Ivory Cronik 6

Wer will... den Trill?

--- Ivory, Deck 5, Transporterraum

"Ein wenig, ja...", antwortete Nathalie auf Kunos Frage, ob sie es nicht auch als Dilemma ansah sich zwischen der spärlichen Auswahl der Mannschaftsmesse und der reichhaltigen in einem privaten Quartier entscheiden zu müssen. "Allerdings ziehe ich doch eher die private Umgebung vor; so können wir uns ungestört unterhalten."

Es war nicht allzu überraschend, daß Kuno Nathalies Vorschlag anscheinend sehr zusagte. Lächelnd folgte er ihr aus dem Raum.

--- Deck 5, Gang zum Turbolift

Seufzend dachte Nathalie daran, daß sie noch immer ihr Gepäck nicht ausgepackt hatte und ihr Quartier sowieso noch nicht mit ihren privaten Dingen eingerichtet war. Ihr erster Tag an Bord der Ivory ließ ihr einfach keinen Augenblick Ruhe. Ein aufregendes Erlebnis hetzte das andere. Sie hoffte, Kuno hatte dazu mehr Gelegenheit gehabt.

"Es gibt nur ein kleines Problem, mein Quartier ist noch nicht... hm, wie soll ich sagen, noch nicht bereit, Gäste zu empfangen. Daher schlage ich dein Quartier vor, wenn es dir nichts ausmacht?"

Das vertrauliche "Du" gefiel Nathalie recht gut. Natürlich hatte sie es direkt bemerkt und es erfreute sie, daß Kuno trotz der heutigen Vorkommnisse dennoch ihr gegenüber nicht so distanziert auftrat.

"Nein, ganz und gar nicht." Mit einer Geste ließ Kuno Nathalie den Vortritt in den Turbolift.

--- Turbolift

"Deck 3" Erneut wandte Nathalie aus reiner Gewohnheit den Kopf zur Decke, nur dieses Mal kam keine freche Antwort des Bordrechners. Lag es etwa an der Anwesenheit des Technikers, der imstande war, den Computer einer etwas intensiveren Inspektion zu unterziehen?

Mit sanftem Zischen glitt die Tür beiseite und Nathalie ließ sich von Kuno zu seinem Quartier führen.

--- Deck 3, Gänge

"Allerdings sollte ich dich vorwarnen, auch ich hatte noch keinerlei Gelegenheit mein Quartier zu verunstalten!" Isweda deutete mit einer ausladenden Armbewegung auf eine Tür die mit einer großen "5" und weiteren fremden Schriftzeichen versehen war, welche dem Durchlaß einen Eindruck von einer Zellentür verpaßte.

--- Quartier 5

In der Tat, Kunos Quartier hatte den Charme eines Hotelzimmers, hier fehlte jegliche persönliche Note, von einer großen Tasche, die auf dem Bett lag und augenscheinlich sein Gepäck darstellte, einmal abgesehen.

Natty blickte sich kurz um, setzte sich dann aber kommentarlos an den einzigen Tisch der in der kleinen Kammer stand, welche gleichzeitig Wohn- und Schlafraum darstellte und hatte somit sowohl Kuno wieder im Blick, der sich dem Replikator zugewandt hatte, als auch das einzige Fenster im Raum.

"Magst du Gagh, oder Rohrmaden von Ferengie-Nar?" Isweda schüttelte sich bei der von ihm gestellten Frage an Natty selber, konnte ihre Reaktion aber nicht erkennen, da er ihr den Rücken zugewendet hatte. "Ah, hier sieht schon besser aus", stellte Kuno fast im selben Augenblick fest, während er durch die Menüs des Replikator blätterte, nur um kurz darauf mit einer deutlichen Enttäuschung in der Stimme fortzufahren, "....oder doch nicht, Steak blutig, Hackfleisch roh, Sushi, .... ich denke hier hat jemand seltsame Vorlieben für die Nahrungsaufnahme gehabt, leider geht das in dieser Art weiter. Romulanische Eier vom Hesbad Vogel, garantiert 8 Monate alt, brrrrr....oder doch lieber etwas Hasbarat, extra scharf?"

Isweda wendete sich wieder Nathalie zu: "Alle anderen kompletten Gerichte sind aus der Datenbank gelöscht worden, wir müßten uns selber etwas zusammenstellen, oder die Datenbank des Replikators in der Mannschaftsmesse anzapfen, was meinst du?"

"Ääh...", brachte Nathalie lediglich hervor. Erneut nahmen ihre Wangen diese ungeliebte rote Farbe an, als Kunos Blick auf die offene Tasche fiel, in der sie gerade wühlte. Verwundert blickte er Nathalie an.

Nathalie hatte angenommen, daß Kuno sich ein wenig länger mit dem Replikator auseinandersetzen würde und sie so die Gelegenheit hatte, nach Hinweisen zu suchen, die ihn als einen möglichen Attentäter entlarven würden. Auch wenn Nathalie ihm schon fast wieder vertraute, Vorsicht walten zu lassen war besser. Immerhin befand sie sich auch auf gefährlichem Terrain, so ganz allein mit Kuno in seinem Quartier...

Langsam erhob sich Nathalie vom Bett, auf dem sie zwischenzeitlich Platz genommen hatte, um sich der Tasche anzunehmen und näherte sich Kuno. "Ich dachte, ich könnte dir beim Auspacken helfen. Dann hätte das Quartier gleich eine angenehmere, persönliche Atmosphäre." Um ihre Worte noch mehr zu unterstreichen, legte Nathalie ihre Hand in einer vertrauten Geste auf seinen Unterarm und lächelte ihn mit ihrem charmantestem Lächeln an.

Kühn trat Nathalie noch näher, daß sie Kuno schon fast ins Ohr flüstern konnte, wäre sie nicht so klein gewesen. "Mir ist es gleich, was du replizierst. Ich bin sicher, du findest schon das passende. Ich werde mich solange frisch machen, wenn du gestattest."

Es wurde auch Zeit, sich nach ihrem unfreiwilligen Abenteuer in den Jeffriesröhren endlich mal ein wenig zu säubern. Nathalie schenkte dem noch immer recht verdutzten Kuno ihr hübschestes Lächeln und verschwand dann im kleinen Bad. Nein, eigentlich floh sie eher...

"Miststück!" Isweda war ein wenig verärgert, konnte aber gerade noch dieses unschöne Wort soweit dämpfen, daß Nathalie es nicht mehr gehört haben dürfte. 'Was durchwühlt sie meine Tasche? Hat sie noch nie auf einem Schiff, zumal einem derart beengtem wie diesem gedient, daß sie nicht weiß, daß die Privatsphäre des anderen mehr als heilig ist?'

--- Mannschaftsmesse, Tisch 4

Clint wurde dieser Terraner sympathisch. Er war nüchtern und ausgeglichen und hatte ein gutes wissenschaftliches Verständnis. Er begann jedoch die Hitze auf diesem Schiff zu spüren und erinnerte sich daran, daß er schon viel zu lange außerhalb einer temperaturgeregelten Kabine gewesen war.

"Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich mich jetzt gern in mein Quartier zurückziehen. Vorher könnten wir jedoch noch unsere zukünftige Station besichtigen, und falls Sie auf Starbase 185 noch etwas zu tun haben, nun, auch ich muß dort noch etwas erledigen."

Mit seinem ersten Eindruck schien sich Sean doch wohl getäuscht zu haben. Dieses Clint mochte doch ganz okay sein. Schließlich war er auch froh jemanden an Bord zu haben, mit dem er vernünftig über wissenschaftliche Dinge sprechen konnte.

"Aber gerne, ich habe die Wissenschaftsstation auch noch nicht gesehen", entgegnete Sean. Er stand auf, nahm seine Teetasse und die Sachen von Clint vom Tisch und brachte sie zum Replikator.

Als er sich wieder zu Clint drehte, war dieser auch schon aufgestanden.

"Ich habe vorhin in meinem Quartier die Schiffspläne studiert und weiß wo sich die Wissenschaftsstation befindet. Wenn Sie nichts dagegen haben, werde ich mal vor gehen."

Als Clint ihm durch sein Nicken sein Einverständnis signalisierte, ging Sean Richtung Ausgang. Die Tür öffnete sich und die beiden betraten den Korridor.

--- Gänge, Deck 3

Auf dem Weg zu ihrem künftigen Arbeitsplatz fingen die beiden Wissenschaftler an wilde Theorie über die Ausstattung einer Wissenschaftsstation auf so einem kleinem Handelsschiff zu äußern. Am Ende waren sich beide einig, ihre Erwartung nicht zu hoch zu schrauben.

Ehe sie sich versahen, waren sie schon am Ziel angekommen.

"Hier ist die Wissenschaftsstation", sagte Sean zu Clint und deutete dabei auf eine Tür vor ihnen. Eigentlich hätte er sich das auch sparen können, stand doch auch ein deutliches Schild an der Tür, auf dem das gleiche ersichtlich war.

Trotzdem wollte Sean nochmal ganz sicher gehen, daß Clint dies auch bemerkte. Schließlich waren sie ziemlich in ihr Gespräch vertieft gewesen.

Clint ignorierte die überflüssige Bemerkung des Wissenschaftlers. Terraner hatten die seltsame Angewohnheit selbstverständliche Tatsachen laut auszusprechen. Entschlossen machte er einen Schritt nach vorne um den Türmechanismus zur Wissenschaftsstation auszulösen. Mit einem Zischen glitten die Türhälften zur Seite und gaben den Blick auf einen mittelgroßen Raum frei. Clint bewegte seine hagere Gestalt durch die Öffnung, dicht gefolgt von Wallace.

--- Maschinenraum

Der Grilmak vertiefte sich kurz in die Anzeigen seines Padds und antwortete Ysara dann: "Nein, diese speziellen Bolzen die fehlen, sind alle in der Außenhülle und da gibt es keine Jeffriesröhren. Außerdem sind nur die ersten drei Decks betroffen. Auf diesem Deck sind wir auch fertig."

Nach einigen weiteren Eingaben, in denen KWinh die Liste bearbeitete, ließ er vernehmen: "Als nächstes müssen wir dann auf Deck 2. Dort ist der Konferenzraum betroffen, aber hauptsächlich die Krankenstation."

Beim Erwähnen der Krankenstation war bei Ysara ein eindeutiger Stimmungswechsel zu bemerken. Es schien ihr nicht zu gefallen, aber KWinh konnte keinen Grund dafür ausmachen, weshalb er fragte: "Ist etwas nicht in Ordnung? Habe ich etwas Falsches gesagt?"

Ysara war, als zögen zwei kleine Gewichte plötzlich ihre Mundwinkel nach unten. Etwas wie Resignation kam dazu. Schaudernd erinnerte sie sich an diesen Mann, der sich Arzt nannte. Niemals, wirklich niemals wollte sie in seiner Nähe sein müssen, und wenn, dann doch bitte unter Vollnarkose.

"Ach, so kann man das nicht nennen." Unschlüssig blieb sie einen Augenblick stehen.

Sie bemerkte KWinhs abwartende und Shanias fragende Miene und beschloß, daß eine Erklärung von Nöten sei. Der Grilmak wußte ja ohnehin bereits von ihrem kleinen Ausflug, aber sie wollte die Geschichte nicht unbedingt auf dem ganzen Schiff verbreiten.

"Ja, wissen Sie, Miss Connor und ich hatten bereits das Vergnügen mit dem Arzt, falls man überhaupt von einem Vergnügen sprechen kann. Leider kam es zu einem kleinen ... Zusammenstoß, der uns zur sofortigen Flucht veranlaßte."

Ausweichend wandte sie sich dem Padd zu, und als sie die Pläne musterte, kam ihr ein rettender Einfall. "Wie wäre es, wenn ich den Bereitschaftsraum übernehme und Sie beiden die Krankenstation? Doktor Rigero wird es wahrscheinlich ohnehin nicht recht sein, wenn ihn so viele Leute stören."

So, wie Ysara das einschätzen konnte, würde er sich sogar über Gesellschaft freuen, aber das mußte sie ja so nicht sagen. Hoffnungsvoll wandte sich wieder KWinh zu.

