Atlantis - Chronik 29 / Venture - Chronik 53

Crossover Chronik 24

Rattenjagd

--- Venture, Brücke

Cheyenne wiegte den Kopf leicht zur Seite, dachte über Frage des Sicherheitlers nach und nickte dann leicht - ohne ihre Displayanzeige aus dem Auge zu lassen.

"Ja, das könnte man sicher tun. Die Frage ist nur, ob wir die Energie hier entbehren können?"

Die Pilotin tippe kurz etwas in die Konsole ein woraufhin ein zweites Bild erschien, das eine Statusanzeige des Warpkerns abbildete. Die Energie dort war auf ca. 70% gesunken, vermutlich durch ihr Verweilen im Nebel und durch das aufwendige Abtasten mit dem Phaserstrahl gerade eben. Sollten Sie angegriffen werden, würden sie mit Sicherheit die Hälfte der Energie dafür benötigen, um aus dem Nebel heraus zu kommen und den Rest wahrscheinlich, um die Schilde aufrecht zu erhalten.

--- Atlantis, Narbos Bar

Die junge Trill blickte erstaunt von ihrer Lektüre auf und maß den Terraner für einen Moment forschend. Die Informationen, die der Computer bereitgehalten hatte konnte man nicht gerade als sonderlich ergiebig bezeichnen und so konnte sich Jean kaum noch von dem Gedanken los reißen, dass die Besatzung bewusst Informationen über den Zwischenfall zurück hielt.

Das Attentat hatte zu Beginn der Nachtschicht statt gefunden, doch bis jetzt war noch kein offizieller Bericht dazu eingetroffen - weder von der Krankenstation, die offensichtlich involviert war (das hatte Jean am eigenen Leib mitbekommen), noch von der Sicherheit oder vom Captain. Ihr Verständnis von Prozessen und Abläufen sagte eindeutig, dass dieser sich schon  längst der Besatzung gegenüber geäußert haben sollte, um unnötige Gerüchte zu vermeiden.

Was auch überaus eigenartig war, war, dass im Computerkern erst vor kurzem ein Alarm ausgelöst worden war, aber auch hier kein offizielle Bericht vor lag um dies zu erläutern - nicht einmal ein Vermerk oder etwas dergleichen. Das einzige, was im System dazu angegeben war, belief sich auf einen Hinweis der Sicherheitssysteme, dass ein Quarantänealarm ausgelöst worden war. Den Zusammenhang zu den Ereignissen die in ihrem Nachbarquartier statt gefunden hatten, konnte sich die Technikerin an fünf Fingern abzählen.

"Sagen Sie, Mr. Jeffrey - warum werde ich das komische Gefühl nicht los, dass hier bewusst Informationen zurück gehalten werden? Kann es sein, dass dieser Attentäter, von dem alle reden, noch nicht gefasst ist?", Jean wedelte bei dieser Frage kurz mit ihrem PADD, um zu verdeutlichen, woher sie ihre Informationen bezog. Die Tatsache, dass sie den Terraner noch nicht einmal eine Stunde kannte, dieser aber schon mit Forderungen bei ihr aufschlug schürte das Misstrauen im Gedankengang der Trill noch ein wenig weiter an.

--- Holodeck 1, bei der Konsole

April hatte, nachdem sie Sternenlichts Stimme aus dem Intercom gehört hatte, ebenso erstaunt wie der Captain von der Konsole aufgeblickt. Die Geräuschkulisse, die zu hören gewesen waren, deutete die Kriegerin eindeutig einem Kampf zu, was sie besorgt die linke Augenbraue hochziehen ließ.

"Hat sich nach einer ziemlich heftigen Auseinandersetzung angehört – mit mindestens einem Toten.", bemerkte April dann mit alarmierender Stimme.

"Hmm, zwei Phaserschüsse, starke Schmerzen, zerrissene Kleidung und zerfetztes Fleisch", fasste der Ferengi seine Wahrnehmung zusammen, "Offensichtlich ein Kampf. Und wie es scheint keiner, den Sternenlicht verloren hat."

Die akustischen Eindrücke reihten sich in seinem Kopf zu einem Geschehensablauf zusammen, der ihm Respekt vor dem Katzenvieh abnötigte.

Ohne Zweifel war Sternenlicht sehr schnell und sehr tödlich.

Wie dessen ganze verlauste Art.

Narbo hatte selbst mehrmals gegen eine Sivaoanerin gekämpft, allerdings war sie leichter als der Wissenschaftler gewesen.

Trotzdem war sie eine gefährliche Gegnerin gewesen und hatte ihn öfters aufgeschlitzt, als ihm lieb gewesen war. Eigentlich hatten sich beide vom ersten Tag an nicht ausstehen können.

Am Ende hatte er sie dennoch besiegt. Für einen Augenblick glaubte er fast wieder den Schmerz wie in jenem Moment zu spüren, als er Raschkralle seinen Schädel ins Gesicht gerammt hatte.

Kurz bevor sie tot nach hinten gekippt war.

April maß den Ferengi für einen Moment von oben bis unten. Das Einzige, was sie seinem Statement noch hinzuzufügen gehabt hätte, wäre die Information über mindestens einen Toten gewesen. Doch diese Anmerkung schenkte sie sich, da sie davon ausging, dass O'Connor diese Schlussfolgerung selbst hinbekam.

"Bleibt jetzt nur die Frage, wer die Seele war, die Sternenlicht in die Quere gekommen ist."

--- Narbos Bar

David blickte die Trill an. Er hatte vergessen, dass die Crew über gar nichts informiert worden war. Er räusperte sich und vergewisserte sich noch einmal, dass die Bedienung nicht mithören konnte.

"Sie haben recht. Der Täter..." er stockte kurz und schaute Jean tief in die Augen. Sie konnte ihm nur helfen, wenn sie Bescheid wusste. Und wenn sie sich gemeinsam um das Computerkernproblem kümmern sollten, musste sie so oder so eingeweiht werden. Somit setzte er erneut an.

"Wir stecken in sehr großen Schwierigkeiten. Eine Gruppe mit der Absicht die Venture zu Kapern hat die Computerkerne beider Schiffe manipuliert. Solange wir die Kontrolle über die Schiffssysteme nicht wiedererlangen, wird es wahrscheinlich noch sehr viele weitere Tote geben."

--- Krankenstation, Quarantänesektion

Nachdem Pormas sich seiner Konsole zugewandt hatte, ohne auf ihre Frage einzugehen, war die Ärztin einfach stehengeblieben und hatte ihn beobachtet.

Während er den Text las, der offensichtlich relativ lang war, hatte er immer besorgter drein gesehen. Was dann zur Folge hatte, dass die Unruhe, die kurzfristig von Llewellas Heiterkeitsausbruch verdrängt worden war, mit voller Wucht wiederkehrte.

Nun betrachtete sie ebenfalls die Tätowierung des Fremden. Sie sah ziemlich beeindruckend aus und offensichtlich wusste Pormas etwas damit anzufangen. Leider. Oder vielleicht auch nicht leider?

Wie hieß es so schön? Kenne deinen Feind...

