Ivory Cronik 11

Unfreiwillige Striptease

--- unsichtbarer Planet, beim Abstiegsseil

Während die Klingonin sich neben KWinh kniete um ihn aus seiner mißlichen Lage zu befreien - schade daß sie nicht seine angstvollen Augen sehen konnte - sah sich Shania intensiver als bisher um. Betrachtete den Planeten als Feindesland, statt nur mehr als reines Forschungsobjekt. Immerhin war dieses riesige Spinnenvieh sicher nicht das letzte einer aussterbenden Spezies.

Aber zum Glück konnte die große Frau weder andere Spinnen noch Anzeichen, die auf ihre Existenz hinwiesen entdecken. Keine Netze oder Reste einer Mahlzeit zu der sie fast auch gehört hätten. Auch wenn das in einem Wald wie diesem nicht viel zu bedeuten hatten. Diese Biester konnten nahezu überall lauern.

Auch gab es nicht viel anderes Getier. Diese Leuchtinsekten fand sie richtig reizend. Dafür entdeckte sie etwas anderes was ihre Aufmerksamkeit sofort voll auf sich zog.

Es war stromlinienförmig, stahlblau und es war sicher kein Produkt der Natur. Entschlossen entfernte sich die Amerikanerin von den beiden anderen, die es noch nicht mal bemerkten um sich das Ding näher anzusehen. Wieder siegte der Forschungsgeist in ihr, der ihr gebot das fortzusetzen, das ihrem Mann zu Lebzeiten nicht mehr möglich war.

Die Erforschung des unsichtbaren Planeten. Der Heimat der Söhne der Sonne.

--- beim Objekt

Es dauerte nur kurze Zeit, bis Shania die Farnwedel und das alte Laub restlos beseitigt hatte. Nie hatten sich ihre Hände schneller bewegt, nie war ihr Herzschlag höher gewesen. Alles versank um sie herum und hätte eine Spinne wert auf eine Mahlzeit gelegt, wäre sie ein lohnendes Opfer gewesen,

Dann lag das Teil offen vor ihr. Was immer es war, es hatte eine Form, die das menschliche Auge nur sehr schwer einzuordnen wußte und bei dessen Anblick einem seltsam wohlig zumute wurde. Eine Art schriftzeichenartiger Ornamente zierte die Seiten des Objekts, aber sie standen nicht still, sondern schienen ständig ihre Form zu verändern.

Binnen einiger Sekunden erkannte die Amerikanerin darin einen sich ständig wiederholenden Rhythmus. Teilweise versanken sogar die Schriftzeichen in der Oberfläche und tauchten wieder darauf hervor. Als wäre das ganze Gebilde aus Wasser.

Automatisch wollte Shania ihr Padd zücken bis ihr einfiel, daß dieser Breen, der sich nicht nur für einen Wissenschaftler sondern auch noch für einen Vulkanier hielt, es ihr immer noch nicht wieder zurück gegeben hatte. Ärgerlich knurrte sie und fuhr mit der Hand durch ihr widerspenstiges Haar. Trotzdem hatte sie keine Lust ihn suchen zu gehen, sondern besann sich auf die Aufzeichnungen in ihrem Kopf.

Dabei stellte sie sich als erstes die Frage warum dieses Volk sich selbst als "Söhne der Sonne" bezeichnete. Wo es das Licht fast nicht schaffte überhaupt den Waldboden zu erreichen. Trotzdem war sie sich sicher, daß die Sonne eine sehr maßgebende Bedeutung für sie gehabt haben mußte. Wahrscheinlich auch für ihre Kultur.

Ein Zeichen kam ihr gleich seltsam bekannt vor...

--- auf dem Weg zum Abstiegsseil

Ysara war bereits ein gutes Stück gegangen, als sie sich besann und ihren Rucksack öffnete, um einen Tricorder herauszuholen. Die Kommunikation mochte ja nicht funktionieren, aber das kleine Gerät tat es. Trotz eines entfernten Störfelds, das scheinbar über ihr lag, konnte sie die drei humanoiden Lebensformen sofort ausmachen. Glücklicherweise befanden sie sich nicht weit von ihr. All das Grünzeug verringerte die Scannerreichweite.

Mit einem Auge den Tricorder, mit dem anderen den Boden unter sich im Auge behaltend, auf dem man ständig über etwas stolpern könnte, ging sie weiter.

Ein wenig unruhig machte es sie als Büromenschen schon, ungeschützt durch den Wald zu laufen, in dem, so viel wußte sie zumindest, ein paar richtig große "Schlangen" lauerten. Mit "Schlangen" konnte sie zwar umgehen - in ihrer Kindheit daheim hatte es einige von ihnen gegeben - und den Phaser hatte sie auch griffbereit, aber das mußte nicht viel bedeuten. Immerhin war sie nicht streßanfällig, und ihre Starfleetausbildung bewahrte sie davor, allzu nervös zu werden.

Dann und wann vernahm sie vom üblichen Blätterrascheln und all den Geräuschen, die nun mal typisch für Wälder waren, auch entferntes, gurrendes Gackern wie von einem Affen, und einmal den sehr melodischen Singsang eines Vogels. Tiere schien es hier zumindest einige zu geben.

Zumindest ließen sich die Artgenossen der erlegten "Schlangen" nicht mehr blicken. Kurze Zeit später umrundete sie den Stamm eines dieser riesigen Bäume, und erblickte endlich die anderen.

--- beim Abstiegseil

Shalley konnte sich ein wölfisches Grinsen nicht verkneifen, als sie sich mit Shanias Machete in der Hand KWinh zu wandte. Sie gefiel sich in der Rolle der kriegerischen Amazone äußerst gut und bedauerte schon, das Schneidwerkzeug wieder in die Hände der Frau geben zu müssen.

Schon nach einem kurzen Augenblick stellte sie jedoch fest, daß es ihr hier nicht weiterhelfen würde. Mit dem riesigen Ding konnte sie Pflanzen - und Spinnen - zerhackten, aber wenn sie versuchte, damit den Grilmak zu befreien, könnte das zu Komplikationen führen.

"Moment noch", murmelte sie, erhob sich und ging hinüber zu der Spinne, um sich ihr eigenes Messer wiederzubeschaffen. Sie entdeckte Shania ein Stück entfernt, und obwohl sie neugierig darauf war, was die Frau eigentlich machte, schien es klüger, sich erst um den ungeduldigen KWinh zu kümmern.

Die Fäden, aus denen die Spinne ihr Netz gesponnen hatte, ließen sich leicht zerschneiden, aber sie klebten. Shalley fluchte leise vor sich hin, während sie begann, sie ohne jegliches System zu durchtrennen. Wie sollte sie dieses Zeug wieder von den Fingern bekommen?

Es dauerte nicht lange, bis sie ihre Arbeit beendet hatte. Der Grilmak konnte sich nun zumindest wieder frei bewegen, obwohl das Netz noch immer an Teilen seiner Kleidung klebte. Sie bot ihm die Hand, um ihm aufzuhelfen, nachdem sie selbst aufgesprungen war, um ihr Werk zu betrachten.

"Auftrag erledigt!", verkündete sie stolz, während sie ihm aufhalf und danach ihre Waffen wieder einzusammeln begann. "Ich frage mich, wo die anderen sind! Vor allem Clint! Obwohl es ohne ihn auch Spaß gemacht hat ..." Sie dachte dabei vor allem an die Tatsache, daß der Breen mit seiner Peitsche ihr jegliche Arbeit abgenommen hätte ...

"Und was machen wir jetzt?"

Geringschätzig sah sich Ysara um - eine tote Spinne, viel Blut, der Grilmak über und über mit einem komischen weißen Zeug bedeckt ... dann die Klingonin, ausgerüstet mit einem riesigen Buschmesser und ihren Phasern ...

"Offensichtlich komme ich ein klein wenig zu spät, um tatkräftige Hilfe zu leisten", kommentierte sie. Die drei fuhren zu ihr herum. Shalley hatte bereits ihre Machete gezückt, ließ sie jedoch wieder sinken, als sie die Psychologin erkannte.

Ysara kam näher, klappte den Tricorder zusammen und befestigte ihn an ihrem Gürtel, neben dem Phaser. Knapp berichtete sie, was bisher geschehen war, und daß Nathalie irgendwo herumflog, um einen Landeplatz zu finden.

"Also beauftragte mich", sie sprach die Worte voller Sarkasmus, "unser geschätzter Mr. Clint damit, Sie zu ihm zu führen. Er selbst hat gerade ein paar 'Schlangen' erschlagen und sich dann heldenhaft daran gemacht, Mr. Isweda zu suchen, der uns bei dem Vorfall irgendwie abhanden gekommen ist."

Nach mehreren Versuchen, die Überbleibsel des Netzes von seiner Kleidung zu entfernen, stellte KWinh fest, daß sich nur die inzwischen trockenen Teile überhaupt abreißen ließen. Er würde also noch eine gewisse Zeit lang mit dem anderen Design seiner Robe auskommen müssen. Er wandte sich an Ysara, die gerade den Verlust eines Mitglieds der zweiten Gruppe verkündet hatte.

"Nun, Ysara, Sie haben uns gefunden. Wir werden noch etwas hier bleiben, da Shania etwas gefunden zu haben scheint. Ich denke, das Beste wäre es, wenn Sie versuchen, Mr. Clint und Mr. Isweda zu finden und hierher zu bringen. Wir sollten in diesem Gelände niemanden alleine lassen."

Mit diesen Worten drehte sich der Grilmak um und ging in Richtung von Shania und ihrem Fund.

Ysara sah dem Grilmak noch kurz mit hochgezogenen Augenbrauen nach. Entweder hatte er doch so etwas wie Humor entwickelt oder einfach ihren Sarkasmus nicht verstanden. Nachdem Mr. Clint anfing, ihr Anweisungen zu erteilen, fing dieser hier also auch damit an.

--- beim Objekt

Kaum an Shanias Seite packte KWinh seinen Tricorder aus und begann das Objekt zu scannen. Mit einem Blick auf den es umwuchernden Farn ließ der Techniker ein "ERSTAUNLICH" vernehmen. Zu Shania, die inzwischen mit auf die Anzeigen blickte, sagte er:

"Schau mal, das Ding liegt hier wohl schon mehrere Jahre, wenn man sich die Pflanzen rundherum ansieht und bedenkt, wie tief es in den Boden eingesunken ist. Die Veränderung der Zeichen weist außerdem auf eine Energiequelle im Inneren hin. Kannst du irgendwas entziffern?"

Shania, die inzwischen in Gedanken versunken war, schrak bei dem Klang seiner Stimme erschrocken hoch und drehte sich um. Irritiert sah sie sich um und entdeckte, daß mittlerweile auch Ysara zu ihnen gestoßen war. Wie es schien ging es der zweiten Gruppe prächtig. Auch wenn die Afroamerikanerin nicht zu ihr rüberkam, sondern bei Shalley stehen geblieben war.

Als sie Clint nicht bei ihm entdecken konnte, wandte sie sich mit einem Lächeln auf den Lippen wieder um und ihrem Objekt zu. Immerhin bestand noch die entfernte Chance, daß er irgendwo in diesem Wald von einer zweiten Spinne als Lunch betrachtet wurde und sie sich nicht mehr mit seiner hochmütigen Art herumschlagen mußte. Wäre John auch nur ansatzweise so ein Vulkanier gewesen wie es dieser Breenverschnitt war, hätte sie den Cardassianern noch geholfen seine Forschungsarbeit zu stehlen.