Verdutzt schaute KWinh Ysara an. Irgend etwas war ihm wohl entgangen in ihren Ausführungen. Jedenfalls war ihm noch immer nicht ganz klar, was es mit der Krankenstation und dem Doktor auf sich hatte. "Äääh, ich verstehe nicht ganz. Warum mußten Sie vor dem Doktor flüchten?! Ist er gefährlich?"

Ysara druckste herum und wollte nicht so richtig antworten, erklärte aber daß keine Gefahr von dem Arzt ausging.

"Nun gut, ich denke, Ihr Vorschlag klingt sinnvoll. Allerdings werden Miss Twillan und ich länger in der Krankenstation brauchen, als Sie im Konferenzraum. Der Bereitschaftsraum ist im übrigen nicht betroffen. Ich würde vorschlagen, entweder Sie überlegen es sich anders und stoßen später doch zu uns in der Krankenstation, oder Sie gehen schon vor zu den Mannschaftsquartieren, dort ist sowieso die größte Menge an Bolzen einzusetzen."

Der Grilmak wandte sich Shania zu, die sich die ganze Zeit über aus der Diskussion herausgehalten hatte. "Natürlich gilt das Ganze nur, falls Sie einverstanden sind und es Ihnen nichts ausmacht, mit mir alleine zu arbeiten."

"Sehe ich denn wie eine schwache Frau aus, die Angst vor einem Mann hat, auch wenn er rote Augen hat, einen Zauberstab besitzt, der alleine stehen kann und sich auch sonst wie aus der terranischen Mythologie entsprungen gebärdet?

Wohl kaum, sonst würde ich auch freiwillig keinen Schritt auf die Krankenstation setzen um Dr. Rigero einen Grund zu geben, sich über meinen wundervollen Knochenbau auszulassen. Immerhin habe ich ja Sie als Anstandswauwau dabei", sagte Shania, noch bevor KWinh Zeit hatte auf ihre Frage näher einzugehen und grinste, während sie sich aber doch Gedanken darüber machte, wie der Grilmak wohl privat war.

Hinter seiner Stirn schien manchmal etwas vorzugehen, was sie zu gern gewußt hätte. Sie meinte manchmal ein Leuchten zu sehen, doch schon im nächsten Moment war es wieder verschwunden und sie dachte es sich nur eingebildet zu haben. Besonders in seinem Blick war manchmal etwas, daß...

"Dann machen wir es einfach so", sagte Shania und unterbrach schnell ihre eigenen Gedanken. "Miss Jefferson übernimmt den Bereitschaftsraum und wir die Krankenstation." Es war nicht gut sich zu viele Gedanken über Männer und ihre Absichten zu machen. Das sie es aber doch tat und deshalb den angesprochenen Konferenzraum mit dem Bereitschaftsraum verwechselte, merkte sie dabei gar nicht. "Obwohl...

Ich kann mir nicht vorstellen, daß im Bereitschaftsraum Bolzen fehlen sollten. Monserat hütet den Raum eigentlich wie seinen Augapfel. Sollten Sie dort wirklich zu tun haben, Miss Jefferson, dann werden Sie sich wohl oder übel damit anfreunden müssen, daß der Captain Ihnen ständig über die Schulter sieht. Und das ist noch das kleinste Übel. Schlimmer wäre es, wenn Martengh den Vorgang aus Sicherheitsgründen überwacht..."

Ysara grinste. "Wenn das so ist, werde ich mit Vergnügen den Konferenzraum übernehmen. Ich denke, dort wird sich schwerlich jemand aufhalten. Vielleicht komme ich dann zu Ihnen auf die Krankenstation." Ihr Grinsen verging. "Aber das glaube ich eigentlich nicht."

Sie wandte sich noch einmal ihrer Tragetasche zu, um nachzusehen, ob sie genügend Bolzen bei sich hatte, steckte Padd und das ... nun, zischende Ding mit dem man die Bolzen befestigte dazu und nickte Mr. KWinh und Shania zu.

"Sind Sie fertig? Dann würde ich sagen, gehen wir." Sie wartete ab, bis die beiden ihre Gerätschaften bereit hatte, dann wandte sie sich um und folgte ihnen hinaus in Richtung des Turbolifts.

--- Deck 1, Gänge

Insgeheim war die Afroamerikanerin ein wenig erleichtert, dem Techniker, KWinh, eine Weile den Rücken kehren zu können. Einige Male hatte sie das Gefühl gehabt, er beobachte sie, und es war wirklich kein angenehmes Gefühl. Zum wiederholten Male fragte sie sich, warum ausgerechnet sie anscheinend so interessant für Männer sein mochte. Es war ihr unangenehm, da sie dieses Interesse nicht erwiderte.

Sicher würde Mr. KWinh Gefallen an Shania finden, sobald sie erst einmal miteinander allein waren. Das hieß, außer der Doktor hielt sie davon ab, sich auf etwas anderes als ihr Überleben zu konzentrieren.

Lieber wandte sie sich wieder ihren Begleitern zu und verscheuchte den unangenehmen Gedanken - warum konnte dieses Schiff kein MHN haben?

"Was meinen Sie, warum auf der Krankenstation so viele Bolzen fehlen?" Es war das erste, was ihr einfiel. "Immerhin sollte man meinen, daß ständig jemand Bereitschaft hat und dort anwesend ist?"

"Nun, soweit ich das mitbekommen habe, wird die Mannschaft wohl vom Captain regelmäßig ausgetauscht und ich kann mir vorstellen, daß auch die medizinische Crew davon nicht ausgenommen ist." Shania bestätigte KWinhs Aussage mit einem Kopfnicken.

"Also ist es kein Problem, dort die Bolzen zu entfernen, da sich in der Zwischenzeit niemand in der Krankenstation aufhält." Die Türen des Turbolifts öffneten sich und die Gruppe trat ein.

--- Turbolift

"Deck 2!" Der Lift setzte sich in Bewegung.

Der Blick des Grilmak fiel auf Ysara, die angestrengt die Wand der Kabine anstarrte. 'Habe ich ihr irgendwas getan? Warum ist sie nur so abweisend? Wir haben schließlich noch kaum Gelegenheit zum Kennenlernen gehabt.'

Aus seinen Gedanken heraus wandte er sich an die blonde Frau, die offenbar ihm gegenüber nicht die gleiche Ablehnung zeigte. "Nun Miss Twillan, es würde mich furchtbar interessieren, wie die terranische Mythologie aussieht, aus der ich entsprungen sein soll. Schließlich ist meine Kleidung alleine ihrem Zweck wegen ausgesucht.

Aber wenn Sie wollen kann ich Ihnen auch gerne zeigen, was mein Zauberstab außer "von alleine stehen können" sonst noch kann..." Beim letzten Satz des Grilmak weiteten sich Shanias Augen und in Ysaras Gesicht machte sich eine Zornesröte breit.

Als sich die Lifttüren öffneten teilte sich die Gruppe und Ysara ging in schnellem Schritt Richtung des Konferenzraums. Erleichtert stellte KWinh fest, daß Shania inzwischen ein Lächeln aufgesetzt hatte.

--- Quartier 5

Kuno blickte sich das von Natty hinterlassene Chaos auf dem Bett an, zwar war seine Tasche nicht ausgeleert, aber Natty hatte sich immerhin durch die oberste Schicht seiner Privatkleidung gewühlt! Isweda hing eben an einigen Stücken und hatte sich nicht die leidige Angewohnheit zueigen gemacht die auf warpfähigen Schiffen mit Replikatoren seit über fünfzig Jahren schleichend Einzug gefunden hatte und warf die einmal getragenen Stücke weg um sich anschließend neue zu replizieren.

'Nun, wenn sie eben wissen wollte, was sich tiefer in meiner Tasche verbirgt, dann sollte ich ihr das auch zeigen!' Ein leichtes Grinsen zeigte sich auf Kunos Gesicht, während er begann einige kleinere Behälter aus den Tiefen seiner Tasche zu holen und sie vorsichtig und voller liebevoller Behutsamkeit teils vor dem Fenster, teils auf einem Board, teils auf dem Tisch verteilte. Dann wandte Isweda sich wieder dem Replikator zu und stellte ein Menü zusammen, von dem er hoffte, daß es auch Natty schmecken würde.

Die Geräusche aus dem Bad ebbten langsam ab und Isweda begutachtete sein Werk. Auf dem kleinen Tisch standen zwei Gedecke, welche einer alten Tradition folgend mit Hauben abgedeckt waren (warum sich dies bis in diese Zeit erhalten hatte, wußte Isweda nicht zu sagen, immerhin würde ein kleines Kraftfeld denselben Effekt erzielen, aber gleichzeitig einen ungestörten Blick auf das Essen erlauben).

Daneben standen zwei einfache Wein- und zwei Wassergläser, die den Schein der einsamen Kerze, welche das gedämpfte Zimmerlicht verstärkte, zu Kunos vollster Zufriedenheit funkelnd zurückwarfen. Dieses Funkeln wurde wiederum von den anderen Gläsern, die Kuno im Raum verteilt hatte aufgenommen und ließ schemenhaft deren sich leicht bewegendes Inneres erahnen.

Um einer allzu intimen Atmosphäre vorzubeugen, hatte Isweda den Terminal in seinem Raum näher, aber nicht zu nah, an den Tisch gerückt, immerhin sollte dies hier ein "Arbeitsessen" werden.

Nathalie öffnete die Tür und blieb kurz im Durchgang stehen. Ob dies an der Beleuchtung als solcher lag, oder ob sie sich erst kurz neu orientieren mußte, da sich der Gesamteindruck des kleinen Raumes stark verändert hatte, wußte Kuno nicht zu sagen.

"Bitte setz dich doch!" Isweda deutete unbestimmt in Richtung des Tisches und setzte seinerseits das charmanteste Lächeln auf. Sollte sie sich doch einen Stuhl aussuchen, es wäre egal, sie hätte immer eines der Behältnisse vor Augen und die Gewißheit, daß sich eines in ihrer unmittelbaren Nähe befand.

--- Wissenschaftsstation, inzwischen

Clints Blick schweifte über die Einrichtungen. Die Ausstattung der Station schien recht gut zu sein, für ein Schiff wie die Ivory sogar überdurchschnittlich. Die beiden Wissenschaftler machten eine Runde, wobei Wallace anerkennend über eine Konsole eines Gerätes zur chemischen Analyse strich.

"Ein JP-500, andorianische Fertigung", meinte er fachkundig.

Der Breen-Mischling war eher an dem kleinen Teilchenbeschleuniger und dem Industriereplikator in der Mitte des Raumes interessiert. "Faszinierend. Mit Hilfe dieser Ausstattung kann ein Wissenschaftler völlig unabhängig in fast allen Bereichen arbeiten. Anscheinend rechnet der Captain damit, daß wir weitab der bekannten Zivilisation zu tun haben."

Wallace bestätigte diesen Eindruck und meinte, daß ihm ein unabhängiges Arbeiten gerade recht war. Plötzlich begann Clint zu spüren wie Erinnerungen versuchten an die Oberfläche seines Bewußtseins zu treten. Erinnerungen an die unheilvolle "Annodussa". Dies war in letzter Zeit schon zu oft passiert, seit er auf die Ivory gekommen war, und die Intensität der Erinnerungen nahm von mal zu mal zu. Tief durchatmend versuchte er diese Gedanken zu unterdrücken, aber sie drängten sich ihm auf.

Er sah das Gesicht von Tanaka Oda, dem terranischen Techniker, wie er mit hoffnungserfühlten Gesicht das Subraumfeld um das Schiff manipulierte, seine Freude als es ihm gelang die Frequenz der Schockhalsbänder zu stören und sein Schrecken, als er Clint erkannte, der mit einer Phaserpistole plötzlich vor ihm stand. Und dann die Stimme des Captains, die befahl die Aufsässigen zu exekutieren.

