Ivory Cronik 9

Vorsicht bissig!!!

--- Ivory, vor Quartier 10

Völlig außer sich trommelte Ramirez mit den Fäusten an die Tür.

"Machen Sie auf! Ich will sofort mit Ihnen reden. Jetzt auf der Stelle!"

Langsam öffnete sich die Tür und Pormas trat aus dem Quartier und stellte sich mit verschränkten Armen vor die Tür.

"Das ist für den angesägten Sessel", fauchte Helen und hob ihre Hand um ihm eine Ohrfeige zu verpassen. Dieser aber ergriff sie in der Luft und zog die Südländerin mühelos in sein Quartier.

--- Quartier 10

'Was mache ich da?' Er war von sich selbst überrascht. Noch nie hatte er so für eine Frau empfunden. Sie war so impulsiv und schön, daß ihn diese Mischung fast um den Verstand brachte.

Beide atmeten tief und schwer. Man konnte ihre Erregung beinahe spüren, als er ihr Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger festhielt.

Halbherzig versuchte Helen sich von Pormas loszureißen.

"Ich will Sie nicht...", brachte sie nicht sehr überzeugend hervor, denn sie beide wußten, daß es gelogen war.

"Ich will aber Sie!", entgegnete er und küßte sie zärtlich auf ihre wohlgeformten Lippen.

Helen erwiderte diesen Kuß vorsichtig , aber umarmte ihn automatisch. Pormas hob sie hoch und gleichzeitig schlang sie ihre Beine um seine Hüften. Er ließ seine Hände unter ihre Bluse gleiten und fühlte ihren geschmeidigen Körper unter seinen kräftigen Händen.

Langsam schloß sie ihre Augen und genoß die ungewohnte, aber auch erregende Situation.

Ihre Berührungen und ihre Küsse wurden immer leidenschaftlicher, bis Helen es nicht mehr aushielt. Sie drückte seinen Kopf zurück und zog sich rasch ihre Bluse über den Kopf.

Pormas ließ diese Gelegenheit nicht ungenutzt, und begann sofort mit seiner Zunge ihren Busen zu liebkosen. Vor Lust aufstöhnend, preßte sie seinen Kopf an ihre Brust, wobei sie den Druck ihrer Beine auf seine Taille noch verstärkte.

Er befreite sich aber aus ihren Griff und setzte sie auf dem Boden ab. Dann entledigte er sich rasch seines Oberteils und zog sie wieder stürmisch in seine Arme.

Sofort begann Helen damit, sanft an seinem muskulösen Oberkörper zu knabbern und bemerkte zufrieden, daß das sein Verlangen nur noch weiter verstärkte.

Für einen Moment löste sie sich von ihm um sich auszuziehen, dann begann sie ihre Fingerspitzen forschend über seine Brust, dann langsam an seinen Seiten und schließlich über einen Rücken wandern zu lassen.

Als sie nun anfing mit den Fingerspitzen über seinen Rücken zu fahren, konnte er sich nicht mehr beherrschen. Er hob sie wieder hoch, nahm ihren Kopf in seine Hände, und preßte seine Lippen auf die ihren. Dann ging er mit ihr in Richtung seines Bettes.

Ja er wollte sie und sie wollte ihn.

"Bitte hör nicht auf", flüsterte Helen und vergrub ihre Finger in seinem Haar.

Nicht in der Lage es abzuwarten, zog sie seinen gestählten Körper zu sich heran, rollte sich gekonnt über ihn und massierte mit ihren geschmeidigen Händen seine Brust, während sie sich gleichzeitig zart, aber bestimmt in seinen Hals verbiß.

Pormas stöhnte auf. Sein Hals war eine der wenigen Stellen, an denen er sehr empfindlich war.

Zufrieden registrierte Helen seine Reaktion und verbiß sich regelrecht in ihm.

Je mehr er versuchte sie von sich zu lösen, desto mehr wünschte er sich, daß sie nicht aufhören würde.

Schließlich befreite er sich aber aus ihrer Umklammerung, und ließ sie auf seine Matratze gleiten. Dann kniete er sich, mit einem Lächeln auf den Lippen, zwischen ihre Schenkel.

Als er den Kopf zwischen ihre Beine senkte, holte sie tief Luft und erstarrte.

"Entspann dich", flüsterte er.

Wie von selbst entspannten sich ihre Muskeln und als sie seine Zunge an Ihrer empfindlichsten Stelle spürte, erschauderte sie vor Erregung.

"Pormas", flüsterte sie und krallte sich in seine Schultern.

Willig überließ sie sich den Liebkosungen seiner Lippen und konnte ihre Lustschreie nicht zurückhalten, als sie zum Höhepunkt kam.

Lächelnd schob sich Pormas höher und küßte sie.

"Du hast wirklich kräftige Muskeln in den Schenkeln", meinte er lächelnd und küßte sie wieder.

Helen mußte lachen. Sanft fuhr sie mit einer Hand zwischen seine Schenkel, und streichelte ihn dort.

"Habe ich dir wehgetan?"

Der Südländer konnte eine Sekunde lang keinen Ton herausbringen.

"Du bringst mich noch um", stieß er schließlich hervor und ließ sich langsam auf das Bett fallen.

"Das mag sein, aber wenn dann nicht in dieser Nacht", versprach Helen und kniete sich zwischen seine Beine.

Pormas schluckte und biß die Zähne zusammen, als ihre langen schwarzen Locken über seine Brust und seinen Bauch nach unten strichen. Zwar konnte er ihr Gesicht nicht sehen, aber ihm war klar was sie vorhatte und dann spürte er ihre Lippen.

Die aufreizenden Liebkosungen ihrer Zunge waren fast zuviel für ihn und er fuhr ihr stöhnend durchs Haar.

"Langsam", flehte er. "Helen bitte langsam!"

Sofort gab sie seinem Wunsch nach und gab ihn schließlich frei.

Überraschend packte er sie und warf sich auf sie. Vor Lust aufstöhnend krallte sie sich in seinen Rücken und spreizte ihre Beine, willig seine Männlichkeit aufzunehmen.

"Pormas bitte...", flehte sie.

"Das ist das erste Mal, daß du mich um etwas bittest", sagte er lächelnd, und zögerte den Moment noch etwas heraus. Dann drang er mit einer kraftvollen Bewegung in sie ein. Anfangs langsam, dann immer schneller werdend begann er sich zu bewegen.

In wilder Ekstase, schlang Helen die Beine um ihn spannte jeden Muskel ihres Körpers an und preßte sich, so fest an ihn wie es nur ging.

Mit einem letzten machtvollen Stoß bäumte er sich auf und sein Aufstöhnen, vermischte sich mit ihrem Aufschrei unbändiger Lust.

Vorsichtig hob Helen den Kopf. Ihr Puls raste noch immer und ihre Gedanken wirbelten wild durcheinander.

"Lebst du noch?", fragte sie atemlos.

Was war das nur für eine Frau! So etwas hatte Pormas noch nie erlebt. Schon längst hatte er gefühlt, daß sie etwas Besonderes für ihn war. Er hatte es sich nur nicht eingestehen wollen.

"Ja. So wie noch nie zuvor!"

--- Krell's, Tisch 8, inzwischen

Als Helen das Krell's verlassen hatte, schaute auch B'Elar auf ihr Chronometer.

"Sie hat recht, es ist wirklich schon etwas spät. Durch die Arbeit und die Besprechung konnte ich noch gar nichts für meinen Sohn und die beiden Tiere vorbereiten. Das muß ich jetzt unbedingt noch tun, sonst hab ich gleich Chaos pur.

Halten Sie mich bitte nicht für unhöflich, aber ich muß weg. Wir sehen uns ja sicher morgen?!" B'Elar wollte T'Kara zum Abschied die Hand schütteln, wie es auf der Erde Brauch war. Da fiel ihr ein, daß Vulkanier Körperkontakt nicht mochten, was auch verständlich war. Also zog B'Elar die Hand schnell zurück, verneigte sich leicht, drehte sich um und verließ ebenfalls den Raum

'Habe ich die beiden jetzt mit irgend etwas verärgert?' fragte sich T'Kara, nachdem Helen Ramirez und B'Elar die Messe verlassen hatten.

Mit der Andeutung eines Kopfschüttelns stand sie auf und machte sich auf den Weg in ihr Quartier.

--- Gang, Deck 3

'Ich hoffe, T'Kara ist nicht eingeschnappt, aber wenn ich jetzt nicht schnell was herzaubere, komm ich heute nicht mehr zum schlafen', dachte B'Elar, während sie eilig den Turbolift betrat.

--- Turbolift

'Ein Glück, daß ich mir während der Arbeit gemerkt habe, wo sich der große Gegenstandsreplikator befindet', dachte B'Elar zufrieden.

--- Lagerraum, Deck 4

Kaum kam sie am Lagerraum an, stellte B'Elar sich vor den Replikator.

"Computer: Ich brauche einen etwa halben Meter mal halben Meter großen, flachen Weidenkorb mit passender Decke. Farbe egal", lautete ihr erster Wunsch.

Das war für Wuschel, jetzt noch Decken für die Couch und den Sessel und eine, die in die Ecke kam. Alles für den Wolfshund, der immer dann meinte seine Haare verlieren zu müssen, wenn er auf der Couch lag. Dann fehlten noch die Futternäpfe. Zwar würde Chandra wohl alles mitliefern, aber wenn nicht, wollte B'Elar bereit sein.

Nachdem sie für die Tiere alles schnell replizierte, dachte B'Elar angestrengt über das nach, was sie für ihren Sohn wollte. Erst mal ein großes, weiches, absolut unklingonisches Kissen und ein paar neue Spielsachen, sowie eine Art Sattelgestell, das Einstein aufgesetzt werden konnte, damit B'Kar sicher auf ihm sitzen konnte.

B'Elar erinnerte sich noch gut daran, wieviel Spaß B'Kar hatte, als sie ihn zum ersten mal auf Einstein hat reiten lassen und lächelte. Dann wurde ihr bewußt, daß sie inmitten des Chaos stand und fing an alles auf einen freien Antigravwagen zu räumen und brachte dann alles in ihr Quartier.

--- Quartier 12

Das einzige, das nicht im Wohnzimmer blieb, war das Kissen für das Baby. Das kam ins Schlafzimmer, oder besser ausgedrückt in die Zelle. Dabei mußte sie an die 'Quartiere' in den klingonischen Klostern denken, die im Ganzen nur ein Stück größer als ihr Schlafzimmer waren.

Grinsend stellte sich B'Elar den Wecker auf 23 Uhr, zog sich aus und legte sich aufs Bett.

--- T'Karas Quartier

'Endlich Feierabend!', dachte T'Kara, als sie ihr Quartier betrat.

Sie schritt zum Schrank, nahm die Porzellankanne heraus, öffnete einige der Blechdosen und schnupperte daran. Schließlich entschied sie sich für eine der Dosen und stellte die anderen wieder zurück.

Als nächstes ging sie zum Replikator und bestellte: "Einen halben Liter kochendes Wasser."

Mit dem Wasser ging sie zum Tisch und brühte sich eine Kanne schwarzen Tee auf. Während der Tee zog, holte T'Kara ihre Sendeeinheit. Sie formulierte eine Nachricht, gab diese ein und schickte sie ins All. Sprechen wollte sie lieber nicht, man konnte ja nicht wissen, ob Martengh die Quartiere nicht abhörte...