Llewella beruhigte dieses Wissen nicht im Geringsten. "Du kennst diese Tätowierung?", fragte sie den Südländer.

"Kann man so sagen...", langsam stand der Grieche auf, "ich muss mit meiner Beichte wohl doch ein bisschen früher anfangen als erwartet. Bitte setz dich..."

Die Schottin setzte sich, wenn auch sichtlich verunsichert. Pormas fing mit emotionsloser Stimme an zu erzählen. "Diese Leute gehören einer spirituellen Vereinigung an, die sich 'Reiter des Sonnenzorns' nennen.", ein kaltes Lachen entrann seiner Kehle, "In Wirklichkeit ist es ein Haufen Spinner, welche im Rahmen eines religiösen Klimbims Menschen versklaven..."

Der Blick des Sicherheitlers ging in die Ferne, "Ich hatte damals den Auftrag angenommen einen gewissen 'Dorbei Szun' auszuschalten. Er war das Oberhaupt dieser Gruppe und war drauf und dran, eine Revolution auf Bajor anzuzetteln."

Pormas spürte Llewellas fragenden Blick mehr, als er ihn sah, "Die Entdeckung des Wurmloches hatte viele Spinner nach Bajor angelockt. Diese Gruppe trachtete danach, mit Hilfe bajoranischer Vorzeige-Marionetten die Regierung gewaltsam zu übernehmen. Sicher riskant, aber bei _internen_ Querelen mischt sich Starfleet ja nicht ein..."

Der Südländer schaute die Ärztin an, "Die Kontrolle über Bajor wäre die Kontrolle über das Wurmloch... also Grund genug, um so etwas zu versuchen. Naja, ich fand die Basis der Sekte und machte auch Dorbei Szun schnell ausfindig und... schaltete ihn aus. Damit ich fliehen konnte, verstaute ich den Leichnam im Kraftwerk des Komplexes unter einer Energieleitung.

Ich entkam ohne Probleme. Doch leider wusste ich drei Dinge nicht. Zum Ersten, dass dieser Komplex von einem altertümlichen und hochempfindlichen Reaktor mit Energie versorgt wurde. Zum Zweiten... tja, dort ist mir zum ersten Mal so ein 'Überraschungsbonbon' wie bei unserem Gast hier begegnet..."

Bevor Llewella die ganze Tragweite erfassen konnte, redete Pormas weiter, "... und zum Dritten... diese Sekte hatte, um Unterstützung aus dem Volk zu gewinnen, Flüchtlinge und Familien bei sich aufgenommen..."

Die Augen der Ärztin weiteten sich, als sie erahnte was nun kam.

"Ich habe an einem Tag mehr als 500 Zivilisten in die Luft gejagt..."

Llewella schwieg. Ihr fehlten einfach die Worte. Zum ersten Mal erfasste sie, was der Südländer mit seiner Bemerkung, er sei 'kein guter Mensch' wohl gemeint hatte. Jetzt musste sie erst einmal ... nachdenken.

Pormas hatte gut daran getan, sie auf den Stuhl zu dirigieren, denn beim   Gedanken an all die Toten waren ihr die Knie weich geworden.

Die Schottin stützte die Ellbogen auf ihre Oberschenkel und vergrub ihre Stirn in ihren Händen. 'Mehr also 500 Zivilisten...'

Das Schweigen dauerte an, als Llewella versuchte, das Gehörte zu verdauen. Sie begann zu ahnen, was sie sich mit ihrem Versprechen aufgebürdet hatte.

Und dennoch...

Sie hatte nicht den Eindruck gehabt, als hätte er seine Worte an Nathalies Biobett nicht ernst gemeint. Er hatte ehrlich unglücklich gewirkt.

Konnte sie das überhaupt beurteilen? Kannte sie den Menschen überhaupt, der ihr da gegenüberstand?

Mitnichten.

Und dennoch...

Trotz aller Zweifel fühlte sie tief in ihrem Inneren, dass sie diesem Mann vertrauen konnte. Dass er ehrlich mit ihr war. Dass er bereute, was er gewesen war und sich geändert hatte.

Wie konnte ein Mensch sich derart verändern? Konnte er das wirklich?

Sie war sich nicht sicher. Aber sie wollte versuchen, es zu glauben, um des Mannes willen, den sie die letzen Jahre kennengelernt hatte. Geglaubt hatte, kennengelernt zu haben?

Die Schottin atmete tief durch und blickte auf. Pormas stand an das Biobett gelehnt, sein Gesicht war blass und er sah sie unruhig an. Er wirkte irgendwie ... unsicher, als wartete auf ihr Urteil und fürchtete es.

Mit erstickter Stimme flüsterte sie: "Und deswegen sind sie hinter dir her. Deswegen hat es all diese Anschläge gegeben."

Es war nicht wirklich eine Frage....

"Ja.", war Pormas knappe Antwort. Halb erleichtert, halb bedauernd darüber, dass Llewella kein Urteil über ihn abgab oder noch mit ihm sprach, seufzte er.

Es war mit eines der schlimmsten Kapitel seines Lebens gewesen... aber leider nicht das Einzige...

Immer noch unsicher versuchte er, ihr in die Augen zu schauen, als er weiter sprach, "Ein paar haben überlebt... ich bin Ihnen noch einmal begegnet, als sie versuchten, ein Handelsschiff zu übernehmen. Damals sabotierten sie im Vorfeld den Computerkern des Schiffes und machten sich in allen wichtigen Systemen breit. Ich nehme an, dass ich ihnen dort noch mal in die Quere kam ist der zweite Grund warum sie mich umbringen wollen."

Der undeutbare Blick der Ärztin brachte den immer noch angeschlagenen Sicherheitschef ins schwitzen, "Ich begegnete so einer Andorianerin, die sich Shelda nannte. Als ich ihre Tätowierung erkannte, verplapperte ich mich... und dadurch hatten die Überreste der Sekte ein Feindbild, auf das sie sich einschwören konnten."

Pormas wurde immer nervöser, je öfter er zu Llewella schaute, "Ich habe diese Vorfälle verdrängt und muss ehrlich zugeben, dass ich nicht damit rechnete, dass sie mich soweit verfolgen würden... alle diese Pannen bei meinen letzten Aufträgen... ich hätte nicht gedacht, dass ihr Arm soweit reicht..."

Hart schaute der Südländer plötzlich in die blauen Augen seines Gegenübers, "Sie werden nicht eher ruhen, bis sie mich haben. Wer weiß, wie viele Opfer es gegeben hat, bis sie wussten wo ich war. Und es wird weitergehen. Höchstwahrscheinlich werden sie die Schiffe eher in die Luft sprengen, bevor ich lebend davonkomme."

Pormas raffte sich auf und entnahm seinem Koffer noch drei Utensilien, bevor er ihn schloss und sich vor der Ärztin aufbaute. "Ich weiß, ich habe dich gefragt, ob du bereit wärest, dir meine Geschichte anzuhören. Jetzt kannst du ungefähr erahnen, was dir bevorstehen würde. Ich will dich nicht damit belasten und mein Seelenheil kann man wirklich nur als zweitrangig betrachten. Denn wie vielen Personen, denen ich das Leben genommen habe, habe ich die Chance gegeben, ihren Frieden zu finden..."

