Ivory Cronik 13

Sprung ins kalte Wasser

--- irgendwo auf der Ivory

Stille.

Nur unterbrochen durch rhythmische Vibrationen.

Gedanken durchfluteten das kleine Gehirn des Wesens. Langsam tippelte es ein paar Schritte vorwärts, schaute sich mit seinen kleinen facettenartigen Augen um.

Vorsichtig bewegte es die Flügel, breitete sie aus und machte sich bereit zum Flug. Doch irgend etwas erschreckte es. Schnell krabbelte es hinter eine grüne Pflanze und lugte aus seinem Versteck zu dem Ärgernis hinüber.

Groß war es. Sehr groß. Sich nach allen Seiten umschauend, kam es langsam aus seinem Versteck hervor, breitete die Flügel aus und flog los.

Schnell vorwärts, dann links, rechts... Über das Große hinweg. Immer weiter auf den Duft zu. So ein betörender Duft.

Was versprach sich das Wesen aus dem Duft? Nahrung, einen Partner oder vielleicht den Tod?

Zielstrebig näherte es sich dem Ziel seiner Reise. Immer darauf bedacht, nicht gesehen zu werden. Gleich war es angekommen. Vorsichtig drehte es ein paar Runden über dem Objekt, welches diesen betörenden Duft ausstrahlte.

Wußte das Wesen, daß es eine Falle war? Wußte es, daß es bald nicht mehr sein würde? Wußte es, was der Tod bedeutete?

Gierig stürzte sich das Wesen auf das Objekt seiner Begierde, landete, und versuchte verzweifelt, die leckere Nahrung zu finden, die solch einen Duft ausstrahlte.

Immer ärgerlicher wurde das Wesen. Es rannte vor Wut im Kreis und schlug mit den Flügeln um sich.

Es merkte nicht, wie die aufgestellte Falle langsam zuschnappte. *schnapp*

Plötzlich bemerkte das Wesen, daß es nicht mehr weg konnte. Es war gefangen. Für immer. Es fühlte, wie sich sein kleiner Körper langsam auflöste. Fühlte den unsagbaren Schmerz. Seine Gedanken fingen an sich zu überschlagen.

Es verstand nicht, was mit ihm passierte. Es konnte die vorgegebene Situation nicht verarbeiten. Immer weiter löste es sich auf. Immer weiter zogen sich die Gedanken in das kleine Gehirn zurück.

Es konnte und wollte nicht verstehen, daß es in eine Falle geraten war, die nur dafür bestimmt war, es zu fangen. Immer schlimmer werden die Schmerzen. Das Wesen krümmte sich, wand sich, doch es war um ihn geschehen. Ganz plötzlich wurde ihm schwarz vor Augen und kurz danach war es um das Wesen geschehen.

TOT.

Und das Objekt machte weiter. Es stellte die Falle wieder auf. Für das nächste Wesen.

--- Bereitschaftsraum des Captains

T'Kara atmete innerlich erleichtert auf. Der Captain brachte genau die Gegenargumente und Fragen, mit denen sie gerechnet hatte.

"Zu Punkt 1: Es ist natürlich irrelevant, ob es auf genau diesen zehn Planeten Leben gibt", führte T'Kara aus.

"Es geht jedoch darum, eine Statistik aufzustellen, um herauszufinden, mit welcher Wahrscheinlichkeit auf derartigen Wasserplaneten Leben, insbesondere intelligentes Leben gefunden werden kann.

Angenommen, bei keinem dieser zehn Planeten fände sich ein positives Analysat: Dann wären weitere Forschungsarbeiten in dieser Frage völlig unnötig.

Wenn jedoch mehrere positive Ergebnisse vorliegen, dann würde man selbstverständlich weiter forschen, zum einen auf den bereffenden Planeten, zum anderen, um noch weitere, ähnliche Planeten zu finden." T'Kara betrachtete Monserat, während sie ihre Gedanken für ihren nächsten Punkt sammelte.

"Nun zu Ihrem dritten Punkt: Warum sollten Sie eine solche Forschung finanzieren.

Vielleicht haben Sie ein großes Interesse daran, mit einem intelligenten aquatischen Volk Handel zu treiben und neue Produkte auf den Markt der Föderation zu bringen."

Die Vulkanierin hielt kurz inne, als sie den ungläubigen Blick Monserats bemerkte. Handel treiben mit einem noch nicht einmal nachgewiesenen Volk? Es erschien absurd.

"Ich verfüge über Daten aus den Anfängen der Raumfahrt. Sie weisen auf ein Volk hin, die Auguraner, welche auf einem Wasserplaneten beheimatet sind.

Nach seinen Aufzeichnungen hat ein Captain Smirnoff einst ein Schiff dieser Auguraner getroffen, und seine Besatzung als ein friedliebendes Volk kennengelernt, welches besondere Kenntnisse auf dem Gebiet der Medizin aufwies. Viele der Captain Smirnoff zur Verfügung gestellten Medikamente konnten nicht synthetisiert werden, so daß es sehr interessant wäre, die Heimatwelt der Auguraner zu finden.

Captain Smirnoffs Daten deuten nicht auf diesen Planeten hin oder einen in seiner Nähe - schließlich wollen wir den Cardassianern kein wertvolles Wissen in die Hände spielen. Aber die Daten können so modifiziert werden, daß die Cardassianer sie als echt erkennen würden, wenn sie diese zu Gesicht bekämen.

Ihre zweite Frage beantwortet wohl besser Miss Campbell." Damit endete die Vulkanierin.

Llewella hatte während T'Karas Monolog die Mimik des Captains genau beobachtet. Er schien verwirrt. Kein Wunder, T'Karas Ausführungen waren auch geballte Information auf einen Schlag. Und sie hatte ja nun auch nur das Wesentliche angeführt.

Llewella setzte zu einer Erklärung an. "Tja, was die Laborarbeiten angeht... Captain, es ist so, daß diese speziellen Aminosäuren und ein Teil - wenn auch nicht alle - der Schwebstoffe ihre ursprüngliche Struktur verlieren, wenn man sie aus dem gewohnten Milieu entnimmt.

Und in Glasphiolen, mögen sie auch noch so chemisch inert sein, verändert sich die Zusammensetzung ein wenig, so daß die Ergebnisse verfälscht würden, wenn man sie nicht möglichst schnell analysiert.

Bisherige Untersuchungen deuten ebenfalls darauf hin, daß diese Stoffe auch das Beamen nicht gerade gut vertragen - weiß der Teufel warum.

Und nachdem diese Fakten sicherlich auch den Cardassianern vertraut sein werden, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als uns den Zugang zu ihrer Station zu erlauben."

Dann grinste Llewella ihr breites Grinsen. "Außerdem: Wenn sie den Köder mit den Auguranern schlucken, schätze ich, daß sie sehr an unseren Ergebnissen und Daten interessiert sein werden.

Wenn sie ihn nicht schlucken, ist unser verdammter Plan sowieso zum Scheitern verurteilt...

Tja, das wär's soweit, Captain. Haben wir ausreichende Antworten gefunden?", fragte die Schottin.

Schon während der Captain den näheren Details mit den Gedanken weiter gefolgt war, hatte er erkannt, daß die beiden Frauen anscheinend auf alle Eventualitäten und Nachfragen gefaßt gewesen waren. Anders hatte er es sich auch von einer Gruppe, die von einer Vulkanierin geleitet wurde, nicht erwartet. Sonst hätte er diese Unterredung nicht erst so kurz vor dem Einsatz anberaumt. Doch dadurch war es für ihn leichter, sich alles zu merken. Sein Kurzzeitgedächtnis war nahezu brillant.

Er lächelte die beiden Damen wohlwollend an und nickte anerkennend. Er hatte sich also doch nicht in der Wahl der Leute für diese Mission getäuscht. Wenn die anderen sich auf ihren Gebieten auch so gut auskannten, wie diese Wissenschaftlerin, dann würden sie erfolgreich sein und mit Shania zurückkehren.

Zwar hatte er innerlich noch Zweifel, ob dieser Pormas sich auch nicht zu einer unüberlegten Tat verleiten ließ, doch zumindest Classic hatte gezeigt, daß er wußte was zu tun ist und im Team würden die beiden auf einander acht geben. Ein toter Cardassianer war das letzte, das er bei dieser Mission gebrauchen konnte.

"Captain?", fragte die Vulkanierin, die inzwischen bemerkt hatte, daß seine Gedanken in eine ganz andere Richtung abgeschweift waren und nicht mehr bei der Sache waren.

Sofort richtete Monserat seine Aufmerksamkeit wieder auf das momentane Gespräch. Tatsächlich war eine für ihn sehr wichtige Frage offen geblieben. Von der eine Menge für ihn abhing. Er beugte sich gespannt über seinen Tisch vor und fragte mit einem Leuchten in den Augen:

"Dieser Smirnoff.... Captain Smirnoff... auf welchen Wasserplaneten, sagen Sie, deuten seine Daten hin?"

--- Bereitschaftsraum des Captains, lange Zeit später

"Wenn das so ist, dann haben Sie mir sehr geholfen, Miss T'Kara", sagte Monserat zufrieden und lächelte charmant. "Das Gespräch war für mich in jeder Hinsicht sehr aufschlußreich und inspirierend."

"Dann war das alles was Sie noch wissen wollten?", fragte Llewella ungeduldig, darauf erpicht endlich den Bereitschaftsraum wieder verlassen zu können und etwas Sinnvolles zu tun.

"Ja, das war a..", entgegnete der Captain, bevor er mitten im Satz von seinem Navigator gestört wurde, der scheinbar immer noch auf Ablöse wartete.

"Tegger an Captain Monserat: Die Cardassianer rufen uns, Sir. Um präzise zu sein: Der cardassianische Frachter in der Umlaufbahn von Aridion..."

Monserat knirschte mit den Zähnen. Er hatte damit gerechnet, daß die Forschungsstation sich mit ihnen in Verbindung setzen würde. Es störte ihn, daß der Frachter sich noch immer hier aufhielt und nicht gleich weitergeflogen war, nachdem er Shania hierher gebracht hatte. Das konnte Komplikationen geben.

Besonders, da er damit gerechnet hatte, den Leiter des wissenschaftlichen Stützpunktes von der Dringlichkeit seines Anliegens überzeugen zu müssen. Einen Mann, für den die Wissenschaft über allem anderen stand und der verstehen würde, was von der Benutzung der fremden Gerätschaften für ihre Forschungsreihe abhing.

Doch nun hatte er es wahrscheinlich mit einem ziemlich mißtrauischen Captain zu tun, der nicht nur dafür verantwortlich war, daß Shania gegen ihren Willen hierhergebracht worden war, sondern der sich vielleicht sogar daran erinnern konnte, daß die Ivory vor kurzem ebenfalls noch an DS3 angedockt hatte.

Das Risiko war hoch. Für alle Beteiligten. Doch noch größer war das Risiko Shania zu verlieren, wenn sie nicht bald etwas unternahmen. Und um den Plan noch wesentlich zu ändern, war es jetzt zu spät.

"Ich komme, Tegger. Monserat Ende", sagte der Captain und erhob sich. Die beiden Damen erhoben sich ebenfalls und verabschiedeten sich, um die letzten Vorkehrungen für ihren Aufenthalt auf Aridion zu treffen.

Monserats Gesicht wirkte verschlossen, als er hinter ihnen die Brücke betrat.

