Ivory Cronik 4

"Gebt auf, oder diese hier sterben!"

--- Ivory, Turbolift

Die beiden Männer traten in den Lift und wurden gleich entsprechend ihres Geschlechts freundlich empfangen.

"Hallo mein Süßer! Heute muß mein Glückstag sein, schon der zweite Klingone an Bord. Ich nehme an, daß ich dich gleich auf die Brücke bringen soll? Wie heißt du denn, wenn ich fragen darf...?"

Mit einem Stirnrunzeln blickte K'bal zur Decke, dann zu Foster, der ebenfalls einen gequälten Gesichtsausdruck aufsetzte.

Ein geknurrtes "Programmierfehler" war alles, was dem brummigen Sicherheitsmann zu entlocken war. Der Neuling an Bord zuckte mit den Schultern und ließ es dabei beruhen. Wenige Augenblicke später hielt der Lift auf der Brücke und öffnete seine Türen.

"Merkwürdiger Name...", murmelte die Stimme des Computers, als die beiden schon längst wieder gegangen waren.

--- Brücke

Langsam wanderten die Augen des Klingonen am ersten Offizier entlang nach oben. 'Die Frage nach der Decke dürfte damit beantwortet sein', dachte er bei sich, 'aber welcher Rasse gehört dieser Hüne bloß an?'

Er räusperte sich und entschloß sich zu einem selbstbewußten Auftreten. Zu verlieren gab es für ihn hier sowieso nichts.

"Aye, Commander, mein Name ist K'bal, Sohn des Bartok. Ich bin hier, um mich um einen Posten auf diesem Schiff zu bewerben. Leider gab es an der Schleuse ein paar... umh... Vorfälle, so daß ich mich dort nicht ordnungsgemäß vorstellen konnte; Ich bin mir aber sicher, dies macht Ihnen nichts aus."

Ein Funkeln in den Augen des Riesen ermunterte ihn, dieses Thema besser ruhen zu lassen.

"Meine Fähigkeiten liegen auf dem Bereich der Navigation; Ich denke nicht, daß Sie auf dieser Sternbasis einen Piloten finden werden, der sich in diesem Sektor besser auskennt." Er zögerte einen Moment, griff dann aber unter seine Jacke und holte ein kleines Padd hervor.

Mit einer zackigen Geste reichte er es dem ersten Offizier, der bisher regungslos auf ihn herabgeschaut hatte. Allmählich wurde ihm der Kerl unheimlich.

"Ein Führungszeugnis von meinem letzten Captain, einem Ferengi. Sein Schiff hat die Station vor zwei Wochen verlassen." Im Grunde sagte es nur aus, daß er die letzten anderthalb Jahre nicht im Gefängnis verbracht hatte; Seine Tätigkeit auf diesem verlotterten Transporter war nun wirklich keine Auszeichnung gewesen.

Martengh legte das Padd nach kurzer Überprüfung beiseite und richtete seine Augen wieder auf den Bewerber. K'bal fühlte plötzlich eine innere Wut hochsteigen; Wenn dieser arrogante Offizier ihn nicht an Bord haben wollte, sollte er es ihm gleich sagen. Er würde sehen, was er davon hätte.

"Bei allem Respekt, Ihre Brücke sieht aus, als könnten Sie einen zusätzlichen Navigator gut gebrauchen. Vorausgesetzt, es besteht Bedarf von Ihrer Seite." Der letzte Satz klang bereits unfreundlicher, als er gedacht war.

--- Deck 3, vor dem Turbolift

Noch immer geisterten in Jordans Kopf die Vorgänge der letzten Minuten herum.

Zirt schien die junge Romulanerin ja zu gefallen. Offensichtlich hatte er ein anderes Verständnis von Arbeitsmoral als sie, aber was sollte sie auch erwarten von einem ... einem zweitklassigen Barmann?

Sie merkte, daß sie einen Ärger über den Andorianer entwickelte, der eigentlich gar nicht ihm galt, und riß sich zusammen.

"Die Krankenstation liegt auf Deck 2", erzählte sie also, weil ihr nichts Besseres einfiel. Zwinkernd fügte sie nachträglich hinzu: "Direkt neben den Holodecks."

Zirt grinste Jordan verschwörerisch zu: "Das Holodeck? Vielleicht sollten wir doch erst einmal das besuchen! Richtig angezogen bin ich ja schon!"

Dabei rief Birril den Turbolift.

Lächelnd redete der Andorianer weiter: "Wenn Sie wollen, können wir ja noch einmal zu den Quartieren zurückgehen, damit Sie sich auch umziehen können. Ich warte bis dahin am Gang auf Sie."

Hoffnungsvoll sah der Schiffswart die schlanke Frau an.

"Das Schiff könnten wir später auch noch besichtigen, falls das nicht eh offiziell geplant ist. Außerdem ist dabei das Risiko geringer, wieder irgendwen zu stören." Zirt erinnerte sich an Sam und vervollständigte den Satz in Gedanken 'oder unangenehmen Personen über den Weg zu laufen!'

Dabei bemerkte er, daß er den Turbolift zwar schon gerufen hatte, dieser aber immer noch nicht angekommen war. Stau im Turbolift?

"Auf der Krankenstation stören wir sicher niemanden", erwiderte Jordan und winkte ab. "Dort hält sich nur Doktor Jiran auf, vorausgesetzt, es ist niemand plötzlich krank geworden."

Sie sah kurz an sich hinab. "Und umziehen muß ich mich nicht - mir ist nicht warm, und ich bevorzuge auch meinen etwas dezenteren Kleidungsstil." Sie nickte in Richtung Zirts Hemd und ihre Mundwinkel zuckten.

In diesem Moment öffnete der Turbolift seine Türen, und ein schlanker junger Mann, der grüßend nickte, trat heraus und an ihnen vorbei. Jordan sah ihm kurz nach. Ihr kamen spontan ein Dutzend Dinge in den Sinn, die er gemacht haben könnte, um den Lift so zu verlangsamen. Keines davon sagte ihr zu.
Zumindest fand Jordan keine Blutspuren an den Wänden oder Ähnliches, als sie ihren Blick knapp schweifen ließ.

--- Holodeck 1

Kaum hatte er Shania erblickt, verwandelte sich die Welt um Pino herum. Für ihn ging augenblicklich die Sonne auf und er hatte das Gefühl, es wehte ihm ein angenehm warmer Lufthauch entgegen. Für eine Sekunde glaubte er fast, Elaine hätte schon ein Holo-Programm aktiviert, doch das war offensichtlich nicht der Fall. Ob er es glauben mochte oder nicht; der wahre Grund für seine Empfindungen stand ihm genau gegenüber und strahlte ihn mit jenem Lächeln an, das ihm seit er es zum ersten mal gesehen hatte, nicht mehr aus dem Sinn gegangen war. Seine Augen begannen zu leuchten.

"Eigentlich", begann er, "war ich ja nicht gerade glücklich über Martenghs Auftrag, Tex hierher zu bringen und mir ein Urteil über seine Kampfkünste zu bilden. Du weißt ja... mit dem Kämpfen hab ich's nicht so." Dabei konnte er sich ein ironisches Grinsen nicht verkneifen. "Aber jetzt glaube ich , ich sollte unserem Boss sogar dankbar dafür sein, daß er mich hergeschickt hat. Wer weiß, wie lange ich sonst darauf gewartet hätte, dich wiederzutreffen.

Hmmm, vielleicht sollte ich mich nicht zu früh freuen. Martengh kann sich schließlich jede Minute wieder melden um mich wer-weiß-wohin schicken." Pinos Gesicht sprach Bände: 'Hoffentlich nicht!'

Dann wendete er sich an die Allgemeinheit. "Also wann kann's losgehen? Ich denke, wir sollten das hier möglichst schnell hinter uns bringen!"

Elaine schreckte aus ihren Gedankengängen auf, als sie die Frage von Pino hörte. Sie konnte es nämlich überhaupt nicht leiden, wenn sie bei ihrer Arbeit von jemanden unter Zeitdruck gestellt wurde. Nicht daß sie nicht schnell und unter Druck arbeiten konnte, aber bei der Programmierung von Holodeckspielen und Simulationen mußte man sehr sensibel und genau sein, um es demjenigen so zu gestalten, daß der es mochte.

Etwas entnervt blickte sie den Mann an und setzte gerade zu einer bissigen Antwort an, als sie sich doch anders entschied. "Ich brauche noch zehn, fünfzehn Minuten, Mister Carrà, dann kann das Abenteuer beginnen."

Zu dem Klingonen gewandt fuhr sie fort: "Ich hätte da noch ein paar Fragen an Sie, die Sie mir bitte beantworten müßten." Damit reichte sie dem brummigen großen Kerl ihr Padd.

Folgende Fragen standen auf dem Padd:

1.: Die drei liebsten Menschen/Tiere in der Kindheit
2.: Lieblingsort
3.: Die liebste Möglichkeit einen Feind zu töten
4.: Welche Gefühle verspüren Sie, wenn Sie sich in einen dunklen Raum befinden, wo Sie nichts sehen, spüren, riechen, Sie schwerelos sind?
5.: Vor Ihnen befindet sich eine große lange Mauer, die zu lang ist um sie zu umrunden, zu hoch um drüber zu springen/klettern, zu dick um sie zu durchschlagen. Was tun/empfinden Sie?

--- Holodeck 1, in einer Ecke

Nachdem Elaine sich mit den Klingonen beschäftigte um seinen Prüfungstest individuell auf ihn abzustimmen - eine sehr seltsame Vorgehensweise um seine Loyalität zu prüfen wie Shania fand - hatte die Amerikanerin Pino beiseite genommen, da sie beide wohl momentan ohnehin nicht erforderlich waren.

"Ich denke nicht, daß Martengh dich gleich wieder holen wird um Botengänge für dich zu erledigen. Eigentlich macht Charly diesen Job, naja und dieser Foster, den er damit gleich etwas auf die Probe stellen will. Außerdem wird er sich sicher nicht mit mir anlegen wollen." Die Amerikanerin zwinkerte ihm zu und grinste schelmisch bis ihr Blick wieder an Sam haften blieb, der jetzt dem Klingonen neugierig über die Schulter sah. Am Klingonen schien er noch immer nicht das Geringste Interesse zu besitzen, wohl aber an dem Fragebogen, den er von der Rothaarigen bekommen hatte.

"Ehrlich gesagt, bin ich sehr froh, daß du da bist. Irgendwie scheint mir dieser Typ dort ziemlich aufdringlich zu sein. Jedenfalls ist er unheimlich von sich eingenommen. Er sieht ja gut aus, aber... Ich dachte schon, ich werde ihn gar nicht mehr los, als Martengh mich hier aufs Holodeck rief. Aber egal...

Du wolltest mir mehr über dich erzählen und wir sind unterbrochen worden noch bevor du damit anfangen konntest. Könnten wir das nicht bald nachholen. Hier? In der Mannschaftsmesse wird's langsam zu voll seit Martengh jeden aufnimmt, der das Schiff betritt.

Oder hast du eine bessere Idee?", fragend blieb ihr Blick an Pino haften.

'Ich denke, ich werde auf dieser Reise sehr viel Zeit im Maschinenraum verbringen...'

