Ivory Cronik 3

Romulanische Wissenschaft und andere Auszüglichkeiten

--- Sternbasis G-6, unbekannter Bereich

Das leise Knacken war alles, was darauf hindeutete, daß der große Klingone noch einige Tage lang Schmerzen haben würde. An das Brechen dieser Rippe würde er auch bei guter medizinischer Behandlung noch einige Zeit zurückdenken und die gab es auf dieser Station sowieso nicht.

Er konzentrierte sich wieder auf seinen Gegner, einen Nausicaaner, der sich nun im Vorteil wähnte. Ganz abgesehen davon standen die Wetten sowieso 7:1 auf diesen häßlichen lokalen Champion. Die Zuschauer klatschten oder taten was auch immer ihre Rassen so taten, um Beifall zu spenden.

Tex drehte sich ein wenig, um die schmerzende Seite besser abdecken zu können und nahm sofort wieder Kampfhaltung ein. So leicht würde er den Kampf nicht aufgeben, schließlich war die Börse für den Gewinner beträchtlich. Die nächsten beiden Schläge das Nausicaaners gingen ins Leere, da Tex sich darunter wegduckte. Die Schmerzen, die alleine das Ducken verursachte, ließen die Hoffnung auf ein schnelles Ende des Kampfes steigen.

Selbstsicher und mit einem Lächeln (oder etwas das so ähnlich aussah) bewegte sich der Champion auf Tex zu, während dieser weiter zurückwich und nach einer Schwachstelle in der Verteidigung des Angreifers suchte.

Die zündende Idee waren die Beine des Nausicaaners. Während des ganzen Kampfes hatte dieser nur seine Arme und Hände zum Kämpfen benutzt. Er schien sich auf seine Stärke zu verlassen. Der Klingone ging also in die Hocke und setzte einen Tritt auf einen Knöchel seines Gegners an.

Der metallbeschlagene Absatz traf genau und ließ den Gegner hinfallen, da es sein Standbein gewesen war. Als dieser sich wieder erheben wollte, traf Tex' Schlag seine Kehle, was den Kampf sehr schnell beendete, genau wie ein nausicaanisches Leben.

Sanitäter gab es hier nicht, außer unter den Zuschauer und diese taten nichts, um in den Kampf einzugreifen.

--- hoch oben auf den Zuschauerrängen

Angewidert erhob sich K'bal von seinem Sitzplatz, von dem aus er das ganze Spektakel regungslos verfolgt hatte. Mit Nachdruck kämpfte er sich seinen Weg durch die Reihen frei, vorbei an johlenden und grölenden Zuschauern, die den glorreichen Sieger feierten. Sein weißer Pferdeschwanz flatterte wild in der Gegend umher, aber der mittelgroße Klingone wollte nur noch weg von diesem Ort der Schande.

Sollte die Menge ruhig spekulieren, ob der Nausicaaner wirklich tot oder nur bewußtlos war - Er selbst hatte bereits genug gesehen.

"Ein Klingone, der sich im terranischen Clownskostüm zum Gespött der Leute macht", brummte er kopfschüttelnd vor sich hin. "Was kommt als nächstes? Ein Zirkus, in dem unsereins seine Kunststücke vorführen kann?" Mißmutig stieß er einen protestierenden Zwerg beiseite und bewegte sich weiter in Richtung Ausgang zu.

Der kleine Ferengi hatte ihm schon von weitem zugewunken, und bei seinem Anblick hellte sich K'bals Laune wieder etwas auf. Es konnte ihm schließlich ziemlich egal sein, auf welche Weise man sich auf dieser Sternbasis die Zeit oder anderes totschlug. Wenn sein Informant gute Nachrichten hatte, würde er die längste Zeit an diesem trostlosen Ort festgesessen haben.

--- vor der Arena

K'bal erreichte den Ausgang des provisorischen Stadions und ging zielstrebig auf den Ferengi zu. "Ich hoffe, du hast gute Neuigkeiten!", knurrte er zur Begrüßung.

Sein Gegenüber gab sich unbeeindruckt und zeigte ihm ein kaltes Lächeln. "Zuerst das versprochene Geld. Zwanzig Streifen Latinum. Es ist nicht leicht", er deutete auf ein paar besonders reizende Schlägertypen, die grimmig zu ihm herüberstarrten, "auf dieser Station an Informationen heranzukommen..."

Der Klingone reichte ihm die vereinbarte Summe, und gierig verstaute sie der Ferengi in seinen Taschen. Erst dann sprach er weiter.

"An der dritten Schleuse von Süden liegt die Ivory vor Anker, ein kleiner Frachter mit gutem Ruf. Captain ist Gerald Monserat, ein verschrobener Franzose, der alles sammelt, was nicht niet- und nagelfest ist. Soweit ich weiß, sucht er noch eine Reihe von Crewmitgliedern", er warf einen abfälligen Blick auf K'bal, "auch für die Navigation."

Der Klingone fühlte, wie die Wut in ihm hochkam. Kleine Frachter kannte er in- und auswendig. Er hatte extra betont, daß es ihn diesmal auf ein größeres Schiff zog, mit dem er endlich mehr Abstand zwischen sich und diesen verruchten Winkel des Universums bringen konnte! Natürlich konnte man die Koordinaten vom vielgerühmten "Arsch der Welt" nicht präzise bestimmen, aber er war sich sicher, daß er momentan nicht allzu weit davon entfernt war. Außerdem wußte er, daß er die Informationen, die ihm der Ferengi gerade gegeben hatte, mit Leichtigkeit selbst herausgefunden hätte.

"Nicht gerade sehr ergiebig, deine Informanten", knurrte er. "Wann geht er denn wieder auf Reise, dein kleiner Frachter?"

Der Ferengi lächelte erneut, diesmal noch unfreundlicher als zuvor. "Am besten gestern", zischte er zwischen den Zähnen hervor. "Wenn du es eilig hast, solltest du dich beeilen! Natürlich kannst du auch gerne noch etwas bleiben. - Ich glaube, mein Cousin sucht seit heute wieder einen Kämpfer für die Arena..."

K'bal hörte die letzten Worte nicht mehr, er war bereits auf dem Weg zu seinem Quartier, um seine Sachen zu holen. Das spöttische "Bitte, Reisende soll man nicht aufhalten!" des Ferengi überhörte er, seine Gedanken waren längst woanders.

'Bloß weg von dieser fliegenden Müllhalde...'

--- Habitatring, Quartier 376, einige Zeit später

Aufgebracht lief der Ferengi im Raum hin und her.

"Warum mußtest du ihn denn gleich umbringen? So was läßt sich nicht einmal hier lange geheim halten. Es wird Wochen dauern, bis ich hier wieder einen Kampf veranstalten kann. Das kostet mich Berge von Latinum! Habt ihr Klingonen denn überhaupt kein Hirn in eurem häßlichen Schädel? Was hättest du als neuer Champion verdienen können... aber nein. Hier kannst du jetzt nicht mehr bleiben und ich muß mir einen neuen Kämpfer suchen."

Tex konnte sich kaum beherrschen, diesem kleinen Kerl nicht ein paar Knochen zu brechen, nur so damit der mal wußte, mit wem er gerade so herablassend sprach. Aber dann wäre es vorbei gewesen mit dem Latinum, das er von ihm bekommen sollte. Die Börse für den gewonnenen Kampf.

Schließlich kramte der Ferengi einen Beutel hervor und zählte acht Barren ab, die er dem Klingonen übergab. Als dieser sich gerade beschweren wollte, weil das nicht einmal die Hälfte des abgemachten Betrages war, schrie der kleinere der beiden wieder los:

"Da, den Rest behalte ich, um die Leiche verschwinden zu lassen und die Wachen zu bestechen. Und damit kannst du noch froh sein. Wenn du heute noch von dieser Station verschwindest, wird dein Name nicht genannt werden...verschwinde! Los!"

Nachdem das Latinum sicher in der Tasche verstaut war, schnappte sich der Klingone seinen Hut und verließ ohne ein weiteres Wort das Quartier. Die Tasche geschultert und immer von der gebrochenen Rippe weghaltend gab er ein noch seltsameres Bild als sonst ab. Wirkte ein Cowboyhut heutzutage schon auf die allermeisten, sogar Menschen, eher amüsant... an einem Klingonen war er lächerlich.

Allerdings wäre niemand auf die Idee gekommen, es ihm zu sagen, da es nur wenige gab, die nicht einen Kopf kleiner gewesen wären und auch die wollten sich lieber nicht mit einem grimmig dreinblickenden Krieger anlegen.

--- Ivory, Mannschaftsmesse, Tisch 4, in der Gegenwart

"Kommt sofort!", antwortete Zirt der blonden Amerikanerin auf ihren Getränkewunsch hin lächelnd, während er sich fragte, was sie da gerade eben bestellt hatte. Der Andorianer blickte gerade Pino fragend an, als sich der ungehobelte braunhaarige Schönling vordrängte und seine Bestellung aufgab.

"Bitte erst einmal ein kühles irisches Bier, und dann die Speisekarte, mein Bester."

'Aha!', dachte sich der Schiffswart ohne eine Miene zu verziehen. 'Wir sind ja überhaupt nicht von uns eingenommen! Das wird teuer!'

Zirt wandte sich an die Störungsquelle auf zwei Beinen: "Tut mir leid, Sir, eine Speisekarte gibt es hier nicht! Und das Bier kostet hier einen Streifen Latinum - im Voraus!"

Dabei streckte er fordernd die Hand zu Sam aus, während er gleichzeitig dessen Kleidung und die Tasche wahrnahm, die dieser bei sich trug.

'Hm, wie heißt es so schön: Gelegenheit macht Diebe! Ich darf ja nicht aus der Übung kommen!', dachte Zirt verschmitzt, während er schon seine nächsten Schritte zu planen begann um dem Neuling einen Denkzettel zu verpassen.

Sam schaute verdutzt zwischen der ausgestreckte Hand und dem Gesicht des Kellners hin und her. Dann lachte er, schlug dem Kellner auf den Rücken und meinte leutselig: "He, das war ein guter Witz! Wahrscheinlich wußten Sie es nicht, aber ich arbeite seit heute hier, und da brauche ich doch selbstverständlich nichts zu bezahlen, nicht wahr.

Sagen Sie, Sie sind doch ein Selay richtig? Oder nein, das sind ja die mit den großen Ohren. Ich meinte jetzt Bilaner, aber die verwechsele ich immer mit den Klaestronern.

Naja, das mit dem Essen können wir auch erst einmal lassen, mich würde jetzt sowieso mehr mein Quartier interessieren. Wo sagten Sie doch gleich, finde ich Miss Schwania?"

--- Sternbasis G-6, Andockring

Verzweifelt versuchte Tex sich an den Namen des Schiffes zu erinnern, den diese knackige Blondine ihm in der Bar genannt hatte. Sogar für einen Menschen hatte sie gut ausgesehen. Aber das war jetzt egal. Sie hatte ihm erzählt, auf ihrem Schiff würden noch Mannschaftsmitglieder gesucht. Auf zwei Schiffen hatte er schon nachgefragt, aber keiner kannte den Namen "Shania Wilson". Aber auch dieser Andockring war nicht unendlich groß und das Schiff mußte zu finden sein.

Auf der Anzeige neben ihm leuchtete der Name "Ivory" auf. Sofort blieb Tex stehen. Ja, DAS war der Name, den er gesucht hatte. Die Richtung ändernd ging er auf die Schleuse zu.

--- Schleuse zur Ivory

Der Schlag auf die Ruftaste der Schleuse ließ ein Licht auf der Anzeige aufleuchten. Ohne eine Antwort abzuwarten sprach Tex in das Mikrofon: "Mein Name ist Tex und mir wurde von Shania Wilson gesagt, daß Sie nicht Leute für Ihre Mannschaft suchen. Wenn das so ist, bin ich Ihr Mann!"

--- Ivory, Brücke

Martengh hörte sich amüsiert die etwas verunglückte Einstiegsrede des Klingonen an. 'Also er ist mein Mann, wenn ich keine Leute suche?', wunderte sich der Sicherheitschef. Dann antwortete er: "Ich kenne zwar keine Shania Wilson, aber da ich zufälligerweise gerade Leute suche, wird Sie gleich jemand abholen."

'Und in der Sicherheit kann ich immer Leute gebrauchen, die nicht gerade Geistesgrößen sind.'

Anschließend tat er etwas, was er vielleicht später einmal bereuen sollte.

