Ivory Cronik 17

Die Mutation

--- Frachter Grounol, bei den Arrestzellen

"Ich muß gestehen, daß ich leider keine Ahnung habe. Seit ich auf diesem Schiff bin, wurde ich immer hier gefangen gehalten. Zwar bin ich auch einige Male verhört worden, aber Sie wissen ja selbst, daß man keinerlei Erinnerung an den Rückweg hat und von Glück sagen kann, wenn man sie überlebt." Für einen Moment überlegte Shania, dann kam ihr ein Gedanke.

"Das heißt... bis auf ein einziges Mal. Es war kurz nachdem ich entführt worden bin. Da sah ich Gul'Danoth aus einer Tür unweit von hier treten. Seinem zufriedenen Gesichtsausdruck nach zu schließen kam er gerade von einem Verhör, wenn ich mich nicht täusche. Darlak befand sich in seiner Begleitung und er ist bei solchen Sachen immer bei ihm. - Folgen Sie mir."

Die Amerikanerin öffnete die Tür, sah sich vorsichtig um und verließ dann dicht gefolgt von dem Psychologen Collins den Raum.

--- Gang vor den Arrestzellen

Lautlos schlichen sie geduckt über den Gang und sahen sich immer hastig nach allen Seiten um. Immer wieder hörten sie Schußwechsel, Schreie und rasche Schritte, doch seltsamerweise begegnete ihnen niemand auf ihrem Weg. Vor einer Tür hielt die große Amerikanerin und deutete mit dem Phaser drauf.

"Bitte, nach Ihnen, Mister Collins... Mein Name ist übrigens Twillan." Sie erntete einen verwunderten Blick von Collins und beeilte sich hinzuzufügen. "Twillan und nicht Twillian. Aber Sie können gerne Shania zu mir sagen."

Mit einer einladenden Geste und einem Lächeln deutete sie auf die Tür.

'Oh Collins! Hast mal wieder deine Hausaufgaben nicht sorgfältig gemacht!', dachte Jack so bei sich. "Sorry, Miss Twillan...ähm, Shania!", stotterte er noch, bevor er den Türmechanismus betätigte. Mit einem Zischen öffnete sich diese und beide schlichen, nachdem sie sich davon überzeugt hatten, daß niemand dort war, hinein.

---Vernehmungsraum

Die Tür schloß sich wieder. Shania hatte richtig vermutet, Jack stand schon direkt vor dem Folter- und Vernehmungsstuhl und sah sich um. Sofort fand er das Tablett mit seinen persönlichen Dingen.

"Ah, da ist ja alles!", sagte er und überprüfte die Sachen. "Hm, der Communicator ist noch aktiv. Warum tut sich bloß nichts? Irgend etwas muß auf der Ivory passiert sein, sonst hätten die schon lange reagiert." Er steckte die Sachen ein.

Krampfhaft überlegte Collins über ihr weiteres Vorgehen. Im schlimmsten Fall mußte er davon ausgehen, daß die Ivory geentert worden war. Er sah zu Shania, die sich mühsam an dem Stuhl festhielt. Sie war ganz schön angeschlagen und brauchte dringend ärztliche Hilfe und ihn selber ging es auch nicht besonders. Sie mußten weg vom Schiff. Zur Ivory beamen war zu riskant, also blieb nur noch die Möglichkeit mit einem Shuttle zu verschwinden, außer natürlich Zar'kon schaffte es das Schiff zu übernehmen.

'Ok!', dachte Collins. 'Zur Shuttlerampe! Entweder zum Verstecken, oder zum Fliehen. Die Chance mit einem Shuttle zu entkommen und irgendeine Kolonie anfliegen, ist größer, als hier zu bleiben oder auf die Ivory zu beamen und in eine Falle zu tappen.' Jack hatte sich entschieden.

"So, Shania, ich glaube, ich habe einen Plan!" Jack ging zur Computerkonsole und zückte seinen Tricorder. "So, wollen mal sehen, Schiffsübersicht auf cardassianisch.....", er gab ein paar Buchstaben in den Tricorder ein. "Aha!", murmelte er und gab dann die cardassianische Übersetzung in den Computer. Das Display änderte sich sofort und zeigte einen Schnitt durch den Frachter.

"Na also!", Collins grinste. Man brauchte kein cardassianisch zu können, um zu erkennen, wo die Shuttlerampe war. 'Gut merken!', dachte Jack. Der Weg war weiter als er gehofft hatte und er glaubte nicht, daß Shania es in diesem Zustand schaffen würde.

Dann kam Collins auf eine Idee und fing an in den Schränken herumzuwühlen. 'Wo Drogen sind, sind bestimmt auch Schmerzmittel!', dachte er sich und wurde nach kurzer Suche fündig. "Sieh einer an! Auch noch die guten Sachen von der Sternenflotte, Marke Standardausrüstung. Da kann man noch nicht mal was falsch machen."

Jack öffnete die antiseptische Verpackung des Einweginjektors und ging zu Shania.

"So, Ihre Schmerzen werden gleich etwas gelindert. Dann möchte ich einen kleinen Ausflug zur Shuttlerampe mit Ihnen machen." Er gab ihr die Injektion und Ihre Gesichtszüge entkrampften sich langsam. "Gut, dann wollen wir mal!" Collins wollte sie stützen, doch Shania bestand darauf alleine zu gehen. Und so machten sie sich auf den Weg zur Shuttlerampe.

--- Frachtraum 4C

Classic war jetzt völlig ruhig. Die anfängliche Nervosität hatte der letzte Adrenalinschub erfolgreich vertrieben. Einen Schützen wie Pormas hätte er bei dem einen oder anderen Einsatz seinerzeit durchaus brauchen können.

"Pormas, unser Ziel hat eben ein Terminal aktiviert und sich einen Schnitt durch den Frachter anzeigen lassen. Ich tippe auf den hinteren Shuttlehangar. Sie sind genau unter uns in einem Vernehmungsraum. Verdammt..."

Er schloß wieder die Augen. Sein Gefühl hatte ihn nicht getrogen, der Sicherheitsoffizier auf der Brücke wußte was er tat --- und er hatte kapiert, was Sache war. Seine Erfahrung reichte nicht, um effektiv gegen ihn zu arbeiten, zumindest nicht bis jetzt. Er war in der Defensive und versuchte so gut es ging Classics Kommandos an den Bordrechner zu übersteuern.

In einem jedoch hatte er eine richtige Theorie aufgestellt: Ein vom Bordrechner abgetrenntes System konnte er nicht beeinflussen. Classics interne Sensoren fielen einer nach dem anderen aus, denn die Ingenieure kappten einen Schaltkreis nach dem anderen.

Das war allerdings nicht das akuteste Problem, daß für den kalten Schauer auf Classics Rücken verantwortlich war. Zwei Dinge kamen hier zusammen. Zum einen hatte sein Suchprogramm Shanias Daten - die hier irgendwo sein sollten - noch nicht entdeckt und zum anderen blockierten die Schilde des Frachters seit gerade eben den Rückweg.

"Wir haben Probleme. Die Schilde wurden aktiviert und sind durch ein Codeschloß gesichert. Wenn wir rausbeamen wollen, muß ich das Teil erst Schachmatt setzen - und das gibt uns dann ein Zeitfenster von zehn Sekunden. Weiterhin schalten sie gerade die internen Sensoren ab."

Während der ganzen Zeit arbeitete Classic fieberhaft. Er verfolgte Datenstränge, markierte zerstörte Strecken als inaktiv, versuchte einige wichtige Systeme zu finden. Da waren die Transporter, sie waren ungesichert. In diesem Moment verschwand das Sensorbild völlig vor seinen Augen. Nicht, daß dies zu einem Problem würde, er hatte alle Daten, die er brauchte.

Diese Daten zeigten einen leeren Flur vor der Vernehmungszelle.

"Pormas, Achtung. Ort zu Ort Transfer, ich beame uns vor die Verhörungskammer. Hoffentlich ballern die uns nicht über den Haufen. Energie."

--- Frachter Grounol, Flur vor dem Vernehmungsraum

Aus zwei schillernden Energiesäulen kristallisierten sich zwei Cardassianer heraus, genau in dem Moment, als sich die Türe des Verhandlungsraumes öffnete und Collins und Shania auf den Gang traten. Beide richteten instinktiv ihre Waffen auf die beiden Neuankömmlinge.

Classic erfaßte blitzschnell die Situation und schrie: "Collins, nicht!!!"

--- Ivory, Brücke, inzwischen

Während Martengh die beiden 'Cardassianer' mit dem Transporterstrahl erfaßt hielt, scannte er den Raum und den Planeten. Er hatte noch nicht dieses Objekt vergessen, das an der Ivory vorbeigezischt war. Vielleicht war es ein ins Wasser gestürzter Meteorit gewesen. So ein Objekt könnte leicht eine relativ kleine Station ausradieren.

Aber der Sicherheitschef glaubte nicht an solche Zufälle. Das Universum war einfach zu groß dafür.

Er wußte nicht genau, woran er glaubte, aber seine Paranoia trieb ihn dazu, auch den Planeten zu beobachten. Wenn dieses ... Ding zurückkehrte, wollte er rechtzeitig darüber informiert sein.

Genau wie für den Fall, daß sich noch andere Objekte dieser Art dem Planeten nähern sollten.

Aber im Moment tat sich nichts.

Bis auf die Tatsache, daß der cardassianische Frachter plötzlich die Schilde hochfuhr, und Martengh sein Außenteam nicht mehr beamen konnte.

Offenbar verlief die gesamte Außenmission nicht wie geplant. Wahrscheinlich hatte man dort drüben die Cardassianer enttarnt.

Was natürlich nur einen logischen Schluß zuließ: Die Ivory war als Feind erkannt worden. Möglicherweise machte man sie dort drüben sogar für die Vernichtung der Station verantwortlich.

Auch ohne ein Verhör wäre jede andere Interpretation der Tatsachen einfach zu abwegig und würde zu viele Zufälle implizieren.

Blitzschnell erkannte Martengh diesen Gedankengang der Cardassianer und wußte auch, wie er an ihrer Stelle reagieren würde: So schnell wie möglich eine Invasionstruppe zusammenstellen und auf die schutzlose Ivory loslassen.

Einen Präventivschlag loszulassen war immer besser als möglicherweise besiegt zu werden, war schon von jeher deren Motto gewesen.

Um dies zu verhindern, gab Martengh dem Computer den Befehl: "Roter Alarm. Schilde hoch, Waffenaktivierung vorbereiten."

Er war sich darüber im Klaren, daß die Cardassianer in der deutlich besseren Position waren - schließlich hatten sie nun vier Geiseln an Bord. Das bedeutete, daß die Ivory - ganz im Gegensatz zur Grounol - in einem Kampf wesentlich vorsichtiger agieren mußte.

Hinzu kam, daß die Bewaffnung der Ivory ... Martengh vertiefte diesen Gedanken nicht weiter. Er hatte lange mit Monserat über die Notwendigkeit diskutiert, stärkere Waffen einzubauen, aber dieser hatte immer gesagt: "Wir sind kein Kriegsschiff, sondern ein Frachter".

