen steil abwärts verlaufenden Gang

--- unterer Gang

Einige Minuten bewegte sich der Andorianer in einer Mischung aus Rutschen und Stolpern den Gang hinunter, ohne zu sehen wo es ihn hinführte. Der Gang war für ihn angenehm temperiert, was allerdings auch bedeutete, daß er mangels Wärmestrahlung nichts mehr von seiner Umgebung wahrnehmen konnte.

'Hier dürfte die Ratte aber nicht sein, sonst hätte ich irgendwelche Spuren entdecken können...', dachte sich Zirt gerade, als der Gang plötzlich vor einem Abgrund endete.

Der Schiffswart konnte sich gerade noch herumwerfen und machte einen schmerzhaften 'Bauchfleck' am Gangboden - allerdings nicht so schmerzhaft, wie die Landung nach einem Sprung in den Abgrund zu werden versprach.

Lautstark vor sich hinschimpfend, machte sich Zirt wieder an den Aufstieg zum Verteilerraum.

--- Verteilerraum

Erschöpft kam Zirt endlich wieder im Verteilerraum an. Der Weg den steilen rutschigen Gang hinauf war ganz schön anstrengend gewesen!

Der Andorianer setzte sich erst einmal auf den Boden um etwas zu rasten. Danach würde er seinen Weg durch den anderen Gang fortsetzen.

--- Mannschaftsmesse, Eingang

Die Messe war geräumiger, als sie sich der neue Navigator der Ivory vorgestellt hatte. Anerkennend blickte er über die blankgeputzten Tische. Wenn das hier wirklich ein Piratenschiff war, war es das sauberste, das K'bal je gesehen hatte.

Beim Blick auf die Replikatoren merkte der Klingone plötzlich, daß sein letztes warmes Mahl schon eine ganze Weile zurücklag - Mindestens so weit wie sein letztes Bad. Am Liebsten hätte er augenblicklich zugegriffen, erinnerte sich aber im letzten Augenblick an seine Begleiterin und das, was die Menschen "Umgangsformen" nannten.

Langsam drehte er sich zu Shania um und bleckte die Zähne. "Ich denke, ich werde bei der Gelegenheit gleich einmal die Replikatoren testen. Umh...", er suchte nach der richtigen Formulierung, "Darf ich Ihnen vielleicht etwas mitbringen?"

Etwas entgeistert blickte Shania den Navigator an, bis ihr bewußt wurde, daß er sie eigentlich etwas gefragt hatte und auf Antwort wartete. Zarte Röte überzog ihre Wangen, als sie antwortete: "Ja, das wäre sehr nett von Ihnen. Bitte ein Mineralwasser."

Komisch, eigentlich sollte sie Hunger haben, doch aus irgendeinem Grund könnte sie jetzt keinen Bissen runter bekommen. Zu sehr gingen ihr die heutigen Ereignisse durch den Kopf. Pinos Auftauchen und ständiges Verschwinden, ebenso wie die verrückte Rothaarige auf dem Holodeck, die Einstellungstests zu einer Unmöglichkeit ausarten ließ.

Der Klingone starrte Shania mit großen Augen an, nickte dann und drehte sich um. Hätte die Terranerin genauer hingehört, hätte sie ihn beim Davongehen kurz lachen hören können. Ein Wasser wollte sie also haben, das Getränk der Schwächlinge. 'Das paßt', murmelte K'bal. Immer noch grinsend trabte er von dannen.

Nachdenklich sah die Amerikanerin dem Klingonen nach, wie er zu den Replikatoren marschierte. Ganz Klingone. Sie alle umwehte ein Hauch von föderativer Straffheit.

Das war also ihr neuer Navigator. Martengh schien neuerdings seinen Faible für Klingonen entdeckt zu haben. Sie konnte sich an keine Fahrt erinnern, wo in so kurzer Zeit zwei Klingonen eingestellt worden waren. Zwei, sofern dieser Tex den Loyalitätstest bestand und die Holodeckdesignerin nicht doch vor Wut umbrachte.

Pino würde die Klingonenschwemme an Bord sicher nicht gefallen, nach seinem letzten Zusammenstoß mit dieser Rasse. Das blaue Auge würde er noch die nächsten Tage behalten. Und seine aufgesprungenen Lippen...

Ein leiser Seufzer entfuhr ihr und holte sie gleichzeitig wieder in die Wirklichkeit zurück.

Wieso schweiften ihre Gedanken bloß wieder zu Pino? Gab es denn nicht andere interessante Themen an Bord? Vielleicht brauchte sie ja doch wieder mal einen Ausflug auf dem Holodeck. Beim Gedanken an das kalte Ende des letzten schüttelte sie entschieden den Kopf.

Ärgerlich stellte sie auch noch fest, daß sie beim Eingang herumstand, statt sich bereits nach einen Platz zum Sitzen umzusehen. Dem Klingonen war sicher egal wo sie saßen, falls er sich zu ihr setzen wollte.

Kurzerhand ließ sie sich auf den nächstgelegenen Stuhl sinken und wartete auf seine Rückkehr. Inzwischen hatte er ihr ja einiges über sich erzählt, trotzdem schien er kein großartiger Konversationspartner zu sein. Ihre Geschichten würden ihn sicher langweilen.

--- bei den Replikatoren

Unschlüssig stand K'bal vor den Replikatoren und überlegte. Unter normalen Umständen hätte er jetzt eine große Portion Gagh bestellt, aber sein Unterbewußtsein hielt ihn davon zurück. Immerhin hatte er eine Begleiterin mitgebracht, die nicht den Eindruck machte, als sei sie besonders tolerant klingonischen Speisen gegenüber...

Er stellte sich vor, wie einer der Schlangenwürmer von seinem Teller kroch und sich in ihr Wasserglas verirrte. Der Klingone gab ein glucksendes Geräusch von sich. Nein, das konnte er wirklich nicht machen.

Kurzentschlossen wählte er ein Mineralwasser und etwas, das der Computer als "Wiener Schnitzel" bezeichnete. Mit etwas Glück würde es wie Targfleisch schmecken.

--- Tisch 7

"Bitte, Ihr Wasser." Etwas ungeschickt stellte der Klingone das Wasserglas vor Shania ab und setzte sich auf den Stuhl gegenüber.

"Ihre Replikatoren haben wirklich eine interessante Auswahl. Ich hätte nie gedacht, daß es so etwas wie 'vulkanischen Obstsalat' gibt!", brummte er, während er sich über sein Schnitzel hermachte. Das Essen war fad, aber akzeptabel, und immerhin machte es keine Anstalten, ihm von der Gabel zu springen.

--- Deck 2, vor dem Turbolift

Pino hatte Jordan noch einen Augenblick nachgeblickt, bis sie aus seinem Blickfeld verschwunden war.

Für eine Weile stand er einfach nur unschlüssig herum und fragte sich, was nun zu tun sei. Zwar war das kleine Problem, welches er gerade behoben hatte, kaum der Rede wert gewesen, doch der Techniker in ihm hatte bereits wieder Blut geleckt. Es juckte ihm schon gewaltig in den Fingern, dieses Schiff gründlich auf Vordermann zu bringen.

'Wo sollte ich meine Inspektion am besten beginnen?', fragte er sich. Die Antwort kam ihm wie von selbst. 'Im Maschinenraum natürlich!'

Er war schon wieder in den Turbolift gegangen und wollte dem Computer gerade den Befehl geben, ihn auf das entsprechende Deck zu bringen, da wurde ihm bewußt, daß es vielleicht gar nicht so geschickt war, sich auf eigene Faust an die Arbeit zu machen. Schließlich hatte er dazu keinen Befehl erhalten.

'Hmm, andererseits habe ich auch keine Anweisung, es nicht zu tun', versuchte er sich selbst zu überreden. Nach einigem gedanklichen Hin und Her gewann schließlich seine Neugierde.

"Computer, Deck 1, Maschinenraum", befahl er knapp.

Die Tür schloß sich und der Lift setzte sich wieder in Bewegung. 'Eigentlich kann ja niemand etwas dagegen haben, wenn ich mich mal ein bißchen um das Wohlergehen dieses Kahns bemühe. Und falls es diesem Caldonier aus irgendeinem Grund nicht passen sollte, wird er schon einen Weg finden, mich zurückzupfeifen.'

Mit einem kaum zu erahnenden Grinsen betastete er seine Brust, an der sich nach wie vor kein Communicator befand.

--- Holodeck 1

Der Jem'Hadar, der sich nun über Tex befand sackte in sich zusammen als das Messer des Klingonen sein Leben beendete. Dieser stieß den leblosen Körper von sich und realisierte nun, die Neuankömmlinge, die sich zu einer Bedrohung für die ganze Gruppe, vorrangig aber für die Programmiererin entwickelt hatten.

Während der große Klingone seinen Blick zu Foster wandern ließ und feststellte, daß dieser ebenso wenig klein beigeben wollte, wie er selbst, ließ er seine Hand in eine Tasche des neben ihm liegenden toten Kriegers gleiten, wo sie sich um dessen Wurfgeschosse legte. Sie waren noch nicht geschlagen.

Mit einem unmerklichen Nicken in die Richtung von Gene warf Tex sein Messer vor die Füße des Killers, der Elaine bedrohte. Als dieser darauf seine Waffe etwas senkte, nahmen zwei scharf geschliffene metallene Flugkörper ihren Weg auf, genau auf seine Augen gerichtet. Aus den Augenwinkeln bemerkte der angehende Sicherheitler, daß auch dieser muskelbepackte Mensch nun aufgesprungen war und sich fast gleichzeitig mit ihm auf die übermächtige Bedrohung zubewegte.

Das Messer, das Tex nun aus seinem Schulterhalfter zog, war zusammen mit seinen Handgelenksmanschetten das Letzte, was er an Waffen aufzubieten hatte. Wenig genug für neun Gegner. Aber es gab keinen aussichtslosen Kampf... nur Herausforderungen...

Beeindruckt sah Foster zu, wie der Anführer der Jem'Hadar, durch die Geschosse des Klingonen schwer getroffen, zu Boden ging. Die übrigen neun Soldaten schienen über den plötzlichen Verlust erstaunt zu sein und blickten betroffen auf den leblosen Körper hinunter.

Der Halbromulaner nutzte den Augenblick und zog die Axt seines toten Angreifers aus dem Baumstamm. Geschickt warf er sie Tex zu, da er mit solch einer groben Waffe nicht kämpfen konnte. Danach hob er sein Messer auf und merkte wie sich nun vier Jem'Hadar auf ihn zubewegten. Die restlichen fünf beschlossen, es mit dem Klingonen aufzunehmen.

Die vier Soldaten umkreisten den Sicherheitsmann, der mittlerweile nervös von einem Jem'Hadar zum anderen blickte, um die heikle Situation abzuschätzen. Die Klingen ihrer Waffen glänzten im tänzelnden Licht, das durch das Laubdach fiel.

Schweiß stand auf seiner Stirn. Plötzlich verließ einer der Angreifer seine Position und ging langsam auf Gene zu. Dieser holte tief Luft, und wartete auf den ersten Schlag, welcher auch prompt kam. Der Jem'Hadar holte über seinem Kopf aus und versuchte seinen Gegner in der Mitte zu zerteilen.

Überrascht stolperte Foster nach hinten, um dem Bat'leth auszuweichen. Doch er blieb an einer Wurzel hängen und fiel ungeschickt auf den Rücken. Der Jem'Hadar wollte bereits zum Todesstoß ansetzen, doch der Halbromulaner trat ihm geräuschvoll gegen das Knie. Er brüllte vor Schmerz auf, und Foster nutzte die Gelegenheit um aufzustehen und ihm das Messer in die Brust zu rammen.

Sofort zog er es aus dem toten Körper wieder heraus, drehte sich um und warf es nach einem der drei übrigen Soldaten. Schnell nahm er dem ersten Gefallenen das Bat'leth aus der Hand hieb seinem erstaunten vorletzten Angreifer einen Arm ab, um ihn schließlich mit seiner eigenen Waffe an einen Baum zu spießen.

Der letzte Jem'Hadar wich respektvoll einige Schritte zurück, bevor er sich umdrehte und in den dichten Dschungel floh. Erschöpft setzte sich Foster auf den Boden, lehnte sich an einen Baum und starrte schmerzverzerrt in die Luft.

An seiner Schulter entdeckte er eine tiefe Wunde von der er nicht wußte, wie sie zustande gekommen war. Offenbar wurde er doch verletzt, aber er hatte es in seinem Kampfesrausch nicht bemerkt. Das Blut tränkte seine Kleidung und es fühlte sich angenehm warm an. Auf einmal fühlte Gene eine unglaubliche Müdigkeit in sich aufsteigen.

Wenige Augenblicke später schloß er die Augen und wurde er ohnmächtig.

