Ivory Cronik 16

Norj'arjas Rache

--- Frachter Grounol, Vernehmungsraum

Der Schmerz kehrte langsam zurück, als Collins wieder zu Bewußtsein kam. Sein Gesicht fühlte sich an wie ein zerbeulter Kürbis, ganz zu Schweigen von seinen Rippen, von denen die eine oder andere wohl gebrochen war.

Jack saß auf eine Art Stuhl mit Bein- und Armfesseln. Grelles Licht schien ihm ins Gesicht. 'Na warte, Zar'kon, wenn ich dich in die Finger bekomme. . . ', dachte er mühsam.

"Schnell, er ist wach, Gul'Danoth!" Diese Stimme kam Jack nur allzu bekannt vor. Er versuchte die Augen zu öffnen, aber das Licht war so grell, daß es schmerzte.

Collins hörte wie sich ein Schott öffnete und jemand den Raum betrat. "Willkommen in meinen bescheidenen Räumen, Mr. Collins! Ich freue mich, daß Sie meiner Einladung so schnell gefolgt sind", sagte die Stimme von der Jack vermutete, daß es jener Gul'Danoth war.

"Eigentlich bin ich es gewohnt Einladungen sofort und höflich zu befolgen!", antwortete Collins mit brüchiger Stimme. Der Blutgeschmack in seinem Mund war noch frisch, also konnte er noch nicht lange hier sein. "Wollen Sie mir mit dem Licht die Augen verblenden oder haben Sie Angst, daß ich mich vor Ihrem Gesicht erschrecke?"

"Ich werde dir zeigen...." Cordis war gerade in Begriff Collins zu schlagen, als Gul'Danoth ihn zurückhielt.

"Langsam Cordis, Sie müssen mit unserem Freund etwas diplomatischer umgehen!", sagte Danoth und schaltete das Licht aus. "Mr. Collins soll wissen, daß wir auch Spione gut behandeln, obwohl er es kaum weitererzählen kann!"

"So, Mr. Collins", Danoth nahm ein Gerät von einem Tablett und injizierte Jack ein Medikament. "Ich habe nicht viel Zeit, dies wird die Sache beschleunigen. In ein paar Minuten werden wir weiterplaudern! Ich bin gleich wieder da, lassen Sie ihn in Ruhe, Cordis!", mit diesen Worten verließ Gul'Danoth den Raum.

Jack spürte, wie sich eine angenehme Leichtigkeit in seinem Körper breit machte. Er öffnete die Augen. Es war ein typischer Verhörraum. Hinten in der Ecke stand ein grinsender Cordis. Rechts von Cordis lagen zwei Tabletts auf einem Pult. Auf dem einen erkannte Jack seinen Tricorder und einige Sachen, die er immer bei sich trug. Er versuchte sich zu konzentrieren, obwohl das Mittel nun langsam seine Wirkung tat.

"Sieh einer an, Cordis der Speichellecker!", rutschte Jack so raus. "Tut mir leid, Cordis, aber ihr habt mir eine Droge gespritzt und nun muß ich immer die Wahrheit sagen, oder?" Collins überlegte fieberhaft, was er machen könnte. Es wurde von Minute zu Minute schwieriger. Dann sah er seinen Communicator auf dem Tablett und hatte eine Idee.

Cordis Mundwinkel zuckten leicht. "Ok!", sagte Collins nun langsam grinsend. Seine Schmerzen wurden von dem Mittel unterdrückt, was ein angenehmer Nebeneffekt war. Allerdings fing er an, alles ins Lächerliche zu ziehen. "Du siehst schlecht aus, mein lieber Cordis, bist du schon wieder über deine Füße gefallen?" Jack mußte bei jedem zweiten Wort lachen. "Mann, du hättest dich mal fallen sehen sollen...." Jack verschluckte sich bei dem Lachanfall.

"Halten Sie Ihren dreckigen Mund, Collins sonst...!", Cordis machte einen Schritt nach vorn.

"Pff....jetzt habe ich Angst! Und du weißt ja, ich sage die Wahrheit!" Jack versuchte ernst zu sein, was knapp zwei Sekunden gut ging. "Tut mir echt leid, aber ich glaube, du bist ein speichelleckender Versager und du darfst mir jetzt noch nicht mal was tun!"

Das war natürlich zuviel. Wutentbrannt stürzte sich Cordis auf Collins. Diese Sekunde nutzte Jack um den Communicator telekinetisch zu aktiveren. Er haute zwar einmal daneben, aber beim zweiten Versuch
klappte es. Lange würde es nicht dauern bis es jemand hier bemerkte, aber wenn man auf der Ivory nicht pennte, würden die das Com-Signal empfangen und wissen, wo er sich befand.

"Verdammt Cordis, ich sagte lassen Sie ihn in Ruhe!" Gul'Danoth war hereingekommen und zerrte Cordis von Collins herunter. "Sie lassen sich einfach zu schnell provozieren! Gehen Sie jetzt raus und sehen Sie nach unserem anderen Gast!"

"Noch mehr Gäste?", fragte Collins selig. "Das ist bei dem Service hier aber sehr ungewöhnlich."

"Halten Sie den Mund! Ihr Name ist also Jack Collins, hm? Für wen arbeiten Sie Collins?" Gul'Danoth sah Jack scharf an.

Collins konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. "Ok, ich arbeite für die USO und wir waren gerade dabei einen Stützpunkt der Meister der Insel im Androme...."

"Collins!" Gul'Danoth verlor fast die Fassung, beruhigte sich aber gleich wieder. "Gut, dann eben noch eine Dosis!", sagte er und injizierte das Mittel erneut.

Vor Jacks Augen verschwamm alles. "Ach, Mensch,...nee, Cardassianer! Hätts mir doch lieber n ordentlichen Whisky gegeben, dann hätte ich auch was davon gehabt...", mit diesen Worten sackte er zusammen.

"Verdammt!", schrie Gul'Danoth wütend.

--- Ivory, Mannschaftsmesse, inzwischen

Simon hatte gerade seine Berichterstattung beendet und Marc schaute ihn überrascht an. "Und nur darüber hat Cauori dich ausgefragt? Sonst nichts?"

"Nein, wirklich nur darüber. Hat mich selbst etwas gewundert. Und vor allem, daß sie von einem Tag auf den anderen damit aufgehört hat", sagte Simon und schaute Marc an. "Kennst du den Grund?"

Marc schüttelte schnell den Kopf. "Keine Ahnung. Aber Martengh hat mir gesagt, ich soll nebenbei etwas mithelfen bei den Nachforschungen. Aber bevor du jetzt fragst, ich darf nichts sagen. Und ich muß dich bitten, absolutes Stillschweigen über die Sache zu halten."

Simon lächelte und bemerkte sarkastisch, daß Cauori vor ein paar Tagen das Gleiche gesagt hatte. "Aber ich vermute mal, daß sie plötzlich einen anderen Verdächtigen gehabt hat und mich deswegen nicht mehr verhört hat."

"Das versuche ich gerade heraus zu finden", sagte Marc und kippte das dritte Glas der seltsamen Flüssigkeit herunter. Langsam spürte er die Wirkung des Alkohols. Schnell versuchte er sich wieder zu konzentrieren.

"Naja, ok. Ich werd mich dann mal wieder dran setzen. Falls ich noch Fragen an dich habe, meld ich mich bei dir. Und bitte denk dran: Stillschweigen."

Simon nickte und erhob sich. "Ok, mach ich. Dann noch viel Glück bei deiner Suche." Er winkte Marc noch zum Abschied und verließ dann die Messe.

Langsam erhob Marc sich, schnappte sich die Flasche und schwankte zur Tür. 'Puh, das Zeug ist stärker als ich dachte.' Vorsichtig lehnte er sich am Türrahmen an und nahm tief Luft. Nach ein paar Minuten Verschnaufpause verließ auch er die Mannschaftsmesse.

--- Marcs Quartier, geraume Zeit später

Langsam betrat Marc sein Quartier und ließ sich aufs Bett fallen. Irgendwie kam es ihm so vor, als drehte sich sein Bett im Kreis. Natürlich wußte er, daß das von dem Alkohol kam, doch trotzdem fühlte er sich dadurch nicht besser.

Vorsichtig tapste er ins Bad und goß sich einen Schwall Wasser ins Gesicht. Nachdem er die Prozedur ein paar mal wiederholt hatte, schlich er zurück zum Bett, zog sich aus und kroch unter die Bettdecke.

Langsam sank er in den Schlaf. Aber erholsam war er nicht. Er träumte davon, daß der Computer ihn überall hin folgen würde. Immer mit der schrecklichen Nachricht an ihn: I LOVE YOU!

--- Quartier 10

Pormas saß. Er saß in seinem Quartier. Aber er war nicht allein. Leider. Vor ihm passierte die absurdeste Diskussion, die jeden KI-Wissenschaftler vor Freude in die Luft hätte springen lassen... oder in sein eigenes Grab.

Warum saß er hier... ach so, nach dem Schock, als er von Charlys Offenbarung erfahren hatte, hatte dieser ihn unter Wasser gestellt. Ein Schock war die Folge. Danach noch die Computer Lady, und er war in den Sessel gefallen.

"Warum nur...", flüsterte der Südländer vor sich hin, "ich wollte doch nur ein schönes Leben mit Helen planen..."

Plötzlich kam es ihm wieder eiskalt in den Sinn. Warum hatten sie sich nicht gemeldet? Er hatte mit Helen vereinbart, daß sie sich nach einer Stunde melden würde.

Erschrocken fuhr er auf und stürmte aus dem Zimmer. Die letzten Worte, die er hörte, waren die von Charly: "Siehst du, jetzt hast du ihn aus dem Zimmer verjagt! Ich sagte dir doch, daß..."

Die letzten Worte hörte er nicht mehr. Nur noch seinen eigenen Schwur, wenigstens auf der cardassianischen Station jeden Roboter zu erlegen, der ihm in den Weg kam.

--- Brücke, inzwischen

Martengh antwortete nach einer kurzen Denkpause: "Leider muß ich sagen, daß ich die Sache genauso sehe wie Sie. Gegen dieses Ding da draußen können wir erst etwas tun, wenn wir wieder voll handlungsfähig sind. Ein Reboot des Computers ist absolut die sicherste Lösung. Und wenn Sie es schaffen, daß wir wahrend dieser Zeit keine blinde und lahme Ente sind, könnte ich mich sogar dazu durchringen, Ihnen für diese Zeit einen Vollzugriff auf den Computer einzuräumen.

Aber es gibt noch ein kleines Problem: Diese Entscheidung kann dermaßen weitreichende Konsequenzen haben, daß ich sie nicht alleine treffen kann. Schließlich gehört das Schiff immer noch Monserat, und ich könnte mir vorstellen, daß er nicht sehr begeistert ist, wenn Sie ihm das Schiff datentechnisch einschläfern."

Noch einmal alle Alternativmöglichkeiten überdenkend, kontaktierte Martengh den Captain und erklärte ihm die Sachlage.