'Bei dem ausgeprägten Verfolgungswahn dieses Mannes könnte ich mir das sogar vorstellen...", dachte die Vulkanierin.

Und die Tatsache, daß er eine Vulkanierin an Bord hatte, die in engem Kontakt zu einem Romulaner stand, wäre sicherlich nichts, was Martenghs Nachtruhe fördern würde...

Nachdem T'Kara einige Zeit herumgesessen war und entspannt hatte, der Tee auch ausgetrunken war, versorgte sie Stan, zog sich um und verschwand im Bett, nachdem sie den Wecker aktiviert hatte.

--- Quartier 10

Helen wollte sich gerade an Pormas kuscheln, als ihr Blick auf den Chronometer an der Wand fiel.

"Oh, du meine Güte! Schon so spät! Ich muß sofort zu B'Elar", rief sie erschrocken aus und kletterte aus dem Bett.

"Ich habe Bel versprochen mit ihr zusammen B'Kar abzuholen. Das darf ich auf gar keinen Fall verpassen, schließlich muß ich doch den Sohn meiner besten Freundin sehen."

Eilig raffte sie ihre Sachen zusammen und verschwand damit im Badezimmer um sich umzuziehen.

'Super, Helen, das hast du wirklich einmalig hingekriegt. Kommst her um ihm eine Ohrfeige zu verpassen und hast nichts Besseres zu tun, als mit ihm ins Bett zu steigen. Du bist dämlicher als die Polizei erlaubt', schalt sie sich in Gedanken und versuchte verzweifelt ihre Haare zu bändigen.

Resignierend gab sie auf und ging wieder zu Pormas.

"Also ich... ich gehe dann jetzt", stammelte Helen verlegen und verließ das Quartier so eilig, daß es wie eine Flucht wirkte.

Verwirrt schaute Pormas Helen nach. Wie war das alles passiert? Warum lief sie jetzt weg?

Gedankenverloren genehmigte er sich erst einmal eine Dusche.

--- Vor Quartier 12

'Es ist nicht passiert, es ist nichts passiert. Bitte laß B'Elar nichts bemerken. Es ist nichts passiert...', wiederholte die junge Frau in Gedanken, während sie noch einmal tief Luft holte und dann den Türsummer betätigte.

Sie wartete einen Moment und lauschte angestrengt auf Geräusche aus dem Quartier.

'Komisch, nichts zu hören, da wird doch nichts passiert sein?'

Besorgt begann sie Sturm zu läuten.

--- Quartier des Captains

"Nein, Misses B'Elar, denken Sie daran, daß Sie noch immer verheiratet sind. Außerdem kommt jeden Moment ihr Zoo an Bord und ihr Sohn... und überhaupt..." Ziemlich blaß preßte sich Monserat mit dem Rücken an die Wand. Schweißperlen standen auf seiner Stirn

Auf der Brücke war ihm diese Klingonin schon als ziemlich wild und unberechenbar aufgefallen, doch daß sie SO wild sein konnte, hätte selbst er nicht gedacht. Mit so einem Überfall hatte er nicht ihm geringsten gerechnet, als er ihr die Tür geöffnet hatte.

"Aber ich lebe doch getrennt von meinem Mann, Captain. Quasi bin ich schon von ihm geschieden und lebe allein. Allein mit meinem kleinen Sohn..." B'Elar versperrte ihm nicht nur den einzigen Fluchtweg zur Tür seines Quartiers, sondern sie trat auch noch einen Schritt auf ihn zu, mit den Händen in den Hüften und ihre Augen funkelten herausfordernd.

Allein mit meinem kleinen Sohn, hallte es im Kopf von Monserat nach. Hoffentlich dachte sie nicht daran, daß er im Grunde eine gute Partie war und sie zukünftig ausgesorgt hatte, wenn sie ihn...

Der Captain schluckte und sah sich nach einem Ausweg um. Als er übers Bett flüchten wollte, da er sich einem Kampf mit diesem Teufelsweib nicht gewachsen sah, war sie schneller und warf sich vor ihm drauf. Dann kroch sie lasziv übers Bett auf ihn zu. Normalerweise hätte ihn dieser Einblick auf ihre festen Brüste gefreut, doch nicht in dieser Situation.

"Ich muß schon sehr bitten...", protestierte er noch einmal, bevor sie zum Angriff überging.

"Hab dich nicht so, mein Captain. Ich muß dir nämlich was verraten... ich liebe Männer in Uniform....", und damit bekam sie seine Kleidung zu fassen und zog sich daran hoch und noch näher zu ihm und....


"AAAAAAHHHHHHHHHHHHH!!!!!!!!"

Schweißgebadet setzte sich der Captain in seinem Bett auf.

Er sah sich um und bemerkte, daß er allein war. Trotzdem warf er auch noch einen Blick unter das Bett, bevor er sich entspannt zurücklehnte und sich darauf konzentrieren konnte, daß sein Herzschlag langsam wieder normal wurde.

"Gottseidank nur ein Traum. Es war nur ein Traum." Ein fast seliges Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht auf. Dann verdüsterte es sich kurz. "Verdammt, das Treffen mit der Washington!"

Für einen Moment erwog er, selbst auf die Brücke zu gehen, doch dann besann er sich eines Besseren und aktivierte seinen Communikator:

"Monserat an Martengh: Das Treffen mit der Washington findet in Kürze statt. Geh auf die Brücke und überwache den ordnungsgemäßen Transport. Und daß mir ja keiner dieser Weiber mehr rüberholt, als unbedingt nötig ist. Schließlich sind wir hier weder Kindergarten noch Tierasyl. Falls etwas schiefläuft, dann mach ich dich dafür verantwortlich. Monserat Ende."

Denn immerhin würde derjenige Schwierigkeiten mit der Amazonenkönigin bekommen, der Probleme beim Treffen mit der Washington machte und das wollte nicht gerade er sein.

--- Quartier 10

Nachdem Pormas geduscht hatte, setzte er sich den Computer, um den Plan ein wenig auszuarbeiten. Aber er konnte sich nicht konzentrieren.

Seit seine Eltern umgekommen waren, hatte er sich auf keine Frau mehr eingelassen. Warum aber gingen seine Triebe gerade bei Helen mit ihm durch?

Er wollte sich nicht eingestehen, daß er was für sie empfand.

Da er keine Ruhe fand, beschloß er auf dem Schiff spazieren zu gehen. Wenn er nachdenken wollte, lief er lieber durch seine 'gewohnte' Umgebung, als auf einem Holodeck.

Er zog noch schnell einen schwarzen Anzug an und ging aus seinem Quartier.

--- Martenghs Quartier

Da noch einige Zeit bis zum Rendezvous mit der Washington blieb, hatte sich Martengh in sein Quartier begeben. Nein, schlafen wollte er nicht. Das hob er sich auf, bis alle künftigen Passagiere sicher an Bord waren.

Statt dessen wies er den Computer an, die Aufzeichnungen der letzten Stunden aus den verschiedenen Quartieren abzuspielen.

"...alle unbewegten Szenen eliminieren, zehnfache Geschwindigkeit, Bildschirm sechsfach unterteilen. Anzeige Quartiere vier bis zehn."

Nach einem kurzen Blick auf die Quartierliste korrigierte er: "Letzten Befehl widerrufen. Statt dessen Anzeige Quartiere vier bis neun und elf. Für Pormas brauche ich meine volle Aufmerksamkeit..."

Nach ein paar Minuten konzentrierte er sich auf das Quartier 11.

T'Kara...

Was war das für ein Gerät, mit dem sie hantierte? Eine Bombe? Ein Funkgerät? Oder nur ein Sprachaufzeichner?

Martengh notierte sich diese Stelle, um sie später genauestens zu analysieren.

Anschließend schaute er sich die Quartiere 12 bis 17 an.

Hier fielen ihm gleich drei ungewöhnliche Dinge auf: Tegger schlief nicht nur nackt, sondern er vergaß offenbar manchmal beinahe, sich die Unterwäsche anzuziehen. Hoffentlich war er in seinem Job sorgfältiger.

Helen hatte offenbar einen kleinen Spaziergang mit Martenghs Sessel unternommen, bevor er ihn sich wiedergeholt hatte. Seltsames Benehmen. Gerade als er abschalten wollte, sah er, wie Pormas Helens Quartier betrat und sich an ihrem verbliebenen Sessel zu schaffen machte.

In der nächsten Szene sah er Helen, unter der eben dieser Sessel zusammenbrach.

Martengh runzelte die Stirn. Was sollte das? Ein Attentäter, der seine Opfer mit angesägten Sesseln umbringen wollte???

Seine Gedanken glichen Fliegen, die sich in Sirup gefangen hatten.

Schließlich schüttelte er den Kopf und wandte sich dem letzten und interessantesten Teil zu.

Jack Collins.

Auch dies verstand er nicht. Gut, dieser Mann schlief extrem unruhig, aber scheinbar aus dem Nichts zerlegte sich nach und nach seine Kabine.

Martengh schüttelte den Kopf. Diese Mannschaft war sogar noch schlimmer als die letzte. Und das hieß einiges. Wenn er alleine an Bram Buchsboum dachte, den schlafwandelnden Hünen von Saurus IV, einem Felsenplaneten mit gut doppelter Erdschwere, auf dem man eigentlich schon für seine Muskeln einen Waffenschein benötigte, wurde ihm schlecht.

Nach drei Nächten hatte Monserat ihn umquartiert, weil die Fenster im benachbarten jetzigen Krell's durch seine unkoordinierten Ausflüge gefährliche Sprünge bekommen hatten.

Aber jemanden, der nur durch unruhigen Schlaf seine Kabine in ein Schlachtfeld verwandelte, hatten sie bisher noch nicht gehabt. Martengh würde den Captain informieren müssen.

Nun gut, das vermutlich interessanteste hatte er sich bis zum Schluß aufgehoben.

Pormas...

Gespannt beugte sich der Sicherheitschef vor und beobachtete Pormas.

Nun.. viel Interessantes tat sich nicht. 'Er spielt seine Rolle verdammt gut. Oder er ahnt, daß ich neue Beobachtungsgeräte installiert habe?', dachte sich Martengh, als an Pormas Tür jemand Einlaß begehrte.

Es war Helen. Sie sah sauer aus. Laut Zeitindex war sie gerade davor mit dem Sessel zusammengebrochen. Woher wußte sie nur, daß Pormas dafür verantwortlich war? Sie hob die Hand, um ihm eine Ohrfeige zu verpassen, als es geschah:....

Sein Communicator meldete sich:

"Monserat an Martengh: Das Treffen mit der Washington findet in Kürze statt. Geh auf die Brücke und überwache den ordnungsgemäßen Transport. Und daß mir ja keiner dieser Weiber mehr rüberholt, als unbedingt nötig ist. Schließlich sind wir hier weder Kindergarten noch Tierasyl. Falls etwas schiefläuft, dann mach ich dich dafür verantwortlich. Monserat Ende."

Mit einem Griff stellte er die Aufzeichnung ab und antwortete: "Verstanden, bin auf dem Weg. Ende"

Er erhob sich und begab sich zur Brücke.

--- Quartier 12

Knurrend schlug B'Elar die Augen auf. Irgendwas hatte sie geweckt und sie hatte schlechte Laune, sehr schlechte.

'Warum?', fragte sie sich. 'Warum habe ich eine solche Laune? Gleich werde ich meinen Sohn wieder in die Arme schließen können und ich habe das Gefühl, ich müßte gleich jemanden die Knochen brechen. Das ist wieder typisch für mich.'

