Ivory Cronik 15

Ruhe vor dem Sturm

--- Irgendwo am Ende eines Spiralarmes unserer Milchstraße.

"Die Siedlung ist nun fertig", sagte Ra'an zu seinem Freund. "Es ist an der Zeit Abschied zu nehmen, für uns wohl für immer, für Norj'arja wird es nicht lange dauern." Ra'an sah hinauf in den Himmel, wo ein riesiger Körper etwa fünfhundert Meter über den Boden schwebte.

Die Form dieses Körpers hatte Ähnlichkeit mit den irdischen Mantas, nur erheblich größer. Die Farbe war je nach Sonneneinstrahlung, grau bis braun. Es lebte! Und alle Wesen, die es bewohnten nannten es Norj'arja, das war eine alte Sprache und bedeutete: 'Das lebende Schiff'.

Norj'arja liebte diese Wesen. Es beherbergte schon Generationen von ihnen und sie ergänzten sich hervorragend. Es waren Forscher und ihre Rasse war schon sehr alt, sie bezeichneten Norj'arja als einen Organsegler.

Sie reisten viel durch das Universum dabei benutzten sie sogenannte Streams. Das waren unheimlich energiereiche Gravitationsstränge, die sich quer durch das Universum schlängelten, ähnlich wie Blutadern durch einen Körper. Dabei konnten sie Geschwindigkeiten erreichen, die weit jenseits aller technischen Möglichkeiten lagen. Nur Norj'arjas Art konnte diese Streams aufspüren und nutzen.

Sie hatten schon viel gesehen und erforscht, doch nun war es an der Zeit für Norj'arja, sich um ihre Brut zu kümmern.

Vor vielen Zyklen begegneten ihnen ein anderes Wesen von Norj'arjas Art. Da so etwas höchst selten vorkam, war es klar, daß diese Begegnung nicht ohne Folgen blieb.

Es wurde ein Planet gesucht, auf dem die Wesen, die mit Norj'arja reisten, leben konnten. Zeit bedeutete nichts für Norj'arja. Man glaubte, daß es unsterblich wäre. Also bauten die Wesen in Ruhe eine Kolonie auf und ließen Norj'arja dann ziehen, um sich zu paaren.

Norj'arja legte damals ein Ei auf einem ihm unbekannten Planeten, der Schutz und Nahrung bot.

Und nun mußte etwas geschlüpft sein, das spürte Norj'arja und es war sehr nervös. Mit einer eleganten Bewegung schwebte es aus dem Orbit des Planeten und suchte sich einen Stream. Dann machte es sich auf den Weg. Auf den Weg zu dem Planeten, den man in der Förderation Aridion nannte.

--- Ivory, Marcs Quartier

Nach weiteren zwei Cocktails hatte Marc die kompletten Aufzeichnungen durchgesehen und sich auf einem Padd eine Menge Notizen gemacht. Hauptsächlich nebensächliches Zeug. Aber das Verrückteste war; Cauori arbeitete im Auftrag des 1. Offiziers der Ivory, also Martengh. Martengh hatte anscheinend herausgefunden, daß ein Crewmitglied der Ivory vor etwas längerer Zeit ein Hotelzimmer mit Martenghs Bruder geteilt hatte. Und nach der Ansicht des 1. Offiziers versuchte der Bruder schon seit langem, ihn ermorden zu lassen.

Ob das der Realität entsprach, ließ Marc mal dahin gestellt, aber schließlich gab es an Bord einen Toten; und bekanntlich braucht man dazu dann auch einen Attentäter. Irgendwie mußte das Ganze zusammen hängen.

Marc kratzte sich am Kinn. Ob jetzt wirklich jemand Martengh ans Leder wollte, war ihm eigentlich erst mal schnuppe. Was ihm am meisten Kopfzerbrechen bereitete war, daß Cauori anscheinend einen Hauptverdächtigen gehabt hatte. Aber das wollte er eigentlich nicht so recht glauben.

--- Aridion, Labor

Ohne auf eine Antwort der übrigen Teammitglieder zu warten, drehte sich die Vulkanierin um und trat wieder an ihren Tisch.

Vier Wasserproben standen vor ihr. Gut. Als erstes beschriftete T'Kara die von Llewella überbrachten Phiolen mit dem Wort "Insel". Auf den beiden anderen Behältnissen hatte sie bereits die Bezeichnung "Plateau" angebracht.

Als nächstes bereitete sie die beiden Geräte, die vorhanden waren, vor. Als dies abgeschlossen war, pipettierte die Vulkanierin einige Milliliter der ersten Probe in den Aminosäurenanalysator sowie den 'Qinao'.

Dann wartete sie auf Ergebnisse, die keines der beiden Geräte in kürzerer Zeit als fünf Minuten liefern sollte. Aber es dürfte auch nicht länger als zehn Minuten dauern, sonst stimmte etwas nicht.

Nachdem T'Kara ihre Arbeit abgeschlossen hatte, was nur wenige Minuten in Anspruch genommen hatte, stellte sie fest, daß die anderen drei immer noch im Raum herumstanden.

"Benötigen Sie noch irgend etwas? Ich möchte Sie daran erinnern, daß wir unter Zeitdruck stehen, da der Rückstandsmesser mehrere Stunden für seine Analysen benötigt und wir nicht ewig auf dieser Station sein sollten."

Helen hatte die ganze Zeit über dem Gespräch gelauscht und geduldig gewartet, daß man sich einig wurde.

"Also gut, dann bleibt T'Kara hier. Aber passen Sie bitte gut auf sich auf. Ich möchte Sie ungern suchen müssen. Wenn die anderen dann bitte mit mir zum Shuttle kommen, können wir starten."

Dann machte sich die Gruppe auf den Weg zum Shuttle.

--- Ivory, Brücke

"Ich finde diese Erhöhung nicht nur besorgniserregend. 10 ns können im Warpflug über Leben und Tod entscheiden.

Es könnten viele Gründe für diese Erhöhung der Latenzzeit sprechen. Es wäre offensichtlich, wenn im Kern eine Persönlichkeitssimulation läuft, würde die Entwicklung der Latenzzeit im Vergleich mit dem Verhalten des Computers sehr gut zusammenpassen.

Auf der anderen Seite regt sich mein Instinkt daß das nicht alles sein kann."

Der gleiche Graph, der auch auf Martenghs Schirm leuchtete entstand jetzt auch in der Luft vor Classic - von Martengh durch ein grünliches Aufblitzen in Classics ansonsten starren Augen wahrgenommen. Ein paar Sekunden später war die Relation zwischen dem Flugpfad der Ivory und der Entwicklung der Latenzzeit hergestellt.

"Was ich wirklich verdächtig finde, ist die Tatsache, daß diese Entwicklung genau zu dem Zeitpunkt begann, als wir mit diesem Föderationskahn zusammentrafen.

Das Verhalten des Zentralkerns entspricht dem Grundmuster eines traditionellen Angriffes: Schleuse ein Programm ein, welches kontinuierlich mehr und mehr Rechenzeit anfordert. Versuche, solche Programme zu beenden, enden in der Regel damit, daß ein anderer Teil des Konglomerats im Gegenzug einige neue Programme startet. Ein Teufelskreis, in dem sich ein solcher Rechner in der Regel aufhängt, wenn man nichts dagegen tut.

Natürlich ist dies reine Spekulation, ich kenne den Zustand des Ivory-Cores nicht exakt genug, um mehr als Vermutungen zu äußern."

Martengh grübelte. Lag es daran, daß der Chipman direkten Zugriff auf alle Daten hatte, oder gab es einen anderen Grund, warum er sofort den Zeitpunkt mit der Begegnung mit dem Föderationsschiff assoziieren konnte?

Der Sicherheitschef lehnte sich in seinem Sitz zurück und sagte: "Sie haben recht. Wenn ich den Computer der Ivory sabotieren wollte" - und ein Computerexperte wäre - "würde ich genau so vorgehen, wie es hier offenbar gerade geschieht.

Meiner Meinung sind nun zwei Dinge wichtig: Zum Einen muß das Programm eliminiert werden. Und zum Anderen müssen wir wissen, wer es in unseren Speicher geladen hat. Ist es jemand, der sich noch an Bord befindet, kann er es jederzeit wieder auf diese oder eine andere Art versuchen. War es jemand vom Föderationsschiff, dann haben wir wenigstens im Moment Ruhe vor ihm.

Wurden wir von Außen infiziert, müßte allerdings in den Sensorprotokollen ein Signal vermerkt worden sein.

Geschah es von Innen, gibt es zwei Möglichkeiten: Es handelt sich entweder um einen Selbstmordattentäter, oder um jemanden mit einem natürlich ausgeprägten Selbsterhaltungstrieb.

An einen Selbstmordattentäter glaube ich nicht, da solche Leute meist große Auftritte lieben. Ein Virus im Computerkern ist meiner Ansicht nach dafür zu unspektakulär und zu unpersönlich.

Das bedeutet, daß derjenige das Schiff rechtzeitig verlassen wollen wird. Damit haben wir bereits drei verdächtige Gruppen: Zuerst haben B'Elar und Krell das Schiff verlassen, dann haben wir gerade ein Außenteam auf dem Planeten, und als nächstes wird ein weiteres Außenteam von Bord gehen.

Falls beide Außenteams vollständig zurückkommen, sind demnach B'Elar und Krell die Hauptverdächtigen."

Nach einer kurzen Bedenkzeit befahl Martengh: "Sie sind momentan unser bester Computerexperte hier an Bord. Zuerst müssen Sie das Programm eliminieren. Anschließend finden Sie heraus, wer es in den Speicher geladen hat. Sie bekommen dazu vollen Zugriff auf alle Daten, die Sie brauchen. Sobald Sie Ergebnisse haben, will ich unterrichtet werden. Fangen Sie sofort an, das Steuer festhalten kann ich auch."

Hm - und wenn er das Programm nun selber eingeschleust hatte?

Martengh nahm sich vor, so schnell wie möglich nachzuprüfen, wo sich Classic während des Rendezvous mit der Washington aufgehalten hatte.

--- Aridion, Shuttle

Rasch hatten alle ihre Plätze im Shuttle eingenommen und Helen leitete den Start ein.

Ziemlich trübselig kontrollierte die Südländerin die Anzeigen und versuchte erfolglos sich zu konzentrieren.

'Irgendwie bin ich nicht so recht bei der Sache. Ich habe ein verdammt mieses Gefühl bei der Sache. Was passiert wenn man unser Team oder Pormas und Classic enttarnt? Ich wüßte nicht, was ich mache, wenn wir jemanden aus dem Team verlieren würden.'

Seufzend wandte sie sich nach hinten und warf ihren Kollegen einen traurigen Blick zu. "Mag mir nicht bitte jemand hier vorne Gesellschaft leisten? Ich fühle mich gerade ziemlich allein."

Llewella mußte grinsen. War das die selbe Frau, die vor wenigen Tagen wutschnaubend ihr Labor gestürmt hatte, um Satisfaktion zu fordern? "Ich kann ja vorkommen, wenn dir das lieber ist", bot sie der Spanierin an, "auch wenn ich im Zweifelsfall keine große Hilfe sein werde, da ich mich mit Shuttles nun überhaupt nicht auskenne!"

