Ivory Cronik 2

Einzug der Navigatoren in die Arena

--- DS3; Bar, Monserats Tisch

"Daß man dich auch wieder mal sieht, Ladykiller. Ich dachte schon, die gute alte Francine hätte dich endlich in den Hafen der Ehe getrieben und einen guten Bürger aus dir gemacht", sagte eine sehr vertraut klingende Stimme zu Monserat.

Mit einem strahlenden Lächeln wandte sich Monserat dem Ursprung der Stimme zu. Die Trägerin hatte ein bezauberndes Lächeln, strahlend weiße Zähne und eine dunkelblonde Lockenmähne. Ihre grünen Augen strahlten. Sie war nicht älter als 26 Jahre. "Shania, du hast dich überhaupt nicht verändert. Aber du bist noch hübscher und anziehender geworden."

"Wie ich merke, hast du dich auch gar nicht verändert. Bist nur älter und attraktiver geworden." Ihr Lachen brachte ihn wieder für einen Augenblick aus dem Konzept, bevor er sich darauf besann, daß Martengh auch noch anwesend war und die beiden sich noch nicht kannten.

"Darf ich vorstellen: Shania, das ist Martengh No'Orba, mein bester Freund, erster Offizier, Berater und der einzige, der sich um meinen Schutz kümmert. Martengh, das ist Shania Twillan, eine gute Freundin von mir. Eine sehr gute." Die Terranerin reichte dem Caldonier die Hand. Dieser fühlte sich befleißigt aufzustehen.

Sie sah zu ihm hoch. "Ich liebe große Männer." Sein mißtrauischer Gesichtsausdruck brachte kleine Lachfältchen in ihren Augenwinkel zu Tage. Aber mit ihren 1,90 m geschah es ihr auch nicht oft, zu einem Mann aufblicken zu müssen. Und noch nie war es ihr passiert sich neben einem Mann klein zu fühlen, doch das schaffte der Caldonier. Sie war erleichtert, als sie sich an den Tisch setzten.

"Was war in der Zwischenzeit bei dir los?", fragte Shania, während sie sich etwas zu trinken bestellte. Monserat konnte sich noch sehr gut daran erinnern, daß sie sogar mehr Alkohol als er vertrug. Sie war eine in allen Dingen ungewöhnliche Frau.

"Was man so anfängt, wenn man reich werden will. Ich bin von Planet zu Planet geschippert, zwischendurch habe ich alle Sternenbasen abgeklappert um gute Geschäfte zu machen. Auf das Geschäft meines Lebens bin ich aber immer noch nicht gestoßen. Auch wenn ich schon mal knapp davor war. Aber der cardassianische Kriegsschatz entpuppte sich als leere Legende." Seufzend bestellte sich Monserat noch einen französischen Spitzenwein. In dieser Hinsicht hielt er sehr viel auf sein Land. Auch wenn die französischen Frauen nicht das hielten was sie versprachen.

Shania Twillan war da anders. Doch leider war sie eine Nummer zu groß für ihn. Und zwar in jeder Hinsicht. Trotzdem bewunderte er sie und umgab sich gerne mit ihr. Er liebt es, wenn hübsche lange Beine ihm scheinbar bis zur Brust reichten. "Und du? Was hast du so getrieben?", fragte Monserat sie und sah, daß sich ihre Augen ein wenig verdüsterten, doch er schrieb es dem Licht zu.

"Eigentlich nichts. Captain meines eigenen kleinen Schiffes zu sein und durch die Weltgeschichte zu ziehen, hat mich ebenso wenig befriedigt, wie meine dreijährige Ehe mit einem Wissenschaftler. Wir haben den halben Alpha Quadranten nach einer versunkenen Rasse durchforstet. Er besaß Aufzeichnungen, die ihre Herkunft nicht nur bestätigen sollten, sondern uns auch zu ihr führen sollten..." Ihr Blick verlor sich für einen Moment in der Unendlichkeit ihres Glases.

"Und?" Monserat liebte solche Geschichten. Im Gegensatz zu No'Orba, der die Ruhe selbst zu sein schien. Und den nichts so schnell rührte wie die Erwähnung seines Bruders.

Ihr Mund verzog sich zu einem schiefen Lächeln. "Nichts. Die Aufzeichnung sind in keiner uns bekannten Sprache. Es ist eine Mischung aus einer hyroglyphenartigen Schrift und reinem Datencode. Das Programm muß erst erfunden werden, daß diese Sprache analysieren kann. John dachte mehrmals es geschafft zu haben, aber es stellte sich immer als ein Irrtum heraus. Das letzte Mal war er besonders aufgeregt. Er stünde kurz vor einer anderen Entdeckung, die ihm diese Aufzeichnungen vermitteln würden. Dann kam ihm dieser Unfall dazwischen..." Shania trank einen Schluck. John und sie hatten sich in den drei Jahren ziemlich auseinander gelebt, da er nur für seine Forschung lebte, trotzdem hatte sie ihn geliebt.

"Ein Angriff der Cardassianer. Sie hielten unseren Eintritt in ihre Zone für eine Kriegshandlung. Wir hatten ohne es zu wissen ihr Gebiet betreten. Leider hatte John sich nicht so sehr um die Kommunikation gekümmert wie um seine Forschung. Unser Schiff wurde schwer beschädigt, er selbst lebensbedrohlich verletzt. Er beschwor mich zu fliehen. Ich konnte nichts mehr für ihn tun, als ihn zurückzulassen."

Monserat schwieg betroffen. Wenn Shania jemand im Stich ließ, dann hatte sie keine Möglichkeit gesehen ihm zu helfen.

"Und was tust du jetzt?", fragt er nur um sie von ihrer bösen Erinnerung abzulenken.

"Ich suche die Cardassianer, die uns das angetan haben. - Nein, keine Rache", antwortete sie, als sie Monserats besorgten Gesichtsausdruck sah. "Aber sie haben etwas, bei sich, das mein Eigentum ist. Und das werde ich mir zurückholen. Nötigenfalls mit Gewalt.

Monserat nickte verständnisvoll. "Ich verstehe. Wenn du mir mehr darüber erzählen willst, ich habe heute angelegt. Aber sobald ich Leute genug an Bord habe und einen kleinen Job erledigt habe, bin ich wieder draußen. Falls du bis dahin meine Hilfe brauchst... ich bin für dich da."

Shania nickte mit einem etwas gehetzten Gesichtsausdruck und einem Blick, der starr durch das dreieckige, offene Eingangsportal nach draußen drang. Dann stand sie rasch auf und warf fast ihren noch halbvollen Drink um.

"Sei mir nicht böse, Gerald, aber ich habe noch etwas zu erledigen. Ich bin mir aber sicher, daß sich unsere Wege bald wieder kreuzen werden." Damit verließ sie die beiden Männer, die ihr nachsahen, bis sie in der Menge untergetaucht war.

Marc schritt vorsichtig durch das dreieckige Eingangsportal in die etwas schummrig beleuchtete Bar. Im ersten Moment mußten sich seine Augen erst an die neue Lichtstärke gewöhnen. Doch nach ein bis zwei Minuten konnte er die Bar fast komplett überblicken, abgesehen von den versteckten Kuschelecken. Er schlenderte zur Bar und fragte einen der Barkeeper: "Können Sie mir vielleicht sagen, wo ich Captain Monserat von der Ivory finden kann? "Etwas entnervt antwortete dieser, daß er die gesuchte Person an Tisch 7 finden würde, der Tisch, der direkt an dem Stützfeiler stand.

Mit einem etwas mulmigen Gefühl schritt Marc auf den genannten Tisch zu. Er sah gerade noch, wie eine Terranerin etwas überstürzt die Bar verließ. Als er den Tisch erreichte, sah er, daß noch zwei Leute übriggeblieben waren; ein Terraner, 'hoffentlich Captain Monserat' und ein riesiger Caldonier.

"Entschuldigung, ich wollte Ihre Unterhaltung nicht unterbrechen, aber ich suche Captain Monserat", sagte Marc mit einer etwas zitterigen Stimme.

Die beiden Männer schauten sich etwas verwirrt an und der Terraner sagte dann zu Marc gewandt: "Und was würde dir das weiterhelfen, wenn ich dir sage wo er ist?"

"Marc antwortete noch unsicherer als ihm lieb war: " Ich wollte auf seinem Schiff anheuern, wenn er noch einen Piloten gebrauchen könnte." 'Mit meiner Nervosität bekomme ich den Job nie', dachte Marc.

"Frischfleisch", grinste Monserat. "Sicher, setz dich. Darf ich vorstellen, Martengh, mein erster Offizier und ich bin Captain Monserat, Chef des Raumschiffes Ivory. Und mit wem haben wir die Ehre?"

Marc setzte sich, schüttelte beiden die Hand und sagte: "Ich bin Marc Tegger und es freut mich, sie beide kennen zu lernen. Ich habe schon so einiges über die Ivory gehört." Er bestellte beim nächsten Kellner ein livianisches Postover - Bier und lehnte sich etwas entspannter zurück.

Woher kommst du mein Sohn," fragte Monserat mit einem etwas schiefen Lächeln. "Erzähl mal was von dir."

"Was für Qualifikationen bringst du mit?", fragte der Caldonier nach.

"Ich bin auf der Erde in Australien geboren", fing Marc an zu erklären. "Ich bin 20, habe die Sternenflottenakademie abgeschlossen und bin ein halbes Jahr auf einem öden Forschungsschiff mitgeflogen." Und etwas leiser fügte er hinzu: "Außerdem war ich ein halbes Jahr beim Marquis und habe dort die ganzen Schiffe und Maschinen gewartet und repariert. Zum Caldonier gewandt: "Wie gesagt, ich habe beim Marquis alles repariert was angefallen ist und bei der Sternenflotte bin ich als Navigator eingesetzt worden."

Monserat blickte zu Martengh und sagte: "Sollen wir es mal mit dem Bürschchen probieren?" Martengh zuckte mit den Schultern. "Von meiner Seite aus besteht da kein Problem"

"Schön Mister Tegger, ich erwarte Sie dann um Punkt 18 Uhr an Landedock 4", verabschiedete sich der Captain.

Marc erhob sich, trank den letzten Schluck von seinem Bier und schüttelte nochmal beiden die Hand. "Bis um 18 Uhr dann. Und nochmal vielen Dank."

Marc ging langsam Richtung Ausgang, versucht, nicht sofort vor Freude loszubrüllen. Sofort machte er sich auf den Weg zu seinem Quartier, um seine Sachen zu packen.

--- Quartier Marc Tegger, Sektion 5 Abschnitt 4.9

Schnell packte er seine geringen Besitztümer in seine Tasche, als ihm seine Tongo - Karten in die Hände fielen. 'Irgendwann muß ich mal wieder spielen gehen', dachte er, als er die Karten in die Tasche steckte.

