Ivory Cronik 10

Die Kammerjäger

--- Ivory, Shuttlerampe, Shuttle 1

KWinh sah noch einmal kurz zurück, um sich zu vergewissern, daß alle an Bord waren. Er gab einen Befehl in das Terminal ein, woraufhin sich die Tür des Shuttles schloß. Nach einem kurzen Durchatmen, von dem er hoffte, daß es unbemerkt blieb, antwortete er Nathalie: "Hier Shuttle 1... wir sind soweit. Wenn bei Euch alles soweit ist, können wir abfliegen."

Die kurze Bestätigung folgte und der Grilmak senkte das Kraftfeld, daß die Shuttlerampe vom Vakuum des Alls trennte. Die Luft war vorher automatisch abgesaugt worden, was den Prozeß etwas verlängerte. Als endlich die erwartete Anzeige aufleuchtete vollzog KWinh weitere Eingaben, das Shuttle hob sich vom Boden ab und setzte sich in Bewegung.

"Shuttle 1 an Shuttle 2... ich schlage vor, Sie folgen uns einfach..."

In diesem Moment, kurz vor Verlassen der Shuttlerampe, setzte das leicht schlingernde Fluggerät kurz wieder auf, bevor es wieder Höhe gewann. Die Passagiere wurden alle infolge des Rucks leicht durchgeschüttelt. Auf der Stirn des Grilmak bildeten sich kleine Schweißperlen. Anscheinend war sein letzter Flug doch etwas sehr lange her.

"Letzte Tests abgeschlossen, folgen Sie uns ab JETZT."

Ohne eine Antwort abzuwarten, beschleunigte Shuttle 1 und flog hinaus in die Schwärze des Alls in Richtung eines Planeten, der sich noch immer allen Blicken entzog.

--- Shuttlerampe, Shuttle 2, Cockpit

"Wir folgen euch... GLEICH!", rief Nathalie ins Comm-System und beobachtete die letzten eingehenden Meldungen über den Systemcheck-Status. Dachte KWinh etwa, daß sie ein Shuttle innerhalb von wenigen Sekunden startklar machen konnte? Langsam entwickelte sich die Mission zu einem regelrechten Wettlauf, bei dem es nur darum ging, so schnell wie möglich am Ziel anzukommen, ungeachtet aller Schwierigkeiten und Hindernisse.

Ohne den Blick vom Display abzuwenden, murmelte sie an Ysara gewandt: "Wenn wir abstürzen, nutzt auch kein Gebet, aber danke für den Versuch!" Als endlich die letzte Meldung erschien, gab Nathalie den Kurs zu dem Planeten ein. "So und jetzt bitte alle festhalten! Es geht los!"

Sanft hob das Shuttle vom Boden ab. Vorsichtig steuerte Nathalie den Ausgang an und das Schiff setzte sich in Bewegung. Anders als KWinh schaffte sie es, es beinahe ohne Schlingern in den Weltraum hinauszumanövrieren.

--- im freien Weltraum, Shuttle 1

Die Sterne funkelten geheimnisvoll auf dem Hauptbildschirm. Dieser war so konstruiert, daß er wie ein Fenster aussah. In Wirklichkeit war es eine technische Spielerei die sowohl den Insassen des Shuttles als auch Beobachtern von draußen vorgaukelte, zwischen dem Innenraum und dem Vakuum befände sich nur dünnes Glas.

Clint schaute sich im Shuttle um. KWinh, dessen markantes Romulanergesicht angespannt war, saß auf dem Pilotensitz und hantierte mit hastigen, kaum nachvollziehbaren Bewegungen am Steuerpult. Die roten Augen waren zusammengekniffen und huschten zwischen den Anzeigen hin und her.

Auf dem Sitz des Co-Piloten saß Shania. Ihre Haltung verriet eine relative Bequemlichkeit, sie hatte fast so wenig zu tun wie Clint selbst. Trotzdem starrte sie fasziniert auf den Hauptschirm und beobachtete die Ereignisse.

Shalley stand im Raum und warf Blicke über KWinhs Schulter auf seine Konsole. Ab und zu zeigte sie das berühmte klingonische Lächeln, welches eher nach einem Zähnefletschen aussah und bei normalen Klingonen auch dieselbe Aussage hatte. Klingonen lächelten nicht aus Sympathie, sondern um dem Feind die Zähne zu zeigen, bei einer von Menschen erzogenen Klingonin mochte das jedoch nicht der Fall sein. Der grünhäutige Vulkanier nahm das alles in sich auf und fragte sich plötzlich, ob er diese Mission überleben würde.

Er vertrieb diese Gedanken und wandte sich wieder den Sensoren zu. Seine Aufmerksamkeit nahm vor allem das zweite Shuttle in Anspruch, welches ihnen mit weniger bedenklichen Bewegungen folgte. Clint hoffte, daß die Terranerin am Steuer wußte wie man eine Landung bewerkstelligt.

Die Sensorendaten waren nicht besonders interessant, noch war das Shuttle weit vom Rand des Tarnfelds entfernt. Allerdings machten ihn die auf Ferengisch ausgegebenen Daten der Langstreckensensoren fast nervös.

Ansonsten hatte er nicht viel zu tun. Der Halb-Breen nahm die Gelegenheit wahr und blickte von Zeit zu Zeit auf die Informationen die ihm Shania übergeben hatte. Er konzentrierte sich vor allem auf die Gestiksprache der Jasper, die recht ausführlich beschrieben war.

Als er die Daten durchlas kam ihm wieder ein Problem zu Bewußtsein, von dem er glaubte, es für sich bereits abgeschlossen zu haben. Er wandte sich auf seinem drehbaren Stuhl zum Sitz des Co-Piloten.

"Mrs. Twillan?", frage er plötzlich.

Die Terranerin sah auf und warf ihm einen fragenden Blick zu.

"Sie erwähnten eine gute Beziehung zu Captain Monserat. Ich zweifle nicht an Ihren Motiven bezüglich der Arbeit Ihres Gatten. Aber wie sieht es mit den Motiven des Captains aus? Möglicherweise geht es mich nichts an, Sie sollten jedoch verstehen, daß mir viel an der wissenschaftlichen Bedeutung dieser Mission liegt. Welche Interessen hat aber ein Frachtercaptain an einem derartig riskanten und kostspieligen Unternehmen?"

Clint machte eine Geste um auf das Shuttle und die Ausrüstung hinzuweisen. Dann fuhr er fort:

"Verstehen Sie mich nicht falsch. Da ich eine vertragliche Verpflichtung eingegangen bin, erkläre ich mich auch bereit meinen Sold zu erfüllen und gewisse Kompromisse einzugehen. Der wissenschaftliche Charakter dieses Einsatzes liegt jedoch bestimmt auch in Ihrem Interesse. Um es kurz zu machen, welche Verpflichtungen haben Sie gegenüber dem Captain bezüglich dieser Mission?"

Auf Clints Konsole flirrten ferengische Symbole über den Bildschirm und der Halb-Breen wartete auf eine Antwort.

Shania wandte ihren Kopf nicht von dem Sichtbildschirm ab, da sie das nicht für ratsam hielt. Immerhin war sie Co-Pilot und nicht Passagier auf dieser Fahrt. Außerdem flogen sie auf etwas zu was sie nicht sahen. Also war besondere Vorsicht angebracht.

So wandte sie lediglich ihren Kopf etwas zur Seite, damit Clint ihre Antwort auch verstehen konnte, vielleicht auch, weil es eine Geste des guten Willens war.

"Ich habe gar keine Verpflichtungen dem Captain gegenüber, höchstens eine loyale. Wir stehen uns sehr nah und so ermöglicht er es mir die Forschung meines Mannes zu Ende zu bringen und seinen Namen rein zu waschen. Das ist alles." Da die Amerikanerin bezweifelte, daß sich der Breen mit dieser Antwort zufrieden geben würde, sondern sicher Einwände bestehen würden, setzte sie hinzu:

"Sicher ist Monserat in erster Linie Geschäftsmann und wenn es sich ergibt, wird er sicher gerne Profit aus der Sache schöpfen, damit sich zumindest der Aufwand für ihn gelohnt hat, aber dafür wird er keine für die Wissenschaft unersetzlichen Artefakte opfern. So wahr ich Shania Twillan heiße, werde ich das niemals zulassen und das weiß er. Es war eine der Vorraussetzungen dafür, daß ich überhaupt die Lage des Planeten preisgegeben habe.

Die Söhne der Sonne sollen ihre Spuren hinterlassen. In Museen und in der Geschichte der Wissenschaft, aber sicher nicht in Monserats Antiquitätensammlung oder den Sammlungen anderer Reicher. - Auch wenn die meisten auf dieser Mission keine Ahnung davon haben, was es wirklich bedeutet den ersten Fuß auf diesen Planeten zu setzen", ihr Blick wanderte dabei zu KWinh, "aber mein Herz ist das eines Forschers."

Damit schloß Shania ihre Rede und richtete ihr Gesicht wieder nach vorne aus. Was auch immer für Sorgen den Breen quälen mochten, aber damit sollten sie der Vergangenheit angehören.

--- Shuttle 2, Cockpit

Ein rascher Blick auf die Kurzstreckensensoren verriet Nathalie die Position des anderen Shuttles, daß einige Kilometer Vorsprung hatte. Bei ihrer derzeitigen Geschwindigkeit würden sie in nur wenigen Minuten die Koordinaten erreichen, bei denen der Planet vermutet wurde und in den Landeanflug übergehen.

Entschlossen beschleunigte Nathalie das Shuttle, um das andere Team schneller zu erreichen. "Klappt ja besser mit dem Fliegen als ich dachte!", rief sie vergnügt. Es tat wirklich gut. Sie hatte nicht gewußt, daß sie genau das in den letzten Jahren so sehr vermißt hatte...

Kurze Zeit später, als sie das erste Shuttle beinahe eingeholt hatten, sah Nathalie wie es langsam abbremste und schließlich stoppte. Sie öffnete einen Com-Kanal.

"Shuttle 2 an Shuttle 1. Was ist los? Habt ihr was entdeckt? Unsere Sensoren hier zeigen nichts an."

--- Shuttle 1

KWinh hatte Shanias Blick bemerkt, war aber zu beschäftigt mit der Kontrolle des Shuttles und dem Ablesen der Sensorendaten. Er hatte gehofft, so dicht an der Grenze des Schildes doch irgendwelche Meßwerte zu bekommen. Die Anfrage von Shuttle 2 half ihm dabei auch nicht besonders.

"Hier Shuttle 1. Nein, wir empfangen auch keine neuen Daten. Wir fliegen jetzt in den Schild. Ich schlage vor, Ihr wartet kurz, ob uns das auch wirklich gelingt."

Der Grilmak wandte sich Shania zu, und lächelte sie an.

"Dann wollen wir mal einen Fuß auf einen unsichtbaren Planeten setzen."

Mit diesen Worten beschleunigte KWinh das Shuttle mit dem vorherberechneten Kurs. Der Flug ins Nichts dauerte nur ein paar Sekunden, bevor es vor ihnen schlagartig hell wurde.

Der Techniker mußte seine Augen zusammenkneifen, damit sie sich an die Helligkeit gewöhnen konnten. Zu seiner Überraschung war alles, was er erkennen konnte Wolken.

--- Shuttle 2, Cockpit

Der Grilmak beendete die Kommunikation, bevor Nathalie die Gelegenheit zu einer Antwort hatte. Sie stutzte ein wenig, zuckte dann aber nur mit den Schultern. Wahrscheinlich waren sie gerade mit wichtigeren Dingen beschäftigt.

Das zweite Shuttle war mittlerweile bis auf wenige Kilometer an das Schild herangekommen. Vorsichtig drosselte Nathalie die Geschwindigkeit. Die Kurzstreckensensoren zeigten ihr das andere Shuttle, wie es sich gerade in dem Moment wieder in Bewegung setzte und durch die unsichtbare Barriere flog. Dann verschwand das Signal.

Nathalie stoppte das Shuttle, gab weitere Befehle ein und ließ die Sensoren nach den spezifischen Shuttlesignaturen suchen, doch ohne Ergebnis. Das Shuttle war scheinbar im Nichts verschwunden. Erneut öffnete sie einen Comm-Kanal. "Shuttle 2 an Shuttle 1! Könnt Ihr mich hören?"

Angestrengt lauschte sie und veränderte dabei probeweise die Justierung des Kanals. Aber auch auf die Wiederholung ihres Rufes kam keine Antwort. Selbst eine Verstärkung des Signals brachte keinen Erfolg. Sie drehte sich zu Ysara herum und tauschte mit ihr einen besorgten Blick aus.

"Naja...", meinte Nathalie schließlich, mehr um sich selbst als Ysara zu beruhigen, "hineingekommen sind sie ja. Ich meine, sie sind schließlich nicht an der Barriere zerschellt! Daß wir weder Sensordaten empfangen noch mit ihnen kommunizieren können, muß nichts zu sagen haben! Es könnte auch nur an der Barriere liegen."

Nathalie hielt inne und überlegte. Es war durchaus ein gefährliches Unterfangen, da hineinzufliegen. Niemand wußte, wie es auf der anderen Seite aussah. Doch andererseits konnten sie ja nicht stundenlang hier warten.