Anschließend zog er etwas den Kopf ein, denn er wußte, wie Monserat reagieren konnte, wenn er sauer war. Und diese Aktion war extrem geeignet, ihn SEHR sauer werden zu lassen...

--- Deck 3, Gänge

Fieberhaft überprüfte Pormas noch einmal, ob alle seine Ausrüstungsgegenstände an seinem Platz waren. Sie waren es. Gut so.

Eigentlich hätte der Scan mit dem Orter längst abgeschlossen sein müssen. Selbst wenn sie nicht sofort losgeschickt würde, hätte er Bescheid bekommen müssen. Hatte Classic, oder sogar etwa Martengh gepennt?

Unwahrscheinlich. Classic hatte wahrscheinlich eine Direktverbindung mit dem Computer hergestellt. Wenn der sich nicht meldet, heißt das, daß es irgendwo hapert.

Und Martengh hatte sowieso überall Augen... auch wenn Pormas diese fand. Nein. Monserat lag augenscheinlich viel an dieser Shania, daß bedeutete, Martengh würde dieser Mission die absolute Priorität vor allen seinen Neurosen geben.

--- Bereitschaftsraum des Captains

"VERDAMMT NOCHMAL!!! Und wegen so einer Kleinigkeit störst du mich?? MERDE! Seit wann brauchst du mich denn für jeden Dreck!? WO liegt denn da ein Problem?!" Der Captain schnaufte unwillig, da er gerade dabei gewesen war im Kopf zu überschlagen wieviel ihm diese unfreiwillige Mission wohl kosten würde und hatte fast ein Ergebnis gehabt, als Martengh ihn gestört hatte. Mehr als unwillig fuhr er fort.

"Als Pormas dich ausgetrickst hat und dein ach so gutes Sicherheitssystem mit einem simplen Trick einfach umgangen hat, da hätte ich schon merken müssen, daß du deinen Posten nicht mehr alleine schaffst. Wahrscheinlich kommst du bei deinem ausgeprägten Verfolgungswahn nicht mal mehr dazu nachts zu schlafen.

Dann auch noch deine Nachlässigkeit mit dieser Cauori, die gar nicht geeignet war so einen gefährlichen Auftrag auszuführen. Und JETZT brauchst du mich schon für Entscheidungen, die auf der Hand liegen. Was kommt danach?! Monserat, soll ich in die Mannschaftsmesse essen gehen?!

Streng doch deinen GRIPS an, falls du noch welchen hast!!! G-R-I-P-S", buchstabierte der Captain ärgerlich und besann sich erst dann auf die eigentliche Frage.

"Wenn wir das System nicht neu booten kann es durch die Verzögerung bei einer plötzlichen fluchtartigen Abreise Probleme geben. Wenn wir das System nicht neu booten, wird es für die nächste Zeit Probleme geben. Aber wenn ich ZUM TEUFEL NOCHMAL nicht vor habe ohne Shania diesen VERDAMMTEN PLANETEN zu verlassen, dann bootet doch endlich das System, statt wertvolle Zeit durch eure dumme Abwägerei der Risiken und Nebenwirkungen zu verschwenden!!!

An die Arbeit!!! Je schneller ihr das System neu aufbaut, desto schneller liegt die risikoreiche Zeit hinter uns. Wie ich das sehe, werden unsere Möchte-Gern-Cardassianer ohnehin noch eine halbe Ewigkeit brauchen um Shania überhaupt ausfindig zu machen. Diese Vulkanierin und ihr Trupp scheinen ja auch lieber wirklich zu forschen, statt Ergebnisse abzuliefern.

JEDE ZEIT die wir verlieren IST UNNÖTIGES RISIKO FÜR SHANIA!!! Bootet den Computer neu, versucht an die verdammten Auswertungen zu kommen und dann soll SIE ENDLICH EINER DA RAUSHOLEN!!!!" Monserat hatte sich ziemlich in Wut gesteigert und je mehr er über die ständigen winzigen Probleme nachdachte, die dazu führten, daß Shania noch immer in den Klauen der Cardassianer war, desto mehr wuchs sein Haß auf die Cardassianer und seine scheinbar unfähige Besatzung.

"Haben wir uns verstanden?", knurrte er wütend in seinen Communicator.

--- Brücke

Der Caldonier war es inzwischen gewohnt, daß Monserat ab und zu solche Anfälle bekam und dabei manchmal auch beleidigend wurde, besonders dann, wenn er seelisch stark unter Druck stand. Deshalb antwortete er ungerührt:

"Ja, Chef, alles klar. Ich bin zwar immer noch der Meinung, daß ein solcher Reboot keine Kleinigkeit ist, aber bitte. Dann beschwer dich beim nächsten Reboot aber bitte auch nicht darüber, daß du plötzlich nicht mehr arbeiten kannst.

Martengh Ende."

Zum Chipman gewandt fuhr er fort: "Gut, Classic. Machen Sie sich an die Arbeit. Die Berechtigungen werde ich jetzt freischalten."

--- Forschungsstation, Versammlungsraum, inzwischen

Wie von einem Bogen abgeschossen, warf Llewella sich durch das nun offene Schott und suchte sofort nach einer Deckung, die sie in einem Tisch fand. Das Schott schloß sich zischend hinter ihr. Sie beobachtete ihre Umgebung.

Eine große Halle. Tische. jede Menge Stühle. Zwei Cardassianer, die bei ihrem Eintritt herumgefahren waren und ihre Waffen zogen. UND T'KARA. Einer der Cardassianer hob seine Waffe und schoß. Er hätte die Schottin getroffen, wenn diese sich nicht geistesgegenwärtig zur Seite geworfen hätte. Wo sie eben noch gelegen hatte, kochte der Boden.

Bevor der Mann ein zweites Mal schießen konnte, hob die hinter ihm stehende Vulkanierin die Hand, legte sie an sein Genick - und der Mann sackte zu Boden.

Die zweite Wache reagierte durch das tobende Unwetter etwas langsamer, als die erste. Das plötzliche Auftauchen der Schottin und der mißlungene Schuß, brachten ihn etwas aus der Fassung, was der schutzlosen Llewella das Leben rettete. Bevor er noch entscheiden konnte, welche der beiden Frauen nun bedrohlicher war, fühlte er schon die kühle Hand der Vulkanierin in seinem Genick und sackte lautlos in sich zusammen.

Gelassen kam T'Kara auf die Schottin zu, die aufstand und sich ihre schmerzende Schulter rieb.

"Können wir?", fragte die Vulkanierin, eine Augenbraue hochziehend.

Entgeistert blickte die Schottin ihre vulkanische Chefin an. Wie konnte die nur so ruhig sein?!

"Das Shuttle steht draußen auf dem Deck," sagte sie dann. "Die Cardassianer haben Collins gefangengenommen, und draußen ist ein richtiges Mistwetter. Wir sollten zusehen, daß wir an Bord des Shuttles kommen und zur Ivory zurück. Ich habe den Eindruck, die Heinis hier haben Lunte gerochen."

Die Vulkanierin nickte zustimmend. "Das ist der Fall. Ich habe bereits eine Nachricht an die Ivory geschickt, weiß aber nicht, ob sie angekommen ist."

"Könnte sein, aber es gab einen Zwischenfall auf dem Shuttle der ziemlich für Ablenkung gesorgt hat. Sie müßten mal Helen fragen", meinte Llewella kurz. Dann wandte sie sich dem Schott zu. Diesmal fand sie den Schalter sofort - aber hier drin regnete es ja auch nicht! Das Schott glitt auf. Ein kurzer Blick zeigte den beiden Frauen, daß es immer noch so stark regnete, allerdings schienen die Windböen weniger heftig und die Blitze nicht mehr so zahlreich zu sein.

--- Forschungsstation, Shuttledeck

Llewella zeigte auf das Shuttle, das sich als ein dunkler, eckiger Fleck darstellte. Dann blickte sie sich um. Kein Cardassianer in Sichtweite. Allerdings auch kein Collins. Ob er noch am Leben war? Sie hoffte es.

Die beiden Frauen machten sich klein und schlichen zum Shuttle. Kurz bevor sie dort ankamen, bemerkte T'Kara eine Bewegung am Rande der Station. Sie stieß die Schottin an: "Ein Cardassianer!" Bevor die Schottin reagieren konnte, eröffnete der Mann das Feuer. Die beiden Frauen rannten los, auf das Shuttle zu. Llewella riß im Laufen ihren Communicator ab, hielt ihn sich vor den Mund und brüllte: "Helen, machen Sie das Shuttle auf, sofort! Und startbereit halten!"

Kurz darauf spürte sie einen sengenden Schmerz am Arm. Sie stolperte und wäre fast hingefallen. Ihr Arm fiel kraftlos hinab, der Communikator entglitt ihrer Hand. Llewella biß die Zähne zusammen, versuchte den Schmerz zu ignorieren und hastete weiter auf das Shuttle zu.

--- Aridion, Meer

Es war das erste Mal, daß Norj'arja seinen Nachwuchs begegnete. Aber in welchem Zustand waren sie? Völlig verwirrt und aggressive Impulse ausstrahlend, umkreisten sie das Muttertier.

Norj'arja schaffte es sie zu beruhigen und es öffnete seinen Körper um seinen Nachwuchs aufzunehmen. Für einen Außenstehenden sah es so aus, als wenn sich bei einem Schiff eine Schleuse öffnete, was ja eigentlich auch nicht ganz falsch war.

Kaum hatte es ihre Jungen aufgenommen, spürte das Muttertier, daß sich etwas veränderte. Zunächst wußte es nicht was es war, aber dann registrierte es eine Veränderung der Wasserzusammensetzung. Seine internen Sensoren fingen sofort an dieses Wasser zu analysieren.

Normalerweise nahm sich Norj'arja in diesem Zustand alles was es brauchte aus dem Wasser des Meeres, aber nach der Analyse des Wassers versorgte es sich umgehend nur noch mit den körpereigenen Energien.

Das Wasser war schlecht und wurde schlechter! Etwas kam in Schwaden und verseuchte zusehends das Meer. Eine kleine Menge dieses Giftes war auch mit in den Körper des Organseglers geraten und seine Jungen fingen wieder an aggressiv und unruhig zu werden. Es wurde so schlimm, daß Norj'arja seinen Nachwuchs einkapseln und durch eine körpereigene Substanz beruhigen mußte.

Dieses Zeug war Gift für den Nachwuchs. Aber nicht nur dieses Gift. In diesem Teil der Galaxie war der Raum durchsetzt von der Strahlung der unsäglichen Technik dieser Wesen. Und da Norj'arjas Jungen noch nicht die Fähigkeit besaßen, ihre Molekularstruktur so zu verändern, daß sie keinen Schaden nehmen konnten, waren die meisten von ihnen an der Strahlung gestorben. Dies vermutete das Muttertier und seine Wut wuchs.

Der Organsegler machte eine Wende und fing an, den Ursprung dieser Giftschwaden zu lokalisieren. Und es mußte feststellen, daß diese Wesen auch für diese Tat verantwortlich waren.