--- DS3; Bar, Nebentisch

Classic verbrachte schon den halben Tag in der Bar, und so langsam verging ihm die Lust. Er hatte mit zwei Frachter-Captains verhandelt, und beide gehörten einem Handelskartell an. Das bedeutete Langeweile...

Gegen Mittag, er war gerade am Mittagessen, fiel ihm ein ziemlich ungleiches Paar auf, daß sich am Nebentisch niedergelassen hatte. Ein recht kleiner Mensch und ein Caldonier. Der Caldonier wirkte neben dem Menschen fast doppelt so groß. Nun, er wollte erst einmal fertig essen. Man muß schließlich Prioritäten setzen.

Während er sich durch den Nachtisch kämpfte (Vanilleeis mit heißen Himbeeren) beobachtete er, wie eine Frau sich an den Tisch setzte. Da er ja genau daneben saß, konnte er nicht verhindern, die Geschichte über die versunkene Rasse mitzubekommen. 'Klingt interessant. Und wenn er dem nachgehen wollte, könnte das sehr lustig werden...'

Gerade als er sich dem Schiffseigner und Captain vorstellen wollte, trat ein recht jung aussehender Mann an den Tisch und begann über eine Einstellung zu verhandeln. 'Mal sehn was dabei rauskommt...' Er verlagerte seine Wahrnehmung in den infraroten Bereich und beobachtete die Reaktionen der drei Personen am Tisch.

Der Neuankömmling war offensichtlich sehr nervös, seine Hauttemperatur war ziemlich stark in Bewegung. Bei Monserat (die beiden hatten sich inzwischen vorgestellt) und Martengh konnte er keine Änderung feststellen, dazu war seine Wahrnehmung nicht exakt genug (und vermutlich auch seine Erfahrung). 'Na mal abwarten...'

Kurze Zeit später entließ Monserat Tegger und Classic stand auf. Er strich sein schwarzes, ledernes Trenchcoat glatt und trat an den Nachbartisch heran.

--- DS3; Bar, Monserats Tisch

"Entschuldigen Sie, ich saß nebenan und habe durch Zufall ihre Unterhaltung mitgehört und habe erfahren, daß Sie neue Crewmitglieder suchen. Nun, wie es der Zufall so will, bin ich auf der Suche nach einem Schiff, das einen Piloten mit ein paar besonderen Fähigkeiten sucht."

"Und warum sollte ich zwei Piloten einstellen? Dazu noch einen, der offensichtlich Spaß daran hat, andere Leute zu belauschen."

"Tja, das ist sonst nicht meine Art, aber harte Zeiten erfordern harte Maßnahmen. Darf ich mich setzen?"

"Bitte doch."

"Nun, um es direkt zu sagen: Ich besitze ein direktes neurales Interface, das mir erlaubt direkt mit Computersystemen zu agieren, ohne den Umweg über physische Tastaturen." Classic zog seine Haare ein wenig zur Seite, so daß Monserat den Transceiver sehen konnte. "Ich habe bereits mehrjährige Erfahrung sowohl als Shuttle- als auch als Raumschiff-Pilot. Und sollten Sie mal Probleme mit einem Computersystem haben (sei es Ihr eigenes, oder ein anderes), bin ich Ihr Mann. Auf dem Passagierfrachter Solstice konnte ich dank dieses Interface sowohl Navigation/Astrogation als auch Conn übernehmen, was dem Captain drei Jahre lang ein Crewmitglied gespart hat."

"Und was hast Du vorher gemacht?"

"Nun, ich bin auf Omicron VII aufgewachsen und war froh, als ich diesen Dreckshaufen verlassen konnte..."

Classic lehnte sich zurück und wartete auf die Reaktion des Captains. So jemand wie er lief ihm vermutlich nicht alle Tage über den Weg.

Monserat zog seine Stirn kraus. So ein Typ wie der, der ihm gerade gegenüber Platz genommen hatte, war ihm auch noch nie untergekommen. Er sah aus, als hätte er zu viele schlechte Krimis aus dem 20. Jahrhundert gesehen. Der schwarze Ledertrenchcoat und das lange Haar gaben ihm ein verwegenes Aussehen und verliehen ihm etwas zwielichtiges. Fast als wäre er auf der Flucht und wollte sich möglichst nicht zu erkennen geben. Wobei er hier in der Bar durch seine Größe und sein äußeres Erscheinungsbild eher auffiel.

Erschrocken zuckte Monserat kurz zusammen, als bei seiner Betrachtung in den ohnehin unheimlich schwarzen Augen seines Gegenübers etwas kurz aufzuleuchten schien. Monserat ertappte sich bei dem Gedanken, ob dieser Mann nicht nur in Computern wie ein offenes Buch, sondern ebenso in seinen Gedanken lesen konnte. Hastig versuchte er seine Gedanken in eine andere Richtung zu zwingen.

Monserat mußte sich eingestehen, daß ihn das neurale Interface beeindruckt hatte und noch mehr der Gedanke sich zwei weitere Leute zu sparen, doch dann trafen sich Martenghs und sein Blick und ihre Gedanken schienen stumm die gleichen Wege gegangen zu sein.

Der Fremde war dreist. Wer so ungeniert fremde Gespräche belauschte um diese Kenntnisse für sich zu verwerten, dem war nicht zu trauen, wenn er alleine die halbe Brücke übernehmen wollte. Diese Macht der Hand eines einzigen war gigantisch und sie war verführerisch. Monserat gefiel es nicht die Oberhand zu verlieren.

Tegger war aufgeregt gewesen. Er war eingeschüchtert und das hieß, daß Monserat für ihn Gott war. Monserat liebte es, trotz seiner geringen Körpergröße einschüchternd auf jemand zu wirken.

Aber dieser Mann ihm gegenüber, dessen Innenleben nah an das eines Computers herankam, war undurchschaubar. Seine Motive lagen im Dunkeln. Wenn er loyal war, konnte jedes Schiff sich glücklich schätzen ihn an Bord zu haben. Doch was, wenn er es nicht war? Wieso suchte ein Mann mit solchen Qualitäten gerade eine Anstellung auf der Ivory? Die Ivory hatte einen durchschnittlichen Ruf, aber dieser Mann hatte überdurchschnittliche gute Qualitäten.

Omicron VII. Monserat hatte schon eine Menge über diesen Planeten gehört, aber es war alles andere als positiv gewesen. Deshalb hatte er es auch bisher erfolgreich vermieden auf diesem Planeten Handel zu betreiben. Oberste Devise hin oder her. Für ein gutes Geschäft war er für fast jedes Risiko bereit. Aber eben nur für fast jedes.

"Kann man auch Ihren Namen erfahren, nachdem Sie von uns unfreiwillig schon so viel erfahren haben?", fragte Monserat etwas süffisant um seine Gedanken nicht so offensichtlich nach außen zu tragen. Es war ihm unangenehm, daß dieser Mensch sogar wußte, daß sein Schiff nur knapp einem Anschlag entkommen war.

"Classic", antwortete der Fremde und war die Ruhe selbst.

"Classic?", fragte Monserat verblüfft und erntete dafür nur ein Nicken seines Gegenübers. Tegger wäre für das Vergessen des sich Vorstellens sicher im Boden versunken, doch nicht das Schwarzauge.

"Classic", murmelte Monserat ein weiteres Mal ziemlich unentschlossen, während der Blick der schwarzen Augen, der sich auf ihn geheftet hatte, ihn irgendwie beunruhigte. Dabei kam ihn wieder der Mann ins Gedächtnis, der immer um sein Wohl besorgt und so loyal wie kein Zweiter war. Martengh.

Hilfesuchend blickte er ihn an, bevor er eine Entscheidung traf.

Monserat schaute Martengh an. Dieser gab ihm durch ein Zeichen überraschenderweise zu verstehen, daß er dem Captain empfahl, auch diesen Piloten zu engagieren.

Da Monserat die Erfahrung gemacht hatte, daß Martengh immer Gründe für seine Empfehlungen hatte, sagte er auch diesem Bewerber zu, und wies ihn an, sich ebenfalls um 18 Uhr zu melden.

Als der verchippte Pilot gegangen war, schaute Monserat Martengh an und meinte: "Ich hoffe, daß du einen guten Grund dafür hast, daß ich zwei Piloten anstellen soll."

Martengh schaute nachdenklich und antwortete: "Sicher. Überleg mal. Dieser Kybernetikfritze kann die Navigation und die Kommunikation übernehmen, und zudem ständig mit dem Computer plauschen. Drei Leute zum Preis von einem. Super. Aber alles, ohne daß wir davon etwas merken. Mit der richtigen Software im Hirn kann er alle möglichen Daten aus dem Zentralcomputer abrufen und ihm völlig neue Befehle geben. Immer noch super?"

Monserat schaute nun fast noch nachdenklicher als sein Freund. "Und warum sollte ich ihn dann nehmen? Er ist doch ein permanentes Sicherheitsrisiko."

Martengh nippte an seinem Getränk. "Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder ist er ehrlich oder er ist es nicht. Wenn er ehrlich ist, und wirklich nur bei uns arbeiten will, dann war es eine gute Entscheidung, ihn aufzunehmen.

Ist er nicht ehrlich, dann gibt es wieder zwei Möglichkeiten. Entweder er ist ein kleiner Gauner, oder er wurde von jemand angeheuert. Im ersten Fall werden wir ihm klar machen, daß es für ihn besser ist, wenn er seine ... Fähigkeiten in unseren Dienst stellt. Im zweiten Fall würde ich mich gerne ausgiebig mit ihm unterhalten. Und sei sicher, daß er mir dann erzählen wird, für wen er arbeitet.

Wie dem auch sei, ich werde ihn intensiv beobachten."

Der Captain dachte über das nach, was er gerade gehört hatte, und konnte keinen logischen Fehler finden.

Bis auf einen: "Das bedeutet allerdings, daß wir jetzt zwei Piloten an Bord haben. Was soll das?"

Martengh nickte. "Stimmt. Das ist ebenfalls aus zwei Gründen wünschenswert: Zum einen haben wir doch beide im vorletzten Flug gesehen, wie vorteilhaft zwei Piloten gewesen wären. Wenn wir auch für das Shuttle einen guten Piloten gehabt hätten, und nicht Plexa, diesen Versager, hätten wir es sicher nicht verloren. Und ein guter Copilot ist sicher auch nicht von Nachteil.

Zum Anderen hätte ich gerne einen guten Ersatzpiloten, nur für den Fall, daß Classic etwas zustoßen sollte."

Monserat grinste. "Da hast du natürlich recht. Dann sollten wir vielleicht auch noch einen Ersatzmann für die Kommunikation mitnehmen, was meinst du?"

Auch Martengh grinste und leerte sein Glas.

