Ivory Cronik 14

Gegrillt aber ungenießbar

--- Aridion, Forschungsstation, Gänge

Nach Collins Meinung verhielt sich der Cardassianer zu ruhig. Die beiden gingen durch die Gänge ohne ein Wort mit einander zu reden. Es könnte eine Hilfe sein, hier jemanden zu kennen, aber Jack wollte vorsichtig sein.

'Mal abwarten, was er will', dachte er sich.

--- Forschungsstation, Shuttledeck

Zar'kon und Collins setzten sich, nachdem sie den Hangar durchquert hatten, auf einen Poller direkt am Wasser. Es war ein herrlicher Tag und die Sonne schien warm vom Himmel.

"Sag mal", begann Zar'kon. "Wie nennst du dich jetzt? Smith, Jones...?"

Jack grinste, "Nein, Collins! Das ist auch mein richtiger Name und ich glaube, das weiß du auch schon längst. Du hast dich doch schon längst informiert, oder?"

"Ja, natürlich!" Der Cardassianer schaute auf das Meer. "Jack, wo du früher aufgetaucht bist, brannte es. Und ich habe so eine böse Ahnung, daß hier bald etwas passieren wird. Kannst du mir sagen warum?"

"Könnte es nicht sein, das ich jetzt einen ganz normalen Job habe und ich hier mit meinen Kollegen lediglich eine Versuchsreihe durchführen will?", antwortete Collins.

"Nein! Das würde ich dir nicht glauben, du weißt, ich habe einen Riecher für so etwas!", entgegnete der Cardassianer.

Jack überlegte, ob er Zar'kon einweihen sollte. "Warum bist du noch bei der Armee, Zar'kon? Ich dachte; nach der Befreiung deiner Familie damals wolltest du von der Bildfläche verschwinden und irgendwo ein neues Leben mit deiner Familie beginnen, außerhalb der - ach so feinen - cardassianischen Gesellschaft."

"Ja, das war der Plan", antwortete Zar'kon leise. "Nachdem du fort warst, sollte meine Familie mit einem Frachter nach Cardassia Prime gebracht werden. Sie sollten dort solange bei Freunden bleiben, bis ich alles geregelt hätte. Leider wurde der Frachter von Piraten überfallen, so die offizielle Version. Natürlich steckte der Orden dahinter. Ich erfuhr es ein paar Wochen später. Meine Frau und mein Sohn kamen ums Leben, meine Tochter wurde nach Cardassia gebracht. Sie überlebte!

Sie studiert jetzt an der staatlichen Universität. Das Studium finanziert der Staat, oder besser gesagt der Orden. Man bat mich im Interesse meiner Tochter, weiter in der Armee zu dienen. Sie degradierten mich und schickten mich zu den unmöglichsten Orten, bis ich hier landete. Seit zwei Jahren bin ich hier und hatte meine Ruhe, dann tauchte Gul'Danoth hier auf und richtete mir persönlich Grüße von meiner Tochter aus, mit einem Grinsen im Gesicht. Und ein paar Tage später tauchst du hier auf. Also, an so viel Zufall kann ich nicht glauben.

Nimm es nicht persönlich, Jack, aber ich werde nicht den Fehler begehen und dir helfen. Ich liebe meine Tochter, sie ist alles, was ich noch habe."

'Alles klar!', dachte Collins. "Würdest du im Zweifelsfall einen Freund erschießen?"

Zar'kon überlegte. "Nun, ich würde ihn nicht in den Rücken schießen!"

"Was ist mit intelligentem Leben auf Aridion?" Jack riskierte einen weiteren Vorstoß.

Jetzt mußte Zar'kon schmunzeln. "Das wüßten wir selber gerne. Und nun geh zu deiner Vulkanierin, du kennst ja den Weg."

Collins nickte. "Wir werden uns bestimmt noch einmal treffen, oder?"

"Mag sein, Jack", antwortete der Cardassianer. "Dann achte aber darauf, daß du mir deinen Rücken zeigst!" Er lachte rauh.

"Sehr witzig!", bemerkte Collins und ging in Richtung Hangar.

--- Forschungsstation, Gänge

Von Zar'kon war also nicht viel zu erwarten. Also mußten sie doch nach Plan A arbeiten. Jack kam ohne Probleme zum Labor, niemanden schien es zu stören, daß er hier unbewacht durch die Gänge streifte.

--- Forschungsstation, Labor

Als T'Kara hinter Cordis und K'ano das Labor betrat, war sie beeindruckt, wie gut dieses ausgestattet war. Scheinbar betrieben die Cardassianer tatsächlich ernst gemeinte Studien...

T'Kara stellte ihre Tasche auf einen Tisch und entnahm ihr zwei Glasphiolen sowie dazugehörende gläserne Verschlüsse.

'Eigentlich ist es faszinierend, daß man seit dem zwanzigsten Jahrhundert noch kein Material gefunden hat, das für chemische Versuche geeigneter ist als Glas...', dachte sie.

Die beiden Cardassianer hatten sich rechts und links des Eingangs aufgebaut und beobachteten sie. Ihre Körperhaltung drückte Argwohn aus. Als sie jedoch sahen, daß sich die Vulkanierin tatsächlich auf chemische Untersuchungen vorbereitete, schienen sie sich leicht zu entspannen. Der, der Cordis genannt wurde, trat näher an einen der Tische heran.

Plötzlich betrat Collins den Raum, ohne Begleitung eines Aufpassers. Scheinbar hatte sein Gespräch mit diesem Cardassianer ihn berührt, er blickte ziemlich nachdenklich drein.

"Melde mich gehorsamst zurück!" Jack machte brav Männchen vor Cordis, der gelangweilt an einem Labortisch stand.

"Sind Sie etwa allein hierher gekommen?", fragte der Cardassianer verblüfft.

"Klar", antwortete Collins. "Ich kann mir solche Wege schon merken, wenn ich sie einmal entlang gegangen bin. So, T'Kara, ich stehe Ihnen wieder ganz zur Verfügung."

Cordis kam ganz dicht an Collins heran. "Hören Sie, Mr. Collins! In Zukunft werden Sie keinen Schritt mehr ohne Begleitung auf dieser Station machen, ist das klar? Sie können froh sein, das Sie den Oberst gut kennen, ansonsten wären Sie jetzt reif!", zischte der Cardassianer ihm ins Gesicht.

Collins ließ einige Sekunden verstreichen. "Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, daß Sie aus dem Mund stinken?", fragte Jack ganz leise.

Cordis Augen versprühten blanken Zorn, sein Gesicht zuckte und Jack glaubte, daß der Mann gleich explodieren würde.

"Laß gut sein, Cordis, der versucht dich nur zu provozieren." K'ano war unbemerkt an die beiden herangetreten und zog Cordis beiseite. "Und er ist ein Freund vom Oberst, komm, das ist es nicht wert."

T'Kara drückte dem Psychologen die beiden Phiolen in die Hand und entnahm ihrer Tasche zwei weitere.

"Jetzt holen wir uns ein wenig Wasser!", meinte sie. An Cordis gewandt, fragte sie: "Würden Sie uns freundlicherweise an eine Stelle bringen, die sich möglichst am entgegengesetzten Ende der Station, in Bezug auf unseren Landepunkt, befindet?"

Der Cardassianer brummte in seinen nicht vorhandenen Bart. Die Vulkanierin schnappte etwas auf, das wie "... auch noch Fremdenführer spielen..." klang. Dann drehte der Mann sich abrupt um und verschwand durch die Türe. T'Kara und Collins folgten ihm, den Abschluß bildete K'ano.

--- Forschungsstation, Landeplatz

Llewella grinste. "Aye, alles klar!" Während sie auf die Mole zuging, wandte sie sich an Patek und an Helen, die ihr folgten:

"Wer steuert denn nun das Teil hier? Ich bin Biochemiker, kein Fischer. Ich würde wahrscheinlich dafür sorgen, daß wir alle ersaufen. Miss Ramirez, können Sie mit so einem Ding umgehen?"

Patek unterbrach Helen, noch bevor diese den Mund aufmachen konnte. "Ich werde das Boot steuern!", schnappte er. "Also los, steigen Sie schon ein!"

'Uih, ist der aber aggressiv!!', dachte sich Llewella beim Einsteigen. Sie setzte sich bequem hin und beobachtete die Spanierin, die nach ihr eingestiegen war. Ob jetzt wohl wirklich alles wieder im Lot war? Hoffentlich war es keine Schnapsidee von T'Kara gewesen, ausgerechnet sie und Helen im wahrsten Sinne des Wortes 'in ein Boot zu setzen'...

Der Cardassianer ließ den Motor an und startete in Richtung des Felsens, den man von der Mole aus sah.

--- Ivory, Quartier 7

Martengh hatte Cauoris Quartier untersucht, und einen Datenchip gefunden. Nach dessen Durchsicht war er zwar etwas schlauer, aber er war auch sicher, daß der Mörder Flöhe husten hörte, wie Monserat immer sagte.

Wenn Cauoris Aufzeichnungen korrekt waren, woran Martengh nicht zweifelte, hatte sie nur einen Fehler gemacht, beziehungsweise in einem Punkt Pech gehabt: Sie gehörte zu seinem Sicherheitsteam. Jemand mußte genau aus diesem Grund Verdacht geschöpft haben.

Was hieß Verdacht? Man brachte schließlich nicht jemanden um, nur weil man einen Verdacht hatte. Aber aus diesem Verdacht heraus ergaben sich Ermittlungen, und daraus dann die Beweise. Als Sicherheitschef kannte er sich aus.

Der Caldonier war zwar versucht, die Ermittlungen nun auf eigene Faust fortzuführen, aber als Sicherheitschef und Hauptopfer war er einfach zu auffallend für unauffällige Ermittlungen - zumal man mit zweieinhalb Metern Körpergröße überall sofort auffiel.

Er brauchte also jemanden, dem er einerseits vertrauen konnte, und der andererseits nicht auffiel.

Hm - aber wen? Das gesamte Außenteam konnte er schon vergessen. Ebenso alle Leute, die sonst noch zu seiner Sicherheitsmannschaft gehörten.

Nach kurzem Nachdenken machte er sich auf den Weg zur Brücke, nachdem er die Tür zu Cauoris Quartier versiegelt hatte.