"Computer, wie spät ist es?"

"Es ist jetzt genau 22 Uhr, 58 Minuten und 37 Sekunden", antwortete der Computer.

Was hatte B'Elar dann geweckt? Erst als sie sich aufrichtete und wild den Kopf schüttelte, um klar denken zu können, wurde ihr bewußt, daß jemand vor dem Quartier stand und schellte, als wenn der Fek' höchstpersönlich hinter ihm her wäre.

Wütend sprang sie aus dem Bett und rannte zur Tür, als ihr gerade noch bewußt wurde, daß sie nichts an hatte. Also rannte B'Elar wieder zurück ins Schlafzimmer, schlang sich ihre Decke um den Leib und ging mit langen Schritten fluchend zur Tür und öffnete sie.

"Helen? Verdammt, mußt du mich wecken?", keifte sie Ramirez an.

"Wir waren doch um 23 Uhr verabredet, oder nicht?", fragte Helen erstaunt über B'Elars Ausbruch.

"Es ist 23 Uhr", meldete der Computer.

"Jetzt ist es 23 Uhr", meinte die Klingonin knickerig, drehte sich um, verschwand in der Naßzelle und stellte sich unter die Dusche.

Während B'Elar sich duschte, machte es sich Helen, nach einem mißtrauischen Blick auf den Sessel, auf der Couch bequem und lehnte sich zurück. Seufzend sah sie sich im Raum um und erspähte den Weidenkorb und die Futternäpfe.

Etwa acht Minuten später kam B'Elar mit nassen Haaren zurück in den Wohnraum und stellte sich vor den Schrank. Die Tatsache, daß sie noch nichts anhatte, störte sie herzlich wenig. Klingoninnen waren noch nie besonders prüde gewesen und B'Elar schon gar nicht. Erstens kannten die beiden sich schon eine Ewigkeit und zweitens war sie mit einem Ferengi verheiratet.

Zielsicher nahm sie sich ihre Lieblingskleidung aus dem Schrank. Hose, Oberteil und Stiefel waren im typisch klingonischen Stil. Hauptsächlich in grau und schwarzen Farben gehalten, das Oberteil mit einem schönen Ausschnitt, die Hose eng. Schnell griff sich B'Elar noch zusammenpassende Unterwäsche und zog sich an.

Als alles so saß wie es sein mußte, drehte sich B'Elar um und schaute ihre Freundin immer noch mißgelaunt an.

"Meinetwegen können wir los."

Nachdem ihre Freundin frisch geduscht wieder das Zimmer betreten und sich angekleidet hatte, faßte sich Helen ein Herz und sprach sie an. "Wie ich sehe bist du schon bestens auf Einstein, Wuschel und B'Kar vorbereitet. Aber sag mal, meinst du nicht, daß Einstein für den Korb etwas zu groß ist?"

Schnaubend sah B'Elar Helen an.

"Du weißt genau, daß Einstein mit seinen 1,40 m viel zu groß ist. Natürlich ist der Korb für Wuschel. Stell nicht so dumme Fragen."

Gekränkt fuhr Helen zusammen und zuckte dann mit den Schultern.

"Bel, ich wollte dich bestimmt nicht so unsanft aus dem Schlaf reißen. Ich hatte eben Angst, daß dir etwas passiert ist. Ich hatte noch zu tun und hätte beinahe unser Treffen verpaßt, da bin ich wohl etwas über das Ziel hinausgeschossen. Aber das ist noch lange kein Grund mich so anzublaffen. Ich verspreche dir, dich nicht mehr zu wecken. Es sei denn, dein Quartier brennt oder etwas in der Art passiert."

Die Spanierin stand auf, streckte sich genüßlich und ging dann zum Replikator.

"Ein Brötchen mit Honig und einen Riegel Yuch."

Das Essen erschien wie gewünscht im Ausgabefach und Helen griff sich das Brötchen und reichte der Klingonin den Schokoladenriegel. "Du meine Güte, hab ich vielleicht einen Hunger. Hier hast du etwas Yuch´, soll ja bekanntlich gute Laune machen", meinte sie und zwinkerte ihrer Freundin zu.

B'Elar nahm die klingonische Schokolade an und setzte sich dann auf die Couch.

"Ich hab schlechte Laune", begann B'Elar.

"Ach? Hab ich noch gar nicht bemerkt", bemerkte Helen.

"Laß mich doch mal ausreden verdammt. Warum müßt ihr Menschen immer dazwischen reden?", fragte die Klingonin Helen genervt. "Ich weiß nicht warum, aber ich glaube, ich habe von Ralgh geträumt." Wütend schlug sie auf die Couch und schaute dann zu Helen, die mittlerweile ebenfalls auf der Couch saß.

"Warum müssen Männer eigentlich so dumm sein? Zumindest die, mit denen ich eine Beziehung hatte. Der Romulaner und der Ferengi waren die schlimmsten."

Grinsend biß Helen in ihr Brötchen, "Sag mal, wie hast du es eigentlich geschafft diesen eigenbrötlerischen Ferengi zu heiraten?"

"Ich hatte Langeweile."

"Was?", Helen sah B'Elar mit leicht geöffneten Mund und aufgerissenen Augen fassungslos an.

"Ich saß in einer Ferengibar mit vielen anderen Starfleetoffizieren und die ödeten mich an. Dann tauchte Ralgh auf, schaute sich um, kam zu mir, setzte sich auf meinen Schoß und fragte, ob ich Lust hätte ihn zu heiraten. Wir setzten einen Vertrag auf, in dem stand, daß ich weiter arbeiten müßte, zwar Kleidung tragen dürfte, aber in seiner Gegenwart nicht sprechen dürfte." B'Elar grinste. "Und er wollte mindestens sechs Söhne."

"Und was davon hast du nicht eingehalten?"

"Na ja, wir haben einen gemeinsamen Sohn, ich redete wann es mir paßte und ich hatte schon bald meine Stellung als Sicherheitsoffizier gekündigt", antwortete B'Elar mit einem vergnügten Grinsen.

Sie schaute auf ihren Chronometer. In ein paar Minuten würde die Ivory auf die Washington stoßen.

--- Brücke

Marc hatte gerade die Füße hoch gelegt, als seine Konsole anfing, leise zu piepen.

'Was ist denn jetzt schon wieder los?', dachte er und setzte sich auf. Entsetzt starrte er die blinkende Anzeige an und rieb sich die Augen. 'Ich glaube, ich träume.'

"Computer, überprüfe den Chronometer der Ivory und sage mir die genaue Uhrzeit", sagte Marc.

"Es ist genau 23 Uhr 20", antwortete dieser.

"Ich habe geschlagene drei Stunden Musik gehört? Das war die schnellste Schicht, die ich bisher hatte", sagte er zu sich und grinste. "Okay, dann werde ich mich mal wieder an die Arbeit machen." Er aktivierte die Langstreckensensoren und suchte nach der Washington. 2 Minuten später hatte er sie auch schon gefunden und Marc öffnete einen Kanal zu dem Schiff.

Der Bildschirm erhellte sich und es erschien ein etwas müdes Gesicht im Bild. "Hier ist die U.S.S. Washington. Ich bin Leutnant Commander Harson, stellvertretender Captain. Kann ich irgend etwas für Sie tun?"

"Hier spricht Tegger, vom privaten Frachtschiff Ivory. Wir wollen mit Ihrer Erlaubnis ein paar Reisende auf unser Schiff übernehmen. Wir haben eine wichtige Ladung an Bord und mußten schnellstmöglich von DS3 abfliegen, deswegen konnten wir leider nicht auf ihr reguläres Ankommen warten. Wäre das möglich?", sagte Marc.

"Da muß ich erst den Captain fragen. Ich melde mich gleich wieder. Washington Ende!"

'Wenn die jetzt Nein sagen, war die halbe Stunde Umweg für die Katz', dachte er und merkte, wie die hintere Turbolifttür sich öffnete.

Er drehte sich um und sah Martengh, wie er die Brücke betrat.

"Guten Abend. Oder soll ich lieber sagen, gute Nacht?", begrüßte Marc den Sicherheitschef.

"Ihnen auch", antwortete Martengh und blieb neben dem Captainssessel stehen. "Und? Was macht die Washington?"

"Ich habe sie soeben gerufen und der diensthabende Leutnant ist gerade den Captain fragen, ob wir die Passagiere übernehmen dürfen. Ich hoffe, daß ....!"

Marc wollte gerade den Satz zu Ende sprechen, als sich die Washington wieder meldete.

"Also ich habe unseren Captain benachrichtigt und er gibt mir die Erlaubnis, ihnen die gewünschten Passagiere zu überlassen. Aber nur unter einer Bedingung: Unser Rendezvous darf nicht länger als 30 Minuten dauern", sagte Harson.

"Kein Problem. Sie müßten nur noch den betreffenden Personen Bescheid sagen, daß wir kommen. Wir werden in etwa 20 Minuten bei ihnen eintreffen. Ich schicke Ihnen eine Liste der betroffenen Personen und Tiere. Ivory Ende."

Marc übermittelte die Liste an die Washington und machte sich bereit auf das Treffen mit der Washington.

"Äh, Sir?", sagte Marc und drehte sich zu Martengh um. "Ich hoffe, die zwei Kampfhennen werden nicht auf die Brücke kommen, oder?"

Martengh, der sich gerade auf den Captain-Sessel setzen wollte, erwiderte: "Sicher nicht. Captain Monserat ist ein Anhänger einer einzigen Sternenflottenrichtlinie, nämlich der, nach der nur Leute auf der Brücke etwas zu suchen haben, die dort etwas zu suchen haben. Und ich bin da ganz seiner Meinung.

Ok, Tegger, schicken Sie die Liste der zu beamenden Leute herüber. Ich bin im Transporterraum 1 und werde selber die Bedienung des Transporters übernehmen."

Mit diesen Worten drehte er sich um und verließ die Brücke wieder.

--- Transporterraum 1

Als Martengh den Transporterraum erreichte, war dieser noch komplett leer. Nach dem er sich von dem ordnungsgemäßen Zustand des Transporters überzeugt hatte, aktivierte er seinen Communicator und sagte:

"Martengh an B'Elar. Wir sind in etwa 20 Minuten in Transporterreichweite. Begeben Sie sich bitte in Transporterraum 1, um Ihren Anhang zu erwarten. Martengh Ende."

Bevor B'Elar etwas erwidern konnte, hatte Martengh die Verbindung bereits unterbrochen und sie schnaubte sauer.

--- B'Elars Quartier

"Können die sich nicht einmal vernünftig ausdrücken? 'Anhang' ist ja noch das freundlichste Wort was ich in dem Zusammenhang gehört habe. Balg, Brut, Viecher... Ich habe nichts dagegen, wenn die Crew des Schiffes auf dem ich arbeite nicht andauernd freundlich und fröhlich ist. Ganz im Gegenteil, aber beleidigen, das geht doch etwas zu weit. Und bis jetzt hat keiner etwas anderes getan. Mal abgesehen von dir und T'Kara", beschwerte sie sich bei Helen und stand auf um zum Transporterraum zu gehen.

--- Transporterraum 1

Zusammen mit Helen Ramirez betrat B'Elar den Transporterraum und sah sich um. Außer ihnen beiden war nur Martengh zu sehen und die Klingonin nickte ihm kurz zu und stellte sich dann neben die Konsole.

--- Classics Quartier

Classic schreckte hoch.

