Ivory Cronik 2

Blaue Augen, rote Backen und grüner Schleim

--- Ivory, Deck 4, vor dem Turbolift

Unschlüssig überlegte Zirt, mit welchem der vielen Aufträge er zuerst beginnen sollte - 'Hm, vielleicht sollte ich zuerst mal in mein Quartier ... Szir mirinin! Jetzt hab ich ganz vergessen, danach zu fragen!'

Der Andorianer gab einen kurzen Auszug aus seinem reichen, interkulturellen Schatz von Verwünschungen von sich - er mochte zwar nicht gebildet sein, aber er konnte in fast allen Sprachen dieses Quadranten fluchen - und überlegte, was er jetzt tun sollte.

Er entschied sich mit seiner Aufgabe als Aushilfsbarmann anzufangen und fragte den Computer nach dem Weg: "Computer, kannst du mir den Weg zur Mannschaftsmesse zeigen?"

"Natürlich, mein Schatz! Fahr mit dem Turbolift einfach ein Deck hinauf und folge dann meinen Anweisungen. Vertrau mir, es gibt niemanden, der sich so gut um dich kümmern kann, wie ich!"

--- Turbolift

Der ehemalige Dieb stieg wie geraten in der Turbolift und starrte verblüfft an die Decke. "Na du bist ja mal ein freundlicher Computer! Wie kommt denn das?"

"Weil ich dich so ganz besonders nett finde", säuselte die Computerstimme. Mit den freundlichen Anweisungen dieses Computers würde er bald vor der Mannschaftsmesse stehen.

In diesem Moment ging die Tür des Lifts auf und Zirt konnte hinaus auf den Gang treten.

--- Sternbasis G-6, Raumdock

Elaine unterdrückte ein aufbäumendes Zittern, das versuchte sich in ihr breit zu machen, als sie die Stimme ihres Gegenübers vernahm.

'Er hat eine angenehm weiche und erotische Stimme', dachte sie sich und errötete bei diesem Gedanken.

Dann fiel ihr ein, daß der große, auf dem ersten Blick sympathische Mann, auf ihre Uniform gezeigt hatte, und sah an sich herab. Auf einem kleinen goldenen Metallblättchen, direkt über ihrer linken Brust, stand Elaine Cooper.

"Oh, das stimmt. Da steht er ja", erwiderte sie darauf erstaunt, da sie es tatsächlich vergessen hatte. Während sie so dastand und das Namensschild betrachtete, überkam sie ein schrecklicher Gedanke.

'Mist, was wird er nun von mir denken. Bestimmt, daß ich ein ängstliches Mädchen und eine weinende Memme bin, die sich wie ein kleines Kind benimmt. Es stimmt schon, daß ich panische Angst hatte, aber das darf er nicht wissen. Nein! Niemals! Ich hasse meine Vergangenheit, die mich immer wieder in so eine Situation bringt.'

Plötzlich merkte Elaine, daß sie sehr lange Zeit damit verbracht hatte ihren Grübeleien nachzuhängen. Sie richtete sich wieder zu dem Retter auf, blickte ihm tief in die Augen und - lachte.

Es war ein erzwungenes Lachen um von der Situation etwas abzulenken.

"Nochmals Dankeschön Mister...ähm, oups, ich kenne noch nicht einmal Ihren Namen, wie dumm von mir." Auf einmal stellte Elaine fest, daß der Mann eine Verletzung an der Hand aufwies. "Oje, Sie sind ja verletzt. Sie brauchen einen Arzt."

Vorsichtig nahm sie seine Hand in die ihre, und betrachtete diese fürsorglich.

"Ach, das ist nichts", sagte Gene und betrachtete interessiert die aufgesprungene Haut seiner Fingergelenke. "Ich hätte wohl in der Sicherheit nichts zu suchen, wenn ich wegen jeder noch so kleinen Blessur auf die Krankenstation müßte."

Er blickte von seiner Hand auf und sah in ihr besorgtes aber schönes Gesicht. Dann unternahm Gene den halbherzigen Versuch seine Hand wieder zurückzuziehen, doch er konnte sich der Umklammerung nicht entziehen.

"Foster", meinte er. Dafür erntete er einen verständnislosen Blick von Elaine. "Mein Name ist Foster. Gene Foster", fügte er erklärend dazu.

Dann gab er sich voll ihren sanften Berührungen hin. In seinem Inneren wollte er sich nicht eingestehen, daß er es genoß. Doch es war sehr schwer für ihn, dieses Widerstreben in sich selbst zu artikulieren.

Es war für den Halbromulaner so, als kämpfe er gegen all das, an was er sein ganzes Leben lang geglaubt hatte.

--- Ivory, Mannschaftsmesse

In dem großen Raum waren ein paar Tische mit den dazugehörenden Sesseln verteilt. An der Stirnseite des Raumes wurde fast eine kleine Tür von einer Theke verdeckt, die offenbar in einen kleinen Lagerraum führte. An den Wänden neben der Theke waren zwei Replikatoren eingelassen.

Der frischgebackene Barkeeper sah sich zufrieden um und wandte sich dann wieder an den Computer: "Süße, könntest du vielleicht bei Gelegenheit Shania kontaktieren und meine Quartiernummer rausbekommen?"

"Aber natürlich!"

Zufrieden beschäftigte sich der Andorianer mit einem Terminal, dem er eine Übersichtskarte des Schiffes entlocken wollte!

'Wer bewacht jetzt eigentlich die Schleuse?'

--- Turbolift

Als Pino im Schlepptau von Shania eintrat, begannen sich seine Nerven wieder ein wenig anzuspannen. Schließlich würde er gleich vor diesem Sicherheitschef stehen, dem er irgendwie würde klarmachen müssen, wie sehr dieser ihn auf dem Schiff brauchte. Urplötzlich jedoch wurde jegliche in ihm aufkeimende Nervosität im Keim erstickt, als ihn eine aufreizende Stimme aus seinen Gedanken riß:

"Sieh an, wen haben wir denn da?", säuselte der Schiffscomputer. "Martengh meint es heute wirklich zu gut mit mir, wenn man bedenkt, wie viele Prachtkerle er heute schon auf dieses Schiff hat führen lassen. Wie herrlich!"

Der Australier traute seinen Ohren nicht. "Ähm, kennen wir uns vielleicht?", wandte er sich an die Computerstimme.

"Oh nein, noch nicht. Aber das können wir bald nachholen. Glaub mir, du wirst mich mögen!"

Völlig verblüfft schielte Pino zu Shania hinüber, die der weibliche Computer offensichtlich nervte.

Schelmisch grinsend wandte er sich wieder an die künstliche Intelligenz: "Nun wenn das so ist, möchte ich nur noch bemerken, daß ich Techniker bin. Es könnte also durchaus sein, daß ich dich noch viel genauer kennenlernen werde, als dir vielleicht lieb ist!"

Die Amerikanerin konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als die Computerstimme plötzlich schwieg und einfach nur dem Befehl sie auf die Brücke zu bringen befolgte. Entweder hatte sie den Sinn in den Worten des Technikers verstanden und reagierte beleidigt oder es war einfach Zufall. Vielleicht befand sich ja wieder irgendwo ein anderes männliches Wesen, daß sie belästigen konnte.

Der Andorianer mußte ja ein gefundenes Fressen für ihre weiblichen Flirtversuche abgeben. Jedenfalls wirkte er so, als ob er nicht mal einem Computer einen Korb geben würde. Shania wurde sich bewußt, daß Pino sie plötzlich wieder ansah, weil sie leise in sich hineingelacht hatte. Schuldbewußt konzentrierte sie sich auf den Ausgang und versuchte nicht daran denken, daß sie schon wieder rot geworden war.

Ihr Schützling wollte also in die Technik. Shania hatte eigentlich bei Technikern mehr an Männer gedacht, die hart anpacken konnten und die immer schnell handelten. Pino schien so ganz anders zu sein. Er erinnerte in seinem Aussehen an einen Italiener, hatte aber ganz und gar nicht deren Mentalität. Aber genau diese Gegensätze machte ihn so interessant.

Während Shania noch am Überlegen war was sie von Pino zu halten hatte, öffnete sich auch schon der Lift und sie waren am Ziel. Die Brücke lag vor ihnen. Beide waren sichtlich erleichtert den Lift verlassen zu können.

Pino wohl, weil er das Einstellungsgespräch hinter sich bringen konnte und Shania, weil seine Nähe sie ganz kribbelig machte. Allein der Blick seiner großen dunklen Augen machte sie ganz befangen.

--- Brücke

Die große Frau musterte Martengh etwas verächtlich, der mit ihrer Ankunft längst gerechnet hatte und ihnen nicht sein ganzes Augenmerk schenkte. Der Monitor schien ihm noch immer ziemlich interessant zu sein. Anscheinend war der Schleusenkrieg noch nicht vorbei.

Trotzdem war er wie immer mißtrauisch und wirkte wie jemand der Stationssicherheit bei der Befragung von höchst verdächtigen Subjekten. Da Shania Martengh inzwischen ziemlich gut kannte, nahm sie sich auch kein Blatt vor den Mund. "Ich habe dir ein neues Crew-Mitglied mitgebracht, mein Großer. Mach schnell mit deiner Durchleuchtung, ich möchte noch heute in die Mannschaftsmesse." Damit lümmelte sie sich auf die wissenschaftliche Station, die bei der letzten Fahrt noch ihrem Erzfeind Clint gehört hatte.

Gespannt wartete sie darauf, ob Pino oder Martengh das Gespräch eröffnen würden, da meldete sich eine höchst erotische und für Shania nur lästige Stimme zu Wort: "Schon wieder in die Mannschaftsmesse? Ja, wohin denn auch sonst?"

Ärgerlich biß Shania auf ihre Unterlippe und verkniff sich einen Fluch. Das würde nicht den besten Eindruck bei dem Neuen hinterlassen und aus irgendeinem Grund wollte sie aber genau diesen erreichen. Außerdem hatte sie sich vorgenommen sich auf dieser Fahrt mal zu entspannen.

"Der süße Andorianer in der Mannschaftsmesse möchte ein Quartier von dir haben", fuhr die Stimme unbeirrt fort, "Zirt heißt er, glaube ich...."

Gerade wollte ihm Shania ein Quartier zuweisen, als Martengh ihr ein unmißverständliches Handzeichen gab. Sie konnte es kaum glauben, aber er schien in diesem einfach geschnitzten blauen Kerl doch tatsächlich einen schlimmen Attentäter zu sehen.

Irritiert kopfschüttelnd gab sie mit einem leisen Seufzer an den Computer weiter: "Gib ihm Quartier 5 und sag ihm, daß er dort seinen Communicator findet und ihn sich anstecken soll um auch überall erreichbar zu sein."

"Quartier 5, also gleich neben deinem... wie unerhört praktisch...", meinte die warme Stimme kühl und beendete die Kommunikation.

Für einen Moment dachte Shania daran einfach in die Mannschaftsmesse zu gehen und etwas zu trinken, doch dann besann sie sich darauf doch zu überwachen, ob Pino mit Martengh klar kam.

--- Mannschaftsmesse

Zirt schreckte aus seinem Studium des Schiffsaufbaus auf - er war gerade mit dem Quartierbereich beschäftigt gewesen, als plötzlich eines der Quartiere - Nummer 5 - auf der Übersichtskarte mit einem angenehmen Blauton unterlegt wurde.

Dazu ertönte eine warme Stimme, die an Entspannung in einer anheimelnden Atmosphäre erinnerte und von überall und nirgends zu kommen schien: "Hallo mein Schatz! Ich hoffe, du hast dich mittlerweile etwas entspannt und bist bereit dich in dein Quartier zu begeben. Dir wurde das Quartier Nummer 5 zugewiesen, gleich neben dem unseres Sicherheitschefs. Dort erwartet dich auf einem Tisch dein Communicator. Bitte stecke ihn sofort an, damit du immer erreichbar bist.

Damit du auf Anhieb dorthin findest, habe ich die Position auf der Übersichtskarte markiert. Außerdem schicke ich dir Charlie, der dich zu deinem Quartier geleiten wird!"

Darauf öffnete sich die Tür zur Mannschaftsmesse und der Andorianer konnte, als er sich umdrehte, draußen am Gang den quirligen Robot erkennen, der sich eben daran machte, die Messe zu betreten.

Der Hausmeister der Ivory war für einen kurzen Moment sprachlos!

Soviel Service hatte er nicht erwartet! 'Zumindest mit den künstlichen Besatzungsmitgliedern scheine ich mich hervorragend zu verstehen!'

"Vielen Dank, Süße! Das ist aber nett von dir! Dafür hast du etwas bei mir gut! Wie soll ich dich überhaupt nennen? Computer paßt irgendwie nicht zu dir!"

