Ivory Cronik 3

Sicherheitsalarm!

--- Ivory, Mannschaftsmesse, Tisch 3

Wenn es sich bei KWinh um einen Romulaner handeln sollte, dann würde dieser nicht lange zögern und auf diese fortgesetzte Beleidigung reagieren, in welcher Form, das war schwer zu sagen. Sollte es sich bei KWinh um keinen reinrassigen Romulaner handeln, wovon Kuno ausging, dann konnte Isweda nur hoffen, daß KWinh als 'Bastard' genug Verachtung von der Hälfte seines Volkes zu spüren bekommen hatte, daß KWinh ähnlich über Romulaner dachte, wie Isweda. Und die Chancen standen gut, denn in der Regel wurden Mischlinge von Romulanern und anderen Rassen vom Romulanischen Volk nicht geduldet.

Überrascht musterte Ysara den asiatisch anmutenden Mann, der seinen Platz auf halbem Weg zum Replikator nicht verlassen hatte und dessen Reaktion auf KWinh dermaßen heftig war. Ganz offensichtlich konnte er Romulaner nicht leiden, und es erleichterte sie ein wenig, daß KWinh, den sie als sehr freundlich kennengelernt hatte, nicht zu dieser Rasse zählte und daher hoffentlich keinen Streit mit diesem Isweda bekommen würde.

Sie kannte diese Art von Reaktion; Rassenhaß war nicht gerade ein Symptom, daß selten in diesem Quadranten auftrat. Einen Augenblick lang überlegte sie, ob sie die Situation entschärfen könnte, und wandte sich dann wieder der jungen Frau zu ihrer Rechten zu.

"Wie Mr. KWinh gerade andeutete, bin ich ebenfalls neu. Ich werde auf dieser Reise für Ihr geistiges Wohl verantwortlich sein." Sie zwang sich bei diesen Worten, nicht Isweda anzusehen. "Außerdem hoffe ich, ein wenig auf der Krankenstation zur Hand gehen zu können. Ich versuche, mich auf diesem Gebiet fortzubilden, da es mit meiner Arbeit zusammenhängt."

Interessiert musterte sie Miss Connor, die sie spontan der Kategorie Navigation oder Kommunikation zuordnete. Eine hübsche Frau; offensichtlich eine Terranerin, auffällig ihr - für Ysaras Geschmack - pompöser Goldschmuck.

"Welchen Posten nehmen Sie denn ein?" Aus den Augenwinkeln betrachtete die Afroamerikanerin KWinh und erwartete seine Reaktion.

--- SB 185, Andockschleuse 5, inzwischen

Die Sekunden verstrichen und Sean kamen sie wie Stunden vor. Gerade als er nochmals die Person am anderen Ende der Leitung ansprechen wollte, tönte aus dem Lautsprecher "Man wird Sie gleich abholen. Gedulden Sie sich noch einen Augenblick."

Einen Moment lang fiel die ganze Anspannung von Sean. 'Die erste Hürde habe ich wohl genommen. Doch wie geht's weiter beim Captain? Und wer holt mich ab?

Oh nein, jetzt habe ich ganz vergessen zu erwähnen, warum ich den Captain sprechen wollte. Bestimmt kommt jetzt ein Sicherheitsteam und führt mich direkt ab.' Sean wurde sichtlich nervöser.

'Falls ich bis zum Captain komme, was ist das wohl für einer? Mag er die Föderation? Was hält er von Leuten, die nichts aber auch gar nichts mit der Föderation zu tun hatten?' Fragen über Fragen.

Während Sean noch so vor sich hin grübelte öffnete sich plötzlich die Tür zur Schleuse. Er zuckte leicht zusammen, da ihn das Zischen der Tür ein wenig überraschte.

In der Schleuse stand eine Art von Roboter. Seine roten Augen schienen Sean von oben bis unten zu mustern. Dann ergriff der Roboter das Wort: "Mein Name ist Charly. Ich wurde geschickt um Sie auf die Brücke zu führen. Bitte folgen Sie mir."

Charly drehte sich um und setzte sich in Bewegung. Ohne viel darüber nachzudenken folgte Sean dem Roboter.

--- Gang Deck 4, nah der Andockschleuse

Als Charly merkte das Sean ihm folgte, fing er an zu erzählen: "Heute ist ein interessanter Tag, viele neue Leute sind heute schon auf dieses Schiff gekommen. Wenn das so weiter geht, können wir bald die Raumstation verlassen. Als ich letztes Mal..."

'Na hoffentlich, bin ich dann dabei', dachte der Schotte und nahm gar nicht mehr wahr, was Charly ihm erzählte.

Er hatte schon auf vielen verschiedenen Arten von Schiffen gedient. Aber diese Bauart kannte er noch nicht. Nach dem ersten Eindruck dachte er, es könnte sich um ein Bajoranisches Schiff handeln. Aber den Gedanken verwarf er schnell wieder, als er die hohen Decken in den Gängen wahr nahm.

Durch eine offene Tür konnte er in einen Frachtraum sehen. 'Komisch. Wir sind hier bei den Frachträumen und hier sind keine Leute die arbeiten. Normal ist doch Zeit Geld für die Frachtercaptains. Sie wollen den Aufenthalt auf den Raumstationen so kurz wie möglich halten. Also, wo ist die Crew?

Sind sie etwa alle nach der letzten Fahrt von Bord geflüchtet? Ist der Captain ein Unmensch und alle sind umgekommen?'

"...So dort in den Turbolift müssen wir", wurde Sean von Charly aus seinen Gedanken gerissen. Sie hatten den Turbolift erreicht. Zischend öffnete sich die Tür.

Charly und Sean betraten den Turbolift.

--- Turbolift

"Brücke", befahl Charly dem Computer und der Lift setzte sich in Bewegung.

"Was ich noch erzählen wollte, die letzte Mannschaft war ....."

Sean schüttelte leicht mit dem Kopf. 'Hört der denn nie auf zu reden? Ich hoffe, der hat einen Aus-Schalter oder zumindest einen Stumm-Schalter.'

Der Lift hielt an. Die Tür öffnete sich. "Bitte sehr. Wir sind da", sagte Charly.

--- Brücke

"Vielen Dank, Charly", erwiderte Sean und betrat die Brücke.

Dort sah er zwei Männer. Der eine war ein Riese, und der andere ein Zwerg. Der Zwerg sah aus wie ein Mensch. Aber der Riese war kein Mensch. Zwar kam ihm die Rasse bekannt vor, aber sie fiel ihm im Moment nicht ein.

Der Schotte vermutete, daß der kleinere der beiden der Captain war. Er müßte es sein. Schließlich saß er auf dem Sitz des Captains auf der Brücke. Die Tür des Turbolifts schloß sich und er war mit den zwei Männern allein.

'So, jetzt oder nie', machte Sean sich Mut und ging direkt auf den kleinen Mann, den er für den Captain hielt, zu.

"Mein Name ist Sean Wallace. Ich habe von Miss Twillan erfahren, daß auf diesem Schiff noch ein Teil der Crew gesucht wird. Ich bin Wissenschafter und wie der Zufall es so will, suche ich gerade ein neues Schiff auf dem ich anheuern kann." Er fühlte sich gar nicht wohl. Die Blicke des Riesen schienen ihn zu durchlöchern und der kleine Mann ließ keinerlei Regung in seinem Gesicht erkennen.

"Es ist richtig, daß ich noch einen Wissenschaftler für meine nächste Reise suche und Miss Twillan hatte auch den Auftrag die Leute auf SB 185 davon zu unterrichten..." Der Captain hielt einen Moment inne und sah sich dann den Mann genauer an.

Er mußte an die zwei Meter groß sein, hatte blonde Haare und blaue Augen. Monserat stutzte. Dieser Mann war so ziemlich das gegenteilige Bild von dem was er sich bisher unter einem Wissenschaftler vorgestellt hatte. Zuerst diese kleine zarte Frau mit dem vielen Schmuck, die eher wie eine Tänzerin anmutete, als eine von der Sicherheit und nun dieser Mann der geradezu für die Sicherheit prädestiniert zu sein schien, wollte nur Wissenschaftler sein?

Innerlich seufzte der Captain auf. Es kam noch so weit, daß diesmal im Ernstfall die Wissenschaftler und Techniker das Schiff verteidigen mußten, damit der Sicherheit an Bord nichts passierte...

"Wo waren Sie denn bisher beschäftigt, welche Ausbildung haben Sie und welche Berufserfahrung können Sie vorweisen?", fragte er sachlich und sein gesundes Auge ließ den Bewerber dabei keine Sekunde aus den Augen, während er hoffte einmal nicht von der Sternenflotte zu hören...

--- Mannschaftsmesse, Tisch 3

KWinh sah Kuno direkt in die Augen, natürlich war ihm dessen Verlegenheit aufgefallen. Inzwischen schien der Asiat völlig vergessen zu haben, warum er dort stand, wo er stand. Immerhin hatte er sich entschuldigt, auch wenn er seine Unsicherheit durch die Verbaloffensive gegen Romulaner zu überspielen versuchte. Normalerweise hätte der Grilmak sich einen Spaß daraus gemacht, den anderen noch etwas hinzuhalten, aber dies war sein erster Tag an Bord, und er würde noch länger mit diesen Leuten zusammenarbeiten.

Also ging er die zwei Schritte auf Isweda zu, die beide noch getrennt hatte, setzte seinen Stab geräuschvoll ab und streckte Kuno die Hand hin. "Ich freue mich, Sie kennenzulernen. Des weiteren kann ich Sie beruhigen, ich bin kein Romulaner, auch nicht im Ansatz, sondern Grilmak. Aber ich bin froh, daß ich, wenn mal ein Romulaner auftauchen sollte, jemanden an meiner Seite weiß.

Ich nehme Ihre Entschuldigung natürlich an, obwohl ich der Meinung bin, daß Schimpfwörter in Anwesenheit von Damen, besonders wenn es sich um zwei so nette handelt, nicht angebracht sind."

Nachdem Isweda mehr oder weniger erstaunt seine Hand ergriffen und geschüttelt hatte, ließ der sie wieder los und schien zu überlegen, was er nun tun sollte. Nun konnte sich KWinh doch eine kleine Retourkutsche nicht verkneifen.

"Falls Sie gerade auf dem Weg zum Replikator gewesen waren, wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir einen Pfirsichsaft mit Kohlensäure mitbringen würden, ich sterbe vor Durst und will mich nicht vordrängeln"

Während seiner letzten Worte nahm er sich einen freien Stuhl, lehnte seinen Stab an die Wand und setzte sich. Als er die beiden Frauen ansah, konnte er sich das Grinsen nicht mehr verkneifen.

Auch Nathalie warf einen amüsierten Blick in Richtung Kuno. Zuerst war sie ebenfalls erschrocken gewesen, als dieser vermeintliche Romulaner aufgetaucht war, aber dann hatte er ja zu ihrer Erleichterung die Sache klargestellt. Und einen gewissen Humor schien er ja auch zu besitzen.

Grilmak. Von dieser Rasse hatte Nathalie noch nie zuvor gehört. Entweder sie waren recht kontaktscheu oder lebten in weit entfernten Gebieten des Alls. Anders konnte sie es sich sonst nicht erklären.

"Nun, Mr. KWinh, ich bin ebenfalls erst seit heute hier und gehöre zur Sicherheitsabteilung", sagte Nathalie lächelnd und wandte sich dabei auch an Ysara. "Sie sagten 'geistiges Wohl' - ach, dann sind Sie wohl Counselor? Und Sie, Mr. KWinh, in welcher Abteilung sind Sie?"

"Entschuldigen Sie, wenn ich hier kurz unterbreche", mischte sich nun Kuno wieder ins Gespräch ein, "aber wenn ich hier schon zum Barkeeper ernannt worden bin, so können Sie mir Ihre Bestellung auch gleich mitteilen, Miss Jefferson. Ich kann Ihnen zwar nicht sagen was dieser Replikator hier zustande bringt, aber eine Anzahl Standardgetränke dürfte er wohl ausspucken!"

Bei diesen Sätzen hatte Isweda sich dem Tisch wieder genähert, sich eine Decke von einem leeren Tisch genommen, sie wie ein Tuch, das vor Ewigkeiten die Barkeeper auf der Erde über dem linken, angewinkeltem Arm trugen, drapiert und sein Padd wie einen Schreibblock in der linken Hand vor sich gehalten. Wenn er hier schon zur Belustigung wieder Willen beitragen sollte, dann wenigstens richtig.

--- Mannschaftsmesse, Replikator

Miss Jefferson gab ihre Bestellung auf, welche mit einem leichten Nicken von Kuno entgegen genommen wurde und er begab sich daraufhin zum Replikator, wo er feststellen mußte, das dieser dem Anschein nach in der Vergangenheit sehr oft genutzt wurde. Jedenfalls fand er eine erstaunliche Vielzahl von Getränken und Speisen die dort verzeichnet waren.