Sie wandte sich an die Kontrollen zurück, überflog noch einmal die Kurzstreckensensoren und öffnete einen Kanal zum Laderaum. Sie sprach laut genug, daß beide, Kuno und Ysara, sie verstanden. "Wir haben die Verbindung zum anderen Shuttle verloren! Sie sind auf der anderen Seite der Barriere und da fliegen wir jetzt auch hin. Es geht los, haltet euch fest!"

Daraufhin beschleunigte Nathalie mit leicht zitternden Fingern das Shuttle auf eine gemächliche Geschwindigkeit und flog auf die Barriere zu.

--- Shuttle 2, Laderaum

Ein Stöhnen von Isweda war die Antwort, gefolgt von einem Versuch sich auf der Ladung des Antigravschlittens etwas bequemer zu plazieren.

"Wird aber auch Zeit, mir bricht hier langsam das Kreuz durch, also bringen Sie uns endlich runter, egal wie, nur schnell muß es gehen, sonst bin ich für Sie keine große Hilfe mehr!" Mit einem weiterem Stöhnen ließ Kuno sich wieder auf seine Ausrüstung sinken und wünschte sich, er hätte statt dessen ein Biobett mitgenommen.

--- Shuttle 1

Majestätische Strudel breiteten sich unter dem Shuttle aus und verdeckten fast vollständig die Sicht auf die Oberfläche. Womöglich war der größte Teil der Planetenfläche mit dichter Vegetation bewachsen.

Von seiner Konsole hörte Clint ein warnendes Zirpen. Überrascht wandte er sich den Anzeigen zu. Über die ganze Konsolenfläche flirrten jetzt ferengische Symbole, es schien so als würde ein Programm ablaufen.

KWinh und Shania warfen Clint einen fragenden Blick zu und mußten sich im selben Moment an ihren Steuerkonsolen festhalten, als ein Ruck durch das Shuttle ging. Die Sensorenanzeigen bestätigten Clint, daß der Raumer anhielt.

Der Hauptbildschirm blitzte auf und das verschrumpelte Gesicht eines grinsenden Ferengi erschien darauf. Seine spitzen Zähne funkelten spöttisch und während er zu sprechen begann, rieb er sich verschmitzt die Hände.

"Hallo Cousin Bresch! Ich hoffe, daß du unsere kleine Meinungsverschiedenheit nicht vergessen hast. Nun ich habe es bestimmt nicht vergessen, du mieser Betrüger! Glaubst du, ich würde von deinem kleinen Nebengeschäft nichts mitbekommen? Ich wußte von Anfang an, daß du romulanische Agenten in den Föderationsraum schmuggelst.

Nicht genug, daß du mich an diesem Geschäft nicht teilhaben ließest. Mich, der dich aufgenommen hat und dem du alles verdankst was du jetzt bist. Du wolltest mich außerdem noch beseitigen! Die Sprengladung an meinem Zahnspitzer war sehr geschickt angebracht, das muß ich zugeben.

Du fragst dich wahrscheinlich jetzt, wie ich es fertiggebracht habe dein Shuttle zu manipulieren, was? Tja, dieses Programm war schon in den Systemen des Shuttles versteckt, bevor du es gekauft hast. Und du konntest gar nicht anders handeln, als genau dieses Shuttle zu kaufen, ich habe alles perfekt arrangiert.

Dein alter Mitverschwörer, Onkel Gahren, wird dieses Shuttle als Belohnung für seine langjährigen Dienste erhalten. Ich kenne ihn genau. Anstatt es gewinnbringend an irgendeinen Frachtercaptain zu verkaufen wird dieser alte Dummkopf es dir zu einem Schleuderpreis fast schenken.

Da du jetzt diese aufgezeichnete Nachricht siehst bist du gerade mit einem deiner romulanischen Kunden unterwegs. Das Programm wird nämlich ausgelöst, wenn ein Romulaner und ein Ferengi sich in diesem Shuttle in der Nähe eines Schwerkraftfeldes befinden, ich habe es selbst programmiert.

Und nun genieße den Augenblick, denn es wird dein letzter sein!"

Schallendes Gelächter ertönte in einer Endlosschleife aus den Lautsprechern mit einer markerschütternden Lautstärke. Wieder mußten sich die Shuttleinsassen irgendwo festklammern, als das kleine Raumschiff mit bedenklichen Werten beschleunigte.

"Wir fliegen direkt auf den Planeten zu", stellte Clint mit einem Tonfall fest, als verkünde er Lottoergebnisse. KWinh und Shania hämmerten auf ihren Konsolen rum ohne irgend etwas zu erreichen, die Schaltflächen reagierten nicht mehr. Shalley stand kampfbereit im Raum und hielt nach imaginären Gegnern Ausschau. Sie rief etwas, ihre Stimme ging jedoch in dem immer lauter werdenden Gelächter des Ferengi unter.

Nach einem ersten Moment des Entsetzens beruhigte KWinh sich jedoch schnell wieder. Mit Gewalt würden sie nicht weiterkommen. Es blieb nur eine Möglichkeit, das Shuttle und vor allem die Insassen zu retten, aber die Zeit drängte. Der Grilmak ließ kurz seinen Kopf nach vorn sinken, um sich zu konzentrieren.

Kurz darauf zuckten seine Hände nach vorne und klappten den mittleren Teil der Kontrollkonsole hoch. Darunter befand sich das Servicemodul des Shuttlecomputers. Nach weiterem kurzen Nachdenken fing der Techniker an, einige der Chips herauszuziehen und warf nach jedem einen kurzen Blick auf seine Konsole. Er wiederholte das ungefähr zwanzig Mal, wobei etwas mehr als fünf Sekunden vergingen. Der Grilmak gab sich ganz seiner Geschwindigkeit hin. Das Lachen des Ferengis hörte er nicht mehr.

Auf KWinhs Stirn bildeten sich Schweißtröpfchen, während er weitere Chips herauszog. Endlich erlosch seine Konsole vollständig, zwei weitere Chips später auch die Shanias. Der Atem ging stoßweise, während die verbleibenden Module neu arrangiert wurden. Dabei verzichtete der Techniker bewußt darauf, irgendwelche Verbindungen für seine eigene Konsole aufzubauen. Selbst wenn er es schaffen sollte, das mörderische Programm zu überbrücken, nach dieser Anstrengung würde er nicht mehr in der Lage sein, das Shuttle zu landen.

Der Grilmak bemerkte im Hinterkopf, daß seine Lungen anfingen zu brennen, während sein Atem immer mehr rasselte. Und das nach nur fünfzehn Sekunden. Sein Herz fing an zu rasen und er wischte sich mit seinem Ärmel den Schweiß aus den Augen.

Nach dem Umstecken von etwa fünfzehn Chips stellte er fest, daß Shanias Konsole nicht wie erwartet aufleuchtete. Ein Fehler in der Neuanordnung, der jedoch weitere fünf Sekunden später behoben war.

Nach insgesamt etwas mehr als einer halben Minute Arbeit erleuchtete Shanias Konsole. Das Display zeigte die Meldung "Bereit zur manuellen Kontrollübernahme" und der Grilmak sackte auf seinem Sitz zusammen, völlig außer Atem und schweißüberströmt. Seit Jahren hatte er nicht mehr seine Geschwindigkeit über eine so lange Zeit aufrechterhalten müssen. Vor seinen Augen tanzten bunte Ringe, kurz bevor es schwarz wurde, sah er, daß Shania die vor ihr erscheinende Meldung las.

Erst als der Grilmak in seinem Sitz zusammensackte, bemerkte Shalley, daß er das Bewußtsein verloren hatte. Einen Augenblick verharrte sie verwirrt - hatte er sich den Kopf gestoßen?

Im Augenwinkel bemerkte sie, wie Shania reaktionsschnell die Steuerung übernahm. Die Klingonin wußte nicht, daß sie die Konsole KWinhs kaum würde benutzen können, griff ihm unter die Arme und zog ihn mit Schwung aus dem Sitz.

Dann griff sie, bereits am Boden kniend, nach dem medizinischen Notfallkoffer, den Rigero ihr zusammengestellt hatte, und begann nervös, nach einem passenden Hypospray zu suchen. Glücklicherweise hatte der Arzt dafür gesorgt, daß sie nur Medikamente mitnahm, die der Physiologie keines Crewmitglieds schaden würde.

Was hatte dieser KWinh nur? Erst manipulierte er mit einer Geschwindigkeit, daß sie ihm kaum folgen konnte, irgendwelche Chips, und dann so was ... ein zu heftiger Adrenalinstoß? Offensichtliche Verletzungen hatte er jedenfalls keine.

Schließlich injizierte sie ein Mittel, das den Kreislauf beruhigen sollte. Sekundenlang wartete sie ab, den Arm auf einen der Sitze gelehnt und bereits wieder ganz ruhig. Der Grilmak regte sich bereits wieder. War wohl nichts Ernstes.

"Was ist hier eigentlich los?", fragte sie grimmig, nachdem sie ihrer Umgebung wieder gewahr wurde. Während sie sich um KWinh kümmerte, hatte sie den Überblick über die Geschehnisse völlig verloren.

"Halt dich lieber irgendwo fest meine Kleine, wenn du nicht gleich quer durchs Shuttle fliegen möchtest", meinte Shania, biß die Zähne zusammen und konzentrierte sich darauf das Shuttle wieder unter Kontrolle zu bringen, während das höhnische Lachen des Ferengis immer noch in ihren Ohren klang und der Planet immer näher kam.

Manuelle Steuerung war so eine Sache. Man wußte wie sie funktionierte, verwendete sie aber trotzdem fast nie, weil die automatische Steuerung eine der Annehmlichkeiten war auf die man nur äußerst ungern verzichtete... und bekam leicht Probleme, wenn man in kritischen Situationen wie jetzt war.

Und Shania war im Streß nachdem sie mit bangem Blick zugesehen hatte, wie der Grilmak mit einem sagenhaften Tempo gegen die Zeit und somit den Aufprall gekämpft hatte und dadurch zumindest eine manuelle Steuerung erreicht hatte, bevor er unter der Anstrengung das Bewußtsein verlor und sie zum einzigen Piloten beförderte.

"Verdammt noch mal, Clint. Versuchen Sie doch diese dämliche Lachen abzustellen", knurrte die Amerikanerin, während sie es schaffte die Geschwindigkeit deutlich zu reduzieren. Als sie aber auch noch versuchte den steilen Flugwinkel zu ändern, lief ein quietschendes Ächzen durch den Rumpf des Schiffes, das ihr von weiteren übereilten Kurskorrekturen abriet, wenn sie das Shuttle nicht in zwei Teile brechen wollte.

Die Zeit schien stillzustehen, während der Planet mit unvermittelter Geschwindigkeit auf sie zuzurasen schien, bevor Shania die Geschwindigkeit des kleinen Shuttles zumindest so weit senken konnte, daß eine leichte Kurskorrektur möglich war. Dennoch würde sie es nicht mehr schaffen das Shuttle ganz abzufangen.

Sie mußte das Shuttle mit dem bremsen, was sie auf der Oberfläche vorfand. Ein riskantes Unternehmen...

Während ihr langsam Schweiß auf die Stirn trat, bemerkte Shania aus den Augenwinkel heraus, daß die Klingonin eher mit Wut, als mit Vernunft auf ihre Anweisung reagiert hatte, da sie immer noch kniete und sich nirgends festhielt. "Hey, ich meinte es ernst. Wir machen gleich eine kleine Notlandung.

ANHALTEN!!!"

Das Shuttle schoß regelrecht auf die Planetenoberfläche zu und Shania gab ihr Bestes die Flugbahn so zu ändern, daß sie einigermaßen waagrecht aufkamen, da ging ein Ruck durch das Schiff und es kam fast augenblicklich zum Stillstand. Dabei hatte es noch gar keinen Kontakt mit dem Boden.

Es hing einfach in der Luft fest, als ob es eine unsichtbare Kraft halten würde.

"Verdammt, was ist das denn?", flüsterte die Amerikanerin mit weit aufgerissenen Augen.

Es war plötzlich totenstill. Alle Systeme des Shuttles waren heruntergefahren, auch die Audiokanäle und somit auch das Gelächter des Ferengis. Die Worte der Terranerin hallten im Raum seltsam nach.

Clint machte sich erst mal frei. Während der Notsituation hatte er die Notfallgurte seines Sitzes umgeschnallt und hatte sich auf eine tiefe Trance vorbereitet um Verletzungen zu mildern.

Nun war das auf einen Schlag umsonst gewesen. Der grünhäutige Vulkanier machte eine Überschlagsrechnung im Kopf. Bedachte man die Geschwindigkeit des Shuttles und die Tatsache, daß die Trägheitsdämpfer ausgefallen waren, hätten sie jetzt aufgrund des plötzlichen Stops eigentlich unförmige Flecken auf den Wänden des Shuttles sein müssen.

Der Halb-Breen hatte zwar einen leichten Ruck verspürt, aber das war auch schon alles. Gemächlich, als würde er sich zum Morgenspaziergang aufmachen, stand er auf und schaute sich im Shuttle um.

