Die Krallen von Sivao

--- Krankenstation

Einige Sekunden vergingen, in denen Sternenlicht wie gebannt auf das leere Display des Empfangsgerät starrte. Dann erschien ein Punkt darauf, samt Richtungs- und Entfernungsangaben. Er brauchte nur Sekunden, um die ungefähre Gegend einzuschätzen, Mannschaftsquartiere, Deck 3, irgendwo zwischen 30 und 50. Sternenlicht sprintete los.

--- Gänge und Jeffries-Röhren

Auf dem Flur begrüßte ihn das matte Licht der Notbeleuchtung, offensichtlich hatten die Terroristen noch weiter gewütet. Verdutzte und zur Seite springende Besatzungsmitglieder hinter sich lassend, sprintete Sternenlicht mit fast zwei Meter langen Sätzen durch die Gänge zum nächsten Turbolift.

Dieser quittierte den Druck auf die Schaltfläche mit einem entnervenden "Britzeldidat." Außer Funktion. Ein Fauchen entrang sich der Kehle des Sivaoaners, während er schon in Gedanken die Deckpläne durchging. In der Nähe von Quartier 400 durchlief eine Jeffriesröhre das Schiff, da wäre er gleich in der richtigen Gegend.

Er wirbelte herum und eilte erneut durch das Schiff, einen im Weg stehenden Techniker scheuchte er mit einem wütenden Fauchen aus dem Weg. Während er auf allen Vieren die Jeffries-Röhre nach oben kletterte und voller Ungeduld auf das Öffnen der Sicherheitsschleusen wartete, fasste er einen Plan.

Einfach durch die Vordertür in das Quartier einzusteigen, kam nicht in Frage. Vermutlich würden ihm all seine Reflexe nichts helfen, wenn Wachen die Türe deckten...

--- Deck 3

Er blickte wieder auf den Sensor. Quartier 42, ja, das war es, eindeutig. Er hatte Glück, er war keine 20 Meter daneben herausgekommen. Er überlegte einen Augenblick, rief sich die Pläne der Atlantis in das Gedächtnis zurück. Von der Jeffries-Röhre konnte er über die Lüftungsanlagen in das Quartier einsteigen. Wenn er jetzt noch eine Ablenkung hatte...

Er aktivierte den Kommunikator: "Sternenlicht an Jeffrey: Egal, wie Sie es anstellen, öffnen Sie die Tür von Quartier 42 in circa einer Minute, es geht um Leben oder Tod!" Er wartete die Antwort gar nicht erst ab, sondern arbeitete sich durch die engen Lüftungsröhren in Richtung des Quartiers nach vorne. Auf dem Weg blockierte er seinen Kommunikator, nicht auszudenken, wenn er ihn verraten würde.

--- Quartier 42

Als Sternenlicht die Situation im Quartier überblickte, handelte er ohne noch groß darüber nachzudenken. Wieder einmal hatte der Plan den Kontakt mit dem Feind nicht überlebt. So leise er konnte öffnete er das Gitter vor der Lüftungsanlage. Wenn der Mann am Computer ihn nur nicht sofort bemerkte. Immerhin saß er mit dem Rücken zu ihm, warf aber immer wieder Blicke über die Schulter in Richtung Shelda.

Shelda schien in ihrem Wahnsinn nicht zu bemerken, wie sich keine drei Meter hinter ihr ein zu allem entschlossener Sivaoaner absolut lautlos von der Öffnung an der Decke auf den Boden hinab gleiten ließ. Dann ließ er seinen Instinkten freien Lauf.

Fast gleichzeitig mit Pormas sprang auch Sternenlicht. Krallen blitzen, ein Schrei drang durch den Raum, der urplötzlich abbrach. Ein Katana flog durch die Luft. Blut und Gehirn flogen durch die Luft. Der Mann am Computer schnellte hoch, als er sah wie Sternenlichts Pranken das Gesicht der Andorianerin in einen Trümmerhaufen verwandelte.

Sternenlicht nahm seine Umgebung wie in Zeitlupe wahr, registrierte, wie dieser Mann nach einem Phaser griff. Über sechs Meter trennten die beiden, aus dem Stand war das selbst für ihn weit. Mit aller Kraft stieß er sich ab, seine Krallen bohrten sich dabei tief in den Bauch von Shelda und in einen Oberschenkel von Pormas, auf denen er gelandet war. 70 Kilogramm Kampfgewicht schnellten gleich einer Kanonenkugel durch den Raum.

Verzweifelt versuchte der Techniker der Bewegung des Katzenwesens zu folgen, ein Phaserstrahl zog eine Spur der Verwüstung mehr als einen Meter hinter ihm her. Mit voller Wucht prallte Sternenlicht in den Terroristen. Ohne auch nur einen Sekundenbruchteil zu zögern zerfetzte Sternenlicht die Kehle von Bricas, der mit einem letzten Röcheln zu Boden ging.

Den Schwung der Bewegung ausnutzend rollte Sternenlicht sich ab und wirbelte herum. Suchend blickte er sich nach weiteren Feinden um, die er bisher nicht hatte sehen können.

Mit flach angelegten Ohren, gesträubtem und blutverschmiertem Fell und wild schlagendem Schweif stand das Katzenwesen da. Gleich einem namenlosen Rächer.

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