--- DS3; Bar, Theke

'Das war zu einfach...', dachte Classic auf dem Weg zur Theke. 'Ganz ohne irgendwelche Garantien, daß ich nicht in ihrem System rumpfusche. Classic, sei auf der Hut!' Er setzte sich auf einen Hocker an der Theke und bestellte sich ein Glass Rotwein. Er blickte auf die Uhr über der Theke, 16:32. Anderthalb Stunden noch, das reichte um seine Spuren hier zu verwischen, nur um sicherzugehen.

Während er den ersten Schluck des Weines genoß, etablierte er eine Verbindung zum Terminal in seiner Kabine. Er hatte von diesem aus mehrere Anrufe und Anfragen durchgeführt. Der Transceiver in seinem Quartier sprach sofort an, die regulären Optionen des Terminals bauten sich vor seinem geistigen Auge auf. Die Sicherheitssperren, sein Neuralprozessor bildete dies als Feuerwand zwischen sich und dem Terminal-Kern ab, waren an sich kein großes Hindernis. Viel schwieriger war es, sie zu durchdringen ohne irgendwelche Alarmmeldungen abzusetzen.

Nicht wirklich schwierig für Classic, denn sein Angriff kam von einer völlig unerwarteten Seite, aus der Sicht des Terminals. Er durchbrach den Sicherheitsring, ohne auch nur bemerkt zu werden. Das Löschen seiner Log-Einträge war schnell erledigt. Von seinem autorisierten Standpunkt aus plazierte er ein kleines Programm im Terminal-Kern, das ebenfalls die Zimmerreservierung rückgängig machte und dieses Zimmer die letzten beiden Tage als unbewohnt markierte - und zwar genau um 18 Uhr.

Er trennte die Verbindung. 16:33. 'Gute Zeit, obwohl das schon schneller gegangen ist.' Er verbrachte die nächste Stunde an der Theke, trank einen weiteren Wein und sah sich die aktuellen Nachrichten an.

Gegen 17:30 ging er in sein Quartier, holte den Transceiver und seinen kleinen Koffer und begab sich zur Schleuse der Ivory

--- DS3, Marc's Quartier

Nachdem er seine Sachen gepackt hatte und das Quartier wieder in seinen Originalzustand gebracht hatte, setzte er sich an das Terminal im Zimmer um die eingegangenen Nachrichten an ihn zu überprüfen.

Eine persönliche Mitteilung wartete auf ihn, und zwar vom Quartiermeister, der nachfragte, wann Marc die ausstehende Rechnung begleichen würde. 'Alle wollen sie nur Geld von einem' dachte Marc und schrieb ein Antwortschreiben, in dem er dem Quartiermeister mitteilte, daß er so gegen 16:30 Uhr bei ihm vorbeikommen würde.

Er löschte alle Nachrichten auf dem Terminal, hängte sich seine Tasche um und ging Richtung Tür, als ein Anruf an seinem Terminal ankam. 'Mist, wer ist den das schon wieder?'

Mißmutig stellte er seine Tasche neben die Tür und beauftragte den Computer, die Verbindung anzunehmen. Als er sah, wer am anderen Ende der Leitung saß, mußte er erst mal schlucken.

"Hallo Marc", tönte es ihm vom Bildschirm entgegen. "Wie geht's dir? Wir haben ja schon lange nichts mehr von dir gehört. Erzähl mal, wie ist es dir seit dem Weggang vom Marquis ergangen?

Marc hatte immer noch einen Frosch im Hals und brachte keinen Ton heraus. 'Die finden mich auch überall. Nie hat man mal länger als einen Monat ruhe vor denen. Ich frage mich jedesmal, wie die mich aufspüren. Jetzt wird es wieder spaßig.'

"Hallo Mum, hallo Dad, schön euch zu sehen", brachte Marc mit einem leichten zittern in der Stimme über die Lippen. "Wie geht es euch da unten in Australien? Bei mir ist soweit alles in Ordnung."

Mit seinen Eltern war es eine Qual. Überall fanden sie ihn. Eigentlich müßten sie für den Geheimdienst der Föderation arbeiten. Selbst beim Marquis, als er auf einem Planet war, der noch nicht einmal auf den Karten verzeichnet war, hatten sie ihn entdeckt. Langsam fing er an zu glauben, das er irgendwo in sich einen Peilsender hatte, mit dem sie ihn auffinden konnten.

"Es ist schön zu sehen, das du noch nicht von einem wildgewordenen Cardassianer erwischt worden bist. Dich hat es jetzt also auf DS3 verschlagen. Bist du für den Marquis dort?" fragte seine Mutter so neugierig wie sie immer schon war.

Marc stöhnte auf: "Nein Mum, ich bin jetzt nicht mehr beim Marquis. Ich habe vorhin auf einem Händlerschiff angeheuert. Aber ich kann jetzt nicht mehr weiterreden. sonst verpasse ich den Abflug. Sag allen, daß es mir gut geht und einen schönen Gruß an Caroline. Ich melde mich wieder, wenn ich die Möglichkeit bekomme."

"Das hast du schon oft gesagt und immer mußten wir uns die Arbeit machen, herauszufinden, wo du dich aufhältst", sagte Robert mit einem schadenfrohen Grinsen im Gesicht.

"Paß auf dich auf, und melde dich mal wieder", sagte Linda und schickte noch eine Kußhand über den Bildschirm. Als der Schirm endlich schwarz wurde, ließ sich Marc mit einem gequälten stöhnen auf das Bett fallen.

'Wieso bin ich mit solchen Eltern gestraft worden. So schlimm bin ich doch gar nicht.'

Mit einem säuerlichen Gesicht schleppte er sich zur Tür, hob seine Tasche auf und verließ das Quartier.

--- DS3, Flur vor Marc's Quartier

Er machte sich mit seiner schlechten Laune auf den Weg um noch die letzten Besorgungen zu tätigen und vor allem, noch in der Bar einen starken Drink zu sich zu nehmen.

Erstens um die Gedanken an seine Eltern zu verdrängen und zweitens, um die Nervosität über das bevorstehende Treffen mit der Crew zu minimieren.

--- DS3, Landedock 4

Classic kam fast zehn Minuten zu früh am Landedock vier an. Er war doch schneller durch DS3 durchgekommen, als er zuerst gedacht hatte. Nun, dann würde er halt noch ein wenig warten müssen. Er stellte sich gegenüber der Schleuse in den Schatten eines Trägers. Es war nicht notwendig, daß ihn jeder sofort sah.

Kurz vor 18 Uhr trat ein junger Mann um die Ecke, recht hager. Er erkannte ihn auch ohne die Hilfe seines Neuralprozessors sofort wieder. Es war der andere Neue, der kurz vor ihm auf der Ivory angeheuert hatte. Er hatte sich wieder ein wenig besser unter Kontrolle, aber es war anscheinend immer noch nicht ganz wohl in seiner Haut.

Classic trat aus dem Schatten heraus, dem Neuankömmling entgegen. Der hatte ihn anscheinend noch nicht gesehen, denn er zuckte unmerklich zusammen, als er ihn sah. Classic nickte ihm zu. "Ich bin Classic, das zweite neue Crewmitglied der Ivory."

Marc zuckte zusammen, als er das Landedock erreichte und eine seltsame Person hinter einem Stützpfeiler hervor trat. 'Der Typ sieht aus wie der Tod auf Urlaub' dachte Marc, als er ihn im Licht ein wenig besser erkennen konnte.

"Hallo, mein Name ist Tegger. Du bist also der Zweite, der auf der Ivory angeheuert hat", sagte Marc zu seinem Gegenüber, der sich mit dem seltsamen Namen Classic vorgestellt hatte.

"Ja", antwortete dieser. "Ich habe mich als Navigator beworben."

'Seltsam, wieso sollte Captain Monserat zwei Piloten einstellen? Irgendwas stinkt da zum Himmel. Ich muß...'. Marc wurde mitten in seinen Gedanken unterbrochen, als Monserat und Martengh das Landedock betraten.

'Ich fühle mich überhaupt nicht wohl in meiner Haut. Irgendeine Überraschung kommt noch, mit Sicherheit' überlegte Marc und schritt auf die zwei zu, um sie zu begrüßen.

--- DS3; beim Landedock 4

Es waren noch etliche Gläser über den Bartisch gewandert, bevor Monserat und Martengh wohlgelaunt aus der Bar zur Ivory zurückkehrten. Dort gewahrten sie bereits aus der Ferne den "Chipman" wie Monserat ihn nach dem fünften Glas Wein übermütig getauft hatte.

Er stieß Martengh an und als er zu ihm hochsah, hörte er wieder dieses Knacken und spürte gleichzeitig diese Ziehen in seinem Genick, daß ihm seit längerer Zeit Schmerzen verursachte. Trotzdem ließ er sich nichts anmerken. "Martengh, du weißt, daß ich viel von deinem Urteilsvermögen halte, aber die Verantwortung für unseren Chipman trägst allein du. Behalte ihn ja gut im Auge."

Martengh sah auf den Captain hinunter und nickte nur stumm. Der mißtrauische Blick mit dem er diesen Classic bedachte, gab zu verstehen, daß er genau das vor hatte.

Erleichtert atmete Monserat auf und beschleunigte seinen Schritt. Erst jetzt fiel ihm Tegger auf, der neben Classic stand und einen ziemlich nachdenklichen Eindruck machte. Anscheinend war das erste Beschnüffeln seiner beiden Leute nicht ganz glimpflich abgegangen. Als Tegger sie bemerkte, ging er ihnen sofort entgegen um sie zu begrüßen.

--- DS3; Landedock 4 vor der Schleuse der Ivory

"Ich nehme an, die Herren haben sich in der Zwischenzeit miteinander bekannt gemacht", meinte Monserat beiläufig und streifte kurz die beiden Gesichter. "Wenn nicht, dann haben sie ja noch reichlich Gelegenheit dazu, nachdem sie ihre Quartiere aufgesucht haben. Sie haben sich beide morgen um 0800 auf der Brücke einzufinden."

Bei seinen Worten hatte die Ivory ihre Schleuse geöffnet um die Passagiere an Bord zu nehmen. Monserat liebte Charlys Timing.

--- An Bord der Ivory

Noch während Monserat den ersten Fuß auf die Ivory setze, gab er bereits weitere Anweisungen. Der Gedanke, den Tag bei einem abschließenden Glas Wein und der Begutachtung seiner Schätze ausklingen zu lassen, lockte ihn stark in Richtung seines Quartiers.

"Tegger, Sie haben Quartier Nummer 13 auf Deck 3. Ich hoffe, Sie sind nicht abergläubisch. - Classic, Sie haben das Quartier 14 gleich daneben. Leider funktioniert dort der Computerterminal zur Zeit nicht. Ich hoffe, das stört Sie nicht weiter. - Das wäre alles meine Herren", setzte Monserat fort ohne auf eine Antwort zu warten, während er sich nur mühevoll ein schadenfrohes Grinsen verkneifen konnte.

"Ach ja, falls sie das Schiff verlassen sollten, dann erwarte ich eine Meldung. Ich will immer wissen wo sich meine Leute aufhalten. - Wegtreten."