Mit diesen Worten stand Llewella auf und rutschte auf den 'Beifahrersitz'.

Helen atmete tief durch und startete das Shuttle. Zunächst hielt sie es knapp über der Station, als aber klar wurde, daß es ihren Befehlen gehorchte, steuerte die Südländerin das Shuttle aufs offene Meer zu.

"Könntest du noch ein wenig höher gehen, bitte?", fragte Llewella Helen, was diese auch prompt tat. "Wow," machte Llewella beeindruckt, als sich der Planet in seiner ganzen Schönheit darbot. Von links nach rechts erstreckte sich, soweit das Auge reichte, eine endlose Wasserfläche, nur unterbrochen von der Spiegelung der orangefarbenen Sonnen und gelegentlicher kleiner Inseln.

"Flieg ruhig so weiter, Helen, ich würde ganz gerne meine Proben von der anderen Seite des Planeten holen. Beziehungsweise aus der Dämmerungszone, denn in der Nachtzone will ich auf einem fremden Planeten nicht gerade rumflitzen, wer weiß, was da für Ungeziefer 'rumschwirrt'..."

--- Ivory, Marcs Quartier

Marc blätterte wieder weiter durch seine Aufzeichnungen. Wieder kam ihm der Name des Hauptverdächtigen in den Sinn. WILLIAMS. Konnte das sein? Konnte er wirklich zu so einem Mord fähig sein? Marc wußte es nicht. Aber ganz so sicher war er sich nicht. Bevor Cauori getötet worden war, hatte sie fast jeden Tag ein Treffen mit Williams gehabt und ihn ausgequetscht. Doch ganz plötzlich, zwei Tage vor ihrem Ableben, blieben die Treffen und Befragungen aus.

Was hatte das zu bedeuten? Hatte Cauori einfach vergessen, darüber genau Aufzeichnungen zu machen? Marc schüttelte den Kopf. 'Bis zu dem Zeitpunkt hatte sie alles Haarklein notiert und von einem Tag auf den anderen nicht mehr? Nein, nein. Irgendwas muß passiert sein', dachte er. 'Vielleicht hat sie irgendwas herausgefunden und hielt es für sicherer, nichts darüber zu notieren. Aber was kann so wichtig sein, daß sie es nicht notiert hat?'

Marc stand auf und schritt in seinem Quartier auf und ab. Plötzlich blieb er wie vom Blitz getroffen stehen.

"BINGO!", rief er und schritt zu seinem Terminal zurück. Es konnte nur einen triftigen Grund geben, das Cauori nichts notiert hatte. Sie hatte einen neuen Verdächtigen und wollte sich dadurch absichern. 'Aber wer - verdammt noch mal - könnte das sein? Hmm, am Besten wäre es wohl, wenn ich einfach den gleichen Weg gehe wie Cauori', überlegte er, sperrte sein Terminal und verließ sein Quartier.

--- Aridion, Shuttle

'Ungemütliches Ding!', dachte Collins, als er sich in seinen Sitz lümmelte. Neben ihm saß K'ano und beobachtete die beiden Frauen.

Vor dem Abflug war Jack so in Gedanken gewesen, daß er nicht mitbekommen hatte, wer von den beiden Frauen den Orter hatte. 'Der wird schon in guten Händen sein!', dachte Jack.

"Sie interessieren sich für Terranerinnen?", fragte Jack beiläufig, um K'ano in ein Gespräch zu verwickeln.

K'ano sah Collins verwirrt an. "Wie kommen Sie zu der Vermutung?", fragte er verärgert.

"Sie starren sie ja geradezu an!" Collins beobachtete K'anos Gesichtszüge, die jetzt eindeutige Empörung zeigten.

"Das ist doch Blödsinn! Was soll das?" K'anos Augen fingen an böse zu funkeln.

"Was ist eigentlich Ihre Aufgabe auf dieser Station?" Collins wagte sich weit vor.

"Ich bin wis.....", K'ano stockte, "Soldat bin ich!" Seine Gesichtzüge wirkten nun versteinert.

"Wirklich?", Collins sah K'ano an. "Hören Sie, ich bin Psychologe, Sie können sich vorstellen, wie ich diesen kleinen Aussetzer von Ihnen eben bewerte, oder?"

K'ano sah wieder nach vorn. "Denken Sie doch was Sie wollen, aber sehen Sie zu, daß Sie endlich Ihre verdammten Proben gezogen kriegen!"

"Ich möchte keine Schwierigkeiten, K'ano. Aber ich habe Sie beobachtet, Sie waren im Gegensatz zu Ihren Kollegen immer sehr interessiert an unseren wissenschaftlichen Untersuchungen. Sie haben ja sogar T'Kara noch assistiert. Hören Sie, wir sind Forscher und Sie sind garantiert auch einer und sollen uns ein wenig über die Schulter schauen. Einfacher wäre es doch, wenn wir unsere Ergebnisse austauschen, oder Sie uns mal einen Blick in Ihre Forschungsdateien werfen lassen." Jack sah K'ano abwartend an.

"Hat der Oberst Sie eingeweiht?" Der Cardassianer blickte nun in Jacks Richtung.

'Na also!', dachte Jack. "Zar'kon? Nein! Der ist so verdammt linientreu. Ich hatte mir auch mehr von ihm erhofft. Aber ich habe schließlich Augen im Kopf!"

K'ano schwieg und Jack registrierte, daß Helen inzwischen sein Ablenkungsmanöver dazu genutzt hatte, einige Kreise um die Station zu drehen. Damit müßte der Orter die gesamte Station erfaßt haben. Vielleicht würde die Flugkontrolle noch ein paar dumme Fragen stellen, aber die Daten hatten sie. Mit gemächlicher Geschwindigkeit flogen sie in die Dämmerungszone.

Llewella war beeindruckt über die enorme Leere, die auf diesem Planeten herrschte. Nichts als Wasser. Beunruhigend. Beunruhigend fand die Schottin auch, was vor kurzem mit dem Boot passiert war. Zufall? Irgendein halbintelligenter Meeresbewohner? Oder vielleicht sogar ein intelligenter? Irgendeinen Grund mußten die Cardassianer ja haben, um hier ihre Station aufzubauen...

Während Llewella ihren Gedanken nachhing, betrachtete sie schweigend die Landschaft. Wasser zog unter ihnen dahin. Gelegentlich kleine Inselchen, nicht geeignet für eine Landung. Die Dämmerungszone kam wie ein grauer Halbmond näher.

Als Llewella schon fast resignieren wollte, entdeckte sie eine Insel, die ungefähr zwei Kilometer Breite und sechs Kilometer Länge hatte - die größte Insel, die sie bisher auf diesem Planeten gesehen hatte, abgesehen von der, auf welcher der cardassianische Stützpunkt stand. Aufgeregt sprang sie auf - und stieß sich prompt den Kopf.

"Autsch!" rief sie, dann wandte sie sich wild gestikulierend an Helen. "Helen, könntest du bitte versuchen, ob du auf dieser Insel da vorne irgendwo landen kannst?"

"Hast du dir weh getan? Sicher kann ich das versuchen, aber ich kann nichts versprechen", antwortete Helen und setzte zum Landeanflug an.

"Sieht verdammt felsig aus die Insel. Haltet euch besser fest, es könnte etwas holprig werden, wenn wir landen."

'Hoffentlich haben wir auch noch die Möglichkeit zu starten, wenn wir erstmal da unten sind', dachte sie besorgt und starrte verbissen auf die Anzeigen.

Kurz darauf setzte das Shuttle verhältnismäßig sanft auf dem unebenen Untergrund auf.

"So Leute, wir sind unten. Llewella, was hast du so Interessantes gesehen, daß wir hier landen mußten?" Neugierig sah die Spanierin die Schottin an.

--- Ivory, Gänge, Deck 3

Charlys Sensoren machten einen leicht seltsamen Geruch aus, der aus einem der Mannschaftsquartiere zu stammen schien. Da Monserat immer sehr darauf bedacht war, daß alles peinlich sauber zu halten war und sich so eine Sache wie mit der bedauernswerten Cauori nicht mehr wiederholen konnte, ließ Charly keine Zeit vergehen und nahm sich der Sache an.

Zu seiner Freude, aber gleichzeitig auch Besorgnis drang der eigenartige Geruch aus dem Quartier 10. Hätten Roboter lächeln können und hätte er auch nur einen annähernd menschlichen Körper besessen, dann hätte Charly jetzt wohl über alle vier Backen gestrahlt.

Statt sich lange mit anklopfen aufzuhalten, benutzte er gleich seinen Universalzugang zu den Quartieren und eilte in den Raum. Seine Räder quietschten dabei vor Vergnügen.

--- Quartier 10

In dem Quartier entdeckte er seinen lieben Freund Pormas, der sofort erschrocken herumfuhr und einen Topf samt Inhalt über sich und den Boden vergoß. Charly blinkte ihn zum Trost zu und sagte:

"Mein lieber Mister Pormas. Es scheint direkt so zu sein, als wenn Sie mich erwartet hätten. Niemand kann Ihnen besser helfen, dieses kleine Mißgeschick wieder zu beseitigen, als Ihr Freund und Helfer Charly.

Sie wissen ja, daß ich immer für Sie da bin, wenn Sie mich brauchen. Und wie ich sehen kann, brauchen Sie mich ja wirklich dringend." Damit fing der kleine Roboter an, Pormas mit einem Putzlappen abzuwischen und ließ sich in seiner Tätigkeit auch nicht so einfach abbringen.

"Wenn ich mir zu sagen erlauben darf, aber ich finde, die Farbe der Kleidung, die Sie da gerade tragen, stand Ihnen ohnehin nicht. Sie ist ja fast jetzt in diesem Zustand noch kleidsamer als vorhin. - Bevor Sie mich fragen... Ja, das war ein Witz. Ich habe extra meine Datenbank um einige wertvolle Teile menschlicher Kommunikation erweitert um Sie noch besser unterhalten zu können. Schließlich sind Sie ja jetzt allein, bevor sie mit Mister Classic aufbrechen.

Was liegt da näher, als daß ich Sie unterhalte und Ihnen diese Zeit so kurzweilig wie möglich mache?" Ohne Unterbrechung fuhr der kleine Roboter in seiner Erzählung fort. "Na, sehen Sie, das hab ich mir auch gesagt. Außerdem sind Sie der beste Freund, den ich je hatte und noch dazu..." Weiterplappernd beschmierte er Pormas mehr, als er ihn abwischte.

"Oh, Entschuldigung, Mr Pormas, war das Ihr Fuß?" Die düstere Stimmung im Zimmer bemerkte er weiter gar nicht.

'Die Welt ist voller Paradoxa...', überlegte Pormas, 'einerseits trage ich einen Anzug in dem mehr Waffen als in Martenghs Waffenkammer sind, aber andererseits...'

Er blickte den Roboter nur mit einem neutralen Blick an und fragte sich, warum dieses plappernde Etwas nicht schon in mehreren tausend Einzelteilen zerfetzt war...