Das war wieder eine seiner schlechteren Nächte gewesen. Er quälte sich langsam aus dem Bett und schlurfte ins Bad. Nachdem er sich fertig gemacht hatte, nahm er ein spartanisches Frühstück ein, zog sich an und machte sich auf den Weg zur Brücke.

--- Deck 3, Gänge

"Ich kann schließlich Marc nicht die ganze Nacht alleine arbeiten lassen", murmelte er und betrat den Turbolift.

--- Brücke

Classic schritt aus der Kabine und gähnte erst mal herzhaft. "Guten Morgen, alle zusammen!", rief er und öffnete die Augen. 'Nanu? Nur Marc da? Ich dachte, wir treffen gleich mit der Washington zusammen?', dachte er und schritt auf Marc zu.

"Hallo, sag mal, wann treffen wir mit der Washington zusammen?", fragte Classic.

"In etwa 15 Minuten. Martengh ist im Transporterraum, wo sich wahrscheinlich auch die zwei Furien befinden. Ansonsten wird der Rest wohl schön im Bettchen liegen und über Gott und die Welt träumen", sagte Marc und konzentrierte sich wieder auf die Steuerung der Ivory.

"Ok, dann werde ich mich mal nützlich machen", sagte Classic und schritt zur Kommunikationsstation.

--- Transporterraum 1

Martengh, der sich hinter den Transporterkontrollen postiert hatte, begrüßte die beiden Frauen mit einem Nicken. Nach einer längeren Wartezeit, die sich der Sicherheitschef mit weiteren Systemkontrollen und die beiden Frauen mit Getuschel vertrieben, kam die langersehnte Meldung von der Brücke:

"Wir befinden uns in Transporterreichweite. Laut Washington steht alles zum Beamen bereit."

Er antwortete: "Verstanden. Ende.

Ivory an Washington. Wenn Sie bereit sind, werde ich nun den Beamvorgang einleiten."

"Washington an Ivory. Verstanden. Sie können beamen, auch wenn es unüblich ist. Normalerweise wird der Beamvorgang immer von einem Schiff der Galaxy-Klasse gestartet." [SCNR]

"Ebenfalls verstanden. Was in der Sternenflotte üblich ist, geht mich nichts an. Ende"

Mit diesen Worten betätigte Martengh die notwendigen Kontrollelemente. Nachdem die zu beamenden Körper im Musterpuffer waren, ließ er seine beiden Sicherheitsprotokolle laufen, woraufhin sich die ekelhaft unpersönliche Computerstimme meldete:

"Waffenkontrolle - Negativ. Keine aktivierten oder deaktivierten Waffen vorhanden.

Biokontrolle - Negativ. Keine Kontaminierung durch einen bekannten Virus vorhanden.

Musterpufferkontrolle..."

Martengh stutzte. Dieses Protokoll stammte nicht von ihm.

"...Destabilisierung eines Musters. Wollen Sie es restabilisieren? Bitte wählen Sie Ja oder Nein."

Martenghs vier Finger huschten in einer atemberaubenden Geschwindigkeit über die Kontrollen, und es gelang ihm, die Destabilisierungsgeschwindigkeit zu verringern.

Nachdem er es nach einigen bangen Minuten geschafft hatte, das Muster wieder herzustellen, materialisierten sich an vier Stellen Körper.

'Vier?' Martengh rechnete. Bisher hatte er immer geglaubt, bis drei zählen zu können. Und er hatte den Auftrag, den Sohn, den Hund und den Tribble zu beamen. Machte nach seiner Rechnung Drei.

Noch bevor er reagieren konnte, war die Rematerialisierung beendet. Martenghs Augen ruckten über die Transporterplattform.

'Ein Hund. Hund? Eher ein Bär. Der Sohn, der Tribble.' Als letztes fiel sein Blick auf einen unübersichtlichen Haufen von Kartons, Koffern und sperriger Gegenstände, die Martengh nicht sofort einordnen konnte.

Der Caldonier wollte gerade aufatmen, weil wirklich nur die Personen gekommen waren, die er auf die Ivory lassen durfte, als er einen etwas genaueren Blick auf B'Elars Sohn warf.

Bisher hatte er sich keine Gedanken darüber gemacht, daß es sich hierbei um einen Klingonen-Ferengi-Mischling handelte. Seiner Meinung war eine solche Mischung genetisch unmöglich, aber der Gegenbeweis stand jetzt vor ihm.

Er mochte zwar die Figur, Haare und auch die Ohren eines Klingonen haben, aber seine Hautfarbe und Stirn war eindeutig ferengisch. Als er seine Mutter sah und den Mund zu einem Lächeln verzog, merkte Martengh, daß er noch eine höchst unattraktive Sache der Ferengis geerbt hatte.

Kopfschüttelnd wandte Martengh sich wieder den Kontrollen zu, um herauszufinden, welches der vier Muster sich destabilisiert hatte...

Nachdem der Beamvorgang abgeschlossen war, lief B'Elar freudig auf das Trio zu. Als erstes nahm sie B'Kar auf den Arm, der sich erstaunt umschaute und sich dabei am Fell des Wolfshundes festhielt. Als er seine Mutter erkannte, die ihn gerade in den Arm nahm, quietschte er vergnügt auf

"Hey, mein Schatz wie geht es dir, hm? Waren die vier Wochen bei Tante Chandra schön?", fragte sie den Kleinen, der nur hell auflachte.

B'Elar drehte sich um und strahlte Helen an, die etwas weiter hinten stand und zwischen Einstein und B'Kar hin und her schaute.

"Komm her, keiner von den beiden wird dich beißen", sagte die Klingonin grinsend und lächelnd ging ihre Freundin auf sie zu. "Nimm ihn mal, damit ich Einstein und Wuschel kurz begrüßen kann, sonst sind sie eingeschnappt."

Mit ausgestreckten Armen machte Helen einen Schritt auf Mutter und Kind zu, stockte aber als ein warnendes Knurren zu hören war.

"Nimm ihn, Helen", wiederholte B'Elar sich mit drohendem Ton, der allerdings nicht für Helen sondern Einstein gedacht war.

"Was ist denn mit dem los? Wir haben uns doch früher gut verstanden", fragte Helen erstaunt.

"Aber früher war kein Kind da, das er vor bösen Menschen beschützen mußte." Schmunzelnd ging B'Elar zu ihren Haustieren, kraulte den Hund am Ohr, darauf bedacht sich nicht an den Stacheln zu verletzen. Beruhigend leise sprach sie auf das Tier ein.

Nachdem Einsteins Knurren leiser wurde und er anfing freundlich zu wedeln, nahm B'Elar den Tribble aus dem kleinen, durchsichtigen, mit Löchern übersäten Aluminiumkasten. Schnurrend schmiegte dieser sich sofort an ihre Hand.

'Na also, nicht alle meine Tiere sind so feindselig', dachte sie lächelnd.

"Ich glaube wir gehen jetzt in mein Quartier, du hilfst mir doch noch, Hell?"

"Mich wirst du nicht so schnell los", lachte Ramirez verschmitzt.

Dann wandte sich B'Elar an Martengh. "Ich danke Ihnen, Sir. Könnten Sie mir vielleicht noch einen Gefallen tun und Charly fragen, ob er meinen Kram in mein Quartier bringen könnte? Das wäre wirklich sehr nett von Ihnen, danke", mit diesen Worten drehte sie sich wieder Helen und B'Kar zu.

"Machen wir 'nen Tausch?", fragte B'Elar Helen und hielt ihr den Tribble entgegen.

"Ist zwar ein schlechter Tausch, aber ich will mal nicht so sein", entgegnete Helen, gab B'Elar den Jungen und nahm Wuschel entgegen. Abwesend kraulte sie das Tier und wandte sich kurz an Martengh.

"Am besten sieht sich morgen jemand aus der Technik den Transporter an, damit kein weiterer Zwischenfall passiert. Wer weiß, wen es beim nächsten mal treffen wird... Bel, sollen wir dann mit der Meute in dein Quartier? Ich möchte ganz gern wieder ins Bett, es war ein langer Tag."

B'Elar nickte und gemeinsam verließen sie den Transporterraum und spazierten in gemächlichem Tempo den Gang entlang.

--- Quartier 12

Mit einem Seufzer der Erleichterung warf sich Helen auf die Couch und beobachtete, wie B'Elar die Tiere fütterte und tränkte. "Dieser Tag war wirklich die Hölle. Soviel ist in der Sternenflotte in einem ganzen Monat nicht passiert. Na ja, da habe ich mich auch besser benommen, wenn ich ehrlich bin. Am Besten, ich gehe in mein Quartier und räume erst mal die Reste meines Sessels weg."

"Hm, ja, gute Idee, mach das. Wir sehen uns ja morgen früh", entgegnete die Klingonin abwesend.

"Ja, vielleicht sehen wir uns ja vor der Schicht im Krell's", verabschiedete sich Helen und ging in ihr Quartier.

--- Quartier 16

Langsam streifte sich die junge Frau ihre Schuhe ab, warf sich auf ihr Bett und gab dem Computer den Befehl, sie um 6.30 Uhr zu wecken.

'Ein neues Leben wolltest du hier anfangen und was tust du? Legst einen noch schlimmeren Start als sonst hin. Am Besten packst du deine Sachen wieder ein und machst dich schnellstens aus dem Staub. Was hält dich denn hier? Deine Kinder sind eh bei einer arroganten, egoistischen Matschkuh. Vermissen würde mich keiner und zu allem Überfluß ist mein Sessel kaputt', dachte sie deprimiert und begann zu weinen, bis sie völlig übermüdet einschlief.

--- Brücke

Nachdem Martengh die Personen von der Washington herüber gebeamt hatte, verabschiedete Classic sich von dem diensthabenden Offizier der Washington, der ja jetzt wieder die Kommunikation über hatte.

Marc setzte sogleich wieder den direkten Kurs auf ihr Missionsziel. Nachdem die Ivory auf Warp beschleunigt hatte und er den Autopiloten aktiviert hatte, stand er von seiner Konsole auf und schritt zu Classic.

"So, soweit wäre von meiner Seite alles fertig. Die Ivory ist auf ihr Ziel programmiert und fliegt mit Warp 6. Alle Systeme arbeiten einwandfrei. Wenn nichts weiter von deiner Seite zu sagen ist, überlasse ich dir die Brücke und werde mich in mein Quartier begeben", sagte Marc und schaute Classic an.

"Nein, nein. Geh ruhig. Ich komme schon klar. Ich sehe dich dann um 6 Uhr", antwortete Classic auf dem Weg zur Navigationskontrolle.

"Ok, dann gute Nacht", sagte Marc, gähnte und schritt zum Turbolift.

--- Gänge, Deck 3

Nachdem ihn der Lift zu Deck 3 gebracht hatte, schritt er langsam zu seinem Quartier, gab den Autorisationscode ein und betrat das Zimmer.

--- Marcs Quartier

"Puh, geschafft", stöhnte er und ließ sich auf sein Bett fallen. "Computer, stelle den Wecker auf 4.30 Uhr ein."

"Bestätigt!", dröhnte es zurück und Marc schreckte zusammen. 'Diese bekloppte Stimme. Ich werde das jetzt ändern, wenigstens in meinem Quartier', dachte er und setzte sich in seinem Bett auf.

"Computer, wie viele weibliche Stimmuster befinden sich in deiner Datenbank?"