--- Brücke

T'Kara und Campbell verschwanden im Turbolift, dessen Türen sich zischend hinter ihnen schlossen.

Bevor er sich noch auf seinem Stuhl niederließ, überprüfte er die Daten. Tatsächlich handelte es sich um den Frachter Grounol, dem sie bis hierher gefolgt waren. Auf dem Planeten konnte er bereits die genaue Lage des Stützpunktes ausmachen.

"Tegger, Gespräch auf den Schirm legen", befahl der Captain, während er sich auf seinem Stuhl niederließ. Kurz darauf formte sich das Bild eines Cardassianers vor ihm.

"Ich bin Captain Monserat von der Ivory. Was wollen Sie?", fragte der Captain schlicht und im Grunde auch ziemlich unhöflich. Diplomatie war nicht gerade seine Stärke, wenn es sich nicht um ein Geschäft handelte. Und Freundlichkeit konnte und wollte er diesem Mistkerl einfach nicht entgegenbringen, der 'seiner' Shania vielleicht schon etwas angetan hatte.

'Ich muß mich beruhigen', dachte Monserat sofort, als er sich unwillkürlich verkrampfte und entspannte sich gleich wieder. Anspannung war schon in der Stimme leicht zu erkennen, hier sah er sich seinem Feind auch direkt gegenüber.

Falls der Cardassianer von der schroffen Art des Captains irritiert war, so zeigte er es nicht. Seine Stimme klang fest und sein Blick war durchdringend, als er antwortete: "Ich bin Gul'Danoth, Captain des Frachters Grounol. Was führt Sie zu diesem abgelegenen Planeten?"

Monserat zog süffisant lächelnd einen Mundwinkel nach oben. "Soweit ich mich erinnern kann, sind wir hier im Föderationsraum, zumindest war er es noch vor kurzem. Somit bin ich Ihnen also keine Rechenschaft über meine Anwesenheit schuldig. Verraten Sie mir nur einen einzigen Grund warum ich Ihnen verraten sollte, was mich hierher führt."

Jetzt wirkte der cardassianische Captain doch leicht verwirrt. Anscheinend traf er nicht oft Leute, die so frei von der Leber weg redeten. Aber Monserat gab ihm keine Zeit sich von seiner Verwunderung zu erholen.

"Aber keine Sorge, ich selbst werde Ihnen einen Grund liefern. Unsere Scans haben erwiesen, daß sich auf dem Planeten eine Station befindet. Eine cardassianische Station. Nach der Auswertung unserer Scans zufolge, müßte es sich um ein wissenschaftliches Labor handeln, also eine Forschungseinrichtung. Das trifft sich gut, da ich gerade dringend die Hilfe einer solchen Einrichtung in Anspruch nehmen muß. Besser gesagt ihrer technischen Hilfsmittel."

Monserat sprach locker und gelöst, als wäre es das selbstverständlichste auf der ganzen Welt, dabei stand er innerlich unter großem Druck. Shania bereits in der Nähe zu wissen und sich jetzt noch einen ganzen Tag gedulden zu müssen um den wahren Grund ihrer Ankunft zu verschleiern und das Mißtrauen der Cardassianer zu schmälern, stellte selbst ihn auf eine harte Probe.

Die Wangenknochen des cardassianischen Captains traten hervor. Er war ziemlich zornig, versuchte sich aber noch unter Kontrolle zu halten, bis er herausgefunden hatte, worum es ging. "Captain Monserat", er spuckte dem Franzosen die Worte direkt abwertend entgegen, "ich sehe keinerlei Grund, jemand von Ihrer Mannschaft auf unsere Station zu lassen.

Wir haben zwar nichts zu verbergen", beeilte sich der Cardassianer hinzuzusetzen, damit er nicht die Wichtigkeit dieser Anlage preis gab, "aber Sie können nicht einfach verlangen, die Einrichtung fremder Kulturen für Ihre Zwecke zu nutzen."

Damit schien die Unterredung für ihn erledigt zu sein, nicht aber für Monserat, der die ganze Unterredung so schnell wie möglich zu einem positivem Ergebnis bringen wollte, damit der Captain der Grounol nicht doch noch Verdacht schöpfte. Immerhin war er sich inzwischen sicher, daß dieser das Schiff nicht erkannt hatte. Nun mußte Monserat ihn überrumpeln und eine Zusage erkämpfen, bevor dieser zu lange überlegen konnte.

"Wie gesagt, berechtigt Sie der Umstand, daß ich einen... nun sagen wir mal Gefallen von Ihnen brauche dazu, daß ich Ihnen den Grund für meine Anwesenheit auf Aridion nenne.

Ich habe ein großes Forschungsprojekt am Laufen. Einige Wasserplaneten wurden von uns bereits untersucht. Dieses hier ist der letzte der Planeten, nach dem sich entscheiden wird, ob die Forschungsreihe weiter betrieben wird. Ich möchte Sie jetzt nicht unnötig mit Details langweilen, aber unser Labor hat vor einigen Stunden einen Zwischenfall mit einem durchgedrehten Reinigungsroboter nicht überlebt. Sämtliche unserer wissenschaftlichen Geräte wurden dabei zerstört. Die Wasserproben, die wir Aridion entnehmen würden, können nicht gebeamt
werden und würden auch nicht bis zur nächsten Raumstation überleben. Wir sind aber darauf angewiesen, sie zu untersuchen, da ich sonst einige Tage, und damit auch wertvolle Zeit, als Händler verliere."

Die Mine des Cardassianers verfinsterte sich, als schien er den Braten zu riechen. Doch es war etwas ganz anderes, daß ihm durch den Kopf ging: "Warum sollte ich Sie jetzt nicht einfach zum Teufel jagen?"

Mit dieser Wendung des Gesprächs hatte Monserat aber schon seit langem gerechnet. "Ich bin nicht irgendein Händler. Auch ich habe Macht und Einfluß. Mehr als ein gewöhnlicher Frachter-Captain wie... Sie." Ihre Blicke fraßen sich ineinander und es war Monserat klar, daß er sich einen Todfeind geschaffen hatte, doch er hatte auch nicht vor, diesem Mann bei einer erneuten Begegnung den Rücken zu kehren. "Ein Druck auf diesen Knopf schickt eine Nachricht an meine Freunde in der Föderation, die sie sicher sehr interessieren wird. Immerhin handeln Sie hier außerhalb Ihres Territoriums und nach der Art, wie Sie Ihre Einrichtung verteidigen, werden Sie über einen Besuch eines Föderationsschiffes nicht sehr begeistert sein..."

Sein Blick sagte 'Ich töte dich!', aber sein Mund preßte mißtrauisch hervor: "Welche Art Forschung betreiben Sie, daß ein Händler sich dafür interessiert?"

--- Turbolift, Brücke

Als sich die Tür zischend hinter T'Kara und Llewella schloß, grinste die Schottin ihre Chefin breit an. "Das ist doch bestens gelaufen, oder?", fragte sie dann.

Die Vulkanierin nickte nur. Laut sagte sie: "Deck 3!" Während der Turbolift sich in Bewegung setzte, meinte T'Kara: "Wir sollten als nächstes alle benötigten Utensilien zusammentragen und in die Shuttlerampe bringen. Könnten Sie das machen, Miss Campbell?"

Als die Schottin nickte, fuhr T'Kara fort: "Ich werde mich mit dem Rest der Einsatzcrew in Verbindung setzen, falls noch jemand Fragen zu seinen Aufgaben haben sollte. Auf jeden Fall sollte sich jeder bereithalten, damit wir zügig aufbrechen können, wenn der Captain das Signal gibt."

Als der Turbolift hielt, gingen beide Frauen schweigend zur Wissenschaftsstation.

--- Wissenschaftsstation

Während Llewella ins Labor ging, setzte sich T'Kara vor ihr Terminal und dachte kurz nach. Dann aktivierte sie den Kommunikator.

"T'Kara an Miss Ramirez. Haben Sie meine Daten erhalten? Gibt es noch Fragen von Ihrer Seite?"

--- Brücke

Bei der Erzählung über Captain Smirnoff und den Hinweisen auf sein intelligentes aquatisches Volk, den Aguranern, fühlte Monserat bereits den Sieg in der Tasche und so gab er die Lüge so selbstsicher und perfekt preis, daß der cardassianische Captain sie wortlos schluckte und an ihre Richtigkeit glaubte. Und auch daran, daß dieser Captain Monserat ein Feind war, den man nicht unterschätzen durfte und der ebenso verschlagen wie ein Cardassianer war.

"Gut", sagte Gul'Danoth anschließend und seine Mine wirkte so verzerrt, als würde er sofort losbrüllen, wenn die Verbindung erst unterbrochen war und jemand von seinen Männern würde für die gerade erlittene Schmach büßen müssen. "Ihr Forschungsteam bekommt Zutritt zu unserer Forschungsanlage und darf unsere wissenschaftlichen Geräte zur Auswertung ihrer Wasserproben benutzen. ABER ich werde sie unter strengste Bewachung stellen und sie werden keine Minute alleine da unten sein. Haben wir uns verstanden?"

Der Captain nickte lächelnd. "Ich habe Sie schon verstanden und ich habe auch keinerlei Probleme damit, aber ich hoffe, mein Forschungsteam wird diese Maßnahme auch verstehen. Es handelt sich nämlich vorwiegend um Damen, die es nicht gewohnt sind bei ihren diversen Geschäften beobachtet zu werden..."

Jetzt biß sich der Cardassianer doch fast in die Lippen vor Wut. Sicher war es das erste Mal, daß ihn jemand so dreist erpreßte und damit auch noch davon kam. "Kommen Sie nicht vor 13 Uhr. Ich werde in der Zwischenzeit alles vorbereiten lassen." Damit erlosch die Verbindung. Ohne Gruß. Ohne weitere Worte.

"Na, das ging doch alles wie geschmiert", sagte der Captain zu Tegger, der ihn breit angrinste und nickte. "Jetzt ist es 12:30 Uhr. Informieren Sie das Forschungsteam, daß sie sich bis 13 Uhr reisefertig machen sollen. Sie werden bereits erwartet." Dann lehnte sich Monserat zurück. Seine Arbeit war getan. Jetzt hieß es abwarten und...

Der Captain erhob sich, ging zum Replikator und bestellte. "Eine Kanne 'Captains Morning', aber heiß."

--- Brücke, Navigation

Nachdem der Captain das Gespräch beendet hatte, schwenkte Marc die Ivory in einen hohen Standartorbit ein und sicherte seine Station. Die nächsten 20 Stunden sollten eigentlich ziemlich langweilig werden. Schließlich sollten die zwei Möchtegern-Cardassianer erst einen Tag später als das Forschungsteam aufbrechen.

'So, jetzt wollen wir dem Forschungsteam erst einmal Bescheid geben', dachte Marc. "Computer, bitte eine Nachricht an das Forschungsteam 1 mit folgendem Wortlaut aufnehmen: An das Forschungsteam 1. Sie sollen sich bis um Punkt 13 Uhr reisefertig machen. Packen sie alle notwendigen Ausrüstungsgegenstände ein und begeben sie sich in die Shuttlerampe. Nachricht Ende. Computer, schicke diese Nachricht bitte an folgende Besatzungsmitglieder: Ramirez, T'Kara, Campbell und Collins."