Oder auch nicht.

Das Buch des Schicksals war schwer zu lesen...

"Martengh an Carrà. Begleiten Sie den Klingonen vor der Schleuse zu mir auf die Brücke und bringen sie die Frau auch gleich mit. Ich gehe mal zu Ihren Gunsten davon aus, daß sie nicht eine Ihrer Liebschaften ist, sondern einen Job sucht. Ist das richtig?"

--- Mannschaftsmesse, Tisch 4

'Das darf nicht wahr sein!', stöhnte Pino zur gleichen Zeit innerlich auf. Er war doch nur in die Messe gekommen, um endlich einen wohlverdienten Drink zu nehmen, und dann das! Es kostete ihn all seine Selbstbeherrschung, bei dieser Anweisung nicht einige laute Flüche auszustoßen. Hatte er sich vor noch kaum einer viertel Stunde vor Freude nicht mehr einkriegen können, folgte in den letzten Minuten wahrlich ein Dämpfer auf den anderen.

Erst hatte sich auf dem Weg hierher eine undefinierbare Mauer aus Mißverständnissen zwischen ihn und Shania geschoben, deren Beseitigung er nun wohl erstmal würde verschieben müssen. Dann hatte er bei dieser Jordan Kincaid einen ziemlich mäßigen ersten Eindruck hinterlassen und zu einem zweiten Eindruck würde es dank Martenghs Befehl zunächst nicht kommen. Und schließlich war da noch dieser unverschämte Sam, wegen dessen egozentrischen Auftretens Carrà noch gar nicht zum Bestellen gekommen war. Aus dem Drink würde also auch nichts mehr werden.

Pinos Laune befand sich bereits wieder im Sturzflug.

Das allerschlimmste jedoch war der eigentliche Inhalt von Martenghs Durchsage. Er sollte einen KLINGONEN abholen! Ausgerechnet! Dabei hatte er von Klingonen für heute wahrlich bereits genug.

Mit versteinerter Mine erhob sich der Techniker und antwortete: "Zu Befehl Sir. Bin schon unterwegs. Ich weiß im Übrigen nicht, von welcher Frau Sie sprechen. Carrà Ende."

Damit setzte er sich Richtung Tür in Bewegung. Im Vorbeigehen nickte er allen Anwesenden noch einmal kurz zu - Shania zuletzt und mit einem besonderen Ausdruck im Gesicht, als wollte er sagen: 'Ich muß dich unbedingt nochmal sprechen, sobald ich das hier erledigt habe.'

Dann verließ er die Messe.

--- Deck 3, Gänge

Auf dem Weg zum Turbolift kreisten seine Gedanken nur um ein Thema. 'Hoffentlich ist es nicht DER Klingone. Jeder wäre mir recht, außer einem ganz bestimmten!'

Je mehr er sich ausmalte, was alles passieren würde, wenn es tatsächlich dieser eine Klingone wäre, desto nervöser wurde er.

--- Brücke

Martengh hatte sich schon über die offensichtliche Befehlsverweigerung des neuen Sicherheitlers aufregen wollen, als er gesehen hatte, daß der Techniker in der Mannschaftsmesse sich erhob und ihm geantwortet hatte.

Der Caldonier schlug sich gegen den Kopf, ehe er blaß wurde.

Hatte sein Bruder Brengh es irgendwie geschafft, ihn mit einem gedächtniszersetzenden Virus zu infizieren? Was sollte er nun tun? Den Arzt von Monserats Krankenbett abrufen?

Oder war es kein Virus? Mehr eine Droge? Oder hatte dieser Mensch ihn mit seiner ekelhaften Selbstbeweihräucherung dermaßen verwirrt, daß er die Namen der beiden Neuen verwechselt hatte?

Schnell schluckte Martengh eines seiner Spezialmittel, woraufhin er sofort wieder klar denken konnte. Bei dem nächsten Vorstellungsgespräch würde er seine komplette geistige Kapazität brauchen...

--- Mannschaftsmesse, Tisch 4

Shania hatte die Augen genervt verdreht, als Martenghs Durchsage die lockere Runde gestört hatte. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Nicht nur das Martengh anscheinend alt wurde, worauf seine seltsame Durchsage schließen ließ, blieb sie jetzt auch noch mit diesem... gescheiterten Experiment für den Nachweis von Intelligenz niedriger Lebensformen zurück.

Fast sehnsüchtig starrte sie nach und sein letzter Blick ging ihr nicht aus dem Kopf. Für einen Moment war sie gewillt ihn zur Schleuse zu begleiten, da die Bemerkung, daß es sich um einen Klingonen handelte ihr Sorgen bereitete, aber dann erinnerte sie sich an Pinos eigenartige Reaktion auf ihren Scherz, daß er einen Aufpasser brauchte und sie verwarf den Gedanken wieder.

Statt dessen wandte sie sich Zirts neuem Freund zu, der anscheinend dachte hier eine Luxuskreuzfahrt als Gast eines Föderationsschiffes gebucht zu haben: "Mein..." Name ist Shania Twillan, wollte sie eigentlich sagen, stockte aber, da es ihr eigentlich gar nicht ungelegen kam, wenn dieser Mensch ihren Namen so schnell wie möglich wieder aus seinem Gedächtnis strich. "Sie brauchen sicher ein Quartier. Nummer 20 ist noch frei. Ihren Communicator finden Sie am Tisch Ihres Quartiers."

Diesen aufdringlichen Menschen hätte sie selbst dann kein Quartier in Martenghs und somit auch ihrer Nähe zugeteilt, wenn er ein Psychopath oder Massenmörder gewesen wäre. Sollte er doch ganz hinten bei den Mannschaftsquartieren vor sich hindümpeln. Gleich neben der fast ganz unverdächtigen Jordan Kincaid.

Die Amerikanerin konnte sich grade noch ein Grinsen verkneifen, als sie einen Blick von der Krankenschwester auffing. Diese schien gerade die Nähe zu ihrem eigenen Quartier bemerkt zu haben und nicht sonderlich über die neue Nachbarschaft erbaut zu sein.

"Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden", schnitt sie Fletcher das Wort ab, noch ehe er die Gelegenheit hatte etwas Dummes zu erzählen und stand auf. Kurz maßen sie sich mit Blicken, da sie sich direkt in die Augen sehen konnten, dann nickte sie den anderen am Tisch zu. "Ich werd mich dort hinten hinsetzen um in Ruhe arbeiten zu können. Mir fällt nämlich gerade ein, daß ich noch eine dringende Arbeit zu erledigen habe, die keinen Aufschub duldet."

"Aber natürlich", rief Sam der hübschen Terranerin nach. Die Frau war ganz seine Kragenweite. Tat so, als mache sie sich nichts aus ihm... ha!

--- Tisch 7

Erleichtert setzte sich Shania nieder und holte ihr Padd sowie einige handschriftliche Texte heraus, die aber lediglich besagten wie der große Replikator im Frachtraum zu benutzen war. Im Grunde hatte sie nicht mehr zu tun, als die Belegung der Mannschaftsquartiere auf ihrem Padd aufzufrischen, aber das mußten die anderen ja nicht wissen...

Pino Carrà... wo sollte er gleich nochmal wohnen? Quartier 6?

Sie lächelte versonnen.

--- Deck 4, Gänge

Ein seltsames Gefühl beschlich Gene, als er sah wie Elaine ihm davoneilte, obwohl sie keine Ahnung davon haben konnte in welcher Richtung sich der Turbolift befand. Er wußte nicht, warum ihn diese Frau plötzlich so abweisend behandelte, schließlich hatte er Elaines Leben gerettet. Erst jetzt fiel ihm ein, daß sie sich nicht einmal bei ihm bedankt hatte.

"Frauen...", murmelte der Halbromulaner ohne Rücksicht darauf, gehört zu werden.

"Elaine!", rief Foster und eilte ihr nach. Als er sie eingeholt hatte, blieb er einen Augenblick lang stehen um nach Luft zu schnappen und seinen schmerzenden Unterleib zu halten. Offenbar hatte ihn der letzte Schlag, den er abbekommen hatte, sehr ungünstig getroffen.

"So warte doch", meinte er, streckte eine Hand nach Elaine aus und hoffte, daß sie ihm weiterhelfen würde. Doch er erntete nur verständnislose Blicke, bevor sie unbeirrt weiterging.

Schließlich richtete sich Gene wieder zu seiner vollen Größe auf und ging an ihr vorbei um als erster beim Turbolift anzukommen. Schließlich durfte Gene seine Arbeit als Sicherheitskraft nicht vernachlässigen, besonders wenn sich diese menschliche Frau so verhielt als wäre sie hier zu Hause.

Bei diesem Gedanken begann der Halbromulaner mißtrauisch zu werden. Vielleicht war sie eine Spionin des Tal'Shiar, die sich einer plastischen Operation unterzogen hatte um nicht erkannt zu werden. Er beschloß seine Bedenken schnellstmöglich Martengh vorzutragen.

--- Deck 4, vor dem Turbolift

Während der Lift auf seinem Weg zu Deck 4 war schwiegen sich die beiden an und sahen sich grimmig in die Augen. Foster beschloß durchzuhalten, ließ seine Augenbrauen tiefer wandern und wartete darauf, daß Elaine zuerst wegsah.

Als er glaubte auf ihren Wangen kleine Grübchen erkennen zu können ging die Tür des Turboliftes auf und Gene begann rückwärts in den Lift zu gehen um seinen Blick so lang wie möglich an sie zu fesseln.

--- Deck 4, im Turbolift

Plötzlich spürte er wie sein Körper an irgendein Hindernis stieß. Der Halbromulaner konnte sein Gleichgewicht nicht halten und purzelte unbeholfen in den Lift. Im Fallen bemerkte er, daß er gegen einen Menschen gestoßen war, der in demselben Moment wie er den Lift betrat ihn verlassen wollte und nun auch im Begriff war ein Opfer der Schwerkraft zu werden.

Schnell sprang Gene wieder auf die Beine und nahm eine Angriffshaltung ein. Doch der dunkelhaarige Mann schien keine Gefahr darzustellen, zumindest vorerst nicht. Ein kurzer Seitenblick zu Elaine verriet ihm, daß sie sich über dieses Mißgeschick köstlich amüsierte. Foster neigte sich zu dem Mann mit dem dunklen Teint hinunter und bot ihm eine Hand an um ihm wieder aufzuhelfen.

"Guten Tag, ich bin auf diesem Schiff in der Sicherheitsabteilung beschäftigt. Kann ich Ihnen irgendwie helfen?"

Für einen kurzen Augenblick glaubte Gene erkennen zu können, daß sich das Gesicht des Mannes aufhellte. Offenbar konnte er wirklich die Hilfe eines Sicherheitsmannes gebrauchen.

--- Deck 4, vor dem Turbolift, zur gleichen Zeit

Es passierte alles so schnell, daß Elaine nicht ganz wußte was geschehen war. Doch der Umstand, daß sich dieser Mann, für den sie zuvor noch Hassgefühle verspürt hatte, nun in einer unmöglichen Stellung auf dem Boden befand, amüsierte sie zutiefst.

Sie konnte sich ein befreiendes und teilweise sogar sarkastisches Lachen nicht verkneifen.

'Das hast du verdient. Wer hier nämlich wem zu einem Kampf herausfordert bestimmst nicht nur du allein Foster'.

Trotzdem konnte die Irin eine Spur von Erregtheit nicht unterdrücken, als sie an die Szene vor der Schleuse dachte.

Erst jetzt bemerkte sie den anderen Mann, über den der Terraner anscheinend gefallen war. Er war groß, schlank und hatte einen auffallend guten Körperbau. Seine unmöglich aussehende starke Lockenpracht, und sein unrasiertes Gesicht ließen ihn ungepflegt erscheinen. Dafür glitzerten seine Augen vor Schabernack, und seine Ausstrahlung war warm und sympathisch.

Elaine war so auf den Neuankömmling konzentriert gewesen, daß sie nicht gesehen hatte, wie Gene sich elegant hochschwang, seinem Opfer die Hand reichte und ihm seine Hilfe anbot.

'Bin neugierig wer er ist. Der Captain kann es ja nicht sein, obwohl so hätte ich mir den Besitzer dieses Schiffes schon vorgestellt. Am besten abwarten, und der Dinge harren, die noch kommen werden'.