--- Mannschaftsmesse, Tisch 3

Mit den Getränken auf einem Tablett kam Kuno zurück, stellte sie vor der jeweils betreffende Person ab und lauschte dabei dem in der Zwischenzeit fortgesetzten Gespräch.

--- SB 185, Gänge

Ahm-tor Clint verließ die "Sudden Death", das Schiff auf dem er 2 Monate als Sicherheitsoffizier gedient hatte und folgte gerade den Beschriftungen auf den Wänden der Station in Richtung der Zentralverwaltung, als ihm ein nervöser Ferengi den Weg versperrte. Er musterte den hageren, grauäugigen Clint, als wollte er sich noch mal vergewissern, daß er den richtigen Man vor sich hatte.

"Sie sind Clint. Ahm-tor Clint, nicht wahr?", fragte er mißtrauisch, obwohl er zu wissen schien, wen er vor sich hatte.

Clint musterte den kleinen Ferengi genau. Dieser blickte sich ständig um und machte einen sehr nervösen Eindruck. "Wenn wir davon ausgehen, daß dies stimmt, was ist Ihr Anliegen ?", fragte er vorsichtig.

Der Ferengi war zuerst etwas irritiert, doch dann sagte er wütend: "Was soll's, soll mir doch egal sein! Ich wurde dafür bezahlt Ihnen eine Nachricht zukommen zu lassen. Sie lautet: <Ivory>. Und ich soll Ihnen sagen die Nachricht kommt von Sannok. So jetzt gehe ich, mein Auftrag ist hiermit erledigt!" Der Ferengi drehte ab und wollte so schnell wie möglich verschwinden, doch dann siegte seine Ferengi 'Neugierde'" und er drehte sich noch einmal um.

"Ehhh, falls Sie auf der Ivory anheuern wollen, kann ich das für Sie arrangieren. Wissen Sie, ich kenne nämlich den Captain, Monserat, sehr gut. Für ein unbedeutendes Entgeld von, ach, sagen wir mal 2 Streifen Latinum, gehören Sie in Null-komma-nichts zur Crew!", sagte der Ferengi grinsend.

Der Breen-Mischling dachte nach. Sannok war sein Adoptivvater, ein vulkanischer Geheimagent, und er hatte lange nichts mehr von ihm gehört. Aber wenn er ihm auf diese ungewöhnliche Art eine Nachricht zukommen ließ, handelte es sich um etwas sehr Wichtiges. Diese knappe, unerwartete Weise wie ihn sein Vater kontaktiert hatte war typisch. Er würde wahrscheinlich gar nicht reagieren, wenn Clint ihn anrufen und fragen würde, was das ganze eigentlich sollte. Geheimagenten, und vor allem Vulkanische, hatten sehr unangenehme Eigenheiten.

Vermutlich sollte er auf diesem Schiff, der Ivory, anheuern um entweder dort, oder einem zukünftigem Ziel dieses Schiffes, was wahrscheinlicher war, auf seinen Vater treffen sollte. Clint beobachtete den Ferengi, welcher immer noch vor ihm stand und aus der ganzen Sache noch mehr Profit zu gewinnen hoffte. Er würde diesen Ferengi nicht brauchen um auf die Ivory zu kommen.

"Vielen Dank. Ich komme allein zurecht", sagte er höflich aber bestimmt.

"Wie Sie wollen", meinte der Ferengi etwas enttäuscht. Normalerweise würde er jetzt noch weiter auf diesen Mann einreden, aber bei solchen Aufträgen konnte man leicht in Schwierigkeiten geraten. Dieser Clint sah eigentlich nicht besonders gefährlich aus. Hager, schwarze Haare mit grauen Strähnen, grauen Augen und bräunlich-grünlicher Haut eigentlich ziemlich unauffällig. Er mochte ein Terraner sein, die Hautfarbe und einige Details machten den Ferengi jedoch unsicher. Schließlich konnte er nicht wissen das Clint ein Terraner-Breen Mischling war. Endlich verabschiedete er sich und ging seines Weges. Clint folgte seinem Beispiel.

--- Ivory, Brücke

"Mit einer solchen Frage habe ich gerechnet", bemerkte Sean relativ gelassen. Er war ja davon überzeugt, daß er mit seinen Fähigkeiten überzeugen könnte, da er hier auf der Brücke keine Anzeichen dafür entdecken konnte, die darauf schließen lassen würden, daß der Captain der Föderation gegenüber sehr zugetan war.

"Ich habe den Großteil meiner Ausbildung an einer freien Universität in Schottland genossen. Bislang habe ich auf verschiedenen Schiffen, Forschungs- sowie Handelsschiffen, von privaten Leuten oder Gesellschaften meine Arbeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter ausgeübt."

Kurz unterbrach Sean seine Ausführungen um aus seiner rechten Tasche das Datenstäbchen hervorzuholen. Dann fuhr er fort: "Ich habe hier ein Datenstäbchen, auf dem alle meine beruflichen Nachweise aufgezeichnet sind. Wenn Sie wünschen, kann ich es Ihnen gerne zur weiteren Prüfung überlassen."

Er versuchte aus dem Minenspiel der beiden Männer eine Reaktion auf seine Ausführungen zu bekommen. Aber es kam nichts. Langsam wurde Sean doch wieder etwas nervös. Um seinen Standpunkte gegenüber der Föderation ganz deutlich zu machen, fügte er noch hinzu:

"Leider hatte ich bislang nicht das Vergnügen für die Sternenflotte zu arbeiten. Aber ich bin mir sicher, gute Arbeit an Bord Ihres Schiffes leisten zu können."

Erwartungsvoll schaute er den Captain an. Wie würde er auf die Aussage in Bezug auf die Sternenflotte reagieren?

"Das Vergnügen?" Monserat blickte dem Neuen fest in die Augen und konnte nicht glauben was er da eben gehört hatte. Außerdem war es ihm neu, daß jemand damit auftrumpfte gewußt zu haben, daß man ihm diese für eine Vorstellung normalen Fragen stellen würde. "Bisher hatte ich Sie als vernünftigen Menschen eingeschätzt, der den wahren Wert der Sternenflotte kennt und deshalb nicht auf ihr Niveau sinken will, sondern der 'echte' Arbeit leisten will.

Naja, man kann nicht alles haben...", seufzte der Captain auf, bevor er Wallace mit einem Wink zu verstehen gab, daß er das Datenstäbchen haben wollte, dann reichte er es Martengh weiter, der aussah, als hätte er saures Gagh gegessen, jedoch kein Wort drüber verlor.

"Sie haben Wissenschaft studiert und mehr kann man wohl nicht verlangen. Da Sie danach ständig auf privaten Schiffen waren, haben Sie sicher auch eine nicht zu unterschätzende Praxis aufzuweisen. - Ich denke, ich werde es mit Ihnen versuchen. Bei einer meiner letzten Reisen hatte ich eine Schottin an Bord und sie hat ihre Arbeit eigentlich immer gewissenhaft erledigt. Auch wenn es mal nicht um den wissenschaftlichen Bereich allein ging... Bei so einer kleinen Besatzung wie der meines Schiffes, brauche ich oft jeden Mann. Sie verstehen?"

Aber der Captain wartete nicht auf eine Antwort von Wallace, sondern sprach gleich weiter: "Wenn Sie Ihre Sache gut machen, dann könnten Sie wie diese Llewella Campbell nachher z.B. auf die Venture wechseln. Ich habe dahingehend sehr gute Verbindungen. - Ach ja, ein Quartier brauchen Sie ja auch noch", sinnierte Monserat und sah erwartungsvoll Martengh an, der grimmig mit seinen paar Fingern die Konsole mißhandelte um dann ein "Quartier 11" zurückzubellen.

Dann wandte sich Monserat wieder dem neuen Wissenschaftler zu: "Falls es in Ihrer Vergangenheit noch etwas gibt, was ich wissen sollte, dann sagen Sie es mir gleich. Martengh findet alles über Sie heraus. - Haben Sie noch irgendwelche Fragen?"

Sean kamen einige Fragen in den Sinn. Aber die meisten behielt er für sich. 'Eigentlich würde mich noch interessieren, was ein Wissenschaftler bei Ihnen an Bord alles machen soll. Viel kann es auf einem Handelsschiff eigentlich nicht sein. Egal. Hauptsache, ich komme erst mal hier weg.'

"Ja, ich habe noch eine Frage. Wann wollen Sie denn aufbrechen? Ich hätte da noch einige Sachen auf der Raumstation zu klären. Quartier kündigen, Gepäck holen und so was halt." Der Schotte war sichtlich erleichtert. Er hatte es geschafft. Ein neuer Job auf einem Schiff. Vielleicht war seine erste Vorstellung dem Captain gegenüber nicht gerade gelungen.

Was soll's. Er sollte ihn ruhig für ein wenig naiv halten. Dann könnte er ihn um so öfters positiv überraschen.

Aber wer war bloß dieser Riese? Keinen Namen? Und welche Aufgaben hat er wohl an Bord?

'Vielleicht ist es ja ein Leibwächter für den Captain. Wer weiß, der Captain machte zwar keinen gewalttätigen Eindruck. Aber wer weiß, wie er seine letzte Crew behandelt hat. Es scheinen auch nicht sonderlich viele Leute an Bord zu sein.'

--- Mannschaftsmesse, Tisch 3

Eigentlich hätte KWinh Ysara den Vortritt gelassen auf Miss Connors Frage zu antworten, da diese aber keine Anstalten einer Antwort machte, tat er es.

"Ach Sie sind auch neu hier? Ich hatte gehofft, Besatzungsmitglieder zu finde, die schon länger auf diesem Schiff sind. Die scheint es aber nicht zu geben. Was mich angeht, so bin ich Techniker. Allerdings habe ich noch keinen Zugang zu den Systemen. Aber so wie es aussieht, werde ich bestimmt keine Langeweile während des Dienstes haben.

Aber wenn Sie in der Sicherheitsabteilung sind, hat man Sie doch schon eingewiesen und Sie können mir sagen, wie es mit der restlichen Mannschaft aussieht?"

Mit einem Blick auf Kuno, der sich inzwischen gesetzt hatte meinte der Grilmak: "Vielen Dank für das Getränk, was ist Ihr Job an Bord?"

"Nein", antwortete Isweda, "auch ich bin neu hier an Bord und es hat den Anschein, daß Sie und ich uns den Job als Techniker teilen werden!" Da in diesem Moment ein nachdenkliches Schweigen eintrat, von dem Kuno vermutete, daß sich hier wohl jeder Gedanken darüber machte, warum bisher keiner der Stammbesatzung an Bord war, fuhr Kuno fort.

"Sie haben also alle neu hier angefangen und bisher noch keinen der Stammbesatzung getroffen und so wie ich Ihrem Gespräch folgen konnte, haben Sie bisher auch noch keinen Zugang zu den Systemen erhalten?"

Von KWinh erhielt Kuno ein kurzes Nicken als bejahende antwort, ebenso wie von Ysara. Isweda nahm dies als Aufforderung das Gespräch fortzusetzen.

"Nun, das ist schon seltsam. Ich habe anscheinend Zugriff erhalten, jedenfalls bestand ich auf eine Einweisung in die Systeme. Da Martengh allerdings wieder auf die Brücke mußte, gab er mir die Anweisung mir die erforderlichen Informationen aus dem Computer zu holen, was ich auch tat und einige Dateien auf die ich zugriff nahm, unterliegen auf anderen Schiffen einer Sicherheitsstufe! Er hat allerdings keinen Freischalt-Code für mich gebraucht.

Sollte dieser Martengh den Computer so eingestellt haben, daß eine beiläufige Bemerkung von ihm die Systeme freigibt, oder auch sperrt?"

Isweda wurde bei diesen eigenen Worten immer ruhiger und nachdenklicher. Jetzt im Nachhinein betrachtet, erschien ihm dies selber merkwürdig und er wurde in seiner Vermutung bestärkt, daß dieser Martengh ein ernstes Sicherheitsrisiko für das Schiff darstellte!

Jedenfalls würde Kuno diesen Martengh genauestens überwachen, damit dieser Mann nicht am Ende das Schiff und seine Besatzung noch Piraten auslieferte. Am Besten wäre es natürlich, er könnte Martengh eine Wanze unterschieben und Isweda wäre somit über jeden seiner Schritte auf dem Laufendem.

Wie auch immer, Kuno würde sich so unauffällig und unbeholfen anstellen, daß Martengh ihn zwar für einen brauchbaren, nicht jedoch für einen überaus fähigen Techniker halten würde und somit nicht den Verdacht bekommen würde, daß Kuno Martengh überwachen würde.

Eine Stimme riß Kuno aus seinen Gedanken, er wandte sich dieser zu: "Entschuldigen Sie, meinten Sie mich?"

--- SB 185, Schleuse zur Ivory

Vor kurzem hatte Clint in Erfahrung gebracht, wo die Ivory angedockt hatte, und daß sie sogar auf der Suche nach neuen Crewmitgliedern war. Nun stand er vor der Schleuse und betätigte die elektronische "Klingel".