"Es befinden sich genau 1247 weibliche Stimmuster in meiner Datenbank.!", antwortete dieser sofort.

Marc überlegte. "Suche ein beliebiges Stimmuster heraus und ändere die jetzige Computerstimme für mein Quartier ab. Benutze das eben herausgesuchte Muster."

"Erledigt!", tönte es wieder aus den Lautsprechern, doch diesmal erschallte eine wohlklingende Frauenstimme.

'So. Das hört sich schon viel besser an. Morgen werde ich den Captain darum bitten, diese Stimme überall auf dem Schiff zu verwenden.'

Wieder gähnte Marc herzhaft. Also zog er sich langsam aus und kuschelte sich in sein Bett.

"Computer, Licht aus!"

"Bestätigt!", kam wieder prompt die Antwort und Marc lächelte.

"Viel viel besser!"

--- Quartier Nr. 7

Cauori war gerade damit fertig geworden das Terminal wieder zusammenzubauen. Von außen betrachtet schien es das gleiche zu sein, aber das Innenleben hatte sich etwas verändert. Ebenso ging es dem Türschloß ihres Quartiers. Kein Überbrückungscode des Captains oder ersten Offiziers mehr, jetzt öffnete sich die Tür nur noch bei Erkennung ihrer biophysikalischen Daten.

Auch wenn Cauori sonst nicht so paranoid war, bei dieser Mannschaft mußte man vorsichtig sein, wer wußte schon was sie sonst vielleicht einmal in ihrem Quartier erwarten würde. Zumindest wenn die anderen auch nur halb so paranoid waren wie sie, und versuchten, sie auszuspionieren.

Jedenfalls fühlte sie sich schon um einiges wohler. So würde man schon die Tür aufbrechen müssen, um unbefugt in ihr Quartier gelangen zu können ... oder sich enorme Mühe geben, aber Cauori glaubte nicht, daß jemand hier so gut war, daß er ein solches Schloß unbemerkt knacken konnte. Nun würde sie sich daran machen, den Computer der Ivory zu durchforsten, mal sehen, was sie finden würde.

Dieses Mal erschien das Logo der Ivory gar nicht erst, als Cauori in den Speicher des Computers eindrang. Bis zu ihrer nächsten Schicht hatte sie noch einige Zeit, trotzdem würde sie diese Nacht wohl nicht viel schlafen...

--- Quartier 12

"Es ist 5 Uhr und 30 Minuten", hallte die scheußliche Computerstimme in B'Elars Kopf.

"Nein", murmelte diese ohne die Augen zu öffnen, "ist es nicht. Viel zu früh."

Sie war noch nie eine besonders gute Frühaufsteherin gewesen, schon gar nicht wenn sie zu wenig geschlafen hatte. Es war bereits weit nach ein Uhr als B'Elar endlich einschlafen konnte, sie, B'Kar und der Wolf waren viel zu aufgedreht gewesen um sofort einzuschlafen.

"Es ist 5 Uhr und 31 Minuten", krächzte die Stimme wieder und wurde von einem etwas feuchten, schlabberigen Etwas begleitet.

"Was zum...." B'Elar öffnete abrupt die Augen.

Sie lag auf dem Boden neben dem Schlafkissen ihres Sohnes, doch der war nicht zu sehen. Dafür aber eine große, weißgraue Schnauze aus der eine rosafarbene Zunge hing, die ihr immer wieder fröhlich durchs Gesicht wischte.

"Einstein! Oh, ich hab euch fast vergessen", lachte die Klingonin und begrüßte das Tier, indem sie ihm mit den Händen durch das Fell wuschelte. Dann stand sie auf und schaute sich um. Hinter der 'Bestie' saß B'Kar, der plappernd an dessen Rute zog und irgend etwas zu spielen schien.

"Okay, dann steh mal auf, wasch dich, zieh dich an und ab aufs Holodeck", gab sich B'Elar selbst Befehle und führte diese dann auch brav aus.

--- Quartier des Captains

Es bedurfte keines Weckers mehr, damit Monserat pünktlich um halb sechs erwachte. Das war schon seit Urzeiten Routine für ihn. Ebenso wie die Ultraschalldusche, die frisch replizierte Kleidung und die Anweisung an Charly sein Quartier zu machen, ohne dabei etwas unnötig anzurühren. Wobei Monserat ihm jedes Mal drohte ihn überholen zu lassen, wenn er es doch machte und Charly jedesmal die gleiche Antwort darauf gab:

"Vertrauen Sie mir Sir, ich weiß was ich tue."

Und das gehörte zu jenen Dingen, die den Captain noch mehr beunruhigten, als alles andere.

--- Gänge, Deck 3

Alles war wie jeden Morgen. Um diese Zeit war noch fast nichts los auf den Gängen, weil die meisten Schichtwechsel erst später begannen. Trotzdem war etwas anders. Das beunruhigende Gefühl in der Magengegend vom gestrigen Tag war nicht gewichen.

Immerhin hatte ihm nach dem Alptraum die klingonische Amazone nicht wirklich aufgesucht und das war schon besser als er erwartet hatte. Entweder hatte Martengh alles zu ihrer Zufriedenheit erledigt, sie nach einem plötzlich auftauchenden Problem doch noch beruhigen können oder sie aus der Luke werfen lassen. Aber das war dem Captain egal. Hauptsache, er hatte seine Ruhe.

--- Turbolift

"Computer, Brücke!", wies Monserat den Lift an, der sich gleich darauf in Bewegung setze. Der Tag begann im Grunde viel zu gut. Das konnte kaum auf Dauer so bleiben. Nicht mit DER Mannschaft.

Die Türen des Lifts glitten zischend zur Seite und der Captain betrat pünktlich wie immer die Brücke. Wie vorgesehen saß einer der beiden Navigatoren auf seinem Platz und achtete auf den Kurs den Schiffes.

--- Brücke

"Morgen, Tegger. Gibt's irgend etwas Neues?", fragte Monserat beiläufig, während er sich zum Replikator begab um sich seiner restlichen üblichen Morgenprozedur zu widmen.

Marc drehte sich zu Monserat um. "Nein, Sir. Wir befinden uns immer noch auf Kurs nach Aridion, alle Systeme arbeiten normal. Unser Zusammentreffen heute Nacht mit der Washington verlief planmäßig. Wir haben für die ganze Aktion etwa 25 Minuten gebraucht."

Monserat nickte nur stumm und widmete sich dann wieder seiner Beschäftigung.

Marc stand auf und tappte ebenfalls zum Replikator und bestellte sich ein kleines Frühstück, welches aus 2 Brötchen mit Butter, einer großen Portion Rührei mit Käse und einem Pott Kaffee bestand. Vorsichtig balancierte er das Frühstück zu seiner Konsole, setzte sich und fing an zu essen.

--- Quartier 17

Krell wachte von selbst um viertel nach sechs auf der Couch auf und gähnte herzhaft.

"Ich hoffe, das wird ein guter Tag. Und ich hoffe, daß dieser Roboter explodiert ist, oder ihm etwas anderes zugestoßen ist."

Er stand auf, nahm sich einen frischen Anzug aus dem Schrank, ging duschen und zog sich an. Fröhlich pfeifend machte er sich dann auf den Weg in sein Etablissement.

--- Krell's

"Gut, noch keiner da, dann kann ich jetzt erst mal in Ruhe frühstücken, bevor die ersten, hoffentlich, kommen", redete er freundlich auf sich ein und bereitete sein Frühstück vor.

Kurz darauf kam auch schon der erste Gast.

"Einen wunderschönen guten Morgen, was darf ich Ihnen bringen?"

---Brücke

Nachdem Marc das Frühstück verspeist hatte, stellte er das Geschirr zurück in den Replikator und stellte sich dann vor den Captain.

Der Captain trank gerade einen Schluck heißen grünen Tees, den er sich beim Computer immer mit "Captains Morning" bestellte. Es war ein ganz besonderer Tee, verfeinert mit einer ausgewogenen Mischung an getrockneten Apfel- und Ananasstückchen, damit er nicht gesüßt werden mußte und seine Bitterstoffe verlor.

"Sir, ich hätte da eine Anfrage betreff der Computerstimme der Ivory", sagte Tegger.

Monserat schaute von seinem Sessel hoch nickte.

"Ich finde, daß man die Computerstimme der Ivory wechseln sollte. Sie geht einem bei der Arbeit doch extrem auf die Nerven. Dürfte ich sie mit Ihrer Erlaubnis ändern?", fragte Marc und wartete gespannt auf die Antwort.

Für einen Moment überlegte Monserat was er auf Teggers Anfrage antworten sollte, doch irgendwie konnte er sich keine schlimmere Stimme für den Computer ausmalen, als seine jetzige. Höchstens die von Francine...

Sofort mußte er husten, weil er sich an seinem Tee verschluckt hatte. Ihre Stimme Tag und Nacht zu den unpassendsten Gelegenheit zu hören, mußte echt die Hölle auf Erden sein.

"In Ordnung, Tegger. Machen Sie nur, aber wehe mein Computer hört sich nachher wie eine dieser beiden Amazonen an. Da würde ich wirklich seine alte krächzende Stimme bevorzugen." Damit wandte er sich wieder seinem morgendlichen Teezeremoniell zu. Denn mehr pflegte er am Morgen nicht zu sich zu nehmen.

"Übrigens...", er sah nicht mal hoch, als er das beiläufig erwähnte, "ich hoffe, daß Sie künftig speisen BEVOR Sie zum Dienst erscheinen. Ich hasse fettige, verkrümelte Steuerkonsolen... und unachtsame Navigatoren..."

"Ok Sir, ich werde mich dran halten", sagte Marc und schritt zur technischen Konsole im hinteren Teil der Brücke.

'So, dann werden wir uns mal um deine Stimme kümmern', dachte er und ließ die Finger über die Konsole fliegen. Nach wenigen Minuten hatte er das Computerstimmuster, welches er in seinem Quartier benutzte, komplett auf das ganze Schiff ausgeweitet.

"Wenn jetzt jemand eine Anfrage bei dem Computer startet, wird er sein blaues Wunder erleben", sagte er zu sich und mußte lachen.

Nachdem er das alte Muster gesichert hatte, auch wenn wahrscheinlich nie wieder jemand diese Kratzbürstenstimme hören wollte, ging er zurück zum Captain und machte Meldung.

"Captain, ich habe die alte Stimme durch eine neue ersetzt. Wenn sie Ihnen zusagt, werde ich das Muster speichern", sagte Marc und wartete gespannt auf die Antwort.

'Wenn die ihm nicht gefällt, dann weiß ich es auch nicht' dachte er und schmunzelte.

"Computer: Wie spät ist es?", fragte der Captain um die neue Stimme des Computersystems auszutesten. Gespannt erwartete er unwillkürlich die alte kratzige Stimme.

"Es ist jetzt 6:29 Uhr", antwortete eine verführerische Frauenstimme.

Monserat war ziemlich perplex, daß sich auch so ein Sprachmuster in der Datenbank befunden hatte und er sich immer mit dem alten herumgeärgert hatte. Endlich hatte mal jemand von seiner Crew Initiative bewiesen. Er wollte sich gerade dazu äußern, als der Computer noch etwas nachsetzte.

"Ich wünsche Ihnen einen schönen Arbeitstag, Captain... Monserat", hauchte die Stimme.

Die Augen des Captains waren riesig und hätte er nicht seinen Tee schon ausgetrunken, hätte er sich jetzt wohl richtig verschluckt.