Er wollte einfach nicht. Und das rächte sich jetzt.

Möglicherweise.

Seine Anzeigen zeigten, daß die Schilde wieder ihre volle Stärke hatten. Er machte sich Gedanken darüber, wie es jetzt weitergehen würde.

Nach ein paar Sekunden kam er zu dem Schluß, daß er selbst dann nicht die Schilde senken würde, um sie an Bord zu holen, wenn die Grounol es ebenfalls machen würde. Oder besser gesagt, gerade dann nicht, weil er sich sicher war, daß genau dann die Invasionstruppe auf den Weg geschickt würde.

--- Frachter Grounol, Flur vor dem Vernehmungsraum

Classics warnender Ruf kam gerade noch rechtzeitig, denn der Schuß den Collins gerade abgegeben hatte, ging haarscharf an Classic vorbei.

Im letzten Moment unterdrückte Shania den Impuls zu schießen. Sie hatte zwar die Reaktionsschnelligkeit sofort zu reagieren, aber bei ihrem wilden Jahren zwischen der Arbeit auf Monserats Frachter und ihrem ersten Zusammentreffen mit John hatte sie gelernt, daß es oft besser war erst versuchen zu reden und dann zu schießen.

Sie ließ die Waffe etwas sinken und genoß das Gefühl, daß nicht mehr jeder Zentimeter ihres Körpers schmerzte. Auch wenn sie wußte, daß dieses Gefühl mehr als trügerisch war.

Irgendwie gefiel Shania etwas an ihrer augenblicklichen Situation nicht. Im Grunde konnte sie froh sein jetzt gerettet zu werden. Aber trotzdem blieb ein flaues Gefühl in der Magengegend. Ein Gefühl, das sie nicht näher bestimmen konnte. Noch nicht.

Sie beschloß weiter vorsichtig zu sein und im Gegenteil ihre Wachsamkeit sogar noch zu erhöhen.

'Glück gehabt', dachte Pormas, als er den Schuß von Collins an Classic vorbeigehen sah, 'Ein Glück, daß der nicht zielen kann!'

Neugierig musterte er Shania. Sie war ziemlich groß für eine Frau und nicht minder, trotz oder wegen, einiger Blessuren bezaubernd. Eilig zog er sie in den Vernehmungsraum. Als sie sich alle in dem Raum befanden und die Tür wieder geschlossen war, fing Pormas schnell an zu reden.

--- Vernehmungsraum

"Ms Twillan, mein Name ist Pormas Theocrates und mein Mit-Cardassianer heißt Classic. Wir sind das eigentliche Befreiungsteam, welches von Captain Monserat ausgeschickt wurde", mit einem leicht tadelnden Blick schaute er kurz zu Collins herüber, "Ihren Plan zu den Shuttles zu gehen, muß ich leider zerschlagen, wir würden umgehend zerstört oder Sonstiges."

Scheinbar leicht verblüfft wurde er von den Beiden gemustert, woher er das wissen konnte. Aber das war jetzt zweitrangig.

"Classic ist in der Lage die Schilde für 10 Sekunden zu deaktivieren, aber ich nehme mal stark an, daß dies nur ein einziges Mal funktioniert", ein Nicken von Classic bestätigte die Vermutung des Südländers, "aber wir können leider nicht sofort abhauen, da wir Ihre Daten mitnehmen wollen." Er schaute Shania an. "Wo sind die?"

Er hoffte, daß sie es wußte. Denn wenn, dann mußten sie zusammen gehen und bei den Kämpfen zur Zeit war dies nicht das Wahre. Und das ganze Schiff zu durchkämmen, wäre auch nicht DIE Idee gewesen.

--- Aridion, Shuttle, inzwischen

"Hey, was soll denn das?", protestierte Llewella. "Ich brauche keine idiotische Krankenstation, mir geht es ausgezeichnet! Außerdem bin ich selber Ärztin und kann mich gut alleine versorgen!"

Als Helen nach etwas verletzt dreinsah, fügte die Schottin hinzu: "Trotzdem danke für den Verband, aber ich bin jetzt schon okay!"

Da wurde sie von der kühlen Stimme der Vulkanierin unterbrochen. "Es tut mir leid, Ihr Streitgespräch unterbrechen zu müssen, aber die Ivory hat gerade ihre Schilde hochgefahren. Das bedeutet, wir können vorerst gar nicht an Bord gelangen."

Die beiden anderen Frauen blickten sich betroffen an.

--- Ivory, Brücke

Die Tür des Bereitschaftsraums öffnete sich und eine Gestalt mit silbergrauem Haar erschien wie ein Vorbote des Weltuntergangs auf der Brücke. So klein sie auch war, so bedrohlich war das, was sie ausstrahlte. Sie sah nicht gerade gut gelaunt aus, während der rote Alarm alles andere zu übertönen schien.

"Was... soll... das?", fragte der Captain beunruhigend ruhig und betonte dabei jede einzelne Silbe. Seine Stimme verriet nur einen Teil der Anspannung unter der er stand. "Wenn das nur ein Probealarm war, damit wir sehen, ob der verdammte Schiffscomputer wieder 100%ig arbeitet, dann möchte ich nicht in deiner Haut stecken, Martengh..."

Schwer ließ sich Monserat in seinen Stuhl sinken und wandte dann seine gesamte Aufmerksamkeit bei der Beobachtung von Martenghs Miene auf. "Was ist passiert? Sind unsere Forscher da unten aufgeflogen? Wurden unsere Pläne aufgedeckt? Ober werden wir bloß angegriffen?"

Sein Humor war dabei ebenso trocken wie der Staub unter seinen Schuhen.

Martengh antwortete schlicht: "Mit einem Wort: Ja."

--- Frachter Grounol, Vernehmungszimmer

Collins spürte einen Umschwung in Shanias Stimmung, es schien ihr irgend etwas nicht zu gefallen. 'Na ja, wenn plötzlich zwei Cardassianer vor meiner Nase erscheinen, die ich nicht kenne und dann noch behaupten ein Rettungsteam zu sein, würde ich auch etwas skeptisch reagieren!', dachte Jack.

"Ist ja schön, das ihr endlich mal kommt. Ihr scheint ja richtig motiviert zu sein! Na ja, ihr seid ja auch noch frisch und ausgeruht", sagte Collins ein wenig zynisch zu den beiden Cardassianern. "Ich will ja nicht meckern, Pormas, aber warum sollten wir auf der Shuttlerampe 'zerstört oder sonstiges' werden? Könnte uns das hier nicht passieren? Ich kann mir vorstellen, das ihr beiden gar nicht so recht wißt, was hier auf dem Schiff überhaupt los ist, oder?"

Gerade wollte Pormas etwas erwidern, als Collins fortfuhr. "Moment, ich werde euch jetzt mal aufklären und danach können wir weitersehen." Jack erzählte ihnen nun die ganze Geschichte mit Zar'kon und seinem Vorhaben. Er ließ auch die privaten Sachen nicht aus und endete mit der Enterung des Frachters. Dann reichte er Pormas das Padd mit den Daten über die Pläne Gul'Danoths, das er von Zar'kon bekommen hatte.

"Natürlich könnte das Padd eine Fälschung sein, was ich nicht glaube. Ich kenne und vertraue ihm. Er wird uns helfen, denn wenn er hiermit fertig ist, wird er Cardassia den Rücken kehren. In unserer Lage ist es besser ein paar Freunde mehr hier an Bord zu haben, auch wenn es Cardassianer sind. Außerdem könnten wir so mit Sicherheit leichter an Shanias Daten kommen..." Jack wurde von einem Hustenanfall unterbrochen. Er hatte das Gefühl, seine Lunge explodierte. Als er seine Hand vom Mund wegnahm, war sie voll Blut. 'Verdammt! Cordis Erbe', dachte er.

Collins verbarg die Hand hinter dem Rücken und fuhr fort. "Gul'Danoth wird wissen, wo diese Daten sind und wenn er es nicht schafft dieses Schiff zu halten, wird er versuchen damit zu fliehen. Mit einem Transporter wird er sich höchstens auf die Oberfläche Aridions beamen können, oder zur Ivory, was ich für sehr unwahrscheinlich halte. Die bessere Möglichkeit wäre da mit einem Shuttle zu fliehen. Also, was meinen Sie? Auf jeden Fall müssen wir schnell handeln!" Jack wies mit dem Kopf zu einer sehr blassen Shania.

Classic nahm Collins' ausschweifende Erklärung ab dem dritten Wort nicht mehr wahr. Es gab wichtigere Probleme, vor allem die Aufgabe, sie einerseits sicher zu halten und dabei Shanias Daten zu finden.

Das erstere Problem konnte er im Moment bannen. Er hatte alle Kraftfelder auf diesem Deck aktiviert. Es würde einige Minuten dauern, bevor Cardassianer hier auftauchen konnten. Hoffentlich kamen Sie nicht auf die Idee eines Ort-zu-Ort Transportes...

Shanias Daten waren ein ganz anderes Thema. Seine Spürhunde hatten bereits drei Viertel des cardassianischen Systems abgesucht und waren bisher nicht fündig geworden. Er begann jetzt selbst wieder mit der Suche, vor allem an Punkten, an denen die Spürhunde versagten. Er griff das Terminal in Danoths Quartier direkt an. Ohne Rücksicht auf die Eindringlingswarnung, die dieser neuerliche Angriff auslösen könnte.

Die simulierte Welt des Computernetzes ersetzte wieder einen großen Teil seiner Realität, während er die Schutzprogramme des Terminals buchstäblich aus dem Speicher warf. Es gibt elegante Methoden in ein System einzudringen, und es gibt unelegante. Dies war eine unelegante, denn sofort schrillte auf der Brücke ein neuerlicher Alarm, als das Terminal von den regulären Zugriffen abgesägt wurde.

Ein großer, bunter Kubus rotierte vor ihm, durch ein Gitter geschützt. Verschlüsselte Daten, aber die Bezeichnung der Datei sprach Bände: SHANIA. Während ein Analyseprogramm die Verschlüsselung genauer unter die Lupe nahm, registrierte der Chipman die aktivierten Schilde der Ivory. Er hatte dieses Schiff bisher völlig aus seiner Wahrnehmung herausgenommen gehabt. Das machte die Sache schwieriger. Eine kurze Sensorauswertung zeigte das Shuttle der Ivory hinter ihr. Das war ihre Freikarte.

Classics Augen flogen auf, ohne Rücksicht unterbrach er Collins' Versuch, seinen Redeschwall weiterzuführen: "Hört zu, wir haben nicht viel Zeit. Ich habe Shanias' Daten in Danoths Quartier entdeckt. Sie sind verschlüsselt, aber dieses Problem ist in Kürze gelöst." - Die ersten Ergebnisse der Codeanalyse wanderten gerade durch Classics Gesichtsfeld, sein Blick schien in die unendlichen Tiefen der gegenüberliegenden Wand zu verschwinden.