"Es gibt tatsächlich ein Zeichen, daß ich sofort wiedererkannt habe. Es ist das Zeichen der Gottheit, welche die Söhne der Sonne angebetet haben. Herrscher über Leben und Tod, verantwortlich für alles Leben auf diesem Planeten. Eine Allmacht sozusagen." Sie versank einen Moment in Gedanken und sah sich die Reihenfolge des Auftauchens bei diesem Symbol genauer an.

--- beim Abstiegsseil

Die Afroamerikanerin zuckte mit den Achseln. "Na gut", sprach sie gedehnt und an niemand besonderen gewandt, obwohl die Klingonin die einzige war, die ihr noch zuhörte. "Befehlsgemäß begibt sich die Psychologin also auf einem weiteren Botengang in den gefahrvollen Wald. Allein, wohlgemerkt." Sie fragte sich, ob KWinh gemerkt hatte, daß er sich damit widersprach, sie zu den anderen zurückzuschicken, obwohl niemand allein bleiben sollte.

Augenverdrehend wandte sie sich ab. Sie sah Shalley an, daß sie bereits begann sich zu langweilen, und wollte die draufgängerische kleine Person lieber nicht in der Nähe haben. Nicht, nachdem sie womöglich im Blutrausch diese Spinne massakriert hatte.

Shalley überlegte einen Augenblick, ob sie Ysara begleiten sollte. Es würde sicher Spaß machen, noch mehr von diesem Wald zu sehen, und daß Isweda verschwunden sein sollte, klang ziemlich spannend. Allerdings wunderte es sie einigermaßen, daß jemand wie er verschwinden konnte - so viel wie er redete!

Dann jedoch überwog die Neugierde auf den Fund, den Shania da gemacht hatte, und sie ging hinüber zu den anderen beiden.

--- beim Objekt

Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete Shalley das merkwürdige Ding, das dort auf dem Boden lag, und kniete sich dann neben Shania. "Was ist das?", fragte sie. Irgendwie hatte sie Probleme, die Form davon zu erfassen, und daß die Zeichen darauf sich zu bewegen schienen, machte es auch nicht einfacher. Dennoch, es bestand aus irgendeinem Metall und war sicherlich von irgend jemandem hergestellt worden. Trotzdem hatte sie nur eine wage Vorstellung davon, was Shania daran so interessant fand.

"Ach so, hier ist übrigens deine Machete", fügte sie noch hinzu und bedachte die andere mit einer Art Zähnefletschen, das man eventuell als Friedensangebot interpretieren konnte.

Lächelnd nahm die Amerikanerin wieder ihre Machete entgegen und festigte sie abermals an ihrem Gürtel, dabei fiel ihr auf, daß Shalley zwar sehr jung sein mochte, aber sie durchaus ihre Vorzüge hatte. Im Gegensatz zu Clint bei dem sie sich wirklich fragte, weshalb noch niemand das Wort "Nachzüge" erfunden hatte.

"Was das ist, wissen wir auch noch nicht so recht. Es könnte eine Art Kultobjekt sein, genausogut aber auch ein hochentwickeltes Stück Technik zur Kommunikation oder dergleichen. Zwar stellt eines dieser Zeichen eine Allmacht dar, aber das gibt auch nicht Aufschluß über den Sinn und Zweck dieses Teils. Jedenfalls ist es kein Einheimischer", konnte sich Shania einen Scherz nicht verkneifen. Wenigstens hatte sie sich verkniffen zu erwähnen, daß es sich auch möglicherweise um eine Waffe handeln konnte um Shalley nicht auf falsche Gedanken zu bringen.

"Ach, Shalley... du hast vorhin sehr beherzt reagiert. Nochmal vielen Dank. Ich hätte nicht gewußt, wie ich das Biest sonst losgeworden wäre. Dein Messer hat es zwar nicht getötet, aber so konnten wir das Teil gemeinsam zur Strecke bringen. Wir scheinen einen gutes Team zu sein." Fast automatisch kratzte sie sich wieder an den Unterarmen, die irgendwie zu brennen schienen. "Ich bin froh, daß wir jemand mithaben, der sich nicht von jedem... einwickeln läßt", dabei warf sie einen Blick auf den Grilmak und mußte lachen.

"Ich nehme an, diese Aussage hat wieder einmal etwas mit terranischen Humor zu tun...", war die Antwort des Grilmaks. Soso, die höchste Gottheit also.

Er ging einmal um das Objekt herum. Es war größer, als es von weitem schien. Das von Shania erwähnte Symbol wiederholte sich in regelmäßigen Abständen auf der Hülle des Objekts. Da der Tricorder keine weiteren Ergebnisse mehr lieferte, beschloß KWinh, das Symbol zu berühren.

Was folgte, war ein helles Aufblitzen, das den Wald ringsum erhellte und ein Knall, als die Luft sich in den freien Raum bewegte, den Shania, Shalley und KWinh hinterlassen hatten, als sie verschwanden.

Alles was übrig blieb, waren die Spuren der drei und das Objekt, das aber inzwischen keinerlei Aktivitäten erkennen ließ. Die Energie war verbraucht.

--- am Flußufer

Wie ein Blitz schoß Nathalie aus dem Unterholz des Waldes heraus und erreichte wieder den einige Meter breiten Fluß, von dem aus sie erst vor kurzer Zeit in den Wald aufgebrochen war. Atemlos und mit gezücktem Phaser hechtete sie hinter einen mannshohen Felsen des steinigen Ufers und lugte um die Ecke.

Doch ihre Hoffnung, ihr Angreifer würde sich nicht aus dem schützenden Dunkel des Waldes heraustrauen, verflog angesichts der Tatsache, daß ihr Feind auf seinen acht langen Beinen rasch näher kam. Erneut feuerte sie einen Schuß ab, doch wie schon zuvor, bewegte sich das spinnenartige Wesen viel zu schnell, so daß sie es wiederum nur streifte.

Nathalie brummte wütend und rannte wieder los. Zunächst lief sie am Ufer entlang, während sie sich bemühte, auf den nassen Steinen nicht auszurutschen. Doch das Wesen war mit seinen acht Beinen klar im Vorteil und holte schnell auf.

Mit einem verzweifelten Sprung ins Wasser entging sie gerade noch im letzten Moment einer weißen Masse, die das Wesen in ihre Richtung ausspuckte.

Prustend tauchte sie wieder auf. Das Wesen stand auf einem Felsvorsprung und wiegte seinen behaarten Körper langsam hin und her, während es seine Beute beobachtete, wie sie zum anderen Ufer schwamm.

Erschöpft kletterte Nathalie aus dem Wasser. Anscheinend war das Wesen recht wasserscheu, es folgte ihr zumindest nicht. Während sie noch versuchte, wieder zu Atem zu kommen, lieferte sie sich ein Augenduell mit ihrem Feind. Minutenlang starrten sie sich bewegungslos an, bis das Wesen schließlich resignierte und sich wieder in den Wald zurückzog.

Seufzend schüttelte sie sich wie ein Tier, das sein nasses Fell trocknen wollte und sah sich um. Im Grunde genommen, war sie in etwa da, wo sie vor kurzem noch mit dem Shuttle gelandet war.

Nachdem Nathalie Kuno und Ysara abgesetzt hatte, war sie spiralenförmig herumgeflogen auf der Suche nach einem Landeplatz. Am fernen Horizont hatte sie kleinere, unbewachsene Berghügel entdeckt, doch sie waren zu weit entfernt gewesen. Der Fußmarsch zum Team hätte mehrere Tage gedauert.

Doch dann hatte sie eine seltsame Linie im Wälderdach aufgefunden. Beim näheren Betrachten hatte sich diese Linie als ein weniger bewachsenes Stück entpuppt, das von den Baumkronen nicht vollständig bedeckt war.

Sie war vorsichtig durch einer dieser Lücken im Blätterdach geflogen und hatte dort einen Flußlauf entdeckt, an dessen Ufer sie an einer genügend großen, flachen Stelle gelandet war. Das Shuttle hatte einige Kratzer abgekriegt, doch es war zum Glück nicht beschädigt worden.

Daraufhin hatte Nathalie sich aufgemacht, um zum Team aufzuschließen, doch allzu weit war sie nicht in den Wald vorgedrungen, als sie auch schon auf die ersten Bewohner getroffen war. Und eines von ihnen hatte dafür gesorgt, daß sie nun wieder am Ausgangspunkt war.

Allerdings nicht am Shuttle selbst, dieses mußte etwas weiter den Fluß hinunter liegen, denn sehen konnte sie es nicht, so wie der Fluß sich schlängelte.

Flußaufwärts dagegen entdeckte sie in nur kurzer Entfernung einen kleinen Wasserfall. Eigentlich war er nicht ungewöhnlich, doch die zwei Felsen die ihn oben an der Kante säumten dafür umso mehr. In den Wald zurückzukehren erschien ihr als keine tolle Aussicht, doch vielleicht würde sie einen anderen Weg finden. Oder etwas anderes Interessantes...

--- am Wasserfall

Nach kurzer Wanderung erreichte Nathalie den gischtspritzenden Wasserfall. Er war nicht sehr hoch, nur wenige Meter - sonst hätte sie die Anhöhe mit Sicherheit aus der Luft gesehen - doch da der Fluß verhältnismäßig tief war und viel Wasser führte, war er dennoch gewaltig und erzeugte ein lautes Getöse.

Etwas abseits des Wasserfalls entdeckte Nathalie eine Stelle, an der sie Hochklettern konnte und begann mit dem Aufstieg.

--- auf dem Weg zu Iswedas Ausrüstung

Mittlerweile doch etwas nervös vor sich hinmurmelnd legte Ysara den Weg also erneut zurück. So langsam begann diese Angelegenheit sie noch zusätzlich zu nerven. Sie war Psychologin und keine Urwaldforscherin, und jetzt sollte sie auch noch den Babysitter für Clint spielen, der seinerseits nach dem Techniker suchte, und den beiden sicheres Geleit zu den anderen gewähren. Bewaffnet mit einem Handphaser, wohlgemerkt.

Abrupt blieb sie stehen, als der Tricorder in ihrer unmittelbaren Umgebung eine weitere "Schlange" lokalisierte, und verharrte sekundenlang bewegungslos. Keine drei Meter entfernt sah sie die leicht glänzende Haut des Tiers zwischen ein paar Pflanzen aufblitzen. Doch es schien sie nicht zu bemerken und bewegte sich von ihr weg.

Sie hatte gewußt, warum sie als Kind schon auf einem Raumschiff hatte arbeiten wollen. Aufatmend orientierte sie sich und stiefelte weiter.

--- im Baumraum, inzwischen

Kuno wiederholte die vergeblichen Versuche mit den anderen Kontakt aufzunehmen noch einige Mmale mit anderen Einstellungen seines Communicator und gab dann auf.

'Irgendwie sollte ich auf mich aufmerksam machen', dachte Isweda und kramte in seiner Tasche herum, die er Gott sein Dank vom Lastschlitten mitgenommen hatte.

'Nichts viel Nützliches dabei, jedenfalls nichts, das mir in dieser Situation wirklich helfen könnte! Aber diesen Aussichtspunkt zu verlassen und auf dem Boden zwischen den Baumstämmen und Wurzeln umherirren und womöglich nur ein paar Meter an den anderen vorbeilaufen, will ich auch nicht!'