"Haben Sie sonst noch etwas daran rumgedoktert, Tegger?", fragte er seinen Navigator, der ebenfalls überrascht zu sein schien. "Immerhin sind Sie für Veränderungen am Computersystem wohl nicht ganz zuständig."

Tegger zuckte irritiert mit den Schultern. Er schien sich keiner Schuld bewußt zu sein.

"Ich möchte, daß Sie sofort...!", dann stockte der Captain und lächelte plötzlich. "Nein, ich habe es mir anders überlegt. Lassen Sie alles genau so, wie es ist." Zufrieden lehnte Monserat sich in seinem Captainsstuhl zurück. Der Tag konnte beginnen.

--- Quartier 16

"Es ist 6.30 Uhr", tönte eine Frauenstimme durch das Schlafzimmer und Helen setzte sich mit einem Ruck auf.

Verschlafen rieb sie sich die Augen und sah sich nach der vermeintlichen Besucherin in ihrem Quartier um, bis ihr bewußt wurde, daß es sich um die Stimme des Computers handelte.

'Warum muß es ausgerechnet eine Frauenstimme sein?', dachte sie mürrisch, während sie die Füße über die Bettkante schwang und sich in eine halbwegs sitzende Position zwang.

Langsam stand sie auf und stellte verwundert fest, daß sie immer noch ihre Kleidung trug. Allmählich erinnerte Helen sich wieder an die Geschehnisse des letzten Tages und beschloß erst einmal eine Dusche zu nehmen. Warmes Wasser verbesserte ihre Laune normalerweise immer und auch diesmal verfehlte es seine Wirkung nicht.

Wesentlich besser gelaunt, kehrte sie mit einem Handtuch bekleidet zurück in das Schlafzimmer und betrachtete kopfschüttelnd das Chaos, das sie am vorangegangenen Abend angerichtet hatte.

"Ich habe zwar keine Lust, das jetzt aufzuräumen, aber mir bleibt kaum etwas anderes übrig", trieb sie sich selbst zur Arbeit an und begann ihre Wäsche in die Kommode zu sortieren.

Während sie die Kleidungsstücke an ihren Platz legte, wanderten ihre Gedanken zu Pormas.

'Hör auf mit dem Wahnsinn, Helen. Er hat bekommen, was er wollte und du solltest aufhören, dich verrückt zu machen. Laß ihn einfach in Ruhe und vergiß was passiert ist. Er hat es bestimmt schon vergessen. Tu einfach so, als wäre nichts gewesen. Behandle ihn normal. Du wolltest ein neues Leben anfangen, also tu das auch.'

Kopfschüttelnd machte sie sich daran etwas Passendes für den Arbeitstag aus dem Schrank zu suchen. Nach einigem Überlegen entschied sie sich für eine einfache schwarze Hose und ein bauchfreies Top, das ebenfalls schwarz war.

'Paßt zu meiner Stimmung', dachte sie sarkastisch, schlüpfte in ihre Unterwäsche und zog sich dann an.

Als die junge Frau am Spiegel vorbeikam, warf sie einen kurzen Blick hinein und begann zu lachen.

"Du meine Güte, jetzt wäre ich tatsächlich mit dem Handtuch auf dem Kopf losspaziert", wunderte sie sich und begann energisch ihre Locken trocken zurubbeln.

"Ach was soll's? Ganz trocken werden sie sowieso nicht werden. Da kann ich sie auch offen lassen und in Ruhe Frühstücken gehen. Zusammenbinden kann ich sie immer noch."

--- Krell's, Tisch 8

Mit ihrem Tablett in der Hand steuerte Helen den Fenstertisch an, an dem sie gestern mit B'Elar und T'Kara gesessen hatte und ließ sich auf den Platz fallen.

'Irgendwie mag ich den Tisch und man hat direkten Blick auf die Tür. Wenn Pormas hereinkommt... Ja, was dann? Versteckst du dich hinter deinem Saftglas oder rennst du zu ihm wie eine läufige Hündin? Reiß dich endlich zusammen, du benimmst dich ja wie ein verliebter Teenager.'

Lustlos griff die Spanierin zu ihrem Croissant und begann daran zu knabbern.

--- Holodeck

Bereits seit einer Stunde war B'Elar mit B'Kar und Einstein in einer Simulation, die einen irdischen englischen Wald des 17. Jahrhunderts darstellte. Während der Wolfshund auf 'Jagd' war, spielten Mutter und Sohn in einem Blätterhaufen. Ein Blick auf ihren Chronometer und B'Elar seufzte. Es war bereits später, als sie gedacht hatte.

Im Aufstehen klopfte sie sich Blätter und anderen Dreck von der Kleidung und pfiff nach Einstein, welcher auch kurz darauf, völlig außer Atem erschien. B'Elar nahm B'Kar auf den Arm und ging in die Richtung in der sie den Ausgang glaubte und gab gleichzeitig dem Computer den Befehl das Programm zu beenden.

"Da müssen wir wohl doch noch mal ins Quartier um zu duschen, bevor wir ins Krell's können", erzählte sie ihren beiden Begleitern.

--- Quartier 12

Nachdem B'Elar sich geduscht und ihren Arbeitsoverall angezogen und B'Kar gewaschen hatte, versuchte sie ihn anzuziehen.

"B'Kar, sei nicht so stur und laß mich dir das anziehen. Ich will endlich essen gehen. Helen wartet sicher auch schon", meckerte B'Elar das Kind an, das sich strikt weigerte, sich freiwillig einen Pullover anziehen zu lassen.

Schließlich hielt sie seine beiden Hände mit einer Hand fest und stülpte ihm dann schnell den Pulli über den Kopf und zwang ihn dann dazu auch die Arme durch die richtigen Öffnungen zu schieben.

"So, endlich. Jetzt wollen wir mal los, es ist schon spät. Einstein komm", rief B'Elar und machte sich schleunigst auf den Weg ins Krell's.

--- Krell's

Mit langen Schritten betrat B'Elar das Krell's, sah sich kurz um und steuerte dann auf Tisch 8 und somit auf Helen zu.

Es waren noch nicht sehr viele Leute da, wodurch es im Raum angenehm ruhig war. Als aber B'Elar, gefolgt von dem riesigen Hund mit den Stacheln eintrat, verwandelte sich die angenehme Stille in eine neugierige und gleichzeitig ängstliche.

--- Krell's, Tisch 8

Lächelnd nahm Helen ihrer Freundin B'Kar ab, damit B'Elar sich etwas zu frühstücken holen konnte.

Sie drehte sich um und bemerkte die Blicke der anderen Personen im Raum.

"Keine Angst, er tut euch solange nichts, wie ihr ihm, mir oder meinem Sohn nichts tut", sagte B'Elar in leicht genervtem Ton.

Währenddessen kam Krell auf sie zu, blieb aber im beachtlichem Abstand stehen und fragte nach ihren Wünschen. Etwas verwundert sah sie ihn an und gab ihm die Bestellung auf.

"Das gleiche wie Helen es hat......... Bitte", fügte sie hinzu und setzte sich.

"Du sagst 'bitte' zu ihm? Oder hab ich mich verhört?", wurde sie leise von Helen gefragt.

Grinsend sah B'Elar Helen an. "Hey, ich brauch noch 'nen Babysitter, für die Zeit in der ich arbeite."

--- T'Karas Quartier

"Es ist sechs Uhr dreißig, Zeit zum Aufstehen!", flötete eine fremde Stimme.

T'Kara öffnete ein Auge. Niemand war in ihrem Zimmer. Sollte sich tatsächlich irgendein Techniker der Computerstimme erbarmt haben?

Das mußte getestet werden.

"Computer, wie spät ist es?"

"Es ist immer noch sechs Uhr dreißig. Sechs Uhr dreißig und fünfundfünfzig Sekunden, um präzise zu sein."

'Das kann doch nicht wahr sein!', dachte T'Kara entsetzt. 'Jetzt haben die das Ding nicht nur mit einer neuen Stimme, sondern auch noch mit einer Persönlichkeit ausgestattet! Wer ist denn auf DIE Idee gekommen?'

Während die Vulkanierin aufstand und frische Kleidung hervorsuchte, fragte sie:

"Computer, wer hat deine Stimmuster umprogrammiert?"

Wieder antwortete die säuselnde Stimme: "Ein sehr sympathischer Mann auf der Brücke. Ich glaube, er heißt Tegger. Wirklich sehr nett!"

T'Kara verdrehte die Augen. Hier konnte sie ja keiner sehen. Obwohl... Sie hatte ja Martengh immer noch in Verdacht.

Aber jetzt ging sie doch erst einmal duschen.

--- Quartier 2

Eine viel zu freundliche Frauenstimme raunte in Martenghs Ohr: "Liebling, es ist sechs Uhr dreißig, du solltest jetzt aufstehen..."

Mit einem Ruck saß Martengh im Bett. Wer weckte ihn? Wo hatte sich eine Frau eingeschlichen? Mit einer fließenden Bewegung hatte er seinen Phaser schußbereit in der Hand, stand auf der Erde ging kampfbereit in die Hocke und schaute sich um.

Nichts Ungewöhnliches zu sehen.

Seltsam.

"Computer, wer befindet sich in meinem Quartier?", informierte er sich.

Als Antwort erklang wieder diese ... Stimme: "Aber Schatz, wer sollte sich denn hier befinden? Nur du und ich..." Die Stimme wurde ein wenig traurig. "Aber ich zähle nicht. Immer wollen alle nur Informationen von mir. Nie ist einer richtig freundlich zu mir."

Eine Sekunde lang wollte Martengh gerührt sein, als die seltsam verwandelte Computerstimme die Mauer um sein Herz zu brechen drohte.

Aber nein, too little, too late - lässig steckte er die Waffe wieder weg und machte sich nicht einmal die Mühe zu antworten. Statt dessen nahm er eine schnelle Ultraschalldusche, schlüpfte in ein einteiliges Gewand und beschloß, sein Frühstück im Krell's zu sich zu nehmen.

--- Krell's

Martengh steuerte auf einen freien Tisch zu, als er etwas sah, das er nicht sehen durfte, weil DAS einfach nicht sein durfte, und was nicht sein durfte, konnte nicht sein.

Nicht auf dem Schiff, auf dem er verantwortlich für die Sicherheit war.

Hatte diese verrückte Klingonin doch tatsächlich ihr Kalb, das vorgab ein Hund zu sein, mit ins Krell's genommen.

Hm - einerseits konnte man ihr nicht einmal einen Vorwurf machen, schließlich hatte sie noch keine Maßregeln auferlegt bekommen, was die Tierhaltung betraf.

Andererseits wurmte es ihn immer noch, daß er gestern Abend nicht schlagfertiger gewesen war, als sie ihm(!) den Auftrag gegeben hatte, sich um ihr Gepäck zu kümmern.

Als ob er ihr Laufbursche war!

Er beschloß, soviel Freundlichkeit an den Tag zu legen, wie die neue Computerstimme in ihm zurückgelassen hatte.

--- Krell's, Tisch 8

Mit einem Nicken, das man bei wohlwollender Betrachtung wirklich freundlich nennen konnte, sprach er B'Elar an: "Guten Morgen. Nachdem Sie nun Ihren gesamten Anhang an Bord haben, möchte ich Ihnen ein paar gutgemeinte Ratschläge ans Herz legen:

Regel eins: Tiere und nicht arbeitende Humanoide haben sich so zu verhalten, daß sie den arbeitenden Teil der Besatzung nicht behindern.