--- Brücke

Auf der Brücke befanden sich nur Monserat und Tegger. Sehr gut.

Martengh wurde allerdings gleich eine Unterlassungssünde erinnert, als Monserat in fragte: "Na, gibt es etwas Neues? Hast du schon ein paar Attentäter entlarvt?"

Martengh setzte sich und schaute Monserat ernst an. Irgendwas mußte in seinem Blick gewesen sein, denn der Captain zog seine Augenbrauen in die Höhe.

Der Sicherheitschef antwortete nicht sofort. Als er sprach, hatte seine Stimme selbst für seine Verhältnisse einen ernsten Unterton.

"Ich habe einen Beweis dafür, daß wir einen Attentäter an Bord haben. Reicht dir dazu eine Leiche?"

Als Monserat erbleichte, fuhr Martengh fort: "Du erinnerst dich sicher daran, daß ich Cauori einen Spezialauftrag gegeben habe. Es ging darum, einen Verdacht zu überprüfen, der sich bei mir eingeschlichen hatte. Offenbar war sie kurz davor, Beweise zu finden, als man sie eliminierte."

Der Captain wirkte geschockt, doch Tegger, der alles mitangehört hatte, fragte: "Eliminiert? Ich dachte, Waffenaktivitäten jeder Art würden sofort Sicherheitsalarm auslösen!"

"Richtig", antwortete Martengh. "Aber eine reine Stich- und Schnittwaffe wird nicht registriert. Ich habe noch nie eine so übel zugerichtete Leiche gesehen.

Ihre Aufzeichnungen habe ich inzwischen durchgesehen, aber weitere Ermittlungen werden natürlich schwierig. Das Problem ist, daß ich selber als Ermittlungsleiter zu auffällig bin und ich niemanden aus meiner Sicherheitsabteilung einsetzen kann.

Das bedeutet, ich muß jemanden aus einer anderen Abteilung abziehen. Natürlich kann ich niemanden dazu zwingen. Es müßte sich also jemand freiwillig melden..."

Aus den Augenwinkeln beobachtete er Tegger, der bei den letzten Worten aufzuhorchen schien.

--- Besprechungsraum

'Na, der bildet sich was ein. Hatte ich mit meiner Vermutung doch recht. Der gute Herr hat Dreck am Stecken - und das gewaltig. Nun, wir werden sehen ob hinter den großen Sprüchen auch was dahinter steckt.' Classic wog den Phaser prüfend in den Händen und betrachtete ihn nachdenklich. Ein wenig zu leicht für seinen Geschmack. Und ohne neurales Interface... 'Ich bleibe da bei den Waffensystemen der Ivory. Damit läßt sich erheblich präziser arbeiten.

Nun ja, wenn dieses Teil ein neurales Interface hätte, wäre das Ganze einfacher. Aber der Einzige, mit dem ich über so was diskutieren würde, ist leider schon viel zu lange tot. Verrückt...'

Er drehte sich im Stuhl Richtung Aussichtsluken. Dort unten kreiste Aridion friedlich vor sich hin. Man sah keinerlei Orbitalkonstrukte mit bloßen Auge. Die tiefblaue Kugel erweckte ganz und gar nicht den Eindruck daß in den nächsten Stunden über Leben und Tod mehrerer Menschen entschieden würde.

'Das wollte ich eigentlich mit Omicron hinter mir lassen. Aber es ist verflucht, wie eine Sucht. Der Reiz des Adrenalins wenn man sich in einem Einsatz befindet. Das soll mal einer verstehen.' Kopfschüttelnd stand der Navigator auf, trat an das nächste Fenster heran und genoß für einige Minuten den Ausblick.

Dann verließ er das Besprechungszimmer.

--- Brücke

Classic schlug eine leicht angespannte Atmosphäre entgegen. Irgendein unterschwelliges Gefühl riet ihm, dem nicht näher auf den Grund zu gehen - zumindest nicht offiziell. Er nickte dem Captain und Martengh zu und setzte sich wortlos auf den Sitz des Co-Piloten. Teggers fragenden Blick quittierte er mit einem knappen: "Wenn ich schon planlos am warten bin, kann ich das auch gut von hier tun."

"Stimmt."

Er lehnte sich zurück und begann damit, die Logdateien der letzten Stunden durchzusehen. Die Ivory im Orbit, ein Schiff in einem hohen, äquatorialen Orbit und Team 1 auf der Oberfläche. Nichts Besonderes bisher.

'Man sollte es kaum glauben. Die Cardis bauen einen Stützpunkt innerhalb der Föderationsgrenzen auf - und niemand weiß davon. Suspekt, suspekt.' Er lehnte sich zurück und aktivierte den Uplink zum Navigationssystem. Da Tegger im Moment noch eingeloggt war, bekam er nicht mehr als den Slave Modus zu sehen, aber das reichte. Er schaltete das System in den Primärmodus und die Schwärze des Alls umfing ihn, als seine normale Wahrnehmung den Sensorbildern der Ivory Platz machten.

Monserat beherrschte sich, im letzten Moment nicht die Augen zu verdrehen und theatralisch zu seufzen. Zuerst mußte er allein die ganze Brückenbesatzung vertreten, dann zogen sich seine beiden Navigatoren zur Besprechung zurück, Pormas hetzte an ihm vorbei ins Besprechungszimmer. Nach Kurzem nahm Tegger wieder seinen Platz ein und binnen kurzem kam Pormas aus dem Besprechungszimmer und flitzte wortlos wieder in den Lift.

Nun plötzlich tauchte auch noch Martengh auf und erzählte ihm ganz nebenbei von dem Mord an dieser Cauori. Und es schien sogar so zu sein, daß er vergessen hatte, seinen Captain davon zu informieren und es ihm gerade erst wieder in den Sinn gekommen war. Zu allem Überfluß hörte dieser Tegger auch noch alles an, was eigentlich geheim bleiben sollte und nun, wo es unzählige offene Fragen gab, kam auch noch der Chipman und verhinderte eine Fortführung des Gesprächs.

Typisch. Zuerst war keiner auf der Brücke und dann gab es hier einfach für Monserats Geschmack zu viele Navigatoren.

Entschlossen, nicht auch noch Classic einzuweihen, dem er die Sache mit der ferngesteuerten Ivory immer noch nicht verziehen hatte, erhob er sich von seinem angestammten Platz.

"Tegger, Martengh, Abmarsch in meinen Bereitschaftsraum."

--- Bereitschaftsraum des Captains

Nach dem alle Platz genommen hatte, versuchte Monserat die Sorglosigkeit seines 1. Offiziers wieder einigermaßen auszubügeln:

"Tegger, was auch immer Sie über den Fall Cauori hören, ich möchte nicht, daß es die Runde macht. Sonst mache ich Ihnen das Leben für den Rest Ihres Aufenthalts auf der Ivory zur Hölle...

Und jetzt möchte ich endlich Näheres über die ganze Angelegenheit erfahren und was wir dagegen unternehmen werden."

--- Brücke

Für die nächsten Minuten genoß Classic es, einfach über Aridion zu schweben.

Ihm kam ein Gedanke. Mehrere kleine Ausschnitte begannen sich zu vergrößern. Trotz des Alters der Ivory bekam er Bilder in einer ganz brauchbaren Auflösung. Genug für einen Freund eines Bekannten eines Saufkumpans vom Bruder eines ehemaligen Mannschaftskollegen auf DS 5. Der würde mit Sicherheit die richtigen Leute kennen, aus diesen Bildern Geld zu machen.

Er begann - soweit es ohne aktive Sensoren möglich war - Daten über die Station zu sammeln. Fürs erste würde der Speicherraum auf seinem Gedächtnischip ausreichen. Aber ihm war bereits jetzt klar, daß es nicht ganz einfach sein dürfte, die Daten irgendwie unauffällig auf sein privates Terminal und von dort auf einen Datenkristall zu schaffen. Aber das war ein Problem, um das er sich in einer halben Stunde kümmern konnte.

--- Aridion, Boot

Ziemlich schweigsam saß Helen im Boot und sah sich beeindruckt um, während sie ihren Gedanken nachhing.

'Ein ganzer Planet, der nur aus Wasser besteht. Das ist echt umwerfend. Ich bin nur froh, daß ich nicht tauchen muß, oder schwimmen. Ich bin zwar nicht wasserscheu, aber die Vorstellung keine Möglichkeit zu haben an Land zu gehen, beängstigt mich doch. Nur gut, daß ich das nicht laut zugeben muß. Ich mag es einfach nicht Schwächen zu zeigen.'

Langsam schüttelte Helen ihr unbehagliches Gefühl ab und versuchte sich auf das Bevorstehende vorzubereiten.

Das von Patek gesteuerte Boot erreichte die kleine Insel ziemlich schnell. Llewella bat den Cardassianer: "Wären Sie wohl so nett, ganz an die Insel heranzufahren, damit ich dort an Land gehen kann?"

Mißtrauisch sah der Mann die Schottin an. "Warum? Reicht es Ihnen nicht, daß Sie hier sind? Sie können Ihre Proben genausogut auch hier aus dem Boot heraus holen!"

Llewella holte tief Luft. Wenn der Mann so weitermachte, würde sie noch einen Schreikrampf bekommen. Dieser Heini hatte sicherlich noch nie eine wirklich wütende Schottin erlebt...

"Wenn Sie vorhin den Ausführungen der Vulkanierin zugehört hätten, was ganz offensichtlich nicht im Geringsten der Fall gewesen ist, müßte ich Ihnen das jetzt nicht noch einmal erklären! Aber weil Sie es sind", hierbei grinste sie kalt, "will ich noch einmal eine Ausnahme machen.

Wenn ich die Probe hier entnehme, bekomme ich jede Menge Wasser, welches von Ihrem tollen Schnellboot aufgewühlt ist. Erstens würde dies die tatsächliche Zusammensetzung des Wassers verändern, was nicht im Sinne des Erfinders wäre und zweitens würde man bei den Analysen wunderbare Ergebnisse für Zivilisationsschwebstoffe finden - die leider von IHREM Boot stammen würden und NICHT von irgendeiner Zivilisation. Daher wünsche ich an Land zu gehen!"

Patek sah immer noch ziemlich unglücklich drein. Genauer gesagt, wirkte er jetzt auch noch wütend. Scheinbar war er es nicht gewohnt, so in seine Schranken gewiesen zu werden. Er zögerte immer noch.