Mit einem Stöhnen stolperte Clint, hielt sich aber gerade noch rechtzeitig an der Kante der Steuerung für den Teilchenbeschleuniger fest. Dieser heulte auf, da er versehentlich das Gerät aktiviert und auf volle Leistung gestellt hatte. Rote Warnanzeigen blinkten auf und zeigten einen immer höheren Strahlungsausschuß. Mit einer schnellen Bewegung schaltete er den Beschleuniger wieder ab.

Besorgt schaute ihn Wallace an und wollte ihn stützen, Clint winkte aber ab. "Geht es ihnen gut?", fragte der Schotte unsicher.

"Ja, machen Sie sich keine Sorgen", sagte Clint wieder gefaßt. "Mein Körper verträgt die Temperaturen auf diesem Schiff nicht auf längere Zeit. Ich brauche von Zeit zu Zeit Erholung in einer kühleren Umgebung. Wenn Sie gestatten, ziehe ich mich jetzt in mein Quartier zurück."

Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ er schnellen Schrittes die Wissenschaftsstation und bewegte sich auf sein Quartier zu.

--- Deck 2, Gänge

KWinh und Shania gingen in Richtung Krankenstation weiter, nachdem sich die Psychologin Richtung Konferenzraum auf den Weg gemacht hatte. Doch kaum war sie auf ihrer Sicher verschwunden unterbrach der Grilmak das Schweigen.

"Ich hoffe, ich habe nichts Falsches gesagt, ich bin mir zumindest dessen nicht bewußt. Die Frage vorhin, ob Sie mit mir zusammenarbeiten, sollte natürlich keine Beleidigung sein. Ich wollte lediglich feststellen, ob Sie überhaupt mit mir zusammenarbeiten WOLLEN. Das hat mit Angst nichts zu tun. Aber ich freue mich, daß Sie offenbar keine Antipathie alleine meines Aussehens wegen mir gegenüber hegen. Das passiert mir leider wesentlich seltener, als das Gegenteil."

Noch während er zu Ende sprach, bewegten sich KWinhs Gedanken wieder in Richtung Ysara. Er wollte zu gerne wissen, was er ihr getan hatte. Vielleicht war es nur ein Mißverständnis, daß sich während des Abendessens klären ließ.

"Ich pflege mir eigentlich selbst meine Urteile über Personen zu machen", entgegnete die blonde Frau. "Und das von Fall zu Fall. Das hat nichts mit der Rasse und schon gar nicht mit dem Aussehen zu tun. Lediglich auf die Cardassianer bin ich momentan nicht so gut zu sprechen, aber da ich mir dessen bewußt bin, könnte ich dieses Vorurteil auch bekämpfen indem ich mir die Person auf die es ankommt mal näher ansehe."

Nachdenklich sah die große Amerikanerin den Grilmak an ihrer Seite näher an. Jetzt wo er keinen Umhang mehr trug und man endlich sein Gesicht und seine Augen sehen konnte, hatte er die unheimliche Aura gänzlich verloren. Seine roten Augen schreckten sie nicht ab. Im Gegenteil machten sie ihn noch interessanter und sein Blick verursachte ihr ein leichtes Prickeln über den Rücken.

"Im Grunde sehen Sie ohne Ihren Zaubererumhang gar nicht so schlecht aus. Ich mag Männer mit langen Haaren." Sie grinste, dann schweiften ihre Gedanken unwillkürlich zu Classic ab und sie hatte für einen Moment einen sehr undurchsichtigen und verlorenen Gesichtsausdruck. Trotz der Zeit, die inzwischen vergangen war, machte sie sich immer noch Vorwürfe, ob sie nicht die alleinige Schuld am Tode dieses Mannes trug. Hätte sie bereits in der Bar die Hilfe Monserats angenommen, wäre es vielleicht erst gar nicht so weit gekommen.

KWinh räusperte sich und holte sie wieder in die Wirklichkeit zurück. Augenblicklich fiel ihr ein, daß er mehr von ihr wegen der Mythologie hatte erfahren wollen und wohl kein Lob für seine Frisur erwartet hatte. 'Aber schlecht sieht er wirklich nicht aus', dachte sie sich insgeheim, während sie den Gang direkt zur Krankenstation einschlugen.

"Die terranische Mythologie handelt übrigens von Zauberern, Drachen, Magiern, Hexern, dem Kampf zwischen weißer und schwarzer Magie, Gut und Böse etc. Es hat sehr viel mit den urverwurzelten Ängsten der Menschen und sehr viel mit Phantasie zu tun. Ich muß gestehen, daß ich das eigentlich ziemlich spannend finde und sogar ein Holodeckprogramm dafür programmiert habe. Sie können es sich ja bei Bedarf mal ansehen, es würde Ihnen sicher gefallen.

Notfalls könnte man ja auch mal zur Abwechslung der Tradition nach wieder eine Jungfrau vor dem sicheren Tod retten, statt eines hübschen jungen Mannes." Eine kleine Abwandlung, die Shania für angebracht fand, wenn sie schon die Mühe auf sich nahm die Mächte des Bösen heldenmutig zu bezwingen.

"Da sind wir schon", meinte Shania, noch bevor KWinh näher auf die Abwandlung ihres Programms eingehen konnte und wunderte sich, daß der Doktor Ihnen gar nicht entgegenkam. Das war so gar nicht seine Art.

Zischend öffneten sich die Türen der Krankenstation und sie warf einen erneuten Seitenblick auf den Grilmak. 'Nein, er sieht ganz und gar nicht schlecht aus. Vielleicht sollte ich mir wirklich mal ansehen was sein Zauberstab noch alles drauf hat', dachte sie und konnte ein Lachen gerade noch in ein breites Grinsen verwandeln, wenn sie an das ungewollt zweideutige Angebot des Technikers dachte.

---- Deck 3, Quartier 12

Hastig betätigte Clint den Verriegelungsmechanismus der Tür, nachdem er sein Quartier betreten hatte. Mit einem kurzen Blick, stellte er fest, daß die Quartiere im Gegensatz zu der Wissenschaftsstation eher unterer Durchschnitt waren. Da er bezüglich Luxus, wie fast jeder Vulkanier, keine besonderen Ansprüche stellte, machte es ihm nichts aus.

Er entschloß sich ein Kältebad zu nehmen und den Vorfall auf der Wissenschaftsstation zu überdenken. Bald würde er seine Gedanken sammeln können und das Problem mit Logik und innerer Ruhe angehen können.

"Computer! Raumtemperatur auf -50 °C stellen", befahl er an die Decke gewandt.

"Ich will doch nicht, daß du mir erfrierst, Schätzchen", antwortete eine weibliche Stimme tadelnd.

Eine Augenbraue hebend fragte nochmals: "Computer?"

"Ja, Schnuckibär?", sagte die Stimme wieder.

Clint holte sein Scanner-Datenbank-Universalgerät aus der Tasche und schlug das ihm unbekannte Wort "Schnuckibär" nach. Überrascht hob er wieder eine Augenbraue als die Erklärung kam. Sicherheitshalber schlug er noch die übertragene Bedeutung von Schätzchen in der terranischen Umgangssprache nach und kam zu einer Schlußfolgerung.

Auf einem bolianischen Schiff hatte er einmal erlebt, daß der Schiffscomputer nur dann bedient werden konnte, wenn man die Umgangsformen des bolinischen Glaubens der 84 Tugenden beherrschte. Es hatte eine ganze Woche gedauert, bis er die komplexen Regeln gelernt und seine Nahrung selbst bestellen konnte.

Hier schien etwas Ähnliches der Fall zu sein. Da er es jedoch eilig hatte, ließ er sich von seinem Scanner eine passend formulierte Aussage ausrechnen und trug diesen Vorschlag dann mit seinem üblichen kühl-distanzierten Ton und dem Charme einer kalten Kaffeetasse vor.

"Hey Baby", er unterbrach sich kurz, da er mit der Notiz herausfordernd schauen, nichts anfangen konnte, "du bist der Traum für den ich mich täglich schlafen lege." Er überlas auch die Bemerkung freundlich lächeln und schaute erwartungsvoll zur Decke.

Von da kam eine Weile nichts, bis die Stimme des Computers schließlich scheinbar baff antwortete: "Ähem, ja. Was wolltest du nochmal? Die Temperatur? Bitte sehr", und schaltete daraufhin ab.

Die Temperatur im Raum fiel rapide, die Luftfeuchtigkeit gefror und bald brach sich das Licht in Millionen kleinster Kristalle. Clints Atem kondensierte und die Kälte drang durch seine Kleidung. Seine Muskeln entspannten sich, er fiel auf sein Feldbett und streckte sich. Zufrieden atmete er die eiskalte Luft ein und ließ den erfrischenden Hauch über sich ergehen.

--- Krankenstation

KWinh ließ Shania vorgehen, als beide die Krankenstation betraten. Außer ihnen schien niemand anwesend zu sein. Nicht mal der "gefürchtete" Doktor Rigero. Also machten sich beide mit Hilfe ihrer Padds auf die Suche nach den betroffenen Stellen.

"Wie ich bereits andeutete, ist meine Robe ein sehr zweckmäßiges Kleidungsstück, daß ich zu schätzen gelernt habe. Die Kapuze ist hilfreich, wenn man nicht will, daß das Gesicht von jedem sofort erkannt wird. Zwar sind Romulaner in dieser Gegend eher selten anzutreffen, aber ich gehe da lieber kein Risiko ein."

Nachdenklich ersetzte der Grilmak ein paar Bolzen, bis sich hinter ihm die Tür öffnete und Doktor Rigero aus seinem Büro kam. Für KWinh wegen seiner nicht so guten Ohren unhörbar kam dieser auf ihn zu und begrüßte ihn mit den Worten:

"Hallooooo, ein Romul..."

Er kam nicht dazu weiterzusprechen, da der Grilmak, durch die Worte des Doktors aufgeschreckt, sich blitzartig umdrehte, den Neuankömmling mit einem Tritt von den Beinen holte, sich auf dessen Brustkorb kniete und zu einem Schlag mit der Hand ausholte, bis er die Lage erfaßt hatte und sofort wieder hochsprang, um dem Doktor wieder die Möglichkeit zum Atmen zu geben.

KWinh streckte die Hand aus, um Rigero aufzuhelfen. "Ich entschuldige mich, aber ich habe Sie nicht kommen hören und bin erschrocken. So etwas soll nicht mehr vorkommen. Ich bin untröstlich."

Der Doktor nahm die Hand, stand auf und sah KWinh in die Augen. "Aha, nein kein Romulaner... aber was sonst, wenn ich fragen darf? So jemand wie Ihnen bin ich noch nie begegnet. Nun sagen Sie schon! Das ist ja hochint..."

"KWinh, ich bin Grilmak und ein Techniker, der versucht das Schiff zu reparieren, damit es nicht auseinanderfällt. Würden Sie mich bitte weiterarbeiten lassen!" Die letzten Worte knurrte KWinh eher, als daß er sie sprach.

Nicht genug, daß dieser geschwätzige Roboter ihm an den Nerven gezerrt hatte, nein, dieser Doktor gab sich genauso. Im Gegensatz zu Charly schien aber der Überlebensinstinkt des Trill diesem zu sagen, er solle sich lieber nicht weiter mit ihm befassen. Der Doktor verwand in Richtung seines Büros mit den Worten:
"Wir sehen uns dann bei Ihrer Routineuntersuchung, kommen Sie einfach zu mir, wenn Sie Zeit haben."

Leicht belustigt, weil seine Worte diese Wirkung zeigten, wandte sich der Grilmak mit einem leichten Lächeln auf den Lippen Shania zu, die verwundert in seine Richtung sah: "Auch Sie bitte ich um Entschuldigung. So etwas passiert mir normalerweise nicht. Aber ich war unkonzentriert und bin erschrocken...

Wie ich sehe, haben Sie auch kaum noch Ersatzbolzen. Ich gebe Ihnen meinen Rest und gehe Nachschub holen, der für die ganze Station reicht. Dann brauchen wir nicht dauernd hin-und-her zu laufen." Mit diesen Worten drückte er Shania seine restlichen Bolzen in die Hand und verließ schnell die Krankenstation.

'Verdammt, ich hoffe, ich bekomme schnell die Möglichkeit zum Meditieren, sonst kann ich bald gar keinen klaren Gedanken mehr fassen.'