"Die Schilde der Ivory sind aktiv - Beamen dort rüber fällt aus. Vor allem weil der Frachter gerade die Waffen hochfährt. Ich kann uns in das Shuttle des Einsatzteams schaffen, daß hinter der Ivory wartet. Wir müssen allerdings auf zwei Mal Beamen, da der Shuttle Transporter nur drei Personen verkraftet. Transitzeitpunkt in etwa 4 Minuten Sekunden, solange müssen wir diese Stellung halten, damit ich die Daten aus dem gesicherten Speicher extrahieren kann."

Seine Augen schlossen sich wieder, er konzentrierte sich auf den schwierigsten Teil seiner Aufgabe: Das Codeschloß mußte geknackt werden, ohne daß es "Verdacht schöpfte." Geschah dies, waren die gespeicherten Daten Geschichte. 'Zwei Minuten, mehr ist nicht mehr.'

Während Classic fieberhaft arbeitete, schalteten die Cardassianer eine Barriere nach der anderen aus und kamen unerbittlich näher. Eines von Classics gefährlichsten Angriffsprogrammen fand währenddessen seinen Weg
in die Schildkontrollen. In 4 Minuten Sekunden würde dieses Programm die Schilde zusammenbrechen lassen. Seine Augen zuckten wild hin und her während er das Codeschloß mit Anweisungen bombardierte...

"Ok, dann werden wir wie folgt vorgehen:", sprach Pormas Classic direkt an. "Shania und Collins werden zuerst gebeamt. Wenn die Cardassianer hier auftauchen, können Sie uns eh nicht viel helfen. Wir Beide bleiben hier, bis Sie die Daten haben."

Der Südländer hatte das Blut in Collins Hand wohl bemerkt. Shanias giftigen Blick auf seine Bemerkung, daß sie eh nicht helfen könnten, ignorierte er konsequent. Wie es schien, war sie recht angeschlagen, aber nichts desto trotz voller Tatendrang.

Viel konnten sie sicher nicht helfen, wie man an Collins Schußqualitäten gesehen hatte. Und Shania machte auch nicht den fitesten Eindruck.

Nun begann er die Tische im Raum umzustürzen um eine kleine Barriere zwischen der Tür und ihnen selber zu bringen. Kompromißlos schob er alle drei hinter den Tisch und die Stühle. Als er sah, daß Collins auf die Sinnlosigkeit dieser Aktion hinweisen wollte, unterband er dies sofort.

"Ich weiß, was Sie sagen wollen, aber Sie kennen einige Fakten nicht. Das Bestreben der Meuterer in allen Ehren, aber: Erstens, woher wollen Sie wissen, daß dieser Zar'kon wirklich die Oberhand gewinnt? Zweitens: Woher wissen Sie, daß Gul'Danoth mit dem Shuttle fliehen will und nicht längst erschossen wurde? Zudem wurde die Station auf dem Planeten von einer riesigen Flutwelle erfaßt und ist wohl nicht mehr existent."

Kurz durchzuckte Helens Bild sein geistiges Auge und er fragte sich, ob sie es wirklich geschafft hatte. Gerade wollte Collins ansetzen, aber Pormas kam ihm wieder zuvor.

"Und falls Sie unsere Uniformen nicht erkannt haben: es sind die vom Obsidianischen Orden", bedeutungsschwanger sah er ihm direkt in die Augen, "und das macht uns für keine Art von Rebellen sonderlich beliebt. Selbst bei den eigenen Leuten sind die mehr gefürchtet als geachtet."

Der Südländer musterte den Terraner vor ihm und entschloß sich noch einen draufzusetzen, um seine Ruhe zu haben, "Übrigens... zwei von den Mitverschwörern habe ich schon Schachmatt gesetzt...", innerlich grinsend baute er weiter die Barrikade auf, während Classic immer noch mit der Decodierung beschäftigt war und Collins sich darum bemühte nicht sonderlich geschockt auszusehen.

Daß diese Beiden nicht tot waren brauchte er ja nicht zu erwähnen. Zudem sie frühestens erst in zwei Stunden aufwachen würden.

Classic schüttelte den Kopf: "Pormas, ich kann erst hier raus, wenn wir die Daten auf der Ivory haben. Die Leistung meiner Subraumreceiver ist begrenzt. Und jetzt lassen sich mich in Ruhe."

In diesem Moment gab ihm das Codeschloß den Weg frei. Es war nicht abgekachelt, aber in diesem Moment doch mit sich selbst beschäftigt. Das gab ihm ein wenig Zeit. Auf Grund der Distanz würde es aber eine Weile dauern, bis er die Datenmenge zur Ivory übermittelt hatte.

"Pormas, ich brauche noch ungefähr eine Minute. Ach ja, uns trennt nur noch ein Kraftfeld vor unseren Verfolgern..."

Die Daten liefen kontinuierlich zur Ivory, während er auf dem Rückkanal damit begann, die Programme auf seinem berüchtigten Datenkristall in seinem Quartier auf das bajoranische Schiff herunterzuladen.

--- Brücke - Sicherheitsstation, in der Zwischenzeit...

Kralanol blickte verwundert auf die Anzeigen der Sensoren. Obwohl der unbekannte Eindringling die internen Sensoren ausgeschaltet hatte, gab es etwas anderes das ihn verwunderte... Er ließ die Auswertung der betreffenden Sensordaten erneut laufen. Ihm fiel nicht auf, daß die Reaktionszeit des Computers langsam größer wurde...

"Gul, einer der Eindringlinge führt eine starke Subraumquelle mit sich. Weiterhin findet sich eine ähnliche Strahlungsquelle in Frachtraum 4C. Zweck unbekannt."

Der Gul überlegte einen Moment, das kam ihm sehr komisch vor. 'Es kann kein Zufall sein. Zuerst Computerstörungen in größerem Ausmaß, und jetzt das...' Laut sagte er dann: "Senden Sie ein Einsatzteam in den Frachtraum, sie sollen die Ursache der Subraumsignale finden."

"Jawohl."

--- Frachter Grounol, Vernehmungszimmer

Bis jetzt hatte Shania geschwiegen, doch langsam wurde ihr die Bevormundung dieses überheblichen Kommandos zuviel, was auch immer diese Leute bezweckten. Für einen Trick der Cardassianer war diese Gruppe zu ungleich und dilletantisch. Dennoch blieb sie weiter mißtrauisch. Besonders, als sie entdeckt hatte, daß einer der Cardassianer geistig ständig in einer anderen Welt zu sein schien und sich von irgendwoher Daten besorgten und irgendwelche Prozesse steuerte.

Nun schien er wieder irgend etwas zu tun, weshalb seine Augen rasch herumjagten und er ausdrücklich Ruhe verlangte, obwohl sein Körper unbewegt blieb. Aber sie verstand noch immer nicht die Zusammenhänge. Man sagte ihr nicht, was gerade geschah oder was die Gruppe vorhatte. Vielleicht wußten sie es auch selbst noch nicht.

Shania kam sich bevormundet vor wie ein kleines Kind und sollte ihren Helden wohl auch noch dankbar dafür sein. Besonders der Cardassianer, der sich mit dem Namen Pormas vorgestellt hatte, schwang sich zum Leiter der Gruppe auf, dabei hatte er bis jetzt rein gar nichts getan.

Die Amerikanerin hielt die Zeit für gekommen etwas dagegen zu tun. Langsam war sie immer mehr zu einem bestimmten Punkt der Wand zurückgewichen. Er enthielt einen versteckten Mechanismus. Einmal hatte sie ihn Gul'Danoth benutzen sehen und sich den Platz genau eingeprägt, falls er ihr mal von Nutzen sein konnte. Nun war es soweit.

Sie wandte sich dem etwas größeren Cardassianer zu: "Ich weiß nicht, ob Sie nur cardassianisch verstehen, aber ich sagte, bereits: Ich gehe ohne meine Daten hier nicht weg. Sie können gerne herumkommandieren, wenn die anderen beiden sich das gefallen lassen, aber ich unterstehe nicht Ihrem Team. Verstehen Sie?

Ich hole jetzt selbst die beiden Datenteile und den Schlüssel."

"Das Kraftfeld wird Sie... Der Schlüssel? Welcher Schlüssel?", fragte Pormas sie etwas baff zurück.

In diesem Moment erschütterte eine Explosion das Schiff, daß es erzitterte und alle abgelenkt waren. Shania nutzte den Augenblick der allgemeinen Ablenkung. Es war eine Gelegenheit wie sie sich so schnell sicher nicht wieder bot. So öffnete sie die Geheimtür neben sich. Hastig glitt sie in den finsteren Gang.

Die Wand schloß sich hinter ihr, als hätte sie nie existiert.

--- Geheimgang

Ohne darauf zu warten, daß sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnten, stolperte sie zum Ende des kurzen Ganges um nach dem Mechanismus zu suchen, der ihn wieder öffnete, doch er öffnete sich von selbst und sie fand sich Auge in Auge mit Gul'Danoth.

--- Geheimgang Ausgang

Seine Augen glühten schwarz wie Kohlen und sie wurde das Gefühl nicht los, daß dieser Mann nichts mehr zu verlieren hatte. Das Kommando über dieses Schiff war alles, wozu er es gebracht hatte und es war gerade dabei, von den beiden kämpfenden Parteien zerstört zu werden.

"Schön, Sie wiederzusehen, Miss Twillan. Sie haben es also doch irgendwie geschafft.." Seine Stimme war kalt wie Eis. Zu seinen Füssen lag ein toter Cardassianer. Was Shania nicht wissen konnte war, daß es sich um Cordis handelte, der seinen Befehl nicht ordnungsgemäß ausgeführt hatte. Die Station war nicht zerstört worden, ohne den Start von Rettungsshuttles verhindern zu können.

Bevor Shania noch die Chance zu reagieren hatte, packte seine Linke ihren Phaserarm und hielt ihn eisern fest. Seiner körperliche Stärke hatte sie nichts entgegenzusetzen. Er hatte ihr einmal erzählt, daß er früher mal ein gedungener Mörder gewesen war, bevor er vom Leibwächter zum Captain aufgestiegen war.

Seine Rechte packte ihren Nacken und zog ihren Kopf zu sich. So stolperte sie fast auf dem Geheimgang, der sich sofort wieder hinter ihr schloß, direkt in seine Arme hinein.

--- Quartier

Erst als er seine widerlichen Lippen auf die ihren preßte und versuchte auch in ihren Mund einzudringen, fiel die Starre von Shania ab und sie tat das einzige, daß ihr Zustand noch erlaubte. Sie rammte ihm ihr Knie mit voller Wucht in den Unterleib, daß er stöhnend und nach Luft ringend in die Knie ging.

Ohne sich länger mit ihm aufzuhalten, packte sie den Anhänger seiner Kette und riß die Kette mit einer raschen Handbewegung ab. Ihre Hand ballte sich mit dem Gegenstand zu einer Faust und sie fühlte großen Triumph in sich.

'Der Schlüssel. Ich habe den Schlüssel', jubelte alles in Shania und sie hastete aus dem Quartier.

--- Vernehmungszimmer, inzwischen

Pormas wollte gerade etwas erwidern, als das Schiff erschüttert wurde. Als er sich wieder zu Shania umdrehte, war sie verschwunden.