"Ja, wessen sonst?", fragte der Südländer nun mit einer Stimme, die jedem Klingonen Respekt eingeflößt hätte.

"Ah, das ist gut, wäre es nämlich ein Fuß von jemand anderem gewesen, der nicht so gut mit mir befreundet wär, dann wäre dieser jemand womöglich sauer gewesen und...", munter plapperte Charly weiter.

Resignierend von dem wenig Einfühlungsvermögen, die diese Maschine an den Tag legte, beobachtete Pormas wie sie weiterputzte.

Er konnte es ohne Probleme mit Dutzenden von Gegnern im Nah- und Fernkampf aufnehmen, militärische Anlagen infiltrieren und oberste Staatshäupter unauffällig aus dem Weg räumen. Aber diesen Roboter konnte er nicht ertragen.

Der Südländer faßte einen Entschluß. Nach dieser Mission würde er Helen nehmen und von diesem Schiff abhauen. Hier gab es zu viele sprechende und "intelligente" Maschinen. Er hoffte, daß auf dem nächsten Schiff nicht auch so einen Roboter gab.

Charly putzte während dieser Gedanken immer noch fleißig plappernd den Boden...

--- Aridion, Shuttle

"Na, das ging doch wunderbar, Helen!", grinste Llewella die Spanierin an. "Eigentlich habe ich an dieser Insel nur gesehen, daß sie groß genug ist um darauf zu landen. Denn irgendwie muß ich ja an meine Wasserproben kommen!"

Mit diesen Worten erhob sich Llewella und begann, in ihrer Tasche zu kramen. "Wo zum Kuckuck ist denn diese zweite..." bruddelte sie vor sich hin, dann stutzte sie plötzlich. Ihre Finger hatten einen Gegenstand berührt, der gar nicht in ihrer Tasche war!

"Was zum Teufel..." murmelte sie, als es ihr wie Schuppen von den Augen fiel. Der Orter!! Hatte diese vermaledeite Vulkanierin es doch geschafft, ihr den Orter in die Tasche zu schmuggeln, ohne daß sie es gemerkt hatte! Na, lange genug unterhalten hatten sie sich im Labor ja. Und wenn sie es nicht bemerkt hatte, konnte man davon ausgehen, daß es den Cardassianern auch nicht aufgefallen war...

Helen blickte sie fragend an, als sie so vor sich hin fluchte. Llewella grinste schief. "Ich habe erst gedacht, ich hätte die zweite Phiole für die Probe vergessen, aber die hatte sich nur in einer Falte verkrochen!" Helen nickte. Ein kurzer Blick zu K'ano zeigte der Schottin, daß er keinen Verdacht geschöpft hatte. Zumindest sah es nicht danach aus.

"Ich werde jetzt mal verschwinden und meine Proben ziehen", sagte sie, öffnete die Türe des Shuttles, stieg aus und verschwand im Unterholz.

--- Forschungsstation, Labor

Nachdem die anderen das Labor verlassen hatten, begutachtete T'Kara ihre Analysegeräte. Noch tat sich nichts.

Schweigend blieb die Vulkanierin stehen, der Cardassianer Patek stand einige Meter von ihr entfernt und schaute ihr genau auf die Finger. 'Wie gut, daß der Orter jetzt bei Miss Campbell ist, wenn dieser Mann hier so genau aufpaßt. So kommt niemand auf die Idee, daß das hier etwas anderes ist als eine wissenschaftliche Mission...', dachte die Vulkanierin, als ihr der prüfende Blick Pateks auffiel.

Ah, jetzt tat sich etwas! Das Display des Aminosäurenanalysators zeigte Schriftzeichen. T'Kara betätigte den Knopf für die Übersetzung und studierte die Anzeigen. Das war interessant! Die Wissenschaftlerin ergriff ihren Tricorder, der bisher unbenutzt neben ihr auf dem Tisch gelegen hatte, und gab die Ergebnisse der ersten Analyse ein. Dann bereitete sie die Untersuchung der nächsten Wasserprobe vor...

--- Frachter Grounol, Arrestzellen

Shania horchte auf, als sich nach endloser Zeit der Stille endlich die Tür zu den Arrestzellen öffnete. Doch zu ihrem Erstaunen trat niemand ein. Dennoch schloß sich die Tür nicht wieder, sondern sie konnte Stimmen davor vernehmen.

"Captain Gul'Danoth! Warten Sie einen Moment, hier sind die Berichte, die Sie haben wollten", sagte eine Stimme, die ihr nicht näher bekannt vorkam. Aber sie kannte beileibe nicht alle Wächter an Bord, sondern nur jene, die zu ihrer Bewachung eingeteilt waren.

Danach hörte sie das Rascheln von Papier und ein wütendes Schnauben, das sie eindeutig als Gul'Danoths identifizieren konnte. Dann sein gehässiges kaltes Lachen, daß ihr einen Schauer über den Rücken gleiten ließ. Dieser Mann war kalt wie Eis und er ging über Leichen um ans Ziel zu gelangen.

"Wunderbar. So etwas Ähnliches habe ich mir bereits gedacht. Der Mann kam mir von vornherein verdächtig vor. Ich mag es nicht, wenn man mich unter Druck setzt und zu einer 'guten Tat' erpreßt. Dieser Franzose hat sich diesmal mit dem Falschen angelegt und es wird ihn teuer zu stehen kommen", meinte Gul'Danoth mit einem gehässigen Unterton in der Stimme.

Das Herz der Amerikanerin machte einen Luftsprung. Das konnte nur bedeuten, daß Monserat ihrer Spur bis hierher gefolgt war. Auch wenn er anscheinend einen Fehler gemacht hatte und dadurch Gul'Danoths Aufmerksamkeit erregt hatte.

"Sie hatten recht, die Überwachungsanlagen rund um den Stützpunkt zu aktivieren, großer Gul'Danoth. Wie es scheint, verstricken sich diese Leute auf Aridion immer mehr in Widersprüche. Hören Sie sich mal diesen Zusammenschnitt zweier verschiedener Aufzeichnungen an", meinte wieder die erste Stimme. Danach ertönte ein surrendes Geräusch und eine weibliche Stimme ertönte.

"Dies ist Miss Ramirez, unsere Pilotin; und dies hier ist......"

"Diese Auskunft gab die vulkanische Wissenschaftlerin und Leiterin der Gruppe Soltak. Nach einem kleinen Landurlaub gab diese Ramirez, wie sie sich nennt, Patek eine ganz andere Version der Geschichte. Hören Sie selbst." Wieder ertönte das surrende Geräusch. Auch diesmal war die Stimme eindeutlich weiblich, aber scheinbar zornig.

"Wissen Sie ich bin Forscherin und mich interessieren gerade eben solche außergewöhnlichen Ereignisse."

Gul'Danoth lachte wieder kalt. "Ich wußte gleich, daß mit der Gruppe etwas nicht stimmte. Wer würde gerade einen Psychiater damit beauftragen einer Wissenschaftlerin bei ihrer Arbeit zu helfen. So dumm kann nicht mal dieser Franzose sein. Und eine Pilotin, die sich als Forscherin ausgibt? Stümper allesamt. Doch mich würde interessieren was sie im Schilde führen..."

Mit einem Räuspern meldete sich der eifrige und Shania unbekannte Gehilfe zu Wort. "Könnte es nicht sein, daß sie von unserer Gefangenen wissen? Ist doch seltsam, daß sie genau zu diesem Zeitpunkt aufgetaucht sind. Außerdem habe ich noch etwas anderes herausgefunden... Sie waren vor 5 Tagen noch auf DS3, wo sie überstürzt aufbrachen."

Die plötzlich einkehrende Stille vor den Zellen war beängstigend und Shania ertappte sich dabei, wie sie gespannt die Luft anhielt. Das durfte doch nicht sein, daß Monserat ihnen jetzt in die Falle ging. So kurz vor dem Ziel. Sie wollte ihn warnen, doch ihr waren die Hände gebunden.

In die Stille pfiff das Signal eines Communicators. "Planetare Luftbeobachtung an Gul'Danoth. Das bajoranische Shuttle hat über der Station ein paar Kreise gezogen. Laut dem von Ihnen erstellten Überwachungsplan stellt dies eine verdächtige Handlung dar, die sofort an Sie persönlich weiterzuleiten ist. Luftbeobachtung Ende."

Wieder diese Stille.

Dann Gul'Danoths Stimme: "Na, muß ich noch etwas sagen?

Wir sollten endlich das Ergebnis der Forschung unserer Freunde da unten mal testen. Pentor will Erfolge sehen und ich habe vor sie ihm zu bringen." Obwohl sie ihn nicht sah, hatte sie sein kaltes Lächeln vor Augen. "Es wird wie ein Unfall aussehen. Wir lassen das DX759 in größerer Menge ins Meer fließen. Die geringe Menge hat dieses Ungeheuer angelockt, die große Menge, wird mehr von seiner Sorte anlocken und seine Angriffslust schüren."

"Genial, großer Gul'Danoth", setzte die erste Stimme speichelleckend ein. "Dadurch wird nicht nur Ihr Ansehen steigen, weil Sie die jahrelange Forschung gerettet haben, sondern auch, weil Sie nichts mehr an diese Station binden wird. Sie wird keinem weiteren Angriff standhalten. Dafür wurde sie nicht gebaut."

"Manchmal muß man Prioritäten setzen, und was gibt es Schöneres, als dabei auch noch einen alten verhaßten Feind loszuwerden und seine Tochter zur Frau zu nehmen."

"'Wenn Zar'kon wüßte, was Sie vorhaben, dann würde er Sie umbringen", meinte die erste Stimme wieder.

"Das denke ich auch. Aber außer uns beiden weiß niemand von meinem Plan. Setz das DX759 in einer Stunde frei. Es wird dein Schaden nicht sein. Ich brauche fähige Leute wie dich um mich. Du wirst es unter meiner Anleitung noch weit bringen, Cordis."

Mit Grauen dachte Shania daran, was passierte, wenn mehr als eine Stunde verstrich. Sie hatte das Monster gesehen, das sie meinten und es hatte sie gesehen. Und für einen Moment hatte sie gespürt, daß es Nichts auf diesem Planeten gab, weil nur Nichts hier in Ruhe existieren konnte. Dieses Wesen war alt gewesen und es schien aus purer Energie zu sein. Energie, die zerstören und vernichten konnte.

"Ihren Befehl zu erfüllen wird mir ein Vergnügen sein, Gul'Danoth. Am Liebsten wäre ich dabei, um Collins blöde Visage zu sehen, wenn dieses Ungeheuer kommt um ihn zu holen. - Was machen wir jetzt eigentlich mit diesem blöden Rückstandsmesser, den diese Vulkanierin unbedingt wollte, Gul'Danoth?"

"Mir egal." Shania konnte Gul'Danoths Schulterzucken fast sehen. "Bring ihn ihr ruhig ins Labor. Sie brauchen keinen Verdacht zu schöpfen. Soll sie doch ihre Freude daran haben. Immerhin ist es das Letzte, was sie in diesem Leben tun wird. Sonst wird ihre einzige Logik darin bestehen zu sterben..." Dann lachten die beiden widerlich und Shania schlug frierend die Arme um ihren Körper.