--- Quartier 5, inzwischen

Zögerlich näherte Nathalie sich dem Tisch. Das flackernde Licht der Kerze warf tanzende, dunkle Schatten an die Wand. Dort, wo das Licht der Flamme auf eines der seltsamen Behälter fiel, bemerkte sie unheimliche, sich bewegende... Dinger, deren stark vergrößertes Schattenabbild sie noch erschreckender erscheinen ließ.

'So stelle ich mir ein romantisches Essen nun wirklich nicht vor!', dachte Nathalie schaudernd. 'Wenn Kuno glaubt, mich damit einschüchtern zu können, dann...

...hat er wahrscheinlich recht!', beendete sie den Gedanken. Vorsichtig beugte Nathalie sich hinab, um sich einen der Behälter genauer anzuschauen. Er enthielt etwas, das sie als das Herz eines Targ identifizierte. Nathalie schluckte, als sie sah, wie es in der trüben Flüssigkeit zuckte.

Ein anderer Behälter enthielt ein wurmartiges Wesen, das sie nie zuvor gesehen hatte. Als Nathalie noch näher kam, um es besser in dem gedämpften Licht erkennen zu können, schoß der Wurm plötzlich heran und peitschte heftig mit seinem Kopf gegen das Glas. Erschrocken zuckte Nathalie zurück.

Was die anderen Behälter enthielten, interessierte sie plötzlich nicht mehr und sie setzte sich an den Tisch. Pikiert schob Nathalie das ihr am nächsten stehende Gefäß auf eine angenehmere Distanz. "Wie ich sehe, hast du dein Quartier endlich etwas persönlicher eingerichtet."

'Was du mit Sicherheit mit Absicht getan hast!', ärgerte sich Nathalie und konnte sich eine bissige Bemerkung nicht verkneifen. "Wie man sein Quartier ausstattet, ist stark von der jeweiligen Persönlichkeit abhängig. Und wenn es in dir drinnen genauso aussieht, wie in deinem Quartier, dann wundert mich gar nichts mehr!" Sie räusperte sich und fuhr dann etwas besser gelaunt fort. "Aber egal.

Ich habe Hunger! Wie ich sehe, steht dein Terminal auch schon bereit. Nun, dann kannst du mir sicher beim Essen etwas mehr über die Angelegenheit erzählen! Schließlich kann ich Charly nicht ewig in dem Kraftfeld festhalten!"

Gespannt darauf, was ihr Kuno repliziert hatte, hob Nathalie mit nun sauberen Fingern die Haube ab und war erfreut, ein altes betazoides Gericht vor ihr zu sehen.

"Also, replizieren kannst du wenigstens gut!", lächelte Nathalie und schob den ersten Bissen in den Mund.

Kuno hob seinerseits die Haube von seinem Teller, auf dem sich einer große Portion Gagh kräuselte. 'Nun gut, die Chancen standen 50 zu 50!', dachte er, lächelte trotz der ihm verhaßten Speise und nahm eine kräftige Hand voll in den Mund. 'Nur gut, daß ich keine Rohrmaden von Ferengi-Nar repliziert habe, die würde ich nicht mit halb soviel Anstand runterbekommen wie das Gagh.'

Nathalie setzte ein sehr befremdliches Gesicht auf, während Isweda an seiner Mahlzeit kaute und sie mit einem Gesicht voller gekünstelter Zufriedenheit herunterschluckte.

"Gefällt dir meine Einrichtung?" Kuno ließ Natty jedoch nicht zu Wort kommen und fuhr fort: "Ich kann mir sehr lebhaft vorstellen, was du jetzt von mir hältst, aber ich kann dich beruhigen, als Einrichtung für meinen Raum sind diese kleinen Lieblinge....", Kuno betonte das Wort Lieblinge auf eine Art und Weise, die keinen Zweifel daran ließ, daß er sie keinesfalls als Kuschel- oder Haustiere ansah, "...nun wirklich nicht gedacht! Sie sollten in ihrer jetzigen Aufstellung, eigentlich nur dafür sorgen, daß du deine Finger aus Taschen läßt, wenn du nicht weißt was drin ist. Denn einige von denen sind doch recht unangenehm."

Nathalie schwieg und schaute Isweda in einer Art an, die deutlich - Nun komm schon zur Sache und mach es nicht so spannend - auszudrücken schien, weshalb Kuno seine kleine Gesprächspause beendete und somit vor einer weiteren Hand Gagh verschont blieb. Zumindest vorläufig, wie ihm mit leichtem Grummeln im Magen bewußt wurde.

"Diese kleine Sammlung wirklich erstaunlicher Viecher stammt aus Jeffriesröhren und anderen verwinkelten Ecken von verschiedenen Raumschiffen. Du glaubst nicht, was ein Techniker so alles in Schiffen findet." Isweda deutete auf das Glas, welches sich Natty zuerst angesehen hatte und ein pulsierendes Herz enthielt.

"Das dort ist wirklich ein übler Typ, ein Multiparasit, welcher sich sowohl von organischen Produkten, wie auch direkt von Deuterium ernähren kann. Ich füttere ihn gerade, er sitzt wohl im Inneren des Targ Herzens."

Natty war sichtlich beunruhigt. Kuno konnte ihre Gedanken förmlich lesen, die sich anscheinend um die Möglichkeit drehten, diese Tiere zur Sabotage einzusetzen, weshalb Kuno mit seiner Erklärung fortfuhr: "Eigentlich benutze ich diese "Lieblinge" dafür, andere "Störenfriede" die einem Schiff wirklich gefährlich werden können, zu vernichten. Ist so eine Art biologische Parasitenbekämpfung und wesentlich effektiver, wie die Jagd mit Fallen, oder dem Phaser!

Hast du schon mal ein Schiff gesehen, das von riegeljanischen Spinnen heimgesucht wurde?"

Nathalie verneinte.

"Nun, diese Spinnenart ist etwa so groß..", Kuno zog mit beiden Armen einen Kreis von etwas einem halben Meter Durchmesser, "....natürlich ohne Beine, die kommen etwa auf die doppelte Länge des Körperdurchmessers. Nun, diese Spinnen sind extrem scheu, jedenfalls solange sie genug Rückzugsraum, etwa innerhalb der Jeffriesröhren oder Lüftungsschächte haben. Wenn das nicht mehr der Fall ist, dann sind sie plötzlich, von einer Stunde zur anderen im ganzen Schiff. Hunderte, Tausende....."

Kuno, dessen Stimme sich bei der Beschreibung dieser Spinneninvasion immer mehr gesteigert hatte, schüttelte sich, als würde er sich an einen derartigen Vorfall erinnern, sprach dann mit sehr leiser Stimme weiter: "Sie sind zwar in kleinster Weise für Menschen gefährlich, aber alles was kleiner wie ein Hund ist, wird von ihnen gefressen und sie stinken, jedenfalls wenn sie nahe genug an deinem Gesicht sind..."

Hier verzog Isweda deutlich voller Ekel und Abscheu sein Gesicht. Er hatte auch schon seit geraumer Zeit keinen Blick mehr für Nathalie und setzte seine Sätze, die nun den Eindruck eines Selbstgespräches über eine grauenvolle Erinnerung angenommen hatten, fort.

"....ich hatte so was auf einem Lazarettschiff erlebt, keines von den großen der Föderation, einem kleinen privaten, welches seine Dienste gegen Gebühr angeboten hatte. Dieses Schiff wurde von einer Kolonie angemietet um die Alten und die Kinder von einem vom Krieg bedrohtem Planeten zu evakuieren, die Kinder......30 Kinder, kaum so groß wie Hunde...."

Tränen kullerten Isweda über das Gesicht, tropften auf das Gagh, das dabei war vom Teller zu kriechen.

".....wir hatten sie zu spät bemerkt, sie brachen aus der Deckenverkleidung des Kinderhortes, die anwesenden Betreuer hatten keine Chance, innerhalb von nur 5 Minuten wurden 8 von den Kleinen regelrecht zerrissen, bevor wir ein Kraftfeld errichten konnten.........und das Schlimmste kam erst noch: Keine Station wollte uns aufnehmen!"

Isweda hob den Kopf, schaute Natty plötzlich direkt in die Augen und redete in tonloser Stimme weiter: "Zumindest nicht solange, bis wir das Problem mit diesen Viechern in den Griff bekommen hatten und eine Bariumbehandlung kam natürlich nicht in Frage, solange sich Menschen an Bord befanden. Das Perverse ist nämlich: Ihre Eier sind von einem Biofilter eines Transporters nicht zu entdecken und so klein, daß man sie nur schwer mit den Augen entdecken kann.

Nun, ich will es kurz machen: Ein Ferengi hörte von unserer Notlage und bot uns gegen eine astronomische Summe diesen kleinen Teufel dort an....", Kuno deutete auf das pochende Herz in dessen Innerem etwas eine Mahlzeit zu sich nahm. Eine Tätigkeit, welche an dem Tisch völlig beendet war, keiner, weder Kuno noch Natty hatten ihre Mahlzeit beendet, "...wir säuberten also in mühevoller Kleinarbeit einen Frachtraum, statteten ihn mit einem Kraftfeld aus, damit weder eine Spinne, geschweige denn einer von den Parasiten dort eindringen konnte und richteten uns für eine Wartezeit von 20 Tagen dort ein.

450 Menschen in einem Frachtraum! Dann ließen wir den Parasit frei....es war unbeschreiblich. Aus einem Parasit wurden innerhalb eines Tages über dreihundert, dafür lagen über dreihundert tote Spinnen auf den Gängen. Zum Schluß fingen die Parasiten an, sich gegenseitig auszusaugen, nur einer blieb übrig. Der da", Kuno deutete mit dem Daumen auf das Glas.

--- Wissenschaftsstation

'Als Wissenschaftler scheint dieser Clint ja wohl fachkundig zu sein, aber bei seiner tolpatschigen Art, hätte er doch eben fast den Teilchenbeschleuniger ausgelöst.'

Sean schüttelte mit dem Kopf. 'Oh, oh. Was da alles hätte passieren können. Schlimmstenfalls hätte Clint mit einer unkontrollierten Kettenreaktion das ganze Schiff zerstören können.' Er mochte seine Gedanken gar nicht weiter ausmalen.

'Aber eigentlich komisch ist das schon, ein Handelsschiff mit einer doch so reichlichen Ausstattung auf der Wissenschaftsstation. Vielleicht wird diese Reise ja doch noch ganz interessant.' Bei dem Stichwort Reise fiel Sean wieder ein, daß er ja noch sein Gepäck von der Raumstation holen wollte.

Er nahm sein Padd und gab die Kündigung seines Quartiers ein. Nachdem er damit fertig war, beauftragte er den Computer der Ivory die Daten an die Raumstationsverwaltung zu übertragen.

Nachdem dies erledigt war, verließ Sean das Schiff um seine persönlichen Sachen zu holen und in sein neues Quartier an Bord zu bringen.

--- Turbolift

"Computer, Deck1." Der Grilmak hatte gerade den Lift betreten und wollte sich beeilen, um so schnell wie möglich zu Miss Twillan zurückzugelangen. Je früher die Arbeit erledigt war, desto früher würden sie alle zu ihrem gemeinsamen Abendessen kommen.

"Aber aber, nicht so hektisch, mein Süßer! So ganz alleine unterwegs?"

KWinh wollte gerade eine erboste Antwort geben, als sich die Türen auch schon wieder öffneten. Gut, daß es nur ein Stockwerk zu überwinden gab. Also verließ er den Lift und ging zum Maschinenraum.

--- Maschinenraum

Hastig suchte KWinh eine größere Tasche und füllte etwa die Hälfte der noch verblieben Bolzen hinein. Wenn es in diesem Tempo weiterging, würde das Abendessen vor dem Magenknurren kommen. Mit geschulterter Tasche verließ er den Raum in Richtung des Liftes.

