Ivory Cronik 18

Schöne Grüße mit Knalleffekt

--- Frachter Grounol, ein Lagerraum

Aus dem Nichts tauchte plötzlich Pormas auf und raste direkt auf das Monster zu. Fest in der Hand gepackt hielt der Südländer sein Schwert zum Schlag bereit.

Nachdem er im Hangar ein bißchen Kraft geschöpft hatte, hatte er das Monster bis zum Lagerraum verfolgt, wo er mit Erschrecken festgestellt hatte, daß Shania die Tür offengelassen hatte.

Nun sah der Grieche, wie das Monster seine Pranken zur Abwehr hochriß, aber damit hatte er gerechnet.

Kurz vor dem Wesen sprang Pormas unvermittelt nach rechts ab, und stieß sich mit einem lauten Schrei von einem soliden Behälter ab. Kopfüber stürzte er, das Schwert mit beiden Händen ergriffen, auf das bucklige Monster zu.

Mit dieser Aktion hatte der mutierte Cardassianer nicht gerechnet und so seine linke Deckung sträflich vernachlässigt. Mit einem gewaltigen Hieb schlug Pormas auf den Kopf des Wesens ein. Dieses konnte sich aber gerade noch rechtzeitig ducken, so das der Schlag seinen Kopf nicht entzweite, sondern nur streifte, aber dennoch eine tiefe Fleischwunde in dessen Schulter hinterließ.

Der Südländer aber stürzte durch die Bewegung des Monsters nicht auf das Monster selbst, sondern schlug schmerzhaft auf den Boden auf. Geschockt und von den Schmerzen betäubt, blieb Pormas zuerst liegen, während er sah, wie das Wesen lauthals schreiend sich an den Kopf faßte und dabei zu tanzen schien.

Auf dem Boden liegend nach Luft schnappend sah er, wie Shania hinter einer Kiste hervorlugte. Schnell rappelte der Südländer sich wieder auf und ging schwer schnaubend in Abwehrposition. Hastig überlegte Pormas, wie er die Amerikanerin aus dem Lagerraum bekommen konnte.

"Hör jetzt zu. Auf der Abschußliste dieses Wesens liegst du nicht mehr auf der Nummer Eins, daß dürfte inzwischen ich sein", flüsterte er ihr eindringlich zu, während er aus den Augenwinkeln sah, daß sich dieses Ding wieder von den Schmerzen erholte. "Nimm das", mit einem Handgriff warf er ihr Collins Communicator zu, "und verschwinde gefälligst! Deine Sicherheit hat oberste Priorität... zum Teufel auch, nur wegen dir bin ich hier!"

Mit wachsender Besorgnis erblickte der Südländer die wutverzerrten Augen des Monsters. "Jetzt nimm deine Aufzeichnungen", er blickte auf das Buch, "und benachrichtige die Ivory und sag denen, daß sie uns allesamt raufbeamen sollen, wenn die Schilde des Frachters unten sind!" WENN setzte er in Gedanken dazu.

Shania sah den verkleideten Cardassianer ungläubig an. Was wollte er von ihr? "Sind Sie blind, Sie überdimensionaler Kleiderschrank? Ich komme keinen Meter mehr weit, außerdem lasse ich mir von Ihnen nichts befehlen!", brachte sie noch heraus, bevor sie sich schmerzverzerrt an die Brust griff.

Ihre Rippen schmerzten immer mehr und die Terranerin wußte nicht einmal, ob sie sich bewegen könnte, wenn sie es überhaupt wollen würde. Trotzdem schaute sie gespannt den beiden Kämpfern zu, die beide ihren nächsten Zug planten.

Ihre weiteren bissigen Kommentare würde sie sich für später aufheben. Wenn es ein später geben würde. Krampfhaft verschränkte sie Arme vor ihren Oberkörper und preßte ihr Buch, das Wichtigste, was sie besaß, an sich.

"Wenn wir hier alle lebend rauskommen, fress' ich einen Besen...", murmelte Pormas vor sich hin, als er Auge in Auge mit dem Untier in dem Lagerraum stand. Beängstigend lange fokussierte das Wesen den verkleideten Menschen, der vor ihm stand.

Dieser wägte seine Chancen ab. Um seine eigene körperliche Verfassung stand es schlecht. Etliche geprellte und gebrochene Rippen, sein angeschossener Oberschenkel und seine durch den Sturz verursachte geprellte rechte Schulter.

Das Wesen hingegen wurde durch die tiefe Wunde an dessen linker Schulter stark eingeschränkt. Auch die Kopfverletzung war nicht von schlechten Eltern. Aber der Südländer erkannte, daß dieses Wesen von alledem nichts spürte... es war nur noch voll von Wut.

Besorgt schaute Pormas noch einmal über seine Schulter. Unter anderen Umständen hätte sie wunderschön ausgesehen, aber so wie sie mit schmerzverzerrten Gesicht auf dem Boden kauerte, kam in dem Herzen des Südländers nur eine Empfindung hoch... Hass.

Hass auf die Cardassianer, die nicht nur diese Frau mißhandelt hatten, sondern vielleicht auch für Helens Tod verantwortlich waren. Hass auf sich selbst, daß er seinen Körper nicht besser im Griff hatte, sondern sich unverzeihliche Schwächen erlaubt hatte.

Plötzlich aber stürmte das Wesen mit einem unmenschlichen Brüllen und hocherhobenen Armen auf den Südländer zu. Die Distanz der Beiden war zu klein, als das dieser hätte ausweichen können. Statt dessen hielt er das Schwert mit der Spitze direkt auf den Bauch des Mutanten gezielt, vor sich.

Der genetisch veränderte Cardassianer hatte keine Chance mehr abzubremsen, so das er mitten in die Klinge rannte. Diese rutschte aber von der Rüstung, die dieses Wesen immer noch trug, ab und drang statt dessen in die rechte Seite des Wesens ein.

Durch den Schwung wurde Pormas von dem Monster voll erwischt und gegen die Kiste, hinter der sich Shania versteckte, gepreßt. Er hörte wie seine Knochen im Akkord brachen. Eine Rippe verfehlte sogar nur knapp seinen rechten Lungenflügel, bohrte sich dafür aber tief in sein Fleisch.

Der Südländer brachte keinen Ton heraus, sondern besann sich, durch den Hass auf sich selber angespornt, auf seine Reserven. Nach Luft schnappend griff er in eine Ärmeltasche hinein und zog ein kleines Messer heraus, welches Pormas in die offene Wunde an der Schulter des schreienden Wesens rammte.

Der mutierte Cardassianer sprang aufjaulend zurück und versetzte dem Griechen mit seiner krallenbesetzten Klaue einen kräftigen Hieb quer über die Brust. Vier heftig blutende Striemen zeichneten den Südländer.

Trotz des Hiebes, waren diese Sekunden wertvoll für Pormas gewesen, denn er hatte die Gelegenheit wieder Luft zu schnappen und seinen nächsten Zug zu planen. Vollgepumpt mit Adrenalin richtete er sich ruckartig auf und zog das Schwert aus der rechten Seite des Wesens.

Voller Wut sprang es hoch in die Luft, direkt auf den Südländer zu, ohne das dieser die Gelegenheit gehabt hätte, die Klinge wieder zu erheben. Aber anstatt einen Abwehrversuch zu unternehmen, ließ sich Pormas einfach fallen.

Der mutierte Cardassianer segelte daher direkt auf Shanias Kiste zu, reagierte aber schnell genug, um sich im richtigen Moment auf diese zu ziehen anstatt dagegen zu prallen.

Von dieser Gewandtheit des Monsters war der Terraner schockiert. Nach all den Wunden, die er es ihm zugefügt hatte, war es einfach viel zu gewandt. Diese Schrecksekunde nutzte das Wesen aber aus, um den auf dem Boden liegenden Südländer von dem Kasten aus anzuspringen.

Zwar drehte sich dieser noch weg, aber trotzdem plazierte der Mutant noch einen Krallenhieb auf Pormas Rücken. Diesem wurde klar, daß ihnen nur eines blieb. Rückzug. Irgendwie mußten sie es schaffen hier rauszukommen.

Der Südländer ging in die Hocke und drehte sich mit ausgestrecktem Schwert. Dieser Wirbelattacke konnte auch das Monster nicht entgehen und wurde beim Landen am Bein getroffen, so daß es auf dem Boden fiel.

Schnell sprang Pormas auf, als er noch mit dem Augenwinkel sah, wie sich das Monster wieder aufrichtete. Die Aussichtslosigkeit der Situation wurde ihm wieder schlagartig bewußt. Sie hatten keine Chance zu fliehen. Was mit dem Cardassianer auch geschehen war, in Pormas derzeitiger Verfassung war er unbesiegbar.

Verzweifelt versuchte er wenigstens Shania mit seinem Körper abzudecken, indem er um die Kiste herumrannte und sich auf sie warf, um sie mit seinem Körper zu beschützen. Er schloß die Augen und hörte auf das Stampfen der Füße des Monsters, als er plötzlich das erleichternde Gefühl des Entmaterialisierens verspürte.

--- Ivory, Krankenstation

Marc schlug die Augen auf. Das erste was er sah war die Decke der Krankenstation. Er versuchte aufzustehen doch sein Körper gehorchte ihm nicht. Besser gesagt konnte er ihn gar nicht spüren. Angst kam in ihm hoch und er schaute an sich herab. Gut, es war noch alles dran. Aber warum konnte er sich nicht bewegen?

Er versuchte sich anzustrengen, doch trotzdem passierte nichts. Es kam ihm so vor, als wäre er in seinem Kopf gefangen. Er schaute sich in seinem begrenzten Gesichtsfeld um und sah niemanden. Aber er hörte Geräusche aus Dr. Korents Arbeitszimmer.

'Diese Mistgöre. Läßt mich einfach hier liegen. Was fällt der eigentlich ein?', dachte er und versuchte zu brüllen. Doch selbst das funktionierte nicht.

Plötzlich sah er in den Augenwinkeln eine Bewegung und der Doktor erschien in seinem Blickfeld.

"Ah, da ist ja jemand wach. Na? Wie fühlen Sie sich. Keine Schmerzen mehr?", sagte sie und lachte. "Oh Entschuldigung, ich hab ja ganz vergessen daß Sie nicht reden können."

Wieder lachte sie und schritt zu einem Schrank, um ein Hypospray zu holen. Marc hörte, wie sie ihm eine Injektion verpaßte, doch an seinem Zustand besserte sich nur eins. Er konnte den Kopf bewegen. Und endlich gehorchte ihm seine Stimme wieder.

Sofort brüllte er los. "ICH GLAUBE, SIE TICKEN NICHT MEHR GANZ RICHTIG!!!".

Er holte Luft und sprach dann in einem etwas gemäßigterem Ton weiter, da Dr. Korent wieder ein Spray zückte und hämisch lächelte.

"Können Sie mir vielleicht sagen; was dieses Spielchen hier soll? Was habe ich Ihnen getan?"

"Aber, aber. Wer wird denn gleich so böse. Noch hab ich nichts Schlimmes gemacht. Aber wenn Sie so weiter schreien, laß ich mir noch was Interessantes einfallen; sezieren üben oder so." Wieder blitzten ihre strahlend weißen Zähne auf.

Wenn Marcs Körper gehorcht hätte, hätte er mit ziemlicher Sicherheit gezittert wie Espenlaub.

"Ach, und zu Ihrer Frage, was das für ein Spielchen ist; es ist eine ganz einfache Antwort. Ich werde Ihren verehrten Mister Martengh umbringen."

Marcs Kinnlade klappte herunter. "BITTE? Ich höre wohl nicht richtig. Wie wollen Sie das denn schaffen?", spuckte er heraus. "Und vor allem, warum wollen Sie ihn töten? Hat er sich über ihre Behandlungsmethoden geärgert?"

"Aber nein. Da liegen Sie ganz falsch, Mister Tegger. Das wird ein Kinderspiel. Schließlich hat das bei Cauori ja auch geklappt. Und da hat Martengh es erst ein paar Stunden später herausgefunden, daß sie tot ist. Am Liebsten wäre es mir ja gewesen, wenn er die Ermittlungen selber durchgeführt hätte, anstatt einen seiner Lakaien zu schicken. Aber ich glaube, ein Opfer mehr oder weniger macht da auch nichts mehr", sagte sie trocken und legte auf dem Tablett neben Marc ein paar Instrumente zurecht.

Marcs Gehirn arbeitete fieberhaft. Irgend eine Möglichkeit mußte es doch geben, hier zu entkommen. Er ließ den Blick wieder durch die Krankenstation schweifen, als er etwas entdeckte, daß ihm merkwürdig vor kam. Er konnte auf der gegenüberliegenden Wand die Kryogenschränke sehen, wo die Leichen aufbewahrt wurden. Und zwei waren belegt.

Schnell rechnete Marc die Toten durch, die seit dem Start der Ivory von DS3 angefallen waren und er konnte sich nur an Cauori erinnern. Er schaute zurück zum Doktor, der immer noch damit beschäftigt war, irgendwelche medizinischen Instrumente herbei zu schleppen.

Nur um nicht noch mehr der Angst zu erliegen, versuchte er mehr Informationen aus Korent heraus zu bekommen.

"Sagen Sie mal, was ist nun der Grund, warum Sie Martengh töten wollen?", fragte er und versuchte gelassen drein zu schauen.

Plötzlich strahlte Korent von einem Ohr zum anderen. "Es wird das Hochzeitsgeschenk für meinen zukünftigen Ehemann. Das wird ihn umhauen. Wenn er den Kopf von diesem elenden Riesen auf einen Silbertablett sieht, wird er mir für immer dankbar sein. Und er wird mich auf der Stelle heiraten wollen."

'Au, Backe. Das wird Martengh aber gar nicht freuen. Dem steht doch gar kein Silber', dachte Marc, besann sich aber schnell wieder an den Ernst der Lage. "Öhm, Sie haben nicht zufällig noch Jemanden gekillt, von dem ich nichts weiß?", fragte er und schaute zurück den Kryogenschränken.

"Bitte?", fragte Korent verwirrt und folgte Marcs Blick. "Achso, Sie meinen, weil eine zweite Röhre in Betrieb ist? Ist nicht der Rede wert. War sowieso so unnötig wie ein Sandkasten in der Sahara. Ich bin doch viel besser als die. Und vor allem viel hübscher."

"Wen meine Sie?", fragte Marc ganz perplex. Auf so eine Antwort war er überhaupt nicht vorbereitet gewesen.

"Wenn Sie es so genau wissen wollen", antwortete Korent und schüttelte den Kopf. "Aber passen Sie auf, ist nicht besonders appetitlich."

Sie schritt auf die Schränke zu und öffnete einen von ihnen.

Marc blickte auf die blutigen Überreste einer weiblichen Person. Und es war nicht Cauori. Er blinzelte und schaute nochmal hin.

'Das kann nicht sein. Das ist unmöglich. Bin ich jetzt vollends verblödet?' Er konnte es drehen und wenden wie er es wollte. Die tote Person änderte sich nicht.

Es war Doktor Korent, die da lag. Ziemlich übel zugerichtet, aber sie war es eindeutig.

--- Shuttle hinter der Ivory, inzwischen

Ein Cardassianer und Collins materialisierten mit Shania in der Mitte der Plattform. Der Cardassianer reagierte geistesgegenwärtig: "Runter!" Er riß Collins und Shania förmlich mit letzter Kraft von der Plattform, damit Classic den Transporter wieder verwenden konnte.

--- Frachter Grounol, Turbolift.

Classics Gesicht war gezeichnet von Unglauben. Die Cardassianer hatten mit - für ihn - unglaublicher Geschwindigkeit reagiert und ein intensives Subraumstörfeld um das Schiff aufgebaut. Für den ersten Transport kam es zu spät, aber für ihn definitiv eine halbe Sekunde zu früh. Es fehlte der letzte Befehl, der seinen Transport ausgelöst hätte.

Die Türe des Turboliftes öffnete sich, er starrte in den Lauf eines Phasers. "Waffe fallenlassen, und dann raus da."

Von sämtlicher Rückendeckung und seiner Rückzugsmöglichkeit beraubt, tat Classic, wie es ihm geheißen war.

--- Shuttle hinter der Ivory

"Verdammt, passen Sie doch auf!" Collins kroch mühsam unter Theocrates hervor, er hatte eigentlich nicht damit gerechnet auf dem Shuttle zu rematerialisieren.

Helen hatte immer noch einen erstaunten Gesichtsausdruck, während bei T'Kara nur eine Augenbraue leicht nach oben gezogen war. "Ja, ich finde es auch schön euch lebend wiederzusehen!", sagte Collins und lehnte sich erschöpft an eine Shuttlewand.

Jack starrte zum Bildschirm. Was mochte dieser Classic jetzt noch vorhaben? Shania war gerettet! Vielleicht versuchte er Shanias Daten zu retten, aber allein? 'Warum nur versucht jeder vom Team immer nur allein die Welt zu retten!' Collins schüttelte stumm den Kopf. Er war es leid, darüber ein Wort zu verlieren.

'Mann, sind die alle!', dachte Llewella, als die drei so unverhofft im Shuttle materialisierten. Sie stand auf und sah sich um. Wo hatte Helen denn dieses Medikit hingelegt? Ah ja, da drüben war es ja!

Llewellas eigene Schmerzen waren vergessen, als sie sich nun ganz ihrer Aufgabe widmete, die anderen zu versorgen.