Der Hauptbildschirm war schwarz, genauso wie alle Konsolen, selbst die von KWinh manipulierte. Nur die dämmrige Notbeleuchtung spendete etwas Licht. KWinh war noch immer ohnmächtig, er schien aber langsam zu sich zu kommen. Da Shalley sich um ihn kümmerte, beachtete ihn Clint nicht weiter, sondern überdachte seine nächsten Handlungen.

Er zog sein Scannergerät hervor und war froh, daß es nicht ausgefallen war wie die meisten Systeme des Shuttles. Nachdem er einige Zeit mit dem Gerät hin und her schweifte und die Anzeigen ablas, begann er zu reden:

"Die Shuttlewände dämpfen die Scans ein wenig, außerdem scheint es hier eine Art Störfeld zu geben. Die Scans haben eine geringe Reichweite, dasselbe gilt wahrscheinlich für unsere Kommunikation, vielleicht fällt diese ganz aus."

Die Shuttleinsassen warfen ihm besorgte Blicke zu, damit konnten sie mit dem anderen Shuttle nicht kommunizieren um es zu warnen. Clint fuhr fort:

"Wie es scheint, befinden wir uns in einer Art Kraftfeld, ich kann Ihnen aber über die Natur dieses Kraftfeldes nichts sagen. Es ist wohl mit einem Antigravfeld zu vergleichen. Das einzige das ich mit Sicherheit sagen kann ist das draußen eine atembare Atmosphäre existiert mit einer warmen Temperatur und einer hohen Luftfeuchtigkeit. Der Luftdruck ist akzeptabel und es herrscht ein leichter Wind."

Wieder las er seine Anzeigen ab und kniff leicht die Augen zusammen: "Leider kann ich nicht feststellen ob es irgendwelche gefährlichen Keime da draußen gibt. Wir sollten sicherheitshalber die Raumanzüge anlegen."

Der Gedanke behagte ihm nicht sonderlich. Die traditionelle, vulkanische Robe die er trug war vollklimatisiert und er versteckte in ihr sogar eine Atemmaske. Allerdings war sie nicht vollkommen hermetisch wie ein Raumanzug und er würde sie abstreifen müssen um in einen der engen Standardraumanzüge zu kommen.

Er bewegte sich zum Wandschrank und öffnete die Schiebetür. Sofort zuckte er jedoch zurück, als aus dem Schrank für die Raumanzüge ein beißender Qualm stieg. Nachdem dieser sich verzogen hatte, betrachtete Clint die kümmerlichen Überreste von mehreren Standardraumanzügen.

"Säurekapseln", kommentierte er, "sie waren in der Decke des Schranks versteckt und ließen ihren Inhalt zusammen mit der automatischen Botschaft frei. Man sieht hier deutlich die Spuren welche die Säure beim Hinabfliesen hinterlassen hat. Anscheinend wollte unser Ferengi seinem Cousin jede Fluchtmöglichkeit nehmen."

Beim Reden ging er zum hinteren Teil des Shuttles: "In diesem Fall müssen wir ohne Raumanzüge auskommen."

Mit diesen Worten machte er sich an der Notausstiegsluke zu schaffen. Sie schien jedoch zu klemmen.

"Mrs. Twillan? Würden Sie mir bitte helfen? Drücken Sie fest gegen die Luke, während ich den Hebel drehe."

Shania ließ sich das nicht zweimal sagen und stemmte sich ohne viel Worte zu machen mit aller Kraft gegen die Luke, während der Wissenschaftler sich am Hebel zu schaffen machte. Trotzdem brauchte es einige Anstrengung bis die Luke nachgab und ächzend den Weg freigab.

Doch wohin führte dieser Weg?

Alles hätte die Amerikanerin erwartet, aber nicht das.

Vor der Luke sah sie im ersten Moment nichts weiter als üppiges Grün in dem sich schillernde Lichter brachen. Sie schienen von eigenem Leben erfüllt zu sein und auf seltsame Weise zu leben. Ab und zu erlosch eines der Lichter oder blitzte hell auf.

Lauschend lehnte sich Shania etwas aus dem Shuttle. Wie es schien waren sie gelandet ohne es überhaupt bemerkt zu haben. Aber wie war das möglich?

Vielleicht befanden sie sich aber auch nur in der Spitze riesiger baumartiger Gewächse. Sie konnte jedenfalls nichts entdecken, daß auf festen Boden oder das Gegenteil hindeutete.

Hohe Luftfeuchtigkeit schlug ihr entgegen und legte sich schwer und süß auf ihre Lunge. Seltsames Knacken und tierische Laute drangen an ihr Ohr, die sie nicht einzuordnen wußte. Sie hoffte jedenfalls, daß es Tiere waren und nicht die Bewohner des Planeten. Denn sie klangen nicht gerade erfreut über die Störung.

Automatisch ging Shania in die Hocke und griff nach ihrem Phaser. Dann deutete sie damit nach draußen. "Möchte jemand den Vortritt haben oder soll ich die Vorhut machen?"

--- in der Atmosphäre, Shuttle 2, Cockpit

"Hübsch", kommentierte Ysara ironisch, nachdem sie inzwischen die Barriere problemlos durchquert hatten und zumindest Nathalie aufatmete. Was sie sahen, waren bisher nur Wolken. "Vielleicht sollten wir tiefer gehen", setzte sie nach einem kurzen Augenblick noch hinzu.

Die Pilotin nickte, ein wenig nervös. Sie hatte gerade erneut versucht, die zweite Gruppe zu kontakten. "Die anderen antworten nicht, aber die Kurzstreckensensoren haben sie erfaßt. Scheinbar landen sie gerade. Da ist eine Art Störfeld - die Daten geben nicht viel her. Außerdem...", sie sah verwundert auf ihre Daten, "eben habe ich noch ein Kraftfeld direkt über der Oberfläche registriert, aber jetzt ist es weg."

Ysara zuckte mit den Achseln. "Am Besten schauen wir nach."

Nathalie betätigte ein paar Kontrollen, und ihr Shuttle setzte sich wieder in Bewegung. Ysara vernahm leise Geräusche aus dem Laderraum und konnte nicht umhin, sich einen hyperaktiven Kuno vorzustellen, der auf seiner Drahtrolle hin und her rutschte und unruhig die Landung erwartete. Viele Kleinigkeiten an dieser Reise amüsierten sie ungemein. Vielleicht, weil sie von ihrem eigenen Unbehagen ablenkten.

Das Shuttle ging tiefer, und auf dem Hauptschirm lichteten sich die Wolken und gaben den Blick auf ein malerisches und äußerst ... grünes Panorama frei. Offensichtlich waren sie auf der Sommerseite des Planeten angekommen. Die Sonne schien heller als die der Erde. Ysara erkannte ein dicht bewaldetes Gebiet direkt unter ihnen, dessen Bewuchs sich zu einer Wiese hin lichtete. Irgend etwas an dieser Wiese wirkte äußerst ungewöhnlich, und sie brauchte einen Augenblick, bis sie es benennen konnte. Sie befanden sich noch in zu großer Höhe, als daß sie Einzelheiten hätte erkennen können.

"Da ist ja das zweite Shuttle!", lenkte sie sich selbst ab, als sie das metallisch in der Sonne glitzernde Vehikel erkannte. "Aber auf was sind die gelandet?!"

--- Shuttle 2, Frachtraum

"Wie, auf was sind sie gelandet?" Kuno hatte einen Teil der Gespräche im Cockpit mitangehört, was bei der Enge des Schiffchens nicht weiter schwierig war.

"Ist doch völlig egal wo die anderen gelandet sind. Landen Sie endlich! Egal wo, nur landen Sie endlich, schnell...." Isweda jammerte noch eine Weile weiter und ließ niemanden zu Wort kommen, bis er endlich, in äußerst beklagenswertem Ton den Grund für seine Eile nannte.

"Ich glaube einige Energiezellen sind eine für mich unglückliche Verbindung mit der Drahtrolle eingegangen, jedenfalls wird es langsam richtig heiß hier auf der Rolle und aus irgendeinem mir unerklärlichem Grund habe ich einen äußerst starken Harndrang, also, landen Sie endlich!" Isweda rutschte wieder auf dem Berg seiner Ausrüstung herum und wünschte sich, das Shuttle hätte so was wie eine Toilette, aber auf diesen kleinen Typen befand sich eine derartige Vorrichtung leider genau unterhalb des Schlittens den Kuno an Bord gebracht hatte. Selbst der Gedanke an diese Nottoilette hatte für ihn eine weitere harntreibende Wirkung.

"Uuhh, nun machen Sie schon, landen Sie, Sie machen das ja hier so spannend wie zu Beginn der Raumfahrt, als man noch auf Verbrennungstriebwerke und Fallschirme zur Landung angewiesen war! Der Autopilot bringt uns am schnellsten runter, wenn er noch hinreichend lange funktioniert, heißt das!"

Diese Bemerkung hatte Isweda nicht ohne Grund gemacht, von den anderen und ihm selber zunächst völlig unbemerkt hatte sich wirklich eine Energiezelle so unglücklich in der Duraniumrolle verheddert, daß die Rolle, auf der Kuno einen ohnehin schon unbequemen Platz gefunden hatte, nicht nur immer heißer wurde, nein, sie wurde auf diese Weise auch zum gigantischem Elektromagneten, was Isweda in dem Moment bewußt wurde, als er versuchte einen metallenen Werkzeugkoffer etwas anders zu plazieren um eine andere Stellung seiner Füße zu ermöglichen, dieser aber wie angeschweißt an der Rolle zu kleben schien.

--- Shuttle 2, Cockpit

Der Flug durch die Barriere und der so plötzliche Eintritt in die Atmosphäre des Planeten hatte Nathalie dermaßen in Anspruch genommen, daß sie gar nicht bemerkt hatte, daß die Comm-Verbindung zum Frachtraum noch immer bestand. Sie hatte angenommen, daß die Barriere in einem höheren Orbit um den Planeten lag und nicht unmittelbar im unteren Bereich der Mesosphäre.

Auch wenn schon vorher klar war, daß die Barriere ein ungewöhnliches Konstrukt war, nun offenbarten sich noch mehr seltsame Eigenschaften. Nach dem Passieren der Barriere hätten sie, wenn nicht noch im Orbit, dann aber wenigstens in der obersten Atmosphärenschicht rauskommen sollen. Doch anscheinend hatten sie einige Schichten "übersprungen" - oder war die Barriere doch wesentlich breiter und ihnen und ihren Instrumenten war nur eine kurze Zeitspanne vorgegaukelt worden?

Zumindest war Nathalie dankbar, daß ihnen die kritische Phase beim Anflug dadurch erspart geblieben war. Sie beschloß, bei nächster Gelegenheit einen der Wissenschaftler zu fragen. Doch erst mal widmete sie sich dem zweiten kritischen Teil - der Landung.

Kunos Gejammer drang zwar zu ihren Ohren, aber nicht allzu sehr weiter. Nathalie konzentrierte sich vielmehr auf die neuen Sensordaten, auch wenn sie wegen der knappen Reichweite nicht sehr viel hergaben. Nur auf ein Stichwort hin wurde sie hellhörig. "Autopilot? So ein Quatsch!", rief sie barsch. "Das funktioniert nur, wenn ich einen Landeplatz angebe - doch hier kann man nirgendwo landen!" Den letzten Teil brüllte sie fast.

Von Ysara darauf hingewiesen, hatte sie gesehen, wo das andere Shuttle gelandet war. Nathalie hoffte nur, daß es wenigstens lange genug stabil dort liegen bleiben würden, bis alle ausgestiegen waren. Einen Absturz von der Höhe aus, würden sie wohl kaum überleben...

"Wir sind anscheinend über so etwas wie einem dichten - äußerst dichten - Wald. Hier kann ich nirgendwo landen! Das geht nicht! Oder uns ergeht es genauso wie den anderen!"

Nathalie überlegte fieberhaft, was sie noch tun könnten. Doch ihr fiel nur eine einzige Lösung ein. "Ysara, Kuno, ich fürchte, uns bleibt keine andere Wahl. Ich werde euch hier aussetzen. Ihr müßt zu dem anderen Shuttle und ihnen helfen! Ich werde dann nach einem Landeplatz suchen und dann - hoffentlich - wieder zu euch aufschließen!"

Ysara wollte protestieren, aber Nathalie kam ihr zuvor. "Es geht nicht anders! Die anderen stecken in Schwierigkeiten. Und diese 'Bäume' oder was auch immer die Dinger sind, können euch tragen. Ich könnt runterklettern oder euch entlanghangeln - wie auch immer. Aber ihr müßt den anderen schnellstmöglich helfen! Ich werde schon zurechtkommen!"

--- in den Baumkronen, Shuttle 1, inzwischen

KWinh schlug seine Augen auf und das erste was er sah war ein besorgtes klingonisches Gesicht. Unter normalen Umständen hätte ihn dies zu einem herzhaften Lachen verleitet, aber die Kopfschmerzen, die er hatte, ließen ihn daran nicht einmal denken. Das nächste, was dem Techniker in den Sinn kam war "Verwirrung" unter einem leisen Aufstöhnen drehte er seinen Kopf, bis er die anderen Insassen unschlüssig vor dem Notausstieg stehen sah.

Der Grilmak versuchte aufzustehen, scheiterte aber zuerst an Shalleys Hand, die ihn nach unten drückte und dann an den bunten Ringen, die wieder anfingen, vor seinen Augen zu tanzen.