--- Holodeck 1, etwas weiter entfernt

Tex hatte die Axt aufgefangen, die ihm zugeworfen worden war und wog sie in einer Hand, sein Messer in der anderen haltend. Langsam bewegte er sich zwischen die Angreifer und die restlichen Mitglieder "seiner" Gruppe. Die Jem'Hadar hatten dazugelernt und überlegten sich nun wohl recht genau, wie sie ihren nächsten Angriff ausführen wollten, was den Klingonen die Möglichkeit gab, zu verschnaufen. Seine verletzte Rippe machte sich durch ein aufdringliches Pochen bemerkbar.

Als einige Sekunden später immer noch keine Aktion der Angreifer erfolgte, handelte Tex nach dem uralten Motto, daß Angriff die beste Verteidigung ist. Der erste Gegner fiel, nachdem, er zwar dem Schlag mit der Axt ausweichen konnte, aber ihm keine Abwehr des Messers möglich war. Umringt von zwei Reptilienhäutigen fand sich der klingonische Hüne wieder, sie umkreisten ihn. Jedoch nicht in einem angemessenen Abstand. Mit ausgestrecktem Arm drehte sich Tex im Kreis und verletzte einen Angreifer schwer, dieser ging zu Boden, während der andere sein Ziel zu Boden warf.

Dieser jedoch fiel auf die inzwischen ausgeklappten Stacheln von Tex' Handgelenksmanschette und richtete sich quasi selbst. Der fehlende Jem'Hadar hatte sich an die immer noch in ihrer Deckung liegende Elaine angeschlichen.

Ohne eine Chance auf einen Treffer zu sehen, warf der Klingone die Axt in dessen Richtung und lief gleich hinterher. Die Axt verfehlte ihr Ziel um mehr als einen Meter, lenkte jedoch dessen Aufmerksamkeit ab und gab somit dem Klingonen die nötige Zeit, sich auf ihn zu stürzen.

Beide schlugen mit ihren Körpern durch die Wucht des Aufpralls gegen einen Baum, was zur Folge hatte, daß einerseits der Jem'Hadar sein Leben aushauchte, weil sein Genick brach, andererseits, daß Tex seine letzten Luftreserven aushauchte, weil außer der verletzten Rippe auch sein Oberarm brach.

--- Holodeck 1, Rand der Lichtung, zur gleichen Zeit

Mit angehaltenem Atem und starr vor Angst, hatte die Irin hilflos mit ansehen müssen, wie der Terraner zwar einen Angreifer nach dem anderen erledigte, doch schlußendlich selbst zu Boden ging.

Was war geschehen? War er verletzt worden? War er sogar tot?

Elaines Sorge wurde immer drängender, ihr Herz schrie nach Antworten, doch bevor sie sich aufmachte um zu der Stelle zu laufen, wo Foster lag, bemerkte sie auf einmal aus den Augenwinkeln wie sich ihr eine Axt unbarmherzig näherte.

Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie in das Gesicht, des Trägers und Werfers dieser Axt, bis sie sich aus einem Reflex heraus ohne darüber wirklich nachzudenken auf dem Boden warf, wo sie bäuchlings, mit dem Gesicht auf ihren Armen gelegt, liegen blieb.

War dies ein Angriff auf sie gewesen, oder wollte jemand ihren Nebenmann, der sich übrigens, wie ihr gerade klar geworden war noch kein einziges Mal erhoben hatte, um ebenfalls diese Jem'Hadar anzugreifen damit beseitigen?

--- Brücke

Während Martengh auf den nächsten Bewerber wartete - ein schleimiges, nicht-humanoides Wesen, an dessen Identifizierung selbst seine Datenbank gescheitert war - studierte er simultan zwei Anzeigen.

Zum Einen verfolgte er mit großem Interesse die Geschehnisse auf Holodeck 1, und zum Anderen zermarterte er sich sein Hirn, was Zirt in unmittelbarer Nähe von Transporterraum 1 wollte. Unaufhaltsam hatte ihn sein Weg dorthin geführt, und nun bewegte er sich schon seit einigen Sekunden nicht mehr.

Was wollte dieser Mann dort? Einen Transport unterbrechen? Ihn stören, so daß die transportierte Person falsch zusammengesetzt ankommen mußte?

Oder wollte er sich einen Fluchtweg offenhalten?

Fragen über Fragen...

Martengh wurde aus seinen Gedanken aufgeschreckt, als sich die Tür öffnete und sich ein fürchterlicher Gestank auf der Brücke verbreitete. Offenbar war Methan ein natürliches Abfallprodukt der Atmung bei dieser Rasse.

"Schhhhlurrrrp...Ich gehhhört - hhier Arrbeit freih...- Ich sehhr guter Kochh..."

Martengh verdrehte die Augen und versuchte nicht all zu tief einzuatmen.

--- Mannschaftsmesse, Tisch 7

Nach einer Weile gefräßigen Schweigens bemerkte K'bal, daß die Amerikanerin ihr Glas schon ausgetrunken hatte und jetzt gelangweilt zu ihm herüberblickte. Er schluckte einen großen Bissen herunter und begann zu sprechen.

"Übrigens, wissen Sie bereits, wohin uns unsere nächste Reise führen wird? Mister Martengh war in dieser Hinsicht etwas einsilbig, aber besonders heimelig finde ich es auf dieser Station nicht gerade..."

Die Amerikanerin nickte zustimmend. Wenn es nach ihr ging, dann hätten sie erst gar nicht auf dieser Station Halt gemacht. Wenn Martengh mal recht haben sollte, daß Piraten vorhatten die Ivory zu kapern, dann hatten sie garantiert hier ihr Hauptquartier aufgeschlagen.

"Sie können sich gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich schon darauf freue von dieser Station abzulegen. Was die Reise betrifft, so muß ich Sie leider enttäuschen. Ich weiß nur, daß es sich auch oder ausschließlich um eine Personenbeförderungsmission handeln muß, da dafür auch eine... Holodeckdesignerin eingestellt werden soll." Sie spuckte das Wort verächtlich aus. Hinter einem großen Wort seine Unfähigkeit zu verschleiern war ihr ein Dorn im Auge. Dennoch ließ sie sich von ihren Überlegungen nichts anmerken und sprach ruhig weiter.

"Ein Posten für den ein normales Schiff keinerlei Verwendung hat, wenn es nicht Wert darauf legt seine Crew über alle Massen zu verwöhnen oder der Captain einen Spleen hat. Leider wissen wohl nur Martengh und Monserat nähere Details. Aber zu letzterem läßt man mich ja nicht vor. Ich weiß lediglich, daß er auf der Krankenstation liegt. Peinlichst abgesondert von der übrigen Mannschaft." Etwas ärgerlich spielte sie mit ihrem leeren Glas und drehte es einige Male hin und her ohne es jedoch wirklich wahr zu nehmen.

Shania begriff ohnehin nicht, warum gerade ihr der Zutritt zu Monserat verwehrt worden war, wo sie doch quasi zur Familie gehörte und fast so etwas wie eine Tochter für den Captain war.

"Auf jeden Fall wird es ein akzeptables Geschäft werden und wenn ich von den letzten Reisen ausgehe bei denen ich dabei war, dann wird Ihnen hier auch sicher nicht langweilig werden", schloß Shania ihren Vortrag und lächelte den Klingonen freundlich an, der glücklicherweise nichts aß, daß auf der Erde nur die Vögel verspeisten.

"Hmpf... Bei dem Zustand, in dem sich das Schiff befindet, wird zumindest den Technikern bestimmt nicht langweilig", brummte K'bal, während er den letzten Bissen seines Schnitzels herunterschlang. Von Gewürzen verstanden die Menschen nichts, soviel war klar.

Die Amerikanerin schien mit diesem Kommentar nichts anfangen zu können, so daß der Klingone zu einer Erklärung ansetzte: "In der kurzen Zeit, in der ich hier an Bord war, sind bereits die Turbolifte und die Gangbeleuchtung ausgefallen. - Und dabei haben wir noch nicht einmal abgehoben. Ich frage mich, was als nächstes kommt..."

Noch bevor Shania antworten konnte, hörte er ein quiekendes Geräusch von den Replikatoren. Überrascht warf er seinen Kopf herum und sah nur noch ein graues Etwas davonhuschen.

Mit einem Satz war K'bal auf den Beinen, konnte aber nichts mehr entdecken. Er drehte sich zu seiner Begleiterin um, die immer noch am Tisch saß. "Was war das?" Seine Stimme klang beunruhigt.

--- Turbolift, irgendwo zwischen den Decks

Regungslos stand Pino im Lift und starrte die kahle Wand vor ihm an. Eigentlich starrte er vielmehr durch sie hindurch, als fokussiere er ein imaginäres Ziel in weiter Ferne. In Gedanken war er bereits im Maschinenraum und malte sich aus, was ihn dort wohl erwarten würde. Von seiner aktuellen Umgebung nahm er nichts wahr, außer dem gewohnten leichten Vibrieren des fahrenden Turbolifts - welches urplötzlich in Verbindung mit einem kaum merklichen Ruck erstarb.

Augenblicklich war der Techniker wieder hellwach.

'Bitte nicht schon wieder!', stöhnte er innerlich auf. Gerade eben hatte er dieses Ding doch erst instand gesetzt, und schon verweigerte es erneut den Dienst. Genervt wandte er sich nach oben, um abermals die Deckenluke zu öffnen.

Er hatte bereits seine Arme ausgestreckt um die Verriegelung zu entsichern, als ihn etwas stutzig machte. Irgend etwas schien da durch die Fuge am Rand der Klappe zu sickern. Gebannt beobachtete er, wie sich langsam immer mehr von der Flüssigkeit sammelte und sich ein erster Tropfen abschnürte, zu Boden fiel und vor Pinos Füßen zu einem feucht glänzenden Fleck zerspritzte. Als er die Farbe des Flecks erkannte, machte der Terraner unbewußt einen Schritt zurück. Rot. Blutrot.

Als wäre dieser Schock noch nicht genug, begann nun ein schrilles Quieken von oben herab in den Lift zu dringen, welches sich nach und nach zu einem furchteinflößenden Gekreische steigerte. Gleichzeitig tropfte immer mehr von der blutroten Flüssigkeit von der Decke, bis die zunächst einzelnen Tropfen schließlich zu einem kontinuierlichen Rinnsal verschmolzen.

Pino stand mittlerweile mit dem Rücken in die Ecke gekauert und wagte nicht mehr, sich zu rühren. Fast stockte ihm der Atem...

--- oberer Gang, irgendwo im Schiff

Nach der kurzen Verschnaufpause betrat der Schiffswart den anderen Gang, dort flammte sofort eine grelle Gangbeleuchtung an.

Als der Andorianer nach einigen schmervollen Sekunden wieder sehen konnte, stellte er fest, daß er sich jetzt offenbar wieder in einem etwas häufiger benutzten Teil des Wartungssystems befand.

Enttäuscht beschloß Zirt, an der nächsten Luke auszusteigen und sich wieder dem Rest der Mannschaft anzuschließen.

Und wirklich, nach ein paar Metern stieß der Schiffswart auf eine Luke in der Decke.

Er öffnete diese, schob seinen Oberkörper hindurch - und starrte in das ausdruckslose Gesicht des caldonischen Sicherheitsoffiziers! Irgendwie war der Andorianer wieder auf der Brücke gelandet.

--- Brücke

Irgendwie war sich der Andorianer sicher, daß es der Sicherheitschef der Ivory nicht gerne sah, daß Leute so einfach auf der Brücke auftauchten, wie es ihnen paßte - auch wenn das unabsichtlich passierte.

Entsprechend unangenehm war Zirt die Lage, in der er sich befand. Langsam zog er sich wieder in den Wartungstunnel zurück - entsprechend der Devise: "Es ist nichts passiert! Die letzte Minute war einfach eine Einbildung!"

Der Schiffswart klammerte sich an die Hoffnung wie an den sprichwörtlichen Strohhalm, daß Martengh ihn tatsächlich ignorierte. Stunk mit dem Chef der Sicherheit war sicher nicht gesund an Bord eines Schiffes.

Als Martengh das Geräusch der sich öffnenden Bodenplatte gehört hatte, war er herumgefahren, nur um zu sehen, daß dieser Attentäter es beinahe geschafft hatte, sich in seinen Rücken zu schleichen.

Der ghulianische Koch und die anschließende Reinigung der Brückenatmosphäre hatten den Sicherheitschef dermaßen abgelenkt, daß er für ein paar Minuten nicht auf Zirts Bewegungen geachtet hatte. Und obwohl dieser nicht wissen konnte, daß Martengh gerade mit anderen Dingen beschäftigt gewesen war, hatte er diese Unachtsamkeit eiskalt ausgenutzt.

Entweder dieser Andorianer war empathisch begabt, oder der schleimige Koch hatte Martengh ablenken sollten.

Wie dem auch sei - es würde ihm nicht noch einmal passieren, diesen Blauling zu unterschätzen. Und zu diesem Zweck war es nötig, daß er sich beherrschte und den sich langsam durch die Luke schiebenden Zirt nicht sofort vaporisierte.

Deshalb fragte er unschuldig: "Nanu, Mr. Birril? Suchen Sie etwas Bestimmtes, oder ist der Turbolift zur Brücke ebenfalls defekt?"