Es langte! Es war Zeit diesen Raumsektor zu verlassen. Norj'arja war erschüttert und schockiert von soviel Überheblichkeit eines Schöpfers. Wie konnte man solche Wesen schaffen? Der Organsegler war kein Schöpfer und hatte somit auch kein Recht anderen Wesen sinnlos das Leben zu nehmen. Aber es war das Recht eines Trauernden Vergeltung zu üben. Diese Wesen sollten sich immer an den Organsegler erinnern.

In großer Tiefe schwamm das Muttertier dicht an die Station heran und tauchte ganz langsam auf. Dabei veränderte es ständig seine Molekularstruktur, was die Folge hatte, daß sich das Wasser und später die Luft um den Organsegler statisch auflud.

Der Sturm peitschte immer noch ziemlich stark über das Meer, als sich Norj'arja aus dem Wasser erhob. Verächtlich sah es auf die in Panik umher rennenden Wesen. Der Organsegler besaß etwa die fünffache Größe wie die Station über dem Wasser hatte. Mit einer Leichtigkeit hätte es sie zermalmen können. Statt dessen drehte das Muttertier ab und entfernte sich mit unheimlicher Geschwindigkeit um in ca. 100km Entfernung mit einer solchen Wucht ins Wasser zu tauchen, daß sich eine Flutwelle bildete. Unter Wasser drehte es sich und verließ das Wasser sofort wieder um den Planeten und diesen Teil der Galaxis so schnell wie möglich zu verlassen.

Die Flutwelle bewegte sich mit tödlicher Präzision auf die Station zu.

--- Ivory, Brücke

Classic nickte und schloß die Augen. Er hatte die letzte Minute von Monserats Triade genutzt. Er konnte zwar am laufenden System nichts ändern, aber seine Berechtigungen reichten bereits aus, um einen ungefähren Überblick über das System der Ivory zu erhalten.

"Classic an die gesamte Besatzung, ich werde in Kürze den Core der Ivory rebooten." Im gleichen Moment hatte Martengh seinen Teil der Aufgabe erledigt. "Und zwar jetzt!" fünf Sekunden später schalteten sich alle Konsolen ab, die Ivory begann zu ruhen.

Der Chipman war in seinem Element. Zunächst bekamen weder Martengh noch der in seinem Büro verweilende doch etwas überrascht dreinblickende Monserat etwas von dem mit, was sich vor Classics Augen abspielte.

In rasendem Tempo begannen sich Diagramme zu bilden, welche die Grundstruktur des Ivory Core darstellten. Dieser war jetzt - im Sinne des Wortes - leer. Classic fühlte sich wie eine Spinne, die in der Leere damit begann, ihr Netz zu spinnen.

Es dauerte über eine Minute, bis der Core den Starvorgang abgeschlossen hatte und die grundlegende Software wieder am Laufen war. In diesem Moment erhellte sich der Hauptschirm auf dem Martengh die in rasender Schnelle ablaufenden Anweisungen beobachten konnte.

Eine Verbindung zum Shuttlecomputer öffnete sich, die Daten derzeit über Classics Interface übermittelte. Einige Monitore und Kontrollstationen quer durch das Schiff erwachten wieder - wie von Geisterhand - zum Leben.

Stück für Stück begann er jetzt damit, die verschiedenen Subsysteme wieder zu starten. Eine kleine Uhr in der unteren Ecke in Classics Sichtfeld zeigte 02:37 und zählte gnadenlos nach oben.

Die zwei Minuten Blindheit verhinderten, daß die Crew der Ivory die sich zuspitzende Situation des Planeten mitbekam. Erst ein erster Test der Sensoren enthüllte Classic, daß etwas nicht ganz wie geplant verlaufen sein konnte.

Classic stutze für einen Moment, als er aus den Augenwinkeln die Sensordaten um die Station sah. "Scheiße" entfuhr es ihm - und er arbeitete weiter, schneller als geplant.

Die Sensorergebnisse lösten die Kontrollinformationen auf dem Hauptschirm ab und Martengh erfaßte bemerkenswert schnell den Ernst der Lage:

"Classic, die Flutwelle wird in weniger als fünf Minuten die Station erreichen und sie zerstören. Das Shuttle steht immer noch dort. Beeilen Sie sich. Eventuell brauchen wir dann die Transporter, das Shuttle steht noch immer auf dem Planeten."

Mehr als ein "Aye" war dem Chipman diese Anweisung nicht wert. Er begann bereits damit, die von ihm erstellte Befehlskette so umzubauen, daß die Transportersysteme und die Sensoren Priorität erhielten - auf Kosten der Waffenkontrolle, der Navigation - und einem Teil des Warpkontrollsystems.

03:51

--- Deck 3, Turbolift

Mit Bangen schritt der Südländer in den Turbolift. Auf dem Weg zu diesem hatte sich sein Kreislauf einigermaßen wieder beruhigt. Das mußte so bleiben, wenn er einen guten Cardassianer, vor allem einen vom obsidianischen Orden, überzeugend spielen sollte.

"Computer, Brücke, sofort und halt ja die Klappe!", schrie er in der Kabine, daß es noch wiederschallte, als sich die Tür zur Brücke öffnete.

Endlich war wieder ein Lächeln auf seinem Gesicht. Er hatte endlich einen kleinen Sieg errungen.

--- Brücke

Martengh saß an seiner Station und fieberte danach, die Ivory endlich wieder komplett 'lebend' zu sehen. Aber ohne Waffen, Schilde, Navigation und Warp waren sie so hilflos, wie er es sich in seinen schlimmsten Alpträumen nicht vorgestellt hatte.

Und jetzt auch noch diese Flutwelle.

Murphy schien immer recht zu behalten. Es wurde immer dann schlimmer, wenn man es am Wenigsten brauchen konnte.

Wenn die Cardassianer einen Verdacht geschöpft und gleichzeitig bemerkt hatten, wie hilflos die Ivory zur Zeit war, wäre es ein Leichtes gewesen, ein Enterkommando an Bord zu beamen, ohne daß irgend jemand etwas davon bemerkt hätte.

Die Tür zum Turbolift öffnete sich...

...ein Cardassianer trat heraus...

...und Martengh griff gedankenschnell zu seinem Phaser, richtete die auf Vaporisieren eingestellte Waffe auf die Brust des ... einzigen Mitgliedes eines Enterkommandos?

Martengh zögerte, kniff die Augen zusammen und fragte den Eindringling, ohne die Waffe zu senken: "Identifizieren Sie sich!"

'Entweder es ist der operierte Pormas oder wirklich ein Eindringling. Eigentlich sollte ich in beiden Fällen schießen...schließlich ist dieser Kerl daran schuld, daß Monserat mich niedergemacht hat...'

"Pormas Theocrates, Sicherheitsoffizier der Ivory, unter dem Namen K'atak für ein Rettungskommando eingeteilt..." Martenghs saurer Blick ließ keinen Zweifel daran, daß bei dem nächsten Wort seine Tage gezählt gewesen wären.

Gerade als der Südländer sich noch gefreut hatte, den Computer zum Schweigen zu bringen, hatte er gerade mitbekommen, wie er abgeschaltet wurde.

Aber es gab sowieso eine inoffizielle Grundregel auf Raumschiffen, die jedem Kadett beigebracht wurde: Wenn die Konsolenlichter ausgehen, verheißt es nichts Gutes.

Und in diesem Fall, auf diesem Schiff, erst recht nicht. Langsam ging er auf Martengh und Classic zu.

"Wenn ich mich nicht täusche, stehen wir gerade ziemlich unter Zeitdruck und mein Partner ist wohl auch unabkömmlich", skeptisch blickte er zu dem Humanoiden, der einen ziemlich geistesabwesenden Eindruck machte. "Was ist hier los und was ist mit dem Außenteam?"

Wieder flammte die Sorge um Helen in ihm auf. Was war geschehen? Hatten die Cardies den Bluff durchschaut? Und weswegen mußte der Computer neu gebootet werden? Fragen über Fragen...

Martengh wollte gerade auf Pormas Frage antworten, als eine Nachricht auf seinem Schirm erschien. Der Zeitindex machte ihn allerdings stutzig.

Offenbar war sie bereits vor einigen Minuten abgesendet worden. Danach war der Computer übermäßig lange damit beschäftigt gewesen, sie zu dekodieren - normalerweise reichten ihm ein paar Nanosekunden - und als er gerade damit fertig gewesen war, wurde er heruntergefahren.

Na, wenigstens war sie nicht verloren gegangen. Der Caldonier ließ sich den Klartext anzeigen. Er las:

*Collins wurde von den Cardassianern gefangen genommen. Brauchen Hilfe.*

Kopfschüttelnd schloß er die Augen und seufzte.

Murphy.

Klar. Das alles wäre nicht passiert, wenn sie den Computer nicht heruntergefahren hätten.

Resignierend schaute er Pormas an und sagte: "Sie wollen wissen, was mit dem Außenteam ist? Das kann ich Ihnen sagen. Irgendwer hat offenbar Mist gebaut. Collins ist bereits verhaftet worden.

Wer hat eigentlich die glorreiche Idee gehabt, einen Psychologen auf diese Mission mitzunehmen??"

Martengh schaute Classic an, und beschloß, ihn nicht in seiner Arbeit zu stören. Jede Störung würde eine Verzögerung bedeuten, die sie gerade jetzt nicht brauchen konnten.

Hm - wenn Collins in den Händen der Cardis war, dann war höchstwahrscheinlich die Tarnung des Außenteams aufgeflogen. Mal davon abgesehen, daß es zur Zeit nicht hochgebeamt werden konnte, war es darüber hinaus absolut möglich, daß sich der Zorn der Stationsinhaber nun gegen die Ivory richtete.

Welche nun wie eine lahme Ente am Himmel hing.

Martengh hoffte, daß die Cardassianer für die nächsten Minuten genug mit der Flutwelle zu tun hätten...

Pormas dachte nach. Collins gefangengenommen? Was war denn hier los? Egal was, auf jeden Fall mußte jetzt schnell gehandelt werden.

"Martengh, wo befindet sich Collins jetzt?" Die Frage, warum dieser überhaupt mitgeflogen war, konnte er ja auch nicht beantworten. "Wenn er gefangen genommen wurde, dann müßte er sich auch dort befinden, wo Shania ist, oder?"

Das Gehirn des Südländers arbeitete auf Hochtouren. Er rief alle Erfahrungen mit den Cardassianern aus seinem Gedächtnis ab und alle Eventualitäten, die zu diesen Ereignissen geführt haben konnten. Folglich sprudelten die Fragen nur so aus ihm heraus, damit er die nächsten Schritte planen konnte.

"Was hat die Auswertung mit dem Orter ergeben? Was spielt sich auf dem Planeten ab und wann sind die Transporter wieder einsatzfähig? Wenn Classic sie nicht innerhalb von 20 Sekunden in Gang bekommt, dann gehe ich zu den Shuttles.

Wenn wir noch irgendeine Chance haben wollen Shania und Collins lebend wiederzusehen, dann müssen wir SOFORT handeln!"