Die Schottin lief langsam rot an. "Würden Sie mich nun bitte an Land absetzen, sonst sehe ich mich gezwungen, Ihrem Leiter, Mr Soltak, Bericht zu erstatten, daß Sie wissenschaftliche Arbeiten verzögern. Er wäre sicherlich nicht sehr erfreut, da er durchaus Interesse an unseren Ergebnissen hat!"

Endlich gab der Cardassianer nach und fuhr noch das kleine Stückchen bis zur Insel. Llewella stand auf und verließ mit ihrer Tasche das Boot. Dann wandte sie sich an Helen: "Wie sieht es aus, Miss Ramirez, kommen Sie mit oder bleiben Sie im Boot?"

--- Ivory, Bereitschaftsraum des Captains

Martengh lehnte sich zurück und informierte den Captain kurz. Anschließend spielte er ihm den Datenchip vor, den Cauori hinterlassen hatte.

Dann erklärte er ihm, warum auffällige Recherchen für ihn als Sicherheitschef unmöglich wären und er deshalb auf jemand Unauffälligen angewiesen wäre, der weder seinem Sicherheitsteam angehörte, noch besonders enge Kontakte zur Sicherheit pflegte.

Mit diesen Worten schaute er wieder unauffällig zu Tegger. Hatte er sich getäuscht? Würde Tegger sich nicht melden? Das wäre sehr schade, denn das Verdächtigste an ihm war bisher gewesen, daß er ab und zu seine Unterwäsche vergaß...

Marc schaute den Captain und den ersten Offizier an.

"Ähm, also den Part mit dem unauffälligen Ermittler könnte ich übernehmen. Erstens hab ich nun ja mitbekommen, was passiert ist und zweitens hab ich die nächste Zeit sowieso nicht all zu viel zu tun. Die Ivory befindet sich in einem Standard-Orbit und wird dort wohl die nächsten zwei bis drei Tage bleiben. Ich kann dem Computer sagen, er soll mich sofort auf die Brücke beamen, wenn was Wichtiges passieren sollte", sagte Marc und schaute den Captain an.

Der Captain schnaubte und schüttelte den Kopf. Mit einem seltsamen Blick schaute er Martengh an, der leicht mit dem Kopf nickte.

Marc lachte innerlich. 'Ich sag es ja; beim nächsten Mal holt er sich mehr als 2 Piloten', dachte er und drehte sich zu Martengh um.

"Also, wenn ich den Job übernehmen soll, muß nur noch jemand gefunden werden, der ein wenig auf das Steuer aufpaßt", bemerkte Marc und lugte vorsichtig zu Monserat rüber und hoffte auf Regung in dessen Gesicht. Aber erstaunlicherweise hatte er sich diesmal unter Kontrolle.

--- Aridion, Boot

"Nein, ich werde hierbleiben und unserem Fremdenführer ein wenig Gesellschaft leisten. Wir wollen doch nicht so unhöflich sein und ihn hier allein sitzen lassen. Die Wasserprobe können Sie ja auch allein nehmen, Miss Campbell."

'Hoffentlich denkt sie jetzt nicht, daß ich nichts mit ihr zu tun haben will. Es ist doch nur ein Vorwand, damit der Cardassianer bei mir im Boot bleibt und sie sich etwas umsehen kann.' Abwartend blickte Helen Llewella an und wartete auf ihre Reaktion.

"Kein Problem, Miss Ramirez, ich kann das auch alleine machen. Ist ja sowieso kein großer Aufwand." Damit drehte sich Llewella um und verschwand im Dschungel der Insel.

--- Forschungsstation, Aussichtsplateau

Nach zwanzigminütigem Marsch durch die Gänge der Station betraten die vier eine Art Plateau, welches natürlichen Ursprungs zu sein schien. An einer von der Wand geschützten Stelle befand sich eine Art Bar, an welche ihre beiden Bewacher sich nun begaben, ohne sie jedoch aus den Augen zu lassen.

T'Kara und Collins gingen zum Ufer.

"Eigentlich ist das hier fast zu nah an der Station, um vernünftige Ergebnisse zu bekommen...", murmelte sie. Nachdem sie die ersten beiden Phiolen gefüllt und verschlossen hatte, wandte sie sich an ihren Begleiter:

"Mr Collins, meinen Sie, Sie könnten mit Miss Ramirez mit dem Shuttle noch diese beiden Probengläser irgendwo auf dem Planeten füllen? Nachdem ich vorhin erwähnt habe, daß man die Proben nicht zu nah an der Station entnehmen sollte, würde unsere Glaubwürdigkeit darunter leiden, wenn ich mich mit diesem Wasser hier zufriedengäbe! Ich werde versuchen, Ihnen nachher den Orter unauffällig in ihre Tasche zu legen, dann könnten Sie mit dem Shuttle noch aus dem Luftraum überprüfen... Einverstanden?"

"Klar." Collins sah zu Cordis hinüber. "Ich bräuchte sowieso mal Luftveränderung."

--- Insel, Dschungel

'Wahrscheinlich ist es sogar eine gute Idee, daß Helen bei diesem unfreundlichen Mann bleibt. Der bringt es sonst noch fertig und verschwindet mit dem Boot, und wir würden hier festsitzen...', dachte die Schottin, während sie durchs Unterholz streifte.

Die Insel war, wie sie schon vom Boot aus gesehen hatte, klein. Sie hatte vielleicht eine Breite von einem halben Kilometer und war zwei oder drei Kilometer lang. Llewella brauchte also nicht lange, bis sie das andere Ufer erreichte.

Sie füllte ihre beiden Phiolen und achtete darauf, diese gut zu verschließen. Nachdem sie sie in ihre Tasche gesteckt hatte, machte sie sich auf den Rückweg.

Die Insel war dicht bewachsen, mit riesigen Bäumen, die wie eine kuriose Mischung aus terranischen Linden und ristrianischen Dschungelbäumen aussahen. Das Unterholz war dicht, nahezu undurchdringbar. Llewella ging auf einem Pfad, der durch das Unterholz zu führen schien. Wahrscheinlich war es kein Pfad, sondern nur ein Wildwechsel. Hin und wieder hörte man Geräusche, die auf das Vorhandensein einer Tierwelt schließen ließen, aber verblüffend fand die Schottin, daß kein einziger Vogel herumflog.

--- Forschungsstation, Aussichtsplateau

Die Idee mit dem Orter war gut, so könnte man den Umkreis der Station und eventuell ein paar Inseln abdecken. Obwohl Collins davon ausging, daß Shania irgendwo auf der Station festgehalten wurde. Zumindest das sollte man mit dem Gerät feststellen können.

Jack betätigte den Comunicator. "Collins an Ramirez! Hey Helen, was macht die Kreuzfahrt? Hast du vielleicht mal Lust auf einen kleinen Rundflug? Wir möchten noch ein paar Proben ziehen, aber außerhalb des Dunstkreises der Cardassianer. Collins Ende."

Die beiden Cardassianer hatten mitbekommen, daß Collins den Comunicator betätigt hatte. Nun waren sie wieder zu ihm und T'Kara gekommen und hatten Jacks letzte Worte mitbekommen.

Cordis sah Collins haßerfüllt an. "Meinen Dunstkreis werden Sie nicht so schnell verlassen!"

"So können wir keine Freunde werden!", antwortete Collins und wartete auf Helens Antwort.

--- Boot

Helen, die gerade dabei gewesen war sich angeregt mit Patek zu unterhalten, sprang so erschrocken auf, daß sie das Boot beinahe zum Kentern gebracht hätte.

'Verdammt, mußte Collins sich so dumm ausdrücken? Der Cardassianer hier wurde gerade etwas zutraulicher und dann diese dumme Anfrage. Dunstkreis der Cardassianer. Da muß man ja mißtrauisch werden.' Entschuldigend sah sie den Mann der ihr gegenüber saß an.

"Entschuldigen Sie bitte. Ich hatte nicht vor so heftig herumzuspringen. Ich bin nur erschrocken, weil ich nicht damit gerechnet habe, daß wir gestört werden. Bringen Sie mich bitte zu Mister Collins, wenn Llewella wieder zurück ist. Schließlich wollen wir die Arbeit des Teams nicht behindern."

Patek nickte und Helen betätigte ihren Kommunikator.

"Ramirez an Collins. Ich könnte mir nichts besseres als einen kleinen Ausflug mit Ihnen vorstellen und komme, sobald Miss Campbell wieder an Bord ist. Ramirez Ende."

Sie grinste Patek an und machte es sich im Boot bequem.

"So, jetzt müssen wir nur noch auf Llewella warten."

--- Insel, Dschungel

Auf einmal bemerkte Llewella, daß das Unterholz zu ihrer Rechten niedergetreten war. Neugierig bahnte sie sich einen Weg dorthin. An der Stelle angekommen, die ihr aufgefallen war, sah sie sich aufmerksam um. Unter einem der großen Bäume hatte sie den Eindruck, daß jemand sich dort eine Art Lager gebaut hatte. Llewella bückte sich, um das Ganze näher zu untersuchen.

Allerdings fand sie nichts Besonderes - halt! Unter einem der bläulichen Steine, die es hier überall gab, entdeckte sie einen kleinen Datenchip. Cardassianisch, so schien es. Llewella steckte ihn ein, auch wenn sie daran zweifelte, daß man ihn noch würde lesen können, er war durch Witterung, Schmutz und vor allem den Steinen schwer in Mitleidenschaft gezogen worden.

Llewella machte sich wieder auf den Weg zum Boot.

--- Ivory, Bereitschaftsraum des Captains

"Natürlich müßte ich noch in die Details eingeweiht werden, welche Cauori herausgefunden hat", sagte Marc und schaute Martengh mit einem fragenden Blick an.

"Selbstverständlich", antwortete der Sicherheitschef. "Sie bekommen eine Kopie des Datenchips, und wenn der Captain im Moment nichts anderes vor hat, kann ich gleich hier und jetzt ein paar Worte über meine Vorermittlungen fallen lassen."

Den nickenden Monserat anschauend meinte er: "Ich denke, du möchtest auch wissen, wie ich anfangs auf den Gedanken gekommen bin, daß wir einen Attentäter an Bord haben.