Marc streckte sich und ließ die Gelenke knacken. 'Eigentlich könnte ich ja jetzt die Daten durcharbeiten, die Helen mir über die Änderungen des Warpantriebes hochgeschickt hatte', dachte er und rief die erforderlichen Spezifikationen auf. 'Dann wollen wir ja mal sehen.'

Angestrengt vertiefte er sich in die logischen Berechnungen und kalkulierte nochmal alles durch.

--- Wissenschaftsstation

Collins stand so ungünstig, daß die beiden Frauen ihn bei ihrem Hereinkommen gar nicht bemerkten. Er hatte die beiden allerdings auch erst bemerkt, als Campbell schon durch eine Tür flitzte, wo 'Labor' drauf stand. Nun saß T'Kara vor ihrem Terminal als Jack mit einem zögerlichem "Ähm. . . bitte erschrecken sie nicht!", herauskam.

Natürlich ging das in die Hose und T'Kara zuckte zusammen. 'Oh oh!', dachte Jack, 'bevor es Mecker gibt, verziehe ich mich lieber, obwohl sich die Vulkanierin sicher sofort wieder im Griff hat.'

"Tschuldigung!", sagte er, während er die Tür zum Labor durchschritt. "Eigentlich wollte ich zu Campbell, nichts für ungut!" Collins versuchte ein einigermaßen freundliches Grinsen aufzulegen.

---Wissenschaftsstation, Labor

Campbell stand ein paar Meter weiter und sah Collins stirnrunzelnd an. Jack nickte ihr zu. "Ja, ich weiß, ich hätte auf Ihre Nachricht sofort antworten sollen. Aber mir kam noch was dazwischen, sorry!" 'Außerdem sollte dieser dämliche Computer eine Nachricht an sie weiterleiten. Entweder hat der Computer das nicht gemacht, oder aber die Schottin ist mit einem solchen Eifer bei der Arbeit, daß sie die Nachricht schlichtweg übersehen hat.'

"Nun gut, Miss Campbell." Collins lehnte sich an den Labortisch. "Was wollten Sie mit mir zu besprechen?"

--- Brücke, kurze Zeit später

Nachdem Marc die Unterlagen durchgesehen und alle erforderlichen Daten in den Computer eingegeben hatte, programmierte er ein paar letzte Fluchtmanöver und stand dann von der Konsole auf.

"Sir!", rief Marc und schritt auf den Captain zu. "Könnte ich Sie mal für eine halbe Stunde auf der Brücke alleine lassen? Mein Magen meldet sich nämlich zu Wort."

Langsam schaute der Captain von seinem dampfenden Getränk auf. "Und wer kümmert sich um das Steuer?", fragte er mit einem etwas überraschten Gesichtsausdruck.

"Die Ivory befindet sich in einem hohem Standardorbit, der Autopilot ist eingeschaltet und wenn doch was Unvorhergesehenes passieren sollte, hat der Computer die strickte Anweisung, mich sofort auf die Brücke zu beamen", sagte Marc und lächelte. "Und wenn ich noch länger da vorne sitze, dann bin ich morgen nur noch ein verhungertes Gerippe."

Monserat schüttelte den Kopf. Eins wußte er genau. Das nächste mal, wenn er neue Leute an Bord holen würde, sollten mindestens drei Piloten dabei sein. Langsam kam es ihm so vor, als wäre die Brücke häufiger ohne Pilot als mit.

"Also gut", rief er und scheuchte Marc mit einer lockeren Handbewegung von der Brücke.

--- ???

Helen lächelte zufrieden und drehte sich dann auf den Bauch.

'Ich will ja nicht, daß nur meine Vorderseite knackig braun wird und mein Hintern so weiß wie Schnee bleibt', dachte sie sich und vergrub die nackten Zehen im feinen Sand.

Genüßlich nippte sie an ihrem Eistee und schloß die Augen als,.....

--- Maschinenraum

"T'Kara an Miss Ramirez. Haben Sie meine Daten erhalten? Gibt es noch Fragen von Ihrer Seite?"

Brummelnd bewegte sich Helen in eine halbwegs sitzende Position und öffnete wiederstrebend die Augen.

'Warum muß das ausgerechnet jetzt sein? Jetzt wo ich versuche, mich noch vor der dummen Mission zu entspannen. Hat man hier denn nie seine Ruhe?'

"Ramirez an T'Kara. Ich habe die Daten bekommen und habe keine weiteren Fragen mehr. Sagen Sie mir bitte Bescheid wann die Mission startet und wo wir uns treffen. Ramirez Ende."

'Soviel also dazu, jetzt kann ich weiter träumen.'

--- Labor

Als Llewella gerade anfangen wollte, die Reagenzgläser einzusammeln, stand Collins vor ihr.

"Tja, Mr Collins, eigentlich hätte ich gerne eine kurze Einschätzung der einzelnen Mitglieder des Rettungsteams von Ihnen gehabt, was die psychische Seite der Medaille angeht... Damit man ein wenig weiß, womit man bei wem rechnen muß.

Aber nachdem wir ja nun.. "

Hier wurde die Schottin vom Computer unterbrochen, der kurz angebunden meldete: "Miss Campbell und Mr Collins sollen sich um 13 Uhr startbereit an der Shuttlerampe einfinden!"

Llewella schüttelte den Kopf. "Dieser Computer hat echt einen Schlag, finden Sie nicht auch? Der mault mich nur noch an... - Wo war ich? Ach ja, die Einschätzung. Ich vermute, daß wir jetzt nicht mehr genügend Zeit haben, um das Ganze durchzukauen..."

--- Krell's

Marc betrat das Krell's; oder sollte er eher sagen, daß Ex-Krell's? Er wußte es nicht. Eigentlich war es ihm auch ziemlich egal, denn heißhungrig machte er sich über den Replikator her. [Anm. der Chronistin: *mampf* ;-)] Schwer beladen mit einem großen Tablett, setzte er sich an einen der Tische und leckte sich bei dem Augenschmaus die Lippen.

Als Vorspeise eine heiße Hühnerbrühe. Zum Hauptgang eine große Portion Bratkartoffeln, drei Frikadellen und einen großen gemischten Salat; und zum Nachtisch; Vanilleeis mit heißen Erdbeeren.

*dasWasserimMundezusammenlauf*

Gierig machte er sich über das Essen her, genoß es in vollen Zügen.

--- Wissenschaftsstation, Labor

"Mit dem Computer haben Sie recht", erwiderte Collins. "So langsam wünsche ich mir auch die alte knarrende Blechstimme zurück! Und was die Einschätzung betrifft, brauchen Sie sich kaum Sorgen zu machen. Vom Team her sehe ich wenig Probleme. Manche neigen zwar zu vorschnellen Handlungen, aber wenn es darauf ankommt, denke ich, werden alle an einem Strang ziehen."

Collins musterte die Schottin, sie war etwa genau so groß wie er. Das war für Frauen menschlichen Ursprungs eher selten.

Für Campbell war es natürlich schwierig. Sie war neu im Team und konnte wegen der intensiven Vorbereitung auf die Mission in den letzten Tagen die anderen Mitglieder des Teams nicht so recht kennenlernen.

"Machen Sie sich keine Sorgen", sagte Jack und sah auf die Uhr. "Es wird Zeit. Ich muß noch mal kurz in mein Quartier und meine Sachen holen. Wir sehen uns beim Shuttle." Er nickte Campbell kurz zu und verließ dann das Labor.

--- Wissenschaftsstation

Collins durchquerte mit schnellen Schritten die Wissenschaftsstation, nickte T'Kara noch mal zu, "Es war wirklich nicht meine Absicht, Sie so zu stören, bis gleich."

'Hat Sie sich nun wirklich erschreckt vorhin? Klar, sie hat gezuckt, oder?' Jack verließ kopfschüttelnd die Wissenschaftsstation.

--- Gang vor Quartier 7

Neugierig war Jack eigentlich nicht, aber an der Tür von Cauoris Quartier mußte er horchen. 'Hm, nichts zu hören!' Was mochte Martengh jetzt machen? Collins hoffte, daß der Erste Offizier diese Situation im Griff hatte.

--- Quartier 15

In seinem Quartier angekommen schnappte sich Jack seinen Tricorder und ein paar Klamotten. 'Einen Tag werden wir auf jeden Fall bleiben', dachte er.

"Waffen brauche ich keine und sonst", er sah sich um. Nein, sonst brauchte er nichts.

---Turbolift

"Deck 4, bitte!", sagte Jack provozierend.

"Natürlich", antwortete der Computer herablassend.

'Arschloch!', dachte Collins. 'Dich baue ich auseinander!'

--- Deck 4, Shuttlerampe

Scheinbar war Collins der Erste, also ging er zum Replikator und bestellte sich einen Kaffee.

"Für dich immer, Jack!", antwortete die Computerstimme, nachdem der Kaffee repliziert war und Jack verschluckte sich derart, daß die Hälfte des Kaffees auf dem Fußboden landete.

'Na warte!', dachte er.

--- Frachter Grounol, Gänge

Shania stolperte mehr als sie ging. Ihr Körper schmerzte, ihre Lungen brannten und in ihrem Kopf drehte sich alles.

"Mach, daß du da reinkommst und wehe du machst uns noch einmal Schwierigkeiten. Wir sind schon mit ganz anderen als mit dir fertig geworden, du Biest!" Mit diesen Worten stieß ein Cardassianer Shania ins Kreuz, daß sie bis an die gegenüberliegende Wand er Arrestzelle stieß und die Luft pfeifend ihren Lungen entwich.

--- eine Arrestzelle

Sie fühlte sich, als hätte sie sich beim letzten Verhör mindestens eine Rippe gebrochen. außerdem schmerzte ihr Arm seit gestern wie der Teufel und war total geschwollen. Leise seufzend ging sie in die Knie.

Als sie das leise Geräusch sich einschaltender Energiebalken hörte, wußte Shania, daß man sie in eine Arrestzelle gebracht hatte, nachdem man sie erst eine Weile durchs Schiff geführt hatte. Es war nicht die gleiche, die sie während ihrer Reise gehabt hatte und sie schien nicht mal in der Nähe der Anderen zu liegen.

Mit einem brummenden Schädel drehte sie sich um und ließ sich nach kurzem Zögern auf die harte Pritsche fallen, die scheinbar jede dieser Zellen ihr eigen nannte. Ihr Wächter fixierte sie noch mal scharf und vergewisserte sich, daß alle Sicherheitsvorkehrungen ordnungsgemäß aktiviert waren, bevor er sich wieder entfernte.

Auf Aridion war es ihr besser gegangen, bevor sie ihren Fluchtversuch gestartet hatte. Leider war ihr bis dahin nicht bewußt gewesen, daß Aridion ein reiner Wasserplanet war. Man hatte sie früher wieder eingefangen, als sie herausgefunden hatte, wo die Forscher ihre Unterlagen verwahrt hatten. Doch auch das hätte ihr nichts genutzt, da der Frachter die einzige Verbindung nach draußen darstellte.

"Da habe ich mich ja schön in die Nesseln gesetzt", murmelte Shania und sah sich um. Aber es war aussichtslos zu entkommen, ohne das Kraftfeld von außen zu öffnen.

Ihre einzige Hoffnung war eine Nachricht, die drei Stunden nach ihrem Verschwinden auf dem Terminal in ihrem Quartier auf DS3 Stunde um Stunde wiederholt werden würde und hoffentlich nicht auf taube Ohren stieß. Doch sie war felsenfest sicher, daß die Nachricht irgendwie zu Monserat gelangen würde.