--- Mannschaftsmesse, Tisch 4

"Mein Bier können Sie auf mein Zimmer bringen, mein Gutester", fuhr Sam an Zirt gerichtet fort. "Ich werde mich dort ein wenig häuslich einrichten, und später vielleicht noch einmal wiederkommen. Im Moment ist mir hier etwas zu wenig Stimmung. Wissen Sie, wie das hier abends ist? Irgendwelche Live-Bands? Nein? Schade. Trotzdem: Bis später. Man sieht sich."

Ein Nicken an die sitzende Frau gerichtet - ein Zwinkern an Shania, die vorgab, es nicht zu sehen - und Sam verließ die Mannschaftsmesse wieder.

Sprachlos sah Zirt dem eingebildeten Terraner nach. So etwas Arrogantes hatte er schon lange nicht mehr erlebt! Und jetzt dampfte der Mensch auch noch davon, ohne daß er sich bei ihm rächen konnte.

'Wenn der glaubt, ich bringe ihm sein Bier aufs Zimmer, dann kann er lange warte!', dachte der Andorianer wütend.

Er blickte in die Runde und stellte fest, daß die beiden Frauen - übrigens jetzt die einzigen Mannschaftsmitglieder außer ihm, die sich jetzt noch in der Messe aufhielten - nun an zwei verschiedenen Tischen saßen.

Beide wirkten etwas verstimmt, was nach den vorhergehenden Geschehnissen kein Wunder war.

'Na schön, soll ich mich jetzt auch an einen anderen Tisch setzen, oder was?'

--- Mannschaftsmesse, vor dem Replikator

Der Andorianer postierte sich wieder vor dem Replikator und durchsuchte das Angebot nach Shanias Getränk.

'Ah, da ist es ja: Stardrifter!'

Der blauhäutige Schiffswart sah sich die dazu verwendeten Inkredenzien an und beschloß, auch so etwas zu probieren. Dazu andorianisches Zieseliblütennektareis - genau das Richtige bei diesen hohen Temperaturen!

Langsam wurde es Zirt nämlich wirklich heiß. Er beschloß nachher schnurstracks in sein Quartier zu gehen und sich etwas Angenehmeres zum Anziehen zu replizieren: vielleicht eine Badehose!

'Naja, das ist als offizielle Arbeitsbekleidung vielleicht etwas übertrieben', machte der Schiffswart innerlich einen Rückzieher, 'aber ganz sicher kurze Hosen und ein ärmelloses Oberteil!'

Nachdem der Andorianer alle seine Wünsche eingegeben hatte, wandte er sich noch zu Jordan um und rief: "Wollen Sie auch noch etwas zu trinken?"

--- Tisch 4

Die Stimme riß Jordan aus ihrem unschlüssigen Schweigen. Innerhalb von Sekunden war die Hälfte der Anwesenden verschwunden, und Mrs. Twillan hatte sich lieber an einen anderen Tisch verzogen - was sie ihr schon beim ersten Blick auf diesen Fletcher nicht verübeln konnte.

Ihr erster Kontaktversuch war zweifelsohne gescheitert.

Trinken? Sie sah hinab auf das Teller, auf dem eben noch ein Omelett gelegen hatte, das sie lieber aß, bevor es ganz auf Raumtemperatur abgekühlt war. Nein, wenn es schon unmöglich war, etwas Einfaches wie ein Omelett zu bekommen, versuchte sie es lieber erst gar nicht mit einem Getränk!

"Nein, danke", gab sie also zurück. "Ich werde mich lieber ein wenig auf dem Schiff umsehen. Bisher bin ich noch nicht dazu gekommen." Weil sie sich vor Unbehagen lieber auf der Krankenstation versteckt hatte... Nach den wissenden Blicken dieses No'Orba beim Einstellungsgespräch war sie fast sicher gewesen, daß er alles über sie wußte.

Sie erhob sich, um dem Andorianer zunächst einmal den Teller zurückzubringen.

--- vor dem Replikator

"Sie haben ja gerade nicht so viel zu tun." Sie lächelte den Mann kurz an, der jung genug war, um ihr Selbstbewußtsein nicht weiter zu beeinträchtigen. "Wollen Sie mich nicht begleiten?"

Zirt sah abwechselnd von Jordan auf sein gerade repliziertes Essen und zurück und überlegte kurz.

"Warum nicht?", fragte der Andorianer und ließ sein Essen wieder verschwinden. "Ich würde mich nur noch gerne schnell umziehen, es ist hier ja vor Hitze kaum auszuhalten!"

Er warf Jordan ein verschmitztes Lächeln zu, während er die gewünschte Kleidung replizierte - viel Auswahl hatte der Replikator in der Mannschaftsmesse ja nicht!

Ohne auf eine Antwort zu warten, lächelte er ihr abermals zu und verschwand mit dem Kleiderbündel im kleinen Lagerraum hinter der Theke.

--- Sams Quartier

Das Zimmer war Durchschnitt, fand Sam. Unterwegs hatte er schon darauf spekuliert, daß Shania ihm ein extragroßes Zimmer gegeben hatte, mit einem Bett, das den Großteil des Raumes einnahm.

Aber nein, diese Frau spielte die Spröde sehr gut. Zuerst einmal wollte er wissen, wer in den Nachbarkabinen residierte, und aktivierte das Terminal. Das altersschwache Computersystem verriet ihm lediglich den Namen "Jordan Kincaid", und weigerte sich strikt, ihm weitere Informationen zu geben.

Höchste Zeit, daß er das reparierte...

--- Deck 4, vor dem Turbolift

Pino war fast dankbar für den kleinen Schreck, den der plötzliche Zusammenstoß mit sich gebracht hatte, immerhin hatte er ihn aus der stummen Grübelei über einen vor der Schleuse wartenden Klingonen gerissen.

Mit in Falten gelegter Stirn, den Kopf leicht zur Seite geneigt, musterte er sein Gegenüber. Dieser Mann behauptete also, der Sicherheit der Ivory anzugehören. Was war von dieser Aussage zu halten? Konnte man ihm trauen?

Zumindest dem Äußeren nach war Pino geneigt, ihm zu glauben. Dieser Kerl hatte eine Statur, wie man sie sonst nur aus billigen Action-Holos kannte. 'Wo der hinhaut, wächst sicher kein Gras mehr. Der würde es wahrscheinlich auch ohne zu zögern mit meinem klingonischen Freund aufnehmen.'

"Also wenn Sie tatsächlich von der Sicherheit sind", begann Carrà zögernd, und dabei das Wort 'tatsächlich' unwillkürlich betonend, "könnte ich Ihre Hilfe in der Tat gebrauchen."

Bei diesen Worten wendete sich sein Blick zu der bisher stummen Begleiterin des Muskelbergs. Oder war sie vielleicht gar nicht seine Begleiterin? Sie schien sich bewußt etwas auf Abstand zu halten. Andererseits schien sie ihm doch mehr oder weniger gefolgt zu sein.

Pinos Interesse war geweckt. Zwar tendierte er innerlich bereits sehr stark dazu, das Angebot des Fremden anzunehmen, immerhin war die Vorstellung, einem möglicherweise schlechtgelaunten Klingonen allein gegenüberzutreten, nicht gerade verlockend. Andererseits konnte es nicht schaden, genauer zu wissen, mit wem man sich einließ.

"Mein Name ist Pino Carrà, ich bin seit kurzem Techniker auf diesem Kahn. Mit wem habe ich die Ehre?"

Neugierig fragend huschte sein Blick hin und her, von dem vorgeblichen Sicherheitsmann zu der stillen Dame im Hintergrund und wieder zurück.

'Ein Techniker', dachte sich Elaine. 'Oh je, hoffentlich habe ich dann überhaupt noch eine Chance aufgenommen zu werden.'

"Mein Name ist Elaine Cooper und ich war gerade im Begriff mich ebenfalls beim Captain dieses Schiffes vorzustellen und um eine Arbeit anzusuchen."

Damit reichte sie ihm lächelnd die Hand.

--- Sternbasis G-6, vor der Schleuse

Der Schleusenbereich glich einem Schlachtfeld. Verwirrt betrachtete K'bal die stöhnenden Krieger, die der Reihe nach von der Stationspolizei abgeführt wurden. Worum um alles in der Welt sollten sich diese mehr oder weniger erwachsenen Männer geprügelt haben - Etwa um einen Posten auf einem schrottreifen Frachter? Zur Sicherheit sah er noch einmal zur Leuchttafel "Ivory" auf, die deutlich sichtbar über der Schleuse blinkte...

Eine laute Stimme riß den Klingonen aus seinen Gedanken. "Der Sohn des Bartok ist ein Verräter! Ein echter Klingone scheut keinen Kampf! Willst du dich jetzt hinterrücks an Bord schleichen? Schande über deinen Vater!"

Langsam drehte K'bal sich um und blickte in das narbenübersäte Gesicht eines Klingonen, der nur mühsam von drei Sicherheitskräften zurückgehalten werden konnte. Er kannte dieses Ekelpaket; Es war auf dieser Raumstation berüchtigt für seine aufbrausende und aggressive Art.

Der dunkelhäutige Klingone trat bis auf mehrere Schritte an seinen Gegner heran, so daß er dessen schlechten Atem bereits riechen konnte. "Du irrst dich", kam es schließlich aus ihm heraus, "dein primitives Verhalten ist es, was die Ehre des klingonischen Volkes in den Dreck zieht."

Die Augen seines Gegenübers schwollen förmlich an, aber K'bal war noch nicht fertig. "Du hast Recht, ich halte nichts von sinnloser Gewalt - Sie bringt mich nicht an mein Ziel. Im Übrigen muß ich mich jetzt leider verabschieden." Er machte eine dramaturgische Pause. "Ich habe noch einen Vorstellungstermin auf diesem Frachter!"

"qagh Sopbe'! Elendiger Feigling!" Sein Gegenüber verfiel in endlose Schimpftiraden, aber K'bal war bereits auf dem Weg zur Schleuse. Erst jetzt fiel ihm auf, daß dort ein weiterer Klingone stand, der nicht zu den Schlägern zu gehören schien. Beim zweiten Hinsehen erkannte er den Kämpfer aus der Arena wieder, der erst vor wenigen Stunden von Dutzenden Fans angefeuert worden war.

'Er ist viel größer, als ich zunächst gedacht habe', schoß ihm durch den Kopf. 'Und was macht ein gefeierter Champion hier unter all diesen kriminellen Subjekten?' Er grüßte seinen merkwürdig gekleideten Landsmann mit einem kurzen Kopfnicken und machte sich sogleich auf die Suche nach einer Sprechanlage oder ähnlichem...

Nahezu lautlos öffnete sich in diesem Moment die Schleuse zum Schiff, und ein kleiner Roboter kam herausgefahren. "...typisch Martengh, erst vertraut er einen Neuankömmling mit dieser wichtigen Aufgabe, und dann läßt er seinen Zorn mal wieder an mir aus. Was kann ich dafür, wenn dieser Carrà nicht an der Schleuse erscheint? Aber mit mir kann man's ja machen, ich bin ja nur..."

Mit diesen Worten unterbrach er seinen schier endlosen Redeschwall und starrte die beiden Klingonen, die vor der Schleuse warteten, verwirrt an. "Verzeihen Sie", begann er wieder, "ich wurde beauftragt, einen Klingonen zum Vorstellungsgespräch an Bord zu holen. Aber um welchen von Ihnen handelt es sich denn nun?"

"Na, das werde dann wohl ich sein, immerhin warte ich ja schon eine halbe Ewigkeit hier, seit dieser Kerl mir gesagt hat, daß ich abgeholt werde."

Mit diesen Worten schob Tex den Neuankömmling sanft aber bestimmt zur Seite und schenkte ihm ein kurzes verächtliches Lächeln. Vielleicht hätte er ihn mitnehmen sollen, aber der Kerl hatte ihn ja noch nicht mal anständig gegrüßt. Typisch Klingone eben, ungehobelt bis dorthinaus... Hinter ihm schloß sich sofort die Schleuse und er war mit Charly allein.

--- Ivory, Deck 4, Gänge

"Wissen Sie, das ist ja schon lange her, daß sich mal ein Klingone hier beworben hat, Mister... ach, Sie haben mir ja Ihren Namen noch gar nicht gesagt. Aber das werden Sie bestimmt noch tun, oder? Ich bin Charly und ich kümmere mich hier an Bord einfach um alles. Wenn Sie mal was brauchen sollten, sagen Sie mir einfach Bescheid. Meine Güte, Sie sind aber groß, fast so groß wie Martengh, wie gut, daß unsere Decken so hoch sind. Hihihi, Entschuldigung aber das mußte ich jetzt einfach loswerden..."