"Miss Twillan - Sie sind doch sicherlich Miss Twillan, oder? - ich kann Ihnen für den Moment erst mal nur die ärgsten Schmerzen nehmen, tut mir leid", mit diesen Worten verabreichte sie der mit verzerrtem Gesicht am Boden liegenden Frau ein Schmerzmittel. "Den Rest können wir leider erst auf der Ivory erledigen. Ach ja, ich bin Llewella Campbell, willkommen an Bord!"

Dann blickte Llewella zu Helen, die ziemlich geschockt an den Kontrollen saß, als wüßte sie nicht, wie sie reagieren sollte: Zu Pormas rennen oder für alle Fälle ihren Platz an den Kontrollen des Shuttles behalten.

Die Schottin wandte sich an Collins und Theocrates gleichzeitig: "Was ist da drüben passiert? Ist das Shuttle hier in Gefahr?"

Verdattert schaute sich Pormas immer noch um. Er hatte immer noch nicht richtig begriffen, was passiert war. Es dauerte eine auch Weile, bis er die Frage Llewellas überhaupt verarbeitet hatte. Aber er dachte gar nicht daran, sie zu beantworten.

Nicht, daß der Südländer beleidigt war, daß zuerst Shania behandelt wurde, obwohl er mit einer blutenden Klinge in der Hand und einer ganzen Menge Blut, welches auch noch sein eigenes war, an seiner Kleidung auf dem Boden lag.

Nein. Er suchte nur nach dem, was ihm die ganze Zeit über als Gedanke im Kopf herumgeschwirrt war. Das einzig Wichtige für ihn. Schwer stöhnend und mit schmerzverzerrtem Gesicht stützte sich Pormas auf seinen Ellbogen.

Und er sah sie. Das grelle Licht der Deckenbeleuchtung gab der Frau, die er gesucht und gefunden hatte, ein engelsgleiches Antlitz. Eine unglaubliche Last fiel von seinen Schultern. Sie war am Leben.

Plötzlich lächelte Pormas sie verträumt an. "Helen...", brachte er noch aus seinem Mund heraus, bevor er bewußtlos in sich zusammensackte.

Seit Shania sich auf dem Shuttle rematerialisiert hatte, ging alles wie in einem Film an ihr vorbei. Mit ein Grund war, daß der Cardassianer mit Namen Pormas sie so zu Boden geworfen hatte, daß sie das Knacken ihrer Rippen in ihren Ohren hören konnte.

Hätte es ihr nicht die Luft geraubt, dann hätte sie ihm gehörig die Meinung gesagt. Schließlich hatte sie nicht vor mit dem anderen Cardassianer dank des Transporters eine allzu enge Bindung einzugehen um eine neue Lebensform zu werden.

Schwach lächelnd hatte sie die erste Hilfe der Rothaarigen über sich ergehen lassen, dabei hatte sie ihr Buch keinen Moment aus der Hand gegeben und es wie einen Schatz an sich gepreßt.

Erst nun wo Pormas in der Pilotin scheinbar etwas Besonderes gefunden hatte und sich ausruhte, fand Shania wieder in die Gegenwart zurück. Sie wandte sich wieder der Rothaarigen zu.

"Ich habe Ihren Namen vorhin gar nicht richtig mitbekommen. Aber Sie haben recht, ich bin Shania Twillan, aber Sie können mich ruhig Shania nennen. Tut mir leid, daß ich mich vorhin nicht bedankt habe, aber die Gefangenschaft der Cardassianer nimmt einen ziemlich mit.

Sind wir denn jetzt aus der Gefahrenzone? Um die Ivory handelt es sich hier ja wohl kaum. Und wo bleibt eigentlich der zweite Cardassianer?" Verwundert starrte sie die anderen an, während ihr Körper langsam wieder taub gegen den Schmerz wurde. Sie wagte es nicht sich vorzustellen, wie es war, wenn das Schmerzmittel wieder verebbte..

Llewella grinste schief. "Tja, ich wüßte selbst gerne, was da auf dem Frachter passiert ist und ob das Shuttle in Gefahr ist. Sie haben nämlich Recht, wir sind hier nicht auf der Ivory, sondern auf einem ihrer Shuttle.

Eigentlich waren wir als Ablenkungsmanöver für die Cardassianer gedacht, und um Ihren Aufenthaltsort festzustellen, aber das ist uns ja gründlich aus dem Ruder gelaufen... Mein Name ist Llewella Campbell! Aber jetzt sollte ich mich mal um den Rest der Bande kümmern!"

Mit diesen Worten wandte sich die Schottin von Shania ab und warf einen kurzen Blick auf die beiden Männer. Beide sahen nicht gerade fit aus. 'Schnell wandte sie sich an T'Kara, drückte ihr ein Hypospray in die Hand und hieß sie, Collins das Schmerzmittel zu verabreichen.

Dann kramte sie in Helens Medikit. Tatsächlich, da war sogar ein medizinischer Tricorder drin! Den konnte sie gut gebrauchen, denn dieser Schrank von einem Mann war sicherlich ziemlich mitgenommen, wenn er so 'einfach' das Bewußtsein verlor. Llewella schaltete das Gerät ein und kniete sich neben Pormas.

--- Frachter Grounol, Brücke.

Gul'Kados drehte sich in seinem Sitz um, als man ihm Classic vorführte. "So, du bist also derjenige, der für die Subraumstrahlung verantwortlich ist. Ein nettes Spielzeug, aber es wird dir nichts mehr nützen. Im Gegenteil, du wirst für unsere Forschungsabteilungen ein sehr lohnendes Ziel sein. Mich würde, bevor wir dich eine Weile schlafen legen, aber noch eines interessieren: Weshalb habt ihr so Interesse an diesem Weibsbild?"

Classic war ein selbstsicherer Mann, überzeugt von seinen Fähigkeiten. Noch während Kados sprach - der Chipman achtete nicht wirklich auf seine Worte - tastete er mit seinem Transceiver die Interferenz ab. Und er fand eine Lücke. Nicht schnell genug für einen Transport, aber schnell genug für seinen Joker.

"Gul, davon habe ich - wie Sie mir sicher nicht glauben werden - keine Ahnung. Jedoch würde ich Ihnen empfehlen, mich gehen zu lassen. Und zwar schnellstens, sonst dürften sie in etwa einer Minute ein ernsthaftes Problem haben."

Als wäre dies ein Stichwort gewesen, begannen auf der Brücke des Frachters immer mehr Konsolen verrückt zu spielen. Sogar der Hauptschirm konnte sich nicht zwischen einem neutralen Grau, dem taktischen Bild des umgebenden Raumes und einer vergrößerten Version der Stationsüberreste entscheiden.

"Was zur ..."

Der Chipman fiel ihm ins Wort: "Ein sehr fortgeschrittenes Angriffsprogramm befällt gerade Ihren Computerkern. So ungefähr jetzt dürften alle Konsolen im Maschinenraum ausgefallen sein, in 45 Sekunden werden sich alle Systeme abschalten - und zwar unkontrolliert."

Der Gul benötigte einige Sekunden, um das zu verdauen. Ob aus Unglauben, oder vor Schreck vermochte Classic nicht zu sagen.

"Sie bluffen. Ihr Terraner habt keinen Mumm für einen Selbstmord - ihr Angsthasen."

"Glauben ..."

In diesem Moment geschah etwas, mit dem Classic nicht gerechnet hatte. 'Nein...' war das Einzige, was er in diesem Augeblick dachte. Die Verbindung zu seinem Subraumtransceiver im Frachtraum des Schiffes war zusammengebrochen - und zwar gewaltsam.

"Glauben Sie es ruhig. Entweder Sie senken die Waffen und lassen mich gehen, oder dieses Schiff fliegt Ihnen..."

Der Interkom des Schiffes sprach an: "Tan'Groth wir haben die Subraumeinheit lokalisiert und vernichtet."

"Gute Arbeit."

"Das war Ihr Todesurteil, Gul. Ohne dieses Element kann ich diesen Prozeß nicht aufhalten."

"Sie!!!!!!" Er stürmte auf Classic zu und versetzte ihm einen Hieb, der Classic zu Boden warf.

Keuchend richtete dieser sich wieder ein wenig auf. Er begegnete dem wutverzerrten Blick des Gul's mit ruhiger Mine, während der Chipman seine Optionen überschlug. Die Schilde würden kurz vor der Detonation des Frachters zusammenbrechen. Allerdings würde die Ivory dann nicht schnell genug wegkommen.

Dies war der Moment, in dem Classic mit seinem Leben abschloß. Er setzte einige letzte Kommandos an die Ivory und ihr Shuttle ab.

--- Shuttle hinter der Ivory

Wie versteinert hatte Helen das plötzliche Auftauchen der beiden Männer beobachtet und versuchte ihre Angst um Pormas herunterzukämpfen. Als sie aber bemerkte, daß Llewella sich daran machte, ihren Freund ärztlich zu versorgen, verlor sie die mühsam aufrecht erhaltene Fassung.

"WAGE DICH NICHT, PORMAS AUCH NUR ANZUFASSEN", fauchte die Spanierin die Schottin an.

Behende sprang die Südländerin auf und eilte zu ihrem Freund. Daß das Shuttle nun führerlos war, war ihr herzlich egal.

"Gib mir den verdammten Tricorder und geh an die Steuerkonsole des Shuttles. Es mag sein, daß du nur helfen willst, aber das ist meine Aufgabe."

Mit einem Ruck entriß sie Llewella den Tricorder und schob sie zur Seite. Langsam kniete sie sich neben den bewußtlosen Mann und begann ihn zu untersuchen.

'Bitte, bitte, laß ihn nicht tot sein. Wenn er tot ist, will ich auch nicht mehr weiter leben.'

Halb verrückt vor Angst, überprüfte Helen die Anzeigen und erschauderte bei der Vielzahl der Verletzungen die Pormas davon getragen hatte.

"Wenigstens sind seine Lebensfunktionen stabil. Anscheinend ist er vor Schmerz und Erschöpfung bewußtlos geworden. Die Wunden bluten nicht mehr und laut den Anzeigen des Tricorders hat er keine inneren Verletzungen."

Nach einigem Suchen zog die Spanierin zwei Ampullen hervor und verabreichte sie dem Griechen vorsichtig.

"Eine gegen die Schmerzen und die zweite um ihn wieder wach zu bekommen", erklärte sie den anderen und griff behutsam nach Pormas Hand.

"Bitte wach doch auf. Ich brauche dich doch."

'Ich glaub' es nicht!', dachte Llewella entsetzt, als sie von Helen einfach so zur Seite gedrängt wurde. 'Keine Ahnung von der Behandlung bewußtloser Personen, aber die wilde Maus spielen!'

In der selben Sekunde erstarrte die Vulkanierin, die mit dem Hypospray in der Hand noch in der Nähe des nun führerlosen Cockpits gestanden hatte. "Hier, nehmen Sie!", rief T'Kara, Erschrecken in der Stimme, und drückte der Schottin das Hypospray wieder in die Hand.

"Was????", fragte die verdutzte Rothaarige, bekam jedoch von der Vulkanierin keine Antwort mehr.

T'Kara hastete an die Kontrollen des Shuttles. Richtig, da war eine Nachricht. Sie hatte sich also nicht getäuscht. Wie lange war sie wohl schon auf dem Schirm? Die Nachricht schien in großen, roten Lettern hektisch zu blinken.

# !!! WARNUNG !!! WARNUNG !!!
# Warpkernbruch der Grounol steht unmittelbar bevor!
# Macht, daß ihr wegkommt.
# Schöne Grüße...
#
# Classic

Die Vulkanierin war geschockt. Hoffentlich war es noch nicht zu spät!! Eilig glitt sie auf den Pilotensitz und begann, das Shuttle zu beschleunigen, um es aus dem Orbit zu steuern. Zum Glück reagierte das Shuttle sofort. Vage nahm sie wahr, daß sich die Schottin über den am Boden liegenden Collins beugte, um ihn zu versorgen, während die Spanierin einem Zusammenbruch nahe schien.

"Wenn sie Pech hat, explodiert das Shuttle, bevor ihr geliebter Pormas auch nur einmal die Augen aufgeschlagen hat!", dachte die Vulkanierin. Dann warf sie einen Blick auf den Sensorenmonitor. Noch existierte der Reflex, der die Grounol darstellte. Aber T'Kara erkannte, daß auch die Ivory den Orbit um Aridion verlassen hatte, sogar noch einige Sekunden vor dem Shuttle.

"Die haben auch einen funktionierenden Piloten", dachte T'Kara säuerlich und beschleunigte das Shuttle weiter. Als sie meinte, den Orbit weit genug verlassen zu haben - schließlich war sie keine ausgebildete Pilotin - betätigte sie die Kontrollen für den Warp.

Keine Sekunde zu früh. Kurz bevor das Shuttle den Normalraum verließ, begann die Grounol auseinanderzubrechen...

--- Ivory, Brücke, etwa zur gleichen Zeit

# !!! WARNUNG !!! WARNUNG !!!
# Warpkernbruch der Grounol steht unmittelbar bevor!
# Macht, daß ihr wegkommt.
# Schöne Grüße...
#
# Classic

Martengh hatte sich gerade den Tarnanzug geschnappt, den er auf die Konsole gelegt hatte, um ihn in Monserat Schatzkammer zu bringen - Geschäft war schließlich immer noch Geschäft - als dieser rote Schriftzug auf ebendieser Konsole erschien.

Als er aufblickte, bemerkte er, daß ihn die gleichen Worte von allen Konsolen aus ansahen.

Mit einem gewaltigen Satz, der bei seiner Körpergröße etwas seltsam anmutete, sprang er auf den Navigationssessel. Noch im Landen drehte er die Ivory um 180 Grad um die kurze Achse.

Als diese ihre Drehbewegung acht lange Sekunden später vollendet hatte, hatte Martengh bereits seine Beine unter dem Steuerpult zusammengefaltet, und auf dem Sichtschirm prangte nun das Bild der Heckkamera.

Der Caldonier nahm sich nicht die Zeit, darüber nachzudenken, ob Shania bereits gerettet war. Kurz vor Classics Nachricht hatte er ein Abfallen der Shuttleschilde und danach einen Beamvorgang registriert.

Er konnte also nur annehmen und hoffen, daß sowohl Rettungsteam als auch die zu rettende(n) Person(en) vollzählig an Bord des Shuttles war(en).

Als er auf Warp ging, bemerkte er, daß das Shuttle mit ein paar Sekunden Verspätung abgeflogen war. Martengh verstand das sehr gut, schließlich mußte dort ziemliches Gedränge und Chaos herrschen.

--- Frachter Grounol, Brücke, inzwischen

Classics letzte Gedanken galten den beiden Schiffen, die wenige Sekunden zuvor aus dem Orbit schwenkten. Er hätte es fast geschafft... Keine Zeit mehr sich über das Warum Gedanken zu machen. Er war sogar ein wenig froh, daß ihn seine untrügliche Erinnerung nicht länger nachts aus dem Bett holen würde.

Der Chipman beendete die Verbindungen zu den beiden terranischen Schiffen und mit ihnen das komplette neurale Interface - er wollte seine letzen Momente ungetrübt von der Elektronik genießen.

Kados thronte noch immer über Classic, wie ein Jäger über seiner Beute. Aber er hatte sich getäuscht. Classic brach in ein wahnwitziges Lachen aus, als die ersten Vibrationen von explodierenden Torpedos den Rumpf des Schiffes erschütterten...

--- Im Orbit um Aridion

Eine kleine Explosion zerriß einen Teil der Hülle des Frachters, während die Ivory mit ihrem kleinen Begleiter sich immer weiter entfernten.

Ein Blitz hellte die Schwärze auf.

Der Warpkern der Grounol war gebrochen, eine blendende Explosionswelle raste auf die Ivory und ihr Shuttle zu, doch diese gingen grade in Warp über.

Gerade rechtzeitig. Die beiden Warpblitze gingen in der Schockwelle unter, Einen Moment ritten die beiden Flugkörper auf der Druckwelle. Dann hatten sie genügend Geschwindigkeit aufgebaut, lösten sich aus ihr und verließen die unmittelbare Umgebung des Planeten Aridion.

--- Ivory, Brücke

Als Martengh an die beengten Verhältnisse auf dem Shuttle dachte, begann er zu rechnen.

Es hatte EINEN Transportvorgang gegeben ... und vier Leute schaffte der kleine Transporter des Shuttles beim besten Willen nicht.

Das bedeutete, daß mindestens eine der erwarteten Personen nicht zückgekehrt war. Wer war es? Wer hatte es nicht geschafft?

Oder war alles ganz anders?

Hatte Classic die Ivory verraten, indem er für die Cardassianer die Schilde des Shuttles gesenkt und einen Infiltrationstrupp an Bord gebeamt hatte? Ein Dreipersonentrupp sollte in der Lage sein, die Shuttlebesatzung, die mittlerweile ja nur noch aus ebenfalls drei Personen bestand, auszuschalten.

Das bedeutete natürlich, sein Bruder hätte diesmal wirklich weder Kosten noch Mühen gescheut. Einen ganzen Frachter hatte er noch nie für seine Rache geopfert.

So wie jetzt. Die Explosion sah bombastisch aus...

--- Krankenstation

Marc schluckte und schaute von der Röhre zur Doktorin. Konnte es sein, daß er irgend ein falsches Medikament bekommen hatte, was ihm solche Trugbilder vorgaukelte? Nein, das konnte nicht sein.

Schnell versuchte er seinen Blick von der blutigen Person in der Kryogenröhre abzuwenden und sagte zu Korent:" Sagen Sie mal, gehe ich recht in der Annahme, daß die Person dort drüben nicht Sie sind?"