Diese und ähnliche Überlegungen hielten Isweda davon ab, die relative Sicherheit und Geborgenheit dieses Raumes zu verlassen. Immerhin war er so etwas wie der Beweis für Intelligentes Leben, das eine Vorliebe für eine Umgebung hatte, die ähnlich wie Kunos Vorliebe, etwas Künstliches, einen wenn auch geringen Schutz vor den Einflüssen der Natur mit all ihren Unannehmlichkeiten bot!

Isweda breitete den Inhalt seiner Tasche also vor sich aus und stellte Überlegungen an, wie er mit diesen Dingen, fast nur Spezialwerkzeuge zur Manipulation von Schaltungen, etwas Brauchbares anfangen könnte.

Schließlich hatte er eine Idee!

'Ich nehme den transosmotischen Abschirmdiskriminator und verbinde ihn mit dem Quantendynamischen Flußkapazitor, als Energiequelle sollte der Communicator reichen. Wenn alles klappt, dann sollte ein transpositronischer Flußschild aufgebaut werden, der in kurzen Abständen eine Überladung bekommt.

Das ist fast wie ein Leuchtturm, den blauen Blitz sollte jeder der in Blickrichtung ist auf mindestens 5 Kilometer sehen, zumindest bei freier Sicht. Selbst in diesem Wald müßten die Stämme der Bäume aber noch einen erheblichen Reflektionseffekt haben, so das mehrere hundert Meter kein Problem darstellen sollten!'

--- bei Iswedas Ausrüstung

An jenem Ort angekommen, an dem Clint so wagemutig die beiden "Schlangen" in die Flucht geschlagen hatte, sah Ysara sich um. Von Clint keine Spur. Sie zückte erneut den Tricorder und fand Lebenszeichen nur ein kleines Stück weiter. Zufrieden steckte sie ihn wieder ein.

"Mr. Clint!", rief sie, kurz bevor sie ihn erreichte, um nicht den versehentlichen Gebrauch seiner Ferengi Peitsche zu verursachen. "Ich bin es, Ysara Jefferson." Er würde sie sicher hören.

Die Worte ließen Clint zusammenzucken. Er war gerade damit beschäftigt den unliebsamen Parasit an seinem Ärmel loszuwerden, indem er wie verrückt seine Arme schwang. Das pelzige Ding erwies sich jedoch wiedermal als sehr zäh und grub seine Krallen so tief in den Stoff seiner Robe, daß es Clint Haut ritzte.

Ysaras Stimme ließ ihn verharren. Auf einem Händlerschiff der Smith & Quark Company begegnete Clint einmal einem Terraner, der behauptete ein grünes Wesen, er nannte es Kobold, säße auf seiner Schulter und würde ihm Anweisungen erteilen. Es kam oft vor, daß dieser Terraner Versuche unternahm diesen Kobold abzuschütteln, was Clint als gute Gelegenheit zum direkten Studium terranischer Psychosen wahrnahm.

Heute war er froh darüber, oder besser gesagt, er bewertete diesen Umstand als positiv, daß die Psychologin ihn bei seinen 'Befreiungsversuchen' nicht beobachtet hatte, sonst müßte sie an seiner psychischen Integrität zweifeln.

Resigniert gab er seine Versuche auf und ging zwischen Wurzelbögen und Farngewächsen hindurch um schließlich hinter Ysaras Rücken zu landen. Sein ins Unterbewußtsein einprogrammiertes Verhalten, sich jederzeit absolut lautlos zu bewegen und sogar die Atmung flach zu halten, hatte ihm schon oft Probleme bereitet. Die meisten intelligenten Wesen schätzten es überhaupt nicht überrascht zu werden.

Die Tatsache, daß der Halb-Breen selbst dann nicht wahrgenommen wurde, wenn er direkt hinter jemand stand, schrieb er dem breenischen Teil seiner Hirnstruktur zu. Fast alle Lebewesen waren wenigstens im Ansatz empathisch, allerdings waren die Breen genauso wie Ferengi mit solchen Sinnen nicht wahrnehmbar.

"Ich konnte mit Mr. Isweda bisher keinen Kontakt herstellen", sagte er schließlich nachdem die Terranerin ihn immer noch nicht zu bemerken schien. Sie fuhr bei seinen Worten herum, faßte sich aber schnell wie er meinte. "Seine Spuren führen zu einer treppenförmigen Wurzel. Ich folgte ihm bisher nicht, da ich ...", er unterbrach sich kurz und warf einen schnellen Seitenblick auf die Fledermaus, "..noch abwarten wollte. Möglicherweise wäre Isweda ja bald selbst zurückgekommen.

Ist Mrs. Shania und der Rest der Crew unversehrt am Boden angekommen?"

"In der Tat", erwiderte Ysara, nachdem sie ihren Blick von dem possierlichen kleinen Tier auf Clints Schulter hatte lösen können. Es sah ganz danach aus, als habe der Mann ein neues Haustier gefunden. Dann erst sah sie sich um. Von Isweda keine Spur. "Und während das mit den Befehlen schon ganz gut klappt, müssen wir jetzt wohl noch an der Ausführung arbeiten."

Erneut zückte sie ihren Tricorder und suchte nach Lebenszeichen. Sie ging nicht davon aus, daß Clint sie verstanden hatte. Er erteilte ihr Anweisungen, KWinh erteilte ihr Anweisungen - aber hatte überhaupt schon irgend jemand etwas GETAN? Es konnte doch wirklich nicht so schwer sein, einen entlaufenen Techniker zu finden!

Ziemlich entnervt, wandte sie sich in die Richtung, in die Clint gesehen hatte, als er von Isweda und dieser Treppe sprach. Die ganze Situation erschien ihr ziemlich skurril. Zumal sie als Counselor jetzt den Wissenschaftler zur Arbeit treiben mußte.

"Die andere Gruppe hatte bereits ebenfalls Kontakt mit der örtlichen Tierwelt", berichtete sie, während sie ging. "Zumindest hat Shalley eine Art Riesenspinne erlegt. Wir haben vereinbart, daß wir zu ihnen zurückkehren, sobald wir Isweda gefunden haben ..."

--- bei der Baumtreppe

Die Psychologin unterbrach sich, als sie vor sich etwas wie eine riesige Wurzel entdeckte, die in gewisser Weise einer Treppe ähnelte. Sie wandte sich wieder zu Clint um.

"Ich schätze, diese Treppe meinen Sie?" Sie wartete kaum auf sein Nicken. "Also, humanoide Lebenszeichen empfange ich keine, aber die Rechweite des Tricorders ist auch stark eingeschränkt." Dann zog sie die Augenbrauen hoch. "Ich bin aber überzeugt davon, daß Sie wissen, was wir jetzt tun sollen. Und ich könnte fast wetten, daß unser neugieriger Techniker da rauf gegangen ist."

---- bei der Baumtreppe

Natürlich konnte die Terranerin nicht darauf verzichten die selbstverständlichen Tatsachen noch ein mal laut auszusprechen. "Entweder das oder er wurde von einem der Waldbewohner an dieser Stelle in einem Stück verschlungen", antwortete Clint mit, wie er glaubte, sarkastischem Unterton.

Die Terranerin drehte sich abrupt um und Clint notierte im Geiste zukünftig keine Witze mehr zu probieren. "Es wird Sie bestimmt interessieren daß das Störfeld auf diesen Planeten auch unsere Waffen beeinflußt. Aus einigen Merkmalen des Feldes läßt sich schließen, daß die Phasertechnologie nutzlos für uns wird. Allerdings funktioniert meine Plasmapeitsche noch, auch wenn der Energiefokus gestört ist."

Es blieb dem Halb-Breen ein Rätsel warum Ysara bei diesen Worten die Mundwinkel zuckten, ohne weiter darüber nachzudenken, betrat er die Baumtreppe.

--- auf der Baumtreppe

Das Holz unter ihnen war morsch und teilweise glatt. Die Wurzeltreppe hatte sie etwa auf 2 Meter Höhe gebracht. Von dieser Position aus konnte man regelmäßige Vertiefungen im Baustamm erkennen, die sich weit nach oben fortsetzten.

"Interessant", sagte der Breen-Mischling leise, "Die Regelmäßigkeit dieser Vertiefungen ist recht ungewöhnlich für natürliche Gewächse." Als er auf die natürliche Leiter zuging, wurde die Fledermaus an seinem Ärmel unruhig und als er eine der "Sprossen" berührte, machte sich der Insektenfresser sogar von Clint los und krallte sich unweit an einem der Wurzelausläufer fest.

Wenn das Tier sich instinktiv scheute, war es vielleicht besser diesen Weg zu meiden, doch kaum ließ er die "Sprosse" wieder los, als das Ding Anstalten machte wieder auf Clint zuzufliegen.

"Ich gehe da rauf", sagte er entschlossen zu Ysara. "Bleiben Sie vorerst hier. Es wäre unklug, wenn wir beide das gleiche Risiko eingehen." Mit der Peitsche über der Schulter, machte er sich daran die "Leiter" bzw. Baumtreppe hinaufzuklettern. Hinter sich glaubte er noch ein sarkastisches "Aye, Captain" zu hören.

--- im Baumraum

Isweda hatte sich inzwischen an die Arbeit gemacht und binnen wenigen Minuten begutachtete er sein Werk. Dann legte er alles an den Eingang zu dieser Baumhöhle und stellte es so ein, daß alle 15 Sekunden ein gleißend heller, bläulicher Blitz in die ewige Dämmerung des Waldes fuhr!

Um nicht selbst geblendet zu werden, ging Isweda in die hinterste Ecke des Raumes und kauerte sich, auf der einer Liege nicht unähnlichen Erhöhung, mit dem Rücken zum Eingang, zusammen.

'... 12, 13, 14, Blitz...', zählte Isweda mit und preßte sich als zusätzlichen Schutz seine Tasche vor die Augen. Ihm wurde kurz schwindelig und er wunderte sich über diesen ungewöhnlichen Effekt seines kleinen Signalgebers, zählte aber unverdrossen weiter.

'... 13, 14, 15, 16, 17,...', nichts geschah und Kuno wartete auch die nächsten zwei Zeitintervalle mit geschlossenen Augen ab, bevor er sich traute sie zu öffnen und nach dem kleinem Gerät zu schauen...

--- ???, unbekannter Raum, inzwischen

Das nächste, was KWinh registrierte, als er die Augen öffnete, war daß er auf dem Rücken lag und es dunkel war. Als er, begleitet von einem kurzen Aufstöhnen den Kopf drehte, erschien über seinem Kopf ein Licht, das zwar nicht sehr hell war, aber ihn dennoch blendete. Nach einigen Augenblicken hatten sich seine Augen daran gewöhnt. Er schaute sich um und stellte fest, daß er unter einer dünnen Decke lag. Im Aufstehen bemerkte der Grilmak, daß er keinerlei Kleidung mehr trug. Also wickelte er die Decke um sich und begann den Raum zu untersuchen.

Im schwachen Schein des Lichtes waren noch zwei weitere Liegen zu erkennen. Offensichtlich waren seine beiden Begleiterinnen auch hierher gelangt, wie auch immer das passiert sein mochte. KWinh konnte sich nur noch daran erinnern, auf das Symbol gedrückt zu haben.

Er schüttelte sanft an Shanias Schulter, um sie aufzuwecken. Als sie hochschrak und die Decke nach unten rutschte, drehte der Grilmak sich um und meinte: "Entschuldige bitte, aber das war keine Absicht, wir sind im Inneren eines Raumes, ich weiß allerdings auch noch nicht mehr."