--- Holodeck 1

Als Tex wieder langsam zu Atem kam, ging der dunkelhäutige Hüne hinüber zur auf dem Bauch kauernden Holo-Programmiererin, hob diese mit seinem unverletzten Arm an ihrem Kragen auf seine Augenhöhe und brüllte sie an: "HABEN SIE SONST NOCH SPÄSSE AUF LAGER?"

'Späße? Was sollte ich haben?', dachte sich Elaine.

Erst nachdem sie ein paar Sekunden über diesen Satz nachgedacht hatte, verstand die Irin, was dieser Klingone damit auszudrücken versuchte bzw. sie beschuldigte. Daraufhin wurde sie ebenso zornig.

Wutentbrannt funkelte die Rothaarige ihr Gegenüber an und obwohl es nicht ihre Art war, sie war zu diesem Zeitpunkt zu allem fähig, schlug sie mit voller Wucht, ihre Hand zu einer Faust geballt, nach vorne, ohne genau darauf zu achten wo sie hintraf. Noch niemand, außer ihrem Vater, hatte es jemals gewagt, sie so zu behandeln und das konnte sie so überhaupt nicht leiden.

Dieser Hieb blieb nicht ohne Folgen. Als ihre Faust auf seinem Körper traf, spürte sie plötzlich einen fürchterlichen pochenden Schmerz, der sich von ihrer Hand ausgehend, ihren ganzen Arm hinaufzog. Schmerzverzerrt biß sie sich auf ihre Lippen um sich vor diesem Klingonen keine Blöße zu geben.

Dieser Schmerz ließ sie nun noch wütender werden, doch sie versuchte ihn zu ignorieren, denn was sie nun zu sagen hatte, bedurfte keiner Ablenkung, dafür war die Angelegenheit zu wichtig und gefährlich.

"Spaß? Glauben Sie etwa, daß ich diese Situation herbei geschworen habe, und daß ich die Sicherheitsprotokolle abgeschalten habe? Beschuldigen Sie mich eines Attentats?

Ich weiß ja nicht was für Verletzungen Sie davongetragen haben, doch ich denke, daß Ihr Gehirn einen Schaden abbekommen hat. Überlegen Sie doch einmal, was für einen Sinn hätte es, Sie und auch die anderen hier in diesem Holodeck zu ermorden? Es stimmt schon, daß ich glaube, daß hier ein Saboteur am Werk war, doch was für einen Gewinn hätte ich davon gehabt? Die Gefahr wäre zu groß gewesen, ebenfalls von diesen Jem'Hadar getötet zu werden."

Fragend blickte die Holodecktechnikerin Tex an, doch sie erwartete sich keine Antwort. Sie wußte ja selbst nicht einmal, wer das beabsichtigt haben könnte. Diese unmögliche Blondhaarige vielleicht? Elaine war sich nicht sicher. Ja, diese Shania war zwar gemein und hatte auch eine kühle ablehnende Ausstrahlung, doch ob sie wirklich so weit ging, nur um sie loszuwerden. Nein, das glaubte sie nicht.

Plötzlich schoß ein Name in ihre Gedanken, der sich die ganze Zeit auffallend verhalten hatte, und eben eine Axt auf sie geschossen hatte. Diese Person befand sich genau vor ihr und sah sie an.

Angst beschlich sie, denn wenn es stimmte, war ihr Leben so gut wie zu Ende. Es gab keinen, der sie retten konnte. Gene war bewußtlos, oder sogar tot und dieser Fletcher war ein Weichling, der kaum eine Chance hatte. Einen Fluchtweg gab es keinen und alle Möglichkeiten das Programm zu beenden bzw. nach Außen zu kommunizieren waren ausgeschaltet worden.

Die Irin befand sich in einer aussichtslosen Situation, in der es kein Entrinnen gab. Somit blieb ihr nur noch der Weg nach vorne auf den Klingonen zu, trotz ihrer derzeitigen prekären Position in der sie sich befand.

"Sie sind der Saboteur Mister Tex, der alles hier geplant hat, geben Sie es zu! Sie waren derjenige, der die Sicherheitsprotokolle ausgeschalten hat, um alle anwesenden Personen zu töten. Eben haben Sie einen Anschlag auf mich ausgeübt, der jedoch glücklicherweise fehlgeschlagen ist. Was haben Sie vor? Wollen Sie dieses Schiff zerstören? Oder wollen Sie es sogar kapern und nur vorher alle ausschalten? Es kann nur diese Möglichkeit geben, daß Sie der Feind sind, denn alle anderen haben nicht die Kraft dazu.

Ich bin der festen Überzeugung, daß dies ein geplanter Angriff von Ihnen war, und glauben Sie mir, kampflos gebe ich nicht auf. Also, sollte ich mich tatsächlich täuschen, dann müssen Sie mir schon sehr überzeugende Gründe nennen können, warum ich Ihnen Glauben schenken sollte, daß Sie bloß für den Captain dieses Schiffes arbeiten wollen, Mister Tex!"

Mit einem wegen der verletzten Rippen schmerzverzerrten Gesicht brach der Klingone in ein Lachen aus. Deswegen ließ er Elaine wieder hinunter auf den Boden und hielt sich mit der nun freien Hand Arm und Rippen, um den Schmerz etwas abzulenken. "Natürlich muß ich das gewesen sein. Immerhin bin ich unverletzt und habe mich aus allem rausgehalten!", raunzte er der Frau entgegen und konnte sich einen verächtlichen Blick zu dem sich immer noch "zurückhaltenden" Sam nicht verkneifen.

Wesentlich entspannter, nachdem er sich nun etwas beruhigt hatte, setzte Tex hinzu: "Aber Ihr Ton gefällt mir. Also los, kleine Lady, nehmen Sie Ihre Fernsteuerung und schalten das Ganze hier ab... oder nehmen Sie sich ein Messer und verteidigen uns, falls noch mehr von den Kerlen kommen." Die letzte Bemerkung hätte komisch klingen sollen, aber sie kam nur noch gepreßt hervor, zwischen zusammengebissenen Zähnen.

--- Mannschaftsmesse, Tisch 7

Noch während Shania über den plötzlichen Abgang des Klingonen nachdachte und sich fragte, ob die Probleme in der Technik mit diesem Isweda zu tun hatten, der sie auf ihrer vorigen Fahrt begleitet hatte und seit dessen Einstand an Bord plötzlich die Verschwörungen, die Martengh überall sah Wirklichkeit geworden waren, riß die Stimme des Navigators sie aus den Gedanken.

Irritiert starrte sie zu K'bal und versuchte seinen Worten einen Sinn zu geben, aber ohne Erfolg. Das kam davon, wenn man mit den Gedanken meilenweit entfernt war.

"Was war was?", fragte sie und wußte im gleichen Moment wo sie es aussprach, daß die Frage nicht sehr schlau klang. Deshalb fügte sie erklärend hinzu: "Tut mir leid, aber ich war vorhin nicht ganz bei der Sache. Wonach hat es denn Ihrer Meinung nach ausgesehen?"

Gleichzeitig hoffte die Amerikanerin, daß auch wirklich etwas zu sehen gewesen war, wofür der Klingone aufgesprungen war und es sich nicht bloß um ein Geräusch oder einen technischen Defekt gehandelt hatte.

Der Navigator ging verwirrt umher und faßte sich an die Stirn. Wieso hatte die Terranerin nichts gehört und nichts gesehen? 'K'bal, was ist nur mit dir los', dachte er bei sich, 'Jetzt siehst du schon weiße Mäuse!'

Laut fuhr er fort. "Ich dachte, ich hätte gerade ein Tier gesehen... eine Ratte..." Ohne weitere Erklärung ließ er Shania stehen und ging zurück zu den Replikatoren.

--- bei den Replikatoren

Langsam und bedächtig suchte der Klingone den Boden ab. Hierhin war das Tier gelaufen, und hier mußte es sich versteckt haben. Es konnte sich schließlich nicht in Luft aufgelöst haben. Zumindest nicht nach logischem Verständnis.

In der hintersten Ecke des Raumes wurde er fündig. Etwa zehn Zentimeter über dem Boden befand sich eine kreisrunde Öffnung in der Wand, die wahrscheinlich bei Wartungsarbeiten übersehen worden war. Normalerweise müßte dort ein Kolben oder ähnliches sitzen.

'Natürlich, ein Technikfehler', brummte K'bal, als er sich zu dem Loch hinunterbückte. Jetzt war er wirklich gespannt, was für ein Wesen sich dort versteckt hatte. Dann sah er es.

Zwei rote, funkelnde Augen.

Was immer das war, es war keine gewöhnliche Ratte.

Erschrocken zog der Klingone seinen Kopf zurück. "Bei der Schwiegermutter von Kahless! Was in aller Welt ist das!?"

Ebenso erschrocken von seiner Reaktion wich Shania einen Schritt zurück, die ihm unbemerkt hinterher gekommen war, aber immer auf einen größeren Abstand bedacht gewesen war.

Einen Klingonen zu erschrecken kam nie gut und konnte leicht auch gefährlich werden. Klingonen reagierten instinktiv, bevor sich noch ihre grauen - ob sie überhaupt grau waren? - Gehirnzellen einschalteten.

Nun wo er sie bemerkt zu haben schien, jedenfalls knurrte er unwillig, wagte Shania einen Vorstoß: "Eine Ratte oder etwas Ähnliches sagten Sie? Eine Ratte... Moment mal..."

In ihrer Erinnerung tauchte ein etwas schmutziger Charly auf, der unter einem Arm ein riesiges zusammengeknülltes Wischtuch trug aus dem sie ein leises Quieken zu hören glaubte, das jedoch unter Charlys Schimpftiraden über ungerechte Arbeiten unterging und sie später als Einbildung abgetan hatte.

Reine Einbildung?

Sie war sich jetzt nicht mehr so sicher. Im Gegenteil glaubte sie auf einen Trick des kleinen Roboters reingefallen zu sein. Es war ohnehin nicht seine Art einem Gespräch aus dem Wege zu gehen und so schnell seiner Wege zu gehen.

Ohne den Klingonen über ihre Vermutung aufzuklären betätigte sie ihren Communicator: "Shania an Martengh. Wir haben hier ein kleines Problem in der Mannschafsmesse. Es gibt hier einen kleinen Besucher, der garantiert nicht von dir an Bord eingeladen worden ist. Falls wir wirklich Personen befördern wollen, solltest du der Sache nachgehen... Shania Ende."

Dann wandte sie sich wieder K'bal zu: "Was immer das auch sein mag. Ich hoffe, es ist allein hier..." Die Amerikanerin bemerkte wie eine Gänsehaut über ihren Rücken kroch, sie mochte solch kleines Getier ebenso gerne wie Breen, die sich für Vulkanier hielten.

"Können Sie es fangen?" Hoffnungsvoll sah die große Frau den Navigator an.

--- Brücke

Der Andorianer erstarrte mitten in seiner Bewegung wieder in den Gang zurück zu kehren. Sich innerlich windend versuchte er dem Sicherheitschef mit möglichst unschuldiger Stimme zu antworten: "Ich ... ähm ... muß irgendwo falsch abgebogen sein, als ich versucht habe ... ähm ..."

In diesem Moment wurde er auf wundersame Weise durch eine eingehende Meldung gerettet!

"Shania an Martengh. Wir haben hier ein kleines Problem in der Mannschafsmesse. Es gibt hier einen kleinen Besucher, der garantiert nicht von dir an Bord eingeladen worden ist. Falls wir wirklich Personen befördern wollen, solltest du der Sache nachgehen... Shania Ende."

Geistesgegenwärtig nützte Zirt seine Gelegenheit: "Ja, genau das war es! Ich hab dieses Vieh auch das erste Mal in der Mannschaftsmesse gesehen, zusammen mit Miss Jordan! Dann hab ich weitere Spuren hier im Gang gefunden.

Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich mich gerne weiter auf die Jagt nach diesen klingonischen Riesenratten machen - so nannte sie wenigstens Miss Jordan!"

Hoffnungsvoll sah der Schiffswart Martengh an, immer noch halb im Boden steckend.

Eine klingonische Riesenratte.

Na prima.

Zuerst hatte Martengh bei Shanias Meldung geglaubt, ein ferengischer blinder Passagier hatte sich an Bord geschlichen. Aber daß sie nun eine Ratte an Bord hatten gefiel ihm gar nicht.

Nicht, nachdem der zahlende Gast dieser Fahrt... Martengh schloß die Augen, als ihm die wahre Bedeutung der beiden Meldungen aufging.

"Wie bitte? Sagten Sie Riesenratten? Mehrzahl? Mehr als eine?", schnappte Martengh zurück.

Wenn es mehr als eine gab, dann waren es wahrscheinlich auch mehr als mehrere. Also eher viele. Dem Sicherheitschef graute es vor eine Rattenplage an Bord. Wie waren diese Tiere an Bord gekommen? Sicher nicht von alleine, da er den einzigen Zugang zum Schiff unter ständiger Beobachtung gehalten hatte.