Nach einer Weile erhellte sich der Bildschirm und Clint sah plötzlich einem riesigen Caldonier in die Augen. Er hatte eine hellbraune Hautfarbe, und dem geübten Auge Clints fiel gleich auf, daß der rechte Knochenwulst etwas höher lag als der linke. Die Haltung des Riesen schien ein bißchen angespannt, das würde vielen Menschen gar nicht auffallen, aber Clint kannte diesen Charakterschlag.

Er verfügte wahrscheinlich über blitzschnelle Reflexe. Seine Augen musterten Clint durchdringend und sie waren mindestens ebenso geübt wie seine eigenen.

Das gegenseitige Einschätzen dauerte keine ganze Sekunde, und schließlich sprach Clint mit fester Stimme: "Mein Name ist Ahm-tor Clint, ich habe vor auf diesem Schiff als Wissenschaftsoffizier anzuheuern."

--- Ivory, Brücke

Die Sensorscans hatten einige seltsame Ergebnisse geliefert, als hätte dieser Mann wesentlich mehr Metall an sich als allgemein üblich, aber Martengh hatte keine Waffen entdecken können. Trotzdem schien irgend etwas an diesem Menschen seltsam zu sein. War es seine Körperhaltung? Seine Hautfarbe?

Egal was es war, jedenfalls beschloß Martengh, diesen Menschen im Auge zu behalten. Etwas anderes hatte er allerdings noch nie bei jemandem beschlossen.

In die Sprechanlage sagte er: "Gedulden Sie sich bitte einen Moment, man wird Sie gleich abholen." Danach unterbrach er die Verbindung und beorderte Charly erneut zur Schleuse.

Danach schaute der Caldonier den Captain an, und benutzte eine Pause in dessen momentanem Gespräch, um ihm zu sagen: "Der nächste Bewerber ist bereits unterwegs."

Monserats Gesicht wurde eine kleine Spur länger. Das ging ja heute zu, wie wenn es romulanisches Ale umsonst gab. Für einen Moment bedauerte er die Arbeit nicht Martengh überlassen zu haben, statt sich selbst drum zu kümmern. Aber leider war er der Captain hier...

Als Martengh sich wieder seinen Geräten zuwandte, wandte sich Monserat wieder dem Neuen zu, der noch immer auf eine Antwort zu warten schien. Nach einem Augenblick des Zögerns fiel Monserat wieder dessen Frage ein.

Früher war das alles einfacher. Man heuerte eine Mannschaft an und ging auf Fahrt. Jetzt wollten sie erfahren, wieviel sie bezahlt bekamen und Dinge wie wann die Reise losging, statt froh zu sein auf einem der besten Händlerschiffe anheuern zu können und später bei guter Arbeit auf ein gutes Schiff weitervermittelt zu werden.

"Falls es sich noch bis zu Ihnen nicht herumgesprochen hat. Ich wechsle ständig meine Mannschaft. Die Leute halten es für einen Spleen, aber wie dem auch sei... Die Ivory startet bis sie genug neue Leute an Bord hat. Wenn es so weitergeht, dann könnten wir sogar noch abends starten, aber wir werden frühestens morgen wegfahren. Also Zeit genug für Sie auf SB 185 alles abzuschließen.

Die Computerfreigabe bekommen Sie nach Überprüfung Ihrer Person. Die Wissenschaftsstation befindet sich auf Deck 3, ebenfalls die Quartiere. Für alle weiteren Fragen können Sie sich gerne an Shania wenden, die Sie ja bereits kennen." Danach lauschte Monserat gespannt zu Martengh und schien den Neuen in der Crew bereits vergessen zu haben.

--- Brücke, Sicherheitsstation

Als Martengh wieder auf sein Terminal sah, blinkten einige Lämpchen, die ihm anzeigten, daß der Computer die Muster von KWinh, Jefferson, Connor und Wallace analysiert hatte und für eine Freigabe der Benutzerrechte bereit war.

Iswedas Sprachmuster hatte der Computer schon vor einiger Zeit analysiert, und deshalb hatte er dessen Rechte auch bereits vergeben. Martengh wunderte sich, warum der Computer bei den Anderen so lange gebraucht hatte. Vielleicht auch eine Sabotage wie in der Technik?

Der Sicherheitschef aktivierte die Comverbindung und sprach: "Martengh an alle. Ab sofort können Sie mit dem Computer arbeiten, Ihre Rechte sind eingerichtet. Martengh Ende.

Martengh an Isweda. Haben Sie zusammen mit Merced schon etwas herausgefunden?"

--- Mannschaftsmesse, inzwischen

"Ich sagte", erwiderte Ysara und versuchte, sich wieder auf die Situation zu konzentrieren, "daß ich eben in Gedanken war und einfach zu Ihrer Frage genickt habe, ohne sie richtig zu hören."

Tatsächlich war sie völlig abgeschweift. In Gedanken war sie für kurze Zeit wieder bei der Föderation gewesen und bei jenem jungen Mann, dessen Schizophrenie aufgrund ihres Behandlungsfehlers plötzlich akut geworden war. Irgend etwas an Kunos Verhalten, eine Geste vielleicht, hatte sie plötzlich daran erinnert. Ihr Gesicht verhärtete sich. Eigentlich war es nicht ihr Fehler gewesen.

"Tatsächlich habe ich bereits Zugriff auf die Krankendateien. Ich wies den Captain darauf hin, daß ich sie benötigen würde, und er ließ sie freigeben. Allerdings habe ich bisher noch nicht versucht, Dateien anderer Art aufzurufen. Und es stimmt, daß sich nur überaus wenige Besatzungsmitglieder auf der Ivory befinden. Zumindest kaum welche, deren Daten schon aufgenommen wurden."

Sie wollte gerade weitersprechen, als die Stimme No'Orbas aus der Schiffs-Communikation erklang.

"Martengh an alle. Ab sofort können Sie mit dem Computer arbeiten, Ihre Rechte sind eingerichtet. Martengh Ende. Martengh an Isweda. Haben Sie zusammen mit Merced schon etwas herausgefunden?"

KWinh verspürte kurzzeitig das Verlangen, aufzustehen und in den Maschinenraum zu gehen, um die Systeme zu überprüfen. 'Nein, ich denke, ich werde noch genug Spaß mit den Maschinen haben. Außerdem habe ich es schon probiert und jetzt muß ich erst die Kontakte zum Rest der Crew knüpfen. Schließlich werden wir ja längere Zeit zusammenarbeiten.'

Statt dessen hob er sein Glas, prostet den anderen zu und meinte: "Stoßen wir darauf an, daß wir nun alle offiziell Mitglieder der Mannschaft sind und uns in die Arbeit stürzen können. Und das auch bei nächstbester Gelegenheit tun werden."

Erfreut wollte auch Nathalie nach ihrem Glas greifen, als ihr einfiel, daß sie ja eine Tasse Kaffee vor sich stehen hatte. Mit einem grimmigen, entschlossenen Schmunzeln hob sie dennoch die Tasse an.

"Nun, üblicherweise nimmt man zum Anstoßen ein Glas Sekt - wie Sie sehen können, bevorzuge ich dagegen den guten alten Kaffee!", lachte sie und prostete ihren neuen Kollegen zu. "Zum Wohl!" Vorsichtig nahm Nathalie einen kleinen Schluck von ihrem noch dampfendem Kaffee und wandte sich dann an Kuno.

"Dann hat sich wohl mein Problem soeben gelöst. Eigentlich dachte ich es mir schon, daß dieser No'Orba einfach die Daten nur noch nicht freigegeben hatte. Allerdings wundert es mich schon, daß er Ihnen den Zugriff sofort erlaubte, mir hingegen nicht. Eine seltsame Vorgehensweise", sagte sie stirnrunzelnd.

In Gedanken ging Nathalie bereits die möglichen Gründe dafür durch. War dieser Isweda etwa vertrauenswürdiger für den Sicherheitschef als seine eigene Mitarbeiterin? Oder hatte sich gar zwischen den beiden etwas abgespielt, von dem Nathalie nichts wußte? Hegte No'Orba vielleicht irgendwelchen Verdacht gegen sie? Nun, es sprach nichts dagegen, vorsichtig zu sein, und neuen Mitarbeitern nicht gleich Zugang zu empfindlichen Daten zu gewähren. Aber hätte No'Orba dann nicht auch ebenso mit Kuno verfahren sollen?

Nathalies Gedanken kreisten ständig um diesen Sicherheitschef, dessen Verhalten ihr immer merkwürdiger vorkam. Nun da sie Zugang zum Computer der Ivory hatte, versprachen einige Recherchen im Datennetz sicher äußerst interessant zu werden. Und insbesondere der Sicherheitschef erweckte ihr Interesse.

"Und da es wohl nicht mehr den Anschein macht, als würde ich bald vom Sicherheitschef in meinen neuen Job eingewiesen werden, werde ich mir zwangsläufig die Informationen selber beschaffen müssen", sagte Nathalie schließlich laut, denn irgendwie bedauerte sie ihre letzte Äußerung schon. Sie hatte nicht vorgehabt, unter den anderen Mißtrauen gegen diesen No'Orba zu erwecken.

"Oh, Sie wollen schon gehen?", entfuhr es Ysara. Sie schien enttäuscht zu sein, doch Nathalie hatte keineswegs vor zu gehen. Im Gegenteil, sie war recht begierig darauf, mehr über ihre zukünftigen Kollegen zu erfahren.

"Hmmm, eines habe ich bereits von No'Orba gelernt: Es ist nicht nötig alles sofort zu erledigen!", antwortete Nathalie und lächelte schelmisch. "Das kann warten! Mein Kaffee ist mir wichtiger! Prost!"

Unter dem allgemeinem Gelächter nahm Nathalie einen weiteren Schluck.

KWinh war froh, daß er allgemein verstanden worden war. Hatte er doch manchmal seine liebe Mühe mit terranischem Humor. Aber er hatte das Gefühl, mit diesen Leuten hier ganz gut zurecht zu kommen. Diese Miss Connor schien vom Aussehen zwar nicht wirklich in die Sicherheitsabteilung zu passen und dieser Isweda wirkte etwas zerstreut, aber der Grilmak hatte gelernt niemals nur seinem ersten Eindruck zu vertrauen.

"Mister Isweda, wir teilen uns also die Technik und so wie ich die Nachricht des Sicherheitschefs verstanden habe mit noch einem Kollegen. Kennen Sie diesen Kollegen? Außerdem, Sie hatten ja schon vorher Zugriff zum Computer... Haben Sie schon irgendwelche Informationen über die Systeme?", fragte er deshalb seinen Kollegen.

"Oh, sicher doch, zumindest kann ich Ihnen etwas über die Systeme sagen, diesen Merced kenne ich auch noch nicht!" Kuno antwortete rein mechanisch auf die Frage des Grilmak. "Habe einen ersten Check durchgeführt, Leistung vorhanden, allerdings nur mit 94,3 % Effizienz bei den Materie-Antimaterie Injektoren. Die Dichtungselemente des Warpkerns und der Plasmaleitungen sind soweit okay, allerdings gibt es eine Fluktuation bei den Hauptplasmaleitungen zu den Warpgondeln. Sie können sich das ja mal näher ansehen! Ansonsten dürfte der alte Kahn uns zumindest soweit von der Station wegbringen, daß er im Falle eines Warpkernbruchs nicht noch die Station gefährdet!"

Mit einem innerlichem Grinsen sog Kuno die teils erschreckten, teils verständnislosen Gesichter der Anwesenden in sich auf. Die Darstellung des Zustands des Schiffes war zwar maßlos übertrieben, aber Isweda neigte bisweilen zu leichten Übertreibungen, sei es nur darum, sich an dem kurzem Minenspiel der anderen zu erfreuen.

'Soll dieser KWinh mal zeigen, ob er ebenfalls die Unterbrecher in der Hauptzuleitung findet. Das ist gut um herauszufinden, ob ich hier die ganze Arbeit alleine machen muß, oder ob er mich unterstützen kann!', dachte Isweda und prostete den anderen ebenfalls zu.

"Nun, einiges sollte man aber schon sobald als möglich erledigen", sagte Kuno als Anspielung auf Nathalies Andeutung darauf, das hier an Bord nicht immer alles so schnell gehandhabt wurde, wie es ihrer Meinung nach auf anderen Schiffen der Fall war, während er sich vom Tisch erhob und in Richtung Computerkonsole ging. "Einen Communicator sollte man sich so schnell wie möglich besorgen, ansonsten läuft man sich auf diesem Schiff noch tot!"

Ein Grinsen in Richtung Tisch 3 ließ die anderen erkennen, daß Isweda über die unterbrechende Anfrage von der Brücke nicht sonderlich erbaut war.

--- Mannschaftsmesse, Computerkonsole

Kuno erreichte die Konsole und öffnete einen Kanal zur Brücke.