"Sind wir notgelandet? Ist das Shuttle flugtüchtig? Ist das zweite Shuttle auch da? Wo sind..."

Die letzten Worte ließen die Kopfschmerzen nur stärker werden, also sprach KWinh nicht weiter und schaute statt dessen wieder in Richtung der geöffneten Luke.

Die verwirrten Fragen KWinhs lenkten Clint kurz ab, es schien dem Grilmak wieder relativ gut zu gehen. Das beruhigte den grünhäutigen Vulkanier. Einen Verletzten mit sich herumzuschleppen würde ihr Vorhaben stark behindern, ganz abgesehen davon, daß ihnen dann ein wertvolles Teammitglied fehlte.

Die Fähigkeiten des Romulanerähnlichen konnten ihnen in dieser Umgebung noch von großen Nutzen sein, auch wenn seine Gabe, die er so eindrucksvoll präsentiert hatte, ihm einen hohen Preis abverlangte.

Der Halb-Breen schaute wieder aus der geöffneten Luke. Die schwüle Luft begann ihm jetzt schon Probleme zu bereiten. Er zog die schlanke Atemmaske aus seiner Kutte hervor und fixierte sie über Mund und Nase. Mit einem leisen Zischen saugte sie sich automatisch fest.

Noch spendete die Klimaanlage seines Anzugs angenehme Kühle, er hoffte nur, daß sie die bevorstehenden Strapazen heil überstehen würde.

Das vielfältige Leben jenseits des Shuttles machte sich durch exotische Farben, Geräusche und Gerüche bemerkbar und es machte Clint mißtrauisch. Er wurde auf einer Welt geboren, dessen Oberfläche hauptsächlich von öden, unfruchtbaren Felswüsten bedeckt war. Vulkan, auf dem er seine Studienzeit verbrachte, unterschied sich in dieser Hinsicht kaum von Nimbus 3, dem Planeten des galaktischen Friedens, eine sehr zynische Bezeichnung für einen solchen Planten.

Zwar hatte der grüne Vulkanier auf seinen Reisen durch die Galaxis schon Gelegenheit gehabt ähnliche Planeten wie diesen hier zu besuchen, aber er war nie gezwungen gewesen sich länger als nötig auf ihnen aufzuhalten. Das vorherrschende Grün verdeckte ihm die Sicht doch selbst mit einem beeinträchtigten Scannergerät konnte er noch jede Menge Daten sammeln.

Der Boden lag etwa 150 Meter unter ihnen. Das war recht beachtlich wenn man bedachte, das der terranische Wald in eine Höhe von maximal 60 Metern reichte, obwohl es auch Planeten mit noch höherer Vegetation gab.

Lebenszeichen wurden von dem hier herrschenden Störfeld am stärksten verzerrt, seine Scans reichten höchstens 20 Meter weit. Das war auch nicht weiter schlimm, denn die Anzeigen wimmelten nur so von Lebensformen, aus dem Datensalat ließ sich nur schwer etwas erkennen.

Clint überlegte sich, ob es überhaupt klug war das Shuttle zu verlassen. Schließlich entschied er, daß die Gefahren die sie draußen erwarteten nur vager Natur waren, während die Gefahr, daß der Untergrund nachgab und sie in die Tiefe stürzten, viel realer und naheliegender war.

"Ich gehe voran", beantwortete er schließlich Shanias Frage und warf einen Blick auf eine Klappe auf dem Boden des Shuttles. Er öffnete sie und zog das Ende eines dünnen Stahlseils aus dem Versteck. Der Draht war um eine Rolle gewickelt neben der ein Regler angebracht war, mit dem man die Rolle in abgestuften Geschwindigkeiten auf- und abrollen konnte. Daneben befand sich ein roter Knopf mit dem man die Blockade der Automatik lösen konnte.

Der Halb-Breen bediente den Regler und rollte das Stahlseil ein bißchen auf. Es war nicht besonders stark und zum Klettern nicht besonders geeignet. Normalerweise diente es dazu einen Raumfahrer bei einem Weltraumspaziergang beim Shuttle zu halten. Der Haken am Ende konnte an einem entsprechendem Gegenstück am Raumanzug befestigt werden.

Da Clint über keinen solchen Raumanzug verfügte, wickelte er sich das Seil um seinen Körper. Das dicke, schaumige Material seiner Kutte verhinderte, daß sich das dünne Seil in sein Fleisch schnitt. Die anderen würden es etwas einfacher haben. Sobald das Seil richtig plaziert war, würden sie nur noch am Seil entlang rutschen müssen. Sie mußten lediglich dafür sorgen, daß sie sich ihre Hände nicht abschürften.

Am Rand der Luke stehend, wandte er sich noch mal an Shania: "Lassen Sie mich langsam herunter. Wenn ich unten angekommen bin und alles in Ordnung ist, ziehe ich zum Zeichen einmal am Seil und Sie können mir folgen. Sollte ich zweimal kurz hintereinander ziehen, schalten Sie den Regler auf schnellstmöglichstes Aufrollen."

Skeptisch beobachtete er den Phaser in der Hand der Terranerin. Sie umklammerte ihn jetzt irgendwie fester. Möglicherweise mißfiel ihr der direkte Ton, den er seit dem Unfall angenommen hatte. Er verzichtete jetzt auf übertriebene Höfflichkeiten und bedachte Wortwahl, die Situation erforderte schnelles Handeln.

Hoffentlich kam die hochgewachsene Blondine nicht auf die Idee ihn durch einen Unfall zu beseitigen. Sie bräuchte bloß auf den roten Knopf an der Schaltrolle zu kommen oder ihn mit dem Vorwand der Rückendeckung zu erschießen bzw. das Drahtseil zu durchtrennen. Man konnte von Terranern alles erwarten.

Clint behielt seine, nach menschlichen Maßstäben, paranoiden Gedanken für sich und ließ sich in das Dickicht fallen.

---- am Abstiegsseil von Shuttle 1

Kleine Zweige kratzten seine Gesichtshaut während der grüne Vulkanier in das immer dunkler werdende Pflanzendickicht hinabsank. Durch Schaukelbewegungen versuchte er seinen Sinkflug zu steuern um das Seil in die Nähe von dickeren Ästen zu bringen, damit diese von den nachfolgenden Teammitgliedern als Zwischenstationen benutzt werden konnten.

Am Boden des Waldes mußte ständige Dämmerung herrschen, wenn nicht gar finstere Nacht. Das Shuttle hatte er schon nach 10 Metern aus den Augen verloren, der Pflanzenwuchs war vor allem in den oberen Schichten sehr dicht.

Je weiter er nach unten kam, desto spärlicher wurde der Bewuchs. Die Blätter der Pflanzen wurden immer dunkelgrüner, eine Anpassung an die Lichtverhältnisse. Es gab kaum noch Äste und Zweige, die mächtigen Stämme der Urwaldriesen beherrschten hier den Raum. Sie wirkten wie die Säulen der Welt und reichten tief in die Gebeine der Erde, wo Finsternis herrschte und längst vergessene Schrecken auf den Tag ihres Erwachens warteten.

So lautete es jedenfalls in den Mythologien einiger primitiver Spezies, Clint war jedoch zu sehr Wissenschaftler um sich von solchen Legenden beeindrucken zu lassen. Trotzdem drängte sich ihm hier der Vergleich auf. Er tastete nach der Plasmapeitsche unter seiner Kutte und zu seiner eigenen Überraschung wirkte die Präsenz dieser Waffe beruhigend auf ihn.

Natürlich würde er sie in dieser Situation nicht benützten, schon ein Phaser wäre am Seil baumelnd schwer zu handhaben und erst recht eine Waffe, die so schwer zu bedienen war wie eine Plasmapeitsche. Der Plasmafaden konnte so geladen werden, daß er bei Berührung schmerzhafte bis tödliche Energieschläge verursachte, bei voller Stufe wurde der Faden zu einem Gluonen Plasma und schnitt sich ohne merklichen Widerstand durch alle bekannten Materialien, nur Energieschilde konnten ihn aufhalten.

Die Waffe würde im Dickicht sehr nützlich sein um sich einen Weg durch das Gestrüpp zu bahnen. Allerdings war die Steuerung des Plasmafadens sehr kompliziert, seine Form und Richtung konnten mittels kleinen Reglern am Griff gesteuert werden.

Der Halb-Breen schwang sich auf einen dickeren Ast um ihn sogleich auf der anderen Seite zu verlassen. Er tat das ca. alle 5 Meter im Zickzack, so daß das Seil von den Ästen fixiert wurde. Plötzlich explodierte der Raum vor ihm in einem Inferno aus flatternden Häuten. Fledermausartige Geschöpfe umgaben ihn, und nahmen ihm vollständig die Sicht.

Krallen kratzten an seiner Kopfhaut und zerrten zu Tausenden an seiner Kutte. Die Tiere mußten unter dem Ast geschlafen haben. Als Clint ihre Ruhe störte, flogen sie panisch und unkontrolliert durch die Gegend. Sie verfingen sich in seiner Kutte und seinen Haaren, Instinkte ließen sie sich stur festkrallen.

Clint nahm Schwung und begann immer stärker am Seil zu baumeln. Schließlich erreicht er sein Ziel und knallte hart gegen den nächsten Stamm eines Urwaldriesen. Der Schmerz des Aufpralls drückte ihm die Luft aus den Lungen. Seine Atemmaske fiel ihm vom Gesicht, er fing sie jedoch glücklicherweise mit seinem freien Arm wieder auf und umklammerte sie fest.

Die Schmerzen ignorierend wiederholte er das Manöver, indem er sich mit den Beinen vom Stamm abstieß. Wieder prallte er gegen das harte Holz und beobachtete zufrieden wie immer mehr der fledermausartigen Wesen von ihm abfielen. Nach sieben derartiger Aktionen, baumelte nur noch eine Fledermaus an seinem Ärmel. Das Tier schien ihm weitere Bemühungen nicht wert.

Er setzte seine Atemmaske wieder auf und versuchte mit der nun wieder freigewordenen Hand die Fledermaus wegzureißen. Das Tier protestierte mit lautem Quietschen und klammerte sich hartnäckig an seinem Ärmel. Nach einer Weile gab Clint auf und betrachtete das Tier. Das Gebiß wies es als einen Insektenfresser aus, er konnte auch keine Anzeichen für Giftdrüsen oder Sonstigem ausmachen, das ihm gefährlich werden konnte.

Es hatte die Größe eines terranischen Kaninchens und faltete seine ledrigen Flügel im Gegensatz zu terranischen Fledermäusen hinter seinem Rücken. Es zeigte Clint die Zähne und ein Terraner würde dies wahrscheinlich als schelmisches Grinsen interpretieren, der Wissenschaftler war sich jedoch sicher, daß es sich um eine Drohgebärde handelte.

Das Geschöpf würde irgendwann von ihm ablassen, jetzt hatte er Wichtigeres zu tun. Während seiner Manöver war er ein ganzes Stück weitergesunken, der nächste Ast lag jedoch noch weit unter ihm. Er streifte jetzt an dem riesigen Stamm entlang. Dessen Umfang war so groß, daß seine Rundung nicht spürbar war, er war eine gigantische Wand hinter Clints Rücken.

Der grüne Vulkanier betastete seine Rippen, dann seine weniger empfindlichen Knochen. Er hatte Glück gehabt, nichts war gebrochen. Die Lichtintensität hatte weiter abgenommen, aber Clint konnte jetzt den Erboden unter sich erkennen. Ihm standen noch 15 Meter bevor, nachdem er den letzten Ast passiert hatte.

Nun waren auch Einzelheiten zu erkennen. Der Grund erwies sich als nicht so dicht bewachsen wie er befürchtet hatte. Der Pflanzenbewuchs war sogar recht spärlich, wenn man von den riesigen Farnen absah. Riesige Wurzeln ragten an manchen Stelen aus dem Erdboden und bildeten natürliche Torbögen und andere Formationen.

Pilze in allen Größen und Formen gediehen in dem Halbdunkeln sehr gut. Farnartige Gewächse bildeten den größten Teil der grünen Flora des Bodens. Im Gegensatz zu dem hektischen Leben in den Baumkronen, herrschte hier eine majestätische Stille. Nur wenige Tiere huschten in den vereinzelten Gebüschen, auch wenn Clint bisher mit freiem Auge keine ausmachen konnte.

Ein modriger, erdiger Geruch hing in der Luft und der grüne Vulkanier konnte jetzt leuchtende Insekten sehen und von Zeit zu Zeit hörte man die sonderbaren Laute der Bewohner dieser Welt.

---- Waldboden, beim Abstiegsseil

Seine Reise war zu Ende und wäre Clint ein emotionaler Mensch gewesen hätte er jetzt wahrscheinlich den Boden geküßt. Er machte sich vom Seil frei und wartete bis ein paar zusätzliche Meter herunterkamen, bevor er es an der nächsten Wurzel befestigte.

Die Fledermaus hing immer noch an seinem Ärmel und schien eingeschlafen zu sein. Clint wollte die Gelegenheit nutzen und griff nach dem Tier. Dieses schlug blitzschnell die Augen auf und warf Clint einen finsteren Blick zu, während es den Griff seiner Krallen verstärkte. Nach ein paar vergeblichen Versuchen das Geschöpf von sich zu lösen, gab Clint seine Bemühungen auf.