"Ich habe eigentlich noch keinen Namen! Aber wenn du willst, kannst du dir einen aussuchen, von dem du glaubst, daß er zu mir paßt. Ich bin sicher, daß er mir gefällt!", antwortete die Stimme erfreut.

"Dann werde ich dich Zinda nennen. Das ist ein andorianischer Frauennamen, der mir immer schon gefallen hat. Einverstanden?", erwiderte Zirt spontan.

Der Computer der Ivory war natürlich sofort begeistert: "Ja, Danke! Ich fühle mich geehrt, so einen schönen Namen tragen zu dürfen!"

"Ich hoffe, du entschuldigst mich jetzt für einige Zeit. Ich möchte meinen Befehlen nachkommen und mich außerdem Charlie vorstellen, immerhin werde ich in Zukunft viel mit ihm zusammen arbeiten. Ich bin aber sicher, das wir uns noch oft unterhalten können!", bedauerte Zirt.

"Aber ist doch gar kein Problem! Du weißt ja, wo du mich findest", witzelte Zinda und verstummte.

Der Andorianer wandte sich an den kleinen Putzrobot und lächelte ihn an: "Hallo ich bin Zirt! Ich glaube, wir werden jetzt einige Zeit zusammen arbeiten!"

Charly schien den Neuankömmling mit seinen roten Lämpchenaugen erstaunt anzublicken, was ihn jedoch nicht daran hinderte den Grund seiner Verblüffung in Worte zu fassen:

"Es freut mich Sie kennenzulernen, Mister Birril, Sie sind doch sicher Mister Birril, ich glaube kaum, daß es sonst noch einen Andorianer in der Mannschaftsmesse gibt, den ich auf sein Quartier bringen soll, obwohl Sie ja nicht gerade das typische Aussehen eines Andorianers haben, aber der Computer wird schon wissen, ob hier jemand auf sein Quartier gebracht werden muß, auch wenn das eine sehr ungewöhnliche Maßnahme ist, so etwas wird hier normalerweise nie gemacht, aber was ist schon normalerweise..." Für eine ganz kurze Zeitspanne schien Charly eine Pause zu machen und fuhr dann gleich wieder fort.

"Das mit dem Computer ist überhaupt so eine komische Sache, er meint, ich soll ihn ab jetzt Zinda nennen, was schon sehr eigenartig für einen Bordcomputer ist, Mister No'Orba wird keine Freude über diese Neuerung haben, aber vielleicht merkt er es ja auch gar nicht, Sie müssen wissen, er ist immer sehr beschäftigt und hat auf ganz viele Dinge zu achten. Aber was rede ich da eigentlich, das wird Sie sicher nicht interessieren.

Was ist denn Ihr Aufgabenbereichen, wenn ich fragen darf? Sicher etwas von großer Bedeutung, wenn ich extra meine Arbeit unterbrechen muß um Sie zu holen, denn eigentlich müßte ich gerade jetzt sehr viel sauber machen, da Captain Monserat krank ist und... aber warum folgen Sie mir nicht einfach, während wir uns weiter unterhalten. Mir scheint, als hätte ich endlich wieder jemand gefunden, mit dem man sich wirklich gut unterhalten kann... ich könnte Ihnen da Geschichten erzählen..." Der kleine Putzroboter machte kehrt und wandte sich dem Ausgang zu.

"Wo war ich stehen geblieben? Ach, ja, Captain Monserat ist krank und deshalb muß alles ganz besonders sauber sein..."

Zirt betrachtete grinsend den Putzroboter, während er versuchte, gleichzeitig dem Inhalt des Gesprächs und dem Putzroboter zu folgen. "Was hab ich da gehört, Captain Monserat ist krank? Was fehlt ihm denn?", nützte er eine der kleinen Pausen, die Charlie in regelmäßigen Abständen zu machen schien.

Der kleine Robot war nur zu glücklich, dem Andorianer Auskunft geben zu können: "Ja, ja! Ich glaube, das ist überhaupt der Grund, warum wir noch immer an dieser Station angedockt sind. Irgendwie war die letzte Ware, die er hier erstanden hat mit klingonischen Masern verseucht, mit denen er sich natürlich prompt angesteckt hat! Und ich sag ihm noch: Captain lassen Sie mich doch die Ware vorher reinigen, so dreckig, wie sie ist. Aber nein! Er wollte sie nicht aus der Hand geben, diesen altertümlichen Waschzuber! Obwohl ich mich mit Putzutensilien auskenne - sogar mit alten! Wo der schon überall gewesen sein könnte, habe ich gesagt...."

"STOP!", wurde er verzweifelt von dem Schiffswart unterbrochen.

"Erstens: Bitte mach ungefähr alle zwei bis drei Sätze eine Pause! Ich kann mir nicht soviel auf einmal merken und außerdem habe ich dann vielleicht die Gelegenheit, dir Antworten zu geben, oder Fragen zu stellen.

Zweitens: Sprich langsamer, aus den selben Gründen!

Drittens: Wolltest du mich nicht zu meinem Quartier bringen?"

Merklich langsamer begann die schwebende Blechbüchse: "Aber natürlich, Mister Birril! Ich freue mich ja so, endlich mit jemanden sprechen zu können!" -Pause- "Wenn sie Fragen haben, dann unterbrechen Sie mich doch einfach! Das macht ohnehin jeder hier! Die verweigern mir einfach jeglichen Respekt!" -Pause- "Aber wenn Sie mir jetzt bitte folgen wollen?"

In einem jetzt annehmbaren Gesprächstempo munter weiterplappernd, nur unterbrochen von Zwischenfragen Zirts, verließen die beiden die Mannschaftsmesse.

--- Sternbasis G-6, Raumdock, inzwischen

Einfühlsam betastete Elaine zart seine Hand, um diese nach seinen Verletzungen zu untersuchen. Seine Haut fühlte sich hart und spröde an, was ihr zeigte, daß er es verstand, Dinge richtig anzupacken.

Die Terranerin konnte sich nur wiederstrebend von Genes Hand lösen, da es in ihrer Natur lag, Hilfe anzubieten, wenn sie verlangt bzw. gebraucht wurde.

Nach geraumer Weile wandte sie sich ihm zu und streckte dem Mann wieder ihre Hand entgegen. "Na dann. Sehr erfreut Sie kennenzulernen, Mister Foster."

Er nahm ihre Hand und erwiderte ihren Gruß mit einem Kopfnicken. Irgendwie fühlte er sich unwohl in seiner Haut. Rings um die beiden tobte noch immer eine ausgedehnte Massenschlägerei und Gene spürte in seinem Nacken den strengen Blick von Martengh, der durch die Kamera bestimmt alles mitverfolgte.

In der Hitze des Gefechts wurden die beiden hin und wieder von einigen kampfeslustigen Schlägern angerempelt. Aber der Halbromulaner hatte weder Lust noch Kraft sich zu verteidigen - der vorangegangene Kampf und der Ursprung des eskalierten Konfliktes hatten sowohl an seiner physischen, als auch an seiner psychischen Befindlichkeit gezehrt.

Erschöpft wich er den provozierenden Stößen und Remplern aus, und ging näher zu Elaine um sie vor irregeleiteten Schlägen schützen zu können. Ein dankbares Lächeln war die Antwort.

"Ich... ähmn", begann Gene und blickte sich nervös um, "ich glaube, wir sollten von hier verschwinden." Dann streifte sein Blick wieder ihre Augen und er blieb hoffnungslos an ihnen haften.

"Die... die Sicherheitskräfte der Station... sie... sie werden bald auftauchen", stammelte er unbeholfen und betrachtete ihr ebenmäßiges Gesicht.

Dann wurde seine Stimme etwas härter und eine Spur von Vorwurf begann mitzuschwingen. "Was machen Sie hier eigentlich? Was hat eine Frau wie Sie", es folgte eine kleine Pause in der sein Blick ihren Körper entlangstrich. "Was hat eine Frau wie Sie...", begann er, als er ihr wieder tief in die Augen sah, "...an so einem gefährlichen Ort zu suchen?"

--- Ivory, Brücke

Carrà staunte nicht schlecht, als sein Blick langsam an der imposanten Gastalt des Sicherheitschefs aufwärts wanderte und es dauerte einige Zeit, bis er an dessen Kopf angelangt war. 'Beeindruckend!', zog er ein erstes Fazit. 'Zu dieser Person muß man im wahrsten Sinne des Wortes aufschauen.'

Er war überrascht, daß ausgerechnet ein Caldonier für die Sicherheit der Ivory verantwortlich war, denn diese Spezies war ihm bisher nur in Gestalt von Wissenschaftlern begegnet. Daß Martengh ausgerechnet diesen verantwortungsvollen Posten bekleidete, ließ darauf schließen, daß er über für einen Caldonier außergewöhnliche Fähigkeiten verfügen mußte. Welche dies sein mochten, konnte Pino noch nicht einschätzen, aber er beschloß fürs Erste, vorsichtig zu sein.

Er bemerkte, daß er schon einen Augenblick zu lange seinen Gedanken nachhing und entschied sich, das Wort zu ergreifen. Schließlich war er es, der hier ein Anliegen hatte. So riß er sich zusammen und versuchte seiner Stimme so viel Halt zu geben, wie ihm im Augenblick nur möglich war. "Sir, mein Name ist Pino Carrà. Hiermit bewerbe ich mich um einen Posten als Techniker auf diesem Schiff."

Martengh schaute den unrasierten Menschen an und war immer noch verwundert, wie raffiniert dieser Andorianer, den er eben eingestellt hatte, vorging. Zuerst hatte er sich den Schiffsplan angesehen - natürlich, er wollte wissen, wie der Kampfplatz aussah. Ein absoluter Profi!

Dann hatte er gleich die ersten beiden Datenquellen genutzt, die ihm unter die Nase gekommen waren. Zum Einen den Computer, dessen Stimmuster Martengh mit Absicht so gelassen hatte, wie Tegger es damals programmiert hatte. Schließlich hielt ein solcher Charakter des Computers die Leute ab, zu viele Fragen zu stellen. Aber nicht diesen Zirt.

Zum Anderen war da Charly, der sich vollkommen unverdächtig überall bewegen konnte und dem man deshalb viele Informationen entlocken konnte, wenn man intelligent war. Und das war dieser Andorianer, denn er hatte in Rekordzeit herausgefunden, daß der Captain krank war, und an welcher Krankheit er litt. Es würde nicht lange dauern, und er würde wissen, wie man am unauffälligsten in das Krankenzimmer des Captains gelangen könnte.

Ja, Martengh war sich nun sicher, daß er wußte, was Birril plante.

Deshalb wandte er sich nun dem Neuankömmling zu und studierte die Daten, die ihm seine Spionageprogramme geliefert hatten. Offenbar wieder einmal ein ehemaliger Sternenflottenstudent, der wegen Disziplinlosigkeit von der Akademie geflogen war.

Aufschauend sagte der Caldonier: "So, Sie möchten also als Techniker hier anfangen. Warum glauben Sie, sollte ich gerade Sie nehmen, wo draußen noch massenweise Techniker warten?"

--- Sternbasis G-6, Raumdock, inzwischen

Elaine wurde hellhörig, als sie den Protest in Fosters Stimme mitschwingen hörte und sie wurde wütend. 'Was geht ihn denn das bitte schön an, was ich hier mache? Ich bin ja nicht SEIN Mädchen, über das er bestimmen kann.'

Sie spürte wie ihr Blut langsam zu kochen begann und wie ihr Ärger versuchte, sich Luft zu machen. Zornerfüllt stemmte sie ihre Fäuste in die Hüften, und funkelte ihn böse an.

"Erstens brauchen Sie mir keinen Vorwurf zu machen, warum ich hier alleine unterwegs bin, denn ich bin kein kleines Kind mehr. Zweitens geht Sie der Grund meines hiesigen Aufenthaltes so überhaupt nichts an." Beiläufig schlug Elaine mit der einen Hand eine Locke ihres langen roten Haares zurück, das nach vorne in ihr Gesicht gefallen war.

Sie schnaubte verächtlich. Dieser Kerl wagte es doch tatsächlich sie als wehrlos zu bezeichnen.

"Sie sind nicht mein Vater, dem ich für alles Rechenschaft abzulegen habe. Aber schön, wenn Sie es so unbedingt wissen wollen, erzähle ich Ihnen die Geschichte, die mich zu diesem WUNDERSCHÖNEN Platz geführt hat." Das Wort wurde von der Terranerin fast ausgespuckt, so wütend war sie.

Sie merkte, daß ihr Retter sie nur verständnislos anblickte und wußte, daß ihr Zorn, der schon langer in ihr war, und nun rausgelassen werden wollte, da dieser sie sonst noch zerfraß, den Falschen traf, aber sie konnte nicht anders.