Also mußte sie jemand an Bord geschmuggelt haben, wahrscheinlich um ein zu frühes Ablegen zu verhindern.

Wem von der Besatzung konnte man ein solch phantasievolles Vorgehen zutrauen? Martengh schaute Zirt an, und es fiel ihm wie Schuppen aus den nichtvorhandenen Haaren. Dieser Mann kroch völlig unmotiviert in den Wartungsschächten herum, machte sich am Holodeck und am Transporter zu schaffen, und die Ratten tauchten nur dort auf, wo er bereits gewesen war.

Der Fall war klar. Das bedeutete, daß Zirt am besten wußte, wie viele Ratten unterwegs waren, und wo er sie ausgesetzt hatte. Es kam nun nur noch darauf an, ihm genügend Feuer unter dem Hintern zu machen.

Eine Disziplin, die Martengh beherrschte...

Freundlich lächelnd sagte er deshalb dem Andorianer: "Wenn Sie schon so eifrig Jagd machen wollen, übertrage ich Ihnen hiermit die Verantwortung dafür, daß sich in spätestens zwei Stunden keines dieser Tiere mehr an Bord befindet. Sollte ich auch nur noch Eines davon entdecken, werden Sie sich wünschen, nie geboren zu sein."

'...oder, wenn Sie wirklich so intelligent sind, daß ich nie geboren wäre...', setzte er in Gedanken hinzu.

Zirt mußte schlucken: Er alleine auf Rattenjagd in diesem Schiff, innerhalb von zwei Stunden? Mühsam unterdrückte der Andorianer ein Frösteln - bei den auf der Brücke herrschenden tropischen Temperaturen ohnehin ein Wunder und antwortete Martengh mit einem "Jawohl, ich mach mich gleich auf den Weg!"

Kurz überlegte er, wieder durch die Bodenluke in den Gang zu verschwinden, entschied sich aber dann doch anders, als er möglichst würdevoll die Brücke durch die dafür vorgesehene Tür verließ.

--- Deck 2, Gang vor der Brücke

Tief durchatmend blieb Zirt noch einmal vor der Brückentür stehen - was sollte er jetzt machen?

'Ich hab's, zuerst besorge ich mir eine Jagdausrüstung und dann laß' ich mir von Zinda helfen!', strahlte der Andorianer, glücklich über diesen Geistesblitz!

Schnell lief er in Richtung Lagerräume los, um sich dort die nötige Ausrüstung zu replizieren.

--- Holodeck 1

Wieder heil und sicher auf dem Boden stehend, betrachtete Elaine den großen Klingonen, wie er vor ihr stand und sie von oben herab auslachte.

Schon als Kind, hatte die Irin so etwas nie leiden können, daher war es auch kein Wunder, daß sie sehr mit sich kämpfen mußte, um nicht wieder ausfallend zu werden.

Dieser Tex, wußte es mit Worten umzugehen und andere Leute damit zu beeinflussen, so daß diese genau das machten, was er wollte, doch damit wollte sich Elaine nicht zufrieden geben, besser gesagt, mochte sie nicht klein beigeben. Ganz bestimmt nicht.

"Erstens Mister Tex, bin ich nicht eine kleine Lady, sondern eine emanzipierte Frau, die sich nicht von Leuten wie Ihnen einschüchtern, oder sogar beeinflussen läßt, daher ersuche ich Sie, mich nicht mehr als dieses zu bezeichnen, sondern respektvoll als das anzusehen, was ich bin.

Zweitens, habe ich vor fünf Minuten, sollten sie meine Aussage nicht mitbekommen haben, mitgeteilt, daß ich keinen Zugang zum Hauptcomputer bekomme, noch daß ich eine Möglichkeit habe, das Programm zu beenden oder abändern, so daß wir leider gezwungen sind, zu warten, bis irgend jemand von Außen uns vermißt.

Und zu guter Letzt Mister Klingone, sehe keinen Grund mich mit dem Rücken zu Ihnen aufzustellen um Seite an Seite mit Ihnen zu kämpfen, da ich noch immer keine Beweise von Ihnen gehört habe, daß Sie loyal zur Ivory stehen, und kein Verräter sind."

"Nun gut, Miss 'emanzipierte Frau', dann haben wir wohl eine Pattsituation. Ich sehe nach dieser 'Vorstellung' nämlich auch keine Beweise, daß Sie eine gute Holodeckprogrammiererin sind. Vielleicht hätte ich zum Beweis meiner Loyalität zulassen sollen, daß Ihr Programm Sie tötet und SIE damit dem Schiff nicht durch eine weitere solche Glanzleistung schaden können", war Tex´ Antwort auf die Anfeindungen, die ihm entgegenkamen.

Der Klingone schaute sich um und meinte in die Runde der Anwesenden: "Hat vielleicht jemand der Crewmitglieder einen Communicator oder etwas Anderes, um auf uns aufmerksam zu machen?" Mit einem Blick auf den am Boden liegenden Gene etwas drängender: "...vielleicht recht hastig?" Im gleichen Moment verschwanden einige der Büsche zur Linken des dunkelhäutigen Hünen und machten dem unverkennbaren Muster einer Holodeckwand Platz.

Wenige Sekunden später waren nur noch die Wände des Holodecks zu erkennen, gefolgt vom Klirren der auf den Boden fallenden Waffen der Sicherheitler. In die Verwunderung der Gruppe mischte sich das Herausspringen einer Wartungsklappe in einer Wand, gefolgt von einem elektrischen Knistern und einer Qualmwolke daraus. Das aus der Klappe hervordringende Quieken ließ darauf schließen, daß es kein normaler Systemfehler war.

Tex achtete jedoch nicht darauf und sah sich um. Niemand machte irgendwelche Anstalten, einen Communicator zu benutzen. Er kniete sich neben seinen am Boden liegenden Kampfgefährten und untersuchte diesen kurz. Trotz dessen Fleischwunde konnte der Klingone keinen Grund für die Ohnmacht finden. Sollte die Konstitution dieses Menschen trotz seines robusten Äußeren so schwach sein?

Zu Elaine gewandt, die anscheinend nun nicht wußte, was sie tun sollte, rief der Hüne: "Hey, wie wär's, wenn Sie sich mal nützlich machen, große Lady, und schon mal zur Krankenstation traben und uns anmelden? Es scheint ja nicht möglich zu sein, sonst irgendwie zu kommunizieren hier."

Die Irin schien den Ernst der Lage über ihre Gefühle zu stellen, denn sichtlich mißmutig machte sie sich auf den Weg hinaus aus dem Holodeck.

Mit verzerrtem Gesicht stellte sich Tex wieder hin und wandte sich nun an Sam, der inzwischen aufgestanden war: "Hey, kommen Sie her und helfen Sie mir, ihn zur Krankenstation zu bringen... SOFORT, ODER SOLL ICH IHNEN EIN PAAR KNOCHEN BRECHEN?" Den letzte Teil brüllte der Klingone, weil dieser Mensch Anstalten machte, sich angewidert wegzudrehen. Nun jedoch half er, Gene hochzuziehen und hinauszutragen. Das Blut, das auf seine Kleidung kam, schien für ihn schlimmer zu sein, als der Kampf, der bis vor einigen Augenblicken noch andauerte.

--- Mannschaftsmesse, bei den Replikatoren

Der Klingone hatte sich bereits wieder zu der Öffnung heruntergebeugt und spähte vorsichtig hinein.

"Sicher", murmelte K'bal halblaut, "wenn es eine normale Ratte ist kann ich sie fangen. Sie hat ja keinen anderen Ausweg. Aber irgend etwas stimmt mit diesem Vieh nicht..."

Vorsichtig tastete er mit seiner rechten Hand in dem Loch herum. Plötzlich durchfuhr ihn ein stechender Schmerz, und er zog den Arm schreiend wieder zurück. Entsetzt starrte er auf die blutige Wunde an seinem Zeigefinger. Das Biest hatte ihm glatt einen Teil seiner Fingerkuppe abgebissen!

Das Tier nutzte die Gelegenheit zur Flucht, und zum ersten Mal konnten Shania und K'bal einen kurzen Blick erhaschen. Es sah tatsächlich aus wie eine normale Ratte, aber seine Augen leuchteten unnatürlich rot.

Mit einem aggressiven Fauchen sträubte das Tier seine Nackenhaare und zeigte seine blutverschmierten Zähne.

Wie auf Kommando öffnete sich in diesem Augenblick die Tür zur Mannschaftsmesse. In Rekordgeschwindigkeit war die Ratte zum Ausgang gesprintet und um die nächste Ecke verschwunden - Vorbei an einem verduzten Charly, der nicht einmal zu realisieren schien, was er gerade getan hatte.

"Verzeihen Sie, ich war gerade dabei, die Quartiere zu reinigen, und da habe ich einen Schrei gehört. Ist jemand verletzt? Mister K'bal, warum schauen Sie mich denn so böse an...?"

'Soll sich Shania darum kümmern, diesen Roboter zu maßregeln. - Ich bin doch nicht für die technische Einrichtung an Bord zuständig!', seufzte der Klingone innerlich, während er sich seine verletzte rechte Hand hielt.

Er wandte sich an die Terranerin, die immer noch hinter ihm stand. "Was immer das war, wir sollten es fangen, bevor es noch mehr Schaden anrichtet. Ihr Martengh wird sicher die richtigen Schritte einleiten. Aber wenn Sie gestatten... Ich würde jetzt doch ganz gerne die Krankenstation aufsuchen!"

Shanias Augen hatten ärgerlich gefunkelt, als gerade Charly es war, der das Tier entkommen ließ. Denn immerhin hatte sie gerade einen Klingonen an ihrer Seite, der es sicher für seine Pflicht als Krieger halten würde das Ungeziefer zu vernichten oder wenigstens zu fangen.

Auch wenn er sich für einen Krieger ziemlich dumm anstellte und wegen so einer kleinen Verletzung auch gleich zum Arzt mußte. Ungewöhnlich für einen Klingonen stellte die Amerikanerin verwundert fest. Vor Knochenbrüchen oder Amputationen mußte man diese Rasse meist sogar zwingen auf die Krankenstation zu gehen. Narben trugen sie wie Orden zur Schau.

Für einen Moment schwankte sie darin, erst mal Charly zu befragen, aber der lief ihr schließlich nicht weg. So konzentrierte sie sich wieder auf den verletzten Klingonen: "Die Krankenstation befindet sich auf Deck 2 und da Sie den Weg zum Turbolift kennen, werden Sie sicher auf meine Begleitung verzichten. Wo genau die Krankenstation liegt, wird Ihnen unser Computer sicher gerne sagen."

Damit wandte sie sich wieder Charly zu, der entweder doch begriffen hatte, daß er hier im Moment nicht gerade gut angeschrieben war oder einfach ein schlechtes Gewissen hatte. Denn er war gerade dabei sich umzudrehen und sich wieder aus dem Staub zu machen, während sie noch mit K'bal sprach.

"Moment, Charly!", rief Shania dem kleinen Roboter zu und er schien mitten in der Bewegung zu verharren. "Komm doch mal hier rüber zur Theke, ich hab etwas mit dir zu besprechen." Ihre Stimme klang sehr kühl und Charly rollerte zur Theke ohne ein Wort zu verlieren. Sehr ungewöhnlich für das größte Plappermaul der Ivory.

Sie nickte noch mal entschuldigend dem Klingonen zu und ging dann zu Charly an die Theke.

"Ich werde mich schon zurechtfinden, danke", murmelte der Navigator, während er Richtung Ausgang marschierte. Offenbar war seine kleine Finte aufgegangen.

--- Deck 3, vor der Mannschaftsmesse

Nicht im Traum hätte K'bal daran gedacht, den Mannschaftsarzt nur wegen einer kleinen Fleischwunde aufzusuchen. Das Blut war schon längst wieder getrocknet, und allmählich bildete sich eine rosarote Kruste an seinem Finger.

Der Klingone grinste. Medizin hin oder her, manchmal hatte es auch Vorteile, einer Kriegerrasse anzugehören. Das würde eine schöne Narbe geben.

Obwohl man nie wissen konnte, welche Infektionen durch einen Rattenbiß übertragen wurden...

Er verwarf den Gedanken und konzentrierte sich wieder auf sein eigentliches Vorhaben. "Computer, wo finde ich die Wissenschaftsstation?"

Nach einer ungewöhnlich langen Pause antwortete die Stimme. "Die Wissenschaftsstation befindet sich auf diesem Deck, etwa 200 Meter von hier. Immer der Nase nach."

Grunzend schlug der Navigator den angegebenen Weg ein. Shania mußte nicht wissen, daß die Krankenstation nur ein Vorwand gewesen war; Er wußte schließlich selber nicht genau, was er eigentlich in der Wissenschaft wollte. Aber der Anblick der Ratte hatte eine alte Erinnerung in ihm geweckt - Und es gab nur einen Weg, mehr herauszufinden...

--- Lagerraum 4, vor dem Replikator, inzwischen

Nach einiger Zeit des Suchens hatte der Schiffswart endlich seine Ausrüstung zusammen: ein überdimensionales Schmetterlingsnetz, allerdings aus nahezu unzerstörbaren Kunststoffäden - er wollte seine Beute ja nicht gleich töten, und einen Tricorder.