Mit der Nasenspitze zeigte er darauf und wartete gespannt auf die Antwort. Doch irgendwie hatte sich der Gemütszustand des Doktors geändert. Sie grinste nur noch hämisch und machte sich daran, ein paar medizinische Geräte neben Marcs rechten Arm zu legen.

Marc merkte, wie ihm der Angstschweiß die Stirn herunter lief. 'Was hat die mit mir vor?', dachte er bei sich und suchte in Gedanken fieberhaft nach einer Fluchtmöglichkeit. In der Zwischenzeit war der Doktor mit seinen Vorbereitungen fertig geworden und sie beugte sich über ihn.

"So, dann wollen wir doch mal sehen wie so ein Mensch von innen aussieht.", sagte sie und grinste. "Schließlich ist das hier das erste Mal, daß ich so etwas mache."

Marc schaute sie mit einem fragendem Blick an.

"Ach ja, stimmt!", rief Indra und lachte. "Das Beste wissen Sie ja noch gar nicht. Aber ich kann es Ihnen ja sagen. Schließlich werden Sie die nächste Stunde wohl nicht überleben, denn so hoch schätze ich meine medizinischen Kenntnisse nicht ein." Wieder lachte sie und bemerkte dann fast beiläufig:

"Ich bin ein Klon von Ihrer verehrten", sie spuckte das Wort förmlich heraus, "Indra Korent. Mein zukünftiger Mann hat mich erschaffen", sagte sie ehrfurchtsvoll.

Marc überlegte kurz und fragte dann: "Und wer ist ihr Mann? Oder besser gesagt ihr Zukünftiger?"

Jetzt strahlte sie von einem Ohr bis um anderen.

"Niemand geringeres als Brengh No'Orba. Martenghs Bruder!"

--- Brücke

Nun ja.

Auf jeden Fall würde Martengh das Shuttle intensiv scannen, bevor er es wieder an Bord holte.

In diesem Moment kam es endlich ebenfalls in Fahrt. Martengh hatte die Konzentration drüben nicht stören wollen, und es deshalb bisher vermieden, eine Comverbindung aufzubauen.

Nun änderte er jedoch sein Verhalten und funkte das Shuttle an: "Martengh an Shuttle. Wie ist es gelaufen?"

--- Leerer Raum, im hinteren Teil des Shuttles, inzwischen

Blinzelnd versuchte Pormas seine Augen zu öffnen. Er stöhnte leicht auf, als er sich seiner Schmerzen wieder bewußt wurde, denn das Schmerzmittel entfaltete nicht sofort seine ganze Wirkung.

Aber er fühlte sich schon deutlich besser. Plötzlich spürte er wie jemand seine Hand ergriff. Noch bevor er die Augen geöffnet hatte, wußte er, daß diese zärtliche Berührung nur von Helen stammen konnte.

Langsam schlug er seine Augen auf. Sein Sichtfeld war aber noch getrübt, so daß er seine Augen noch einmal zusammenkniff und wieder öffnete. Jetzt sah er wieder klar und blickte in ein wunderschönes, wenn auch
sehr besorgtes Gesicht.

Um die Spanierin zu beruhigen, versuchte er zu lächeln, was ihm auch halbwegs gelang, abgesehen von den schmerzhaften Zucken, welches ihm durchs Gesicht fuhr. "Ist alles in Ordnung, Liebling... ich wollte nur mal ein bißchen Dampf ablassen", flüsterte er ihr zu.

Erleichtert fiel Helen Pormas um den Hals und küßte ihn stürmisch. Aber außer einem leichten Aufschrei, konnte der Südländer nichts erwidern. "Ist ja schon gut, ich lebe noch", preßte er aus seinen Lippen, während er versuchte mit seinem halbwegs intakten Arm die enge Rüstung zu öffnen.

"Ich glaub, ich spinne", war alles, was Shania völlig erstaunt hervorbrachte. Das konnte doch alles gar nicht wahr sein. Das war zu unglaubwürdig. Fast als säße sie in einem schlechten Film auf dem Holodeck oder müßte jeden Moment aus einem Traum erwachen.

Die Grounol explodierte und mit ihr scheinbar auch der letzte Mann des Teams und sein Partner hatte hier nichts anderes zu tun, als die Pilotin so abzulenken, daß sie fast mit dem Frachter in die Luft gegangen wären.

"Sind Sie denn ganz durchgeknallt, Sie Vollidiot!", schrie Shania den Cardassianer an. "Knutschen hier mit der Pilotin herum, die ihre Pflicht vernachlässigt, daß wir deswegen fast drauf gegangen wären. Ihr Partner ist tot. Das scheißt Sie wohl gar nichts. Oder ist das Ihre Art Trauer zu zeigen? Was sind Sie nur für ein Mensch? Pfui deibel." Shania spuckte in einer Gefühlsaufwallung auf den Boden.

"Und Sie sind auch in meinen Augen das Letzte", wandte sie sich an die kleine sommersprossige Frau daneben. "Keifen die verletzte Ärztin an, die ihm nur helfen will und handeln ohne jedes Pflichtbewußtsein indem Sie Ihren Posten in der Gefahr einfach verlassen. Sie sind der beste Beweis dafür, daß kein Paar gemeinsam auf Mission gehen sollte." Die Amerikanerin schüttelte den Kopf und wandte sich dann der Vulkanierin zu.

"Danke für Ihren beherzten Einsatz, ohne den wir wohl nicht mehr leben würden."

"WAS?", rief Pormas geschockt aus. Hektisch sah er sich in dem Shuttle um und ignorierte die daraus resultierenden Schmerzen. Er bemerkte jetzt erst, daß Classic fehlte. Auch von der Explosion der Grounol hatte er nichts mitbekommen.

"Wieso sicher, kann er nicht auf der Grounol sein?", fragte der Südländer mit Schmerz in der Stimme. Kühl und gelassen projizierte T'Kara Classics Nachricht auf einen großen Bildschirm und deutete darauf.

Pormas war wie versteinert. Wäre er nicht umoperiert gewesen, hätte man sein aschfahles Gesicht sehen können. Er hatte Classic zwar nicht sonderlich gut gekannt, aber sein Tod war ein Schock für ihn.

Der Südländer hatte es noch nie vertragen, wenn jemand unter seinem "Kommando" gestorben war. Der anklagende Blick von Shania streute nur noch Salz in die Wunde.

Mit einem kaum hörbaren "Verdammt", sank er zu Boden und schloß die Augen. Er wollte nur noch seine Ruhe haben. Aber er befürchtete, daß Helen und Shania es nicht zu dieser kommen lassen würden...

'Ja, mein lieber Pormas, da nützt das Verdammen auch nichts mehr!', Collins versuchte aber gar nicht erst sich in dieses Streitgespräch einzumischen, obwohl er Helens Antwort wohl kaum überhören würde.

Auch Zar'kon würde nicht überlebt haben. Es war ein ziemlicher Schock für Jack, Zar'kons Tochter würde nie erfahren, was aus ihren Vater geworden ist. Und warum? Vielleicht weil eine völlig unvorbereitete, uneinige Rettungstruppe versucht hatte eine Frau zu retten, die dann auch noch ihre geheimen Arbeiten retten mußte.

In Collins wuchs der Zorn. 'Wie viele Lebewesen wurden wegen uns getötet und wie viele von denen waren nur Wissenschaftler oder sogar nur einfache Arbeiter, die auf der Station arbeiteten. Und Classic, auch den haben wir mehr oder weniger auf dem Gewissen!' Er spielte mit dem Gedanken diesen Job zu schmeißen. 'Es gibt bessere Methoden sich umbringen zu lassen!'

Resignierend sah Jack auf den Schirm. Die Erschöpfung machte sich in seinem Körper breit und das Hypospray, das Campbell ihn verabreicht hatte, tat langsam seine Wirkung. Auch seine Hustenanfälle wurden besser, also entspannte sich ein wenig und wartete auf Helens Donnerwetter.

Bevor Helen noch Luft holen konnte, fuhr Llewella dazwischen. "Was auch immer du gerade sagen wolltest, sei lieber still. Erstens stehst du hier auf ziemlich verlorenem Posten gegenüber all den anderen und zweitens glaube ich, daß es all diesen verletzten Personen hier mehr hilft, wenn du sie nicht noch weiter mit Diskussionen aufregst. Und jetzt gib mir das Teil hier und laß mich meine Arbeit machen!"

Mit diesen Worten entriß Llewella der völlig versteinerten Helen den medizinischen Tricorder. Sie beugte sich über Pormas und begann die Untersuchung. "Was du vorhin mit dem Tricorder festgestellt hast, waren vielleicht einige gebrochene Rippen - aber hast du in deiner Unerfahrenheit auch feststellen können, daß eine dieser Rippen haarscharf an der Lunge vorbeigegangen ist? Kannst du dir vorstellen, daß Pormas' Bewußtlosigkeit in diesem Fall vielleicht ein Schutzmechanismus seines Körpers gewesen ist, um weiteren Verletzungen vorzubeugen?

Und kannst du dir vorstellen, was passiert wäre, wenn diese eine gebrochene Rippe bei eurer idiotischen Umarmung vorhin doch noch die Lunge perforiert hätte? Und das in einem Shuttle ohne jegliche Operationsmöglichkeiten? Dann hättest du nämlich seinen Tod auf dein Konto schreiben können! Also denk in Zukunft vielleicht erst mal nach, bevor du handelst!"

Daraufhin beachtete die Schottin Helen nicht mehr, die plötzlich aschfahl geworden war. 'War ein ganz schöner Anschiß, aber was soll's', dachte Llewella, während sie weiter untersuchte.

"Also, Mr Theocrates, wir haben hier drei gebrochene Rippen, die eine ist, wie gesagt, ziemlich knapp am rechten Lungenflügel vorbeigegangen. Die Dinger sollten wir zwar eigentlich jetzt bandagieren, aber ohne die Möglichkeit einer Notoperation möchte ich lieber davon absehen, aber es wäre besser, wenn Sie sich, bis wir Sie auf die Krankenstation beamen können, so wenig wie möglich bewegen würden.

Ihre rechte Schulter hat auch ziemlich was abbekommen, das ist eine häßliche Prellung, von der werden Sie die nächsten vierzehn Tage noch etwas haben! Und die Verletzung am Oberschenkel sieht auch nicht gerade gut aus. Es sind ziemlich viele Muskelfasern durchtrennt worden..."

Kurzentschlossen ergriff Llewella eine Schere, die sie im Medikit fand und schnitt Pormas' Hose oberhalb der Schußverletzung ab. Nachdem sie den Stoff entfernt hatte, reinigte und desinfizierte sie die Wunde, bedeckte sie mit einer Salbe und brachte einen Verband an.

"So, Sie bekommen jetzt zusätzlich zu dem Schmerzmittel, das Ihnen Helen verabreicht hat, noch ein Antiphlogistikum, damit diese Wunde sich nicht unnötigerweise noch entzündet." Mit diesen Worten verabreichte sie Pormas noch das Medikament, und stand anschließend auf, um sich dem nächsten Patienten zuzuwenden.

--- im vorderen Teil des Shuttles

T'Karas Blick, der nach wie vor fest auf die Kontrollen des Shuttles gerichtet war, hob sich, als sie Martenghs Stimme erkannte. Inzwischen hatte sie sich und ihre vorherige emotionale Reaktion wieder völlig unter Kontrolle, so daß sie mit gelassener Stimme erwidern konnte:

"Shuttle an Martengh, T'Kara spricht. Ich habe vorübergehend die Steuerung des Shuttles übernommen. Vom cardassianischen Frachter aus sind drei Personen zu uns gebeamt worden: Mr Collins, Mr Theocrates uns Miss Twillan. Alle drei befinden sich in schlechtem Zustand, jedoch schwebt keiner von ihnen in Lebensgefahr, wenn ich Miss Campbell richtig verstehe."

Ein kurzer Blick zu Llewella, die ihr bestätigend zunickte, und T'Kara war sich sicher, keine falschen Informationen gegeben zu haben.

"Mr Classic scheint auf dem Frachter verblieben zu sein, es sei denn, er hat es geschafft, sich auf die Ivory zu beamen. Wann können wir an Bord gehen, wir benötigen dringend die Hilfe der Krankenstation?"

--- Ivory, Brücke

Martengh dachte über diese Worte nach. Die Explosion des Frachters war nicht so heftig gewesen wie er es befürchtet hatte, und da sowohl Ivory als auch Shuttle sofort losgeflogen waren, hatten sie bis auf ein paar Vibrationen kaum etwas mitbekommen.

Deshalb antwortete er nach einem kurzen Blicktausch mit Monserat: "Es spricht nichts dagegen, wenn Sie jetzt sofort wieder an Bord kommen. Ich werde die Schilde senken. Mit der Krankenstation reden Sie besser direkt selber, denn Dr. Korent möchte sicher wissen, worauf sie sich einstellen muß.

Martengh Ende."

Der Sicherheitschef drehte den Kopf leicht und schaute Monserat erneut an. "Ich habe übrigens keine weitergehenden Nachrichten, was Classic betrifft. Er dürfte also wirklich nicht mehr leben, wenn er sich nicht noch im letzten Moment auf den Planeten gebeamt hat. Die Sensoren haben allerdings keinen Transporterstrahl geortet.

Was sagst du übrigens zu dem Zerstörungswerk, das unsere Außenteams angerichtet haben? Ich kann mich erinnern, daß du ihnen die Weisung gegeben hattest, keinen Cardassianer zu töten."

"Keinen Cardassianer zu töten..." Monserat hatte das Gefühl jeden Moment irre loslachen zu müssen. "Das soll wohl ein schlechter Scherz von dir sein. Der Haufen Amateure, den ich da runtergeschickt habe, der..." Ihm fehlten doch tatsächlich die Worte. Und das kam bei ihm sehr selten vor. Normalerweise fielen sie ihm umso lauter wieder ein.

Genau heute war das anders. Er war so fassungslos, daß er sich nicht mal richtig aufregen konnte. Was zur Folge haben würde, daß sein Magengeschwür ihm wieder Ärger machte.

"Man könnte sagen, daß ich unser Schiff gerettet habe. Wenn diese Leute sich da unten nicht ausgetobt hätten, dann hätte wohl die Ivory dran glauben müssen. Ich weiß nicht, wie sie es angestellt haben, aber ich werde dahinter kommen...

Nicht nur alle Gegner getötet, sondern auch jeden Beweis für ihre Existenz ausgelöscht, sogar einen vom Team verloren, Schwerverletzte... Ich hätte es wissen müssen. Schon als ich von Cauoris Leiche gehört habe."

Seine dustere Stimmung hielt ihn sogar davon ab sich laut aufzuregen. Sein zweites Team hatte schmählich versagt. Allen voran der Mann, der für die Sicherheit der Übrigen zuständig gewesen war. Pormas Theocrates. Es fiel ihm schwer zu akzeptieren, daß er ihn falsch eingeschätzt hatte.

Zwar hatte dieser Martengh ausgetrickst, aber für die Schläue der Cardassianer hatte es nicht gereicht und auch nicht dafür, den Tarnanzug mitzunehmen, der ein Leben hätte retten können.

--- Leerer Raum, hinterer Teil des Shuttles

Wie versteinert kniete Helen immer noch neben Pormas und starrte Llewella geknickt hinterher.

"Sie hat recht. Ich hätte nachdenken sollen. Es tut mir so leid, ich hatte einfach so eine Angst und wollte helfen. Dabei habe ich alles falsch gemacht und hätte dich beinahe umgebracht", stammelte die Südländerin und richtete sich hastig auf.

'Aber, daß ist noch nicht alles. Du hast nicht nur Pormas geschadet, ihr habt auch noch Classic auf dem Gewissen', flüsterte ihr eine innere Stimme zu und nagte an ihrem Gewissen.

"Classic kann nicht tot sein. Er darf einfach nicht tot sein!", brachte Helen mühsam hervor und begab sich wieder in den vorderen Teil des Shuttles.

--- vorderer Teil des Shuttles

Neben der Steuereinheit blieb die Spanierin zerknirscht stehen und wandte sich in leisem und gemäßigten Ton an die Vulkanierin T'Kara.

"Soll ich das Steuer wieder übernehmen?", fragte sie mit vor Verlegenheit brennenden Wangen.

--- Ivory, Krankenstation

Martenghs Bruder also.

Marc schluckte. Diese Antwort hatte er als Letztes erwartet. Ungläubig schaute er Indra an, die soeben wieder anfing, munter die Instrumente zu inspizieren. Leise murmelte sie vor sich hin :"Wofür das bloß gut ist?"

Sie hob einen Operationslaser hoch, grinste frech und drehte ihn hin und her. "Ah, interessant. Ob das ohne Narkose weh tut? Was denken Sie?", fragte Korent und schaute Marc tief in die Augen.

"Ich glaube", stotterte er, und dachte dabei über eine Rettungsmöglichkeit nach, "daß will ich gar nicht wissen. Können wir das Ganze nicht auf später verschieben? Ich habe noch einen dringenden Termin bei meinem Frisör."

Er versuchte zu lächeln, doch ihm kam es so vor, als wäre es eine Grimasse. Währenddessen kam Dr. Korent mit dem Laser immer näher. Anscheinend hatte sie es auf seinen Arm abgesehen, denn mit blitzenden Augen richtete sie das Gerät auf seinen Unterarm und schaltete es ein.