Mit großen Augen starrte Shania den Grilmak erschrocken an, der sich mit einem Mal von ihr abgewendet hatte. Die Begründung hatte sie zwar gehört, aber nicht wirklich wahr genommen. Vielleicht lag es an dem plötzlichen Erwachen und der Desorientierung in einem fremden Raum, vielleicht auch daran, daß der sonst so vermummte KWinh hier plötzlich mit einer Art dünnem Nachthemd vor ihr stand. Ein Stoff, der mehr preisgab, als verbarg.

Sie unterdrückte ein Kichern. Ihr war nicht im Traum der Gedanke gekommen seine Kehrseite so schnell ohne Kutte bewundern zu können. Auch wenn sie sich mit der Zeit natürlich ihre Gedanken gemacht hatte. Immerhin hatte sie KWinh öfter dabei beobachtet, daß er einen Blick auf die weiblichen "Attribute" von ihr oder anderen Frauen an Bord warf.

Es dauerte einen weiteren Moment, bis die Amerikanerin registrierte, daß es kein Nachhemd sondern eine Decke war. Doch wie kam KWinh nur mit einer Decke bekleidet hierher? Und so waren sie überhaupt?

Das letzte woran sie sich erinnern konnte, war neben diesem geheimnisvollen Ding mit den Symbolen gehockt zu haben und dann ein Blitz. Oder hatte sie sich den bloß eingebildet? Hier war es heller als draußen im Wald. Draußen?

Verwundert und ungläubig blickte sie sich um. Ohne Zweifel waren sie nicht mehr im Wald oder wenigstens in einer kleinen Hütte im Wald. Es konnte aber genausogut ein Raum in einem Tunnelsystem sein oder in einem Berg. Es gab keine Fenster. Trotzdem war es hell. An den Wänden schienen Leuchtpilze zu wachsen.

Seufzend stieß sie die Luft aus, wobei sie bemerkte, daß ihr plötzlich ziemlich kalt wurde, so blickte sie an sich herunter und bemerkte erst jetzt, den Grund für KWinhs plötzliches Abwenden.

Mit einem erschrockenen Laut bedeckte sie im ersten Moment ihre Brüste mit den Händen, bevor sie eilig die Decke darüberschlang und eine rote Farbe ihre Wangen hochschoß. Sie war zwar nicht gerade prüde, aber solche Überraschungen liebte sie nicht. Wenn sie nackt in einem Bett erwachte, so wußte sie immer noch wie sie sich vorher ausgezogen und hineingelegt hatte.

Bei dem Gedanken, wer ihre diese Arbeit abgenommen hatte, lief ein Schauer über ihren Rücken und ihre Wangen brannten wie Feuer.

"Was zum Teufel...", begann sie und versuchte die sich überstürzenden Gedanken in ihrem Kopf zu ordnen. Diese blieben bei KWinh hängen. "Sag mal, mußt du eigentlich alles angrapschen was dir gefällt? Ich dachte, daß sei klar nichts zu berühren, bevor wir es nicht näher untersucht haben.

Männer..."

Sie schwang ihre langen Beine aus dem Bett und kam neben ihm zu stehen. Dabei rutschte ihr fast die Decke hinunter, aber sie erhaschte sie gerade noch, ebenso wie einen leichten Seitenblick von KWinh und hielt die Decke dann wieder fest. Die Röte auf ihrem Gesicht verdunkelte sich zunehmend.

"Also eine Art Transporter... darauf hätte ich auch von selbst kommen können...", meinte sie nachdenklich und versuchte sich selbst abzulenken, doch in KWinhs Nähe war das gar nicht so einfach. Nicht wo sie so gut wie nackt war. "Was machen wir jetzt, außer das wozu wir passend bekleidet sind..? Immerhin sind kleine Klingonen anwesend..."

Es sollte ein Scherz sein um die Situation zu entspannen und doch klang es ganz anders. Vielleicht lag es an der Akustik im Raum.

Vielleicht aber doch an ihr. Mit großen Augen drehte KWinh sich wieder zu Shania. Er ließ unwillkürlich seinen Blick über das schweifen, was er sah und das war auch trotz der Decke ansehnlich.

"Also ich weiß nicht, ob das eine sehr gute Idee wäre, wir wissen ja noch nicht mal, wo wir sind. So gut es mir auch gefallen würde, genauere Untersuchungen anzustellen, mußte ich doch wenigstens deine Schulter berühren, um dich zu wecken. Ich denke, wir verschieben das auf ein anderes Mal."

Der Blick, den Shania ihm daraufhin zuwarf, machte dem Grilmak eindringlich klar, daß ihm wohl wieder etwas an terranischer Ironie entgangen sein mußte. Bevor sie etwas erwidern konnte, drehte er sich deshalb schnell wieder um und machte sich auf den Weg Shalley zu wecken.

Vor ihrer Liege angekommen, dachte er kurz über das eben gehörte nach und beschloß, das Risiko einzugehen, die Klingonin ohne vorherige Untersuchung zu berühren. Diese kurze Berührung ihrer Schulter veranlaßte Shalley sofort zu einem Knurren und KWinh zog sich einen Meter zurück.

"Finger weg!" fauchte die Klingonin, die sofort hell wach war, und griff instinktiv schon nach ihrer rutschenden Decke, bevor sie überhaupt die Lage erfaßt hatte.

Im ersten Augenblick schien ihr die Lage ziemlich deutlich - sie völlig unbekleidet, der Grilmak über sie gebeugt ... Sie funkelte ihn an, doch er war ja bereits ein Stück zurückgewichen.

Dann erst erinnerte sie sich an ihre Landung, die Spinne, das komische Objekt, das Shania so fasziniert hatte ... scheinbar hatte sie sich nicht von einem wollüstigen KWinh überrumpeln lassen, sondern irgend etwas anderes war geschehen.

"Was ist hier los?", begehrte sie zu erfahren und funkelte gleichzeitig ihn und Shania an, die sie nun auch entdeckt hatte. Mit Schwung setzte sie sich auf, raffte die Decke zusammen und verließ die Liege. "Wurden wir angegriffen?" Es konnte immerhin sein, daß sie einen Schlag von hinten abbekommen hatte.

Neugierig begann sie, in dem kleinen Raum umher zu laufen und sich alles genau anzusehen, während KWinh sie darüber informierte, daß er durch seine Berührung womöglich einen Transport ausgelöst hatte.

"Toll gemacht", kommentierte sie schnaubend, während sie zugleich fasziniert zu einer der Wände hinüber schritt, um das gelb leuchtende Gewächs darauf zu betrachten. Mit zwei Fingern wischte sie darüber. Es löste sich und blieb an ihrer Hand hängen. Fasziniert betrachtete sie es, wischte es aber dann an der Decke ab.

"Das ist unterirdisch, oder?" Sie drehte sich um sich selbst, um alles um sich herum zu registrieren. "Es ist so kühl ... wo, meint ihr, sind unsere Sach..."

Sie unterbrach sich, als sie etwas an der Wand entdeckte, überwachsen von den Leuchtpilzen; schnell wischte sie mit der Hand darüber, um es genauer betrachten zu können. Es schien sich um eine Art Konsole zu handeln, zumindest irgend etwas Technisches, und beschriftet mit Zeichen, die identisch mit jenem auf dem Objekt sein könnten. Allerdings, was es auch war, seine Energiequelle schien lange versiegt.

"Wow!" Sie schlug probeweise mit der Hand dagegen, doch es geschah nichts. "Meint Ihr, das ist der Türöffner?"

--- Konsolenraum

Maßlose Verwirrung breitete sich in Kuno aus, er war nicht mehr in diesem Baumraum wie er angenommen hatte, er war woanders. Hier in einem ebensolchem Dämmerlicht, konnte Isweda jedoch sehr schnell erkennen, daß diese Umgebung wirklich künstlich erschaffen war. Dieser Raum war eindeutig mit Geräten vollgestellt, deren Sinn und Zweck sich ihm jedoch auf den ersten Blick völlig entzog.

Von der Decke her wurde dasselbe schwache Licht erzeugt, das er schon im Baumraum als Leuchten von Pilzen erkannt hatte. Jedoch wurde das Leuchten vom Aufflackern einzelner, eindeutig nicht auf biologischen Effekten beruhenden Lampen, der seltsam anmutenden Geräte verstärkt.

Isweda erhob sich von einer Liege, die fast dieselben Maße hatte, wie die im Baumraum, nur daß diese eindeutig aus Metall hergestellt worden war und sah sich genauer um.

Alles hier machte den Eindruck, als sei es seit Äonen von Jahren nicht benutzt worden, eine dicke Staubschicht lag auf allem und dämpfte die Lichter der Geräte und seine Schritte im Raum.

In der Mitte des recht großen Raumes stand, halbkreisförmig, eine Art Schalt- und Überwachungseinheit. Jedenfalls vermutete Kuno dies, da er fünf Sitzgelegenheiten so angeordnet vorfand, daß man von jedem dieser Sitze aus, fast genau ein Fünftel der Konsole erreichen konnte.

Isweda wischte von einem dieser Plätze den Staub herunter und erblickte darunter eine Anzahl Monitore, die allesamt Räume, oder Gänge zeigten, welche jedoch einen ebenso verlassenen Eindruck machten, wie der in dem Isweda sich momentan aufhielt. Er ging zum nächsten Platz. Auch dieser war ähnlich aufgebaut, jedoch zeigte einer dieser Monitore Zeichen, die sich ständig veränderten und ihre Position wechselten. Hier schien so etwas wie ein Programm abzulaufen und Kuno wagte es nicht, eines dieser Symbole zu berühren.

Auch die nächsten beiden Plätze zeigten ihm nichts Neues. Am letztem Platz jedoch stutzte Isweda, auf einem dieser Schirme konnte er eine Kammer sehen, in der KWinh, Shelley und die Klingonin anscheinend gerade die Kontakte zueinander deutlich zu vertiefen versuchten, oder bereits vertieft hatten, jedenfalls bestand die einzige Kleidung der drei aus einem sehr dünnem Stoff, der mehr zeigte, als verbarg.

'Mal sehen, ob es klappt', hoffte Isweda. Mit diesem Gedanken, sprach Isweda einfach auf das Bild des Terminals ein.

"Hey, was macht ihr denn da? Wie seid ihr dort hingekommen und wie kann ich euch erreichen?"

--- unbekannter Raum

Alles was von Kunos Nachricht bei KWinh und den anderen ankam, war ein kurzes Knacken auf einer Lautsprechereinrichtung, die gerade ihr Leben aushauchte, und wurde nicht mal bemerkt. KWinh verknotete die Decke an seiner Hüfte und ging zu Shalley hinüber, bemerkte allerdings unterwegs, daß der Stoff, aus dem die Decke bestand, wohl zu glatt für einen Knoten war und dieser sich während des Gehens öffnete. Also gab er es auf und hielt die Decke weiterhin mit einer Hand fest.

"Es könnte sein, daß das der Öffnungsmechanismus für eine Tür ist, allerdings wird er uns wohl nicht sehr viel nutzen. Da sich solche Sachen normalerweise in der Nähe von Türen befinden, hoffe ich, daß wir diese vielleicht finden."

Die Untersuchung der Wand neben dem Mechanismus brachte wirklich eine Tür zum Vorschein, allerdings machte diese keine Anzeichen, sich zu öffnen. Sie schien aber auch nicht sehr stabil zu sein, denn sie gab dem Draufschlagen des Grilmaks nach. Ein paar Schläge später war ein etwa fünf Zentimeter breiter Spalt in der Mitte entstanden, hinter dem allerdings nichts zu erkennen war, da es stockdunkel war.