"Isweda hier, Mr. Merced hat sich bei mir noch nicht gemeldet! Die Daten, die ich gesammelt habe, kann ich Ihnen aber auf die Brücke schicken, oder persönlich vorbeibringen, Mr. No'Orba. Wobei ich es sinnvoller fände, Sie oder der Captain würden sich die Geräte selber ansehen, solange wir noch an der Station angedockt sind. Es könnte ja sein, daß Sie anhand des Typs und der Einbauweise erkennen, wer Sie installiert hat, Sir!"

Sollte Martengh dieser Wink mit dem Zaunpfahl immer noch nicht zu einer persönlichen Überprüfung der Geräte veranlassen, so war sich Kuno ziemlich sicher, das No'Orba von diesen Teilen wußte. Dies wiederum würde auf eine verräterische Handlungsabsicht von Martengh schließen lassen. Wie auch immer, jetzt würde sich zeigen, ob Kuno Martengh vertrauen konnte, oder eher dem Captain, je nachdem was Martengh antworten würde!

--- Brücke, Sicherheitsstation

Wie... Merced hatte sich noch nicht gemeldet? Martengh wurde nachdenklich. War Merced der Übeltäter? Ihm war es schon lange verdächtig vorgekommen, was dieser Mann alles unternommen hatte, um ausnahmsweise eine weitere Reise auf diesem Schiff zu unternehmen.

Isweda hatte recht: Es war besser, wenn er sich selber die Geräte anschaute. Dann würde er mehr wissen. Deshalb antwortete Martengh: "Ich bin unterwegs."

--- Brücke

'Jetzt läßt der mich hier einfach stehen. Dann werde ich halt erst mal mein Quartier besichtigen und anschließend auf SB 185 meine Dinge regeln', dachte Sean und sagte dann in Richtung Monserat: "Ich werde dann mal mein Quartier aufsuchen."

Da dieser ihn gar nicht mehr wahr nahm, drehte der Schotte sich um und ging zum Turbolift. Die Tür öffnete sich und er trat ein. "Deck 3", befahl er dem Turbolift, der sich darauf hin in Bewegung setzte.

Die Tür des Lifts öffnete sich und Sean betrat das Deck 3.

--- Deck 3, Gänge

Während der große blonde Mann den Gang entlang ging, schaute er sich genauer um. 'Ah, da ist die Wissenschaftsstation. Die werde ich mal aufsuchen, sobald ich von SB 185 zurück bin.'

Kurz hinter der Wissenschaftsstation fand er die Mannschaftsmesse. Ein paar Stimmen drangen aus der Messe in den Gang. Aber es war nichts genauer zu verstehen. Erleichtert stellte Sean fest, daß es anscheinend doch eine Crew auf diesem Schiff gab.

Direkt neben der Mannschaftsmesse fingen die Quartiere an. Als er sein Quartier fand, öffnete er die Tür und trat ein.

--- SB 185, Schleuse der Ivory

Das Bild des Caldoniers war erloschen. Clint glaubte am Gesichtsausdruck seines Gesprächspartners Argwohn erkannt zu haben. Das bedeutete, so war seine Erfahrung, bei Sicherheitschefs nicht viel. Nun bedauerte er sich nicht gründlich über die Ivory informiert zu haben. Man konnte nie wissen, was einen auf einem fremden Schiff erwartete. Früher hatte es ihm nichts ausgemacht, ohne irgendwelche Vorbereitung auf dem nächstbesten Schiff anzuheuern. Er empfand es sogar als snregend sich einer fremden Umgebung auszusetzen.

Aber seit der "Annodusaa" war er vorsichtiger geworden. Die "Annodusaa"...

Clints Gedanken schweiften in die Vergangenheit ab. Damals befand er sich gerade auf der Julianos-Station in der Nähe der terranischen Heimatwelt. Er hatte von dem Quanten-Kongreß auf Risa gehört und beabsichtigte an diesem teilzunehmen. Wie der Zufall es wollte, begegnete er auf dem Promenadendeck der Station einem orionischen Frachtercaptain. Er erschien Clint als ein sehr disziplinierter Mann und sein Schiff die "Annodusaa" brach grade in Richtung Risa auf.

Es war eine ideale Gelegenheit dorthin zu gelangen und gleichzeitig das nötige Latinum für die Teilnahme am Kongreß zu verdienen, denn auf Risa war nichts umsonst. Und so zögerte Clint nicht lange um auf der "Annodussa" anzuheuern. Bald mußte er feststellen, wie diszipliniert dieser Captain war, den kaum war das Schiff aus dem Terra-Sektor raus strömte Gas in die Quartiere der neuangeworbenen Crew. Als Clint wieder zu Bewußtsein kam, hatte er ein elektronisches Halsband an.

Da er von solchen Vorfällen schon gehört hatte, wußte er was dies bedeutete: Er war nunmehr ein Sklave auf diesem Schiff und jede Handlung, die dem Captain oder einem Vorgesetzten nicht gefiel, wurde mit Hilfe von Nervenimpulsen mit Schmerz bestraft. Clint verbrachte damals eine sehr unangenehme Zeit, bis zu dem Tag an dem er ....

Plötzlich glitt das Schott der Ivory unter beträchtlicher Geräuschentwicklung auf und Clint wurde aus seinen trüben Gedanken gerissen. Vor ihm stand nun ein Roboter mit rotglühenden Augen.

"Ich grüße Sie!", rief der Roboter mit einer freundlichen Stimm., "Ich bin Charly, Serie Charly Alpha 1. Aber nennen Sie mich einfach Charly, so wie alle. Willkommen auf der Ivory, dem stolzen Schiff von Captain Monserat, dessen Waren in der ganzen Galaxis hochbegehrt sind. Wenn Sie mir bitte folgen würden?"

Clint musterte die Maschine, die sich auf einem Rollgleiter bewegte und dünne tentakelartige Arme besaß mit denen sie beim Reden heftig gestikulierte, und folgte ihr schließlich.

--- Ivory, Gänge

"Die Ivory sucht ständig neue, hervorragende Mitarbeiter und mir obliegt die ehrenvolle Aufgabe sie einzuweisen. Kommen Sie, hier entlang! Ich werde Sie zu Captain Monserat bringen. Oh, achten Sie nicht auf diese lose Kabelverkleidung, ich werde mich gleich darum kümmern", sagte der Roboter und fuhr seine Tentakelarme aus, mit denen er die Verkleidung zuhämmerte. Als sie um eine Gangbiegung weiter waren, hörte Clint hinter ihm ein klirrendes Geräusch, als sei etwas zu Boden gefallen.

"Ähem... Nun, was machen Sie eigentlich so beruflich? Halt, sagen Sie es nicht! Wissenschaftler nicht wahr? Sonst würden Sie wohl nicht als Wissenschaftsoffizier bei uns anheuern wollen, nicht war? Übrigens sind Sie nicht die erste Person für diesen Job, aber keine Sorge wir brauchen zur Zeit jeden Mann. Nicht das wir jeden x-beliebigen nehmen würden. Halten Sie sich einfach an mich und Sie werden gut mit dem Captain auskommen."

Der Roboter quasselte unaufhörlich weiter. Clint folgte ihm durch das Schiffsinnere. Das Design der Ivory war eindeutig bajoranisch. Das Schiff schien jedoch modifiziert zu sein: Die Decke war scheinbar höhergelegt und man konnte an vielen Stellen Zeichen von notdürftigen Reparaturen erkennen. Die Gerätschaften selbst schienen in Ordnung zu sein, aber alles was nicht unbedingt zum Betrieb des Schiffes gehörte, war in einem miserablen Zustand. Zwar konnte man erkennen, das sich jemand Mühe gab, das Schiff einigermaßen sauber zu halten, aber es sah so aus, als wäre der Schmutz einfach in Ecken und unzugängliche Stellen gekehrt worden.

Clint mußte feststellen das Charly außerordentlich gesprächig war, wenn man bei diesem unaufhörlichen Redefluß überhaupt von Gespräch reden konnte. Auf dem Weg zum Turbolift erfuhr Clint, wie Charly zu seinem Herrn kam, warum er nichts von der neuen Putzroboterserie hielt und was so toll an cardassianischem Gelenkschmieröl war.

--- Turbolift

"Hoffentlich haben Sie nicht viel mit der Föderation zu tun, was?", fragte Charly plötzlich. Es entstand eine kurze Pause bevor Clint reagierte. Hatte dieser Roboter ihm gerade eine Frage gestellt auf die er auch eine Antwort erwartete?

"Die Föderation der Vereinten Planeten?", fragte Clint zurück.

Nun schien Charly etwas verwirrt zu sein: "Nein , die Föderation der 'noch' wohlhabenden ferengischen Witwen...", scherzte er.

"Nein, mit dieser Organisation hatte ich bisher noch keinen Kontakt", antwortete Clint gelassen.

"Sie reden wie ein Vulkanier!", stellte Charly fest.

"Ich bin einer", erwiderte Clint.

Die Objektivlinsen des Roboters musterten Clint von Oben bis Unten, konnten aber beim besten Willen keine spitzen Ohren erkennen. Schließlich meinte er: "Verstehe, Sie bekennen sich zu Suraks Lehren der Logik und des Friedens und gelten damit als Vulkanier."

Clint nickte. Terraner und den meisten anderen Humanoiden sahen in der Bezeichnung 'Vulkanier' einen Begriff für das Volk des Planeten Vulkan. In Wirklichkeit jedoch traf dies nicht, obwohl es natürlich für fast alle Vulkanier stimmte.

"Wie dem auch sei, wußten Sie wie Captain Monserat zu seinem Schiff kam? Diese Geschichte erzähle ich immer wieder gerne ...", fuhr Charly mit seinem 'Vortrag' fort, ohne Clint auch noch ein einziges mal zu Wort kommen zu lassen.

--- Brücke

Bevor Martengh den Turbolift erreicht hatte, zirpte sein Communicator erneut: "Dr. Kratochvil an Sicherheit der Ivory."

Der Caldonier stutzte. Was wollte denn der Chefarzt der Raumstation von der Sicherheit? Ihm fiel nichts ein, deshalb antwortete er: "Martengh No'Orba hier. Worum geht es?"

"Vor ein paar Minuten ist hier ein William Merced eingeliefert worden", antwortete der Doktor. "Er gibt an, zu Ihrer Besatzung zu gehören. Offenbar ist er zusammengeschlagen worden. Es wäre besser, wenn Sie kommen könnten. Kratochvil Ende."

Der Sicherheitschef schaute Monserat an und fragte ihn: "Es scheint Beides wichtig zu sein. Einer von uns sollte zum Maschinenraum und der andere zur Krankenstation. Was möchtest du?"

In dem Moment betrat der Mensch mit der ungesunden Hautfarbe (war das wirklich ein Mensch?) die Brücke.

--- Seans Quartier

Der Schotte sah sich um. Das Quartier was funktionell eingerichtet. 'Als Luxus kann man dieses Quartier nicht bezeichnen. Aber ich bin ja auch zum Arbeiten hier und nicht um Urlaub zu machen. Es ist immer noch tausend mal besser, als das Quartier damals während einer Forschungsmission auf einem umgebauten klingonischen Bird of Prey mit dem ich wochenlang durchs All fliegen mußte.'

Während eines kurzen Rundblicks im Quartier entdeckte Sean einen Communicator, den er auch sogleich an sich nahm. Anschließend entschloß er sich erst einmal einen kurzen Überblick über das Schiff zu besorgen und ging zur Computerkonsole um sich ein Schema des Schiffs anzeigen zu lassen.

"Computer, bitte ein Modell des Schiffes und der einzelnen Decks anzeigen." Aufmerksam studierte er die einzelnen Beschreibungen der Decks.

---- Brücke

Als Charly und Clint endlich auf der Brücke ankamen, wußte Clint mehr Details über das Schiff, seine Stammbesatzung und über das bedauernswerte Leben eines genialen Putzroboters den keiner richtig verstand, als ihm lieb war. Der Breen-Mischling sah sich auf der Brücke um und entdeckte einen etwas niedrigen Terraner der sich mit dem riesigen Caldonier unterhielt, den Clint bereits kannte. Das ungleiche Paar bemerkte ihn und schaute abwartend zu ihm herüber. Er trat vor, nahm seine straffste Vulkanierhaltung an und sprach:

"Ich grüße Sie, mein Name ist Ahm-tor Clint. Ich möchte auf Ihrem Schiff als Wissenschaftsoffizier arbeiten. Ich kann ein Abschlußzeugnis der Akademie der Wissenschaften auf Vulkan vorweisen, außerdem besitze ich eine 5 jährige praktische Erfahrung auf 21 verschiedenen Schiffen. Falls Sie noch mehr Daten benötigen, habe ich hier eine vollständige Akte." Er reichte dem Terraner, der laut Charlys Beschreibung Captain Monserat sein mußte, ein Padd mit seiner Personalakte.