Regel zwei: Tiere und nicht volljährige Humanoide sind außerhalb des Quartiers ständig durch eine volljährige Begleitperson zu beaufsichtigen.

Regel drei: Tiere dürfen sich im Quartier des Besitzers und im Holodeck aufhalten. Bei potentiell gefährlichen Tieren ist auf dem Weg zum Holodeck sicherzustellen, daß unbeteiligte Personen nicht zu Schaden kommen. Im Falle eines dantarischen Wolfshundes muß ich auf einen zu der Rasse passenden Maulkorb bestehen.

Regel vier: Aus Regel drei folgt unmittelbar: Tiere haben im Krell's NICHTS zu suchen.

Ich werde jetzt einen kleinen Imbiß zu mir nehmen, und wünsche, daß ich Ihre beiden Tiere fortan nur noch auf dem Weg von Ihrem Quartier zum Holodeck und zurück - und zwar OHNE Umwege - zu sehen bekomme. Im Falle der Nichtbeachtung einer dieser Regeln sehe ich mich leider gezwungen, die Obhut Ihres jeweiligen Schützlings selber zu übernehmen.

Und ich pflege Hunde immer draußen vor der Tür anzuketten...könnte ihm auf die Dauer etwas kühl werden.

Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag."

Zufrieden, und ohne auf eine Antwort zu warten, schritt er zur Bar.

--- Krell's, Bar

Indem der Sicherheitsoffizier sich niederließ, sprach er Krell an: "Guten Morgen. Ich hätte gerne eine caldonische Flagora-Suppe und einen grünen Salat. Die Suppe ohne Machiaoskerne, statt dessen mit einem Schuß Dwargh.

Anschließend replizieren Sie bitte ein Schild, das Sie vor dem Eingang der Bar anbringen. Den genauen Text überlasse ich Ihnen, aber es sollte daraus klar ersichtlich sein, daß diese Bar von Tieren nicht betreten werden darf.

Sollte ich nach meinem Frühstück irgendwann noch einmal ein Tier in der Bar bemerken, wird das verdammt teuer für Sie..."

Noch viel zufriedener schlenderte Martengh zu einem leeren Tisch.

--- Krell's, Tisch 3

'Na, da hatte der Tag doch noch gut angefangen', dachte sich Martengh, während er auf seine Suppe wartete.

--- Krell's, Tisch 8

B'Elar sah Helen mit einem starren Blick an, und konnte schwören, daß diese ihre Gedanken lesen konnte.

"So wie ich dich kenne, läßt du das doch nicht auf dir sitzen, oder?", stellte Helen mit einem vielsagenden Lächeln fest.

"Da kennst du mich aber gut", gab B'Elar zur Antwort, stand auf und ging wütend zu Martengh.

--- T'Karas Quartier

T'Kara schritt zu ihrer Sendeeinheit. Sie drückte einige Knöpfe und aktivierte damit die Überwachungsfunktion.

'Ha, hab ich es mir doch gedacht!', amüsierte sie sich innerlich. 'Dieser Kerl ist wirklich ein Paranoiker! Da werden wir mal ein paar Maßnahmen ergreifen...'

Ein Knopfdruck brachte ihr Miniterminal dazu, Musik abzuspielen. Schottische Dudelsackmusik. Irgendwie unmelodisch, aber irgendwie auch wieder melodisch. Ein Widerspruch in sich, sozusagen.

Wie um ziellos ihr Quartier ein wenig zu verschönern, hängte T'Kara einige Dinge an die Wände.

Ein großes Bild der vulkanischen Wüste.

Einen kleinen Wandteppich aldurianischer Herkunft.

Eine Hängepflanze, die schon etwas mitgenommen aussah.

Außerdem montierte sie noch einen Kleiderhaken an eine Stelle der Wand und
hängte ihren Meditationsumhang daran.

Und noch so ein paar Dinge...

--- Krell's, Tisch 3

"Mister Martengh! Ich würde gerne etwas zu Ihren...REGELN sagen.

Zu Regel Nummer 1: Weder mein Sohn noch mein Wolfshund sind hier im Weg. Wir sitzen an einem Fensterplatz und das Tier liegt an der Wand. Nur falls Ihnen das noch nicht aufgefallen ist.

Zu Regel Nummer 2: Soviel ich weiß sind Ms Ramirez und ich sehr wohl volljährig und da ich hier weder Ihnen noch dem Captain noch den meisten anderen vertraue, werde ich garantiert nicht zulassen, das eins meiner Schützlinge alleine bleibt.

Zu Regel Nummer 3: Erstens ist mein Wolfshund nicht gefährlich, solange man mir, meinem Sohn oder ihm nichts tut, das gleiche gilt auch für unerlaubtes Betreten des Quartiers", dabei lächelte sie ihn süffisant an und fuhr dann fort.

"Und bevor er einen Maulkorb bekommt, würden eher Sie auf der Stelle tot umfallen. Weshalb mein Wolf im Krell's nichts zu suchen hat, müssen Sie mir doch mal erklären. Da es hier keine echten Lebensmittel gibt, kann es daran schon mal nicht liegen. Angegriffen, angeknurrt oder auch nur ANGESEHEN hat er keinen, mal abgesehen von denen, die sich dem Tisch näherten", B'Elar überlegte kurz.

"Wissen Sie was, da Sie ja ziemlich paranoisch sind, allein schon wegen der Wanzen in allen Quartieren,... oder ist es nur, weil Sie gerne spannen? Ich nehme an, Sie haben Audio und Video, nicht wahr?", mittlerweile hatte B'Elar sich in Rage gesprochen und wollte nur noch eins. Den Mann, der ihr den Tag schon am frühen Morgen versaute, die Meinung geigen, bis er entweder zur Besinnung kam oder freiwillig das Schiff wechselte.

Sie drehte sich halb um, als ihr wieder etwas einfiel.

"Ach ja, sollten Sie oder ihre Leute einem meiner SCHÜTZLINGE zu nahe kommen, werden Sie MICH kennenlernen Und glauben Sie nicht nur weil Sie 2 Meter größer sind als ich, der 1. Offizier und Sicherheitschef sind, würde ich vor Ihnen kuschen, haben Sie sich geschnitten. Ich weiß, was ich tue und was ich anderen zumuten kann, im Gegensatz zu IHNEN. Ich sage nicht, daß Sie allem und jedem vertrauen können, aber zu viel Mißtrauen ist auch gefährlich.

Und wenn Sie mit dem allen nicht einverstanden sind, und ich nehme das genauso an, wie ich mir sicher bin, das Ihr heißgeliebter Captain zu Ihnen halten wird, dann BITTE ich um die Versetzung auf ein anderes Schiff. Meinetwegen sogar auf ein cardassianisches."

Noch während B'Elar sich herumdrehte, erhob Martengh seine Stimme: "Einen Moment noch!

Die Regeln, die ich Ihnen nannte, sind für die Zukunft gedacht. Bis auf die Tatsache, daß Sie Ihren Hund mit ins Krell's gebracht haben, war eigentlich alles in Ordnung.

Ich dachte nur, es wäre auch in Ihrem Interesse, wenn ich nicht bei jeder Gelegenheit an Ihnen herumnörgele, sondern Ihnen einmal erkläre, wie Sie sich in Bezug auf Ihren Anhang zu verhalten haben.

Was das Krell's betrifft: Stellen Sie sich einmal vor, ich würde Ihrem Hund den Zutritt erlauben. Dann würde der Nächste sein Schwein mitbringen, der Übernächste seine Schlange, wieder einer seine Ziege und was weiß ich noch alles. Jeder mit der Begründung: 'Mein Tier ist absolut friedlich, und wenn die Klingonin das darf, dann darf ich das auch.' Und damit hätten diese Leute dann sogar recht.

Ich sehe anschließend schon die Scharen von Mannschaftsmitgliedern zu mir kommen, die sich beschweren wollen: 'Ich habe eine Schlangenhaut-, Hundehaare- oder Tribbles-Allergie und kann nicht mehr ins Krells, weil immer X oder Y mit seinem Schoßtier dort herumsitzt. Dadurch kann ich mich nicht entspannen, muß ständig auf die Krankenstation, und deshalb sinkt meine Arbeitsleistung.'

Oder: 'Ich bin als Kind von einer Schlange gebissen worden und bekomme immer Panik, wenn ich dieses Riesentier sehe.'

Oder nehmen Sie einfach einmal nicht ausrottbare Vorurteile: "Tötet den Tribble! Jeder weiß, daß diese Tiere sich unglaublich schnell vermehren! Weg mit dem Hund! Zecken, Flöhe, Würmer! Gleich markiert er meinen Tisch als sein Revier! Ich will nicht angepinkelt werden!

Tritt so etwas gehäuft auf, haben wir eine Meuterei an Bord: Tierhalter gegen Nicht-Tierhalter.

Und wer ist schuld daran? Ich. Weil ich nicht von vornherein den Tierhaltern strenge Regeln auferlegt habe. Und genau das vermeide ich gerade.

Bisher gab es kein Verbot, Tiere mit ins Krell's zu nehmen, weil vor Ihnen niemand auf diese lächerliche Idee gekommen ist, und ich bin schon ziemlich lange hier an Bord. Seien Sie aber sicher, daß das Verbot sich nicht explizit gegen Ihren Hund richtet. Er war nur der Anlaß, ein allgemeines Verbot zu erlassen.

Eigentlich bin ich Ihnen sogar dankbar, denn Sie haben mich auf eine möglicherweise gefährliche Unterlassung hingewiesen.

Deshalb werde ich wegen des Maulkorbes noch einmal mit dem Captain reden, allerdings kann ich Ihnen da nur wenig Hoffnungen machen.

Sehen Sie, um das Holodeck - den einzigen Ort außer Ihrem Quartier, wo sich der Hund aufhalten darf - zu erreichen, müssen Sie den Turbolift nehmen.

Ein Hund kann unter so beengten Bedingungen schon einmal die Kontrolle über sich verlieren. Wenn er dann ein zufällig mitfahrendes Mannschaftsmitglied anfällt, dürfen Sie dreimal raten, wer von den Leuten - und vom Captain - dafür verantwortlich gemacht wird.

Richtig. Wieder ich. Schließlich bin ich für die Sicherheit verantwortlich. Und ein potentiell gefährliches Tier gefährdet potentiell die Sicherheit des Schiffes, weshalb prophylaktische Vorsichtsmaßnahmen angebracht sind. Aber das wird der Captain entscheiden.

In Ihrem Quartier und im Holodeck können Sie den Hund übrigens herumlaufen lassen, wie Sie wollen. Nicht, daß wir aneinander vorbeireden.

Nebenbei: Wie würden Sie reagieren, wenn irgendwer einen auf Vaporisieren eingestellten Phaser ständig auf Ihren Kopf richten würde? Mit der Rechtfertigung: Bisher habe ich noch niemanden erschossen, und ich habe eine sichere Hand, es kann überhaupt nichts passieren, und wo ich meinen Phaser trage, ist alleine meine Sache.

Ich bin mir jedenfalls sicher, daß Ihnen sofort eine Million Umstände einfallen werden, unter denen dieser Irgendwer trotzdem abdrücken würde. Deshalb würden Sie darauf bestehen, daß er den Phaser einzustecken oder wenigstens zu deaktivieren hat. Wenn Sie ihn nicht einfach niederschlagen würden, wie ich Ihr Temperament einschätze.