--- Deck 3, Quartier 5

"Seitdem habe angefangen verschiedene Parasiten zu sammeln, man weiß ja nie, wann man mal einen bestimmten benötigt.....", beendete Isweda seine Erzählung, "ich hoffe, du hattest deinen Finger nicht aus Versehen in einem der Gläser, denn dann....." Isweda machte mit einem resigniertem Gesicht eine Handbewegung, als ob er sich mit der flachen Hand den Hals durchschneiden wollte.

"Nein, hatte ich nicht, du Scheusal!" Nathalie fand erst nach einigen Minuten die Sprache wieder. Ihr Essen lag noch immer kaum angerührt vor ihr, doch keine warmen, kleinen Dampfwölkchen stiegen, sich in der Luft kräuselnd, mehr auf. Ihr Essen war kalt geworden, während Kuno erzählt hatte.

'Also gut, das war wohl kein hartes Bremsmanöver mehr - schlimmer, wir sind gerade mit einem riesigen Asteroiden kollidiert!', dachte Nathalie und fragte sich auch schon, wie lange es diesmal dauern würde, bis er sie wieder durch das Wurmloch schleudern würde. Die Berg- und Talfahrt wurde ja immer rasanter! Diesmal wechselte er seinen Kurs schon in Minuten statt in einigen Stunden.

Mit einem zornigen Schnauben stand Nathalie auf, um Kuno ihre zunehmende Distanz sichtbar zu demonstrieren und ging zu der kleinen Kontrolltafel, die neben der Tür angebracht war. Sie lehnte sich beinahe schon theatralisch gegen die Wand und verschränkte die Arme.

"In Ordnung! Ich habe genug von diesem Theater!", knurrte Nathalie und hieb gegen ein Schaltelement. Das flackernde Licht der Kerze wurde von der hellen Deckenbeleuchtung überstrahlt und auch die Schatten verschwanden fast vollständig. Von der plötzlichen Helligkeit geblendet kniff Kuno kurz die Augen zusammen.

"Und mir ist der Appetit gehörig vergangen! Mal abgesehen davon, daß ich Ihnen diese Geschichte nicht abnehme..." Ein wenig übertrieben betonte Nathalie das Wort "Ihnen" und kniff ihrerseits ebenfalls die Augen zusammen. Aber im Gegensatz zu Kuno eher aus Zorn.

"...aber mußten Sie sie ausgerechnet beim Essen erzählen?" Der kleine vorwurfsvolle Einwand mußte einfach sein. Zwar hatte Nathalie keinen Appetit mehr, aber ihr Magen knurrte dennoch vor Hunger.

Kopfschüttelnd ließ Nathalie ihren Blick schweifen, um sich zu sammeln und wieder aufs Thema zurückzukommen. Sie bemerkte, daß der Bolzendieb wohl auch in diesem Quartier zugeschlagen hatte, neben ihr fielen einige dunkle, kleine Löcher in der Türleiste auf, wo eigentlich einige Bolzen stecken sollten.

"Doch ob Ihre Story nun wahr ist oder nicht, Sie haben da einige gefährliche "Lieblinge" an Bord gebracht! Welch bodenloser Leichtsinn! Oder sollte ich lieber sagen: Absicht?" Nathalies Stimme nahm einen leicht scheinheiligen und höhnenden Ton an. Sie machte eine kurze Kunstpause und beobachtete genau Kunos Reaktion.

"Sie haben die Gläser wirklich sehr tief in der Tasche versteckt, vielleicht damit sie niemand findet? Dann war ja meine Intuition gar nicht so verkehrt gewesen, sich Ihre Habseligkeiten genauer anzuschauen!

Wissen Sie, Frauen verfügen über eine recht gute Intuition", sagte Nathalie und bereute den Satz auch gleich schon. Hastig suchte sie nach etwas, daß den Satz entschärfen und Kuno nicht auf eine falsche Fährte führen würde. "Äh, das gilt vor allem für Frauen in der Sicherheit!

Der Inhalt der Gläser läßt mich an Ihrer Ehrlichkeit und Ihrer Unschuld zweifeln - was ich ohnehin schon tue. Nichts, was Sie bisher gesagt oder getan haben, hat mich vom Gegenteil überzeugt. Ich habe Sie sogar mehrfach aufgefordert, mir bei den Ermittlungen zu helfen und mir zu sagen, was Sie wissen. Doch dem sind Sie bislang geschickt ausgewichen. Ich muß sagen, Sie sind wirklich ein Meister der Ablenkung!"

Nathalie setzte ein spöttisches Lächeln auf, hob die Hand und ließ einen Finger knapp über einer Schaltfläche schweben, ohne sie jedoch zu berühren.

"Doch damit ist jetzt endgültig Schluß! Entweder, Sie lassen sich sofort den wahren Grund, warum diese Dinger an Bord sind, einfallen und erklären mir auch, was Sie mit dieser Bolzengeschichte zu tun haben,...

Oder ich sperre Sie anstelle des armen Charly in ein Kraftfeld, aus dem Sie so schnell nicht wieder befreit werden!"

"Hmm, wenn wir Glück haben, sind wir mit dem Stationscomputer verbunden..." Isweda hatte sich mittlerweile an die Helligkeit, aber auch an die überraschende Reaktion von Nathalie gewöhnt und ziepte auf dem Terminal, der immer noch in seiner Reichweite am Tisch stand, herum "....OK, Treffer, hier sieh selber!" Kuno drehte den Bildschirm Nathalie entgegen. Das "Du" hatte er bewußt verwendet und ebenso stark betont, wie Nathalie eben ihr "Ihnen".

"Der von mir geschilderte Vorfall hat sich tatsächlich zugetragen, schau im Schiffregister nach dem als Sanitätsschiff gemeldetem ehemaligem Frachter 'Iodetis'. Er wurde in "Hippokrates" umgetauft, als er von einer Investorengruppe zum privaten Sanitätsschiff umgerüstet wurde!"

Isweda hatte sich bei diesem Satz erhoben und die zwei Schritte auf den gläsernen Behälter mit dem schwarzem, pochendem Herzen zurückgelegt. Ob Natty dies so deutete, daß Kuno die von ihr gewählte Fluchtdistanz wahren wollte, um ihr Zugang zum Terminal zu ermöglichen? Jedenfalls näherte sie sich dem Terminal und sah sich die von Kuno aufgerufenen Daten näher an, nicht ohne gelegentlich einen Blick auf Isweda zu werfen.

"Mein Name müßte auf der Liste der Crewman stehen, als Techniker..." Isweda schob das Glas mit einer Hand soweit auf den Rand, daß es beinahe - aber nur beinahe - herunterstürzte, Nathalie hatte zwar seine Bewegung bemerkt, war aber anscheinend zu sehr mit dem Schiffsregister beschäftigt, um zu sehen was Kuno mit dem Glas anstellte.

"Wenn du etwas weiter suchst, dann wirst du die "USS Gendra" finden, ein Tiefenraumforschungsschiff der Föderation, sie hatten damals unser Hilfeersuchen abgelehnt, da ihnen eine schnelle Heimkehr wichtiger war, als unser Notruf! Daß wir von den Cardassianern keine Hilfe bekommen konnten, nun das konnten wir fast noch verstehen, aber ein Schiff der Föderation, nur wenige Stunden von unserer Position entfernt....." Isweda hielt das Glas nun nur noch mit einem Finger vom Herunterfallen ab. Würde er diesen Finger vom Glas nehmen, dann würde es auf den harten Schiffsboden fallen.

"....es gab später eine Verhandlung in der unsere gesamte Schiffsbesatzung als Zeugen gehört wurden, soweit ich es weiß, ist der damalige Captain der "Gendra" noch immer auf einer dieser "Besserungsanstalten" wie sie die Luxusgefängnisse der Föderation nennen!"

Kuno hob den Finger vom Glas. Für den Bruchteil einer Sekunde schien es so, als ob es stehen blieb, dann neigte es sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit und fiel mit einem unüberhörbarem Poltern zu Boden!

--- Krankenstation, inzwischen

Verwundert hatte die große Amerikanerin KWinh nachgesehen. Er schien irgendwie nicht ganz Herr seiner Sinne, wenn er so leicht zu erschrecken war, bzw. die Kontrolle über sich verlor. Niemand mochte es, wenn Dr. Rigero einen mit Beschlag belegte, aber deswegen sprang man ihm nicht gleich auf die Brust. Und erst recht nicht, wenn man doch so kompakt gebaut war wie der Grilmak.

Kopfschüttelnd wandte sich Shania nach einem kleinen Moment der Pause wieder ihrer Arbeit zu. Daß heißt, sie hatte vor sich wieder ihrer Arbeit zuzuwenden, als sich die Tür zum Büro des Arztes öffnete und er wieder zu ihr heraus kam. Auf seinem Gesicht lag ein Lächeln, als ob nie etwas gewesen wäre, auch wenn er sich für einen Moment unsicher umsah, ob KWinh nicht vielleicht doch noch anwesend war.

Wieder verstärkte sich ihr Verdacht, daß er entweder fremden Gesprächen lauschte oder den Raum samt dem Eingangsbereich überwachte, um im Falle eines oder mehrerer weiblicher Wesen sofort zur Stelle zu sein und ihnen aufzulauern, wie sie sein Verhalten im Stillen nannte.

"Misses Twillan, ich konnte eben Ihre Anwesenheit auf meiner bescheidenen Station gar nicht entsprechend würdigen und Sie hier in meinem Reich begrüßen, aber dieser...", er schien nach einem passenden Wort zu suchen, aber keines zu finden, "Grilmak ist ein so unhöflicher Flegel, daß ich mich lieber der rohen Gewalt gebeugt habe und mich zurückgezogen habe. Ich bin ein Mann des Geistes und nicht der Fäuste." Dabei sprach er das Wort Grilmak wie eine gerade neu entdeckte Seuche aus, während er seine Kleidung abklopfte und wieder in Ordnung brachte.

"Meine Hände sind sensibel und sanft, wie die Hände aller Künstler..." Trotzdem sie ihn nicht direkt ansah, bemerkte sie aus den Augenwinkel einen leicht taxierenden Blick, den er sich bei Frauen nie verkneifen konnte. Gleich würde er sie wieder darauf ansprechen, ob sie ihm nicht für eine seiner Holoskulpuren Modell stehen wollte und wahrscheinlich so lange drauf drängen, bis sie nachgab oder KWinh ihn wieder vertrieb. Sie beschloß die Konversation rechtzeitig in ihre Richtung zu lenken.

"Ich sagte Ihnen bereits, daß Sie mich nicht Misses nennen sollen. Diese Zeit ist vorbei. Miss genügt. Ich helfe Mister KWinh übrigens dabei, daß wir hier und an verschiedenen anderen Plätzen an Bord Bolzen einsetzen. Eine sehr wichtige Arbeit." Bei ihren eigenen Worten fiel ihr erst auf, daß sie gar nicht so recht wußte, wieso überhaupt so viele Bolzen fehlten. Irgendwie war sie der Unterhaltung geistig nicht ganz gefolgt und war mit ihren Gedanken eher beim Grilmak gewesen. Nun wußte sie gar nicht, ob bereits erwähnt wurde, woher dieser Bolzenmangel eigentlich stammte.

Doch ein Blick auf Dr. Rigero riß sie schnell wieder aus ihren Überlegungen und holte sie in die Realität zurück.

Die Augen des Arztes funkelten und Shania hatte das unbestimmte Gefühl, daß ihn diese Bolzen und ihre Arbeit auf der Krankenstation keinen Deut interessierten. Statt dessen schien er zu überlegen, wie er das Gespräch wieder in die von ihm gewünschte Richtung bringen konnte.

Shania flüchtete sich in eine wage Hoffnung. Wenn ihr Plan aufging, dann war sie in Sicherheit bis der Techniker mit neuen Bolzen zurückkehrte. Aber dann würde Sie jemand etwas schulden...

"Miss Jefferson ist ja so etwas wie eine Kollegin von Ihnen, nehme ich an und Sie haben Sie wohl auch schon kennengelernt", meinte sie und sah ihr Gegenüber fragend an. Dr. Rigero sinnierte einen Moment über den Namen und nickte dann leicht entrückt lächelnd. Die Afroamerikanerin schien einen sehr guten Eindruck bei ihm hinterlassen zu haben. "Sie arbeitet momentan wohl im Konferenzraum. Wären Sie bitte so nett ihr diese Bolzen vorbeizubringen...?"