--- Mannschaftsmesse, Tisch 3

Durch die Worte Iswedas wurde KWinh grüblerisch. 'Hmm, nur knapp über 94%, das ist nicht besonders effizient. Ich werde mich dieses Problems annehmen, sobald ich meinen Dienst angetreten habe. Hoffentlich versteht dieser Isweda mehr von Technik, als von Organisation, sonst werde ich noch viel Arbeit mit ihm haben. Vergißt seinen Communicator, findet eine Energiefluktuation und weiß trotz Computerzugangs nicht mehr darüber zu berichten... Aber es ist unser aller erster Tag an Bord, ich sollte nichts überstürzen. Wir werden genug zu tun haben, wenn wir erstmal unterwegs sind.'

Trotzdem beschloß er, nun seinen Computerzugang zu nutzen. Die Neugier wurde stärker als sein Wunsch, sich hier weiter zu entspannen. Also leerte er sein Glas und wandte sich an die übrigen Personen am Tisch.

"Gut, dann will ich mich mal in den Maschinenraum begeben und sehen, ob sich noch was am Zeitplan von Mister Isweda und dem Explodieren des Schiffes ändern läßt. Ich könnte es schließlich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, zwei so bezaubernde Damen auf meinem Gewissen zu haben.

Ich schlage vor, daß wir uns in ein paar Stunden wieder hier treffen, ich esse nicht gerne alleine und vielleicht haben wir dann alle mehr über das Schiff in Erfahrung gebracht." Der Grilmak nahm seinen Stab wieder an sich deutete eine Verbeugung an und machte sich auf den Weg zum Maschinenraum.

"Dann wünsche ich Ihnen viel Spaß!", kommentierte Ysara und sah dem Mann hinterher. Er machte einen sehr zielstrebigen Eindruck auf sie. Ohnehin beruhigte es sie, bereits zwei Techniker an Bord zu wissen, nachdem Isweda den Zustand des Schiffes bekanntgegeben hatte. Sie selbst verstand zwar nichts von Technik, doch allein die Länge seines Vortrags hatte eine gewisse Nervosität in ihr hervorgerufen.

--- Deck 3, Gänge

Während KWinh in Richtung des Turbolifts ging, zog er seine Kapuze wieder hoch. Schließlich konnte man nie wissen, wen dieser Captain noch einstellte. Es war zwar extrem unwahrscheinlich, daß ein Romulaner darunter sein würde, aber man konnte nie wissen. Er betätigte seinen Communicator: "Computer, wer ist an Bord für die Sauberkeit des Maschinenraums zuständig?"

"Das ist natürlich Charly, mein Lieber! Aber den hast du doch schon kennengelernt, weißt du nicht mehr? Kann ich sonst noch was für dich tun? Nun tu doch nicht geheimnisvoll!"

Diese Antwort ließ KWinh stutzen. Was sollte diese Antwort? Er war es gewohnt, von einem Computer knappe, präzise Antworten zu bekommen und nicht in einen Smalltalk verwickelt zu werden. Er hoffte, sich getäuscht zu haben. Die Aussicht, daß Charly den Maschinenraum säuberte, während er dort arbeitete, ließ ihn erschaudern.

--- Mannschaftsmesse, Tisch 3

Etwas gelangweilt sah sich Ysara nach Isweda um, der noch immer an der Konsole stand.

"Wahrscheinlich wird Mr. Isweda sich Mr. KWinh anschließen wollen", wandte sie sich schließlich an Ms. Connor. "Was halten Sie von einem Schiffsrundgang, wenn wir ausgetrunken haben? Ich zumindest würde mir gerne die Krankenstation ansehen. Laut dem Computer wartet dort mein Büro auf mich."

Was sie ebenfalls beruhigte, war das ruhige, konfliktfreie Auftreten der Besatzungsmitglieder, die sie bisher kennengelernt hatte. Vielleicht wartete auf dieser Reise nicht allzu viel Arbeit auf sie, und vielleicht entpuppte sich auch dieser Sicherheitsoffizier als harmlos. Möglicherweise würde sie endlich Gelegenheit haben, mal wieder ein Holodeck aufzusuchen und dort ein paar Kugeln zu spielen.

"Sagen Sie, Miss Connor", wechselte Ysara das Thema, bevor die Frau überhaupt auf ihre Frage antworten konnte, "spielen Sie Billard?"

"Ein wenig", antwortete Nathalie und versuchte, mit einem Räuspern ihr Grinsen zu verbergen. Irgendwie hatte sie schließlich ihre vielen Reisen finanzieren müssen und Glückspiele boten sich dafür geradezu an. Nathalies Spezialgebiet waren zwar mehr alle erdenklichen Arten von Kartenspielen - und insbesondere die weniger ehrliche Spielweise derselben - aber auch andere Spiele, bei denen man um ein wenig Latinum spielen konnte, hatte sie sich angeeignet. Zugegebenermaßen war es allerdings beim Billard wesentlich schwerer zu schummeln...

Schnell nahm Nathalie noch den letzten Schluck Kaffee und stand auf. "Ein Schiffsrundgang würde mir gefallen, bisher habe ich noch nicht so viel vom Schiff gesehen! Wo wir anfangen, ist mir egal. Von mir aus können wir auch mit der Krankenstation anfangen. Computer!", rief Nathalie und wandte den Kopf gewohnheitsmäßig gegen die Decke. "Wo befindet sich die Krankenstation?"

"Da, wo sie schon immer war - natürlich auf Deck 2!", antwortete eine süffisante weibliche Stimme.

Verärgert warf Nathalie einen erneuten Blick zur Decke. 'Der Computer scheint was gegen mich zu haben!', dachte sie bei sich.

"Nun gut", sagte Nathalie laut und unterdrückte dabei ihren Groll, "da Mr. Isweda auch beschäftigt zu sein scheint, sollten wir zwei losgehen. - Mr. Isweda, ich hoffe, wir sehen uns nachher zum Essen!", rief sie in Kunos Richtung und verließ dann mit Ysara die Mannschaftsmesse.

--- Deck 3, Gang

Nebeneinander gingen Nathalie und Ysara den Gang hinunter zum nächsten Turbolift.

"Sagen Sie, Miss Jefferson, Sie haben doch sicher schon diesen No'Orba kennengelernt. Ich kann ihn, wie auch den Captain übrigens, nur schwer einschätzen. Was ist Ihre Meinung?", fragte Nathalie schließlich.

"Der Sicherheitschef?" Ysara überlegte einen kurzen Moment. Es war nicht so, daß man einfach Informationen von Patienten herausgab. Andererseits konnte man die Ivory schwerlich als Föderationsschiff bezeichnen, und als unehrenhaft entlassen galt sie noch dazu; davon abgesehen, daß No'Orba nicht ihr Patient war.

"Meine Meinung als Mensch oder als Psychologe?" Sie lachte trocken und versuchte, sich herauszureden. "Als Mensch bin ich der Meinung, daß ich mich aus den Angelegenheiten meiner Vorgesetzten heraushalten sollte. Als Psychologin denke ich, daß es sich jedenfalls lohnt, seine Krankenakte zu studieren.

Nach Ihnen." Sie wies auf die offene Tür des Turbolifts.

--- Turbolift

"Computer, Deck 2!", befahl Nathalie.

Noch bevor sich der Lift in Bewegung setzte, kam die schnippische Antwort der Frauenstimme: "Wer hätte das gedacht!"

Ysara zog fragend die Augenbraue hoch; eine Mimik, die sie begeistert von den Vulkaniern übernommen hatte. Bisher hatte sich der Computer ihr gegenüber absolut neutral verhalten. Scheinbar konnte er Miss Connor nicht leiden. Oder - sie verkniff sich ein Lachen - er hatte ihre Personalakte studiert und sie als ungefährlich eingestuft.

Der Lift kam bereits zum Stehen.

"Diesen Computer würde ich mir gerne mal genauer ansehen", bemerkte sie, während sie die wenigen Schritte zur Krankenstation gingen, die bereits die erste Tür im Gang darstellte.

--- Deck 1, Gänge

Nachdem der Grilmak aus den Lift kam und in Richtung des Maschinenraums ging, kam er zu dem Schluß, daß er den Roboter mit der Reinigung des Selben erst dann beauftragen würde, wenn er selbst wieder woanders sein würde.

--- Mannschaftsmesse, Computerkonsole, inzwischen

'Hmm, entweder dieser No'Orba ist gerissener, als ich dachte und er hat meinen Hintergedanken durchschaut, oder er hat wirklich nichts mit den eingebauten Geräten zu tun!', sinnierte Isweda. 'Dann werde ich mich mal wieder auf den Weg zu den Warpgondeln machen.'

--- Iswedas Quartier

Der Weg zu Deck 1 führte Kuno noch einmal kurz in sein Quartier, um sich davon zu überzeugen, daß er beim ersten, recht kurzen Überblick über dieses Loch, welches der Captain stolz ein Mannschaftsquartier nannte, nicht doch den Communicator übersehen hatte. Immerhin war aus den Gesprächen der anderen ersichtlich geworden, daß ihre Communicatoren sich im Quartier auf der Computerkonsole befunden hatten. Aber Iswedas Communicator lag nicht dort und auch nicht in einem anderen Bereich des kleinen und recht überschaubaren Raumes.

'Charly! Charly Alpha 1, du mißlungenes Abschlußstück eines Technikstudenten. Putzen kannst du nicht richtig und deine Prioritätsroutinen sind auch völlig durcheinander!' Diese und weitaus schlimmere Gedanken an den armen Charly schossen Kuno durch den Kopf, der sich fürchterlich über die Unzulänglichkeiten dieses Roboters ärgerte. Auf den Gedanken, daß eventuell jemand anderes den Communicator genommen, oder jemand von der alten Besatzung ihn einfach behalten haben könnte, kam Isweda in diesem Moment nicht.

Kuno öffnete an der Konsole einen Kanal zu dem Roboter, ließ ihn erst gar nicht zu Wort kommen und ratterte so schnell wie es sein Zorn über die Putzmaschine zuließ, herunter: "Charly Alpha 1, wenn du vom Captain, oder No'Orba zur Zeit keine weiteren Aufträge hast, dann begib dich sofort in den Maschinenraum, bring einen Communicator für mich mit, gib diesen bitte KWinh oder hinterlege ihn für mich auf Konsole zwei.

Dann machst du dort mal richtig sauber, der Maschinenraum sieht aus wie die wilden Müllkippen auf Ferrengi-Nar und wenn du fertig bist, dann putz alles gleich noch mal, damit du wenigstens einmal in deinem elektronischem Leben etwas richtig sauber machst!"

Der Zorn des Technikers über den schlechten Allgemeinzustand der technischen Einrichtungen dieses Schiffes war noch nicht richtig verraucht, aber er fühlte sich jetzt etwas besser und so setzte er den Weg zur Abzweigung zwischen den Warpgondeln auf Deck 1 fort.

--- Deck 1, Abzweigung zu den Warpgondeln

Seit geraumer Zeit stand Isweda wieder vor der Computerkonsole, an der er vor nicht allzu langer Zeit von Nathalie abgeholt wurde, um in der Mannschaftsmesse etwas zu trinken und über dieses Schiff und Martengh zu sprechen.

Um sich die Wartezeit auf Martengh zu verkürzen, vertiefte sich Kuno in die Pläne des Schiffes, stieß jedoch des öfteren auf geschützte Dateien die offensichtlich nur mit höchster Priorität zu öffnen waren, oder vielmehr nur ein wirkliches Hindernis für jemanden darstellten, der sich nicht so lange und ausgiebig mit der Umprogrammierung von "gefundenen" Schiffen und deren Logbüchern beschäftigt hatte, wie Isweda.

Immerhin hatte Kuno recht einschlägige Erfahrungen diesbezüglich auf einigen Schiffen sammeln können, die schon deutlich hinter der Grenze zur Legalität operierten, eine freundliche Umschreibung für Freibeuterschiffe, wie Kuno fand.

Diese Zeit der "Freien Raumflugzeit" wie Isweda seine Jahre auf den Piratenschiffen nannte, war zwar schon lange vorbei, aber einige Tricks hatte er immer noch nicht verlernt und so bekam Kuno durch die Dateien langsam ein deutlicheres Bild über die Eigenarten von Martengh No'Orba, dieser Caldonier war anscheinend ein Ausbund von Verfolgungswahn, oder der gerissenste Pirat von dem Kuno jemals etwas gehört hatte!

Wollte No'Orba nur warten, bis Captain Monserat der reichste Händler im Quadranten war, um ihn dann mit Hilfe der von ihm, Martengh, eingeführten Veränderungen des Schiffes um seine Reichtümer zu bringen?

Kuno witterte Verrat, den größten Verrat in diesem Quadranten, der jemals aus Gewinnsucht geplant wurde. Sollte Isweda Martengh nun bewundern, oder ihn verachten? Jedenfalls hatte sich eines nicht geändert, Kuno würde diesen Martengh sehr genau beobachten, ihn nicht einen Augenblick aus den Augen lassen! Und Isweda wußte auch schon, wie er das anstellen würde, dieser Martengh hatte Isweda alles geliefert was er brauchte!