Captain Monserat würde kommen und ihr helfen, wie er es schon unzählige Male zuvor getan hatte. Es war ein Fehler gewesen, ihn überhaupt zu verlassen. Er war wie ein Vater zu ihr.

Aber es war ihr Alleingang gewesen, der sie in Schwierigkeiten gebracht hatte. Vor einigen Jahren wie auch jetzt. Dabei war die Gelegenheit diesmal so günstig gewesen, da der Frachter fast nicht besetzt war, doch es hatte sich als Falle herausgestellt. Eine Falle, in die sie wie eine Anfängerin getappt war. Von Anfang an hatte man es darauf angelegt, sie und ihre Kenntnisse zum Entschlüsseln der Nachricht einzusetzen. Aber bisher hatte sie hartnäckig geschwiegen, was die Cardassianer beeindruckte, die nicht gerade zimperlich bei ihrer "Befragung" waren, aber sie auch veranlaßten sie noch stärker unter Druck zu setzen.

Zum Glück war bisher niemand dahinter gekommen, daß sie für jedes auch fremde Leben alle ihre Kenntnisse preisgeben würde. Doch Cardassianer dachten nicht so edel. Das gab ihr Zeit, die Monserat brauchen würde um sie zu erreichen, bevor es zu spät war.

--- Arrestzelle, kurze Zeit später

Shania saß mit angezogenen Beinen auf der Pritsche, als sie Besuch bekam. Es handelte sich dabei um den Cardassianer, der sie hierher gebracht hatte und um einen, den sie bisher noch nicht gesehen hatte.

"Das ist sie also", sagte der Neue und starrte sie neugierig und nachdenklich an.

"Ja, das ist dieses Weib, das einfach nicht reden will, wenn es gefragt wird und immer dann redet, wenn es lieber schweigen sollte." Der Blick ihres Wächters schlug ihr haßerfüllt entgegen. Anscheinend hatte er Schwierigkeiten bekommen, weil sie am Planeten versucht hatte zu fliehen und er für ihre Sicherheit verantwortlich war.

Sie hatte sich außerhalb der Forschungsstation befunden, als sie gestürzt war. Flach auf dem Boden liegend war etwas aus dem Wasser aufgetaucht, das sie nur schwer beschreiben konnte. Es ging viel zu schnell und doch hatte es in ihr Furcht und Faszination ausgelöscht. Als die Cardassianer kamen, war es verschwunden und sie zweifelte seitdem daran überhaupt etwas gesehen zu haben.

Aber anscheinend wußten die Cardassianer und die Forscher mehr, als sie preisgaben, denn sie ließen sie nun keinen Moment mehr aus den Augen, als könnte ihr etwas Schlimmes zustoßen, wenn sie sich allein auf Aridion herumtrieb. Shania nahm sich vor, die Augen und vor allem die Ohren offen zu halten um mehr zu erfahren.

Das Gespräch der beiden Cardassianer riß sie wieder in die Gegenwart zurück und ließ sie aufhören.

"Ja, eine Subraumverzerrung verhindert jegliche Subraumverbindung. Ich hätte ihn sonst schon von ihrer Verlegung verständigt. Aber ich denke, er würde ohnehin befehlen, sie wieder an Bord der Grounol zu bringen, wenn er von ihrem Fluchtversuch erfahren hätte. Immerhin sind wir hier hervorragend auf solche... Gäste", er spuckte das Wort verächtlich in ihre Richtung, "eingerichtet."

Dann entfernten sich beide wieder, als würden sie sich erst jetzt wieder ihrer Anwesenheit bewußt.

Shania war wieder alleine mit ihren Gedanken und der Hoffnung auf baldige Rettung.

--- Ivory, Labor

Llewella sah sich noch einen Augenblick um, um sich zu vergewissern, daß sie nichts vergessen hatte.

'Hmm, die Reagenzgläser für die Wasserproben habe ich', ging sie im Geiste noch einmal alles durch. 'Dann altmodische Aufkleber und etwas zum Beschriften... Mein Tricorder... Mein Kochbuch... Aye, das dürfte alles sein.'

Collins, der Bordpsychologe, schien ja ziemlich sicher zu sein, daß das Team gut zusammenarbeiten würde. Na, da hatte Llewella ja so ihre Zweifel.

Daß die Arbeit mit der Vulkanierin kein Problem sein würde, dessen war sie sich sicher. Collins schien ihr auch recht brauchbar zu sein... Aber diese spanische Furie?

Llewella hatte noch nicht vergessen, wie diese Frau in ihr Labor gestürmt kam und sie beschimpfte. Hoffentlich konnte sie sich wenigstens zusammenreißen, wenn es brenzlig wurde...

"Na, dann mal los!", sagte Llewella und verließ das Labor.

--- Wissenschaftsstation

T'Kara wartete schon, als Llewella eintrat.

"Fertig?", fragte sie nur kurz angebunden. Vulkanier machten eben nicht viele Worte.

T'Kara hatte ebenfalls ihren Tricorder, weiterhin eine Diskette mit den nötigen Daten für die 'Forschungsreihe' - auch Wissenschaftler konnten nicht alles im Kopf haben. Selbst dann nicht, wenn sie Vulkanier waren.

Genauer gesagt, genau dann nicht.

Schließlich sollte jede Aufgabe - und ganz besonders diese - akkurat erledigt werden. Und es war immer besser, wenn man auf etwas Schriftliches zurückgreifen konnte.

"Gehen wir", meinte die Vulkanierin und die beiden Frauen verließen die Station.

--- Deck 3, Gänge

Vor ihrem Quartier blieb die Vulkanierin stehen.

"Entschuldigen Sie, Miss Campbell, ich muß noch kurz in mein Quartier. Gehen Sie doch schon einmal vor", meinte T'Kara.

Als Llewella nickte, verschwand T'Kara in ihrem Quartier. Die Schottin ging weiter und betrat den Turbolift.

--- Turbolift

"Shuttlerampe", befahl Llewella geistesabwesend und bekam die Antwort des Computers gar nicht mehr mit.

Irgendwie hatte sie das ungute Gefühl, als hätten sie bei der Entwicklung ihres Planes etwas übersehen. Sie kam nur nicht darauf, was es war...

--- Quartier 11

Als T'Kara ihr Quartier betrat, fiel ihr plötzlich ein, daß sie vergessen hatte, Ramirez Bescheid zu sagen. Aber eigentlich müßte sie ja auch die Nachricht von Tegger erhalten haben, daß sich das Team um 13:00 bei den Shuttles treffen solle. Trotzdem aktivierte sie noch einmal ihren Kommunikator:

"T'Kara an Ramirez! Bitte entschuldigen Sie, daß ich mich nicht gemeldet habe, aber der Captain erwartet, daß das Team 1 um 13:00 bei den Shuttles ist. Ich hoffe, Sie haben Mr. Teggers diesbezügliche Nachricht erhalten, so daß Sie jetzt nicht überrascht werden. T'Kara Ende."

Dann schritt sie zum Tisch und holte das Ortungsgerät. Sie drückte einige Knöpfe - und das Gerät schien sich in Luft aufzulösen. Gut. Es funktionierte also. Jetzt hoffte T'Kara nur noch, daß es auch in der Lage war, Miss Twillan zu lokalisieren. Die Tests vor ein paar Tagen hatten jedenfalls funktioniert und Miss Twillans Biosignale waren glücklicherweise auch ziemlich vollständig eingegeben worden.

T'Kara steckte das nun unsichtbare Gerät in ihre Tasche, wo man es von außen dank seiner geringen Größe nicht bemerkte.

Dann fütterte sie Stan, nahm ihre Tasche mit den Geräten, die sie für die Untersuchung benötigte und verließ ihr Quartier, um zur Shuttlerampe zu gehen.

--- Maschinenraum

Seufzend warf Helen einen Blick auf den Chronometer und stellte fest, daß es Zeit war aufzubrechen.

'So ein Mist, ich habe nicht die geringste Lust meinen Kopf für eine völlig Fremde hinzuhalten. Wenn etwas schief geht sind wir so gut wie tot.'

Wiederwillig hievte sie sich aber doch vom Stuhl und begab sich zur Shuttlerampe.

--- Shuttlerampe

Als Llewella aus dem Lift trat, war Collins bereits vor Ort. Er stand mit einer Tasse Kaffee in der Hand vor dem Replikator.

"Hallo, Collins!", begrüßte Llewella den Psychologen. "Ich glaube, Sie verstehen da was falsch, Sie sollen den Kaffee TRINKEN, nicht in die Landschaft kippen!"

'Sehr witzig!', dachte Collins, wollte aber nicht unhöflich wirken. "Oh, richtig, ich wußte, ich mache irgend etwas falsch!" 'Das war unhöflich, Collins!', schnell setzte er nach. "Diesem dämlichen Computer müßte mal einer die Leiterbahnen putzen! Langsam wird das nervig mit diesen andauernden Kommentaren."

'Mein Gott ist die Frau groß!' Jack brauchte nicht mal den Kopf zu senken, um der Schottin in die Augen zu blicken. "Und Miss Campbell, wie sehen Sie unsere Chancen? Meinen Sie, die Cardassianer werden Ihre und T'Karas Geschichte schlucken?"

Collins machte eine Pause. "Wissen Sie, ich bin nicht unbedingt scharf darauf, in einen von diesen cardassianischen 'Umerziehungslagern' zu landen. Ich habe mal jemanden dort herausgeholt und das war nicht besonders schön."

'Und wenn unser Mörder an Bord sich einen kleinen Scherz erlaubt, landen wir genau dort!', dachte Collins mit einem finsteren Gesichtsausdruck zu Ende.

"Oh", sagte Jack, "ich bin unhöflich. Wie wäre es mit einem Kaffee? Wahrscheinlich serviert mit einem lustigem Kommentar. Die anderen sind ja noch nicht da."

"Nay, Mr Collins, danke, aber ein Plausch mit diesem Ärgernis von einem Computer brauche ich wirklich nicht noch einmal! Aber Sie haben Recht, irgendwie müßte man dieses Ding noch einmal überholen - es muß ja trotzdem nicht gerade die alte Blechstimme sein", meinte Llewella.

"Was unsere Chancen angeht... Ich habe wirklich keine Ahnung! Bisher scheint es ja so, als hätten die Cardis unsere Geschichte geschluckt. Aber ob sie es uns endgültig abkaufen, wird wohl an unserem Verhalten da unten liegen. T'Kara müßte bald da sein, sie wollte noch etwas in ihrem Quartier erledigen. Ist Ihnen noch irgendein Problem eingefallen? Sie schauen so finster!", fragte Llewella den Psychologen.

"Nein, eigentlich nicht, entschuldigen Sie, ich war in Gedanken und da scheine ich einen merkwürdigen Gesichtsausdruck zu haben." Collins würde nicht mit Ihr darüber reden. Vielleicht gehörte Campbell ja auch zu jenem Kreis von Martenghs Verdächtigen. Sie hätte durchaus die Kraft eine solche Tat zu begehen.

'Collins, jetzt langt es aber! Martengh zieht dich schon mit in seine Paranoia!' Jack schüttelte den Gedanken ab und konzentrierte sich wieder auf Campbell. "Sie kommen aus Schottland? Ich hatte nur einen kurzen Blick in die Personaldateien geworfen, nachdem Sie zu dem Team stießen.