Entgegen seiner Befürchtung riefen die Schläge bei dem Grilmak keine größere körperliche Ermüdung hervor, wie es eigentlich nach der Erschöpfung, die er vor wenigen Minuten noch verspürte zu erwarten gewesen wäre. Entweder waren mehr als nur ein paar Minuten vergangen, oder er hatte sich sehr schnell erholt.

Ein Ziehen an einer der beiden Türhälften bewirkte, daß diese Hälfte sich ein kleines Stück zur Seite bewegte. KWinh verknotete die Decke wieder und nahm nun beide Hände zum Ziehen und schaffte es nach einiger Zeit, diese soweit zu bewegen, daß ein ausreichender Durchgang entstand.

---- im Baumraum

Die Baumtreppe hatte Clint in einen kleinen Raum geführt, der von einem Pilzgewächs beleuchtet wurde. Er hatte Kuno gesehen, der in einer Ecke gekauert und seine Augen fest verschlossen gehalten hatte. Gerade als er ihn hatten ansprechen wollen, war dieser von einem Moment zum anderen verschwunden, ohne daß sein Verschwinden von den üblichen Transportereffekten begleitet wurde.

Nach vulkanischer Manier blieb Clint vollkommen gelassen und sah sich im Raum um. Etwa in der Mitte lag ein notdürftig zusammengebasteltes Gerät, eindeutig terranischer Herkunft. Clint betrachtete die einzelnen Teile und überlegte gleichzeitig, welchen Sinn die Anordnung haben konnte. Es war in der Tat eine ungewöhnliche Konstellation von Geräten, außerdem schien da ein Ladevorgang abzulaufen.

Urplötzlich bestand Clints Universum aus explodierendem Licht. Alles um ihn herum machte einem Spiel aus bunten Klecksen und Strichen Platz. Der grüne Vulkanier taumelte zurück und rieb sich die Augen.

Wäre er ein gebbürtiger Vulkanier hätte ihm dieser Lichtblitz nicht viel ausgemacht, aber jetzt mußte er um sein Sehvermögen fürchten. Ein Zirpen ließ ihn vermuten, daß das Gerät erneut auflud. Schnell tastete er den Boden ab und bekam das Gebilde schließlich zu fassen. Mit wenigen Handgriffen löste er einige Verbindungen bis das Zirpen erstarb.

Immer noch blind rief er: "Mrs. Ysara, kommen Sie bitte kurz hinauf!"

--- auf der Baumtreppe

"Ich bin eine Miss!", rief die Psychologin entnervt zurück. "Und ja, ich komme!"

Seufzend schulterte sie ihren Rucksack und begann den äußerst waghalsig anmutenden Aufstieg. Offensichtlich war diese Treppe im Baumstamm kein Naturphänomenen - aber hatten jene Wesen, die hier einmal lebten, denn überhaupt kein Gespür für Komfort?

Mühselig erklomm sie die Baumtreppe. Es dauerte einige Minuten, denn schließlich war sie kein Akrobat, doch zuletzt erreichte sie den Breen. Sie hoffte, daß er etwas wirklich Wichtiges entdeckt hatte, das den Aufstieg lohnte.

--- im Baumraum

"Oha!", entfuhr es ihr, als sie durch die Nische im Baum trat und den kleinen Raum zu Gesicht bekam. Ihr Blick schweifte von der in die Rinde eingewachsenen Liege hinüber zu jener Röhre, über die ein Wasserrinnsal in ein kleines Becken floß. Lediglich das merkwürdige Gebilde aus technischen Einzelteilen fiel aus der Reihe. Offensichtlich hatte Isweda seine Spuren hinterlassen.

Sie wandte sich zu Clint um. "Und deshalb haben Sie mich hier hoch gejagt?", fragte sie anklagend.

Erst jetzt merkte sie, daß er sie mit seltsam zusammengekniffenen Augen ansah. "Alles in Ordnung?", fragte sie besorgt und richtete vorsorglich ihren Tricorder auf ihn, der allerdings keine unnormalen Werte lieferte. "Was ist denn passiert?"

--- am Wasserfall

Die wenigen Meter hatte Nathalie relativ schnell überwunden. Mit einem Ruck zog sie sich an einer überhängenden großen, knotigen Wurzel das letzte Stück hoch, blieb dann zunächst deckungssuchend in der Nähe des Baumstammes, eine Hand am Phaser, und verschaffte sich erstmal einen Überblick über das neuentdeckte Terrain und eventuelle neue Feinde.

Einige huschende Geräusche im nahen Dickicht des Waldes verrieten ihr, daß sie nicht völlig alleine war, doch zu sehen war nichts bis auf einige wenige Insekten, die am Flußufer wild herumsurrten. Dennoch behielt sie ihre Hand auf dem Phaser im Halfter. Es gab ihr ein so beruhigendes Gefühl.

Langsam, fast schleichend, näherte sie sich einem der beiden seltsam geformten Felsen, die schon zuvor ihre Aufmerksamkeit geweckt hatten. Sie waren etwa doppelt so groß wie ein Mensch und als Nathalie sie nun von der anderen Seite sah, erkannte sie auch, warum sie ihr in ihrer Gestalt so ungewöhnlich vorgekommen waren. Die Felsen waren bearbeitet und stellten zwei humanoide Gestalten dar, die Flußaufwärts blickten. Die Bearbeitung war recht grob und vermutlich auch symbolisch gedacht und übertrieben. Die Gesichter wirkten grotesk, ja beinahe schon dämonisch.

Nathalie folgte ihrem Blick und entdeckte etwas weiteres, wesentlich Interessanteres. In einigen hundert Metern Entfernung stand ein pyramidenförmiges Gebilde, welches die gesamte Lichtung des Flußlaufes einnahm und sogar über dem Fluß selbst lag. Zunächst hatte Nathalie es für eine weitere Felsformation gehalten, durch die sich der Fluß im Laufe der Zeit unterirdisch gegraben hatte, aber nun erkannte sie, daß es sich dabei eher um ein Gebäude handeln mußte.

Neugierig geworden, verließ Nathalie die Felsstatuen und lief am Ufer entlang auf das Gebäude zu. Das Dickicht des Waldes behielt sie dabei stets im Auge, zumal neben den huschenden nun auch einige kreischende Laute dazugekommen waren. Bisher klangen diese aber noch weit entfernt...

--- Konsolenraum

Isweda hatte augenscheinlich keinen Erfolg heute irgend jemanden über eine technische Kommunikationsmöglichkeit zu erreichen. Jedenfalls schien keiner der drei in dem Raum seinen Ruf bemerkt zu haben, ganz im Gegenteil, sie brachen die Tür auf und Isweda verlor sie vom Schirm.

"Verdammt", schimpfte Kuno "Was soll das eigentlich alles?" Er sprang auf und versuchte die Gruppe auf einem der anderen Terminals zu sehen, leider vergeblich. Derart frustriert schimpfte er weiter. "Scheiß Planet, hier paßt auch nichts zusammen, auf der einen Seite archaische Baumhöhlen, dann wieder eindeutig technisch fortschrittlichste Technologie und das Schlimmste von allen: Ich kann dieses vertrackten Schriftzeichen nicht lesen!"

In der Tat, alles was Isweda bisher erkennen konnte war, daß sich die Zeichen, die auf einem dieser Monitore waren, ständig bewegten. Wie sollte sich daraus auch nur annähernd so etwas wie eine Möglichkeit ableiten lassen diese Terminals zu bedienen? Der Aufgabe nahe, erinnerte sich Kuno jedoch an eines dieser verhaßten Überlebenstrainings bei der FÖD.

'Wenn jemand weitgehend sicher vor räuberischen Tieren in einer fremden Umgebung sein will, so ist außer einer sicheren Unterkunft und der Vermeidung von übermäßiger Geruchsentwicklung und Wärmeentwicklung, vor allem eines zu beachten: Fast alle größeren Raubtiere des bekannten Universums sind sogenannte "Augentiere", das heißt sie haben Schwierigkeiten sich nicht bewegenden Objekte zu erkennen. Also ist Bewegungslosigkeit oftmals ein ausreichender Schutz vor aggressiven räuberisch lebenden Tieren!'

Dieser Gedanke bewirkte zweierlei bei Isweda. Zum einen erkannte er nun, daß diese Zeichen zwar ständig die Position auf dem Schirm wechselten, aber dieselben blieben, was Anlaß zur Hoffnung gab, durch einfaches Versuchen so etwas wie eine leidliche Bedienung dieser Geräte zu ermöglichen, auch wenn er nicht wußte, was sie eigentlich darstellten. Zum anderen wurde er noch vorsichtiger, wie vorher, denn wenn seine Vermutung zutraf, so gingen die Erbauer dieser Geräte aus einer Rasse von Jägern, besser gesagt von Raubtieren hervor und dieser Gedanke beruhigte Isweda in keinster Weise!

Immer wieder einen Blick zu der hinter ihm liegenden, halbgeöffneten Tür werfend, nahm Isweda auf einem dieser Sitzgelegenheiten Platz und fing an die Symbole auf dem Schirm der Reihe nach zu drücken, wobei er als Anhaltspunkt die Komplexität der einzelnen Symbole nahm, er begann mit den einfachsten und arbeitete sich zu den komplizierteren vor.

Zunächst geschah einfach gar nichts und Kuno zweifelte schon daran, daß diese Symbole auf dem Schirm so etwas wie eine Bedienmöglichkeit darstellten. "Es könnte genauso gut ein Kochbuch sein, das hier über den Schirm läuft!", stellte Isweda schließlich fest und schlug mit der Hand auf die Scheibe.

Doch genau diese Verzweiflungstat zeigte Wirkung. Zwei Symbole wurden durch ein Leuchten hervorgehoben und der benachbarte Schirm zeigte plötzlich ein anderes Bild! Wieder ein Raum, nur anders eingerichtet und eindeutig auch seit längerem nicht bewohnt!

"Hmm, zwei Symbole? Warum nicht, eins könnte bedeuten >mach< und eines >das<!"

Isweda schrieb die beiden Symbole in den Staub und probierte eine andere Kombination aus, mit Erfolg. Eines dieser Symbole schien wirklich ein einleitender Befehl zu sein, das andere rief jeweils eine andere Räumlichkeit auf den Schirm! Isweda notierte auch diese Symbole in der Staubschicht und wies ihnen Namen wie 'Gang 1' oder 'Großer heller Raum' zu.

Aber alle seine Versuche führten nicht zum gewünschtem Ergebnis, er konnte die kleine Gruppe nicht wiederfinden.

"Scheint eine riesige Anlage zu sein", sagte Isweda, der schon begonnen hatte, die Bedeutungen die er herausgefunden hatte, auf den Boden hinter sich in den Staub zu schreiben.

--- Gang

KWinh trat durch die entstandene Öffnung und sofort entflammten ein paar Lichter, die einen Gang erkennen ließen. Zwar wieder nur schwach beleuchtet, aber immerhin. Neben der Tür hingen an einer Stange fein säuberlich drei schlichte Overalls. Man hatte offenbar für sie gesorgt.

Die Untersuchung der Anzüge brachte zu Tage, daß sie aus einem KWinh unbekannten Stoff waren, der sich irgendwie metallisch anfühlte. Allerdings schienen sie für Humanoiden mit wesentlich geringerer Körpergröße gedacht zu sein. KWinh nahm sich den größten der drei Overalls und sah sich nach einer Möglichkeit um, sich anzuziehen. Dabei stellte er fest, daß er unterwegs wohl seine Decke verloren hatte. Der fast hektische Blick zurück zeigte ihm, daß dieser Umstand nicht unentdeckt geblieben war.