Eine Stunde. Dann war sie entweder hier raus oder würde das Schicksal der anderen teilen...

--- Ivory, Maschinenraum

Fröhlich vor sich hinpfeifend betrat Marc den Hauptmaschinenraum. Im Moment war nicht viel Betrieb, da sich die Ivory in einem Standartorbit aufhielt und sonst keine Reparaturen durchzuführen waren. Langsam schlenderte er an den Konsolen vorbei und blickte sich aufmerksam um.

'Hmm, irgend jemand muß doch da sein', dachte er und runzelte die Stirn.

Plötzlich schreckte er zusammen, machte einen riesigen Satz nach hinten und schrie entsetzt auf. "AHH, DU MEINE GÜTE, WER SIND SIE DENN!?" Vor Marc erhob sich eine Gestalt; von oben bis unten mit schwarzem Dreck bedeckt. Langsam begann die Gestalt, den Dreck von den Kleidern ab zu klopfen und Marc mußte niesen, als sich der Staub auf dem Maschinendeck verteilte.

[Anm. CHR: Auf der Enterprise wird aber nie jemand dreckig. ;-)]

Langsam erkannte Marc die Person, die unter diesem schwarzen Zeug steckte. Es war Simon. "Mein Gott, hast du mich erschreckt", brachte Marc entsetzt hervor. "Willst du, daß ich einen Herzinfarkt bekomme?"

In dem pechschwarzen Gesicht erschien ein strahlend weißes Grinsen. "Ich glaube, damit wären wir quitt", rief Simon und klopfte Marc auf die Schulter, wobei er einen schwarzen Handabdruck auf Marcs Kleidung hinterließ. "Was führt dich denn hier in den Maschinenraum? Willst du mir wieder einen ausgeben oder was?"

"Eigentlich nicht. Aber wir könnten trotzdem was trinken gehen. Ich muß nämlich was Wichtiges mit dir besprechen", antwortete Marc und versuchte, seinen Atem wieder unter Kontrolle zu bringen. Viel hatte anscheinend zu dem erwähnten Infarkt nicht mehr gefehlt.

Simon schaute Marc verdutzt an. "Was Ernstes? - Kein Problem. Ich gehe nur noch schnell duschen und was anderes anziehen und komme dann ins Krell's, ähm, ich meine, in die Mannschaftsmesse", verbesserte er sich und schaute an sich herab. "Ich denke, ich kann da so in etwa einer Viertelstunde sein."

"Okay", sagte Marc und machte sich auf, Richtung Ausgang. "Wir sehen uns dann gleich dort."

Langsam schritt er zur Tür und faßte sich ans Herz. 'Hoffentlich erschreckt mich keiner mehr so wie eben. Das ist ja fast schlimmer wie diese verdammten juckenden Verbrennungen', dachte er und kratzte sich am Unterarm.

--- Brücke

Classic schien einen Moment nachzudenken, er schloß dabei die Augen. Seine Augen waren trotz allem in einer schnellen Bewegung, daß konnten auch seine geschlossenen Augenlieder nicht ganz verbergen. Martengh wollte gerade wieder das Wort ergreifen, als er die Augen wieder öffnete.

"Ich bin gerade einige meiner Erinnerungen über Angriffsprogramme mit ähnlichen Symptomen durchgegangen. Fakt ist, daß der einfachste Weg zur Entfernung dieses Programms ein Systemneustart wäre, bei dem wir die ganzen Programme neu in den Kern laden. Ein Entfernen während des laufenden Betriebs ist gefährlich, denn viele solcher Programme haben ausgeklügelte Sicherheitsmechanismen.

Stellen Sie sich vor, die Abschirmung der Antimaterietanks bricht zusammen - dies ist eine gebräuchliche "Abwehrmaßnahme" von derartiger Software, die ich auf Omicron kennen -- und lieben -- gelernt habe.

Ein Sensorenprotokoll kann sehr leicht modifiziert werden, hat man erst mal direkten Zugriff auf den Kern, diese Variante scheidet also auch aus.

Ob der Angriff von außen kam ist ebenfalls schwer zu sagen. Einschleusen kann man ein solches Programm auf vielerlei Arten.

Momentan halte ich aber die wahrscheinlichste Fehlerursache ein Problem mit der neuen Computerstimme, und dies läßt sich nach einem Neustart recht leicht suchen, ich klinke mich dazu in die Subroutinen dieses Programms ein und beobachte, was passiert, während das Sprachinterface des Computers genutzt wird. Dies beinhaltet eine komplette Überwachung der Befehle die im Kern einlaufen. Nur dann kann ich mit Sicherheit eingrenzen, wieso diese Eskalation stattfand bzw. stattfindet."

Classic legte sein - Interface-gestütztes - Pokerface auf. Er war sich keineswegs sicher, ob nicht auch Martengh bis zu einem gewissen Grade an diesem Problem beteiligt war.

Als er die Ivory remote steuerte, hatte er einige Sicherheitsschaltungen laufen, die Classic ohne weiteres aus dem Uplink schmeißen konnten - zumindest, wenn er seine Backup-Datenverbindung über sein Terminal in seinem Quartier nicht preisgeben wollte.

Diese Verbindung war bisher ungenutzt und daher entsprechend unbemerkt. Eine Hintertür in das lokale System war immer nützlich. Und sein siebter Sinn sagte ihm, daß er sie unter Umständen noch brauchen könnte.

--- Aridion, Forschungsstation, Labor

T'Kara hatte bereits einige Ergebnisse in ihren Tricorder eingespeichert, die sowohl der Qinao als auch der Aminosäurenanalysator herausgegeben hatten. Die Vulkanierin sah auf ihr Chronometer. Es war nun beinahe eine halbe Stunde vergangen, seit dieser Cordis den Raum verlassen hatte, um den Rückstandsmesser zu holen. Langsam wurde es Zeit, daß er zurückkam. So lange konnte es ja nicht dauern, ein Gerät vom Frachter beamen zu lassen...

Was, wenn jemand Verdacht geschöpft hatte, daß die Gruppe nicht aufgrund wissenschaftlicher Forschungen auf der Station war? Würden die Cardassianer in einem solchen Fall zuwarten und ihre Bemühungen hämisch lachend beobachten, nur um dann doch dafür zu sorgen, daß ihre Mission scheiterte?

Weitere zehn Minuten vergingen. Sämtliche Analysen, die T'Kara machen konnte, waren bereits erledigt. Mit durchaus interessanten Ergebnissen. Wo blieb dieser Cordis?!?

Als sich die Vulkanierin gerade an Patek wenden wollte, der die ganze Zeit über bewegungslos und schweigend an einer Stelle gestanden hatte, öffnete sich die Türe und Cordis trat ein, ein kleines Gerät in der Hand.

"Hier haben Sie Ihren verdammten Rückstandsmesser!", knurrte der Cardassianer. T'Kara drehte sich um, wobei sie über ihre eigenen Füße stolperte. Um nicht zu stürzen - wie blamabel für eine vulkanische Wissenschaftlerin! - suchte sie Halt an der nächsten Schulter - in diesem Fall Cordis'.

Die Vulkanierin hatte sofort Kontakt. Das war unangenehm, denn der Cardassianer strahlte mehr Aggressivität aus, als sich irgend jemand vorstellen konnte. Und da war noch etwas... Etwas verdammt unwillkommenes...

Nach ein paar Sekunden richtete T'Kara sich auf und entschuldigte sich bei Cordis. Der starrte sie nur ärgerlich an. T'Kara ergriff den Rückstandsmesser und ging wieder an ihren Labortisch. Sie war verwirrt. Sogar sehr, denn das, was eben passiert war, konnte eigentlich gar nicht sein! Normalerweise schaffte sie es nicht, einen Kontakt zu jemand anders aufzubauen, ohne daß sie es WOLLTE... Und bei einem Cardassianer schon gar nicht. Die Vulkanierin atmete tief durch. Sie wollte diese Fähigkeiten nicht!

Schließlich ergriff sie ihren Tricorder und tat so, als würde sie noch einige Ergebnisse eingeben. In Wirklichkeit aktivierte sie jedoch die modifizierte Sendefunktion und strahlte den vorbereiteten Funkspruch für "Irgend etwas stimmt hier nicht" ab.

Hoffentlich hatte sie jetzt nicht voreilig gehandelt, immerhin hatte sie in der extrem kurzen Zeit des Kontakts mit Cordis nicht viel mehr als einen vagen Eindruck gewinnen können...

--- Insel in Dämmerungszone

Helen, K'ano und Jack verließen nun auch das Shuttle, um sich ein wenig umzusehen. Die Insel schien nur aus Felsen zu bestehen, es war ein Wunder, das hier überhaupt so etwas wie Sträucher und kleine Bäume wuchsen.

Collins sah zum Horizont, wo sich ein paar Wolken formierten. "Eigentlich ein ganz netter Planet", sagte er mehr zu sich selbst, als zu den anderen. Die Dämmerung brachte eine kühle Brise über das Meer.

"Finden Sie?" K'ano war unbemerkt hinter Collins getreten. "Sie sollten sich lieber beeilen, die Wolken dort bedeuten nichts Gutes!"

"Warum?", fragte Jack. "Es sind nur Wolken am Horizont!"

"Behalten Sie sie im Auge, in fünf Minuten werden Sie anders denken!", erwiderte K'ano.

Collins schüttelte den Kopf und holte einen Tricorder um die Wetterdaten zu überprüfen. Er aktivierte das Gerät und staunte nicht schlecht. Der Luftdruck fiel rapide und auch der Wind wurde stärker. Jack sah wieder hoch und blickte auf eine nun riesige Wolkenbank, die scheinbar auf die Insel zu kam. Zar'kon hatte ihn ja noch gewarnt vor diesen Stürmen, aber daß die so schnell entstehen, hätte er nun nicht erwartet.

"Nun? Überzeugt?" K'ano sah Collins an. "Wir sollten hier verschwinden, wo der Sturm ist, da könnte Es auch sein! Es liebt den Sturm, man kann dann...", er stockte.

"ES? Was ist Es?" Collins starrte K'ano an. "Verdammt noch mal K'ano, entweder ist es Ihre Aufgabe uns so dermaßen mit Ihren seltsamen Aussagen zu verarschen, oder Sie sind tatsächlich so dämlich und verplappern sich ständig." Er wurde durch ein optisches Signal auf dem Tricorder unterbrochen.

"Mist!", sagte Collins. "Helen! Komm mal her und sieh dir das an."

Die Südländerin kam näher, "Was gibt es?", fragte sie neugierig.

"Ich denke, wir sollten hier ziemlich schnell verschwinden!", antwortete Jack ernst.

--- Aridion, in der Nähe der Monde

Norj'arja hatte Glück, es hatte einen 'Fast Nullzeit Stream' gefunden, die waren sehr selten und es dankte seinen Schöpfer für dieses große Glück. Aber auch dieser Stream war an seinem Ende sehr zerfranst, was für Norj'arja bedeutete, das es jetzt relativ langsam voran kam.