Classic verzog keine Miene während Monserat sie einwies. Als er das nicht funktionierende Terminal erwähnte, konnte er jedoch ein kleines Lächeln nicht vermeiden...

'Das war ja zu erwarten. Als ob im Ernstfall ein abgeklemmtes Terminal mich behindern würde.' Mit diesem Gedanken - und dem Lächeln im Gesicht - nickte er Monserat zu, schwang seinen Seesack über die Schulter und begab sich ohne weitere Worte zu seiner Kabine.

--- Quartier 14

Dort angekommen fand Classic ein recht kleines Quartier vor, üblich für Crew-Quartiere auf kleineren zivilen Schiffen. Man hatte schließlich nur sehr wenig Platz zu verschwenden. 'Nun, mit ein paar Kleinigkeiten hier und da dürfte das sehr gemütlich werden.' Er begann damit, seine Kleidung in den Schrank einzuräumen.

Danach verteilte er die wenigen persönlichen Dinge in seinem Quartier. Zunächst war da die vulkanische Meditationslampe von Sirak, dem Vulkanier von der Solstice. Er betrachtete sie einige Minuten, ein wenig melancholisch. 'Vulkanier hin oder her, ich denke ohne ihn hätte ich die letzen drei Jahre nicht durchgestanden.' Einige Bilder von Omicron durchzuckten seine Gedanken, dunkle Räume von denen er seine Netzangriffe durchführte - dazwischen immer wieder Siraks Bild während sie gemeinsam meditierten. Er verdrängte es, schüttelte seinen Kopf, als wolle er die Gedanken abwerfen. Er stellte die Lampe auf den kleinen Tisch neben seinem Bett.

Als nächstes hielt Classic eine Rolle in den Händen, ungefähr einen Meter lang. Er öffnete das obere Ende und mehrere großformatige Bilder kamen zum Vorschein. Der Orion-Nebel, die Plejaden, Andromeda. Er liebte diese Bilder, sie ließen den Raum sehr viel größer erscheinen. Das spezielle Material heftete sich selbstständig an die Wand. Er hatte keine Ahnung wie das funktionierte, es war jedoch sehr praktisch.

Dann hielt er zwei kleine Scheiben in der Hand. Seine Subraum Transceiver. Jeder davon mehr wert, als sein Jahresgehalt bei diesem etwas kuriosem Frachter-Captain. Er etablierte kurz eine Verbindung mit den beiden Receivern und aktivierte das volle Spektrum an Sicherheitsprogrammen, nur um sicher zu gehen. Er legte die beiden Transceiver auf den Tisch und setzte sich auf das Bett. Jeder Versuch, die Transceiver zu modifizieren oder auch nur zu öffnen würde einen Alarm bei ihm auslösen.

Classic legte sich auf das Bett, nicht allzu bequem, aber er hatte schon wesentlich schlechter gelegen. Er aktivierte seinen eigenen Transceiver und begann damit, seine unmittelbare Umgebung ein wenig auszuloten. Mehrere Datenkanäle liefen in unmittelbarer Nähe durch das Schiff, vermutlich zum Computerkern. Sein Terminal war tatsächlich tot, allerdings war der "Fehler" bereits auf dem Flur, also wollten sie sicher gehen. Auch recht. Er schaltete den Transceiver wieder zurück in den Bereitschaftsmodus.

Er versuchte sich zu entspannen, ein wenig Schlaf zu finden. Hier auf der Ivory sollte er doch eine ruhige Nacht verbringen können. Er schloß die Augen ... und schlief ein wenig später ein.

--- Deck 3, Quartier 13

"Puh!", stöhnte Marc und ließ sich auf das Bett fallen. Man merkte ihm richtig an, wie die Nervosität von ihm abfiel. "Endlich wieder auf einem Schiff.", sagte Marc zu sich selbst.

Er haßte die riesigen Menschenmengen, die Tag ein Tag aus auf einer so großen Raumstation wie DS3 herumliefen. 'Da hat man es auf so einem kleinen Schiff doch etwas ruhiger.'

Langsam erhob er sich wieder vom Bett und schaute sich in seinem neuen Quartier etwas genauer um. 'Etwas spartanisch ist es ja, aber für mich wird es reichen. Außerdem bin ich auf einem kleinen bajoranischen Frachter und nicht auf einem Sternenflottenschiff. Ich fühle mich fast so, als wäre ich noch beim Marquis.'

Er holte seine Tasche, die er vorhin achtlos ins Zimmer geworfen hatte und packte seine Sachen aus. Die wenigen Kleidungsstücke die er besaß räumte er in den Schrank und verschloß ihn danach.

Seine Tongo - Karten wanderten zielsicher in die einzig verschließbare Schublade vom Schreibtisch, worauf das Terminal stand. Er schaltete es kurz ein, überprüfte es grob auf seine Funktionstüchtigkeit und schaltete es wieder aus.

'Ich werde mich später damit genauer beschäftigen', dachte Marc und ging wieder zur Tasche zurück. Bei den nächsten 2 Dingen aus der Tasche mußte er wieder an die Vergangenheit denken. Das erste war ein kleines Logikspiel, welches er von einem Vulkanier auf der Sternenflottenakademie bekommen hatte.

Dieser Vulkanier, T'Prell; Zimmergenosse, Freund und Helfer ('Vor allem in Quantenmechanik'); hatte es ihm zum Abschied gegeben, und gesagt: "Wenn du irgendwann nicht mehr mit deiner menschlichen Intuition weiterkommst, versuch es mit der Logik."

Dieser Ratschlag hatte ihm bisher zwei mal vor Schlimmeren bewahrt. Der zweite Gegenstand war ein kleiner Holokristall. Er aktivierte ihn und betrachtete das erschienene Bild mit aufkommenden Tränen. 'Senell, ich werde dich immer vermissen.', dachte Marc und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.

Er räumte beide Sachen zusammen mit seinen letzten Ersparnissen ( 3 Barren Latinum ) zu den Tongo - Karten in den Schreibtisch, legte die Tasche unter das Bett und ging ins Bad. Dort schüttete er sich ein paar mal kaltes Wasser ins Gesicht, bis er sich wieder etwas besser fühlte.

Er ging zum Replikator, bestellte beim Computer ein Hasperat und setzte sich damit an das Terminal. Er rief eine Darstellung des ganzen Schiffes auf um es sich genau einzuprägen.

Währenddessen biß er hungrig in das Hasperat und hätte sich fast verschluckt. 'Oh Gott, das ist doch unmöglich. Wie kann ein bajoranischer Replikator so miserables Hasperat generieren.'

Er stand auf und stellte es in den Replikator zurück. 'Da vergeht einem ja der Appetit.'

Nachdem er sich eine halbe Stunde intensiv mit dem Aufbau des Schiffes vertraut gemacht hatte, stand er auf und verließ das Quartier. 'Theorie und Praxis!', dachte Marc, und machte sich auf den Weg, um einen Rundgang durchs Schiff zu machen. 'Schließlich muß ich mich auf dem Schiff auskennen, worauf ich arbeite.'

Nachdem er noch mal 2 Stunden das Schiff zu Fuß erkundete, ging er wieder in sein Quartier, verriegelte die Tür und zog sich aus.

Er stellte den Wecker auf 7:00 Uhr, kroch ins Bett und zog die Decke bis unters Kinn. Es dauerte nicht lange bis er einschlief. Sobald ihm die Augen zugefallen waren, träumte er wieder den gleichen Traum wie letzte Nacht; eigentlich wie die letzten 200 Nächte.

--- Quartier 14

Die Nacht verlief, für Classics Verhältnisse, relativ ruhig. Er wachte nur drei Mal auf. Am nächsten Morgen duschte er, und begab sich gegen halb acht in die Mannschaftsmesse. 'Mal sehen, wie der Rest der Crew aussieht.'

--- Deck 2, Bereitschaftsraum des Captains

Monserat hatte keinen Schlaf finden können. Irgend etwas beunruhigte ihn. Dieses Gefühl hatte er immer, wenn etwas Ungewöhnliches auf ihn zukam. Zuerst hatte er es dem Chipman zugeschrieben, doch nach sorgfältigem Überlegen hatte er diese Ursache gestrichen.

'Nein, da braut sich etwas zusammen. Ich kann es direkt spüren.' Nachdenklich rieb er sich sein unrasiertes Kinn und sah sich dann in den Spiegel. Er hatte auch schon besser ausgesehen. Alkohol und Schlaflosigkeit hatten zusammen eine ziemlich entstellende Wirkung.

"Jetzt müßtest du mich sehen, Francine. Dann wäre ich deine ganzen Kandidatinnen für immer los." Monserat grinste kurz, aber seine Gedanken suchten schon wieder nach dem Grund für seine Besorgnis. So schnitt er sich auch noch ein, als er sich rasierte. Martengh hatte ihm abgeraten sich auf diese altmodische Art zu rasieren, doch Monserats Dickkopf hatte mal wieder die Oberhand behalten.

Fluchend machte er sich frisch und sah auf die Uhr: 0714.

"Charly an Monserat. Ankommende Verbindung. Es ist Captain Drake. Ich stelle auf den Schirm."

Monserat verkniff sich einen noch schlimmeren Fluch als vorhin, da Charly noch immer nicht die Kommunikation innehatte. Es wurde Zeit, daß sich endlich jemand anders darum kümmerte.

"Hallo alter Freund", begrüßte Drake Captain Monserat, der inzwischen in einem Stuhl platz genommen hatte. "Wie ich sehe hast du bereits unsere Bar aufgesucht..."

"Komm zur Sache, Andrew", unterbrach ihn Monserat. "Worum geht's? Du meldest dich doch nicht ohne Grund um diese Uhrzeit bei mir." Seine trotz seines Äußeren wachen Augen durchbohrten Drake. Seufzend gab sich dieser geschlagen.

"Das Forschungsschiff der Klingonen."

"Ja, davon hast du mir bereits erzählt. Was ist damit?"

"Es verläßt DS3 durch ein unerwartetes Ereignis bereits heute Nachmittag. Leider hat mir mein Sicherheitsteam zugetragen, daß dieses Forschungsschiff eine Ware an Bord haben soll, die es zu einem begehrten Objekt macht. Deswegen...."

"Ich verstehe," unterbrach Monserat erneut seinen Freund, "dann sind diese Leute wohl gezwungen jetzt rasch zu handeln. Das macht die Sache natürlich dringender. - Konnten deine Leute in Erfahrung bringen, wer hinter dieser geheimnisvollen Fracht her ist?" Seine Augenbrauen zogen sich unwillkürlich zusammen.

Andrew Drake lehnte sich zurück und machte ein gewichtiges Gesicht. "Das ist es ja. Angeblich soll sich auf meiner Station ohne mein Wissen ein Formwandler aufhalten. Und er soll nicht allein sein. Ein ziemlich gewiefter Söldner namens Luke Foreign soll gemeinsame Sache mit ihm machen. Leider weiß ich nur seinen Namen und nicht seine Rasse. Es kann quasi jeder hier auf der Station sein. Auch..."