--- Brücke

Martengh hätte an und für sich keine Probleme damit gehabt, diesen Klingonen einzustellen, wies ihn doch seine Datenbank als ehemaligen Kollegen Monserats aus, der nur durch unglückliche Umstände nicht mehr freier Händler war.

An und für sich.

Was ihn andererseits sehr verdächtig machte, war die Tatsache, daß er offenbar wesentlich älter war als in sämtlichen Urkunden angegeben. Angesichts der weißen Haare schloß Martengh instinktiv auf einen in Ehren ergrauten Krieger, der natürlich über einige taktische Erfahrung verfügen würde.

Erfahrung und vielleicht sogar Führungsqualitäten, worauf der leicht gereizte Ton hindeutete, den er angeschlagen hatte, als er nicht gleich bekommen hatte, was er wollte.

Lange hatte Martengh nach dem großen Unbekannten im Hintergrund gesucht, der die Fäden zog, doch niemals hätte er damit gerechnet, daß er sich persönlich auf dieses Schiff begeben würde.

Was wohl mit dem wirklichen K'bal passiert war? Martengh hoffte, daß er einen leichten Tod gehabt hatte.

Die Wahl des Einsatzgebietes konnte Martengh auch gut verstehen. Ein Navigator könnte die Ivory unbemerkt an fast jeden Ort der Galaxis bringen. Und wenn seine Leute dann noch die Sensordaten fälschten, würde man sehr schnell im Hauptquartier der Piraten landen.

Womit er allerdings nicht rechnen konnte war, daß der Sicherheitschef die ungefilterten Sensordaten in sein Quartier bekam - noch ehe irgendwer auch nur den Hauch einer Chance hatte, die Daten zu verändern.

Martengh freute sich darauf, den Kopf dieser Bande auf frischer Tat zu ertappen, deshalb erwiderte er: "Ja, wir brauchen noch Navigatoren. Wir sind dazu übergegangen, derart sensible Positionen mindestens doppelt zu besetzen. Wer von Ihnen Beiden dann nach dem Start die besseren Flugleistungen erbringt, wird in Zukunft während der Tagschicht aktiv sein, der Andere nachts.

Ich gehe einmal davon aus, daß Sie diesen Schiffstyp beherrschen. Ihre Kabine wird Ihnen von Shania Twillan zugewiesen, Sie finden sie vor Holodeck 1. Noch Fragen?"

Erwartungsvoll sah der Riese den vermeintlichen Piratenhauptmann an.

K'bal zögerte. Er wollte das Vertrauen des ersten Offiziers, das er offenbar gerade gewonnen hatte, nicht gleich wieder aufs Spiel setzen. Andererseits...

'Laß dich bloß nicht wieder über den Tisch ziehen', grollte eine innere Stimme in ihm. 'Dein letzter Captain wollte dich mit wertlosen bajoranischen Fruchtbarkeitstränken abfinden. Von Ehre allein kann man nicht leben!'

Der Klingone räusperte sich und blickte seinem Gegenüber fest in die Augen. "Ja, Sir, eine Frage. Wie wird die Besoldung auf diesem Schiff gehandhabt?"

'Dieser Klingone spielte die Rolle des ehemaligen raffgierigen Händlers richtig gut', fand Martengh. 'Eben hat er noch den Eindruck vermittelt, nur ein Schiff zu suchen, das ihn von hier weg bringt, und nun fragt er schon, welchen Profit er hier erreichen kann.

Ein hochinteressanter und sehr intelligenter Gegner', fand Martengh.

Laut sagte er: "Bei der Besoldungsfrage hat natürlich der Captain immer das letzte Wort, aber normalerweise werden hier Standardsätze gezahlt."

Unverbindlich wartete er auf eine weitere Entgegnung des Klingonen. Oder noch lieber auf dessen Verschwinden, da sich vor der Schleuse die nächsten Bewerber bereits stapelten.

--- Holodeck 1

Nachdem der große Klingone den Text auf dem Padd durchgelesen hatte, brach er erst mal in schallendes Gelächter aus, bis er bemerkte, daß der Mensch hinter ihm versuchte, den Text ebenfalls zu lesen. Also drehte er sich zu ihm um und schlug ihm auf die Schulter und fragte Sam: "Hey, Kollege, wie sieht's aus? Willst du die Frage auch noch für mich beantworten?"

Die Frage hatte den gewünschten Effekt und der Mensch drehte sich mit erhobener Nase ohne ein weiteres Wort um und strafte Tex mit Nichtbeachtung. Darüber noch mehr erheitert drehte er sich wieder zu Elaine um und fragte sie: "Nun, schöne Lady, was wird das hier nun werden? Ein Psychotest? Sind Sie vielleicht so eine Psychologin?"

Da er nur einen bösen Blick erntete und sich die Frau sofort wieder ihrem Padd widmete und Befehle eingab grummelte Tex vor sich hin und beantwortete die Fragen:

1.: John Wayne, Ahmn Galtus (Der Schlächter von Malon IV) und Fluffi (mein Schmuse-Dobermann)
2.: In einem Tipi in New Mexiko, aus dem ich sehen kann wie ein besiegter Gegner an einem Marterpfahl stirbt.
3.: egal, Hauptsache tot
4.: Bei so was langweiligem würde ich wohl ziemlich müde und würde schlafen
5.: Da ich nicht auf die andere Seite muß, bin ich wohl sehr erleichtert.

Wortlos, hielt der Klingone der Designerin das Padd hin und wartete, was nun wohl weiter passieren würde.

Entgeistert blickte Elaine zu dem Klingonen auf, als sie bemerkte, daß dieser mit der Beantwortung ihrer ausgeklügelten Fragen bereits schon fertig war.

'Na das ging aber schnell', dachte sie und nahm ohne große Worte das ihr entgegengehaltene Padd zurück.

Die Irin betätigte einige Tasten, und begann die Antworten darauf zu lesen. Je weiter sie kam, desto mehr verfinsterte sich ihre Miene.

'Na prima. Er weiß, wie man Nichts mit Worten schmücken konnte, aber ich habe auch nichts anderes erwartet. Der wird schon sehen, was er davon hat'.

"Ich bin in einigen Minuten fertig. Es sind nur noch die letzten Eingaben und Feinschliffe einzugeben", sagte Elaine, ohne von ihrem Padd aufzusehen in den Raum hinein, niemand direkt ansprechend.

--- Holodeck 1, in einer Ecke, zur gleichen Zeit

Damit hätte Pino nicht gerechnet. Interessierte sie sich tatsächlich für seine Geschichte? Wenn sie nun nochmal nachbohrte, konnte das doch nur bedeuten, daß ihre Frage vorhin im Turbolift mehr als nur pure Höflichkeit war! Über sein eigenes Interesse an ihr war er sich ja schon längst Bewußt geworden. Zu deutlich waren die Zeichen, vor allem diese ständige ungewohnte Nervosität, wenn er in ihrer Nähe war. Und nun schien es doch tatsächlich so, als sei auch umgekehrt er ihr nicht völlig gleichgültig!

Oder bildete er sich da etwas ein? Maß er einer schlichten Frage einfach zu große Bedeutung bei? War das nur Wunschdenken?

Unsicher, was er glauben sollte, antwortete er: "Nun ja, also so richtig spektakulär ist meine Geschichte nicht. Ich meine, ich kann nicht gerade behaupten, schon besonders viel von der Galaxis gesehen zu haben. Um ehrlich zu sein, ist das der Hauptgrund, weshalb ich jetzt hier auf der Ivory bin. Ich will endlich wissen, was alles da draußen ist." Dabei vollführte er eine weitläufige Bewegung mit beiden Armen. "Ich will das alles mit eigenen Augen sehen!

Hmmm, ursprünglich dachte ich mal, die Sternenflotte wäre der richtige Weg, um das zu erreichen, aber das hat sich recht schnell als Trugschluß herausgestellt. Durch Zufall habe ich dann so einen Typen kennengelernt, Walter Maxwell hieß er...."

--- Turbolift

Gerade wollte Jordan an ihr abgebrochenes Gespräch anknüpfen, als der Lift mit einem Ruck zu Stehen kam. Konsterniert sah sie die Tür an, die nicht die Anstalten machte, sich zu öffnen.

"Habe ich Sie eigentlich schon gefragt, ob Sie über technisches Grundwissen verfügen?", wandte sie sich wieder an Zirt.

Zirt schmunzelte in sich hinein. "Nein, haben Sie mich nicht gefragt! Hab ich auch nicht! Aber ich weiß, wie man hier herauskommt!" Schnell wandte sich der Andorianer der Kabinenwand zu und begann daran zur Decke zu klettern.

"So, jetzt muß ich hier noch draufschlagen...", setzte er weiter zu Jordan fort, während er an einer Hand an der Decke hängend mit der anderen gegen eine bestimmte Stelle neben der Beleuchtung schlug.

Es gab das metallische Knirschen sich verbiegenden Metalls, als sich auch schon eine normalerweise verriegelte Luke in den Schacht öffnete.

Der Schiffswart wandte sich noch ein letztes Mal an Jordan und sagte: "Ich hole mal Hilfe!", dann schwang er sich durch die Luke und während er eine äußerst verdutzte Frau in der Kabine zurückließ, begann er, wie eine Eidechse die Leiter am Liftschacht hinauf zu klettern.

--- Turboliftschacht

Während Zirt im Schacht vor sich hinkletterte, entdeckte er so viele abzweigende Gänge und interessante Stellen, daß er Jordan schon bald vergessen hatte.

--- Turbolift, irgendwo zwischen den Decks

Stirnrunzelnd hatte Jordan dem Mann hinterhergesehen. Der Andorianer hatte ihr kaum Zeit gelassen, zu antworten. Sonst hätte sie ihn darauf hingewiesen, daß es keinen Grund gab, gleich in die Eingeweide des Schiffes vorzudringen.

Womöglich war sie auch zu lange bei der Sternenflotte gewesen, wo man zunächst den einfachen Weg probierte. Achselzuckend sah sie noch einmal hinauf - von Zirt war mittlerweile nichts mehr zu sehen - und betätigte dann ihren Communicator, den sie bereits kurz nach ihrem Dienstantritt erhalten hatte.

"Kincaid an Brücke. Ich stecke zwischen Deck zwei und drei im Turbolift fest. Bitte schicken Sie jemanden vorbei, der sich darum kümmert."

Dann setzte sie sich in eine Ecke, lehnte sich an die Wand und schloß die Augen, um sich zu entspannen und abzuwarten.

--- Turboliftschacht

Nach kurzer Zeit fand der Andorianer die feinen Fugen eines getarnten Schotts, die aus dem Schacht hinaus führte. Etwas Getarntes übte auf jeden Fall eine größere Anziehungskraft auf den Schiffswart aus, als so langweilige reguläre Lifttüren.

Fasziniert begann Zirt die Luke zu untersuchen, und Dank seiner einbrecherischen Fähigkeiten hatte er sie bald geöffnet. Als der Andorianer in den sich ihm jetzt öffnenden Röhre blickte wurde ihm ganz warm ums Herz: 'Diesen Tunnel hat sicher schon seit Jahren niemand betreten!'