Irgendwann würde das Tier auf Nahrungssuche gehen müssen, oder es würde verschwinden, wenn noch mehr Teammitglieder auftauchten. Nachdem er die Fledermaus losgelassen hatte, schloß diese wieder die Augen und döste vor sich hin.

Nun kümmerte sich Clint wieder um das Seil. Die Shuttleinsassen würden inzwischen gemerkt haben, daß das Seil nicht mehr von seinem Gewicht belastet war. Mit einem entschlossenen Ruck signalisierte er ihnen, daß alles in Ordnung war und wartete auf ihre Ankunft. Er zog seine Atemmaske aus, die Luft war hier kühl.

Was Clint nicht wußte war, da0 nicht weit von ihm ein anderes Wesen an einem Seil hing. Dieses Seil war von ganz anderer Beschaffenheit, aber mindestens genauso zäh. Das mußte es auch um den riesigen geschwollenen Körper zu halten. Rotglühende Augen zwinkerten in der Dunkelheit. Es spürte die nahe Anwesenheit eines Flughäuters, aber es spürte auch eine größere Beute, eine noch nie zuvor vernommene Präsenz.

Es spürte, daß diese neue Beute auf jemanden wartete, und so blieb das Wesen ebenfalls auf der Lauer. Gierig rieb es die zwei vordersten seiner acht Beine gegeneinander und regte damit die Giftdrüsen an, die sich in ihnen befanden. Es roch die neue Beute und war voller Vorfreude auf eine andere Sinneswahrnehmung. Auf den Geschmack!

--- in den Baumkronen, Shuttle 1

Der Grilmak wußte, daß seine Kopfschmerzen noch einige Zeit anhalten würden. Wohl bis er einige Zeit würde schlafen können. Das Aufsetzen dauerte ein paar Sekunden, aber es ging besser, als bei dem Versuch vorher. Gestützt von Shalley erhob sich KWinh, wartete wieder ein paar Sekunden und ging dann zu der Luke um nach unten zu schauen. Das Ziehen an dem Drahtseil brachte die Erkenntnis, daß es zumindest im oberen Teil soweit entlastet war, daß es sich anziehen ließ.

Der Abstieg würde mühsam sein und die Handschuhe in seinem Rucksack waren zwar wirksam gegen Kälte, würden aber nicht lange gegen das Einschneiden des Drahts schützen. Dieser führte zwar nicht senkrecht nach unten sondern in einem flacheren Winkel, aber es würde trotzdem heiß werden, wenn man daran hinunterrutschte.

Mit einem Schneidewerkzeug aus seiner Werkzeugtasche schnitt der Techniker einige Streifen aus einem Abdeckblech und umwickelte die Enden eines Steifens mit Teilen aus Sitzbezügen, um sie abzupolstern. Eine daraus gebildete Schlinge würde ein Rutschen an dem Draht ohne Verletzungen ermöglichen. Ein Blick auf Shalley, zeigte KWinh daß sie es ihm nachtat.

"Ich werde es ohne Hilfe nicht nach unten schaffen. Zumindest nicht an dem Draht. Meinen Sie, wir schaffen das zu zweit? Ansonsten werde ich hier warten müssen, bis ich mich erholt habe."

Shalley konnte nicht verhindern, daß ihr Selbstbewußtsein ein klein wenig wuchs, weil der viel ältere - erwachsene - Grilmak sich auf sie verließ. Ihre Ahnung, daß er sie ihrem Aussehen und Beruf nach für älter halten mußte, schmälerte das nicht im geringsten.

Sie beschloß, sich entsprechend weise zu verhalten und trat erst einmal an ihm vorbei, um einen Blick nach unten zu werfen.

'Unten' war hier relativ. Ihre Sicht wurde nach wenigen Metern durch Blätterwerk und Geäst versperrt. Von oben herab, zwischen weiteren Ästen hindurch, blendete sie die Sonne.

"Die Äste sind ja echt dick ...", entfuhr es ihr leise. Wie weit über dem Boden befanden sie sich wohl? Dieser Wahlvulkanier hätte darüber ruhig mal Auskunft geben können. Mit ihrem medizinischen Tricorder konnte sie da kaum etwas feststellen, KWinh hatte sich bereits seine Schlinge um die Hände gewickelt, und Shania würde sie mit Sicherheit nicht fragen.

Nun, sie würde es sowieso herausfinden.

"Da sind so viele Äste", wandte sie sich an KWinh, "daß Sie bestimmt dann und wann eine kurze Pause einlegen können. Zur Sicherheit gehe ich wohl besser vor."

Sie wartete kaum das Nicken des anderen ab. Abenteuerlust und Ergeiz hatten sie gepackt. Letztendlich machte es Spaß, sich an einem Seil durch den Wald zu hangeln.

"Bis gleich!", fauchte sie in Shanias Richtung, keineswegs freundlich, in der stillen Hoffnung, das Shuttle würde abstürzen, sobald sie und KWinh den Boden erreicht hatten - geschähe dieser eingebildeten Person ganz recht!

--- am Abstiegseil von Shuttle 1

Wie Clint vor ihr, befestigte Shalley sich am Seil - wenn sie es auch nicht um ihren Körper schlingen konnte - brachte ihre Hände in eine gute Position, und begann, sich langsam hinabzulassen, allerdings nicht ganz so langsam wie er. Riskant das Seil locker zu lassen und ein Stückchen zu rutschen bereitete ihr einige Freude, wobei sie sich der Gefahr, in die sie sich brachte, gar nicht bewußt wurde. Geschickt legte sie so mehrere Meter zurück und sah dann hinauf. Der Grilmak folgte langsamer.

Dann sah sie hinab und erkannte, daß der Vulkanier das Seil so in den Bäumen verhakt hatte, daß es tatsächlich leicht sein würde, einen zureichend haltbaren Ast zu erreichen. Sie ließ sich zur nächsten dieser Raststätten hinab und schob Blätterwerk aus dem Weg wenn nötig.

Verspielt setzte sie sich, noch immer am Seil gesichert, ließ die Beine baumeln und sah hinauf. "Alles in Ordnung? Brauchen Sie Hilfe?"

Außer Atem kam KWinh ebenfalls auf dem Ast an.

"Nein, ich denke, so wird das nicht funktionieren. Ich kann meine Kräfte so nicht einteilen. Sie müssen mir beim Abstieg helfen."

Der Grilmak schaute nach oben zum Shuttle, wo Shania schweren Herzens eingewilligt hatte, mit ihrem Abstieg zu warten, bis er und Shalley außer Sicht waren. Sie würde ihn und die Klingonin schnell einholen, dessen war er sicher.

"Wenn wir auf diese Weise weitermachen, werde ich nach spätestens zehn weiteren Stationen eine sehr lange Pause brauchen. Ich schlage vor, daß wir gemeinsam starten, Sie vor mir und mich mitbremsen. So werden wir Miss Twillan zwar in absehbarer Zeit überholen lassen müssen, aber ich sehe keine andere Möglichkeit für mich."

Der Grilmak stellte fest, daß sich sein Atem, wie auch sein Herzschlag wieder beruhigt hatten.

"Also dann... versuchen wir es?"

--- über den Baumkronen, Shuttle 2, Frachtraum

Lange Zeit herrschte, von den inzwischen doch recht verzweifelten Bemühungen Iswedas abgesehen, seiner unbequemen und mißlichen Lage durch immer neue Versuche eine passable Lage zu finden und den damit verbundenen Geräuschen, absolute Ruhe.

Dann, völlig unerwartet, meldete sich Nathalie von der Pilotenkanzel aus: "Ich kann dort nicht landen, Sie sind anscheinend abgestürzt und brauchen sicher Hilfe! Eine Signatur kann ich etwa 500 Meter unterhalb des Shuttles ausmachen und weitere scheinen ebenfalls tiefer als das Shuttle zu sein, scheint so, als ob sie bemüht sind zur ersten Signatur zu kommen.

Wenn mich nicht alles täuscht, dann stellt diese 'Wiese' nur das Blätterdach eines riesigen Waldes dar und sie klettern eben nach unten. Aber das dauert, ich beame euch runter, dann könnt ihr der ersten Person, die sich wohl schon auf dem Boden befindet helfen und mir durchgeben wie es dort aussieht und ob es eine Möglichkeit gibt, das Shuttle sicher zu landen!"

Ohne, daß Isweda, oder sonst noch jemand an Bord etwas sagen konnte, setzte der Beamvorgang ein und mit ihm der Zustand der Orientierungslosigkeit, den Kuno so haßte!

--- Waldboden, bei Iswedas Ausrüstung

Dunkelheit, schwüle Luft und fremde Geräusche, waren das erste, was Kuno wieder vernahm, bevor er registrierte, daß er immer noch auf seiner Ausrüstung mit der inzwischen wirklich sehr heißen Rolle lag, nur stimmte die Umgebung nicht mehr. Es war seltsam dämmrig und stickig.

Dennoch war es für Isweda eine Erlösung, er sprang förmlich von dem Berg an Ausrüstung auf dem Antigravschlitten und rannte einige Schritte zu einer großen, dunklen Wand einige Meter entfernt und ließ mit einem lauten "Ahhhh" seiner vollen Blase die überfällige Erleichterung zukommen, die sie so lange vermißt hatte.

--- beim Abstiegsseil, inzwischen

Das Seil vor Clint begann zu schwanken und zu zittern, ein sicheres Zeichen dafür, daß die restlichen Teammitglieder ebenfalls den Abstieg begannen. Ein plötzlich auftauchendes, wenn auch sehr schwaches Leuchten in der Ferne lenkte seine Aufmerksamkeit vom Seil ab.

Es kam aus einer Entfernung von ca. 150 Metern zu seiner momentanen Position. Das Leuchten wurde von dem charakteristischen Geräusch eines Starfleetbeamers begleitet. Jedenfalls kam es ihm vor dieses Geräusch zu vernehmen. Das fledermausähnliche Tier an Clints Ärmel horchte ebenfalls auf und richtete seine großen, spitzen Ohren auf.

Es begann zu schnuppern, richtete den Kopf auf Clints Gesicht um erneut in die Richtung zu schnuppern aus der das Leuchten kam. Schließlich zuckte es mit den Flügelansätzen und ließ sich nicht weiter in seinem Schönheitsschlaf stören.

Mangels anderer Möglichkeiten nahm Clint an, daß es sich um eines der Teammitglieder aus Shuttle 2 handelte, also funktionierten deren Systeme noch. Er holte seinen Communicator hervor und klappte das etwas antike Gerät, welches die Mannschaft bekommen hatte, auf.

Natürlich hatte er es auf Permanentsenden geschaltet, auf diese Weise hatte ihn Shuttle 2 wahrscheinlich auch geortet, denn Lebenssignale konnten aufgrund des Störfelds nur auf ca. 20 Meter ausgemacht werden. Einigermaßen störfreie Kommunikation war bei Entfernungen über 100 Metern auch nicht möglich, das Standortsignal konnte jedoch von guten Scannern ausgemacht werden.

Die feinen Ohren des Halb-Breens nahmen nun auch ein seltsames Geräusch und das zufriedene Seufzen eines Menschen wahr. Die Stimme ordnete er Isweda zu, nicht daß seine Ohren so gut waren, aber schließlich war der Techniker der einzige Mann in der zweiten Gruppe.

Der Terraner reagierte nicht auf Clints Communicatoranfragen, die Entfernung war noch zu groß. Der grüne Vulkanier ging in die Richtung aus der die Geräusche kamen.

--- bei Iswedas Ausrüstung

Absolut lautlos und doch zügig hatte sich Clint auf die Geräuschquelle zubewegt. Es handelte sich tatsächlich um Kuno Isweda. Dieser stand mit dem Rücken zu Clint und tat das, was Clint als Ursache des seltsamen Geräusches auch identifiziert hatte. Allerdings mußte er seine bisherigen Vorstellungen über die Dauer der Blasenentleerung männlicher Terraner revidieren.

Clint wartete geduldig im Schatten einer Riesenwurzel und ließ dem Techniker seine Privatsphäre. Dieser beendete schließlich sein Geschäft und wandte seine Aufmerksamkeit dem großen Ausrüstungshaufen ,den er mitgebracht hatte, zu. Immer noch unbemerkt bewegte sich Clint lautlos auf Iswedas Rücken zu.

Plötzlich gab das Ding an Clints Ärmel einen schrillen Schrei von sich. Ohne sich umzudrehen sprang Isweda blitzschnell über den Haufen, schnappte sich im Flug ein Phasergewehr, das ganz oben lag, und kam flach liegend, die Ausrüstung als Deckung nutzend und das Gewehr im Anschlag zum Stehen.

"Clint!", warf er dem Halb-Breen entgegen.

"In der Tat", erwiderte dieser kühl und musterte die Fledermaus an seinem Ärmel mit einem prüfenden Blick. Das Tier zeigte wieder sein Grinsen, das er immer noch für eine Drohgebärde hielt. Allerdings war er sich da nicht mehr so sicher.