Schottland ist ein schönes Land. Es kann wunderbar und malerisch sein, aber auch wild und stürmisch, scheinbar unzähmbar." Collins blickte in eine imaginäre Ferne. "Ich war einmal dort. Ist aber schon lange her. Es war die erste Region von Terra, die ich damals kennen lernte. Und das erste Mal, daß ich mit dem schottischen Whiskey Bekanntschaft machte." Er grinste breit.

Collins ging zum Replikator um sich noch einen Kaffee zu holen. "Haben Sie nicht manchmal Heimweh nach Ihrem Heimatland?", fragte er.

"Trink nicht so viel Kaffee, Herzchen. Nachher mußt du sooft...", näselte der Computer und Jack brachte nur ein ärgerliches Stöhnen hervor.

"Hallo, alle zusammen", begrüßte Helen die Anwesenden und steuerte auf Llewella zu.

'Ich hasse es, das zu tun, aber es ist wohl das Beste.'

"Miss Campbell, ich wollte mich für mein unmögliches Benehmen von vorhin entschuldigen. Im Moment bin ich ein wenig überreizt. Das ist wohl die Anspannung, wegen der Mission. Ich hoffe, Sie können mir verzeihen."

Bedrückt sah Helen die Schottin an und bot ihr die Hand an.

'Na Gottseidank, die hat sich wieder beruhigt!', dachte Llewella und ergriff die dargebotene Hand.

"Ist schon in Ordnung, das kann ja jedem einmal passieren! Außerdem kann ich ganz gut verstehen, wie Sie sich fühlen, mir ist auch nicht ganz wohl zumute. Ich habe das Gefühl, daß wir irgend etwas vergessen haben - leider komme ich nicht darauf, was es sein könnte. Naja, vielleicht ist es ja nur Überspanntheit. Auf jeden Fall: Auf gute Zusammenarbeit, Miss Ramirez!"

Dann wandte sich Llewella wieder Collins zu. "Sie haben schon Recht, Schottland ist ein wunderbares Land. Heimweh habe ich öfters, aber ich werde schon mal wieder hinkommen. Vielleicht schaffe ich es zum Ceilidh nächsten Sommer..." beantwortete Llewella Jacks Frage ein wenig wehmütig.

Während sie noch sprach, betrat T'Kara den Raum. Sie blickte kurz von einem zu den anderen, dann nickte sie zufrieden. Die Vulkanierin warf einen kurzen Blick auf ihr Chronometer. "12 Uhr 56. Gut. Ich hoffe, es gibt keine Probleme mehr?"

Als alle verneinten, versuchte die Vulkanierin, eine Verbindung zum Captain herzustellen. "T'Kara an Captain Monserat! Das Team 1 befindet sich vollzählig inklusive Ausrüstung bei den Shuttles. Haben Sie noch Instruktionen für uns?"

--- Brücke

Monserat überprüfte noch einmal die Anzeigen, ob die Ivory auch wirklich in Position war. Er machte das selbst, da Tegger sich noch immer in der Mannschaftsmesse aufhielt. Wo Classic sich aufhielt konnte er nur raten. Die bevorstehende Mission machte aus seiner Ordnung am Schiff das reinste Chaos!

Wieder einmal stellte Monserat sich die Frage, warum gerade dann alle Pause machten, wenn mal wieder Arbeit anfiel. Sogar Martengh schien das schon aufzufallen und er vermied es die Brücke zu betreten um nicht wieder den Navigator machen zu müssen.

Nach langen Minuten, die zäh dahinronnen, bekam der Captain endlich die Meldung auf die er am Meisten gewartet hatte.

"T'Kara an Captain Monserat! Das Team 1 befindet sich vollzählig inklusive Ausrüstung bei den Shuttles. Haben Sie noch Instruktionen für uns?"

Erfreut stellte Monserat fest, daß sie gut in der Zeit lagen, jeden Moment würden die Cardassianer erneut Verbindung mit ihm aufnehmen und ihm grünes Licht geben, daß sie die Ankunft seiner Leute bereits erwarteten.

"Miss T'Kara, wenn sie vier alle ihre Utensilien haben, auf mögliche Fragen gewappnet sind, sich untereinander abgesprochen haben, dann gibt es auch von mir keinerlei Einwände gegen ihren Aufbruch. Ich warte nur auf die Mitteilung, daß wir erwartet werden."

Als hätten die Cardassianer verstanden, meldete sich in diesem Moment die Forschungsstation auf Aridion. Mit Genugtuung stellte Monserat fest, daß die Cardassianer sogar äußerst pünktlich mit ihm in Kontakt traten. Er schien also doch einen gewissen Eindruck bei ihnen hinterlassen zu haben.

Da Monserat nichts zu verbergen hatte, unterbrach er die Verbindung mit T'Kara nicht, sondern leitete das Gespräch auf den Hauptschirm und stellte die Verbindung her.

"Ich begrüße Sie, Captain Monserat", sagte ein Cardassianer mittleren Alters mit ruhiger und fester Stimme. "Ich bin Soltak, Leiter dieser Forschungsstation. Captain Gul'Danoth hat mir bereits von Ihrem Anliegen berichtet. Es wird mir eine Freude sein, Ihrer Wissenschaft einen Dienst zu erweisen. Wir können sicher viel von einander lernen."

Der Forscher machte eine Pause und seine dunklen, fast schwarzen Augen musterten Monserat eindringlich und abschätzend. Als er sich ein Urteil gebildet hatte, fuhr er fort: "Wir haben alles vorbereitet. Sie können Ihre Leute schicken."

Der Captain bedankte sich und unterbrach dann die Verbindung.

"Sie haben alles mitangehört, Miss T'Kara. Die Forscher scheinen auf den ersten Blick harmlos und freundlich zu sein, doch lassen Sie sich von diesem Schein nicht trügen. Seien sie alle vier auf der Hut. In diesen Augen las ich Gier und Mißtrauen. Diese Leute werden nichts unversucht lassen, um alles über Captain Smirnoff zu erfahren und unser 'Projekt' an sich zu reißen. Nutzen Sie ihr Wissen um sich genügend Zeit zu verschaffen, Shanias Aufenthaltsort ausfindig zu machen.

Ich weiß, daß sie es alle für ratsam hielten, Team 2 erst morgen starten zu lassen, doch denken sie immer daran, daß Team 2 schon starten kann, wenn sie die Information über Shanias Aufenthaltsort haben. Jede weitere Stunde gefährdet nicht nur Shanias Leben unnütz, sondern sie stellt auch ihrer aller Kenntnisse auf die Probe. Ein Härtetest, den sie auf Dauer nicht bestehen werden. Ich möchte deshalb einen schnellen Verlauf dieser Mission, bevor noch jemand unsere List erkennt. - Ach ja und viel Glück da unten. Monserat Ende."

Nun lag Shanias Leben endgültig in den Händen der anderen. Und sie würde es verlieren, wenn sie Fehler begingen...

--- Shuttlerampe

T'Kara wandte sich an die anderen drei. "Sie haben gehört, was der Captain gesagt hat. Auch wenn Mr Soltak zu kooperieren scheint, ist Vorsicht angebracht." Nach einem kurzen Blickkontakt zu Llewella ergriff T'Kara die Tasche mit ihrer Ausrüstung, die sie vorher neben sich auf den Boden gestellt hatte.

"Na, dann mal los!", meinte Llewella und schluckte. "Hoffentlich geht alles glatt. Miss Ramirez, Sie fliegen uns da hinunter?"

"Ja ich werde das Shuttle fliegen, Miss Campbell. Würden bitte alle Leute einsteigen. Wir können dann nämlich starten."

--- Shuttle

Mit einem mulmigen Gefühl betrat Helen das Shuttle und setzte sich auf den Platz des Piloten.

'Das ist doch alles nicht wahr. Ich bin auf dem Weg zu einer Rettungsaktion für eine völlig Fremde. Das ist ja auch in Ordnung, aber daß ich am Steuer dieses Shuttles sitze, macht mir Angst. Es ist doch so lange her, seit ich das letzte Mal geflogen bin. Warum habe ich meine Klappe auch nicht gehalten? Helen, du bist und bleibst dämlich.'

Nachdem Helen sich vergewissert hatte, daß alle an Bord waren, startete sie und verließ widerwillig die relative Sicherheit der Ivory. Der Flug war recht kurz und die Südländerin zu sehr mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt, um ein Gespräch zu beginnen. Den anderen ging es aber allem Anschein nach ähnlich, denn keiner machte den Versuch eine Unterhaltung in Gang zu bringen.

"Ich werde jetzt landen und wollte nur sagen, daß ich gerne mit euch gearbeitet habe, falls mir auf der Station etwas passiert." Das Shuttle setzte auf dem Boden auf und Helen stand auf.

"So meine Herrschaften, auf in die Höhle des Löwen."

--- Krell's

Nachdem Marc fertig gegessen hatte, spülte er das Festmahl mit einem kühlen bajoranischem Bier nach, Alkoholfrei versteht sich natürlich.

Sich den vollen Bauch reibend, lehnte er sich gemütlich im Stuhl zurück. Doch anscheinend war der Stuhl nicht gewillt, Marcs sportlich-lässige Bewegung mitzumachen, denn er brach krachend in sich zusammen und Marc landete etwas zu unsanft auf dem Boden.

"Ja Himmel, Arsch und Zwirn!", schimpfte Marc und stand vom Boden auf. "Ist man den hier vor gar nichts mehr sicher." Vorsichtig rieb er sich den Hinterkopf. "Das wird bestimmt 'ne schöne Beule."

"Soll ich einen Arzt rufen?", flötete der Computer.

'Jetzt nimmt mich dieser scheiß Computer schon wieder auf den Arm. Na warte, nach unserer Mission wird dir Hören und Sehen vergehen, daß verspreche ich dir', dachte Marc und räumte das Eßgeschirr zusammen.

"Nein, Computer, daß wird nicht nötig sein", rief er und tippte auf seinen Kommunikator. "Marc an Charly, komm bitte sofort ins Krell's. Es ist wichtig."

Bevor Charly sich wieder beschweren konnte, unterbrach Marc die Verbindung und brachte das Tablett mit dem schmutzigen Geschirr zum Replikator zurück. Kaum hatte es sich in Luft aufgelöst, als auch schon Charly wie von der Tarantel gebissen ins Krell's herein geflitzt kam.

"Was ist denn so dringend, daß man mich von meinen anderen wichtigen Dingen abhält?", piepste Charly, verstummte aber sofort, als er den zerstörten Stuhl entdeckte. "Mister Tegger, Sie haben doch wohl keinen Wutanfall bekommen und angefangen, die Mannschaftsmesse zu demolieren?"

Charly machte sofort einen kleinen, aber merklichen Satz von Marc weg. "Oder haben Sie es jetzt auf mich abgesehen?", sagte Charly etwas leiser.

--- Shuttlerampe

Classic lehnte sich zurück. Mehrere Stunden Flugsimulationen mit den aktuellen Shuttlewerten reichten ihm fürs erste. Die verschiedenen Kontrollfelder verschwanden vor seinen Augen und machten den gewohnten kleinen Statusanzeigen seiner Implantate Platz.