Es fing damit an, daß ein Standard-Überwachungsprogramm eine Verbindung zwischen einem Besatzungsmitglied und meinem Bruder entdeckte..."

--- Vier Minuten später

"...und den Rest ihrer Ermittlungen, sozusagen ihr Vermächtnis, finden wir auf dem Datenchip.

Aber Sie haben eben ein interessantes Thema angeschnitten. Es geht um Ihre Vertretung an der Navigation. Die werde entweder ich oder der Captain selber übernehmen - wäre ja nicht das erste Mal. Aber es könnte auffallen, wenn Sie plötzlich während der Arbeitszeit in Bereichen herumlaufen, in denen Sie sich bisher eher selten aufgehalten haben.

Vielleicht sollten Sie sich für ein paar Tage krank schreiben lassen. Allerdings sollten Sie sich zu dem Zweck etwas ausdenken, das unsere Bordärztin überzeugt. Schließlich darf niemand außer uns Dreien etwas von dieser Aktion ahnen oder gar wissen.

Wie wäre es mit einer kleinen Verletzung? Ich bin sicher, so etwas ließe sich schnell arrangieren. Es müßte ja nur etwas Kleines sein - ein angebrochener Finger oder so."

Fragend schaute Martengh Tegger an.

--- Aridion, Insel

Llewella bahnte sich ihre letzten Meter über den Wildwechsel, bevor sie wieder auf den kleinen Strand trat. Helen saß unverändert im Boot, der Cardassianer blickte nicht mehr ganz so mißmutig wie vorher.

'Hut ab, Helen!', dachte Llewella. 'Wie hast du das geschafft?'

Laut meinte sie: "So, hier wäre ich wieder!", während sie an Bord kletterte. "Wir können zurückfahren, Mr. Patek!" Der Cardassianer startete das Boot und brachte sie schweigend zurück.

Als sie die halbe Strecke zurückgelegt hatten, fing Helen an zu sprechen. "Collins hat sich vorher gemeldet, ich werde mit ihm nachher mit dem Shuttle noch einen Rundflug unternehmen!"

Llewella schaltete blitzschnell. 'Aha, Suchausdehnung!', dachte sie. "Wenn ihr beiden einverstanden seid, komme ich mit. Wir brauchen sowieso noch ein paar Proben von woanders."

--- Forschungsstation, Aussichtsplateau

Collins stutzte, warum siezte Helen ihn mit einem Mal? Na gut, sie hatten nie zusammen in der Sandkiste gespielt, aber eigentlich waren sie doch beim Du. Er würde auf jeden Fall noch einmal nachhaken.

Vor Jack stand noch immer dieser Cordis. Es gab wenig Wesen, die Collins auf Anhieb nicht mochte, aber Cordis gehörte eindeutig dazu, warum konnte er auch nicht sagen. Beruhte scheinbar auf Gegenseitigkeit.

Jack wandte sich an T'Kara, "Die Proben haben wir, dann können wir ja zurück ins Labor. Es wäre interessant, Ihnen beim Auswerten der Analysen zu helfen, da kann man immer noch etwas bei lernen, zumindest bis Campbell und Ramirez zurück sind."

T'Kara stimmte ihm zu und sie machten sich auf den Rückweg zum Labor.

--- Forschungsstation, Gänge

'Ganz schön groß das Ding', dachte Jack auf dem Rückweg. 'Das kann doch nicht alles nur Forschungsstation sein. Eigentlich sollte man den Laden mal auffliegen lassen, das ist bestimmt auch ein Dreh -und Angelpunkt für Spionagetätigkeiten gegen die Förderation. Wäre bestimmt peinlich, wenn das an die Öffentlichkeit käme.' Jack grinste.

Nebenbei ging es Collins langsam auf die Nerven, daß Cordis ihn ständig provozierend angrinste, während sich K'ano sichtlich mehr an T`Kara hielt.

'Nur die Ruhe Collins, nicht provozieren lassen!', dachte Jack.

Nützte alles nichts. Es reichte Collins! Auch wenn es die Situation nicht rechtfertigte, setzte er seine Kräfte ein. Der Cardassianer strauchelte und fiel der Länge nach hin.

"Ups!", sagte Jack, "Das kommt davon, wenn man die Gedanken immer woanders hat!", und bot Cordis die Hand zur Hilfe an.

"Nehmen Sie Ihre Finger weg!" Cordis schäumte. Er nahm an, daß es tatsächlich seine eigene Schuld war, daß er gefallen war.

Jack grinste vornehm. "Ok!", sagte er schlicht und zog die Hand zurück. Dann drehte er sich weg und aktivierte seinen Comunicator.

"Collins an Zar'kon!", sagte er und es dauerte keine Sekunde bis der alte Cardassianer antwortete:

"Jack, bitte nichts Negatives!"

"Nein! Was du immer von mir denkst!", sagte Collins. "Paß auf Zar'kon, wenn unser anderes Team von der Insel zurück ist, würden wir mit unserem Shuttle gerne einen kleinen Ausflug zur anderen Seite Aridions machen. Da wir ja einen Aufpasser brauchen, würde ich gerne K'ano mitnehmen und Cordis hier lassen, wenn es genehm ist."

Zar'kon schnaufte. "Warum ausgerechnet K'ano? Nehmt doch beide!"

"Dann würde ich dir nächstes Mal etwas Negatives melden!", antwortete Collins.

Zar'kon lachte rauh, "Ja, Cordis will noch was werden, er ist ein bißchen impulsiv, das stimmt. Was ist mit Patek?"

Collins wurde nachdenklich, warum wollte der Alte K'ano nicht rausrücken? "Nein, den kenne ich nicht weiter, K'ano ist ein ruhiger ausgeglichener Soldat, der höfliche Antworten auf höflich gestellte Fragen gibt. Bei ihm hat man nicht das Gefühl, unerwünscht zu sein."

"Ok!", lenkte Zar'kon ein. "In Cardassias Nahmen, nehmt K'ano mit. Und Jack, seid vorsichtig, da draußen tauchen aus dem Nichts die schwersten Stürme auf."

"Alles Klar", sagte Jack. "Danke, Collins Ende!"

--- Forschungsstation, Labor

Cordis hatte auf dem Rest des Weges sein Grinsen verloren, wahrscheinlich mußte er sich eingestehen, daß er diese Runde gegen Collins verloren hatte. Aber es würde neue Chancen geben und die würde er nutzen.

"Das zum Thema Dunstkreis!", mußte Collins zu allem Überfluß auch noch loswerden. Dann wandte er sich T'Kara zu, die angefangen hatte die Proben zu bearbeiten.

--- Boot

Helen sah Llewella erfreut an und nickte.

"Ich halte es für eine sehr gute Idee, wenn Sie Jack und mich begleiten würden. Je mehr Hände arbeiten, um so schneller sind wir hier fertig. Wir wollen doch die Zeit von Patek nicht länger in Anspruch nehmen als
unbedingt nötig. Bestimmt kann er sich etwas Besseres vorstellen, als mit uns durch die Gegend zu schippern."

'Ich hätte Llewella sowieso nicht allein gelassen. Es wäre zu gefährlich, wenn sich unsere Gruppe immer weiter aufteilt. Wenn wir schnell fliehen müssen, ist es von Vorteil, wenn alle beieinander sind. Außerdem sehen sechs Augen mehr als vier. Am Besten nehmen wir T'Kara auch mit. Ich will sie nicht zur Zielscheibe machen.'

"Ich bin froh, daß wir gleich wieder an Land gehen können", sagte Helen angespannt, als das Ufer endlich wieder in Sichtweite auftauchte.

'Das viele Wasser macht mir Angst. Ich bin eben eine Landratte.'

Ungeduldig wartete sie, bis Patek das Boot am Steg vertaut hatte und kletterte dann eilig aus dem Boot.

"Komm, Llewella, wir machen uns auf den Weg zu Collins", sagte die Südländerin und half der Schottin aus dem Boot.

--- unter Wasser

Da waren sie schon wieder, diese ohrenbetäubenden Geräusche.

Ärgerlich drehte sich das Wesen um seine eigene Achse und näherte sich wie geschmeidig wie eine Welle und mit hoher Geschwindigkeit dem Ort von dem das Geräusch kam. Plötzlich verstummte es wieder.

Unruhig wandte sich das Wesen in alle Richtungen. Schon einmal hatten sie seine Ruhe gestört. Das Wesen war neugierig geworden und hatte einfach gegen dieses laute schnelle Teil geschlagen um mit ihm zu spielen. Die beiden Teile, die sich von dem lauten Teil gelöst hatten, während das laute Teil einfach weitergerast war, hatten auch viel Lärm gemacht.

Aber nur für eine kleine Weile. Dann hatte das Wesen keine Lust mehr gehabt mit ihnen zu spielen und hatte sie unter Wasser getaucht, da es schnell begriffen hatte, daß sie dort keinen Lärm verursachten. Danach waren sie auch oben still gewesen und rührten sich nicht mehr.

Dafür waren die lauten Teile gleich in einem ganzen Rudel gekommen. Das Wesen zog sich wieder in die Tiefen zurück und wartete einfach ab. Es mochte soviel Lärm nicht. Früher war es hier ruhig gewesen.

Still und angenehm.

Kaum war der Lärm verstummt, hatte das Wesen nachgesehen, was die lauten Teile dort oben gemacht hatten. Dort woher immer dieses gräßliche Strahlen herkam, daß es in der schönen Tiefe nicht gab. Das Rudel hatte die beiden stillen Teile mit sich genommen.

Dem Wesen war das egal gewesen. Sie waren ihm ohnehin nicht mehr interessant gewesen.

Einmal hatte er sich bis an das harte Etwas herangewagt, von dem aus die lauten Teile immer kamen und sich dort wieder versteckten. Es hatte sich aus dem Wasser erhoben um besser sehen zu können. Zuerst war es geblendet, dann sah es etwas Flaches, das sich auf dem harten Etwas bewegte.

Für einen Moment überlegte es, ob es damit spielen sollte, dann kam das Geräusch der lauten Teile und er tauchte einfach wieder hinab woher es gekommen war.

Das war alles erst vor kurzem gewesen.

Nun war das Wesen neugierig und wollte wissen, was sich auf dem harten Etwas noch so alles befand und ob es etwas zum Fressen oder Spielen fand. Es trieb sich dort in der Nähe herum, traute sich aber nicht so recht aufzutauchen. Es mochte das helle Strahlen dort oben nicht.