"So ein Mist! Was zum Henker macht Die?", brüllte der Südländer entnervt, "Jetzt haben wir Sie und dann haut Sie ab und faselt was von einem Schlüssel!"

Fieberhaft überlegte er, was nun zu tun war. Gerade zu beiläufig suchte er nach dem Mechanismus, den er zwar schnell fand, aber doch nicht aktivierte. Dann entschloß er sich. Er nahm einen schweren Phaser aus seiner Rüstung und schoß auf die Eingangstür, hinter der es mittlerweile kräftig rumorte.

Von oben bis unten verschweißte er sie damit, so schnell es nur ging. Nach getaner Arbeit warf er den Phaser Collins zu, den er sogleich instruierte.

"Sie passen auf Classic auf, daß er nicht gestört oder abgeknallt wird. Sobald er fertig ist, lassen Sie sich fortbeamen, auf der Stelle!" Er blickte ihn ernst an. "Ich versuche Shania zu finden und gegebenenfalls ihr zu helfen. Als humanoide Frau an Bord eines cardassianischen Frachters kann es schon leicht zu Problemen kommen", fügte Pormas bissig hinzu.

Ihr primäres Anliegen war es immer noch, Shania lebend zu retten. Zwar konnte sie Classic mit den internen Sensoren eventuell wieder aufspüren, aber nach der gerade erfolgten Explosion war er sich nicht mehr so sicher, ob die überhaupt noch funktionierten.

Schnell riß er noch Collins Communicator aus dessen Hand, "Sobald ich den hier aktiviere, soll er uns allesamt auf das Shuttle beamen, daß hoffentlich wirklich drei Personen auf einmal beamen kann!"

Dann aktivierte der Südländer den versteckten Kontakt und verschwand in dem Geheimgang.

--- Geheimgang

Es war stockdunkel in dem Gang, was Pormas aber nicht daran hinderte, so schnell wie möglich durch diesen zu laufen, mit einer ausgestreckten Hand.

Bevor sich seine Augen an das Dunkel gewöhnen konnten, öffnete sich schon vor ihm eine Tür.

--- Quartier

Plötzlich stand Pormas in einem großen Quartier, in dem ein Cardassianer tot am Boden lag und ein anderer gerade mit schmerzverzerrten Gesicht aufstand. 'Wie hat die den DAS geschafft?', mit diesem Bild vor Augen wuchs Shanias Ansehen in seinen Augen enorm.

Gerade wollte der Südländer zum Ausgang stürmen, als der Cardassianer ihn mit gezogenen Phaser aufhielt.

"Ah... vom Obsidianischen Orden... wissen Sie was... ich konnte Ihre Leute noch nie leiden..." Mit einer Gänsehaut verfolgt Pormas jede Bewegung des scheinbar zu allem entschlossenen Sprechers. "Ich verliere jetzt zwar mein Schiff... ach, mein Leben... aber Sie nehme ich mit in den Tod!"

Dem Captain des cardassianischen Frachters war alles egal. Gerade wollte er sich auf den Weg machen Shania zu verfolgen, als plötzlich der, auch für cardassianische Verhältnisse, große und kräftige Agent des Obsidianischen Ordens auftauchte.

Woher dieser kam und was er hier machte, war in seinem mittlerweile umnachteten Verstand egal. Er hatte alles verloren. Jetzt hieß es für ihn noch jede Seele zu nehmen, die er bekommen konnte. Aber er wurde in seinem Gedankengang unterbrochen.

Pormas hatte den Moment der Unachtsamkeit Danoths in seinen Augen erkannt und zögerte keinen Moment. So schnell wie eine Raubkatze schoß er nach vorne und trat mit voller Wucht den Phaser aus der Hand des Captains.

Dieser fing sich aber schneller, als der Südländer gedacht hatte und ließ seine Rechte vorschnellen, die Pormas unbarmherzig am Kiefer traf.

Jedem normalen Menschen hätte diese Aktion den Kiefer zertrümmert. Aber dieser Humanoide war kein normaler Mensch. Durch die Wucht des Schlages zu Boden geworfen, nutzte Pormas die Energie des Schwungs dazu aus, die Knie anzuziehen um sofort wieder auf die Füße zu schnellen.

Das Erstaunen Danoths, ob dieser akrobatischen Leistung, nutzte er sofort zum Gegenangriff. Mit einem schnellen Antritt und der Schulter nach vorne, rannte er frontal in den Unterleib des Cardassianers.

Dieser fiel förmlich, nach Atem ringend, in sich zusammen. Aber das war Pormas nicht genug. Vor Schmerz rasend zog er mit einer geschmeidigen Bewegung sein Schwert von seinem Rücken und durchtrennte mit einem kurzen Hieb den Hals des Cardassianers.

Über sich selbst erstaunt starrte er auf seine blutige Klinge. Er hatte sich einfach nicht beherrschen können und den hilflos nach Luft schnappenden Mann ermordet. Das letzte Mal, als er so eine Raserei verspürt hatte, war damals bei dem folgenschweren Einsatz auf...

Diese Gedanken konnte er sich aber jetzt nicht leisten. Er steckte die Klinge schnell in seine Rüstung zurück und zog statt dessen zwei Phaser und rannte auf den Gang hinaus.

--- Gang vor dem Quartier

Schnaufend kam Pormas auf dem Gang zum Stehen und blickte sich um. 'Rechts oder links?', fragte er sich. 'Rechts würde es ja wieder zurück zu den Vernehmungsraum gehen... wenn Sie nicht vollkommen taub war, hat Shania mitgekriegt, daß die Cardis dort auf uns lauern.'

Also links. So schnell es ging trabte der Südländer den Gang entlang. Zwar hatte er den (buchstäblich) schweren Phaser an Collins abgegeben, aber die restlichen Waffen waren auch nicht wirklich leicht... vor allem so viele davon.

Eins war auf jeden Fall klar: Einen Rückwärtssalto machte er heute bestimmt nicht mehr. Auch die muskulösesten Arme brauchten eine Verschnaufpause

--- Ivory, Brücke

Bei Monserats Gesichtsausdruck informierte der Caldonier den Captain: "Das Shuttle ist gestartet, nachdem Collins verhaftet wurde. Das bedeutet: Ja - unsere Forscher sind aufgeflogen.

Nachdem sich Team zwei auf den Frachter gebeamt hat, um Shania und Collins zu befreien, sind deren Schilde hoch gegangen. Das bedeutet meiner Einschätzung nach: Ja - unsere Pläne wurden aufgedeckt.

Und wenn der Gegner die Schilde hochfährt, ist das fast immer ein Zeichen, daß er angreifen will. Ob er nur verhindern will, daß wir noch mehr Leute auf sein Schiff beamen, oder gleich die Waffen hochfährt, werden wir in Kürze sehen.

Und jetzt frag bitte nicht, warum du nicht informiert wurdest. Wenn ich dich nicht einmal mit einer Totalabschaltung des Computers stören darf, bin ich davon ausgegangen, daß du so beschäftigt bist, daß ich auch in diesem Fall alleine entscheiden sollte."

Monserat atmete nur tief ein und stieß die Luft dann mit einem langgezogenen Seufzen wieder aus. Hätte er nicht vorhin ein Mittel gegen seine Ausbrüche genommen, daß ihm der Arzt seiner letzten Reise verschrieben hatte, hätte Martengh etwas erlebt, was er nicht so schnell vergessen hätte. So aber war der Captain die Ruhe selbst.

"Merde. Ich habe es wohl wirklich mit einem Haufen Stümper zu tun. Da kann ich nur drauf vertrauen, daß Shania sie da glücklich rausbringt. - Ein Witz, Martengh. Sieh mich bloß nicht so an, als wolltest du mich zu Dr. Korent schicken." Sein Blick warnte seinen Freund davor auch nur eine Andeutung dieser Art zu verlieren.

Nach einer kurzen Überlegung was er da alles in den letzten Sekunden von seinem Sicherheitschef gehört hatte, versuchte er alles zusammenzufassen und auf den Punkt zu bringen: "Wenn wir deinen paranoischen Hang zur Katastrophe mal subtrahieren, dann bleiben wohl nur zwei Schiffe mit hochgefahrenen Schilden. Wobei sich vier meiner Leute auf dem cardassianischen Frachter aufhalten müßten.

Ich nehme an mit dem gestarteten Shuttle von dem du gesprochen hast, meinst du die drei Frauen des Forschungsteams, die sich in Sicherheit bringen konnte, bevor alles aufflog.

Aber die anderen sind dann wohl mitten in der Gefahrenzone. In welchem Zustand sie sich befinden, können wir wohl von hier aus nicht feststellen.... Hmmm... Besteht eine Chance, daß sie dich informieren können, wenn sie es schaffen sollten von Bord zu beamen, damit du unsere Schilde senkst? Bzw. siehst du eine Chance, daß sie es schaffen mit einem Shuttle zu fliehen?"

"Genau das, habe ich mich eben auch gefragt", antwortete Martengh. "Sicher können sie mich informieren, daß sie gerne gebeamt werden wollen, aber ich kann zwei Sachen nicht ausschließen: Erstens könnte der Funkspruch abgehört werden, und die Cardassiander nutzen die Gelegenheit zum Angriff oder zu einer Invasion.

Zweitens könnte die Gruppe zu einem Funkspruch gezwungen worden sein. Ich sehe leider keine hundertprozentige Möglichkeit, so einen Spruch in akzeptabler Zeit auf die Freiwilligkeit hin zu prüfen. Die Möglichkeit eines Funkspruches fällt demnach aus.

Aus diesem Grund habe ich Classics Zugangscodes inzwischen komplett gesperrt, weil ich ihm zutraue, auch über diese Entfernung unsere Schilde zu senken.

Und eine Flucht mit einem Shuttle?" Martengh schaute Monserat fast mitleidig an. "Versetz dich einfach mal in die Lage eines Cardassiandercaptains, der auf jemanden aufpassen soll, weil dieser Jemand wichtige Informationen hat. Diese Informationen sind für alle Beteiligten wertvoll.

Preisfrage: Was unternimmst du, wenn dir alle Felle wegschwimmen, deine Station ist eben den Bach runter gegangen, und besagte wichtige Person versucht, in einem Mini-Shuttle zu fliehen, um ihre Informationen selber zu benutzen. Was für einen Grund hättest du, NICHT all deine Waffen zu benutzen?"

Ohne auf Monserats Antwort zu warten, analysierte der Sicherheitschef zwei voneinander unabhängige Anzeigen. Anschließend atmete er auf und informierte den Captain:

"Zur Abwechselung habe ich auch einmal zwei gute Nachrichten. Unser erstes Team ist dabei, das Shuttle in eine strategisch günstige Position zu bringen. Sie wollen sich hinter der Ivory verstecken, so daß sie von der Grounol nicht mehr gesehen werden können.

Darüber hinaus können wir im Notfall auch die Heckschirme senken, um das Shuttle an Bord zu nehmen. Das Risiko wäre in dem Fall für uns recht gering. Trotzdem möchte ich so eine Aktion nur im Notfall riskieren.

Die zweite gute Nachricht ist, daß die Latenzzeit des Computers nach dem Reboot wieder normale Werte aufweist. Wir sind mittlerweile wieder voll aktionsfähig.