Mit letzterem wandte er sich an den Schiffscomputer: "Hallo Zinda! Kannst du mir helfen?"

"Aber natürlich Zirt! Du weißt ja, daß du dich nur bei mir zu melden brauchst!", antwortete die tolle Stimme von überall und nirgends.

'Oh große Mutter! Wenn diese Stimme bloß einen ebensolchen Körper besitzen würde!'

Laut sagte Zirt:" Könntest du mir diesen Tricorder so programmieren, daß er mir alle Wesen an Bord anzeigt, die dem gleichen, das Mrs. Shania in der Mannschaftsmesse gesehen hat?"

Sofort antwortete Zinda: "Sicher, kein Problem! Halte den Tricorder einmal gegen das Terminal neben dem Replikator.

Nachdem der Andorianer die Anweisung befolgt hatte, sah er das Display am Tricorder lebendig werden. Nach kurzer Zeit schon tauchte ein Plan des Schiffes auf, in dem sich ein violetter Punkt durch die virtuelle Mannschaftsmesse bewegte.

"Kann ich sonst noch etwas für dich tun, mein Schatz?", flötete die Computerstimme.

"Ja, wünsch mir eine gute Jagd!", antwortete Zirt, während er schon voller Jagdeifer in Richtung Mannschaftsmesse rannte.

--- Krankenstation

Bewegungslos stand Jordan vor einer Konsole und dachte nach. Jiran hatte eine Nachricht hinterlassen, er sei in seinem Quartier, so daß sie sich in Ruhe dem Tier hatte widmen können, das momentan hinter einem Kraftfeld friedlich schlummerte.

Wie sich herausstellte, hatte sie mit der Bezeichnung "Kampfratte" daneben gelegen, es handelte sich um eine Abart der seltenen romulanischen Wüstenkatze. Im Gegensatz zur natürlichen Spezies jedoch gab es zwei eindeutige Unterschiede: zum einen war das Tier asexuell und pflanzte sich von selbst fort. Es dürfte also noch mehrere von der Sorte an Bord geben. Zum anderen ... nun, es wuchs, etwa drei Zentimeter pro Tag, und sie war nicht sicher, wann es damit aufhören würde.

Ein paar Anfragen an den Computer hatten sie relativ schnell zu einer Aufzeichnung geführt, in der von einem sogenannten GUINEA-PIG-PROJECT die Rede war. Leider wurde in dieser Datei mit Details gespart, und es warfen sich ihr diverse Fragen auf.

Versuchte jemand, dieses Schiff mit Hilfe von Katzen zu infiltrieren?

"Computer ...", begann sie gerade eine neue Anfrage, als sich hinter ihr zischend die Tür öffnete.

Sie wandte sich um. Eine junge Rothaarige stand im Eingang, der sie bisher noch nicht begegnet war. Jordan musterte sie interessiert. Sie wirkte etwas lädiert, als sei sie gerade entweder durch ein paar Jeffriesröhren gekrochen - auf der Suche nach romulanischen Wüstenkatzen?! - oder einem Straßenkampf auf der Raumbasis entronnen. Zumindest sah man keine offenen Wunden.

Automatisch griff sie nach ihrem medizinischen Tricorder. "Kann ich Ihnen helfen? Sind Sie verletzt?"

So schnell wie sie konnte, war Elaine durch den langen Gang gesprintet, nachdem sie von der weiblichen, etwas abweisenden Computerstimme den Weg zur Krankenstation erfahren hatte, um anschließend schweratmend, mit einer Hand auf ihre stechende Seite gepreßt und mit pochenden Herzen, dort anzukommen.

"Ja, ich brauche Hilfe", stammelte die geschockte Rothaarige, schwer nach Luft schnappend. "Ich meine nicht mich. Also ich wollte sagen, ich bin nicht verletzt. Nein, ganz bestimmt nicht."

Elaine konnte vor lauter Aufregung und Schock wegen Foster und seinen Verletzungen, die er von dem Kampf mit den Jem'Hadar davon getragen hatte und zu der Befürchtung, daß er nicht sogar tödlich getroffen worden war, nur zusammenhanglose Sätze formulieren.

Sie würde sich das niemals verzeihen, daß jemand von einem ihrer Programme zu schaden kam, vor allem wenn es jemand war den sie mochte.

Auch befand sie sich wegen der Worte des Klingonen in Aufruhr. Was sollte sie bloß von ihm halten? War er ein Verräter oder nicht? Warum aber sollte er sie töten wollen, um dann einen von ihnen zu retten? Fragen über Fragen, doch Antworten waren keine in Sicht.

Elaine blickte der Ärztin ins Gesicht und merkte, daß diese sie nur fragend und abwartend anblickte. 'Ich muß mich zusammenreißen, es steht zu viel auf dem Spiel, als daß ich mir auch nur einen Fehler leisten könnte.'

Einmal tief ein- und ausatmend, versuchte sich die Irin zu beruhigen und ihre Gedanken wieder zu ordnen, was ihr damit auch gelang. Flehend wandte sie sich erneut an ihr Gegenüber.

"Bitte, ich brauche Hilfe. Auf dem Holodeck fand gerade ein Kampf mit mehreren Jem'Hadar, unter abgeschalteten Sicherheitsprotokollen statt. Ein Mann ist schwer verletzt und bewußtlos. Er wird gerade von einem Klingonen hergebracht. Bitte, Sie müssen ihm helfen."

"Immer mit der Ruhe", erwiderte Jordan nur, nickte und ging hinüber zu einem der Schränke, um ein paar Hyposprays zu holen, von denen sie glaubte, daß sie sie brauchen könnte. "Möchten Sie ein Beruhigungsmittel?"

Sie machte sich nicht die Mühe, sich nach Elaine umzusehen, und legte ein paar Gegenstände beiseite, die Doktor Jiran auf dem vorderen Biobett hatte liegen lassen.

Wo der Bajoraner sich aufhielt, wußte sie momentan nicht. Automatisch bereitete sie das Eintreffen des Verletzten vor. Dabei dachte sie schlicht nicht daran, den Doktor zu informieren. Ohnehin, schließlich war dies ein Notfall, und auf sein Auftauchen zu warten konnte eventuell bereits zu lange dauern!

--- Wissenschaftsstation

Die Tür zur Wissenschaft öffnete sich mit einem lauten Zischen. Aus den Augenwinkeln sah die junge Romulanerin, die gerade in einem Nebenraum das Inventar aufnahm, nur noch einen weißhaarigen Klingonen in Richtung Konsole stürmen.

"Einen Moment", schrie sie mit hysterischer Stimme. "Sie können da nicht so einfach ran!"

K'bal stieß ein paar undeutliche Flüche aus. Diese Rasse war ihm schon immer verhaßt gewesen, und im Moment stand ihm auch nicht der Sinn nach mehr Völkerverständigung. Unbeeindruckt marschierte er an der protestierenden Wissenschaftlerin vorbei.

Die Romulanerin begann, an ihrem Communicator herumzufummeln, und funkelte den Eindringling böse an. "Sie müssen sich ausweisen, oder ich bin gezwungen, Mister Martengh über diesen Vorfall zu informieren!"

Langsam, geradezu provozierend langsam drehte der Klingone sich um. Er starrte die Vertreterin der feindlichen Rasse eisig an, dann schüttelte er den Kopf. "Ich bin Navigator an Bord dieses Schiffes", knurrte er, "aber wenn
Sie mich jetzt nicht an den Hauptcomputer lassen, gibt es hier bald nichts mehr zu navigieren." Mit diesen Worten stieß er die Frau beiseite.

'Ratten und Romulaner', ging es ihm durch den Kopf, 'was hat mir dieser Tag noch zu bieten?'

Er nahm auf dem größten Sessel im Raum Platz und loggte sich in die Datenbank der Schiffswissenschaft ein. Ihr Umfang war nicht sonderlich groß; er konnte nur hoffen, daß er fand, wonach er suchte.

"Computer", murmelte er mit zittriger Stimme, "Ich brauche alle verfügbaren Informationen über ... das GUINEA-PIG-PROJECT!"

Nervös trommelte er auf der Konsole, während die Datenbank durchsucht wurde. Schließlich wurde er fündig. Gierig begann er den aufgeschlagenen Text zu lesen.

"GUINEA-PIG-PROJECT, ehemaliger Deckname eines illegalen Forschungsprojektes im System Cobi Dur. Über einen geschätzten Zeitraum von etwa zwei Jahren wurde hier ein stillgelegtes Raumdeck von einem internationales Forschungsteam unter der Leitung von Professor Yuri Musarow (Terra) für gentechnische Versuche mißbraucht..."

Schnell überflog K'bal die restlichen Informationen. Als er zu den Fotos gelangte, mußte er schlucken. Es stimmte also, was man sich von Zeit zu Zeit auf Raumhäfen und ähnlichen Orten erzählte. Das GPP hatte es wirklich gegeben, und nun hatten SIE diese Biester an Bord.

Er sprang auf und verließ die Station, vorbei an einer immer noch konsternierten Romulanerin. Jetzt mußte er Martengh informieren. Sie durften nicht zulassen, daß Crewmitglieder weiterhin auf eigene Faust hinter den "Ratten" her waren. Diese Viecher waren viel zu gefährlich...

--- Mannschaftsmesse, Theke

"Charly, ich denke, du bist mir eine Erklärung schuldig", platzte Shania heraus und sah den kleinen Roboter strafend an. Dieser jedoch zückte ein Tuch und wischte geschäftig über die Theke. Eifriger hatte sie ihn noch nie putzen gesehen. Ein Umstand, der ihn noch verdächtiger machte, nachdem die Amerikanerin gesehen hatte, daß die Theke beim Betreten des Messe mehr als sauber gewesen war.

"Ich weiß gar nicht was Sie meinen, Miss Shania, Sie wissen doch, daß ich immer nur brav meine Arbeit hier an Bord verrichte und nur deshalb hierhergekommen bin und meine Arbeit sträflich im Stich gelassen habe, weil ich einen Schrei gehört habe, der wie sich herausstellte von diesem Klingonen in Ihrer Begleitung zu stammen schien und ich sehr um die Gesundheit aller Mitglieder an Bord besorgt bin, weil wir..."

Shania unterbrach Charlys sinnloses Dauergeplauder einfach ohne ein Ende abzuwarten: "DAS interessiert mich nicht." 'Ich möchte wissen, was du letztens in dem Bündel unter dem Arm hattest?', wollte sie schon fragen, ging dann aber einen noch direkteren Weg um sein hartnäckiges Schweigen zu brechen. "Hast du nur eine dieser Ratten an Bord gebracht oder waren es mehrere?"

Die roten "Augen" des Androiden begannen hektisch zu blinken und sein Maschinengehirn schien schlagartig zu begreifen, daß leugnen jetzt keinen Sinn mehr machte und er sich dadurch nur näher an eine schon unzählige Male angedrohte Kontrolluntersuchung im Maschinenraum brachte.

"Eine....", murmelte er scheinbar zerknirscht und setzte dann blitzschnell hinzu: "aber es handelte sich eindeutig um einen Notfall und da mußte ich einfach handeln, blitzschnell handeln, wenn ich Mister Martengh gefragt hätte, dann wäre es sicher zu spät gewesen und das arme Tier hätte noch mehr gelitten, als es ohnehin schon der Fall war. Sie wissen doch wie gerne ich immer schon ein Haustier haben wollte, aber alles was mir Mister Martengh gestattet hat, war hinter seinem unerzogenen verwöhnen Kater herzuwischen, weil er es noch immer nicht geschafft hat ihn stubenrein zu bekommen, stubenrein, was für eine Bezeichnung wo ein Schiff doch nur Quartiere besitzt. Diese Cauori von der dieser Kater stammt die hat ja ein schlimmes Schicksal erlitten, Sie erinnern sich sicher noch an die Reise auf der wir sie tot in ihrem Quartier vorfanden und ihre Schlange ebenfalls, was für eine Schweinerei das Blut wieder aus dem Quartier zu entfernen und dann noch der arme Mister Tegger...."

"Ruhe!", schrie die große Frau entnervt und wunderte sich selbst, daß sie nicht ruhig bleiben konnte. Aber nach dem Ärger auf dem Holodeck war ihre gute Laune wie weggeblasen. Sie vermißte sogar wieder die Ruhe, die noch gestern auf diesem Schiff geherrscht hatte. "Raus mit der Sprache Charly und keine weiteren Ablenkungsmanöver und Anekdoten aus der guten alten Zeit der Ivory oder ich stelle dich meinem neuen Freund Pino vor, er ist Techniker und er würde sich liebend gerne um deine Chips kümmern um deine Tierliebe runterzuschrauben."