"Ich habe auf einem Handelsschiff als Technikerin gearbeitet, dessen Captain mich als Sexsklavin an einen Ferengi verkaufen wollte. Ich konnte jedoch hier auf dieser Sternenbasis fliehen, wo ich dann tagelang in einer heruntergekommenen Bruchbude leben mußte. Als ich auf der Suche nach einer neuen Arbeit war, sind mich diese beiden anwidernden Männer angegangen. Sie verstehen also, daß ich es in den letzten Tagen nicht sehr leicht gehabt habe."

Elaine machte eine Pause, um ihren Atem wieder unter Kontrolle zu bekommen, denn je länger ihre Erzählung dauerte, desto lauter wurde auch ihre Stimme, was zum Ende hin dazu führte, daß sich die angrenzenden Schläger um Abstand zu ihnen bemühten.

Während ihres Zornausbruches hatte sie sich ihm so genähert, daß sie leicht an ihn stieß, doch das störte sie nicht. Sie mußte sich nur dazu zwingen, seinen anregenden Körpergeruch zu ignorieren, den er verströmte , denn sie war noch nicht fertig.

Sie blickte provozierend zu dem Mann hinauf, und flüsterte: "Und jetzt, Mister Gene Foster, wissen Sie, was ich an so einem Ort hier mache."

Ihre Brust berührte seinen Oberkörper und als sie sprach, fühlte er ihren Atem auf seinem Gesicht. Foster reagierte sofort auf die offensichtliche Provokation. Er faßte an ihre Oberarme und zog sie bedrohlich nahe zu sich hin, nicht zuletzt deshalb, um unterbewußt mehr Körperkontakt zu haben.

In seinem Inneren freute er sich, daß sie offenbar auch so extrovertiert und gefühlsbetont lebte wie er. Äußerlich ließ sich Gene natürlich nichts anmerken. Und doch hatte sich ein kleiner Wandel in ihm vollzogen. Er sah nicht mehr einer attraktiven aber schüchternen Frau in die Augen; es war vielmehr eine schöne Rivalin, die es zu erobern galt.

"Ja, jetzt weiß ich was Sie hier machen. Das ist aber noch lange kein Grund mich so zu reizen."

Gene war sich der Doppeldeutigkeit seines Satzes vorerst gar nicht bewußt. Sie hatte ihn wirklich gereizt - als potentielle Gegnerin und als erotische Frau.

Vorsichtig ließ er sie wieder los und schüttelte über sich selbst den Kopf. Fast hätte er sich für sein Benehmen entschuldigt. Aber die Zeit drängte: Gene sah bereits, wie sich einige Sicherheitskräfte der Station durch die Massen der Schaulustigen zur Schlägerei durchdrängten.

"Wer reizt hier wen?", antwortete Elaine mehr zu sich selbst als zu Foster und hoffte, daß ihm ihre sexuelle Begierde nach ihm entgangen war, als er sie so an sich gedrückt festgehalten hatte.

Elaine spürte wie ihre steifen Brustwarzen sich durch den engen Overall gut sichtbar abzeichneten, und versuchte deren Beachtung noch mit einer schnellen Verschränkung der Arme entgegenzuwirken.

'Ich habe noch nie so einen starken, sexuell anziehenden Mann gesehen, wie diesen Gene. Ich sollte vorsichtig sein, er könnte sonst noch mein Verderben sein. Nimm dich in Acht, Elaine!'

Die ankommenden Sicherheitskräfte ignorierend, wandte sich die Frau an ihr Gegenüber und versuchte ihre ablenkenden Gedanken abzuschütteln. "Sie wissen nicht zufällig ein Schiff, das noch Personal sucht, Mister Foster?"

--- Ivory, Brücke

Pino hatte nichts Anderes erwartet. Das war exakt die Frage, die ihm auf jedem der zahllosen Schiffe, auf denen er in der letzten Zeit vorgesprochen hatte, gestellt worden war. Der Wortlaut war immer gleich gewesen -- genau wie Pinos Antwort immer gleich gewesen war. Er hätte sie bereits im Schlaf aufsagen können, so sehr hatte sie sich ihm ins Gehirn gebrannt. Immer ging es nur darum, jede noch so belanglose Fähigkeit aufzubauschen, jede Referenz, jede noch so dünne Empfehlung in die Waagschale zu werfen.

Natürlich taten seine Konkurrenten das Gleiche und ebenso selbstverständlich wußten die Personal-Verantwortlichen auf den Schiffen, daß alle Bewerber in der selben Weise übertrieben. Pino hatte dieses Spielchen gründlich satt. Er wußte, daß er diesmal etwas anders machen mußte.

Er beschloß, in die Offensive zu gehen.

"Ich möchte nicht respektlos sein, Sir, aber glauben Sie wirklich, Sie hätten die große Auswahl? Sie mögen zwar recht haben, daß sich draußen vor der Schleuse reichlich Anwärter für die Technik der Ivory befinden, aber davon, daß diese dort WARTEN, wie Sie sagen, kann keine Rede sein.

Treffender wäre es zu sagen, daß sie sich um diesen Posten PRÜGELN und wahrscheinlich hätte kaum einer von denen große Skrupel, jeden Konkurrenten zu lynchen, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Glauben Sie mir, ich habe das gerade am eigenen Leib gespürt und ich kann mich glücklich schätzen, überhaupt noch am Leben zu sein."

Pino machte eine bedeutungsvolle Pause und fuhr dann fort: "Sie wollen wissen, warum Sie mich einstellen sollten? Nun, wenn Sie sich keine Horde von gemeingefährlichen Kriminellen an Bord holen wollen, die Ihnen das ganze Schiff auseinandernehmen, schätze ich Ihre Optionen als - sagen wir mal 'limitiert' ein. Ich behaupte, Sie haben keine große Wahl."

Damit beendete Pino seinen Vortrag fürs Erste und er wunderte sich gehörig über sich selbst. Er hatte sich gerade gewaltig aus dem Fenster gelehnt und konnte nur hoffen, daß dies die richtige Taktik war. Aber was blieb ihm denn übrig? Hätte er diesem Martengh dieselbe Litanei vorgebetet, die er bei all den anderen Vorstellungsgesprächen vom Stapel gelassen hatte, wäre sein Erfolg wohl genauso ernüchternd gewesen.

In Gedanken wischte er seine Bedenken fort. 'Nein', sagte er sich, 'es war ganz richtig, es diesmal auf die riskante Tour zu versuchen. Ich hoffe nur, ich habe den Bogen nicht überspannt!'

Sichtlich beeindruckt lag Shanias Blick auf Carrà. Der Junge schien bei weitem mehr auf dem Kasten zu haben, als nur sein ansprechendes Äußeres, daß ihre Wangen erröten ließ. Immerhin hatte er gerade erst eine Schlägerei hinter sich bei deren Ausgang er nicht als glücklicher Sieger hervorgegangen war und doch war er schon wieder so weit Martengh die Stirn zu bieten und sich nicht von seinem strengen Gehabe einschüchtern zu lassen.

Dabei machte dieser Pino seine Sache wirklich nicht schlecht, auch wenn die Amerikanerin befürchtete, daß es nicht das war was der Caldonier von ihm hören wollte, selbst wenn er sich die Angaben über Carràs Können sicher bereits aus dessen Akte geholt hatte. Wenn es nach dem Sicherheitschef ging waren ohnehin restlos ALLE Leute, die sich für einen Job auf der Ivory beworben hatten, skrupellose Kriminelle, die nur darauf warteten den kleinen Frachter zu sabotieren und ihn selbst in Mißkredit zu bringen.

"Du solltest dir wirklich mal die Leute näher ansehen, die sich da draußen 'bewerben'", meinte Shania zustimmend zu Martengh. "Ich bin mir sicher, daß du DIESEN Technikern", sie wies auf den Überwachungsmonitor auf dem immer noch keine ruhige Warteschlange zu sehen war, "nicht die Verantwortung über die Ivory und somit auch dein Leben übertragen möchtest.

Ich hoffe ja nicht, daß es so sein wird, aber so etwas wie mit Charlys Bolzenhandel kann jederzeit noch einmal passieren und darauf sollten wir vorbereitet sein...", gab sie zu bedenken und sah hoffnungsvoll zum Caldonier auf.

Vielleicht hatte dieser kleine Denkanstoß ja bereits für ein positives Ergebnis gereicht...

--- Gang vor den Quartieren

Entgegen Zirts Bitte hatte sich Charlys Gesprächigkeit bald wieder seiner normalen Leistungsfähigkeit angepaßt und gesteigert. Als Zirt deswegen eine Bemerkung fallen ließ, blinkten Charlys Augen wild und seine Arme fuchtelten aufgeregt herum.

"Mister Birril, ich habe wohl vergessen Sie auf den wichtigen Umstand hinzuweisen, daß meine Energiezufuhr in direktem Zusammenhang mit meiner Kommunikation steht, was wiederum zur Folge hat, daß meine Energiereserven drastisch sinken je niedriger der Pegel meiner Kommunikation wird, womit ich dann gezwungen wäre eine Periode der Aufladung zu widmen, was mich aber in meiner Arbeit wieder um einige Zeit zurückwerfen würde, weswegen der Captain ja für diese Art der Energiebeschaffung bei meiner Wenigkeit war...

ah, da sind wir ja schon bei Ihrem Quartier angelangt", schnatterte Charly weiter und machte sich daran es zu öffnen.

--- Zirts Quartier

Noch bevor der arme Andorianer Gelegenheit hatte das Gehörte überhaupt zu verarbeiten, überwältigte ihn eine neuerliche Gesprächsattacke des kleinen Putzroboters, der die inzwischen wieder sehr einseitige Form der Unterhaltung gar nicht zu bemerken schien.

"Die Quartiere sind alle nur sehr einfach gehalten, aber ich habe alle sehr sauer gehalten und diesmal liegen auch wirklich in jedem Quartier die Communicatoren bereit, welche die Besitzer brauchen, damit sie jederzeit für den Captain zu sprechen sind und nicht wie bei der letzten Reise wo Mr. Isweda seinen nicht vorgefunden hat, weil der Vorbesitzer ihn doch glatt entwendet haben muß, als er übereilt die Ivory wieder verließ..." Nebenbei fuhr Charly einen seiner langen Arme aus und putzte noch einmal über den einzigen Schrank, den das Quartier aufzuweisen hatte.

"Sollten Sie noch irgendwelche Wünsche oder Fragen haben, so können Sie sich natürlich jederzeit gerne an mich wenden, denn ich weiß mir ein gutes Gespräch immer zu schätzen und ich helfe auch sehr gerne wo auch immer ich kann.

Sie können sich ja gar nicht vorstellen wie oft man uns Roboter gar nicht beachtet und als Selbstverständlichkeit ansieht, dabei gäbe es ohne uns doch gar keine Ordnung in diesem schmutzigen Chaos. Ohne Maschinen und technische Hilfsmittel würde jede Rasse auf ihrem Planeten sitzen und mit urzeitlichen Gegenständen herumexperimentieren... was für eine Vorstellung..." Eifrig schnatternd wischte Charly noch einmal imaginären Staub vom Replikator, bevor er eine kurze Gesprächspause machte.

Martenghs Programmierung funktionierte immer noch fehlerlos...

Seufzend resignierte der junge Andorianer vor seinem Schicksal und beschloß statt dessen, Charlys periodische Sprechpausen zu nutzen, wie es hier offensichtlich jeder tat.

Er war sich sicher, daß er mit der Zeit immer besser darin werden würde - werden mußte - immerhin hatte er ja zukünftig viel Gelegenheit zur Verbesserung!

Der Schiffswart nutzte Charlys nächste Pause und fragte: "Charly, könntest du mir noch zeigen, wie ich mir hier etwas mehr Einrichtung repliziere, damit der Raum nicht ganz so kahl aussieht? Außerdem werde ich dann wahrscheinlich noch deine Hilfe für den Transport brauchen. Würdest du mir auch dabei helfen?"

Zirt begann sich den Communicator an seinen einfachen grauen Arbeitoverall zu heften, als der Putzroboter auch schon mit seiner Antwort begann: "Aber natürlich! Ist doch selbstverständlich! Da haben Sie sich an einen Experten gewandt. Niemand auf diesem Schiff versteht es so gut mit dem Replikator umzugehen wie ich! Wenn du etwas Technisches willst, dann frag einen Roboter sag ich immer.