Damit leerte sie dem erstaunten Doktor eine Handvoll Bolzen in die Innenfläche seiner automatisch aufgehaltenen Hände. Er sah etwas unglücklich dabei aus. "Miss Jefferson sprach übrigens sehr nett von Ihnen", fügte sie scheinbar beiläufig hinzu.

"Sie sprach über mich?" Die Miene des Trills hellte sich eindeutig auf und ein Lächeln lag auf seinen Lippen. Er war kein unattraktiver Mann und es stand ihm gut. Sein Körper straffte sich und nach dem Zusammenstoß mit dem Grilmak war er das erste Mal wieder ganz der alte. Es war unmöglich sein Interesse an der Psychologin zu übersehen.

"Ja und sie sprach wie gesagt, sogar sehr nett von Ihnen", meinte Shania und konnte sich ein Grinsen gerade noch verkneifen. "Es wäre nett von Ihnen, wenn Sie..."

"Selbstverständlich, werde ich Ihnen diese Arbeit gerne abnehmen und Miss Jefferson diesen kleinen Freundschaftsdienst erweisen. So etwas tut man unter Kollegen und Sie haben ohnehin alle Hände voll zu..."

Nach dem Zischen der Türe atmete Shania befreit auf und machte sich an die Arbeit die restlichen Bolzen an den mit dem Padd aufgespürten Stellen einzusetzen. Ihre Arbeit machte dabei erstaunliche Fortschritte und sie ertappte sich dabei, immer schneller und routinierter zu werden.

--- Turbolift

KWinh betrat den Lift und gab manuell die Fahrt zum darunterliegenden Deck ein. Die Computerstimme ließ sich wie erhofft nicht hören.

Als sich die Türen öffneten, verließ der Grilmak mit einem zufriedenen Lächeln den Lift, als er hinter sich ein knappes "Das werd ich mir merken!" vernahm. Das Lächeln verschwand augenblicklich aus seinem Gesicht.

--- Deck 3, Gänge

Zufrieden verließ Shalley ihr Quartier und blieb einen Augenblick stehen, um sich den Schiffsplan ins Gedächtnis zurückzurufen. Sie hatte die Ivory aufgesucht, um Anstellung gebeten und den Job bekommen. Dann hatte sie ihr Gepäck geholt und dem Ferengi, in dessen Bar sie einige Wochen gearbeitet hatte, mitgeteilt, daß sie kündigte. Sofort.

Etwas wie ein Knurren stieg in ihrer Kehle auf, als sie an den großohrigen Barmann dachte. Glaubte, sie habe seinen romulanischen Wein gestohlen! Inzwischen bereute sie es, einfach gegangen zu sein, anstatt ihre blumigen Drohungen wahrzumachen. Drohungen, von denen sie zu gerne herausgefunden hätte, ob man sie überhaupt wahrmachen konnte.

Ein wenig gereizt die Stirn runzelnd, orientierte sie sich und machte sie auf den Weg zum Turbolift. Die Krankenstation lag auf Deck 2, und Captain Monserat hatte angedeutet, der Arzt könne ihre Hilfe gebrauchen.

Auf dem Weg löste sie ihren Zopf und band ihn neu. Ihre Haare wuchsen so verdammt schnell seit einiger Zeit. Auch das reizte sie; ihre Mutter würde es auf ihre klingonische Herkunft zurückführen. Ihre Mutter würde alles auf ihre klingonische Herkunft zurückführen.

--- Deck 2, Konferenzraum

Zufrieden warf Ysara einen letzten Blick auf ihr Padd. Der letzte Bolzen war gesetzt, und sie hatte es geschafft, ihre Arbeit zu beenden, ohne versehentlich ein neues Loch in die Wand zu bohren und eine lebensnotwendige Leitung zu zerstören.

Nachdenklich blieb sie einen Augenblick stehen. Sie wäre gerne zu KWinh und Shania zurückgekehrt, aber dort wartete immerhin dieser Arzt auf sie. Der Grilmak hatte darauf hingewiesen, daß auch in den Quartieren Bolzen fehlten, aber die Vorstellung, bei wildfremden Leuten hereinzuplatzen und sich als Technikerin auszugeben, wirkte auf sie ebenfalls ein wenig suspekt.

Einen Augenblick lang schwankte sie - fremde Leute aufscheuchen oder den anstrengenden Rigero ertragen? - und entschied sich kurzerhand für die Quartiere.

Doch es kam anders. Sie hörte das Summen der Tür und fuhr herum.

"Oh. Hallo Doktor", begrüßte sie Rigero wenig erfreut. "Kann ich Ihnen helfen?" Nicht, daß sie ihm helfen wollte. Höchstens mit Beruhigungsmitteln.

"Miss Jefferson!", rief er freudig und stürmte auf sie zu. Unwillkürlich wich sie einige Schritte zurück und stieß mit dem Rücken gegen einen der Stühle, die um den breiten Konferenztisch aufgestellt waren. "Miss Twillan bat mich, Ihnen dies zu bringen."

Erstaunt streckte sie die Hand aus. Der Arzt reichte ihr etwas, daß sich als ein Haufen Bolzen entpuppte, und seine Chirurgenfinger verweilten eine Sekunde zu lange auf ihrem Handgelenk. Ärgerlich runzelte sie die Stirn.

"Ich habe genug Bolzen. Was soll ich damit?", fragte sie scharf.

Er lächelte und trat noch einen Schritt näher. Andere Frauen hätten es als charmantes Lächeln bezeichnet. Ysaras Laune verschlechterte sich, während sie einen weiteren Schritt zurücktrat. Der Stuhl hinter ihr schob sich mit hörbaren Knarren weiter in Richtung des Tisches.

"Wußten Sie, daß Sie eine sehr schöne Frau sind?"

Sie starrte ihn an. Er konnte das nicht wirklich ernst meinen. "Das weiß ich, in der Tat", erwiderte sie spitz. "Und ich muß jetzt weiterarbeiten. Wenn Sie mich entschuldigen würden ..."

Sie versuchte sich an ihm vorbei in Richtung Tür zu drängen, doch er faßte sie an der Schulter. "Miss Jefferson ... Ysara, nicht wahr? Ihr Gesicht würde sich wunderbar machen, festgehalten in einer Skulptur in schwarzweiß, umgeben von ..."

Seine Stimme wurde vertraulich, leiser. Ysaras Augen verengten sich zu Schlitzen. Sie war plötzlich überzeugt davon, daß Shania hinter diesem Attentat steckte. Wahrscheinlich hatte sie selbst kalte Füße bekommen in Anwesenheit dieses Mannes.

Die Afroamerikanerin wollte gehen, doch er hielt sie weiterhin fest. Energisch machte sie sich los.

"Aber Ysara, was haben Sie denn?" In seinem Gesicht lag Verwirrung, fast etwas wie Enttäuschung. "Miss Twillan sagte mir, daß Sie mich mögen. Ich dachte, wir könnten uns vielleicht mal treffen, denn ich finde Sie auch sehr sympathisch." Er griff erneut nach ihrer Schulter ...

... und landete am Boden.

"Jetzt wissen Sie, glaube ich, ob ich Sie mag." Ysara zitterte fast. Sie konnte Körperkontakt nicht leiden, und erst recht nicht mit diesem Arzt. Hastig atmete sie ein paar Mal ein und wieder aus, um sich zu beruhigen.

"Ich hoffe, ich habe Ihnen nichts getan. Kommen Sie, ich bringe Sie zurück auf die Krankenstation."

Sie hielt ihm eine Hand hin, die er zögerlich ergriff. Energisch zog sie ihn hoch und legte seinen Arm um ihre Schulter. Er war mit dem Hinterkopf hart aufgekommen, und es sah aus, als mangele es dem Mann ein wenig an Gleichgewicht.

Jetzt machte ihr der Körperkontakt allerdings nichts mehr aus. Sie grinste gehässig. Ein Bewerber weniger.

"Kommen Sie."

--- Deck 2, Gänge

Es war nicht weit bis zur Krankenstation, nur wenige Meter. Kaum hatten Sie den Raum verlassen, nahm Rigero bereits seinen Arm weg und entfernte sich ein wenig von ihr. Er schwieg jetzt beharrlich.

Ysaras gute Laune war wieder hergestellt.

--- Turbolift, inzwischen

"Deck 2!", befahl Shalley scharf, als sie den Lift betrat.

"Nana, nicht so ruppig!", erklang eine süffisante Frauenstimme. Sie fuhr herum, sah aber niemanden. Was war das für ein wahnsinniges Schiff, auf dem der Computer so eine Stimme hatte?

"Halts Maul!", fuhr sie die Decke an und wartete ungeduldig, bis sie Deck 2 erreichte. Das konnte ja heiter werden. Fehlte nur noch, daß das Schiff von Klingonen bevölkert war. Sie hätte nicht übel Lust gehabt, wieder zu verschwinden, hätte sie die Möglichkeit dazu gehabt. Aber auf dieser Starbase legten in letzter Zeit nicht viele Schiffe an.

Endlich! Der Lift stoppte.

Der Computer wagte tatsächlich noch einen Kommentar "Viel Spaß noch!"

--- Deck 2, Gänge

Shalley fuhr herum, doch die Tür schloß sich bereits, und letztendlich konnte sie den frechen Ton der Stimme ohnehin nicht unterbinden.

Gespannt schlug sie zielstrebig den Weg in Richtung Krankenstation ein. Der medizinische Offizier auf ihrem letzten Frachter hatte sich als ziemlich nett erwiesen und ihr viele nützliche Dinge beigebracht. Nicht, daß sie sich sonderlich für Medizin interessierte; allerdings war es das einzige, was sie konnte.

--- Krankenstation

Kopfschüttelnd betrat KWinh die Krankenstation, wo Shania schon auf ihn wartete. Er stellte die Tasche auf den Boden und öffnete sie.

"So, ich denke, das sollte reichen. Ich bin Ihnen vielleicht eine Erklärung schuldig zu dem was vorhin passiert ist. Ich hatte in den letzten Tagen sehr wenig Schlaf und bin nicht dazu gekommen, zu meditieren. Daraufhin läßt meine Konzentrationsfähigkeit zu wünschen übrig. Ich bin erschrocken, weil ich den Doktor nicht kommen hörte und handelte einfach instinktiv. Daß ich ihn nicht hörte, liegt vielleicht auch daran..."

Er schaute jetzt etwas verlegen Shania an. "... aber sagen Sie es bitte nicht weiter. Ich wäre nicht besonders gut. Normalerweise habe ich keine Probleme damit, aber heute kommt einfach alles zusammen. Ich käme normalerweise nie auf die Idee, jemanden anzugreifen, weil ich Gewalt nicht mag und freiwillig nicht anwende. Außerdem war die Ausführung grottenschlecht, mein Vater hätte mich ausgelacht, weil ich mich so tölpelhaft angestellt habe."

KWinhs unschuldiges Lächeln quittierte die blonde Frau mit einem Lachen. Beide machten sich wieder an die Arbeit.

"Hätten Sie zum Abendessen lieber etwas Warmes oder Kaltes? Nachdem Sie erwähnten, daß Sie keinen Fisch mögen, frage ich lieber vorher, da mein erster Menuvorschlag mein Äquivalent zum terranischen Sushi gewesen wäre."

Rigero ein Stückchen hinter sich, betrat Ysara die Krankenstation. Sie hörte gerade noch die letzten Worte KWinhs. "Da bin ich wieder!" verkündete sie fröhlich. "Danke, Miss Twillan, daß Sie den Doktor vorbeigeschickt haben. Ich hatte fast keine Bolzen mehr!"

--- Deck 2, Gänge

Von weitem bereits sah die Shalley das Schild, das eine Tür als Eingang zur Krankenstation auswies. Sie schloß sich gerade hinter einem hübschen jungen Mann. Ohne ihre Schritte zu beschleunigen ging sie darauf zu. Die Tür öffnete sich erneut.