Mein Kontrollprogramm hat gemeldet, daß Classic offenbar keine Sabotage unternommen hat - das hatte ich eigentlich angenommen, vor allem, weil er sich nach dem Reboot recht schnell von hier verabschiedet hat."

--- Aridion, Shuttle, inzwischen

Llewella verzog in halb gespielter, halb ernst gemeinter Verzweiflung das Gesicht. "Vielleicht wäre es am Geschicktesten, wenn wir die Ivory zwischen uns und den Frachter bringen, denn dieses kleine Shuttle hier hat der Feuerkraft der Cardassianer herzlich wenig entgegenzusetzen!? Falls es zum Gefecht kommt, würde ich lieber im Schatten der Ivory sein..."

"Das hatte ich sowieso vor, denken Sie ich bin wirklich so dumm es mit den Cardassianern aufzunehmen? Mit einem lächerlichen Shuttle? Auch wenn Sie das offensichtlich nicht für möglich halten, so können auch Nicht-Vulkanier logisch denken", brauste Helen aggressiv auf.

Wütend sprang sie von ihrem Platz auf und ging wieder an die Kontrollen des Shuttles. Dort blieb sie demonstrativ neben T'Kara stehen und wartete darauf, daß diese den Sitz frei machte.

"Wollen Sie da noch länger rumsitzen, oder soll ich uns dann in Deckung fliegen?", schnauzte die Südländerin die Vulkanierin an und stemmte die Hände in die Hüften.

"Anscheinend sind wir das unfähigste Team, das es jemals gegeben hat. Bisher ist einfach alles schief gegangen. Daß wir überhaupt noch leben, grenzt an ein Wunder. Vielleicht sollte ich uns sofort in die Luft sprengen, dann hat dieser Witz von einer Mission ein Ende. Aber Halt, Sie wissen doch sowieso alles besser und Selbstmord wäre sicherlich unlogisch oder?"

In tiefster Verwunderung hoben sich beide Augenbrauen der Vulkanierin. Während sie aufstand, um der Spanierin Platz zu machen, antwortete sie:

"In der Tat wäre ein Selbstmord in der derzeitigen Situation inadäquat, denn schließlich wissen wir nicht, was auf der Ivory und dem Cardassianer passiert ist. Vielleicht haben unsere Leute alles im Griff - und dann käme ein Selbstmord von Ihrer Seite doch ziemlich schlecht! Weiterhin muß ich Sie darauf hinweisen, daß auch Vulkanier nicht allwissend sind und auch nicht immer 'alles besser wissen', wie Sie das soeben formulierten!"

Helen, die sich an T'Kara vorbei auf den Pilotensitz geschoben hatte, lief noch röter an, als sie das sowieso schon getan hatte. Wütend betätigte sie die Kontrollen, um das Shuttle auf den Weg zu bringen.

"Im übrigen", fuhr die Vulkanierin fort, "bin ich dort nur 'so lange herumgesessen', bis Sie sich wieder an die Kontrollen begeben konnten. Schließlich wäre es auch nicht besonders effizient, das Shuttle einfach im Raum schweben zu lassen, ohne daß IRGEND JEMAND an den Kontrollen sitzt, finden Sie nicht auch?"

"Leider hatten wir keinen anderen, der das Steuer hätte übernehmen können", fauchte Helen und warf der Vulkanierin einen warnenden Blick zu.

'Was will dieses Spitzohr eigentlich von mir? Wenn sie noch einmal die Klappe aufreißt, werde ich sie aus der Luftschleuse schießen lassen und dann herrscht hier Ruhe.'

"Also entweder lassen Sie mich jetzt meine Arbeit hier machen, T'Kara, und gehen mir besser aus dem Weg, oder Sie setzen sich mit Ihrem Zuckerarsch auf meinen Platz und ich werde ein kleines Nickerchen machen. Was halten Sie davon?"

Wütend hämmerte Helen auf den Kontrollen herum und preßte entnervt die Lippen zusammen.

--- Frachter Grounol, Vernehmungszimmer

Die Übermittlung der Daten war abgeschlossen, erheblich schneller als Classic es zunächst vermutete. Ein kurzer Blick auf die Daten bestätigte seinen Verdacht. Er hatte nur einen Teil der Daten, größenordnungsmäßig genau die Hälfte auf die Ivory übermittelt. 'Ich seh schon, die Daten sind nicht gerade unwichtig ... Wenn sie schon zerhexelt an zwei verschiedenen Orten gespeichert werden. Na gut.'

Ein letzter Blick in den geschützten Bereich überzeugte ihn davon, daß er diesen Teil der Daten kopiert hatte. Er ließ das Codeschloß wieder frei und es begann mit dem letzten Teil seiner Programmlaufbahn - es löschte die Daten und sich selbst, um so zu verhindern, daß sie dem Feind in die Hände fallen.

Classic modifizierte die Suchanweisungen für seinen Spürhund ein wenig, jetzt wußte er genau, wonach dieses kleine Programm suchen sollte. Das pyramidenförmige Symbol schoß wieder davon, um erneut emsig seiner Tätigkeit nachzugehen, der Wettlauf gegen die Uhr ging weiter.

Classic wandte sich wieder dem akuteren Problem zu. Das Schildsystem war erfolgreich infiltriert worden. Ein riesenhaftes trojanisches Pferd stand "vor" der Deflektorphalanx, bereit diese einzurennen. Lange würde es nicht unbemerkt bleiben, aber sie würden auch nicht viel Zeit benötigen.

Er aktivierte einen separaten Kommunikationskanal zur Ivory. Er wies das Kommunikationssystem des Schiffes an, diesen Kanal zu verdoppeln. Eine Verbindung auf das Terminal in seinem Quartier, eine ins Shuttle. Zunächst begann er damit, einige seiner größeren Angriffsprogramme aus der Ivory in das lokale System zu übertragen. Der Cardassianische Zentralrechner hatte genügend Raum für sie. Ein weiterer hektischer Gedanke setzte eine Nachricht an alle Brückenkonsolen ab:

>>> CLASSIC AN IVORY: Timing kritisch, werde das Außenteam in Kürze auf das Shuttle beamen. Dieses im Schatten der Ivory halten. Transit in wenigen Minuten <<<
>>> ACHTUNG: Die Ivory auf Distanz bringen (min. 50.000 km) <<<

Die letzte Zeile blinkte in aufforderndem Rot.

Der Chipman hoffte nur, daß sie schnell genug reagieren würden. Eine Prioritätsmeldung überlagerte seine Sinneseindrücke. Ein Wachhund hatte einen Teil der internen Sensoren entdeckt, der ihm bisher entgangen war. Diese Daten waren auf der Brücke genausowenig sichtbar, wie die der zerstörten Teile der Sensorphalanx (er blockierte das Terminal auf der Brücke, das war am Einfachsten...), aber es reichte, um menschliche Bioformen exakt genug für einen Transport anzumessen.

Classic schlug die Augen auf und blickte zu Collins, Schweiß auf der Stirn: "Wo zum Henker sind die hin? Nein, es interessiert mich nicht. Sie haben eine Minute ihnen mitzuteilen, daß wir schnellstens verschwinden sollten." ... eine kleine Pause ... "Die Zeit wird knapp, ich glaube, sie haben den Subraumtransceiver gefunden! Beeilen Sie sich, ich hole den Rest der Daten."

So langsam wurde Classic wirklich unruhig. Es geschahen mehr und mehr Unglücke, die Situation lief ihm aus dem Ruder. Dies war der Grund, warum er es normalerweise bevorzugte, alleine zu arbeiten, man hatte keine anderen Leute, auf die man aufpassen mußte. Ein tiefes Durchatmen. Eine Rückmeldung des Suchprogramms. Es hatte zwei weitere geschützte Datenblöcke gefunden. Eine kurze nähere Betrachtung zeigte ihm sehr schnell, daß der Erste nur rein zufällig auf das gegebene Muster angesprochen hatte.

Aber der andere - 'Volltreffer!'. Das gleiche Codeschloß, die gleiche Dateigröße, die gleiche Strategie. Das mußte es sein. Classics Selbstsicherheit kehrte ein wenig zurück, er fühlte sich wieder Herr der Lage. Noch nie konnte ihm ein Gegner das Wasser reichen - das würde auch jetzt nicht geschehen. Schon gar nicht ein Cardassianer. Wäre ein Telepath in der Nähe, wäre sein Urteil recht eindeutig: Wirklich überzeugend klangen diese Gedanken nicht.

Trotz allem fiel das Codeschloß innerhalb von Sekunden. 'Pah! Eine einfache Kopie des anderen Schlosses. Ich hätte mehr erwartet.' Ein weiterer Datentransfer lief zur Ivory. Ein Uhr zählte rückwärts: 0:53, 0:52, 0:51 ...

"Collins, Transfer in einer Minute. Machen Sie den anderen Beine!" Es war an der Zeit, eine letzte Überraschung für die Cardassianer vorzubereiten ...

Bevor Jack etwas machen konnte, erschütterte erneut eine Explosion das Schiff. Collins fiel hart zu Boden und auch Classic stand nicht mehr. Noch bevor Jack sich wieder hochgezogen hatte, ertönten die Bordlautsprecher:

"Achtung! An alle! Hier spricht Zar'kon, ehemaliger Sicherheitsoffizier der Aridionstation! Dieses Schiff steht ab sofort unter meinem Kommando! Gul'Danoth ist von seinem Amt enthoben. Wir haben Beweise, daß er maßgeblich daran beteiligt war, die Station zu zerstören und dadurch Hunderte von Cardassianer zu töten. Er wird sich dafür verantworten müssen. Alle die jetzt weiterhin Widerstand leisten, werden sich mitschuldig machen. Legen Sie Ihre Waffen nieder und ergeben Sie sich."

Classic hatte sich nun auch wieder aufgerappelt. Das Rotieren seiner Augen war verschwunden. "Das letzte Schild ist unten", sagte er fast emotionslos und sah zur Tür, die sich in diesem Moment öffnete.

Da es eine Schiebetür war nutzten die Möbel, die Theocrates davor gestellt hatte herzlich wenig. Drei Cardassianer standen mit angelegten Phasern in der Tür. "Waffen weg! Hände hinter den Kopf!", schrie der erste Classic an, obwohl dieser gar keine Waffe in der Hand hielt.

Dann sah er zu Jack. "Sind Sie Jack Collins?"

"Wer läßt denn fragen?", fragte Collins vorsichtig.

"Der neue Captain will Sie sehen, Sie und Ihre Begleiterin. Wo ist sie?", fragte der Cardassianer.

"Wir wurden leider getrennt", sagte Jack und stand auf. "Ich komme, vielleicht können wir sie finden."

"Gut!", der Cardassianer sah zu Classic. " Obsidianischer Orden! Ihr seid alle Mörder!" Dann sah er zu seinen Kollegen. "Bringt ihn um!"

"Halt! Stop! Er hat mir geholfen." Jack stellte sich vor Classic. "Ich denke, er hat nur die falsche Uniform an. Er wird mitkommen."

