Ivory Cronik 10

'Der Zellennachbar des Geliebten des Bruders... '

--- Ivory; Gänge, Deck 2

Schon wieder freute Martengh sich. Er hatte jetzt genau das Mittel, das ihn zu seiner alten Sicherheit zurückfinden lassen würde.

Moment - er freute sich? Siegesgewiß öffnete er die Dose, holte eine der kleinen blauen Pillen heraus und warf sie sich in den Mund...

...um sie gleich daraufhin wieder auszuspucken.

Was, wenn diese Ärztin hinter all dem steckte?

Was, wenn sie ihn erst durch die anderen zu sich gelockt und ihm jetzt ein Medikament gegeben hatte, das ganz anders wirkte, als er es erwartete? Vielleicht war es Gift?!?

'Oh nein, so leicht bekommt ihr mich nicht', dachte Martengh, während er zu seinem Quartier hastete.

--- T'Karas Quartier

Als T'Kara mit ihrer Arbeit fertig war, sah sie sich zufrieden um. Jetzt waren alle Spione verhängt.

Und nachdem sie auch noch andere Dinge aufgehängt hatte, kam Martengh vielleicht nicht SO schnell dahinter, daß dies ganz gezielt geschehen war. Obwohl... DER witterte ja hinter allem und jedem Unheil...

Sie schaltete die Musik ab. Die Überwachungsfunktion des Terminals wollte sie für dieses Mal anlassen, damit sie erkennen konnte, ob jemand ihr Quartier unbefugt betreten hatte. Aber derjenige würde dann ein paar Probleme mit einem entwischenden Trollschwein bekommen...

Nachdem sie Stan gefüttert hatte und ihm einen abendlichen Ausflug versprochen hatte, verließ sie ihr Quartier. Obwohl es erst 7 Uhr 30 war, wollte sie schon einmal in die Wissenschaftsstation gehen.

--- Gänge, Deck 3

Der Martengh, der nun aus seinem Quartier ging, wirkte bei weitem nicht mehr so glücklich wie der, der eine Viertelstunde vorher das Quartier betreten hatte.

Während er in Gedanken versunken zur Brücke ging, spukte ein Wort in seinem Kopf herum:

"Glukose"...

--- Brücke

Hatte es diese Dr. Korent doch wirklich gewagt, ihm einen Placebo zu verschreiben. Was versprach sie sich davon?

Martengh ging schweigend vor sich hinstarrend an eine Konsole und blieb davor stehen.

Ganz klar, sie wollte seine gute Laune nicht wieder senken. Das bedeutete: Auch sie hatte es auf sein Leben abgesehen. In Gedanken rechnete er die Leute zusammen, die sich schon als Attentäter enttarnt hatten:

Da war einmal Pormas, der so gut mit dem Phaser umgehen konnte. Wahrscheinlich der Chef der Truppe.

Dann Krell, der die Bar neu gestrichen hatte.

B'Elar, die ihn ständig provozieren wollte.

Nach einem Blick in die Logs des Computers wußte er, wer für die neue Computerstimme verantwortlich war: Tegger. Gehörte also auch zur Bande.

Und jetzt noch Dr. Korent.

Eine ganz beachtliche Zahl, wenn man bedachte, wie lange sie erst unterwegs waren. Die Dunkelziffer war sicherlich doppelt so groß, so daß er von etwa 10 Gegnern ausgehen konnte. Insgesamt konnte er zwei Leuten auf diesem Schiff trauen: Monserat und sich selber. Das bedeutete, daß die Attentäterquote auf diesem Flug 50% betrug.

Rekord.

Martengh wußte nicht, ob er sich darüber freuen sollte.

Eine solche kleine Armee hatte sein Bruder noch nie aufgeboten. Eine gute Taktik. Er konnte schließlich nicht die halbe Mannschaft von ihren Posten entfernen, wenn sie irgendwann irgendwo sicher ankommen wollten.

Der Caldonier war so sauer, daß er sich darüber nicht einmal über den Verlust seiner guten Laune freuen konnte.

--- Quartier 15

"Es ist schon nach 8 Uhr mein liebster Mr. Collins! Haben Sie nicht langsam mal Lust aufzustehen?", raunte eine weiche weibliche Stimme in Jacks Gehirn.

"Nur noch 5 Minuten", murmelte Jack, um im nächsten Moment wie vom Blitz getroffen hoch zu schrecken. "Was?! Wie spät ist es?"

"Für Sie etwas sehr spät, Mr. Collins!", antwortete die Computerstimme sanft.

"Scheiße!", fluchte Jack und wälzte sich aus dem Bett. Nach dreimaligem Stolpern über die Trümmer seiner Einrichtung, fand er die Naßzelle und sah in den Spiegel. Seine Augen lagen tief in den Höhlen und die Ringe darunter sahen auch nicht so gut aus. Er stellte sich unter die Dusche und es tat gut, richtiges heißes Wasser zu spüren. Seine Kopfschmerzen hatten sich in ein leichtes Grummeln unter der Schädeldecke verwandelt, mit dem man erst mal leben konnte.

--- Wissenschaftsstation

T'Kara trat ein und startete sofort einen Test. "Computer!", rief sie.

"Bereit!", antwortete die Stimme. Schon wieder SIE! Dieser Tegger...

Wenigstens hatten die Techniker ihre Arbeit getan. Mit dem Zustand des Labors war sie immer noch nicht zufrieden. Von sauber konnte hier keine Rede sein. Wissenschaftliches Arbeiten war hier nicht möglich!

"Computer, lokalisiere Captain Monserat und Mr No'Orba!", forderte T'Kara auf.

"Der Captain befindet sich auf der Brücke und Mr No'Orba - wie förmlich - ebenfalls!", flötete der Computer.

T'Kara schluckte eine Entgegnung, die unweigerlich einen neuen 'Ausbruch' der Stimme nach sich gezogen hätte.

Die Vulkanierin aktivierte ihren Kommunikator: "T'Kara an Captain Monserat. Hätten Sie wohl einen Moment Zeit für mich?"

--- Brücke

Der Captain beobachtete verwundert seinen ersten Offizier, der heute alles andere als gesprächig war. Anscheinend war ihm wieder eine Laus über die Leber gelaufen, denn normalerweise begrüßte er Monserat und die anwesende Brückencrew, wenn er auf die Brücke kam. Anders als heute.

Martengh war in tiefes Schweigen gehüllt auf die Brücke gekommen und hatte sich sofort an einer Konsole zu schaffen gemacht. Ohne die anderen Anwesenden überhaupt zu bemerken.

Das konnte nur eines bedeuten.

Martengh hatte wieder mal festgestellt, daß alle an Bord sich gegen ihn verschworen hatten und war gerade dabei das Feld der Verdächtigen nicht einzuengen, sondern nach allen Richtungen zu verbreitern.

Captain Monserat seufzte.

Es war noch nie auf ihren Reisen anders gewesen. Irgendwer schien Martengh immer nach dem Leben zu trachten. Meist stellte sich sein Verdacht auch nicht als unbegründet heraus, wenn diejenigen Personen das Schiff wieder verließen, weil er, wie er meinte, den Attentätern nur durch seine erhöhte Aufmerksamkeit keine Chance gegeben hatte um zuschlagen zu können.

"Martengh, ich denke wir müssen mal mit einander reden...", sagte der Captain gerade, als sein Communikator piepte.

"T'Kara an Captain Monserat. Hätten Sie wohl einen Moment Zeit für mich?"

Monserats bemerkte, daß Martenghs Blick plötzlich aufmerksam auf ihm lag und in seiner Mine spiegelte sich eine lauernde Erwartung. Scheinbar gehörte auch diese T'Kara zum Kreis der Verdächtigen.

T'Kara? Der Captain ging im Geiste noch mal schnell seine neue Crew durch. Ach ja, die vulkanische Wissenschaftlerin. Sie hatte sich bisher durch ihre Ruhe und Gelassenheit ausgezeichnet. Monserat hatte bisher noch keine Forderungen oder Wünsche von ihr gehört. Im Grunde hatte er noch kein einziges Wort von ihr gehört.

"Miss T'Kara, ich habe im Moment Zeit. Wenn Sie sich auf die Brücke bemühen, dann können wir dort oder in meinem Bereitschaftsraum gerne in Ruhe über das reden, was Sie bewegt", antwortete der Captain ihr und war froh, daß jemand seine düsteren Gedanken über Shanias Verbleib für einen Moment vertreiben würde.

--- Wissenschaftsstation

Na, das war ja reibungslos gegangen, dachte sich T'Kara. Bisher schien der Captain noch gute Laune zu haben. Also machte sie sich besser auf den Weg - schließlich wollte sie Monserats Geduld nicht unnötig strapazieren...

--- Deck 3, Gänge

'Jetzt ist es 7 Uhr fünfundfünfzig', dachte T'Kara, während sie zum nächsten Turbolift ging. 'Die anderen werden sich wundern, wo denn die Stationsleiterin steckt... Aber das hier ist einfach wichtig.. Ah, hier ist ja schon der
Turbolift.'

--- Turbolift

T'Kara trat ein und befahl: "Brücke!"

Leise zischend schlossen sich die Türen des Turboliftes und er setzte sich in Bewegung. Nach kurzer Zeit öffneten sich die Türen wieder und die Vulkanierin betrat die Brücke.

--- Brücke

Blitzschnell sah sich T'Kara um, bevor sie zum Captain ging. Martengh stand an einer Konsole und blickte sie aus den Augenwinkeln argwöhnisch an. Ob er wohl schon die verhängten Spione entdeckt hatte?

Der Captain saß in seinem Stuhl und blickte ihr mit recht neutralem Gesichtsausdruck entgegen. Gut. T'Kara konnte sich noch bestens an seinen Ausbruch gegenüber der Klingonin erinnern...

"Guten Morgen, Captain Monserat!", begrüßte T'Kara den Captain.

"Ich habe ein kleines Problem bezüglich der Effektivität der wissenschaftlichen Station. Es wäre mir jedoch lieber, wenn wir in Ihrem Bereitschaftsraum darüber sprechen könnten..."

--- Quartier 10, inzwischen

Mann, war das eine Nacht! Pormas wachte früh morgens auf, und duschte sich noch einmal. Nach seinem langen Abendspaziergang, hatte er beschlossen, mit Helen nach Dienstschluß über das Vorgefallene zu reden.

Als er gefrühstückt hatte, sah er auf den Chronometer und stellte fest, daß er noch eine Viertelstunde Zeit hatte. Er wollte gerade noch zu seinem Terminal gehen, als ihm etwas einfiel.

Er ging zu seinem Koffer und suchte auf dessen Display Hinweise nach Bewegungen in diesem Raum, seit der letzten 24 Stunden.

Er wurde fündig.

Außer dem ihm bekannten Besuch, hatte sich auch Martengh Zutritt verschafft.

'Ach er hat's ja schnell bemerkt!'

Sofort machte er sich auf die Suche nach den neuen Wanzen.

Aber er fand keine.

Noch zehn Minuten bis Dienstantritt.

Ah.. endlich. Er hatte eine entdeckt. Als er diese aber untersuchte, wurde ihm mulmig. Martengh hatte tatsächlich aufgestockt und zwar nicht zu knapp. Vor allem bei Pormas Quartier hatte, hatte er sicher nicht mit diesen Wanzen gespart.

Dann mußte er halt andere Seiten aufziehen.

Zuerst einmal ein neues Schloß, das Martengh zwar sicher knacken könnte, wenn man ihm drei Stunden Zeit ließe, aber es Pormas ermöglichte, genau zu wissen, wann sich Zutritt verschafft wurde und vom wem.