--- Brücke

Etwas irritiert sah der Captain zwischen dem großen Caldonier und dem Mann mit dem ziemlich seltsamen Aussehen - wenn auch vulkanischem Gebaren - hin und her. Fast automatisch nahm er dabei das Padd mit der Akte entgegen.

Aber nur einen Moment. Danach fing er sich wieder.

"Einen Augenblick", sagte er zu dem Neuen und wandte sich dann wieder Martengh zu. "Was heißt: Es scheint beides wichtig zu sein? Du gehst natürlich zuerst zum Maschinenraum und siehst dir an was es dort zu beanstanden gibt. Danach gehst du zur Krankenstation. So schnell ist noch keiner weggestorben. Und jetzt geh.

Je schneller du mit der Überprüfung im Maschinenraum fertig bist, desto früher kannst du auf der Krankenstation sein." Der Blick des Captains wies den Sicherheitschef an, nicht darüber diskutieren zu wollen. Schon gar nicht, wenn ein Fremder auf der Brücke stand.

Scheinbar zähneknirschend verschwand Martengh im Turbolift, dessen Türen sich zischend hinter ihm schlossen. Monserat war sich nicht sicher, ob er nicht später etwas von Martengh zu hören bekommen würde.

"Und nun zu Ihnen... Clint... Einen zweiten Wissenschaftler kann ich sicher noch an Bord gebrauchen. Die Akademie der Wissenschaften auf Vulkan bildet sicher gute Leute aus, jedenfalls hatte ich erst kürzlich eine vulkanische Wissenschaftlerin an Bord, die ihre Arbeit wirklich sehr gut getan hat." Er machte in seinen Worten eine Pause und versuchte sich ein Bild von dem Neuen zu machen. Ein Bild, daß er durch den Akt nicht bekommen würde.

"Aber wieso waren Sie innerhalb von 5 Jahren auf 21 verschiedenen Schiffen? Ich halte nicht besonders viel von einer Praxis, die aus Bruchteilen besteht. Sich einarbeiten, alles nur anfangen und an andere weitergeben. Leute, die sich mir so dargestellt haben, verfügen oft über kein Durchhaltevermögen eine Sache richtig zu machen.

Ich sehe auch keinen besonderen Sinn darin, ständig das Schiff zu wechseln. Gerade in der Wissenschaft nicht. Das ist ein sehr absonderliches Gebaren und falls Sie mich auf irgendwelche Auszeichnungen in Ihrer Akte aufmerksam machen wollen, vergessen Sie es ruhig. Ich mache mir mein eigenes Bild von Menschen. Auszeichnungen haben keinerlei Belang für mich. Allein Leistung und Können zählen."

Nach seiner Ansprache sah der Captain gespannt den Mann an, der sich noch immer nicht aus der Ruhe bringen ließ. Zu gerne hätte er ihn gefragt, was für eine seltsame Rasse er war, aber das würde er später aus der Akte ohnehin erfahren.

--- Büro der Techniker

KWinh ging als erstes in das von ihm schon einmal besuchte Büro und aktivierte das Terminal. Es gab nun die von ihm angeforderten Daten aus. Er rief die Schemata des Schiffes auf und prägte sie sich ein, genauso wie den Deckplan. In Notsituationen würde es hilfreich sein, danach nicht erst suchen zu müssen.

Nachdem er den Computer mit der Diagnose der Systeme beauftragt hatte, beschloß er sich zumindest einmal etwas genauer umzusehen, um die Wartezeit zu überbrücken. Das Büro war in dem gleichen Zustand, wie der Rest des Maschinenraums. Der Roboter würde lange brauchen, um hier aufzuräumen. Das Schloß des Schrankes, der seinen Koffer enthielt versah er mit einem Code, damit nicht noch jemand auf die Idee kam, in seinen Sachen herumzustöbern. Zwar war auch der Koffer gesichert, aber wenn man ihn erstmal mitnehmen konnte, bekam man ihn auch irgendwann auf.

Da der Computer noch immer nicht mit der Diagnose fertig war, schnappte der Grilmak sich einen Tricorder, aktivierte ihn, stellte fest, daß der Akku leer war, fluchte innerlich, steckte den Tricorder in die Ladevorrichtung, tat das auch mit den restlichen Werkzeugen, bei denen das nötig war und begab sich ohne Hilfsmittel in den Maschinenraum.

--- Maschinenraum

Dort stieß er fast mit Charly zusammen, der mit dem robotischen Äquivalent eines freudigen Gesichtsausdrucks hereinkam.

"Oh hallo, Mister KWinh, ich bin ja so froh, daß ich Sie hier antreffe. Mister Isweda hat mich zu Ihnen geschickt, damit ich Ihnen einen Communicator für ihn übergebe und hier saubermache. Ich fange sofort mit der Reinigung an, schauen Sie, ich hab ja meine Utensilien schon dabei. Nur leider habe ich keinen Communicator für Mister Isweda dabei. Ich habe sein ganzes Quartier durchsucht und konnte ihn nicht finden. Und wenn er ihn verloren hat, dann muß er das dem Captain sagen aber ich bin ja dafür gar nicht zuständig. Ich fange jetzt mal mit dem Reinigen an. Wir könnten uns ja etwas über Grilmak unterhalten, wissen Sie, wir hatten noch keinen an Bord und..."

Der Grilmak verzog unwillig das Gesicht und unterbrach den Roboter, um ihn in das Büro zu schicken, damit er wenigstens aus dem Sichtbereich kam. Was hatte er nochmal über einen Communicator gesagt? Egal, das konnte nicht so wichtig sein. Mißmutig schaute er sich die Ergebnisse der Computeranalyse auf einem Terminal im Maschinenraum an.

--- Krankenstation

Nathalie öffnete den Mund zu einer Antwort, kam aber nicht mehr dazu. Die Tür zur Station hatte sich bereits geöffnet, und ein hochgewachsener Trill mit einem medizinischen Tricorder in der Hand, stürzte mit ausgebreiteten Armen auf sie zu.

"Meine Damen!", rief er sichtlich begeistert. "Kommen Sie doch herein! Sie sind doch hoffentlich nicht verletzt? Oh, wie wunderschön Sie sind", wandte er sich sofort strahlend an Nathalie. "Sie müssen mir unbedingt für eine meiner Holoskulpturen Modell stehen!"

Amüsiert betrachtete Ysara den Arzt dieses Schiffes und erwartete die Antwort Nathalies, die ein wenig überrumpelt dreinblickte.

"Wie?", brachte Nathalie lediglich im ersten Moment raus. Sie hatte eigentlich nicht erwartet, beim Eintreten dermaßen direkt angesprochen zu werden und dazu auch noch mit einer so - naja - frivolen Bitte.

'Hoffentlich denkt er nicht an Aktmodelle!', dachte sie sich insgeheim und erschauderte ein wenig bei dem Gedanken.

Zu ihrer Überraschung war dem Schauder, der Nathalie den Rücken hinab lief, aber auch ein angenehmes Prickeln beigemischt. Bisher hatte sie Trill nicht allzu sehr beachtet, doch dieser sah recht gut aus, wie sie mit einem musternden Blick feststellen mußte. Die Flecken, die sein Gesicht und den Hals mosaikartig bedeckten, harmonierten auf eindrucksvolle Weise mit seiner Augenfarbe.

Unbewußt spielte Nathalie mit einer Haarlocke, während sie noch immer den Arzt beäugte. "Unbedingt!", meinte sie dann und lächelte verschmitzt. "Aber vielleicht wäre Miss Jefferson dazu viel besser geeignet."

Ysaras Kopf wirbelte zu ihr herum und Nathalie erntete einen leicht erbosten Blick von der Psychologin. Nathalie zwirbelte die Haarlocke plötzlich etwas schneller um ihren Finger und senkte räuspernd den Blick, damit Ysara ihr belustigtes Grinsen nicht sehen konnte.

Schulterzuckend näherte der Trill sich ihnen mit dem Tricorder in der Hand. "Oh, natürlich!", antwortete er beschwichtigend und lächelte. "Es wäre mir eine Ehre! Zwei so hübsche Damen hatten wir schon lange nicht mehr an Bord. Ich bin übrigens Doran Rigero."

Händeschüttelnd stellten sich auch Ysara und Nathalie dem Arzt der Ivory vor.

"Ich nehme an, Sie beide gehören zur neuen Crew? Na, dann wird es aber Zeit, sich auf der Krankenstation zu melden. Sie kennen ja die Prozedur. Allerdings wird dies leider an Bord dieses Schiffes nicht allzu ernst genommen." Er seufzte und während er redete, zeichnete er medizinische Daten mit dem Tricorder zuerst von Nathalie und schließlich auch von Ysara auf.

"Ich hörte bereits", fuhr der Arzt fort, "daß sich einige neue Crewmitglieder hier aufhalten, aber anscheinend hält es keiner für nötig, sich mal durchchecken zu lassen! Dabei könnte jeder von ihnen einen gefährlichen Krankheitserreger hier einschleusen. Obwohl diese Routineuntersuchung eine wichtige Maßnahme ist, geht der Captain recht leichtfertig damit um. Ich werde ihn nachher mal aufsuchen und ihn zum wiederholten Male darauf hinweisen, daß er sämtliche Personen, die das Schiff betreten, zunächst einmal zur Krankenstation schickt!"

Geduldig wartete Nathalie das Ende seines Scans ab. Der Trill wandte sich dann kurz ab, um die Ergebnisse im Computer abzuspeichern. Nathalie nutzte den Augenblick, um Ysara was zuzuflüstern: "Kommen Sie, wir sollten uns nun wirklich mal Ihr Büro ansehen, sonst schafft er es noch, uns zum Modellsitzen zu überreden!"

Zumindest schien Ysara der gleichen Ansicht zu sein, denn sie ergriff Nathalies Arm und zerrte sie zu einer nahen Tür.

"Äh, hat mich gefreut, Sie kennenzulernen! Wir haben aber leider keine Zeit mehr, wir haben noch viel zu tun!", rief Nathalie noch dem verdutzten Trill zu. Anscheinend hatte er erwartet, daß sie ihm ein wenig länger Gesellschaft leisten würden. Oder daß sie zumindest so lange blieben, daß er Gelegenheit hatte, ihnen von dem Ergebnis seines Scans zu berichten.

Bevor noch Dr. Rigero antworten konnte, hatte Ysara Nathalie schon in den anderen Raum gezogen und die Tür schloß sich hinter ihnen.

--- Turbolift

Martengh gingen derzeit einige verschiedene Verschwörungstheorien durch den Kopf, und er versuchte die Tatsache, daß Merced zusammengeschlagen worden war, in diese einzubinden.

Logischerweise gab es genau drei mögliche Übeltäter: Merced, Isweda oder eine bislang noch unbekannte dritte Partei.

Daß diese Schlägerei zufällig genau zu dem Zeitpunkt stattgefunden hatte, als Merced über Martenghs Verdacht informiert wurde, daran glaubte der Caldonier nicht.

Zur Zeit deutete alles auf diesen unbekannten Dritten hin, wobei es immer möglich war, daß entweder Merced oder Isweda - oder gar beide - zu dieser dritten Gruppierung gehörten.

Die Türen des Turboliftes öffneten sich.

--- Deck 1, Gänge

Martengh ging mittlerweile davon aus, daß eine Gruppe Piraten hinter der Ivory her war. Aber wer - außer seinem Bruder - würde auf diese Weise vorgehen? Prinzipiell genial - wie das Corpus Delicti an seinen Platz gekommen war, durchschaute Martengh schließlich immer noch nicht. Aber dann auch gleich wieder so dumm, daß ein neues Besatzungsmitglied nur ein paar Minuten brauchte, um es zu finden.

Der Sicherheitschef fühlte, wie sich ein unsichtbares Netz um die Ivory zusammenzog. Ein Netz, das er nicht greifen konnte.

Ihm war klar, daß er jetzt alle Unterstützung brauchen konnte, die er bekommen konnte. Aber ihm war auch klar, daß jeder Neue ein Agent dieser Organisation sein konnte. Wie schon so oft verfluchte er Monserats dumme Angewohnheit, ständig seine Mannschaft zu wechseln.

Zum Beispiel hatte die vorletzte Mannschaft einen geradezu vorbildlichen Einsatz gezeigt, von Brenghs Agentin einmal abgesehen. Aber nein - Monserat hatte sie am Ende wie üblich alle entlassen.

Als Martengh die Tür zum Maschinenraum erreicht hatte, hatte er einen Entschluß gefaßt: Er würde Isweda vertrauen.

Und sollte dieser dieses Vertrauen nicht rechtfertigen - sollte er zu der Organisation gehören, dann ... ja, er wußte schon, was er dann täte...

--- Maschinenraum

Martengh blickte sich um und steuerte auf KWinh zu, den er bei einer Computerkonsole entdeckte, wo er für den unbekannten Feind spionierte.

Dieser Romulaner war ihm gleich verdächtig vorgekommen, aber im Moment war es wichtig, ihm nicht zu zeigen, daß er bereits im Kreis der Verdächtigen war. Deshalb fragte er ihn: "Mr KWinh, ich hatte eigentlich Mr Isweda hier vermutet. Haben Sie ihn gesehen?"