Kuno registrierte das Ding nun ebenfalls. Seine Augen weiteten sich. "Waaas ...?", dehnte er.

"Wir müssen zu der Stelle zurückkehren an der wir uns vom Shuttle aus abseilen", unterbrach ihn Clint der darauf nicht eingehen wollte. "Die anderen vom Team sind schon auf dem Weg nach Unten und sie sollten jemanden vorfinden, wenn sie ankommen."

--- unweit der beiden Männer, zur gleichen Zeit

Das Wesen war eine zeitlang verwirrt gewesen. Aus dem Nichts war eine zweite Beute aufgetaucht, aber nicht da wo sie erwartet wurde. Die neue Beute war ganz anders als die erste. Der Geruch der ersten war kaum wahrzunehmen, wie die grünen Schlangen von dem Sumpf in der Nähe. Das Wesen spürte diese Beute mehr mit seinem besonderem Instinkt, als daß es sie roch.

Die neue Beute war da ganz anders. Sie roch viel stärker und war mit dem Instinkt des Wesens auch viel deutlicher wahrzunehmen. Das Wesen spürte die Gefühle der neuen Beute, etwas was ihr bei der ersten Beute auch nicht möglich war.

Der Flughäuter, der mit der ersten Beute zusammen war, wurde unruhig. Möglicherweise bemerkte er die Präsenz des Wesens. Es hatte die erste Beute mit großem Abstand verfolgt und wartete immer noch auf eine günstige Gelegenheit.

--- bei Iswedas Ausrüstung

Der kleine Japaner stand auf und warf das schwere Gewehr lässig über die Schulter. Sein jetzt belustigter Blick ging zuerst auf die Fledermaus dann auf Clints etwas angekratztes Gesicht. Schließlich fixierte er mißmutig seinen Ausrüstungshaufen.

"Es wäre klug nur das Nötigste mitzunehmen. Wie Sie sehen ist das Gelände recht schwierig", schlug Clint vor und dachte daran seine eigene Ausrüstung mit der von Isweda zu vervollkommnen. Da nun Geländetyp und die zu erwartenden Gefahren grob bekannt waren, würde sich einiges aus Kunos Sortiment als nützlich erweisen.

Nachdem Nathalie sie aus dem Shuttle gebeamt hatte und Kuno quiekend ins Gebüsch verschwand, hatte Ysara die Stellung gehalten und sich im weiteren Umkreis vorsichtig umgesehen. Ihr als Büromensch behagte dieser Wald keineswegs. Sie mochte die freie Natur zwar, aber immerhin war sie Counselor und kein Feldforscher.

Der Lärm, den Kuno und Clint verursachten, hatte sie aufmerksam werden lassen, und als sie die Stimme des Halb-Breen vernahm, beschloß sie, Kuno habe wohl genug Ruhe gehabt, und näherte sich den beiden gerade eben, um noch die letzten Worte mitzuhören.

Klug, nur das Nötigste mitzunehmen ... das fiel dem Mann ja unglaublich früh ein. Ysara konnte ein Grinsen kaum unterdrücken. Isweda in seinem übersteigerten (womöglich krankhaften) Geltungsbedürfnis hatte sich ja bereits auf der Ivory zum Narren gemacht, mit seiner Drahtrolle beispielsweise. Die würde er mit Sicherheit nicht mitnehmen können.

Die beiden Männer drehten sich um, als sie sie kommen hörten. "So alleine? Wo sind die anderen?", fragte sie und sah sich bedeutungsvoll um. Von den Frauen keine Spur.

"Ich habe mich vom Shuttle aus abgeseilt. Die anderen folgen", wiederholte Clint nun für sie. "Gerade habe ich darauf hingewiesen, daß wir zurückkehren sollten."

--- am Abstiegsseil von Shuttle 1, inzwischen

Etwas enttäuscht nickte Shalley. Wenn KWinh Hilfe brauchte, würde sie ihm natürlich helfen, aber sie hatte gehofft, alleine herunterklettern zu dürfen.

"In Ordnung, dann mal los", kommandierte sie und wartete diesmal auf den anderen, bevor sie den Abstieg erneut begann.

Den Grilmak zu stützen erwies sich als aufreibender und anstrengender, als sie gedacht hätte. Es dauerte nun erheblich länger, vorwärts zu kommen, und sie hatte Mühe, ihre wachsende Ungeduld zu zügeln. Dazu kamen Blätter und dünne Äste, die ihr ständig in den Weg kamen oder die Sicht erschwerten, und kurze Pausen, die KWinh nun mal benötigte.

Sie hatten etwa die Hälfte des Weges hinter sich - was Shalley natürlich nicht wußte - als Shania in Sicht kam. Vorsichtig, aber sehr gewand rutschte sie am Seil hinab, in einem Tempo, das die kleine Klingonin sich auch gewünscht hätte. Sie wichen auf einen der größeren Äste aus, um sie vorbeizulassen, und verschwendeten nicht viele Worte. Shania war noch immer nicht gut auf Shalley zu sprechen, während die den Konflikt zwar am Liebsten in einem offenen Kampf ausgetragen hätte, aber bitte auf dem festen Boden.

--- Waldboden, beim Abstiegsseil

Als sie den festen Boden dann schließlich erreichten, atmete die Klingonin erleichtert aus, legte den Rucksack einen Augenblick auf den Boden und streckte sich ausgiebig. Dann erst sah sie sich ausführlich um und wandte sich widerstrebend an Shania, die bereits auf sie gewartet hatte.

"Wo ist denn Clint hin?"

Verwundert blickte Shania von der Betrachtung eines blauen Pilzes hoch an dessen Seiten sie tatsächlich eine Art simple Fliegenfalle entdeckt hatte. Anscheinend lockte der Pilz durch seinen intensiven Geruch Insekten an, die dann in mit einer Flüssigkeit gefüllte Höhlungen fielen, wo er sie sich einverleibte.

Der Blick der Klingonin lag noch immer gespannt auf ihr. Entweder vermutete diese wirklich, daß sie einen riesigen Vorsprung beim Klettern erhalten hatte oder sie wollte nur darauf anspielen, daß Shania sich für allwissend hielt und sie ärgern.

Nach einem Blick in Shalleys Augen beschloß die Amerikanerin eher an die zweite Möglichkeit zu glauben. Auch wenn sie selbst froh darüber gewesen war Clint nicht hier unten anzutreffen. Noch blieb die Hoffnung, daß ein wildes Tier ihn gefressen hatte und sie so für ihre Selbstbeherrschung nicht auf den roten Knopf zu drücken schließlich doch noch belohnt wurde.

Leider war das Drahtseil an seinem Ende völlig in Ordnung und sogar noch an einer der riesigen Wurzeln befestigt, was ihre Hoffnung doch ziemlich einschränkte. Den Boden schien Clint jedenfalls heil erreicht zu haben.

"Ich bin nicht sein Kindermädchen, wahrscheinlich hat er einen wunderschönen Schmetterling erblickt und ist ihm mit seinem Tricorder hinterher gejagt", meinte Shania nicht sehr hilfreich, streckte ihre Beine aus und streckte sich ebenfalls. Die Kletterei war ganz schön anstrengend gewesen und sie schien sich den Nacken dabei etwas gezerrt zu haben.

Seufzend drehte sie den Kopf etwas herum und versuchte ihn wieder zu lockern, was ein eigenartiges Knirschen in ihrem Genick verursachte und sie innehalten ließ.

KWinh setzte sich schwerfällig auf den Boden, mit dem Rücken an einen Baum gelehnt. Tief durchatmend beobachtete er die Umgebung. Es war heller, als er es vermutet hatte. Trotz des dichten Blätterdaches drang offensichtlich genug Sonnenlicht zum Waldboden durch.

Trotzdem war es wesentlich dunkler, als im Freien. Farben waren kaum zu erkennen, sofern es sie überhaupt gab und die Sicht reichte nur etwa 30-40 Meter, bevor es dunkel wurde. Der Boden fühlte sich trocken und fest an unter seinen Händen. Die Fußspuren, die einige Meter weiter zu erkennen waren, ließen darauf schließen, daß der Boden dort lockerer sein mußte.

Der Grilmak ließ seinen Blick umherschweifen, als er einige schwache Lichtpunkte entdeckte, die etwa zehn Meter von ihm entfernt in der Luft schwirrten. Es gab zwei Farben: Rot und Grün. Die grünen Punkte waren in der Überzahl und umkreisten die roten, die irgendwann verschwanden. Sekunden später waren keine roten Lichter mehr zu erkennen, aber die grünen kamen schnell näher. KWinh erkannte, daß es sich um Insekten handelten, ähnlich der Leuchtkäfer auf Grilmak. Eine Wolke aus grünem Licht stürzte sich Sekunden später auf KWinhs Gesicht, noch bevor er realisieren konnte, daß der Anflug ihm galt.

Mit den Armen wild um sich schlagend versuchte der Techniker die Insekten zu vertreiben, die aber immer wieder auf ihn herabstießen. Es dauerte, bis er auf die Idee kam, einfach seine Augen zu schließen. Das schwache rote Licht, daß sie in der Dunkelheit aussandten, mußte die Insekten dazu veranlassen, sie für Beute zu halten.

Die Angriffe ließen augenblicklich nach, die Insekten schwirrten aber immer noch vor seinem Gesicht herum. Mit einem Knurren nahm der Grilmak seinen Rucksack aus der Halterung unter seiner Robe, öffnete ihn und wühlte mit geschlossenen Augen darin herum.

Schließlich zog er einen länglichen, gebogenen Gegenstand heraus und legte ihn über seine Augen. Augenblicklich fuhren an der Seite Bänder heraus, die sich hinter seinem Kopf verbanden. Dieser Visor, den KWinh selbst gebaut hatte, war hauptsächlich dazu gedacht, vor dem grellen Sonnenlicht der Wüsten auf Grilmak zu schützen, aber gegen die Insekten würde er auch gute Dienste leisten, denn von seinen Augen war nun nichts mehr zu sehen.

Er nahm ein paar Einstellungen vor, wegen der Dunkelheit stellte der Techniker den Visor auf Restlichtverstärkung ein. Die Umgebung erschien sofort in den charakteristischen Blautönen des von dem Techniker verwendeten Systems.

KWinh hakte seinen Rucksack wieder ein und ging zu den beiden Frauen, die die ganze Aktion offenbar gar nicht mitbekommen hatten. Mit seinem Tricorder scannte er die Umgebung, konnte jedoch nicht viel empfangen und durch den Visor noch weniger von den Anzeigen erkennen. Also hielt er ihn dicht vor die Augen, um abzulesen, ähnlich eines Kurzsichtigen.

"Habt Ihr die Fußspuren dort hinten gesehen? Sie dürften von Clint stammen."

--- bei Iswedas Ausrüstung

Ysara nickte zufrieden. "Dann beeilen Sie sich mit Ihrem Gepäck, Mr. Isweda, damit wir voran kommen", empfahl sie, während sie sich erneut unbehaglich umsah. Diese Bäume machten sie nervös.

"Einen Augenblick bitte" entgegnete Kuno der Aufforderung Ysaras, ging zum Schlitten und trat heftig gegen die verklemmte Energiezelle, die den Draht immer noch aufheizte, woraufhin sie sich mit einem kleinem Funkenflug von der Rolle löste und knapp einen Meter daneben liegen blieb.

Dann nahm Isweda die kleine Tasche mit und stopfte noch einige Beutel mit Wasser und etwas von der Trockennahrung hinein. Einige kleine Einstellung an der Bedieneinheit des Transportschlittens und Isweda hatte den Rest seiner Ausrüstung gegen kleine diebische Waldbewohner gesichert.

Sollten sie doch mal versuchen eines der Dinge vom Schlitten zu nehmen, durch die Verstärkung der Ladungssicherung, die eigentlich nichts anderes war, als eine Schwerkraftverstärkung oberhalb der Ladefläche, wog jetzt so ein kleiner Beutel Trockennahrung sicher mehr als 100 kg. Die sicher hungrigen Bewohner dieses Waldes würden eine Überraschung erleben, sollten sie versuchen dort etwas herunter zu ziehen!

Im Gehen schaltete Isweda seinen Tricorder auf automatische Kartierung, schließlich hatte er nicht die Absicht sich hier zu verirren, er haßte jegliche Umgebung, die nicht ein gleichmäßiges, künstlich erzeugtes Klima bot, das jemanden vor Nässe, Schmutz und .....

Klatsch, seine Hand hatte reflexartig ein kleines Insekt auf seinem Arm erschlagen, das sein Blut als willkommene Abwechslung seines sonstigen Speiseplanes betrachtete, ...Insekten und sonstigen lästigen kleinen Viechern bot!

--- auf dem Weg zum Abstiegsseil

Plötzlich hielt Kuno inne, stoppte seinen schnellen Schritt mit dem er bisher versuchte Clint und Ysara einzuholen.

Etwas ringelte sich nur wenige Schritte vor ihm durch den lockeren Boden dieses Waldes und man konnte nicht erkennen, um was es sich handelte. Isweda haßte diesen Ort!

Sein Tricorder gab ihm Antwort, nicht die erhoffte, aber eine Antwort!

"Lebensform unbekannt. Länge 0,87 Meter, Durchmesser 0,16 Meter, wurmähnlich."