Früher hatte es sehr viele von seiner Sorte gegeben. Nun hatte es schon lange keine mehr gesehen. Deshalb hatte es sich auf die Suche nach ihnen gemacht und hatte die lauten Dinger und das harte Etwas dabei gefunden.

Plötzlich näherte sich der laute Lärm dem Wesen mit hoher Geschwindigkeit. Es erschrak und zog sich in die Tiefe zurück. Als der Lärm verstummte, kam es wieder und entdeckte ein stummes "lautes Ding". Und es hörte etwas leises, das es noch nie gehört hatte, es war wie das Wispern des Wassers, wenn der Wind es streichelte. Und das stumme "laute Ding" schlingerte etwas.

Noch immer ärgerlich stieß es mit aller Wucht gegen das Boot und verschwand dann wieder nach unten.

--- Ivory, Bereitschaftsraum des Captains

Marc dachte kurz darüber nach, was Martengh über die Ermittlungen von Cauori gesagt hatte und erhob sich dann.

"O.k., ich werde mich sofort an die Arbeit machen. Im Moment kann Classic ja das Steuer übernehmen. Der hat sowieso nichts zu tun. Sobald ich was rausgefunden hab, melde ich mich", sagte Marc und verließ den Raum.

--- Brücke

Langsam schritt Marc auf Classic zu und tippte ihm auf die Schulter. Erschrocken drehte sich Classic um und schaute ihm in die Augen. "Meine Güte, hast du mich erschreckt!".

"Entschuldigung, ich wollte dich nur fragen, ob du für eine Weile das Steuer übernehmen könntest. Ich wollte auf dem Holodeck noch ein paar Simulationen mit der Ivory durchführen. Ginge das?", fragte Marc und setzte ein Lächeln auf.

"Kein Problem, ich hab im Moment sowieso nichts zu tun. Man sieht sich dann ja später", sagte Classic und drehte sich wieder zu den Anzeigen um.

Fröhlich vor sich hinpfeifend schritt Marc in den Turbolift.

--- Turbolift

"Computer, zum Holodeck bitte!", rief Marc und bereute es sofort, den Computer darum gebeten zu haben.

"Aber liebend gerne, mein Lieblingspilot. Dich bringe ich doch überall hin", sülzte der Computer und Marc war froh, als er den Lift wieder verlassen konnte.

--- Holodeck 1, Deck 2

Marc betrat das Holodeck und schaute sich um. 'Wahnsinn!', dachte er. 'Die bajoranischen Holodecks sehen genau so sch... aus wie die von der Föderation.' Lächelnd schritt er zur Wandkonsole und rief das Menü auf. 'Wollen wir mal sehen, ob es das gibt was ich suche. Hmm, "Die Liebesgöttinnen von Andurius"? Nein. "Tandra - Massagen mit einer Vulkanierin"? Oh Gott nein!', stöhnte er und wühlte sich weiter durch die einzelnen Programme.

"Ah, da isses ja!", rief Marc und tippte auf die Programmzeile. "Computer, bitte aktiviere Programm Ivory015. Und ich verlange realistische Bedingungen, verstanden?", bemerkte Marc.

"Aber klar doch, mein Romeo. So realistisch, wie du es dir kaum vorstellen kannst", säuselte der Computer.

Marc verdrehte die Augen und wollte gerade einen Fluch loslassen, als das Programm schon startete.

Er befand sich auf der Brücke der Ivory und setzte sich schnell auf den Pilotensitz. "Computer, ändere das Programm nach folgenden Spezifikationen."

--- wenige Minuten später

Nach der Vornahme sämtlicher notwendiger Änderungen hatte Marc die Simulation begonnen und befand sich gerade mitten in einer Fluchtsimulation, als der Computer roten Alarm meldete und auf Marcs Anzeigefeld ein cardassianisches Schiff auftauchte.

Sofort aktivierte Marc die Schilde und ließ die hinteren Phaserbänke laden. Doch viel würde das wahrscheinlich nicht nutzen. Das gegnerische Schiff war der Ivory waffenmässig enorm überlegen. Kaum hatte er diese Gedanken zu Ende gedacht, als die Cardassianer auch schon das Feuer eröffneten. Unter dem Phaserfeuer bebte die Ivory und Marc versuchte, ein paar Haken zu fliegen, um zu entkommen.

Doch irgendwie schafften es die Cardis immer wieder, die Schilde zu treffen. Marc wollte gerade zurück schießen, als der Computer meldete, daß eine Reihe von Photonentorpedos im Anflug seinen.

"Oh Shit!", brüllte Marc und feuerte ein paar Ladungen auf den Gegner ab. So schnell wie es ging, hämmerte er ein paar Fluchtmanöver in die Konsole, um den Torpedos zu entkommen. Doch eine Chance hatte er nicht. Ein Torpedo nach dem anderen, schlug in den alten bajoranischen Kahn ein, schüttelte ihn durch und ließ ihn in einem gleißenden Lichtblitz explodieren.

"AAAAAAAAAHHHHHHHHHHHH!", war das Letzte, was man von Marc hörte.

--- Aridion, Boot

"Danke, Miss Ramirez!", meinte Llewella, als die Spanierin ihr aus dem Boot half. "Na, wenn Sie schon damit anfangen: Das mit dem Du ist eine gute Idee, Helen! Aber nur, wenn du mich nicht wieder wegen Pormas anfauchst!", grinste sie dann.

Llewella kontrollierte ihre Tasche. Alles in Ordnung, der Chip war sicher in einem kleinen Nebenfach verstaut, die beiden Phiolen noch dicht.

"Huch, was ist denn das!", entfuhr es Llewella erschrocken, als das Boot, in dem sie gerade noch gesessen hatte, plötzlich wie von einer unterseeischen Faust getroffen, fast einen halben Meter nach oben geschleudert wurde. Es landete mit dem Bug im Wasser und begann zu sinken, da es mit Wasser vollief. Ein dunkler Schatten verschwand in der Tiefe des Meeres.

"Was war denn das?", fragte die Schottin ziemlich blaß den Cardassianer. "Zum Glück waren wir schon an Land!"

"Ach, das war gar nichts!", grunzte der Mann, jetzt wieder mürrisch. Dann scheuchte er die beiden Frauen ins Innere des Stützpunkts, ohne sich um das sinkende Boot zu kümmern...

--- Forschungsstation, Labor

Sofort nachdem T'Kara, Collins und die beiden 'Wachhunde' das Labor betreten hatten, machte sich T'Kara an die Arbeit. Zunächst stellte sie die beiden Phiolen mit den Wasserproben ordentlich nebeneinander auf einen Tisch und überprüfte gewissenhaft, ob die Deckel auch sicher schlossen. Dann untersuchte sie die Analysegeräte.

Nach einer Weile wandte sie sich an K'ano, den höflicheren der beiden Cardassianer: "Mr K'ano, kennen Sie sich mit diesen Gerätschaften aus oder gehören Sie nicht zum Wissenschaftsteam?"

Der Cardassianer trat näher heran. "Ich bin zwar keiner der Hauptwissenschaftler der Station, ich hoffe jedoch, Ihnen Ihre Fragen beantworten zu können! Schießen Sie los!"

Die Vulkanierin wies auf ein mittelgroßes Gerät mit einem kleinen Display und vielen farbigen Knöpfen, die auf Cardassianisch beschriftet waren. "Irre ich mich oder handelt es sich hierbei um einen Analysator für die Aminosäuresequenz von Proteinen?"

K'ano nickte zustimmend. "Sie haben vollkommen recht! Wahrscheinlich verwirrt Sie die cardassianische Beschriftung, wenn Sie jedoch diesen Knopf hier betätigen" - was er bei seinen Worten tat - "wird die Aminosäuresequenz in Standard dargestellt. Wir arbeiten ab und zu mit der Föderation zusammen, deswegen haben wir unsere Geräte dem angepaßt."

T'Kara nickte. K'ano fuhr fort: "Dies hier ist ein Qinao - wir verwenden ihn, um die Zusammensetzung von Stoffen jeglicher Art herauszufinden. Was wollen Sie sonst noch wissen?"

Die Vulkanierin sah sich forschend um. "Ich vermisse einen Rückstandsmesser - haben Sie ein solches Gerät nicht? Ich benötige es dringend!"

Der Cardassianer schüttelte den Kopf. "Wir haben auf der Station keinen. Nicht mehr. Gul Danoth hat ihn auf seinen Frachter 'entführt', er versprach jedoch, ihn bis morgen zurückzubringen. Reicht Ihnen das?"

Jetzt war es die Vulkanierin, die verneinte. "Leider nicht, Mr K'ano. Gerade dieser Analysator ist sehr wichtig, da die Analysen, welche mir vorschweben, sieben Komma vier Stunden benötigen."

Dann wandte sie sich an Collins: "Könnten Sie wohl noch einmal Ihre Verbindungen zu Oberst Zar'kon spielen lassen? Wir brauchen dieses Gerät dringend, ohne es sind alle unserer übrigen Ergebnisse nutzlos!"

"Ich will es mal versuchen", antwortete Jack und rief noch einmal Zar'kon.

"Jack, du verstehst es einen auf den Nerv zu gehen!", meldete sich der Cardassianer mürrisch.

"Wir haben hier leider noch ein Problem, Zar'kon", begann Collins.

"Habt ihr also, hm, okay, was wollt ihr noch?" Zar'kon schien schlechte Laune zu haben.

"Wir brauchen hier noch ein Gerät, einen Rückstandsmesser, er soll zur Zeit an Bord des Frachters sein, unter Aufsicht von Gul'Danoth. Könntest du vielleicht mal nachfragen, ob wir den bekommen könnten? Möglichst sofort, wir können sonst nicht weiterarbeiten." Jack wartete auf Antwort.

"Hör zu, Jack! Bei aller Freundschaft, kümmert euch gefälligst selber um eure Gerätschaften! Auch wenn wir mal Freunde waren, ausnutzen lasse ich mich von keinem, auch von dir nicht!" Zar'kon war ziemlich aufgebracht. "Setzt euch mit dem Kerl in Verbindung und regelt das. Ich hatte gerade ein Gespräch mit ihm und bin nicht scharf darauf mich noch einmal mit ihn zu unterhalten. Und schon gar nicht wegen so einem lapidaren Meßgerät.