Traurig wandte er seinen Blick ab, "Und da siehst du es... gelernt habe ich immer noch Nichts. Wieder schaue ich auf _mein_ Seelenheil...", Pormas schluckte schwer, "da gibt es nichts mehr was zu heilen wäre... also will ich dir die Chance geben, dich von deinem Versprechen zu entbinden.

Bitte nimm das Angebot an... damit ich auch weiß, dass ich... zu niemandem zurückzukommen brauche..."

Llewella erhob sich von ihrem Stuhl. Sie fühlte sich jetzt wieder ein wenig besser. Sie hob ihre Hand, als wolle sie ihr Gegenüber berühren, brach die Bewegung dann aber ab.

"Du hast mir verdammt viel zum Nachdenken gegeben, Pormas.", meinte sie dann und stellte fest, dass sie ihre Stimme wieder gefunden hatte. "Aye, verdammt viel..." Die Worte hingen zwischen ihnen in der Luft.

Die Schottin blickte forschend in Pormas' Gesicht, als könne sie in seinen braunen Augen die Antworten auf all ihre Fragen finden.

Sie fürchtete zu wissen, was er mit seiner letzten Bemerkung gemeint hatte. Sie erkannte, dass sie ihn nicht würde halten können, wenn er entschlossen war, die Krankenstation zu verlassen. Und sie verstand nicht wirklich, warum ihr seine Geständnisse so wehtaten.

Für das, was er gewesen war, sollte sie ihn viel eher verabscheuen. Stattdessen mochte sie ihn immer noch. Nein, schlimmer noch: Sie fühlte sich irgendwie zu ihm hingezogen.

Nicht zu dem Menschen, der er einmal gewesen war. Sondern zu dem Menschen, den er ihr in der letzten Stunde offenbart hatte. Ein harter Mann, der aber dennoch einen weichen Kern zu haben schien. Oder zumindest bildete sie sich das ein.

Sehr ernst blickte sie dem Südländer ins Gesicht. Der Blick seiner Augen und der Unterton, den seine Stimme gehabt hatte, brachten sie dazu, ihm zu antworten:

"Nay, ich werde das Angebot nicht annehmen, auch wenn ich verrückt bin, es nicht zu tun. Ich halte meine Versprechen..."

Pormas' Augenausdruck bei ihren Worten irritierte sie.

"Tu, was Du meinst, tun zu müssen.", fuhr sie mit jetzt harter Stimme fort. "Und ich erwarte, dass du auf dich aufpasst und keine unnötigen Risiken eingehst. Ich möchte später nicht ständig daran denken müssen, dass ich dich wider besseres Wissen und trotz deines Gesundheitszustandes habe gehen lassen..."

--- Venture, Brücke

Gerade als sich Yhea nach der Beendigung des Gespräches mit Sternenlicht wieder zu Cheyenne und Carter gesellen wollte, da tönte ein penetrantes Piepsen von der technischen Konsole über die Brücke. Veronica warf schon seltsame Blicke zu ihm herüber, weswegen er dann schnellen Schrittes zu seiner Konsole eilte.

--- Brücke, technische Konsole

In dem Moment, da er die Informationsmeldung weggeklickt hatte und das nervtötende Piepen verklungen war, da öffneten sich zischend die Turbolifttüren und entließen Wagenvoort und den Captain auf die Brücke. Kurz warf er ihnen einen Blick zu, konzentrierte sich dann aber wieder auf das Ergebnis der Systemdiagnose. Und das war höchst interessant. Zwar hatten wie erwartet die Standardroutinen nichts Besonderes zu Tage gefördert, jedoch konnten ihm seine "Spezialitäten" einiges über den angerichteten Schaden und deren Urheber sagen. Zufrieden lächelte er in sich hinein; manchmal half es also, in unkonventionellen Bahnen zu denken.

Kurz überprüfte er, was er alles von der Brücke aus erledigen konnte, bevor er sich direkt zum Computerkern begeben musste und begann dann mit seiner Arbeit, die Systeme der Venture wieder unter seine Kontrolle zu bringen.

--- Brücke

Carter überlegte einen Moment und betrachte dabei die Konsole, an der sich Cheyenne zu schaffen gemacht hatte. Die Energie der Venture reichte dafür tatsächlich nicht aus, doch das wäre auch zu einfach gewesen.

Allerdings brauchten sie auch eine Lösung. Chris wusste natürlich, dass auf seine Vorschläge kein Wert gelegt wurde, doch das hielt ihn nicht davon ab sich Gedanken zu machen. Besonders viel Energie würden die Sensoren ja nicht benötigen.

"Was meinen Sie", wandte er sich erneut an Cheyenne: "Vielleicht wäre es ja irgendwie möglich, die nötige Energie von beiden Schiffen zu verwenden?"

Er blickte sie fragend an und fügte dann hinzu: "Ich bin natürlich kein Techniker, doch ist es ja auch eine Frage, was wir im Moment dringender brauchen und diese Sensoren sind wohl unentbehrlich. Also, könnte man es nicht versuchen? So würde nur wenig Energie von beiden Schiffen abgezweigt werden. So wenig, das sie keinem fehlen dürfte."

--- Atlantis, Krankenstation, Quarantänesektion

Pormas konnte es nicht fassen, "Ich... du... warum...", er konnte seine Gefühle nicht in Worte fassen. Es war ihm unbegreiflich, warum die Schottin an ihm festhielt. Sie war hochintelligent, das wusste er. Warum begriff sie nicht, dass er mit das größte Übel war, welches zwischen den Sternen reiste?

"Ich verstehe dich nicht. Ich weiß nicht, warum du mich...", in seinen Augen lag tiefe Zuneigung, aber auch große Angst. Er fasste einen Entschluss und legte einen ebenso harten Tonfall an, wie Llewella eben vor ihm, "Ich konnte dir nicht mehr anbieten... auch ich werde mich bemühen... du weißt schon..."

Eine gewisse Endgültigkeit lag in seiner Stimme, die er nicht ganz vertreiben konnte. Er wich dem Blick der Ärztin aus, weil er sich fürchtete vor dem, was er dort sehen könnte...

Er ging zum Ausgang der Quarantänestation. Mit dem Rücken zu ihr gewandt sprach er sie mit zitternder Stimme noch einmal an, "Ich bin nicht gut für dich... für niemanden... ich bringe nur den Tod..."

Seine Schultern hoben und senkten sich stark, als er versuchte, nicht in Tränen auszubrechen, "Ich werde versuchen zurückzukommen... aber nur weil mich das Versprechen bindet. Du hast gesagt, ich hätte dir viel zum Nachdenken gegeben... wenn du damit fertig bist, wirst du einsehen... was ich bin..."

Der Südländer schluckte noch einmal stark, "Und wenn ich nicht zurückkomme... bitte trauere nicht um mich. Das bin ich nicht wert."

Plötzlich war sich die Schottin sicher, dass ihre Menschenkenntnis sie nicht trog. Sie hätte nicht sagen können, welches seiner Worte oder welche seiner Gesten sie auf einmal überzeugt hatte.