Der Gang war gänzlich unbeleuchtet und nur durch seine Infrarotsicht war der Schiffswart im Stande, die zentimeterhohe Staubschicht zu erkennen, die auf dem Boden lag. Überhaupt schien der Baustil so gar nicht zu der übrigen Architektur des Schiffes zu passen:

Die Röhre war annähernd 1,50m hoch und schien sich gerade in das Schiff hinein zu ziehen. Der annähernd trapezförmige Querschnitt schien sich im Uhrzeigersinn um die Tunnelachse zu verdrehen, so daß der Eindruck entstand, man bewege sich im Inneren eines Korkenziehers. Die Wände waren lamellenförmig gefächert und wirkten wie Kühlrippen.

Zirt konnte zwar keine Farben erkennen, die Wände sahen im IR-Bereich aber etwas heller aus, waren also warm. Spontan stieg der Andorianer in den Gang ein und begann im zu folgen.

--- gewundener Gang, irgendwo im Schiff

Als der Andorianer in den Gang einstieg, gab es plötzlich das knarrende Geräusch nachgebenden Metalls. In diesem Bereich totaler Stille klang der Ton so ohrenbetäubend wie ein in der Atmosphäre startendes Triebwerk.

Zirt hielt mit schmerzhaft verzogenem Gesicht inne. So ein Fehler passierte ihm - was für eine Schande!

Sehr viel vorsichtiger zog Birril sich nun entgültig in den Gang und begann sich in ihm entlang zu bewegen, ohne selbst für sein empfindliches Gehör ein Geräusch zu verursachen - man mußte ja nicht unbedingt gleich unnötige Aufmerksamkeit erregen!

--- Holodeck 1, in einer Ecke

Pino erzählte und erzählte. Die anderen Anwesenden beachtete er überhaupt nicht mehr. Und die große Amerikanerin war eine wirklich gute Zuhörerin. 'Das ist heutzutage schon selten', fiel ihm auf.

Mit einem Mal jedoch brach er ab.

"Hast du das gehört?"

"Natürlich, ich hör dir schon zu", antwortete eine einigermaßen verdutzte Shania.

"Nein, nein, das mein ich nicht!" versetzte der Techniker. "Dieses Geräusch dort! Hast du das nicht bemerkt?"

Nun lauschten beide angespannt. Und tatsächlich. Hinter der Wand der Ecke, in der sie standen, schien sich etwas zu bewegen! Es war nur undeutlich wahrnehmbar, durch mehrere Lagen Metall gedämpft, doch man hörte eindeutig Schritte. Langsame vorsichtige Schritte - irgendwo hinter diesen massiven Stahlplatten.

"Hast du eine Ahnung, was das sein kann?", flüsterte Pino.

Shania zuckte unwissend mit den Schultern. Eigentlich wollte sie auch lieber mehr von Pinos Lebensgeschichte hören, als sich mit irgendwelchen Geräuschen zu beschäftigen, die in diesem Moment zudem auch verstummt waren. Vor allem, wenn es sich nur um irgendeinen Techniker handelte, der einen Schacht wartete.

"Was soll so ungewöhnlich sein an einem..." Die Amerikanerin hielt inne. "Hmmm... eigentlich haben wir meines Wissens erst zwei Techniker an Bord. Diese Cooper und dich. Ihr beide seid ja eigentlich hier. - Aber was hat das schon zu bedeuten? Martengh könnte in der Zwischenzeit jemand eingestellt haben oder jemand muß als Test irgend etwas in den Röhren reparieren. Er kommt schon manchmal auf verrückte Ideen." Ihr ging noch immer nicht aus dem Sinn, daß er nach Pino statt nach diesem Foster gerufen hatte um jemand von der Schleuse abzuholen.

"Aber egal was sich da hinter dieser Wand herumtreibt, ich bin mir sicher, daß Martengh jeden seiner Schritte verfolgt und längst Bescheid weiß. Es gibt nichts, daß sich ungesehen an seinem Sicherheitssystem vorbeischleichen kann. - Aber wenn du natürlich so neugierig oder interessiert an deinem neuen Job sein solltest, daß du der Sache nachgehen möchtest.... nur zu. Ich stehe dir nicht im Wege." Etwas verstimmt sah Shania in eine andere Richtung, wobei zufällig dieser Flechter in ihre Sicht kam, der genau auf so eine Gelegenheit gewartet zu haben schien und ihr zulächelte.

Mit einem leisen Aufseufzer, glitt ihr Blick sofort in eine andere Richtung und sie betrachtete die viereckigen Raster an den Wänden, als wäre es eine Kunstausstellung.

--- Holodeck 1, zur gleichen Zeit

Einigermaßen erstaunt über diese Frau, die ihn keines Blickes würdigte, beschloß Tex, sich für einen eventuellen Kampf aufzuwärmen. Also überprüfte er zuerst seine Waffen, die er am Körper trug. Das Messer im Stiefel saß an der richtigen Stelle, genau wie das in seinem Schulterhalfter.

Die in seinen Ärmeln versteckten Wurfsterne, die ausklappbaren Stacheln und seine Handgelenksmanschetten waren ebenfalls einsatzbereit. Schade, daß man es sich nicht erlauben konnte, einfach so Schußwaffen bei sich zu tragen. Sollte er aber auf diesem Schiff anheuern, würde sich das ganz schnell ändern. Sehnsüchtig dachte der Klingone an den Disruptor, der sicher in seinem Koffer verstaut war.

Dann folgten ein paar Dehnungsübungen, bei denen Tex ab und zu hinüber zu dem turtelnden Pärchen schaute. So etwas Unvorsichtiges. Hier mochte gleich die Hölle losbrechen und die beiden hatten nur Blicke füreinander und nicht für ihre Umgebung. Na ja, wenn diese Designerin gut war, würden sie sich noch früh genug wundern.

Dieser Typ, der versucht hatte, auf dem Padd mitzulesen stand immer noch recht unschlüssig im Raum und schien nicht zu wissen, was er tun sollte, also beschloß der dunkelhäutige Hüne, ihm etwas Abwechslung zu verschaffen und stieß ihn an der Schulter an, woraufhin dieser einen Schritt nach vorne tat. "Hey Kumpel, wie wär's? Lust auf ne Runde Sparring?"

Sam schaute den Klingonen an, der ihn in seinen Gedanken unterbrach, und erwiderte: "Danke, heute nicht, ich fühle mich eigentlich fit genug. Aber wenn ich mal einen Sparringspartner brauche, werde ich nach Ihnen schicken lassen."

Dann dachte er wieder über die Fragen nach, welche die Designerin Tex gestellt hatte. Irgendwie reizte es ihn, bei ihr ein Holoprogramm zu ordern. Wie würden wohl ihre Fragen lauten?

'Was haben Sie heute abend vor?

Wie ist ihre Zimmernummer?'

Nein, nein...eine nach der Anderen. Immerhin war Ms Turbolift früher da gewesen...

Diese Antwort hatte sich Tex schon denken können. Dieser Kerl sah nicht so aus, als würde er sich freiwillig körperlich betätigen. Aber das sollte kein Problem sein.

Ein befreites Aufatmen und ein erleichterter Seufzer entfuhren Elaine, als sie die letzte Taste drückte um das Holodeckabenteuer abzuspeichern.

Es hatte etwas länger gedauert, als am Anfang von ihr berechnet, doch das Ergebnis konnte sich ihrer Meinung nach sehen lassen.

Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen wandte sich die Rothaarige an die Frau, die gerade in einer Ecke mit dem großen bärtigen Mann flirtete.

"Ich bin fertig damit. Wollen Sie es vorher noch sehen Miss Shania, oder können wir mit meiner Aufnahmeprüfung sofort starten?" Die Amerikanerin drehte sich zu der Holodeckprogrammiererin um und versuchte ihre Gefühle für sich zu behalten. Sie war genervt, daß es ständig Unterbrechungen gab und besonders davon, daß sie diesen blöden Test am Hals hatte. So etwas hätte es bei Gerald nie gegeben. Sie würde mal ein ernstes Wörtchen mit dem Captain reden müssen, was sein Sicherheitschef in seiner Abwesenheit als Personalchef so trieb.

"Miss Cooper, fangen Sie ruhig schon an mit Ihrer kleinen Vorstellung. Immerhin ist es Ihre Aufnahmeprüfung und sein", dabei deutete sie mit einem Nicken auf den Klingonen, der von uralter terranischer Geschichte sehr begeistert zu sein schien, "Eignungs-Test. Ich bin hier nichts weiter als ein Zuschauer."

'Und habe ehrlich gesagt keine blasse Ahnung was ich überhaupt hier soll', vervollständigte sie ihren Satz in Gedanken. Denn sie könnte schwören, daß Martengh sogar hier seine Spione angebracht hatte um sie jederzeit in Wort und Bild empfangen zu können. Somit war sie wohl nur als Tarnung gedacht um nicht alle seine Trümpfe aus der Hand zu geben.

Normalerweise wäre Shania gespannt darauf gewesen, was die Rothaarige aus den Hut zaubern mochte um die Loyalität eines Klingonen zu prüfen, doch irgendwie interessierte es sie einfach nicht. Dazu kam noch der Gedanke, daß sie selbst genug Fantasien und Kenntnisse besaß um ihre eigenen Programme zu erstellen.

Weshalb brauchte Martengh also extra eine Holodeckdesignerin?

Ein affektierter hochgestochener Titel, wie Shania meinte, da er in ihren Ohren so klang, als wäre diese Cooper nur eine Technikerin, die sich für etwas Besseres hielt und keine Lust hatte sich die Hände mit vernünftiger Arbeit schmutzig zu machen. Statt dessen hielt sie das Eintippen in ein Padd schon für schwere Arbeit.

"Okay, dann zeigen Sie uns was Sie gelernt haben", forderte die große Frau die kleine Technikerin auf.

Während den weiteren Dehnungsübungen hatte der Klingone beobachtet, wie Elaine hinüber zu Shania gegangen war und mit ihr gesprochen hatte. Mardob beendete seine Übungen, nun schien es losgehen zu wollen. Endlich! Unwillkürlich rieb er sich trotz seiner Kampfeslust über die verletzte Rippe. Er würde sie schützen müssen, aber es war noch nicht abzusehen, wie dieser Test nun wirklich ablaufen sollte.

--- Brücke, inzwischen

Noch ehe der Klingone hatte auf Martenghs Antwort reagieren können, schlugen gleich mehrere Alarmsysteme an. Zuerst zeigte die Liftkontrolle an, daß Turbolift zwei einen unplanmäßigen Halt eingelegt hatte, dann machte sich jemand an dem Notausstieg zu schaffen.

Eine nähere Überprüfung der Sensorergebnisse ergab, daß es sich offenbar um Birril handelte, dessen Communicator leicht zu orten war. Zuerst gab er sich den Anschein, einfach den Liftschacht hinaufzuklettern, aber dann bog er unvermittelt in Richtung Holodeck ab.

Martengh war glücklich. Er hatte schließlich schon ganz zu Anfang den Eindruck gehabt, daß dieser Andorianer einen bestimmten Plan verfolgte. Und offenbar war es dem Sicherheitschef gelungen, ihn dermaßen in Sicherheit zu wiegen, daß er diesen Plan sehr schnell ausführen wollte.

Vielleicht hatte er von seinem Auftraggeber auch ein Zeitlimit gesetzt bekommen.

"Kincaid an Brücke. Ich stecke zwischen Deck zwei und drei im Turbolift fest. Bitte schicken Sie jemanden vorbei, der sich darum kümmert."

"Bewahren Sie Ruhe, die Rettung ist schon unterwegs", erwiderte Martengh.