Und zum Zweiten begab sich Pormas noch einmal zu seinem Koffer und holte ein unscheinbares Gerät heraus. Dann drehte er sich einmal mit einem teuflischen Lächeln um die eigene Achse und winkte in alle Richtungen, bis er sagte "The show is over..." und das kleine Gerät aktivierte.

--- Krell's, Tisch 8

Nachdem sich B'Elar und Helen angestrengt über die Ereignisse der letzten Zeit unterhalten hatten, griff Helen nach ihrem so gut wie unberührten Frühstückstablett und stand auf.

"Ich gehe schon mal in den Maschinenraum und beginne mit der Arbeit an T'Karas Gerät. Vielleicht bekomme ich das Ding ja wieder halbwegs hin. Wir sehen uns dann nachher bei der Arbeit."

Sie brachte noch schnell das Tablett zum Replikator und verließ dann die Bar.

--- Gänge, Deck 3

'Typisch B'Elar, immer mit dem Kopf durch die Wand', dachte die Spanierin lächelnd, während sie ihr Quartier ansteuerte.

'Manche Dinge ändern sich einfach nie und darüber bin ich heilfroh.'

--- Quartier 15

Nachdem Jack fertig geduscht hatte, suchte er in dem Chaos, was er am Vorabend angerichtet hatte, etwas Anzuziehen. Dabei fand Jack das Päckchen, welches Dary ihm gebracht hatte. Auch diese Sache war in Mitleidenschaft gezogen worden. Nachdem er sich angezogen hatte, nahm er sich das Folienpack.

Die Verpackung bestand aus einer Bioplastfolie, die es jeglichen Scannern unmöglich machte, den Inhalt zu erkennen. Jack öffnete die Folie und ihm fielen gleich Teile eines Transcievers vor die Füße. "Oh nein, der ist hin, Verdammt!", fluchte er.

Als Nächstes kramte er einen Thermostrahler aus dem Folienpack. Der schien noch in Ordnung, war aber irgendwie feucht und roch nach Whiskey. Jack drehte das Pack um und schüttelte den Rest raus. Alles was er noch fand, waren eine USO-Uniformjacke mit seinem letzten Dienstgrad, zwei Flaschen schottischen Whisky, wovon die eine kaputt war, und zu guter Letzt fielen noch zwei aufgeweichte 2D Fotos heraus, die ihn mit seiner Familie vor ihrem Pub auf Cerion 3, dem nun nicht mehr existierenden Außenposten der Förderation zeigten.

Vorsichtig reinigte er die Bilder und steckte sie dann ein. "Vielleicht sehen wir uns ja eines Tages doch noch wieder!", murmelte er und verließ dann sein Quartier.

--- Turbolift

"Deck 2 bitte!", sagte Jack zum Computer.

"Mit dem größten Vergnügen", antwortete säuselnd der Computer.

'Was für ein Schiff! Mann, gut, daß diese Stimme keinen Körper hat, sonst würde die auf jeden Mann auf diesem Schiff losgehen', dachte Jack.

--- Brücke

'Nanu? Wissenschaftliche Station? Was war mit der?' Monserat wurde neugierig.

"Bitte nach Ihnen", erwiderte der Franzose, der offenbar auch charmant sein konnte.

T'Kara setzte sich in Richtung des einzigen weiteren Ausganges von der Brücke in Bewegung.

--- Bereitschaftsraum des Captains

Monserat setzte sich hinter seinen Schreibtisch, nachdem er gewartet hatte, daß T'Kara sich ebenfalls niedergelassen hatte.

"Also, was ist an der wissenschaftlichen Station so katastrophal, daß Sie vor meinen Leuten darüber nicht reden können? Hat Martengh wieder mal zu viele Wanzen angebracht oder meidet Charly diesen Ort immer noch wie die Pest?"

--- Deck 3, Gänge

Mein Gott, was war Pormas wieder gut gelaunt. Nachdem er Martengh so schön die Suppe versalzen hatte, freute er sich schon auf seinen Dienstbeginn.

--- Turbolift

"Deck 1, Brücke"

"Wird erledigt mein Süßer..."

'Was war DAS?"

Eine melodische bis anzügliche Frauenstimme säuselte dem Südländer regelrecht ins Ohr. Erschrocken drehte er sich um, bis er realisierte, daß dies der Computer gewesen sein muß.

'Die haben sie doch nicht mehr alle!"

--- Quartier 16

Fragend sah sie sich im Raum nach dem Generator, den ihr T'Kara Abends zuvor gegeben hatte, um.

"Helen, wo hast du das verdammte Ding hingelegt?", fragte sie sich halblaut und begann danach die Schränke abzusuchen, bis ihr dämmerte, daß sie ihn auf dem Tisch abgelegt hatte.

"Gut, jetzt muß mir die Vulkanierin noch ein paar Fragen beantworten, damit ich anfangen kann zu arbeiten. Computer, wo befindet sich T'Kara?"

"T'Kara befindet sich im Bereitschaftsraum des Captains!"

'Ausgerechnet auf der Brücke. Hoffentlich bekomme ich nicht wieder eine Standpauke, wenn ich mich jetzt dort melden gehe', ging es ihr durch den Kopf, als sie nach dem Generator griff und sich auf den Weg machte.

--- Brücke

'Ah, da ist ja Martengh', dachte Pormas, während er aus dem Lift trat und auf den Caldonier zuschritt.

"Guten Morgen, Sir. Zum Dienst angetreten, Sir."

Zufrieden registrierte er Martengh säuerliche Reaktion, wobei eine Steigerung nach dessen Gesichtsausdruck eigentlich kaum möglich war.

"Übrigens Sie hatten gestern etwas in meinem Quartier verloren. Ich bin mir sicher, daß es nicht das einzige Exemplar war, aber Sie können sich die Restlichen gerne abholen, wenn Sie mögen."

Martengh war bei T'Karas Erscheinen auf der Brücke eingefallen, daß sie aufgrund des verdächtigen Gerätes in ihrer Kabine ebenfalls auf die Liste der Verdächtigen gehörte. Vielleicht wurde er wirklich alt...

Außerdem war sich Martengh jetzt sicher: Pormas war NICHT der Chef der Attentäter. Er hatte schon daran gezweifelt, aber diese Aktion hier machte eindeutig klar, daß er es zwar mit einem unverfrorenen Gegner, aber nicht mit einer Geistesgröße zu tun hatte.

Lässig erwiderte er: "Ich hatte schon vermutet, daß Sie für die Demolierung diverser schiffsinterner Sensoren verantwortlich sind. Es ist sehr nett von Ihnen, daß Sie mir die Beweise jetzt frei Haus liefern. Was haben Sie als Verteidigung für diesen Akt des Vandalismus zu sagen? Sie sind sich hoffentlich darüber im Klaren, daß Sie Schadensersatz zu leisten haben!"

Ein Signal des Computers lenkte Martengh davon ab, die Reaktion auf Pormas' Gesicht zu verfolgen. Er hatte schon fast vergessen, daß er den Computer beauftragt hatte, alle Verbindungen zwischen seinem Bruder und den Mannschaftsmitgliedern auszuzeigen.

Das Programm war gerade beendet.

Und es war offenbar fündig geworden! Es gab also wirklich eine Verbindung.

Glücklicherweise hatte der Sicherheitsoffizier das Programm angewiesen, mit Codenummern zu arbeiten, deshalb konnte er bedenkenlos die Ergebnisse anzeigen lassen, ohne daß Pormas oder irgendwer sonst seinen Namen auf dem Bildschirm sehen konnte.

Was er nicht erwartet hatte war, daß ZWEI Nummern aufleuchteten: 17354 und 33288.

Mit leicht starrem Blick wandte er sich wieder Pormas zu.

--- Bereitschaftsraum des Captains

T'Kara musterte den Captain, der sich ihr gegenüber hingesetzt hatte.

Er machte eine aufmerksame Miene, als wäre er wirklich gespannt, was sie vorzubringen hätte.

"Letzteres scheint tatsächlich zuzutreffen, falls Sie mit Charly die Putzeinheit meinen. Ich fand die Station in einem Zustand vor, der sich am präzisesten mit dem terranischen Ausdruck 'Saustall' beschreiben läßt... Nach zweimaliger Aufforderung ist die größte Unordnung zwar beseitigt, aber nicht zu meiner vollständigen Zufriedenheit. Unter solchen Umständen können meine Leute und ich nicht die effektive Arbeit leisten, die Sie zu Recht von uns erwarten. Ich wollte Sie fragen, ob Sie möglicherweise etwas an dieser Situation verbessern könnten."

--- Brücke

Pormas grinste in sich hinein. Da schien ihn der Sicherheitschef tatsächlich für so blöd zu halten, die Wanzen zu beschädigen.

"Es tut mir leid, Sir, aber ich kann mich für nichts rechtfertigen, was ich nicht getan habe. Wenn Sie Ihre Wanze.. oh Entschuldigung, Sir, Ihre Sensoreinrichtung überprüfen, werden Sie feststellen, daß ich Sie nicht beschädigt habe."

'Was für ein blöder Versprecher!' Er konnte sich gerade noch beherrschen, sein Gesicht nicht zu verziehen.

"Auch Ihre anderen... Vorrichtungen sind unbeschädigt. Ich denke, wir sollten jetzt aber mit der Arbeit anfangen, Sir." Für die Geschehnisse des Vortages, fing der Tag eigentlich doch recht erfreulich an, fand Pormas.

Dann schaute Martengh wieder auf. Er schien die Ausführungen des Südländers überhaupt nicht mitbekommen zu haben, und doch hatte er ein versteinertes Gesicht.

"Einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich", sagte Helen und betrat beherzt den Raum.

'Pormas ist auch da. Das ist die Gelegenheit dir selbst zu beweisen, das du dich auch in seiner Gegenwart vernünftig benehmen kannst, ohne auf ihn loszugehen.'

"Ich habe ein paar wichtige Fragen an T'Kara und möchte sie sprechen. Sie kennt sich wahrscheinlich besser mit den Funktionen des Gerätes aus als ich und deswegen wäre es sehr schön, wenn sie mir helfen könnte", sagte Ramirez und hielt Martengh den Generator zur Bestätigung ihrer Worte entgegen.

"Wie Sie sehen, habe ich ihn direkt mitgebracht, damit wir uns schnell an die Arbeit machen können. Er könnte bei der Befreiung Shanias sehr nützlich sein, sofern wir ihn reparieren können." Zufrieden mit ihrer Erklärung, drehte sie sich um, steuerte auf den Bereitschaftsraum zu und blieb davor stehen.

"Pormas, ich möchte dich in der Mittagspause oder nach Dienstschluß sprechen", meinte sie freundlich und betätigte dann den Türsummer.

--- Bereitschaftsraum des Captains

Der Captain schüttelte seufzend den Kopf. Er zweifelte keinen Moment am Wahrheitsgehalt ihrer Aussage. Abgesehen davon, daß sie eine Vulkanierin war.

Aber es war ja mal wieder typisch für Charly, daß er seit dem Vorfall im Labor seine eigenen Wege ging, statt seine Arbeit ordentlich auszuführen. Aber auch wenn er freiwillig der Ivory quasi zugelaufen war, so hatte er doch genauso wie jeder andere seine Pflicht zu erfüllen.

"Ich verstehe die Dringlichkeit Ihres Anliegens, Miss T'Kara. Gerade in einer wissenschaftlichen Station ist Sauberkeit und Ordnung sehr wichtig um überhaupt arbeiten zu können. Deshalb werde ich mich gleich darum kümmern, daß genau diese umgehend hergestellt wird."