Der Cardassianer nickte. "Na gut, wenn es sein muß, dann los. Soll Zar'kon entscheiden. Aber wir müssen aufpassen, noch sind nicht alle von dem Friedensangebot überzeugt."

Die Gruppe verließ das Vernehmungszimmer und betrat den Gang.

--- Gang vor dem Vernehmungsraum

Classic war gerade dabei, alles für einen eiligen Transport von drei Leuten auf das Shuttle zu initialisieren und war damit auch fast fertig, als er etwas Kaltes an seinem Nacken spürte, dann versank alles rund um ihn in einem warmen weichen Nichts.

Erschrocken bemerkte Collins, daß Classic plötzlich in sich zusammensank und die drei Cardassianer grinsten hinterhältig. Einer von ihnen zog einen Scanner hervor, während der andere Collins für keinen Moment aus den Augen ließ und immer einen Phaser auf ihn gerichtet hielt.

"Gul'Kados hatte recht. Dieser Typ hier", instinktiv stieß er Classic mit der Fußspitze an, "war Ursprung der starken Subraumquelle und nicht nur das", er schüttelte leicht ungläubig den Kopf, "er hat Implantate wie ich sie noch nie zuvor gesehen habe. Wenn das ein Cardassianer ist, dann gehe ich zur Sternenflotte. Der hat sogar seinen eigenen Subraumtransciever."

"Und was machen wir jetzt mit ihm, Darmon?", fragte der andere, größere der beiden, den das nicht sonderlich zu interessieren schien.

"Na, was wohl? Gul'Kados wollte alle haben, die ihm von Nutzen sein können, die alleinige Kontrolle über das Schiff zu erlangen. Wir schleifen ihn einfach hin." Damit ließ Darmon seinen Tricorder wieder in den Tiefen seiner Kleidung verschwinden.

"Nein, DU schleifst ihn hin", verbesserte ihn der Cardassianer mit dem Phaser. "Immerhin mußtest du ihn ja unbedingt schon schlafen schicken."

"Nein, Irrtum. IHR schleift ihn hin", schaltete sich nun der dritte und bisher schweigsamste von ihnen ein und deutete mit seiner Waffe auf den bewußtlosen Classic. Nur wiederwillig folgten die beiden anderem seinen Befehl.

--- Gänge

Trotz der vielen an Bord tobenden Kämpfe hatte Shania Glück, daß sie niemandem über den Weg lief und sich immer noch rechtzeitig verstecken konnte. Sie wußte nicht mehr genau wo sich die Shuttlerampe befand, sondern ließ sich von ihrem Instinkt und ihrem Gefühl leiten. Bereits zweimal war sie diesen Weg schon gegangen - als man sie runter auf Aridion brachte und sie wegen ihres Fluchtversuches wieder auf den Frachter brachte - wenn auch ständig mit Umwegen und auf verschiedene Arten.

Der Zufall kam ihr zu Hilfe, als sie sich nähernde Stimmen hörte und sich sofort eng an die Wand drückte. Mit heftigem Herzklopfen drückte sie den Phaser an ihre bereits langsam wieder schmerzende Brust und spannte unwillkürlich jeden Muskel in ihrem Leib.

"Laß uns bloß von hier abhauen. Diese Idioten bringen den ganzen Zeitplan durcheinander. Warum müssen die sich auch gerade jetzt bekriegen? Es ist ohnehin schon verdammt knapp. Nur noch fünf Minuten, bevor die Schilde kurz durch die Manipulation runterfahren. Danach wird die Hölle los sein. Kannst du dir vorstellen, was die mit uns tun, wenn die den Diebstahl entdecken?

Hast du das Buch dabei?" Die Stimme war schroff und klang ziemlich gereizt.

Shanias Herz machte einen kleinen Hüpfer. Sie hatten das Buch. Noch war nichts verloren. Noch immer bestand die Chance es zu bekommen und es nicht in den Händen dieser Mörder zu lassen.

"Nein, was denkst du denn. Ich habe es bereits auf unser Fluchtshuttle gebracht. Das und die Proben, die ich vorhin noch gestohlen habe", antwortete eine zweite ruhigere Stimme, die Aufregung nicht zu kennen schien.

"Die Proben? Bist du verrückt?! Du weißt wie gefährlich das Zeug ist..." Den Rest konnte sie nicht mehr hören, da die Gestalten um eine Ecke bogen. Ohne Zeit zu verlieren nahm Shania die Verfolgung auf.

Einige Male stießen sie auf Cardassianer, doch der Ruhigere von ihnen schien zwar nicht viel zu sprechen, aber dafür umso schneller zu schießen. So bahnten sie sich unbemerkt verfolgt von der Amerikanerin ihren Weg zu den Shuttles.

--- Shuttlehangar

Shania konnte bereits die nächste Umgebung der Shuttlerampe erkennen und erinnerte sich wo sie war, als ihr plötzlich drei dunkle Gestalten den Weg vertraten. Eine von ihnen trat hervor und gab sich so als ihr Sprecher zu erkennen.

"Wohin denn so eilig?" Die Augen des Cardassianer glommen schwarz und unheilvoll.

Noch immer hielt die große Frau ihren Phaser in der Hand und hätte ihn leicht benutzen können, aber drei auf einmal auszuschalten war unmöglich. Einer von ihnen hätte sie auf jeden Fall getroffen. Und die Phaser dieser Männer sahen nicht danach aus, als wären sie auf Betäuben eingestellt.

--- Gänge

Gerade als Pormas sich bei der nächsten Kreuzung fragte, wo es langgehen soll, hörte er Schüsse. Da dies sein einziger Anhaltspunkt war, lenkte er seinen Schritt in die Richtung.

Plötzlich verstummten die Schüsse. Außer Atem hielt der Südländer erst einmal an. Der Schweiß lief ihm schon das Gesicht runter, war dieses Schiff doch größer als vermutet.

Langsam beschleunigte er wieder seine Schritte, als er auf eine cardassianische Leiche stieß. 'Aha', war Pormas Schluß und er lief dieser Spur vorsichtig hinterher, bis er an einem großen Schott vorbeigelaufen war.

"Moment mal...", murmelte der getürkte Cardassianer vor sich her, "das ist doch..." Schnell ging er zu der Tür zurück.

--- vor der Shuttlehangartür

Er lag mit seinen Vermutungen richtig. Es war die Shuttlerampe. Wenn Shania ihr waghalsiges Shuttlefluchtmanöver immer noch durchführen wollte, dann war sie bestimmt hier hereingegangen, überlegte Pormas.

Gerade wollte er zur Tür hereinspazieren, als sein Instinkt ihm davon abriet. Was wenn Shania noch gar nicht in der Shuttlerampe war, oder schlimmer noch, wieder Gefangene war? Einfach so den Hangar zu stürmen war ziemlich risikoreich.

Pormas blickte sich um. Er entdeckte einen Lüftungsschacht, der über seinem Kopf an der Wand zum Hangar hin befestigt war. Er machte sich schon daran diesen aufzubrechen, als ihm klar wurde, daß er mit seiner Rüstung mehr Krach machen würde, als wenn er so da hineinspazieren würde.

Also blieb dem ehemaligen Starfleetoffizier nur eine Möglichkeit: Durch die Tür stürmen. Er überprüfte noch einmal die Justierung seiner Phaser, ob die auch wirklich auf Betäubung stand und aktivierte den Öffnungsmechanismus.

--- Shuttlehangar

Um Zeit zu schinden, wich Shania langsam dorthin zurück, wohin die beiden anderen, denen sie zuvor bis hierher gefolgt war, verschwunden waren. Die Stimmung war angespannt und die Situation drohte gerade zu eskalieren, als plötzlich die Tür zum Hangar geöffnet wurde.

Gleichzeitig wendeten sich die drei Cardassianer der neu aufgetauchten Störquelle zu. Die Amerikanerin benutzte die Zeit, die sich ihr bot, um einen gezielten Schuß abzugeben und den hintersten zu betäuben. Er war der einzige, den sie erwischen konnte ohne wieder die Aufmerksamkeit der anderen auf sich zu ziehen. Unbemerkt von den anderen fiel er zu Boden. Der Lärm seines Aufpralls wurde durch den Kampflärm auf den Gängen gedämpft.

Zwar hatte Shania im Unterbewußtsein auch den Aufruf vernommen die Waffen zu senken, doch er schien vielerorts auf taube Ohren gestoßen zu sein. Zar'kon schien unter den Leuten Danoths nicht sonderlich beliebt zu sein.

Nachdem sie einen der drei ausgeschaltet hatte, wollte sie geschickt zwischen den Shuttles verschwinden, da sie nicht warten konnte, ob der neue Cardassianer gegen die restlichen beiden kämpfen würde oder auf ihrer Seite stand. Doch ein stechender Schmerz in der Brust raubte ihr fast den Atem. Sie preßte sich mit dem Rücken gegen ein Shuttle hinter ihr. Das Metall war kühl und angenehm.

Vor ihrem geistigen Auge explodierten wahre Feuerwerke. Oder war es das Feuer von Phaserschüsse? Sekundenlang kämpfte sie gegen eine nahende Ohnmacht, dann ging der Anfall vorbei und sie ging erschöpft in die
Knie.

--- Ivory, Brücke, inzwischen

"Na toll. Classic ist also doch sauber, wenn wir auch nicht wissen, ob er noch am Leben ist und wer unser Schiff jetzt wirklich sabotiert hat. Unser Computer arbeitet wieder einwandfrei, auch wenn eine Verzögerungszeit momentan keine Rolle spielen würde. Aber wir sind noch keinen Schritt weiter bei Shanias Befreiung.

Außer, daß die Cardassianer jetzt wahrscheinlich vier unserer Leute in ihrer Gewalt haben, statt nur eine. Das ist ja eine wunderbar beruhigende Aussicht. Vor allem, da sie wohl nicht an Bord zurück können, es sei denn jemand überwältigt dich und fährt die Schilde entgegen deiner Überzeugung runter." Monserat sah seinen großen Freund an und der sah sehr mißtrauisch zurück.

"War nur ein weiterer kleiner Scherz, Martengh. Es gibt hier sicher keinen an Bord, der sich freiwillig mit dir anlegt. Noch fühlt sich hier jeder zu jeder Zeit beobachtet.

Sehe ich das jetzt richtig, daß das Leben dieser vier Leute einzig und allein von der seit Tagen in Gefangenschaft befindlichen Shania, einem ziemlich eigenartigen Psychologen, unserem verkabelten Chipman und diesem Pormas abhängen, der ein ziemliches Augenmerk auf deinen Job geworden hatte? - Ach ja, das Positive bei der ganzen Sache hab ich ja ganz vergessen..." Das Gesicht des Captains hellte sich merklich auf.

"Der Tarnanzug dürfte ihnen eine reelle Chance verschaffen da heil rauszukommen. Wer hat ihn den bei sich. Classic oder Pormas?"

Martengh antwortete: "Classic sicher nicht. Der war die ganze Zeit hier und dabei vollauf damit beschäftigt, den Rechner wieder hochzufahren. Ich dachte, sie hätten wenigstens dich darüber informiert. Mir hat jedenfalls keiner etwas gesagt.