Nachdem der Sicherheitschef sicher war, daß Zirt nicht den offensichtlichen Rettungsweg einschlug, und statt dessen das Holodeck unsicher machen wollte, fuhr er fort: "Sicherheit an Technik. Turbolift 2 ist stecken geblieben. Bitte einen Reparatur- und Rettungstrupp zusammenstellen. Martengh Ende."

Mit großen Augen verfolgte K'bal das Geschehen um ihn herum. Das Schiff war noch gar nicht gestartet, und schon gab es Probleme mit der Technik!

Im Moment war der erste Offizier jedenfalls voll und ganz mit seinen Konsolen beschäftigt, so daß der Klingone sein Einstellungsgespräch als beendet ansah. Mit einem kurzen Murmeln verabschiedete er sich von Martengh, der ihm bereits keine Beachtung mehr schenkte.

Auf dem Weg zum Ausgang fiel sein Blick auf den jungen Sicherheitsmann, der sie die ganze Zeit regungslos beobachtet hatte und nun zitronensüß zu ihm herüberstarrte. Der frischgebackene Navigator zeigte ein zähnefletschendes Grinsen.

"Machen Sie sich keine Umstände, Mister Foster", rief er dem Terraner zu, "Ich denke, ich finde hier alleine zurecht. Sie haben sicher wichtigere Dinge zu tun, als mich auf dem Schiff herumzuführen!" Ohne eine Antwort abzuwarten verließ er die Brücke. Auf die Gesellschaft dieses mürrischen Kerls konnte er nun wirklich verzichten.

--- Deck 2, Gänge

Nachdenklich ließ K'bal die vergangenen Minuten noch einmal Revue passieren. Es war einfacher als erwartet gewesen, an diesen Posten heranzukommen - Viel zu einfach, wie ihm allmählich klar wurde. Und jetzt gab es schon die ersten technischen Probleme. Sollte er etwa auf einem Piratenschiff...?

Er schüttelte den Gedanken ab und widmete sich lieber wieder seiner Umgebung. Das Schiff schien bajoranischer Bauart zu sein, und er freute sich schon darauf, den Frachter durch die Lüfte zu steuern. Gutgelaunt stieg der Klingone in den nächstbesten Turbolift ein.

--- Turbolift

"Holodeck 1", schmetterte er dem Computer entgegen.

"Da kannst du gleich wieder aussteigen", erwiderte die Stimme kühl, "die Holodecks befinden sich auf diesem Deck, am hinteren Ende des Ganges. Aber wo du schon einmal da bist..." - allmählich schien der Computer wieder Interesse an ihm zu entwickeln - "...gehe ich davon aus, daß Martengh dich auch in die Mannschaft aufgenommen hat? Darf ich fragen..."

K'bal hatte den Lift bereits wieder verlassen. Die Möglichkeit Small Talk mit einem Schiffscomputer zu führen, existierte in seinem Weltbild schlicht und ergreifend nicht.

--- Deck 2, Gänge

Auf dem Weg zu den Holodecks sah sich der Klingone nach anderen Crewmitgliedern um. Bisher schien das Schiff noch menschenleer zu sein, aber so ein Frachter benötigte auch keine große Besatzung.

Wie war der Name der Frau noch gleich, die ihn zu seinem Quartier führen sollte - Twillan, Tillan...?

--- Brücke

Martengh studierte die Anzeigen, nach denen Zirt sich zielstrebig dem Holodeck näherte. Was hatte dieser Kerl dort vor? Wollte er die Ivory dadurch sabotieren, daß er die versammelte Mannschaft vor Holodeck 1 eliminierte, damit sie noch länger auf dieser vermaledeiten Station festsaßen?

Zum wiederholten Male wünschte sich der Sicherheitschef, daß Monserat endlich einer zuverlässigen festen Mannschaft zustimmen würde. Aber in diesem Punkt hatte der Captain bisher immer einen erstaunlichen Dickkopf offenbart.

Zu dem immer noch wartenden Sicherheitsmann aufsehend sagte er: "Mister Foster, Zirt Birril hat den Notausstieg aus dem Turbolift benutzt und ist nicht Richtung Ausgang unterwegs, sondern befindet sich zur Zeit in unmittelbarer Nähe von Holodeck 1, wo sich zur Zeit einige Besatzungsmitglieder aufhalten. Solange ich nicht sicher bin, daß er sich lediglich verirrt hat, möchte ich, daß Sie alles unternehmen, um die Sicherheit der betreffenden Personen zu garantieren.

Aber ich möchte nicht, daß Sie Birril in irgendeiner Weise stören. Ich will sehen, was er vor hat."

Foster nahm Haltung an, quittierte mit einem knappen "Ja, Sir!" und verließ auf der Stelle die Brücke.

Als der Caldonier sich wieder seiner Konsole zuwandte, fiel ihm etwas ein. Wer von den Technikern hatte eigentlich bereits seinen Communicator? Pino Carrà war laut Martenghs Aufzeichnungen noch nicht in seinem Quartier gewesen, und die Holodeckdesignerin - die wahrscheinlich weniger von Hardware, sondern mehr von Software verstand - war offiziell noch gar nicht eingestellt.

Martengh seufzte und benutzte nun die schiffsinterne Kommunikation, um Carrà zu erreichen: "Sicherheit an Holodeck 1. Mister Carrà, Turbolift 2 ist stecken geblieben. Bitte einen Reparatur- und Rettungstrupp zusammenstellen. Martengh Ende."

--- gewundener Gang, irgendwo im Schiff

Nach ein paar hundert Metern stieß der Andorianer auf ein Gespinst aus dicken Kabeln, das sich wie ein Spinnennetz quer über den Gang zog und deren bunt blinkende Kontrollichter den Tunnel in ein verwirrendes Farbenspiel tauchte.

Um an dem Gespinst vorbei zu kommen, mußte Zirt ein paar Kabeln vorrübergehend unterbrechen. Oder aber er verzichtete darauf und suchte sich lieber eine andere Richtung. Nein! Dafür war Zirt viel zu neugierig!

'Eigentlich sind wir eh noch angedockt! Da werden ein paar vorrübergehend deaktivierte Leitungen schon nicht auffallen!' Schnell und methodisch begann er ein paar Verbindungen zu unterbrechen, so daß gerade genug Platz entstand um ihn durchzulassen.

Auf der anderen Seite angekommen, drehte sich der Andorianer wieder um - und hatte ein Problem: 'Welches Kabel war jetzt eigentlich mit welchem verbunden? Die sehen ja alle gleich aus!'

Probehalber nahm der Schiffswart zwei Kabelenden und steckte sie zusammen. Sofort ertönte ein hektisches Piepen. 'Aha! Das war vorher noch nicht so!' Schnell trennte er die Kabeln und verband eines der Enden mit einem anderen Stück. Diesmal blieb alles ruhig!

Beruhigt arbeitete der Andorianer alle Kabelenden nach dem selben Prinzip durch: Piepen bedeutet Fehler, kein Piepen alles in Ordnung!

Nach einigen hektischen Minuten war er endlich fertig und das Kabelnetz sah auch wieder so aus wie vorher. Zirt beschloß, dem Gang weiter zu folgen, wobei er alle Abzweigungen und Ausgänge ignorierte und einfach immer geradeaus ging. Er wollte wissen, was am Ende dieser Röhre auf ihn wartete!

--- Deck 2, Gänge

K'bal war schon einige Meter weit gegangen, als es plötzlich rund um ihn herum finster wurde. Instinktiv drehte er sich um und suchte den Flur nach einem Angreifer ab, sah aber nichts außer purer Dunkelheit.

'Na klasse', dachte er bei sich selbst, 'Erst streikt der Turbolift, dann fällt die Gangbeleuchtung aus.' Er stieß eine Reihe klingonischer Flüche aus, die sich gegen die Welt im allgemeinen und bajoranische Technik im besonderen richteten.

Langsam rutschte der Navigator an der Wand hinunter und machte es sich auf dem Fußboden bequem. Solange die Energie abgeschaltet blieb, wollte er seinen Weg auf diesem mysteriösen Schiff besser nicht fortsetzen - Wer konnte schon sagen, was ihn hinter der nächsten Gangbiegung erwarten sollte.

Einen Moment zögerte er, ob er Martengh über den Vorfall informieren sollte, entschied sich dann aber dagegen. Technische Pannen schienen auf diesem Schiff bereits der Normalzustand zu sein. Statt dessen summte er eine Weile vor sich hin und spekulierte schon einmal darüber, bei welcher Geschwindigkeit dieses Wrack wohl endgültig auseinanderfallen würde...

Als schließlich eine Deckenbeleuchtung nach der anderen laut brummend wieder ansprang, kam es dem Klingonen vor, als hätte er eine halbe Ewigkeit hier verbracht. Stöhnend erhob er sich und rieb sich den Rücken. 'Wo bin ich hier bloß gelandet...?'

--- Turbolift, irgendwo zwischen den Decks

Genervt trommelte Jordan mit den Fingern auf ihre Knie, während sie im Schneidersitz am Boden des Lifts saß und wartete. Eine längere Zeit schon wartete, was das anging. Bei der Sternenflotte ...

Ärgerlich verscheuchte sie den Gedanken. Es hatte wenig Sinn, sich noch mehr Gedanken darüber zu machen. Und daß die Ivory ein mittelmäßiger Frachter war, hatte sie ja bereits festgestellt. Es wunderte sie bereits, daß es hier Techniker geben sollte.

Falls die überhaupt noch kamen. Oder Zirt, der sich verlaufen zu haben schien. Jordan war selbst schon bei diversen Gelegenheiten durch Jeffriesröhren geklettert - was sie jetzt mit Sicherheit nicht tun würde - und konnte sich nicht vorstellen, daß es so lange dauern sollte, einen Ausgang zu finden.

Ein irgendwie vertrautes Geräusch ließ sie aufhorchen. Sie sah nach oben zur geöffneten Deckklappe, durch die Zirt verschwunden war. Kam er etwa doch zurück?

Dann vernahm sie ein Quieken.

Ahnend erhob sie sich und erhaschte einen kurzen Blick auf ein braunes Fell. Das gleiche Tier wie das aus der Mannschaftsmesse?

Seufzend kletterte sie die Wand hinauf, etwas unbeholfener als Zirt vor ihr, und schaffte es gerade, nach dem Vieh zu greifen und es zu fassen zu bekommen, als sie den Halt verlor und fiel.

Sich den Rücken reibend richtete sie sich Sekunden später vom Boden auf, das Fellbündel noch immer am Nacken gefaßt, daß sich versteift hatte und sie mit lauernden Blick musterte.

Verärgert sah sie es an. "Ich hoffe, für dich hat sich der Absturz gelohnt!", sagte sie und kam sich ein wenig albern vor. Vorsichtig setzte sie das katzenähnliche Tier neben sich auf dem Boden ab. Es blieb weiterhin bewegungslos sitzen.

Zumindest hatte sie jetzt eine Beschäftigung, während sie wartete.

--- Holodeck 1

"Sicherheit an Holodeck 1. Mister Carrà, Turbolift 2 ist stecken geblieben. Bitte einen Reparatur- und Rettungstrupp zusammenstellen. Martengh Ende."

'Na wer sagt's denn. Das hab ich doch geahnt', stöhnte Pino innerlich auf. Das war aber nichts weiter als ein Reflex, denn irgendwie mußte er sich eingestehen, daß ihm dieser Befehl nun gar nicht mehr so ungelegen kam.