Innerlich hoffte er, daß Helen und die anderen beiden Frauen seine Hilfe nicht benötigen würden...

Martengh drehte sich gaaaanz langsam nach Pormas um. Er hatte Mühe, vor lauter Galgenhumor nicht aufzulachen. Dann versuchte er auf die Reihe zu kriegen, was der 'Cardassianer' gerade alles gesagt hatte.

"Fangen wir hinten an. Wann die Transporter wieder einsatzfähig sind, hängt ganz davon ab, wie schnell Classic arbeitet, deshalb werde ich ihn jetzt sicher nicht ansprechen, um ihn zu fragen.

Zu den Shuttles, bzw. zu der Shuttlerampe dürfen Sie gerne gehen, aber das wird nicht viel nützen. Dort werden Sie noch genau ein Shuttle finden, da das andere sich bereits auf dem Planeten befindet. Und dieses eine Shuttle benötigen wir zur Zeit recht dringend, da es im Moment unsere gesamte Computerkapazität darstellt.

Die Verhältnisse auf dem Planeten kennen Sie fast so gut wie wir: Unser Einsatzteam ist dort unten und Collins ist verhaftet. Wovon Sie noch nichts wissen, ist eine gigantische Flutwelle, die in ein paar Minuten die gesamte Station ausradieren wird. Unser erstes Shuttle ebenfalls, wenn es nicht bald startet."

Martengh grübelte etwas, dann fiel ihm ein, was sonst noch aus Pormas herausgesprudelt war:

"Den Orter konnten wir noch nicht auswerten, da das Einsatzteam ihn schlauerweise so eingestellt hat, daß wir ihn hier an Bord haben müsse, um die Daten auszuwerten. Vielleicht haben sie ihn als eine Art Lebensversicherung betrachtet, möglicherweise war man der irrigen Ansicht, daß die Mitglieder des Einsatzkommandos hier als entbehrlich angesehen werden, wenn wir die Daten schon haben, wenn die Leute noch auf dem Planeten sind.

Und Collins' Aufenthaltsort kann ich Ihnen, da unsere Sensoren noch nicht in vollem Umfang funktionieren, nicht ganz genau sagen. Aber ich gebe Ihnen einen heißen Tip: Meiner Meinung nach ist er entweder auf der Station oder auf dem Frachter...

'Sehr witzig!', war der einzige Gedanke, der in Pormas Geist vor sich hinschwirrte. Langsam aber sicher manifestierte sich eine immer größer werdende Sorge um Helen.

Warum starteten sie nicht, oder meldeten sich zumindest mal? Da der Südländer zur Zeit eh nichts machen konnte, wartete er nur mit einem grimmigen Gesicht darauf, daß Classic wieder zum Leben erwachte.

--- Quartier 13

Marc schreckte aus dem Schlaf hoch und hielt sich sofort die Hand an den Kopf. "Du meine Güte. Ich fühle mich als hätte jemand versucht, mit einer Axt meinen Schädel zu spalten", sagte er und stöhnte auf. Ganz langsam schwang er die Beine aus dem Bett und schaute auf die Uhrenanzeige. Besser gesagt auf die ausgeschaltete Uhrenanzeige.

Verdutzt rieb Marc sich die Augen und schaute noch einmal hin. Immer noch das gleiche Ergebnis. "Computer, wie spät ist es?", fragte er und fing an sich anzuziehen. Keine Antwort.

"Computer? Hallo?" Marc überlegte. Konnte es sein das der Computer eingeschnappt war? War er vielleicht sauer darauf das Marc auf den Heiratsantrag nicht eingegangen war? Irgendwie konnte Marc sich das nicht vorstellen. Im Schneckentempo schlurfte er rüber zu seinem Terminal und schaltete es ein. Zumindest versuchte er es.

Selbst nach ein paar rabiaten Schlägen schaltete es sich nicht ein. Ratlos schaute er sich in seinem Quartier um. Was ihm gerade auffiel war, das einzig und allein die Notbeleuchtung eingeschaltet war.

Gerade wollte er sich auf zur Brücke machen, als es an der Tür klopfte und ein leises Rufen zu vernehmen war. Er ging auf die Tür zu und bemerkte zu spät, daß sie sich nicht öffnete. Mit einem lauten Knall krachte er dagegen. Lautstark schrie er einen Fluch durch sein Quartier und öffnete die Tür mit Hilfe der Notentriegelung. Auf der anderen Seite erschien das Gesicht von Dr. Korent, die ihn mit einem etwas besorgtem Gesichtsausdruck anschaute.

"Alles in Ordnung?", fragte sie. "Nachdem Sie nicht zum vereinbarten Zeitpunkt auf der Krankenstation erschienen waren, dachte ich mir, ich mache mal einen Hausbesuch. Außerdem funktioniert dort unten sowieso nichts. Irgend jemand hat den Computer abgeschaltet. Aber egal."

Schnell zückte sie ihren Tricorder und scannte ihn von Kopf bis Fuß. Nachdem sie damit fertig war, zauberte sie aus ihrer Krankentasche ein Hypospray hervor und injizierte ihm ein Mittel.

Plötzlich verlor er die Kontrolle über seine Beine und er klappte zusammen wie ein Klappmesser.

Das letzte was er sah, bevor er ohnmächtig wurde, war das hämisch grinsende Gesicht von Dr. Korent.

--- Aridion, Shuttle

Mit Entsetzten hatte Helen mitangesehen wie Llewella durch einen Schuß verletzt wurde. Diesmal vergaß sie jede Vorsicht, stürzte aus dem Shuttle und eilte der Schottin entgegen. Jetzt zählte jede Sekunde.

--- Shuttlehangar

" T'Kara schnell stell dich an die Automatik die das Schott des Shuttles schließt", befahl die Südländerin der Vulkanierin im Kommandoton und faßte Llewella am unverletzten Arm und zog sie mit sich.

"Nur als kleine Sicherheit, daß du mir nicht in Ohnmacht fällst. Das können wir uns im Moment nicht leisten. Notfalls schleife ich dich an den Haaren hier heraus."

Verbissen zerrte Helen die Schottin zum Shuttle und schob sie durch die Einstiegsluke.

--- Shuttle

Erleichtert schob die Südländerin ihre verletzte Teamkollegin auf einen der Sitze und eilte in den vorderen Bereich des Shuttles. Dort ließ sie sich auf den Pilotensitz fallen und startete unverzüglich das Shuttle.

"T'Kara kümmern Sie sich um Llewella. Ich versuche uns hier herauszubringen."

--- Ivory, Brücke

7:42 zeigte die Uhr. Classic hatte von Pormas' Auftauchen nichts mitbekommen - zu sehr nahm ihn der Core der Ivory in Anspruch. Der Ladevorgang war mittlerweile recht komplex geworden, denn er näherte sich dem Zeitpunkt an dem er das Hauptsystem wieder starten würde. Von diesem Moment hing ab, ob die letzen sieben Minuten um sonst waren, oder nicht.

Er gab den letzten Befehl, die Kontrolle transferierte vom Shuttle zurück zur Ivory. Plötzlich erwachte die Brücke wieder zum Leben.

Classic öffnete die Augen und erstattete Martengh kurz Bericht: "Sir, die Grundsysteme arbeiten wieder. Sie haben Sensoren, Impulstriebwerke und grundlegende Navigation sind verfügbar. Ich arbeite jetzt an den Transportern, Schilden und Waffensystemen." Der Chipman begann wieder mit seiner Arbeit.

... 8:21

--- Frachter Grounol, Arrestzelle

"Hey, so wachen Sie schon auf!", sagte Shania und schüttelte die Gestalt, die vor ihr am Boden lag, an den Schultern. Seit Gul'Danoth den Mann durch zwei Wachen hatte in ihr Gefängnis schleifen lassen, war eine kleine Ewigkeit vergangen. Jedenfalls für Shania, die jedes Gefühl für Zeit schon vor langem verloren hatte.

Nun kniete sie neben dem blonden Mann mittleren Alters. Die Wachen hatten ihn absichtlich auf den Boden fallen lassen, statt ihn auf ihre Bitte hin auf die Liege zu legen. Sie hatte es allein versucht, aber er war zu schwer um ihn auch nur ein Stück anzuheben.

"Wachen Sie schon auf. Wir haben nicht mehr viel Zeit", versuchte es Shania unermüdlich weiter.

Noch immer klangen Gul'Danoths Worte in ihren Ohren wieder, als man ihr ihren Zellengast gebracht hatte: "Mit freundlichen Grüßen von Monserat. Ich denke, du kennst ihn sehr gut."

Nur mit Mühe hatte Shania die Kontrolle über sich bewahrt und kein Anzeichen des Erkennens von sich gegeben. Im Gegenteil, wollte sie diese Anschuldigung von sich weisen, doch Gul'Danoth hatte nur abgewinkt und war mit seiner Garde und den Worten "Spar dir deine Lügen - wir sehen uns später" wieder verschwunden.

Zuerst hatte sie für einen Moment befürchtet, daß der blonde Mann tot wäre, doch dann hatte sie ihren Kopf an seine Brust gelegt und einen schwachen Herzton vernommen. Er schien nur unter irgendeiner Droge zu stehen. Gul'Danoths Mittel waren in dieser Hinsicht grenzenlos und sein Einfallsreichtum der eines geistig Kranken.

Die Amerikanerin wollte wissen, ob er wirklich von Monserat kam und was dieser vorhatte, doch noch dringender mußte sie wissen, ob die Droge ihre Wirkung getan hatte und er etwas ausgeplaudert hatte, daß der Ivory und ihrer Besatzung schaden konnte. Auch wenn sie gefangen war und keine Möglichkeit besaß, in die Geschehnisse außerhalb ihrer Zelle, einzugreifen.

Seit kurzer Zeit schien auf dem Schiff der Teufel los zu sein. Sie hörte ständig Cardassianer am Gang vorbeilaufen, hörte Befehle, laute Stimmen und die Stille dazwischen war richtig beängstigend. Es ballte sich etwas über ihren Köpfen zusammen, dessen Auswirkungen große Ausmaße hatte. Worauf konnte sie nur ahnen...

"Verdammt, so wachen Sie doch auf!

Bitte...", fügte sie flüsternd hinzu.

--- Aridion, Shuttle

Mit einem sanften Brummen erwachte das Shuttle zum Leben. Die Türe schloß sich, Regen und Sturm wurden ausgesperrt. Helen betätigte die Kontrollen und das Shuttle hob ab.

Keinen Augenblick zu früh. Während sie sich schon einige Meter in der Luft befanden, schrammte etwas am Unterboden des Shuttles entlang. Das Shuttle schlingerte. Helen hatte Mühe, es auf Kurs zu halten.

Die Vulkanierin schaltete blitzschnell. Für Campbell konnte sie im Augenblick nicht viel tun, außerdem war es wesentlich wichtiger, daß das Shuttle wieder unter Kontrolle kam, denn sonst wäre es für sie alle zu spät. T'Kara sprang auf, eilte zu Helen und versuchte mit ihr gemeinsam, das Shuttle auf Kurs zu halten.