Sehen Sie, und ich mache mir sogar die Mühe, Ihnen zu erklären, warum man sich an Bord eines Raumschiffes anpassen muß. Die eigene Freiheit hört da auf, wo die Freiheit eines Anderen beginnt."

Martengh grinste. "Und das mit der Versetzung auf ein cardassianisches Schiff läßt sich sicher machen, weil wir bald auf eines stoßen werden. Leider bezweifele ich, daß der dortige Captain ein so weiches Herz wie Monserat hat, und Ihnen erlaubt, einen Tribble, einen Hund und ein Kind mitzubringen."

Der Sicherheitsoffizier lehnte sich zurück. 'Ich muß krank sein. Ich bin so gut gelaunt, daß es mir sogar Spaß macht, mich vor einem einfachen Mannschaftsmitglied zu rechtfertigen und das, wo diese Klingonin eine Dreistigkeit mir gegenüber an den Tag legt, wie selten jemand zuvor.'

Dieser Gedanke nistete sich in ihm ein. Zuerst die neue Bemalung des Krell's, dann diese verführerische neue Computerstimme. Vielleicht war auch etwas in seinem Essen gewesen, daß seine Wachsamkeit reduzierte.

Ach nein, er hatte ja noch gar nicht gegessen.

Jedenfalls wußte er jetzt, wohin ihn sein nächster Weg führen würde. Er mußte sich dringend wieder einmal in der Krankenstation durchchecken lassen...

"Nun gut." B'Elar seufzte resignierend, gleichzeitig verstehend. "Ich werde ihn nicht mehr hierhin mitnehmen. Auf einen Zoo habe ich nämlich auch keine Lust. Aber das mit dem Maulkorb sollten Sie wirklich noch mal mit dem Captain bereden. Nicht, weil ich es will, sondern weil es besser ist. Zwar ist das Tier sehr groß, aber man sollte auch bedenken, daß er durch seine Größe auch den Vorteil hat nicht angriffslustig sein zu müssen. Die meisten gehen ihm aus dem Weg, das weiß er und somit würde er niemals jemanden ohne ersichtlichen Grund angreifen.

Im übrigen würde der Maulkorb das genaue Gegenteil bewirken, es würde 'Einstein' stören, er würde wütend werden. Stellen Sie sich mal vor, Sie müßten jedesmal wenn Sie Ihr Quartier verlassen etwas Ähnliches tragen. Würden Sie dann nicht auch irgendwann die Geduld verlieren und einen Haß auf alle Menschen haben die Ihnen das angetan haben könnten?" Sie legte die Betonung auf das letzte Wort, machte eine kleine 'Kunstpause' und fuhr dann weiter fort.

"Die Versetzung sollte nur sein, wenn es unbedingt sein muß. Wissen Sie, ich mag dieses Schiff, was ich sehr wichtig finde, wenn es um die Arbeit und das Leben geht. Man muß allerdings nicht nur den Arbeitsplatz mögen, sondern auch seine Mitmenschen und das ist schwer, wenn einem andauernd jemand irgend etwas vorwirft. Für mich als Klingonin ist es nicht sehr leicht, das war es schon in der Sternenflotte nicht und auch nicht auf dem klingonischen Frachter. Allerdings war es da aus anderen Gründen. Nämlich die, daß ich vier Jahre auf Vulkan studiert und gelebt habe.

Ich wollte unter anderem lernen, mein klingonisches Blut unter Kontrolle zu bringen. Trotzdem gibt es immer wieder diese Vorurteile, ein Klingone ist wie jeder andere. Daß das nicht stimmt, ist jedem irgendwie bewußt und trotzdem fordern mich andere immer wieder bewußt oder unbewußt heraus, und treiben mich damit bis zur Grenze der Weißglut." B'Elar holte tief Luft. Sie hatte noch nie soviel auf einmal geredet, wie an diesem Morgen und es verwirrte sie Zunehmens.

"Ich hoffe, daß irgendwann mal alle Verständnis für einander haben und auch ein einigermaßen großes Vertrauen. Ohne das kann aus den Menschen, die gemeinsam auf einem Schiff arbeiten, niemals eine echte Crew werden. Und das könnte es, zumindest auf diesem Schiff. Die Leute, die ich bis jetzt kennengelernt habe, sind zwar nicht alle nach meinem Geschmack, aber ich habe, hauptsächlich durch die Besprechung gestern gemerkt, daß alle etwas drauf haben und wissen was sie tun."

'Ende der Durchsage', dachte B'Elar nickte Martengh schnell einen Abschiedsgruß zu und ging zurück zu ihrem Tisch.

--- Krell's, Tisch 8

Mittlerweile hatte Krell ihr Frühstück gebracht hatte und spielte zur Zeit mit B'Kar auf dem Arm.

'Dieser dreckige Ferengi faßt mein Kind an und Helen tut nichts dagegen', dachte sie fassungslos. Doch dann kam ihr ein Gedanke und schnell wand sie sich Krell zu.

"Noch einmal guten Morgen, Krell", begrüßte B'Elar den Ferengi, der sich vor Schreck und Erstaunen fast an seiner eigenen Spucke zu verschlucken schien.

"G-guten Morgen."

"Wie ich sehe, kommen Sie gut mit Kindern aus", stellte die Klingonin freundlich lächelnd fest.

"J-ja, ich liebe Kinder und dieses hier, es ist zum Teil Ferengi, nicht wahr", stotterte Krell weiter.

"Ja, sein Vater ist ein Ferengi. Offensichtlich der Vater." B'Elar schaute an sich herunter und grinste schief. "Sagen Sie, Krell, könnten Sie mir vielleicht einen Gefallen tun? Ich brauche dringend jemanden, der während meiner Schicht auf B'Kar aufpaßt. Helen hat zusammen mit mir Schicht und ich die anderen Crewmitglieder kenne ich noch nicht so gut, als daß ich ihnen vertrauen könnte."

"Und warum dann mir? Gestern haben Sie mir den Tod gewünscht und jetzt vertrauen Sie MIR auf einmal?"

"Hey, Sie sind Ferengi, und wer könnte besser auf einen Halbferengi aufpassen und ihm was beibringen als ein Ferengi selbst?", fragend sah B'Elar ihn an.

"Ähm, da haben Sie wohl recht. Wenn Sie nichts dagegen haben, daß er auch ferengisch erzogen wird, werden wir zwei hier uns sicher gut amüsieren." Krell rubbelte B'Kar leicht die Nase und grinste den Kleinen an.

Auch B'Kar schien zufrieden mit seinem neuen Babysitter, denn er nannte ihn 'Fafa', das ferengische Wort für 'Papa'. Dabei mußte B'Elar sich sehr zusammenreißen um nicht gleich auszurasten.

"Nein, B'Kar, das ist nicht dein Fafa und überhaupt, wo hast du das Wort her? Wer hat es dir beigebracht?", fragte sie ihn streng.

"Tschanra", nuschelte B'Kar vergnügt und schlug Krell dabei auf die Stirn.

"Na toll", murmelte B'Elar und setzte sich. "Ach, Krell, passen Sie bitte auf, daß er etwas ißt. Er mag am Liebsten etwas, was noch lebt und schleimig ist. Das muß er von seinem Vater haben."

Krell gab B'Elar das Kind zurück und nickte, "Ich werde ihn nehmen, sobald Sie los müssen, solange wollen Sie ihn sicher behalten." Bevor er ging, schaute er sich den gehörnten Wolf noch mal an. "Schönes Tier und ich hoffe, schön satt."

"B'Elar...", meldete sich Helen zu Wort, nachdem Krell weg war.

"Hm?"

"Du hast ihn gesiezt."

Grinsend steckte B'Elar erst B'Kar und dann sich etwas von dem Gebäck in den Mund.

"Was sein muß, muß sein, Helen."

--- Krell's, Tisch 3

Offenbar schien Krell keine Lust zu haben, ihn zu bedienen, was Martengh gerade sehr lieb war. Der Appetit war ihm komplett vergangen.

Er war viel zu gut gelaunt, seit Jahren war es ihm nicht mehr so gut gegangen. Und deshalb stand er nun kurzentschlossen auf und ging zur Krankenstation

--- Krankenstation

Es war um diese Zeit noch sehr ruhig hier, nur Dr. Korent war schon auf und arbeitete an ihrem Schreibtisch. Martengh stellte sich vor sie und sagte:

"Guten Morgen. Ich habe gute Laune!" Seine Stimmlage drückte zwar das Gegenteil aus, aber er meinte es ehrlich.

Dr. Korent blickte von ihrer Arbeit auf und lächelte: "Oh, wirklich? Das merkt man Ihnen gar nicht an. Kommen Sie wieder wegen Ihres Rückens?"

"Machen Sie keine Witze, Doktor, es ist ernst!" Der Caldonier setzte sich in den Sessel ihr gegenüber. "Wahrscheinlich verstehen Sie meine Situation nicht, aber ich bin in großer Gefahr. Diverse Leute wollen mich tot sehen, und ich vermute, daß diese Leute die Mannschaft infiltriert haben.

Zuerst hat man es mit einem direkten Anschlag versucht, und als den Leuten klar war, daß sie bei mir so nicht weiterkommen, haben sie eine andere Taktik angewandt. Eine besonders heimtückische. Man will meine Laune heben. Vielleicht ist es auch eine Droge in meinem Blut, ich weiß es nicht.

Ich brauche jetzt dringend ein Depressivum von Ihnen."

Dr. Korent hatte Mühe, sich das Lachen zu verbeißen. "Sie verstehen hoffentlich, daß so etwas nicht allzu häufig verlangt wird, ja? Hatten Sie solche ... äh ... Anfälle ... oder ... Gefühlswallungen schon öfter?"

"Nein", preßte der Riese zwischen seinen Zähnen hervor. "Ich hatte nie einen Grund, fröhlich zu sein. Und das ist auch besser so, denn sobald ich mit meiner Aufmerksamkeit nachlasse, hat sich jegliche Diskussion über Fröhlich oder Nicht-Fröhlich für mich erledigt."

Mitleidig schaute ihn die Schönheit mit der kaffeebraunen Haut an. Dieser Mann brauchte weniger einen Arzt als einen Psychiater.

Als hätte Martengh ihre Gedanken gelesen, setzte er hinzu: "Und wenn Sie mich jetzt zu einem Psychiater schicken, dann ist das ein Schritt in die richtige Richtung. Dann werde ich nämlich auf einen Schlag dermaßen sauer, daß Sie durch die nächste Schleuse fliegen."

Schluckend schaute sie ihren Patienten an und beschloß, ihm seinen Willen zu erfüllen. Es gab bestimmte Kranke, denen man so wenig wie möglich widersprechen sollte. Deshalb tippte sie hastig auf ihrer Konsole herum, woraufhin sich im Replikator ein Döschen mit blauen Pillen materialisierte.

"Das hier sollte Ihnen helfen", murmelte die Ärztin. "Nehmen Sie bei jedem Freudenanfall eine Tablette. Darüber hinaus möchte ich Sie ab jetzt jede Woche mindestens einmal bei mir sehen."

Martengh erhob sich und steckte die Tabletten ein. "Danke. Ich werde sehen, was sich machen läßt", sagte er und verabschiedete sich.

Als er gegangen war, aktivierte Dr. Korent ihren Communicator. "Korent an Collins. Ich glaube, Sie werden in nächster Zeit viel Arbeit mit unserem Sicherheitschef bekommen."

zum nächsten Teil

zurück zum Index