Es würde ja auch niemand auf die Idee kommen, die Schiffsbesatzung von mir verarzten zu lassen! Das wäre ja auch noch schöner, ich habe sowieso schon genug Arbeit! Ach ja Arbeit, ich muß ja noch zur Schleuse um das Durcheinander dort in Ordnung zu bringen. Aber nachher gerne! Sie brauchen mich nur zu rufen! Ich gehe jetzt aber lieber, sonst kommt vielleicht noch einer auf die Idee..." Das Ende des Satzes bekam der Andorianer bereits nicht mehr mit, denn in diesem Moment schloß sich die Luke zu seinem Quartier hinter dem quasselndem Robot, der bereits zur Schleuse aufgebrochen war.

--- Sternbasis G-6, Raumdock

Als aufmerksamer Sicherheitsmann galt Genes Sorge im Moment nicht Elaines schönem Äußeren sondern den Sicherheitskräften der Station. Er würde als Urheber der Schlägerei entlarvt und festgenommen werden, wenn er nicht schnell von hier verschwand.

Die lauten Geräusche um ihn schienen zu verschwinden und verwandelten sich in ein dumpfes Rauschen. Seine geschärften Sinne nahmen die unmittelbare Umgebung wie in Zeitlupe wahr. Langsam ließ er seinen Blick über die Masse gleiten und schätzte das Gefahrenpotential ab.

Von zwei Seiten kämpften sich je drei Männer durch die Ansammlung, zwei von ihnen waren mit leichten Handphasern bewaffnet, einer trug ein Phasergewehr des Typ 3 bei sich. Hin und wieder schlug dieser mit dem Schaft des Gewehres auf einen der Kämpfer ein.

Erst jetzt, nach wenigen Augenblicken höchster Konzentration, drangen Elaines Worte zu ihm durch.

"Ein Schiff?", fragte der Halbromulaner geistesabwesend während er die örtlichen Polizeiorgane nicht aus den Augen ließ.

'Ein Schiff!', war die Antwort in seinen Gedanken und sein Gesicht erhellte sich.

"Ich kenne ein Schiff auf dem man anheuern kann. Ich selbst wurde heute Mitglied der Besatzung. Und jetzt sollten wir wirklich von hier verschwinden. Ich will nicht noch länger auf dieser Station bleiben - schon gar nicht in einer Zelle."

Elaines Gesichtsausdruck hellte sich auf, als sie von Gene hörte, daß hier tatsächlich ein Schiff auf Mannschaftssuche war. Das war nun ihre Chance, um von diesem Müllplatz wegzukommen.

"Oh ja, Mister Foster, ich kann mich in diesem Fall sehr gut in Sie hineinversetzen und weiß warum Sie nicht auf dieser Sternenbasis verbleiben wollen, auch wenn ich wiederum nicht verstehe, daß Sie irgend jemand in eine Zelle stecken sollte. Sie haben doch nichts verbrochen. Ähm, zumindest nicht in den letzten paar Minuten. Was Sie davor angestellt haben könnten, will ich auch gar nicht wissen."

Die Irin nahm ihren Retter nochmals ganz genau in Augenschein. War er vielleicht ein Verbrecher der von Starfleet, oder sogar einem Syndikat gesucht wird?

'So sieht er mir eigentlich gar nicht aus. Aber wenn doch? Warum sollten denn sonst diese vielen bewaffneten Sicherheitsleute auf sie zugerannt kommen? Nun gut, ich habe keine andere Wahl, als mich ihm auszuliefern. Doch Vorsicht Secretman, eine falsche Handlung, und ich kann sehr unwiderstehlich werden.'

"Das nenn ich aber Glück, daß ich dann zufällig auf Sie getroffen bin", meinte sie laut. "Wären Sie vielleicht so freundlich, mich zu diesem besagten Schiff zu bringen, wo ich mich dann ebenfalls bewerben kann?"

Während sie noch mit Gene redete, machte sich Elaine bereits auf den Weg in die Richtung, wo sie das Schiff vermutete.

--- In den Gängen irgendeiner dreckigen, verlotterten Raumstation am Ende des Universums

Sam Fletcher packte seine Tasche fester, in der seine gesamte Habe verstaut war. Die Leute auf dieser Station waren so unfähig wie sie unhöflich waren. Da warf man ihn einfach aus seinem Quartier, weil der Vermieter ihm die Schuld dafür gegeben hatte, daß die Replikatoren defekt waren!

Dabei hatte Sam sie doch gerade erst aus reiner Gefälligkeit repariert! Aber hätte es wissen müssen, daß dermaßen altersschwache Geräte irgendwann einfach ihren Geist aufgaben. Und statt daß man ihm die Füße küßte, weil er die Lebensdauer um ein paar Stunden verlängert hatte, warf man ihn raus!

Nicht einmal seine Schuhe hatte er noch ordentlich säubern können, wobei dieser zähe übelriechende grüne Schleim, den der Replikator seit Sams letzter Eiskaffee-Bestellung ununterbrochen ausspuckte, unter seinen Sohlen eklige Geräusche von sich gab.

Mißbilligend schüttelte er den Kopf. Leute gab es...

Als er um eine Ecke bog, wurde er von einem Mann angerempelt, der so aussah, als wäre er auf der Flucht vor irgend etwas. An seinem Arm klebte der gleiche grüne Schleim, mit dem Sam bereits engere Kontakte geknüpft hatte. Das Gesicht verziehend trat der Mann drei Schritte zurück und machte einen großen Bogen um den Athleten, der jetzt bemerkte, daß der Schleim offenbar auch an seiner linken Hüfte zu finden war. Waren auch in diesem Bereich die Replikatoren defekt?

"Können Sie nicht aufpassen, Sie schmutziger Mensch!", rief er dem Angeschleimten nach, und streifte die übelriechende Masse am nächsten Kommunikationsterminal ab. Daß dieses ein paar Sekunden später zuerst wirre Meldungen über den Bildschirm laufen ließ, ehe es mit einem Knistern und unter starker Rauchentwicklung seinen Betrieb einstellte, bemerkte Sam nicht mehr, da er schon weiter gegangen war.

Ihn wunderten zwar die Männer mit den handlichen Feuerlöschern, die ihm im Laufschritt entgegenkamen, aber er verzichtete ausnahmsweise darauf, ihnen beizubringen wie man Feuer wirklich effektiv löschte. Er verzichtete deswegen darauf, weil etwas Anderes seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nahm.

--- Ivory, Brücke, inzwischen

Martenghs Blick verfinsterte sich beim Anblick von Shanias Begleiter. Dieser Mensch war ihm von Anfang an unsympathisch gewesen. Es war ein reines Gefühl, nicht mit Daten zu belegen, aber dieses Gefühl hatte er schließlich bei jedem neuen Besatzungsmitglied.

Trotzdem war irgend etwas an Carrà anders als bei den Anderen. War es seine Offenheit, oder versuchte er gar durch diese Offenheit etwas zu kaschieren? Vielleicht war er gar nicht so offen, wie er sich gab. Es stimmte schon - irgendwie stach er aus der Menge heraus, gehörte nicht richtig zu ihnen.

Nein, er war sicher kein kleiner Gauner oder Halsabschneider. Vielleicht gehörte er zu der befehlenden Schicht dieser auf Gewalt aufgebauten Gesellschaft, die sich in den letzten Jahren hier entwickelt hatte? Ja, das wäre möglich. Er sah jedenfalls nicht so aus, als würde er sich selber die Hände schmutzig machen.

Aber Martengh hatte auch nicht den Eindruck eines großen Bosses, in Gedanken stufte er diesen Menschen in die Riege der Leute ein, die nie im Vordergrund auftraten. Leute, die das Bindeglied zwischen den Oberkommandierenden und den Fußtruppen bildeten; Leute, die den Chefs gute Ratschläge gaben und damit im Endeffekt beinahe so mächtig, und dabei bei weitem nicht so gefährdet wie diese waren. Leute, die Königen Gift ins Ohr träufelten und beim ersten Anzeichen von Gefahr plötzlich verschwunden waren.

Die Frage war: Was wollte er hier? Witterte er Gefahr und wollte er sich zurückziehen? Vielleicht war er bei seinen Chefs in Ungnade gefallen, und wollte durch die Kaperung der Ivory seinen Status verbessern?

Martengh lächelte, als ihm einfiel, wie sehr sich Shania, die sich normalerweise voll auf sein Urteilsvermögen verließ, für Carrà eingesetzt hatte. Offenbar hatte er sie schon recht gut eingewickelt.

Der Sicherheitschef zählte in Gedanken die Gründe zusammen, die für eine Einstellung sprachen.

Zum einen hatte Martengh ihn damit voll unter Kontrolle - mehr, als Carrà es sich wahrscheinlich ausmalen konnte. Dann wäre es sehr interessant, durch ihn an Informationen über die wahre Kommandostruktur dieser Raumstation zu gelangen - der Caldonier gab sich keinen Illusionen hin, wer wirklich auf dieser Station herrschte.

Und dann wäre auch noch Shania. Wenn er Carrà einstellte, würde er ihr damit einen Gefallen getan haben. Und wenn dieser dann seine Tarnung aufgab, würde sie einsehen, daß sich seine Vorsicht wieder einmal ausgezahlt hatte.

Deshalb antwortete er ihr knapp: "Zeig ihm sein Quartier." Und zu Carrà gewandt, fuhr er fort: "Sie können sich bei ihr bedanken. Ohne ihre Fürsprache hätte ich Sie sicher nicht aufgenommen."

Tief durchatmend nickte Pino dem Sicherheitschef zu und signalisierte ihm mit dieser knappen Geste, daß er verstanden hatte. Irgend etwas hinderte ihn daran, die Freude, die in ihm aufkochte, Martengh gegenüber nach außen hin zu zeigen. Diesen Mann umgab eine seltsame Aura der Distanz und Carrà war sich sicher, daß es lange dauern konnte, bis er in der Lage sein würde, ein entspannteres Verhältnis zu ihm aufzubauen - falls es überhaupt jemals dazu kommen sollte.

"Ich werde Sie nicht enttäuschen, Sir!", antwortete er noch, bevor er sich mit einer ungewohnt zackigen Bewegung, die eigentlich überhaupt nicht zu ihm paßte, umdrehte und auf den Turbolift zuschritt.

Erst jetzt merkte er, wie ihm innerlich ein riesiger Stein vom Herzen fiel. Allerdings schien dieser nicht wirklich zu verschwinden, sondern landete irgendwo in Pinos Magengegend. Die Erleichterung, endlich diese Station verlassen zu können, war zwar enorm, doch es blieb ein seltsam ungutes Gefühl zurück. 'Das war irgendwie zu einfach', sagte er sich. 'Vielleicht bilde ich es mir ja nur ein, aber etwas sagt mir, daß an der Sache noch ein Haken ist. Dieser Caldonier ist so verdammt undurchschaubar! Ich sollte in Zukunft jedenfalls die Augen offen halten.'

Als er seinen Blick dann zu Shania wandte, schienen seine Bedenken mit einem Mal nur noch halb so schwer zu wiegen. 'Sie scheint mit dem Riesen ja ganz gut klarzukommen', überlegte er. 'Ich möchte wirklich wissen, wie sie es geschafft hat, sich seinen Respekt zu verdienen. Na wenigstens ist sie der lebende Beweis, daß Martengh vielleicht gar nicht so unnahbar ist, wie es mir im Augenblick erscheint.'

Bei diesen Gedanken brachte er schon wieder ein gelöstes Lächeln zustande. Daß sie ihm nun gleich sein Quartier zeigen würde, hob seine Laune noch weiter. Und was würde er danach machen? Seinen Arbeitsplatz im Maschinenraum erkunden? Oder doch erst mal die Mannschaftsmesse besuchen?

'Eins nach dem Anderen', bremste er sich. Mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck betrat er den Turbolift.

Nur mit Mühe verkniff sich Shania Pino zu sagen, daß er auf sie warten sollte, aber sein Blick und vor allem sein Lächeln hatte ihr versichert, daß er das sicher von alleine tun würde. Immerhin wollte sie nicht zuviel Interesse an seiner Person zeigen, als sie es bis jetzt ohnehin schon tat.

Bevor sie die Brücke verließ konnte sie es sich nicht verkneifen Martengh ein wenig aus seiner Gelassenheit und Unnahbarkeit zu holen. "Ich bin froh, daß du auf mich gehört hast, Martengh. Du wirst sehen, daß du es nicht bereust, auch wenn du jetzt noch skeptisch sein magst. Danke." Und dann umarmte sie ihn noch bevor er reagieren konnte.

Eine sehr witzige Umarmung, wenn man ihren Größenunterschied bedachte, doch Shania mochte den großen Caldonier, auch wenn sein Mißtrauen ihm ständig selbst im Weg stand.

Bevor er sich noch von ihr losmachen konnte, tat sie es für ihn und wandte sich wieder Pino zu, der inzwischen im Turbolift auf sie gewartet hatte.