Die Vulkanierin nickte, während Monserat auf seinen Communikator tippte: "Monserat an Charly: Ich erwarte von dir, daß die wissenschaftliche Abteilung binnen einer Stunde nicht nur sauber, sondern auch aufgeräumt ist. Ich..."

"Captain, Sie wissen, daß ich..."

"Ja, daß weiß ich, Charly. Schließlich kann ich es mir seit Betazed alle paar Tage anhören. Aber so ein kleiner Unfall im wissenschaftlichen Labor könnte sich sehr schnell ein zweites Mal ereignen, wenn dort keine Ordnung herrscht, weil ein gewisser Roboter es verabsäumt hat seine Pflicht zu erfüllen. Und ganz gleich, was du mir wieder an Ausreden auftischen willst, aber das lasse ich nicht länger durchgehen. Erfülle deine Pflicht, sonst mache ich meine Drohung wahr und die Techniker werden dich generalüberholen. Monserat Ende." Gegen Ende der Unterhaltung war der Captain ärgerlich geworden, sein Gegenüber hatte dies mit einem Hochziehen der rechten Augenbrauen quittiert.

"Tut mir leid, daß Sie..."

Da erklang plötzlich der Türsummer und unterbrach den Captain in seinen Ausführungen. Verwundert stellte der Franzose fest, daß sich auf langen Reisen grundsätzlich dann nichts tat, wenn er darauf wartete, daß etwas Abwechslung in den Tag kam. Doch mit dieser Crew gab es das Wort Ruhe aller Voraussicht für die nächsten Wochen nicht.

Entschuldigend nickte er T'Kara zu.

"Kommen Sie herein!"

--- Krankenstation

"Entschuldigen Sie bitte die Verspätung, Indra!", sagte Jack, als er die Ärztin bemerkte.

Korent saß an ihrem Schreibtisch und schielte nun über das Bedienpult des Computers. "Na, haben wir heute ein wenig länger geschlafen? Macht nichts, nach Ihrem Auftritt hier gestern und mit dem Beruhigungsmittel, das ich Ihnen gab, kein Wunder. Es scheint Ihnen ja etwas besser zu gehen. Wir werden heute noch ein paar Tests machen.

Sie müssen so tief geschlafen haben, daß Sie nicht einmal auf meine Nachricht geantwortet haben. Sie sind nicht der einzige, der hier an Bord Probleme hat. Heute Morgen war schon unser 1. Offizier hier. Ich glaube, Jack, mit dem müssen Sie sich mal dringend beschäftigen." Und dann erzählte Dr. Korent, was Martengh am frühen Morgen von ihr gewollt hatte.

--- Brücke, vor dem Bereitschaftsraum

Ramirez holte noch einmal tief Luft und betrat nach Monserats Aufforderung den Bereitschaftsraum.

--- Bereitschaftsraum des Captains

"Einen schönen guten Morgen wünsche ich und entschuldigen Sie bitte die Störung, aber ich brauche ein wenig Hilfe bei der Reparatur dieses Generators. Da er aus T'Karas Besitz stammt, dürfte sie mir meine Fragen zu dem Gerät beantworten können. Natürlich hat das noch ein wenig Zeit, aber ich möchte das so schnell wie möglich fertig machen, schließlich ist uns das Ding eine Hilfe bei Shanias Rettung. Sofern ich den Generator reparieren kann natürlich..."

Lächelnd blickte Helen von Monserat zu T'Kara und erwartete eine Entscheidung.

'Allen Unkenrufen zum Trotz, scheint diese Crew doch zu funktionieren', dachte sich T'Kara.

"Vielen Dank für Ihre Hilfe, Captain Monserat", wandte sie sich zunächst an den Captain. "Ich hoffe sehr, daß dieses Problem hiermit endgültig gelöst ist und wir effizient arbeiten können."

Dann stand T'Kara auf und drehte sich halb zu der Spanierin um.

"Leider weiß ich lediglich über die wichtigsten Funktionen des Gerätes Bescheid, aber diese werden wohl auch die Benötigten sein. Soweit ich es vermag, stehe ich zu Ihrer Verfügung, Ms Ramirez."

T'Kara sah wieder zum Captain. "Wenn Sie nichts mehr von mir wollen, würde ich mich jetzt mit Ms Ramirez um den Orter kümmern."

Der Captain sah T'Kara an und machte eine einladende Geste in Richtung Spanierin. Auch was ihn betraf, so hatte das Gespräch den gewünschten Verlauf genommen.

"Nur zu. Besprechen Sie beide ruhig die weiteren Details Ihrer Mission. Es freut mich zu sehen, daß Sie so engagiert bei der Sache sind." Monserat lächelte zufrieden. "Ich denke auch, daß wir jetzt alles geklärt haben, Miss T'Kara. Meine Anweisung steht. Sollte Charly seine Arbeit aber weiterhin nicht ordentlich erledigen, was ich fast befürchte, dann wenden Sie sich bitte an Pormas. Er ist nicht nur bei der Schiffssicherheit und auch für solche Dinge zuständig, sondern er scheint ziemlich viel Einfluß auf Charly zu haben."

Damit lehnte sich der Captain zufrieden zurück.

Anscheinend hatten sie doch Glück mit der Crew gehabt. Sie machte auf ihn einen sehr arbeitswilligen Eindruck und schien das Beste aus der Reise machen zu wollen.

--- Brücke

Marc hatte den frühen Morgen hauptsächlich dazu genutzt, verschiedene Ausweichmanöver zu programmieren, die für die anstehende Befreiungsmission bestimmt sehr hilfreich sein konnten. Er war gerade dabei, das letzte Manöver zu speichern, als ihm ein Gedanke kam.

'Moment mal. Eigentlich könnte ich mich schon mal um die Shuttles kümmern. Mindestens eins werden wir ja wohl brauchen', dachte er, stellte den Navigationscomputer auf Automatik und erhob sich.

"Äh, Sir", sagte Marc und stellte sich vor Martengh. "Ich bitte um Erlaubnis, die Brücke verlassen zu dürfen!"

Martengh schaute zu ihm hinunter und machte ein etwas verwundertes Gesicht: "Und was gibt es Wichtiges, daß die Ivory ohne Steuermann weiter fliegt?"

"Im Moment fliegt die Ivory mit Hilfe des Autopiloten; und das kann so lange bleiben, bis irgend etwas Besonderes passiert. Aber mir kam der Gedanke, daß ich schon mal mit der Modifikation der Shuttles beginnen kann, die wir für die Mission brauchen werden. Und ich denke, um so schneller wir damit fertig sind, um so besser ist das", sagte Marc und schaute Martengh mit einem flehenden Gesichtsausdruck an.

"Ich versichere Ihnen auch, sobald was passiert, komme ich sofort auf die Brücke zurück. Also, was denken Sie?"

--- Krankenstation

Jack hatte sich einen Kaffee aus dem Replikator geholt und sich die Geschichte schweigend angehört. Wie sollte er an den Kerl rankommen? Freiwillig würde er nicht kommen, also mußte Jack zu ihm gehen um etwas rauszufinden.

Nachdem er kurz überlegt hatte, setzte er eine Nachricht auf, in der er Martengh, wenn dieser mal Zeit hatte, um ein Gespräch ersuchte. Collins wollte die Dinge mit ihm besprechen, die am Vorabend in Jacks Quartier passiert waren und von denen Martengh sicherlich schon erfahren hatte. Es war sowieso Jacks Absicht gewesen mit Monserat oder Martengh darüber zu reden, warum also nicht zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.

Jack schickte die Nachricht ab und wollte sich gerade wieder seiner medizinischen Weiterbildung widmen, da zog Indra ihn aus dem Sessel. "Erst die Untersuchungen, dann die Arbeit. Nachher nehmen Sie mir die Krankenstation auch noch auseinander."

--- Brücke

Langsam ging Martengh auf, daß er gleich von mehreren Seiten angesprochen worden war, während er wie eine Salzsäule herumgestanden hatte.

Aber er hatte er sich schon wieder gefangen. Er schaute um sich und wollte gerade zu sprechen beginnen, als das Computerterminal blinkend anzeigte, daß eine Nachricht auf ihn wartete.

Später.

Als Martenghs Stimme erklang, war er wieder ganz der Alte: "Gut. Ich bin mir gerade über einiges klar geworden." Eine glatte Lüge. "Zuerst zu Ihnen, Mr. Pormas. Wie würden Sie es nennen, wenn jemand auf Ihrem Schiff die internen Sensoren in welcher Form auch immer unbrauchbar macht? Würden Sie in so einem Fall mehr zu 'kooperativer Mitarbeit' oder zu 'Meuterei' tendieren? "

Sich zu Tegger umdrehend, fuhr er fort: "Sie haben recht, wenn Sie die Shuttles jetzt schon modifizieren wollen. Das gibt uns mehr Zeit für das Feintuning. Sie können gehen. Ich werde so lange Ihren Posten übernehmen, damit das Schiff im Falle eines unvorhergesehenen Ereignisses schneller reagieren kann. Da so ein Ereignis sehr unwahrscheinlich ist, halte ich es auch für das Beste, wenn Sie sich um die Shuttles kümmern.

Pormas, Sie begleiten Tegger. Untersuchen Sie die Shuttles unter sicherheitstechnischen Aspekten. Ich habe allen Grund zu der Annahme, daß jemand die Mission sabotieren will. Und ich schätze, es dürfte einigermaßen peinlich sein, inmitten eines spontan explodierenden Shuttles zu sitzen."

Dann wandte er sich wieder dem Computerterminal zu.

Hm - eine Nachricht vom Bordpsychologen. Er hatte es gewußt - diese indische Quacksalberin hatte ihm den Irrenarzt auf den Hals gehetzt. Das würde er ihr nicht vergessen.

Als der Sicherheitschef jedoch einen Blick auf die Nachricht geworfen hatte, las er, daß es um die seltsamen Vorgänge in dessen Quartier ging. Nun, das interessierte ihn wiederum brennend.

Deshalb wollte er eigentlich sofort antworten. Aber für die nächste Zeit mußte er auf der Brücke bleiben, wenigstens solange, wie sie keinen Navigator hatten.

Typisch - da hatte er sich persönlich dafür eingesetzt, daß sie ausnahmsweise den Navigatorposten doppelt besetzten, und wer durfte steuern? Natürlich. Alles blieb wieder einmal an ihm hängen. Wie immer. Warum auch nicht? Schließlich gab es nur etwa eine Million Dinge, die danach schrieen, von ihm erledigt zu werden.

An erster Stelle die genaue Auswertung der Ergebnisse seines Programms zur Personenverknüpfungssuche. Aber diese Ergebnisse konnte er sich auch anschauen, während er die Steuerung überwachte.

Warum hatte Tegger eigentlich erst dann an die Shuttles gedacht, als der zweite Navigator schon süß schlummerte?

Vielleicht, damit Martengh gezwungen war, auf der Brücke zu bleiben?

Damit die Attentäter sich unbemerkt formieren konnten?

Stand Tegger eigentlich schon auf seiner Liste?

In Gedanken zerriß Martengh seine Liste mit allen Verdächtigen.

...und ersetzte sie durch eine Liste mit allen Unverdächtigen. Gut. Das war wesentlich weniger Arbeit. Momentan standen nur zwei Namen darauf: Martengh und Monserat. Und wie er die Sache sah, würde das auch so bleiben....

Marc nickte Martengh zu und drehte sich zu Pormas um.