Ein paar Anweisungen gingen über das neurale Interface an den Bordcomputer, der anfing, die von ihm erstellten Flugprofile zu analysieren.

'Seit die Technikfanatiker diesen Rechner umgestellt haben, kann man sich nicht mehr damit unterhalten. Grausam ist das. Wenn ich den erwische...'

Gedanken wie diesen beschäftigten ihn auf dem Weg zum Turbolift.

--- Turbolift

"Brücke", sagte Classic vorsichtig.

"Jawohl, mein Liebster, bin ich froh, daß du mal wieder mit mir sprichst, bei dem ganzen Gemotze was sich auf dem Schiff ständig tut, hältst du sicher zu mir, mein ... "

Zu mehr kam der Computer nicht mehr, denn Classic stürzte förmlich aus dem Turbolift, als sich die Türen zur Brücke öffneten.

--- Brücke

Monserat drehte sich um, als der Cardassianer recht überstürzt die Brücke erstürmte. "Classic, schätze ich."

"Allerdings. Der Computer hat doch einen Schuß mittlerweile. Man könnte fast meinen, er hat was von Charlys Persönlichkeitsprogramm abbekommen, Sir."

Monserat grinste Classic an und zuckte mit den Schultern. "Da können Sie schon Recht haben, aber Charly gehört nun mal an Bord der Ivory. Er ist ebenso fester Bestandteil des Schiffes wie ich oder Martengh. Und gegen die neue Frauenstimme des Computers habe ich nichts einzuwenden. Im Gegenteil, ich finde sie sogar höchst amüsant. Tegger hat eine gute Wahl getroffen."

"Ahja. Tegger also. Nun, genau den hab ich gesucht, wir müssen uns nämlich noch wegen ein paar Koordinationsfragen Gedanken machen. Sie wissen nicht zufällig, wo er ist?"

"Er ist gerade eben in die Messe gegangen, wollte Mittagessen."

"In Ordnung. Solange wir hier im Standardorbit rumdümpeln, wird eh net viel passieren. Bis später."

Ohne einen weiteren Kommentar von Monserat abzuwarten, verließ Classic die Brücke wieder und begab sich in Richtung Mannschaftsmesse.

--- Turbolift

"... gut das du wieder da bist, ...."

"Keine Angst, heute verschone ich dich noch", sagte Marc und grinste von einem Ohr zum anderen. "Aber tu mir bitte einen Gefallen. Räume die Reste meines Stuhles weg und überprüfe dann die anderen Stühle auf ihre Festigkeit. Es wäre ganz praktisch, wenn weitere solche Unfälle vermieden werden könnten."

"Ok, ich werde mein Bestes tun. Aber wissen Sie, eigentlich bin ich ja für was ganz anderes programmiert, als Stühle auf ihre Fest...", sagte Charly, bevor er von Marc unterbrochen wurde.

"Ich weiß, aber du schaffst das schon. Du hast mein vollstes Vertrauen in der Sache", bemerkte Marc, klopfte Charly auf die Metallschulter und begab sich Richtung Ausgang.

Er hörte noch, wie Charly ihm stolz hinterher rief: "Danke Sir, ich werde Sie nicht enttäuschen!"

--- Vor dem Krell's

Tegger verließ gerade das Krell's, als Classic um die Ecke kam. "Hallo Marc. Gut das ich dich treffe. Wir sollten uns mal noch zusammensetzen und einige Spielchen bezüglich unserer Abreise von diesem Planeten durchziehen. Das muß vom Timing verdammt gut hinhauen, sonst haben wir ein Problem... Sollen wir uns ins Krells setzen, oder eher auf der Brücke darüber diskutieren?"

"Besprechungsraum," sagte Marc spontan, mit dem Daumen über die Schulter deutend, "da drin wütet gerade Charly."

"Genehmigt..."

--- Brücke

Wieder auf der Brücke angekommen, entschuldigten sie sich beide für die nächste Zeit beim Captain und gingen in den angrenzenden Besprechungsraum.

--- Besprechungsraum

"Also Marc. Das Problem mit dem Shuttle ist, daß es sehr wenig Schubkraft besitzt und daher in einer Kampfsituation außerhalb der Atmosphäre in etwa die Manövrierfähigkeit eines Asteroiden besitzt.

Ich schlage vor, daß wir uns ein paar Manöver überlegen, bei denen du mit der Ivory eine Art Flyby Manöver um Aridion machst, bei dem du mich aufsammelst. [Anm. Chr: Aha, Pormas wird es also nicht mehr bis auf die Ivory schaffen. Weiß er schon darüber Bescheid? ;-)]Was denkst du, könnte das klappen, hast du alternative Vorschläge?"

Marc nickte und rief die Daten auf, die er vorhin durchgearbeitet hatte.

"Ich habe mir da schon ein paar Gedanken darüber gemacht", sagte Marc. "Ich habe mir vorhin die Daten von Helen angeschaut [Anm. Chr.: 90 - 60 - 90? ;-)] und da ist mir so eine Idee gekommen. Also, ich dachte mir, nachdem wir das Shuttle des Forschungsteams aufgenommen haben, fliege ich die Ivory in einen niedrigen Orbit über dem nördlichen Pol des Planeten, sammle euch auf, verlasse den Orbit so schnell wie es geht mit Impuls und gehe dann sofort auf Warp."

Classic überlegte kurz und nickte dann. "Hört sich gut an. Aber das Timing muß stimmen. Die Cardassianer würden sofort Wind von dem zweiten Shuttle bekommen, wenn sich die Ivory zu lange über dem Pol aufhalten würde."

"Daran hab ich auch schon gedacht. Aber ich denke, daß wird schon klappen. Sobald du dann an Bord bist, und ich die Ivory aus dem Orbit gesteuert habe, gehe ich sofort auf Warp 7. Die Daten von Helen klingen vielversprechend. [Anm.Chr.: Also doch 90 - 60 - 90 ;-)] Ich sollte Warp 7 etwa 5 Minuten aufrecht erhalten können. Und das sollte auf jeden Fall reichen, um etwaige Verfolger abzuhängen", bemerkte Marc und schaute sich noch mal kurz die Daten durch.

"Was denkst du? Glaubst du, daß das mit dem Timing so klappt, wie wir uns das vorstellen?", fragte Marc.

--- Quartier 10

'Vulkanier... nie Zeit für ein Pläuschchen!', Pormas war immer wieder über diese Spezies amüsiert, 'Aber was solls, jetzt geh ich mal was essen!'

Mit diesem Vorsatz bestellte er sich ein halbes Dutzend Pfannkuchen, schließlich ist so ein Cardassianer auch mal hungrig.

--- Quartier 10, ein ganze Menge Pfannkuchen später

Noch ganz benommen, von dem wider Erwarten guten Mahl, schaute er auf den Chronometer und entsann sich, daß er mit Classic ja noch die cardassianischen Militärprotokolle durchgehen mußte.

Mühsam stand er auf, da das Waffenarsenal, was er mit sich führte, zwar für den Beobachter unsichtbar war und auch keine abnorme Strahlung von sich gab, wohl aber etwas schwer war.

Der positive Nebeneffekt: Jetzt wog er auch soviel wie ein Cardassianer seiner Größe.

Bei dieser Gelegenheit fragte sich Pormas aber zum wiederholten Male, wie Cardassianer auf den Boden fielen, ohne mit ihrem Knochenbau Dellen in den Boden zu schlagen.

Und er hatte eine wahrlich ausgedehnte Versuchsreihe unternommen!

--- Turbolift

"Computer, wo befindet sich Classic?", fragte der Südländer, bevor ihm wieder einfiel, wen er das gefragt hatte.

"Ach, mein Schatz, wieso willst du denn zu dem? Naja, solange du dich nicht mit dieser Schnepfe Helen herumtreibst, soll dir dein Wunsch gewährt sein! Er befindet sich im Besprechungsraum auf der Brücke."

"Ja, dann zur Brücke..."

"Aber gerne... ich komme nämlich gerne mit dir hoch!"

Noch bevor Pormas das Gesagte verarbeiten konnte, blieb der Turbolift wieder stehen, bevor er noch richtig beschleunigt hatte. Als die Tür sich öffnete, um den nächsten Passagier aufzunehmen, erscholl es auch schon...

"Ach, hallo Mr Theocrates, wie ich mich freue Sie hier..."

Als er den Roboter anschaute, ging ihm nur eines durch den Kopf:

'Das wird ein langer Tag!'

--- Besprechungsraum

Classic ließ einige Flugvektorberechnungen durch den Bordcomputer laufen. "Hmm, das wird lustig," meinte er nach einigen Sekunden. "Mit einem normalen Shuttle würde ich sagen, kein Thema, aber das runtergestufte Shuttle erfordert ein recht genaues Timing. Du mußt die Ivory über dem Pol mit ein wenig Gewalt abbremsen, da ich sonst zu langsam bin um in den Hangar der Ivory einzufliegen.

Die alte Lady sollte das aber vertragen, vor allem wenn du den niedrigsten Orbit-Punkt über den Äquator legst und erst nach einer halben Umkreisung über dem anderen Pol aus dem Orbit ausbrichst. So etwa:" Classic deutete mit dem Daumen über die Schulter zum Display, auf dem im gleichen Augenblick ein Diagramm erschienen. Es stellte Aridion dar mit dem Fluchtvektor der Ivory und dem Auffangpunkt des Shuttles.

Er wollte gerade zu einem weiteren Kommentar ansetzen, als sich die Türe öffnete.

--- Brücke

Für den Captain war es schon ein merkwürdige Erscheinung gewesen, was ihm da vor Augen kam, als sich die Turbolifttür öffnete.

Zuerst sah er den Südländer, der schon mitten auf der Brücke stand, bevor sich das Schott überhaupt ganz geöffnet hatte. Hinterher gerollt kam Charly, der dem Südländer von der Wichtigkeit der fachgerechten Reinigung von Stuhlbeinen erzählte.

Weiter ertönte aus der Turbolift Kabine eine, von Monserat nun wirklich liebgewonnene, Frauenstimme, die mit einem schmeichelhaften Wortschatz, Theocrates zu überreden versuchte, daß er noch etwas bleiben solle.

Trotz dieser Streßsituation brachte er noch ein "Guten Tag, Sir" raus, bevor er im Besprechungsraum verschwand.

'Dieser Pormas scheint mit Streßsituationen ja doch gut umzugehen', dachte der Captain verschmitzt, 'wenigstens hat er den Turbolift nicht zerstückelt!'

--- Besprechungsraum

"Hallo zusammen!", Pormas war von dem Höllenritt mit dem Turbolift immer noch außer Atem.

Er schien die Beiden, Classic und Tegger, mit seinem stürmischen Auftritt sehr überrascht zu haben, denn sie zuckten merklich zusammen.

Bevor er sich aber mit den Beiden befaßte, verriegelte er schnell die Tür, um gegen weitere Besuche gefeit zu sein. Die Augen der Beiden weiteten sich dabei noch mehr.

"Ähh... keine Sorge, daß... nicht wichtig. Laßt euch nicht stören, wenn ich euch gestört haben sollte.

Classic, wenn Sie fertig sind, bleiben Sie bitte hier, ich will Sie noch mit den Militärprotokollen der Cardassianer vertraut machen."

Mit diesen Worten setzte er sich an die andere Seite des Tisches und versuchte seine verlorene Würde durch möglichst professionelle Arbeit wieder herzustellen zu machen.