Ebenso sicher war sie sich darüber, dass der Südländer sich gerade anschickte, auf eine Art Himmelfahrtskommando zu gehen - und dass er eigentlich noch nicht in der Verfassung dazu war. Noch vor wenigen Stunden war er dem Tod nah gewesen. Eigentlich war es unverantwortlich, ihn gehen zu lassen.

Llewella fürchtete sich davor, was er ihr noch alles enthüllen würde. Und sie war sich, nach dieser ersten Kostprobe, ziemlich sicher, dass sie es eigentlich nicht wissen wollte. Aber ein Versprechen war ein Versprechen, das hatte sie immer schon so gehalten. Immerhin wollte sie sich auch in Zukunft noch guten Gewissens im Spiegel betrachten können.

Sie atmete tief und hörbar ein. Dann ging sie die wenigen Schritte zu dem Griechen, der ihr den Rücken zuwandte und dessen Körper aus purer Anspannung zu bestehen schien.

"Pormas?", mit diesen Worten berührte sie ihn leicht an der Schulter. Als er ihr einen unergründlichen Blick zuwandte, meinte sie weich: "Komm bitte wieder!"

Der Südländer schaute der schönen Rothaarigen lange in ihre faszinierenden Augen. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Er wusste nicht, was er denken sollte. Er wusste nicht, was er hoffen sollte.

Was er in ihren Augen sah, oder glaubte zu sehen... die Wärme, die von ihrer Hand an seiner Schulter ausging...

Behutsam nahm er ihre Hand von seiner Schulter und hielt sie einen Moment lang fest, bevor er sie losließ. Schön, intelligent und so... stur. Er wusste, für ihn selber würde es keine Zukunft geben. Aber er wollte auch keine Andere verbauen.

Er wollte nicht Schuld sein, dass sie sich Vorwürfe machte, wenn er nicht zurückkam. Danach mochte sie ihn dafür verfluchen, für das, was er ihr erzählen würde aus seinem Leben. Das war dennoch das kleinere Übel.

Denn er wollte nicht, dass sie sich für seinen Tod verantwortlich machte. Es gab kein schlimmeres Schuldgefühl als dieses.

Pormas wusste das.

Diese Dämonen ließen einen nicht los.

"Du willst wirklich, dass ich zurückkomme?", fragte er die Ärztin mit belegter Stimme. Ein leichtes, aber bestimmtes Nicken Llewellas und ihr Blick sprachen für sich.

"Also gut... ich verspreche es dir."

Schweigend und ohne sich umzudrehen verließ Pormas die Krankenstation.

--- Deck 5, vor der Krankenstation

Erleichtert atmete der Sicherheitschef auf. Er hätte es keine Sekunde länger mit Llewella in einem Raum ausgehalten. Er hätte sie am liebsten geschüttelt und angeschrien, warum er ihr das antat. Wie konnte sie ihm noch Zuneigung entgegen bringen?

Er schüttelte den Kopf. Dafür war jetzt keine Zeit. Mit der Schottin konnte er sich immer noch auseinander setzen, wenn es dazu kam. "Computer, Krankenstation versiegeln. Nur Kommandocrew hat Zugang. Weiter die autarken Lebenserhaltungssysteme der Station aktivieren."

Mehr konnte er für Llewella nicht machen. Seine einzige Sorge war, wie er es schaffte, die 'Reiter des Sonnenzorns' davon abzuhalten, die Schiffe in die Luft zu sprengen. Da Pormas weder von seiner eigenen Botschaft in Blut

wusste, noch dass er darüber informiert worden wäre, wie der Ermittlungsstand war, musste er zuerst den Captain aufsuchen.

"Computer, wo befindet sich Captain O'Connor?", befragte er diesen, "Captain O'Connor befindet sich auf Holodeck 1", war demnach auch die Antwort. Der Sicherheitschef machte sich auf dem Weg.

--- Holodeck 1, bei der Konsole

"Die wichtigste Frage ist, was passiert, nachdem das Katzenvieh sie aus dem Spiel genommen hat. Wenn wir es mit mehr als einem Feind zu tun haben, wird dieser bald reagieren", mischte sich Narbo ein und musterte abermals die gelisteten Übersetzungen, die das Terminal noch immer anzeigte.

Doch der tiefere Sinn blieb ihm weiterhin verborgen.

"Und was wollte dieser Jeffrey eigentlich? Ich traue dem Kerl nicht", der Ferengi vertraute natürlich Niemandem außer sich selbst, aber dieser Typ wirkte für ihn unzuverlässig, inkompetent und weichlich.

Außerdem war er neu an Bord.

Hätten sie ihn nicht selbst in der Vergangenheit aufgegabelt, wäre er für den Barbesitzer sogar der Hauptverdächtige gewesen. Und hätte bestimmt auch gestanden, wenn Narbo mit ihm fertig gewesen wäre.

--- Holodeck 1, beim Eingang

Verblüfft betrachtete Pormas die Anzahl Personen, welche auf dem Holodeck versammelt waren. Noch verdutzter waren die teils ungläubig verzerrten Gesichter, als sie den Südländer wahrnahmen.

"Ich weiß nicht, wie weit Sie schon mit den Ermittlungen sind, aber ich glaube, ich habe ein paar interessante Informationen für Sie...", warf er in den Raum, als er zur Konsole schritt.

--- Narbos Bar

Die Pupillen der Technikerin weiteten sich für einen Moment sichtlich, wodurch das Blau in ihren Augen noch tiefer zu leuchten schien. Zwar hatte sie sich ausrechnen können, dass die Lage nicht gerade ideal war, doch dass der Vorfall mittlerweile so eskaliert war, erschütterte die junge Frau doch merklich.

Mit einem leicht geistesabwesenden Nicken verarbeitete sie die Worte des Terraners, seufzte dann leicht und blickte wieder zu David, nachdem ihr Blick für einige Augenblicke ins Leere gestarrt hatte.

"Gut, einen Kommunikator kann ich Ihnen besorgen.", setzte sie dann zu einer Antwort an. Ihre Gedanken hatten zu arbeiten begonnen und im Geiste fing sie schon an, das Problem auseinander zu nehmen. Vielleicht hatte sie ja nun an dieser Stelle eine Problemstellung gefunden, die sie wirklich fordern würde...

Mit einem Lächeln im Gesicht stand Jean von ihrem Tisch auf und wandte sich - ohne einen weiteren Gedanken an ihr unbezahltes Essen zu verschwenden – in Richtung Ausgang.

"Lassen Sie uns zum Computerkern gehen - wenn an dem Kern etwas geschraubt worden ist, dann haben wir dort die besten Chancen, es wieder gerade zu biegen."

--- Venture, Brücke

Es war gut, wieder auf der Brücke zu sein.

McCarthy konnte sich keinen beruhigenderen Ort im ganzen Universum vorstellen. Die konzentrierte Betriebsamkeit, die Stille, die nur von piependen Konsolen ab und an unterbrochen wurde.

Ein Kommando zu haben war eine große Bürde. Schwierige Entscheidungen, harte Entscheidungen waren zu treffen. Mit denen man hinterher leben musste.