"Auch was...?"

"Auch wenn er ein ziemlich merkwürdiges Verhalten an den Tag legen soll. Aber niemand weiß was damit gemeint ist." Bedauernd zuckte Drake mit den Schultern. So gut waren seine Nachforschungen auch nicht verlaufen.

"Aber ein Söldner? Wenn es doch nur um eine Ware geht, die man ohne weiteres stehlen könnte?" Monserat zweifelte, ob Drake wirklich so gut informiert war wie er zu glauben meinte.

"Ein Diebstahl wäre nicht so schlimm, aber die Sache ist die, daß ein Forscher sich fast ständig an Bord aufhält. Es ist der einzige, der mit der Materie so stark vertraut ist, daß die ganze Forschung des klingonischen Schiffes mit ihm steht oder fällt. Sie werden versuchen ihn in ihre Gewalt zu bringen und wenn er sich nicht fügt, dann..."

"Hmmm... ", sagte Monserat und konnte sich sehr gut vorstellen, was dann passierte. Und besonders was die Folgen für Drake wären. Wenn Monserat diesen Anschlag nicht vereiteln konnte, dann würde das schwere Konsequenzen für seinen Freund Drake haben. Es gab immer wieder Klingonen, die gegen den Frieden mit der Föderation waren und so ein Anlaß war ein gefundenes Fressen für sie.

"Ich werde mein möglichstes tun um dir zu helfen. Und ich weiß auch schon genau, wer mir dabei helfen wird...."

--- kurze Zeit später, Brücke

Monserat hatte wie üblich seinen Platz auf der Brücke eingenommen, auch wenn das im Moment gar nicht nötig war, da sie noch nicht flogen. Er hatte gehofft, mit Martengh über die Sache reden zu können, doch der war nicht ansprechbar. Er müßte das Schiff vor Einbrüchen aller Art sichern, meinte er kurz angebunden, bevor er die Verbindung abrupt unterbrochen hatte.

So etwas ähnliches hatte Monserat schon erwartet und zuckte nur mit den Schultern. Wahrscheinlich versuchte Martengh eine Sicherheitssperre einzubauen, die ihn warnte, falls der Chipman versuchen sollte, unerlaubterweise in ihr System einzubrechen. Und wie er Martengh kannte, würde es so eine gefinkelte Routine sein, daß ein normales Gehirn ohne Verfolgungswahn sie gar nicht entdecken konnte.

'Nein, der gute alte Martengh wird nicht eine Sicherheitssperre einbauen", überlegte Monserat, 'er wird das System damit spicken wie einen guten Braten. Und wenn er damit fertig ist, wird er Charly gegen Fremdzugriffe absichern. Und dann...' Monserat gähnte leise. Die Kette der Verknüpfungen könnte er noch weiter spinnen, doch sie begann ihn allmählich zu langweilen.

Das Martengh sich so um die Sicherheit kümmerte, konnte ihm nur recht sein. Vielleicht konnte er dann heute Nacht besser schlafen. Abwartend lehnte er sich zurück und ging noch einmal alles durch was ihm Drake über das Forschungsschiff erzählt hatte, während er auf das Eintreffen seiner beiden neuen Mannschaftsmitglieder wartete.

--- Deck 3, Quartier 13

Marc schreckte auf. Im ersten Moment überkam ihn eine gewisse Desorientierung. Aber schon nach wenigen Sekunden wußte er wieder, wo er war. "Licht!" sagte er zum Computer, welches dieser auch sofort einschaltete.

Marc setzte sich im Bett auf. "Computer, wieviel Uhr ist es?". Der Computer sagte ihm, das es genau 6.55 Uhr sei. 'Also schon wieder. Meine innere Uhr funktioniert also immer noch so gut wie früher.'

Er hatte beim Marquis seine innere Uhr entwickelt, falls er in wichtigen Situationen auf die Uhrzeit angewiesen war. Marc schlug die Decke zurück und schwang die Beine aus dem Bett.

Er schlurfte zum Bad, zog sich aus und stellte sich erst einmal 10 Minuten unter die Dusche.

Nachdem er sich frisch gemacht hatte, nahm er ein spartanisches Frühstück ein, welches aus terranischen Cornflakes bestand. Nachdem er die Cornflakes gegessen hatte, stellte er das Schüsselchen wieder in den Replikator und machte sein Bett.

Er schaute auf die Uhr. "Schon viertel vor acht?? Die Zeit geht ja rum wie nichts." sagte er zu sich selbst. Schnell ging er zum Schrank und holte seine neuen Klamotten heraus. Die gleiche Garnitur hatte er immer beim Marquis getragen: Einfach, bequem, modisch.

Nachdem er sich angezogen hatte, entriegelte er die Tür und verließ sein Quartier.

--- Mannschaftsmesse

Classic trank gerade den Rest seiner heißen Schokolade, ein wenig zu wäßrig für seinen Geschmack. Aber das lag wohl an der etwas veralteten Software dieses Schiffes. Nicht, daß Classic damit ein Problem hätte. Er hatte sich einen ruhigen Platz in einer Ecke ausgesucht, so früh am Morgen wollte er nichts als seine Ruhe.

Sein Neuralprozessor aktivierte sich und vor seinem inneren Auge tauchte die Uhrzeit 7:52 auf. Es wurde Zeit. Classic stellte sein Tablett zurück in den Replikator, der es gehorsam in nichts auflöste. Er machte sich auf den Weg zur Brücke.

--- Brücke, kurz vor acht Uhr

Classic trat durch die Schleuse auf die Brücke der Ivory. Monserats Captain-Sessel war zentral angebracht. Das grundsätzliche Layout der Brücke erinnerte ihn an die Soltice, schien wohl ein Einheitskonstrukt zu sein. Er baute sich vor dem Captain auf.

"Guten Morgen Sir, Classic meldet sich zum Dienst."

Captain Monserat warf einen prüfenden Blick auf seine Uhr und nickte dann zufrieden. "Sehr gut, Classic. Ich mag es, wenn meine Leute mehr als pünktlich sind." Er musterte Classic kurz von oben bis unten und stellte fest, daß er ohne seinen schwarzen Ledertrenchcoat nicht mehr ganz so ungewöhnlich aussah wie bei ihrer ersten Begegnung.

"Ich denke, wir werden gut miteinander auskommen, wenn Sie sich an einige Spielregeln halten, aber ich glaube auch, daß Sie ein ziemlich schlaues Bürschchen sind und wissen welches Potential darin steckt, mein Vertrauen nicht zu enttäuschen und mich an seiner Seite zu wissen." Prüfend blickte der Captain seinen Neuzugang an.

--- auf dem Weg zur Brücke

Marc ging geradewegs zum nächsten Turbolift und stieg ein. "Deck 2, Brücke!" sagte er zum Computer, der den Lift auch sofort in Bewegung setzte. Schon nach kurzer Zeit blieb der Lift wieder stehen und die Türen öffneten sich.

--- Deck 2, Brücke

Marc trat aus dem Turbolift und ging zu den zwei Personen, die sich in der Mitte der Brücke gegenüberstanden.

"Marc Tegger ist wie befohlen angetreten. Ich hoffe, die Herren hatten eine angenehme Nachtruhe?" sagte Marc zur Begrüßung.

Erst jetzt bemerkte Monserat, daß auch sein zweiter Mann sich bereits auf der Brücke befand. Seine Gedanken waren zu sehr mit Classic beschäftigt gewesen um sein Kommen überhaupt zu bemerken.

'Anscheinend sind beide Männer zuverlässig. Um so besser. Eine solche Mannschaft wie die letzte kann ich mir einfach nicht mehr leisten', dachte Monserat und verzog etwas das Gesicht. Dann wurde ihm klar, daß beide auf eine Reaktion von ihm warteten und er kam ihrem Wunsch nach.

"Schön. Sehr schön. Jetzt wo ich sie beide zusammen habe, brauche ich mich nicht zu wiederholen. - Ich bin ein Captain, der hinter seinen Leuten steht. Aber ich entziehe ihnen mein Vertrauen, wenn sie mich enttäuschen. Haben wir uns verstanden?" Auf die rein rhetorische Frage erntete Monserat von beiden ein "Ja, Sir!"

Monserat hatte sich seinen nächsten Schritt gut überlegt, aber er war von jeher ein Spieler und setzte auf Risiko, wenn er das Gefühl hatte zu gewinnen. "Und damit Sie sehen, daß es keine leeren Worte sind, Classic, wird das Terminal in Ihrem Quartier repariert sein, nachdem Sie und Tegger einen kleinen Auftrag für mich erledigt haben."

"Einen Auftrag?", platzte Tegger neugierig heraus und es schien ihm nachher gleich selbst peinlich zu sein.

"Ja, Sie haben richtig gehört, Tegger: Einen Auftrag. - Meine Leute haben jeder ihr Fachgebiet auf dem sie gut sind, doch meine Mannschaft muß mehr können, als das. Ich bin nicht nur ein Händler und Sammler, sondern ich erledige auch gewisse Aufträge oder beschaffe Dinge wieder. Jedenfalls müssen meine Leute auch hier ihre Qualitäten unter Beweis stellen."

Die Gesichter seiner Schützlinge spiegelten ihr Interesse wieder. Anscheinend waren sie einem etwas abenteuerlicheren Leben an Bord eines Schiffes nicht abgeneigt. Monserat schmunzelte und ließ sie noch etwas schmoren, bevor er die Bombe platzen ließ.

"Um es kurz zu machen: In der Raumbasis befindet sich auch ein klingonisches Forschungsschiff, das heute Nachmittag DS3 wieder verlassen wird. Doch bis dahin wird es Ziel eines heimtückischen Angriffs werden, der nicht nur Diebstahl beinhaltet, sondern der in einer Entführung oder gar Exekution eines wichtigen Wissenschaftlers gipfeln wird. Und sie, meine Herren, werden das zu verhindern wissen." Dann gab er ihnen alle Informationen über den Formwandler und den Söldner, die er von Drake bekommen hatte.

Seine Männer drängten darauf hin zum Aufbruch, doch er hielt sie noch für einen Moment zurück. "Sie sollen mir damit auch beweisen, daß sie teamfähig sind, indem sie diese Aufgabe gemeinsam lösen. Gemeinsam. Keine Alleingänge, meine Herren. Haben wir uns verstanden?"

"Ja, Sir", kam es wie aus der Pistole geschossen zurück.

"Dann bleibt mir nur, Ihnen viel Glück bei ihrer ersten Mission zu wünschen", sagte der Captain und fügte hinzu. "Oder hat jemand von ihnen noch Fragen?"