--- Sternbasis G-6, Raumdock

Besorgt merkte Foster, daß ihm Elaine bereits den Rücken zugekehrt hatte und sich mit der Unbeschwertheit eines Kindes zur Luftschleuse bewegte. "Nein", warnte er und legte ihr sanft aber bestimmt die Hand auf die Schulter. Er spürte, daß sie ein wenig erschrak und beobachtete, wie sie ihren Kopf elegant zur Seite neigte um zu erforschen, wer sie berührt hatte.

"Ich gehe vor", sagte Gene, nahm Elaines Hand und marschierte los.

Er versuchte, sich mit dem Ellenbogen einen Weg durch das Handgemenge zu bahnen. Sie kamen langsamer voran als erhofft. Die Lage begann sich allmählich zuzuspitzen, bald würden alle festgenommen werden und Gene würde wieder auf der Station festsitzen.

Wie ein gejagtes Tier kämpfte er sich mit Elaine im Schlepptau durch die Massen. Es war heiß und eng. Der unfreiwillige Körperkontakt mit den vielen Schlägern war unangenehm und schmerzvoll zugleich.

'Es muß ein Fluch sein', schoß es ihm durch den Kopf und wich einem Fausthieb aus, der gar nicht ihm galt. 'Ich will weg von dieser Station, und das um jeden Preis!'

Endlich kamen die beiden aus dem Tumult heraus und lehnten sich erschöpft an die Wand der Station an. Sie waren nur noch wenige Schritte von der Luftschleuse entfernt und Gene wollte bereits lossprinten. Doch er fühlte, daß ihn etwas zurückhielt. Es war Elaine, die ihre Hand auf seine Brust legte und ihm den Weg versperrte.

"Was ist los?", fragte Gene "Da draußen liegt die Ivory." Er deutete aus dem Fenster auf den Bajoranischen Frachter, der ruhig an die Station gedockt war. "Und dort ist die Luftschleuse. Sie ist in die Wand eingelassen, an der wir gerade stehen. Es sind nur mehr ein paar Schritte."

Der Halbromulaner wartete auf eine Reaktion, doch nichts geschah. Endlich drehte er sich um und sah neugierig in die Richtung, in die Elaine starrte. Er reagierte schnell und lehnte sich an die Wand. Dann packte er Elaines Oberarm und zog sie zu sich her.

"Eine Patrouille, das hat uns gerade noch gefehlt", flüsterte er.

--- Nische unweit der Schleuse

Schnell tauschte Gene mit ihr den Platz, drückte sie in eine Nische in der Wand, stellte sich vor sie hin und preßte seinen Körper an den ihren. Er ließ sich nicht von ihren schnellen Atemstößen ablenken. Die immer lauter werdenden Schritte der Sicherheitsbeamten hämmerten in seinem Kopf wie ein defekter Warp-Antrieb.

Er wagte gar nicht den Kopf zu bewegen. Aus den Augenwinkeln konnte er beobachteten, daß die Patrouille an ihnen vorübergehen und sie entdecken würde.

Er spürte, wie Elaine aufgeregt sein Gesicht anatmete. Er sog ihre Luft ein und konnte seine Erregung nicht mehr unterdrücken. Ohne Nachzudenken berührten seine Lippen ihren halb geöffneten Mund. Sanft küßte er ihre Unterlippe und strich ihre Hüften entlang.

--- Raumdock

An einer Schleuse bot sich Sam ein seltsames Bild. Die Schleuse stand offen, ein Haufen Leute prügelte sich offenbar darum, in dieses Schiff zu gelangen, und ein Pärchen stand davon völlig unbeeindruckt in einer Nische und küßte sich.

Einen vorbeifliegenden Mann fragte er höflich: "Entschuldigen Sie, wenn ich Sie beim Kämpfen störe, aber worum geht es hier?"

Der Mann rappelte sich auf und zischte: "Hau bloß ab, du Schönling. Auf diesem Schiff gibt es für dich keine Stelle, verstanden!"

Kopfschüttelnd sah Sam ihm nach, wie er sich wieder ins Getümmel stürzte. Offenbar versuchte jeder, alle Anderen vom Betreten dieses Schiffes abzuhalten, um selber hineinzugelangen.

Was war dies für ein Schiff? Es mußte ein tolles Schiff sein, wenn so viele Leute sich um einen Posten darauf prügelten. Vielleicht ein Sternenflottenschiff? Groß, weiß, blinkend? Suchten sie vielleicht noch einen Captain? Das wäre doch der ideale Job führ ihn!

Kurzentschlossen und mit hoch erhobenem Haupt ging er einfach auf die offene Schleuse zu. Sonderbarerweise wurde er nicht angegriffen, was an Sams ehrfurchtgebietendem Äußeren lag und - vielleicht - an dem großen grünen Schleimfleck, der langsam von seinem Rücken herabtropfte und den Boden hinter sich in eine stinkende Rutschbahn verwandelte.

Möglicherweise auch an der Patrouille, die Sam genausowenig wie die Kämpfenden bemerkt hatte, und die gerade etwas Ruhe zu schaffen versuchte.

--- Nische unweit der Schleuse, zur gleichen Zeit

Eine innige Hitze durchfuhr ihren Körper als Elaine seine Lippen auf den ihren spürte. Es war wie ein Sturm in einer heißen Sommernacht, der schön und doch zugleich grausam war.

Ein Feuer von inniger Wonne durchströmte ihre Adern, als sie den süßlichen Geschmack seiner Lippen schmeckte und ein Blitz von einer übernatürlichen Stärke fuhr durch sie hindurch, als seine Hand ihre Hüfte berührte.

Als ob Tag und Nacht ineinander verschmelzen würden, verspürte sie die Sekunden vergehen. Ein Verlangen nach Zärtlichkeit und sexueller Nähe schmerzte in ihrem tiefstem Inneren und wollte losgelassen werden.

Mit einer prickelnden Anspannung nahm Elaine Fosters Erregung wahr. Sie konnte auf ihrer erhitzten Haut spüren, wie seine Männlichkeit immer härter und fester wurde und versuchte sich in dessen enger Hose aufzubäumen.

Ein Gefühl eines gehetzten Tieres, das von seinem Jäger in eine Falle gelockt worden war, ließ ihr Herz schneller schlagen und sie merkte wie ihr Atem stoßweise entwich.

Eine Sehnsucht von unermeßlicher Intensität zwang sie, sich ihm und seinen Berührungen hinzugeben und dafür ihr Selbst aufzugeben.

Solche Wünsche und Gefühle hatte die Irin schon lange nicht mehr gehabt, es schien fast so, als hätte sie vergessen, was es hieß zu lieben und geliebt zu werden.

Nach einigen kurzen Augenblicken, die ihm wie eine Ewigkeit vorkamen, fiel Gene wieder die Patrouille ein. Er drehte sich nach ihr um und merkte, daß sie bereits einige Meter entfernt waren.

"Wir haben es geschafft", flüsterte er erleichtert und nahm Elaines Hand.

Mit aufgerissenen Augen sah sie zu ihm auf. War dies nun Traum oder Wirklichkeit gewesen? War es Liebe oder ein böser Scherz, den er mit ihr trieb?

--- Ivory, Turbolift, inzwischen

"Martengh ist eigentlich total in Ordnung. Er macht sich halt immer Sorgen und da er für die Sicherheit des Schiffes zuständig ist, ist er auch um unser aller Wohl besorgt", meinte Shania entschuldigend zu Pino, nachdem sie dem Lift ihr Ziel genannt hatte und der Computer sich zu ihrer Freude mal ausgeschwiegen hatte.

Dabei merkte sie erst so richtig wie ihr die ganze Zeit während ihres Aufenthalts Gesellschaft gefehlt hatte. Zu Monserat durfte sie nicht und der Caldonier war trotz allem ziemlich wortkarg und weder ein Freund guter Konversation noch sehr unterhaltsam.

Sie suchte kurz Pinos Blick und als sie ihn fand, blickte sie wieder verlegen zu Boden und tat so, als würde sie ihre Schuhe betrachten. Dieser Techniker hatte etwas an sich, was sie ständig befangen machte. Es mußte an seinen Augen liegen, gestand sie sich ein.

"Dann herzlich Willkommen an Bord der Ivory...", als sie begriff, daß sie ihn die ganze Zeit über schon duzte, wurden ihre Wangen wieder verräterisch warm. "Wenn du willst, dann zeige ich dir auch gleich die Mannschaftsmesse.

Sag mal woher kommst du eigentlich und was verschlägt einen normalen Menschen wie dich auf eine Sternbasis wie diese?"

Zum ersten Mal in seinem Leben hatte Pino das Geräusch einer sich schließenden Turbolift-Tür bewußt wahrgenommen. Er hatte dieses kalte Zischen wohl schon tausende Male gehört und er hatte es nie beachtet. Doch als sich die Tür diesmal hinter ihm schloß, genoß er den leblosen Ton, als wäre es Musik. Es war eigentlich ein völlig alltäglicher Vorgang, doch dieses eine Mal schien ihm eine fast schon spirituelle Qualität innezuwohnen, Pino empfand es wie ein Ritual. Der Eintritt in den Lift war auch sein Eintritt in ein völlig neues Leben - und sein altes ließ er hinter der sich schließenden Tür zurück.

Dieses unbeschreibliche Gefühl wühlte den Terraner völlig auf. Er hätte übersprudeln können und als er Shanias Frage nach seiner Lebensgeschichte hörte, hätte der er sie am Liebsten mit einem wahren Sturzbach von Worten überschwemmt. Ihm war im Augenblick regelrecht nach Feiern zumute und das löste seine Zunge. Feiern und Geschichten erzählen, das hatte für Pino ohnehin schon immer zusammen gehört.

Und doch brachte er kein Wort heraus.

Irgend etwas hielt ihn trotz allem zurück. Nach einer kurzen Sekunde begriff er: 'Nicht jetzt, nicht hier. Nicht in diesem Lift.' Diese Aufzüge hatten schon immer eine seltsam beklemmende Wirkung gehabt. Sie erzeugten eine unausweichliche Intimität, und machten Menschen nervös und befangen. Im Augenblick war Pino jedoch viel zu aufgekratzt, um sich mit dieser Situation abzufinden. Er beschloß, daß das Eis gebrochen werden müsse und dazu bedurfte es eindeutig eines Ortswechsels.

So sagte er mit einem einladenden Lächeln: "Du glaubst gar nicht, wie sehr ich darauf brenne, dir jetzt meine ganze Geschichte zu erzählen, aber ich glaube, eine andere Atmosphäre würde uns ganz gut tun. Was hältst du davon, den Besuch in meinem Quartier erst mal zu verschieben und statt dessen gleich in die Messe zu gehen? Ich denke, bei einem Drink erzählt sich's schon viel besser. Außerdem habe ich ja auch einen triftigen Grund, anzustoßen!"

"Also bei so einem Angebot kann ich einfach nicht Nein sagen", meinte Shania verschmitzt lächelnd, während sie feststellte wirklich schon sehr gespannt auf die Geschichte zu sein. Immerhin paßte Pino auf diese Station wie ein Selay auf das Schiff eines Anticaners.

Bevor sie noch etwas erwidern konnte, öffneten sich auch schon wieder zischend die Türen des Turbolifts und gaben die Sicht auf den Gang von Deck 3 frei. Einem noch immer sehr verlassenen Gang. Die wenigen Leute, die sich schon am Schiff befanden schienen sich regelrecht darauf zu verlieren.

"Als wenn du schon je bei einem Angebot hättest Nein sagen können..." Da war sie wieder. Die ihr schon so verhaßte Stimme. Shania konnte nicht verhindern, daß ihr die Schamröte ins Gesicht stieg und sie vor lauter Schreck nicht mal Worte fand.

"Es war mir ein Vergnügen dich hierher zu bringen", meinte da die Stimme des Computers honigsüß und diesmal eindeutig an Pinos Adresse gerichtet. "Wir werden jetzt wo du zur Crew gehörst sicher öfter mit einander Kontakt haben. Wenn du mich brauchst, dann melde dich nur bei mir. Ich bin zu jeder Tages- und Nachtzeit für dich da.

Du darfst mich auch Zinda nennen..."

Die Amerikanerin atmete tief durch und dann zog sie Pino entschlossen aus der Gefahrenzone und auf den Gang hinaus. Wenn er ihr jetzt eine Antwort gab, dann wurde er sie garantiert für die nächsten Stunden nicht mehr los.

--- Zirts Quartier

Erleichtert streckte sich Zirt auf seinem Bett aus und betrachtete sein Quartier. Es hatte ungefähr 15 m² Fläche und war dreigeteilt: Der Vorraum war etwa 8m² groß und durch Durchgänge von Schlafzimmer und Badezimmer getrennt. In ihm befanden sich der bereits erwähnte Kasten, ein Tisch, ein Hocker und eine Bank. In der linken Wand war ein Replikator eingebaut und knapp daneben befand sich eine Ablagefläche mit einem Terminal, das derzeit auf dem 'Stand by-Modus' lief.