Dieser Roboter schien gar nicht aufhören zu wollen, auf den großen Klingonen einzureden. Langsam machte sich deshalb Wut in diesem breit. Aber nein, das würde kein gutes Bild abgeben, noch vor dem Gespräch mit dem Captain, oder wem auch immer, Teile der Schiffseinrichtung zu zertrümmern. Weit und breit war nichts von einem Lift oder der Brücke zu erkennen. Was war das überhaupt für ein Schiffstyp?

Aufmerksam die Augen von einer Seite zur anderen bewegend, suchte Tex nach Anzeichen für die Herkunft des Schiffs, konnte aber nichts finden außer Anzeichen dafür, daß einiges reparaturbedürftig war.

'Na ja, das ist aber nicht mein Problem, sollen sich darum doch diese oberschlauen Techniker kümmern, falls es hier an Bord überhaupt welche gibt.'

--- Deck 4, vor dem Turbolift

Eifersüchtig ergriff Gene Elaines Hand und vergrößerte den Abstand zwischen ihr und Carrà indem er sich geschickt zwischen den beiden plazierte.

"Bei allem Respekt, ich schlage vor, wir verschieben die.. ähmn.. die Förmlichkeiten auf später und kümmern uns erst um unsere Pflichten", mahnte er und blickte streng in zwei verdutzte Gesichter.

"Nun gut, Mister... wie war doch gleich ihr Name?", erkundigte er sich.

Der junge Mann wollte bereits den Mund öffnen um zu antworten, da fiel es Foster wie Schuppen von den Augen. "Achja, Carrà, das sagten Sie vorher bereits." Auf den Satz folgte eine nichtssagende Geste, die ganz gut die Verwirrung des Sicherheitsmannes ausdrückte.

"Sie brauchen meine Hilfe? Also gut, wo kann ich helfen?", fragte er und in ihm regte sich das Gefühl er würde wachsen, während Carrà immer kleiner wurde.

Plötzlich gebot Gene Carrà ruhig zu sein, genau in dem Augenblick als der Techniker abermals zum Sprechen ansetzen wollte. Der Halbromulaner hörte aus einem benachbarten Gang ein Summen und schwere Schritte. Beide Geräusche assoziierte er mit unangenehmen Dingen.

Sein Gefühl hatte ihn nicht betrogen, denn als er sah wie dieser nervenaufreibende Roboter mit einem grimmigen Klingonen um die Ecke bog, drehte sich Genes Magen um.

Der Klingone war, sehr zum Mißfallen des Romulaners, besonders groß und seine eigenartige Kleidung ließ ihn nicht gerade ungefährlicher aussehen.

Kaum hatte Charly den Sicherheitsmann entdeckt, da begann er auch schon wieder wild drauflos zu reden: "Ah, Mr. Foster, wie gut, daß ich Sie hier treffe. Sie sehen so aus, als könnten Sie Arbeit vertragen. Nicht, daß ich nicht gerne arbeite, im Gegenteil, ich arbeite sogar sehr gerne, aber manchmal ist es einfach zu viel, wissen Sie. Wenn Sie also nichts zu tun haben, dann seien Sie doch so nett und geleiten Sie den zweiten Klingonen, der bei der Luftschleuse wartet..."

Gene hörte dem plappernden Roboter gar nicht mehr zu. Das Reizwort 'Klingone' hatte in ihm eine unfreiwillige Sperre seiner empfindlichen Gehörorgane ausgelöst.

"Ruhe!", fuhr Foster den Roboter an, der daraufhin auf der Stelle verstummte.

Wutentbrannt stapfte Gene mitten durch Charly und den Klingonen, der noch kein einziges Wort von sich gegeben hatte, hindurch. Dabei ließ er sich natürlich nicht die Chance entgehen, den dunkelhäutigen Vertreter der verhaßten Kriegerrasse provokant anzurempeln.

Nach wenigen Schritten sah sich Foster verblüfft um und staunte über die ausbleibende Reaktion des Klingonen. 'Klingonen...', dachte er, schüttelte den Kopf und ging zielstrebig weiter in Richtung Schleuse.

Es war ihm egal, ob Carrà und Elaine ihm folgen würden. Sein Tag könnte kaum noch schlechter werden.

Völlig perplex starrte Pino dem rabiaten Kerl nach, von dem er noch immer nichts weiter wußte, als daß er sich für einen Sicherheitsoffizier dieses Schiffes ausgab. 'Was für ein ungehobelter Klotz!', war alles, was ihm im Augenblick dazu einfiel. 'Wenn unsere Sicherheit an Bord in den Händen solcher Typen liegt, dann fühle ich mich hier nicht viel wohler als auf der Station, was schon etwas heißen will. Beziehungsweise - FALLS es überhaupt so ist! Woher kann ich denn wissen, daß ich seiner Behauptung glauben kann?'

Mehr und mehr kam Carrà zu dem Schluß, daß es vielleicht sein Glück war, sich nicht mit diesem - wie hieß er überhaupt? - eingelassen zu haben. Vielleicht wäre das ein Fehler gewesen. Er nahm sich jedenfalls vor, Martengh bei der nächsten Gelegenheit ein wenig über den Muskelberg auszufragen.

Apropos Martengh... was hatte er ihm doch gleich befohlen? Richtig, er sollte einen Klingonen und eine nicht näher beschriebene Frau zur Brücke bringen. Nun, hier hatte er offensichtlich beide vor sich stehen. Es gab wirklich keinen Grund, diesem Sicherheits-Rüpel zur Schleuse zu folgen.

Aufmerksam musterte er den Klingonen, der seiner Kleidung nach eigentlich gar nicht so recht einer zu sein schien. Zwar war er seiner Stirn nach eindeutig dieser Rasse zuzuordnen, aber der ganze Rest seiner Erscheinung erinnerte eher an das terranische Texas vergangener Jahrhunderte.

Unwillkürlich schielte der Techniker den Gang zur Schleuse hinab, ob dort nicht vielleicht noch ein Pferd stünde. Lächerlich! Jedenfalls war dies auf gar keinen Fall jener Klingone, der ihn zuvor in der Warteschlange niedergeschlagen hatte.

Erleichtert atmete Pino auf. Seine schlimmste Befürchtung hatte sich fürs Erste nicht bewahrheitet.

"Herzlich willkommen auf der Ivory", wandte er sich an den Neuankömmling. "Mein Name ist Pino Carrà und ich habe den Auftrag, Sie zu auf die Brücke zu geleiten. Wenn Sie mir bitte folgen würden, Miss Cooper und Mr. ... wie war doch gleich Ihr Name???"

"Aha, endlich mal etwas andere Gesellschaft, als dieses wandelnde Unterhaltungsprogramm..."

Mit einem Kopfnicken deutete der große Klingone auf Charly, der für einen kurzen Moment aus der Fassung geraten zu sein schien, da er still war. Seinen Hut hebend stellte er sich vor: "Howdy, nennt mich einfach Tex! Ich will auf diesem Schiffchen anheuern in der Sicherheit. Das wird bestimmt lustig!"

Mit seinen letzen Worten knuffte er Elaine an der Schulter, die entweder aus Überraschung, oder wegen des falsch dosierten Knuffs fast umfiel und Richtung Wand taumelte. Tex griff geistesgegenwärtig nach ihrem durch die Luft wirbelnden Arm und hielt sie fest.

"Nichts für ungut Miss, aber manchmal bin ich etwas überschwenglich..."

Mit einem kurzen Augenzwinkern in Richtung von Miss Cooper wandte er sich an Pino: "So, Mister Carrà, dann machen wir uns wohl besser auf den Weg, wir wollen ja niemand warten lassen, oder?"

Zum Zeichen, daß er beiden den Vortritt lassen wollte, winkte Tex kurz und wartete darauf, sich in Bewegung zu setzen.

--- Mannschaftsmesse, kleiner Lagerraum hinter der Theke

Schnell zog der neue Schiffswart seinen Overall aus und warf ihn achtlos in eine Ecke. Dann begann er zügig, die neuen Sachen anzulegen.

Der Andorianer sah begeistert an sich herunter: die neuen Sachen paßten wie angegossen! Auch von der Farbvielfalt war er begeistert! Er hatte einfach ein paar Kleidungsstücke repliziert, die auf der Erde in warmen Jahreszeiten getragen wurden.

Schnell öffnete er die Tür und war schon gespannt auf Jordans Reaktion zu seinem neuem Look.

--- hinter der Theke

Zirt trat lächelnd aus dem kleinen Lagerraum und sah Jordan erwartungsvoll an.

Der Andorianer hatte sich seiner Meinung nach sehr geschmackvolle Kleider zugelegt: seine orange-grünen Bermuda-Shorts harmonierten hervorragend mit seiner blauen Haut und dem zitronengelben, ärmellosen T-Shirt. Abgerundet wurde sein imposantes Erscheinungsbild noch durch rotviolette Freizeitschuhe.

Die Shorts saßen zwar durch seine andorianisch schlanke Gestalt etwas locker, aber dafür spannte sich das T-Shirt über seinen muskulösen, von harter Arbeit gestählten Körper.

--- Sternbasis G-6, vor der Schleuse

Mit dünnen Augen starrte K'bal auf die Schleuse, die direkt hinter seinem Vorgänger wieder ins Schloß gefallen war. Was dachte sich dieser Clown eigentlich? Vom klingonischen Ehrenkodex schien er jedenfalls noch nie etwas gehört zu haben - ansonsten hätte er nicht gerade eben einem älteren Klingonen den Vortritt verweigert.

Hinter ihm wurde es allmählich etwas unruhig, und die Sicherheitskräfte konnten das Narbengesicht nur noch mit Mühe davon abhalten, sich loszureißen und auf K'bal loszugehen. 'Höchste Zeit, daß ich von hier wegkomme", brummte der Klingone und machte sich wieder auf die Suche nach einer Konsole...

Das leise Summen der Schleuse ließ ihn aufhorchen. Diese Chance mußte er einfach nutzen! 'Dann lernt mich der Captain eben ohne Ankündigung kennen. Es wird ihn nicht stören - Denke ich...'

Ohne abzuwarten stürmte K'bal in die offene Schleuse, die sich genauso schnell wieder hinter ihm schloß. Erst jetzt schenkte er dem jungen Terraner, der ihn offenbar abholen sollte, Beachtung.

--- Ivory, im Schleusendurchgang

Der Mensch war für einen Vertreter seiner Spezies erstaunlich gut gebaut, aber etwas in seinem Blick ließ den Klingonen sofort mißtrauisch werden. Aus seinen Augen blitzte purer Hass, und alles in allem erinnerten seine Gesichtszüge auffällig stark an...

'Hör auf mit deinen elendigen Vorurteilen!', schimpfte K'bal mit sich selbst. 'Nur weil er dir nicht sympathisch ist, muß er noch lange kein Romulaner sein!'

Mit einem gequälten Lächeln grüßte er den Sicherheitsmann - der Roboter von vorhin wäre ihm jetzt tausendmal lieber gewesen - und stellte sich vor: "Mein Name ist K'bal, Sohn des Bartok. Ich will mich auf diesem Schiff um einen Posten als Navigator bewerben. Und ihr seid Mister...?"

--- Brücke

Martengh hatte bei den letzten Worten des Klingonen die Kraftfeldschaltung wieder deaktiviert, welche bei der Eindringlingswarnung automatisch hinter den nächsten Gangbiegungen aufgebaut worden war. Aber offenbar benahm sich dieser verrückte Klingone lediglich so, wie es Klingonen nun einmal so an sich haben.

Von Kargan einmal abgesehen...

--- Sams Quartier

Als Sam auch nach zwei Systemchecks keine Hardwarefehler finden konnte - außer ein wenig Staub auf den Lüftungsschlitzen - wurde dem Menschen bewußt, daß dieses Verhalten des Computers vielleicht sogar Absicht war.

Ein paar Abfragen später war er sicher: Der Sicherheitschef mußte ein hoffnungsloser Paranoiker sein. Sam wurde mißtrauisch. Wenn jemand dermaßen mißtrauisch war, gab es meist einen Grund dazu. Machte Fletcher sich gerade Feinde, indem er unter dem Kommando dieses Riesen arbeitete?

Feinde, von denen er nichts wußte? Das würde er nun bei einer schönen Tasse Tee herausfinden. Er wollte den Replikator anweisen, eine heiße Tasse mit viel Milch, Zucker und Zitrone zu erzeugen, kam aber über ein "Computer..." nicht hinaus.