--- Ivory, Brücke

Im ersten Moment hatte Marc keine weiteren Fragen. Erst einmal mußte er sich mit Classic beraten, wie sie diese Mission am besten anzugehen hatten.

Marc wandte sich an Classic: "Ich würde sagen, wir begeben uns in den Konferenzraum; dort können wir uns zusammensetzten und überlegen, wie wir das Problem am besten angehen sollten."

Classic stimmte mit einem wortlosen Nicken zu und folgte Marc zum Konferenzraum. 'Anscheinend ist er schon richtig darüber am grübeln, wie wir das schaffen sollen, den Diebstahl zu verhindern und den Wissenschaftler zu retten.'

Classic war während des Briefings ruhig gewesen. Was die anderen nicht ahnen konnten war, daß er gerade ein paar Erinnerungen bezüglich Klingonen sortierte. Wieder einmal brach seine geistige Kapazität unter dem Ansturm der Datenflut fast zusammen, daß er in den Konferenzraum laufen konnte, ohne das er wie ein Besoffener schwankte, war reines Glück.

Er setzte sich, ein unauffälliges Aufatmen beruhigte ihn wieder ein wenig.

--- Konferenzraum

Die zwei betraten den Raum und Marc ging als erstes zum Replikator, der neben der Tür hing.

"Kaffee mit Milch und doppelt Zucker!", sagte er zum Computer. "Möchtest du auch etwas?" fragte Marc zu Classic gewandt.

"Ich nehme eine heiße Schokolade", antwortete Classic. Nachdem beide ihre Getränke hatten, setzten sie sich an den Konferenztisch.

"Computer, ich brauche eine Übersichtskarte des klingonischen Schiffes IKS Qevin!", sagte Marc und aktivierte den großen Wandschirm.

"So, dann wollen wir uns mal ein Bild von dem Schiff machen." sagte Marc, während er sich in den Plan des Schiffes vertiefte.

--- inzwischen, Brücke

Als die beiden Neuen die Brücke verlassen hatten, schaute Monserat fragend seinen Freund an. Dieser schaute zurück und beantwortete die unausgesprochene Frage:

"Bisher scheinen sie noch nichts angestellt zu haben. Tegger allerdings hat sich zuerst alle Informationen über den Aufbau des Schiffes anzeigen lassen und anschließend das Schiff erkundet. Eine normale Reaktion, wahrscheinlich wollte er einfach seinen neuen Arbeitsplatz kennenlernen. Dagegen ist nicht einmal etwas zu sagen."

Monserat wunderte sich. Normalerweise war Martengh wesentlich mißtrauischer, wenn sich ein neues Mitglied der Besatzung das Schiff ansah.

Aber nach Martenghs nächstem Satz wunderte er sich nicht mehr. Grinsend fügte Martengh hinzu: "Ich hatte ihn die ganze Zeit unter Sichtbeobachtung. Er hat nichts angestellt."

Mit einem Blick auf die Tür, durch welche die beiden verschwunden waren, fragte Martengh: "Meinst du, die beiden schaffen es?"

Seufzend folgte Monserat Martenghs düsteren Blick und seufzte gequält auf. "Ich weiß nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Dieser Classic scheint durchaus über die Möglichkeiten zu verfügen alles ausfindig zu machen, was ihn interessiert und Tegger ist wahrscheinlich auch nicht auf den Kopf gefallen, auch wenn er sich scheinbar nicht ganz wohl in seiner Haut fühlt. - Worüber ich mir lediglich Sorgen mache ist die Teamfähigkeit der beiden."

Martengh wandte sich nun Monserat zu was dieser zum Anlaß nahm sich bequem zurückzulehnen, sein Kinn zu reiben und seinen Gedanken freien Lauf zu lassen.

"Ich bin mir nicht sicher, ob das richtig ist, was wir jetzt tun, aber ich brauche nun mal eine Brückenmannschaft, die zusammenhält. Streitigkeiten sind das Letzte was ich auf meinem Schiff gebrauchen kann. - Sie werden einen Weg finden müssen..."

Martengh sinnierte: "Ich weiß nicht. Es sind beides Piloten, und ich befürchte, daß es eine Art Konkurrenzkampf zwischen den beiden geben wird. Selbst wenn sie zusammenarbeiten, und sich nicht gegenseitig Informationen vorenthalten werden, kann es sein, daß sie im Nachhinein versuchen, die Verdienste des jeweils Anderen als ihre eigenen auszugeben.

Deshalb möchte ich dir empfehlen, ihnen zu sagen, daß du entweder beide oder keinen aufnimmst. Damit haben sie dann jeden Grund, zusammenzuarbeiten."

"Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht", gestand Monserat seinem Freund. "Natürlich sind beides Piloten und jeder wird versuchen die Verdienste des anderen zu schmälern. Es hätte mit dem Teufel zugehen müssen, daß sie nicht in der Zwischenzeit erfahren haben, daß sie sich beide für den selben Posten gemeldet haben. Hmmm... Du hast natürlich recht. Wie immer."

Der Captain räusperte sich und erhob sich von seinem angestammten Platz. Nachdenklich schritt er einmal die Länge der Brücke ab, bevor er wußte, was zu tun war.

"Monserat an Charly: Es befinden sich zwei neue Crewmitglieder an Bord. Tegger und Classic befinden sich im Konferenzraum. Bringe ihnen ihre Kommunikatoren und richte ihnen von mir aus, daß sie entweder beide aufgenommen sind oder keiner von ihnen. - Hast du verstanden?"

"Selbstverständlich, Captain, aber ich erlaube mir doch zu bemerken, daß sie Fragen stellen könnten und dann wäre besser, wenn ich besser informiert wäre", schnarrte Charlys vertraute Stimme aus dem Kommunikator.

"Papperlapapp", sagte Monserat. "Du weißt, was du wissen mußt, alles andere stillt doch ohnehin nur deine Neugier."

"Jaja, wie Sie meinen, Sir. Ich bin ja nur der Putzroboter und nicht mal der Neueste. Wenn was ist, bin ich der letzte, der davon erfährt. Wahrscheinlich haben Sie sich sogar deswegen an mir zu schaffen gemacht, damit ich..."

".. damit du endlich mal deine Arbeit machst ohne mir ständig deine Meinung zu erzählen. Aber es hat ja nicht geklappt. Also verschone mich mit deinem Verfolgungswahn. Monserat Ende."

Natürlich hatte Charly recht mit seiner Vermutung, daß Monserat ihn heimlich repariert hatte, aber das hatte nur mit Monserats Geiz zu tun. Das er seitdem ab und an etwas Verrücktes tat, daß mußte wohl daran liegen, daß eines der Teile, die bei der Reparatur übrig geblieben waren, wohl doch eine Funktion innehatte.

Ärgerlich rief sich der Captain die eigentliche Situation ins Gedächtnis, denn er wollte auch den Rest seines Plans in die Tat umsetzen.

"Was hältst du davon, Martengh, wenn du Ihnen Flator hinterherschickst? Immerhin hat er sich schon für eine Arbeit an Bord gemeldet, kaum das wir angelegt haben. Einen besseren Schleimer könnten wir für diesen Job gar nicht finden. Er könnte sie heimlich beobachten und uns ständig am laufenden halten. Dann wüßten wir, ob sie zusammenarbeiten und ob sie es schaffen werden."

"Flator..." Martengh kicherte fast, was bei ihm äußerst selten vorkam. "Eine exzellente Idee, mein Freund. Der Kerl ist derart unauffällig, daß er selbst mir erst dann aufgefallen ist, als er fast schon an unserem Tisch gesessen ist. Dürfte sich perfekt für eine Überwachungsaktion eignen."

Er betätigte seinen Kommunikator und stellte eine Verbindung mit Flator her. Als dieser sich meldete, hatte Martengh den gleichen Eindruck wie gestern, als er sich zu ihnen an den Tisch begeben hatte: Sowohl sein Aussehen als auch seine Stimme ließ sich nicht eindeutig als männlich oder weiblich identifizieren.

Martenghs Anweisungen waren klar und eindeutig: "Flator, wir haben hier zwei Neuankömmlinge. Beschatte sie außerhalb des Schiffes so, daß sie nichts davon merken. Ich will über jeden ihrer Schritte informiert sein. Sollten sie dich bemerken oder dein Bericht auch nur in einem Punkt von meinen eigenen Beobachtungen abweichen, kannst du das mit deiner Stelle hier vergessen. Alles klar?"

Flator war scheinbar wenig beeindruckt, denn er erwiderte kühl: "Ja, alles klar. Wer sind die beiden, wie sehen sie aus, wo sind sie gerade, und wen von beiden soll ich verfolgen, falls sie sich trennen?"

Martengh lächelte fast sanft. Ja, das war der ... oder die ... richtige. Er gab die verlangten Informationen weiter und beendete die Verbindung.

Kurz darauf meldete sich Charly über das Komsystem: "Captain, die zehn nächsten Mannschaftsmitglieder sind eingetroffen. Sie stehen vor dem Schott und sehen so aus als ob sie sehr sauer würden, wenn ich sie nicht bald rein lasse."

Gut gelaunt antwortete Monserat: "Schick sie in Martenghs Quartier, ich habe genug zu tun. Mal schauen, wer seine Fallen überlebt."

Martengh grinste und verließ die Brücke.

--- Konferenzraum

"Hast du schon mal auf einem Bird of Prey gearbeitet?", fragte Marc Classic. "Wir hatten beim Marquis mal für drei Wochen einen alten, klapperigen Kreuzer gehabt und ich war wieder der Dumme, der den Kasten am Laufen halten durfte. Jetzt könnten wir etwas von dem Wissen gebrauchen."

"Mit Bird's of Prey hatte ich bisher keine direkte Erfahrung. Ich wußte noch nicht einmal, daß der Marquis jemals solche Schiffe besaß. Womit ich aber recht umfangreiche Erfahrungen habe, sind klingonische Computersysteme. Ich hatte einmal das Vergnügen, mich mit einem ...", ein leichtes Zögern, "... unterhalten zu müssen. Verglichen mit Starfleet sind die Sicherheitsmaßnahmen im System lächerlich. Aber der Klingone, der mich fand, hat dies recht gut ausgeglichen.

So wie ich das sehe haben wir ein ziemliches Problem hier. Ein Söldner und ein Formwandler wollen einen Anschlag auf das Schiff durchziehen. Wie, um alles in der Welt, sollen wir einen Anschlag von einem Formwandler verhindern? Du könntest auf einem Sitzen ohne es zu bemerken. Und überhaupt...."

Classic trat zur Computerkonsole und aktivierte den Interkom: "Classic an Captain Monserat. Eine Frage: Wie steht die Sicherheit der Sternenflotte eigentlich zu dieser ganzen Aktion?"

--- Brücke

Gerade als Monserat darüber sinnierte, was er noch alles vor dem Abflug erledigen könnte, kam ihm Classic dazwischen. Nur widerwillig erhob sich der Captain um zu antworten.