Es war nicht leicht gewesen, diese Lektion zu lernen, aber wie jeder Captain hatte McCarthy einen langen Reifeprozess durchlebt. Vom jungen Lieutenant, dem das erste Außenteam anvertraut worden war, bis zum heutigen Tag.

Und er dauerte an.

"Cheyenne, Lagebericht!", plötzlich konnte der Captain sich nicht mehr vorstellen, wie er die letzten Wochen in seinem Quartier hatte verbringen können.

Das Adrenalin hatte ihm gefehlt.

Währenddessen suchte sich Wagenvoort eine technische Station aus und machte sich daran, eine sichere Kommunikationsverbindung zur Atlantis aufzubauen. Es würde etwas dauern, aber er war ziemlich sicher, dass er es schaffen würde.

Auch Ruben war froh, hier zu sein.

Weil auf der Brücke keine Warpkerne explodieren konnten.

Cheyenne nickte leicht vor sich hin, während sie sich Chris Vorschlag durch den Kopf gehen ließ.

"Ich bin auch kein Techniker, Chris.", meinte sie dann und überlegte noch für einen Moment. "Wenn es eine Möglichkeit gibt, die Energiereserven der beiden Schiffe zu koppeln, könnte es vielleicht wirklich funktionieren ..."

Cheyenne warf dem Sicherheitler einen aufmunternden Blick zu. Sie wollte gerade noch etwas anhängen, als der Captain die Brücke betrat.

Chris nickte Cheyenne zu und entfernte sich ein paar Schritte, er wollte nun doch diesen Vorschlag Alnak unterbreiten, immerhin sollte der es genau wissen. Doch als der Captain die Brücke betrat, blieb Chris stehen und wartete lieber ab.

Wenn es möglich war, die Energie der beiden Schiffe zu koppeln, wären sie wirklich ein gutes Stück weiter. So arrogant konnte der Romulaner doch gar nicht sein, das er nicht erkennen würde, wie sinnvoll seine Idee war.

Cheyenne hatte von der Konsole aufgeblickt und setzte nun rasch zu ihrem Bericht an, von dem sie hoffte, dass er McCarthys Ansprüchen genügen würde.

" ... vielleicht gibt es doch eine Möglichkeit, das Shuttle mit Energie zu versorgen, wenn wir beide Schiffe mit einbeziehen und ..."

Die Worte der Pilotin blieben ihr von einer Sekunde auf die Andere förmlich im Hals stecken, als auf der Konsole vor ihr plötzlich eine grell leuchtenden Warnmeldung aufpoppte und ein schrill piepender Warnton durch die Lautsprecher zu hören war.

Cheyennes Adrenalinspiegel schoss in die Höhe, als sie noch versuchte, auf das Geschehen, das sich auf dem Display ankündigte Einfluss zu nehmen. "Es ist eine Rückkopplung der Phaser ...", presste die Terranerin hervor und blickte kurz von ihrer Anzeige auf, um den Blick des Captains zu fixieren.

Und dann war Cheyennes Blickfeld mit einem Mal von einem grellen Weiß erfüllt, dass sich durch ihre Netzhaut zu brennen schien. Der tosende Lärm, als die Konsole explodierte, ließ die Terranerin schmerzerfüllt aufschreien und instinktiv die Arme vors Gesicht reißen.

Tausende von Gedanken und Bildern schossen an ihrem inneren Auge vorbei als sie von der Druckwelle erfasst, nach hinten geschleudert wurde und unsanft auf den Boden auf schlug. Von den Schmerzen die beim Aufschlag durch ihren zerbrechlichen Körper zuckten nahm ihr vernebelter Geist kaum noch etwas war, sondern hüllte sie stattdessen rasch in eine angenehme und wohl tuende Dunkelheit.

Chris wirbelte herum, doch es war bereits zu spät. Er war der Explosion immer noch so nahe, dass auch er von der Druckwelle nach hinten geschleudert wurde. Carter schlug so hart auf, dass er für einen Moment keine Luft mehr bekam. Schmerzen loderten in ihm auf, ohne dass er in diesem Augenblick sagen konnte, woher sie genau stammten.

Eine Ewigkeit schien zu vergehen, während er auf dem Rücken lag und verzweifelt versuchte, Luft zu schnappen. Dann rollte er sich mühsam auf die Seite, er stöhnte und konnte endlich wieder atmen, auch die Schmerzen ließen etwas nach, er war also nicht ernsthaft verletzt.

Carter bekam überhaupt nichts um sich her mit, dazu war er noch viel zu benommen. Chris fühlte ein Brennen seitlich an seiner Schläfe, vorsichtig berührte er die Stelle mit den Fingerspitzen, blickte sie dann an, sie waren voller Blut. Etwas hatte den Sicherheitler getroffen.

'Aber nicht schlimm! Was ist eigentlich passiert?', er wollte aufstehen, um sich um zu sehen, zu helfen wenn er konnte, doch der bohrende Schmerz in seinem Kopf hielt ihn zurück, es drehte sich alles. Carter brachte sich mühsam in eine sitzende Haltung, legte die Arme um die angezogenen Knie und stütze die Stirn auf.

Ihm war schlecht, er hatte Kopfschmerzen und konnte keinen klaren Gedanken fassen, dass er auch aus einem Riss an der Schläfe blutete, hatte Carter bereits vergessen. 'Nur ein paar Minuten, dann wird es schon wieder gehen.'

--- Atlantis, Holodeck 1

April blickte von der Konsole auf und maß den Sicherheitschef mit einem abschätzenden Blick. Sie hatte nicht gedacht, den Terraner so schnell außerhalb einer Krankenstation zu Gesicht zu bekommen, aber wie es schien ging es dem Mann schon wieder ganz gut.

"Informationen können wir immer brauchen ...", antwortete sie schlicht. "Aber vielleicht können Sie uns ja auch helfen, ihre eigenen Gedanken zu entziffern..."

Mit einer kurzen Handbewegung deutete sie auf den Boden des holografischen Quartiers und dann auf die Konsole vor ihnen.

--- Computerkern

Als Jean und David durch die Tür traten, sahen sie sich um. Alles wirkte völlig normal. Von den Quarantäneprotokollen war nichts mehr zu sehen. "Zuerst sollten wir uns eine Übersicht verschaffen. Wenn Sie meine Hilfe brauchen...", bot er sich der Technikerin an.

David rieb sich den Hals. Auf dem Weg zum Kern waren sie Jordan Kincaid über den Weg gelaufen und geimpft worden.

Er baute sich an einer Konsole auf und rief die Logbücher der letzten Arbeiten am Kern auf. Es war zwar ziemlich unwahrscheinlich, dass er dort was fand, jedoch ging er sowieso davon aus, dass Jean eher wusste, was sie tat. So sah es zumindest so aus, als würde er sich nützlich machen.

--- Krankenstation, Quarantänesektion

Llewella starrte noch ein paar Minuten auf die Türen der Krankenstation, die sich hinter dem Griechen geschlossen hatten. Dann atmete sie tief durch und schüttelte den Kopf, als wollte sie damit ihre Gedanken klären.