"Ich muß noch kurz zum Maschinenraum. Wir treffen uns dann in etwa 20 Minuten in der Shuttlerampe", sagte er und schritt zum Turbolift.

--- Maschinenraum

Marc trat durch die Tür und wurde sofort von zwei Augenpaaren fixiert. Ein etwas älterer Bajoraner und eine Frau schauten von ihren Stationen auf und musterten ihn.

"Äh, Entschuldigung, daß ich störe, aber ich suche Mr Williams", sagte Marc und schritt auf den Bajoraner zu.

"Der ist hinten an der Sensorenkontrolle", sagte der Alte und vertiefte sich wieder in seinen Kontrollen.

"Danke!", sagte Marc und begab sich in die angegebene Richtung. Er umrundete den Warpkern und sah zwei Beine, die aus einer Wandöffnung heraus schauten.

"Aha, da ist ja jemand richtig was am arbeiten", bemerkte Marc und ließ sich auf die Knie herunter.

"Was.. wie.. wer?", tönte es aus dem Loch und wurde von einem dumpfen Schlag begleitet. "Aua! Schei...!"

Langsam kam Williams aus dem Loch heraus gekrabbelt, während er die freie Hand am Kopf hielt. "Das wird wieder ne schöne Beule", jammerte Williams. "Ach, Sie sind es. Was gibt es denn so wichtiges, daß man mich armen Techniker so erschrecken muß." Langsam sammelte der Techniker seine Werkzeuge ein und setzte sich auf. Ein Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit.

Marc machte ein betroffenes Gesicht und sagte: "Ich brauche einen Techniker, der mir hilft, die Shuttles für unsere bevorstehende Mission zu modifizieren. Aber ich glaube, Sie sollten auf die Krankenstation gehen, um Ihre lebensgefährlichen Verletzungen behandeln zu lassen."

Für ein paar Sekunden machte Williams ein entsetztes Gesicht, doch danach brach er in schallendes Gelächter aus. "Ich glaube, da kann selbst unsere Dr. Korent nicht mehr viel gegen ausrichten."

Marc half Williams auf die Beine und meinte dann: "Und? Hätten sie Zeit oder haben Sie was anderes vor?"

"Ich muß nur noch einen Testlauf durchführen. In etwa 5 Minuten hätte ich dann Zeit für Sie. Sie können ja so lange in unserer Besucherecke Platz nehmen und ein paar Zeitschriften durchblättern", lachte Williams und drehte sich zur Konsole um.

"Habt ihr etwa die neue Raumschiff Bild da? Da ist doch der große Test der Nebula-Klasse drin", antwortete Marc und klopfte Williams auf die Schulter. "Ich glaube, die 5 Minuten werde ich auch noch aushalten."

Nachdem beide ausgiebig gelacht hatten und Williams mit der Diagnose fertig war, hängte er sich die Werkzeugtasche um die Schulter und meldete sich bereit für den Aufbruch zur Shuttlerampe.

"Na, dann wollen wir mal", sagte Marc und schritt zum Ausgang.

--- Brücke

Pormas war verwirrt. Nicht wegen Martengh, oder gar wegen Tegger, der gerade die Brücke verlassen hatte, sondern, wieder einmal, wegen Helen.

Warum wollte sie ihn sprechen? Warum, war eigentlich klar, aber dieser gleichgültige Tonfall hatte ihn doch getroffen.

Jetzt wand er sich noch einmal Martengh zu.

"Sir, Sie kennen mit Sicherheit den Unterschied, zwischen normalen internen Sensoren und Ihren... Vorrichtungen. Wenn Sie die Sensoren genau überprüfen, werden Sie feststellen, daß der normale Sensorbetrieb nicht gestört wird, nur Ihre Videoüberwachung wird gestört. Und wenn Sie nicht wollen, daß ich das an die große Glocke hänge, gehen wir einfach darüber hinweg...

Im Prinzip bin ich für Ihr Vorgehen... ich mag es nur nicht, wenn man MIR auf den Pelz rückt."

Mit diesen Worten machte er sich auf in den Turbolift.

--- Deck 1, Turbolift

"Shuttlehangar"

"Aber gerne... Poohhhrmaaahhs, ich gehe für dich soweit runter wie du willst..."

--- Deck 2, Turbolift

Bevor er noch verdutzt gucken konnte, hielt der Turbolift an, und Charly betrat den Turbolift.

"Ahh... Hallo Mr Theocrates, ich freue mich..."

Aus verdutzt gucken, wurde blanker Hass, der dann sofort in schiere Verzweiflung ausartete.

'Ich glaube, daß wäre der treffende Zeitpunkt mich umzubringen!'

--- Bereitschaftsraum des Captains

"Ach ja, Miss T'Kara...", sagte der Captain zu der Vulkanierin, die Anstalten machte mit der Spanierin den Bereitschaftsraum zu verlassen. "Machen Sie um Himmels Willen nicht den Fehler und fragen Charly danach wieso er den wissenschaftlichen Teil des Schiffes meidet. Aber ich fürchte... er wird es ihnen ohnehin erzählen..."

T'Kara verabschiedete sich vom Captain, nickte der Spanierin zu und verließ den Bereitschaftsraum.

--- Deck 4, Shuttlerampe

Marc und Williams betraten die Halle schauten sich um. 'Kein Pormas da? Na, dann müssen wir wohl noch etwas warten.'

"Sollen wir loslegen?", fragte Williams.

"Wir müssen noch auf unseren Sicherheitsmann warten. Er soll uns bei der Konfiguration der Shuttles unterstützen. Ich denke, er wird gleich eintreffen", sagte Marc und schritt auf den Replikator zu. "Wollen Sie auch was Mr. Williams?"

"Nennen Sie mich Simon. Und ich nehme einen Raktajino."

"Computer, zwei Raktajino bitte!", sagte Marc und wartete auf die Getränke.

"Kommt sofort!", säuselte der Computer.

Marc schüttelte den Kopf. 'So war das eigentlich nicht beabsichtigt, das mit der Stimme. Aber wenn es den Leuten gefällt; wieso dann ändern', dachte er und schritt mit den Tassen zurück zu Williams.

"So, bitte", sagte er und reichte Simon die Tasse. "Ich heiße übrigens Marc."

"Angenehm", antwortete dieser und prostete ihm zu.

Stillschweigend tranken sie ihre Getränke und warteten auf Pormas.

--- Brücke

Martengh registrierte, daß Pormas die Brücke verlassen hatte, aber für die üblichen Spielchen hatte er jetzt einfach keinen Kopf. Seine Gedanken kreisten immer noch um die Meldung des Computers. Bisher hatte diese Programm noch nie ein Ergebnis geliefert, und auf dieser Reise waren es gleich zwei. Und hätte er nicht eben seine Verdächtigenliste auf zirka das ganze Schiff ausgeweitet, hätte er mit dem einen speziellen Resultat nicht einmal gerechnet.

Er befahl dem Computer, dieses Ergebnis in detaillierter Form auf sein Terminal zu legen. Ganz oben prangte nun neben der Schlüsselnummer ein Name:

Helen Ramirez.

Darunter fand sich die Beziehung, die der Computer zwischen Helen und seinem Bruder Brengh gefunden hatte:

'Der Zellennachbar des Geliebten des Bruders des Bewährungshelfers eines Patienten des Arztes des Captains der Ehefrau des Arbeitskollegen des Erstbesitzers der Schlange der Freundin des unehelichen Sohnes der ersten Frau des späteren Lehrers des ehemaligen Klassenkameraden der Schwester des Objektes ist vor 5 Jahren zur gleichen Zeit wie B. auf Sternenbasis 5 eingetragen gewesen. In dieser Woche haben die beiden Objekte sich möglicherweise kennengelernt."

Nachdem sich Martengh drei Mal durch diesen Wust gekämpft hatte, wußte er, daß er sein Programm würde überarbeiten müssen. Es wunderte ihn, daß es in den letzten Reisen keine Ergebnisse geliefert hatte, was möglicherweise an den veralteten Datenbanken gelegen hatte, auf die er damals noch zugegriffen hatte.

Mit einem Tastendruck löschte er dieses Resultat, woraufhin automatisch das nächste Ergebnis angezeigt wurde:

'Objekt hat vor zwei Monaten im gleichen Hotelzimmer wie B. übernachtet. Wahrscheinlichkeit einer sexuellen Beziehung 95%. '

Auch dieses Resultat löschte er, allerdings waren seine Bewegungen diesmal wesentlich nachdenklicher als zuvor.

Es ist eine Sache, wenn man paranoid ist. Eine andere ist es, von einem Computer darin bestätigt zu werden.

Der Sicherheitsoffizier starrte durch den Hauptschirm der Brücke in die Unendlichkeit hinaus.

--- Brücke vor dem Bereitschaftsraum

Kurz sah sie sich um. Theocrates, der Grieche mit der Vorliebe für Apfelmus, hatte anscheinend die Brücke bereits wieder verlassen. Tegger war ebenfalls nicht mehr da. Nur Martengh starrte wie gebannt auf den Hauptbildschirm der Brücke und schien trotzdem nichts um sich wahrzunehmen.

T'Kara wandte sich an Ramirez.

"Also, Ms Ramirez, wobei kann ich Ihnen helfen? Sollten wir nicht besser an einen anderen Ort gehen?"

Bei ihren letzten Worten warf sie Martengh einen Blick zu. Der hatte sich immer noch nicht gerührt.

Und nun wartete T'Kara auf die Antwort der Spanierin.

"Ja, Sie haben recht, T'Kara. Am Besten gehen wir zur Wissenschaftsstation. Im Maschinenraum ist zuviel los", antwortete Ramirez und beide Frauen verließen gemeinsam die Brücke.

--- Deck 4, vor dem Shuttlehangar

Nachdem Pormas Charly, nach dessen endlosen Monolog über seine Pflichten, die er immer nur gewissenhaft ausführen wollte, losgeworden war - eigentlich hatte er ihn nur mit einem Ablenkungsmanöver nach einiger Zeit abschütteln können um ihn nicht auch noch hierher zu locken - sammelte er sich, bevor er den Hangar betrat.

'Wie lange kann eine Turboliftfahrt dauern, wenn dieser Roboter einsteigt? Ein bißchen mehr als die Ewigkeit würde ich sagen!'

--- Shuttlehangar

"Hallo zusammen", Pormas bemerkte den fremden Techniker, "mein Name lautet Pormas Theocrates, ich bin für die Sicherheit zuständig."

"Mein Name lautet Williams."

"Angenehm."

Pormas war noch nie ein Freund von Smalltalk bei der Arbeit, also kam er gleich zur Sache.

"Wie stellen Sie sich die Modifizierungen denn vor, mit dem Sie das Shuttle erweitern möchten?"

--- Shuttlerampe

Marc trank seinen Raktajino zu Ende und stellte ihn zurück in den Replikator, bevor er Pormas Frage beantwortete.

"Also, ich denke mal, daß unsere primäre Aufgabe darin besteht, die Shuttles für die cardassianischen Sensoren so gut wie unsichtbar zu machen. Die weiteren Modifikationen werden wir wohl heute in der Missionsbesprechung durchgehen. Also würde ich sagen, fangen wir einfach an", sagte Marc und schritt auf das erste Shuttle zu.

"Dann werde ich mich mal um das zweite Shuttle kümmern", sagte Pormas und verschwand in der Einstiegsluke.

Marc und Simon öffneten daraufhin die Laderampe von Shuttle 1 und traten ein.

--- Shuttlerampe, Shuttle 1

"So, mit was fangen wir als erstes an?", fragte Marc und ließ sich in den Pilotensitz fallen.