"Es gibt da ein internes Problem zwischen dem Captain der Station und dem Leiter des Forschungsschiffes, das Sie aber nicht weiter zu interessieren hat.

Der Endeffekt davon ist jedenfalls, daß das Forschungsschiff von dem bevorstehenden Anschlag auf keinen Fall informiert werden darf und auch eine heimliche Bewachung durch die Sicherheit bis zum Abflug, bei Entdeckung mehr als unerwünscht wäre. Es wäre sogar mit einer Vergeltungsmaßnahme der Klingonen zu rechnen.

Mit anderen Worten wird die Sicherheit sich dort nicht blicken lassen. Auch bei einem Kampf sind Sie auf sich allein gestellt, da wir es hier mit Profis zu tun haben und die Sicherheit nicht so schnell reagieren kann."

Unwillig schnaufte Monserat laut auf. 'Warum werde ich ständig mit so banalen Dingen belästigt? Wozu habe ich eigentlich Martengh? Nur einmal im Leben wünsche ich mir eine Crew, die nicht nur meinen Befehlen anstandslos gehorcht und sie ausführt, sondern die auch selbständig denken kann.'

"Ich hätte Sie für klüger gehalten, Classic. - Warum zum Teufel, sollte ich sie beide wohl hinschicken, wenn die ganze Sicherheit auf den Beinen ist?"

Monserat hörte das Einatmen von Classic, der scheinbar nachhaken oder auch antworten wollte, doch er ließ es erst gar nicht dazu kommen. Auch Classic würde noch lernen, daß Fragen solcher Art rein rhetorischer Natur waren.

"Mit jeder Zeit die ungenützt verstreicht, steigen die Chancen auf einen Anschlag. Fassen Sie beide einen Plan und machen sie sich an die Arbeit. Sie wissen bereits alles was ich weiß. Weitere Nachfragen sind deshalb überflüssig. Wenn Ihnen trotzdem noch eine Information fehlt, dann beschaffen Sie sie, Chipman. Sie haben doch einiges auf dem Kasten. - Monserat Ende."

Danach ließ der Captain sich wieder in seinen Sessel fallen, der angesichts dieser Tatsache einen leisen Quieker von sich gab und grübelte darüber nach, wie er noch möglichst viel Profit aus ihrem augenblicklichen Aufenthalt holen konnte. Die Zeit verstrich, die Mannschaft würde bald vollzählig sein. Dann würde die Ivory endlich wieder fliegen. Ein flüchtiges Lächeln huschte über das Gesicht des Captains.

Trotzdem hatte Monserat das Gefühl etwas Wichtiges vergessen zu haben.

Da kam erneut eine Verbindung herein, doch diesmal von außerhalb...

--- Konferenzraum

Nachdem die Verbindung zur Brücke getrennt worden war, vertiefte Marc sich noch mal in die Pläne des klingonischen Schiffes.

"Also, ich hab da so einen kleinen Plan entwickelt. Es fehlen noch sehr viele Einzelheiten, aber das Grobkonzept hätte ich schon mal", sagte Marc.

Classic drehte interessiert den Kopf in Marcs Richtung. "Und wie lautet dein Plan?"

"Wir entführen den Wissenschaftler, quetschen ihn aus, an welchem Experiment er arbeitet und klauen das, was der Formwandler eigentlich haben will!", sagte Marc. "Wir müssen natürlich noch ausarbeiten, wie wir unbemerkt aufs Schiff und wieder weg kommen. Das Problem ist, wir müssen herausfinden, was zu klauen ist."

Marc wollte gerade zu einer Frage an Classic ansetzten, als die Tür aufging und ein Roboter hereinplatzte. "Hallo, ich bin Charly. Der Captain hat mich beauftragt, euch eure Kommunikatoren zu geben. Normalerweise bin ich ja nicht zu Botendiensten programmiert sondern zum putzen. Aber der Captain verlangt ja von jedem das beste", sagte der Roboter und verschwand wieder aus dem Raum.

Marc und Classic schauten sich verdutzt an. 'Was war das denn? Der war ja wieder schnell weg' dachte Marc und nahm seinen Kommunikator vom Tisch.

"Wo waren wir stehengeblieben? Achso ja, du hast vorhin gesagt, du hättest dich mit einem Klingonenschiff unterhalten und gesagt, die Sicherheitsvorkehrungen wären gering. Wie schaffen wir es also unbemerkt auf das klingonische Schiff zu kommen? Hast du eine Idee?

"Ok. Erst mal zum Plan an sich: Die Idee ist sehr gut, aber wir sollten eines bedenken: Wir müssen schnell handeln, denn allzuviel Zeit haben wir nicht. Das Schiff legt in einigen Stunden ab. Was auch immer unsere Konkurrenz vor hat, sie werden es bald tun.

Der Bird of Prey ist nicht gerade einer der neusten Generation, das ist ein Vorteil. Es sollte für mich kein Problem sein, in den Computer dieses Klapperkastens einzudringen. Das wirkliche Problem ist, daß wir zunächst in das Schiff eindringen müssen. Ich habe keine Möglichkeit etwas zu tun, ohne einen direkten Einstiegspunkt in das Netzwerk des Schiffes.

Du sagtest, daß du dich mit Bird of Prey Technik auskennst. Wir müssen einen meiner Subraum Transceiver einschleusen. Optimal wäre ein Knotenpunkt in einem Primärsystem, aber da ist es schwierig, den Transceiver zu montieren, ohne das Sicherheitssysteme ansprechen. Ein Subsystem wie ein Replikator stellt da keine Probleme in den Weg, ich brauche dann aber ca. 20 bis 30 Minuten, um mich in die Primärsysteme einzuschleusen. Danach kann ich die Sicherheitssysteme überbrücken, den Wissenschaftler lokalisieren und, falls notwendig, auf die Ivory beamen.

Die Hauptfrage ist jetzt also, wie bekommen wir den Transceiver in das Schiff?"

"Ich glaube, das ließe sich machen. Computer, scanne bitte die IKS Qevin. Hat das Schiff seine Schilde aktiviert?", fragte Marc. "Negativ!", antwortete der Computer.

"Wie viele Personen befinden sich zur Zeit an Bord des Schiffes?", frage Marc. "Zur Zeit befinden sich 38 Personen an Bord der Qevin!", antwortete der Computer mit seiner monotonen Stimme.

"Hm, das wird ziemlich kompliziert. Ich vermute, du brauchst am Ende der Mission deinen Transciever wieder zurück", meinte Marc fragend an Classic gewandt.

"Eigentlich schon. Das Gerät ist sehr teuer" sagte Classic.

"Computer, was befindet sich im Frachtraum der Qevin auf Deck 8 Sektion 3?", fragte Marc.

"Der Raum ist leer", sagte der Computer.

"Sonst noch etwas Besonderes an oder in dem Raum?"

"In dem Raum befindet sich keine Atmosphäre. Die Lebenserhaltungssysteme sind nicht aktiv", beantwortete der Computer die Frage von Marc.

"Das trifft sich ja bestens. Also, wir machen es folgendermaßen. Ich beame mich in den Raum mit einem Raumanzug und bringe deinen Transceiver an dem Wartungsterminal in dem Frachtraum an. Du loggst dich in ihr System ein und findest heraus, wo sich der Wissenschaftler aufhält. Wenn du ihn hast, dann beamst du ihn raus und findest sofort heraus, was das für ein Teil ist, welches zu stehlen ist. Das versuchen wir dann auch noch zu entwenden, wenn das möglich ist", beendete Marc seinen Vortrag.

"Moment.... Wir sollen eine Entführung verhindern, nicht diesem Söldner die Arbeit abnehmen. Ich habe einen anderen Vorschlag. Wir überwachen den Eingang des BoP mit den internen Sensoren von DS3. Für ein paar Stunden sollte ich mich da unauffällig dran bedienen können. Parallel dazu bauen wir um unseren Transporter hier ein Kraftfeld auf. Wenn der Söldner und der Formwandler auftauchen, beamen wir sie kurzerhand zu uns rüber. Zusätzlich können wir den Klingonen noch 'ne Warnung zukommen lassen, dann kommen die auch nicht so einfach rein.

Was denkst Du?"

"Ok, du hast recht. Dein Vorschlag hört sich machbar an. Ich würde sagen, daß wir das sofort in die Wege leiten. Wir müssen nur aufpassen, daß das Kraftfeld um unsere Transporterplattform auch komplett dicht ist, sonst kann der Formwandler sich verdünnisieren", sagte Marc.

Marc dachte kurz nach. "Wir haben da aber noch zwei Probleme: Zum ersten mußt du irgendwie deinen Transceiver an ein System von DS3 anbringen. Und zum zweiten: Was ist, wenn die zwei nicht zusammen auf das Schiff kommen und vor allem, wenn sie nicht durch die Schleuse in den BoP gelangen. Wir müssen irgendwie die Sensoren des BoP und von DS3 gleichzeitig überwachen können. Siehst du da irgendwie eine Möglichkeit, das hinzukriegen?"

"Das ist ein Problem. Wenn der BoP einen Commlink mit der Station hat, könnte ich über diesen einsteigen. Das bedeutet aber, daß ich gleichzeitig die Abwehrsysteme von drei Primärkreisen blocken muß, was alleine schon den Großteil meiner 'Kapazität' auffrißt. Ich denke, daß es für die zwei nur eine Möglichkeit gibt.

Der Gestaltwandler schleicht sich in den BoP ein, und verschafft dem Söldner den Zutritt. Reinbeamen kann er sich nicht, das bekommen die internen Sensoren des BoP sofort mit, insbesondere, wenn wir ihnen einen - selbstverständlich anonymen - Hinweis geben, daß sie Ziel eines Attentates werden sollen. Das bedeutet zwangsläufig, der Gestaltwandler muß durch die Schleuse, die ich mit den Sensoren von DS3 wunderbar im Überblick habe.

Die Leerlaufzeit werde ich zusätzlich dazu nutzen, mal die Datenbanken der Station nach Hinweisen auf den Söldner zu durchsuchen. Wenn wir den vorher aufspüren könnten, wäre es auch nicht schlecht. Ein weiteres Problem kann ich auch umgehen. Ich kann den Transceiver mit dem Transporter der Ivory rausbeamen. Wenn's hart auf hart kommt, ist das die beste Lösung, ich kenne ein paar Tricks, die den Transportervorgang tarnen, so daß keine Spur zur Ivory führt.

Ich schätze, ich kann mich drei bis vier Stunden im DS3 Systemkern halten, bevor die ersten Ice mich entdecken. Dann kommt es darauf an, wie schnell die Sicherheitsleute reagieren, aber wenn ich keine schweren Schäden im Kern anrichten soll, maximal 10 Minuten und ich bin raus.

Das sollte eigentlich reichen, wenn ich mich richtig erinnere legt der BoP eh in ein paar Stunden ab. Sollen sich die Klingonen mal ein wenig beeilen."