Nach einem "Ääh..." und einem kurzen Achselzucken, zwängte er sich in den Overall, der zwar sehr dehnbar war, ihm aber trotzdem nur bis zu den Knien und den Ellenbogen reichte. Egal, besser als die Decke, auch wenn es ziemlich lächerlich aussah, wenn man nicht gerade schwimmen gehen wollte.

"Bitte, bedient Euch, es ist für jeden was da!", meinte KWinh schließlich zu den beiden Frauen, welche die Szene offensichtlich mit wissenschaftlichem Ernst beobachtet hatten. Er drehte sich wieder in den Gang um und ging ihn ein Stück entlang.

Nach ein paar Metern kam er zu einer Tür, die sich sofort mit einem leisen Zischen öffnete. Er schaute hinein und zog verwundert die Augenbrauen hoch. Ohne sich zu Shania und Shalley umzudrehen, rief er ihnen zu: "Heh, kommt mal her und schaut Euch das an!"

--- Pyramide

Nach wenigen Minuten hatte Nathalie die Pyramide erreicht. Auf beiden Seiten ragte sie ein wenig in den Wald hinein, doch besonders hoch war sie nicht. Sie schien aus Lehmstein gebaut zu sein. Ein wenig altertümlich für eine angeblich weit entwickelte Zivilisation. Öffnungen oder Eingänge waren von dieser Seite auch keine zu sehen, abgesehen von der für den Fluß selbst.

Die junge Frau spähte am Ufer stehend durch den Kanal hindurch - die Unterseite der Pyramide verlief etwa einen halben Meter über der Wasseroberfläche - und konnte so sehen, daß das Gebäude auch nicht besonders breit war. Hinter dem Gebäude erkannte sie wieder den normalen, natürlichen Flußverlauf in seiner Lichtung.

Nathalie entfernte sich wieder vom Ufer und beschloß, das Gebäude zu umrunden. Als sie um die Ecke bog, die bereits innerhalb des Waldrandes lag, war sie überrascht, als sie doch noch eine Öffnung fand.

Genaugenommen war es ein Eingang. Einige Stufen führten zu einem mit Symbolen verzierten Einlaß.

Unschlüssig sah sich die Sicherheitlerin um. Es war nicht besonders ratsam, alleine weiter vorzudringen. Doch eine Wanderung alleine durch den Wald zu den Anderen erschien ihr nach der Begegnung mit dem Spinnenwesen auch nicht als empfehlenswert. Es war sicherlich besser, das Gelände zu erkunden, als nur herumzustehen.

Auch wenn sie ein mulmiges Gefühl plagte bei dem Gedanken, alleine in diese dunkle Pyramide einzudringen.

--- im Innern der Pyramide

Nathalie faßte ihren Mut zusammen und stieg die breiten Stufen hinauf und trat durch den verzierten Torbogen in den dunklen Gang. Doch als sie ihn betrat, erhellte er sich plötzlich und obwohl sie keine Lichtquelle ausmachen konnte, war der Gang in ein dämmriges, aber angenehmes Licht getaucht.

Nun war auch zu erkennen, daß der Gang nicht besonders lang war und in einem großen Raum endete. Von dem Raum gingen insgesamt vier Gänge ab, einer genau gegenüber dem Gang, von dem aus Nathalie den Raum erreicht hatte, vermutlich führte er zum anderen Ufer, wo auch solch ein Eingang lag, und zwei weitere, die auf beiden Seiten schräg abgingen.

Der Raum war ebenfalls sanft erleuchtet, wobei es eigentlich nicht nötig gewesen wäre, denn der Raum reichte spitzenförmig in die Höhe, formte wahrscheinlich auch das Dach des Gebäudes und an seiner Spitze war eine kleine Öffnung, die ein wenig von dem Dämmerlicht der Flußlichtung durchließ.

Das Licht fiel in die Mitte des Raumes, wo sich ein seltsames Gebilde befand. Es war ebenfalls aus Stein und stellte eine Art Tafel dar, auf der einige fremde Symbole, vermutlich Schriftzeichen, eingemeißelt waren. Darunter waren Kugeln in verschiedener Größe verzeichnet, die alle auf eingeritzten mehr oder minder kreisförmigen Bahnen lagen.

Fasziniert fuhr Nathalie mit den Fingern über die Tafel. 'Eine Sternenkarte!'

Zumindest sollte es wohl eine darstellen, doch leider war die Tafel beschädigt, ein breiter Riß spaltete sie in zwei Hälften und einige Stücke waren abgebröselt.

Dieses Gebäude diente der Kartographie, so vermutete sie. Auch die Wände des Raumes waren mit Schriftsymbolen verziert. Doch da sie diese nicht entziffern konnte, ließ sie von einer genaueren Untersuchung ab.

Statt dessen wandte sie sich einem der schräg abgehenden Gänge zu. Ebenso wie der Rest der Pyramide war auch dieser erleuchtet und Nathalie konnte erkennen, daß er nach wenigen Metern in einer abwärts führenden Treppe endete.

---- im Baumraum

Die einzige Orientierung welche Clint hatte war Ysaras Stimme. Er wandte sich ihr zu. Konnte es sein, daß sie den Lichtblitz nicht bemerkt hatte? Es war schwer die Intensität eines Lichtblitzes zu bestimmen, wenn man ihn aus geringer Entfernung voll zu spüren bekam, aber Clint schätzte, daß das blaue Leuchten auf einige 100 Meter nicht zu übersehen war.

Dann fiel ihm etwas ein, das er beim Betreten des Baumraums nur beiläufig notiert hatte. Von draußen war ihm der Raum viel dunkler erschienen, erst als er ihn betrat, konnte er Einzelheiten erkennen. Als ein Kind einer technisch hochstehenden Zivilisation schenkte man derartigen Effekten keinerlei Beachtung. Fast alle modernen Beleuchtungsanlagen paßten sich an, wenn ein Benutzter den Raum betrat.

Allerdings, wenn er jetzt darüber genauer nachdachte, hatte Isweda den Raum schon vor ihm betreten und hätte damit eine entsprechende Automatik schon ausgelöst. Möglich war auch, daß eine solche Automatik nach einer gewissen Zeit wieder abschaltete, wenn sich der Benutzer wie in Kunos Fall, in eine der Nischen zur Ruhe begab.

Jedoch hielt es Clint für wahrscheinlicher, daß der Eingang von einem Kraftfeld versiegelt war, welches Licht je nach Intensität absorbierte. Ähnliche Technologien waren von verschiedenen Völkern der Galaxie bekannt, es garantierte Privatsphäre und vermittelte gleichzeitig den Eindruck einer offenen Wohnung.

Welche Schlüsse ließen sich daraus auf die Erbauer dieser Behausung ziehen? Zum einen mußten sie gewisse klaustrophobische Neigungen haben und schätzten daher offene Räume. Zum anderen schien ihr ästhetischer Geschmack recht naturverbunden zu sein. Beides mochte auf die Jasper, oder Söhne der Sonne wie sie John Twillan und damit auch seine Frau nannten, zutreffen.

Das Problem bestand darin, daß dieser Rasse alle möglichen Eigenschaften zugeordnet wurden, bei ihrem legendärem Charakter war das kein Wunder. Wenn man sich jedoch als Quelle nur auf Twillan stützte entsprachen diese beiden Eigenschaften durchaus ihrer Kultur.

"Isweda war hier", meinte der Halb-Breen und deutete in die ungefähre Richtung in der laut seinem Gedächtnis die Nische sein mußte in der Isweda verschwand. Die bunten Flecken und Linien die er sah, machten jetzt grauen Kreisen Platz. Clint konnte nicht genau sagen. ob das ein Zeichen der Besserung war.

"Er ist vor meinen Augen verschwunden, womöglich stellen diese Nischen eine Art Transportersystem dar", fuhr Clint fort. Womöglich war es sogar die Abfallbeseitigung. Aber diesen Gedanken behielt er für sich, schließlich hatte er vor, die Nischen mit Ysara selbst auszuprobieren und wollte sie nicht entmutigen.

"Wir sollten die Nische zusammen benutzen, wenn der Transporter bei jeder Beförderung aus irgendeinem Grund ein neues Ziel wählt, werden wir so nicht getrennt", schlug er vor und machte sich daran, tastend und vorsichtig sich einer der Nischen zu nähern.

Schließlich ging er endlich auf die Frage der Terranerin ein: "Isweda hat ein Gerät hinterlassen, das von Zeit zu Zeit starke Lichtblitze erzeugt. Leider mußte ich mich von dieser Funktion aus nächster Nähe vertraut machen. Mein Sehvermögen ist, wahrscheinlich nur vorrübergehend, ausgeschaltet. Aber machen Sie sich keine Sorgen. Als Vulkanier habe ich ein intensives Training hinter mir, welches mir erlaubt ..."

Bevor er diesen Satz zu Ende sprechen konnte, stieß er mit dem Kopf gegen einen Wandvorsprung, unterdrückte den Schmerz aber erfolgreich. Vor der Nische angelangt, sprach er die Psychologin wieder an:

"Kommen Sie? Ich weiß nicht, wie lange wir darin sitzen müssen bis der Transportvorgang eingeleitet wird."

Ysara zuckte mit den Achseln, schulterte ihren Rucksack und trat an Clint vorbei in die enge Nische. Unwillkürlich wollte sie zurückweichen, als der Breen ihr folgte und sich dicht neben ihr plazierte, doch natürlich reichte dafür der Platz nicht aus.

Ungeduldig verharrte sie, Schulter an Schulter mit dem unbewegt wirkenden Clint, dem der unliebsame, aufdringliche Körperkontakt gar nicht aufzufallen schien.

Sekunden vergingen, und nichts geschah. Verkrampft verharrte die Psychologin, die beinahe sofort etwas wie Platzangst zu verspüren begann. Sie hoffte wirklich, daß der Transportvorgang - oder was auch immer - schleunigst einsetzte. Neben ihr verlagerte Clint sein Gewicht auf das andere Bein, und kurz rückte er noch näher an sie. Sie unterdrückte ein genervtes - womöglich nervöses - Seufzen.

Die ganze Sache begann ihr merkwürdig vorzukommen. Eine offensichtlich völlig aus Holz bestehende Einrichtung in einem BAUM sollte sie irgendwohin transportieren?

Erneut sah sie auf ihren Tricorder, der jedoch keine ungewöhnlichen Werte anzeigte. Langsam begann sie zu schwitzen.

"Ich glaube, Sie haben sich verkalkuliert", wandte sie sich schließlich an ihren Begleiter. "Hier wird eindeutig nichts transportiert."

Clint schien erst kurz seine Antwort abwägen zu wollen, doch das dauerte ihr zu lange. "Jetzt lassen Sie mich schon hier raus!", zischte sie und drängte grob an ihm vorbei, um endlich aus der Nische herauszukommen.

--- Gang

Glücklich hatte sich Shalley einen der verbliebenen Overalls genommen und angezogen. Das erste Mal seit einer ziemlich langen Zeit war sie froh über ihre geringe Größe, denn der Anzug saß beinahe perfekt und war ihr fast noch ein wenig zu groß. Neben ihr kämpfte Shania noch mit ihrem.