Und Jack... er weiß von unserer Bekanntschaft damals. Reiß dich bloß zusammen, er wird ein Auge auf dich haben. Zar'kon Ende!"

'Woher zum Teufel wußte dieser Gul'Danoth etwas von ihm?' Jack grübelte. Diese Sache war jetzt schon so lange her und er konnte sich nicht daran erinnern irgendeinen Fehler damals gemacht zu haben. Collins stutzte. 'Oder hat etwa Zar'kon....?'

Jack wandte sich an T'Kara. "Sie haben mitgehört, es ist glaube ich besser, wenn Sie als Teamleiterin es versuchen. Ich glaube, ich sollte mich im Moment ein wenig zurückhalten. Am Besten probieren Sie es über Soltak. Er ist Stationsleiter und hat vielleicht ein wenig Einfluß auf Gul Danoth."

--- Forschungsstation

"Meckern Sie mich gefälligst nicht so an", beschimpfte Helen den Cardassianer und kam murrend dem Befehl nach die Station zu betreten. "Gängeln Sie mich gefälligst nicht. Ich bin keine 8 Jahre alt und weiß sehr wohl, was ich tun soll.

Was ich allerdings nicht weiß ist, was gerade eben mit unserem Boot passiert ist. Wissen Sie, ich bin Forscherin und mich interessieren gerade eben solche außergewöhnlichen Ereignisse. Entweder verraten Sie mir jetzt, was das war, oder ich bewege mich keinen Schritt weiter."

Störrisch blieb Helen stehen und starrte den Cardassianer mißmutig an. Dieser holte nur tief Luft, warf Ramirez einen vernichtenden Blick zu und zischte sie an.

"Hören Sie mal kleine Dame. Mir ist vollkommen egal, was Sie wollen oder was Sie interessiert. Sie sind hier, um Wasserproben zu nehmen und nicht mehr. Also entweder setzen Sie sich jetzt in Bewegung, oder ich unterrichte meinen Chef und Sie können die ganze Aktion vergessen. Dann können Sie und Ihr Team sofort von Aridion verschwinden."

"Das wagen Sie nicht", knurrte Helen und stemmte die Hände in die Hüften.

"Lassen Sie es besser nicht darauf ankommen", entgegnete Patek und sah Helen warnend an.

'Verdammt jetzt hat er mich', dachte die Südländerin und gab zähneknirschend nach.

Betont langsam kam sie Pateks erneuter Aufforderung zum Weitergehen nach und wandte sich dabei an Llewella. "In der Sache ist das letzte Wort noch nicht gesprochen."

Die Schottin klopfte Helen beruhigend auf die Schulter. "Mich würde das Ganze auch brennend interessieren, aber wir sollten nicht vergessen, wozu wir hier sind!" Dabei sah sie die Spanierin beschwörend an. Erleichtert bemerkte Llewella, daß Helen nicht mehr so erregt wirkte. "Also los, machen wir weiter!"

Damit folgten die beiden Frauen dem Cardassianer durch die Gänge.

--- Ivory, Holodeck 1

Vorsichtig schlug Marc die Augen auf. 'Was ist passiert?', dachte er und versuchte aufzustehen, was er aber sofort wieder bleiben ließ, da ihn sofort eine Woge des Schmerzes durchlief.

Langsam versuchte er an sich herunter zu schauen. Sogleich überkam ihn eine schreckliche Übelkeit, als er erkannte, daß er am ganzen Körper verbrannt war. Von der Kleidung waren nur noch Reste übrig und seine Haut hatte große Blasen geworfen.

Plötzlich hatte er einen bestialischen Geruch in der Nase und es fehlte wirklich nicht mehr viel, daß er einen unansehnlichen Fleck ins Holodeck spuckte.

Verbranntes Fleisch. Solange es das Fleisch von einem Tier war, konnte Marc es ja noch ertragen, aber sein Eigenes? Er mußte hier raus. So schnell es ging. Doch sobald er sich auch nur ein paar Zentimeter vom Boden erhob, hatte er die Kraft verloren, sich ganz zu erheben.

Zähneknirschend rief er die Krankenstation an.

"Tegger an Krankenstation. Könnte sich vielleicht jemand auf den Weg ins Holodeck 1 machen. Dort liegt jemand mit schweren Brandwunden", rief Marc.

"Was ist denn passiert", fragte eine Stimme, die eindeutig Dr. Korent zuzuordnen war.

"Das ist doch wohl nebensächlich. Packen Sie endlich Ihren Kram und bewegen Ihren Arsch hierher zu mir. Ich bin keiner, der Schmerzen zu lange ertragen kann, ohne danach jemanden zu erwürgen!", giftete Marc.

Am anderen Ende der Leitung war für ein paar Sekunden Stille, doch dann antwortete der Doktor wieder.

"Ok, beruhigen Sie sich. Ich bin ja schon unterwegs. Korent Ende!", sagte sie und unterbrach die Verbindung.

'Das will ich auch hoffen', dachte Marc grimmig und versuchte sich zu entspannen. 'Und wenn es nicht so ist, werde ich sie nach meiner Genesung höchstpersönlich aus der Luftschleuse werfen.'

Kaum hatte er sich in Gedanken über den Doktor abgeregt, als er hörte, wie sich das Schott des Holodecks öffnete und eine entsetzte Stimme rief: "Ach du meine Güte. Wie ist denn das mit Ihnen passiert?"

Langsam erschien das Gesicht von Dr. Korent in seinem Blickfeld und schaute ihn an. "Sagen Sie mal, haben Sie mit einem Drachen gekämpft oder was? So eine schwere Brandverletzung hab ich ja noch nie gesehen."

Marc rollte mit den Augen. "Ich würde ja jetzt gerne eine langwierige Diskussion mit Ihnen über die Existenz von Drachen durchführen, aber wie Sie sehen, hab ich im Moment was Besseres vor. Also stehen Sie da nicht so locker rum, sondern helfen Sie mir; und zwar etwas plötzlich!", brüllte Marc und zuckte vor Schmerzen.

Dr. Korent erwachte aus ihrer Erstarrung, packte ein Hypospray aus und injizierte Marc ein Serum. Das Letzte, was Marc noch mitbekam war, daß er per Transporter auf die Krankenstation gebeamt wurde.

--- Brücke

Classic wartete gerade auf ein paar Sensorauswertungen, als eines seiner Programme, daß die Telemetriedaten zur Ivory überwachte, eine Warnung auf sein neurales Interface übermittelte:

>WARNING: System Latency exceeding Tolerancs, Uplink at 17,1 ns.<

Sein Kopf machte einen Ruck nach oben. 'Über 17 ns, da waren ja die alten bajoranischen Systeme schneller.' Er startete eine genauere Diagnose des Problems.

'Hm. Mit dem Uplink ist alles in Ordnung, 4,2 ns zum Ivory Core... Da liegt also der Hase im Pfeffer, der Computer Kern der Ivory selbst hat eine Latenzzeit von über 12 ns. Das kann eigentlich gar nicht sein.'

"Computer, starte eine Ebene Eins Diagnose des Brücken Kommando Interface."

"Wieso? Traust du mir nicht? Du bist sicher nur eifersüchtig auf deinen Navigatorkollegen der ... blah ... fasel ..."

Classic hörte nicht mehr näher hin. Einige mentale Kommandos später, begann die Diagnose des Systemkerns.

--- Krankenstation

Langsam wachte Marc aus seiner Narkose auf. Irgendwie kam es ihm so vor, als würde sich die Krankenstation drehen. Aber wahrscheinlich lag das an dem Mittel, was Dr. Korent ihm gegeben hatte. Schnell schloß er wieder die Augen und konzentrierte sich auf seine anderen Sinne. Das Erste was ihm auffiel war, daß es angenehm roch. Nicht nach verbranntem Fleisch. Vorsichtig tastete er mit seiner Hand nach seinem Arm, um nach den Brandwunden zu schauen. Sofort nahm er sie erschrocken zurück.

'Ach, du meine Güte. Die fühlt sich ja schrecklich an', dachte er und stöhnte. 'Man kann fast denken, ein wildgewordener Waschbär wäre mit einer Kratzbürste auf mich losgegangen und hätte mich damit ganz rot geschrubbt. Meine Haut ist ja total empfindlich.'

Marc hörte Schritte und versuchte ein zweites Mal, die Augen aufzuschlagen. Diesmal gelang es ihm, ohne daß sich irgendwas drehte, die Augen offen zu halten. Er erkannte das Gesicht der Ärztin und versuchte zu lächeln.

"Aha, Sie sind ja wieder wach!", sagte sie. "Wie fühlen Sie sich denn?"

"Ich fühle mich, als wäre ich in einen großen Eimer mit Säure gefallen. Aber sonst geht's eigentlich ganz gut", sagte er und erhob sich von der Krankenliege.

Mit viel Anstrengung hatte er es endlich geschafft. Er schaute an sich herunter und bemerkte, daß er eins dieser fürchterlichen Krankenhemden an hatte. Mißmutig zupfte er daran um und begutachtete seine Haut.

'Mein Gott ist die rot. Ich sehe aus wie 'ne Tomate!', bemerkte er entsetzt. "Äh Doktor, ich werde doch hoffentlich nicht ewig so rum rennen oder?", fragte er und deutete auf seine Haut.

"Natürlich nicht", antwortete sie. "Sie wird für die nächsten Tage noch etwas empfindlich sein, aber sonst ist alles wieder in Ordnung. Sie hatten Glück gehabt, daß die Verbrennungen nicht schlimmer waren. So werden keine Narben zurück bleiben. Aber ich sage Ihnen eins: Schonen Sie sich in den nächsten Tagen. Außerdem werde ich Sie für die nächsten zwei Tage krank schreiben. Und wehe, ich sehe Sie bei der Arbeit, dann erleben Sie aber ein Donnerwetter", rief sie Marc hinterher, der sich schon auf den Weg in sein Quartier begeben hatte.

"Jaja, alles klar", rief Marc und verließ die Krankenstation.

--- Aridion, Forschungsstation, Labor

Als die drei das Labor betraten, bemerkten sie die Vulkanierin und Collins, die beide ziemlich nachdenklich dreinblickten. Gerade hatte einer der Cardassianer - wenn Llewella sich richtig erinnerte, hieß er K'ano - das Wort ergriffen.