Das diese Streams zerfransten, lag an den unglaublich starken Subraumfluktuationen, die es früher hier noch nicht gab. Schuld daran waren diese Wesen mit ihren metallenen Schiffen, die einen Antrieb besaßen, der die Streams rigoros zerstörte.

Norj'arja hoffte, daß sich die Streams in dem Teil dieser Galaxis wieder erholen würden, wenn diese Wesen ausgestorben waren. Lange würde die Spezies, die sich auf eine solche Technologie aufbaute ohnehin nicht überleben.

Aber das war für Norj'arja zweitrangig. Es schwebte gerade aus dem Mondschatten hervor und nahm nun direkten Kurs auf den Planeten. Noch nie hatte es die Freuden genossen Nachwuchs aufzuziehen. Nun endlich war es soweit. Die Brut hatte ihren ersten Lebenszyklus beendet und mußte nun auf ein Leben im Weltraum vorbereitet werden, damit sie so werden konnte wie Norj'arja.

Voller Freude fing Norj'arja an Signale zu senden, auf denen seine Nachkommen antworten würden. So, wie es schon seit Äonen war, immer der gleiche Zyklus.

Seine Freude wurde gedämpft, als es bemerkte, daß zwei von diesen metallenen Schiffen im Orbit des Planeten schwebten. Und es spürte auch sofort die zerstörerischen Strahlungen, die diese abgaben. Sie zerstörten ihre Umwelt! Welch ein Schöpfer konnte solche Wesen erschaffen? Norj'arja konnte solche Dinge nicht verstehen.

Norj'arja schwebte in einen etwas höheren Orbit wie die beiden Schiffe ein. Es wartete auf Antwort, doch die eine Antwort, die es bekam, begann es zornig zu machen.

--- Aridion, Insel am Ufer

Bereits nach wenigen Metern hatte Llewella eine Stelle erreicht, an der sie problemlos ihre Wasserproben entnehmen konnte. Trotz ihrer Befürchtungen war Helen eben doch eine gute Pilotin, sie hatte das Shuttle wunderbar heruntergebracht und obendrein an einer wassernahen Stelle.

Während Llewella ihre Phiolen füllte, bemerkte sie, wie es merklich kühler wurde...

Sie war dreizehn und stand am Ufer des Loch Voil und füllte ihre Wasserflasche mit dem klaren Wasser des Sees. Plötzlich zog sich der Himmel zu, dunkle Wolken trieben über sie hinweg. Das Wasser des Sees wurde unruhig, es wurde eiskalt und es begann zu regnen, als hätte jemand alle Schleusen des Himmels geöffnet. Binnen weniger Sekunden war das Mädchen durchnäßt bis auf die Haut.

Ängstlich sah sie sich um, aber keiner ihrer Klassenkameraden war zu sehen. Sie stolperte los, orientierte sich am Ufer des Lochs, ging in die Richtung, in der sie Balquhidder vermutete... Auf einmal hörte sie ein Ächzen, das ihr durch Mark und Bein ging. Der Friedhof war ganz in der Nähe, fiel ihr ein. Völlig verängstigt sah sie sich um und bemerkte einen unförmigen Schatten auf dem Loch...

Plötzlich war es vorüber, Llewella war sich wieder bewußt, wo sie sich befand. Das hier war NICHT Schottland, nicht der Loch, an dem sie eines der unheimlichsten Erlebnisse ihrer Jugend gehabt hatte...

Sie steckte die Phiolen in die Tasche. Es war wie damals in ihrer Kindheit plötzlich kalt geworden, dunkle Wolken türmten sich über ihr auf. Eilig ging die Schottin zurück zum Shuttle, wo die anderen standen und ziemlich ernst aussahen.

--- Insel beim Shuttle

Llewella zwinkerte, um die Erinnerung endgültig zu vertreiben, und meinte: Ich habe meine Proben, wollen wir verschwinden? Es wird hier verdammt ungemütlich!"

"Ich denke, wir sollten schnellstens verschwinden", stimmte Helen zu und zeigte Llewella den Tricorder mit den ungewöhnlichen Daten.

"Sieht ganz so aus, als würde sich ein gewaltiger Sturm zusammenbrauen. Dafür braucht man nicht einmal einen Tricorder. Schaut euch nur den Himmel an. Wenn wir uns nicht beeilen, sitzen wir hier fest, bis sich das Wetter wieder gebessert hat. Und ich habe ehrlich gesagt keine große Lust, hier zu sitzen und darauf zu hoffen, daß diese Felseninsel nicht überspült wird. Unser Shuttle ist zum Fliegen hervorragend, aber als U-Boot gänzlich ungeeignet. Kommt schon."

'Hoffentlich kommen wir noch schnell genug weg. Wenn wir wirklich in diesen Sturm geraten, wird es uns das Shuttle zerlegen und ich sehe Pormas nie wieder', dachte sich die Südländerin im Stillen und eilte in das Shuttle.

--- Ivory, Brücke

Classic blinzelte, als ein blinkendes Briefsymbol eine Nachricht für ihn symbolisierte. Rot bedeutete: Dringend... Er aktivierte das Nachrichten-Interface und die Nachricht "Irgend etwas stimmt hier nicht" erschien auf seinem Schirm, mit dem Hinweis die Nachricht an Ramirez weiterzuleiten.

Einige Gedanken später strahlte der Subraumkommunikator der Ivory ein verschlüsseltes Funksignal ab, daß sich als unauffälliges, neues, kleines Navigationssymbol auf Ramirez' Flugkontrollen wiederspiegelte.

--- Aridion, Shuttle

"Alle da? Gut! Haltet euch besser fest, das könnte ein sehr holpriger Flug werden", warnte Helen die anderen und startete.

"Oh, was ist das denn", entfuhr es Helen verblüfft als auf dem Bildschirm vor sich ein ihr völlig unbekanntes Symbol auftauchte.

'Hoffentlich bedeutet das nicht wieder etwas Schreckliches.'

"Hey Jack, kannst du mal bitte nach vorne kommen und mir helfen. Ich habe hier alle Hände voll zu tun und du mußt ein Auge auf den Bildschirm werfen. Ich kann hier nicht alles allein machen", sagte Helen eindringlich und warf Collins einen auffordernden Blick zu.

--- Ivory, Mannschaftsmesse

Marc öffnete die Tür und schaute vorsichtig in den Raum. "Puh, kein Charly zu sehen. Ich hätte jetzt keine Lust gehabt, mich mit dem zu unterhalten bis Simon hier eintrifft", sagte er zu sich und betrat den Raum vollends.

"Aber ich bin doch hier. Und ich fühle mich gaaaanz einsam", tönte eine Stimme, die eindeutig dem Computer zuzuordnen war.

'Bitte nicht', dachte Marc. 'Kann der nicht einmal die Klappe halten.' Er versuchte, den plappernden Computer soweit wie möglich zu ignorieren und schritt zum Replikator. "Computer, ein großes Glas kaltes Wasser."

Langsam materialisierte sich etwas im Ausgabefach. Aber es war kein Wasser. Es war ein großes Stück Kuchen mit Schokoladenglasur. Und oben drauf prangerte in Zuckergußschrift: I LOVE YOU!

Im ersten Moment starrte er auf den Kuchen, rieb sich die Augen und schaute noch einmal hin. 'HILFE, ich glaube ich brauche einen Arzt. Schwester, bitte noch etwas von diesen grünen Pillen.' Langsam drehte er sich zur Wand hin um und haute ein paarmal die Stirn daran. Noch mal schaute er zu dem Replikator zurück. Doch das Kuchenstück war immer noch da.

Verlor er den Verstand? Nein, das konnte doch nicht sein. Schließlich hatte der Computer eine Schraube locker und nicht er. Resigniert setzte er sich an die Theke und legte den Kopf auf die kühle Platte. 'Was hab ich nur verbrochen, daß ich so eine Strafe aufgehalst bekomme?'

Plötzlich kam ihm ein Gedanke. Schnell sprang er auf und rannte hinter die Theke. Irgendwas mußte doch noch von dem Vorrat des Ferengis da sein. Irgendwas mit viel Alkohol. Nach und nach suchte er alle Schränke ab und stieß auf eine Flasche mit einer knall-gelben Flüssigkeit. Vorsichtig öffnete er den Verschluß und roch dran.

Im ersten Moment dachte er, seine Nase wäre von einer Sekunde auf die andere weggeätzt worden. Doch kurze Zeit später vernahm er einen wohlwollenden Geruch. Langsam nahm er einen Schluck und stellte erstaunt fest, daß sich dieses Gebräu tatsächlich trinken ließ, ohne ein Loch in der Speiseröhre zu hinterlassen.

Sofort nahm er noch zwei große Schlucke, schnappte sich zwei Gläser und setzte sich an einen Tisch, um auf Simon zu warten. Langweilig sollte ihm auf jeden Fall nicht werden, dachte er zu sich und füllte sich sein Glas.

--- Quartier 10

Während Charly noch immer den Boden putzte, vergnügte er Pormas mit einer angeregten Unterhaltung. Dieser schien sie sehr zu mögen, da er ihn keinen Moment unterbrach. Endlich hatte der kleine Roboter jemand gefunden, der ihn wirklich zu schätzen wußte. Ganz anders als der Captain, der ihn ständig unterbrach und ihn offensichtlich nicht als Person respektierte.

In seinem kleinen irrwitzigen Rechnergehirn reifte ein unglaublicher Plan. Gerne hätte er deswegen seinen großen Freund angelächelt, aber leider war ihm das in dieser Gestalt nicht möglich, so schob er ihn einfach eilig nur ins Badezimmer um ihm dort seine Idee zu unterbreiten.

Immerhin war Pormas sehr schmutzig geworden und der Captain würde zurecht böse sein, wenn er feststellte, daß Charly dran schuld war. So schob er ihn unter die Dusche, was ihm durch seine vielen Arme schließlich auch gelang.

"Eine ordentliche Wasserdusche und Sie sind gleich wieder sauber", meinte Charly und ließ auch schon das Programm laufen. Zur gleichen Zeit, als die erste "Regenwolke" über Pormas niederging, platzte die Neuigkeit aus dem kleinen Roboter heraus.

"Pormas, ich habe beschlossen, Sie auch weiterhin auf ihren Reisen zu begleiten. Wo Sie hingehen, will auch ich hingehen."

--- Brücke

Martengh schwieg und überlegte eine zeitlang. Danach teilte er Classic seine Einschätzung mit:

"Das bedeutet, wir stecken in einer Zwickmühle. Wir haben drei Möglichkeiten: Wir starten den Computer jetzt neu; wir versuchen, das Angriffsprogramm ohne Neustart des Computers zu eliminieren; oder wir warten, bis wir hier weg sind.

Jede dieser Möglichkeiten birgt ein großes Risiko.

Erstens: Starten wir den Computer neu, wird sich nach Murphys Gesetz mit Sicherheit die Notwendigkeit ergeben, schnell zu starten, das Außenteam wieder an Bord zu holen oder sonstwie auf den Computer zugreifen zu müssen.