Classic nickte Pormas zu: "Ist in Ordnung, ich denke wir brauchen hier nicht mehr lang."

Wieder an Tegger gewandt fuhr Classic fort: "Wir sollten allerdings eins berücksichtigen: Je nach Situation, vor allem wenn wir frühzeitig entdeckt werden sollten, müssen wir die ganze Planung eventuell über den Haufen schmeißen und du mußt uns woanders aufsammeln. Ich würde sagen, da nehmen wir dieses Orbitmuster und setzen es entsprechend analog auf die alternative Auffangposition um."

Tegger nickte: "Richtig, das sollte kein Problem sein. Du mußt mir halt deinen Kursvektor durchgeben, damit ich die Ivory entsprechend losjagen kann."

"Das sollte kein Problem sein, ich kann die Ivory über den Subraumlink problemlos verfolgen. Eine Synchronisation unserer Flugvektoren ist also kein Problem.

Nun gut. Ich würde sagen, geh du wieder auf die Brücke, dann können Pormas und ich noch die ganzen Protokolle durchgehen. Die sollten wir im Griff haben. Und danach heißt es warten..." Fragend blickte Classic den anderen Navigator an.

Marc nickte Classic zu. "Falls noch was ist, ihr wißt wo ihr mich findet", rief er und verließ den Besprechungsraum.

--- Brücke

Marc betrat die Brücke und stapfte auf den Captain zu. "Entschuldigung Sir, daß es ein wenig länger gedauert hat, aber ich habe mit Classic noch ein paar wichtige Details über die Mission besprochen. Ist das erste Team schon los?", fragte er.

Der Captain nickte mit einem etwas mürrischem Gesichtsausdruck.

'Oha, er scheint doch nicht ganz glücklich darüber zu sein, daß ich solange weg war. Aber das ist sein Problem. Ich kann schließlich nicht ewig auf der Brücke sein. Auch ich habe Bedürfnisse, die gestillt werden müssen', dachte er und begab sich zu seiner Station.

Sofort machte Marc sich daran, die mit Classic besprochenen Details in den Computer einzugeben. Während er die Daten eintippte, kam ihm wieder die Sache mit dem Timing in den Kopf. 'Davon hängt alles ab. Ob das mit dem Timing so klappt wie wir uns das vorstellen, werden wir ja dann erleben.'

--- Besprechungsraum

Classic lehnte sich zurück und sah Pormas direkt in die Augen. Es wurde Zeit, noch ein Paar Dinge klarzustellen. Pormas kam ihm nach wie vor ein wenig seltsam vor. Irgend etwas an seinem Auftreten, seiner Art störte ihn von Grund auf. Die Vergangenheit dieses Mannes war - seiner Meinung nach - mindestens genauso dunkel, wie seine.

Gerade als Pormas Luft holte - 'Timing ist alles' - begann Classic zu sprechen:

"Sie sollten vielleicht ein paar Kleinigkeiten über mich wissen, bevor wir zusammen in diese Mission gehen: Ich habe nur begrenzt Erfahrung, was den Kampf von Mann zu Mann betrifft. Es ist nicht unbedingt mein Fachgebiet, und daran wird sich auch so schnell nichts ändern. Ich kann leider nicht mit dem Grundwissen eines Geheimagenten dienen. Ich weiß nicht, wie das bei Ihnen ist, aber Sie machen den Anschein, als würden Sie sich bereits eher in diesen ... sagen wir einmal "Gefilden" bewegt haben.

Berücksichtigen Sie dies bitte bei den Erklärungen." Er sah Pormas jetzt erwartungsvoll an.

Pormas musterte Classic, bzw. den Cardassianer, der vor ihm saß. Er überlegte inwieweit er ihn von sich selber erzählen konnte, ohne daß er zu viele Anhaltspunkte auf seine Karriere als Profi-Killer gab.

"Nun... Classic... Sie haben nicht ganz unrecht, wenn Sie glauben, ich hätte in solchen 'Gefilden' schon zu tun gehabt. Ich kann Ihnen zwar nicht sagen, wie genau, aber eines sollten Sie beherzigen:

Wenn wir uns auf der Station bewegen und ich sage Ihnen etwas, dann sollten Sie es auch tun, wenn Sie überleben wollen.

Ich habe schon bei der Besprechung gemerkt, daß Sie mir nicht vertrauen, aber die Cardassianer sind zu gefährlich, als daß wir auf unsere Gefühle in irgendeiner Weise hören dürften." Classic hörte ihm augenscheinlich aufmerksam zu. Das war auch gut so.

"Jetzt gebe ich Ihnen eine kurze Einführung in cardassianischen Protokollen. Falls sich irgend etwas ergeben sollte, auf das ich nicht eingegangen bin, dann verhalten Sie sich auf der Station wie ich.

Wie Sie den Uniformen ansehen können, sind Sie nicht ganz standardgetreu, das hat einen Grund. Diese Uniformen haben einen besonderen Schnitt, der uns als Mitglieder des obsidianischen Ordens ausweist. Wenn wir nämlich Cardassianern auf der Station begegnen und wir normale Uniformen tragen, Sie uns aber nicht kennen, erwartet uns zumindest ein Kampf, der automatisch das andere Team in Gefahr bringt."

Kurz zuckten Bilder vor Pormas geistigen Augen, die Helen in einem cardassianischem Gefängnis darstellten. Und er wußte nur zu gut, wie Cardassianer mit gefangenen Frauen umgingen... das würde er aber nicht zulassen!

"Als Mitglieder dieses Ordens, würden wir weder gefragt, was wir dort machen und wenn doch, werde ich mit ihnen kurz reden... und zwar auf eine Weise, daß er es nicht mal wagen wird diese Begegnung seiner Mutter zu erzählen.

Ein weiterer Vorteil ist, daß die Leute auf der Station denken werden, daß wir mit dem Frachter angekommen wären. Selbst wenn die Cardies Zweifel hätten... Mitglieder des obsidianischen Ordens tauchen auf keiner Liste auf.

Folglich brauchen Sie sich nicht mal einen Namen auszudenken, wie Sie heißen. Ich weiß ja nicht wie es mit Ihrem Cardassianisch steht, aber ich habe für Sie ein paar Ausdrücke in ein PADD getippt." Mit einer lässigen Handbewegung ließ er das PADD über den Tisch gleiten, bis es vor Classic lag.

"Ich habe vorsichtshalber doch ein paar cardassianische Vornamen hinzugefügt, Sie können sich einen aussuchen. Vergessen Sie ihn aber nicht und teilen Sie ihn mir dann bitte mit.

Mein Name lautet K'atak."

Pormas überlegte noch einmal, hatte er alles Wichtige gesagt? Er prüfte mit seinem Blick noch einmal seine und Classics Uniform. Der Replikator hatte ganze Arbeit geleistet.

"Wenn wir also irgendeinem Cardassianer auf der Station begegnen, was werden SIE tun?"

Die Fragestellung war zwar etwas provokant, aber er wollte sicher gehen, daß der Mann vor ihm auch wirklich alles in seinem Chiphirn gespeichert hatte.

"Geben Sie mir einen Moment, um das ganze Revue passieren zu lassen." Pormas lag mit seiner Vermutung gar nicht so unrecht. Der Inhalt des Padds hatte gerade den Weg in sein Gedächtnis gefunden und schwebte etwa einen Meter vor Pormas in leuchtend grünen Lettern in der Luft.

Einige Sekunden später hatte Classic die verschiedenen Redewendungen kategorisiert und mit verschiedenen Prioritäten versehen. Das sollte ihm in brenzligen Situationen einige Zeit sparen können.

Der Name "Kre'nek" sprang ihm ins Auge, klang nicht schlecht. "Also. Am Rande: Dort unten nennt man mich Kre'nek. Begegnet uns ein Cardi, werde ich ihn zunächst einmal - mehr oder weniger - hochnäsig ignorieren. Schließlich haben wir vom obsidianischen Orden mit diesem Fußvolk nicht allzuviel am Hut.

Sollte er wieder Erwarten was von uns wollen, werde ich das Reden Ihnen überlassen, schließlich sind Sie ja mein Vorgesetzter. Zumindest definiere ich das jetzt einmal. Mein Cardassianisch reicht leider nicht für ausgedehnte Konversationen, daher werde ich versuchen, den 'Unterwürfigen' zu spielen."

Pormas nickte anerkennend, das war in etwa das, was er sich gedacht hatte: "Das ist eine gute Verhandlungsbasis Classic. Ich denke, daß wir damit ganz gut über die Runden kommen werden."

"Genau Pormas. Noch ein paar Dinge von meiner Seite. Wenn wir da unten sind, lassen Sie die Sicherheitssysteme und der kleine Datenklau meine Sorgen sein. Das wird, neben dem Shuttleflug, der Punkt sein, an dem Sie genau das tun, was ich sage. Vor allem ab dem Zeitpunkt, ab dem meine 'Anwesenheit' in deren Computersystem aufgefallen ist. Wir haben da nur sehr wenig Zeit und je nach den Reaktionen der Cardi's müssen wir flexibel reagieren.

Ansonsten wäre von meiner Seite aus alles klar."

Classic ließ die cardassianischen Redewendungen verschwinden und lehnte sich zurück.

--- Aridion, Forschungsstation, Shuttledeck

Jack erhob sich aus seinem Sitz und ging zur Luke. "Eigentlich hatte ich gedacht, daß wir noch häufiger zusammenarbeiten, Helen", sagte er. "So schnell wird uns nichts passieren!"

Die Luke öffnete sich. Mehrere Cardassianer standen am Fuß der Luke. Sie waren erstaunlicherweise nur leicht bewaffnet, aber wenn dies ihre persönliche Eskorte werden sollte, würden sie kaum die Chance haben nach Shania zu suchen.

"Da sind die Löwen, Helen!", sagte Collins Ein Cardassianer, der keine Uniform trug und etwas älter war wie die Wachhunde, näherte sich dem Shuttle. "Ich bin Soltak, der Leiter dieser Station", er sah Collins abschätzend von oben bis unten an. Was für ein Problem haben Sie mit Löwen?", fragte er Jack.

"Ein Mißverständnis, Sir!"

Collins überlegte, 'Ein verdammt gutes Gehör hat er. Man sollte ehrlich sein.'

"Wir hatten nur gerade gesehen, wie viele Wachen Sie brauchen", Jack deutete auf die Soldaten, "um ein kleines Team von Wissenschaftlern im Schach zu halten. Es ist natürlich verständlich, daß ein so ungewöhnlicher Besuch im Auge behalten wird, aber übertreiben Sie nicht ein bißchen?" Jack sah den Cardassianer an.

"Sie müssen entschuldigen, aber in den letzten Tagen gab es, wie soll ich sagen, etwas Unruhe hier." Soltak log dabei noch nicht einmal. "Selbstverständlich wird Ihre Überwachung etwas diskreter ausgeführt. Sie sind der Leiter der Gruppe, Mr...?"

"Collins, Jack Collins. Nein, ich bin nur zuständig für die Psyche unserer Mannschaft und nebenbei unterstütze ich unsere Leiterin Miss T'Kara." Jack deutete in deren Richtung. "Wir wollen die Sache ja schnell hinter uns bringen. Ich schlage vor, Sie besprechen die Details mit Ihr. Sie hat die Entscheidungsgewalt."