"... wäre es gut, wenn Sie sich mit Gul'Danoth in Verbindung setzen könnten, damit er das Gerät zur Verfügung stellt. Schließlich sind auch wir sehr interessiert an den Ergebnissen des Föderationsteams. K'ano Ende."

Llewella war verwirrt. Was war denn hier abgegangen? Was hatte Gul'Danoth mit den Forschungen zu tun? 'Na, auch egal', dachte sie und ging zu T'Kara, dabei kramte sie in ihrer Tasche herum. "Hier sind die Wasserproben von der Insel, Miss. Wir sollten gleich loslegen mit den Analysen. - Gibt es ein Problem?"

Die Vulkanierin nickte. "Uns fehlt der Rückstandsmesser - er ist auf dem Frachter. Mr K'ano hat freundlicherweise bei Soltak angefragt, ob er das Gerät beschaffen könnte. K'ano scheint sehr interessiert an unseren Forschungen!" Bei den letzten Worten blickte T'Kara die Schottin vielsagend an.

'Oho, der Fisch hat angebissen!', dachte Llewella, innerlich vor sich hingrinsend.

Plötzlich meldete sich Soltak. "K'ano, ich habe mit Gul'Danoth gesprochen. Er ist alles andere als begeistert darüber, daß diese Wissenschaftler seinen Analysator benötigen, er wird ihn jedoch zur Verfügung stellen. Schicken Sie Cordis, daß er ihn abholt. Soltak Ende."

Ohne ein Wort verließ Cordis schnaubend den Raum. Llewella hatte das Gefühl, daß dieser Cardassianer mehr als nur wütend war...

'Lange kann es nicht mehr dauern, dann explodiert Cordis!', dachte Collins. Aber das wäre nicht gut. So etwas konnten sie nun gar nicht gebrauchen.

Es hatte den Anschein, daß dieser Patek, der mit Ramirez und Campbell gekommen war, einen ähnlichen Charakter wie Cordis hatte. Nur K'ano schien die Ruhe selber zu sein. Im Gegenteil, er schien sich sogar für die ganzen Untersuchungen zu interessieren. Collins war sicher, daß K'ano kein Soldat war. Wahrscheinlich war er Wissenschaftler.

'Irgendwas war da doch noch', dachte Jack. "Ach ja!", grinste er und wandte sich extra elegant an Helen, "Liebste Miss Ramirez, wann gedenken Sie mit uns einen kleinen Ausflug zu machen, zwecks Abfüllung einiger Milliliter Wasser?" Jack betonte das 'Sie' extra.

"Herzallerliebster Mister Collins, wir können sofort starten, wenn Sie möchten", witzelte Helen und warf einen Blick in die Runde. Am Besten wäre es wohl, wenn wir alle gemeinsam losfliegen. Nicht, daß wir uns noch auf dieser Station verlieren..."

'Oder man einen von uns verschleppt, weil unsere Tarnung auffliegt', dachte sie grimmig und blickte die Cardassianer forschend an.

"Jack, kommst du bitte als Co-Pilot mit nach vorne. Ich sehne mich nach ein bißchen netter Gesellschaft. Patek ist ja auf meine Flirtversuche nicht eingegangen. Llewella und T'Kara können es sich ja hinten gemütlich machen, während wir sie durch die Gegend chauffieren. Nicht wahr?" Helen grinste die beiden Frauen an und wandte sich dann an Patek.

"Am Besten kommt einer Ihrer Leute mit, damit Sie sehen, daß wir nichts Schlimmes im Schilde führen. Allerdings scheinen Sie sich nicht gerade um den Job zu reißen. Am Besten nehmen wir den jungen Mann da vorn mit. Er scheint sich besonders für Forschung zu interessieren", bemerkte die Südländerin und deutete mit einer Kopfbewegung auf K'ano.

Dieser nickte begeistert und blickte seine Kollegen an.

"Gut, er wird ihr Team begleiten", stimmte Patek zu und bedachte jeden einzelnen des Forschungsteams mit einem wachsamen Blick.

"Ach, und leisten Sie sich keine Extratouren, sonst lasse ich Sie von der Station werfen", warnte er und starrte Helen mißtrauisch an.

"Ja, ich werde schon brav sein und meine Kollegen passen auf mich auf, das verspreche ich", entgegnete Ramirez genervt und wandte sich dann wieder an ihre Freunde.

"Also von mir aus können wir los. Seid Ihr alle soweit?"

--- Ivory, Marcs Quartier

Nachdem Marc aus der Krankenstation mehr oder weniger geflüchtet war, begab er sich sofort in sein Quartier. Völlig fertig ließ er sich auf sein Bett fallen. Völlig frustriert fing er an, sich an den juckenden Stellen seiner Haut zu kratzen.

"Meine Güte. Eigentlich wollte ich mich doch nur leicht verletzten. Und dann macht mir dieser dämliche Computer einen Strich durch die Rechnung. Und warum muß meine Haut so furchtbar jucken?", schimpfte er und kratzte sich weiter. "Wenn ich es nicht für ausgeschlossen halten würde, wäre mein Hauptverdächtiger in dem Mordfall eindeutig der Computer."

Mit einem Gesicht, als wäre er gerade von einem Q belästigt worden, trabte er zum Replikator und bestellte sich einen andorianischen Gin-Cocktail. 'Wenn ich mich wenigstens besaufen könnte', dachte er. 'Aber mit diesem Syntheol-Zeugs klappt das ja leider nicht.'

Schnell kippte er den Drink runter, bestellte sich noch einen Zweiten und setzte sich vor sein Terminal. Sofort stach ihm ins Auge, daß zwei Nachrichten für ihn eingegangen waren. Die erste war von Martengh. Es war die Kopie des Datenkristalls von Cauori. 'Das werde ich mir später zu Gemüte führen', dachte er und öffnete die zweite Nachricht. Sie war von Dr. Korent.

"Was will die denn schon wieder?", stöhnte er und las den Text durch. Sie erinnerte ihn noch mal daran, daß er für die nächsten zwei Tage krank geschrieben sei und er jeden halben Tag bei ihr zur Nachuntersuchung erscheinen sollte. Außerdem solle er sich schonen. Sie riet ihm, das Quartier nicht zu verlassen und so lange wie möglich zu schlafen.

"Ich glaube, die tickt nicht mehr ganz richtig. Groß Befehle erteilen kann sie ja, aber mir irgendwas gegen den Juckreiz zu geben; das kann sie nicht", meckerte er vor sich hin. "Naja, vielleicht lenkt mich ein wenig Arbeit davon ab."

Sofort öffnete er wieder die Datei von Martengh und studierte die Aufzeichnungen von Cauoris Datenkristall.

--- Brücke

Ungeduldig pendelte Classic abwechselnd zwischen Navigation, Kommunikation und Wissenschaft hin und her. Er wurde ungeduldig, eine Ebene Eins Diagnose dauerte für gewöhnlich nicht so lange.

In diesem Moment erschienen einige Meldungen:

>System Diagnostics complete, all primary Systems nominal. Core System command processor is at 85 % nominal load<

'Da liegt also der Hase im Pfeffer. Der Kommandoprozessor ist schwer beschäftigt. Mal sehen, was der so tut.' Der besagte Prozessor quittierte Classics Frage nach seiner aktuellen Beschäftigung mit einem trivialen >ACCESS DENIED<.

Der Navigator trat an die Tür des Bereitschaftsraumes des Captains heran und betätigte den Türsummer.

"Wer stört?", schallte ihm Monserats etwas mürrische Stimme entgegen.

"Classic Sir, ich habe ein Problem an unserem Computerkern entdeckt, hätten Sie einen Moment Zeit? Das Ganze könnte sonst auf die Dauer ziemlich unangenehm werden..."

--- Bereitschaftsraum des Captains

Seufzend betätigte Monserat den Türöffner und ließ Classic eintreten. Zwar war er gerade in eine tiefschürfende Diskussion mit Martengh vertieft, ob es sinnvoll gewesen war, Tegger auf den bloßen Verdacht hin, daß er den Job als Hilfsdetektiv haben wollte, in den Mordfall einzuweihen, aber bisher waren sie geteilter Meinung gewesen.

Im Grunde war der Captain sogar froh, gestört zu werden. Langsam konnte er es gar nicht mehr erwarten, bis sie hier mit Shania im Gepäck wieder verschwanden. Störfaktoren, wie Mord einer war, konnte er im Moment gar nicht gebrauchen und schon das sich darüber unterhalten regte ihn zusehends auf.

Monserat fragte sich im Stillen, was sein Navigator entdeckt haben mochte. Immerhin traute er ihm noch immer zu, daß er sich durch ziemlich jede Datei am Schiff schnüffelte, obwohl Martengh diese Vermutung durch sein ausgefinkeltes Sicherheitssystem mit absoluter Gewißheit verneinte.

"Nehmen Sie Platz, Chipman", forderte er den Mann mit den schwarzen Augen auf, der dieser Bitte willig nachkam. "Was ist mit unserem Computerkern los, was bisher noch keiner mitbekommen hat?" Dabei ließ er seinen Blick kurz fragend auf Martengh liegen.

"Aber kommen Sie mir nicht damit, daß Ihnen die neue Stimme des Computers nicht behagt. Sie kennen meine Einstellung dazu." Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend sah der Captain seinen Navigator an.

Classics Augen zeigten in diesem Moment sehr viel mehr Reflexe in den verschiedensten Farben, als ein aufmerksamer Beobachter unter normalen Bedingungen bemerken würde. Er saß bolzengerade in seinem Sessel dem Captain gegenüber, die Präsenz Martenghs schien er nicht wahrzunehmen. Sein Blick endete irgendwo auf der Linie von seinen zu Monserats Augen, nur schien er sein Ziel nicht wahrzunehmen.

"Sir, die Stimme des Computers ist mir im Moment so lang wie breit, ich brauche nicht zwingend ein verbales Interface, um mit Ihrem Schmuckstück kommunizieren zu können." Klang Classics Stimme ein wenig Monoton, oder war es lediglich sein teilnahmsloser Gesichtsausdruck, der diesen Effekt hervorrief?