Ein Reboot des Computersystems der Ivory dauert meiner Erfahrung nach etwa 15 Minuten. Wenn ich einige eher unwichtige Systeme vom Bootvorgang ausschließe, schaffen wir es in 10 Minuten, allerdings brauche ich etwa 5 Minuten, um den Booter so umzuschreiben, so daß sich insgesamt keine Zeitersparnis ergibt.

Sie könnten das natürlich wesentlich schneller schaffen. Rechnen wir also mit 10 Minuten, in denen wir weder agieren noch reagieren können, außer Sie schaffen es, das Schiff komplett ohne Computer zu steuern, damit zu kämpfen, oder sich beim Beamen die Lage der Moleküle zu merken.

Nein, schauen Sie mich nicht so an, das war ein Scherz.

Zweitens: Eliminierung des Angriffsprogramms. Die Erfolgschancen hängen einzig und allein von Ihren Fähigkeiten ab.

Drittens: Warten. Das Risiko, das wir damit eingehen, hängt davon ab, wie sehr die Latenzzeit noch steigen wird, wie lange wir noch hier sind, und was für Manöver wir anschließend fliegen werden.

Nach Murphy werden wir in dem Fall selbstverständlich wesentlich länger hier verweilen, als wenn wir den Computer abschalten würden.

Das sind unsere Möglichkeiten.

Wir werden uns natürlich für die Option entscheiden, bei der die Erfolgsaussichten am größten sind. Das bedeutet, ich brauche eine Risikoabschätzung. Machen Sie sich an die Arbeit - je schneller Sie damit fertig sind, desto geringer ist das Risiko."

--- Aridion, Shuttle

Während Collins Helens Aufforderung nachkam und zur ihr nach vorne ging um neben ihr Platz zu nehmen, wurde K'ano zusehens nervöser. Sein Atem ging immer schneller und seine Augen irrten immer hastiger über die sich bereits stark kräuselnde Wasserfläche unter ihnen.

Sie kamen viel zu langsam voran. Das Gewitter hatte sich zwischen sie und die Forschungsstation geschoben. Nun würden sie die Gewitterfront durchqueren müssen um wieder zum Stützpunkt zu kommen. Der Cardassianer wußte, daß die Schlechtwetterfront nicht natürlichen Ursprungs war und so auch den Zorn dieser Wesen heraufbeschwor, die davon magisch angezogen wurden.

"Verdammt, jetzt ist keine Zeit für solche lächerlichen Kleinigkeiten! Fliegen Sie schneller! Wir fliegen viel zu tief!", schrie er aufgeregt nach vorne, obwohl eine innere Stimme ihm sagte, daß sie gar nicht hoch genug fliegen konnten um nicht doch entdeckt zu werden. Und was das bedeutete, konnte er sich ausmalen, seit er einmal eines dieser Dinger gesehen hatte. Sie waren gigantisch. Und es war möglich, daß es noch viel mehr von ihnen gab.

Noch immer geisterte der Anblick der tot im Meer treibenden Leichen in seinem Kopf herum. Noch nie hatte er durch seinen Beruf welche gesehen.

"Wir müssen umkehren! Wir schaffen es nicht mehr! - Es wird uns erwischen. Wir sind alle verloren!" Seine Stimme war ungewöhnlich hoch und hatte begonnen sich zu überschlagen. Er konnte die Anwesenheit der Wesen beinahe schon spüren.

Als nun die Wolke ihr Gesichtsfeld zu verdunkeln begann und er vermeinte nicht nur eine riesige gleitende Bewegung darin ausmachen zu können, sondern gleich mehrere, verlor er endgültig die Nerven und sprang auf.

Er hastete zur Luke und betätigte die händische Notentriegelung der Luke. Während alle Augenpaare furchtsam auf ihn gerichtet waren, sprang er einfach ins Meer und versuchte zurück zur Insel zu gelangen von der sie gekommen waren.

Aber es blieb bei einem Versuch. Ein riesiger Schatten näherte sich ihm und verschluckte ihn...

"Spinnt denn der!?" Mit einem Aufschrei sprang Llewella zur geöffneten Luke und versuchte, diese wieder zu verschließen. Mit ihrem ganzen Gewicht hängte sie sich an die Schiebetür, während sie versuchte, sich mit ihren Füßen an der anderen Seite des Shuttles einzuhaken, um nicht aus dem Shuttle gesogen zu werden.

"Helen, verdammt, tu, was der Mann gesagt hat und zieh das verfluchte Shuttle höher!!!", brüllte sie. "Ich habe keine Lust, von dem verschlungen zu werden, was da gerade K'ano gefressen hat, also HÖHER!!! Und versuch zu der verflixten Insel zurückzukommen, vielleicht sind wir da sicherer!!"

Während Helen versuchte, das Shuttle höher zu ziehen, kämpfte die Schottin weiter mit der Luke und schaffte es tatsächlich, sie ein wenig zuzuziehen. Das Shuttle bockte in der aufgewühlten Luft, man konnte die sie umgebende Elektrizität förmlich riechen.

Solch ein Unwetter hatte Llewella noch nicht einmal in Schottland erlebt, und dort waren wirklich schreckliche und plötzliche Wettereinbrüche an der Tagesordnung...

Collins war ziemlich schockiert von dem Verhalten K'anos. 'Was um alles in der Welt konnte jemanden zu einer solchen Tat bewegen?'

Inzwischen hatte Campbell die Luke geschlossen und Helen hatte immer noch eine Menge zu tun, um das Shuttle nach oben zu ziehen. Collins beobachtete die Instrumente. "So langsam kommen wir hoch!", sagte er und blickte dann nach draußen. Jack konnte undeutlich die Oberfläche des Meeres unter dem Shuttle erkennen. Und er sah noch etwas. Etwas, was genau auf sie zukam.

Dieses Etwas war riesig und furchterregend und Jack konnte nun K'anos Ängste verstehen. Sein Gehirn arbeitete in Sekundenbruchteilen. Schneller nach oben konnten sie nicht, zur Seite ausweichen war zu spät. 'Dann lieber ertrinken!', dachte Jack.

"Helen! Nach unten, keine Fragen, einfach nach unten!", rief er Helen zu, die sofort reagierte und das Shuttle nach unten drückte.

"Das geht nicht gut, Collins!", erwiderte Helen knapp.

"Wenn das einer schafft, dann bist du das!", sagte Jack während ein Knistern durch Luft im Shuttle ging. 'Ionisierte Luft!', dachte Collins.

Das Shuttle schoß unter dem Körper dieses Etwas, welches gerade aus dem Wasser sprang um nach ihnen zu schnappen, hindurch.

Helen hatte sofort erkannt, worauf Collins hinaus wollte. Der Körper des Monsters hatte nun fast komplett das Wasser verlassen. Geistesgegenwärtig fing Helen an, das Shuttle wieder hochzuziehen.

Das Shuttle ächzte unter den Belastungen, die Helen von ihn abverlangte. "Das geht in die Hose!", murmelte die Südländerin.

Langsam kam das Shuttle wieder in die Waagerechte. 'Zu langsam!', dachte Jack und aktivierte die Schutzschirme. Außerdem leitete er den Rest der zu Verfügung stehenden Energie in die Andruckabsorber.

"Festhalten!", schrie Collins, als das Shuttle in einem relativ flachen Winkel auf das Wasser schlug, um anschließend wie ein flacher Stein von der Wasseroberfläche abprallte und ziemlich steil nach oben schoß.

Sie wurden fürchterlich durchgeschüttelt. Die Andruckabsorber schafften es nicht, die gesamte Aufprallenergie zu absorbieren. Aber, sie hatten dieses Etwas zunächst ausgetrickst.

Durch den Aufprall kamen sie nun sehr viel schneller in die Höhe. Jack spürte jeden einzelnen Knochen in seinem Körper. Das Ungeheuer war nicht mehr zu sehen oder zu orten. 'Dieses Ding besitzt ein unheimlich hohes Energiepotential, wenn die Luft so dermaßen ionisiert wird.', dachte Jack

"Alles klar bei Ihnen, Campbell?", Collins drehte sich kurz um und sah die Schottin etwas verkrampft in ihren Sitz. Sie winkte ab und Jack widmete sich wieder den Instrumenten.

Helen hatte das Shuttle über dem Sturm gelenkt und von dem Etwas war auch jetzt immer noch nichts zu sehen. Collins atmete tief durch. Dann bemerkte er ein Zeichen auf der Navigationskonsole. Bajoranische Technik war zwar nicht sein Spezialgebiet, aber dieses Zeichen gehörte nicht hier her.

'Das kann ein Zeichen von Classic sein, irgend etwas fängt an schief zu laufen!', vermutete Collins und scannte das Symbol mit seinem Tricorder. "Irgend etwas stimmt hier nicht!", war der Wortlaut mit einem kleinem Anhang und Jack stutzte 'Eine umgeleitete Nachricht?', dachte er. Classic hatte scheinbar eine Nachricht von T'Kara weitergeleitet.

Jack zeigte die Nachricht Helen. "Wir haben hoffentlich alle Daten im Orter, den, so wie ich annehme einer von euch hat! Wenn ja, sollten wir T'Kara da raus holen und schleunigst zur Ivory zurückkehren. Ich werde das Gefühl nicht los, das sich hier etwas zusammenbraut."

--- Aridion, Orbit

Norj'arja bekam nur zwei Antworten. Wobei es mindestens zwanzig hätten sein müssen. Und diese Antworten waren konfus und verwirrend. Es spürte Hass und Angst von dem Rest seines Nachwuchses.

Der Zorn in dem großen Wesen wuchs. Diese Spezies, die sich auf diesem Planeten niedergelassen hatte, mußte daran Schuld sein. Es wurde Zeit einzugreifen.

Es veränderte die Molekularstruktur seiner äußeren Hauthülle und schwenkte dann in die oberen Atmosphärenschichten hinein. Es nahm einen steilen Eintrittswinkel, damit es imposant aussehen würde.

Wie ein riesiger Asteroid schoß Norj'arja auf die Wasseroberfläche zu. Die Luftmoleküle an seiner Außenhaut glühten von der Reibungshitze. Plötzlich spürte es die Anwesenheit eines seiner Nachkommen ganz in der Nähe. Es stoppte fast ohne Verzögerung und hing nun leicht glühend in der Luft.

Direkt vor sich nahm es ein sehr kleines metallenes Schiff war, welches scheinbar auch ziemlich schnell zum Stillstand gekommen war. Es war so winzig und doch spürte der Organgsegler die zerstörerische Strahlung die es abgab. Hinter diesem Schiff setzte eines von seinen Jungen gerade an, dieses Schiff anzugreifen.

Ein Glücksgefühl durchflutete Norj'arjas Körper. Es war ein wunderbares Gefühl seinen Nachwuchs zu sehen und es sandte einen beruhigenden Impuls aus, worauf das Junge seinen Angriff abbrach und sich zurück ins Wasser fallen ließ.

Sekundenlang beobachtete das Muttertier das kleine Schiff. Es spürte die Anwesenheit von drei Wesen dort drin. Es ging keine Aggressivität von ihnen aus. Norj'arja fragte sich, warum sein Junges wohl dieses Ding angegriffen hatte, aber das würde es bald wissen. Und so änderte es wieder die Molekularstruktur und sank langsam ins Meer hinab.