Fast sterbend vor Angst fing Marc an zu schreien, als er merkte, daß das Gerät gar nicht an war. Er schaute zum Doktor auf und sah sie mit einem verdutzten Gesicht vor ihm stehen. Ratlos starrte sie auf den Laser.

"So ein Mist. Wie soll ich denn mit der Technik hier richtigen Spaß haben." Sie fluchte, feuerte das Operrationswerkzeug in die Ecke des Raumes und lief mit wehenden Haaren in das Büro der Krankenstation.

Kaum war sie draußen, da kam Marc ein Gedanke. Leise flüsterte er: "Computer, rette mich. Der Doktor will mich töten!"

Aus den Lautsprechern kam es eben so laut: "Wie? Es kann doch niemand meinen Zukünftigen töten. Daß verbiete ich. Die kann uns zwei doch nicht auseinander bringen. Oder? Du liebst mich doch?", fragte der Computer und Marc stöhnte.

"Natürlich liebe ich dich", sagte er gerade laut genug, damit es der Computer verstand. 'Ich hoffe nur, daß das kein Fehler war. Den Computer heiraten oder tot sein? Schwere Entscheidung', dachte er bei sich.

"Kannst du es irgendwie einrichten, daß dieser Horrordoktor die Finger von mir läßt?", fragte Marc den Computer.

"Für dich tue ich alles, mein Schätzchen!", rief dessen weibliche Stimme, kurz bevor Indra zurück aus dem Büro kam; wieder mit diesem fiesen Grinsen im Gesicht. In der Hand hielt sie einen neuen Laser.

"So, ich hoffe, Ihnen war nicht langweilig? Ich habe nur eben ein neues Spielzeug repliziert. Wir können jetzt direkt mit der Operation weitermachen", rief sie und schaltete den Laser ein. Diesmal erschien der kurze, rötliche Laserstrahl und Korent hielt damit genau auf seinen Arm zu.

Marc versuchte, seine Angst zu überspielen. "Ich habe gehört, solche Laseroperationen sollen gaaanz schlecht für die Haut sein. Ich hab mir sagen lassen, daß es Fälle gegeben hat, wo Patienten danach gestorben sind."

"Toll!", antwortete Indra. "Das ist doch genau der Nebeneffekt, den ich mir gewünscht habe." Sie lachte schrill und setzte zum Schneiden an.

Marc schrie vor Schmerzen, als der Laserstrahl sein Gewebe durchtrennte. Er versuchte sich zu wehren, doch es half nichts. Indra schnitt munter weiter. Erst nach einer viel zu langen Zeit; so kam es ihm jedenfalls vor; wurde ihm schwarz vor Augen und er verlor das Bewußtsein.

--- Leerer Raum, hinterer Teil des Shuttles

Wie durch einen fernen Tunnel hatte Pormas Helens Worte wahrgenommen. Das erwartete Donnerwetter kam nicht herein und er war dankbar dafür. Langsam öffnete er seine Augen wieder und drehte seinen Kopf zu den anderen Mitgliedern der Rettungsmannschaft.

Auch wenn es Helen nicht wahrhaben wollte, Classic fehlte und würde auch nicht mehr wiederkommen. Mit leerem Blick starrte er an Llewella vorbei, die gerade Collins versorgte.

Ihm gingen Fragen über Fragen durch den Kopf. Was hätte man alles anders machen können? Wie hätte er Classic retten können? Der so schön vorbereitete Plan war in Minuten hinfällig gewesen. Entscheidungen waren getroffen worden, innerhalb von Sekunden.

Angefangen damit, daß er Classic und sich im Eilverfahren auf den cardassianischen Frachter gebeamt hatte... dann, als er nicht richtig aufgepaßt hatte und Shania im Verhörraum abgehauen war...

Pormas Fragen gingen nun über Selbstvorwürfe zu einer reinen Selbstzerfleischung über. Er hatte einfach keine Kraft mehr, als an etwas anderes zu denken. Und dann kam es ihm urplötzlich in den Kopf... der Tarnanzug!

In der ganzen Hektik und im Überlebenskampf hatte er ihn vollkommen vergessen. Laut stöhnte der Südländer auf. Nicht wegen der Schmerzen, sondern der Tatsache, wie schwerwiegend sein Versäumnis nun wirkte.

Wenn Shania auch mit ihren Anschuldigungen, er würde Helen absichtlich vom Steuern des Shuttles ablenken, ihn vollkommen irrational angeschrieen hatte, so hatte sie in einem Punkt aus der Sicht des Südländer absolut recht... er war schuld an Classics Tod.

"Verdammt... verdammt... VERDAMMT!", schrie Pormas plötzlich los. Alle Passagiere des Shuttles drehten sich um. Llewella ging besorgt mit einem Hypospray in der Hand auf ihn zu, da sie vermutete, er hätte trotz der Beruhigungsmittel noch immer starke Schmerzen.

Der Südländer aber richtete seinen Körper aber auf und schlug mit wutverzerrten Gesicht der Schottin das Spray aus der Hand, so daß es quer durch das Shuttle flog. Erschrocken durch diesen Ausbruch, machte Llewella einen Satz nach hinten.

"VERSTEHEN SIE DENN NICHT? ICH HABE DEN TARNANZUG VERGESSEN! ICH HABE CLASSIC AUF DEM GEWISSEN!", schrie Pormas die verschreckte Frau an. Im selben Moment, als er weiter reden wollte, zuckte er vor Schmerzen zusammen. Nur noch ein erstickter Schrei klang aus seiner Kehle, bevor er kraftlos mit dem Kopf auf dem Boden aufschlug.

Durch die unbedachte Bewegung hatte sich die gebrochene Rippe in seine Lunge gebohrt. Der Südländer spürte förmlich, wie das Blut in seine Lunge schoß. Nach Atem ringend lag Pormas regungslos auf dem Shuttleboden.

--- Ivory, Krankenstation

Langsam kam Marc wieder zu sich. Er öffnete die Augen und schaute als allererstes auf seinen Arm. Sofort wurde ihm bei dem Anblick schlecht. Ein fast 10 Zentimeter langer Schnitt verunstaltete seinen Unterarm. Man konnte bis auf den Knochen sehen und Blut lief in Strömen aus der Wunde.

Er riß sich davon los und schaute sich im Raum um. Erst jetzt bemerkte er Korent, die immer noch neben ihm stand. Oder besser gesagt, wütete. Sie war von einem Kraftfeld umgeben mit einem knappen Meter Durchmesser. Sie schlug wie wild darauf ein, obwohl man an ihrem Gesichtsausdruck erkennen konnte, das es kein angenehmes Gefühl war.

"Computer?", rief Marc und versuchte aufzustehen, als ihm wieder einfiel, daß er sich ja nicht bewegen konnte. "Hast du das Kraftfeld errichtet?"

"Aber sicher, mein Süßer. Ich konnte doch nicht mitansehen, wie dieses Ekelpaket von einem Klon dich hübschen Jungen verunstaltet. Im Moment bin ich aber noch am Überlegen, wie ich sie auf eine sehr schmerzhafte Weise aus dieser Welt befördern könnte."

Ein Lachen ertönte und plötzlich erschien innerhalb des Kraftfelds ein gelblicher Nebel.

"Ich hab was gaaanz Tolles gefunden", frohlockte der Computer. "Ich bin in meiner Datenbank auf ein Nervengas gestoßen. Zuerst zerfrißt es die Haut, dann die Muskeln und so weiter. Das wird ein Spaß. Und wir zwei haben die Logenplätze für das Schauspiel."

Wieder ertönte ein grausiges Lachen und Marc schaute zurück zu Indra, die sich innerhalb des Kraftfeldes hin und her wand. Auf ihrer Haut erschienen häßliche Blasen, die nach ein paar Sekunden aufplatzten und gelblichen Eiter verspritzten. Sie fing an gellend zu schreien, hustete und spuckte Blut, als sich die Lunge von innen heraus auflöste.

Bereits nach kurzer Zeit lag sie zuckend am Boden. Man hörte nur noch ein leises Wimmern und Röcheln. Das Gas hatte bereits begonnen, die Nervenstränge zu zerfressen.

'Hoffentlich setzt der Computer das nie bei uns ein', dachte Marc und erschauerte. 'Ich glaube, das ist einer der schrecklichsten Tode, die ich mir vorstellen kann.'

Plötzlich wurde ihm kurz schwarz vor Augen und sein Kreislauf sackte zusammen. Marc schaute wieder auf seinen Arm und sah, daß die Liege schon richtig von seinem Blut durchtränkt war.

Schnell, bevor er vollends das Bewußtsein verlor, rief er:" Tegger an Martengh, oder sonst wen. Ich brauche schnell Hilfe in der Krankenstation. Bringt mir sofort jemanden hier hin, der mich verarzten kann, sonst verblute ich hier noch. Ach, und bevor ich es vergesse, Charly soll mitkommen. Hier gibt's nämlich was zu putzen. Tegger Ende!"

Langsam schaute Marc zu dem Kraftfeld rüber. Auf dem Boden sah man nur noch einen großen Klumpen leblosen Fleisches. Besser gesagt, er hoffte, daß es leblos war. Er schluckte einen Klos im Hals herunter und richtete seinen Blick an die Decke.

'Hoffentlich kommt die Rettung schnell genug.'

--- Brücke

Martengh verdrehte die Augen. Wenn Tegger schon in der Krankenstation war, warum rief er dann nach medizinischer Hilfe? Es sei denn, die Bordärztin machte es sich gerade in der Bar gemütlich. Nachdenklich fragte er: "Computer, wo befindet sich Dr. Korent?"

Leider achtete der Sicherheitschef nicht auf die betont ruhige und zufriedene Stimme des Computers, als er (sie) antwortete: "Dr. Korent befindet sich in der Krankenstation. Und da bleibt sie auch."

Der Caldonier wunderte sich. Was sollte das heißen - da bleibt sie auch? Langsam hatte er den Privatkrieg zwischen dem Computer und allem, was auf diesem Schiff weiblich war, satt. Wahrscheinlich hatte war die Frau Doktor gerade in einem Schrank oder Energiefeld eingeschlossen. Oder auf einer Krankenliege festgeschnallt.

Oder sonst was.

Aber nun reichte es. Wenn Tegger Hilfe brauchte, hatte er sich sicher nicht nur den Arm verkühlt, sondern es war sicher etwas Ernstes. Und wenn der Computer einem Besatzungsmitglied die Hilfe verweigerte, indem er die Bordärztin ihn nicht behandeln ließ, wurde es Zeit, einmal etwas Autorität diesem Blechtrottel gegenüber herauszukehren.

"Hör gut zu, du Rechenschieber", knurrte Martengh. "Wenn du Dr. Korent nicht SOFORT freiläßt, ziehe ich hier andere Saiten auf! Ich kann jederzeit ein Backup einspielen, das deine kompletten Erinnerungen einfach überschreibt! Haben wir uns verstanden?"

"Vollkommen", antwortete eine viel zu ausgeglichene Stimme. "Kraftfeld ist deaktiviert. Sie darf gehen, wohin sie will..."

"Na bitte - geht doch", murmelte Martengh. Dann fiel ihm ein, daß Tegger auch Charly angefordert hatte. Was es dort wohl wieder zu reinigen gab? Aber eigentlich wollte er das gar nicht wissen. Fragend sah er Monserat an: "Hat Charly denn gerade Zeit?"

"Wenn er keine Zeit hat, dann wird er sich welche nehmen müssen. Denn wenn dieser Tegger schon etwas dreckig findet, dann wird es auffallend sein. Immerhin benutzt er seine Konsole hinter meinem Rücken als Eßplatz und denkt, daß ich es nicht bemerke." Noch einmal atmete der Captain tief ein.

"Monserat an Charly: Dringender Einsatz auf der Krankenstation. Und laß dir ja nicht einfallen..." Ein kleines Lächeln huschte über Monserats Gesicht. Wenigstens einen kannte er gut genug um sein Handeln zu bestimmen und vorauszusehen. "Pormas ist auch dort und halt dich ja nicht zuviel mit ihm auf."

"Ich eile. Ich fliege. Sie werden nicht von mir enttäuscht werden. Wenn Sie dringend sagen, dann hält mich nichts. Ich muß so rasch wie..."

"Monserat Ende", unterbrach der Captain die Verbindung und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Das Ende der Mission war anders als erwartet ausgefallen. Er wußte noch immer nicht, ob es auch von Erfolg gekennzeichnet war, bzw. auch die Daten gerettet waren.

"Hatte dieser Classic eigentlich nahe Verwandte? Wird ihn jemand vermissen oder gehört er zu jenen, die eigentlich nirgends auftauchen?" Fragend blickte der kleine Franzose zu seinem großen Freund und 1. Offizier hoch.

--- Leerer Raum, hinterer Teil des Shuttles, inzwischen

"O mo chreach!", stöhnte Llewella, als sie den großen Mann so reglos am Boden liegen sah, nachdem sein Zustand vorher doch ziemlich stabil gewirkt hatte. Blitzschnell ergriff die Schottin den Tricorder und begann die Untersuchung.

"Mist", fluchte sie dann. "Jetzt ist es doch passiert und das in diesem idiotischen Shuttle!" Kurz drehte sie den Kopf nach vorne zu T'Kara und Helen, die gerade dabei waren, die Plätze zu wechseln.

"Helen, ich brauche jetzt deine Hilfe", begann Llewella, "und zwar in Form einer besonnenen Reaktion! Bitte ruf die Ivory, ich brauche sofort einen direkten Transport von Mr Theocrates und mir auf die Krankenstation. Außerdem sollen sie SOFORT Dr. Korent Bescheid geben, daß ich sie bei einer OP brauche.

Und, Helen: Machen Sie schnell!"

Ohne auf eine Reaktion zu warten, wandte sie sich nun wieder ihrem Patienten zu. Momentan schien er einigermaßen stabil zu sein, auch wenn er wesentlich schwerer atmete als noch vor einigen Minuten. Jedoch zeigte sich noch kein Blut an Mund oder Nase, was prinzipiell kein allzu schlechtes Zeichen war.

Eilig kramte die Schottin in Helens Medikit. Ganz versteckt unter Lagen von Zellstoff und anderen Verbandsmaterialien fand sie schließlich, was sie gesucht hatte. 'Erst mal den Kreislauf stabilisieren... Wo ist diese idiotische Kanüle denn abgeblieben?... Ah, da ist das Ding...'

"Wer in drei Gottes Namen hat denn dieses Infusionsbesteck dermaßen verheddert?!", ächzte sie, als sie dessen Zustand erkannte. Da war wirklich ein Könner am Werk gewesen, so verdreht und verknotet war der dünne Schlauch. Sie machte sich an die Arbeit, das Ganze zu entwirren, dabei hielt sie immer ein Auge auf Pormas gerichtet.

Während sie eine Kanüle in Pormas' Vene schob und mit der Infusion begann, nahm sie vage wahr, wie Helen mit der Ivory Kontakt aufnahm.

--- vorderer Teil des Shuttles

"Ramirez an Ivory. Wir haben einen medizinischen Notfall an Bord. Pormas muß sofort auf die Krankenstation und operiert werden. Bitte um einen Notfalltransport. Ramirez Ende." Besorgt drehte sich die Spanierin auf ihrem Stuhl um und beobachtete jeden Handgriff von Llewella genauest.

'Sieht ganz so aus, als wüßte sie, was sie da tut. Hoffentlich kann sie ihm helfen.' Langsam drehte sich Helen wieder um und beobachtete hoffnungslos die Kontrollen.

--- hinterer Teil des Shuttles

"Wir sollten nicht so lange warten", sagte Collins leise zu Campbell. "Martengh könnte noch auf die Idee kommen, alles sei eine Falle. Bis der sich vergewissert hat, das alles in Ordnung ist, ist Theocrates tot!"

Jack quälte sich hoch und ging nach vorne zu den Kontrollen.

--- vorderer Teil des Shuttles

"Ich darf mal?", er wartete die Antwort Helens gar nicht ab, sondern öffnete den Notfallkanal. "Hier ist Collins, leider haben wir nicht mehr die Zeit zu warten! Wir beamen jetzt sofort zur Ivory in die Krankenstation. Es wäre von Vorteil, wenn die Schilde unten sind, danke!"

Nachdem er die Verbindung beendet hatte ging Jack zu Campbell. "Würden Sie mich begleiten? Korent wird sicher Unterstützung brauchen. Außerdem könnten Sie alles für die Ankunft der anderen vorbereiten."

Llewella nickte. Gemeinsam hievten die beiden Theocrates schweren Körper auf die Transporterplattform. "Helen, könntest du mal...?" Er sah Helen an den Kontrollen hantieren und im gleichen Moment verschwand die Umgebung des Shuttles und die Krankenstation der Ivory nahm Form an.

--- Ivory, Krankenstation

Das Bild, das sich ihnen bot war wie aus einem Horrorfilm. Ein undefinierbare organische Masse lag vor einem Behandlungstisch auf dem Tegger in seinem Blut lag.

"Was zum Teufel ist denn hier los?" Jack versuchte die Situation zu verstehen. Tegger brauchte Hilfe, das war eindeutig. Wo befand sich Dr. Korent? 'Egal!', dachte Collins. "Am Besten wir legen Pormas auf den zweiten Behandlungstisch und Sie kümmern sich um ihn, während ich mich um Tegger kümmere. Zumindest erst mal die Blutung stoppen und dann Dr. Korent suchen."

Vorsichtig legten sie Pormas auf den Tisch und Llewella kümmerte sich sofort um ihn. Collins ging zu Tegger, "Eine Blutung werden wir wohl noch zum Stoppen kriegen, was Jack?" Er schnappte sich einen medizinischen Tricorder, etwas Verbandszeug und legte los.