"Ich denke, wir fangen mit dem Warp- und Impulsantrieb an. Welchen Part wollen Sie übernehmen?", fragte Williams.

"Ich würde sagen, ich nehme den Impulsantrieb und die Manövriertriebwerke. Damit hab ich ein wenig Erfahrung, von meiner früheren Tätigkeit beim Maquis her", antwortete Marc und begab sich in den hinteren Teil des Shuttles.

"Ok, ich bin dann draußen beim Warpantrieb", rief Simon und verschwand aus dem Shuttle.

'So, dann wollen wir mal', dachte Marc und öffnete eine Bodenplatte, die zu den Plasmarelais des Impulsantriebes führte. Gerade wollte er anfangen, die Relais zu prüfen, als ihm einfiel, daß er gar kein Werkzeug bei sich hatte.

"So ein Mist. Ich vergesse auch alles!", fluchte er und stand auf. 'Naja, was man nicht im Kopf hat, hat man in den Beinen.'

Er stapfte aus dem Shuttle und verließ den Hangar.

--- Frachtraum

Marc stellte sich vor den Replikator und gab dem Computer die Anweisung, einen Werkzeugkoffer mit Standardausrüstung zu replizieren.

Nachdem sich dieser materialisiert hatte, hing er sich die Tasche über die Schulter und machte sich zurück auf den Weg zur Shuttlerampe.

--- Shuttlerampe

"So, da bin ich wieder", rief er und erntete sofort ein verdutztes Gesicht von Simon.

"Wo kommen Sie denn her?", fragte dieser und schaute sich verwirrt im Hangar um.

Marc zeigte auf die Werkzeugtasche und sagte: "Ich hatte mein Werkzeug vergessen und ich komme wohl ohne nicht aus. Es sei denn, ich hätte mir Ihres geschnorrt; dann hätten Sie aber keines mehr gehabt."

Marc lachte und betrat wieder das Shuttle.

--- Shuttlerampe, Shuttle 1

'So, dann noch mal von vorne', dachte der Navigator und verschwand in der Bodenluke.

---Wissenschaftsstation

"Puh, besonders ordentlich ist es hier ja nicht gerade, aber es wird reichen", meinte Helen und begann den kleinen Generator auseinander zu bauen.

"Eigentlich wollte ich Sie nur in der Nähe haben, falls ich nicht weiter weiß, denn mit dieser Art Technologie kenne ich mich kaum aus. Da ist es besser den Experten direkt in der Nähe zu haben."

Einige Zeit arbeitete die Spanierin konzentriert an dem Gerät , bis sie einen Triumphschrei ausstieß.

"Da ist es ja, ein einfacher Kurzschluß, das habe ich sofort erledigt", murmelte sie erfreut und machte sich an die Reparatur des Fehlers. Kurz darauf war der Generator wieder zusammengesetzt und arbeitete zufriedenstellend.

"So, das wäre erledigt. Ich frage Sie am Besten nicht, wie Sie an einen romulanischen Generator gekommen sind. Falls Sie mich brauchen: Ich bin in der Shuttlerampe. Ich habe auf der Brücke gehört, daß Tegger ein Shuttle modifizieren will und ich kann ihn doch nicht einfach an meinem Baby herumpfuschen lassen, ohne zu sehen, ob alles ok ist."

[NRPG der Chronistin: Ramirez ist ja sehr hellhörig, wenn es um Pormas geht. Hört doch glatt Gespräche, die in ihrer Gegenwart gar nicht statt gefunden haben. Das nenne ich weibliche Intuition. ;-)]

Sie nickte der Vulkanierin freundlich zu und machte sich dann schleunigst auf den Weg zur Shuttlerampe.

--- Shuttlerampe

Fröhlich vor sich hinpfeifend, betrat Helen die Shuttlerampe und ging zum ersten Shuttle.

--- Shuttlerampe, vor Shuttle 1

"Hallo, ich wollte wissen, ob ich noch helfen kann", rief sie hinein und zuckte erschrocken zusammen, als Tegger urplötzlich im Einstiegsbereich des Shuttles erschien.

"Geh am besten zum zweiten Shuttle. Wir sind schon zu zweit", schlug er vor und verschwand wieder im Inneren.

'Meine Güte, hat der mich vielleicht erschreckt.' Gemütlich schlenderte Helen zum anderen Shuttle, stieg hinein und blieb wie angewurzelt stehen.

--- Shuttlerampe, Shuttle 2

'Pormas ist ja auch da. Bleib ganz ruhig, er ist nur ein Mann. Reg dich nicht auf', versuchte die junge Frau sich selbst zu beruhigen, aber dennoch stellte sich ein aufregendes Kribbeln in ihrem Magen ein.

"Kann ich dir helfen, Pormas ? Marc meinte, er hätte schon jemanden, der ihm zu Hand geht. Ich kann dir natürlich auch jemand anderen schicken, wenn dir das lieber ist."

"Nein, warum denn?" Pormas versuchte ganz gleichgültig zu klingen, was ihm aber nicht ganz gelang. Sein Herz klopfte schneller, als die Spanierin in das Shuttle stieg.

"Ich überprüfe das Shuttle auf Sicherheitslecks, oder Sabotage, oder was Martengh auch immer vermutet. _Sie_ können ja mit den Modifizierungen beginnen."

--- Wissenschaftsstation

Nachdem Ms Ramirez die Station verlassen hatte, nahm T'Kara Stimmen aus dem angrenzenden Raum wahr.

'Oje, die beiden anderen hätte ich über den Orter beinahe vergessen!', dachte die Vulkanierin erschrocken. Sie öffnete die Türe zum 'botanischen Garten' und trat hindurch.

Zwei Gesichter wandten sich ihr zu. Eine Frau, hochgewachsen, beinahe schon eine Riesin mit einem gutmütigen Gesicht und kurzen, flammend roten Haaren. Und ein Mann, ebenfalls groß, aber im Vergleich zu der Terranerin wirkte er klein. Er sah aus wie ein Waldläufer. Na, da paßte der Job als botanische Hilfskraft ja gut zu ihm!

"Guten Morgen, Miß Campbell, Mr Estar! Mein Name ist T'Kara, ich bin die Leiterin dieser Abteilung. Leider sind die Räume momentan noch nicht voll einsatzbereit, da sich die Putzeinheit - ein Roboter namens Charly - bisher geweigert hat, seinen Aufgaben nachzukommen. Der Captain hat mir jedoch versichert, daß dies in Zukunft nicht mehr vorkommen wird."

Die beiden warfen sich einen kurzen Blick zu. Es kam T'Kara so vor, als wäre die Rothaarige nicht sehr begeistert, eine Vulkanierin als Vorgesetzte zu haben.

"Miss Campbell, Ihr Name läßt mich vermuten, daß Sie Schottin sind?", fragte T'Kara.

Die Rothaarige nickte. "Aye, ich bin Schottin. Warum wollen Sie das wissen?"

"Ich war auch einige Zeit lang in Schottland und habe dort ein faszinierendes Land und ebensolche Menschen kennengelernt. Und wenn man die Geschichte betrachtet, scheint Schottland ein Land zu sein, in dem die Menschen in höchstem Maße wissenschaftlich interessiert sind. Wenn Sie möchten, könnten wir uns einmal treffen und Erfahrungen austauschen", schlug die Vulkanierin vor.

"Aye, gerne."

Irrte sich T'Kara, oder hörte sie einen Anflug von Verblüffung aus der Stimme der Schottin? Innerlich mußte sie lächeln. Terraner konnten es einfach nicht verstehen, daß sich eine Vulkanierin terranische Verhaltensmuster zu eigen machte. Dabei war es so einfach, damit das Arbeitsklima und somit auch die Effizienz zu verbessern...

"Also, dann sollten wir anfangen. Ich schlage vor, wir beginnen damit, die Pflanzensammlung neu aufzubauen..."

--- Shuttlerampe, Shuttle 2

Bedrückt sah Helen Pormas an und zuckte dann gleichgültig mit den Schultern.

'Er siezt mich. Bestimmt bereut er was gestern Nacht passiert ist. Ich muß das jetzt klären, sonst werde ich verrückt.'

"Ich mache mich sofort an die Arbeit, aber zuerst möchte ich Ihnen etwas zu gestern Abend sagen. Ich bin keinesfalls der Typ Frau der mit jedem x-beliebigen Mann ins Bett geht und wenn ich den Eindruck vermittelt haben sollte, bitte ich um Entschuldigung. Normalerweise bin ich auch nicht so reizbar. Warum ich Sie so angegriffen habe, weiß ich selbst nicht und dafür bitte ich auch um Verzeihung.

Im Moment bin ich ziemlich durcheinander und weiß selbst nicht so recht, was ich von mir und der ganzen Sache halten soll. Trotzdem möchte ich, daß Sie wissen, daß ich Sie trotz oder grade wegen unserer Streitereien sehr gern mag."

Nach dieser Ansprache griff sie nach ihrer Tasche, die neben ihr auf dem Boden stand und ging in den vorderen Teil des Shuttles um mit den Modifizierungen zu beginnen.

--- Krankenstation

"Ihre Gehirnaktivitäten haben sich eindeutig beruhigt. Sehen Sie die Bilder von gestern Abend", Indra deutete auf das Display, "und daneben, das von eben. Haben Sie heute schon mal...", sie druckste, "...irgendwie was bewegt?"

Jack konzentrierte sich auf seine leere Kaffeetasse und ließ sie vor Indras Nase schweben. "Etwa so? Das sind aber Sachen, die ich schon immer konnte, aber selten brauchte. Ist mehr was für den Zirkus."

Dr. Korent nahm die Tasse und stellte sie hin. "Sie sind mir unheimlich, Collins. Legen Sie sich wieder hin, ich mache noch eine Aufnahme."

"Das ist auch ein Grund, warum ich diese Kräfte nicht nutze!", sagte Jack, als er sich hinlegte. "Die Leute fangen an Angst vor einem zu kriegen. Man ist anders und wird langsam ausgeschlossen. Und irgendwann wird man dann so gefährlich, daß man weg muß, obwohl man den Leuten nur geholfen hat."

Die Ärztin schwieg nur und sah sich die letzte Aufnahme an. "Was ist?" Jack setzte sich auf. "Sagen Sie mir die Wahrheit, Doktor! Wie lange habe ich noch?", fragte er scherzhaft.

"Wenn ich mir alle Fakten ansehe", sagte Indra nach einer Pause, "kamen Ihre Kopfschmerzen gestern von den Aufbau neuer synaptischer Nervenverbindungen in Ihrem Gehirn. Die Schmerzen dürften normalerweise nicht in der Form wiederkommen. Allerdings macht mir Ihre körperliche Verfassung Sorgen. Irgend etwas stimmt da noch nicht, ich weiß nur nicht was."

Langsam kam es Jack ein wenig blöd vor. Klar, er fühlte sich heute morgen ein wenig matt, aber nach der Nacht war das kein Wunder. "Sie können mich ja im Auge behalten.", grinste er. "Ich werde ja hier ein wenig mit Ihnen arbeiten."

"Das stimmt", sagte Indra. "Wenn wir keinen Krieg anfangen oder eine Epidemie ausbricht, können Sie den Behandlungsraum 2 nutzen, wenn Sie je Patienten herbekommen."

"Ok", sagte Jack. "Dann gehe ich mal mein Büro einrichten."

--- Behandlungsraum 2

Jack setzte sich an den kleinen Tisch in dem Raum. 'Hm, ein zweiter Sessel wäre von Vorteil und ein Terminal auf dem Tisch muß her. Diese Ecke muß auch abgetrennt werden.' Er nahm die Bilder aus der Tasche und stellte sie provisorisch auf den Tisch.