Sicher, noch vor zwei Minuten hätte er Martengh für eine solche Durchsage verflucht, denn da war er ja noch mit Shania beschäftigt gewesen. Da diese aber mittlerweile anderweitig in Anspruch genommen wurde, stand er selbst ohnehin nur noch nutzlos rum. Naja und daß er sich diesen albernen Schaukampf hier ansehen sollte hatte ihm von Anfang an nicht geschmeckt.

"Aye Sir, bin gleich dort", bestätigte er also, bevor er sich auf den Weg machte.

--- Deck 2, Gänge

'Einen Reparaturtrupp zusammenstellen', hallten die Worte des Sicherheitschefs in seinem Kopf nach. 'So ein Quatsch! Ein festsitzender Turbolift ist wohl kaum ein so großes Problem, daß man dafür gleich ein ganzes Team von Technikern braucht.' Im Gehen schüttelte Pino den Kopf. 'Das werd ich schon alleine hinkriegen. Außerdem ist sonst ja auch niemand verfügbar.'

Unwillkürlich beschleunigte er seine Schritte, um möglichst schnell zur Stelle zu sein. 'Die Leere dieser Gänge ist schon seltsam.' ging es ihm durch den Kopf. 'Ich hatte mir das Schiff irgendwie belebter vorgestellt. Hier könnte man echt blind durch die Korridore laufen, ohne jemals...'

*RUMS*

Mit verzerrter Mine hielt sich Pino die schmerzende Stirn und hob langsam die Augen, um zu sehen, mit wem oder was er da gerade zusammengeprallt war.

'Natürlich, wie könnte es auch anders sein, ein Klingone! Die scheinen mich heute regelrecht zu verfolgen.'

"ohhmrglurfmhhmaummmm bmmmh", war alles, was er spontan hervorbrachte und was eigentlich ungefähr 'Oh, bitte entschuldigen Sie' heißen sollte, allerdings unmöglich zu verstehen war. Dann betrachtete er sein Gegenüber etwas genauer. Er schien wesentlich älter zu sein als die meisten seiner Rasse, mit denen Pino bisher zu tun gehabt hatte.

K'bal brauchte einen Moment, um sich zu orientieren. Dieser Angriff kam selbst für ihn völlig unerwartet. Er hatte sich nur kurz umdrehen wollen, als ihm irgend jemand mit voller Wucht vor die Stirn geschlagen hatte.

Mit hochrotem Kopf starrte er den jungen Terraner an, der nun seinerseits ziemlich lädiert aussah und zitternd ein unverständliches Gemurmel von sich gab. Die Augen des Klingonen weiteten sich, und eine Ader an seinem Hals trat deutlich hervor: "Räudiger Targ! Ich könnte dich..."

--- Deck 2, ein Gang weiter

Als Gene auf dem Weg zu den Holodecks war, nahm sein romulanischer Gehörsinn seltsame Geräusche aus dem Inneren des Schiffes wahr. Er blieb einige Augenblicke stehen und begann zu lauschen.

Plötzlich hörte er hinter der nächsten Gangbiegung lautes Gefluche.

Gene beschleunigte seine Schritte und bog um die Ecke.

--- Deck 2, Gang in der Nähe des Holodecks

Neugierig nahm der Sicherheitler das Szenario, daß sich ihm bot in sich auf. Offensichtlich wollte dieser Carrà wieder Streit mit einem Klingonen anfangen.

'Das wäre dann das zweite Mal an einem Tag', dachte sich der Sicherheitsmann und faßte den Entschluß, diesen Menschen weiterhin im Auge zu behalten. Er könnte sich als wertvolle Unterstützung herausstellen, wenn die Klingonen meutern sollten.

Als er sich den beiden näherte, grinste er K'bal provokant an. Aber er wollte keinen Streit, schließlich hatte er einen klaren Auftrag von Martengh bekommen. Im Vorbeigehen nickte er Pino wohlwollend zu.

"Gentlemen", sagte er amüsiert und ging weiter.

Wutschnaubend folgten K'bals Augen dem Sicherheitsmann, der sie verächtlich gegrüßt hatte, bis er um die nächste Biegung verschwand. Der Klingone stöhnte. Konnte man auf diesem Schiff denn nicht einmal in Ruhe fluchen?

Plötzlich fühlte sich der Klingone alt und müde. Für einen kurzen Augenblick wünschte er sich auf einen verlassenen Asteroiden in einer menschenleeren Galaxie. 'Sartre hatte Recht', dachte er bei sich, 'die Hölle, das sind wirklich die anderen!'

"...hören Sie, das war ein Unfall, es tut mir wirklich leid..."

Die Worte des anderen Terraners, mit dem er vorhin zusammengestoßen war, drangen wie aus weiter Ferne an sein Ohr. Mit einer Handbewegung wischte er sie beiseite.

"Schon in Ordnung", brummte er versöhnlich. "Schädeldecken sind stabil. Ich war gerade auf dem Weg zu Holodeck 1; Mir wurde gesagt, daß ich dort eine Shania Twillan finden kann. Kennen Sie diese Person zufällig?"

Interessiert musterte K'bal sein Gegenüber. Täuschte er sich - Oder war der andere bei der Erwähnung des Namens gerade kurz zusammengezuckt?

"Shania?", wiederholte Pino unnötigerweise. "Ja, ich weiß wen Sie meinen. Sie befindet sich zur Zeit in Holodeck 1, damit liegen Sie ganz richtig. Ich komme selbst gerade von dort. Folgen Sie einfach dem Gang und nun müssen Sie mich bitte entschuldigen, ich bin in Eile."

Das war zwar nicht gelogen, aber in Wahrheit stand ihm heute der Sinn einfach überhaupt nicht mehr nach Smalltalk mit reizbaren Klingonen. Er nickte noch einmal kurz (eigentlich war es höchstens die Andeutung eines Nickens), setzte sich wieder in Bewegung und verfiel auch augenblicklich wieder ins Grübeln.

'Verdammt! Jetzt reicht wohl schon die bloße Erwähnung von Shanias Namen, um mich aus der Fassung zu bringen. Dabei müßte ich doch so langsam mal zur Vernunft kommen. Im Holodeck war sie ja doch recht seltsam. Kaum wende ich meine Aufmerksamkeit mal für eine Sekunde von ihr ab, da ist sie schon beleidigt! Jede andere Person würde ich nach sowas wohl für ziemlich egozentrisch halten. Aber bei ihr ... Mensch, ich bin echt nicht ganz klar im Kopf!'

--- Holodeck 1

Gene öffnete die Türen und fühlte sich plötzlich wie das fünfte Rad am Wagen. Alles schien beschäftigt und konzentriert zu sein.

"Guten Tag", sagte er, hob eine Augenbraue und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. "Ich werde dafür sorgen, daß ihre Sicherheit nicht in Mitleidenschaft gezogen wird."

'Hallo Elaine', fügte er in Gedanken dazu und lächelte.

In diesem Augenblick kam von der Decke ein gedämpftes Knirschen und in Fosters Kopf spukten Gedanken über einen psychopatische Andorianer der gerade eine Bombe plaziert.

Als wieder Stille eingekehrt war, stellte er sich neben einen Menschen der lässig an einer Wand lehnte und Elaine anstarrte.

Mißmutig beobachtete Shania die angebliche Holodesignerin, die sich ständig von ihrer Arbeit ablenken ließ und die nicht besonders viel von ihrem Handwerk zu verstehen schien.

Zuerst war Pino gegangen, da irgendein Lift nicht mehr zu funktionieren schien und jetzt war dieser Foster hier aufgetaucht ohne daß es diese Cooper zwischenzeitlich geschafft hätte ihr Programm endlich zum Laufen zu kriegen.

"Na, was ist? Soll ich Martengh jetzt gleich sagen, daß Sie freiwillig aufgeben oder bekommen wir endlich etwas zu sehen? Da programmiere selbst ich schneller." Die Amerikanerin verschränke die Hände vor der Brust und ihre Miene drücke aus, daß sie es ernst meinte. Wenn das Programm nicht bald startete, würde es auf der nächsten Fahrt keine rothaarige Technikerin geben.

Ihre 10 Minuten um das Programm zu erstellen, waren schon längst vergangen.

"Wie bitte?", fragte Elaine in einem teilweise erstaunten, andererseits wütenden Tonfall, weil sie nicht sicher war, ob sie das gerade Gehörte richtig verstanden hatte.

Die Irin, die versuchte ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten, nahm ihr Padd, welches sie eben noch dieser unverschämten Frau entgegengehalten hatte wieder an sich.

'Diese Frau bringt mich noch um meinen Verstand. Zuerst meint sie, daß ich beginnen soll, eine Sekunde später drängt sie mich zum Aufgeben und interveniert meine Arbeit. Ich glaube nicht, daß ich mich an diese hochnäsige, egozentrische Person gewöhnen könnte, doch leider bleibt mir keine andere Wahl'.

Mit einem grimmigen Ausdruck und einem zerfleischenden Blick fixierte Elaine die blonde Frau.

Sie stemmte ihre Arme in ihre Hüften, und kam der benannten Person bedrohlich näher.

"Natürlich können Sie Mister Martengh mitteilen, daß ich Ihrer Meinung nach nicht für diesen Posten geeignet bin, weil ich für die Programmierung eines anständigen, gut durchdachten Prüfungsprogrammes nun einmal Zeit benötige", kam es knurrend aus der Holodecktechnikerin hervor.

"Wenn Sie jedoch der Auffassung sind, daß Sie es besser machen können, bin ich gerne bereit, mit Ihnen einen kleinen Wettkampf zu veranstalten."

Elaine hatte sich schon lange nicht mehr so angriffslustig gefühlt, doch es ging penetrant gegen ihre Ehre als Künstlerin, wenn jemand anders behauptete, ihre Kunst, die sie jahrelang hart erarbeiten mußte, wäre einfach und schnell zu erledigen.

"Da Sie es jedoch eilig haben dürften, schlage ich vor, daß ich nun mein Programm starte um diesen Klingonen zu testen. Anschließend würde ich mich sehr freuen, Ihre Version des Abenteuers zu erleben. Ich bin sicher, daß es zur Zufriedenheit aller gereichen wird, denn sonst hätten Sie sich ja nicht so selbstsicher anbieten können".

Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte sich die Irin mit einem hinterlistigem Grinser auf den Lippen um, und ging mit gezielten Schritten zur Programmiertafel des Holodecks um die Daten vom Padd auf das Holodeck zu transferieren.

Nachdem dies geschehen war, was eine Handlung von wenigen Sekunden in Anspruch nahm drehte sich Elaine zu dem Klingonen und Shania um und fragte freundlich: "Können wir, oder hat vielleicht jemand Angst bekommen?"

'Was ist das nur für eine lächerliche Person', war es Shania durch den Kopf gegangen, als sie ungläubig auf die rothaarige Technikerin herabgesehen hatte, die die atemberaubende Schnelligkeit einer Schnecke aufwies und ständig alles aufhielt. Als sie auch noch die Hände in die Hüften stützte und auf sie zukam - wahrscheinlich hätte es drohend aussehen sollen - hätte Shania fast lachen müssen.