Was, wenn die Replikatoren hier wirklich ähnlich altersschwach waren wie die auf der Station? Mit geübten Griffen entfernte er die Abdeckung des Gerätes - und lächelte sein vielbenutztes Ich-habe-es-ja-gewußt-Lächeln.

Als er den Sitz des ambientalen dynamischen Energiefelddiskriminators, welcher genauso falsch angeschlossen war wie auf jedem Replikator dieser Station, korrigieren wollte, wurde er etwas bleich. Konnte es sein, daß auf zwei vollkommen verschiedenen Systemen ganz zufällig zweimal der gleiche Fehler gemacht wurde?

Schnell holte er sich die allgemeinen Pläne dieser Repliaktorbaureihe auf sein Terminal, woraufhin seine Gesichtsfarbe ins Grünliche wechselte. Hatten die unfähigen Designer doch von einer Baureihe auf die Nächste einfach die Polarität einiger Bauteile verändert - von denen er glücklicherweise nur eine Änderung bemerkt hatte!

Und die bajoranischen Designer mußten natürlich ihre Geräte gleich dem Sternenflottenstandard anpassen!

'Um ein Haar hätte ich den Diskriminator auch hier falsch eingesetzt', spukte es durch Sams Hirn, 'und das auch nur, weil irgendwelche Bürohengste nichts anderes zu tun haben, irgendwelche Standards zu ändern! Aber das ist mal wieder typisch - ich rette die Ivory vor einer grünen Schleimflut, und niemand wird je von meiner Heldentat erfahren. Sam Fletcher, unsichtbarer Retter der Ivory...'

Mit geschwellter Brust beschloß er, seine Verabredung für heute Abend zu konkretisieren. "Computer, eine Verbindung zu der Turboliftkontrolle Zinda herstellen!", rief er deshalb in den Raum hinein.

"Ja?", hauchte die verführerische Stimme.

Sam mußte sich setzen. So eine Stimme - und die dazugehörige Frau würde noch heue in seinen Armen liegen... "Du, wegen unserem Treffen heue Abend..."

"Ja?", fühlte sich Sam erneut angehaucht.

"Wann und wo treffen wir uns?", fragte er. "Weißt du, auf die Station möchte ich nicht gerne, weil man dort etwas Probleme mit den Replikatoren haben könnte - immer diese unfähigen Möchtegernbastler. Kann man sich hier auf dem Schiff vielleicht etwas amüsieren? Die Bar sah eben jedenfalls nicht sehr verlockend aus."

"Wie wäre es mit Holodeck zwei?" Sam hatte den Eindruck, daß bei dem "H" ein warmer Wüstenwind in sein rechtes Ohr blies und schaurig-wonnige Gefühle sich langsam bis zu seinen Zehen ausbreiteten. "Um acht?"

"J-j-ja, gerne." Sam schluckte und hatte plötzlich eine staubtrockene Kehle. Noch ehe er wußte was er tat, hatte er schon ein kaltes Glas Wasser in der Hand und kippte es in einem Satz hinunter.

'Offenbar funktioniert der Replikator wieder', klopfte er sich anschließend auf die Schulter. 'Das soll mir mal jemand nachmachen!'

Mit diesen Gedanken schritt er zurück in die Schiffsbar, wo er genauere Informationen über seine Kabinennachbarn zu erhalten hoffte.

--- Mannschaftsmesse, vor der Theke

Perplex sah Jordan dem Andorianer entgegen. Sein abenteuerliches Aussehen, die schreienden Farben, die sich mit seiner Hautfarbe bissen, paßten wohl eher nach Hawaii als auf die düstere Sternbasis, in der die Ivory gerade lag. Mühsam versuchte sie, ihr breites Grinsen zu unterdrücken.

Es mißlang. Sie brach in schallendes Gelächter aus und konnte sich erst wieder fassen, als sie den fragenden Gesichtsausdruck ihres Gegenübers erblickte.

"Das ist ... das ist sehr gewagt", brachte sie schließlich wage hervor und räusperte sich. "Oder wollen Sie aufs Holodeck ...? Natürlich gibt es auf diesem Schiff nicht viel zu sehen, aber ich dachte eigentlich erst an einen kleinen Rundgang und gar nicht so sehr an ... Freizeit."

Durch die eigenen Worte verwirrt, verstummte sie erst einmal und sah Zirt hilflos an.

Zirt sah die schlanke Terranerin erst einmal groß an.

Anschließend wanderte sein Blick an sich herab und musterte seine Kleidung.

Plötzlich begannen die Schultern des Andorianers leicht zu zucken und er wandte sich kichernd wieder Jordan zu: "Wieso? Es ist bequem! Außerdem ist die Kleidung auch nicht so heiß, wie meine letzte!"

Der Schiffswart grinste die junge Medizinerin verschmitzt an: "Und mit dem Holodeck habe ich kein Problem, obwohl mich der Rest des Schiffes auch interessiert hätte!"

--- Mannschaftsmesse, Eingang

Offenbar war die Stimmung hier noch schlechter geworden, seit Sam diesen Ort verlassen hatte. Schwania saß immer noch alleine an einem der Tische und sah so aus, als ob sie nicht gestört werden wollte.

Die ausgemergelte Frau saß nun zusammen mit einem anderen Kellner an der Theke.

--- Theke

Als Sam näher kam bemerkte er, daß dieser Kellner der gleichen Rasse wie der Andere angehörte, auch er hatte nur einen Kopftentakel. Oder handelte es sich um die gleiche Person, die sich lediglich umgezogen hatte?

Der Mensch neigte zu der letzten Ansicht, denn warum sollte ein so kleines Schiff mit vier bis fünf Mann Besatzung zwei Kellner an Bord haben?

Leutselig ließ Fletcher sich auf einem der Barhocker nieder und brachte es fertig, zwei Personen gleichzeitig anzuschauen ohne zu schielen: "So, da bin ich wieder. Sagen Sie einmal, haben Sie eine Ahnung, warum man hier so mißtrauisch ist? Ich habe auf meinem Terminal so gut wie keine Leserechte für irgend etwas bekommen."

Zirt verwünschte im Stillen seinen fehlenden Fühler, durch dem ihn die Annäherung dieses lästigen Subjekts entgangen war.

Er beschloß den unerwünschten Eindringling einfach zu ignorieren und sich die Freude auf einen Spaziergang mit Jordan nicht verderben zu lassen.

Trotzdem fiel das Lächeln des Andorianers an die Frau, ihm gegenüber etwas gezwungen aus, so als hätte er gerade auf die saure Larve des andorianischen Drusselkäfers gebissen. Eine Delikatesse, sicher - aber nur wenn man sie zum Nektar der Btwiini - Nelke genoß!

Gedanklich entschloß er sich, Sam in Zukunft gedanklich nur noch Drusselkäfer zu nennen!

Das heiterte den Schiffswart so sehr auf, daß er Jordan ein breites Grinsen verehrte.

Jordan sah einen Augenblick verwundert von dem Neuankömmling - wie hieß er doch gleich - zu Zirt, der beschlossen zu haben schien, den anderen zu mißachten. Unbehaglich wand sie sich innerlich. Sie fand den Kerl ja auch nicht sympathisch, aber hieß das, daß man ihn so behandeln mußte?

"Ich habe keine Ahnung", wandte sie sich daher steif an ihn und hatte keine Lust zu erzählen, daß sie die Konsole in ihrem Quartier noch gar nicht angerührt hatte. "Auf der Krankenstation bekomme ich bisher jeden Zugriff gestattet."

Sie sah noch einmal zu Zirt hinüber und konnte sich nicht verkneifen, sein freundliches Lächeln zu erwidern. "Wir wollten gerade gehen und uns das Schiff ansehen. Kommen Sie, Zirt?"

Zirt erfreute sich an dem Lächeln seiner hübschen Gegenüber!

"Aber gerne Jordan, ich glaube, wir sind hier fertig!" Birril kam um die Theke herum, ging ein paar Schritte Richtung Tür und verharrte kurz, um die Terranerin zum Gehen aufzufordern.

"Übrigens bin ich es eher gewohnt geduzt zu werden. Wenn Sie also wollen, können wir zu einem vertraulicheren Umgang miteinander übergehen!", dabei geleitete er die hübsche Menschenfrau endgültig zum Ausgang.

--- vor dem Ausgang

In der Tür wandte der Andorianer sich nochmals kurz an Sam: "Ich wünsche IHNEN noch einen guten Tag, Mr. Drussel... äh, ich meine Sam!"

Mit einem befriedigtem Lächeln auf dem Gesicht wandte Zirt sich wieder an seine hübsche Begleiterin, während sich hinter ihnen die Tür zur Mannschaftsmesse schloß.

--- Deck 3, Gänge

Jordan warf einen leicht verärgerten Blick auf ihren Begleiter. Hatte dieser alberne Seitenhieb jetzt wirklich sein müssen? Spontan kam ihr wieder die Sternenflotte in den Sinn, ihr altes Schiff, wo sie von privaten Differenzen völlig verschont geblieben war und nur die fachliche Kompetenz zählte.

Hier konnte sie noch nicht einmal sicher sein, daß etwas wie fachliche Kompetenz vorhanden war.

Seufzend wandte sie sich an Zirt, während sie den Gang hinunter gingen. "Was meinen Sie, wo sollen wir hingehen ... Ich glaube, auf diesem Deck gibt es nur Quartiere und ...", sie warf einen Blick auf eine Tür, an der sie gerade vorbeigingen; "...oh, und die Wissenschaftsstation." Sie verstummte, als sie hinter der geschlossenen Tür leise Geräusche vernahm, als würde etwas zu Boden fallen.

'Noch mehr Ungeziefer?', dachte sie sich zynisch und wandte sich wieder an Zirt.

"Scheint ja, als wäre da drin was los. Wollen wir nachschauen?" Fragend wies sie in Richtung der Tür.

--- Mannschaftsmesse, Theke

Sam hätte beinahe seinem ersten Impuls nachgegeben, und sich den Beiden bei ihrem Schiffsrundgang angeschlossen, aber das etwas säuerliche Gesicht des Barmannes hatte ihn sich anders entscheiden lassen.

Wahrscheinlich hatte dieser eintentaklige Blauling genau erkannt, mit wem Sam jetzt am Liebsten alleine gewesen wäre, und sich deshalb geopfert, der dürren Frau das Schiff zu zeigen, was ihm offenbar nicht leicht gefallen war, auch wenn er seitdem ein etwas gekünsteltes Lächeln aufgesetzt hatte.

Der Abschied der Beiden bestätigte ihn voll und ganz in seinem Denken - dieser Lakai zeigte ihm alleine durch die Wahl seiner Worte, wen er als gleichberechtigt, und wen er als überlegenen Intellekt anerkannte.

Wenn Sam erst einmal Captain dieses Schiffes war, würde er diesen Kellner als persönlichen Kabinensteward behalten.

Auch, wenn er ihm bis dahin beibringen mußte, daß man Bestellungen nicht vergessen sollte. 'Was hatte ich doch eben bestellt?', fragte Sam sich.

Als es ihm nicht einfiel, ging er zum Replikator und wählte eine heiße Schokolade. Anschließend setzte er sich an Shanias Tisch und schaute sie einfach nur an.

--- Deck 4, im Schleusendurchgang

Dieser Klingone war Gene gleich auf Anhieb sympathisch. Unter Sympathie verstand er jedoch hauptsächlich das kommentarlose Dulden seines Gegenübers. Auf alle Fälle hinterließ K'bal einen ziemlich gewöhnlichen Eindruck auf ihn.

Der Halbromulaner wußte es durchaus zu schätzen, daß er gleich so förmlich begrüßt wurde. Natürlich sagte das noch überhaupt nichts über einen Charakter aus und Gene pflegte sich die Leute, die er Freunde nannte, sehr genau auszusuchen. Aber dieser Mann war anders als die verrohten Klingonen die er gekannt hatte, bevor er sie bewußtlos schlug.

K'bal war etwas kleiner als der andere Klingone, dem Foster beim Turbolift begegnet war, aber er war genauso stämmig und muskulös. Auffallend waren bloß sein protziger Gürtel und die sonderbare Farbe seines Haares.

"Mein Name ist Gene Foster, Sicherheitsabteilung", sagte er, schob sein Kinn vor und verschränkte die Arme vor der Brust, als ob er auf etwas warten würde.