"Ihre Familie?" Indra war leise hereingekommen. Jack fuhr erschrocken zusammen und nickte dann wortlos. Er sah Indra in die braunen Augen.

"Sie haben fast die gleiche Augenfarbe wie meine Frau", sagte Jack trocken.

Indra nickte. "Was meinen Sie, leben sie noch?"

"Körperlich vielleicht, geistig wohl nicht mehr." Jacks Stimme klang hart.

"Deshalb diese Abneigung gegen diesen Classic, ich verstehe. Meinen Sie nicht, daß Sie ihn vorverurteilen? Sie kennen ihn doch gar nicht näher."

"Vielleicht haben Sie recht, vielleicht auch nicht. Ich werde der Technik eine Nachricht schicken wegen ein paar Modifikationen hier", sagte Jack ausweichend, ging zum Computerterminal und gab eine entsprechende Nachricht an die Technik weiter.

--- Shuttlehangar, Shuttle 2

"Wie bitte?", rief Pormas verblüfft aus. "Glaubst du etwa, ich wäre irgend so ein Muskelprotz, der mit jeder x-Beliebigen ins Bett steigt?" Sein Herz raste, während er seinen Handscanner, den er in Händen hielt, fast zerquetschte.

"Wer ist denn plötzlich ohne ein Wort der Erklärung abgehauen?", er atmete schwer als er in ihr wunderschönes Gesicht schaute. "Glaubst Du etwa wirklich, daß ich nichts für dich empfinde?"

Erbost stemmte Helen die Hände in die Hüften und fuhr Pormas wütend an.

"Wenn ich ehrlich bin ist, es genau das, was ich denke. Gegen ein bißchen Spaß nebenbei hat kein Mann der Welt etwas einzuwenden. Ganz bestimmt bist du der Letzte, der eine Frau aus seinem Bett wirft. Außerdem habe ich sehr wohl erklärt, warum ich gehen mußte. Ich habe dir gesagt, daß ich B'Elar versprochen habe, gemeinsam mit ihr ihren Sohn aus dem Transporterraum abzuholen.

Anscheinend hast du mir nicht mal zugehört. Ich wäre auch lieber bei dir geblieben, aber ich halte die Versprechen, die ich gebe. Ganz besonders, wenn ich meiner besten Freundin etwas verspreche. Ja, und nachdem das Treffen mit B'Elar vorbei war, da hatte ich keinen Mut noch mal zu dir zu gehen. Du hast ja nicht einmal gefragt, ob ich noch mal zurückkommen möchte.

Ist dir eigentlich klar, wie das für mich ausgesehen hat und immer noch aussieht? Du hattest, was du wolltest und alles andere ist dir egal. Genauso wie vorhin auf der Brücke. Meinst du, ich merke nicht, wenn man mich krampfhaft zu ignorieren versucht?

Was hast du vor? Willst du mir unbedingt weh tun? Nun, dann sei beruhigt, daß hast du schon bestens hinbekommen. Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich dann gern mit der Arbeit anfangen oder hast du noch irgend etwas zu sagen?"

Erbost ging Pormas einen Schritt auf Helen zu. "Natürlich habe ich noch was zu sagen! Du bist aus dem Zimmer einfach ohne ein Wort der Erklärung zu sagen rausgelaufen. Du hast dich überhaupt nicht verabschiedet! Wenn hier einer den Eindruck einer fröhlichen One-Night-Standing-Person macht dann du!

Einfach zu sagen: Ich muß weg zu meiner Freundin, weil deren Anhang an Bord kommt, ist doch keine Verabschiedung! Und wo sollte ich die Gelegenheit gehabt haben, dich zu fragen, ob du wiederkommst? Du bist _rausgestürmt_!

Genau wie auf der Brücke! Ich hatte mich mit Martengh unterhalten und du stolzierst an mir vorbei und sagst mir im gleichgültigsten Ton der Welt, daß du mich sprechen wolltest!

Was hätte ich denn machen sollen? Auf dich zulaufen und dich küssen?"

"Was erwartest du denn von mir? Ich habe dir doch die Wahrheit gesagt und daraus machst du mir jetzt noch einen Vorwurf. Außerdem bin ich nicht herausgestürmt, ich bin normal gegangen. Du hättest auch Zeit gehabt, mich zu fragen, schließlich war ich im Badezimmer und habe mich angezogen. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich darauf gehofft, daß du mich bittest zurückzukommen. Aber du hast nicht gefragt und daß hat mich ziemlich verunsichert", sagte Helen und schüttelte den Kopf.

"Heute morgen habe ich in der Bar gesessen und darauf gehofft, daß du mir über den Weg läufst. Ich habe so lange zur Tür gestarrt, daß B'Elar schon anfing mich merkwürdig anzusehen und wer ist nicht aufgetaucht? DU! Ich habe nicht erwartet, daß du mich auf der Brücke besonders begrüßt. So eingebildet bin ich nicht. Nur daß du mich krampfhaft ignorierst, damit hatte ich auch nicht gerechnet. Wie sollte ich denn bei dem Verhalten reagieren? Ist doch wohl verständlich, daß ich da versuche möglichst gelassen zu wirken.

Vielleicht sollte ich jetzt endlich mit der Arbeit beginnen, bevor ich anfange zu weinen. Dazu hast du mich schon gestern gebracht und den Triumph es vor deinen Augen zu tun, gönne ich dir nicht." Ungehalten strich sich die junge Frau eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht und lehnte sich gegen die Wand. "Was nun? Tun wir so als ob nichts gewesen wäre? Ich weiß ehrlich gesagt nicht ob ich das kann."

Pormas schaute Helen tief in die Augen. Wenn das wirklich wahr war, was sie sagte, und es war wahr, daß sah er in ihren Augen, hatte er sich wirklich getäuscht.

"E... es... es tut mir leid...", war das Einzige, was er hervorbringen konnte. Zu tief war er von ihren ehrlichen Worten berührt worden.

Nach all den Jahren, die er alleine verbracht hatte, seit dem Tod seiner Eltern, war sie die Erste, die er wirklich... liebte. Kein anderer Mensch hatte ihm zuvor so offen sein Herz zu Füßen gelegt. Um nichts um der Welt wollte er dieses Herz verletzen.

Langsam ging er auf sie zu. Bevor Helen hätte zur Seite ausweichen können, ergriff er sanft mit seiner rechten Hand ihren Kopf. Er neigte seinen Kopf nach unten, so daß sich ihre Nasen fast berührten, während er ihr immer noch unentwegt in die Augen schaute.

"Ich liebe Dich...", hauchte er ihr sanft entgegen, bevor er mit seinen Lippen die Ihren zärtlich berührte.

Vorsichtig schob Helen Pormas ein Stück von sich weg und sah ihn ernst an.

'Er hat gesagt, er liebt mich, das muß ein Traum sein.'

"Pormas, ich weiß nicht, was ich jetzt dazu sagen soll. Das geht mir, ehrlich gesagt, alles viel zu schnell. Du weißt nicht, wie ich bin. Ich habe Angst, daß wir einen Fehler machen und alles überstürzen. Die Nacht mit dir war schön und ich habe dich sehr gern, aber ich kenne dich noch nicht gut genug um zu sagen, daß ich dich liebe. Verstehst du? Aber ich bin dabei mich Hals über Kopf in dich zu verlieben." Ziemlich nervös sah Helen Pormas in die Augen und nahm seine Hand.

"Sag mal, wann kommst du zu mir und entfernst die Wanzen? Ich bin nur froh, daß wir in deinem Quartier waren. Du hast sie ja schon entsorgt. Nicht auszudenken was wir Martengh sonst für eine Show geliefert hätten", meinte sie und mußte sich ein Grinsen verkneifen.

"Ich werde Deine Entscheidung akzeptieren, auch wenn..." Plötzlich stockte Pormas. Er wurde sich eines Zusammenhanges bewußt, den er vorher nicht gesehen hatte.

"Du...", er mußte es ihr sagen, "mir fällt gerade ein... Martengh hatte - ohne, daß ich es bemerkt hatte - neue Wanzen installiert, die ich heute morgen nur durch Zufall entdeckt hatte..."

Pormas schluckte. Wenn Helen wirklich noch nicht soweit war, würde es ihre Beziehung nicht gerade fördern, wenn ein Homevideo von den beiden durch die Besatzung gehen würde.

"Er hat WAS? Wunderbar, ich hatte eigentlich nicht vor, daß jeder auf dem Schiff Bescheid weiß. Passiert ist passiert und das kann ich nicht ändern, aber ich kann wenigstens mit Martengh reden und ihn bitten darüber Stillschweigen zu bewahren. Wenn B'Elar davon erfährt, wird sie nie wieder mit mir reden. Obwohl es sie rein gar nichts angeht.

Pormas komm jetzt bloß nicht auf die Idee, daß ich mich für dich schäme. Ich fände es nur nicht so passend, wenn die Besatzung wüßte, was für Unterwäsche ich trage und an welchen Stellen meines Körpers Muttermale sind. Daß wäre mir dann doch ziemlich peinlich.

Ich muß unbedingt mit Martengh reden."

Helen lächelte Pormas an und betätigte den Kommunikator: "Ramirez an No'Orba. Sir ich möchte Sie dringend in einer persönlichen Angelegenheit unter vier Augen sprechen."

--- Brücke

"Kein Problem", erwiderte der zum Piloten degradierte Sicherheitschef. "Leider kann ich im Moment die Brücke nicht verlassen, aber kommen Sie einfach zu mir, wenn Sie Zeit haben. Martengh Ende."

Als er die Kommunikation beendet hatte, fiel ihm eine Anzeige ins Auge: Offenbar war der Speicher seiner Beobachtungsgeräte fast voll, nachdem er es versäumt hatte, sich die Aufzeichnungen komplett anzuschauen.

Allerdings hatte er gerade jetzt absolut keine Lust, sich noch weiter in die Privatangelegenheiten der Mannschaft einzumischen, vor allem, weil er jetzt sicher wußte, wer es auf ihn abgesehen hatte.

Deshalb beschloß er, seine Zeit nicht mehr mit diesen Kindereien zu vertun und sich voll auf die Überwachung einer ganz bestimmten Person zu konzentrieren. Mit ein paar Handbewegungen löschte er die noch nicht angeschauten Aufzeichnungen und deaktivierte die Überwachungsgeräte in den Kabinen.

In allen außer EINER...

--- Shuttlerampe, Shuttle 2

"Pormas, ich werde eben zu Martengh gehen und die Sache klären. Wird nicht lange dauern und danach werde ich mich endlich um die Änderungen des Shuttles kümmern", sagte Helen, gab dem Südländer einen Kuß auf die Wange und eilte aus dem Shuttle.

--- Shuttlerampe, Shuttle 1

Marc war gerade dabei, die letzten Tests durchlaufen zu lassen, als Simon das Shuttle betrat. Er wischte sich die Hände an einem Lappen ab und sagte: "Ich wäre dann mit dem Warpantrieb fertig. Die Warpsignaturen müßten jetzt soweit unterdrückt werden, daß das Shuttle nur noch sehr schwer zu orten ist."

"Ok, prima. Ich bin auch gleich soweit. Es sind nur noch ein paar Testläufe", sagte Marc und schaute auf seinen Chronometer. "Wir haben gleich 11 Uhr. Ich würde sagen, wir gehen kurz was essen und kümmern uns danach um die letzten Details am Shuttle. Um 13 Uhr war, glaube ich, das nächste Missionsbriefing. Ich denke, wir werden dort noch über ein paar Änderungen am Shuttle sprechen. Also, jetzt was essen und dann treffen wir uns heute Nachmittag wieder hier?"