Einen Moment schien Charly zu überlegen, ob Shania es wirklich ernst meinte, doch selbst er erkannte die Anzeichen, wenn sie nicht mit sich reden ließ. In einer theatralischen Geste der Hilflosigkeit und Resignation fuhr er seine tentakelartigen Arme wieder auf normale Länge ein und seufzte leise:

"Ich hatte einen Rückfall. Sie wissen doch noch wie sehr mich der Weggang von Mister Pormas, meinen einzigen wahren Freund hier an Bord, getroffen hat und wie schwer ich mich von diesen Schlag erholt habe. Wochenlang habe ich Putz- und Rostflecken übersehen, Sie müssen sich vorstellen was das bedeutet und durch mein Schweigen mußte ich mich ständig an die Energiequelle des Schiffes anschließen..."

Nur mit Mühe konnte sich Shania ein süffisantes Grinsen verkneifen. Sein Schweigen wie Charly es nannte, hatte darin bestanden, daß er kleine Pausen zwischen den Sätzen machte und so auch mal Normalsterblichen die Möglichkeit gab etwas zu sagen. Etwas das nie jemand als Schweigen angesehen hatte. Aber anscheinend war es dem Roboter schwerer gefallen, als sie geglaubt hätte.

"Nun fühlte ich mich wieder so schrecklich alleine, als ich nichts weiter zu tun hatte und da entdeckte ich einmal dieses arme Tier und fühlte mich verantwortlich mit einem Ziel vor Augen... Ja, ich habe es an Bord gebracht, aber es war nur ein einziges Tier, leider wurde es immer größer und größer und irgendwann gelang ihm die Flucht aus seinem Käfig und seit dem habe ich es nie mehr gesehen, obwohl ich durch meine Arbeiten so gut wie überall an Bord hinkomme und es ständig und ohne Unterlaß Tag und Nacht gesucht habe... Oh, Mister Martengh wird mich umbringen, wenn er davon erfährt, er wird mir einfach mein Energierelais aus der Brust reißen und..." Mehr hörte sie schon nicht mehr, da sich die Türen der Mannschaftsmesse hinter Charly schlossen.

Die Amerikanerin blieb allein an der Theke zurück. Sie hatte ihn nicht daran gehindert den Raum zu verlassen, da sie alles gehört hatte, was ihr wichtig war. Und Charly würde sicher in nächster Zeit die entlegendsten Ecken der Ivory putzen an die bisher noch kein menschliches Wesen je vorgedrungen war um dem Sicherheitschef aus dem Weg zu gehen.

"Kein Nachteil, der nicht auch einen kleinen Vorteil birgt", meinte Shania zu sich selbst und ging in die Bar um sich selbst einen auszugeben.

Vielleicht aber auch mehrere...

--- Deck 2, Gänge

Die Gänge waren leer, also kam der kleinen Gruppe auch niemand zur Hilfe, um den Verletzten zur Krankenstation zu bringen. Tex merkte nun deutlich, wie auch seine Kräfte schwanden. Zwar hielt er Foster auf seiner Seite mit dem unverletzten Arm, aber der andere Arm und die gebrochenen Rippen riefen nun bunte Kreise hervor, die vor seinen Augen tanzten.

Endlich kam die Tür zur Krankenstation in Sicht und sie öffnete sich noch, bevor die kleine Gruppe in ihrer Nähe war.

--- Krankenstation

Jordan wollte Elaine gerade fragen, was sie genau eigentlich geschehen war, als sich die Tür wieder öffnete und sich ihr ein interessantes Bild bot: ein Klingone trug einen Romulaner herein.

Tex zog den immer noch bewegungslosen Gene in die Krankenstation. Daß er das nun alleine tun mußte, hatte er kurz vorher erkannt. Nur zwei Personen paßten gleichzeitig durch die Tür und Sam hatte die Gelegenheit genutzt, ihm den Vortritt zu lassen. Mit letzter Kraft und seine Umgebung kaum noch wahrnehmend hob der Klingone seinen Kampfgefährten auf eine Liege, was ein fast hörbares Knirschen seiner gebrochenen Rippen verursachte, seinen Arm spürte er seit Minuten nicht mehr.

Irgendwo im Hintergrund vernahm der inzwischen mehr wankende, als gehende Hüne Frauenstimmen, die sich aufgeregt den Weg in sein Bewußtsein suchten, aber nicht fanden. Schwerfällig suchte er den Weg zu einer anderen Liege... Schlafen... ja, das wäre schön... einfach nur kurz ausruhen, dann würde es schon wieder gehen... Irgendwie gelang es Tex tatsächlich, sie zu finden und sich darauf fallen zu lassen. Alles was er sah, war verschwommen und undeutlich, bis auf das Bild einer unbekannten Frau, daß nicht hierher zu passen schien, aber auch nicht verschwand, als die Welt herum dunkel wurde.

Durch seinen angeschlagenen Zustand konnte der Klingone auch nicht mehr bemerken, wie Sams Augen auf einmal zu leuchten begannen. Er stand immer noch in der Tür. Doch während Tex die Schwerarbeit machen mußte, gingen ihm schon wieder viel wichtigere Dinge durch den Kopf.

So nickte er allen noch einmal entschuldigend zu, bevor er sich auf den Weg machte. Zumindest den Frauen, die so taten, als wäre er Luft für sie. Schlaue kleine Dinger. Auf dieses alte Spiel der terranischen Paarungsrituale würde er später zurückkommen. Jetzt gab es eine Gelegenheit, die unbedingt genutzt werden wollte.

Jordan vergaß den Klingonen in dem Moment, als er sich auf die andere Liege fallen ließ und sie sich wieder dem Romulaner auf dem anderen Biobett zuwandte. Der, stellte sie fest, hatte nur im ersten Moment wie ein Romulaner gewirkt. Von den wage romulanisch geschwungenen Gesichtsknochen abgesehen, die auf eine Verwandtschaft hindeuteten, war er menschlich.

Von einer Wunde an der Schulter abgesehen war er unverletzt, scheinbar hatte ihn nur der Blutverlust ohnmächtig werden lassen. Jordans Tricorder zufolge rutschte die Klinge am Schlüsselbein ab.

"Geben Sie mir ... ", wandte sie sich an die wartende, unruhig wirkende Frau, winkte dann ab und griff selbst nach dem Dermalregenerator, um sich der Wunde anzunehmen.

Sie warf noch einen Blick auf den Klingonen. Er benötigte zwar ebenso eine Behandlung, doch wenn er es hierher geschafft hatte, würde er warten können. Inzwischen hatte sie sich auch an den Doktor erinnert - nun jedoch schien es ihr egal, ob sie ihn noch rief oder nicht. Wenn es No'Orba nicht paßte, daß eine Krankenschwester die Verletzten behandelte, würde er sie so oder so rausschmeißen.

Die Wunde ihres Patienten war binnen kurzem verschlossen, und sie injizierte ihm noch ein Hypospray, das ihm helfen würde, das Bewußtsein wiederzuerlangen, bevor sie sich endlich um den Klingonen kümmern würde.

--- Deck 3, Gänge

Noch wenige Meter bis zum Turbolift. K'bal war schon dabei, sich die Worte für sein Gespräch mit Martengh zurechtzulegen, als aus einem Nebengang ein Fauchen ertönte. Instinktiv blieb der Klingone stehen.

Langsam wanderte seine Hand in Richtung Hüfte, um nach einer Waffe zu tasten, blieb aber auf halber Höhe stehen. 'Verdammt', die Erkenntnis traf ihn wie ein Knüppel, 'Mein Gepäck liegt noch auf der Wissenschaftsstation!' Er schimpfte kurz mit sich selbst und biß sich auf die Zunge. Dann drehte er seinen Kopf leicht zur Seite.

Das war nicht die Ratte aus der Mannschaftsmesse. Oder doch? Sie saß zwar friedlich auf ihrem Platz und rührte sich nicht, aber trotzdem war sie dem Navigator jetzt noch unheimlicher als vorhin. Nein, das mußte ein anderes Tier sein, immerhin war es fast doppelt so groß wie das erste. Und noch etwas war anders.

Es sah aus, als wüchse dem Tier ein zweiter Kopf.

Ungläubig sah K'bal mit an, was nun geschah. Aus der gigantischen, fast schon kugelförmigen Ratte wuchs allmählich ein zweites Paar Vorderbeine, ein zweites Paar Hinterbeine, dann ein zweiter Schwanz. Unter erbärmlichem Kreischen zerriß das Tier in zwei blutverschmierte Hälften, die sich kurz orientieren mußten, um dann ihrerseits das Weite zu suchen. Zurück blieb nur eine kleine Blutlache und ein fassungsloser Klingone.

"Zellteilung...", war lange Zeit das einzige, was er sagen konnte. Diesen Anblick mußte er erst einmal verdauen. Dann stürmte er in den Turbolift. "Computer, Brücke!"

--- Mannschaftsmesse, zur gleichen Zeit

Zischend glitt die Tür zur Mannschaftsmesse auf und eine seltsame Gestalt sprang in den Raum: mit einem überdimensionalem Schmetterlingsnetz bewegte sich Zirt zielstrebig in die Mitte des Raums und blickte sich suchend in alle Richtungen um. Dann starrte er auf einen Gegenstand in seiner Hand, der sich bei genauerem Hinsehen als Tricorder entpuppte und tippte darauf herum.

Shania, die an der Bar stand, ignorierte der Andorianer in seinen orange-grünen Bermuda-Shorts dabei völlig.

Zur Abwechslung einmal mit einem Breen-Fluch auf den Lippen sah er frustriert auf und blickte die Terranerin dann doch an: "Die Riesenratte! Wo ist sie hin?", stieß der Aushilfskammerjäger hoffnungsvoll hervor.

Shania hatte sich ein Lachen gerade noch verbeißen können, indem sie sofort weggeblickt hatte, als Zirt die Messe betreten hatte. Nun aber blieb ihr nichts anderes übrig, als ihn doch noch anzusehen. Ein Grinsen breitete sich über ihre Lippen aus und versuchte ihr das Lachen doch noch zu entlocken.

Der Andorianer sah aus, als würde eigentlich er in das Netz gehören, als besonders ausgefallene Spezies oder letztes Exemplar einer bereits ausgestorbenen Rasse. Doch die Amerikanerin versuchte angestrengt ernst zu bleiben, stellte ihren Drink auf die Theke und zeigte mit der freigewordenen Hand auf den Ausgang der Mannschaftsmesse.

"Wenn du dich beeilst kriegst du sie vielleicht noch, aber sie ist schon vor einer Weile abgehauen und hatte ein ganz schönes Tempo dabei drauf. Aber ich warne dich lieber gleich vor. Das Ding hat schon ein Stück Klingone gefressen und es könnte gut sein, daß es nicht sehr wählerisch ist und auf den Geschmack gekommen ist." Noch einmal musterte sie ihn, da er anscheinend vor hatte es mit dem pelzigen Untier allein aufzunehmen.

"Und auf das Ding da...", sie deutete dabei kopfschüttelnd auf das Netz in seinen Händen, "würde ich mich dabei nicht verlassen. Das wird es durchgenagt haben, noch bevor du überhaupt bemerkst, daß du es mit deinem Netz überhaupt gefangen hast."

Zirt warf einen kurzen Blick auf seinen Tricorder, verstand dabei nur "Wenn du dich beeilst kriegst du sie vielleicht noch, ...." und drehte sich auf seinen Absätzen um, um in unglaublicher Geschwindigkeit wieder aus der Mannschaftsmesse zu stürzen.

Kopfschüttelnd wandte sich Shania wieder ihrem Drink zu. Sie kippte den Rest in einem Zug runter und sah sich dann um. Hier war zur Zeit nicht viel los. Eigentlich gar nichts.

Jetzt blieben ihr zwei Möglichkeiten. Entweder sie wartete bis zufällig hier jemand vorbei kam oder sie machte sich selbst auf die Suche nach etwas Abwechslung. Eigentlich gehörte es ja auch zu ihrem Job sich um das Wohl der Mannschaft zu kümmern.

Mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen beschloß sie im Maschinenraum damit zu beginnen.

--- Deck 2, Gänge

Wenn der Andorianer richtig auf seinen Tricorder abgelesen hatte, dann war die Ratte ca. 200 m den Gang hinunter kurz hocken geblieben und hatte sich dann verdoppelt! Die beiden Doubles waren dann auch prompt in 2 verschiedene Richtungen davon gehopst.

'Das könnte vielleicht doch Schwierigkeiten verursachen', dachte sich der Schiffswart, während er die Vermehrungsrate abzuschätzen versuchte und gleichzeitig den Ratten hinterher lief.

'Wenn das so weiter geht, brauche ich bald Verstärkung .....Verdammt!', im letzten Moment nahm Zirt die Blutlache am Boden fest, trat hinein, begann zu rutschen und landete dann endlich 10 Meter weiter auf seinem Steißbein.

Der Andorianer schnappte ca. eine Minute nach Luft, während er darauf wartete, daß die Schmerzen in seinem Steiß abklangen.

"Zisiis dirliam , quariilid! Verdammte Ratte tziiet veriant....!" Lauthals schrie der Schiffswart seine Schmerzen und seine Frustration hinaus, rappelte sich auf und rieb sich sein Hinterteil. Dann bückte er sich nochmals mühsam um Tricorder und Netz aufzuheben.