Deshalb reagierte die Klingonin früher auf KWinhs Ruf und ging neugierig näher. "Wow!" staunte sie, nachdem sie an ihm vorbei gespäht hatte, und schob ihn dann gleich beiseite, um den Raum zu betreten.

--- Lager

Scheinbar handelte es sich um eine Art Zwischenlager. Es war kein großer Raum, doch er war vollgestopft mit Kisten und vielfältigen, interessanten Gegenständen, die scheinbar wahllos auf Vertiefungen in der Wand herumlagen, die Regale sein mochten.

Begeistert sah sie sich um. Mit den meisten Gegenständen konnte sie nichts anfangen, meist irgendwelche kleinen, technischen Geräte, von denen einige Tricorder sein mochten oder Kompasse oder was auch immer das Volk hier früher verwendet hatte.

Eine Kette mit einem Anhänger, der irgendein Symbol zeigte, hielt sie einen Augenblick in der Hand und musterte ihn, bevor sie ihn wieder weglegte. Ein anderes Objekt mutete wie ein Stein an, doch als sie es berührte, spürte sie knisternde Elektrizität in ihren Finger und ließ es schnell wieder los.

Shania würde wahrscheinlich ihre wahre Freude an diesem Ort haben!

An einem Ständer in einer Ecke hingen Overalls, ähnlich jenen, die sie nun trugen. Am Ende des Raumes lagen weitere Dinge und Kleidungsstücke auf dem Boden zerstreut. Sie beachtete sie nicht weiter, bis sie etwas Vertrautes metallisch aufblitzen sah.

"Da ist mein Medkit!", rief sie und ging sofort hinüber, um es wieder an sich zu nehmen. Dann erst wandte sie sich wieder den anderen beiden zu.

Auch KWinh betrat nun das Lager und ging sofort zu den Kleidungsstücken, die er teilweise erkannt hatte. Als er jedoch das Stück Stoff aufhob, was von weitem wie seine Robe aussah, stellte sich heraus, daß es einmal eine Robe gewesen war. Sie war allerdings zerfetzt und vollkommen unbrauchbar, genauso, wie der Rest der Stoff-Fetzen, die sich noch auf dem Boden befanden. Mit ein paar derben Grilmak-Flüchen sammelte er die Teile auf, die einmal seine Ausrüstung gewesen waren.

Keines der Geräte funktionierte im Moment, da sie alle von einer Flüssigkeit durchnäßt waren. Wahrscheinlich ließ sich da noch was reparieren, wenn die Teile trocken waren. Der Grilmak setzte sich im Schneidersitz auf den Boden und bekann seine Gerätschaften in dem Rucksack zu verstauen, der die "Reinigungsprozedur" besser überstanden hatte. Dabei beobachtete er Shalley und Shania, die seinem Beispiel folgten und nach ihrer Ausrüstung suchten.

Die Untersuchung seines Stabes zeigte, daß dieser keinen Schaden genommen hatte. Er war schließlich auch darauf ausgelegt, auch schwerste Torturen auszuhalten. KWinh legte den Rucksack an und den Stab auf seine Knie, während er die beiden Frauen beobachtete und sich die Architektur genauer ansah, vielleicht würde er ja noch Besonderheiten entdecken.

Nach einigem Grübeln fiel dem Grilmak auf, daß die Architektur zwar sehr biologisch aussah und wohl auch war, aber daß der Raum, wie der vorher schon und auch der Gang peinlich sauber gehalten waren. Also gab es hier ein aktives System, das reinigte. Vielleicht gab es sogar noch Überbleibsel der Erbauer, allerdings war nirgends eine Spur zu finden.

Tief in Gedanken versunken war Shania Shalley später in das Lager gefolgt. KWinhs kleines Mißgeschick ging ihr nicht aus dem Kopf. Irgendwie hatte sie sein panisches Verhalten total süß gefunden und schalt sich jetzt dumm, ihre Gedanken daran zu verschwenden, wo sie doch endlich an dem Ort war, den sie schon seit Jahren suchte.

Nachdenklich sah sie sich die technischen Geräte an und durchsuchte das Lager auf ihre Ausrüstung und andere brauchbare Gegenstände. Sie fand unter anderem ihren Kompaß, der zum Glück noch zu funktionieren schien, ihre Projektilwaffe bei deren Anblick sie sich fragte, warum sie sie nicht bei der Spinne verwendet hatte, ihren nutzlosen Phaser und auch Martenghs Kästchen, daß sie sofort vorsichtig abwischte und wieder an sich nahm.

Ihre Tasche war durchnäßt und unbrauchbar. So nahm sie die Säcke aus der Tasche und benutzte diese, da sie an diesem seltsamen Anzug keine Möglichkeit fand ihre gesamte Ausrüstung unterzubringen. Geschweige den etwas von den Schätzen hier unten, die bisher das einzige waren, daß sie als Beweis der Existenz der Söhne der Sonne hatte.

Zwar wußte sie nicht, ob diejenigen, die sie hierhergebracht hatten, begeistert waren, wenn sie sich etwas von ihnen aneignete, aber sie hatten schließlich auch nicht gefragt, als sie sie hierhergebracht hatten. Vom Ausziehen ganz zu schweigen.

Die Amerikanerin fand einige Kleinigkeiten, die sie einfach gedankenlos einsteckte ums sie später genauer zu untersuchen, darunter auch ein Gerät mit ihr bekannten Zeichen und Formen, doch dann zog etwas Besonderes ihr Interesse an sich. Es war eine kristallene Pyramide. Sie wirkte zwar auf den ersten Blick durchsichtig, doch bei näherem Hinsehen spiegelte sich darin etwas. Aber nicht ihr Gesicht oder der Raum, sondern eine Art dreidimensionales Bild.

Während Shania die Pyramide ständig drehte und wendete, hörte sie plötzlich ein leises Summen und die Pyramide warf eine Art lebendes Hologramm über sich.

"Wow, seht euch mal das an...Es ist.. phantastisch..."

--- Baumraum

"Ich bin mir nicht sicher, ob der bloße Aufenthalt in dieser Nische den Transportvorgang auslöst, aber ein Transportersystem scheint es hier auf jeden Fall zu geben, sonst wäre Isweda nicht verschwunden. Sie sollten sich wieder hinsetzen, ich weiß nicht wie lange Mr. Isweda hier schon saß."

Daraufhin glaubte Clint etwas wie ein verächtliches Schnauben zu hören. Er wertete diese Reaktion als ein 'Nein' und stieg selbst aus der Nische, damit der Transportvorgang ihn nun nicht doch noch überraschte.

Plötzlich hörte er das charakteristische Geräusch von einem anlaufenden Belüftungssystem. Luftpumpen heulten auf, um gleich wieder zu verstummen, ein zweites Mal anzugehen, um kurz darauf wieder auszugehen. Vom Ausgang des Raums ertönte das Knistern eines elektrischen Kraftfelds. Danach folgte eine kurze Pause in der scheinbar nichts passierte bis eine laute pompöse Musik aus versteckten Lautsprechern zu spielen begann.

Viele der Geräusche, die nach und nach erklangen, konnte Clint nicht identifizieren. Es schien, als sei der Raum zum Leben erwacht. Die feuchte, leicht muffige und kühle Luft des Waldes wurde langsam durch eine wärmere mit beißenden Aromen durchtränkte ersetzt.

Dicht neben dem Halb-Breen zischte es. Eine versteckte Schiebetür glitt zur Seite und ein mechanisches Gefährt rollte heraus. Clint sprang zur Seite und riß Ysara zu Boden. Er holte seine Plasmapeitsche hervor und zielte in Richtung des Gefährts, welches laut genug war um es auszumachen.

Rechtzeitig erinnerte er sich jedoch an das Störfeld und die damit verbundenen Kontrollprobleme mit der Peitsche. Das Risiko sich selbst zu verletzten war bei dieser Waffe ohnehin recht hoch und da jetzt schon einige Sekunden vergangen waren, ohne daß ein Angriff erfolgte, war das Gefährt, so schloß er, keine Wachanlage.

Langsam steckte er die Peitsche wieder ein und fragte die Psychologin, die sich gerade wieder vom Boden aufrappelte: "Was sehen Sie?" Und um der vulkanischen Vorliebe für Präzision fügte er hinzu: "Beschreiben Sie das Gerät, das vor mir steht."

--- Treppe ins Unbekannte

Zögerlich stieg Nathalie die Treppe hinab. Anders als in der Pyramide, waren die Wände nicht mit Symbolen und Ornamenten verziert. Dafür waren sie ein wenig feucht, was wahrscheinlich der Nähe zum Fluß zu verdanken war.

Die Luft war klamm und mit hoher Feuchtigkeit angereichert. An mehreren Stellen zierten grünliche und bräunliche Flecken Decke und Wände, was dazu beitrug, daß es ein wenig moderig roch.

Der Abstieg erschien Nathalie genau wie die Treppe endlos zu sein. Sie mußte sich schon recht weit unter der Erdoberfläche befinden und noch immer war kein Ende in Sicht. Sie hoffte, daß sich der Abstieg wenigstens lohnen würde und 'freute' sich schon darauf, hinterher die vielen Stufen wieder mühsam hinaufsteigen zu müssen.

Der enge Gang und die dicke Luft taten ihr eigenes und in Nathalie begann sich ein klaustrophobisches Gefühl langsam auszubreiten. Nicht, daß sie darunter normalerweise litt, aber wenn sie nicht bald ein Ende erreichen sollte, würde sie sicher eine Neigung zur Klaustrophobie entwickeln.

Um sich ein wenig zu beruhigen, fing sie lautstark ein fröhliches Lied zu pfeifen an und steckte die Hände in die Hosentaschen.

Nachdem sie das Lied schon zum wiederholten Male geflötet hatte, sah sie auch endlich die letzte Stufe und rannte daraufhin hoffnungsvoll und mehrere Stufen auf einmal nehmend das letzte Stück hinunter.

Die Treppe endete in einem weiteren Gang, der sich in zwei Richtungen aufspaltete.

"Und nu'?", fragte sich Nathalie laut an der Weggabelung angelangt.

--- im Baumraum, inzwischen

Säuerlich richtete Ysara zunächst ihre Kleidung, bevor sie sich wieder dazu herabließ, den Vulkanier zu beachten. Was fiel ihm eigentlich ein, sie dermaßen heftig zu Boden zu stoßen? Nur wegen ein bißchen Aufregung, ein bißchen Wind, der durch die Wandnischen eindrang, ein paar Geräusche ... kein Grund, in Panik zu geraten. Überhaupt hatte er sie nicht ungefragt anzufassen!

"Also gut!", sprach sie spitz und ohne jegliche Rücksicht auf ihr Training auf der Akademie, wo man sie Ruhe und Ausgeglichenheit gelehrt hatte. Die letzten Minuten waren einfach zu viel gewesen! Sie begann sich einzugestehen, daß die professionellen Starfleet Angehörigen ihr in dieser Situation lieber gewesen wären.

Die Arme verkreuzend, wandte sie sich dem Fahrzeug zu, das nun bewegungslos mitten im Raum stand. Was auch immer für ein Mechanismus aktiviert worden war, er hatte sich wieder abgeschaltet.

"Ich sehe ein Fahrzeug. Es hat Räder. Sieht aus wie ein Kasten, und ich glaube, man kann den Deckel abnehmen." Sie hätte es versucht, aber die merkwürdige Frage ihres Begleiters hatte sie mißtrauisch werden lassen. "Es sieht sehr schwer aus, naja, besteht ja auch aus irgendeinem Metall."