Isweda schüttelte sich. Schlangen, Würmer, dieses Kriechzeug haßte er noch mehr, wie die Tatsache einer fehlenden Klimaanlage, fehlte nur noch Regen!

Gott sei Dank war der Waldboden von einigen pilzähnlichen Strukturen und Farnen einmal abgesehen, ziemlich leer, so daß Kuno die Geschwindigkeit und Richtung dieses "Dings" gut abschätzen konnte und hinter dessen Hauptbewegungsrichtung seinen Weg kreuzte, nicht ohne seine Schritte stark zu beschleunigen.

Dann rief er die vor ihm Gehenden an: "Hey, scannt den Waldboden vor euch, da drinnen wimmelt es nur so vor Leben... kleineren, aber auch größeren. Und ich meine wirklich größer!", schloß Isweda, der soeben weitere Daten erhielt.

Gegen das was Isweda eben an Daten auf seinem Scanner ablesen konnte, war das Wesen, dessen Weg er eben kreuzte wirklich ein Zwerg. Wenn er seinen Daten trauen konnte und warum sollte er das nicht, dann befand sich vor den beiden ein mehr als doppelt so langer Wurm im Boden.

Und er war auf direktem Weg zu den beiden und das ziemlich schnell!

"Weg da, springt auf die Wurzeln, schnell!"

Ob sein Zuruf von Ysara und Clint vernommen worden war, konnte Isweda nicht sagen. Er wandte sich um sprintete einige Meter auf eine Wurzel zu, die fast einer Treppe gleich in etwa zwei Meter Höhe führte.

--- beim Abstiegsseil

Erstaunt über KWinhs Verwandlung starrte Shania eher ihn an, als die Fußspuren, die er entdeckt haben wollte. Hier in der Dunkelheit - ihre Augen schienen sich nur sehr schwer an die Dunkelheit zu gewöhnen - einen Visor aufzusetzen erschien ihr etwas eigenartig, aber da er mehr als Shalley und sie zusammen sehen zu schien, half der Visor wohl seinem natürlichen Sehsinn etwas auf die Sprünge.

"Kann sein. Sollen wir nachsehen gehen oder lieber hier bleiben? Mir ist es eigentlich egal, solange wir hier nicht auch Wurzeln schlagen." Ihr Blick schweifte immer wieder über die eigenartigen Baumwurzeln, die nicht nur sehr unheimlich aussahen, sondern auch bei einer Flucht vor etwas sehr schnell zur Falle werden konnten. Besonders an Stellen wo sie auch noch hübsch durch Farnwedel getarnt waren.

Noch bevor der Grilmak antworten konnte, fiel ihr ein, daß Shalley diesen ja vorhin im Shuttle behandelt hatte... "Geht es dir überhaupt schon wieder gut genug um schon aufzubrechen?" Der Sarkasmus in Bezug auf medizinische Versorgung war in ihrer Stimme nicht zu überhören.

Auch dem Grilmak war diese Anspielung nicht entgangen, ein leichtes Schmunzeln verirrte sich in sein Gesicht.

"Es geht mir wieder ganz gut. Ich werde mich während unseres Marsches ausruhen, der wohl nicht vermeidbar sein wird."

*Das Wesen hatte sich lautlos dieser neuen Gruppe genähert. Es registrierte drei fremde Gerüche und als es nun endlich über der Gruppe angekommen war, sah es sie nun. Das Aussehen der drei ähnelte dem der seltsamen Tiere, die schon lange nicht mehr hier gewesen waren. Es bedauerte dies, waren diese Tiere doch immer sehr schmackhaft gewesen. Und diese dort unter ihm, denen es nun langsam und lautlos immer näher kam, rochen alle anders. Das versprach Abwechslung für viele Tage.

Das Wesen konnte nun Einzelheiten erkennen. Die Tiere, die nur vier Beine hatten und auf zweien davon standen schienen sich zu verständigen. Die anderen hatten das auch immer mit solch sonderbaren Lauten getan. Eines der Tiere hatte einen Ast in der Hand, so sah es zumindest aus. Dieses würde seine erste Beute sein, denn das Wesen wollte verhindern, von diesem Stück Holz verletzt zu werden. Andere hatten das vor langer Zeit mit ähnlichen Gegenständen getan.

"Was werden wir nun unternehmen? Gehen wir den Spuren nach, oder warten wir, bis die Anderen zu uns stoßen?"

Der Geruch der Beute und der Hunger machten das Wesen rasend. Nun war es nicht mehr weit, bald würde es fressen, bald... Es erhöhte seine Geschwindigkeit, Hunger war das Einzige, was in seinem Verstand noch Platz hatte.

Blätter und Zweige fielen vor KWinh zu Boden. Erst wenige, dann immer mehr. Er bemerkte es schließlich und sah nach oben, um den Grund dafür herauszufinden, als ihn die Wucht des Aufpralls dieses unbekannten Wesens zu Boden warf.

Die Hand, die den Stab umklammerte, wurde von einem Fanden sofort an seinen Körper gebunden. Innerhalb weniger Sekunden war er in einem Netz eingewickelt und fast bewegungsunfähig. Der erstickte Schrei kam automatisch und war so wirkungslos, wie die Versuche, sich zu wehren. Der Grilmak erkannte nun, da das Tier von ihm abließ, daß es eine riesige Spinne war. Groß, schnell und wahrscheinlich hungrig. Noch während er sich am Boden wand in dem Versuch, sich zu befreien, sah er, wie das Tier sich auf sein nächstes Opfer zu bewegte - Shania -

Es war alles so blitzschnell gegangen.

Das Blätterrascheln, der erstickte Schrei und das Grauen, daß sich einem in dieser Umgebung unwillkürlich leicht den Rücken hinunterstahl und auf seinem Weg eine Gänsehaut hinterließ.

Shania hatte keine Möglichkeit gehabt KWinh davor zu bewahren ein Opfer dieser Spinnenabart zu werden. Zum Glück war es wenigstens eine Abart der ihr bekannten Arachnien, sonst hätte sie ihn sofort mit ihrem Gift gelähmt, was aber nicht bedeutete, daß sie deshalb auch minder gefährlich war.

Die Amerikanerin war so überrascht über diesen Angriff gewesen, daß sie keine Anstalten zur Flucht getroffen hatte und gerade mal intuitiv aufgesprungen war, als die Spinne nun auf sie selbst zugekrabbelt kam. Grazil und doch von tödlicher Schönheit.

Ihre facettenartigen roten Augen fixierten ihr nächstes Opfer und freuten sich schon darauf es anschließend in aller Ruhe verzehren zu können. Dann wenn auch die kleinste Mahlzeit sicher in ihrem Versteck verstaut sein würde.

Der Phaser lag rein instinktiv in Shanias Hand, als wäre er nie woanders gewesen und sein Schuß bewahrte sie davor das gleiche Schicksal wie KWinh zu erleiden, der untätig zusehen mußte.

Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde...

bis Shania erkannte, daß der Phaser nicht funktionierte.

"Verdammt! NEIN...", rief sie entsetzt, während sie erneut abdrückte und ihr Glück versuchte. Anscheinend waren die Phaser ebenso Opfer des Kraftfeldes geworden, das das ganze Shuttle lahmgelegt hatte. Die Amerikanerin ließ ihn fallen und griff nach der Machete, bemerkte aber zugleich wie eines der behaarten Spinnenbeine bereits ihren Knöchel streifte.

Vor Schreck wollte sie zurückweichen und stolperte im selben Augenblick über die riesige Wurzel auf der sie eben noch gesessen war. Sie verlor das Gleichgewicht und warf sich noch im Fallen zur linken Seite, wo sie wegrollte um Abstand zwischen sich und die Spinne zu bringen. Immer krampfhaft die Machete umklammert.

--- Baumtreppe

Oben auf der Wurzel angekommen, hatte Kuno die beiden Anderen aus den Augen verloren, was aufgrund des dämmrigen Lichts und der nun wesentlich seitlicheren Position eigentlich nicht verwunderlich war.

Doch der Techniker hatte keine Zeit sich weitere Sorgen um die beiden zu machen, etwas mit dem er nicht gerechnet hatte, hielt seine Aufmerksamkeit gefangen. Dieser Baumstamm hatte so etwas wie eine Leiter, oder vielmehr eine steile Treppe aufzuweisen. Ähnlich wie Stufen in einer Mauer führten hier Vertiefungen nach oben, diese Vertiefungen wurden von einem rundem, quer zum Tritt verlaufendem Rundholz horizontal durchquert und bildeten einen fast perfekten Aufstieg.

Die riesige Wurzel samt dem Baumstamm selbst bildete eine gigantische Treppe nach oben.

'Hier wohnt jemand', schoß es Isweda durch den Kopf, bevor er wieder nach dem wurmähnlichem Wesen scannte, vor dem er hierher geflüchtet war.

Doch das Wesen, das so schnell durch den Boden pflügte, war nicht mehr in Reichweite seines Scanners.

"Isweda an Clint..." Der Communicator blieb stumm. "Isweda an Ysara..." Wieder nichts. Nicht mal ein statisches Rauschen. "Hier ist Isweda, hört mich irgend jemand?", versuchte er es zum dritten Mal. Wieder keinerlei Reaktion.

'Sie können sonst wo sein, hier in diesem Wald jemanden auf gut Glück zu suchen ist hoffnungslos', dachte der Halbjapaner und richtete seine Aufmerksamkeit diesen Stufen in dem Baum zu. 'Wenn sie merken, daß ich fehle, dann werden sie in Richtung meiner letzten Position suchen, warum also sollte ich mich von hier entfernen und riskieren, daß wir uns nie wiederfinden?'

Dieser Gedanke, dessen war sich Isweda alsbald selbst sicher, war eigentlich nur ein Vorwand nicht mehr auf den Waldboden zurück zu kehren und auch eine Möglichkeit für ihn, sich diese seltsamen Stufen näher anzusehen.

'Seltsam', dachte Isweda nach einigen Scans, 'irgendwie sehen sie nicht bearbeitet aus, sondern so, als ob der Baum sie so hatte wachsen lassen!'

In der Tat, die Aussparungen im Baum und auch die darüberliegenden Sprossen waren von Rinde überzogen und wirkten in keinster Weise bearbeitet. Entweder war dies nur eine Laune der Natur, oder.....

Isweda gab einem innerem Impuls nach und erklomm diese natürliche Leiter, die fast die idealen Sprossenabstände hatte. Alsbald verstand er auch die seltsame Anordnung von Vertiefungen und Sprossen so zu nutzen, wie sie sicherlich gedacht waren. Den Fuß in die Aussparung setzend und mit der Hand die Sprossen ergreifend, hatte er ein sehr sicheres Gefühl beim Erklimmen des Baumes.

--- Weg zum Abstiegsseil

Kaum war der Warnschrei verklungen als ein riesiger Wurm sich vor Clint und Ysara aufrichtete. Er stand auf dem letzten Achtel seiner Glieder und reichte Clint bis zum Kopf. Ein kreisförmiges Maul mit rasierklingenscharfen Zähnen fauchte ihnen entgegnen.

Der Wurm griff nicht an, aber Clint wagte nicht sich zu bewegen und er hoffte, daß die Terranerin hinter ihm sich ebenfalls ruhig verhielt. Dadurch würden sie nur die Reflexe des Wurms aktivieren, es galt den richtigen Moment abzuwarten.

Der Wurm sondierte die beiden, anscheinend suchte er sich die schmackhaftere Beute. Da Clint keine Schweißdrüsen besaß, jenes Manko, dem er seine Hitzeempfindlichkeit verdankte, konnte er hoffen, daß sein Geruch zu schwach war um das Tier anzuregen.

Hinter sich hörte er Iswedas Schritte, als der Terraner scheinbar floh. Eine erstaunlich kluge Reaktion für einen Terraner. Wenigstens gefährdete er die beiden nicht durch irgendwelche Heldentaten.

Der kleiner Wurm näherte sich von hinten Clint und der Psychologin. Das größere Tier würde nicht mehr lange zögern um sich den besseren Bissen zuerst zu schnappen. Es schien keine weiteren Tiere zu geben, sie waren nur zu zweit. Vermutlich ein Männchen und ein Weibchen.

Die Jagdstrategie, die hier benutzt wurde, war geradezu klassisch. Ein Tier erschreckte die Beute und jagte sie in einen Hinterhalt. Das Tier war nun zu nahe um genügend Zeit zu haben eine Waffe zu ziehen.

Clint erwog seine Möglichkeiten. Der Wurm besaß die für Insekten typischen Facettenaugen. Sie waren geeignet um besonders schnelle Bewegungen wahrzunehmen, stehende Objekte konnten aber damit nur schlecht identifiziert werden.

Das Tier wußte also gar nicht genau wo sie standen, was ihnen nicht viel nützte, da es sie schon mit seinem Geruchssinn recht genau lokalisiert hatte.

Unendlich langsam griff der Halb-Breen in die Tasche innerhalb seiner Kutte. Der kleinere Wurm kam immer näher und der größere schien schon unruhig zu werden. Mit eiserner Gelassenheit zog Clint seine Plasmapeitsche hervor. Wie erwartet reagierte der Wurm nicht auf die langsame Bewegung.