"Sicher. Ich habe nämlich auch Hunger bekommen. Und wegen heute Nachmittag: Ich denke, wir sollten nach den Änderungen am Shuttle einen kleinen Testflug durchführen. Was halten Sie davon?", fragte Williams und packte die letzten Werkzeuge in die Tasche.

"Keine schlechte Idee. Vor allem hat dann Classic wieder Schicht und der kann dann das Steuer der Ivory übernehmen, während wir das Shuttle auf Herz und Nieren durch prüfen", sagte Marc und schritt auf das zweite Shuttle zu.

--- Brücke

Ziemlich außer Atem betrat Helen die Brücke und ging zu Martengh.

"Sir, es tut mir leid Sie zu stören, aber es ist wichtig für mich. Wie ich gerade erfahren habe, haben Sie in den Quartieren Überwachungsanlagen und machen Aufzeichnungen. Nun, darum geht es mir. Sicher haben Sie bemerkt, daß ich gestern Nacht einige Zeit bei Pormas Theocrates verbracht habe. Ich möchte Sie darum bitten, Stillschweigen darüber zu bewahren. Es wäre mir äußerst unangenehm, wenn die restliche Besatzung etwas davon erfahren würde. Es ist schon schlimm genug, daß Sie beobachten konnten was passierte."

Mit vor Verlegenheit geröteten Wangen, sah Helen den Sicherheitschef an und wartete auf seine Antwort.

'Ich wünschte, ich hätte ein Mäuseloch in das ich mich verkriechen könnte.'

Martengh schaute die Frau an. Bis auf die Berechnung seines Computers, die er am besten ganz schnell wieder vergaß, war sie eine der wenigen Personen, gegen die er noch absolut nichts in der Hand hatte.

Deshalb war die Wahrscheinlichkeit, daß sie 'sauber' war, relativ groß, zumal er ja sowieso jetzt wußte, wer ihm hier ans Leder wollte.

Glücklicherweise hatte er sich die Szene, in der Helen Pormas Quartier betrat, noch angeschaut, bevor er alles wieder gelöscht hatte. Er erinnerte sich: Sie war in sein Quartier getreten, hatte einen extrem sauren Eindruck gemacht und ihn dann wohl geschlagen.

Martengh konnte sich gut vorstellen, was weiter passiert war: Pormas als Sicherheitsmann würde sich nicht so einfach schlagen lassen.

Würde er hingegen eine Frau schlagen? Nein, sicher nicht, zumal Helen absolut unverletzt aussah. Nein. Statt dessen würde er ihr eine Lektion erteilt, sie gedemütigt haben.

Der Sicherheitschef konnte sich gut vorstellen, daß sie nicht wollte, daß Bilder von diesem Ereignis die Runde machten. Und da er sowieso eben alles gelöscht hatte, konnte er sie guten Gewissens beruhigen, wobei er noch nicht einmal lügen mußte:

"Ich gebe Ihnen mein Wort, daß alle Aufzeichnungen Ihre Angelegenheit betreffend bereits gelöscht sind. Und über den Inhalt werde ich absolutes Stillschweigen bewahren. Diese Aufzeichnungen dienen lediglich der Sicherheit. Meiner und der des Schiffes. Hm - würden Sie sagen, daß durch Pormas Handlungen diese Sicherheit in globaler Form beeinträchtigt war?

Na eben. Ich auch nicht. Ich bin ja kein Unmensch, wie man zu sagen pflegt. Haben Sie sonst noch einen Wunsch?"

Helen sah den Sicherheitschef ungläubig an und lächelte dann erleichtert.

"Vielen Dank Sir, das war alles um was ich Sie bitten wollte. Ich werde dann jetzt wieder auf die Shuttlerampe gehen und an dem Shuttle weiterarbeiten."

Erleichtert verließ sie im Eiltempo die Brücke und machte sich schnell auf den Weg zur Shuttlerampe.

--- Shuttlerampe, Shuttle 2

Marc schaute vorsichtig um die Ecke und erblickte Pormas mit einem etwas zerknitterten Gesicht, der im Innenraum vor sich hinstarrte.

"Entschuldigung, daß ich störe, aber wie weit sind Sie mit Ihren Sicherheitsschecks?", fragte Marc und setzte ein freundliches Lächeln auf.

--- Bereitschaftsraum des Captains

Nachdem die beiden Frauen gegangen waren - und zwar diesmal scheinbar zufrieden und einträchtig - hatte der Captain die günstige Zeit genutzt sich mal die Akten seiner Crew am Terminal in Ruhe anzusehen.

Es verblüffte ihn nicht, was dabei zu Tage kam. Wer sich sein Personal in fast jedem Hafen neu suchte, der konnte nicht groß wählerisch sein und nur Spitzenkräfte aufnehmen. Aber das machte jede Fahrt auch zu einem gewissen Abenteuer. Und es war sicherer. Jedenfalls laut Martengh, der bisher immer gute Arbeit geleistet hatte.

Seufzend machte der Captain ein paar Aufzeichnungen in sein privates Logbuch: "Captain Monserat..."

--- Shuttlerampe, Shuttle 2

"Pormas, stell dir vor, Martengh hat versprochen niemandem zu erzählen das wir miteinander geschlafen haben", verkündete Helen erfreut und blieb wie angewurzelt im Shuttle stehen, als sie bemerkte, daß sie nicht allein waren.

'Na toll, Helen, dann steh auch dazu und sei ehrlich. Das Versteckspielen wird auf die Dauer nicht funktionieren.'

"Oh.. Hallo Marc, ich habe dich gar nicht gesehen. Ich habe noch nicht mit der Arbeit angefangen, weil ich zuerst etwas mit Pormas klären mußte. Jetzt werde ich aber sofort damit beginnen."

Sie warf dem Südländer einen entschuldigenden Blick zu und sah dann Tegger an. "Ach und bevor es hier zu wilden Spekulationen oder Gerüchten kommt, sage ich es lieber selbst. Der wandelnde Schrank da vorne ist mein Freund."

Auf Marcs Gesicht machte sich ein Lächeln breit. "Ich höre nicht auf Gerüchte und auf Spekulationen schon gar nicht. Ich mache mir meistens selbst ein Bild von der Sache. Oder ich höre auf eine beteiligte Person." Marcs Grinsen wurde noch breiter. "Na, dann gratuliere ich Ihnen beiden mal. War wohl Liebe auf den ersten Blick, was? - Auf jeden Fall wollten wir zwei was zu Mittag essen gehen. Hätten Sie Lust uns zu begleiten?", fragte Marc.

"JETZT?", rief Helen. "Um die Uhrzeit Mittagessen?"

"Wieso? Laut meinem Chronometer ist es jetzt 11.15 Uhr. Computer, wieviel Uhr ist es?", fragte Marc und setzte ein ärgerliches Gesicht auf.

"Wie ich meinem internen Chronometer entnehmen kann, ist es genau 10 Uhr und 6 Minuten, mein lieber Herr Tegger", säuselte der Computer.

"Mist. Das ist das Problem, wenn man die Uhr bei einem Straßenhändler in Akrabar kauft", sagte Marc und mußte lachen. "Ist aber auch egal. Ich werde mir dann noch einen Kaffee besorgen. Will sonst noch jemand was?" Nachdem jeder seinen Getränkewunsch genannt hatte, schritt Marc zum Replikator, replizierte die Getränke und haderte mit sich selbst.

'So ein Mist. Das war wieder ein typischer Fall für Selbstverarschung. Jetzt habe ich mich vor denn anderen zum Affen gemacht', dachte Marc. 'Und vor allem, daß die zwei da hinten ein Paar sind, macht mich stutzig. Die sind sich doch nur die ganze Zeit am streiten. Gut, es gibt ja den alten Spruch: Was sich liebt, das neckt sich. Aber bei denen paßt der wohl nicht ganz.'

Marc nahm die Getränke und schritt zu den anderen zurück.

"So, bitte schön. Ich hoffe, es schmeckt", sagte Marc und nahm einen großen Schluck von seinem Kaffee.

"Um noch mal auf unsere Arbeit hier zurück zu kommen", sagte Marc und drehte sich zu Helen um. "Simon und ich haben uns an Shuttle 2 schon mal die Warp- und Impulstriebwerke vorgenommen. Das Shuttle dürfte jetzt nicht mehr von den cardassianischen Sensoren erfaßt werden können. Simon und ich werden heute Nachmittag noch einen Testflug durchführen. Aber zuerst müßten Sie, Mr Pormas, noch die Sicherheitsüberprüfung machen. Wann hätten Sie denn dazu Zeit?"

'Dooh!', war das erste was Pormas in den Sinn kam. Die ganze Zeit stand er wie geschockt in der Gegend rum und bekam kein Wort heraus.

'Was geht denn jetzt ab? Erst will Helen um alles in der Welt verhindern, daß irgendwas an die Öffentlichkeit kommt. Dann stellt sich heraus, daß Martengh tatsächlich dicht hält und sie wird plötzlich unvorsichtig und posaunt es in der Gegend rum. Und dann bin ich plötzlich ihr Freund.'

Erst jetzt bemerkte er, daß ihn alle anstarrten, da er immer noch nicht geantwortet hatte.

"Ähh...", schnell faßte er sich wieder, "Natürlich habe ich Zeit dafür. Ich bin zwar fast fertig mit diesem Shuttle, aber die Systeme, die ich noch nicht gecheckt habe, werden sowieso noch von Ihnen verändert."

Daß er in Wirklichkeit nicht einmal die Hälfte überprüft hatte, erwähnte er nicht. Zu sehr war er mit seinen Gedanken beschäftigt gewesen. Abgesehen davon war er sich von Anfang an im Klaren darüber, daß er das Shuttle eh noch einmal auf Herz und Nieren prüfen mußte.

Da jetzt eigentlich alles über die Arbeit geklärt worden war, und sie alle mit ihren Gläsern, bzw. Bechern, im Kreis standen, bekam er plötzlich doch Lust ein bißchen Smalltalk zu halten, da er seine Mannschaftsmitglieder auch kennenlernen wollte.

"Ach Marc... lesen Sie eigentlich oft Märchen?"

"Märchen?", fragte Marc etwas verwirrt. "Wie die Gebrüder Grimm oder was? Hmm, eigentlich lese ich sehr wenig. Wenn, dann eigentlich nur so technisches Zeug. Das letzte mal hab ich ein Buch gelesen, als ich beim Maquis war. Ein Freund hatte es mir gegeben und gesagt: Marc, ließ das Buch und du wirst besser mit dem Sch..."

Er stockte. Eigentlich wollte er Schmerz sagen, aber dann hätten die anderen mit Sicherheit nachgefragt, welchen Schmerz er meinte. 'Es soll doch keiner von der Sache wissen. Was man nicht weiß, macht einen nicht heiß. Und wenn sie irgendwas raus bekommen, stellen sie wieder Fragen. Und du Idiot hättest dich beinahe verplappert.'

"... mit dem Leben fertig werden, wollte ich sagen", stotterte er und versuchte, sich wieder zu beruhigen. "Aber danach; eigentlich nichts mehr. Ich bin nicht der Typ, der sich mehrere Stunden irgendwo in die Ecke setzen kann, um ein Buch zu lesen. Ich gehe lieber auf das Holodeck und vertreibe mir dort meine Zeit.