"Hören Sie mal, meine Kleine. Ich denke, Sie mißverstehen hier gründlich die Situation. SIE kommen von diesem Abschaum-Planeten und wollen hier runter. Nicht ich. Und ich muß auch keinen Test durchlaufen und schon gar nicht bei Ihnen. Im Gegensatz zu Ihnen bin ich freiwillig hier und kann tun und lassen was ich möchte.

Und das werde ich jetzt auch tun. Ich habe einfach keine Lust mir auch noch Ihr albernes Programm anzutun. Mister Foster kann ja später Bericht erstatten." 'Das übrige werden Martenghs Kameras schon machen', fügte sie in Gedanken hinzu, während sie sich bei ihren Worten schon dem Ausgang genähert hatte und nun direkt daneben stand..

"Viel Spaß... falls das Teil überhaupt läuft...", meinte sie noch sarkastisch, dann ging die Tür hinter ihr zu.

--- Deck 2, Gang vor Holodeck 1

Draußen atmete Shania erstmal tief durch. So lange hatte sie noch nie Zeit auf einem inaktiven Holodeck verbracht.

Obwohl Martengh ihren Abgang sicher mitverfolgt hatte, betätigte sie ihren Communicator: "Shania an Martengh. Tut mir leid, aber deine... Technikerin", sie spuckte das Wort verächtlich aus, "hat nicht den Klingonen auf seine Loyalität, sondern mich auf meine Geduld hin getestet. Ich habe versagt, wenn du willst schmeiß mich raus. Wenn du noch nach nichtsnützigem Balast in deiner Mannschaft suchst, kannst du sie ja aufnehmen. Shania Ende."

Damit ging sie zum nächsten Turbolift um in die Mannschaftsmesse zu gehen. Vielleicht war ja Zirt noch dort oder es gab schon anderen Zuwachs an Bord.

--- Holodeck

Elaine stand der Zorn ins Gesicht geschrieben, doch anstatt nach der langen Strafrede von Shania doch das Handtuch zu werfen und das Schiff zu verlassen, murmelte sie nur einige irische Flüche vor sich hin, die man am besten sofort wieder vergaß, wenn man sie verstanden hatte.

Anschließend drehte sie sich zu Foster um, bei dessen Anblick sie erneut ein leicht kribbliges Gefühl in der Magengegend verspürte. "Mister Foster, ich hoffe, Sie wissen, was Sie hier nun zu tun haben." Und zu den anderen gewandt fügte sie hinzu: "Das Spiel kann beginnen."

Sie betätigte einen Knopf an der Schaltfläche und von einer Sekunde zur anderen veränderte sich die Umgebung in der sie sich befanden.

Die anwesenden Personen waren nun nicht mehr in einem dunklen Raum, der von gelben Quadraten bedeckt war, sondern auf einem weit entfernten Planeten der Klasse M.

Die Holodeckprogrammiererin blickte sich interessiert in alle Richtungen um. Normalerweise wurde ein Programm, das sie für jemanden geschrieben hatte, zuerst von ihr getestet, um die letzten Fehler oder eventuell auftretende Schwierigkeiten bzw. Ungereimtheiten noch auszubessern, doch in diesem Fall blieb ihr nichts anderes übrig, als es mit den anderen auszuprobieren. Dementsprechend war sie von ihrem Werk überwältigt und überrascht.

So weit das Auge reichte, sah man die unterschiedlichsten und wildwucherndsten Grünpflanzen, wie man es sonst nur von dem Dschungel auf der Erde vom 20. Jahrhundert kannte.

Manche dieser Pflanzen waren so riesig wie zwei Menschen zusammen. Die Bäume waren mehr als fünfzig Meter hoch, und hatten einen Umfang von zehn Metern, wenn nicht mehr. Es war alles so in sich verwachsen, daß man sich ohne einem Messer nicht fortbewegen konnte.

Ein paar Schritte entfernt sah man einen orangerot schimmernden Bach, der, wenn man ihn mit den Augen verfolgte, weiter hinten in einen großen Fluß mündete. Auch weiter vorne sah man so einen Fluß, doch dieser war in den Farben Violett und Rosa gefärbt.

Tiere konnte man auf dem ganzen Planeten nicht sehen oder hören, da es weit und breit nichts Eßbares zu finden gab. Umgeben war der Planet von drei Monden, die in der Abenddämmerung, wie eben auch zu diesem Zeitpunkt, ein orangegrünes Licht abgaben, die der Umgebung eine Art von mystischer Atmosphäre verliehen.

Der Boden des Planeten war fest und hart, doch stellenweise auch sehr weich und matschig, fast moorähnlich.

Insgesamt betrachtet, wirkte alles schön ruhig und entspannend, auch wenn man sich aufgrund der hohen Bäume eingeengt und bedrängt fühlen konnte.

"Nun meine Herrschaften, wir befinden uns hier auf dem Planeten Cetus Beta, einem Sonnensystem im Gamma-Quadranten. Wie Sie ersehen können, ist es ohne Hilfsmittel nicht möglich durch dieses Dickicht zu kommen.

Bedauerlicherweise ist es aufgrund eines starken elektrischen Magnetbandes zwischen diesen drei Monden, das wegen der Umlaufbewegung gegen den Uhrzeigersinn entsteht, welcher zu einer ionisierten Wechselwirkung führt, nicht möglich, Waffen oder sonstige energetische Dinge zu verwenden. Somit müssen wir uns leider mit einfachen Mitteln begnügen." Damit reichte sie jedem von ihnen ein langes scharfes Messer.

'Das die Situation damit auch interessanter wird, brauchen sie natürlich nicht zu wissen', dachte sich die Frau, die dabei nur schwer ein Lächeln unterdrücken konnte.

Erneut blickte sich Elaine in der näheren Umgebung um, denn das, auf das sie wartete, mußte jeden Moment passieren. 'Wo bleiben sie denn, sie hätten schon längst auftauchen müssen', nervös von einem Bein auf dem anderen herumtänzelnd schaute sie auf ihr Padd. 'Nach meinen Aufzeichnungen müßten sie, genau hinter uns...'

Als sich die Terranerin umblickte, konnte sie bereits die sich heranpirschenden Jem'Hadar erblicken, die in diesem Moment hinter einer großen efeuartigen Pflanze hervortraten. Beide trugen Messer wie sie, doch der Häßlichere hatte noch eine andere, etwas kleinere Wurfwaffe bei sich, die er in der selben Sekunde des Erscheinens in Richtung Tex warf.

"Alles in Deckung Leute, wir werden angegriffen!", damit hechtete sie gleichzeitig hinter einen ihr nahegelegen Baum.

--- Deck 2, Gänge

Pino war schon wieder so in Gedanken versunken, daß er wahrscheinlich sofort den nächsten unbeabsichtigten Zusammenprall verursacht hätte, wäre ihm noch jemand entgegengekommen. Glücklicherweise war das aber nicht der Fall und so erreichte er ohne weitere Blessuren den defekten Lift.

--- Deck 2, vor Turbolift 2

Mit wenigen geübten Handgriffen hatte der Techniker die Abdeckplatte der Kontrollkonsole entfernt und machte sich daran, die Innereien zu untersuchen.

'Hmmm, bajoranische Bauart. Das ist ein wenig ungewohnt, aber die Türverriegelung zu überbrücken dürfte kein so großes Problem darstellen. Mal sehen... das hier müßte die zentrale Prozesskopplungsmatrix sein ...'

Pino war wieder in seinem Element und das war auch höchste Zeit. Es brachte ihn endlich mal auf andere Gedanken.

--- Deck 2, in der Nähe der Holodecks

K'bal war erleichtert, als er endlich das Holodeck-Signal am Ende des Ganges aufleuchten sah. Die letzten Meter hatte er langsam und vorsichtig zurückgelegt, um nicht schon wieder einem streitsüchtigen Terraner - oder schlimmerem - vor die Füße zu laufen. An jeder Gangbiegung war er stehen geblieben und hatte gelauscht, aber außer einem gelegentlichen Knirschen der Deckenverkleidung schien alles ruhig zu sein.

Die Verfassung des Schiffes machte ihm allmählich doch größere Sorgen. Immerhin war er als Navigator voll und ganz von seiner Technik abhängig; Auf einem manövrierunfähigen Schiff war jeder noch so gekonnte Trick zwecklos. Aber noch mußte er sich darüber nicht den Kopf zerbrechen...

Kurz vor den Holodecks befand sich noch einmal ein Turbolift, vor dem der Klingone eine junge Menschenfrau stehen sah. Für einen Moment blickte er unschlüssig zu ihr herüber, aber als die Terranerin in den Lift steigen wollte, faßte er sich ein Herz:

"Miss Twillan?"

--- Deck 2, vor dem Turbolift

Die Blondine drehte sich um und blickte den Neuankömmling fragend an. K'bal gab einen kurzen Grunzlaut von sich. Er mochte es gar nicht, wenn er zu Frauen aufblicken mußte...

Höflich begann er zu sprechen. "Mein Name ist K'bal, Sohn des Bartok. Ich wurde soeben von Ihrem ersten Offizier als neues Crewmitglied eingestellt. Man hat mir gesagt, daß Sie..."

Irritiert hatte Shania mitten im Schritt innegehalten und stand noch immer mitten im Eingang des Turbolifts, doch der weißhaarige Klingone brauchte nicht zu Ende sprechen. Sie kannte ohnehin schon seine Wünsche noch bevor er sie aussprach.

Selbst wenn sie Martenghs Arbeit den Rücken kehrte, fand er doch immer einen Weg sie zu stören und sie an ihrer Arbeit zu erinnern. Dabei hätte sich doch so gerne lieber ihre Gedanken geordnet was besonders ihre Gefühle für gewisse Mannschaftsmitglieder betraf.

Es war doch immer wieder das selbe.

"... daß ich Ihnen ein Quartier zuweisen würde. Ja, das ist richtig", unterbrach sie ihn deshalb, während sie schon ihr Padd zückte und einige Einträge kontrollierte. "Das tue ich tatsächlich. - Sie können Quartier 10 haben. Es liegt auf Deck 3."

Dann trat die Amerikanerin in den Lift, hinderte ihn aber noch immer daran loszufahren. Resignierend blickte sie K'bal an: "Bevor es Ihnen unser Schiffscomputer anbietet..." Ihr Gesicht drückte aus, daß er sie diesbezüglich besser nicht näher befragen sollte. "Wollen Sie auf Deck 3 mitfahren? Ich bin gerade auf den Weg in die Mannschaftsmesse."

Der Klingone runzelte die Stirn, folgte Shania dann aber in den Turbolift. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund wirkte sie etwas nervös und schien nicht länger als nötig auf diesem Deck verweilen zu wollen. Vielleicht hatte er aber auch nur einen ungünstigen Augenblick erwischt. Sollte einer aus diesen Menschen schlau werden.

--- Turbolift

"Computer, Deck 3", kommandierte die hochgewachsene Terranerin.

Mit wachen Augen beobachtete K'bal jede Bewegung der Frau, die sich nun lässig an die Wand lehnte und ihren eigenen Gedanken nachging. Sie war ohne Zweifel überdurchschnittlich groß, erinnerte ansonsten aber wenig an eine furchtlose Kriegerin. Der Navigator grinste. 'Nein, sie gehört wahrscheinlich eher hinter eine Konsole...'