Llewella war während der abrupten Manöver gegen die Wand geschleudert worden. Ihr Arm schmerzte höllisch. "Bas mallaichte!", ächzte sie, während sie sich wieder aufrichtete. Langsam aber sicher lag das Shuttle wieder ruhiger in der Luft.

Die Schottin stand auf unsicheren Beinen auf, lehnte sich an die Wand und blickte zum Fenster hinaus. Immer noch verwehrte der Regen jede Weitsicht und jeden Blick auf die Station. Die Station? Wo war die Station? So weit waren sie doch noch gar nicht fort davon.

Llewella warf einen kurzen Blick zu den beiden Frauen im Cockpit. Helens Gesicht hatte sich wieder entspannt, sie hatte das Shuttle eindeutig wieder unter Kontrolle.

"Ich glaube, wir haben verdammtes Glück gehabt, daß wir da unten weg sind", sagte die Schottin. "Irgend etwas hat gerade die Station ausradiert!"

T'Kara stand auf und kam zu ihr. "Tatsächlich", stimmte sie mit ihrer gelassenen Stimme zu. "Es sieht so aus, als wären wir gerade eben einer Flutwelle entgangen... Was hat die wohl hervorgerufen?", fragte sich die Vulkanierin nachdenklich.

Inzwischen hatte das Shuttle die oberen Schichten der Atmosphäre erreicht. Zwei Lichtreflexe hingen wie Sterne über dem Planeten, einer davon mußte die Ivory, der andere der cardassianische Frachter sein.

Llewella hatte sich mittlerweile wieder gesetzt. Ihren verletzten Arm hielt sie fest an den Oberkörper gedrückt. Es schien zum Glück nur ein Streifschuß gewesen zu sein - trotzdem schmerzte der Arm höllisch.

Die Schottin wandte sich an die Pilotin: "Helen, hast du die Ivory schon erreichen können?"

--- Frachter Grounol, Arrestzellen

Ein Wort hallte durch Collins Gehirngänge. 'Bitte..' Es war kaum wahrnehmbar, aber es war da und Jack versuchte sich darauf zu konzentrieren. Doch jeder Versuch die Ursache des Wortes zu finden, bereitete ihn unheimliche Schmerzen. Nein, er wollte weiterschlafen ohne Schmerzen, einfach nur schlafen!'...Bitte...'

Die Neugierde siegte und Collins öffnete seine bleischweren Lider. Er blickte in ein bis drei paar hübsche grüne Augen. "Jetzt ist es passiert, ich bin im Himmel!", murmelte er mühsam, um sich gleich zu verbessern. "Aber im Himmel gibt es sicher keine Schmerzen, also lebe ich noch ein bißchen."

Jacks Erinnerung kehrte langsam zurück. Die Droge schien immer noch ihre Wirkung zu tun, er hatte Mühe die drei Gesichter vor ihm zu einem zu kombinieren. Als er es endlich geschafft hatte, mußte er grinsen. "Ich hatte wirklich gedacht, Sie wären ein Engel." Dann schüttelte Collins den Kopf, als wenn er irgend etwas loswerden wollte. "Verzeihen Sie mir, ich bin noch etwas benommen. Eigentlich stehe ich nicht auf Drogen!"

Vorsichtig versuchte er sich aufzusetzen, was gleich mit einer Schmerzsalve aus der Rippengegend bestraft wurde. "Oh, verdammt!", fluchte Collins und verzog das Gesicht.

Jack zog sich mit Hilfe der Frau zur Zellenwand. Er lehnte sich zurück und musterte das Frauengesicht. "Shania Twillian, nicht wahr? Sie sind hübscher, als auf den Bildern." Collins räusperte sich. "Tschuldigung, die Droge hat noch nicht ganz ihre Wirkung verloren. Ich bin Jack Collins, Psychologe auf der Ivory und ich kenne jemanden, der darauf brennt, Sie wiederzusehen."

Im ersten Moment freute sich die Amerikanerin über die Bestätigung, daß wirklich Monserat hinter der ganzen Aufregung steckte, doch dann besann sie sich wieder des eigentlichen Grundes ihres Hierseins und daß sie noch lange nicht gerettet waren. Nun war es nur schlimmer und ein zweites Leben war in Gefahr.

Obwohl die Situation angespannt war, draußen noch immer die Hölle los war und die Zeit langsam drängte, errötete Shania unter dem forschen Blick der blauen Augen, als auch sie sich vorstellte.

"Ja, ich bin Shania und wohl der Grund für dieses ganze Schlamassel. Tut mir wirklich leid, daß Sie durch mich in diese prekäre Lage gekommen sind." Unglücklich sah sie ihn an, doch er schien ihr nicht böse zu sein. Etwas mutig und mit noch immer geröteten Wangen fuhr sie fort.

"Und wie ein Engel kann ich wohl kaum aussehen. Luxusquartier ist das hier nicht gerade und Gul'Danoth tut alles, damit man es hier nicht gerade gemütlich hat... Wahrscheinlich sehe ich fürchterlich aus." Hastig kämmte Shania mit ihren Fingern durch ihre Mähne, bis ihr auffiel wie lächerlich eitel ihre Aktion erscheinen mußte. Besonders wo Collins nur durch ihre Schuld hier war. Sofort wechselte sie das Thema.

"Ohne Ihnen nahe treten zu wollen. Aber ich hoffe, daß Sie nicht der ganze Plan von Monserat waren mich zu befreien. Sonst haben wir wohl ein kleines Problem..."

--- Aridion, Shuttle

Frustriert schüttelte die Südländerin den Kopf und warf Llewella einen besorgten Blick zu.

"Ist alles in Ordnung? Was macht dein Arm? Ich hoffe du kannst die Schmerzen noch aushalten. Auf der Ivory wird dir sofort geholfen."

'Daß hoffe ich jedenfalls, aber irgend etwas stimmt nicht, sonst hätte die Ivory doch auf unseren Ruf reagiert. Was, wenn den Leuten etwas zugestoßen ist? Was, wenn Pormas etwas passiert ist?' Unruhig warf Helen einen Blick auf die Anzeigen und wandte sich dann an die Schottin.

"Llewella, hast du vielleicht eine Vermutung was diese Flutwelle ausgelöst haben könnte? T'Kara was meinst du?" Erneut sendete Helen eine Nachricht an die Ivory.......

Llewella versuchte ein schiefes Grinsen. "Nay, ich habe keine Ahnung! Obwohl... vielleicht war es dieses ... Ding ... welches wir gesehen haben, als wir K'ano 'verloren'. Groß genug wäre es, um eine solch gigantische Flutwelle auszulösen..."

T'Kara hob eine Augenbraue. "Was für ein 'Ding' meinen Sie?"

"Als wir die dritte Probe zogen, kam so ein riesengroßes Wesen vom Himmel geschwebt, sah aus wie ein terranischer Manta, falls Sie die kennen. Nur noch um einiges größer. Es sah so aus, als könnten diese Wesen im und außerhalb des Wassers existieren...

Verdammt, Helen, warum bekommen wir keinen Kontakt mit dem Schiff?"

Die Spanierin zuckte nur unglücklich mit den Schultern und versuchte weiter, die Ivory zu erreichen.

Llewella überlegte inzwischen, wo das Shuttle denn seinen Medikit haben könnte. Es wäre nicht das Schlechteste, wenn sie sich ein schmerzstillendes Spray auf diesen Arm sprühen könnte...

Plötzlich hatte sie einen Gedanken: "Äh, Helen, was meinst du: Wenn das Comsystem der Ivory nicht funktioniert, vielleicht funktioniert irgendeiner von den tragbaren Communicatoren? Ich bin ja kein Techniker, aber vielleicht sind diese beiden Systeme nicht gerade aneinander gekoppelt, so daß sie unabhängig voneinander funktionieren können. Meinen Communikator fressen leider gerade die Fische, also könntest Du vielleicht...?"

--- Ivory, Brücke - inzwischen

Während Classic wieder an dem Computerkern arbeitete, war Pormas schon mit den Sensoren beschäftigt, die bei weitem nicht so präzise wie gewohnt funktionierten.

Auch war er eigentlich kein Experte in solchen Dingen, aber eines gaben sie zu verstehen: Die Station war weg, oder zumindest so gut wie.

Aber da, ein Shuttle! Er war erleichtert, hatten es Helen und die Anderen wohl geschafft zu fliehen. Nach dieser Erkenntnis fokussierte er die Sensoren auf den Frachter.

Dieser hatte seine Schilde gesenkt. Zwar gab ihm der Computer noch keine Auskunft darüber, aber der Südländer vermutete, daß die Cardassianer versuchten die Überlebenden mit ihren Transportern zu bergen.

Classic arbeitete fieberhaft. Der Kern lief wieder, der schwierigste Teil war gelaufen. Jetzt stand nur noch die Aufgabe vor ihm, die verschiednen Subsysteme zu synchronisieren und untereinander zu verbinden - Eine nicht ganz triviale Aufgabe, rechnete man mit, wie alt teilweise die Systeme der Ivory waren.

Instinktiv arbeitete sich der Chipman durch einen Wust von dreidimensionalen Darstellungen, in denen er die verschiedensten Konstrukte untereinander mit Linien der verschiedensten Farben verband. Der Mund setzte sich in Bewegung : "... Transporter ... check ..."

...08:57 Die Flutwelle brach über die Station herein.

Das war sie. Die einzige Chance, die sie hatten. Eilig scannte Pormas jedes Deck des Frachters ab. Unter normalen Umständen hätten die Cardassianer den Scan sofort gemerkt, aber zur Zeit waren sie wohl zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als das sie ihre Aufmerksamkeit auf die Ivory richten würden.

Das würde aber nicht mehr lange so bleiben.

Mit der jetzigen Leistung der Sensoren, war es unmöglich Lebenszeichen auszumachen, also beschränkte er sich auf das, was sie noch gerade noch orten konnten.

Collins Communikator. Wenn Collins ihn geschnappt hatten, dann würden sie fortan mit offenen Karten spielen, schließlich waren es keine Romulaner. Daher würden sie sich nicht die Mühe machen seinen Communicator zu zerstören. Ihn mit ein paar Schlägen dem Träger abzunehmen und dann in die Ecke zu schmeißen, war eher deren Mentalität.

Aber Pormas hatte keine Zeit für einen Vollscan des Schiffes. Also beschränkte er die Suche auf die Mittleren Decks. Cardassianische Architektur war darauf ausgerichtet, daß was sie haben nicht mehr herauszugeben. Daher war das ungefähr Zentralste auf jedem cardassianischen Schiff der Zellentrakt.

'Bingo!', kam es dem Halbspanier durch den Kopf. Deck 5. Sektion 4. Jetzt mußte nur noch ein geeigneter Platz zum beamen gefunden werden.

Nervös strich sich Pormas durch sein immer noch feuchtes Haar. 'Quartiere, Stationen, Frachträume... ja das ist es!' Schnell prägte er sich den 150 Meter langen Weg ein. Denn gerade lief auf so einem Schiff ohnehin nie etwas, daher waren auch die Gänge alle sehr verwinkelt.