Sobald er die Peitsche aktivierte, würde die schnelle Bewegung des sich auffaltenden Plasmafadens das Tier sicherlich aufmerksam machen. Allerdings zählte Clint auf eine weitere Eigenschaft der Insektenaugen.

Falls die Fauna dieses Planeten nicht völlig anderen Regeln folgte als der Rest der Galaxis, dann lag das Sehspektrum dieses Wurms vorwiegend im UV-Bereich.

Eine winzige Bewegung des Daumens aktivierte Clints Plasmapeitsche. Ein Faden aus bläulich-weißen, gleißenden Licht schlingerte unkontrolliert durch die Luft. Gleißend kam er dem Halb-Breen und der Terranerin vor, allerdings lag der größte Teil der erzeugten Strahlung in einer energiereicheren Wellenlänge. Für Clint und Ysara unsichtbar.

Nicht so für den Wurm, der sich mit einem Kreischen abwandte. Die Gelegenheit nutzend verstellte Clint einige Schalter am Griff der Peitsche um den Wurm in seine Segmente aufzuteilen. Allerdings sauste der todbringende Faden immer noch unkontrolliert durch die Luft.

Der große Wurm floh ins Erdreich und auch der kleinere machte sich davon. Bevor er sich selbst in Stücke schnitt, schaltete Clint die Peitsche aus.

Dann musterte er Ysara, sie schien unverletzt, also verzichtete er auf Fragen wie "Ist alles in Ordnung mit Ihnen?" Tatsächlich hatte er nie die terranische Neigung verstanden bei jeder Gelegenheit rhetorische Tatsachen zu artikulieren, wie "Das Wetter ist heute sehr schön." oder "Oh mein Gott, wir werden alle sterben!"

Plötzlich fiel dem grünen Vulkanier etwas auf. Sein Arm fühlte sich mit einem Mal sehr leicht an und ein Blick bestätigte seine Vermutung. Das fledermausartige Tier hatte sich irgendwann während der Auseinandersetzung davongemacht. Zufrieden schaute er sich um.

"Mr. Isweda ?", schrie er in die Finsternis des Waldes. Die feuchte Atmosphäre dämpfte seine Stimme. Wie weit mochte sich der Terraner inzwischen entfernt haben? Clint holte seinen Communicator hervor: "Mr. Isweda?"

Auch diesmal blieb eine Antwort aus, das Gerät gab nur Störgeräusche von sich. Er wandte sich wieder an Ysara: "Wenn Sie 100 Meter weiter in diese Richtung gehen, kommen Sie zum Abstiegsseil. Berichten Sie von den Vorfällen und bewegen Sie die restliche Crew dazu auf uns zu warten. Ich suche derzeit Mr. Isweda und komme dann nach."

Ohne eine Antwort abzuwarten, setzte er sich in Bewegung. Lederne Flügel flatterten urplötzlich in der Dunkelheit und ehe er sich versah, spürte Clint ein Gewicht an seinem linken Arm. Er hielt ihn hoch und das inzwischen vertraute Gesicht eines Insektenfressers grinste ihm entgegen.

Mit einem Mal bedauerte Clint, daß seine Peitsche von dem Störfeld beeinträchtigt wurde. Dann wandte er sich wieder erstaunt zu Ysara, die keine Anstalten machte sich zu bewegen. Der Grünhäutige seufzte und fragte: "Ist alles in Ordnung mit Ihnen?"

Ysara musterte den Mann noch einige Sekunden lang wortlos, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Sie konnte sich nicht entscheiden, ob sie genervt, amüsiert oder wissenschaftlich interessiert sein sollte. Daß Clint plötzlich begann, ihr Befehle zu erteilen, war ein sehr vielschichtiger Tatbestand, und sie hatte gerade beschlossen, ihn im Auge zu behalten, als sie durch die Frage aus ihrer Überlegung gerissen wurde.

Spöttisch zog sie die Augenbrauen hoch. "Warum sollte ich nicht in Ordnung sein? Ich befand mich die ganze Zeit hinter Ihnen." ... 'während Sie mit diesem Spielzeug herumgefuchtelt haben' hatte sie anmerken wollen, es sich jedoch zuletzt verkniffen. Sie bezweifelte, daß Wahlvulkanier Spaß verstanden.

"Also dann, aye Captain", fügte sie trocken hinzu. "Ich gehe ja schon."

Wortlos wandte sie sich um und schlenderte über die Wurzeln hinweg davon in die Richtung, die Clint ihr gezeigt hatte.

--- beim Abstiegsseil

Shalley hatte nicht viel Zeit zu reagieren. Instinktiv hatte sie den Phaser gezogen und abgedrückt, sobald das Vieh von KWinh abließ. Aber die verdammten Dinger funktionierten ja scheinbar nicht.

Das Tier kroch weiter auf Shania zu, die keine Möglichkeit hatte, sich aufzurappeln, ohne dabei kostbare Zeit zu verlieren und direkt in seine Fänge zu geraten. Es war häßlich - groß, viel zu groß, mit einem schwarzen, groben Pelz an Beinen und Torso. Shalley schauderte unwillkürlich, während sie nach ihrem Messer griff. Es war nur ein kleines, eher zum Schneiden als zum Kämpfen gedacht - aber sie hatte völlig vergessen, No'Orba nach etwas geeigneterem zu fragen.

Einen Augenblick lang zögerte sie noch - sie konnte Shania zwar nicht leiden, aber dieser Spinne ausliefern würde sie sie nicht. Dann wog sie ihre Waffe kurz abschätzend in der Hand und holte zum Wurf aus.

Sie hatte nie die Ausdauer gehabt, das Werfen richtig zu üben, doch hier bot sich ihr eine große Angriffsfläche. Shania lag hinter der Spinne verborgen am Boden, so daß sie weitgehend außer Gefahr blieb.

Die Klinge bohrte sich nahezu sachgerecht durch die weiche Haut des Wesens, in den - Rücken? - nahe einem der Beine. Es quiekte schrill protestierend auf. Sekundenlang blieb es still stehen, also wolle es genau ergründen, was mit ihm geschehen war; dann wandte es sich schwankend um. Offensichtlich hatte der Stich nicht ausgereicht, es schwer genug zu verletzen.

Während das Wesen sich Shalley näherte - offensichtlich hielt es sie nun für die größere Gefahr - wünschte sich diese sehnlichst Clint mit seiner Peitsche herbei. Überhaupt, wo steckte der?

Dann griff sie nach ihrem Typ 3 Phaser, den sie bisher auf dem Rücken geschultert hatte, und ließ ihren Rucksack ins Gras sinken. Als Knüppel ließ der sich auch recht gut verwenden. Sie glaubte, mit der Spinne fertig werden zu können, aber es wäre wirklich gut, wenn KWinh sich mittlerweile befreit hätte ... oder Shania noch irgendeine Waffe herbeizaubern könnte ...

Aus den Augenwinkeln heraus hatte Shania eine Bewegung ausmachen können. Die Klingonin schien etwas geworfen zu haben. Etwas kleines Silbernes. Jedenfalls meinte sie eine solche Handbewegung im Halbdunkel ausgemacht zu haben. Aber es konnte sich auch um einen Lichtreflex gehandelt haben, da das über den Bodenrollen ziemlich schwindelig machte.

Die Amerikanerin riskierte den Abstand zur Spinne zu verringern, als sie stoppte und sich abrupt aufsetzte. Aber die Spinne schien im Moment kein Interesse mehr an ihr zu haben und hielt auf die Krankenschwester zu, die ihren Phaser umklammert hielt, wie eine Keule.

Shania verfluchte den Umstand, daß sie nicht viel auf diese Außenmission mitgenommen hatte. Gerade jetzt hätte sie einiges brauchen können. Mehr als einen Rucksack, der ständig rutschte.

In ihrer Not packte sie die Machete, die sie noch immer fest in der Hand hielt, zielte und warf sie.

Federnd blieb sie neben dem rechten Fuß der Klingonin im Boden stecken. Es war ein recht großes Teil um selbst die wildeste Fauna ihrem Willen zu unterwerfen und Shalleys Augen schienen beim Anblick direkt aufzuleuchten.

"Schnapp dir das Vieh. Schnell!", schrie Shania und warf sich in Todesverachtung von hinten auf die riesige Spinne, die mit einem solchen Angriff nicht gerechnet hatte und beim Aufprall von Shanias Körper alle acht Beine ziemlich von sich streckte. Eigentlich alle sieben, da ein Bein einfach abbrach. So wehrhafte Beute schien es im Wald sonst nicht zu geben. Jedenfalls war sie für einen Augenblick ganz regungslos, bevor sie sich wieder zu winden begann.

"IGITT! Wie eklig!" Die Amerikanerin grauste sich fürchterlich vor dem rauhen behaarten Körper der Spinne auf dem sich eine Milbenabart zu befinden schien, trotzdem hielt sie ihn am Boden fest. Auch wenn sie sich bemühte ihn mit dem Knie auf Distanz zu halten um ihn so wenig wie möglich berühren zu müssen.

Zwar bewegten sich die großen Beißwerkzeuge des Tiers und es gab einen zischenden Laut von sich, aber es hatte keine Möglichkeit Shania anzugreifen, die sich nun in ihrem Rücken befand.

"Mach schon schnell! Ich halt die nicht mehr lange." Hoffnungsvoll sah Shania zu Shalley, beschloß aber insgeheim ihr nicht zu sagen, daß sie sehr schlecht im Werfen von Messern war und eigentlich auf die Spinne gezielt hatte...

Die Instinkte der Klingonin traten zum Vorschein, und sie handelte, ohne zu Überlegen. Als Angehörige einer Rasse, die ihre Kultur auf Krieg aufbaute, mußte sie sich nicht erst orientieren.

Die Spinne versuchte unter Shanias Gewicht auf die Beine zu kommen. Sekundenlang spürte Shalley so etwas wie Respekt vor dem Mut und der Reaktionsgeschwindigkeit der Frau, die auf dem Tier hing und gleichzeitig versuchte, ihm nicht allzu nahe zu kommen.

Shalley griff nach der Machete und ließ ihren Phaser fallen.

"Weg da!", rief sie scharf, und Shania warf sich gerade zur Seite, als sie die Klinge auf den Kopfansatz des Wesens niederfahren ließ, das nun keine Möglichkeit mehr hatte zu fliehen.

Sauber durchschnitt die Machete das Fell und darunterliegende weiche Fleisch. Shalley, die alle Kraft in ihren Hieb gelegt hatte, spürte erst Widerstand, als sie sich ein Stück in den Erdboden bohrte und dort steckenblieb.

Der abgetrennte Kopf prallte fast lautlos an einer Wurzel ab und rollte noch ein Stückchen weiter. Der Körper des Wesens schwankte sekundenlang auf seinen sieben Beinen, die dann eines nach dem anderen wegbrachen. In Shalleys Kehle kam unwillkürlich ein dumpfes Knurren auf, als sie auf ihren erlegten Feind hinabsah.

Dann wurde sie sich Shania bewußt, die sie erschöpft ansah, und räusperte sich. Schnell wandte sie sich zu KWinh um.

"Geht es Ihnen gut?" fragte sie besorgt und ging hinüber, um ihm zu helfen.

"Bis auf die Tatsache, daß ich mich nicht bewegen kann, geht es mir gut. Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe und wäre noch dankbarer, wenn Sie mich von diesem Netz befreien würden."

KWinh wand sich noch immer und versuchte, freizukommen. Vergeblich, das Netz war sehr stark und ließ sich nicht zerreißen. Blieb jetzt nur die Hoffnung, daß es mit der Machete besser ging und Shalley ihren Blutrausch überstanden hatte.

Dieses Knurren, das er von ihr gehört hatte, hatte der Grilmak schon von anderen Klingonen gehört. Das besorgte Gesicht wollte nun nicht dazu passen, was ihn wieder etwas beruhigte.

--- Baumraum

Etwa in 15 Meter Höhe endete diese seltsame Leiter und Isweda befand sich vor einer Art Nische im mächtigem Stamm des Baumes, ein richtiger Raum tat sich dahinter auf.

'Leer', dachte Isweda, 'es sei denn, jemand steht neben der Öffnung.' Und so spähte Isweda, den Kopf etwa auf Bodenniveau des Raumes, vorsichtig um die Ecken. Der Raum war leer, aber dennoch eingerichtet, so schien es zumindest.

Kuno kletterte hinein und nach einigen Augenblicken glimmten Bereiche der Decke auf.

'Leuchtpilze, hoffentlich nicht gefährlich!', schoß es Isweda durch den Kopf, aber seine Neugier war stärker.

Der Raum hatte so etwas wie eine Sitz- und Liegegelegenheit aufzuweisen, eine Vertiefung, die von einer Röhre mit Wasser, anscheinend von weiter oben im Baum, versorgt wurde. Aber alles sah irgendwie natürlich aus, nicht bearbeitet, sondern so, als wäre es einfach so gewachsen. Selbst die dünne Röhre hatte, jedenfalls soweit Isweda hineinschauen konnte, im Inneren die gleiche Rindenstruktur, wie der gesamte Baum.

Isweda trat wieder an die Öffnung und versuchte von hier oben abermals Kontakt mit den anderen der Gruppe aufzunehmen.

"Isweda hier, hört mich irgend jemand?"

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