Und Sie? Was machen Sie so in Ihrer Freizeit?", fragte Marc und nahm einen Schluck von seinem Kaffee.

Interessiert lauschte Helen der Unterhaltung und nippte ab und zu an ihrem Kakao. Einmischen wollte sie sich nicht, also hing sie lieber ihren eigenen Gedanken nach. Pormas Gesichtsausdruck, als sie ihn Marc als ihren Freund vorgestellt hatte, war ihr nicht entgangen und die junge Frau begann sich Sorgen zu machen.

'Ich glaube, jetzt bin ich über das Ziel hinausgeschossen. Bestimmt war das jetzt doch etwas vorschnell. Ich liebe dich, sagt sich so leicht, aber ob er das auch gemeint hat? Vielleicht will er mich ja gar nicht. Warum habe ich auch erzählt, daß ich ihn mag und mich in ihn verliebe? Jetzt weiß Marc auch davon und daß weil ich meine große Klappe nicht halten konnte. Ich mache nur Unsinn. Nun sieht es so aus, als ob ich Pormas in eine Beziehung zwingen will, dabei dachte ich, er will das auch.'

"Egal, was ich mache, ich mache es verkehrt", murmelte Helen unglücklich, stellte ihren Becher ab und starrte auf den Boden.

Gerade fragte sich Pormas, was für ein miserables Kurzzeitgedächtnis Tegger besitzen müßte , als ihm das Verhalten von Helen auffiel.

"Was hast Du denn?", fragte er sie, während er seinen Arm um ihre Taille legte.

"Es ist nichts. Ich habe nur über etwas nachgedacht. Nicht weiter wichtig. Ich mache mir im Moment einfach zu viele Gedanken. Übrigens interessiert mich auch, was du so in deiner Freizeit anstellst. Also verrate Marc und mir was für dunkle Geheimnisse du hast.

"Bestimmt häkelt er in seiner Freizeit Tischdecken oder schreibt Gedichte", scherzte Helen und zwinkerte Marc zu.

"Na ja, nicht ganz." Pormas lächelte bei den Gedanken. "Wenn ihr auf eine Freizeitbeschäftigung abzielt, die weder was mit körperlicher Ertüchtigung, noch mit Gewalt zu tun hat.... ich koche."

Die Verblüffung auf den beiden Gesichtern hätte kaum größer sein können. Langsam wurde der Südländer warm und legte sein rauhes Gebaren ab. Lässig lehnte er sich gegen die Shuttlewand, während er immer noch Helen im Arm hielt.

"Wenn ihr mal Appetit auf gute Küche haben solltet, wäre ich auch gern bereit, für unsere Truppe ein Abendessen zu organisieren, um das Klima zu entspannen." Das war eine Idee, die er schon ganz zu Anfang im Kopf hatte, aber auf Grund... gewisser zwischenmenschlichen Komplikationen wieder verworfen hatte.

Diese hatten sich ja buchstäblich ins Gegenteil verkehrt.

"Nun was meint ihr?"

"Ich habe nichts dagegen. Ein gutes Essen kann schließlich niemand verwehren", sagte Marc. "Und ich werde dann ein paar Getränke mixen und zum Besten geben. Wir wollen ja dann nicht verdursten, oder?

Wir könnten das ja als Missionsabschluß machen. Aber nur wenn wir die Mission auch erfolgreich durchführen. Ich glaube sowieso, daß der Captain uns alle eigenhändig erwürgt, wenn wir diese Shania nicht retten. Und ehrlich gesagt, möchte ich das nicht miterleben."

Marc stieß sich von der Kabinenwand ab und griff sich die leeren Becher der anderen. "Ich gehe dann noch mal kurz auffüllen", rief er und verschwand aus dem Shuttle.

'Irgendwie denke ich, daß Pormas nicht ganz glücklich damit war, daß Helen ausgeplaudert hat, daß sie ein Paar sind. Er sah aus, als würde er gleich im Boden versinken', dachte Marc und schlenderte mit den wieder befüllten Bechern zurück zu den anderen.

"Ich glaube, wir sollten Krell hier her holen, damit er uns immer die Getränke auffüllt", lachte Marc und reichte die Becher herum.

Helen nahm sich ihren Becher und trank einen Schluck.

"Vielen Dank Marc. Die Idee mit dem gemeinsamen Essen finde ich sehr gut. Am Besten läßt du aber Martengh dabei helfen, Pormas, sonst wittert er einen Anschlag und denkt, daß du ihn vergiften willst. Wenn du dich um das Essen kümmerst und Marc die Getränke übernimmt, werde ich mich um den Nachtisch kümmern."

Nachdenklich knabberte sie an ihrem Daumen und überlegte sich ein Dessert.

"Wie wäre es, wenn ich einen Kuchen backe? Einen Käsekuchen mit frischen Früchten. Backen ist nämlich eins meiner Hobbys, solltet ihr wissen. Bis jetzt habe ich auch noch niemanden vergiftet. Oder meint ihr ich soll Eis, oder irgendeinen Pudding machen? Vielleicht auch von jedem etwas?", schlug Helen vor und kuschelte sich enger an Pormas.

--- Krankenstation, Behandlungsraum 2

"Wissen Sie Indra", Jack stand am Computerterminal und drehte sich nun um, "wenn Sie fast jede Nacht diesen Anblick vor Augen haben, wie Borgdrohnen Ihre Liebsten vor Ihren Augen assimilieren und fortschaffen,
ohne daß Sie irgend etwas dagegen machen können, würden Sie da anders denken? Dieser Typ ist ein Cyborg, er hat Implantate, wie die Borg! Wer kann mir sagen, was passiert, wenn er durch Zufall mal Kontakt mit dem Hive bekommt? Außerdem ist er labil, nach dem Ausraster gestern bei der Besprechung zu urteilen."

Indra sah Jack an. "Und Sie Jack? Sind Sie nicht labil nach Ihrem Ausraster gestern Abend? Sie sollten vielleicht mal darüber nachdenken, bevor Sie über andere urteilen!"

Jack war nun ein wenig verwirrt. Natürlich hatte sie recht mit seinem Ausraster. "Warum weiß ich nicht, was ich Ihnen darauf antworten soll? Sie sind ganz schön hartnäckig!"

"Wenn ich das nicht wäre, wäre ich nicht mehr auf diesem Schiff", antwortete Indra grinsend.

"Vielleicht sollten Sie den Job des Psychiaters übernehmen, Sie haben Talent!" Jack sah in ihr grinsendes Gesicht. "Ok! Sie haben gewonnen! Ich werde diesem Classic eine Chance geben. Ist das so in Ordnung?"

Indra strahlte. "Das ist in Ordnung, aber den Job behalten Sie mal, ich habe keine Lust mich mit der Psyche von unserem 1. Offizier auseinander zusetzen!"

"Klar!", sagte Jack. "Wenn Schwierigkeiten auftauchen, wird ein Rückzieher gemacht!"

"Alles Taktik!", antwortete Indra. "Kommen Sie mit", sie sah auf die Uhr, "bis Mittag werde ich Ihnen noch ein paar Wiederbelebungstechniken bei fremden Rassen zeigen!"

--- Behandlungsraum 1

Indra und Jack setzten sich vor dem Computerterminal auf Indras Schreibtisch. "Machen wir denn auch praktische Übungen?", fragte Jack unschuldig.

Wahrscheinlich würde der blaue Fleck an Jacks Oberarm erst in drei Tagen wieder abklingen.

--- Quartier 14

Classic schlug die Augen auf. 10:30:04 *blink* 10:30:05 *blink* ... 'Manchmal könnte ich dieses Weckprogramm ins Nirwana schmeißen.'

Er schlurfte gemächlich unter die Dusche, immerhin war noch fast eineinhalb Stunden Zeit, bevor seine nächste Schicht begann. Man muß ja nichts überstürzen.

Etwa 20 Minuten später war er völlig munter und legte sich wieder aufs Bett. 'Mal schaun, was ich so verpaßt habe.' Er stellte eine Verbindung zu seinem Terminal her, und die Informationen strömten in seinen Geist. Den Flugplan, die ersten Modifikationen an den Shuttles (diese bekam er erst über einen kleinen Umweg - Martenghs Sicherung der Datenleitungen in den Hangar war nicht wirklich professionell...) und die Veränderung der Computerpersönlichkeit, die sich in einer etwas längeren Reaktionszeit und recht amüsanten Textmeldungen bemerkbar machte.

Nachdem Classic sich die neuen Shuttle-Spezifikationen in sein internes System runtergeladen hatte, begann er mit einigen, längst überfälligen Modifikationen an der Software seines Terminals. Er veränderte die Software des Systems soweit, daß es seine Aktionen und seinen Datenverkehr nicht mehr mitprotokollieren konnte - zumindest nicht, ohne daß er es mitbekam.

'Ein wenig Privatsphäre muß schon sein, mich würde wirklich mal interessieren, warum dieser total abgefahrene XO so paranoid hinter jedem herschielt. Es ist sicher kein Zufall, daß die Steuerkontrollen mit über 250ms Verspätung auf meine Kommandos reagieren. Noch nicht mal der alte Passagierdampfer war so langsam... Wie auch immer, ich hab jetzt erst mal Hunger.'

Classic begab sich auf dem direkten Wege ins Krell's.

--- Krell's

An der Theke angekommen winkte er den Ferengi zu sich: "Einen Kaffee, dunkelschwarz und ein Frühstück, Terra, Deutschland."

"Kommt sofort, Sir. Haben Sie gut geschlafen?", erkundigte sich Krell, während er Classics Frühstück replizierte.

"Gut? Ja aber viel zu kurz..." *gähn*

"Drum der Kaffee, ich sehe schon. Guten Appetit."

"Danke."

Während er sich durch das Frühstück kämpfte, begann Classic, die Einzelheiten der Shuttle-Modifikation durchzusehen.

--- Bereitschaftsraum des Captains

"... Monserat Ende", schloß der Captain seine private Aufzeichnung und streckte sich aus. Es war wichtig, daß kein Vorfall fehlte, sonst würde später niemand mehr Interesse an seinen Memoiren zeigen und sie würden sich nicht gut verkaufen lassen.

"Computer, wie spät ist es?", fragte er in den Raum, während er eine ziemlich gehässige Nachricht an seine Schwester Francine verfaßte, die ihn noch immer auf DS3 glaubte und morgen dort eintreffen würde. Schade, daß sie sicher erst morgen erfahren würde, daß er schon fort war...

"Es ist genau 11 Uhr 54, mein Schatz", hauchte die weibliche Stimme erotisch und Monserat lächelte.

Daran könnte er sich gewöhnen.

"Soll ich dir etwas... replizieren lassen, Liebling?"

Und daran auch.

"Nein, ich gehe ohnehin bald in die Mannschaftsmesse", antwortete der Captain und stand auf. So liebte er Frauen. Gehorsam, und man konnte sie bei Bedarf einfach deaktivieren.

--- Brücke

Martengh stand wie fast auf jeder Reise alleine auf der Brücke und flog die Ivory. Monserat unterdrückte die Frage wozu sie jetzt eigentlich zwei Navigatoren hatten, wenn es wieder an Martengh hängenblieb. Es ging doch nicht an, daß er das nächste Mal vier Navigatoren anstellte. Wo sollte denn da der Profit liegen?

"Gab es irgend etwas Neues während meiner Abwesenheit, Martengh?", fragte er seinen Freund und 1. Offizier, während er in seinem Captainsstuhl Platz nahm.

Während er auf eine Antwort wartete, machte er sich bereits Gedanken über sein Mittagessen.

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