Meiner Meinung nach muß ihn Pormas haben. Schließlich sollte sein Team Shania befreien, und da ich ihn bei Classic nicht gesehen habe, hoffe ich inständig, daß er ihn dabei hat.

Einen Moment. Das haben wir gleich."

Die Finger des Sicherheitschefs flogen über die Tasten und forderten die Logs des letzten Transportvorgangs an. Anschließend versteifte er sich und erhob sich langsam von seinem Sitz.

"Ich bin gleich wieder da", preßte er durch die Zähne und eilte von der Brücke, einen etwas verdutzten Monserat zurücklassend.

--- Frachter Grounol, Shuttlehangar

Gerade sah Pormas noch, wie Shania hinter einem Shuttle zusammensackte, als die beiden vor ihm stehenden verbliebenen Cardassianer entgegen seiner Aufforderung die Waffen ruhen zu lassen, daß Feuer eröffneten.

Hastig sprang er zur Seite, doch ein Phaserstrahl erwischte ihn knapp am linken Oberschenkel. Auf dem Boden liegend eröffnete er ein Sperrfeuer, daß zwar seine Ziele verfehlte, aber die Angreifer wenigstens zwang hinter dem Shuttle in Deckung zu gehen.

Diese Pause nutzte der Südländer um aufzustehen und mit seinem verletzten Bein hinter einer Tonne Feuerschutz zu suchen. Gerade als er sein Feuer wieder eröffnen wollte, verfehlte ihn nur knapp ein Strahl, welcher die Tonne vor ihm vaporisierte.

Ein dritter Cardassianer war hinter der, zur Außenwand geneigten, Schnauze des vorderen Shuttles zum Vorschein gekommen. Sofort feuerte Pormas mit seinem rechten Phaser auf sein neues Ziel, welches er auch zum Rückzug zwang, während er den Cardassianern mit seinem Linken immer noch einheizte.

Keuchend überlegte er nun, was zu machen sei, als er sich hinter einer Metallkiste verschanzte. Seine Position hätte nicht ungünstiger sein können. Er war mittlerweile auf der Höhe der Mitte des gegenüberliegenden Shuttles.

Hinter dem Heck von diesem waren zwei Cardassianer und hinter dem Bug mindestens einer. Wenn die Cardassianer sich absprechen würden, könnte er sich keine weiteren 5 Sekunden halten.

Er mußte für Ablenkung sorgen, wenn er Shania noch retten wollte. Während ein Sperrfeuer auf seine Stellung einprasselte, legte er einen Phaser nieder und konzentrierte sich auf den Anderen.

Er öffnete dessen Schutzklappe und tippte hastig auf die darunter verborgenen Kontrollen ein. Ein immer lauter werdendes Summen zauberte ein Lächeln auf Pormas Gesicht. Er wartete noch drei Sekunden... und warf ihn.

Der Phaser schlug kurz vor dem Bug des Shuttles auf und schlitterte genau vor die Füße des verdutzten Vaporisierers. Eine Sekunde lang schaute er auf den daliegenden laut summenden Phaser. Eine Sekunde zuviel.

Mit einem unüberhörbaren Krachen explodierte der Phaser und riß den Cardassianer mit Verbrennungen dritten Grades von den Beinen. Neugierig lugten die beiden am Heck postierten Cardassianer um die Ecke.

Das war ein Fehler. Mit zwei gezielten Schüssen aus seiner verbliebenen Waffe erledigte Pormas die Beiden. Schnell zog der Südländer seinen letzten Phaser dieser Art aus seiner Uniform und rannte zum Heck des Shuttles.

Er hoffte inständig, daß nicht noch mehr Cardassianer auf ihn lauern würden. Phaserüberladungen waren viel zu leicht zu orten, selbst mit beschädigten Sensoren. Deshalb hieß es nun schnell handeln, wenn er und Shania es nicht mit einer Übermacht zu tun bekommen wollten.

Inzwischen hatte Shania sich wieder aufgerappelt. Der Zwischenfall und der anschließende Kampf sorgten für Ablenkung und gaben ihr Zeit das Shuttle auszumachen, das für sie von Interesse war. Sie erkannte es rasch daran, daß dort zwei Cardassianer dabei waren, es startklar zu machen und sich auch nicht von der Detonation auf dem Shuttlehangar stören ließen.

Ohne Zeit zu verlieren stürzte die Amerikanerin auf das Shuttle zu. Sie schaffte es im letzten Moment, die sich gerade schließende Luke zu erreichen und hineinzugleiten..

--- Shuttle

Hastig sah sie sich um und nützte den Überraschungsmoment auf ihrer Seite. Zu ihrem Glück hatte einer der Cardassianer gerade das Buch in der Hand und war absolut nicht darauf gefaßt, daß die verlorene Gefangene auf einen kleinen Besuch bei ihm hereinsah.

"Danke, mein Süßer", meinte Shania liebreizend lächelnd, als sie dem völlig verblüfften Cardassianer das Buch mit einer kraftvollen Bewegung entriß und dabei locker aus dem Handgelenk seinen Piloten ins Traumland schickte, der das Shuttle gerade startete. Dann rollte sie entgegen jeder ärztlichen Vernunft zur Schleuse und konnte sie gerade noch öffnen und sich hinauswerfen, bevor der Bestohlene aus seiner Trance erwachte und ihr einen Phaserschuß hinterher jagte.

--- Shuttlehangar

Aus den Augenwinkeln sah sie eine Bewegung an der offenen Shuttletür und fürchtete bereits eine besonders gute Zielscheibe abzugeben, als das Shuttle plötzlich einen abrupten Ruck nach vorne machte. Die Gestalt verschwand mit einem Poltern. Dann hörte sie ein gläsernes Klirren und ein lautes Fluchen, gefolgt von einem schrecklichen Schrei, der ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ.

--- Ivory, Brücke

Zischend öffnete sich die Tür und man hörte schwere Schritte, als Martengh so langsam aus dem Turbolift trat, als hätte er eine schwere Last zu tragen.

Wortlos warf er ein mittelgroßes Paket auf eine unbenutzte Konsole.

Dem Captain fielen fast die Augen aus dem Kopf, und er versuchte Worte zu formulieren, die zu groß für dieses Schiff waren.

Martengh beantwortete die Fragen: "Ja, das ist der Tarnanzug. Und: Nein, ich habe noch nicht erlebt, daß ein Außenteam das wichtigste Utensil einfach vergißt.

Hm - wie war das noch mit der reellen Chance?"

--- Frachter Grounol, Shuttlehangar

Auf dem Boden kriechend versuchte Shania sich in Sicherheit zu bringen. Der Sturz aus dem Shuttle hatte zur Folge gehabt, daß sich ihre Schmerzen verdreifachten. Sie sah bereits wieder diese kleinen ungemein belustigenden Feuerwerke vor ihren Augen, als sie laute schwere Schritte vernahm.

Erschrocken wandte sie sich mit der Waffe im Anschlag unter Aufbietung ihrer ganzen Kraft um, als sie im letzten Moment in dem plötzlich hinter ihr auftauchenden Cardassianer diesen Pormas erkannte, der ihr anscheinend gefolgt war und ihre Waffe wieder sinken ließ.

"Sie schon wieder! Verdammt, müssen Sie mich so erschreck...?!" Das Wort blieb ihr buchstäblich im Halse stecken, als sie etwas sah...

Aus dem Shuttle kam eine dunkle, fast schwarze Rauchwolke herausgekrochen, die einen beißenden Geruch verbreitete und drohend und unheilvoll wirkte. Und aus dieser Wolke, die direkt aus der Hölle zu kommen schien, trat eine Gestalt hervor. Sie war nicht besonders groß, doch sie nahm den riesigen Raum für sich ein.

Es war der Cardassianer, dem sie eben das Buch gestohlen hatte, doch er hatte sich entsetzlich verändert. Sein Gesicht war nicht nur eine haßerfüllte Fratze geworden und seine Zähne wirkten nun wie Reißzähne, sondern er hatte sich auch körperlich verändert. Er hatte einen Buckel bekommen und seine Haut wirkte narbig und entstellt. Seine Hände waren zu Klauen geworden.

Von irgendwoher auf dem Shuttlehangar schoß jemand einen Phaser auf das Monster ab, doch der Strahl prallte wirkungslos an ihm ab. Waffen dieser Art schienen ihm nichts anhaben zu können. Sein Blick war weiter starr auf Shania gerichtet. Das Objekt, das er zur Zeit seiner Verwandlung am meisten von allen gehaßt hatte.

Seine Augen funkelten sie wütend an und sie wußte, daß er sie töten würde, wenn sie sich nicht rasch in Sicherheit brachte. Der Rauch waberte langsam näher und Shania wurde das Gefühl nicht los, daß seine Veränderung mit diesen geheimnisvollen Rauchschwaden zusammenhing. Ihre Augen begannen bereits von dem Zeug zu brennen und sie hatte Mühe sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

"Pormas! Hinter dir!", warnte die Amerikanerin den Mann vor sich, der daraufhin blitzschnell herumwirbelte. "Komm nicht in den Rauch... Er ist gefährlich..."

Mit dem Ausgang vor Augen, nahm Shania ihre letzten Kraftreserven zusammen, biß die Zähne zusammen und hielt darauf zu.

--- Vernehmungszimmer

Collins Gehirn hatte in den letzten Sekunden unaufhörlich gearbeitet und es lag auf der Hand, daß diese Typen nicht von Zar'kon kamen. Die Frage, woher sie die Zusammenhänge kannten, schien ihm aufs Gesicht geschrieben zu sein.

"Der erste Offizier überwacht selbstverständlich die Arrestzellen über einen Monitor. Er bekam auch mit wie Zar'kon euch einen kleinen Besuch abstattete. Aber du wirst Gul'Kados gleich selbst kennenlernen. Los, vorwärts! Beweg dich!"

'Gul'Kados? Der erste Offizier?', Collins Gedanken drehten sich im Kreis. Langsam wurde ihm der ganze Aufstand auf diesem Schiff zu bunt. Er sagte aber nichts und ging in die Richtung, die der Cardassianer anwies.

Jack beobachtete, wie Classic von den anderen beiden hochgezerrt, mitgeschleppt wurde. Sie bewegten sich auf einen Turbolift zu.

--- Turbolift

Es war ziemlich eng in dem kleinen Lift und dazu kam, das Collins Lungen brannten wie Höllenfeuer. Auch wenn er gewollt hätte, allein könnte er die drei in seinem Zustand nicht überwältigen. 'Wäre schön, wenn dieser verkappte Borg wieder aufwacht und mir ein bißchen zur Hand gehen würde!', dachte Jack. Im Moment konnte er von niemanden Hilfe erwarten, also... Improvisieren!

Collins tastete mit seinen telekinetischen Fühlern die Steuerkonsole des Turbolifts ab. Dabei ertastete er einige Verbindungsstränge und Anschlußkabel. 'Wenn ich die... und die rausreiße. Dann die beiden Kabel zusammen...."