Überrascht blickte der Grilmak hoch und musterte den Caldonier. Er hatte ihn nicht kommen hören, was an seinem nicht so ausgeprägten Gehör, wie auch am Schleichen des Sicherheitschefs gelegen haben konnte. Er blickte wieder zum Terminal, ohne etwas zu erwidern, gab einige Befehle ein und wandte sich dann an No'Orba.

"Ich grüße Sie, Mister No'Orba. Den Informationen des Computers zufolge, befindet sich Mister Isweda an den Computerterminal bei den Warpgondeln. Er ist alleine und im Terminal eingeloggt. Soll ich ihm eine Nachricht zukommen lassen?"

Kaum hatte KWinh seinen letzten Satz beendet, als Charly aus dem Büro gestürmt kam.

"Oh hallo, Mister No'Orba, bin ich froh, Sie zu sehen. Wissen Sie, ich reinige gerade das Büro für Mister KWinh. Mister Isweda hat mich ja hierhergeschickt. Ich sollte eigentlich seinen Communicator mitbringen, aber ich habe Mister KWinh schon gesagt, daß ich ihn nicht finden konnte und sich Mister Isweda an den Captain wenden soll damit. Es ist ja nicht meine Aufgabe, mich um so etwas zu kümmern, aber vielleicht wissen Sie ja, wo der Communicator ist. Nicht auszudenken, was passieren könnte, wenn der in die falschen Hände gerät."

Anscheinend kannte der Roboter die Bedeutung des wütenden Blickes Martenghs, erkannte KWinh, denn Charly zog sich wortlos wieder in das Büro zurück und fing wieder mit seiner Arbeit an.

--- Büro der Bordpsychologin

"Danke, ich hätte den Kerl nicht mehr länger ertragen können! Der schwatzt ja ähnlich wie Charly!", lachte Nathalie.

"Das können Sie laut sagen!" Ysara wischte sich einen Zopf aus dem Gesicht und atmete erleichtert auf. Erst jetzt fand sie ihre Sprache wieder. Dieser Mann hatte sie tatsächlich sekundenlang sprachlos werden lassen. Holoskulpturen? Sie würde eher ein Ferengi heiraten!

"Obwohl ich zuerst nicht gerade das Gefühl hatte, als würden Sie ihn hassen!", fügte sie trocken hinzu und warf Nathalie einen Seitenblick zu.

Der Blick, der zurückkam, war bestenfalls empört zu nennen.

Ysara grinste, während sie sich einmal um sich selbst drehte, Nathalie für einen Augenblick vergaß und das kleine Büro musterte. Auf einem schlichten Schreibtisch, den weiß gepolsterte Stühle umgaben, standen noch einige Überbleibsel des letzten Psychologen, als habe er - oder sie - das Schiff überstürzt verlassen. Neben der Computerkonsole lag ein umgestürztes, altmodisches Foto, das eine lachende Klingonin zeigte.

An der Wand hingen Bilder, die eine merkwürdige Abart abstrakter Kunst zeigten. Auf dem einzigen Regal im Raum lag, neben einer verwelkten Pflanze, ein dichtbeschriebener Notizblock. Sie hob ihn auf und warf einen Blick darauf. 'No'Orba' prangte in steiler, enger Schrift darauf. Kurz entschlossen steckte sie den Block ein. Bei Gelegenheit würde sie diese Notizen ausgiebig studieren.

'Fehlt nur noch die weiße Couch', kommentierte sie im Geiste. Automatisch nahm sie ein liegengelassenes Padd und verstaute es in einer Schublade.

"Hübsch hier", wandte sie sich wenig überzeugt an Nathalie. "Naja ... bei Gelegenheit werde ich diese Bilder austauschen und ..." Sie kam nicht weiter, denn in diesem Augenblick öffnete sich die Tür, und Dr. Rigero stand im Raum.

"Meine Dame!", rief er erfreut, als habe er sie tagelang nicht gesehen, und zu Ysaras Entsetzen hielt er auf sie selbst zu. "Wir müssen uns unbedingt unterhalten! Ihre Scans! Fantastisch! Dieser Blinddarm! Sie müssen mir unbedingt erzählen, wie Sie zu diesem Blinddarm gekommen sind!"

"Äh, das war ein Versuchsprojekt, an dem ich als Studentin teilgenommen habe." Sie räusperte sich, klopfte dem Arzt auf die Schulter und versuchte ihn zur Tür zu führen. "Sobald ich Zeit habe, werde ich mit Ihnen ..."

"Ein Projekt? Als Studentin? Wurden Sie genverändernden Eingriffen unterzogen? Verblüffend, wirklich verblüffend, wie ein Blinddarm in seiner Struktur dem Kleinhirn eines Ferengi ähnelt!"

Ysara sah im Augenwinkel Nathalies unterdrücktes Lachen. Sie beschloß, zu härteren Maßnahmen zu greifen.

"Doktor, ich verspreche Ihnen, Sie sobald wie möglich wieder aufzusuchen! Miss Connor und ich stehen aber unter Zeitdruck, und deshalb ..." Sie ergriff erneut seine Schulter und beförderte ihn mit einem Stoß, den man kaum noch kameradschaftlich nennen konnte, zur Tür hinaus.

"Computer, Tür verriegeln!", befahl sie und nahm noch den erstaunten Blick des Trill war, bevor sich die Tür vor ihm schloß.

"Und wie kommen wir jetzt hier raus?", fragte Nathalie, deren Lippen noch immer ein Grinsen umspielte.

"Hm ..." Die Afroamerikanerin sah sich um. Nathalie hatte recht; keine Türen außer der einen.

"Es gibt nur eine Möglichkeit ..."

Die beiden Frauen sahen sich entschieden an. "Jeffries Röhren!" Nathalies Augen schienen zu funkeln.

Ysara nickte entschieden. "Dann mal los."

Ein Zugang zu den Jeffries Röhren war in dem kleinen Raum schnell gefunden und Nathalie machte sich zusammen mit der Psychologin an der Luke am anderen Ende des Raumes zu schaffen.

"Nach Ihnen!", meinte Nathalie lächelnd, als sie die Verkleidung entfernt hatten und führte eine einladende Handbewegung aus. Ysara warf zunächst einen sorgfältigen Blick in den engen Schacht, bevor sie hineinstieg.

"Ein wenig staubig hier! Ich sollte dies mal Charly sagen, dann wären wir ihn sicher etwas länger los!", witzelte die Psychologin.

--- Maschinenraum

Martengh hatte den Eindruck, daß sein erster Eindruck von diesem KWinh hier voll und ganz bestätigt wurde: Dieser Romulaner - in Martenghs Augen war er solange einer, bis ein Gentest ihm bewies, daß er sich irrte - spionierte dermaßen konzentriert an einem Terminal, daß er von Martenghs Eintreffen vollkommen überrascht wurde.

Charly hatte er vorher unter einem Vorwand weggeschickt, damit er ungestört war, und Iswedas Communicator hatte er verschwinden lassen, damit dieser verdächtiger wirkte. Und dann noch dieses scheinheilige 'Nicht auszudenken, was passieren könnte, wenn der in die falschen Hände gerät, daß er Charly eingebleut hatte'! Das sollte ihn wohl anspornen, das Gerät schnellstens zu suchen. Ha!

Darüber hinaus war er ein wenig zu schnell darüber informiert gewesen, wo Isweda zur Zeit arbeitete - gerade so, als ob er sich die Aufenthaltsorte möglicher Störenfriede ständig anzeigen ließ. Martengh beschloß, sich später ganz genau anzuschauen, welche Daten KWinh eingesehen hatte. Er war davon überzeugt, daß sich daraus eine ganze Menge sehr interessanter Schlüsse ziehen ließ.

Auf jeden Fall witterte Martengh eine große kriminelle Energie, wovon er sich aber nichts anmerken ließ. Statt dessen antwortete er: "Ich werde das Problem mit dem Communicator weiterleiten. Danke für die Information."

Mit diesen Worten machte er sich auf den Weg zu Isweda.

--- Brücke

Clint war erstaunt. Nachdem was ihm Charly erzählt hatte, wechselte dieser Mann ständig sein Personal und trotzdem erwartete er, daß seine Crew eine langjährige Erfahrung auf nur einem oder wenigen Schiffen hatte. Er schloß daraus, daß der Captain sehr dominant war und gern ein unerfahrenes Personal hatte, um dieses besser kontrollieren zu können. Der Breen-Mischling kannte diesen Typ Mensch, wieder schweiften seine Gedanken in die Vergangenheit ab, zu den schmerzhaften Erfahrungen auf der "Annodussa".

'Nein!', dachte er, dies hier war was anderes, es würde keine Schockhalsbänder geben, keinen willkürlichen Terror. Er sammelte seine Gedanken, konzentrierte sich auf das Hier und Jetzt. Und auf die Logik.

"Mein ständiger Dienstwechsel hat nichts mit mangelndem Durchhaltevermögen zu tun, Sir. Meine Motivation hierfür liegt grade in der Wissenschaft. Ich bin stets auf der Suche nach neuen, faszinierenden Erkenntnissen. Dies hatte nie Auswirkungen auf meine Borddisziplin, ich habe und werde die ganze Arbeitsvertragslaufzeit über immer loyal und mit vollem Einsatz für den Captain des Schiffs arbeiten", sagte Clint im ernsten Ton, mußte sich aber in Gedanken korrigieren: 'solange sich der Captain an den Vertrag hält!', aber das zu erwähnen befand er für unklug.

"Außerdem", so fuhr er fort, "arbeitete ich nicht immer als Wissenschaftler, sondern setze meine Qualitäten auch im Bereich der Sicherheit ein. Im übrigem bin ich kein Mensch, sondern ein Vulkanier" Clint bemerkte Monserats zweifelnden Blick und fügte hinzu: "Ich wurde adoptiert, Details erfahren Sie in meiner Akte."

Er bemerkte, daß ihn der Captain immer noch zweifelnd musterte, anscheinend machte ihm Clints Äußeres zu schaffen. Darauf wollte er jedoch jetzt nicht eingehen, es würde den Terraner wahrscheinlich nur verwirren. Dieses Volk mochte zwar seit 200 Jahren den Weltraum bereisen, viele von ihnen reagierten auf Fremdartigkeit jedoch immer noch mit Mißtrauen und Abneigung.

Ein leises Geräusch lenkte seine Aufmerksamkeit plötzlich ab. Mit einem schnellen Blick in der Richtung aus der es kam, sah er ein Metallgitter zu den Jeffriesröhren. Für ungeübte Augen kaum bemerkbar, kamen winzige Staubwölkchen zwischen den Stäben herausgeweht. 'Seltsam', dachte Clint und sein Sicherheitsoffiziersdenken kam zum Vorschein. Die Staubstöße waren für einen Luftzug zu unregelmäßig, anscheinend wurden dort gerade Wartungsarbeiten durchgeführt.

Clint schaute wieder auf den Captain der Ivory und erwartete dessen Antwort.

"Ehrlich gesagt, ist es für mich ohne jeden Belang, ob Sie nun ein Mensch, Vulkanier, Romulaner oder Borg sein wollen. Es sei denn, Sie haben vor mich zu assimilieren", scherzte der Captain, doch seine Miene blieb dabei unbewegt und ernst mit einer Spur von Mißtrauen.

"Aber auch, wenn ein Hund von einer Katze aufgezogen wird und sich ihre Fähigkeit auf Bäume zu klettern aneignen sollte, so wird dennoch nie eine Katze aus ihm werden. Für mich werden Sie jedenfalls kein Vulkanier sein, denn Ihr Innenleben oder Ihre Religion interessieren mich nicht im Geringsten. Lediglich Ihre Arbeit und Ihre Bereitschaft sich in ein Team einzufügen und Befehlen zu gehorchen ist in meinen Augen wichtig."

Der Captain lehnte sich in seinem Sitz zurück. Dieser Kerl war ihm durchwegs unsymphatisch. Er wußte nicht, ob es gut war ihn hier an Bord zu wissen. Da war ihm der Schotte wesentlich angenehmer. Das fehlte noch, daß er sich anbot auch in der Sicherheit zu arbeiten.

"Ich werte Ihre Ausbildung an der Akademie der Wissenschaften auf Vulkan, als fundierte Kenntnis auf dem Gebiet der Wissenschaft. Auch mag es Ihnen entgegenkommen ständig auf neue Schiffe zu wechseln um möglichst viel auf dem Gebiet der Wissenschaft zu erfahren, trotzdem verliert dadurch viel Ihrer gesamten Dienstzeit an Zeit sich auf dem neuen Schiff einzuarbeiten. Wie dem auch sei...", der Captain hatte keine Lust mit einem Crewmitglied zu debattieren, "aber für die Sicherheit sind Sie in meinen Augen nicht qualifiziert.