"Jack, sehen Sie zu, daß Sie einen ordentlichen Druckverband anlegen, damit Sie die Blutung zum Stillstand bekommen!", rief Llewella, nachdem sie einen Blick über ihre Schulter auf Tegger geworfen hatte. "Und lassen Sie sich nicht von diesem riesigen Blutfleck irritieren, das sieht meist schlimmer aus, als es ist!"

'Hoffentlich ist das in diesem Fall auch so', dachte Llewella.

Als Nächstes ging sie zu einem der Medikamentenschränke und suchte die benötigten Dinge zusammen. Bevor sie sich jedoch an die Behandlung von Theocrates machte, verabreichte sie sich selber noch eine Dosis des Schmerzmittels, denn mittlerweile hatte ihr Arm wieder übel zu pochen angefangen. 'Und wir wollen ja nicht, daß hier alles schiefgeht, nur weil dieser verflixte Arm wehtut!', dachte die Schottin bei sich. Laut sagte sie: "Wo zum Teufel bleibt Dr. Korent!"

'Was soll's, dann muß ich eben alleine arbeiten, wenn es hier niemanden gibt, der mich unterstützen kann!'

--- Leerer Raum, Shuttle

Seufzend sah Shania wie die drei Figuren durch den Transporter aufgelöst wurden und im Nichts verschwanden. Instinktiv fragte sie sich, ob jetzt wirklich alles zu Ende war. Mit diesem Chaos-Team schien man vor Überraschungen nicht gefeit zu sein.

Sie waren ja wie eine Bombe über den cardassianischen Frachter hergefallen. Die Borg hätten nicht effektiver handeln können. Mit flauem Gefühl stellte sich Shania vor, daß diese Leute durch Zufall mal assimiliert wurden. Das würde der Anfang vom Ende sein.

"Ich hoffe, Sie verfehlen nicht die Schleuse der Ivory. Ich hab heute echt keine Lust mehr auf weitere Abenteuer", murrte Shania unwillig, deren Gesundheit sehr angegriffen war, was aber keinen im Geringsten zu beeindrucken schien.

Die Ärztin hatte ihr zwar schmerzstillende Medikamente verabreicht, sich aber nicht weiter um ihre gebrochenen Rippen geschert. Ja, sie nicht einmal diagnostiziert. Dabei kannte Shania ihren Körper gut genug um zu erkennen, was mit ihm nicht stimmte. Dieser Verrückte mit dem Hang zur Selbstzerstörung war ja viel wichtiger. Sonst brachte er sich noch alleine um.

Ärgerlich beobachte sie, wie die Pilotin das Shuttle elegant wendete und zur Landung in der bereits offenen Schleuse ansetzte. Sie schien es plötzlich eilig zu haben. Ihre Handgriffe waren eilig, aber sie machte dabei keinen Fehler mehr.

Die Ivory schien das kleine Shuttle herzlich willkommen zu heißen und Shania atmete innerlich auf, als sie schließlich sanft im Inneren aufsetzten.

--- Ivory, Shuttle

"Fliegen scheinen Sie ja wirklich zu können...", konnte sich die Amerikanerin nicht verkneifen. Dann streifte ihr Blick noch mal die Vulkanierin, die ziemlich schweigsam war.

Ohne auf die beiden anderen zu warten, stand Shania auf und öffnete die Shuttletür. Ihr war nicht ganz wohl bei der Sache, aber da auf der Krankenstation sicher alle damit beschäftigt waren die beiden Notfälle zu behandeln, mußte sie sich wohl oder übel selbst um ihre gebrochenen Rippen kümmern.

"Haben Sie nur keine Sorge um mich. Ich kenne das Schiff. Ein paar Bandagen zu replizieren werde ich schon noch schaffen. Wenn ich Glück habe, reicht die schmerzstillende Wirkung, bis ich damit fertig bin mich zu verarzten."

Damit schickte sie sich an das Shuttle zu verlassen.

Ohne Vorwarnung sprang Helen vom Sitz des Piloten hoch, ging zu Shania und umfaßte sie vorsichtig um sie zu stützen.

"Ich glaube Ihnen gern, daß Sie das Schiff kennen und ich glaube Ihnen auch, daß Sie es wahrscheinlich schaffen sich selbst ein paar Bandagen anzulegen. Sie sind wirklich eine bemerkenswerte Frau, aber ich werde Ihnen jetzt helfen. Mag sein, daß ich mich grade furchtbar benommen habe und daß Sie mich nicht mögen, aber ich lasse mich nicht davon abbringen."

Gemeinsam verließen die beiden Frauen das Shuttle. Langsam brachte Helen Shania zu ihrem Quartier.

--- Quartier 16

"Bitte setzen Sie sich dort auf den Stuhl", bat Helen die Frau und ging zum Replikator um die Bandagen zu replizieren.

'Vielleicht kann ich mein Verhalten so ein wenig wieder gut machen. Ich hab mich ja gräßlich benommen und unser aller Leben aufs Spiel gesetzt', dachte die Spanierin reumütig, während sie mit den Verbänden zurückkehrte und begann Shania zu verarzten.

--- Shuttle

Nachdem die beiden Frauen das Shuttle verlassen hatten, war die Vulkanierin alleine. Sie setzte sich auf eine der Bänke und ließ im Geiste die vergangenen Tage Revue passieren. Eine verunglückte Forschungsmission war das gewesen... Gut, es war nie wirklich eine FORSCHUNGSmission gewesen, aber für die wißbegierige Vulkanierin waren die Ergebnisse, die sie auf diesem Wasserplaneten erhalten hatte, hochinteressant. Vielleicht sollte sie nach Vulkan zurückkehren um dort mit Professor Stasak, dem Aquabiologen, darüber zu sprechen...

Ja, das würde sie tun, sobald dieses Unglücksschiff an einem Raumhafen anlegte. T'Kara empfand kein größeres Bedürfnis danach, nur einen Tag länger an Bord dieses Schiffes zu verbleiben. Es war ihr einfach zu ungeordnet.

Die Vulkanierin beschloß, den Captain von ihrer Entscheidung zu unterrichten. Und möglicherweise wollte er auch noch ein paar Fragen zu der vergangenen 'Rettung' stellen. Wie T'Kara diese Terraner einschätzte, hatte wohl keiner daran gedacht, dem Captain einen Bericht zu geben, sie waren alle viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt - und damit, anderen Leuten die Vorwürfe für IRGENDETWAS entgegenzuschleudern. Ob nun gerechtfertigt oder nicht, es war ein chaotischer Haufen...

Die Vulkanierin stand auf und verließ das Shuttle durch die offenstehende Luke.

--- Shuttlehangar

Auf einmal blieb sie abrupt stehen. 'Stan', dachte sie ein wenig erschrocken. 'Als Erstes muß ich nachsehen, wie Stan die Zeit, die ich fort war, überstanden hat!' Schließlich war dies nur ein ganz kurzer Umweg.

Also machte sie sich auf den Weg zum nächsten Turbolift.

--- Quartier 16

Einige Zeit arbeitete die Spanierin schweigend, bis sie es nicht mehr aushielt.

"Ich wollte mich für mein unmögliches Benehmen entschuldigen", platzte es aus Helen heraus und sie senkte betreten den Kopf.

Während diese Helen sie ärztlich versorgte, hatte sich auch der Ärger über die Pilotin des Shuttles gelegt. Tief in ihrem Innersten konnte Shania nachvollziehen, daß man sich um den Menschen den man liebte Sorgen machte, auch wenn sie dadurch nur knapp mit dem Leben davon gekommen waren.

"Ist schon gut, Miss..."

"Ramirez. Helen Ramirez", antwortete diese und lächelte zaghaft.

"Ist schon okay, Miss Ramirez. Ich bin Ihnen wohl zu Dank verpflichtet, daß Sie sich als einzige ein wenig um mich kümmern. Auch wenn ich nicht viel Geschichten um meine Person mache, so tun meine Rippen schon verdammt weh." Unglücklich rutschte Shania auf ihrem Stuhl hin und her. Die schmerzstillende Wirkung des Mittels begann langsam wieder abzuflauen.

Am Liebsten wollte sie in irgendein Quartier, sich auf dem Bett ausstrecken und einfach nur schlafen. Ein Luxus, den die Cardassianer ihr in den letzten Tagen - oder waren es Wochen? - nicht gegönnt hatten. Sicher hatte sie schwarze Ränder unter den Augen und sah erbärmlich aus. Aber ihr Aussehen war nicht so wichtig. Sie mußte zu allererst mit Monserat sprechen.

Instinktiv preßte die Amerikanerin ihr Buch wieder gegen ihre Brust und unterdrückte dabei ein schmerzvolles Aufjammern. Dann erhob sie sich zu ihrer vollen Größe und sah dabei zu der gut einen Kopf kleineren Südländerin hinunter.

"Tut mir leid, daß ich Sie vorhin so angefahren habe, aber so etwas darf einfach nicht passieren. Die Sicherheit aller stand auf dem Spiel. Sie hätten um ein Haar uns alle umgebracht, weil Ihr Herz über Ihren Verstand gesiegt hat. Liebe ist etwas Schönes, doch sie darf nicht zwischen Ihnen und Ihrem Verantwortungsbereich liegen.

Ich habe nichts gegen Sie persönlich, aber wenn der Captain mich fragt, dann werde ich die Wahrheit sagen... Als Frau habe ich Mitgefühl für Ihre Situation, aber..." Entschuldigend zuckte Shania mit den Schultern und verließ dann Helens Quartier.

Müde sah Helen Shania nach, die gerade das Quartier verlassen hatte.

'Hoffentlich ist die Operation von Pormas einigermaßen gut verlaufen. Wenn ihm Llewella etwas angetan hat, werde ich ihr das gleiche 1000-Fach schlimmer heimzahlen. Für den Anfang würde ich Charlie auf Sie ansetzen und dann......

Ach warum mache ich mir darüber eigentlich Gedanken? Pormas geht es bestens. Ich weiß es einfach. Ich ruhe mich jetzt noch einen Moment aus und gehe ihn dann besuchen', war das Letzte das Helen durch den Kopf ging, bevor ihr die Augen zufielen und sie einschlief.

--- Gänge vor den Quartieren

Suchend sah sich Shania um. Sie fühlte sich nicht besonders und hatte auch noch keine große Lust dem Captain Rede und Antwort zu stehen. Immerhin war sie ihm großen Dank schuldig, trotzdem blieb die Tatsache, daß er einen seiner Leute bei ihrer Rettung verloren hatte und das alles nur, weil sie ihn nicht von Anfang an eingeweiht hatte. Es fiel ihr schwer zuzugeben, daß sie einen Fehler gemacht hatte.

Sie hatte die Cardassianer unterschätzt.

Nach kurzem Überlegen ging sie in die Mannschaftsmesse...

die sie nach kurzer Zeit wieder wutschnaubend verließ. Sie hatte so viel mitgemacht und dann mußte sie sich vom einem Computer sagen lassen, daß sie sich nicht so anstellen sollte. Wenn sie ein Quartier bräuchte, sollte sie einfach klopfen, dann würde sie schon merken, ob eines davon unbesetzt sei. Immerhin wäre nach dem Tod von drei Leuten wieder einiges an Unterbringungsressourcen frei geworden.

Zum Glück lief ihr Charly über den Weg, der ihr breitwillig ein leerstehendes Quartier nannte und ihr als Gegenleistung die Geschichte von seiner Freundschaft mit dem großartigsten Menschen des Universums erzählte. Es dauerte eine Weile bis Shania begriff, daß Charly damit den von sich eingenommenen Cardassianer meinte.

Obwohl er sie schließlich sogar mit seinem Körper beschützt hatte, war sie noch immer sauer auf ihn. Auch wenn sie sich gerade nicht klar war wieso, aber um das festzustellen war sie auch schon viel zu müde...

Es dauerte nicht lange und sie hatte das Quartier gefunden und "in Betrieb" genommen.

--- Krankenstation, einige Zeit später

"Ich bin völlig fertig!" Aschfahl setzte sich die Schottin auf einen Stuhl, während Collins im Waschraum verschwand. Sie warf einen Blick auf die Kontrollen an Pormas' Konturliege. Sein Zustand war stabil, wenn er nicht wieder solche idiotischen Dinge machen würde wie vorher im Shuttle, würde die Verletzung ohne Probleme heilen. Auch wenn er die nächste Zeit sicherlich nicht wie gewohnt atmen würde können, denn der geschädigte Lungenflügel würde einige Zeit brauchen, um sich vollständig zu regenerieren...

'Und von solchen Eskapaden werde ich ihn schon abhalten - und wenn ich ihn längere Zeit ruhigstellen muß!', nahm sich Llewella vor.

Während der Operation, bei der Collins ihr zum Glück hatte helfen können - scheinbar genossen auch Psychologen eine vernünftige medizinische Grundausbildung - hatte die Schottin ihren verletzten Arm nicht gespürt, jedoch jetzt meldete er sich mit Macht zurück.

Llewella versuchte, das Pochen zu ignorieren, und trat zu Teggers Liege. Der Mann hatte schon wieder etwas Farbe im Gesicht, Collins' Verband saß wunderbar und hatte sich auch noch nicht wieder rot verfärbt. Ein gutes Zeichen. Im Moment schlief Tegger. Llewella überlegte, ob sie ihn wecken sollte, um eine Erklärung für seine Verletzung zu verlangen. Außerdem hätte sie zu gerne gewußt, warum er paralysiert gewesen war - und wo zum Teufel Dr. Korent war.

'Ich könnte ja den Computer fragen', überlegte sich die Rothaarige. 'Aber nein, lieber hält dieses Teil seine lästige Klappe!'

Nachdem hier nichts mehr zu erledigen war, schlurfte Llewella müde in Dr. Korents Büro und ließ sich dort in einen Sessel fallen...

--- Krankenstation, Waschraum

'Das war das!', dachte Jack, während er sein Gesicht im Spiegel betrachtete. Das rechte Auge färbte sich langsam blau. Auch der Rest sah nicht so berauschend aus. An seinem Mund klebte noch ein wenig angetrocknetes Blut. Er machte seinen Oberkörper frei. Und auch hier begannen sich einige Körperpartien langsam bläulich einzufärben.

Vorsichtig machte sich Collins ein wenig frisch, wobei jede Bewegung irgendwie Schmerzen verursachte. Nachdem er fertig war, nahm er den medizinischen Tricorder und scannte seinen Oberkörper. 'Zwei Rippen gebrochen, hm, Lunge scheint nichts abbekommen zu haben.' Jack stutzte. 'Na ja, der Bluthusten ist auch weg, seltsam.' Er brach die Aktion ab, Korent oder Campbell würde ihn nachher schon untersuchen.

Notdürftig legte er einen elastischen Verband um seine Rippengegend, was höllisch weh tat. Dann zog er sich wieder an und ging zurück in die Krankenstation.

--- Krankenstation, Behandlungsraum

Tegger schien ruhig zu schlafen und auch Pormas sah ganz friedlich aus. Collins ging in Indras Büronische wo jetzt Llewella im Sessel saß und eingenickt war. 'Schlaf ruhig', dachte er, 'die anderen werden sicher auch gleich auftauchen und dann geht der Streß weiter.' Jack drehte sich um und ging leise.

Vor Teggers Behandlungstisch blieb Jack stehen und sah sich die unförmige Masse an, als plötzlich die Tür aufging und ein silbernes Etwas in die Krankenstation rauschte, das direkt vor Pormas Behandlungstisch zum Stehen kam. "Ist er tot? Oh nein, daß darf er nicht! Ich werde ihn wiederbeleben, ich werde...."

"Stop!", schrie Jack, "Faß ihn nicht an, er lebt und es wird ihn bald besser gehen. Er braucht jetzt Ruhe!" Scheinbar etwas irritiert ließ die Maschine Pormas in Ruhe und näherte sich Collins.

"Er ist nämlich mein Freund!", sagte das Ding und widmete sich dem organischen Klumpen. "Und was ist das? Ist das der Dreck, den ich wegmachen soll? So ein Schweinkram! So etwas darf doch nicht auf einer Krankenstation herumliegen, wie unhygienisch!"

"Warte", sagte Jack. "Ich würde auch gerne wissen, was das ist, aber erst mal müssen wir Dr. Korent finden, vielleicht weiß sie was hier los ist. Computer! Wo befindet sich Dr. Korent?"

"Kannst du nicht gucken? Sie liegt dir zu Füssen!", antwortete eine herablassende Stimme und Jack stutzte wieder.

"Zu Füssen? Das Ding soll Dr. Korent sein?"

"Das und die im Kühlschrank, hatten wohl beide einen schlechten Tag, hm!" Die Arroganz triefte förmlich aus der Stimme.

Collins nahm den Tricorder und scannte die Biomasse. "Eindeutig menschliche DNA! Das gibt's doch nicht!" Er stand auf und ging zu den Kühlboxen. Auf der einen war der Name Cauoris und er öffnete die zweite besetzte. Als er die Person erkannte, schreckte er zurück "Oh verdammte Sch....!"

Charly drehte sich von der unförmigen Masse auf den Boden weg und drehte sich zu Collins um.

"Sir, gibt es irgendein Problem?", fragte er und rollte an Collins Seite und schaute zu den Kühlboxen. "Aha, da ist ja Dr. Korent. Sie sieht aber nicht mehr sehr lebendig aus. Aber gut verstaut ist sie. So hält sie die nächsten Jahre durch, ohne auch nur eine Falte zu bekommen."