Classic riskierte inzwischen einen kurzen Blick auf die Sensordaten der Ivory, die noch lange nicht die volle Präzision wieder erreicht hatten. Da war definitiv ein Shuttle, knapp über der Wasseroberfläche. Es stand unter Energie. 'Gut.' Er startete eine Ebene 1 Diagnose der Sensoren, dies würde die gröbsten Fehler von Hand korrigieren und ihm Anhaltspunkte für die weitere Feineinstellung liefern. Er ließ diesem Prozeß seine Ruhe und widmete sich dem letzten Teil seiner Priorität-1 Liste. Er aktivierte die Feuerleitsysteme der Phaserbänke und des Photonentorpedo-Systems. Die Grundsoftware war da, er verband die Eingaberoutinen mit dem Sensorgitter. "... Waffen: Phaser ... und Torpedos ... check ..." Die einzelnen Deflektorgitter waren schlecht synchronisiert, aber das war ein Detailproblem des Maschinenraums " Schilde check ... " 09:14

Ein wichtiges Detail rundete die Primärsysteme ab - er reaktivierte die Lebensversorgung und die internen Sensoren. " Lebenserhaltung check, Primärsysteme online."

Ein blinkendes Lautsprechersymbol zeigte Subraumaktivität im Kommunikationsband an - das Shuttle versuchte wohl, die Ivory zu kontakten. Der Ruf endete in den Subraumempfängern, da die Datenleitungen zur Brücke noch offline waren. Vier neongrüne Linien später war auch dieses Problem gelöst. " ... Kommunikation check ..." 09:29.

Er war fast soweit, noch einige Kleinigkeiten, und die Ivory war wieder am Leben. Dinge wie Holodecks konnte noch warten. Ein letzter Befehl initiierte eine komplette Ebene 2 Diagnose des Kerns, diese würde noch vorhandene Inkonsistenten - auch wenn Classic dies als sehr unwahrscheinlich erachtete - finden und eliminieren.

Dann öffnete er die Augen und atmete tief durch, während der Chipman sich auf seinem Sessel zurücklehnte und zu Martengh umdrehte. "Sir, Primär- und Sekundärsysteme sind online. Alle nicht akut benötigten Tertiärsysteme wie die Holodecks oder die Replikatoren des Krell's sind derzeit noch nicht aktiv, aber das kann der Maschinenraum für uns erledigen.

Warp und Waffen sollten auf gewohnter Effizienz arbeiten, das Sensorsystem und die Deflektoren sind etwa auf 75%, da fehlt es noch an der Synchronisation der einzelnen Geräte, das werde ich in den nächsten Minuten weitestgehend noch beseitigen können. Ansonsten ist die Ivory wieder am Leben, und der Core reagiert so wie er sollte. Mission erfüllt."

Die Uhr war bei 09:41 stehengeblieben, noch während er Martengh Bericht erstattete, erschienen einige weitere Zeilen unter dieser Uhr:

>>Out-Band connection still open, cloak program active. Connection is hidden from main process management, running in Core Mode. Kernel Trap used. Rerouting Connection to encrypted channel. Channel hidden from communication subsystem.<<

>> SYSWATCH>>> In-Band connection via Subspace Datalink established. Connection nominal, Latency 02.781 ns.<<

Einige weitere Kommandos kopierten alle Sensoraufzeichnungen über die cardassianische ... er korrigierte sich ... die ehemalige cardassianische Station in eine biometrisch verschlüsselte Datei auf seinem Zimmerterminal. Man weiß nie, wann man wertvolle Informationen benötigen kann...

"Gut gemacht Classic", unterbrach Pormas Martengh, ehe dieser antworten konnte. "Collins und Shania sind auf dem Frachter, ich habe sie lokalisiert und unsere Transporterdaten darauf eingestellt.

Wir werden in einem Frachtraum rematerialisieren. Aufgrund der derzeitigen Lage wird es keinen Eindringlingsalarm geben und selbst wenn, werden die eh nicht darauf achten, die haben genug mit sich selbst zu tun.

Wenn wir ankommen gibt es nur eine Sache die Sie tun müssen:", Pormas schaute den augenscheinlich leicht aus der Bahn geworfenen Classic eindringlich an, "Sie müssen dafür Sorgen, daß wir zurückbeamen können! Die Schilde müssen unten bleiben, koste es was es wolle!" Innerlich verstrichen die Sekunden vor dem inneren Auge des Südländers.

Hastig drehte er sich zu Martengh um, der ihn nur verblüfft anstarrte. "Halten Sie uns mit dem Transporterstrahl erfaßt. Jetzt ist unsere einzig verbliebene Chance, die wir haben!" Ohne den Sicherheitschef einer weiteren Erklärung zu würdigen, gab er den nächsten Befehl. "Computer, Energie!"

Und schon verschwamm die Brücke der Ivory, die sie vielleicht nie mehr sehen würden.

--- Frachter Grounol, Arrestzellen, inzwischen

Jack zwang sich ein schmerzhaftes Grinsen ab. "Keine Angst, rein theoretisch müßte die Kavallerie schon unterwegs sein!", sagte er aufmunternd. 'Es sei denn, die drei Frauen haben es nicht geschafft und mein aktivierter Communicator wurde entdeckt', dachte Jack und sah sich um.

"Von hier sollten wir aber verschwinden!", sagte Collins. Immer noch ziemlich benommen versuchte er aufzustehen. Eigentlich hatte er überhaupt keinen blassen Schimmer, wo er sich befand. Entweder tief in der Station, oder...

"Warten Sie, ich helfe Ihnen!", Shania zog Jack mit hoch und sie näherten sich dem Energieschirm vor ihrer Zelle. "Wie wollen Sie denn hier rauskommen?", fragte Shania ungläubig.

Collins versuchte um die Ecke zu sehen und den Öffnungsmechanismus zu erspähen. Draußen auf den Gängen wurde es immer turbulenter, vereinzelt hörte man jetzt auch Phaserfeuer. "Wir sollten uns beeilen, die haben nicht mal eine Wache hier stehen."

Jack drehte sich zurück zur Zellenwand und versuchte sich zu konzentrieren. "Manchmal kann ich zaubern!", sagte er lächelnd. 'Scheinbar aber auch wirklich nur manchmal!', dachte er. Seine Sinne waren noch viel zu benebelt um das nötige Maß an Konzentration zu erzeugen. "So ein Elend!", murmelte er.

"Sie können Cardassianer herbeizaubern...!" Shania sah ängstlich hinter den Energieschirm und Collins drehte sich auch dorthin, um sogleich in eine Phasermündung zu sehen.

"Hallo meine Herrschaften! Ich glaube, es ist Zeit! Nehmen Sie Abschied, Collins!" Breitbeinig mit einem unglaublich arroganten Grinsen stand Cordis vor Ihnen. Sein Finger bewegte sich auf den Öffnungsmechanismus zu.

"Ja, Cordis, nehmen Sie endlich Abschied von Collins!", sagte eine dunkle rauhe Stimme hinter Cordis. Jack konnte nicht sehen, wer da hinter Cordis im Schatten stand.

Cordis drehte sich nun erschrockien, blitzschnell um und versuchte zu schießen, wofür er aber in einer eindeutig schlechteren Position war. Lautlos sackte er in sich zusammen, nachdem der Energiestahl sich in seinen Körper gefressen hatte.

Ein Cardassianer trat an die Zellenöffnung und deaktivierte den Energieschirm. "Na, Jack, siehst nicht gerade so gut aus!" Collins spürte einen Stich und anschließend ein leises Zischen an seinem Hals. Fast schlagartig konnte er wieder klar denken.

"Du? Du, elender Mistkerl! Ich sollte dich umbringen, Zar'kon!" Jack war außer sich. "Was spielst du hier eigentlich für ein Spiel?"

Zar'kon drückte Collins ein Padd in die Hand. "Lies es, ich habe es aus Gul'Danoths privaten Dateien. Dieser Idiot ist krank, es ist Zeit einen Schlußstrich zu ziehen. Du warst mein Schlüssel zum Frachter. Ich habe dich mit hochgebracht und als Danoth mit dir beschäftigt war, habe ich ein wenig geschnüffelt." Dann erzählte er Collins von der Flutwelle und dem Wesen.

"Als er sich weigerte die Besatzung zu evakuieren, hatte ich ein paar Leute mehr hinter mir. Nun sind wir dabei das Schiff zu übernehmen. Leider sind trotzdem aber eine Menge ums Leben gekommen", fuhr Zar'kon fort. Er drückte Shania und Jack einen Phaser in die Hand. "Ich weiß nicht, ob Gul'Danoth noch lebt, also solltet ihr euch verstecken, bis wir alles unter Kontrolle haben, okay?"

Collins sah zu Shania, die nickte. Dann wandte er sich wieder an Zar'kon. "Falls ich Danoth treffe, soll ich ihm etwas ausrichten?"

"Ja", antwortete Zar'kon. "Schicke ihn zur Hölle, mit freundlichen Grüßen von meiner Tochter. Dann weiß er, warum er stirbt!"

--- Frachter Grounol, ein Frachtraum

Classic wurde von Pormas' plötzlicher Aktion förmlich überfahren. Er hatte gerade noch Zeit aufzustehen (es gibt nichts Schlimmeres, als in sitzender Haltung zu rematerialisieren) und sich selbst dafür zu danken, daß er denn sein kleines Computereinbruchs-Set, bestehend aus Kabelsplitter und einem Subraumtransceiver, immer am Mann hatte...

Die Umgebung des Frachtraumes nahm Formen an. Ein dunkler Frachtraum, der von mehreren rhythmisch dunkelrot pulsierenden Alarmleuchten erhellt wurde. Im ansonsten nicht beleuchteten Raum standen viele Kisten - wie das halt in Frachträumen so üblich war. Die schwarzen Augen des einen Cardassianers brauchten nur wenige Sekunden, um sich auf die Lichtverhältnisse einzustellen - die Wahrnehmung wurde von einem kleinen Expertenprogramm automatisch in das Niederfrequenzband verlagert. Die Farben verschwanden, aber dafür war es für Classic jetzt ziemlich hell.

Die Uhr begann erneut zu laufen, 00:05

Er wandte sich an Pormas, sich zusammenreißend um nicht ihn nicht laut anzufahren: "Das ist also Ihre Professionalität, ja? Innerhalb von 10 Sekunden blind ins Verderben springen? Machen Sie das nicht nochmal mit mir." Wortlos drehte er sich um und ging an der Wand entlang, sich auf sein Implantat konzentrierend. An mehreren Stellen konnte er die Subraumstreustrahlung von Datenleitungen entdecken. Er entschloß sich für eine der etwas größeren. "Geben Sie mir Deckung, ich brauche 30 Sekunden." - die schlichte Anweisung eines Mannes, der Operationen dieser Art nicht zum ersten Mal durchführte.

Classic begann eine Abdeckung von der Wand zu lösen. 'Ganz ruhig jetzt. Konzentriere dich.'