Was sie in den letzten Stunden gehört hatte, musste ein Albtraum sein. Es konnte gar nicht anders sein. Wahrscheinlich würde sie in den nächsten Minuten aufwachen und feststellen, dass sie unter verschwitzen und zerwühlten Decken lag...

Sie blickte sich in ihrer Krankenstation um. 'Nay, wohl doch kein Albtraum", beschloss sie seufzend. Außer ihr war niemand mehr in der Station. Auch Jordan Kincaid war nicht mehr da und Sternenlicht stand wohl immer noch unter seiner Ultraschalldusche.

'Ein Whisky wäre jetzt nicht schlecht', überlegte die Schottin. 'Oder auch mehrere...'

Am liebsten hätte sie sich jetzt sinnlos betrunken. Aber diese Idee war wohl in der derzeitigen Situation nicht angebracht. Kein Mensch konnte wissen, was auf dem Schiff noch alles passieren würde - und zumindest sollte ein nüchterner Arzt in der Krankenstation anwesend sein, wenn ein Patient eintraf.

Also entschloss sie sich zähneknirschend für eine große Tasse Kaffee. Der würde auch ihre Lebensgeister wieder wecken. Sie fühlte sich ausgelaugt und müde...

--- Krankenstation, Quarantänesektion, wenig später

Llewella erhob sich von ihrem Stuhl und stellte ihre leere Tasse Kaffee zurück in den Replikator. Der Kaffee war tatsächlich eine gute Idee gewesen, sie fühlte sich wieder voller Energie.

Mit neuer Kraft machte sie sich an das Reinigen der Krankenstation. Sie wollte nicht hoffen, dass sie noch weitere Patienten zu behandeln hatte, aber wenn es dazu kam, sollten die Räume zumindest wieder hygienische Bedingungen aufweisen.

Zunächst jedoch transferierte sie die drei Leichen in die Stasiskammer der Atlantis. Vorher verabschiedete sie sich noch schweigend von Natty und Ysara. Sie hatte sich in den letzten Jahren an beide gewöhnt und sie hatten manche schwierige Situation gemeinsam gemeistert. Sogar Ysara mit ihrer bissigen Art, die sich und andere so oft in Schwierigkeiten gebracht hatte, würde sie vermissen...

Anschließend wies sie die Roboter-Putzkolonne an, die Quarantänesektion wieder in einen sauberen Zustand zu versetzen. Sie wollte nicht weiter auf die ansehnliche Blutlache auf dem Boden sehen müssen, sie wollte nicht weiter an die Dinge denken, die Pormas ihr berichtet hatte. Sie wollte eigentlich gar nicht mehr denken müssen. Also setzte sie sich wieder auf ihren Stuhl und stierte in eine weitere Tasse Kaffee.

Während sie dem Putzroboter bei der Arbeit zusah, öffnete sich die Türe zur Hygienezelle und das Katzenwesen trat heraus. Er schien wieder ganz der Alte zu sein, zumindest lag sein Fell normal und seine Ohren waren nicht mehr angelegt...

--- Venture, Quartier ???

S'Tom hörte die Rufe seines Kollegen nicht, aber nicht etwa, weil er bewusstlos in den Trümmern lag. Vielmehr befand er sich zu diesem Zeitpunkt seit 1,67 Minuten in einem unbekannten, aber anscheinend derzeit unbewohnten Quartier, der Bauweise und dem Ausblick nach zu urteilen einem backbord-seitigen Quartier auf Deck 2.

3 Sekunden nach dem Transport des Psychologen auf die Atlantis hatte der Vulkanier eine ungewöhnliche Energiespitze auf der Anzeige des Transporter-Terminals bemerkt, die auf eine bevorstehende Überladung des Systems hindeutete. In Millisekunden hatte er erkannt, dass es zwecklos wäre, Alex zu warnen oder Deckung zu suchen. In weiteren Millisekunden hatte er den einzigen Ausweg erkannt - einen Nottransport für alle im Raum befindlichen Personen, kontrolliert von den Systemen des Transporterraum 1.

Händische Eingaben wären für das Vorhaben zu langsam gewesen, somit hatte sich der ehemalige Borg über seine Assimilationsröhrchen mit der Konsole verbunden. Auch wenn in solchen Notfällen diese Vorgehensweise die effizienteste und einzig logische darstellte, so war die Erfahrung nie eine angenehme, schmerzliche Erinnerungen an die Borg-Zeit hervorrufend.

Während Teile des Transportersystems sich bereits chaotisch unter Entladung von einer beachtlichen Menge Energie in allen Erscheinungsformen aufzulösen begonnen hatten, hatte sich schließlich auch S'Toms Körper aufgelöst, wenn auch in deutlich geordneterer Form.

Der Vulkanier tippte seinen Kommunikator an: "S'Tom an Poulsen", doch das kleine Gerät signalisierte nur eine fehlgeschlagene Verbindung. "Computer, Aufenthaltsort von Alex Poulsen", sprach der Vulkanier nach einem zweiten ergebnislosen Versuch in den Raum.

"Alex Poulsen befindet sich in Transporterraum 2", antwortete die weibliche Computerstimme. Diese Antwort hatte er nur mit geringer Wahrscheinlichkeit erwartet, und keinesfalls erhofft. Während er im Quartier ein für seine Zwecke geeignetes Terminal suchte, fragte er nach: "Computer, gibt es Lebenszeichen in Transporterraum 2?"

"Für Transporterraum 2 sind derzeit keine zuverlässigen Sensordaten verfügbar". Dieses Mal kein unerwartetes Ergebnis; eine Explosion der Größenordnung, die sich während seiner Dematerialisation erahnen hatte lassen, verursachte mit einer Wahrscheinlichkeit von 92% zu viel Interferenz für Scans nach Anzeichen von Leben ebenso wie für Kommunikationsversuche.

Der Techniker aktivierte das soeben gefundene Terminal und verschaffte sich mit seinen Autorisationscodes Zugriff auf die Systeme von Transporterraum 1. Auch wenn die Computersysteme derzeit unter fremdem Einfluss standen, so war die geplante Vorgehensweise dennoch diejenige mit der höchsten Überlebenschance für Alex, folgerte S'Tom. Dieser hatte mit hoher Wahrscheinlichkeit zumindest schwere Verletzungen, Zeit stellte somit einen wichtigen Faktor dar. Er informierte Cailin Fakaii, brachte eine Erfassung von Alex Kommunikator zu Stande und initiierte schließlich einen Transport auf die Krankenstation.

Während er auf eine Rückmeldung wartete, orderte er ein Schadenskontrollteam zu Transporterraum 2 und verließ das Quartier.

--- Atlantis, Krankenstation

Sternenlicht blickte sich irritiert in der Krankenstation um, in der nur noch Llewella der Arbeit einiger Putzroboter zusah. Noch ein wenig unwohl in seiner Haut, trat er auf Llewella zu:

"Aehm, ich hoffe, ich habe Dich nicht vorhin nicht zu sehr erschreckt. Ich wurde in Pormas Quartier von jenem Kerl bedroht...", es schien ihm sichtlich unangenehm, darüber zu sprechen. "Wenn es um Leben und Tod geht, dann übernehmen meine Instinkte, und zwar der Teil, den ich zum Überleben in Sivaos Wäldern brauche. Weißt Du, dort kann jedes Zögern den Tod bedeuten. Als er mich angriff, habe ich zurückgeschlagen. Das geht dann so schnell, dass man es nicht mehr bewusst kontrollieren kann. Ich hasse es aber, Menschen zu töten..."