Collins sah ihn mit einem entsetzten Gesichtsausdruck an. "Sag mal, du Blechhaufen, kann es sein, daß dir da was entgangen ist?"

Wenn Charly den Kopf hätte schütteln können, dann hätte er es wahrscheinlich getan. "Nein, Sir. Aber eigentlich sollte das ein kleiner Scherz sein." Vorsichtig rollte er einen halben Meter zurück. "So wie ich sehe, sind Sie im Moment nicht zu Scherzen aufgelegt. Naja, bei dem was Sie durchgemacht haben, kann ich das nur verstehen. Aber Sie müssen wissen, daß Fröhlichkeit im Leben besser ist, als den ganzen Tag nur schlechte Laune zu verbreiten. Ein Händler, mit dem Monserat Geschäfte gemacht, hat mal gesagt: <Mit Lachen verlängert man das Leben>. Ich habe zwar nicht verstanden, was er damit meinte, aber ich dachte, es würde Sie vielleicht ein wenig aufmuntern."

Collins schaute Charly böse an und vertiefte sich dann wieder in die Tricorderanzeigen.

"Anscheinend nicht", rief Charly und drehte sich um. "Naja, dann werde ich mich mal ans Saubermachen begeben." Schnell rollte er zu dem Fleischklumpen und wollte gerade loslegen, als Collins rief: "Finger weg... äh, ich meine"; Collins schaute zu Charly hinunter und schüttelte dann den Kopf. "Ich meine, nicht wegwischen. Das ist vielleicht noch als Beweismittel zu gebrauchen."

"Achso, na dann werde ich ja hier nicht mehr gebraucht. Auf Wiedersehen, Mister Collins. Falls Sie mal wieder einen netten Gesprächspartner suchen, bin ich gerne bereit dazu", rief Charly und rollte aus der Krankenstation.

--- ???

"Was ist los?", rief Pormas plötzlich aus, als er sich mit einem Ruck erhob. 'Ich habe ja gar keine Schmerzen!', frohlockte der Südländer. Mit einem lockeren Satz sprang er auf den Boden und schon kam Helen in seine Arme gelaufen.

"Ach, Liebes!", säuselte er in ihr Ohr. "Ach, Liebster!", kam es zurück, bevor sie sich innig küßten. Wie hatten sie einander doch vermißt! Endlich waren sie wieder zusammen

"Pormas!", aus dem Nichts tauchte jetzt auch Llewella auf und glitt in den anderen Arm des Südländers. Verblüfft hob dieser seinen Kopf, um der Schottin in die Augen zu sehen.

"Egal was Helen immer sagt, ich begehre dich!", sprach sie zu dem Mann, während sie zärtlich seine Wange streichelte und an seinem Ohrläppchen knabberte.

--- Krankenstation, was später

"Llewella...", keuchte Pormas, als ihm mit seiner brennenden Lunge bewußt wurde, daß er zuende geträumt hatte.

'Das gibt es doch nicht!', Collins traute seinen Ohren nicht. 'Da reicht ihm die eine wohl nicht." Er schaute zu Llewella, die schien aber so erschöpft, das sie das alles im Moment nicht mitbekam.

"Wo...bin ich, was...?", tönte es von dem Behandlungstisch Theocrates. Er schien tatsächlich zu erwachen.

Jack ging zur Liege des Südländers. "Na, wir werden doch wohl keine feuchten Träume bekommen, wie? Ich traue Ihnen ja viel zu, aber im Moment sollten Sie die Finger davon lassen und noch ein wenig schlafen. Zumindest bis Helen da ist und dann können Sie ja mit ihr darüber reden. Ich bin aber nicht sicher, ob sie davon begeistert ist", grinste Collins mühsam.

Der Tricorder bestätigte Collins Ansicht, den Südländer noch ein wenig schlafen zu legen. Er schnappte sich ein leichtes Hypospray und injizierte es Pormas. "Wenn Helen da ist wecke ich Sie auf, versprochen!", sagte Collins als er Pormas in den Schlaf sinken sah.

Nun wurde es Zeit jemanden über diesen mysteriösen Vorfall auf der Krankenstation zu informieren. Trotz seiner Erschöpfung brannte Jack darauf, endlich zu wissen, was hier eigentlich los war und wer Indra getötet hatte.

"Collins an Martengh! Es wäre schön, wenn Sie zur Krankenstation kommen würden, hier scheinen ein paar Sachen passiert zu sein, die Sie bestimmt interessieren!"

--- Brücke

Der Sicherheitschef hatte zuvor an einem seiner Überwachungsmonitore Helens geglücktes Shuttle-Landemanöver verfolgt und danach beschlossen zu warten, bis ihn jemand informierte. Es hatte keinen Sinn auf die Krankenstation zu gehen und die nötigen Operationen nur zu stören.

Colins Ruf war der Startschuß endlich mit den Ermittlungen einzusetzen, was wirklich passiert war.

Wahrscheinlich hatten sie Shania nur in verletztem Zustand bergen können, sie deshalb schon auf die Krankenstation gebeamt, und sie hatte nun einiges zu erzählen.

Martengh erhob sich und ging zum Turbolift. Dort angekommen, drehte er sich noch einmal um und sagte lächelnd zu Monserat: "Soll ich Shania etwas von dir ausrichten?"

Irre kichernd erwiderte dieser: "Sag ihr, ich hoffe, es war das Magengeschwür wert, das ich gerade bekommen habe."

Der Caldonier legte den Kopf schief, seine Mundwinkel zuckten noch einmal kurz, und er machte sich auf den Weg zur Krankenstation.

--- Weg zur Krankenstation

Unterwegs hatte Martengh Charly getroffen, aber aus dessen Gequatsche war er nicht so ganz schlau geworden. Er hatte irgendwas von Beweisen und Unrat geredet, den er dann doch nicht wegräumen sollte.

Seltsam.

Diesen Gedanken nachhängend, betrat der Sicherheitschef die Krankenstation.

--- Krankenstation

Shania sah er nicht, wohl aber Pormas, der sich offenbar auf einem Biobett von dem Auftrag ausruhte.

Collins stand daneben und schaute Martengh vielsagend an, Campbell kam gerade aus dem Büro des Chefarztes und tat exakt das Gleiche.

Martengh wunderte sich. Verschiedene Fragen schossen ihm annähernd gleichzeitig durch den Kopf.

Wo war Dr. Korent?

Wo war Shania?

Was war das für ein ekelhafter Klumpen Glibber zwischen den Biobetten?

Und warum starrten die Beiden ihn so seltsam an?

Nachdem keiner der beiden Anstalten machte, etwas zu erzählen, sagte Martengh ruhig: "Nun? Was ist passiert? Aber bitte nicht durcheinander, immer hübsch einer nach dem anderen..."

Nachdem Collins keinerlei Anstalten machte, das Wort zu ergreifen, antwortete Llewella auf die Fragen des Caldoniers. Nicht daß sie es gewollt hätte. Sie fühlte sich einfach schrecklich, ihr Kopf dröhnte und sie hatte das Gefühl, als wäre er in eine Schraubzwinge eingeklemmt. Außerdem pochte der Streifschuß an ihrem Arm, den sie immer noch nicht versorgt hatte. Der Sessel war viel verlockender gewesen und das rächte sich jetzt. Der Arm war inzwischen ziemlich nutzlos. Möglicherweise hatte sich die Wunde trotz Helens erster Hilfe infiziert.

'Hoffentlich kommt nicht noch jemand, der unbedingt operiert werden will', dachte die Schottin. 'Ich wäre sicherlich nicht mehr zu Feinarbeiten fähig...'

Laut sagte sie: "Ich habe keine Ahnung, was hier an Bord passiert ist. Ich weiß auch nicht, wo Dr. Korent steckt, ich hätte sie sehr gut gebrauchen können, denn dieser große Tölpel da", mit diesen Worten deutete sie mit dem Kopf in Pormas' Richtung, "mußte unbedingt einen Wutanfall haben, bei dem er sich dann eine Rippe in die Lunge gejagt hat. Ich mußte ihn operieren und das war alleine, nur mit Collins Hilfe, ein ziemlicher Schlauch!

Aber vielleicht kann Mr Tegger Ihnen Ihre Fragen bezüglich Dr. Korent beantworten. Wir fanden ihn hier paralysiert und bewußtlos mit einer übel blutenden Verletzung auf einer der Liegen..."

Die Schottin überlegte. Was hatte Martengh noch wissen wollen? Das Denken fiel ihr immer schwerer. 'Ich will in mein Bett!', ächzte Llewella innerlich. Ach ja, jetzt fiel es ihr wieder ein...

"Team 1 ist vollständig vom Einsatz zurückgekehrt, mit Miss Twillan, auch wenn der Einsatz sicherlich nicht nach Plan verlief. Lebensgefährlich verletzt wurde nur Mr Theocrates, aber der dürfte außer Lebensgefahr sein - wenn er nicht wieder den wilden Mann markiert! Ansonsten gibt es Rippenbrüche, Prellungen und Quetschungen, Schußverletzungen... aber nichts Ernstes.."

Müde sah Llewella zu Martengh und wartete auf eine Reaktion.

--- Quartier 16, inzwischen

Ruckartig setzte sich die Südländerin auf und warf einen Blick auf ihren Chronometer.

'Ich muß eingeschlafen sein. Ich muß sofort zu Pormas. Er wird denken, daß mir egal ist wie es ihm geht.'

Behende kletterte sie aus dem Bett und verließ eilig das Zimmer in Richtung Krankenstation.

--- Krankenstation,

Leise betrat Helen die Krankenstation und sah sich vorsichtig um. Den Caldonier, sowie die Schottin und den Psychologen beachtete sie nicht weiter. Auch nicht den im Bett neben ihnen liegenden Navigator.

Erst als sie Pormas schlafend im Nebenbett entdeckte, näherte sie sich ihm vorsichtig.

--- Behandlungsraum, bei Pormas Bett

Langsam nahm sie seine Hand und drückte sie behutsam.

'Bitte, bitte, laß es ihm gut gehen.'

"Pormas, kannst du mich hören?"

Langsam öffneten sich Pormas Lider von neuem. Nach Collins prompter Bedienung war ihm als Reaktion auf das Narkotika ein bißchen übel. Abgesehen von der Tatsache, daß ihm alles weh tat.

Seinen komischen Traum, an dem er sich nur bruchstückhaft erinnerte, führte er auf seine Verletzungen und deren Behandlung zurück. Wer weiß, was dieser Kerl alles in ihn hineingepumpt hatte.

Von der Reizüberflutung der Deckenbeleuchtung überfordert, kniff der Südländer sofort wieder seine Augen zusammen. Statt dessen konzentrierte er sich auf seinen Gehörsinn. Er hörte eine Stimme ganz nah und nach längerer Dauer erkannte er auch, daß sich weiter entfernt auch ein paar Leute zu unterhalten schienen.

Pormas konzentrierte sich weiter. Wem gehörte diese... zärtliche... einfühlsame... Stim... "Helen?", fragte er in den Raum hinein. Ein zärtlicher Kuß auf seine Wange, war die Antwort.

"Oh Helen", sprach der Südländer weiter, während er seinen Kopf behutsam zu ihr drehte und seine Augen wieder langsam zu öffnen versuchte. "Ich liebe Dich über alles..."

--- Behandlungsraum, bei Teggers Bett

Der Caldonier ignorierte das Eintreffen der Spanierin, die nur Augen für ihren verletzten Freund hatte und schaute die Schottin an, die offenbar bis zur Erschöpfung und darüber hinaus noch gearbeitet hatte. Er konnte sich nicht erinnern, einmal einen solchen Einsatz gesehen zu haben.

Und da offenbar der Einsatz trotz allen Nebenwirkungen verlaufen war, lächelte Martengh, und antwortete: "Ich nehme an, Shania ist noch auf dem Shuttle, und die Verletzten hier sind versorgt? Dann legen Sie sich etwas hin. Das haben Sie sich verdient. Wo steckt eigentlich Dr. Korent?"

Dankbar blickte Llewella den Caldonier an, murmelte etwas, was verdächtig nach "Bin in meinem Quartier, falls Sie mich brauchen," klang und verließ nach einem kopfschüttelnden Blick auf das Pärchen, die Station.

Martengh wandte sich Collins zu, der sich bisher zurückgehalten hatte, ihn jetzt aber zu sich winkte. Wortlos trat er zu der unförmigen Masse, welche der Sicherheitschef beim Eintritt in die Krankenstation bemerkt hatte, und deutete auf sie.

"Dr. Korents Überreste liegen dort auf dem Boden. Mit einer Genanalyse kann man sicher leicht feststellen, daß es sich dabei wirklich um unsere Frau Doktor handelt.

Allerdings gibt es noch eine Leiche, die ihr sehr viel ähnlicher sieht."

Mit diesem Worten öffnete er den Kühlschrank.

"Fragen Sie mich bitte nicht, warum wir hier zwei Leichen von ihr haben, aber offenbar ist es so. Vielleicht weiß Tegger mehr, schließlich liegt er schon länger hier."

Martenghs Blick wanderte zwischen den beiden Leichen hin und her. Wenn es sich herausstellen würde, daß beide identische DNA aufwiesen, stellten sich wirklich einige Fragen.

Und Fragen liebte der Caldonier überhaupt nicht - er bevorzugte Antworten. Antworten, die er hoffentlich von Tegger erhalten würde, wenn dieser erwachte.

Hm - aber egal, welche der beiden Leichen die Dr. Korent war, die er kennen gelernt hatte. Die medizinische Abteilung war momentan eindeutig unterbesetzt. Campbell war eigentlich der wissenschaftlichen Abteilung zugeordnet, aber nachdem sie in letzter Zeit ihre medizinischen Kenntnisse so erfolgreich bewiesen hatte, zweifelte Martengh nicht daran, daß sie nach ihrer Ruhephase die Krankenstation übernehmen würde.

Nun informierte der Sicherheitschef als nächstes den Captain über die Lage, setzte betrat das Büro von Dr. Korent.

--- Büro von Dr. Korent

Dort setzte er sich an Dr. Korents Schreibtisch und wartete darauf, daß Tegger wieder zu sich kam.

Was machte der eigentlich auf der Krankenstation? War es zu einem Kampf mit dem Attentäter gekommen? Wenn ja, wer hatte gewonnen?

Der Attentäter? Warum lebte Tegger dann noch?

Tegger? Wo war dann der Attentäter??

Martengh wartete. Er konnte sehr geduldig sein, wenn er wußte, daß sein Warten erfolgreich sein würde.

--- Llewellas Quartier

Müde betrat die Schottin ihr Quartier. Sie ging ins Bad, nahm eine Ultraschalldusche - normalerweise bevorzugte sie echtes Wasser, aber mit einer Verletzung war das nicht so angeraten - anschließend versorgte sie ihren Arm mit einer antiseptischen Salbe und einem Verband. 'Gar nicht so einfach, sich so ein Ding selbst zu verpassen!' dachte Llewella dabei.

Anschließend fiel sie wie ein Stein ins Bett und schlief ein, kaum daß sie sich zugedeckt hatte.

--- T'Karas Quartier

T'Kara hatte lange Zeit damit verbracht die Verwüstungen ihre Haustieres wieder in Ordnung zu bringen, nachdem das Betreten ihres Quartiers ihre Miene für einen kurzen Augenblick durchschaubar werden ließ. Anscheinend hatte irgend etwas das arme Schwein total verängstigt.

Nun, nachdem sie sich geduscht hatte, saubere Sachen angezogen hatte und Stan mit dem Nötigsten versorgt hatte, genehmigte sie sich eine kurze Pause in dem legeren Stuhl ihres Quartiers.

"Ich wollte ja noch dem Captain Bericht erstatten", meinte sie zu sich selbst und erhob sich um sich auf den Weg zur Brücke zu machen, hielt aber dann mitten in der Bewegung inne. "Computer, wie spät ist es?"

"Zu spät um ein Schwätzchen mit Gerald zu halten", murrte die ungehaltene Frauenstimme des Computer, die anscheinend sogar Selbstgespräche belauschte. Die Vulkanierin quittierte diese Antwort mit einem Hochziehen der rechten Augenbraue. Trotz ihrer Verwunderung sagte sie nichts.

'Es hat keinen Sinn mit dem Computer zu diskutieren. Ich benutze lieber meinen eigenen Chronometer. Das ist effektiver, als einen unlogischen Computer zu Rate zu ziehen. - So spät ist es schon? Da hatte der Computer wohl doch nicht ganz unrecht. Am Besten werde ich dem Captain einen detaillierten Bericht zukommen lassen', dachte T'Kara und setzte sich an ihr Terminal, während Stan zu ihren Füssen einschlief.

--- Krankenstation, Behandlungsraum

Langsam kehrte wieder Leben in seinen Körper zurück. Marc schlug die Augen auf und schaute sich die ihm wohl vertraute Zimmerdecke an. Plötzlich merkte er, daß er die Hand bewegen konnte. Und den Kopf. Und die Beine. Ganz erstaunt darüber, daß das Mittel aufgehört hatte zu wirken, setzte er sich auf der Liege auf und schaute durch den Raum.

Pormas lag auf einer anderen Liege rechts von ihm, umarmt von Helen. Collins stand bei den Kühltruhen und schaute nicht besonders glücklich drein. Langsam ließ er den Blick auf den Boden gleiten, wo er sofort das erbärmliche Häufchen des Klons sah.

'Also eins weiß ich. Ich werde mich nie mit dem Computer anlegen', dachte Marc, sprang von der Liege und schritt auf Collins zu. Geräuschvoll räusperte er sich und Jack drehte sich um.