In dem 4m² großen Schlafraum stand eigentlich nur ein Bett und ein weiterer Hocker. Auf ersterem lag der Schiffswart.

Da der Andorianer kein Gepäck hatte, Charly derzeit "leider" nicht zur Verfügung stand und er im Moment nicht wirklich Lust darauf hatte den dritten Raum seines Quartiers zu begutachten, stand er dann doch wieder auf, um sich erneut in die Mannschaftsmesse zu begeben.

Kurz nach dem Zirt das Quartier verlassen hatte, huschte er noch einmal zurück und stellte die Temperaturkontrolle auf 10°C - es war ihm viel zu heiß hier!

Endlich begab er sich auf den Weg in die Mannschaftsmesse.

--- Krankenstation

Doktor Jiran hatte sich im hinteren Teil der Krankenstation verschanzt, wo er sich um den Captain kümmerte. Offensichtlich ging es diesem zwar besser, doch der Bajoraner schien um seinen Job zu fürchten, sollte er nicht bald ein Wundermittel gegen die Infektion entwickelt haben. Jordan Kincaid hatte ihn dabei beobachtet, wie er Krankheitsbilder in der Schiffsdatenbank nachschlug und konnte etwas wie Verachtung nicht unterdrücken. Nie hätte die Sternenflotte einen solchen Arzt geduldet.

Sie seufzte ein wenig, während sie weiter den Medikamentbestand überprüfte und versuchte, die ungewohnt stumpfsinnige Arbeit ohne allzu großen Aufwand hinter sich zu bringen.

Mit langweiligen Aufgaben und zweitklassigen Vorgesetzten würde sie nun wohl leben müssen. Wieder dachte sie an die letzten Monate zurück, die sie in einer ordinären Einzimmerwohnung verbracht hatte, an die schmachvolle Verhandlung, die ihrer ersten Mission als Sternenflottencommander direkt gefolgt war.

Mittlerweile mußten auch ihre Eltern von der Entlassung erfahren haben. Jordan fragte sich, ob ihr Vater nach ihr suchen ließ, konnte es sich aber schwer vorstellen. Zumindest ihrem Bruder Julian würde sie demnächst eine Nachricht zukommen lassen und ihn wissen lassen, wo sie war.

Es sah aus, als lägen die angenehme Zeit, die Sternenflotte und die Forschungsarbeiten an der Akademie nun endgültig hinter ihr. Womöglich konnte sie auf diesem Frachter Karriere machen. Sie verzog das Gesicht zu einer Grimasse.

Als Krankenschwester.

Mit einem Arzt, der vor einer Diagnose nachschlagen mußte.

Als sie ihre Arbeit sorgfältig beendet und den Bericht auf Jirans Schreibtisch gelegt hatte, fühlte sie dennoch ein wenig Befriedigung. Sie hatte sorgfältige Arbeit immer geschätzt.

Unschlüssig blieb sie einen Augenblick lang mitten auf der Station stehen. Eigentlich sollte sie hier Ärztin sein, sie war es immer noch, auch wenn man ihr den Titel abgesprochen hatte.

Unruhe und der Wunsch nach Gesellschaft trieben sie schließlich in Richtung Mannschaftsmesse.

--- Gang vor der Mannschaftsmesse

Jordan sah gerade noch einen blauhäutigen jungen Mann - Andorianer? - in der Tür verschwinden, als sie sich der Messe näherte. Wieder zögerte sie einen Moment. Wollte sie sich wirklich unterhalten? Was sollte sie sagen? Was sollte sie antworten, wenn Fragen über ihre Vergangenheit gestellt wurden?

Sie straffte die Schultern. Die Sternenflotte mochte sie nicht mehr wollen, doch man hatte sie nicht ausgebildet, damit sie sich am Schluß vor der Besatzung fürchtete.

--- Schleuse der Ivory

In der Schleuse angekommen, orientierte sich Sam erst einmal. Offensichtlich handelte es sich wirklich um ein großes Schiff, weil die Gänge bereits überdurchschnittlich hoch waren. Aber er bezweifelte, daß er sich auf einem Schiff der Sternenflotte befand.

Ein näherkommendes Summen ließ ihn herumfahren. Als er das blinkende Etwas sah, das sich ihm näherte, schloß er messerscharf, daß er es mit einem Roboter zu tun hatte. Noch ehe er eine Schalttafel gefunden hatte, über die er ihm befehlen konnte, ihn zur Brücke zu seinem zukünftigen Arbeitsplatz zu führen, fing der Roboter an zu plappern:

"Willkommen an Bord, Sir! Ich bin Charly, und in erster Linie für die Sauberkeit hier an Bord verantwortlich. Sagen Sie einmal, in was für eine Brühe sind Sie denn gefallen? Warten Sie, das haben wir gleich!"

Ein Tentakel näherte sich Sam und fing an, einen feinen Nebel zu versprühen. Der Schleim wurde daraufhin immer fester, danach bröselig und fiel schließlich fein auskristallisiert zu Boden, wo Charly ihn einfach mit einem anderen Tentakel einsaugte.

Sam verzichtete darauf sich zu bedanken, schließlich stand er hier lediglich einer Maschine gegenüber. Statt dessen fragte er: "Ich habe gehört, hier sind noch Stellen frei. Was habt ihr denn noch anzubieten?"

Charly antwortete fast ohne nachzudenken: "Oh, ich glaube, fast alle Stellen sind bei uns noch frei. Mr. Martengh ist sehr streng, was das Einstellen neuer Leute betrifft. Ich glaube, er hat gesagt, daß er jetzt kein medizinisches Personal mehr braucht, aber in der Sicherheit oder in der Technik oder in der Wissenschaft haben wir noch recht wenig Leute. Naja, wissenschaftlich arbeiten kann man auf diesem Schiff ja auch nicht richtig. Wissen Sie, auf der letzten Mission..."

Der verdutzte Mensch unterbrach den Roboter: "Moment, nicht so schnell. Also dieser Mr. Martengh ist für das Einstellen verantwortlich? Dann bring mich gleich zu ihm."

--- Mannschaftsmesse

Die Schultern straffend trat Jordan ein. Bis auf den Mann - tatsächlich Andorianer - war sie verlassen, was sie ein wenig seltsam fand, da sie große Schiffe mit belebten Bars gewohnt war.

Sie musterte den Fremden kurz, und ihr Blick blieb eine Sekunde lang kritisch auf dem fehlenden Fühler hängen, während sie in Gedanken rekapitulierte, was sie über derlei Behinderungen wußte. Ein guter Arzt mit modernster Ausrüstung würde wohl etwas daran ausrichten können.

Bevor der Andorianer etwas erwidern konnte oder ihre Neugierde unhöflich wurde, vertrieb sie ihr Unbehagen mit einem Räuspern und streckte die Hand aus.

"Guten Tag. Mein Name ist Dok ... Jordan Kincaid. Gehören Sie zur Besatzung?"

--- Deck 3, Gänge

Im Gang angekommen, ließ die Amerikanerin Pinos Arm rasch wieder los und versuchte den leichten Schauer, der bei dieser für sie ungewohnten Körpernähe über ihren Rücken geglitten war zu ignorieren.

Gut, dieser Pino war ein sehr attraktiver Mann, doch es gab auf jeder Fahrt irgendwo einen attraktiven Mann und sie würde diese dumme Befangenheit irgendwie abschütteln müssen, wenn sie nicht für den Rest der Reise Probleme bekommen wollte.

"Tut mir leid, aber diese Fehlprogrammierung einer Computerstimme und Künstlichen Dummheit haben wir einem unserer früheren Navigatoren zu verdanken, der wohl einfach zu wenig zu tun hatte und seine schlechten technischen Kenntnisse an der Stimmenmatrix austesten mußte. Die alte blecherne Stimme war mir bedeutend lieber und vor allem tat sie immer das was man ihr anschaffte ohne ihren Kommentar dazu abzugeben." Vielleicht lag es an der Allgegenwart des Computers, aber Shania hatte ihre Stimme deutlich gesenkt. Der Gedanke an die eingesperrten Stunden am Holodeck spukte immer noch in ihrem Kopf herum.

Sie schlenderten ein wenig Seite an Seite ohne sich was zu sagen. Nur ab und an erläuterte die Amerikanerin dem Techniker den Aufbau des Schiffsplan, damit er sich bald alleine zurecht fand. Pino schien großes Interesse am Schiff zu haben, wahrscheinlich fielen ihm jetzt schon einige Schwachstellen in seiner Struktur auf. Jedenfalls traute sie ihm sehr gute technische Kenntnisse zu.

Schließlich brach Shania wieder das Schweigen, das gerade herrschte. "Ich bin froh, daß du jetzt auch zur Mannschaft gehörst. Immerhin hätte ich keine ruhige Minute schlafen können, wenn sich jemand wie du auf dieser Station herumtreibt. Du brauchst einen Beschützer."

Bei diesen Worten konnte sie sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. Immerhin passierte es auch ihr sehr selten, daß sie in die Lage kam jemand aus einer solch mißlichen Lage zu helfen.

--- Turbolift

Sam überlegte sich, welche Funktion er am Liebsten ausfüllen würde. Wissenschaft sicher nicht, das war ihm immer zu trocken gewesen, und große Zahlen waren nie so richtig sein Ding gewesen.

Technik...Hm...wenn dieses Schiff - was war es eigentlich für eines? - genau so alte Replikatoren besaß wie die Raumstation, dann wollte er lieber nichts mit ihnen zu tun haben.

Also Sicherheit!

'Sam Fletcher, Leiter der Sicherheit auf der...äh...', Während sich die Turbolifttür öffnete, drehte sich Sam zu Charly um und fragte: "Was ist das eigentlich für ein Schiff, und wie heißt es?"

--- Brücke

Martengh, der die ganze Situation beobachtet und nach Eintreten des Menschen die Schleuse wieder geschlossen hatte, schaute den Menschen an, der nach seinen Informationen Samuel Fletcher hieß. Wieder einmal ein ehemaliger Sternenflottenanwärter, jedoch hatte er von sich aus sein Studium abgebrochen, um sich auf einem Frachter durchzuschlagen.

Der Captain dieses Frachters hatte ihm ein Zeugnis ausgestellt, nach dem dieser Mensch ein Universalgenie war, woraufhin er sofort auf einem anderen Frachter anheuern konnte. Die Gesellschaft, der dieser Frachter gehörte, war allerdings vor ein paar Wochen in Konkurs gegangen.

Er antwortete an Charlys Stelle dem Menschen: "Sie befinden sich an Bord des bajoranischen Frachters Ivory. Sie suchen eine Stelle, Mr. Fletcher? Dann erzählen Sie einmal, was Sie können."

--- Mannschaftsmesse

Zirt betrachtete die junge Frau, die knapp nach ihm in der Mannschaftsmesse eingetroffen war, von oben bis unten. In seinen Augen wirkte die blonde Menschenfrau im Vergleich zu den anderen Terranern eher unscheinbar - und definitiv ungefährlich!

Freundlich lächelnd ergriff der Andorianer die dargebotene Hand: " Hallo! Ja, ich gehöre auch zur Besatzung. Ich bin Zirt und arbeite hier unter anderem als Schiffswart. Sind Sie auch neu hier?"

Der ehemalige Dieb war froh, nicht mehr alleine durch das Schiff ziehen zu müssen!

"Ja, ich bin neu." Jordan erwiderte das freundliche Lächeln erleichtert.

Einen Augenblick lang stockte sie und sah sich aufmerksam um, während sie überlegte, was sie sagen sollte. Die Mannschaftsmesse gefiel ihr, sie wirkte zwar ein wenig vernachlässigt, machte aber gerade durch ihre ungewohnt geringe Größe einen sehr anheimelnden Eindruck.

Sie schüttelte die Verlegenheit ab und wandte sich wieder Zirt zu. "Ich arbeite auf der Krankenstation. Neben dem Arzt sind Sie eine der ersten Personen, die ich hier treffe. Anscheinend tauscht der Captain seine ganze Besatzung aus." Dann fiel ihr auf, daß sie aus Nervosität einfach drauf los sprach, und sie brach ab.

"Wollen wir uns setzen?", fragte sie erheblich ruhiger und wies an einen der Tische. "Ich hatte vor, eine Kleinigkeit zu essen."

Das hatte sie zwar nicht, aber mittlerweile machte sich tatsächlich ein leises Hungergefühl in ihr breit, und sie hoffte, sich mit dem Andorianer unterhalten zu können. Wieder streifte ihr Blick den fehlenden Fühler. Zu gern würde sie die dazugehörige Geschichte erfahren.