--- Krankenstation

Einen Augenblick blieb sie stehen, um sich umzusehen. Eine menschliche Frau und ein Romulaner standen mit technischen Geräten in der Hand an der Wand; automatisch lächelte sie den Romulaner an, als sie grüßend nickte.

Die anderen zwei, offensichtlich gerade eingetroffen, waren eine schwarze Frau mit langen Zöpfen und ein Trill, der, dessen Rücken sie eben noch gesehen hatte.

"Hallo" Sie nickte ihnen allen zu. "Mein Name ist Shalley; ich bin der Krankenstation zugeteilt worden. Wer von Ihnen ist Doktor Rigero? Sie, nehme ich an?"

Sie hatte den rotäugigen Romulaner angesprochen. Nicht, weil er wie ein Arzt aussah, sondern eben, weil er Romulaner war. Von Kindesbein an hatte jeder von ihr erwartet, daß sie als Klingonin Romulaner hassen müßte. Da nichts dergleichen vorlag, hatte sie beschlossen, diese Rasse besonders zu mögen.

--- Deck 3, Quartier 5, inzwischen

Natty schreckte auf und sah das zerbrochenen Glas am Boden liegen, bemerkte jedoch noch bevor sie eine weitere Handlung vornehmen konnte, das kleine Kraftfeld um die zerbrochenen Reste des Glases. Kuno nutzte die Schrecksekunde für eine Fortsetzung seiner Erklärung.

"Wie du siehst, ist im Boden eine ringförmiggenetische Abschirmleitung mit einem Ebene drei Kraftfeld gekoppelt, die Energie erhält das Ganze von einer Energiezelle aus einem Phaser der Klasse zwei...." Das Kraftfeld schrumpfte zusehends, schien aber nichts an seiner Stärke einzubüßen.

"...ein anaphasischer Vertionstrom sorgt dafür, daß das Feld beständig kleiner wird und den Inhalt förmlich zerquetscht. Ich kann jetzt nur hoffen, daß sich hier an Bord keine dieser Spinnen befindet und du zufrieden bist, daß du mich dazu gezwungen hast, das beste Gegenmittel gegen sie zu vernichten." Kuno sah mit traurigen Augen direkt in Nattys Gesicht.

"Zugegeben, die Dekoration war wirklich übertrieben, aber es sollte dich davon abhalten Heimlich in fremde Taschen zu Greifen, wenn du etwas wissen willst, dann frag das nächste Mal einfach! Und in Bezug mit den Bolzen, da bin ich genauso ratlos wie du!" Isweda schaute bei einem "Ssssqatsch" auf die Reste, die das Kraftfeld von dem Glas hinterlassen hatte.

"Ich soll Verdächtige einfach fragen? Na, ob die mir wirklich jedesmal die Wahrheit erzählen bezweifle ich doch sehr. Erfolgversprechender ist da eher die Injektion von Drogen oder die gute alte Foltermethode! Wenn es dir allerdings lieber ist, dich einer meiner berüchtigten Folterungen zu unterziehen, dann können wir das gerne machen!" Hatte Nathalie wirklich gerade wieder zum "Du" gewechselt? Sie biß sich verärgert auf die Zunge und hoffte, Kuno hatte diesen kleinen Ausrutscher nicht bemerkt.

Um Kuno abzulenken, wies Nathalie auf die Reste des zerbrochenen Glases und fuhr fort: "Und was Ihre "Lieblinge" angeht - wieso zum Fek'Ihr schleppen Sie bloß so gefährliche Dinge an Bord und riskieren eine Verseuchung, indem Sie einen der Behälter zerschmettern?

Das Kraftfeld hätte genausogut eine Funktionsstörung haben können oder einen Energieausfall! Haben Sie Hohlkopf auch an diese Möglichkeit gedacht?!" Nathalie brüllte fast bei diesen Worten und Kuno wich zur Sicherheit ein paar Schritte zurück.

"Die anderen Gläser werde ich lieber konfiszieren! Damit Sie damit nicht noch irgendeinen Unsinn anstellen können!" Mit diesen Worten fing Nathalie an, alle Behälter im Quartier einzusammeln und stellte sie auf den Tisch, wobei sie das unangerührte Essen mit einem bedauerndem Blick darauf beiseite schob. Der bedauernde Blick galt aber auch nur ihrem Essen und nicht dem Gagh, von denen einige bereits munter über den Tisch krabbelten.

Kuno wollte protestieren und näherte sich Nathalie, um sie daran zu hindern. Nathalie hielt nur kurz inne und warf einen vernichtenden Blick auf die Hand, die sich ihrem Unterarm näherte. "Wenn Sie es wagen, mich anzurühren, werden Sie die nächsten Monate in einem Rehabilitationszentrum für Schwerverletzte verbringen!"

Rasch zog Kuno seine Hand zurück. "Hör mal, Natty, das geht..."

"Doch, das geht!", fuhr Nathalie ihn an. "Natürlich können Sie sich beim Sicherheitschef oder auch gleich beim Captain beschweren. Und ich bin mir sicher, beide wären sehr interessiert an ihrer Begründung, diese Dinger hier an Bord zu bringen und zu halten. Aber vorerst werde ich sie in sicheren Gewahrsam nehmen!"

Schließlich hatte Nathalie alle Gläser auf den Tisch gestellt. Nur mit dem letzten Glas hatte sie ein wenig Platzprobleme, denn ein kleiner Gagh belegte die letzte frei Stelle. Nach kurzem Zögern plazierte sie das Glas schließlich mit festem Druck auf dem ekligen Wurm, von dem dabei nur noch eine kleine, glitschige Spur übrigblieb.

"Computer, beame alle Behälter in Lagerraum sechs und umschließe sie mit einem Kraftfeld der höchsten Sicherheitsstufe! Sperre die Deaktivierungssequenz für alle Crewmitglieder außer mir und No'Orba!"

"Wenn's nur das ist, okidoki!", schallte die Computerstimme fröhlich.

Damit wandte Nathalie sich wieder Kuno zu, der mißmutig zusah, wie die Gläser samt Inhalt sich auflösten.

"Daß ich Sie aufgrund mangelnder Beweise noch immer nicht verhaften kann, heißt noch lange nicht, daß Sie mir davonkommen! Seien Sie versichert, ich werde Sie genau beobachten!", drohte Nathalie und warf Kuno eine langen Blick zu. Dann drehte sie sich um und verließ das Quartier.

--- Deck 3, Quartier 12

Nach einer Weile war Clint eingeschlafen und hatte zu träumen begonnen. Der Traum erschien ihm so real, als würde er die Geschehnisse auf der Annodussa noch einmal durchmachen.

Tanaka Oda stand vor ihm und appellierte an seine Vernunft. "Sie sind genauso ein Sklave wie wir alle hier, Clint. Es wurde Zeit, daß etwas unternommen wird", rief er und in seinen Augen funkelte es fanatisch.

"Und Sie sind ein Narr Tanaka. Was gedenken Sie jetzt zu tun? Über die Hälfte der Sicherheit ist auf der Seite des Captains, sie haben die Waffen. Selbst wenn Sie Waffen erbeuten sollten, wird sich der Captain mit dem Rest auf der Brücke verschanzen. In spätestens einer halben Stunde werden sie Ihr Störfeld beseitigt haben. Und dann werden nicht nur Sie für Ihr Handeln büßen müssen", erwiderte Clint im ruhigen aber bestimmten Tonfall.

"Ich handle nicht alleine. Im Augenblick führen noch andere Besatzungsmitglieder an anderen Stellen des Schiffs Sabotagen aus. Wenn Sie sich uns anschließen, verrate ich Ihnen Details." Tanaka sah Clint dabei mißtrauisch an, da dieser in der Sicherheit tätig war und man nicht genau wußte, wem gegenüber er loyal war.

Schließlich sprach der Halbbreen aber gelassen: "Arley der Bordarzt, Devon der Steuermann und noch einige mehr aus dem Technikerteam."

Tanaka sah aus als wollte er Clint trotz der Phaserpistole, die auf ihn gerichtet war, anspringen. Als Clint diese jedoch drohend hob, hielt er sich zurück und spuckte jedes Wort verächtlich aus: "Sie mieser Verräter! Was weiß der Captain?"

"Weniger als ich. Mutmaßungen und Verdächtigungen, das ist alles", entgegnete Clint und hielt dem Blick Tanakas stand.

Es folgte eine kurze Pause in der Tanaka Clint genauestens musterte und schließlich sprach: "Sie haben sich beim Captain nie was zu schulden kommen lassen, aber ich weiß, daß Sie die Situation an Bord genauso wenig tolerieren wie ich. Sie tun so, als wären Sie nur auf Ihren eigenen Vorteil bedacht, aber ich weiß, daß Sie ..."

Eine Erschütterung riß sie von den Beinen. Tanaka wollte die Situation ausnützen und Clint den Phaser entreißen. Dieser war aber schnell genug wieder auf den Beinen und hielt ihn weiterhin in Schach.

"Das war Devon! Er hat die Steuerkonsole manipuliert und die Triebwerke überlastet. Clint verdammt, ich ...."

--- Krankenstation

Teils erheitert, teils unwillig hatte der Grilmak das Eintreffen der drei Personen beobachtet. Warum war der Doktor eigentlich mit Ysara unterwegs? War der nicht eben noch in sein Büro gegangen?

Seinem Gesichtsausdruck zufolge, war aber das Zusammentreffen der beiden für ihn nicht sehr erfreulich abgelaufen. Ysaras Bemerkung in Richtung von Shania erklärte, warum das passiert war. Wahrscheinlich war dieser Doktor im Moment nicht gerade die beliebteste Person in diesem Raum.

Und dann auch noch diese kleine Klingonin. Sie hatte ihn ganz unklingonisch freundlich begrüßt. Das war ihm vor allem wegen seines fast romulanischen Äußeren sehr suspekt. Er würde sich vor dieser Frau in Acht nehmen, beschloß er.

"Ich grüße Sie, Shalley. Nein, ich bin nicht der Doktor." KWinh deutete auf den Trill: "DAS ist Doktor Rigero."

Der Doktor schaute sich verwundert um und fixierte Shalley mit seinen Blicken. Ein süffisantes Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit und die Fehlschläge der letzten Stunden schienen vergessen zu sein. "Shalley heißen Sie? So kommen Sie doch her! Zieren Sie sich nicht so! Ich bin ja überaus froh, daß ich endlich Verstärkung bekomme und dann auch noch so eine Wunderhübsche."

Er schlang den Arm um Shalley, die sich das völlig überrumpelt gefallen ließ und dirigierte sie in Richtung seines Büros. "Das sage ich natürlich nur vor künstlerischem Hintergrund. Wissen Sie, daß Sie ein UNGLAUBLICH forderndes Profil haben? Ich kann mir das sehr gut in einer Staue verewigt vorstellen und..."

Damit schloß sich die Tür seines Büros hinter Doktor und der Klingonin und ließ drei sich verdutzt anschauende Personen zurück.

--- Büro des Doktors

"Was fällt Ihnen ein, mich so durch die Gegend zu zerren!", fuhr Shalley den Mann an, kaum daß sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte.

Sie stürmte drohend auf ihn zu, und Rigero hob beschwichtigend die Hände. "Aber, aber! Das dürfen Sie nicht persönlich nehmen, aber ich war so ... überrascht ... nahezu fasziniert als Sie eintraten! Ich hoffe, ich bin Ihnen nicht zu nahe getreten!"

Shalley wußte nicht, daß diese relative Zurückhaltung des Arztes auf einem peinlichen Zufall im Konferenzraum beruhte, und gab sich mit der Antwort zufrieden.

"Na gut." Unschlüssig blieb sie einen Augenblick stehen. "Damit Ihnen das klar ist, mein Profil ist mir vollkommen egal, und ich will hier nur in Ruhe arbeiten!"

"In Ordnung, natürlich." Der Doktor entfernte sich ein Stück und strich sich dabei das ein wenig unordentliche Haar aus der Stirn. Er wirkte, als habe er einen Kampf hinter sich.

"Also dann", Shalley wollte den Raum so schnell wie möglich wieder verlassen, "was soll ich machen?"