Llewella blickte von ihrer Kaffeetasse auf. "Aye, aber in jenem Fall war es vielleicht gar nicht so schlecht, dass du ihn erwischt hast."

Daraufhin berichtete die Schottin dem Sivaoaner, was Pormas ihr über den Mann und seine Sekte erzählt hatte. Selbstverständlich erwähnte sie nur die für die Ermittlungen wichtigen Fakten.

"Ich habe ihn in die Stasiskammer transferieren lassen, für den Fall, dass wir seine ... Leiche noch einmal benötigen sollten. Aber am liebsten würde ich den Kerl nicht mehr sehen."

"Kann ich verstehen, ja. Ich hoffe jetzt nur, dass wir den Rest dieser Bande dingfest machen, bevor sie zu größeren Vergeltungsschlägen kommen. Ich habe eine Idee..."

Sternenlicht ließ die verdutzt dreinblickende Llewella stehen und eilte zu einem Terminal. Einige Minuten später aktivierten sich gleichzeitig die Kommunikatoren von O'Connor, McCarthy, Pormas, Cheyenne, Alnak, Jeffrey, Llewella, April und Narbo:

"Sternenlicht spricht. Ich habe unsere Kommunikatoren über mein Shuttle umgeleitet. Es steht derzeit bekanntlich halbkaputt im Hangar der Atlantis und ist nicht mit dem Computerkern der Atlantis verbunden. Die Verbindungen sind verschlüsselt und laufen über rotierende Frequenzen. Das sollte uns mindestens für die nächsten zwei bis drei Stunden einen sicheren Kommunikationskanal verschaffen. Wenn ich noch weitere Personen auf das Netz aufschalten soll, lassen Sie es mich wissen."

--- Holodeck 1

Verdutzt schaute Pormas auf die möglichen Übersetzungen _seiner_ Botschaft. Es schien doch was passiert zu sein in seinem Blackout. "'Rote Sonne sengt Andorias Gärten brennen unter Iasons Zorn'...", las er immer noch verwirrt vor, "Also der Angriffsstoff war auch mit halluzinogenen Stoffen durchwirkt, aber komplett auf Drogen war ich auch nicht..."

Irritiert blickte er zu dem Ferengi, der ein hämisches Grinsen Richtung April warf. Wobei man das bei denen nicht so genau sagen konnte, da sie eigentlich immer so guckten...

Die andere Übersetzung gab doch mehr Sinn, "'Ladet die Software-Backups und hütet Euch vor Andorianern'... oh...", dem Sicherheitschef ging die Bedeutung dieser Worte auf. Bevor er aber etwas sagen konnte, meldete sich sein Kommunikator.

Pormas reagierte als Erster, "Hier spricht Pormas Theocrates. Für diejenigen, die es überrascht von mir zu hören, möchte ich sagen, dass die Gerüchte über mein Ableben stark übertrieben waren."

Als der Südländer sich sicher war, das ihn niemand unterbrechen wollte, sprach er weiter. "Da ich nicht weiß, wer was weiß, möchte ich Ihnen einen kurzen Überblick verschaffen über das, was ich mit Sicherheit weiß.

Es befinden sich auf beiden Schiffen Eindringlinge einer bajoranischen Sekte namens 'Reiter des Sonnenzorns'. Diese will in zweiter Linie Macht, weswegen sie es auf die Schiffe abgesehen haben dürften. Tatsächlich ist ihr Hauptziel, mich tot zu sehen, weshalb sie die Schiffe für dieses Opfer ohne zu Zögern in die Luft sprengen würden... und sich selber."

Mit einem kurzen Seitenblick zu Narbo fuhr er fort, "Bis auf wenige Ausnahmen nehme ich an, dass mich niemand opfern möchte. Ich persönlich kann dem auch nicht zustimmen, da ich es Jemandem versprochen habe. Außerdem würde es das Hauptproblem, dass die Schiffe okkupiert werden, nicht lösen.

Aus früheren Erfahrungen weiß ich, dass sie die Computerkerne beeinflusst haben, was Sie mittlerweile auch herausgefunden haben. Außerdem weiß ich, dass es nicht mehr viele Mitglieder dieser Sekte geben kann.

Daher wäre mein Vorschlag, dass ich die Aufmerksamkeit der 'Reiter des Sonnenzorns' auf mich ziehe und Sie den technischen Part lösen. Falls ich etwas übersehen habe, oder etwas nicht weiß, klären sie mich bitte darüber auf."

---- Computerkern

Die junge Trill nickte bestätigend, begab sich an eine der großen Konsolen und aktivierte diese. Bevor sie sich einen aktuellen Status anzeigen ließ warf sie dem Terraner ein breites Grinsen zu, das er aber wohl nicht zu bemerken schien. Wie es schien setzte diese Impfung Menschen wohl mehr zu als Trill - sie hatte nur ein leichtes Kribbeln im Arm verspürt, als der Wirkstoff sich in ihrer Blutbahn verteilt hatte.

Mit dem Eingeben einiger Tastenkombinationen griff sie nun auf die Speicherdatenbank des Replikatorsystems zu und öffnete die Programmierungsdatei der Kommunikatoren. Sie kodierte eine Kopie des kleinen Programms auf Jeffreys Namen, packte einen Verschlüsselungsalgorithmus hinzu und wandte sich dann an David, während der Replikator, welcher sich hinter der Station des Terraners befand, leise summend das gewünschte Gerät ausgab.

"Hier, Ihr Kommunikator ...", wandte sich Jean dann mit einer weisenden Handbewegung an David.

--- Venture, Brücke

"Carter, können Sie mich hören?", McCarthy rüttelte leicht an den Schultern des Sicherheitlers, der sich gerade aufgesetzt hatte, aber noch immer weit weg zu sein schien.

Nachdem auf der Brücke die Hölle ausgebrochen war, war Charles sofort aufgesprungen und zu dem jungen Mann geeilt. Die Wucht der Explosion hatte ihn mehrere Meter nach hinten geschleudert, aber den Umständen entsprechend schien es ihm wieder gut zu gehen.

Außer einer Risswunde am Kopf waren keine äußeren Verletzungen zu erkennen.

Ganz im Gegensatz zu der Pilotin.

Cheyenne hatte die volle Wucht der Explosion abbekommen und lag unter einem Hagel von Kunststoffteilen begraben neben der Pilotenkonsole.

'Ihr Fuß muss sich an dem Stuhl verhakt haben', mutmaßte Trustman, der den reglosen Körper der Terranerin mittlerweile erreicht hatte. Sie sah ziemlich mitgenommen aus, das Gesicht war großflächig verbrannt und von gerinnendem Blut und Ruß überzogen.