Nach einer kurzen schöpferischen Pause trat der Halbromulaner beiseite und gab nun endgültig den Weg in das Schiff frei.

"Wenige Schritte von hier entfernt befindet sich der Turbolift, ich werde Sie zur Brücke bringen damit Sie ihr Einstellungsgespräch führen können." Während er das sagte, wies er K'bal mit einer neutralen Handbewegung an, vor ihm zu gehen.

Ein leises, kaum hörbares "Jawohl" war alles, was der Klingone zu erwidern hatte. Mit diesem Foster war nicht zu spaßen, soviel schien schon einmal klar. Ob er vielleicht doch ein Romulaner...? K'bal schüttelte den Kopf. 'Das würde nicht zu seinen blonden Haaren passen!'

Der Handbewegung des Terraners folgend bog er in den nächsten Gang ein - Wobei ihm nicht entging, daß sein Begleiter auffällig viel Wert darauf legte, immer einen Schritt hinter ihm zu bleiben.

--- Deck 4, vor dem Turbolift

Pino wandte sich gerade zum Gehen, da ließ ihn eine blecherne Stimme aus dem Hintergrund noch einmal abstoppen.

"Na Sie machen sich das ja schön einfach, Mr. Carrà! Da erledige ich die halbe Arbeit für Sie, und was hab ich davon? Man beachtet mich nicht mal. Aber das ist ja typisch für euch Humanoiden. Ich bin ja schließlich NUR ein Roboter!"

Überrumpelt starrte Pino in die Richtung, aus der die Stimme kam. Von dort blinkte ihm ein rotes Glasauge entgegen, welches auf einem blechernen, auf Rollen sitzenden Rumpf mit seitlichen tentakelartigen Armen saß. Als Techniker erkannte Carrà dieses Gebilde natürlich sofort als einen Reinigungsroboter vom Typ Charly Alpha 1. Und natürlich hatte er ihn nicht beachtet! Diese Dinger waren schließlich nichts weiter als stumme Maschinen, die für gewöhnlich geduldig ihre Arbeit taten. So zumindest hatte Pino sie bisher immer erlebt.

Dieser hier schien allerdings eindeutig anders zu sein. Offensichtlich war er regelrecht eingeschnappt!

Ungläubig blinzelnd ging Carrà auf den kleinen Blechkerl zu und meinte dann nach einem Räuspern: "Oh, entschuldige bitte. Du gehörst wohl auch zur Mannschaft?"

"Natürlich gehöre ich zur Mannschaft! Unter uns gesagt, ich bin auf diesem Schiff sogar eine der wichtigsten Personen; komischerweise erkennt das bloß keiner. Stellen Sie sich mal das Chaos vor, in dem die Ivory versinken würde, wenn ich hier nicht für Ordnung sorgen würde! Ich bekleide hier einen wirklich sehr wichtigen Posten. Aber natürlich hat Sie noch niemand auf meine Existenz hingewiesen, das war ja klar. Wie gesagt bin ich ja NUR ein Roboter!"

Pino konnte es kaum glauben. 'Eine beleidigte Maschine! Das hab ich ja noch nie erlebt! Und nun? Erwartet er etwa, daß ich mich bei ihm bedanke?'

'Also gut, wenn's denn sein muß', gab er sich einen Ruck. 'Mir wird schon kein Zacken aus der Krone brechen.'

"Hör mal, ich bin dir ja wirklich sehr dankbar für die Hilfe und ich weiß deine Dienste sehr zu schätzen. Ich bin im Augenblick allerdings etwas in Eile und ich gehe davon aus, du hast auch noch einige wichtige Dinge zu erledigen."

Es war unmöglich zu deuten, was in den Schaltkreisen des künstlichen Wesens vor sich ging und ob er Pinos Wink mit dem Zaunpfahl vielleicht sogar verstanden hatte. Jedenfalls drehte er sich tatsächlich um 180 Grad und rollerte davon - was allerdings noch lange nicht bedeutete, daß er auch aufhörte die Anwesenden mit einem Sturzbach von Worten zu überschwemmen.

"Sehr richtig, Mr. Carrà, ich habe noch einige äußerst diffizile Putzprobleme zu lösen, die meine vollste Aufmerksamkeit erfordern! Es freut mich übrigens, daß Sie sich dessen bewußt sind. Zum Beispiel in Frachtraum 3, da herrschen zur Zeit wirklich unsägliche Zustände die dringend eines professionellen Raumpflegers bedürfen. Selbstverständlich ist an Bord niemand außer mir in der Lage..."

Vor sich hin plappernd entfernte er sich. Er war schon fast außer Hörweite, da hob er noch einmal die Stimme an und rief: "Ach übrigens, nennen Sie mich einfach Charly!"

Kopfschüttelnd wandte sich Pino wieder dem Lift zu. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Gefühlsbegabte Roboter waren tatsächlich nicht gerade alltäglich, aber dieser schien geradezu ein regelrechter Egozentriker zu sein!

'Es ist wirklich bemerkenswert', ging es ihm durch den Kopf. 'Da bin ich kaum einige Stunden auf diesem Schiff, aber ich habe schon mehr wirklich außergewöhnliche Bekanntschaften gemacht, als in der gesamten letzten Zeit auf dieser gottverdammten Station.'

In Gedanken zog der Techniker ein erstes Resümee: 'Zunächst wäre da mal Martengh - eine wirklich beeindruckende Person! Dann dieser rüpelhafte Sicherheits-Offizier - obwohl ich noch nicht so recht weiß, was ich von ihm zu halten habe. Und als wäre das noch nicht genug, kreuzt jetzt auch noch ein plaudernder Staubsauger meinen Weg! Das muß ich erst mal verarbeiten ... ach ja, und da wäre natürlich auch noch Shania...'

Gedankenverloren betrat er den Turbolift, dicht gefolgt von Elaine und Tex. Erstere war offensichtlich ebenso erstaunt über die emotionale Blechdose wie Pino selbst, während der Klingone nur breit grinste. Er hatte das Vergnügen Charlys Bekanntschaft zu machen offenbar schon zuvor gehabt.

--- Turbolift

Es dauerte allerdings nicht lange, da wurde der Techniker schlagartig daran erinnert, daß er eine nicht minder bemerkenswerte Persönlichkeit bei seiner gedanklichen Aufzählung vergessen hatte. Kaum hatten sich die Türen des Lifts geschlossen, da hauchte eine süßliche Stimme: " Na wen hast du mir denn da mitgebracht? Hmmm, ich fand Klingonen schon immer besonders anziehend! Darf ich mich vorstellen, ich bin Zinda und du wirst mich ..."

Pino ließ den Computer nicht zu Ende kommen. Er platzte förmlich. "Sind denn auf diesem Schiff alle technischen Einrichtungen mit irgendwelchen psychischen Komplexen behaftet? Würde mich nicht wundern, wenn sich die Replikatoren hier noch für Bildhauer halten, und die Photonentorpedo-Kontrolle ist wahrscheinlich manisch-depressiv!

Ich meine, versteh mich nicht falsch, ich hab wirklich nichts gegen künstliche Intelligenz, aber eine künstliche Aphrodite ist im Augenblick echt zu viel für mich. Also tu mir bitte den Gefallen und bring uns einfach auf die Brücke, bevor mir noch der Kragen platzt und ich dich in einen künstlichen Amor umprogrammiere!"

Das schien gesessen zu haben. Ohne ein weiteres Wort setzte sich der Lift in Bewegung und wenige Sekunden später öffneten sich die Türen zur Brücke.

Reichlich genervt betrat Carrà den Kommandostand, eine sichtbar verblüffte Elaine und einen scheinbar immer noch gutgelaunten Tex im Schlepptau.

--- Brücke

"Mr. Martengh, hier sind die beiden Personen, die Sie zu sehen wünschten."

Als sie den Turbolift verlassen hatten, war Elaine auf alles vorbereitet gewesen, doch was sie dann erblickte, ließ sie mit weit offenen Mund und starren Blickes dastehen.

Es war nicht der Ort, oder die vielen diversen Schaltflächen und Monitore die sie so erschrecken ließen, sondern der Mann, oder was auch immer es war, der hinter einer Konsole stand und sie mit eisernen Gesichtsausdruck anstarrte.

Sie fühlte sich ein wenig bedrängt und durchbohrt, ließ es sich jedoch nicht anmerken.

Nachdem ihr Nebenmann sich nicht rührte, holte sie tief Luft, nahm ihren ganzen Mut zusammen und schritt auf diesen Martengh, wie er von Carrà vorgestellt worden war selbstsicher zu.

Kurz vor seiner Konsole blieb sie stehen, und lächelte ihr Gegenüber unsicher lächelnd an.

"Es ist mir eine Ehre Sie kennenzulernen, Mister Martengh. Ich muß zugeben, daß Sie mich gerade etwas überrascht, wenn nicht sogar erschreckt haben, denn so einen gewaltigen angsteinflößenden Mann, bin ich bis heute noch nie begegnet und ich bin schon vielen verschiedenen Personen von den unterschiedlichsten Planeten begegnet, da ich einige Jahre auf Vergnügungs- bzw. Freizeitparks gearbeitet habe."

"Es würde mich sehr interessieren, welcher Rasse Sie angehören, und ob alle dort Lebenden so monströs wie Sie wirken, doch wegen dem bin ich heute nicht vor Sie getreten." Die Irin begann ein wenig zu tänzeln, denn sie merkte, daß sie diesen Martengh zu langweilen begann, denn immerhin zeigte er auf keine ihren Aussagen eine Reaktion.

Es war ihr sogar selber schon peinlich. So langatmig war sie normalerweise nicht.

'Entweder alles oder nichts, Elaine. Du bist gut. Du weißt das. Wenn dich dieser Kerl nicht haben will, ist er selber schuld.' Sie machte noch einen Schritt die Konsole zu, stellte sich leicht breitbeinig davor auf und erwiderte den Kopf in den Nacken geworfen den starren Ausdruck dieser unbekannten Rasse.

"Ich scheine Sie zu langweilen, daher werde ich es kurz machen. Mein Name ist Elaine Cooper, ich bin 26 Jahre alt und komme von der Erde. Meine Fähigkeiten liegen in der Programmierung von Holodecks, so daß ich mich gerne als Holodeckdesignerin auf Ihrem Schiff bewerben möchte." Die Rothaarige hielt kurz inne, um auf eine Frage oder ähnliches zu warten, doch da nichts von diesem Mann rauszukriegen war, fuhr sie mit ihrer Vorstellung fort.

"Ich habe einige Jahre auf der Starfleet Academy Technik studiert, und habe dafür auch eine Auszeichnung erhalten, auf die ich jedoch nicht stolz bin, da sie jeder gekriegt hätte, der ein wenig im Kopf hat. Nachdem mich die Anforderungen nicht mehr reizten, brach ich mein Studium ab und machte mich selbstständig. Wie schon erwähnt, habe ich viele Erfahrungen sammeln können. Meine Kunden waren überwiegend zufrieden und begeistert, was ich Ihnen natürlich jetzt nicht beweisen kann und auch nicht möchte.

Zu meiner Person gibt es nicht viel zu sagen. Ich kann sehr widerspenstig und ungemütlich sein, doch für eine Sache, von der ich überzeugt bin und für einen Captain der vertrauenswürdig, kompetent und fair sein Schiff führen kann, gebe ich mein Bestes." Den Kopf ein wenig zur Seite geneigt, verschränkte Elaine ihre Hände hinter ihrem Rücken und wartete auf das was nun kommen würde.

Nachdem Martengh den Zugang zur Brücke verriegelt hatte - er wollte unter keinen Umständen drei neue Leute in seiner Nähe haben - schon gar nicht, wenn zwei davon Klingonen waren - schaute er die junge rothaarige Frau an und rekapitulierte ihren Werdegang, den ihm seine Spionageprogramme geliefert hatten.

Zuerst hatte sie ein kurzes abgebrochenes Studium mit recht eindrucksvollen Ergebnissen aufzuweisen, und danach Freizeit- und Vergnügungsparks mit ihren Holodeckprogrammen unsicher gemacht. Offenbar mit recht großem Erfolg, wenn man den Fußnoten in Martenghs Datenbank Glauben schenkte, was Martengh immer tat.

Was ihn noch brennend interessierte war, wie diese Person an die Information gekommen war, daß auf der nächsten Reise der Ivory ein Holodeckprogrammierer nicht nur nicht das fünfte Rad am Wagen, sondern extrem nützlich sein würde. Aber er fragte nicht - waren sie einmal gestartet, war sie sowieso auf sich alleine gestellt, und diese Information leichter aus ihr zu extrahieren.