"Ok. Der Plan hört sich gut an. Du kümmerst dich um die Sensoren und dem Transporter. Aber was mache ich? Am Besten sollte ich mich in der Nähe der Schleuse aufhalten, um den Formwandler und den Söldner zu schnappen", sagte Marc.

"Ich würde sagen, daß wir um unseren Transporterraum ein Kraftfeld errichten und die zwei gleich hierher zur Ivory beamen. Das wäre das einfachste.

Ich halte sie bei der Schleuse auf und du beamst sie hoch", sagte Marc zu Classic.

"So, ich würde dann mal sagen, ich gehe zum Captain und lege ihm unseren Plan dar. Bevor ich mich zu DS3 beame, gehe ich noch kurz zur Waffenkammer. Sicher ist sicher. Ich melde mich dann bei dir, wenn ich in Position bin. Alles klar. Bis nachher", sagte Marc und verließ den Konferenzraum.

"Moment...." Marc blieb stehen und drehte sich um. "Du brauchst nicht in DS3 beamen. Nimm doch einfach die Luftschleuse. Du dürftest bei weitem weniger Aufsehen verursachen. Außerdem werde ich mitkommen, um meinen Transceiver an einer geschickten Stelle unterzubringen. Bis ich dir das erklärt habe..."

Classic ließ den Rest offen, sein Gesichtsausdruck zeigte, daß er Marc noch nicht 100%ig vertraute. 'Zu jung, zu wenig Erfahrung. Ich hoffe mal, daß das gut geht. Wenigstens ist er an der Front, und nicht ich.'

Marc schien das nicht weiter zu stören, er schritt weiter in Richtung Tür: "In Ordnung. Dann mal los." Classic ging im Hinterher. Er wollte schließlich wissen, was der Junge dem Chef unterjubelte.

--- Brücke

Marc und Classic schritten auf den Captain zu und Marc sagte: "Captain, nach langem hin und her sind wir jetzt soweit fertig mit der Planung und wir würden gerne ihre Meinung dazu hören."

Und so erklärte Marc dem Captain den kompletten Plan.

Monserat lauschte andächtig den Worten von Tegger ohne ihn in seinen Ausführungen auch nur einmal zu unterbrechen. Er ließ es sich nicht anmerken, doch er war heilfroh darüber, daß sie diesmal mit einem fertigen Plan zu ihm kamen und ihn nicht wieder mit Fragen belästigten.

Und der Plan schien sogar Hand und Fuß zu haben. Zumindest bis jetzt.

Ein flüchtiges Lächeln huschte über das Gesicht vom Captain. Als beide die Brücke betreten hatten - so selbstsicher und zufrieden - hatte er fast schon befürchtet, sie würden ihm vorschlagen selbst die Arbeit des Formwandlers und seines Kumpan zu übernehmen. Doch zum Glück hatte er sich geirrt.

Marc Tegger hatte gerade seine Ausführungen beendet, als Monserat auch schon den fragenden Blick beider Leute auf sich fühlte. Trotzdem beeilte er sich nicht mit seinem Urteil, sondern lehnte sich erst zurück, ließ sich alles noch einmal durch den Kopf gehen, bevor er seine Entscheidung traf.

"Der Plan hört sich gut an. Also worauf wartet ihr noch. Zeit ist Geld. Ich habe nichts zu verschenken."

Doch als beide sich abwenden wollten, gebot er ihnen mit einer Handbewegung noch kurz zu warten und betätigte seinen Kommunikator:

"Monserat an Martengh: Der Chipman und sein Freund wollen noch der Waffenkammer einen kurzen Besuch abstatten. Begleite sie. Monserat Ende." Er war bekannt dafür Vertrauen in seine Leute zu investieren, doch er hätte es nicht zum erfolgreichen Geschäftsmann gebracht, wenn er zu vertrauensselig wäre.

Als Classic und Tegger die Brücke verließen, lag ein Lächeln auf Monserats Gesicht. Wenn sie ihren Plan wirklich durchzogen und Erfolg damit hatten, war die Besatzung der Ivory um zwei Leute reicher. Wenn nicht... würden sie es noch bitter bereuen...

--- Auf dem Weg zur Waffenkammer

Classic schien die Tatsache nicht zu stören, daß Martengh wieder einmal an seiner Ferse klebte. Genaugenommen ja vor seiner Ferse, denn er ging hinter ihm her.

Als sie an seinem Quartier vorbeikamen, sage er zu den anderen: "Wartet mal kurz, ich brauche noch ein paar Dinge." Mit diesen Worten ging er in sein Quartier. Er öffnete den Schrank, in dem er seine Kleidung eingeräumt hatte. Er tauschte seine Weste mit einer anderen aus und zog sich den Ledermantel darüber.

Der Mantel war für den Stil, das mußte sein. Die andere Weste schien gleich auszusehen, hatte aber in den Innentaschen ein paar Werkzeuge und einen Datenkristall verteilt. Letzterer war ihm besonders wichtig, denn er enthielt ein paar recht gefährliche Angriffsprogramme, sehr gefährliche, um genau zu sein, denn es ging nicht das Risiko ein, sie ständig in seinem neuralem Speicher zu halten. Diese Dinger waren hinterhältig... sie stammten ja schließlich aus seiner "Feder". Die beiden neuralen Transceiver befanden sich ebenfalls in der Weste. Über sein Interface deaktivierte er die Sicherheitssysteme der beiden Geräte.

Nicht ganz eine Minute später trat er bereits wieder auf den Flur zu den anderen. "Wir können." Die etwas merkwürdigen Blicke der anderen, nach dem Muster der-und-sein-Mantel, beeindruckten ihn nicht weiter. Er dachte nicht daran, Martengh in die Geheimnisse der Weste, wegen der er eigentlich gekommen war, einzuweihen.

Sie gingen weiter in Richtung Waffenkammer.

Martengh wunderte sich nicht darüber, daß einer der beiden Neuen sich vorher umziehen wollte. Viele Leute hatten ihre Rituale, bevor sie auf einen Einsatz gingen, und hier handelte es sich offenbar darum, daß Classic eine Art Lieblingskleidung hatte. Warum auch nicht? Wenn er dann effizienter arbeitete?

--- Waffenkammer

Nachdem der Computer Martenghs Sprachmuster erkannt und seinen Autorisationscode akzeptiert hatte, standen sie alle in der Waffenkammer. Martengh begab sich hinter eine Art Theke, wo er ein Terminal aktivierte.

Daß er bei dem Aktivieren des Terminals einen Sicherheitscode eingab, mit dessen Hilfe alleine die Tür der Waffenkammer wieder zum Verlassen geöffnet werden konnte, wußte nur er.

Martengh schaute die beiden fragend an: "Nun? Welche Waffen bevorzugen Sie auf diesem Spaziergang?"

Marc schritt gemächlich durch den Raum und schaute sich das Inventar an. Nach etwa einer Minute drehte er sich zu Martengh und sagte: "Also, ich nehme mir zwei Neutronen - Sprengsätze, ein Klasse 3 Phasergewehr, und den romulanischen Disruptor dort drüben."

Martengh und Classic schauten Marc verwirrt an. Der grinste die beiden an und lachte.

"Jetzt mal im Ernst. Habt ihr einen kleinen handlichen Phaser hier, der nicht so auffällig ist? Und ich brauche einen Tricorder. - Ich glaube, sonst brauch ich nichts mehr. Was ist mit dir, Classic? Brauchst du noch was?", fragte Marc.

Classic schüttelte den Kopf. Der Junge war echt verrückt... "Hmm. Ich brauche auf jeden Fall einen Tricorder. Ein kleiner Typ 1 Phaser wäre nicht schlecht. Ach ja: Die Idee mit dem Typ 3 Phaser ist gar nicht so dumm, zumindest wenn wir den Formwandler und seinen Kollegen auf der Transporterplattform haben."

Classic nahm die Ausrüstung an sich und verstaute sie in seiner Weste. "Von mir aus können wir los, Tegger." Er trat auf die Tür zu, die sich aber nicht öffnete. Er drehte sich um und warf Martengh einen Blick zu: "Mach schon auf, wir werden die zwei Schießeisen schon nicht verscherbeln. Selbst wenn, dann nur gewinnbringend."

Martengh schaute Classic mit einem Blick an, der vollkommen klar ließ, was mit ihm passieren würde, falls er ohne Waffen zurückkommen würde - verscherbelt oder verloren.

Eine Codesequenz später öffnete sich das Schott und die beiden verließen die Waffenkammer, begleitet von den sehr aufmunternden Worten Martenghs: "Viel Glück. Ihr werdet es brauchen."

Als Martengh alleine war, grinste er. 'Wenn diese Leute auch nur halb so erfolgreich wie dreist sind, dann haben sie ihre Mission schon fast erledigt.' Vielleicht hatten sie diesmal endlich Glück mit der Besatzung...

Nachdem er alle Codesequenzen für die Waffenkammertür verändert hatte, ging er gedankenverloren zur Brücke.

--- Gänge

Martengh änderte grundsätzlich Paßworte dann, wenn er annehmen konnte, daß jemand ihn bei der Eingabe beobachtet haben könnte. Versuchte danach jemand noch einmal, ein veraltetes Paßwort zu benutzen, würde er automatisch in eine Arrestzelle gebeamt werden, wo Martengh sich gründlich um ihn kümmern würde. Später.

Sehr viel später.

Er erinnerte sich an diesen kleinen vorwitzigen Ferengi, den er vier Tage später in seinem neuen Domizil besucht hatte. Martengh hatte vorher einfach viel zu viel um die Ohren gehabt.

Gut, der Gang zum Frisör hätte noch Zeit gehabt, ebenso wie die Lektüre seines Buches, aber ein wenig Freizeit brauchte man schließlich.

Bei der Aussicht, endlich etwas von dem erfrischend kühlen Wasser zu bekommen, das Martengh aufreizend langsam vor der Zelle des Ferengi aufstellte, erfuhr er sehr interessante Dinge. Seltsam, wie sich manche Leute darum rissen, intime Details aus ihrem Leben preiszugeben...

Jedenfalls waren diese Informationen zwei Jahre später sehr hilfreich, als der ferengische Geheimdienst...

--- Brücke

Das Geräusch der öffnenden Tür unterbrach seinen Gedankengang. Monserat schaute ihn fragend an und Martengh nickte ihm zu: "Ich habe ein gutes Gefühl."

--- Auf dem Weg zu DS3

"So Tegger, auf in den Kampf. Ich hoffe wir kriegen das ohne große Auseinandersetzung über die Bühne. Ich hab was dagegen, mich mit physikalischer Starfleet Sicherheit auseinanderzusetzen." Classics Betonung auf physikalisch ließ vermuten, daß er da schon ein wenig Erfahrung hatte.

Sie erreichten die Luftschleuse der Ivory. "Bereit?"

zum nächsten Teil

zurück zum Index