Sein Fall war sie natürlich nicht, große Frauen waren ihm schon immer suspekt gewesen. Außerdem umwehte sie ein Hauch von Arroganz, auf den der Klingone allergisch reagierte.

Unwillkürlich dachte er an die Worte eines terranischen Captains zurück, der ihm einmal offen ins Gesicht gesagt hatte, daß er bei jeder Begegnung mit einem Klingonen einen Phaser in der Hinterhand halte. Er seufzte. Vorurteile waren vielleicht nicht auf der Erde erfunden worden, aber der Mensch hatte sie offenbar kultiviert.

--- Deck 3, vor dem Turbolift

Beim Aussteigen wurde K'bal erst bewußt, daß er Shania die ganze Fahrt über wortlos angestarrt hatte. Schuldbewußt sprach er sie an, als sie auf dem Gang standen. "Sie haben mir noch gar nicht gesagt, ob Sie auch zum Offiziersstab an Bord gehören."

Etwas ungläubig blickte die Amerikanerin den Klingonen an. So schweigsam wie er war, hatte sie nicht im entferntesten daran gedacht, daß er Interesse daran haben könnte, mehr über ihre eigene Person zu erfahren. Immerhin hatte er jetzt ja sein Quartier und mehr schien ihn auch nicht zu kümmern, hatte sie zumindest aus seinem anfänglichen Knurren geschlossen.

"Dies ist ein privates Händlerschiff und so gibt es eigentlich keinen Offiziersstab an Bord. Aber es gibt eine Stammcrew an Bord, wenn Sie das meinen. Und ja zu ihr gehöre ich ebenso wie Captain Monserat und Martengh No'Orba der Sicherheitschef. Lediglich der Rest der Mannschaft wechselt ständig", meinte Shania.

Als der Klingone das Gesicht verzog, jedenfalls deutete sie so seine Reaktion, fügte sie erklärend hinzu. "Menschen haben oft ihren ganz eigenen Spleen, aber nichts desto trotz hat es auch etwas sehr Positives immer neue Gesichter zu sehen und neue Leute kennenzulernen."

Sie warf einen Blick auf sein Gepäck. "Natürlich könnte ich Ihnen auch noch die Mannschaftsmesse zeigen, aber ich nehme an, Sie werden erst Ihr Gepäck auf Ihr Quartier bringen wollen."

Einen Moment lang mußte sich K'bal neu orientieren. 'Kein Offiziersstab? Hatte dieser Foster Martengh nicht als "Ersten Offizier" bezeichnet?' Offenbar war der Terraner mit der chronisch schlechten Laune selbst neu an Bord und hatte sich nur wichtig machen wollen. Zuzutrauen war es ihm.

Allmählich wurde dem Klingonen die Bedeutung von Shanias letztem Satz bewußt, und er warf einen prüfenden Blick auf sein Gepäck.

"Na ja, besonders viel habe ich nicht dabei... Und die Mannschaftsmesse würde mich schon interessieren. Also gut, gehen wir!"

Lächelnd überließ er der Menschenfrau den Vortritt. Arrogant oder nicht, er hatte gerade spontan beschlossen, ihr zu vertrauen. 'Wer weiß, was sie mir noch über Martengh erzählen kann... und über die anderen Crewmitglieder.'

Auf dem Weg zur Mannschaftsmesse wurde K'bal für seine Verhältnisse immer gesprächiger. Kurz und knapp erzählte er Shania, daß er schon seit geraumer Zeit in diesem Quadranten unterwegs war und jetzt als Navigator auf der Ivory angeheuert hatte.

"Ihr Martengh ist eine beeindruckende Persönlichkeit. Von ihm geht ein besonderer Duft aus, wenn Sie verstehen, was ich meine? Er ist ein Krieger."

Mit diesen Worten verstummte der Klingone wieder und ging schweigend weiter. Er hatte nichts mehr zu sagen, und als Schwätzer wollte er schon gar nicht dastehen.

--- Holodeck, Mitte der Lichtung

Durch seine, in zahlreichen Kämpfen geschulten Reflexe gelang es Tex, der Waffe auszuweichen. Zumindest beinahe. Sie zerfetzte sein Hemd an der Schulter und brachte ihm eine Schnittwunde bei. Sofort kreisten seine Gedanken nur noch um die Angreifer, daß die Waffe ihn nur bei abgeschalteten Sicherheitsprotokollen verwunden konnte, beachtete er gar nicht. Das hier war keine einfache Simulation. Auch daß es ein Test war und die Protokolle eventuell nur für ihn deaktiviert waren, um es realistischer zu machen, kam ihm nicht in den Sinn.

Zähnefletschend brachte der Klingone mit einer schnellen Bewegung seines Handgelenks die drei Wurfsterne zu Tage, die er in der Halterung im Ärmel verborgen hatte. Sekundenbruchteile später fanden alle drei ihr Ziel... der Jem'Hadar, der Elaine am nächsten war fiel zu Boden. Der andere bremste seinen Lauf nicht ab und kam weiter auf Tex zugerannt. Aus den Augenwinkeln erkannte dieser, daß sich keines der weiteren Mannschaftsmitglieder in unmittelbarer Nähe und damit auch nicht in Gefahr befand. Aber das konnte sich schnell ändern... der Kampf sollte besser kurz werden.

Gerade noch rechtzeitig konnte der hünenhafte Kämpfer sein Messer aus dem Stiefel ziehen, als der Jem'Hadar ihn erreichte. Die Körper zweier erfahrener Kämpfer prallten aufeinander und gingen zu Boden. Das Geräusch von aufeinandertreffenden Klingen und das Knurren des Klingonen ließen keinen Zweifel am Ernst des Kampfes aufkommen.

--- Holodeck, Rand der Lichtung

Sam war immer noch in die Betrachtung des Messers vertieft, das ihm Elaine in die Hand gedrückt hatte, als der eine Jem'Hadar unweit seines Standortes zu Boden ging.

Er war noch nicht in Deckung gegangen, weil es sich hier schließlich nicht um seinen Test, sondern um den des klingonischen Cowboys handelte. Offenbar konnte dieser wenigstens mit seinen Wurfdingern recht gut umgehen, und was er nun von ihm im Nahkampf sah, schien auch nicht von schlechten Eltern zu sein.

Innerlich mußte der Mensch lächeln, daß die Erzeugerin des Programms so theatralisch in Deckung gehechtet war - schließlich mußte sie doch besser als jeder andere wissen, daß es hier vollkommen ungefährlich war.

...

Und wenn sie besser als jeder andere wußte daß es hier eben NICHT ungefährlich war???

Sekunden später lag er neben Elaine hinter einem Gebüsch und war froh, bei dem gewagten Sprung sich das Messer nicht in den Bauch gerammt zu haben.

"Haben Sie keine Angst, ich werde Sie beschützen!", raunte er ihr zu.

--- Brücke, inzwischen

Martengh hatte gerade einen weiteren Bewerber zur Tür hinausgeworfen, der sich zuerst abfällig über den Frachter geäußert und danach gründlich bewiesen hatte, daß er von Technik absolut nichts verstand, als eine kleine unscheinbare Kontrolleuchte zu blinken begann.

Er runzelte die Stirn und fragte sich nach ein paar Kontrollabfragen, wie Zirt das nun wieder angestellt hatte. Dieser Mann war einfach phänomenal. In absoluter Rekordzeit hatte er es geschafft, die Sicherheitsprotokolle des Holodecks zu deaktivieren, ohne diese überhaupt betreten zu haben.

Unglaublich. Schade, daß er auf der falschen Seite stand.

Offenbar arbeitete er mit der Holodeckdesignerin zusammen - Martengh hatte sich schon mehr als einmal gefragt, was eine Frau mit einer derartigen Profession hierhin verschlug.

Was hatten die beiden vor? Wen wollten sie umbringen? Offenbar ging es gegen niemanden von der Stammbesatzung, denn mit Shania hatte ja eben das einzige ständige Mitglied der Besatzung das Holodeck verlassen.

Unplanmäßig...

Was, wenn sie das Ziel des Anschlages war? Steckten die Cardassianer dahinter, die sich für die Schlappe auf Aridion rächen wollten?

Oder hatte sie sich in den letzten Jahren mehr Feinde gemacht als sie zugeben wollte?

Die Gedanken des Sicherheitschefs wanderten zurück auf das Holodeck. Nein. Cooper würde nicht jetzt zuschlagen. Shania hatte ihre Pläne durch ihr überraschendes Verschwinden vom Holodeck durchkreuzt.

Lächelnd schaute sich der Caldonier an, wie es dort nun weiterging.

--- Holodeck 1, neben einem Baum

Foster stand etwas abseits und verfolgte den Kampf des brutalen Klingonen. Abschätzig beurteilte er dessen verrohte Techniken. Es waren keine Spuren eines eleganten Kampfes zu erkennen.

Der Halbromulaner war sich sicher, daß der mächtige Klingone gegen den holographischen Jem'Hadar triumphieren würde. 'Eine derart leichte Prüfung könnte selbst dieser Pino bestehen', dachte er sich und befühlte zufrieden die scharfe Klinge seines Messers.

Daß die Sicherheitsprotokolle abgeschaltet waren, schien Foster nicht im Geringsten zu stören. Einzig und alleine die Tatsache, daß Elaine in Deckung sprang, bereitete ihm Kopfzerbrechen. 'War bei der Simulation etwas schief gelaufen? Und wo ist eigentlich Fletcher?'

Der bereits tote Jem'Hadar Krieger hat sich inzwischen aufgelöst, während Tex noch immer mit dem anderen rang.

Plötzlich hörte Gene etwas hinter sich im Dickicht rascheln. Er blickte nichtsahnend über seine Schulter und ein weiterer Jem'Hadar gab sich und seine feindlichen Absichten zu erkennen. Reflexartig wirbelte der Sicherheitsmann ganz herum und war ganz perplex, daß ausgerechnet er anstatt des Klingonen attackiert wurde.

Der Jem'Hadar kam knurrend näher. In seinen Händen hielt er eine Art Axt mit zwei Klingen. Foster hob respektvoll sein Messer und versuchte damit den ersten Schlag abzuwehren. Doch der Schwung der Axt schleuderte ihm das Messer aus der Hand.

Beschämt schaute er sich um und hoffte, daß Elaine und Fletcher diese peinlichen Situation nicht mitverfolgt hatten. Doch die beiden waren weit und breit nicht zu sehen.

Foster wich immer weiter zurück, bis er mit dem Rücken an einen riesigen Baumstamm stieß. Der Jem'Hadar holte zum nächsten Schlag aus, wirbelte seine Waffe über dem Kopf und war bereit den Halbromulaner zu enthaupten.

Voller Wucht war die Axt auf dem Weg zu Fosters Nacken. Das Adrenalin in seinem Adern verbot ihm die Worte "Computer, Programm beenden" in den Mund zu nehmen. Innerhalb von wenigen Sekundenbruchteilen duckte er sich und die Waffe blieb im festen Holz des tropischen Baumes stecken.

Schnell richtete sich Gene wieder auf und verpaßte dem erstaunten Jem'Hadar einen Kinnhaken. Der schüttelte benommen den Kopf und versuchte aufrecht stehen zu bleiben. Jetzt begann Foster mit der linken Hand die Kehle seines Feindes zuzudrücken, während er mit der rechten langsam und schmerzvoll die Ketracel White Zufuhr aus dem reptilen Nacken zog.