Wissenschaftler haben schon eine ganz andere Art die Probleme anzugehen, als jemand aus der Sicherheit. Ihnen fehlt eindeutig der Instinkt schnell zu handeln. Statt dessen wird erst lang und breit die Lage analysiert um durch ein Eingreifen das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Hätten Sie sich für die Sicherheit beworben, hätte ich Sie abweisen müssen. Doch da Ihr Interesse in der Wissenschaft liegt, wird sich mein Sicherheitschef Ihre Akte ansehen und überprüfen. Sollte alles der Wahrheit entsprechen, sind Sie Mitglied meiner Crew."

Nachdenklich musterte Monserat diesen Clint und fragte sich einmal mehr, warum sich diesmal so seltsame Leute an Bord meldeten...

--- Deck 1, Abzweigung zu den Warpgondeln

Als Martengh um die Ecke bog, konnte er gleich den Menschen sehen, wie er an einem Terminal arbeitete. Als er ihn erreicht hatte, fragte er ihn: "So, Mr Isweda, was haben Sie genau entdeckt?"

"So etwas wie Unterbrecher für die Plasmaleitungen, welche zu den Warpgondeln führen, Sir!", antwortete Kuno, der durch die sich nähernden Schritte von Martengh vorgewarnt war und deshalb die geöffneten geheimen Dateien schließen konnte, bevor No'Orba in Sichtweite gekommen war.

"Sehen Sie, man kann nur eine kleine, fast nicht wahrnehmbare Fluktuation im Phasenfeld der Plasmaleitung erkennen!" Isweda hatte eine grafische Darstellung des Plasmaflusses aufgerufen, trat einen Schritt beiseite, damit Martengh freie Sicht zum Display hatte, obwohl dieser Riese sicher ohne Probleme über Isweda hinweg sehen konnte.

"Ich hielt es zunächst für eine Verunreinigung in der Abzweigung und wollte es mir genauer ansehen, dabei habe ich dann die Geräte entdeckt. Mit Fernauslöser, allerdings von erstaunlich kurzer Reichweite, wer immer die auslösen wollte, müßte sich an Bord, oder zumindest in unmittelbarer Nähe das Schiffes befinden!" Kuno ließ seine Erkenntnisse über die Unterbrecher in langsamen, deutlichem Ton einfließen, schließlich wußte er nicht, ob sich dieser Martengh auf zwei Dinge gleichzeitig konzentrieren konnte.

"Wie nah?", war alles was Martengh in etwas brummigen Ton fragte.

"Nicht weiter wie 100 Meter, Sir!", entgegnete Kuno und fuhr fort, "aber wenn sich dieser jemand außerhalb des Schiffes befinden sollte, dann müßte er wegen der Außenhülle und den Schilden auf weniger als 30 Meter an die Warpgondeln kommen, zumindest während des Fluges."

"Ihre Schlußfolgerung?", fragte Martengh, was Kuno stutzen ließ. Isweda, der diesen No'Orba noch nie derartig "freundlich" erlebte, hatte bisher den Eindruck bekommen, daß der Sicherheitschef seine schlechte Laune geradezu pflegte und jedermann mißtraute. Diese Frage, in Verbindung mit dem relativ freundlichen Ton, ließ bei Isweda die Alarmglocken schrillen. Hatte Martengh die Unterbrecher selber installiert und wollte nun herausbekommen inwieweit Kuno weiteres anhand der installierten Geräte über ihn, Martengh, den Piraten, herausgefunden hatte?

Denn eines war mit dieser Frage deutlich geworden. Kuno hatte in seiner Spekulation über die wahren Absichten Martenghs, nämlich die Kaperung des Schiffes, anscheinend recht! Martengh hatte alles von langer Hand vorbereitet und Kuno war in seine Vorbereitungen geplatzt, zu einem Zeitpunkt an dem ein Mitwisser wie Isweda mehr als störend war. 'Ich bin so gut wie tot, wenn Martengh herausbekommt, daß ich ihn verdächtige', dachte Isweda.

"Nun, die Unterbrecher sind recht ausgeklügelt, aber die Empfänger deuten auf einen Dieletanten hin, denn das jemand sich an Bord dieses Schiffes befindet, der es sabotieren will, kann ich mir nicht vorstellen. Ich vermute, daß die Unterbrecher von einem Spezialisten erworben worden sind, der Saboteur die Empfänger selber installiert hat, in der Annahme sie hätten eine größere Reichweite!" Diese Antwort sollte von Iswedas Verdacht gegen Martengh eigentlich weit genug ablenken.

"Hmmm" Der brummelige Ton von Martengh war wieder da, was Kuno beruhigte, so fuhr er fort.

"Da ich nicht allzu lange in dieser Gegend war, kenne ich nicht die technischen Möglichkeiten der in dieser Gegend ansässigen Spezialisten, aber Sie könnten vielleicht anhand der Bauart Rückschlüsse ziehen?!" Kuno wartete nicht auf eine Antwort von Martengh und redete weiter. "Die Empfänger habe ich abgeschaltet, die Unterbrecher aber an Ort und Stelle gelassen, wir müssen hier entlang, Sir!"

Ohne sich darum zu kümmern, ob Martengh folgte, stieg Kuno in eine Jeffriesröhre ein und kroch zur Steuerbord Warpgondel.

--- Deck 2, Jeffriesröhre

Lachend kletterte auch Nathalie in den Gang. Das Metallgitter, auf dem sie auf allen Vieren vorwärts krochen, hinterließ in der Tat einen ekligen, schmierigen Film auf ihren Handflächen. In der Luft hing ein schwerer metallischer Dunst, als würde der Luftumwandler hier seinen Dienst versagen. Anscheinend wurden an Bord eines solch kleinen Schiffes die Jeffriesröhren nicht allzu oft benutzt.

'Das wird sich nun ändern, sollte ich meine Freizeit öfters mit dieser Ysara verbringen! Schalten Sie nächste Woche wieder ein, denn in der nächsten Folge sehen Sie, wie Ysara und Nathalie vom putzlappenschwingenden Charly durch die Jeffriesröhren gehetzt werden!' Nathalie kicherte in sich hinein.

Nach wenigen Metern erreichten sie auch schon die erste Abzweigung. Nun, da sie sich weiter von der offen stehenden Luke entfernt hatten, hörten sie auch ganz andere Geräusche. Der ansonsten sanft brummende Antrieb klang hier weniger gedämpft. Nathalie glaubte sogar, die feinen Vibrationen spüren zu können. Auch die Luft schien stickiger geworden zu sein.

"Wohin jetzt?", fragte Ysara und drehte den Kopf zu ihr.

"Ich weiß auch nicht. Wie gesagt, kenne ich mich hier noch nicht so gut aus. Ich weiß nur, daß sich auch die Brücke ebenfalls auf diesem Deck befindet - doch da möchte ich nicht unbedingt herauskommen! Wir sollten lieber von diesem Deck herunter. Irgendwann werden wir schon auf eine Abzweigung nach unten oder oben stoßen. Ach, nehmen wir einfach die linke Abzweigung!"

Der linke Gang war eigentlich genauso gut oder schlecht wie der rechte. Beide nahmen einen bogenförmigen Verlauf, so daß sie jeweils nur ein kurzes Stück sehen konnten. Außerdem wurde Nathalies Sicht ein wenig von dem vor ihr beim Vorwärtskriechen hin und her schwankenden Hinterteil behindert.

Was Nathalie sehen konnte, waren einige Kontrollpanels, die in fast regelmäßigen Abständen an den Seitenwänden der engen Röhre auftauchten. Bei einigen waren sämtliche Kontrollleuchten erloschen und einige Leitungen hingen zerfetzt hinaus.

'Soviel zur Wartung', kommentierte Nathalie ihren Status. Dabei hatte sie gehofft, daß es hier wenigstens so etwas wie Wegweiser gab. Es wäre doch recht peinlich, wenn sie und Ysara plötzlich völlig verstaubt auf die Brücke platzen würden. Zumindest hätte sie dann beträchtliche Probleme zu erklären, wieso sie beide denn bloß durch diese Röhren gekrochen waren.

--- Jeffriesröhre, Steuerbord Gondel

"Sehen Sie, hier! Dasselbe Modell befindet sich noch mal bei der Plasmaleitung an der Backbord Gondel!"

Isweda hatte beim Kriechen bemerkt, wie sich ein riesiger Körper durch die für ihn eigentlich zu enge Röhre quetschte und konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen, das Kuno aber, als er sich an Martengh wandte, wieder völlig unter Kontrolle hatte.

"Ich werde sie demontieren, wenn Sie es wünschen." Jetzt wurde Isweda wieder ein wenig mulmig, wie würde Kuno Martengh entkommen können, sollte dieser sich zum ultimativen 'Abschied' von dem neuen Techniker entscheiden? Diese Röhre hatte nur einen Ausgang und der war von über 2,50 Metern Muskelmasse zugepfropft!

Dann kam für Kuno die rettende Idee. "Allerdings könnte es sein, daß noch Sicherungen angebracht sind. Das könnte zu einer Explosion der Leitung führen, deshalb würde ich sie nur demontieren, wenn Sie darauf bestehen. Immerhin kann ohne den Empfänger eigentlich nichts mehr passieren."

Hätte Martengh, wovon Kuno immer noch ausging, die Unterbrecher selber installiert, so würde Martengh den Ausbau nicht anordnen, sondern die entfernten Sender zu einem späterem Zeitpunkt einfach ersetzen.

'Die Fluktuation in den Leitungen würden mit oder ohne Sender weiterbestehen, so daß ich sicher keinen Unterschied bemerken würde, wird Martengh denken, aber ich werde zu einem späteren Zeitpunkt nachsehen, ob wieder Sender installiert worden sind, dann kann ich mir mit Martengh absolut sicher sein!'

"Nun Sir, soll ich sie ausbauen, oder an Ort und Stelle belassen?", fragte Isweda noch mal nach.

--- Maschinenraum

KWinh wunderte sich ein wenig über die schnelle Verabschiedung, allerdings bezog er das nicht auf sich, da Martengh ja nach Isweda gefragt hatte. Also wandte er sich wieder dem Terminal zu und den Ergebnissen der Computeranalyse. Die Analyse lieferte das Ergebnis, daß so ziemlich alle Systeme zwar innerhalb der Toleranzen funktionierten, aber überall verbessert werden konnten. Mal ganz abgesehen von den schlampigen Befestigungen von Abdeckplatten und Panels, die überall offensichtlich waren, wenn man ein wenig genauer hinschaute.

Verwundert sah er auf die Anzeige der Jeffriesröhren. Es waren 4 Personen in ihnen unterwegs. Seltsam, war das doch fast die Hälfte der momentanen Besatzung. Daß Kuno und Martengh drin waren, konnte er mit der bemerkten Fluktuation bei den Warpgondeln erklären, aber für die Anwesenheit der beiden Frauen in den Wartungsröhren fand er keine Erklärung.

"KWinh an Jefferson und Connor. Meine Damen, ich habe Ihre Anwesenheit in den Jeffriesröhren bemerkt. Sie bewegen sich in einer Sackgasse auf die Brücke zu. Haben Sie ein Problem, bei dem ich helfen kann, oder ist das eine terranische sportliche Betätigung, die ich noch nicht kenne?"

--- Deck 1, Abzweigung zu den Warpgondeln, inzwischen

"Auf jeden Fall an Ort und Stelle lassen!", antwortete Martengh. "Ich weiß schließlich selber noch nicht, wie dieser Saboteur einzustufen ist. Meine Analyse deckt sich zum Teil mit Ihrer. Einerseits genial, andererseits dilettantisch.

Ich halte es für wenig effektiv, wenn man sich eine solche Mühe mit dem Einbau dieser Geräte macht, wenn man während des Fluges auf 30 Meter an das Schiff heran muß, um sie zu aktivieren. Deshalb gehe ich davon aus, daß wir den Übeltäter an Bord haben, oder ihn noch bekommen werden.

Deshalb ist es für mögliche Kontrollen auf jeden Fall besser, wenn die Geräte noch dort sind, wo man sie vermutet. Das einzige Problem könnten die Empfänger sein. Wenn diese Geräte irgendwie geortet werden können, wird man feststellen können, daß der Plan durchschaut worden ist.

Zumindest wird sich dann jemand in die Jeffriesröhren begeben, um nachzuschauen. Ich werde den Computer anweisen, mich zu informieren, sobald sie jemand betritt. Ist ja schließlich eine ungewöhnliche Art der Fortbewegung."

Mit ein paar Handgriffen hatte er über ein Padd die entsprechenden Befehle weitergegeben. Noch ehe er es wegstecken konnte, blinkten die ersten Nachrichten darüber auf. Offenbar waren zur Zeit recht viele Leute in Jeffriesröhren unterwegs. Außer ihm selbst und Isweda meldete der Computer auch Jefferson und Connor.

Und die Beiden bewegten sich auf die Brücke zu!

Mit einer schnellen Bewegung aktivierte Martengh seinen Communicator: "Martengh an Brücke! Sicherheitsalarm! Zwei Personen dringen über Jeffriesröhren zur Brücke vor!"

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