--- Shuttle, inzwischen

Llewellas Magen revoltierte. Sie mußte sich zusammenreißen, um sich nicht zu übergeben. Collins schien das Ganze ja erstaunlich gut wegzustecken. Vielleicht hatte er so etwas schon öfters erlebt?

"Den Orter habe ich in meiner Tasche", murmelte die Schottin. 'Wo ist denn die?', dachte sie dann. Elektrisiert sprang sie auf, ihre ganze Übelkeit war vergessen.

"Jack! Helen! Wo ist meine Tasche hin? Gott, hoffentlich ist die nicht aus der Luke gefallen!", rief sie den beiden anderen zu, dann begann sie sich umzusehen. Vor lauter Hektik konnte sie gar nicht richtig suchen, aber Collins, der den Überblick bewahrt hatte, zog die Tasche unter einer Bank hervor.

"Danke!" Llewella atmete tief aus. Sie hatte gar nicht bemerkt, daß sie die Luft angehalten hatte.

Als sie die Tasche öffnete und hineinfaßte, um nach dem getarnten Orter zu tasten, schnitt sie sich an den Glassplittern einer zerbrochenen Phiole. "Autsch, verd... Heute geht auch alles schief!", fluchte sie. Dann meinte sie: "Der Orter ist noch da. Mal sehn, ob die romulanische Technik gut stoßgedämpft ist... "

'Galgenhumor...', dachte sie im gleichen Augenblick.

Währenddessen hatte Helen wieder Kurs auf die Station genommen, da der Sturm, so schnell wie er gekommen war, auch wieder abzuflauen begann. Als Llewella aus einem Fenster nach hinten blickte, erstarrte sie. "Mann, Collins, schauen Sie sich DAS an! Das kann ja nur ein Alptraum sein!!"

Hinter ihnen schwebte ein riesenhafter Körper über der Wasseroberfläche, noch um vielfaches größer als das Etwas, welches den Cardassianer verschlungen hatte. Langsam begann das Wesen, ins Wasser hinabzutauchen, wo es bereits von dem anderen, kleineren Wesen erwartet zu werden schien.

"Haben Sie so etwas schon einmal gesehen - oder davon gehört?" wandte sich Llewella, völlig verwirrt und entsetzt, an Jack.

--- Ivory, Mannschaftsmesse

Marc kippte gerade das zweite Glas hinunter, als Simon die Messe betrat. Langsam kam er rüber geschlendert und ließ sich auf dem Stuhl gegenüber von Marc fallen.

"Mit einer schönen Dusche und frischen Klamotten fühlt man sich wie neu geboren", sagte der Techniker und grinste. "Und was ist das da Schweres?", fragte er und begutachtete die Flasche mit der gelben Flüssigkeit.

"Keine Ahnung. Ist wohl noch von Krell's Vorrat. Ich hab eben was Starkes gebraucht", bemerkte Marc und füllte Simons Glas.

"Darf ich fragen, was vorgefallen ist? Hat Charly dich wieder totgeredet?", wollte dieser wissen.

Marc schüttelte den Kopf. "Wenn es ja nur das wäre. Aber der Computer hat mir eben klargemacht, was er von mir hält."

Simon überlegte. "Laß mich raten; er findet dich zum Kotzen. Er denkt, du wärst ein riesiger Idiot, hab ich recht?", fragte er und nahm einen Schluck aus seinem Glas.

"Nein!", sagte Marc niedergeschlagen. "Er sagte, daß er mich liebt."

Simon erstarrte mitten in seiner Bewegung, schaute Tegger verwirrt an und verschluckte sich vor Schreck an seinem Getränk. Nachdem er sich einigermaßen von dem Hustanfall erholt hatte, krächzte er: "Das eben war doch ein Scherz oder?"

Wieder schüttelte Marc den Kopf. "Nein, ich glaube, er meinte es todernst. Aber das ist nicht der Grund, warum ich mit dir reden wollte." Schnell versuchte Tegger das Thema zu wechseln. "Und zwar geht es um die Gespräche zwischen Cauori und dir. Ich muß alles wissen, was da passiert ist. Wirklich alles."

Simon Williams schaute ihn ernst an. "Ich weiß zwar nicht worum es dabei geht, aber ich werde dir alles erzählen, woran ich mich erinnern kann. Das wird allerdings ein wenig Zeit brauchen."

"Also von meiner Seite besteht da kein Problem. Ich hab Zeit", bemerkte Marc und schaute Williams erwartungsvoll an.

"Also gut", sagte Simon. "Es fing alles damit an, als Cauori in den Maschinenraum kam und ...."

--- Aridion, Shuttle

Eigentlich hatte Collins mit seinem Leben abgeschlossen, nie hatte er damit gerechnet, daßs dieses Ding so sang- und klanglos abtauchte.

Auch Helen hatte fix reagiert und die Andruckabsorber hatten bei dem schnellen Stop wieder ihr Bestes gegeben.

Llewellas Frage riß Jack zurück in die Realität, "Gesehen habe ich so etwas noch nie, aber es gibt bei alten Völkern Legenden und Sagen, die so etwas Ähnliches beschreiben!" Fasziniert beobachtete Collins den großen Schatten, der noch unter der Wasseroberfläche zu sehen war. Die Legenden kannte Jack aber nur aus seinem eigenem Universum, aber das wollte er Campbell nicht unbedingt erzählen.

"Normalerweise würde ich auch gerne wissen, was das war, aber im Moment haben wir andere Sorgen." Collins Verstand hatte die letzten Schrecksekunden jetzt überwunden und er überlegte. "Das Auftauchen dieses Wesens hat bestimmt ein heilloses Durcheinander auf der Station ausgelöst, vielleicht sollten wir den Trubel nutzen um T'Kara da schnell wegzuholen. Außerdem könnte das andere Team auch diese Unruhe nutzen. Eigentlich sollten doch genug Daten in dem Orter sein", er wies auf die Tasche. "Wir müssen das Ding nur so schnell wie möglich irgendwie zur Ivory kriegen, was meint Ihr?"

--- Ivory, Brücke

"Verstanden", war Classics einzige Antwort auf Martenghs Anweisung. Er setzte sich an die Navigationskontrolle und betrachtete für einen Augenblick Aridion auf dem Hauptschirm. So ruhig und friedlich wie sich dieser Planet unter ihnen wegdrehte, kam ihm diese Situation fast schon wie ein böser Traum vor. 'Keine Zeit zu träumen, Classic, mach dich an die Arbeit.' Er schloß die Augen....

Es dauerte nur wenige Sekunden, bis er sich über das wirkliche Ausmaß der Probleme im Klaren war. Weder Aridion, noch der cardassianische Frachter machten ihm Sorgen, denn gerade war etwas wirklich Großes an der Ivory vorbei geflogen und würde in wenigen Sekunden in steilem Winkel in die Atmosphäre von Aridion eintauchen --- mit einem Flugvektor, der es in die Nähe des Außenteams bringen würde.

Classic öffnete die Augen und wandte sich an Martengh, noch während der sich umwandte, entstand die taktische Ansicht, die er gerade noch vor seinem geistigen Auge gesehen hatte, auf dem Hauptschirm.

"Martengh, die Probleme sind größer, als ich angenommen hatte: Ein unbekanntes Objekt tritt gerade in die Atomsphäre von Aridion ein, und keines meiner Überwachungsprogramme hat angeschlagen --- weder die welche ich intern benutze, noch diejenigen, die im Core der Ivory laufen. Offensichtlich hat sich unser Trojaner weiter ausgebreitet, als ich bisher vermuten konnte.

Auf Grund dieser Tatsache wäre ich dafür, dringendst den Core der Ivory neu zu booten, denn ich kann garantiert nicht innerhalb von zehn Minuten das Programm aus dem Core schießen. Ich kenne weder seine Architektur, noch seinen genauen Ansatzpunkt und jede Gegenmaßnahme meinerseits wäre - bestenfalls - ein Schuß ins Blaue. Eine genauere Analyse dieses Programms dauert mindestens 15 oder 20 Minuten, die wir uns nicht leisten können.

Unser Außenteam hat definitiv Probleme, aber wir haben davon nichts, aber auch gar nichts bemerkt. Wir sollten jetzt möglichst schnell die Probleme auf die sicherste Lösung aus der Welt schaffen. Um nicht völlig blind zu sein könnten wir den Computer Kern eines Shuttles vorrübergehend benutzten. Für Manöver unter Impuls, Kommunikation und minimale Sensoren dürfte es ohne weiteres reichen. Mit ein paar Tricks könnten wir den Core sogar in weniger als zehn Minuten wieder online haben. Dazu brauche ich aber völlig Freie Hand.

Was denken Sie, Martengh?"

'Und denken Sie schnell', ging es Classic durch den Kopf. Er beobachte mir wachsender Besorgnis die Sensordaten, die von Minute zu Minute an Präzision verloren...

--- Quartier 10

Ungläubig starrte der Südländer den Roboter vor ihm an. Vergessen war die Mission, vergessen die Sorgen um Helen, vergessen seine Zukunftspläne weit weg von diesem Schiff.

"Waaasss??!!?!?!?", schrie Pormas mit seiner gewaltigen Stimme, die man sicherlich noch fünf Quartiere weiter gehört hatte. Überstürzt stampfte er aus der Dusche.

Da die Uniform, wie die Cardassianer es bevorzugten, aus mehr festem, rüstungsähnlichen Metall bestand, war sie jetzt tatsächlich sauber. Bis auf die Tatsache, daß der Stoff darunter jetzt von Wasser durchtränkt war.

'Das darf doch nicht wahr sein! Wie kommt dieser Blecheimer auf so eine Idee?', die Gedanken des getürkten Cardassianers überschlugen sich.

Pormas verwarf den Gedanken es Charly klarzumachen, daß er ihn haßte und nun auch schon fürchtete. Gerade als er den Mund aufmachte, um ihn von diesem Vorhaben abzubringen, meldete sich eine andere, sehr verführerische, weibliche Stimme zu Wort.

"Nein, nimm mich mit! Charly, du darfst doch gar nicht mitgehen! Gerald würde das nicht erlauben! Pormas, ich liebe dich mehr als alles andere! Bitte nimm mich mit!"

Zitternd stand der riesige Südländer im Raum.

--- Aridion, Forschungsstation, Labor

Nachdem die Vulkanierin alle Analysen, die ihr mit den bisher gewonnenen Proben möglich waren, angesetzt und ausgewertet hatte, war einige Zeit vergangen. Der Rückstandsmesser arbeitete noch. Er brauchte eben sehr lange...

Plötzlich bemerkte T'Kara, daß es auf den Korridoren lauter wurde. Cordis ging zur Tür und rief irgend etwas auf cardassianisch hinaus, woraufhin er von vielen Stimmen Antwort bekam. Die Stimmen klangen verängstigt, fast panisch.

Cordis drehte sich zu der Vulkanierin um und knurrte: "Kommen Sie mit, ich muß auf meinen Posten - Keine Widerrede!" T'Kara, die gar nicht vorgehabt hatte, zu widersprechen, folgte ihm, innerlich den Kopf schüttelnd.