Der Jem'Hadar riß die Augen weit auf und sank röchelnd zu Boden. Die weiße Flüssigkeit rann dem Sicherheitsmann über die bloßen Arme und vermischte sich mit dem Blut aus der Halswunde.

--- Deck 2, vor dem defekten Turbolift

Es dauerte nur wenige Minuten, da deutete ein langgezogenes Zischen an, daß die Verriegelung der Turbolift-Tür nun aufgehoben war.

"Na wer sagt's denn", grinste Pino in sich hinein. "Ich hab's also noch nicht verlernt."

Beherzt krallte er seine Finger in den schmalen Spalt am Rand des Schotts, erweiterte ihn Stück für Stück und stemmte die Tür schließlich unter Aufbietung all seiner Kraft beiseite. "Puh", stöhnte er. "Das war echt am Limit. Ich brauch wohl doch mal wieder ein bißchen Training. Hoffentlich sind hier an Bord nicht alle Türen so schwergängig."

Er gönnte sich noch eine kurze Verschnaufpause, dann trat er an den Rand des Schachts und blickte hinab. Etwa zweieinhalb Meter unter ihm sah er die hängengebliebene Kabine.

"Was ist das denn?", murmelte er vor sich hin. "Da hat sich scheinbar wohl was vor den Geschwindigkeits-Sensor geklemmt. Hmmm... sieht fast aus wie ein... huch, hat sich das Ding gerade bewegt, oder bilde ich mir das nur ein?"

Was auch immer da den Sensor blockierte, es mußte entfernt werden. Er würde also nicht darum herumkommen, in den Schacht zu steigen. "Ach, so hoch ist das ja nicht", sagte er sich abschätzend. "Da kann ich auch springen."

Ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, die Person die sich dort unten in der Kabine befand vorzuwarnen, sprang er - und landete sicher, aber mit einem höllisch dröhnenden Knall auf dem Liftdach.

--- im Turbolift, irgendwo zwischen den Decks

Reflexartig sprang Jordan auf, bewegte sich lauernd von der Luke weg und spähte nach oben, während sie an ihre Seite tastete, wo nur der Tricorder, aber natürlich kein Phaser hing.

Die Kampfratte - oder was auch immer es war - war mit einem Satz von ihrem Schoß gesprungen, wo sie sich zuvor schnurrend ausgestreckt hatte, und quiekte aufgeregt.

Die Ärztin entspannte sich. Die Wochen im Gammaquadranten hatten ihre Reaktionsgeschwindigkeit intensiviert, aber hier befand sie sich kaum im Gammaquadranten. Vorsicht war hier ebenso unnötig wie Kompetenz.

Sie überlegte kurz, ob der lärmende Gast über ihr Zirt oder der Techniker sein mochte, entschied sich dann für den Techniker und versuchte erneut, durch die Luke zu schauen, um herauszufinden, ob sie recht behielt.

"Sag bloß, der Lift wird heute doch noch repariert!?", rief sie halb fragend hinauf, nachdem sie eine Gestalt erkannt hatte, die zumindest nicht die schillernden Shorts des Andorianers trug.

"Sind Sie der Techniker?"

--- auf dem Turbolift, irgendwo zwischen den Decks

"Bin ich", bestätigte Pino knapp. "Wie mir scheint, haben wir es hier allerdings weniger mit einem technischen, als vielmehr mit einem zoologischen Problem zu tun. Einen Augenblick, das haben wir gleich!"

Nun da er vor Ort war, erkannte der Terraner sofort, was sich da vor dem Sensor verklemmt hatte. Ein kleines Fellknäuel, etwa rattengroß, wand sich dort zwischen einigen losen Kabeln und starrte ihn zitternd aus weit aufgerissenen Knopfaugen an. Als sich der Techniker ihm näherte, begann das Wesen, ein äußerst tieffrequentes Knurren von sich zu geben, viel tiefer und voluminöser, als man ihm ob seiner geringen Körpergröße zugetraut hätte.

"Jaja, beruhig dich mal wieder", raunte Pino. Mit diesen Worten packte er das fellige Etwas mit einer Hand im Nacken und zog es, während er mit der anderen Hand die verhedderten Kabel entwirrte, hinter dem Sensor hervor. Dann hob er es hoch, hielt es sich etwa auf Augenhöhe vors Gesicht und meinte nur: "Das solltest du dir gut merken. Turboliftsensoren sind nichts für kleine Fellknäuel. Kapiert?"

Das Tier glotzte nur.

'Nicht daß ich eine Antwort erwartet hätte...', dachte sich Carrà. Dann wandte er sich der offenen Luke im Kabinendach zu und rief hinunter: "Das Problem ist behoben! Sehen Sie sich mal an, wer für Ihren unfrei- willigen Halt verantwortlich war!"

Damit streckte er seine Hand, in der nach wie vor das fellige Wesen baumelte, durch das viereckige Loch nach unten. "So mein Kleiner, sag 'Guten Tag' zu der Dame!", grinste er.

--- im Turbolift, irgendwo zwischen den Decks

Wenig überrascht sah Jordan hinauf zu dem Tier und dann zu seinem Gegenstück, das sich mittlerweile an ihrem Bein rieb.

Was sie dann eher überraschte war die Tatsache, daß Zirt daran hatte vorbeiklettern können, ohne es zu bemerken. Wobei - wenn sie näher darüber nachdachte - überraschte es sie eigentlich doch nicht.

Immerhin schien der Techniker, den sie inzwischen als den jungen Mann aus der Bar erkannt hatte, kompetent genug zu sein, den Lift deaktiviert zu haben. Andernfalls hätte er sich wohl bereits wieder in Bewegung gesetzt.

"Ich habe hier unten noch so eines", wandte sie sich wieder an Pino. "Vielleicht sind es ja die Haustiere des Captains. Wenn Sie jetzt so freundlich wären... ich würde den Lift mittlerweile ganz gerne verlassen!"

"Mit Vergnügen", antwortete der Techniker. "Einen Augenblick, ich komme erst runter!"

Mit einem kleinen Sprung durch die Deckenluke stand er in der Kabine und erkannte Jordan als die Frau, bei der er bereits zuvor in der Mannschaftsmesse nicht gerade einen brillianten Eindruck hinterlassen hatte. "Nun, ähm, ich hoffe, Sie haben nicht allzulange hier festgesessen", sagte er etwas unsicher. Dann hob er die Stimme und befahl in den Raum hinein: "Computer, Fahrt fortsetzen!"

Augenblicklich setzte sich der Lift wieder in Bewegung, um einige Sekunden später auf Deck 2 zum Halt zu kommen.

Mit dem gewohnten Zischen öffnete sich die Tür.

--- Deck 2, vor dem Turbolift

Erleichtert verließ Jordan den Lift und strich sich die Kleidung glatt. Sie wandte sich zu dem Techniker um.

"Ich habe eine ganze Weile gewartet", erwiderte sie dann auf seine Frage und fügte schnell abschwächend hinzu: "Aber dafür können Sie schließlich nichts. Und das Problem ist ja auch schon gefunden."

Sie wies auf das quiekende Tier, das sich momentan zwischen ihren Beinen befand. Kurzerhand bückte sie sich und hob es hoch. "Ich werde es auf die Krankenstation bringen, dort wird es niemanden stören."

Sie nickte Pino kurz zu. "Wir sehen uns sicher." Dann wandte sie sich um und ging in Richtung ihres Arbeitsplatzes davon. Fürs erste hatte sie wirklich genug von der Ivory gesehen!

--- Holodeck 1, Rand der Lichtung

Gebannt beobachtete Elaine das aktuelle Geschehen vor ihr, als sie auf einmal bemerkte, daß noch jemand hinter ihrem Baum in Deckung gesprungen war, und ihr seine Hilfe angeboten hatte. Als sie sich neugierig ihrem Nebenmann zuwandte, sah sie Fletcher wie er sie mit einem schelmischen Ausdruck in den Augen ansah.

Unbeeindruckt erwiderte sie nur für einen Bruchteil einer Sekunde seinen Blick, um sich anschließend wieder den Kampf zwischen Foster und diesem Jem'Hadar zu widmen.

Mit angehaltenen Atem und bangen Zittern, verfolgte die Irin die letzten Augenblicke des Kampfes. Trotz allem konnte sie nicht verhindern, auf die hervortretenden angespannten Muskeln und den mit jeder Faser beherrschten Körper zu achten, der geschickt jeder Attacke dieses Angreifers auswich.

'Hoffentlich verletzt dieser Jem'Hadar dich nicht, Gene. Paß auf dich auf und laß dich nicht töten. Ich weiß, zwar nicht warum, doch seit ich dir in dieser Schleuse begegnet bin, spielen meine Gefühle verrückt. Wenn ich dich sehe, pulsiert mein Herz und ich habe das Empfinden, dich berühren zu wollen. Gene, ich liebe dich! Komm zu mir zurück und verlaß mich nicht.'

Von ihren Gedanken aufschreckend, beugte sich Elaine wieder über ihr Padd, um herauszufinden was geschehen war, denn das Spiel verlief nicht so, wie sie es programmiert hatte. Mit weit aufgerissenen Augen hatte sie die Blutspur auf dem Arm des Klingonen bemerkt, die dieser von der Wurfwaffe abbekommen hatte. Da es nicht ihre Art war, die Protokolle zu umgehen, geschweige denn auszuschalten, und es von ihr auch nicht geplant war, daß jemand verletzt wurde, konnte es sich hierbei nur um einen dummen Fehler handeln.

Nach einigen Sekunden der Überprüfung und Kontrolle teilte sie jedoch resigniert ihren Kollegen mit ernster Stimme mit: "Leute, da ist ein Fehler passiert, oder Sabotage. Ich weiß nicht warum, aber wie ihr schon festgestellt haben dürftet, die Sicherheitsprotokolle sind ausgeschaltet."

Schweißtropfen rannten der Holodeckprogrammiererin ins Gesicht als sie ihre letzte Möglichkeit versuchte, nämlich Zugang zum Hauptcomputer herzustellen, doch auch da tat sich nichts.

'Was ist da los. Nichts funktioniert mehr. Ist es vielleicht tatsächlich ein Mordversuch? Kann es sein, das diese Shania deshalb nicht mitkommen wollte, weil sie in mir eine Art Konkurrenz sieht und deswegen nachträglich absichtlich etwas geändert hat?'

Enttäuscht und gleichzeitig ein wenig ängstlich, teilte sie ihren Leuten die schlechte Nachricht mit "Wir haben es hier wahrscheinlich mit Sabotage zu tun. Ich bekomme keinen Zugang zum Hauptcomputer, noch kann ich das Programm beenden oder abändern. Ich würde sagen, wir stecken ziemlich in der Scheiße".

Plötzlich hörte sie hinter sich ein knackendes Geräusch. Ohne daß sie sich umblicken mußte, wußte sie daß sie sich in absoluter Gefahr befand. Ihr Spiel, daß anfangs so geplant gewesen war, wurde zur tödlichen Realität.

Zehn Jem'Hadar waren unbemerkt hinter sie und diesem Fletcher aufgetaucht und bedrohten sie mit klingonischen Bat'leth. Einer von ihnen, der der Anführer zu sein schien, hielt ihr seines direkt an ihre Kehle.

Mit lauter Stimme verkündete der Jem'Hadar: "Gebt auf, oder diese hier sterben!"

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