Sie schien trotzdem sehr mächtige, oder zumindest sehr gut informierte Hintermänner zu haben...

Martengh liebte intelligente Gegner.

"Sie haben Glück", erklang deshalb seine Stimme. "Normalerweise bräuchten Sie nicht einmal Ihre Tasche abstellen, weil wir für einen Holodeckprogrammeirer absolut keinen Bedarf haben. Aber gerade auf der kommenden Reise kann ich mir vorstellen, daß Sie so einiges zu tun bekommen werden." Der Caldonier berührte seinen Communicator.

"Martengh an Shania. Wir haben hier eine Holodeckprogrammiererin. Teste einmal, ob ihre Kenntnisse etwas wert sind. Sie ist gerade auf dem Weg nach Holodeck 1, um von dir unter die Lupe genommen zu werden. Wenn du meinst, sie kann etwas, darfst du sie einstellen. Ende."

Auf den fragenden Blick Elaines antwortete Martengh mit einer scheuchenden Handbewegung, entriegelte die Tür zum Turbolift, um sich dann voll dem Klingonen in der lächerlichen Aufmachung zu widmen.

Irgendwie erinnerte ihn dieser nicht besonders kleine Mann an die irdischen Western-Holoabenteuer, die ihm Monserat früher einmal gezeigt hatte. Offenbar handelte es sich hier um einen Klingonen, dem diese Epoche der Menschheitsfrühgeschichte ganz besonders gefiel.

Der Caldonier hatte diesen Holoabenteuern nicht viel Beachtung geschenkt, aber ein Prinzip war bei ihm haften geblieben: "Erst schießen, dann fragen."

Der Lebenslauf dieses Klingonen spiegelte dieses Prinzip genau wieder. Entlassung aus der Sternenflotte wegen diverser gewalttätiger Übergriffe, Ausschluß aus verschiedenen illegalen Wettflugzirkeln wegen seines brutalen Flugstiles, anschließend Schaukämpfer in diversen Bars.

Welch ein Abstieg...

Hmmm - was würde so ein Klingone dafür tun, wenn man ihm dafür ein besseres Leben versprach? Ein Raumschiff kapern? Captain und ersten Offizier töten?

Sicherlich.

Martenghs Hand lag keine zwei Millimeter neben der Aktivierungsschaltung der Standard-Nofallkraftfelder - ein leichtes Zucken würde genügen, um um alle Anwesenden herum ein Sicherheitskraftfeld zu errichten.

"Nun, Mr. Mardob, was kann ich für Sie tun?" Martengh war neugierig, wie der Klingone ihn überzeugen wollte, ihn anzustellen.

Große Chancen gab er ihm allerdings nicht - und nur Shania zuliebe hatte er überhaupt gefragt.

--- Deck 4, Gänge

K'bal hatte schon viele Schiffe von innen gesehen, aber die Höhe der Gänge auf diesem Frachter verschlug selbst ihm die Sprache. Er versuchte sich zu entsinnen, was der Ferengi über den Captain gesagt hatte. Ein Franzose, Terraner also... Aber kein Mensch konnte jemals diese Körpergröße erreichen! Der Klingone schauderte bei dem Gedanken, für welche Spezies die Decke wohl erhöht worden war.

Sein terranischer Begleiter folgte ihm unablässig auf Schritt und Tritt, und allmählich mußte K'bal über diese Form der Kontrolle innerlich grinsen. Jedes Mal, wenn er sein Tempo etwas beschleunigte, schloß Foster augenblicklich zu ihm auf. Als er schließlich abrupt stehen blieb, kam es fast zum Zusammenprall.

Der mächtige Klingone drehte sich grinsend um und glaubte, auch bei seinem Gegenüber ein kurzes Lächeln erkennen zu können. Er hatte das Spiel mitgemacht.

"Verzeihen Sie", begann er, "mich würde interessieren, mit wem ich das Vorstellungsgespräch führen werde. Gibt es einen Personalchef an Bord, oder bringen Sie mich gleich zum Captain?" Es konnte nie schaden, etwas mehr über seinen nächsten Verhandlungspartner zu erfahren...

Mürrisch deutete Foster K'bal, daß er weitergehen sollte. Gene fragte sich, wie er dazu kam, mit dem Klingonen auch noch Smalltalk zu führen. Den Babysitter spielte er schon, der Pausenclown kam allerdings nicht in Frage.

Als sich die beiden wieder auf den Weg zum Turbolift machten, funkelte der Halbromulaner K'bal griesgrämig an. "Der Captain ist im Moment nicht zugegen. Der erste Offizier Martengh nimmt sich der zukünftigen Crewmitgliedern an."

Die Tatsache, daß er K'bal doch antwortete war eher der Schadenfreude zu verdanken, die er bei dem Gedanken an das Einstellungsgespräch des Klingonen verspürte. Martengh würde ihn ohne Zweifel ablehnen.

Erst jetzt wurde Gene so richtig bewußt, daß ein freundlicher Klingone nicht natürlich sein konnte. Da mußte mehr dahinterstecken, bestimmt versuchte K'bal etwas zu verbergen.

--- Deck 4, vor dem Turbolift

Schweigend warteten die beiden, bis der Turbolift auftauchen würde. Wenn Martengh nicht den Weg zur Brücke freigab würde er mit einem Klingonen im Lift eingesperrt sein. Schon alleine der Gedanke daran flößte ihm Unbehagen ein.

--- Mannschaftsmesse, Tisch 7

Irritiert sah Shania irgendwann von ihrem Padd hoch, da sie sich nicht mehr alleine am Tisch fühlte. Als sie kurz darauf das Gesicht ihres Gegenübers erkannte, wünschte sie sich lieber nicht hochgesehen zu haben.

Da war er wieder. Dieser bittere Nachgeschmack auf ihrer Zunge.

Ein Mann namens Sam Fletcher...

Hilfesuchend blickte sich die große Amerikanerin in der Mannschaftsmesse um, mußte aber feststellen, daß die anderen sie bereits verlassen hatten. Es gab hier kein anderes Opfer als sie. Ihre Hand wollte automatisch zum Communicator greifen um Zirt wieder an seinen Arbeitsplatz zu holen, als sie sich reichlich albern vorkam.

Ein tiefes Seufzen unterdrückend, fügte sie sich in ihr Schicksal und erwiderte seinen Blick: "Kann ich etwas für Sie tun, Mister Fletcher?"

Wie lange der Typ wohl schon an ihrem Tisch saß? Wo blieb nur Pino?

Gerade als der sonnengebräunte Traum von einem Mann mit einem sehr gewinnenden und selbstsicheren Lächeln zu einer Antwort auf ihre Frage ansetzen wollte, meldete sich wie auf Bestellung Shanias Communicator zu Wort:

"Martengh an Shania. Wir haben hier eine Holodeckprogrammiererin. Teste einmal, ob ihre Kenntnisse etwas wert sind. Sie ist gerade auf dem Weg nach Holodeck 1, um von dir unter die Lupe genommen zu werden. Wenn du meinst, sie kann etwas, darfst du sie einstellen. Ende."

Martengh machte es sich ja mal wieder ganz einfach, statt sich selbst von den Qualitäten der Leute zu überzeugen, schob er ihr die Arbeit zu. Dabei wußte er doch, daß sie sich ihre Holodeck-Programme selbst zu schreiben pflegte. Sie fragte sich wieso er gerade einer Holodeck-Programmiererin die Chance geben wollte die nächste Reise mitzumachen.

Mit einem zuckersüßen Lächeln wandte sie sich an Fletcher: "Tut mir leid, Mister Fletcher, aber die Pflicht ruft", dabei packte sie schon hastig ihre Sachen zusammen, "sollten Sie wichtige unaufschiebbare Fragen haben, wenden Sie sich einfach an Zirt oder den Schiffscomputer."

Damit verschwand sie vom Tisch und aus Sams Augen, dessen sehnsüchtigen Blick, sie noch in ihrem Rücken zu spüren vermeinte, als sich die Tür schon hinter ihr schloß.

Shania war so schnell verschwunden, daß Sam sich fast an der viel zu heißen Schokolade - Computer nahmen immer alle Ausdrücke viel zu wörtlich - verschluckt hatte. Mit der Hand fächelte er seiner verbrühten Zunge Kühlung zu, als er endlich aufstand und hinter ihr herspurtete.

--- Gang vor der Wissenschaftssektion

Zirt lauschte einen kurzen Moment auf die Geräusche und nickte dann Jordan zustimmend zu: "Ja, warum nicht! Ich wollte immer schon einmal wissen, was Wissenschaftler eigentlich so den ganzen Tag tun!"

Da dem Andorianer die Geräusche aber nicht ganz geheuer vorkamen, die er mit seinem empfindlichem Gehör natürlich besser wahrnahm - dem Scheppern nach waren es die Scherben von etwas Größerem - ging er als erstes auf die Tür zu.

Der Schiffswart konnte aber gerade noch rechtzeitig bremsen, bevor er mit seiner Nase gegen die immer noch geschlossene Tür schlug.

Mit einem vom Herzen kommenden, klingonischen Fluch sprang er einen Schritt zurück und versuchte danach nochmals den Annäherungssensor der Tür auszulösen.

Die Tür blieb aber immer noch verschlossen.

Seufzend blickte Zirt hilfesuchend zu Jordan, die ihn mit steinernem Gesicht bei seinem Tun beobachtete.

"Ich kannte einmal einen Wissenschaftler, der sich in seinem Labor zu verschanzen pflegte", erzählte sie unbedacht, verstummte dann jedoch sofort und räusperte sich. Eine kleine Spitze konnte sie sich jedoch nicht verkneifen. "Meistens hilft klingeln."

Mit diesen Worten ging sie an Zirt vorbei und betätigte den Türsummer.

Sie vernahm einen spitzen Schrei, gefolgt von einem weiteren Poltern; dann etwas wie "Moment!". Die Arme vor der Brust verschränkt wartete sie ab, bis sich Sekunden später die Tür öffnete.

Eine zierliche, verschwitzte Romulanerin lächelte ihnen entgegen, die mit einer Locke ihres schwarzen Haars spielte und vor allem Zirt interessiert musterte. Jordan kam sie auf Anhieb etwas dümmlich vor. Nicht, daß man auf diesem Schiff etwas anderes erwarten konnte.

"Oh, hallo", stotterte sie ein wenig verstört. "Euch hat doch nicht No'Orba geschickt? Ich wollte wirklich gleich mit dem Aufräumen beginnen ..." Entschuldigend warf sie einen Blick hinter sich, und erst jetzt erkannte Jordan, daß sich auch ein hochgewachsener, breitschultriger Mann im Raum befand, der sich offenkundig gerade anzog.

Resigniert überließ Jordan Zirt die Antwort. Hatte eine Frau wie sie wirklich Mitarbeiter wie diese verdient?

Der Andorianer war etwas verblüfft, daß er nicht selbst auf die naheliegende Idee mit der Klingel gekommen war. Das kam davon, wenn man die ganze Zeit von Computern hinten und vorne bedient wurde! Man verlernte das selbstständige Denken!

Vor lauter Ärger bekam der Andorianer erst im letzten Moment die Situation auf der anderen Seite der Tür mit und daß Jordan das Reden offensichtlich ihm überlassen wollte.

Etwas erstaunt stellte er bei seiner Begleiterin die mißbilligende Miene fest, als sie die beiden Ertappten musterte. Diese Art von Prüderie hätte er Jordan gar nicht zugetraut!

In seiner Zeit in der Sklaverei war jedes bißchen Freizeit für diese oder ähnliche Aktionen benutzt worden und keiner hatte sich je daran gestört. Auch in seinen nachfolgenden Beschäftigungen war Ähnliches stillschweigend übersehen worden, solange die Arbeit nicht darunter gelitten hatte.

Also antwortete der blauhäutige Schiffswart: "Nein, keine Sorge, wir wollten uns nur etwas auf dem Schiff umsehen! Aber da wir offensichtlich stören, gehen wir besser wieder!"

Die Romulanerin, der die Erleichterung ins Gesicht geschrieben stand, murmelte nur noch ein paar unverbindliche Worte und schloß dann die Tür wieder vor den beiden Spaziergängern.