--- Forschungsstation, Gänge

Während Cordis und T'Kara durch die Gänge hasteten, fragte die Vulkanierin: "Was ist eigentlich los?"

Der Cardassianer knurrte nur, daß sie das überhaupt nichts anginge, also schwieg sie und versuchte sich den Weg, den sie gingen, einzuprägen. Was nicht sehr einfach war, denn diese Gänge und Turbolifte sahen alle gleich aus. Endlich kamen sie an ein Schott, das sich vor Cordis öffnete.

--- Versammlungsraum

Der Cardassianer und T'Kara betraten eine große Halle, in der sich viele Stühle, ein paar Tische und ein Rednerpult befanden.

"Wie an der Akademie in den Hörsälen", schoß es der Vulkanierin durch den Kopf.

Zwei Cardassianer standen an einer Wand, die vollständig verglast war und starrten hinaus. Cordis bedeutete T'Kara unwirsch, ihm zu folgen und sprach den einen der beiden Männer an. "Pean, ich muß auf Station F. Passen Sie mir auf diese Frau auf - und zwar gut, sonst bekommen Sie Ärger. Und Sie wissen, was DAS bedeutet!"

Damit drehte er sich auf dem Absatz um, ohne auf eine Antwort zu warten und verschwand durch eine andere Türe.

T'Kara betrachtete durch die durchsichtigen Wände die Außenwelt. Draußen tobte ein Sturm, die Luft schien elektrisch aufgeladen und vielfarbige Blitze zuckten vor den Scheiben herum. Die Vulkanierin versuchte sich zu orientieren. Nach einer Weile kam sie zu dem Schluß, daß dieser 'Hörsaal' direkt neben dem Shuttlehangar sein mußte.

Fasziniert beobachtete sie weiter den Sturm...

--- Shuttle

Immer noch schaudernd wandte sich Llewella zustimmend an Jack. "Ich bin ganz Ihrer Meinung, Mr Collins! Es scheint ja so, als wäre das Unwetter am abflauen, sehen wir zu, daß wir die Vulkanierin holen und hier abhauen. Irgend etwas ist hier sowieso faul!"

Und dann berichtete Llewella Collins von dem Boot, das plötzlich von etwas versenkt worden war und wie merkwürdig Patek sich verhalten hatte.

"Ich glaube, daß das, was das Boot versenkt hat, auch gerade K'ano verschlungen hat. Und nach dem, was wir gerade gesehen haben, kann man annehmen, daß sich diese ... Dinger .... auch in der Luft bewegen können, also lieber nichts wie weg von hier, bevor es seine Meinung ändert und uns doch angreift..."

Jack nickte langsam und wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als jemand eine Verbindung herstellte. "Flugkontrolle an Ivoryshuttle, begeben Sie sich sofort zurück zur Station, dies ist eine Ausnahmesituation und somit ein Befehl! Haben Sie das verstanden?"

Collins kannte diese arrogante Stimme. So eine Überheblichkeit konnte nur von diesem Cordis kommen. Jack konnte sich das hämische Grinsen dieses Mannes richtig vorstellen.

"Soll ich antworten oder haben wir eine Funkstörung?" Helen grinste.

"Nein!", antwortete Jack. "Wir müssen sowieso zur Station. Wir werden unserem Freund dort unten den Gefallen mal machen."

Helen bestätigte den Befehl und wenig später setzten sie zur Landung an.

--- Forschungsstation, Shuttle

Auf der Station schien helle Aufregung zu herrschen. Jack beobachtete eine kleine Gruppe Soldaten, die direkt auf das Shuttle zu kam. "Ich würde vorschlagen, Helen bleibt hier und hält das Shuttle abflugbereit."

Dann wandte Collins sich an Campbell. "Ich weiß nicht, was die vorhaben", er deutete auf die Soldaten. "Aber wenn es brenzlig wird, versuchen Sie bitte T'Kara allein zu finden, ich kümmere mich dann erst mal um diese Soldaten. Ist das in Ordnung?"

Beide nickten und Collins öffnete das Schott.

--- Forschungsstation, Shuttledeck

Starke Windböen rissen Campbell und Collins fast von den Füssen. Die Soldaten hatten anscheinend tatsächlich das Shuttle als Ziel.

"Gehen Sie in eine andere Richtung und versuchen Sie T'Kara zu finden!" Jack deutete auf ein kleineres Schott neben dem Shuttlehangar. "Ich werde mal mit den Jungs reden. Wenn Sie T'Kara gefunden haben, verschwinden Sie von hier. Warten Sie nicht auf mich! Ist das klar?" Collins mußte förmlich schreien, um gegen das Geheule des Sturmes anzukommen. Campbell nickte nur kurz und verschwand dann hinter dem Shuttle um über einen Umweg zu dem Schott zu gelangen.

Collins bewegte sich auf die Gruppe der Soldaten zu. Jetzt fing es auch hier an zu regnen. Wie aus Kübeln begann es zu schütten und jeder versuchte sich irgendwie irgendwo unterzustellen. Auch die Cardassianer hatten erhebliche Probleme voranzukommen. Beim Näherkommen erkannte Jack Cordis. Der Mann, der den Trupp anführte, war Zar'kon.

"Hallo Leute!", rief Jack den Leuten zu. "Ganz schönes Mistwetter habt Ihr hier!"

Sie standen sich nun direkt gegenüber. Bunte Blitze zuckten vom Himmel. Zar'kon sah Collins starr in die Augen. Ohne ein Wort nickte er Cordis zu, der ihn einen cardassianischen Communicator anheftete.

"Du hättest es nicht übertreiben sollen, Collins! Verdammter Mistkerl!" Zar'kon packte Collins an den Kragen und zog ihn zu sich heran. "Da mußt du jetzt irgendwie durch. . . .!", flüsterte er Jack so leise ins Ohr,
daß nur er es hören konnte.

"Ich Idiot hatte geglaubt einen alten Freund wiedergetroffen zu haben. Du hast mich enttäuscht, Jack!", diese Worte waren wieder gut hörbar.

Cordis drängte von der Seite. "Es wird Zeit, Zar'kon!"

"Augenblick noch!", sagte Zar'kon und schlug für Collins unerwartet, die Rechte mit einer solchen Wucht in sein Gesicht, das er drei Meter nach hinten schleuderte und auf den Boden knallte. Mit einem lauten Schrei warf sich der Cardassianer auf Collins und begann auf ihn einzuschlagen.

"Tut mir leid Collins!", flüsterte Zar'kon dabei. "Ich weiß zwar nicht was dein richtiger Auftrag hier ist, aber um deine beiden Mitreisenden hier heil rauszubringen, mußte ich einen unglaublich guten Köder auslegen, nämlich dich! Leider bist du im Moment ein Agent in Diensten der Förderation. Wenn alles klappt bist du meine Fahrkarte nach Hause! Spiel mit! Hörst du?"

Jack hatte keine Möglichkeit mehr zu antworten. Vor seinem Gesicht kreisten kleine Sterne und Blut füllte seinen Mund. Was zu Teufel mochte dieser Kerl wohl vorhaben? Collins versuchte sich aufzurichten.

"Es reicht Zar'kon, er kommt jetzt zum Verhör!" Das war eindeutig Cordis Stimme.

Das nächste was Jack mitbekam, war ein Stiefel, der sich in seinen Bauch bohrte und das diebische Grinsen Cordis. Dann verlor er endlich das Bewußtsein.

--- Forschungsstation, Shuttle, inzwischen

Helen sah den beiden noch einen Moment nach, bevor sie sich wieder an die Steuerkontrollen des Shuttles setzte.

"Das wird mir langsam alles zuviel. Was geht auf dieser verdammten Pfütze von einem Planeten vor? Es wird Zeit das wir hier wegkommen..." Die Südländerin schüttelte entschlossen den Kopf und lehnte sich auf ihrem Platz zurück. Nachdenklich blieb sie einen Moment sitzen und zupfte an ihren dunklen Locken herum.

"Hör auf mit diesen miesen Gedanken und versuche dich etwas abzulenken", schimpfte die Frau mit sich selbst, sprang auf und ging zum Schott zurück. Dort spähte sie aus der Sichtluke und beobachtete entsetzt wie die Cardassianer über Jack herfielen und ihn verprügelten.

'Ich schätze, wir haben ein gewaltiges Problem. Ich würde am liebsten Collins helfen gehen, aber das wäre das Dümmste was ich machen kann. Am Besten kontaktiere ich die Ivory.'

Schnell hastete Helen zu den Kontrollen und sendete folgende verschlüsselte Nachricht an die Ivory: *Collins wurde von den Cardassianern gefangen genommen. Brauchen Hilfe.*

--- Forschungsstation, Shuttledeck, zur gleichen Zeit

Llewella kam fast nicht vom Fleck, solch eine Gewalt hatte der Sturm.

Als sie sich um das Shuttle gearbeitet hatte, wobei sie innerhalb von Sekunden bis auf die Haut durchnäßt war, wagte sie einen Blick um das Shuttle. Schemenhaft konnte sie eine Gruppe Cardassianer ausmachen, die über etwas - oder wahrscheinlich eher jemanden - am Boden Liegenden herfielen.

'Collins!', dachte Llewella schockiert. Ihr erster Impuls war, zu ihm hinzulaufen und ihm zu helfen. Ihre Beine wollten sich schon in Bewegung setzen, als ihr Verstand wieder die Oberhand gewann.

'Was für einen Blödsinn willst du denn da machen, Llewella!?', schimpfte sie in Gedanken. 'Wenn es einen Moment gibt, in dem die Cardis nicht auf dich achten, dann ist der jetzt gekommen!'

Llewella ließ sich auf die Knie hinab. In dieser Höhe schien der Wind nicht ganz so stark zu sein. Als sie mit den Fingern den Boden berührte, schien dieser zu knistern, kleine Miniaturblitze zuckten auf. Llewella biß die Zähne zusammen und suchte nach dem Schott, welches sie vorher entdeckt hatten.

Dort war es. So schnell es das Wetter zuließ, krabbelte die Schottin dorthin. Ihre Kleidung klebte am Körper, das Haar hing ihr in klatschnassen dicken Strähnen ins Gesicht. Sie mußte anhalten, um es sich aus den Augen zu wischen.

Nach schier endloser Zeit erreichte Llewella das Schott. Sie blickte sich um. Von den anderen war nichts zu sehen, auch das Shuttle konnte sie nur als vagen Schemen ausmachen. Wenigstens etwas. Sie hätte sonst nicht gewußt, wie sie es bei diesem Regen wiederfinden sollte.

Die Schottin richtete sich auf. 'Wenn ich die nicht sehe, sehen die mich vielleicht auch nicht!', hoffte sie.

Das Schott öffnete sich nicht. Llewella stieß einen derben gälischen Fluch aus, dann begann sie, die Umrandung des Schotts abzutasten. Nach ein paar Sekunden, die Llewella wie eine Ewigkeit vorkamen, fand sie eine Art Schalter. Sie schloß die Augen, atmete tief durch - und drückte auf den Knopf.

Das Schott öffnete sich.

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