Zirt bemerkte, wie sich Jordans Blick immer wieder zu seinem einzigen Fühler verirrten.

"Das ist in meiner Kindheit passiert. Ich habe allerdings keine Ahnung wie!" Vergnügt grinste der Andorianer die Terranerin an.

"Und ja, ich habe ebenfalls Hunger. Ich würde mich gerne zu Ihnen setzen!" Erst jetzt bemerkte er, daß sie sich immer noch vor dem Ausgang der Mannschaftsmesse befanden.

Mit einer Handbewegung überließ er Jordan den Vortritt um sich dann schnell zur Theke zu bewegen. Dort hatte der Schiffswart bei seinem letzten Besuch ein paar Putztücher entdeckt, von denen er sich jetzt eins schnappte.

Er wandte sich hinter der Theke wieder der jungen Frau zu, um zu sehen, welchen Tisch sie sich ausgesucht hatte. Es lag wirklich schon viel Staub hier, aber das würde er ändern!

"Was soll ich Ihnen bringen?", fragte der blauhäutige Aushilfssteward.

--- Sternbasis G-6, Nische unweit der Schleuse

Wir haben es geschafft... wir haben es geschafft...

Eine Ewigkeit schien vergangen zu sein, als die Worte von ihrem Gegenüber in ihr Bewußtsein drangen und eine Woge von Gedanken in ihr auslösten.

'Was hat er gesagt? Wir haben es geschafft? Was meint er damit? War dies eine gestellte Szene um sich vor den Sicherheitsleuten zu verstecken? War dies alles nur ein Spiel, um seine eigene Haut zu retten? Ist ihm sein Entkommen von dieser Station so wichtig, daß er mit meinen Gefühlen umspringt wie mit denen von einem Hund? Oder war es nur einfach ein Versehen von ihm, noch schnell ein kleiner Kuß als Belohnung, bzw. als kurzes Abenteuer? Kann er tatsächlich so gemein sein?'

Elaine versuchte ruhig zu bleiben, doch als sie Foster sah und es ihr so vorkam, als ob dieser dastand wie ein Schuljunge, dem ein guter Streich gelungen war, konnte sie ihre Gefühle nicht mehr unter Kontrolle halten..

'Also hat er sich nur einfach lustig über mich gemacht. Hat mich wie ein dreckiges verbrauchtes Taschentuch in eine Ecke geschmissen, als er keinen Bedarf mehr dafür hatte. Ich bin ja so naiv.' Wut und Zorn über diesen verräterischen egoistischen Alptraum kamen über sie. Ihr Blut pulsierte in ihren Adern und drohte mit einer Explosion von Zerstörung auszubrechen.

Elaine entriß sich von Fosters Hand und starrte ihm haßerfüllt entgegen. Ohne ein Zeichen der Vorwarnung hob sie ihren Arm und so fest sie konnte, schlug sie ihm voll ins Gesicht.

"Nicht mit mir, Mister Foster! Ich bin nicht so ein Mädchen mit der man spielen kann."

Damit drehte sie sich um und verließ die Nische. Selbstbewußt schritt sie zielsicher auf die Schleuse der Ivory zu.

'Was bildet sich diese Frau bloß ein?', dachte Gene sich. 'Vor wenigen Augenblicken habe ich unsere Haut gerettet und jetzt ist sie so kratzbürstig. Da soll einer die Frauen verstehen.' Sein Blick verfinsterte sich und er schüttelte den Kopf.

Dennoch war er nicht fähig gegen Elaine anzukämpfen, er war hilflos und er wußte nicht einmal warum. Es erfüllte ihn mit Furcht wenn eine Frau so auf ihn reagierte. Als Jugendlicher war es Gene immer zuwider, wenn seine Mutter seinem gutmütigen Vater immer wieder ihr aufbrausendes romulanisches Temperament demonstrierte.

Am Liebsten wäre der junge Mann zurück zur Schlägerei gegangen um dort für Ordnung zu sorgen. Statt dessen beschloß er Elaine zu folgen, obwohl es für ihn eindeutig der unangenehmere Weg war.

--- Ivory, Mannschaftsmesse

"Ein Omelett wird mir völlig reichen", erwiderte Jordan, die sich gerade setzen wollte, es dann aber sein ließ, als ihr ein unangenehm aussehender Fleck auf ihrer Sitzgelegenheit auffiel. Vielleicht war die Theke die bessere Idee.

Sie beobachtete den Andorianer, als er zum Replikator hinüber ging. Selbst von hinten machte er einen äußerst attraktiven Eindruck. Sie musterte ihn einen Augenblick lang wohlwollend, räusperte sich dann - als ob so einer sich für sie interessieren würde - und wandte sich wieder dem Tisch zu, um einen sauberen Sessel zu suchen.

In diesem Moment vernahm sie ein dumpfes Geräusch, gefolgt von etwas wie einem Quieken, und fuhr herum. Zirt hatte scheinbar nichts gehört, und so ging sie in die Richtung, um einen Blick darauf zu werfen.

Suchend ging sie zum nächsten Tisch hinüber, wo sie wieder etwas zu hören glaubte, und kniete sich schließlich nieder, um einen Blick darauf zu werfen. Sie traute dem Frachter fast zu, daß es hier Ratten gab.

"Schauen Sie sich das an!", rief sie überrascht und sah auf das kaum zwanzig Zentimeter große, pelzige Wesen hinab, das sich hinter einem Sessel verkrochen hatte und sie mit großen Augen ansah, bevor es ein erneutes Quieken von sich gab.

"Hier ist ein ..." Sie suchte nach dem richtigen Ausdruck und stellte fest, daß sie die Rasse des Tiers nicht kannte. "... eine Art klingonische Kampfratte", endete sie schließlich schwach und wandte sich nach ihrem Begleiter um.

Interessierte ließ Zirt das inzwischen replizierte Omelett Omelett sein und wandte sich dann in die Richtung von Jordans Stimme.

Nachdem der Andorianer dann einen, im Weg stehenden Tisch umrundet hatte, bot sich ihm ein für ihn sehr faszinierender Anblick.

'Hm, ja, nicht uninteressant!', dachte sich der Schiffswart, während sein Blick langsam und systematisch die Rückseite, der vor ihm knienden Frau entlang fuhr.

Für eine Terranerin war die Frau für Zirts andorianischen Geschmack durchaus attraktiv. Obwohl sie für Menschenmänner wohl fast zu dürr wirkte.

Natürlich hatte der Andorianer in seiner Zeit als Sklave auch erotische Erfahrungen gesammelt. Aber bei diesen hatte er natürlich nie die Gelegenheit seine Sinneseindrücke zu genießen und auf sich wirken zu lassen.

In dieser Zeit war der sexuelle Akt nichts anderes, als eine der seltenen Möglichkeiten, emotionale Spannungen und Streß abzubauen. Diese Erlebnisse verdienten nicht einmal die Bezeichnung "One-night-stand"!

Dementsprechend wenig Gedanken machten sich die Sexualpartner davor und danach übereinander. Man nahm was man bekam und vergaß danach! Entsprechend seinen früheren Erfahrungen war Zirt bei diesem Anblick etwas überfordert. Er wußte einfach nicht, was er tun sollte!

Sein Mund verzog sich zu der Andeutung eines versonnenen Lächelns, als er sich ganz in seiner Betrachtung verlor!

--- Deck 3, Gänge

'Du brauchst einen Beschützer', hallte es in Pinos Kopf nach, wie ein Echo, doch er mußte den unwillkürlichen Reflex, diese Aussage vehement zu bestreiten, wohl oder übel unterdrücken. Niemand läßt sich gerne sagen, daß man ihn für unfähig hält, alleine klarzukommen, doch was hätte er denn erwidern sollen? Wenn man bedachte, wie dieser Tag bisher für ihn verlaufen war, kam man nicht umhin zuzugeben, daß in Shanias Worten eine gehörige Portion Wahrheit lag.

Die Ironie der Situation, die so eindeutig den gewohnten Rollenklischees widersprach, amüsierte ihn sogar ein wenig. Man durfte sich eben nicht zu ernst nehmen. Außerdem war ihm der Gedanke, daß er gerade in Shania eine Art Beschützerinstinkt geweckt hatte, nicht gerade unsympathisch. Da hätte er es schließlich auch schlechter treffen können.

Doch so sehr er sich auch bemühte, sich rationale Gründe dafür zu suchen, die ganze Sache positiv zu sehen, blieb doch irgendwo in ihm eine kleine Wunde zurück. Es war seltsam, aber aus einem unerfindlichen Grund war ihm etwas daran gelegen, das Bild, welches ausgerechnet diese Frau von ihm hatte, zu korrigieren. Es war nur ein unbestimmtes Gefühl und er konnte versuchen, es für den Augenblick zu ignorieren, doch er konnte es nicht dauerhaft verdrängen. Shania schien ihm mehr zu bedeuten, als er sich einzugestehen bereit war.

Einigermaßen verwirrt von dieser Erkenntnis, zwang er sich, nichts davon nach außen hin zu zeigen. All seine Unsicherheit überspielend, sagte er nur lapidar: "Mag sein, daß du Recht hast."

Kaum waren diese Worte über seine Lippen gekommen, zweifelte er schon, ob er das Richtige gesagt hatte. Hätte sie vielleicht erwartet, vielleicht sogar gehofft, daß er sich verteidigt? Hielt sie ihn nun für einen Schwächling?

Korrigierend setzte er daher noch hinzu: "Aber nur für heute!"

Glücklicherweise hatten sie nun endlich die Mannschaftsmesse erreicht, was Pino erstmal aus seiner völlig durcheinandergeratenen Gefühlswelt herausholte. Er überlegte noch kurz, ob er seiner Begleiterin den Vortritt lassen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Höflichkeit war zwar schön und gut, aber er spürte, daß auf diesem Schiff andere Tugenden höher standen.

Entschlossen trat er ein.

--- Mannschaftsmesse

Das Bild, daß sich ihm bot, war kurios. Er hatte erwartet, auf reges Treiben an einer gefüllten Theke zu treffen. Statt dessen sah er in dem gesamten Raum nur zwei Personen.

Eine Terranerin, die ihm bisher noch unbekannt war, bückte sich hinter einen Sessel, als gäbe es dort etwas höchst Interessantes zu sehen. Hinter ihr stand der auffällige Andorianer, dem Pino bereits begegnet war, und beobachtete die Frau, als sei sie noch viel interessanter, als was auch immer sich hinter Sessel befand.

Sich räuspernd rief Carrà den beiden zu: "Ähäm, stören wir?"

Erschrocken fuhr Jordan herum, verlor das Gleichgewicht und landete nicht gerade graziös am Boden. Verärgert rappelte sie sich auf und wandte sich den Neuankömmlingen zu, wobei sie sich den Staub von der Hose wischte und unbewußt versuchte, ihre Haltung wiederzugewinnen.

Shania Twillan hatte sie bereits kennengelernt, ihren jungen, ungepflegt wirkenden Begleiter jedoch nicht. Sein ganzes Erscheinungsbild machte auf sie sofort den Eindruck von Inkompetenz. Nicht, daß es sie wunderte, auf diesem Schiff.

Dann erst realisierte sie, was er gesagt hatte, und sah fragend von ihm zu Zirt, der jetzt aus irgendeinem Grund hinter ihr stand - ohne Omelett.

"Aber nein, wieso denn", erwiderte sie konfus und wandte sich wieder dem Tisch zu. Das Tierchen war weg.

"Sie sind nicht zufällig der Kammerjäger?", fragte sie dann halb sarkastisch, halb hoffnungsvoll. Suchend sah sie sich um und entdeckte das braune Fellbündel, das gerade hinter einem Sessel verschwand.

Einen Augenblick war sie versucht, es zu suchen und herauszufinden, welcher Rasse es angehörte und wer der Besitzer sein mochte. Dann besann sie sich jedoch, wandte sich erneut den Neuankömmlingen zu.

Unschlüssig blieb sie stehen. "Mein Name ist Jordan Kincaid", entschied sie sich dann doch zu sagen und sah den Mann fragend an.

--- Brücke

Martengh hörte dem Menschen bei seiner Selbstbeweihräucherung kaum noch zu. Inzwischen hatte er verstanden, daß Fletcher gerne als Sicherheitschef mit der Option, in absehbarer Zeit zum Captain aufzusteigen, hier anfangen wollte.

Es war selten, daß jemand, der das Schiff kapern wollte, dieses schon beim Vorstellungsgespräch durchblicken ließ. Aber warum ausgerechnet die Ivory? Wer hatte ihn geschickt? Martengh wurde neugierig.