"Das wäre es also zum Thema Wissenschaftssektion!", lächelte Zirt Jordan an. " Wie wäre es mit einem Abstecher auf Ihren Arbeitsplatz in der Krankenstation?" Der Andorianer hatte sehr wohl mitbekommen, das Jordan nicht auf das Angebot des "Du"-Wortes eingegangen war.

Ein wenig gekränkt war er deswegen schon!

"Die Krankenstation?" Unbehaglich wand sich Jordan innerlich, nickte dann jedoch resignierend. "In Ordnung, dann also die Krankenstation."

Kurz in Gedanken bei ihrem neuen Posten auf der Ivory - und ihrem alten bei der Sternenflotte! - wandte sie sich wortlos um und ging voran.

--- Deck 4, vor dem Turbolift

Im Moment konnte K'bal nur gelangweilt mit dem Fuß scharren und seinen Begleiter schräg von der Seite mustern.

Der Klingone seufzte. Sicher, die Terraner waren im ganzen All als Kulturnation gerühmt; Er hatte schließlich auch schon einmal Shakespeare gelesen. Allerdings erinnerten doch gleichzeitig viele Vertreter dieser Spezies, die sich auf Sternbasen und Schiffen herumtrieben, stärker an seine eigenen primitive Landsleute, als dem Klingonen lieb war...

Die Wartezeit zog sich immer mehr in die Länge, aber gerade, als sich K'bal ernsthaft Sorgen um die Technik auf diesem Frachter machen wollte, öffneten sich die Türen des Turboliftes mit einem leisen Zischen. Erleichtert über diese willkommene Abwechslung betrat er noch vor seinem mürrischen Begleiter den Lift.

--- Holodeck 1

Shania hatte sich sehr beeilt zu den Holodecks zu kommen. Deshalb war es nicht verwunderlich, daß sie sogar noch vor der Frau ankam, die sie prüfen sollte. Diese mußte ja erst den Weg über Deck 2 von der Brücke zu den Holodecks finden.

Während sie wartete fragte die Amerikanerin sich, was für eine Aufgabe Martengh ihr gestellt haben mochte.

--- Brücke

Die Augen des Klingonen lagen auf dem caldonischen Sicherheitschef.

Tex war überrascht von diesem Kerl. Nicht nur wegen seiner Größe. Dabei war das schon Grund genug, gab es doch nicht oft Leute, die größer als er selbst waren. Auch die Art und Weise, wie er die Bewerberin vorher abgefertigt hatte. Ein paar Blicke auf die Konsole... offensichtlich Informationen über sie und zwei Sätze und fertig war's.

Sollte dieser Martengh auch Informationen über ihn haben?

Kurz resümierte er die Geschehnisse der letzten paar Minuten und kam zu dem beunruhigenden Schluß, daß das so sein mußte... er hatte sich gewohnheitsmäßig mit "Tex" vorgestellt und dieser Was-auch-immer-er-war kannte seinen richtigen Namen...

"Nun, Mister Martengh, aus Ihren Äußerungen schließe ich, daß Sie bereits über einige Informationen über mich verfügen, weshalb ich annehme, daß ich meinen Lebenslauf nicht erst herunterbeten muß. Wie ich bereits an der Schleuse sagte, hat mir Ihre Bekannte Shania - Sie wissen schon, diese Blondine, die selbst für einen Menschen recht groß ist - gesagt, daß Sie Ihre Besatzung vervollständigen wollen. Also wenn Sie dann auch noch Sicherheitspersonal suchen, bin ich genau der Richtige! Vielleicht wollen Sie mich ja in einem kleinen Übungskampf testen?"

Der Klingone bleckte kurz seine Zähne und schob seinen Hut etwas mehr nach oben, um besser in die Augen des Sicherheitschefs sehen zu können. Dieser machte wegen seiner stoischen Ruhe und dem taxierenden Blick in der Tat den Eindruck, als würde er sich jeden Moment auf Tex stürzen. Dieser hoffte trotzdem, daß es einfacher werden würde, schmerzte ihn doch immer noch die gebrochene Rippe aus seinem letzten Kampf. Hoffentlich gab es auf diesem Schiff auch eine Krankenstation.

"Allerdings wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie sich schnell entscheiden würde. Ich muß diese Station verlassen und wenn Sie "Nein" sagen, will ich genug Zeit haben, nach einem anderen Schiff zu suchen.

Martengh schaute den Klingonen an. Daß dieser Mann kämpfen konnte, mußte er nicht mehr beweisen, diverse Berichte sprachen dafür. Allerdings vermittelten diese Berichte auch den Eindruck, daß er in erster Linie für sich selber kämpfte, und das konnte der Caldonier nicht verantworten, zumal er ja gerade zugegeben hatte, daß die Ivory für ihn nur Mittel zum Zweck war.

Welche Garantien konnte man von ihm erwarten? Einen Schwur auf den klingonischen Ehrenkodex? Nein, Martengh hielt nichts von Schwüren und Versprechungen.

Martengh wollte harte Fakten - Tests, die eindeutig die Loyalität einer Person bewiesen.

Natürlich war ein solcher Test absolut nutzlos, wenn die getestete Person genau wußte, daß ihre Loyalität geprüft werden sollte. Aber Mardob, der so gerne Tex genannt werden wollte, hatte Martengh ja bereits einen Vorwand in die Hand gespielt: Ein kleiner Übungskampf, wobei Martengh ausnahmsweise einmal nicht auf die Kampfkraft schauen würde.

Und zudem konnte man damit noch einen weiteren Test verbinden...

"Mr Tex", antwortete Martengh deshalb nach einer ziemlich langen Denkpause, "Ihr Angebot eines Übungskampfes ist akzeptabel. Bitte treffen Sie sich mit unseren beiden Damen bei Holodeck 1. Dort werden Sie weitere Instruktionen erhalten."

An Pino gewandt fuhr er fort: "Sie begleiten bitte Mister Tex und schauen sich seinen Test an. Mich würde auch Ihr Urteil interessieren."

Als die Beiden verschwunden waren, aktivierte der Sicherheitschef seinen Communicator: "Martengh an Shania. Vor Holodeck 1 werden gleich noch zwei Personen erscheinen. Der Klingone - er will Tex genannt werden - soll glauben, in einem Holoprogramm auf seine Kampfkraft getestet zu werden. In Wahrheit weiß ich allerdings schon, daß er sehr gut kämpfen kann. Sag bitte Miss Cooper in einem unbeobachteten Moment, daß sie etwas einbauen soll, mit dem man seine Loyalität der Ivory gegenüber klar erkennen kann."

Shanias Antwort kam schnell: "Sie hat bereits mitgehört und sich schon auf die Programmierung gestürzt. Shania Ende."

Nickend wartete Martengh auf den zweiten Klingonen, den er bereits samt Begleitung im Turbolift verschwinden gesehen hatte. Interessiert widmete er sich dessen Lebenslauf...

--- Holodeck 1

Als Sam Shania eingeholt hatte, befand sie sich schon in einem Gespräch mit einer rothaarigen Frau. Vielleicht lag seine Verspätung daran, daß die wunderschöne Transporterfee ihn etwas aufgehalten hatte. Aber von einer schönen Frau aufgehalten zu werden, hatte Sam noch nie sonderlich gestört.

Und seit er den Lift verlassen hatte, spukte auch eine Idee in seinem Kopf herum. Vielleicht würde er die Neue dazu überreden können, ihm ein Holoprogramm zu schreiben, mit dem er am Abend ein herrliches Abenteuer mit Zinda erleben könnte.

Oder morgen mit Shania, oder übermorgen mit...

--- Deck 2, Gänge

Diesmal hatte sie der Turbolift ohne ein weiteres Wort auf Deck 2 gebracht. Pino fragte sich ernsthaft, ob die Programmierung dieses Schiffscomputers ihn auch zum Schmollen befähigte. An Bord der Ivory schien selbst das nicht ausgeschlossen.

Überhaupt war die kurze Fahrt recht schweigsam gewesen, denn auch Tex hatte nicht geplaudert. Ob dies vielleicht daran lag, daß er sich mental auf den bevorstehenden Probe-Kampf vorbereitete?

'Schwer zu sagen', überlegte Carrà. 'Wahrscheinlich versucht er nur aus Martengh schlau zu werden, was ja wahrlich nicht einfach ist. Wozu bloß dieser Schaukampf? Tex ist immerhin Klingone -- und sind die nicht schließlich alle Krieger? Das ist fast so, als würde man einen Fisch testen, ob er auch wirklich schwimmen kann! Sehr rätselhaft. Und warum um alles in der Welt interessiert ihn ausgerechnet mein Urteil? Er muß doch wissen, daß ich als Techniker von sowas keine Ahnung habe!'

"Hier entlang", brach er das Schweigen. "Holodeck 1 müßte sich gleich dort vorne befinden. Nun, Tex, was hältst du von Martengh? Ich meine, er ist auf alle Fälle eine beeindruckende Person, keine Frage, aber man weiß auch nicht so recht, woran man bei ihm ist, nicht wahr?"

"Äääh ja, sicherlich!" Tex war in Gedanken versunken und bekam Pinos Frage nur am Rande mit. Er fragte sich, was das Ganze sollte. Wer sonst, außer dem Sicherheitschef konnte die Fähigkeiten des Klingonen angemessen beurteilen? Natürlich vorausgesetzt, daß das, was ihm Shania erzählt hatte, stimmte. Und dann auch noch ein Kampf auf dem Holodeck. Hoffentlich war diese Designerin wenigstens so clever, die Sicherheitsprotokolle nicht zu aktivieren. Sonst würde das eine langweilige Angelegenheit werden.

"Ziemlich groß und gefährlich sieht er aus. Aber das hat nix zu sagen, Partner."

--- Holodeck 1

Tex und Carrà traten ein und der große Klingone erkannte die beiden Frauen, die Designerin und diese große blonde Frau, die ihm den Job hier empfohlen hatte. Etwas abseits von den beiden stand ein dunkelhaariger Mann, der irgendwie wie bestellt und nicht abgeholt aussah. Er schien keinerlei Interesse an den beiden Neuankömmlingen zu haben und beachtete sie auch nicht weiter, sondern schaute weiterhin auf die beiden Frauen.

Der Klingone beschloß, es ihm gleichzutun und ihn nicht weiter zu beachten. Das war zwar kein guter Stil, aber hier sollte er in einer Holosimulation mitmachen. Eine Bekanntschaft konnte er auch nachher noch schließen. Deshalb ging er, Pino hinter sich lassend zu den beiden Frauen und meinte: "Howdy Ladies! Alles klar? Mir wurde gesagt, ich könnte hier ein wenig Spaß haben..."

Shania hatte den "Besuch" bereits aus den Augenwinkeln heraus bemerkt. Lediglich Elaine war so versunken in ihre Arbeit gewesen, daß sie erschrocken zusammenfuhr und ihre Augen ärgerlich den Klingonen anfunkelten, dessen laute Stimme sie aus der Konzentration gerissen hatte.

Immerhin ging es hier um ihren Job! Ihre Fahrkarte von hier weg! Ihre Zukunft!

"Spaß haben ist leicht übertrieben", meinte die Amerikanerin auf die Anspielung des Cowboys und gab Elaine mit einem Blick zu verstehen, daß sie sich wieder an die Arbeit machen sollte. Dabei ging es ihr nicht darum möglichst schnell den Klingonen testen zu können, sondern sich den wichtigen Dingen im Leben zuwenden zu können.

"Hallo Pino, so sieht man sich wieder." Shanias Lächeln hätte selbst Eis zum Schmelzen gebracht und wirkte fast ebenso gut auf Männer. "Schade, daß Martengh dich zum Abholdienst abgestellt hat. Aber er ist in letzter Zeit überhaupt etwas eigenartig..."

Shania mochte Pinos ständig leicht verwirrten und nachdenklichen Gesichtsausdruck und irgendwie hatte sie immer noch das Gefühl ihn beschützen zu müssen. Ihn einfach in den Arm zu nehmen und...

Die Antwort der Amerikanerin war nicht die Antwort, die Tex erwartet hatte. Ging es doch um eine Prüfung für ihn. Aber nun gut, sollte sie doch machen, was sie wollte. Er jedenfalls wollte einen Job haben und wartete auf eine Prüfung. Deshalb zog er seinen Hut und seine Weste aus und legte sie auf den Boden, damit sie ihn nicht behindern konnten.

Dann trat er ganz zu der kleinen Gruppe heran und meinte: "Also ich wäre soweit, es kann losgehen."

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