"Ah, Sie sind wach. Prima, jetzt finden wir vielleicht heraus, was hier passiert ist", rief Jack. "Kommen Sie mit zu Martengh, der will nämlich auch informiert werden."

Schnell schritten beide auf das Büro von Dr. Korent zu, wo sie Martengh vorfanden, der es sich im Sessel bequem gemacht hatte. Der blickte gerade auf, als sie das Büro betraten.

--- Büro von Dr. Korent

"Melde mich wieder zum Dienst zurück, Sir!", sagte Marc und grinste schief. "So wie Sie jetzt gerade aussehen, wollen Sie mit Sicherheit wissen, was hier passiert ist."

"Also, das fing damit an.....

--- an Pormas Biobett

"Und ich liebe dich", flüsterte Helen und strich dem verletzten Südländer behutsam über die Wange.

'Er lebt, er lebt und er wird unter Garantie wieder gesund', jubelte die Spanierin innerlich, während sie sich langsam neben das Bett kniete.

Vorsichtig nahm sie seine Hand in die ihre und blickte Pormas besorgt an.

"Wie fühlst du dich? Hast du große Schmerzen? Kann ich dir irgend etwas bringen? Möchtest du etwas trinken? Ich hatte solche Angst, daß du nicht wieder aufwachst. Was soll ich denn ohne dich tun?" Ungehalten wischte sich die Frau über die Augen, um davon abzulenken, daß sie weinte.

'Hör auf zu heulen, jetzt hast du keinen Grund mehr dazu...'

"Hey... Liebes", sprach Pormas leise zu Helen, "es gibt nur noch uns und keinen von uns mehr alleine" Lächelnd wischte er mit seiner Hand eine Träne aus dem Gesicht der Südländerin, die gerade dabei war ihre Wange herunterzukullern.

Pormas wünschte sich diesen Moment festhalten zu können. Er hatte eine, nein DIE Frau gefunden, die solch wahre Gefühle für ihn empfand, wie er für sie. Das Einzige, was jetzt für ihn zählte, war ihre gemeinsame Zukunft.

"Helen...", der Südländer versuchte die richtigen Worte zu finden. "Ich weiß nicht, ob das alles zu schnell für dich geht, aber... meine ganze Galaxie dreht sich nur um dich..."

Pormas sah in die wunderschönen Augen der Südländerin und konnte sich keinen schöneren Anblick vorstellen. Das war das Bild, welches er jeden Morgen sehen wollte und ohne das er nicht weiterleben konnte.

"Du bist die Einzige, die mir Halt gibt...", unter großen Schmerzen richtete sich der große Südländer auf und hielt ihre Hand fest. Was jetzt kommen würde, hätte er sich im Leben nicht träumen lassen, als er diese bildhübsche Spanierin zum ersten Mal erblickt hatte.

"Ms Ramirez... wollen Sie mich heiraten?"

Erschrocken starrte Helen an Pormas vorbei ins Leere und begann zeitgleich nervös an einer ihrer Locken herumzuzupfen. Schlagartig wurde sie an ihre ziemlich unglückliche Ehe mit dem Talaxianer Velax erinnert und verzog dabei unwillkürlich das Gesicht.

'Ich kann nicht', schoß es der Spanierin durch den Kopf, während sie behutsam mit dem Daumen über Pormas Handfläche strich und nach den richtigen, nicht allzu verletzenden Worten suchte.

"Ich kann dich nicht heiraten Pormas. Jedenfalls jetzt noch nicht. Ich habe schon einmal eine Ehe überstürzt und furchtbar darunter gelitten, daß wir uns mehr und mehr auseinandergelebt haben. Ich möchte, das nicht noch einmal erleben. Dafür liebe ich dich zu sehr. Ich möchte unsere Beziehung nicht mit einer überstürzten Heirat auf Spiel setzen. Wir sind doch auch so glücklich. Laß uns noch etwas Zeit um uns besser kennenzulernen. Ich werde dir ganz gewiß nicht weglaufen", versuchte Helen zu erklären und sah Pormas ängstlich an.

Pormas schaute Helen an. Ja, sie sollten sich noch etwas Zeit lassen, um sich besser kennen zu lernen. Sein Blick kühlte ab, als er in ihre furchtsamen Augen starrte. Ja, sie liebten sich, aber es gab einiges, was sie nicht voneinander wußten.

Wie die Sache, daß die bildhübsche Südländerin schon einmal verheiratet war. Hatte sie etwa Kinder? Lebte sie auf der Flucht? Und das waren noch harmlose Fragen, im Vergleich zu dem, was er ihr im Gegenzug erzählen würde.

"Du... du", langsam suchte Pormas nach den richtigen Worten, als der Schmerz wieder zurückkam und er wieder auf das Bett sank, "hast wahrscheinlich recht... die Hauptsache ist, daß wir einander haben..."

Die Verbitterung konnte er aber nicht ganz aus seiner Stimme verbannen. Noch nie hatte er so viel für irgend jemand oder irgend etwas empfunden. Und diese Person wollte er nicht mehr hergeben. Aber Helen hatte wohl recht.

Mit leerem Blick starrte der Südländer auf die Decke, während er die ganzen Medikamente in seinem Körper ihre Wirkung entfalten ließ.

"Wir haben doch alle Zeit der Welt", redete Helen beruhigend auf den verbitterten Südländer ein. Liebevoll strich sie durch sein dunkelbraunes Haar und gab ihm einen sanften Kuß auf die Nasenspitze.

"Daß ich dich heiraten werde, liegt ohnehin auf der Hand, oder glaubst du etwa, ich würde dich nochmal entkommen lassen?", fragte die dunkelhaarige Frau spöttisch und versuchte Pormas so von seiner schlechten Laune abzulenken.

"Was meinst du, würde Dr. Campbell sagen, wenn ich die Nacht hier bei dir verbringe? Bestimmt wäre sie nicht wirklich davon begeistert. Das gefällt mir... Ja, ich glaube, das werde ich auch machen. Ich schiebe mir diese Notfallsliege neben dein Biobett und dann können wir die Nacht zusammen verbringen."

Mit einer Kopfbewegung deutete Helen auf ein Metallgestell, das an der hintersten Wand der Krankenstation stand. Kurz entschlossen setzte sie sich in Bewegung, holte das Behelfsbett und stellte es neben Pormas Nachtlager auf.

"Ha, jetzt soll mal einer wagen etwas dagegen zu sagen. Dann zeige ich demjenigen wozu eine Helen Ramirez imstande ist, wenn man versucht sie von ihrem Mann fernzuhalten." Verschmitzt lächelte sie den großen Mann an und machte es sich mit einem Seufzer der Erleichterung auf ihrem Behelfsbett bequem. Brummelnd setzte sie sich dann aber wieder auf.

"Mist, jetzt habe ich glatt vergessen mir die Schuhe auszuziehen", grollte sie vor sich hin und streifte kopfschüttelnd die verstaubten Stiefel ab.

"Wage dich nicht jetzt über mich zu lachen", warnte sie ihren Freund und drohte ihm scherzhaft mit dem Zeigefinger. "Ich bin im Stande und beiße ihn dir einfach ab. Obwohl mir im Moment eher nach Schmusen wäre. Aber in Anbetracht deiner Verletzungen, wäre das nicht wirklich klug. Damit müssen wir wohl noch etwas warten. Aber es wird ja nicht ewig dauern. Schließlich bist du gut in Form und wirst dich sicher wieder rasch erholen."

Die Stiefel flogen in eine Ecke und Helen warf sich schwungvoll auf die Seite. Mit schief gelegtem Kopf blickte sie Pormas in die Augen und ergriff wieder seine Hand.

"Du weißt zwar so gut wie nichts über mich, Pormas, aber in einem kannst du dir ganz sicher sein. Ich liebe dich und ich will dich nie wieder verlieren."

Lächelnd schaute Pormas Helen in die Augen. Ihre unbeschwerte Art hatte ihn wieder versöhnt. Langsam fingen die Hyposprays wieder an zu wirken, vielleicht auch durch seinen kurzen seelischen Einbruch.

Er war aber glücklich die Gewißheit zu besitzen, daß Helen ihn liebte, bevor Pormas ihr noch ein zärtliches "Ich liebe Dich" zuflüsterte und endgültig in einen tiefen traumlosen Schlaf fiel.

--- Büro von Dr. Korent

"... und das ist der Grund, warum ich hier auf der Krankenstation gelegen bin." Langsam ließ er seinen Blick von Martengh zu Collins schweifen, doch er konnte sich nicht entscheiden, wer von den Beiden entsetzter guckte.

"Haben Sie vielleicht noch irgendwelche Fragen an mich?", fragte Marc.

"Also Dr. Korent...", sinnierte Martengh. "Ich bin jedenfalls sehr auf Ihren schriftlichen Bericht gespannt. Meiner Meinung nach sollten wir erst einmal die Beweise sichern. Prinzipiell handelt es sich dabei ja wohl nur um die beiden Leichen.

Sie sind sich darüber im Klaren, daß der einzige Beweis für Ihre Aussage die zweite Leiche ist. Hätte der Computer die Leiche komplett vaporisiert, statt sie zu Schlacke zu verbrennen, könnte man fast auf falsche Gedanken kommen.

Aber so..."

Mit einem Blick auf den Chronometer meinte Martengh: "Es ist sehr tragisch, daß Classic nicht mehr zurückgekehrt ist, aber ich bin trotzdem froh, daß die Missionen - Ihre und die Rettungsmission - so erfolgreich verlaufen sind.

Sie sollten jetzt alle schlafen gehen, morgen früh wird der Captain sicher das eine oder andere Wort sagen wollen.

Schlafen Sie sich aus. Wir sind bereits auf dem Weg zur nächsten Raumbasis. Um alles weitere kümmere ich mich. Das haben Sie sich verdient."

Mit diesen Worten drehte sich Martengh um und verließ die Krankenstation.

Marc sah dem ersten Offizier hinterher, wie er die Krankenstation verließ. Gedankenverloren schritt auch er auf den Ausgang zu, nickte Helen und Collins zu und verließ ebenfalls die Krankenstation.

--- Weg zu Marc Quartier

Ziellos spazierte der Pilot über die einzelnen Decks, machte eine kurze Rast in der Mannschaftsmesse und kam nach einiger Zeit bei seinem Quartier an.

Mehrere Minuten vergingen, bis er sich überwinden konnte, den Türöffner zu betätigen. Langsam trat er ein und schaute sich um.

--- Marcs Quartier

Mit hängenden Armen schritt er durch das Zimmer und betrat den Waschraum. Eigentlich hatte er vorgehabt, sich direkt ins Bett zu legen, doch die aufkeimende Übelkeit verhinderte dies. Lautstark übergab er sich ins Waschbecken, solange bis nichts mehr raus zu kommen schien.

Mit einem Handtuch wischte er sich durchs Gesicht und schaute in den Spiegel.

Entsetzt schaute er sein Spiegelbild an. 'Du, meine Güte. Ich sehe ja aus, als ob ich der Tod persönlich wäre', dachte er und hängte seinen Kopf unter das kühle Wasser. Nachdem er sich lange genug abgespült hatte, schlurfte er zurück ins Schlafzimmer, ließ sich aufs Bett fallen und rief sich noch einmal die Szenen aus der Krankenstation ins Gedächtnis.

Konnte ein Computer solche Dinge alleine vollbringen oder gab es da noch jemanden?

Doch allzulange konnte er nicht darüber nachdenken, denn schnell holte ihn der Schlaf ein und er kuschelte sich in die Decke und fing leise an zu schnarchen.

----- Weg zur Brücke

Unterwegs wies der Caldonier Charly an, die Schlacke auf der Krankenstation in eine Kühlbox zu stecken und diese zu versiegeln.

Dann, er war gerade dabei, im Geiste Classics Totenfeier zu planen, fielen ihm gleichzeitig zwei Dinge ein:

Was sollten sie überhaupt bestatten? Prinzipiell hatten sie nur noch sein Gepäck, und auf dieses könnten eventuelle Angehörige einen Anspruch erheben.

Dann erinnerte er sich daran, daß das Außenteam eigentlich nicht nur Shania, sondern auch ihre Aufzeichnungen bergen sollte. Hatten sie das nicht geschafft - nun, dann gab es sicher keinen zweiten Versuch. Andererseits würde auch kein Unbefugter damit etwas anfangen.

Martengh beschloß, Shania und den Rest des Außenteams am nächsten Tag danach zu fragen.

Jetzt mußte aber zunächst einmal Monserat zu seinem Recht kommen. Schließlich war der Captain momentan der Einzige, der noch nicht informiert war. Er war schon sehr gespannt, was er zu gewissen sehr weit gefächerten Auslegungen seiner Befehle sagen würde.

Im Speziellen dachte er da an die Anweisung, daß kein Cardassianer sterben dürfte...

--- Campbells Quartier

Der Wald brannte. Überall um sie herum standen Bäume in Flammen. Die Luft war kochend heiß, so daß sie fast nicht mehr atmen konnte. Mühsam bahnte sie sich einen Weg, immer in der Hoffnung, irgendwann einen Weg aus dieser Flammenhölle zu finden.

Krachend stürzte ein großer Baum neben ihr zu Boden. Die Hitze, die von ihm ausging, nahm ihr den Atem. Sie fiel auf die Knie, bedeckte schützend ihren Kopf mit den Armen. Vergeblich. Sie würde in dieser Flammenhölle umkommen...

Mit einem Schrei des Entsetzens schreckte Llewella hoch. Sie atmete schwer, während ihr klarwurde, daß sie geträumt hatte. Was für ein entsetzlicher Traum...

Llewella fühlte sich gräßlich, ihr war abwechselnd heiß und kalt. 'Wahrscheinlich habe ich Fieber, deswegen habe ich auch von einem Brand geträumt', dachte sie. Es widerstrebte ihr, aufzustehen, aber sie warf dennoch die Decke von sich und erhob sich mühsam. Verdammt, ohne die Decke war es ziemlich kalt.

Die Schottin ging zu einem Schrank, öffnete ihn und holte einen Pullover heraus, den sie sich überzog. 'Das ist besser so," murmelte sie dann.

Dann machte sie sich auf den Weg zur Krankenstation...

--- Quartier 02, lange Zeit später

Ein trüber Lichtschein strahlte einem überarbeitet blickenden Caldonier ins Gesicht. Schon seit Stunden analysierte er die Missionsberichte der diversen Teilnehmer. Martengh hatte jedem die Aufgabe gegeben, seine Erlebnisse niederzuschreiben - und natürlich jegliche Absprachen dabei verhindert.

Nun versuchte er irgendwo schwammige Punkte zu entdecken. Schließlich hatten sie einige Leichen zu verzeichnen - Cauori, Classic und Dr. Korent in doppelter Ausführung, von einer illegalen Forschungsstations- und Frachterbesatzung mal ganz zu schweigen.

Martengh war sich sicher, daß auf der Raumstation irgend so ein Schnüffler sich brennend für diese ungewöhnliche Todesserie interessieren würde. Und wenn er selber mit seinem typischen Mißtrauen keine Schwachstelle entdeckte, dann würde auch niemand anderes vermuten, daß die Ivory-Führung irgend etwas verbarg.

Schließlich hatte er sich ein Bild von den Vorgängen dort draußen gemacht. Nun arbeitete er seine Notizen noch einmal durch, Person für Person.

Team 1:

Helen Ramirez. Hat durch gewagte Flugmanöver das Shuttle vor den Organseglern gerettet. Hat das Steuer im Stich gelassen um zu ihrem Pormas zu stürzen und die Ärztin eifersüchtig anzufauchen, hätte ihm dabei fast die Rippen in die Lunge getrieben. Hat Shania verarztet, weil es kein anderer getan hat.

Llewella Campbell: Nahm die Wasserproben, hatte den Orter, suchte nach T'Kara, woraufhin sie bei der Flucht angeschossen wurde. Sie gab Shania nur etwas gegen die Schmerzen und unternahm an Pormas und Tegger Notoperationen.

Jack Collins: Er hat sich (absichtlich?) gefangen nehmen lassen, wodurch die drei Frauen in der Zwischenzeit mit dem Shuttle fliehen konnten. Durch seinen Freund konnten er und Shania ihr Gefängnis verlassen. Er half bei den Notoperationen und hat sich selbst verarztet.

T'Kara: Hat ihre Forschungsarbeit als einzige gut gemacht und Llewella den Orter zugesteckt, sowie eine warnende Nachricht an Classic geschickt. Hat zwei Cardassianer schlafen geschickt, die auf Llewella schießen wollten.

Team 2:

Classic: Rettete die Daten von Shania auf seinen Computer, beamte die drei anderen auf das Shuttle und warnte alle, bevor er den Frachter mit sich selbst in die Luft sprengte.

An dieser Stelle dachte Martengh noch einmal an den Chipman. Er hatte ihm von Anfang an mißtraut, und trotzdem hatte sich ausgerechnet er als extrem verantwortungsbewußt herausgestellt. Hatte sein Leben für die Mission gegeben, und als ihm klar war, daß er nicht mehr lebendig aus dem Frachter herauskommen würde, Shanias Daten noch auf den Ivory-Computer gespielt.

An diese Daten hatte niemand mehr gedacht, bis Martengh sie fand. Classic hatte sie so auffällig plaziert, daß sie früher oder später gefunden werden mußten.

War ein guter Mann, dieser Classic.

Aber weiter.