Als Sam eine kurze Pause zum Luftholen einlegte - Martengh war solche Reden von Charly schon gewöhnt - unterbrach er ihn, wie er es gewohnt war. "Dienstbeginn sofort. Ihr Quartier bekommen Sie bei Shania Twillan, die zur Zeit wohl in der Mannschaftsmesse ist. Machen Sie sich mit dem Quartier vertraut und melden Sie sich dann bei mir."

Sam wollte schon fragen, wieso er nicht die Leitung der Sicherheit übertragen bekam, als Martengh ihn auch schon mit einer unmißverständlichen Handbewegung entließ.

--- Turbolift

"Mannschaftsmesse." Sams Stimme war so kühl, wie sie es immer war, wenn er mit Maschinen redete. Computer konnte er einfach nicht leiden, was in den meisten Fällen auf Gegenseitigkeit beruhte. Wenn er an die...

"Aber gerne", hauchte eine verführerische Stimme seinen Gedankengang in Stücke. "Du bist Samuel Fletcher. Neu hier, richtig?"

Verblüfft zog Sam die Augenbrauen nach oben. Was war das hier nur für ein Raumschiff? Da wurden die Lifts noch von Hand bedient? Wenn auch von sehr hübschen, wenn die Stimme auch nur geringfügig auf das Aussehen dieser Frau schließen ließ. Daß sie seinen Namen kannte, verwunderte ihn überhaupt nicht, schließlich war er Samuel Fletcher! Man kannte ihn einfach! Dieser Martengh hatte schließlich auch sofort gewußt, wer er war. "Wie heißt du?", fragte er.

"Ich bin Zinda", antwortete die Stimme, bei der Sam sich unwillkürlich eine dunkelhaarige Inselschönheit vorstellte. "Ich bin immer da, wenn du etwas brauchst...was immer es auch sein mag..."

Sam lächelte gönnerhaft. So liebte er die Frauen. "Im Moment möchte ich nur in die Mannschaftsmesse. Aber was machst du denn heute abend, mein Schätzchen?"

Der Computer antwortete: "Ich weiß noch nicht, wahrscheinlich einfach etwas herumhängen und über Gott und die Welt nachdenken. Du hast ja keine Ahnung, wie langweilig es hier sein kann...so ganz allein...ohne jemanden zu haben, mit dem man einmal reden kann..."

Fletcher war sicher, daß er an diesem Zustand der Traumfrau sehr bald etwas ändern würde. Die Lifttür öffnete sich und er trat in den Gang hinaus.

--- Sternbasis G-6, Schleuse der Ivory

Crewman Foster blieb vor dem geschlossenen Schleusentor und neben Elaine stehen. Er wandte ihr zaghaft den Kopf zu und betrachtete ihr ratloses aber schönes Profil. Gene betätigte die Sprechanlage und versuchte freundlich in die Überwachungskamera zu sehen.

Elaine hatte bemerkt, wie sie fast schon penetrant aufdringlich von der Seite von diesem Foster angesehen wurde, doch sie hatte sich nichts anmerken lassen. Ihre Gefühle für ihn waren durcheinander geraten, seit sie die Empfindung nicht los wurde, daß sie nur ein Spiel für ihn gewesen war.

Plötzlich vernahm sie vor sich ein zischendes Geräusch, und sah, wie sich das Schleusentor zur Seite bewegte und Gene in das Schiff eintrat.

Ohne zu zögern tat sie es ihm gleich.

--- Ivory, Gang hinter der Schleuse

Es war nur ein schmaler Gang auf dem Elaine sich befand, doch sie fühlte sich gleich sehr wohl und heimelig. Sie konnte es nicht beschreiben, doch sie wußte, daß sie es schaffen mußte hier angestellt zu werden, koste es was es wolle.

Als die Irin sich umblickte, streifte sie zufällig Fosters Arm, der sie daraufhin fragend anblickte.

Seine Augen schimmerten in einem versinkenden durchdringenden Blau, das sie fast das eben Geschehene vergessen ließ. Sie schüttelte den Kopf um den Gedanken, der gerade erschienen war, abzuschütteln.

'Nein, Elaine, laß dich nicht täuschen. Er ist ein arrogantes hinterhältiges Machoirgendetwas, der dich nicht verdient hat.'

Ihn ignorierend schritt sie in die Richtung in die sie blickte, ohne zu wissen wo sie eigentlich lang mußte, um zu dem Captain dieses Schiffes zu gelangen.

--- Mannschaftsmesse, nahe dem Eingang

Etwas betreten war Shania dem Techniker gefolgt und bei der Tür stehengeblieben. Sie bildete sich ein Pino mit ihrer letzten Bemerkung ein wenig verstimmt zu haben. Seine kurze Antwort klang nachdenklich und sie hatte nicht dazu beigetragen die Situation zu entspannen. Kein Lächeln war über seine Lippen gekommen.

Daß er vor ihr die Mannschaftsmesse betreten hatte und sie dann keines Blickes mehr würdigte, deutete sie fast schon als Ablehnung. Konnte es sein, daß sie ihn irgendwie gekränkt hatte? Viele Männer kamen mit ihrer Körpergröße nicht klar.

Nun wo auch noch die beiden anderen hier waren, fühlte sie sich fehl am Platze. Am Liebsten hätte sie sich mit einer fadenscheinigen Ausrede in ihr Quartier zurückgezogen, aber das war nicht nur unhöflich, sondern auch kindisch.

Abwartend blieb sie stehen und beobachtete nur.

Pino konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, schon wieder in ein Fettnäpfchen getreten zu sein. Sonderlich erbaut über sein unerwartetes Aufkreuzen schien diese Jordan jedenfalls nicht zu sein. Für einen Augenblick betrachtete er sie abschätzend, kam aber zu keinem rechten Ergebnis. Das kam eigentlich nicht sonderlich oft vor. Normalerweise konnte sich der Terraner recht schnell einen ersten Eindruck verschaffen, wenn er eine Person zum ersten Mal sah. Zugegebenermaßen kam es auch oft vor, daß dieser erste Eindruck täuschte und später revidiert werden mußte, doch zumindest konnte er sich erstmal ein Bild machen.

An dieser Terranerin jedoch schien seine Menschenkenntnis abzuprallen wie an einer unsichtbaren Wand. Fast hatte es den Anschein, als beabsichtige Jordan dies genau so. Jedenfalls schien sie nicht sonderlich an seiner Bekanntschaft interessiert zu sein.

Wie dem auch sei - sie hatte sich ihm vorgestellt, und egal ob sie an einem Kontakt interessiert war oder nur aus Höflichkeit gehandelt hatte, erwartete sie doch zumindest eine Antwort. Das war immerhin ein Anfang. Vielleicht täuschte er sich ja und sie war gar nicht so unzugänglich, wie es schien. Er nahm sich vor, das herauszufinden.

"Es freut mich, Sie kennenzulernen!", begann er. "Mein Name ist Pino Carrà und seit wenigen Minuten bin ich Teil der Crew dieses Schiffes. Ich werde mich von nun an um die technischen Belange auf der Ivory kümmern. Eigentlich bin ich in die Messe gekommen, um auf meine Einstellung anzustoßen! ...Ach ja, als Kammerjäger bin ich offensichtlich ungeeignet, ich hab' wohl gerade die Beute verscheucht."

--- bei Tisch 4

Der Andorianer nickte Pino und Shania verwirrt lächelnd zu.

Irgendwie hatte ihn diese Jordan ganz schön verwirrt! Was wollte er doch gleich? Ach ja, die klingonische Kampfratte - oder so ähnlich!

Er entdeckte das Wesen hinter einem anderen Sessel. Es war gerade bei dem Versuch, die allgemeine Verwirrung auszunutzen und zu einem Lüftungsschacht zu huschen, vor dem das Schutzgitter nur noch lose angelehnt war.

Zirt schätzte die Distanz als zu weit ein, um das Tierchen noch vorher abfangen zu können. Er machte sich aber eine gedankliche Notiz, später durch das Lüftungssystem zu stöbern und dann nach dem Pelzding Ausschau zu halten.

Der Schiffswart ging wieder zum Replikator zurück, schnappte sich Jordans Omelett und stellte es an einem Tisch ab, nach dem er einmal kurz über dessen Fläche gewischt hatte.

--- Tisch 4

Anschließend reinigte Zirt auch noch die Sitzflächen von vier Stühlen, die er an den sauberen Tisch stellte. Erwartungsvoll sah der Andorianer dann zur Gruppe und fragte: "Was wollt ihr zum Essen?"

--- nahe dem Eingang

Beim Nachklang seiner eigenen Worte fiel Pino auf einmal brennendheiß Shania ein und er hätte sich ohrfeigen können, sie einfach so hinter sich stehen zu lassen.

Errötend blickte er sich nach ihr um und sah sie entschuldigend an. Um die Situation zu retten, sagte er an Jordan gewandt, die Augen aber immer noch mit einer Art 'sei mir bitte nicht böse'-Hundeblick auf seine große blonde Begleiterin gerichtet: "Darf ich vorstellen, das ist Shania Twillan. Oh, ihr kennt euch bereits?

Na dann -- warum setzen wir uns nicht?"

Shania sah Pino an und fühlte sich nicht wohl in ihrer Haut. Zwar schien er sich ihrer Anwesenheit noch durchaus bewußt zu sein, aber sie wurde nicht ganz schlau aus seiner Reaktion. War er jetzt verstimmt gewesen oder hatte sie sich geirrt? Sie versuchte die Gefühle, die sich bei seinem Anblick in ihr aufdrängten zu ignorieren.

Schweren Herzens beschloß sie in Zukunft besser darüber nachzudenken, bevor sie wieder etwas zu ihm sagte, was seine Stimmung so dämpfte,

Ohne Worte nickte sie und folgte den anderen an den Tisch, den der Andorianer bereits für sie sauber gemacht hatte. Dabei mußte sie kurz lächeln, da Charly seine Nachwischaktion sicher mit Mißbilligung zur Kenntnis genommen hätte, da er überzeugt von seinen Qualitäten war und es eine schmutzige oder staubige Mannschaftsmesse nicht mehr gegeben hatte, seit er an Bord war.

--- Tisch 4

Nachdem sich alle gesetzt hatten und nur mehr der Andorianer stand und alle fragend ansah, begriff die Amerikanerin auch, daß er noch auf ihre Bestellungen wartete. Die Ärztin schien er ja bereits bedient zu haben, auch wenn Shania bei ihrem Gesichtausdruck daran zweifelte, ob sie kaltes Omelett besonders mochte.

"Ich hätte gerne nur etwas zu trinken", murmelte Shania ganz in Gedanken versunken, während sie leicht nervös mit einer ihrer Locken spielte und Pinos Blickkontakt mied. "Einen Stardrifter, bitte."

--- Deck 3, Gänge, inzwischen

Raschen Schrittes ging Sam auf die Tür der Mannschaftsmesse zu. Kaum an Bord, und schon eine Frau erobert - das sollte man ihm erst einmal nachmachen. Aber den Lift würde er sich einmal anschauen müssen. Es konnte doch nicht angehen, daß so ein simples Stück Technik nicht von einem Computer bedient wurde!

Und wenn der Computer dann wieder den Lift kontrollierte, würde Zinda auch mehr Zeit für ihn haben...in Gedanken reservierte er schon einmal seine gesamte Freizeit für sie und diverse Holodeck-Abenteuer. Zum Beispiel seiner Abwandlung von tausendundeiner Nacht... er übernahm dabei die Rolle des Königs Wiehießerdochgleich, dem die schöne Sheherazade ebensoviele erotische Wünsche ...

Zischend öffnete sich der Eingang der Mannschaftsmesse und gab den Blick auf eine gähnende Leere frei...

--- Mannschaftsmesse

Erst als Sam die Mannschaftsmesse betrat, fiel ihm ein besetzter Tisch auf, an dem zwei Frauen und ein Mann gerade von einem blauhäutigen Kellner bedient wurden. Zielstrebig steuerte Sam diesen Tisch an und musterte unauffällig die beiden Frauen; Männer interessierten ihn recht wenig.

--- Tisch 4

Die hübschere der Beiden hatte eine dunkelblonde Lockenmähne und entzückende grüne Augen, die andere Frau sah eher durchschnittlich aus, was allerdings nicht auf ihr Gewicht zutraf. Man konnte sie mit Fug und Recht als extrem dünn bezeichnen.

"Mein Name ist Fletcher, Sam Fletcher. Sie haben sicher schon von mir gehört. Man sagte mir, eine gewisse Shania Willen würde mir mein Quartier zeigen. Wissen Sie zufällig, wo sie sich befindet?" Hoffnungsvoll schaute er die hübschere der beiden Damen an.

Mit einem fast nicht vorhandenen Seitenblick, fragte er den blauhäutigen Kellner: "Bitte erst einmal ein kühles irisches Bier, und dann die Speisekarte, mein Bester."

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