Er zögerte einen Augenblick. "Nun, eigentlich gibt es momentan nicht viel zu tun... es sind noch nicht viele Besatzungsmitglieder an Bord, und ich arbeite mich gerade ein wenig ein ..."

Sie runzelte die Stirn. Das Letzte was sie wollte war, herumzusitzen. "Es muß doch irgend etwas zu tun geben", drängte sie ihn und lief ein wenig auf und ab. "Was ist mit der neuen Besatzung? Bestehen bereits Karteien? Wollen Sie welche anlegen?"

"Jetzt wo Sie es sagen, fehlen noch einige Daten, ja." Er griff nach einem Padd, plötzlich, wie sie zufrieden feststellte, ganz der routinierte Arzt, und studierte es. "Miss Jefferson habe ich mir bereits angesehen. Von Mr. KWinh fehlen beispielsweise noch Daten. Das ist der nette Mann, der dort draußen Bolzen in die Wand schlägt und Miss Twillan, in seiner Begleitung, müßte ihre Akte ebenfalls auffrischen."

"Wunderbar, ich werde mich gleich darum kümmern." Zufrieden rieb sie sich die Hände und ließ den Doktor stehen. Bei so einem aufdringlichen Kerl, falls sie ihn richtig einschätzte, half nur purer Aktionismus. Und da er scheinbar nicht gerade Führungsqualitäten besaß, würde sie ihn schon in die richtige Richtung lenken.

--- Deck 3, Quartier 12

Ein leises Surren weckte Clint. Er sah sich in dem Quartier auf der Ivory um und schaltete sein Scannergerät aus, welches er auf Wecken gestellt hatte. Die Raumtemperatur betrug immer noch -50°C und begann selbst für Clint, dessen Vorfahren Breen waren, unangenehm zu werden. "Computer! Erhöhe die Raumtemperatur auf 10°C", rief er zur Decke.

Ohne die üblichen Faxen führte der Computer seinen Befehl aus und im Quartier bildete sich zunächst Nebel, bis auch dieser sich auflöste. Clint ging in das kleine Badezimmer und wusch sich das Gesicht mit eiskaltem Wasser. Der Spiegel war beschlagen, was im 24th Jahrhundert seltsam war, anscheinend handelte es sich um eine Antiquität. Er wischte den Spiegel ab und betrachtete sein Gesicht.

Die grauen Strähnen bildetet einen starken Kontrast zu dem den sonst schwarzem Haar. Glücklicherweise hatte er von den Terranern keinen Bartwuchs geerbt. Er erledigte seine Morgenhygiene und trat in sein Quartier zurück. Während er sich um schaute, kam ihm der Gedanke es seinen persönlichen Neigungen entsprechend einzurichten.

Da er nicht darauf hoffen konnte bald eine sinnvolle Beschäftigung zu finden solange die Ivory an der Starbase angedockt war, entschied er sich dafür. Zuerst ging er zum Replikator und bestellte sich ein proteinreiches Getränk. Danach nahm er ein paar Eingaben vor und stellte eine Verbindung zwischen der Datenbank seines Scanners und dem Replikator her, worauf auf der Materialisationsfläche ein paar Gegenstände erschienen.

Als erstes nahm er einige Plakate. Es waren hauptsächlich Panoramabilder einiger vulkanischer Landschaften, berühmte vulkanische Gelehrte und einige frühvulkanische Malereien. Sie verliehen dem Raum etwas mehr Tiefe und Charakter. Des weiteren entnahm er dem Replikator Nachbildungen von vulkanischen Larafett-Lampen, die er im Raum strategisch verteilte und den Computer anwies die Deckenbeleuchtung auszumachen.

Schließlich replizierte er noch eine Statue aus schwarzem Basalt die einen Sehlat, ein bärenähnliches Geschöpf mit langen Krallen, darstellte und plazierte sie auf einem schmalen ebenfalls replizierten Standfuß, der mit vulkanischen Symbolen verziert war. Bevor sich der Captain über den plötzlichen Energiebedarf aus seiner Kabine aufregen konnte, beließ er es dabei und nickte zufrieden.

--- Deck 3, Gänge

Während Nathalie den Gang hinunterlief zum nächsten Turbolift, wandte sie eine beruhigende, mentale Übung an, um ihr aufgebrachtes Inneres wieder abzukühlen.

Das "Gespräch" mit Kuno - falls man die merkwürdigen Vorfälle in seinem Quartier so nennen kann - hatte Nathalie nicht weitergeholfen. Sie hatte zwar vorab sich schon gedacht, daß es nichts bringen würde, schließlich erzählte der Schuldige niemals freiwillig und der Unschuldige hatte einfach nichts zu erzählen, aber Nathalie hatte doch gehofft, daß sie wenigstens ihren knurrenden Magen endlich besänftigen konnte.

Statt dessen hatte sie gefährliche Spezies gefunden, und dieser Fund ließ Isweda zunehmend zum Hauptverdächtigen werden. Nathalie erwischte sich bei dem Gedanken, daß Kuno hoffentlich nicht der Täter war.

Doch es gab noch andere Möglichkeiten, Nathalie brauchte nur noch mehr Informationen. Doch als erstes sollte sie doch den armen Charly aufsuchen, der noch immer in einem der Lagerräume gefangen war.

'So viel Arbeit! Ich glaube, heute komme ich wohl nicht mehr zum Essen! Hoffentlich sind nicht alle Tage so...', dachte Nathalie seufzend und betrat den Turbolift, mit dem sie zu Deck 5 fuhr.

--- Deck 3, Quartier 12

Nun hatte Clint wieder nichts zu tun. Er überlegte sich noch, ob er vielleicht einige Bücher studieren sollte, hatte dann aber eine bessere Idee. Es wurde Zeit die Mannschaft etwas besser kennen zu lernen um sich ein besseres Bild über die Verhältnisse an Bord zu machen. Da der überwiegende Teil der Crew jedoch seltsamerweise Neuanwerbungen waren, würden sich viele gegenseitig noch nicht kennen. Der Bordarzt jedoch, Dr. Rigero, würde aber die meisten wenigstens einmal gesehen haben.

Als er sich den Arm gebrochen hatte, wollte er ihn schnell loswerden um einen Teil der Crew in der Mannschaftsmesse anzutreffen. Jetzt erschien er ihm jedoch als eine wertvolle Informationsquelle, vor allem weil er scheinbar recht gesprächig war.

Kurz entschlossen verließ er sein Quartier und machte sich auf den Weg zum Turbolift.

--- Krankenstation

Shalley hatte kaum zwei Minuten im Büro verbracht, und als sie wieder herauskam, fand sie die Lage unverändert vor. Sie steuerte direkt auf diesen Romulaner zu und lächelte ihn strahlend an.

"Mr. KWinh! Es besteht noch keine Krankenakte von Ihnen! Doktor Rigero wies mich an, mich sofort darum zu kümmern! Setzen Sie sich auf das Biobett dort, es wird nicht lange dauern!"

Mal wieder aufs Höchste amüsiert beobachtete Ysara den Vorgang. Die merkwürdige Klingonin war in den Raum gestürmt, darauf ins Büro, sofort wieder heraus und hatte sich gleich einen Arbeitsauftrag besorgt, der sich ausgerechnet um Mr. KWinh drehte, der mittlerweile ohnehin wirkte, als könne er ein wenig Ruhe gebrauchen.

"Ein Jammer, daß die junge Dame nicht Sie in die Finger gekriegt hat", wandte sie sich an Shania, ohne sich umzusehen, und so trocken wie die äquatorialen vulkanischen Wüsten. "Nachdem Sie es so ungeheuer lustig fanden, mir den Doktor auf den Hals zu hetzen, hätten Sie ein wenig Strafe verdient. Glücklicherweise", setzte sie schadenfroh hinzu, "bestehen von mir bereits Daten."

Betont wandte sie sich ihrem Padd zu. "Sehr weit sind Sie ja nicht gekommen", kommentierte sie noch beißender, während sie einen Bolzen aus ihrer Umhängetasche nahm und zur hinteren Wand hinüberlief, die an ihr eigenes Büro grenzte.

Unauffällig spähte sie zu dem Grilmak hinüber, der noch immer bei der Klingonin weilte, wohl ebenso überrumpelt wie sie bei ihrem Erstkontakt mit Rigero, und erwartete gespannt seine Gegenwehr. Arztbesuche schien hier keiner zu mögen.

Verwundert sah der Grilmak die Klingonin an. Sie hatte vor wenigen Augenblicken erst ihren Dienst angetreten und schien schon dem Doktor nacheifern zu wollen. Auch schien Ysara nicht besonders erfreut zu sein, daß Shania den Doktor zu ihr geschickt hatte. Das konnte ja noch interessant werden, bis sie mit den Arbeiten fertig waren.

"Meine liebe Miss Shalley, ich habe, genau wie Miss Twillan keine Zeit, um mich im Moment untersuchen zu lassen. Wir sind gerade dabei, unser aller längerfristiges Überleben dadurch zu sichern, daß wir das Schiff am Auseinanderbrechen hindern. Also sehen Sie sicher ein, daß es besser ist, wenn ich morgen zu Ihnen komme, um mich untersuchen zu lassen.

Ich danke Ihnen für Ihr Verständnis." Mit dieser Floskel, die er von einigen Terranern gelernt hatte, drehte er sich zu Shania um, damit sie das weitere Vorgehen abstimmen konnten.

'Ich danke Ihnen für Ihr Verständnis?' Einigermaßen überrumpelt starrte Shalley auf den Rücken des Mannes. Es sah aus, als wolle er Streit, wenn er sich so arrogant verhielt. Nun, die meisten Romulaner wollten Streit, aber bisher hatten die meisten von Ihnen nachgegeben, vor allem, wenn sie keine Waffen trugen. Wieder so etwas, was sie ständig wütend machte. Warum glaubte jeder, sie habe ein Bath'let unter ihrer - terranischen - Bluse versteckt?

Energisch straffte sie die Schultern. Sie würde sich von so einem nicht aus der Ruhe bringen lassen - wobei sie sich bei diesem Wort nicht bewußt war, daß ihr Zustand kaum ruhig zu nennen war.

"Wenn Sie glauben, daß ein kurzer Scan uns töten wird, bitte schön", kommentierte sie düster und wartete nicht ab, um zu sehen, ob ihr Gesprächspartner sich erdreistete, ihr weiter den Rücken zuzudrehen.

Kurzerhand drehte sie um und marschierte zur nächsten Konsole, um die Krankenakten aufzurufen. Es würde ja wohl noch mehr Leute auf der Ivory geben, die untersucht werden mußten. Und für so eine Kleinigkeit würde sie mit Sicherheit nicht erst den Doktor zu Rate ziehen!

Ein kurzer Blick verschaffte ihr die nötigen Informationen. Dabei sprach sie weiter. "Wenn Sie beide uns also gerettet haben", fuhr sie noch einmal den Romulaner an, "könnten Sie ja noch einmal hier vorbeischauen, damit wir die nötigen Daten haben, bei Gelegenheit Sie zu retten!"

Über Shania Twillan bestand bereits eine Datei, also die andere Frau, die sich bisher schweigend verhielt, benötigte jedoch eine Auffrischung. Zwei Frauen namens Ysara Jefferson, Afroamerikanerin - die schwarze, ebenfalls arrogante? - und Nathalie Connor hatten bereits erste Scans über sich ergehen lassen. Sonst sah die Klingonin noch einige neue Crewmitglieder, deren Untersuchung auch noch ausstand. Allen voran ein gewisser Ahm-tor Clint, ein Sean Wallace, ein Marc O'Leary und ein Kuno Isweda. Sie beschloß mit den Vieren den Anfang zu machen.

"Krankenstation an Mr. Clint, Mr. Wallace, Mr. O'Leary und Mr. Isweda. Begeben Sie sich sof ..." Sie unterbrach sich. "...bitte für die nötigen Checks auf die Krankenstation, sobald Sie Zeit dafür haben."

Ein wenig ärgerte sie sich immer noch. Sie ahnte, daß die Reise anstrengend werden würde - für sie und die restliche Besatzung.

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