Sein Verstand gewann wieder die Oberhand, er arbeitete jetzt konzentriert. Es gibt keine Probleme, nur Lösungen war jetzt der Wahlspruch. Die Innereien eines Kabelschachtes lagen vor ihm. Routiniert fand er die Datenleitung, die einen lokalen Knotenprozessor "nach unten" verließ. Sekunden später war das Kabel gesplittet, der Subraumreceiver eingeklinkt. Im gleichen Moment erschienen vertraute Anzeigen in Classics Sichtfeld, die dreidimensionale Darstellung nahm wieder sein Sichtfeld ein.

Auch die cardassianischen Systeme waren Classics Angriffen nicht gewachsen. Keiner der Knoten, die er in unmittelbarer Umgebung fühlte, war auch nur annähernd der Präsenz seiner Programme bewußt - die Abwehrmaßnahmen gingen nach außen, nicht nach innen. Er plazierte einen Watchdog im Transceiver. Seine Aufgabe war es, Authentifizierungsvorgänge abzufangen und zu duplizieren. Das Spiel konnte beginnen.

Der Chipman öffnete die Augen und wandte sich Pormas' zu. Sein Blick schien direkt durch Pormas durchzugehen und in der Unendlichkeit zu enden. "Ich werde jetzt die internen Sensoren angreifen und unter meine Kontrolle bringen. Die Brücke sollte nichts davon mitbekommen, da ich lediglich einige Signale filtern und unsere Ziele suchen werde. Von jetzt an zählt jede Sekunde, lange kann auch ich die Systeme hier nicht unbemerkt beeinflussen."

Der Watchdog hatte mittlerweile mehrere Benutzer-Logins mitprotokolliert, ein System konnte Classic aus diesen Daten recht leicht herauslesen. Der schwierige Teil war es, sich den ersten Zutritt zu verschaffen, indem er eine dieser Anfragen umleitete und für sich nutzte. Der betreffende Benutzer würde den Zugriff verweigert bekommen, während er die Verbindung für sich selbst nutzen würde.

'Ein kleines Angriffsprogramm für diesen Zweck sollte es tun', überlegte Classic. Gesagt - Getan. Wer auch immer sich jetzt über einen Computerfehler ärgerte... hoffentlich war es kein zu paranoider Cardassianer.

'Hoppala, das ist ja nicht dumm. Eine ID aus der Sicherheitsecke. Das vereinfacht die Sache natürlich ein wenig...'

Mit einer gültigen Kennung dieser Art war der Rest ein Kinderspiel. Einige kleine Änderungen in seiner Authentifizierung und er war bei den internen Sensoren angelangt. --- 00:39 --- Die neue Aufgabe war relativ einfach, er filterte die Biosignale von ihm und Pormas aus den Sensordaten heraus, fügte dafür einige Meßfehler hinzu, die dem routinierten Beobachter einen Fehler in der Sensorelektronik zwei Decks weiter suggerieren sollten. Er begann mit einem Scan des Schiffes während er Pormas informierte: "Die Zeit läuft, ich gebe uns noch fünf Minuten, bis alles auffliegt. Interner Scan läuft, unsere Biosignale sind aus den Sensoren gefiltert."

--- Frachter Grounol, interne Sicherheit

Der stellvertretende Sicherheitsoffizier Kralanol starrte verwundert auf seine Station. Zuerst war da ein Eindringlingsalarm Mittschiffs, nicht genau lokalisierbar durch die hektische Transporteraktivität. Daraufhin hatte er einen Scan dieses Segmentes auf Anomalien gestartet und den Eindringlingsalarm zunächst deaktiviert.

Der Computer fand in Frachtraum 4C zwei nicht identifizierte Bioformen, die da eigentlich nicht hätten sein dürfen. Er initiierte daraufhin einen Detailscan und die Reaktion des Computers darauf war überraschend:

### Internal System Error --- Packet Loss Detected ###

Die Kontrolle der Internen Sensoren setzte sich daraufhin zurück. Er setzte erneut die Anforderung für den Detailscan ab. Der Computer benötigte einige Sekunden um darauf zu antworten, was Kralanol noch weiter verwirrte. Eine erklärende Meldung erschien:

### Checksum Mismatch Internal Sensor Software - Reset complete, System nominal ###

Der Frachtraum war leer. 'Seltsam Seltsam...'

Er aktivierte die Sekundären Systeme der Internen Sicherheit und begann damit, die Ergebnisse der Primärsysteme gegenzuchecken. Kralanol war von Natur aus mißtrauisch. Und mit einem terranischen Schiff im Orbit war alles möglich.

--- Frachter Grounol, Frachtraum 4C

"Bingo. Pormas, wir sind ganz in der Nähe unseres Zieles. Zwei terranische Lebensformen, rechts raus, ein Deck nach unten, dann 17 Meter den Gang entlang und wir stehen vor dem Zellenblock. Ach ja, die Kontakte bewegen sich", sagte Classic, während er die Abdeckung mit der angezapften Leitung wieder einrasten ließ. Ein kurzer Blick, ja, es sah gut aus. Daß würden sie auf die Schnelle nicht finden, wenn sie danach suchten.

Pormas war bereits Richtung Tür unterwegs und Classic beeilte sich, ihm hinterherzukommen. Die Uhr zeigte 01:27 als ein Alarm durch das Schiff schrillte...

--- Frachter Grounol, Arrestzellen

Nachdem sich Shania vergewisserte hatte, daß der Phaser in ihrer Hand nur auf Betäubung gestellt war, freundete sie sich mit dem Gedanken an, bei der Rettung etwas mitzuhelfen. Es war ein schönes Gefühl nicht ganz wehrlos zu sein, falls Gul'Danoth plante sie das nächste Mal zu besuchen. Was ihr jedoch nicht gefiel war die Möglichkeiten, die sie hatten.

Die Amerikanerin sah zu wie Zar'kon nach einem kurzem freundschaftlich wirkenden Schlag auf Collins Schulter, wie ein Schatten aus dem Raum verschwand. Gleich darauf hörte sie draußen wieder Phaserfeuer und Schreie. Lediglich, die deaktivierte Arrestzelle und die Phaser in ihren Händen deutete darauf hin, daß er eben noch hier gewesen war und es kein Traum war.

"Ich hoffe, wir können Ihrem Cardassianerfreund vertrauen", meinte Shania nachdenklich und ließ die Tür für keinen Moment aus den Augen, für den Fall, daß sie überraschend Besuch bekamen. "Wollen Sie hier warten oder sollen wir? Dann bliebe nur noch das Problem, daß wir keinen Plan von diesem Schiff haben und als Nicht-Cardassianer hier auffallen wie zwei Ferengi auf einem Bird of Prey. Angenommen wir schaffen es trotzdem uns durchzuschlagen...

Sollen wir uns zu den Transportern durchschlagen und darauf vertrauen, daß die Ivory ihre Schilde nicht oben hat und dieser Frachter ebenfalls in keinem ungünstigen Augenblick die Schilde nach oben fährt? Oder wollen wir zu den Shuttles? Wobei es schwer werden wird, das Schiff unbehelligt zu verlassen und dort die meisten Kämpfe sein werden. - Sehen Sie mich nicht so an. Ich kann kein Shuttle fliegen."

Shania machte zwei Schritte in Richtung Tür und stöhnte dann leise auf. Geschickt hatte sie bisher die Tatsache überspielt daß sie gebrochene Rippen und möglicherweise innere Verletzungen hatte. Denn jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt um sich um Wunden zu kümmern, wenn man sich auch noch künftig um welche sorgen wollte. So biß sie die Zähne zusammen, atmete tief durch und konzentrierte sich wieder auf ihre Aufgabe. Es gelang ihr trotz der Schmerzen bis zur Tür zu gelangen ohne sich etwas anmerken zu lassen.

"Es ist nichts, Mister Collins", meinte sie kurz angebunden, als sie sein besorgtes und fragendes Gesicht bemerkte und brachte sogar ein Lächeln zu Stande. "Gehen wir jetzt? Oder wollen Sie hier bleiben?"

In diesem Moment öffnete sich die Tür und die Wachablöse erschien. Shania kannte den Mann. Darlak. Ihm hatte sie eine der gebrochenen Rippen zu verdanken, weil sie ihm für seine Aufdringlichkeit ins Gesicht gespuckt hatte. Ihre Schmerzen waren plötzlich vergessen.

Sofort schien er die Situation zu erkennen und richtete seinen Phaser auf Collins. Instinktiv reagierte Shania und trat mit ihrem Bein gegen seinen Schußarm. Der Schuß löste sich, aber er traf eines der Schaltpulte, bevor die Waffe seiner Hand entfiel.

Wutentbrannt versuchte Darlak sich auf Shania zu stürzen, welche den Phaser mit beiden Händen über ihrer rechten Schulter hielt und einmal um ihre eigene Achse wirbelte, bevor die Waffe mit voller Wucht gegen die linke Schläfe des Cardassianers krachte. Er ächzte auf, sah sie ungläubig an und fiel dann wie ein gefallener Baum.

Die große Frau wandte sich zu Collins, der sie unverwandt und etwas verblüfft anstarrte.

"Über 10 Jahre intensives Squash-Training", sagte sie grinsend und blies sich eine vorwitzige Strähne aus der Stirn.

--- Aridion, Shuttle

"Daran hätte ich auch denken können", brummte Helen und man merkte an ihrem Tonfall, daß sie sich über sich selbst ärgerte.

'Wie dämlich muß ich sein, um das vergessen zu können. Wenn mir so ein Fehler nochmal passiert, quittiere ich meinen Dienst und werde meinen Unterhalt mit Socken stricken verdienen', dachte sie säuerlich.

"T'Kara können Sie bitte die Anzeigen im Auge behalten, während ich den Communikator umbaue? Der Autopilot des Shuttles ist eingeschaltet. Es besteht also keine Absturzgefahr. Versuchen Sie bitte auch weiterhin die Ivory zu erreichen." Die Spanierin stand auf und überließ der Vulkanierin den Platz des Piloten.

Kopfschüttelnd holte sie sich das benötigte Werkzeug aus einer Kiste und brachte es zu Llewella. "Ich muß sagen, daß du eine verdammt gute Idee hattest. Hoffen wir mal, daß sie auch so umzusetzen ist, wie wir uns das vorstellen. Dabei fällt mir etwas ein...."

Vor sich hin murmelnd wandte sich Helen ab und verschwand in einer Ecke des Shuttles. Kurz darauf kam sie breit grinsend mit einem Kasten unter dem Arm zurück.

"Ich denke, du hast bestimmt nichts gegen ein schmerzstillendes Mittel und einen ordentlichen Verband einzuwenden, bis dich Doktor Korent genau unter die Lupe nehmen kann." Vorsichtig begann die Südländerin ihre Kollegin zu verarzten und legte schließlich zufrieden den Verband an.

"Ist vielleicht ein bißchen veraltet, aber im Moment habe ich nichts Besseres zur Hand. Hat mir die Zeit bei Starfleet doch ein wenig genutzt. Ich mache mich jetzt an die Arbeit. Versuch bitte nicht in Ohnmacht zu fallen oder etwas ähnlich Dramatisches, okay?"