Der Cardassianer musterte Jack abermals, nickte dann und ging zu T'Kara. 'Das ist ein Fuchs!', dachte Collins. 'Es gab also Unruhe hier, hm...das hing bestimmt mit dem cardassianischem Frachter zusammen, der immer noch im Orbit hing, wie sie beim Anflug auf Aridion gesehen hatten. Also mit Shania.

Aber warum ist der Frachter noch da? Wenn ein Förderationsschiff den orten würde, könnte es die ganze Station gefährden. Seltsam!'

--- Besprechungsraum

"Das wär's dann auch von mir. Obwohl.... Noch eines. Wenn es zu Kampfhandlungen kommen sollte...", Pormas zog einen der versteckten Phaser aus seiner Kleidung, "den hier könnten Sie dann brauchen."

Der Südländer warf Classic den Phaser zu und dessen Blick ließ ihm kein Zweifel daran, daß er wußte, daß an seinem Körper mehr als nur eine Waffe versteckt war.

"Die Besonderheit an dieser Waffe ist, daß sie erstens nur auf Betäubung eingestellt ist und zweitens eine cardassianische Signatur aufweist." Pormas lächelte. "Außerdem weist dieser Phaser keine besondere Strahlensignatur auf.

Aber wie gesagt, nur im Notfall benutzen, wenn ICH es Ihnen sage. Im Zweifelsfalle wäre es eh besser, wenn Sie sich bei einen Gefecht zurückhalten würde." Pormas erkannte an dem Gesichtsausdruckes, des "Cardassianers" vor ihm, daß dieser eigentlich auch nicht die Absicht hatte, zu kämpfen.

"Da dann alles geklärt ist...", er wandte sich ab und ging zur Tür, "ich bin in meinem Quartier, aber wir treffen uns ja sowieso in der Shuttlerampe, wenn wir Bescheid bekommen aufzubrechen.

Die Waffe stecken Sie am besten in die dafür vorgesehene Tasche an Ihrer Uniform... ist schon echt praktisch das cardassianische Rückgrat..."

Damit schloß sich das Schott.

--- Aridion, Forschungsstation, Shuttledeck

Der Cardassianer schritt auf T'Kara zu. Dabei unterzog er die gesamte Gruppe einer kurzen Musterung. Als er die hochgewachsene Schottin erblickte, schien er kurz zu stutzen. Dann jedoch ergriff er, ohne sich weiter etwas anmerken zu lassen, das Wort.

"Mein Name ist Soltak, ich bin der Leiter dieser Forschungsstation. Wie mir ihr Mr Collins soeben mitteilte, sind Sie die Leiterin dieser Gruppe?"

T'Kara hatte den Eindruck, daß er bei dem Wort 'Leiterin' abschätzig das Gesicht verzog. Prima. Sollte er ruhig der Meinung sein, daß eine Gruppe, die zu drei Vierteln aus Frauen bestand, keine große Gefahr für ihn darstellen konnte...

"Jawohl, Mr Soltak, ich leite diesen Einsatz, mein Name ist T'Kara. Wenn ich Ihnen den Rest der Gruppe vorstellen darf: Dies ist Miss Ramirez, unsere Pilotin; und dies hier ist Miss Campbell, sie ist Biochemikerin."

T'Kara blickte sich kurz um. Direkt neben dem Landeplatz befand sich eine Art befestigte Mole, daran lag ein motorisiertes Boot. In einem halben Kilometer Entfernung befand sich eine kleine Insel.

"Wir würden gerne an drei verschiedenen Stellen Wasserproben entnehmen und diese dann in Ihren Labors untersuchen. Dazu schlage ich vor, daß wir die erste Probe hier entnehmen - beziehungsweise dort drüben an dieser Insel, denn direkt hier an Ihrer Station würden keine aussagekräftigen Ergebnisse zu gewinnen sein.

Die Proben zwei und drei sollten dann an anderen Stellen des Planeten entnommen werden. Wenn Sie es gestatten, würde ich unsere Gruppe gerne teilen; und zwar zunächst in der Gestalt, daß Miss Ramirez und Miss Campbell die erste Probe ziehen und Mr Collins und ich die zweite."

Auf diese Art würde zwar das Risiko für die einzelnen ein wenig steigen, aber die Cardassianer müßten sich in ihrer Bewachung aufteilen. Vielleicht brachte es der Einsatzgruppe Vorteile... Außerdem konnten sie sich auf diese Weise auf der Station herumbewegen und deren Einrichtungen und Sicherheitssysteme einschätzen. Und der Orter bekam mehr Gelegenheiten, seine Arbeit zu tun, als wenn man nur an einem Platz herumstehen würde...

Die Vulkanierin erkannte, daß Soltak der Gedanke, vier Fremde auf seiner Station herumlaufen zu lassen, nicht schmeckte. Aber scheinbar hatte Captain Monserat seine Geschichte über die Auguraner überzeugend berichtet, denn Soltaks Entscheidung fiel zu ihren Gunsten aus.

"Einverstanden. Sie dürfen sich in unserer Station frei bewegen. Jedoch wird immer jemand bei Ihnen sein!"

Bei diesen Worten wandte er sich an die anderen Cardassianer. "Patek, Sie begleiten die beiden Damen, welche die Proben entnehmen und geleiten sie danach zum Labor. Cordis, Sie und K'ano werden T'Kara und Collins das Labor zeigen und sie überall hin bringen - solange ihre Forderungen im Rahmen bleiben."

Dann wandte er sich an die Gruppe. "Ich warne Sie alle: Wenn Sie sich nicht an das halten, was man Ihnen sagt, wird Ihre Mission ganz schnell beendet sein! Versuchen Sie nicht, mich auszutricksen, das würde Ihnen übel bekommen!"

Die Vulkanierin nickte bloß. Dann wandte sie sich an die anderen: "Ich hoffe, Sie wissen, was Sie zu tun haben."

"Ich hole meine Sachen und einen Ausrüstungsbehälter. Sie können ja schon mal vorausgehen!" Collins grinste den Cardassianer, der sich Cordis nannte breit an.

"Sie sind ja richtig witzig", erwiderte Cordis kalt, während sich T'Kara und K'ano langsam auf ein Hangarschott zu bewegten, in das auch schon Soltak verschwunden war. "Aber ich habe die Befürchtung, Sie könnten sich verlaufen." Die Mundwinkel des Cardassianers gingen leicht nach oben, was Collins als ein Grinsen deutete.

"Ich sehe schon, wir verstehen uns", sagte Jack und die beiden folgten T'Kara und den anderen Cardassianer.

--- Aridion, Shuttlehangar

Sie durchquerten eine Art Hangar, der aber völlig leer war. Kein Shuttle oder irgendein Oberflächenfahrzeug war hier. 'Die müssen doch irgendein Fortbewegungsmittel hier haben', dachte Jack.

"Sagen Sie Cordis, haben Sie kein Shuttle oder eine Art Fluggerät, mit dem Sie auch mal auf die andere Seite des Planeten kommen? Ich habe außer dem Boot draußen nichts gesehen."

"Wenn Sie auf die andere Seite des Planeten müssen, nehmen Sie einfach Ihr eigenes Shuttle", antwortete Cordis gelangweilt.

--- Aridion, Forschungsstation, Gänge

Collins verkniff sich noch irgendwelche Fragen. Inzwischen waren sie mit einem Turbolift in die Tiefe gefahren. Höchstens zwei Stockwerke, schätzte Collins. Auf den Gängen begegneten sie auch anderen Rassen, Jack glaubte, sogar einen Vortha gesehen zu haben.

'Würde mich nicht wundern, wenn das Dominion seine Finger mit drin hat', dachte Jack. Die Unterhaltung war kläglich, die Cardassianer hatten kein Bedürfnis und T'Kara, na ja, sie war halt Vulkanierin und Smalltalk war etwas schwierig.

"Gleich sind wir da", sagte K'ano, als ein älterer Cardassianer an ihnen vorbeilief, der Collins verdächtig lange musterte. Die beiden Wachhunde grüßten militärisch. Eigentlich konnte Jack sich kaum Gesichter merken, schon gar nicht von Cardassianern, aber dieser kam ihm verdammt bekannt vor.

Sie waren schon vorbei an dem Mann, als plötzlich eine tiefe, rauhe Stimme von hinten ertönte. "My name is Jack and I live in the back...", sang jemand in einem ungewöhnlich gebrochenem Englisch.

'Oh Scheiße!, dachte Jack. 'Der meint dich!' Langsam drehte Collins sich um. Der Cardassianer war etwa zwei Meter groß, trug die Uniform eines Oberst und....er grinste!

"Zar'kon?!" Jack war völlig perplex. Collins hatte dreimal für die Cardassianer gearbeitet, zweimal alleine und einmal mit einer Gruppe von Söldnern, dessen Anführer Zar'kon war. Damals hatten sie seine Familie aus einem Lager des obsidianischen Ordens geholt. Eigentlich war Jack sich damals sicher, daß er diesen Mann nie wieder begegnete, aber das Schicksal ging manchmal seltsame Wege.

Die beiden Wachhunde nahmen Haltung an. "Sir, wir haben Auftrag diese Leute zum Labor zu begleiten!", meldete K'ano, der mit T'Kara jetzt neben Jack stand.

"Wie Sie wissen, bin ich wachhabender Sicherheitsoffizier, Soldat! Und wenn ich das Bedürfnis habe, mit einem unserer Gäste zu reden, dann mache ich das!", erwiderte Zar'kon kalt.

"Aber Gul'Danoth....", versuchte K'ano einzubringen.

"Gul'Danoth! Ja, seitdem er hier ist, meint er sich in allen Dingen einmischen zu müssen! Aber bitte nehmen Sie zur Kenntnis, daß immer noch ich hier der Wachhabende bin. Also wird gemacht, was ich befehle, ist das klar?" Es war nicht der Hauch einer Emotion in Zar'kons Antwort zu hören und K'ano wußte, daß er darauf nichts mehr erwidern sollte. Er nickte nur brav und wich einen Schritt zurück.

"Sie scheinen sich ja gut zu kennen!", sagte T'Kara und sah Collins fragend an.

"Oh ja, das tun wir!", erwiderte Jack und wandte sich wieder an den Cardassianer. "Es muß schon fast fünfzehn Jahre her sein, Zar'kon. Ich hatte nicht erwartet dich jemals wieder zu sehen."

Der angesprochene Cardassianer nickte. "Das Universum ist klein, Jack, damals kam alles ganz anders, als ich plante!" Er sah zu T'Kara. "Ich werde Ihren Kollegen für eine halbe Stunde entführen, wenn Sie nichts dagegen haben." T'Kara nickte nur und warf Collins einen, so meinte er, fast sorgenvollen Blick zu.

"Kein Problem, T'Kara" Jack gab der Vulkanierin die Ausrüstungstasche. "Ich bin gleich wieder da. Diesen Kerl kenne, bzw. kannte ich sehr gut. Sie wissen ja, ein kleiner Plausch in Ehren...! Wir waren mal gute Freunde." Collins drehte sich um und folgte dem seinem alten Bekannten.

Cordis setzte an, den beiden zu folgen. "Sir, ich..."

Zar'kon drehte sich kurz zu seinem Untergebenen um, "Schon gut Soldat, ich kann auch auf diesen Mann aufpassen. Komm, Jack, laß uns mal ein bißchen Seeluft schnuppern."

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