"Mein neurales Interface hat im Normalfall ständig einige Diagnoseprogramme laufen, mit deren Hilfe der Zustand der Datenverbindung kontrolliert wird. Eines dieser Programme hat vor 13 Minuten, 22 Sekunden angeschlagen. Es meldete eine Latenzzeit von über 17 Nanosekunden zwischen meinem Interface und der Bestätigung der Befehle durch den Computerkern der Ivory.

Dies sind fast zehn Nanosekunden mehr als die Latenzzeit, die ich zum Beginn meiner Dienstzeit auf der Ivory hatte. Eine Ebene Eins Diagnose des Kerns brachte hervor, daß dieser auf mehr als 85 Prozent seiner Maximalleistung arbeitet, was in unserer derzeitigen Situation völlig ungewöhnlich ist. Diese zehn Nanosekunden können in einer Krisensituation den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten.

Leider habe ich auf Grund meiner beschränkten Zugriffsrechte keine Möglichkeit, das Problem weiter zu verfolgen. Diese extrem hohe Latenzzeit macht mir meine Arbeit sehr schwer, da viele Prozesse im Bereich Sensoren, Waffen und Navigation sehr stark von einer schnellen Reaktionszeit des Systems abhängig sind. Ich kann Ihnen so nicht mehr optimale Ergebnisse garantieren, Captain. Ich möchte Ihnen dringend raten, dieses Problem von Ihren Technikern schnellstens beheben zu lassen."

>SYSWATCH>>> Current Latancy at 17.8 ns *blink* <<<

Classic zog die Augenbrauen zusammen, als diese Meldung vor ihm aufzublinken begann und wartete auf Monserats Antwort, die sicher nicht allzu begeistert ausfallen würde.

--- Aridion, Forschungsstation, Labor

Jack nickte. "Meinetwegen können wir. Aber wäre es nicht besser, wenn jemand hier bliebe und die Analysen weitermacht? Schließlich haben wir den guten Cordis losgejagt, um den Rückstandsmesser zu holen, weil wir den jetzt unbedingt brauchen.

Wenn der gleich wiederkommt und wir sind alle weg, wird er sehr böse sein und sich so seine Gedanken machen." 'Und es wird ihm sehr verdächtig vorkommen, daß der Rückstandsmesser mit einem Mal nicht mehr so wichtig ist!', dachte Collins zu Ende.

T'Kara überlegte einige Sekunden, dann meinte sie: "Ich bin der Ansicht, daß es besser ist, wenn ich im Labor bleibe und mit den Analysen beginne. Mr Cordis wird sicherlich nicht sehr erfreut sein, wenn er mit dem Rückstandsmesser zurückkommt und er niemanden mehr im Labor antrifft!"

Außerdem mußte sich die Vulkanierin eingestehen, daß sie sich auch für die Ergebnisse der Analysen interessierte. Eine derartige Studie hatte sie immer schon durchführen wollen..

--- Ivory, Bereitschaftsraum des Captains

Der Captain sah den Chipman verwundert an. Irgendwie schien er ihm heute besonders steif und teilnahmslos zu sein. Er wirkte fast geistesabwesend. Monserat kam es fast so vor, als hätte Classic etwas vor ihm zu verbergen. Als wäre ihr Problem weit größer, als er es ihnen beschrieben hatte.

Dabei benahm sich sein Gegenüber wie ein Roboter. Eine Maschine. Ein weiteres Mal war dieser Mann Monserat unheimlich. Der Captain ertappte sich dabei, wie er versuchte, seinen Kragen etwas weiter zu machen, als würde er ihn plötzlich beengen... Sofort wanderte seine Hand wieder schuldbewußt zu der Anderen.

Nanosekunden? Was zum Teufel interessierte ihn das eigentlich? Mußte er sich denn um alles selber kümmern? Wozu hatte er eigentlich Leute unter sich, wenn er jede Dienstanweisung selber zu treffen hatte? Und warum um Himmels Willen fiel das seinem Navigator auf, aber sonst keinem?

Von einem unguten Gefühl getrieben, sah er Martengh an, dessen Gesicht ziemlich ausdruckslos geblieben war. Dann sah er wieder zu Classic.

"Dieses Problem fällt eindeutig in den Bereich Sicherheit und somit auch in die des Sicherheitschefs. Ich möchte zwar immer auf dem Laufenden gehalten werden, was auf meinem Schiff vorgeht, aber wenn es sich um solche Dinge wie Beauftragung einiger Techniker geht, dann wenden Sie sich künftig an Martengh."

Damit betrachtete er die Angelegenheit vorläufig als erledigt. Sollte Classic ihnen etwas in der Schwere der Situation verheimlicht haben, dann würde das Martengh sicher ans Licht bringen.

Was war auch das Verschwinden einiger Nanosekunden im Vergleich zu einem Mord?

Martengh wandte sich im Gehen Classic zu und sagte: "Der Captain möchte nicht weiter gestört werden. Kommen Sie bitte mit, wir werden das Problem auf der Brücke erörtern."

--- Quartier 10

Nach der Besprechung mit Classic, hatte Pormas ohne viel Aufhebens sein Quartier aufgesucht. Was sollte er noch machen?

Er hatte sich auf dem Holodeck noch einmal physisch vorbereitet, Classic instruiert, gegessen und sich komplett ausgerüstet. Seine Waffenkunde aufzufrischen hatte er auch keine Lust mehr. Helen war auch nicht da, also was machen?

Ihm blieb nur eines, was er machen könnte... Kochen!

Sein liebstes Hobby hatte er viel zu sehr vernachlässigt, außer mal ein schönes gemeinsames Frühstück für ihn und Helen zu zaubern.

Sofort replizierte er sich die nötigen Zutaten und machte sich ans Werk...

--- Brücke

Der Sicherheitschef schaute Classic besorgt an und meinte: "Ich teile Ihre Meinung, nachdem eine Erhöhung der Latenzzeit um fast 150% sehr besorgniserregend ist."

Nach ein paar Befehlen an den Computer erschienen zwei Kurven auf Martenghs Display. Die eine zeigte die Kernleistung der letzten Stunden, und auf der anderen konnte man die gemessene Latenzzeit in diesem Zeitraum ablesen.

Beide Kurven ähnelten sich frappant, in beiden Fällen war eine logarithmische Steigung zu erkennen. Bei dem exponentiellen Steigungsverhalten, das Martengh zuerst befürchtet hatte, wären ihre Karten deutlich schlechter gewesen.

So flachte die Steigungskurve bereits wieder ab, die Latenzzeit stieg nicht mehr so stark, und die Steigung würde noch weiter abnehmen. Leider war kein Sinken der Latenzzeit abzusehen.

"Hm - momentan sehe ich drei mögliche Verantwortliche für dieses Phänomen: Die Cardassiander, ein Saboteur hier an Bord, oder die neue Computerstimme.

Wenn der Computer wirklich eine Persönlichkeit entwickelt, benötigt er zwangsläufig einiges an Rechenzeit. Das könnte sich auf die Latenzzeit auswirken.

Als erstes sollten wir allerdings versuchen herauszufinden, womit der Computer gerade beschäftigt ist.

Computer: Systemdiagnose Stufe 4 einleiten. Werden keine Fehler gefunden, mit Stufe 3 fortfahren. Ausführliche Ergebnisliste mir vorlegen."

Der Computer antwortete mit einem aufmunternden: "Ich finde es wunderschön, wie besorgt du um mich bist..."

Martengh ließ sich nicht davon stören und redete weiter: "Mister Classic, mich würde Ihre Meinung zu diesem Vorfall interessieren."

Daß er noch einen vierten möglichen Verantwortlichen im Auge hatte, ließ sich der Chef der Sicherheit nicht anmerken. Schließlich waren ihm Classics Computerfähigkeiten von Anfang an suspekt gewesen...

--- Frachter Grounol, Arrestzelle

Nachdenklich saß Shania auf der harten Pritsche und wartete einfach ab. Sonst konnte sie nichts tun. Aber das schier endlose Warten machte sie zunehmend nervöser. Aber das bezweckten die Cardassianer ja auch. Allen voran: Gul'Danoth.

Er schien es regelrecht zu genießen, sie leiden zu sehen. Daß sie nicht nachgab und sich ihm nicht beugte, sondern weiter stark blieb, das imponierte ihm. Zu Shanias Leidwesen fand er sie auch noch attraktiv, was sie zu seinem Lieblingsspielzeug machte. Es verging keine Stunde, in der er nicht einmal zu ihr sah um sich nach ihrem Befinden zu erkundigen.

Aber sie bot ihm die Stirn. Nach den beiden ersten Malen trat er immerhin nicht mehr so nahe an ihr Gefängnis heran um sich bespucken zu lassen. Auch wenn die Spucke an dem Energiefeld verzischte, so hatte es ihn doch wütend gemacht. Sie hatte seine Ehre und sein Ansehen vor ihren Wachen beschmutzt und das konnte und wollte er sich nicht bieten lassen. Schon gar nicht von einer Frau.

Gul'Danoth hatte das Energiefeld deaktivieren lassen und ihr Gefängnis betreten Er hatte ihren Kopf an den Haaren ganz weit nach hinten gezogen, bis es schmerzte und sich dann zu ihr gebeugt. Und als sich ihre Gesichter ganz nah waren, da hatte er ihr triumphierend mit einem teuflischen Grinsen verkündet, was er mit ihr machen würde, wenn er endlich fertig war mit ihr.

Seit dieser Zeit haßte sie ihn mehr als alles andere auf der Welt. Sie würde nichts reden, auch wenn sie ihr noch mehr zusetzten.

Leicht zitternd kauerte sich Shania zusammen. Nicht nur ihre Rippen schmerzten, sondern sie fühlte sich am ganzen Körper zerschlagen. Auch schien sie etwas zu fiebern, aber das kam daher, daß man sie nie schlafen ließ, sondern regelmäßig weckte, um sie mürbe zu machen.

Fragend blickte Shania nach draußen. Ihre innere Uhr sagte ihr, das Gul'Danoths Auftauchen längst fällig war, doch er kam nicht. Irgend etwas schien ihn aufzuhalten und seine tägliche Routine empfindlich zu stören.

Die Amerikanerin schöpfte neue Hoffnung. Der Grund für seine Unpünktlichkeit konnte auch heißen, daß sie nicht mehr alleine waren und....

"Gerald..."

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