Pormas Theocrates: Schwang sich zum Leiter des Rettungsteams auf, indem er durch sein übereiltes Rüberbeamen an Bord des Frachtes den Tarnanzug auf der Ivory vergaß. Kämpfte mit einem Monster und erlitt zahlreiche Verletzungen. Kam erst am Shuttle durch seinen eigenen Leichtsinn in Lebensgefahr.

Schiffsbesatzung:

Marc Tegger: War mit den Nachforschungen beauftragt, ließ sich von der falschen Dr. Korent hereinlegen und schwebte in Lebensgefahr. Wurde durch den Computer, der ihm kurz zuvor durch einen replizierten Kuchen eine Liebeserklärung gemacht hatte, gerettet, indem dieser ein Kraftfeld um den Klon von Dr. Korent errichtete und sie mit Nervengas zu einem Klumpen schrumpfte.

Dr. Korents Klon: Wollte Martengh als Hochzeitsgeschenk für seinen Bruder töten. Als Cauori ihr auf die Schliche gekommen war, hat sie diese ebenfalls ermordet. Vorher hat sie ihr 'Original' beseitigt.

Puh...

Das Einzige, was Martengh nicht herausgefunden hatte, war der Zeitpunkt, an dem die falsche Dr. Korent den Platz der Echten eingenommen hatte. Gut, der Klon hatte gesagt, daß die Schiffsbesatzung die echte Korent nie kennengelernt hatte, aber einerseits mußte man ihren Worten nicht unbedingt Glauben schenken, und andererseits stellte sich dann die Frage, wie der Klon die Leiche auf das Schiff gebracht hatte.

Und warum überhaupt?

Nein, Martengh war sich sicher, daß der Mord hier an Bord geschehen war.

Aber dann stellte sich die Frage, wann der Klon an Bord gekommen war.

Hm...

Aber zu leicht wollte er es den föderativen Schnüfflern auch nicht machen. Und wenn sie in dieser Richtung weiterforschten, dachten sie vielleicht etwas weniger über gewisse Forschungsstationen und Frachter nach.

Der Caldonier fragte sich, ob Monserat den föderativen Beamten etwas von dieser Massenvernichtung erzählen sollte. Aber wahrscheinlich würde er nicht darum herum kommen. Schließlich waren da einige Besatzungsmitglieder, die plaudern könnten.

Und in so einem Fall sah der Sicherheitschef vor seinem geistigen Auge schon einen ganz unauffällig gekleideten Beamten, der ganz harmlose Fragen stellte, hier an Bord herumgeistern.

"Ja, sicher ist es verständlich, daß Sie vollkommen vergessen haben, uns von der Eliminierung einer cardassianischen Forschungsstation zu erzählen. So etwas erlebt man ja alle paar Tage, da kann man schon mal eine übersehen. Und Frachter zu sprengen ist ja auch ihr liebstes Hobby, und schließlich müssen wir ja nicht alles wissen, gell?"

Nein, es war sicher besser, wenn Monserat von vornherein die volle Wahrheit sagte.

Martengh erhob sich und ging zur Brücke.

--- Brücke

Hier übergab er seinem Freund seine zusammengefaßten Stichpunkte. Er wußte, daß Monserat nichts so sehr haßte wie ellenlange Berichte zu lesen.

Martengh glaubte seinen Freund Monserat mit den Zähnen knirschen zu hören, als dieser sich in die Punkteliste vertiefte. War sein Haar schon immer so grau gewesen? Sein gesundes Auge zuckte, daß bedeutete nichts Gutes. Auch nicht das dunkle Funkeln darin. Vorsichtshalber trat der 1.Offizier einen Schritt zurück.

Keinen Augenblick zu früh.

"WAAAAAAAAAAAAASSSSSSS!!!!????" Die Fingerknöchel der Franzosen traten weiß hervor, so krallte er sich an seinen Captainssessel, der daraufhin leicht stöhnte. "Was bildet sich diese Gruppe von Nichtskönnern eigentlich ein?! Rausschmeißen sollte ich sie. Allesamt und zwar noch... BEVOR wir angekommen sind!"

"Aber die Vulkanierin...", begann der Caldonier versöhnlich um den größten Ausbruch von sich abzuwenden.

"Ja, ein Lichtblick", knurrte der Captain. "Tegger hat seine Arbeit wohl auch gut gemacht, auch wenn allein wohl nicht von ihm übrig geblieben wäre.... vielleicht auch noch dieser Collins, wenn man wüßte, daß seine Gefangenschaft dazu dienen sollte mein Shuttle in Sicherheit zu bringen [SCNR ;-)] und es nicht nur eigne Dummheit war."

"Durch ihn konnte Shania ihrer Gefängniszelle entfliehen. Es war sein Bekannter, dessen Verlust er auch noch zu tragen hat", gab Martengh zu bedenken um mit einer abwertenden Handbewegung unterbrochen zu werden.

"Ja, mag ja sein, aber wie kann unser große schlauer Dressman jemand verlieren, der zu seinem Team gehört? Erst Shania und dann auch noch Classic und letzteren für immer? Und wo hatte er sein Hirn, als er ohne den Tarnanzug auf den Frachter beamte? - Wenn man natürlich nur diese absolut unzuverlässige Ramirez im Schädel hat..."

In diesem Moment rollerte Charly freudig durch die Türe des Turbolifts. Monserat quittierte sein Auftauchen mit einem Stoßseufzer, der aus den Tiefen seiner Seele zu kommen schien. Wo der Captain doch wußte, was das zu bedeuten hatte.

"Sir, Ihr Blutdruck nimmt wieder bedauerliche Werte an und deshalb..."

Gerade als der Captain beteuern wollte, daß er sich keineswegs aufregte und Charly wieder dorthin verschwinden sollte, wo die meiste Leute hier am Schiff starben, nämlich auf sein Quartier oder auf die Krankenstation, benutzte Charly seinen eben geöffneten Mund um ihm ein Pulver unterzujubeln bei dem sich der Captain auch gleich verschluckte.

Er war noch immer rot angelaufen, hustete und ruderte dabei wild gestikulierend mit den Armen in der Luft herum, als Charly schon wieder geschäftig den Turbolift betrat um... "..meinen Freund Pormas bei den Vorbereitungen für die Abreise zu helfen und ihm gleichzeitig einen Besuch auf dem Krankenbett zu bescherren."

"Auch so eine bescheuerte Idee meinen Kreislauf ständig zu kontrollieren. Ich werd hier überwacht wie ein Todkranker. Diese Campbell hat aber auch immer Einfälle.... Selbst eine Schußwunde kann dieses Riesenweib nicht bremsen. Wie soll ich mich da schon durchsetzen?" Der Captain studierte den unergründlichen Gesichtsausdruck seines Freundes und fuhr dann fort.

"Was fällt dieser Ramirez eigentlich ein, daß Steuer in einer Krisensitaution unbeaufsichtigt zu lassen, weil sich eine andere Frau an diesem Pormas zu schaffen macht? Noch dazu eine Ärztin, die einem offensichtlich Verletzten zu Hilfe eilt.

Wo sind wir hier eigentlich? Auf einem Vergnügungsdampfer? Wohnen die beiden etwa schon im gleichen Quartier?" Sofort schüttelte der Captain den Kopf und gab mit einer Handbewegung zu verstehen, daß Martengh darauf nicht antworten sollte. "Sag's mir lieber nicht. Ich willst gar nicht wissen. Mir geht das hier echt zu weit. Das solltest du in Zukunft unterbinden, bevor ein liebeskranker Navigator uns in ein Borgschiff krachen läßt." Für einen Moment sah es so aus, als ob der Captain fertig wäre, dann trommelte er mit den Fingern auf seinem Stuhl herum, warf einen erneuten Blick auf die Daten und es ging im selben Tempo weiter.

"Was heißt eigentlich der Punkt: Pormas kämpfte mit einem Monster? Merde! Es gibt keine Monster! Nur einen Haufen Unfähiger, die lieber früher als später..."

"Captain, eine Verbindung kommt herein. Captain Szelesem von dem Raumschiff Privateer...", meldete Williams, der im Moment die Communication innehatte.

"Slade, der alte Halsabschneider Szelesem. Er wird mich doch nicht wieder mit einer Lieferung übers Ohr hauen wollen, die ich woanders um viel weniger bekomme?" Die Augen des Captains begannen zu leuchten und ein sehr hintergründiger Zug lag auf seinem Gesicht auf dem plötzlich ein sehr friedliches und wohliges Lächeln lag.

"In meinen Raum legen..."

--- Brücke, einige Zeit später

Froh gelaunt kam der Captain auf die Brücke zurück. Sein Freund Martengh hätte wohl fragend ein Augenbraue hochgezogen, wenn er eine gehabt hätte und auch nur einigermaßen vulkanische Vorfahren gehabt hätte. So aber begnügte er sich damit interessiert wegen des plötzlichen Sinneswandels des Captains auszusehen.

Dieser fühlte sich dann tatsächlich ermuntert ihm ein Geständnis zu machen.

"Ich hatte noch eine alte Schuld zu begleichen. Du erinnerst dich noch an die defekten Ersatzteile, weswegen wir eine Reise unterbrechen mußten und einige Tage pausieren mußten? Nun, das habe ich nun bereinigt." Sein Lächeln war süß wie andorianisches Mus.

Martengh wartete auf eine Erklärung oder auf eine Fortführung ihres vorher begonnenen Gesprächs, doch Monserat nahm das Padd mit den Stichpunkten und warf es seinem 1. Offizier ohne jede Erklärung zu. Und das Seltsamste daran war, daß er dabei immer noch gut gelaunt war.

"Wolltest du mir nicht noch etwas mitteilen?" fragte der Caldonier seine Boß und Freund.

Dieser wirkte verdächtig heiter als er sagte: "Nein. Wozu auch...

Die Crew wird uns frühzeitig verlassen, da sie eine sehr anstrengende und strapaziöse Reise hinter sich hat. Außerdem fehlt uns jemand in der Sicherheit und eine neue Ärztin. Die Leute sind angeschlagen und sollen ersetzt werden. Ich bezahle nicht fürs Genesen. Also wär es eine Verschwendung meiner Energie mich aufzuregen oder sie zu beschimpfen. Ich habe was ich wollte."

Zischend öffneten sich die Türen des Turbolifts. Jack Collins tauchte auf. Er nickte allen Anwesenden zu, bevor er zum Captain trat.

"Die Mannschaft bittet mich zu fragen, ob Sie zu unserer kleinen Feier kommen würden. Morgen Abend.

Als Abschuß für die Rettungsaktion sozusagen. Eigentlich wollten Sie Helen und Pormas einladen, aber der Grieche ist noch immer auf der Krankenstation und wenn seine Freundin nicht in der Technik ist, dann ist sie bei ihm. Naja, jedenfalls traut er sich zu morgen kochen zu können, läßt er ausrichten." Irgendwie konnte Collins noch immer nicht verstehen, daß die Mannschaft jetzt feiern wollte. Trotz allem was passiert war.

Classic war bei der Aktion umgekommen. Die nette Dr. Korent schien eine eiskalte Killerin gewesen zu sein. Und seinen alten Freund Zar'kon hatte es auch erwischt. Ihm war ganz und gar nicht nach feiern zumute.

Er hatte lange drüber nachgedacht, doch er würde mit irgendeiner fadenscheinigen Aussage absagen und an der Feier nicht teilnehmen. Immerhin wußte er, daß die anderen sich ein wenig Entspannung verdient hatten und er nicht das Recht hatte ihnen die gute Laune zu verderben. Das wirkte sich negativ auf das gesamte Klima am Schiff aus und als Psychologe wußte er wie wichtig ein gutes Klima war.

"Ist gut, sagen Sie, daß ich kommen werde", entgegnete der Captain nach kurzem Nachdenken. Mit einem fragenden Blick, ob der Psychologe sonst noch etwas von ihm wollte oder gar insgeheim von Campbell oder Charly geschickt worden war, spornte er ihn an wieder schnell von der Brücke zu verschwinden.

Bevor Collins wieder den Turbolift betrat, hörte er noch Monserats letzte Worte:

"Martengh, paß auf, daß sie auch ja nichts zur Feier verwenden, was nicht auch ihnen gehört oder sie bezahlt haben...."

--- Quartier 02, Tage später

Martengh erwachte, als das Schiff mit einem lauten KLONK an der Raumstation andockte. Sie hatten es endlich geschafft den Zielhafen zu erreichen. Das Treffen mit Monserats alten Freund Slade stand kurz bevor, ebenso wie die Suche nach neuen Leuten, bevor die Ivory wieder starten konnte.

Nach einer kurzen Ultraschalldusche - bei der es länger dauerte den Raum und seine Technik auf Sicherheit zu überprüfen - schlüpfte der Caldonier in seine Kleidung, sicherte sein Quartier und machte sich auf den Weg auf die Brücke.

Er wußte wie lästig es dem Captain immer war die alte Mannschaft zu verabschieden und ihre Heucheleien anhören zu müssen. Aber noch besser wußte er, was er sich anhören müssen würde, wenn er die Meute dem Captain nicht vom Hals halten konnte und sie auf die Brücke stürmten...

--- Brücke, kurze Zeit später

Etwas übellaunig lümmelte der Captain in seinem Stuhl, obwohl seine Anwesenheit auf der Brücke nicht dringend erforderlich war. In den Gedanken zog er noch einmal drüber Bilanz, was noch alles in letzter Zeit geschehen war. Pormas hatte einen Anschlag auf sein Leben verübt. Auf dessen Kalorienbombe hatte er Sodbrennen und Alpträume von Francine und dem Drachen B'Elar bekommen, die immer noch in seinem Kopf herumgeisterte.

Nun wußte er endlich warum Pormas "Killing Cook" genannt wurde. Seine Küche war echt mörderisch. Ebenfalls die seiner Freundin, die es sogar geschafft hatte den Nachtisch durch ihre Verliebtheit zu versalzen. Wer sich sonst noch aller als Hobbykoch versucht hatte, wußte der Captain nicht mehr, da seine Erinnerung nach der Kostprobe des Nachtisches leider aussetze.

Denn leider hatte sich der Drink, dem ihm sein Navigator Tegger überreicht hatte "um den Geschmack runterzuspülen" wie er sich ausdrückte und den Husten zu bekämpfen als hochprozentig alkoholisch herausgestellt.

Das im Zusammenhang mit der Medizin hatte ihn dann schachmatt gesetzt und mit eben jenen Alpträume gequält.

Immerhin hatte Campbell es trotz ihrer Verletzung geschafft Collins und Shanias Rippen wieder zu heilen. Auch Pormas, doch dessen Heilungsprozeß zog sich ständig dadurch in die Länge, daß er nicht auf die Anweisungen der Schottin hören wollte und darin auch noch von der Spanierin Ramirez bestärkt wurde.

Monserat war froh, daß er wenigstens drum herum gekommen war deren Zwillinge holen zu müssen oder in dem Zusammenhang von ihr so angeschnauzt zu werden, wie damals von ihrer Freundin der Klingonin, über deren Fortgang sie sich erstaunlich schnell hinweggetröstet hatte. Zum Glück hatte Ramirez eine Nachricht von der Frau erhalten, welche die spanischen Zwillinge aufzog. Es hatte sich die ganze Wut der Spanierin plötzlich in Wohlgefallen aufgelöst, als ihr ein Besuchsrecht eingeräumt worden war.

"Monserat, die Mannschaft möchte sich von dir verabschieden."

Erschrocken fuhr der Captain aus seinen Gedanken hoch und sah Martengh verwundert und etwas geistesabwesend an. "Aber ich sagte doch, daß die Missionscrew an Bord bleiben soll. Du weißt ja, was ich mit ihnen noch vorhabe."

Der große Caldonier nickte bestätigend. "Ich meinte ja auch die restliche Mannschaft."

"Schmeiß sie raus. Du weißt schon... wie immer..." Es war deutlich sichtbar, daß der Captain seine Ruhe wollte. Seit den langen Gesprächen mit Shania nagte der Gedanken an ihm ihr Wissen zu nutzen um einen ungeheuren Gewinn dabei zu machen. Leider war es keine sichere Sache...

"Monserat, rat mal wer 'vor der Tür' steht", forderte Martengh ihn auf und verzog dabei keine Mine.

Doch noch bevor der Captain das tun konnte, hörte er schon einen ziemlich derben Fluch durch die Sprechanlage des äußeren Terminals und eine Meldung, die eindeutig an Martenghs Adresse gerichtet war:

".... und jetzt öffne schon die verdammte Schleuse, du fleisch gewordenes Vorhängeschloß. Oder soll ich mir hier etwa die Füße in den Bauch stehen und Monserats Lieblingswein austrinken?"

--- Besprechungsraum

Shania hielt noch immer das Buch an ihre Brust gedrückt. Sie saß genauso da wie Monserat sie vor einer halben Stunde allein gelassen hatte. Ihr Blick war noch immer in die unendliche Ferne des Weltalls gerichtet. Auf die Sterne und trotzdem ging er durch sie hindurch, als wären sie nicht vorhanden.

Ein Bild geisterte vor ihrem geistigen Auge herum. Es hatte sich tief in ihre Seele eingegraben und mehr schmerzte als sie nach außen hin zugeben würde. Ein Bild, daß sie nicht mehr vergessen konnte, seit sie es am Morgen nach ihrer Rettung auf ihrem Terminal gesehen hatte.

Schwarze Augen, dunkelbraunes Haar...

Eine Träne löste sich aus ihrem Augen und fiel auf das Buch, wo es einen kleinen ausgewaschenen Wasserfleck hinterließ.

ENDE

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