Schwerfällig humpelte er dann in Richtung Krankenstation, wo er auch noch eine Ratte empfangen hatte. Vielleicht konnte man dort ja etwas gegen seine bohrenden Schmerzen an einer ganz bestimmten Körperstelle tun!

--- Krankenstation, bei Genes Biobett

Langsam erwachte Gene aus einem traumlosen Schlaf. Er öffnete die Augen, schloß sie aber gleich darauf wieder und drehte den Kopf zur Seite um nicht von der grellen Deckenbeleuchtung geblendet zu werden.

Die Gedankengänge fühlten sich nach der Bewußtlosigkeit noch recht schwerfällig an und der Halbromulaner hatte keine Ahnung wo er sich befand. Allmählich kamen die Erinnerungen an den Kampf auf dem Holodeck zurück und er spürte wie sich beim Gedanken daran jeder Muskel seines Körpers anspannte.

Benommen versuchte Gene die Augen zu öffnen. Zuerst nur einen Spalt breit, doch kurz darauf blinzelte er bereits und konnte über sich die unangenehme Beleuchtung wahrnehmen. Plötzlich beugte sich eine weibliche Silhouette über ihn und machte sich mit irgendeinem Gerät an seiner Schulter zu schaffen.

Nach einem kurzen Kontrollblick stellte Foster zu seinem Erstaunen fest, daß die Wunde völlig verheilt war und keine Schmerzen mehr verursachte.

Wenige Augenblicke später hatten sich seine Augen ganz an die Lichtverhältnisse gewöhnt und er versuchte sich aufzusetzen. Auf einmal spürte er eine kühle Hand auf seiner Brust, die ihn sanft aber bestimmt zurück auf die Liegefläche drückte.

Die schlanke Hand gehörte einer Frau mittleren Alters die gerade dabei war, Genes Wunde noch einmal zu untersuchen. Ihr Haar fiel elegant auf ihre Schultern und ihre konzentrierten Gesichtszüge waren klar und gleichmäßig.

"Wo... wo bin ich... und... wie komme ich hierher?", stammelte Foster und war erstaunt darüber, daß ihm das Sprechen so kurz nach seiner Ohnmacht offenbar noch erhebliche Probleme bereitete. "Wo ist Elaine?!", entfuhr es ihm und er packte nach dem Handgelenk der unbekannten Frau, die daraufhin ein wenig zusammenzuckte.

Wie im Traum hatte Elaine die letzten Geschehnisse miterlebt, so daß sie hoch schreckte, als sie die noch sehr schwache Stimme von Foster hörte.

Er war am Leben! Es schien ihm besser zu gehen, und er rief nach ihr. Ein glücklicher Schauer durchlief ihren ganzen Körper, und ein warmes Gefühl machte sich in ihrem Magen breit.

Die Technikerin ging zu dem Biobett, wo sich der verletzte Terraner befand und stellte sich neben der Frau, die anscheinend hier die Ärztin war.

"Ich bin da, Mister Foster. Sie befinden auf der Krankenstation, nachdem Sie sich einen Ansturm von Jem'Hadar gestellt haben und dadurch verletzt wurden. Es tut mir leid. Es war meine Schuld. Ich hätte mir nie verzeihen können, wenn jemand... wenn Sie, durch mein Programm getötet worden wären."

Als Elaine merkte, daß Tränen in ihre Augen schossen, wandte sie sich schnell zu der rechtsstehenden Frau um, um sich keine Blöße zu geben. So weit wollte sie es nicht kommen lassen. Zumindest solange nicht, wie sie ihre Gefühle nicht unter Kontrolle hatte und wußte, was sie von diesem Mann wollte.

"Wurde er schwer verletzt? Wie lange wird er denn noch hier bleiben müssen?", fragte die Rothaarige die Ärztin.

"Nein, er wurde nicht schwer verletzt. Und nein, er wird auch nicht sehr lange hierbleiben müssen", erwiderte Jordan ein wenig amüsiert, warf noch einen Blick auf den Halbromulaner und wandte sich ab, um nun endlich den Klingonen anzusehen.

Auf halbem Weg drehte sie noch einmal um: "Aber vor allem braucht er ein wenig Ruhe, um sich vom Blutverlust zu erholen. Wenn Sie bei ihm bleiben wollen, holen Sie also um Himmelswillen einen Stuhl und zappeln Sie nicht so herum!"

--- bei Tex' Biobett

Am Biobett des Klingonen angekommen, zückte Jordan erneut ihren Tricorder. Der Mann war eindeutig robuster als sein Begleiter, was auch kein Wunder war bei der Spezies. Sie hatte schon weit interessantere Verletzungen bei Klingonen erlebt. Ihr Immunsystem erhöhte ihre Leistungsfähigkeit in Streßsituationen eher noch.

Sie begann mit der gebrochenen Rippe, die sich besser nicht in die Lunge bohren sollte, und ließ den verletzten Arm erst einmal außen vor. Ein paar Minuten lang arbeitete sie schweigend ...

--- Turbolift, irgendwo zwischen den Decks

Es war unmöglich zu sagen, wie lange diese angespannte Situation schon andauerte.

Dem Techniker kam es wie eine kleine Ewigkeit vor. Erst als die schauerlichen Geräusche bereits seit einigen Minuten abgeklungen waren und auch kein Blut (Pino war sich mittlerweile absolut sicher, daß es sich um Blut handeln mußte) mehr herabtropfte, wagte er es wieder, sich der Deckenluke zu nähern.

Mit größter Vorsicht begann er, die Klappe anzuheben. Tatsächlich schien die Luft nun rein zu sein.

Langsam zog er sich nach oben, ständig darauf bedacht, sich notfalls sofort wieder fallen lassen zu können. Doch was immer auch für die schauerliche Szene auf dem Liftdach verantwortlich gewesen war, es war offensichtlich verschwunden.

Wie er sofort erkannte, lag der Grund für die Störung des Turbolifts erneut bei dem Geschwindigkeits-Sensor. Diesmal allerdings hatte sich nicht etwa ein possierliches Pelztier darin verklemmt, wie bei der ersten Störung, sondern die hochempfindliche Optik war komplett mit einem roten Flüssigkeitsfilm überzogen. Kein Wunder, daß sie nicht mehr funktionierte. Angewidert machte sich Pino an die Säuberung.

Als er wenig später wieder in der Kabine stand und dem Computer den Befehl gab die Fahrt fortzusetzen, begannen seine Gedanken zu rasen. Was um Himmels Willen konnte sich dort oben nur abgespielt haben?

--- Deck 1, Gänge

Kaum hatte sich die Lifttür auf Deck 1 geöffnet, verfiel Pino unwillkürlich in einen leichten Trab. Es war eigentlich völlig unlogisch, doch er wollte sich einfach nur so schnell wie möglich von diesem Ort entfernen. Außerdem tat ihm das laufen gut, weil es ihm half, wieder einen klaren Kopf zu kriegen.

Leicht außer Atem erreichte er schließlich den Maschinenraum. Er verharrte einige Sekunden um sich zu sammeln und jenem leichten Gefühl von Ehrfurcht Raum zu verschaffen, welches in ihm aufstieg - schließlich war dies das Herz des Schiffes und sein zukünftiger Arbeitsplatz.

Dann trat er ein.

--- Maschinenraum

Mit großen Augen sah Pino sich um. Dieser Maschinenraum hatte unzweifelhaft schon viel erlebt. Kaum etwas entsprach hier den Standards, die er aus seiner Zeit an der Akademie verinnerlicht hatte. Was er sah, war ein Sammelsurium von Einrichtungen und Geräten unterschiedlichster Herkunft.

Im Kern konnte man zwar eindeutig erkennen, daß das Schiff bajoranischen Ursprungs war, doch darüber hinaus fanden sich fast überall die abenteuerlichsten Modifikationen. Es würde eine Menge Zeit in Anspruch nehmen, sich einen umfassenden Überblick zu verschaffen und potentielle Schwachstellen aufzustöbern. Die Hoffnung, es könne eine Art vollständige und zusammenhängende Dokumentation zu diesem scheinbar wahllos zusammengestückelten Konglomerat von einem Schiff geben, gab er schnell auf.

Jeder Starfleet-Ingenieur hätte bei diesem Anblick wohl die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, doch Pino überkam das wonnige Gefühl, hier genau richtig zu sein. Hier würde er sich entfalten können. Zufrieden schloß er die Augen, nahm einen tiefen Atemzug und lächelte. Sogar der Geruch stimmte.

Mit einem gemurmelten "Okay, dann will ich mich mal an die Arbeit machen" ging er an die Hauptkonsole, die sich kreisbogenförmig mit einigem Abstand um den Warpkern spannte. "Computer, Ebene 2 Diagnose der primären Energieversorgung durchführen!", bellte er in den leeren Raum.

"Zugriff verweigert!", kam die knappe Antwort.

'Na das hätte ich mir auch denken können', schüttelte der Techniker den Kopf. "Computer, wie sieht's mit einer allgemeinen Ebene 3 Diagnose aus?"

"Zugriff verweigert!"

"Na prima", grummelte der Techniker. "Dann muß ich also bei Null anfangen." Mit diesen Worten ließ er die Konsole Konsole sein und begab sich in den hinteren Teil des Maschinenraums, um die einzelnen Systeme eins nach dem anderen unter die Lupe zu nehmen.

--- Maschinenraum, hinterer Bereich

'Ich fange am besten mit den Deuterium-Zuleitungen an. Dann kommen der Reihe nach die Reaktionsinjektoren und die Materie-Antimaterie-Reaktionskammer dran. Die Dilithium-Kristalle überprüfe ich am besten auch gleich. Aber bevor ich anfange, die EPS-Leitungen zu checken, muß ich wirklich dafür sorgen, daß ich Zugriff zu diesen Konsolen erhalte, ansonsten wäre ich wohl tagelang damit beschäftigt, durch irgendwelche engen Röhren zu krabbeln.'

Während er sich so in Gedanken seine Aufgabenliste zusammenstellte, hatte er bereits die erste Wandverkleidung abgenommen und war mit dem Oberkörper in der Öffnung verschwunden.

--- Krankenstation, bei Tex' Biobett

Mit einem Knurren wurde Tex wach. Er schlug die Augen auf und erblickte als erstes das Gesicht, an das er dachte, bevor er ohnmächtig wurde. Dieses déja vu durchzuckte ihn wie ein Stromschlag und er versuchte sich aufzurichten. Bevor er jedoch dazu kam, legte Jordan ihm ihre Hand auf die Brust und drückte ihn sanft, aber sehr bestimmt wieder zurück.

Das Denken des Klingonen wurde für den Moment völlig von diesem Gesicht in Beschlag genommen und er fragte sich, wie es dazu kam. Er kam nicht auf den Gedanken, daß er sie gesehen hatte, als er Gene in die Krankenstation trug. Sich an die gebrochene Rippe erinnernd, stellte er überrascht fest, daß er gar keine Schmerzen mehr hatte. Sie schien also ihren Job zu beherrschen.

Tex war so fasziniert von der Medizinerin, daß er den Doktor erst bemerkte, als dieser neben ihm stand und sie ansprach: "Na Schwester, lassen Sie mich mal sehen!" Der Arzt nahm ihr den Tricorder ab und schaute sich längere Zeit die Ergebnisse an, während sie nun tatenlos daneben stand und entschuldigend in Richtung des Kämpfers blickte.

"Na, was haben wir denn?", fragte der Bajoraner, nach weiteren Sekunden, die Tex wie Stunden vorkamen. Schließlich riß diesem der Geduldsfaden.

Der Klingone setzte sich auf und nahm mit spitzen Fingern dem Doktor den Tricorder aus der Hand und meinte in übertrieben freundlichem Ton: "Nun, BRUDER, ich habe ein paar Knochenbrüche. Das hat Ihre Schwester aber schon festgestellt. Ich denke, uns allen wäre sehr geholfen, wenn sie", er nickte in Richtung Jordan, "ihren Job machen dürfte, für den sie sich außerordentlich kompetent erwiesen hat.

Wenn Sie allerdings unbedingt etwas tun wollen, kümmern Sie sich doch um meinen Kameraden da hinten, oder ich könnte Ihnen wahlweise auch noch ein paar kleinere Knochenbrüche zur Selbstdiagnose zur Verfügung stellen..."

Ohne ein weiteres Wort über die Drohung zu verlieren, drehte sich der Bajoraner um und ging weg. Tex drückte Jordan den Tricorder wieder in die Hand und lehnte sich wieder zurück. Mit einem improvisierte Lächeln meinte er: "Machen Sie ruhig weiter, Sie haben mein volles Vertrauen, Lady."

Entsetzt sah Jordan dem Mediziner nach, der sich gerade am anderen Biobett aufbaute und beruhigend auf Foster einzureden begann, als habe der Beruhigung nötig. Einen Augenblick lang war sie sich sicher gewesen, jetzt ihren Job loszusein.