Konzentriert beugte sich die Technikerin über den Communicator und begann eine Weile daran herumzuwerkeln.

"So, ich würde sagen, wenn ich in während meiner Ausbildung nicht geschlafen habe, wird sich gleich jemand auf der Ivory sehr freuen uns zu hören. Ich habe den Communicator so umgebaut, daß er unsere Nachricht an alle an Bord weiterleitet. Irgend jemand muß uns dann hören und vielleicht haben wir Glück und man kommt uns ein Stückchen entgegengeflogen", verkündete Helen vergnügt, während sie das kleine Gerät wieder verschraubte.

"Ich mache jetzt den Test. Drückt mir die Daumen.

Ramirez an Ivory. Hallo hört ihr uns?"

--- Frachter Grounol, Arrestzellen

Collins staunte nicht schlecht, erst die ganzen Fragen, dann brach sie unter Schmerzen fast zusammen und nun schlug sie mal so eben einen Cardassianer nieder. 'Was für eine Frau!'

"Nicht schlecht, Miss Twillian!" Jack hob die Waffe des Cardassianers auf und steckte sie ein. " Tja, was sollen wir machen? Einen genauen Plan habe ich im Moment nicht, aber verstecken möchte ich mich auch nicht. Vielleicht sollten wir Zar'kon unterstützen." Jack sah Shania an. "Aber nur wenn es geht! Sie sind ziemlich angeschlagen, nicht wahr?"

Shania senkte ihren Blick, sagte aber nichts. Collins nickte. Er mußte sie so schnell wie möglich auf die Ivory bringen, egal wie!

"Eigentlich ist Zar'kon vertrauenswürdig, er hat nur eine komische Art es zu zeigen", unterbrach Collins die Pause und rieb sich sein noch immer schmerzendes Kinn. "Ohne ihn wären wir sicher schon tot."

Außerdem würde ich gerne noch einmal zu dem Vernehmungszimmer. Dort liegen noch ein paar Sachen, die ich nicht unbedingt hier lassen möchte, einschließlich meines Communicators, den könnten wir bestimmt brauchen." Jack dachte dabei aber hauptsächlich an seinen siganesischen Codeknacker, der ihn zu fast jeden System Zugang verschaffen konnte. Die Technik stammte nicht aus diesem Universum und sollte nicht in fremde Hände fallen.

"Normalerweise ist ein Vernehmungsraum immer dicht bei den Zellen. Die haben bestimmt keine Lust einen Körper wie den meinen über mehrere Decks zu schleifen. Leider war ich ohne Bewußtsein, als ich in Ihre Zelle kam, wissen Sie wo wir den Raum finden könnten?" Jack sah Shania fragend an.

--- Frachtraum 4C

Sieben Meter vor der Tür kam es Pormas plötzlich in den Sinn. Schnell drehte er sich zu dem hinter ihm herkommenden Terraner um.

"Sagten Sie, sie bewegen sich?", fragte er ungläubig. Verdutzt nickte Classic bejahend. "Ich habe uns aus gutem Grund hierher transferiert. Auf diesem Deck sollten die eigentlich in einer Arrestzelle schmoren. Das Einzige, was passiert sein könnte, ist, daß der Communicator von Collins tatsächlich eine Etage höher liegt, aber es müßte unmöglich sein, daß sie sich bewegen!"

Fieberhaft überlegte der Südländer. 'Sie müssen es geschafft haben, aber was ist ihr Ziel?'

"Classic, finden Sie heraus, wohin die wollen, Transporter oder Shuttlerampe oder sowas in der Art. Und richten Sie es mit Ihren komischen Apparillos so ein, daß Sie immer wissen, wo sich die Beiden aufhalten!"

Zwar verzog er das Gesicht, aber Classic begab sich wieder an die Kontrollen. Pormas wollte die Zeit schon einmal an der, wie auf den meisten cardassianischen Schiffen, schlecht klangisolierten Tür zum Horchen nutzen.

Genau in dem Moment öffnete sie sich und zwei Cardassianer stürmten unter Phaserfeuer in den Frachtraum. Sofort drehten sich die beiden beschossenen Neuankömmlinge um und verriegelten hinter sich die Tür.

Die beiden getürkten Cardassianer verharrten ebenfalls. Sie gaben keinen Ton von sich, während die Anderen damit beschäftigt waren, die Tür unbrauchbar zu machen.

Die beiden Terraner hätten vermutlich eine Chance gehabt, sich unbemerkt zu verstecken, da es ziemlich dunkel in dem Frachtraum war. Aber plötzlich unterbrach Pormas die Stille, da ihm die Erkenntnis kam, daß eine verrammelte Tür eine unbrauchbare Tür war. Und wie kämen sie sonst heraus?

"Halt! Hören Sie Beide auf damit, im Namen des Obsidianischen Ordens!", bellte er den Beiden auf Cardassianisch zu. Verdutzt blickten die beiden Angesprochenen zu ihm herüber.

Zwar wußte der Südländer beim besten Willen nicht, warum auf die Beiden geschossen wurde, aber das war jetzt zweitrangig. Wichtig war nur, daß der einzige Ausgang aus diesem Raum nicht versperrt wurde.

Nach ein paar Sekunden der beklemmenden Stille fing einer der Beiden an zu grinsen und hob ganz leicht seinen Phaser, während der Andere ebenfalls mit einem stupiden Grinsen anfing zu sprechen...

"Haben Sie", Sie schienen Classic nicht bemerkt zu haben, "etwa nichts mitbekommen?", fragte der linke Cardassianer leicht spöttisch, "Wir haben das Schiff schon so gut wie unserer Hand, ergeben Sie sich lieber. Wir pfeifen auf den Orden und auf die gesamte Cardassianische Union!"

"Und außerdem...", wollte gerade der Zweite einen Satz beginnen, aber er kam gar nicht mehr dazu, ihn zu beenden.

Schneller als die Beiden und auch Classic gucken konnten, hatte Pormas zwei versteckte Phaser aus seinem Gürtel gezogen und beide mit zwei wage gezielten Schüssen ausgeschaltet. Nun grinste der Südländer vor sich hin, als er sich zu seinem staunenden Kollegen umwandte.

"Und finden Sie endlich mal heraus, wer gegen wen revoltiert! Ich will wissen, welche Seite das Kommando hat!" Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, schon standen drei neue Cardassianer in der wieder geöffneten Tür.

Augenscheinlich waren es die Gegner der ersten Besucher gewesen, denn sie ließen ihre Waffen bei dem Anblick der toten Deserteure sinken. Fragend blickten sie den Schützen an. Dieser hatte nur eine Wahl, um die Drei zu verscheuchen, wenn sie nicht auffliegen wollten.

Sie zusammenfalten.

"Was fällt Ihnen eigentlich ein, mich auf diesem Schiff stören zu lassen! Der Gul hat mir versichert, daß ich hier meine Ruhe hätte! Wehe, Sie oder irgend jemand Anders stört mich noch einmal! Ich denke, es ist Ihre Aufgabe mich vor allen Störungen zu bewahren, oder?", donnerte Pormas in seinem besten Cardassianisch zu den drei ziemlich geschockten Soldaten herüber.

"Sie sehen ja, was mit Störenfrieden passiert!" Mit diesen Worten wies der Südländer auf die beiden scheintoten Cardassianer auf dem Boden. "Das nächste Mal ist es mir egal, ob derjenige meutert oder nicht, haben wir uns verstanden?!?"

Wie geknickte Schulkinder entschuldigten sich die Drei und verließen zügig den Raum. Das waren die Vorteile in einem Militärstaat. Jeder hatte Angst vor dem Ranghöheren und sagte lieber nichts, bevor er widersprach.

Leicht außer Atem drehte Pormas sich wieder zu Classic um. 'Was geht hier nur vor sich? Warum meutern die Leute hier? Wir können uns nicht ewig verstecken!', war sein Entschluß.

"Classic, egal wieviel Informationen Sie jetzt haben, finden Sie raus wo Shania und Collins sind und dann hauen wir ab! Wir müssen so schnell wie möglich raus hier!"

--- Ivory, Brücke

Martengh war alleine auf der Brücke und machte sich Sorgen. Die Rettungsaktion war schlimmer verlaufen als selbst er es sich ausgemalt hatte, und das hieß einiges.

Jedenfalls bezweifelte er, daß der Plan es vorgesehen hatte, die gesamte Station zu vernichten, ein Mitglied des ersten Außenteams in die Gefangenschaft und dann das zweite Außenteam auf den fremden Frachter zu schicken.

Und Shania war immer noch bei den Cardassianern...

Der Sicherheitschef hoffte, daß das Shuttle wenigstens mit dem kompletten Rest des ersten Außenteams besetzt war. Offenbar hatte es rechtzeitig starten können, aber eine Kommunikation hatte er bisher noch nicht zu Stande gebracht.

Bis jetzt.

Plötzlich ertönte sein Communicator und Ramirez' Stimme meldete sich.

"Hallo hört ihr uns?"

Martengh antwortete sofort und sagte: "Klar und deutlich. Einen ausführlichen Bericht hätte ich später sehr gerne, für jetzt möchte ich nur die wichtigsten Daten im Telegrammstil. Ich bezweifele, daß wir noch viel Zeit haben."

--- Aridion, Shuttle

"Collins ist gefangen genommen worden. Ich vermute man hält ihn für einen Sternenflottenspion. Llewella wurde bei der Flucht angeschossen, aber es geht ihr ausgezeichnet, wenn man von dem Streifschuß absieht. Die Station existiert nicht mehr. Sie wurde von einer Flutwelle unbekannten Ursprungs vernichtet.

Wir hoffen, daß sich Collins und auch Shania auf dem cardassianischen Schiff befinden, das sich im Orbit von Aridion befindet. Wir sind auf dem Weg zur Ivory. Bereitet besser die Krankenstation für Llewella vor. Ramirez Ende."

'Hoffentlich hat es auf der Ivory nicht auch solche Schwierigkeiten gegeben', dachte sich die Spanierin und strich sich ungeduldig eine Locke aus der Stirn, während sie auf Antwort wartete.

--- Ivory, Brücke

Martengh hatte gerade den Mund geöffnet, um Ramirez zu informieren, als sie durch die Worte 'Ramirez Ende' die Verbindung unterbrach. Schnell scannte er das Shuttle, um einen möglichen Notfall zu entdecken.

Die Anzeigen wiesen jedoch keine Besonderheiten auf. Deshalb reagierte er statt dessen auf ihre Bemerkung Llewella betreffend und aktivierte seinen Communicator, ohne zu wissen, daß er damit in ein Bronknest stach.

"Martengh an Dr. Korent. Das Außenteam hatte einige Schwierigkeiten, mindestens eine Person ist verletzt. Streifschuß. Aber bereiten Sie sich besser auf mehr Arbeit vor."

Die Stimme der Ärztin war kühl und beherrscht: "Verstanden. Danke für die Ankündigung, aber ich bin IMMER auf ALLES vorbereitet. Korent Ende..."

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