Genervt wandte sie sich zu Clint um. "Und was um Himmelswillen sehen ... huch!"

Erschrocken sprang sie ein Stück zurück, als hinter ihr ein Quietschen erklang und der Deckel des Fahrzeugs sich plötzlich öffnete.

--- Lager

KWinh wurde aus seinen Gedanken gerissen, und er betrachtete das über der Pyramide entstehende Hologramm. Es war zweifellos ein Humanoide, der dargestellt wurde. Der Grilmak stand auf und ging näher zu Shania, um besser sehen zu können, um was es sich bei der Aufzeichnung handelte. Er stellte fest, daß er, egal in welchem Winkel er sich zu dem Hologramm befand, immer das Selbe sah, einen wild gestikulierenden Humanoiden.

Nun fing das Hologramm an zu sprechen und KWinh, der nun ziemlich nah war wie Shalley inzwischen auch, konnte die Worte der Aufzeichnung hören. Allerdings waren sie unverständlich. Der Humanoide wurde immer nervöser und sprach schneller und lauter, als die Aufzeichnung plötzlich abbrach und am Eingang des Lagers ein Geräusch zu hören war. Alle drei Köpfe drehten sich gleichzeitig in die Richtung der Tür, aber es war nichts zu erkennen.

Der Grilmak rannte sofort hin, konnte aber in beiden Richtungen, in die der Gang führte, nichts entdecken, was das Geräusch hätte verursacht haben können. Also ging er wieder zurück zu den beiden Frauen und mußte fast laut loslachen, als er Shalley sah, die wieder mit funkelnden Augen und Kampfhaltung dastand.

"Nichts zu sehen, außer einem leeren Gang... Übrigens Shalley, wußten Sie schon, daß Sie sehr sexy aussehen, wenn Sie das tun?"

KWinh hoffte, mit dieser Aussage die Situation etwas aufzulockern, immerhin deckte sich das Geräusch mit den Beobachtungen, die er gemacht hatte, es war fast unmöglich, daß die kleine Gruppe hier alleine war.

Total vor den Kopf gestoßen sah Shalley den Grilmak sekundenlang an. Dann entspannte sie sich, da anscheinend kein Gegner auf sie wartete. Sie hatte KWinh bisher nicht weiter beachtet, aber jetzt sah sie ihn lauernd an. Wenn er es wagte, sich über sie lustig zu machen ...!

Sie war nicht sicher, wie sie die Situation einordnen sollte, und wandte sich daher ab, um selbst einen Blick in den Gang zu werfen.

"Ja, das weiß ich!", murmelte sie noch düster, als sie an ihm vorbeiging. Düster, weil es immerhin doch ein Scherz gewesen sein könnte.

Ein Blick zur Tür hinaus, sagte ihr, daß KWinh recht gehabt hatte. Es war tatsächlich niemand zu sehen, nicht einmal ein Schatten. Dennoch verspürte sie ein Kribbeln in ihrem Nacken, als ob man sie beobachtete, und sie beschloß, die Augen offen zu halten. Irgend etwas war hier, das spürte sie deutlich.

Grimmig wandte sie sich wieder den anderen zu. "Ich könnte wetten, daß da jemand war!", bekannte sie. "Wir sollten diesen Raum verlassen, bevor uns jemand hier festsetzen kann!"

Draußen im Freien würde sie sich erheblich sicherer fühlen.

Die Amerikanerin schien nichts von dem was um sie herum vorging bemerkt zu haben, noch immer hing ihr Blick wie gebannt an der Pyramide, die plötzlich geschwiegen hatte. Sie bildete sich ein, daß entweder die Aufzeichnung nicht beendet worden war oder es eine Art hochtechnischer Bildcommunicator war und das Gespräch einfach abgebrochen war. Wenn Zweiteres der Fall war, dann würde sie einen lebenden "Sohn der Sonne" kennenlernen. Etwas das noch niemandem vor ihr gelungen war.

An die anderen verstreuten Mitglieder der Gruppe dachte sie schon lange nicht und daß sie vielleicht schon eine erste Kontakt hergestellt hatten. Der Forschergeist in ihr war erwacht und kannte nur ein Ziel.

Das große Geheimnis zu lüften.

Ihr Herz klopfte vor Aufregung viel schneller als sonst und sie mußte sehr auf ihre Hände achten um nicht aus Versehen ihren wertvollen Fund fallen zu lassen. Sie fühlte sich der Lösung nah und doch wußte sie nicht was sie übersehen hatte. Wie in Trance holte sie die vorhin eingesteckten Gegenstände aus ihrem Sack und untersuchte sie hektisch, ob noch etwas eine besondere Funktion haben könnte. Doch sie hütete sich auf irgendwelche Symbole zudrücken.

Als ihr Blick zufällig dabei auf die Pyramide streifte, fiel ihr an einem bestimmten Punkt ein pulsierendes Leuchten auf. Ihre Hand, die danach griff, vertrieb den Spuk sofort wieder.

Aber nachdem sie sie wegzog begann er erneut. Sie probierte ihre Fundstücke der Reihe nach aus. Und beim Dritten, einer Art metallischen Spitze sehr fein verziert, verschwand das Leuchten nicht, als sie sich mit ihr in der Hand näherte sondern verstärkte sich noch zusehends. Dabei hatte sie die Spitze nur deshalb eingesteckt, weil sie sie an eines jener Symbole erinnerte von denen im Buch die Rede war.

Ohne lange zu überlegen steckte sie es in eine kleine sich plötzlich öffnende Höhlung und vermeinte ein leises Einrasten zu hören. Zuerst tat sich nichts, dann etwas ganz absonderliches.

Ein Lichtstrahl kam aus der Pyramide und traf eine der Wände. Diese glitt lautlos auf. Es wirkte, als würde sich der Raum einfach verformen. Die große Frau versuchte die Pyramide zu drehen um ein anderes Stück Wand zu treffen, aber wie sie diese auch hielt. Sie zeigte immer in die gleiche Richtung, selbst wenn sie sich davor stellte.

"Sie weist uns den Weg", meinte Shania mehr zu sich selbst, als zu den beiden anderen deren Aufmerksamkeit sie inzwischen auch geweckt hatte. Dann folgte sie dem neuen Weg ins Dunkel.

Das Öffnen dieser neuen Tür hatte zur Folge, daß der bisherige Ausgang vor den Augen von Shalley und KWinh nun vollständig verschwand. Eine metallisch wirkende Abdeckung schob sich innerhalb kürzester Zeit vor die Tür. Es blieb den beiden im Raum Verbliebenen also nur die Wahl, entweder Shania zu folgen oder hier auf sie zu warten. Das war aber sich nicht das, was der Grilmak wollte, also machte er sich mit einem kurzen Nicken in Shalleys Richtung auf, der blonden Frau zu folgen.

--- unterirdischer Gang, Weggabelung

Im Grunde genommen waren beide Gänge gleich, jedoch unterschieden sie sich von der Bauweise der Pyramide und der Treppe, wie Nathalie feststellte, als sie in beide hineinspähte.

Verschieden große, organische Gebilde an Wänden und Decke überfluteten den überschaubaren Bereich mit wesentlich hellerem Licht. Und die Wände wurden von einem ihr unbekanntem Material verkleidet.

Schließlich entschied sie sich für den Gang zu ihrer Rechten, der zwar genauso endlos zu sein schien wie der andere, aber wenigstens konnte sie schon in kurzer Entfernung die erste Türe erkennen. Zumindest etwas, was einer Türe definitionsgemäß nahe kam. Natürlich waren noch weitere Türen und Kreuzungen vorhanden, doch Nathalie wollte nicht noch weiter herumirren.

Als sie sich der ersten Türe näherte, erkannte die Kanadierin, daß diese aus einem wabernden, sich ständig in Bewegung befindendem Material bestand, ähnlich einer Wasseroberfläche, auf der einzelne Wellen tanzten. Der Rahmen war mit unterschiedlichen Symbolen verziert. Einige davon konzentrierten sich auf einen Bereich in Augenhöhe.

Fasziniert berührte sie vorsichtig die fließende Oberfläche. Ein leise brummender Ton erklang und es bildeten sich mehrere kleine Wellen um ihre Hand. Doch weiter geschah nichts.

Erstaunt zog Nathalie eine Augenbraue hoch und hob die Hand erneut, um auch die Symbole näher zu untersuchen. Doch als ihre Hand sie beinahe berührte, erschienen sie plötzlich ein Eigenleben zu entwickeln. Das Material, vorher leblos und fest, zerfloß mit einem Male und formte in rascher Folge andere Symbole. Schließlich endete das Spiel und völlig andere Symbole erschienen nun und das Material nahm wieder seine harte Konsistenz auf.

Doch nicht nur die Symbole hatten sich verändert, auch die wabernde Oberfläche der Türe war nun irgendwie verändert. Sie wirkte dünner, fast schon durchsichtig, auch wenn Nathalie nichts dahinter erkennen konnte.

Erneut berührte sie die Oberfläche. Sofort wich das fließende Material ihrer Hand und ließ ein entsprechend großes Loch zurück, durch das sie in einen Raum schauen konnte. Gleichzeitig hörte sie auch Geräusche aus dem Raum, vertraute Geräusche, aber auch andere.

Langsam zog Nathalie ihren Phaser aus dem Halfter. Sollten die Wesen in dem Raum ihr nicht freundlich gewillt sein, so wollte sie auf eine mögliche Konfrontation jedenfalls vorbereitet sein. Dann hatte sie wenigstens das Überraschungsmoment auf ihrer Seite...

Nachdem ihre Hand keinerlei Schwierigkeiten mit der wabernden Türe gehabt hatte, trat Nathalie forsch selbst hindurch.

--- Säulenraum

Direkt hinter Shania hatte KWinh den riesigen Raum betreten. Dieser war kaum erleuchtet, nur in der Mitte war eine Art niedriger Sockel, der von der Decke des Raumes angeleuchtet wurde. Das indirekte Licht, das davon ausging und der Strahl aus der kleinen Pyramide in der Hand der Amerikanerin, der direkt darauf zeigte, hüllten die Szenerie in ein diffuses Licht. In einem Kreis um den Sockel waren Säulen zu erkennen, die bis zu Decke reichten. KWinh zählte fünfzehn davon.

Dieser Raum wirkte gar nicht mehr so natürlich wie die anderen, die sie bis jetzt betreten hatten. Zwar schienen Sockel und Säulen aus poliertem Stein zu sein, das war's aber auch schon. Die Wände bestanden eindeutig aus Metall, genau wie der Boden. Es befanden sich keinerlei Einrichtungsgegenstände und der Raum war von einem schwachen Summen erfüllt.

Die kleine Gruppe näherte sich dem Sockel langsam. Als der Techniker davor stand, konnte er erkennen, daß der Strahl der Pyramide direkt auf die Mitte des Sockels gerichtet war. Der obere Teil davon, bestand aus einer Art Halbkugel, in der die Form einer fünffingrigen Hand aufleuchtete. Die Größe der Hand auf der Halbkugel war jedoch wesentlich geringer, als KWinhs. Eher von der Größe von Shanias Händen.

"Ich glaube, das soll so eine Art Einladung zum Drücken der Markierung sein", sagte der Grilmak vor sich hin und schaute dann erwartungsvoll Shania an. Niemand von ihnen konnte wissen, was passierte, wenn wirklich jemand seine Hand darauf legte, aber der Grilmak hatte innerlich schon beschlossen, es notfalls selbst zu tun. Ein anderer Weg hinaus war nicht zu erkennen.

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