Aber der Bajoraner schien nicht einmal gemerkt zu haben, daß sie den Klingonen schon behandelt hatte! Wenn er nicht geglaubt hätte, er sei gerade eingeliefert worden, wäre er sicher nicht so friedlich davon spaziert. Er mußte die Tricorderdaten als so unauffällig eingestuft haben, daß Jordan sich ruhig um den Patienten kümmern durfte.

Fassungslos sah sie ihn noch einige Sekunden an, bis die Worte Tex' zu ihr durchdrangen und sie sich wieder ihm zuwandte.

Er schien cleverer zu sein, als es seine Spezies vermuten ließ. Zumindest konnte er einen fähigen Arzt von einem unfähigen unterscheiden, stellte sie trocken fest.

"Es, äh, wird Ihnen bald wieder gut gehen, Mister", sagte sie, weil ihr nichts besseres einfiel, und erwiderte sein Lächeln ebenso gezwungen. "Ich habe ihren Oberarmknochen bereits fixiert, gleich bin ich fertig ..."

Einen Augenblick machte sie weiter, in Gedanken noch bei Doktor Jiran, bis sie aufsah und entschuldigend meinte: "Ihnen ist hoffentlich klar, daß ich hier die Krankenschwester bin. Sie haben jederzeit ein Anrecht auf eine Behandlung durch den Doktor!" Es fiel ihr nicht gerade leicht, das herauszubringen.

"Ach kommen Sie, NUR eine Krankenschwester? Ach egal, so wie Sie das machen, ist das vollkommen in Ordnung." Tex neigte den Kopf zur Seite und blickte Jordan verschwörerisch an und flüsterte: "Außerdem sieht er bei weitem nicht so gut aus, wie Sie!" Die Medizinerin bekam ganz kurz große Augen und runzelte die Stirn. Anstatt allerdings zu antworten, wandte sich dann schnell wortlos wieder ihrer Arbeit zu, allerdings mit einem kaum zu erkennenden Lächeln auf den Lippen.

--- bei Genes Biobett, inzwischen

Elaine fühlte plötzlich, wie eine schwere Last von ihr fiel, als sie die gute Nachricht von der Ärztin hörte. Foster schien es also nicht so schwer getroffen zu haben, wie sie es zu Anfang dachte.

Fast hätte sie einen Jubelschrei von sich gegeben, ließ es jedoch dann in der letzten Sekunde bleiben. Was hätte sie damit zeigen wollen, besser noch, was hätte Gene von ihr gedacht?

Statt dessen lächelte die Irin den Verletzten vor ihr warmherzig an, und gab damit ihre Freude zum Ausdruck. Ob Foster eine Gegenreaktion zeigte, bekam sie jedoch schon nicht mehr mit, denn ein Bajoraner, der wie aus dem Nichts erschienen war, drängte sich zwischen sie.

Wie sich herausstellte war dieser ebenfalls ein Arzt, denn er betätigte einige Tasten auf dem Biobett, und erkundigte sich anschließend beim Patienten nach dessen Befinden.

Elaine überlegte kurz, ob sie dabei bleiben wollte, entschied sich dann aber doch zu gehen. Sie war schon fast bei der Tür, als sie aus den Augenwinkeln ein kleines Tier wahrnahm, das sich hinter einem Kraftfeld befand.

Neugierig schritt die Technikerin auf das Tier zu.

--- beim Kraftfeld

Das Tier war klein, kaum zwei Handvoll groß, pelzig, und hatte einen langen Schwanz, doch selbst beim genaueren Betrachten, konnte Elaine dieses Tier keiner ihr bekannten Spezies zuordnen.

Was es wohl sein mochte?

Doch eines war auf jeden Fall ersichtlich, nämlich daß es diesem Tier nicht gut ging. Es zitterte am ganzen Leib, als ob es Schmerzen oder Fieber hätte.

Die Liebe zu Tieren, welche die Irin schon seit ihrem Kindesalter verspürte, veranlaßte sie, das Kraftfeld durch ein paar Tastenbetätigungen zu deaktivieren, um gleich darauf das verängstigte Pelzwesen auf ihre Arme zu nehmen und dieses zu streicheln.

Es fühlte sich weich auf Elaines Haut an, und kitzelte sie in der Nase, als sie es auf dem Rücken leicht küßte.

Plötzlich merkte die Technikerin, wie etwas Warmes und Gelartiges ihre Hand herunterlief. Es war rot, und schien Blut zu sein.

Von Angst erfüllt, drückte die Terranerin das hilflose Tier fest an sich. Es schien in ihren Armen immer schlapper zu werden. Das Leben dieses 'Irgendwas' würde nicht mehr sehr lange dauern, wenn ihm nicht schnell geholfen wurde.

--- vor der Krankenstation

Endlich bei der Krankenstation angekommen, öffnete Zirt die Tür um sich dann mit einem erleichtertem Seufzer, auf den Stab seines Netzes gestützt hindurchzuschieben.

--- Krankenstation, beim Eingang

Verblüfft sah sich der Andorianer in der angefüllten Station um, um sich dann aufzurichten und sich seine Schmerzen nicht gleich anmerken zu lassen.

Kommentarlos ließ er seinen Blick über die beiden Männer gleiten, die auf ihren Biobetten lagen. Dann erblickte er die verendende Ratte auf dem Arm der rothaarigen Menschenfrau.

--- bei Tex' Biobett

Die paar Schritte die Elaine von der Ärztin trennten, waren schnell überwunden, als sie hinter ihr stehen blieb, und bedrückt mitteilte: "Tschuldigung Miss. Ich glaube Ihr Haustier stirbt gerade."

Zögernd näherte Zirt sich der Rothaarigen und sprach sie von hinten an: "Ähm .. Hallo! Nach diesem Ding habe ich gesucht. Bin wohl zu spät gekommen! Naja... haben Sie noch mehr davon gesehen?"

Etwas verwirrt schaute der Klingone zuerst zu Elaine hinüber, dann zu dem Neuankömmling, der sehr seltsam gekleidet war und ein Netz in der Hand hatte. Offensichtlich war er aus einem anderen Holodeck gekommen und hatte Insekten gejagt. Um zu hören, was der Mann gesagt hatte, war Tex immer noch zu sehr damit beschäftigt, seine Gedanken unter Kontrolle zu bringen. Als er wieder zu der Krankenschwester zurücksah, bemerkte er, daß diese sehr wohl alles mitbekommen hatte und nun sehr irritiert zu sein schien.

Jordan, die gerade Elaine hatte antworten wollen, wandte sich entrüstet dem Andorianer zu.

"Mehr von denen gesehen?!", entfuhr es ihr. "Ich hoffe doch, daß sich auf diesem Schiff nicht noch mehr von den Viechern herumlaufen! Die Tiere sind hochgradig aggressiv!

Hat es Sie gebissen?", wandte sie sich dann unvermittelt an Elaine.

Die schüttelte nur verwundert den Kopf; Jordan konnte sich lebhaft vorstellen, wieso sie die Vorstellung irritierte - die Katze, die wie eine Ratte aussah, hatte etwas sehr Possierliches, was ja auch ein Grund gewesen war, weshalb sie es mit auf die Krankenstation gebracht hatte.

"Dann sperren Sie es bitte sofort wieder ins Kraftfeld!" Kurz musterte sie die Kreatur, die am ganzen Leib zitterte. "Ich glaube, die Zellteilung tritt gerade in ein Endstadium. Ich will Sie nur ungern erschrecken, aber womöglich könnte es jeden Moment platzen!"

'Zellteilung... Endstadium... noch mehr davon... zu spät gekommen... platzen...' Diese Worte kreisten in Elaines Gedanken und verwirrten sie, was sie mit einem verwunderten Achselzucken und einer fragenden Mimik zum Ausdruck brachte.

Nachdem jedoch keine weiteren Erklärungen mehr von den anwesenden Personen zu erwarten schien, drehte sich die Irin um, und sah sich im gleichen Augenblick einem bläuhäutigen Andorianer gegenüber stehen, der sie mit seiner bunten Aufmachung zu einem Lachen zwang.

"Hallo", lächelte die Rothaarige den Blauen verschmitzt und ein wenig belustigt an. " Ich weiß zwar nicht wer Sie sind, und was für einer Arbeit Sie hier nachgehen, aber nachdem Sie sich anscheinend für dieses Tier hier sehr zu interessieren scheinen und diese Frau gerade behauptet hat, daß es eine Zellteilung oder was auch immer durchmacht, überreiche ich Ihnen nur zu gerne dieses Fellknäuel. Ich bin sicher, daß es bei Ihnen sehr gut aufgehoben ist".

Damit legte die Technikerin das blutverschmierte, zitternde und auffällig bebende Etwas in die Arme des überraschten Mannes.

--- Brücke

Der Sicherheitschef war offenbar gerade in ein Bewerbungsgespräch mit einem Yridianer vertieft, als der ältere Klingone aus dem Turbolift trat. Er blickte in zwei skeptische Augenpaare.

"Mister Martengh, ich habe schlechte Neuigkeiten. Die Ivory ist mit genmanipulierten Ratten infiltriert, die sich durch Zellteilung fortpflanzen und sämtliche Technik auf diesem Schiff angreifen. Sie sind gefährlich, und sie sind in der Mehrzahl. Ihre Molekularstruktur erlaubt ihnen eine regelmäßige Verdoppelung in relativ kurzen Abständen. - In wenigen Stunden könnten sie das ganze Schiff erobert haben. Wir müssen handeln."

Erst beim Nachhall wurde K'bal bewußt, wie lächerlich seine Ausführungen eigentlich klangen.

Aus der Kehle des Yridianers ertönte ein leises, glucksendes Lachen, das den Hormonspiegel des Klingonen steigen ließ; Aber Martengh unterband es mit einer knappen Handbewegung. Dann forderte er ihn zum Weiterreden auf.

Der Sohn des Bartok seufzte. Also noch einmal von vorne. "Sir", murmelte er, "sagt Ihnen der Name GUINEA-PIG-PROJECT irgend etwas?"

Martengh schloß sich K'bal an und seufzte ebenfalls. Also wirklich eine Rattenplage, und wenn er den Gesichtsausdruck des Klingonen richtig interpretierte, bedeutete 'genmanipuliert' in diesem Fall nicht, daß die Tiere besonders langsam oder leicht zu fangen waren.

"Nein, dieses Projekt sagt mir nichts", antwortete er auf die Frage. "Der Name scheint auf eine geographische Region der Erde hinzudeuten, und mit irdischer Geschichte habe ich mich nicht sonderlich beschäftigt. Wenn die Genmanipulationen nichts anderes implementieren, würde ich folgendermaßen vorgehen: Im ersten Schritt werden sämtliche Wartungsröhren, vermutlich der Hauptaufenthaltsraum der Tiere, hermetisch von den Kabinen getrennt und anschließend die Schleusen zum Raum hin geöffnet. Hierbei dürfte eine Säuberungsaktion von achtzig bis neunzig Prozent erreicht werden.

Anschließend wird der größte Lagerraum des Schiffes per Hand gesäubert, und alle beweglichen Gegenstände nach genauester Durchsicht sowie die gesamte Mannschaft in diesen Raum gebracht und der Rest des Schiffes erneut zum Raum hin geöffnet."

Fragend schaute Martengh sein Gegenüber an: "Glauben Sie, daß solche Maßnahmen im Hinblick auf die Genmanipulationen reichen werden? Oder sind die Tiere in der Lage, im absoluten Vakuum zu überleben?"

--- Deck 1, Gänge

Auf dem Weg zum Turbolift war Shania niemand begegnet und der Turbolift selbst funktionierte zu ihrem Glück sogar. Auch wenn sie es sich durchaus romantisch hätte vorstellen können von Pino aus ihrer mißlichen Lage gerettet zu werden.

Eigenartigerweise hatte der Computer diesmal gar keine verletzenden Worte für sie finden können. Entweder machte es ihm keinen Spaß, wenn er keine anderen Zuhörer dafür fand oder er schien seine Aufmerksamkeit auf andere Dinge verlegt zu haben. Shania war das nur recht.

Raschen Schrittes ging sie zum Maschinenraum und hatte dabei ihre Hand immer auf ihrem Phaser liegen. Es gefiel ihr nicht diese Tiere an Bord zu haben. Sie hatte noch nie Nager gemocht und schon gar nicht welche dieser Größenordnung.

Wachsam glitten ihre Augen ständig über die dunklen Winkel der Gänge, damit sie nicht überrascht werden konnte. Wer konnte schon sagen wie viele sich wirklich an Bord herumtrieben. Einige Male meinte sie sogar leise kratzende Geräusche hinter den Wandverkleidungen zu hören.

Mit heftig klopfenden Herzen kam sie vor der Tür zum Maschinenraum stehen.

Plötzlich vernahm Shania ein schrilles Quieken neben sich, daß von beiden Seiten gleichzeitig zu kommen schien. Sie zuckte erschrocken zusammen und dann hörte sie schon das Getrappel von krallenbewährten kleinen Pfoten auf sich zukommen.

zum nächsten Teil

zurück zum Index