Ein fürchterlicher Ruck ging durch den Lift und das Licht flackerte. "Oh nein! Nicht das jetzt!" Der Cardassianer, der Jack in Schach hielt fluchte, als er auf dem Boden knallte. Auch die anderen beiden konnten sich nicht halten, da sie auch noch Classic schleppen mußten.

Jack hatte sich an einer Strebe festgehalten. Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, das Classic sich etwas bewegte. 'Entweder es klappt, oder wir gehen den Bach runter!', dachte Jack und schrie den Chipman an:" Hey, du Halbandroide! Ich bräuchte mal ein wenig Körpereinsatz von dir!" Mit diesen Worten stieß Jack sein Knie in das Brustbein des Cardassianers, der aufstöhnend zurück zu Boden fiel.

Collins konzentrierte sich sofort auf die anderen beiden. Der eine lag halb unter Classic, der andere war schneller als Jack vermutet hätte und hieb seine Faust auf Collins Brustkorb. Sofort tanzten bunte Sterne vor seinen Augen und er drohte bewußtlos zu werden. Blut rann wieder aus seinem Mund. Aber der Zorn war größer als der Schmerz.

"Verdammt!", preßte er hervor. "Classic, wach endlich auf! Oder muß ich alles alleine machen?"

--- Shuttlehangar

Pormas glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Was war das? Hastig feuerte er ein paar Schüsse auf das Wesen ab. Diese schien das Monster aber gar nicht zu bemerken.

Plötzlich drehte sich das Wesen um und hieb mit seinen prankenähnlichen Händen auf einen hinter ihm stehenden Cardassianer ein, der es einfach nicht wahrhaben wollte, daß Phaser hier nichts nutzten.

Aber was war das? Es schien eine Mischung aus Cardassianer und... Tier zu sein. 'Was hat Shania mit dem angestellt?' Entsetzt und verblüfft starrte Pormas das Wesen an, welches immer weiter auf den mittlerweile verstümmelten Cardassianer einschlug.

Als sich der schwarze Qualm Pormas weiter näherte erinnerte er sich an Shanias Warnung und wich hastig ein paar Schritte zurück. Er wußte zwar nicht, was das alles zu bedeuten hatten, aber er wollte es auch gar nicht erfahren. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem seltsamen Wesen zu.

Das Monster schien eine energieresistente Haut und riesige Kräfte zu besitzen. Aber Moment mal... Shania! Schnell drehte er sich um und sah wie diese schon kurz vor der Hangartür angekommen war. Gerade wollte der Südländer nachsetzen, als er hinter sich ein Stampfen hörte.

Instinktiv duckte sich Pormas, aber es war schon zu spät. Der getürkte Cardassianer wurde von hinten von einer der Pranken des Untiers erwischt. Schmerzend fiel der Südländer auf seinen verletzten Oberschenkel und konnte sich nicht entscheiden, ob dieser oder die gebrochenen Rippen mehr weh taten.

Aber, daß Wesen hatte es nicht auf ihn abgesehen, sondern auf Shania, welche den Ausgang fast erreicht hatte. Aber die Frau war zu lädiert, als das sie dem plumpen aber unglaublich flinken Wesen hätte entkommen können.

Mit letzter Kraft schrie Pormas aus seinem gequetschten Lungen, "SHANIA", er hoffte Sie würde wenigstens jetzt auf ihn hören. "DAS DING IST ZU SCHNELL! KLETTERE AUF DIE KISTEN! SCHNELL!"

Dann sank der Kopf des Südländers erschöpft auf dem Boden.

'Klettere auf die Kisten, Shania. Schnell. Sonst noch was? - Was ist denn das für ein Komiker?', fragte sich Shania innerlich kopfschüttelnd, da ihre gebrochenen Rippen so schmerzten und sie sich gar nicht vollends aufrichten konnte, geschweige denn eine Kiste erklimmen konnte. Eine Kiste, die dem Wesen mit ihrer Stabilität nicht das Geringste entgegen zu setzen hatte.

'Collins ist ein Psychologe. Dann ist dieser Pormas wohl männliche Krankenschwester oder Biologe...' Ihr Sarkasmus half ihr selbst in dieser gefährlichen Situation Ruhe zu bewahren.

Mit einem Blick nach hinten versicherte die Amerikanerin sich, daß ihr Retter sich schlafen gelegt hatte, statt ihr in irgendeiner Weise von Nutzen zu sein. "Monserat, was stellst du bloß für Leute ein? Ich glaube, wir müssen bei Gelegenheit mal ein Wort über Sinn und Nutzen eines Rettungsteams sprechen", knurrte sie ungehalten und versuchte eine Möglichkeit der Flucht zu entdecken, als sich gerade die Hangartür öffnete.

Sofort preßte sie sich flach auf den Boden und verharrte reglos in der Bewegung. Einige Männer stürmten in den Hangar, über sie hinweg und registrierten erst zu spät, daß sich ihnen jemand oder besser gesagt etwas in den Weg stellte. Phaserfeuer blitzte auf und dann hörte sie wütendes Knurren und erschrockene Schreie.

Sofort setzte Shania ihren Weg fort. Von reiner Selbsterhaltung und dem Wunsch, mit der gesamten Forschung nicht den Cardassianern in die Hände zu fallen, schleppte sie sich zum Ausgang. Ihr Haß auf die Cardassianer, die ihren Mann getötet hatten, war dabei so stark, daß sie es schaffte, die Hangartür zu erreichen und nach draußen zu kriechen.

--- Gang vor der Hangartür

Bevor sich die Tür wieder hinter ihr schloß, konnte Shania noch das Wesen sehen, daß drinnen den letzten noch stehenden Cardassianer, der so leichtsinnig gewesen war nicht vor ihm zu fliehen, wie eine talaxianische Pelzfliege von den Beinen wischte.

Noch bevor der schwere Körper den Boden erreicht hatte, wandte sich der Zorn und das ganz Interesse des Wesens wieder seinem eigentlichen Ziel zu. Shania.

Die endlich geschlossene Tür nahm ihr die Sicht und löste sie aus ihrer Erstarrung, aber sie glaubte noch immer die schweren schnellen Schritte hören zu können. Hastig zückte Shania ihren Phaser und verschweißte die Tür um eine Blockade für ihren neuen Freund zu bauen.

Keine Sekunde zu spät. Denn schon donnerte er dagegen. Zum Glück hielt die Blockade seinem ersten Ansturm stand.

"Das wird für eine Weile halten", meinte Shania hoffnungsvoll und zog sich in einen der angrenzenden Lagerräume zurück, während das Monster von alles verzehrender Wut getrieben weiter auf die geschlossene Tür einhieb und sich mit voller Wucht dagegen warf.

--- Frachter Grounol, Turbolift, inzwischen

Classics Verstand war gerade damit beschäftigt, sich aus einem langen, dunklen Tunnel wieder ans Licht zurückzukämpfen. Etwas unter ihm bewegte sich, er lag eindeutig sehr unbequem. Ein Blitz durchzuckte ihn, als sich seine elektronisch unterstütze Erinnerung wieder in Bewegung setzte. Ergänzt durch eine geballte Ladung Adrenalin war er plötzlich wieder hellwach.

Der Cardassianer unter ihm hatte das offensichtlich noch nicht völlig registriert. Classic zog mit aller Kraft sein linkes Knie nach oben. Der Kopf des cardassianischen Sicherheitsoffiziers war davon nicht wirklich begeistert, er ruckte nach hinten, schlug krachend auf dem Boden auf. Ohne sich weiter darum zu kümmern, blickte Classic sich um.

Der dritte Cardassianer setzte gerade auf Collins nach. Eine gekonnte Links-Rechts-Kombination in dessen Magen war definitiv mehr, als dieser vertrug. Er sackte auf die Knie.

Gerade, als der Cardassianer zu einem Tritt ausholte, zuckte ein Phaserstrahl dicht an Collins' Kopf vorbei und traf den Cardassianer an der Schläfe. Er sackte zusammen.

Classic half Collins, sich aufzurichten. "Danke, das war knapp. Kannst eu rausfinden, wo die anderen sind? Wir sollten schnellstens hier verschwinden..."

Der Chipman nickte. "Das denke ich auch. Mach dich bereit zum Beamen, ich habe einen Plan." Er schloß wieder die Augen, lehnte sich an der Wand an.

Die Verbindung zum Rechner des dardassianischen Schiffes war schnell wieder aufgebaut. Der Transceiver hatte alle Verbindungen offen gehalten. Der Datentransfer der zweiten Datei lief gerade dem Ende entgegen...

Er wechselte zur Verbindung zur Ivory -- und zog überrascht eine Augenbraue hoch. Der Computer akzeptierte zwar noch seine Kennung, aber sämtliche Privilegien waren eliminiert worden. 'Na Martengh, hatte ich also doch den richtigen Riecher.'

Classic dachte einen Befehl und auf den Konsolen von Monserat und Martengh erschien eine Meldung in unscheinbaren Buchstaben:

# OUT OF BAND ADMINISTRATIVE LOGON DETECTED
# BASIC ACCESS GRANTED
# LOCAL COMMAND OVERRIDE REQUESTED ---- PERMISSION DENIED!
# INTRUDER ALERT

Der Chipman hatte fast mit so etwas gerechnet. Er hatte zwar grundlegenden Zugriff, aber Martenghs Sicherheitsprogramme waren gut genug, um seine Hintertür fürs erste abzublocken. Nun, wenigstens hatte er ein paar Rechte mehr, als mit dem gewöhnlichen Zugang - dessen Reche ja völlig gesperrt waren.

Er handelte instinktiv. Die Schilde der Ivory konnte er unmöglich senken. Nicht nur, weil die Ivory dann Kanonenfutter wäre, sondern weil schlichtweg die Zeit nicht reichte, um Martenghs Sicherheitsvorkehrungen zu überbrücken.

Also das Shuttle, wie erwartet. Dessen Computer war sehr schnell davon überzeugt, die Schilde zu senken...

--- ein Lagerraum

Am Ende ihrer Kraft zog sich Shania hinter eine der dort lagernden Kisten zurück, als sie auch schon hörte, wie Metall unter großer Kraftaufwendung barst. Die Barriere hatte wesentlich kürzer gehalten, als sie insgeheim gehofft hatte.

Dann kamen auch schon schwere Schritte den Gang entlang. Sie hatten es nicht eilig, sondern wirkten suchend und hielten immer wieder inne. Shania stellte sich vor wie das Tier, das es nun war, witternd die Nüstern blähte um ihre Spur ausfindig zu machen. Ein Schauer lief über ihren Rücken.

Zu spät bemerkte Shania, daß sich die Tür hinter ihr nicht wieder automatisch geschlossen hatte, sondern noch immer halb offen klaffte. Der Mechanismus mußte durch die Kämpfe einen Defekt abbekommen haben.

Die Schritte verstummten direkt vor dem Lagerraum. Sie hörte schweres Atmen gefolgt von einem bösen knurrenden Lachen.

Als die Schritte sich ihrem Versteck unaufhörlich näherten, schien der ganze Raum unter der Wucht der schweren Stiefel zu dröhnen. Shania preßte sich an die Wand neben der Kiste und hielt angespannt den Atem an...

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