"Computer, erfasse mein Kommunikatorsignal und beame es auf die Krankenstation", wies der Afrikaner den Schiffsrechner an, bevor er Cailin kontaktierte.

Die Ärztin schien sehr aufgeregt zu sein und im Hintergrund war deutlich hektische Betriebsamkeit zu hören. Nachdem sie bestätigt hatte, dass Cheyenne auf der Krankenstation angekommen war, schloss Eric zufrieden den Kanal.

"Captain, es gab vor circa fünf Minuten eine weitere Explosion in Transporterraum 2: Poulsen wurde schwer verletzt auf die Krankenstation gebeamt. Ich hatte bisher aber keinen Bericht darüber erhalten - offenbar wurden die Statusmeldungen vom System zurückgehalten", meldete Alnak von hinten und schluckte schwer.

Alex war ein guter Mann. Und sein Freund.

"Die Daten deuten daraufhin, dass die Unfälle durch Subroutinen im Computersystem ausgelöst wurden, nachdem wir den Transporter und die Phaser eingesetzt haben"

McCarthy verstand, was Alnak damit sagen wollte. Sie hatten nach Möglichkeiten gesucht, sich zu wehren und waren sofort abgestraft worden. Die Fremden mussten erhebliche Kontrolle über den Computer haben. War es bis jetzt nur eine Vermutung gewesen, so hatten sie jetzt Gewissheit.

'Transporter...', bei dem Gedanken stutzte Charles.

"Alnak, war der Transport von Jeffrey auf die Atlantis noch erfolgreich?"

Der Romulaner tippte einen Moment auf der Konsole herum, bevor er bestätigend antwortete. Jeffrey hatte es also geschafft. Keine weiteren Verletzten.

Vorerst.

"Alnak, Wagenvoort - ich möchte, dass Sie unser Computersystem reinigen, bevor jede Konsole auf diesem Schiff explodiert ist.

Und holen Sie sich S'Tom zur Hilfe!"

"Äh, ja, Captain", gab der Niederländer zurück. Sie bekamen die Situation langsam wieder in den Griff, aber ihm war bewusst, dass das nur eine kleine Demonstration des Könnens ihres Gegners gewesen war.

"Wagenvoort an S'Tom, melden Sie sich bitte auf der Brücke"

Der Vulkanier bestätigte den Befehl sofort und beendete die Verbindung wieder. Ruben war immer wieder von dieser kalten Effizienz dieses Volkes irritiert. Wenn es nichts mehr zu sagen gab, sagten sie auch nichts mehr.

'Faszinierend!', fand er bei sich, bevor er sich mit Alnaks Hilfe an

die Arbeit machte.

McCarthy grummelte leise. Eine bajoranische Sekte, die die Schiffe erobern wollte war schlimm genug. Wenn aber noch persönliche Abneigung im Spiel war, machte das die Feinde noch unberechenbarer. Sie würden noch weiter gehen, um ihr Ziel zu erreichen.

Die Schiffe unbrauchbar zu machen war damit keine Option mehr, um die Fremden von der Zerstörung der Schiffe abzuhalten.

"Hier ist die Venture. In den letzten Minuten hat unser Feind mehrere Fehlfunktionen ausgelöst, um Versuche unsererseits die Kontrolle zurückzuerlangen zu vereiteln. Aber wir arbeiten weiter daran.

Durch weitere Scans haben wir vorher wahrscheinlich ihr getarntes Schiff gefunden, welches in Transporterreichweite zu uns treibt. Wie sieht es bei Ihnen aus?"

"Hier", sagte Chris als er seinen Namen hörte und wandte das Gesicht der Stimme zu, die ihn angesprochen hatte. Er runzelte die Stirn, das war doch sicher nicht die passende Antwort gewesen, oder doch? 'Nein, eher nicht und wer ist das?'

Chris betrachtete den Captain etwas irritiert, konnte dessen Gesicht einfach nicht unterbringen, wehrte allerdings, rein instinktiv, McCarthys Hand ab.  Er sah sich um, bekam gerade noch mit, wie der Transport eingeleitet wurde und Cheyennes Körper verschwand.

Diese kleine Bewegung hatte einen stechenden Schmerz im Nacken zur Folge, er zuckte zusammen und stöhnte. Ganz vorsichtig drehte Carter den Kopf wieder nach vorne. 'Etwas ist passiert.', dass der Captain noch immer neben ihm hockte, bekam Chris nicht wirklich mit, doch dann öffnete McCarthy einen Kanal.

Und Chris erinnerte sich wieder, seine Gedanken klarten auf und ihm wurde bewusst, dass er wirklich Glück gehabt hatte. Mehr Glück als er in Worte zu fassen vermochte. 'Und Cheyenne?', er hatte nur einen flüchtigen Blick auf den leblosen Körper erhaschen können, doch das hatte eigentlich vollkommen gereicht, um Carter von dem Schlimmsten ausgehen zu lassen.

Die Wunde brannte noch immer, aber der Blutstrom war kaum noch vorhanden, an den Rändern begann der Riss bereits abzutrocknen. Carter wischte sich unbewusst mit dem Ärmel etwas Blut vom Gesicht und versuchte sich dann vom Boden zu erheben. 'Nicht dass mich noch jemand auf die Krankenstation zu schicken versucht.'

Der Gedanke veranlasste ihn, sich mit ganzer Kraft auf die Füße zu stemmen, oder es jedenfalls zu versuchen, denn weit kam er nicht, ihm wurde schwarz vor Augen und er sackte wieder zu Boden, dabei stieß er leicht an den immer noch knienden, Captain.

"Tut mir leid", murmelte Carter, atmete tief durch, beim nächsten Versuch würde es ihm sicher gelingen endlich aufzustehen, doch bestimmt nicht ohne etwas Hilfe und vielleicht würde er dann ja auch heraus bekommen, was genau passiert war.

--- Atlantis, Computerkern

David drehte sich um und nahm den Kommunikator aus dem Replikator. Ein Sternenflotten-Kommunikator. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen als er ihn befestigte.

Kaum stand er wieder an der Konsole, kam auch schon eine Nachricht herein.

David wartete nach der Übertragung von Sternenlicht und Pormas einige Augenblicke ab und tippte dann auf sein neues Spielzeug. "Jeffrey an Sternenlicht. Können sie Jean Xen mit in den Verteiler aufnehmen, bitte. Wir werden ihre Hilfe benötigen. Sie ist über alles Wichtige informiert."

--- Krankenstation

Der Sivaoaner rief erneut die geschützte Verbindung zu seinem Shuttle auf, und nahm dort den Kommunikator von Xen mit in den Verteiler auf. "Sternelicht hier, Xen ist jetzt ebenfalls über eine sichere Verbindung erreichbar. Sternenlicht Ende."

--- Computerkern

Jean war der Rede des Sicherheitschefs nur mit einem halben Ohr gefolgt. Sie war dem Mann einige Mal auf dem Gang über den Weg gelaufen, hatte aber noch nie die Gelegenheit gehabt ihn persönlich kennen zu lernen. Die Machogeschichten, die ihm allerdings vorausgeeilt waren, hatten der jungen Frau gereicht um fest zu stellen, dass sie auch keinen gesteigerten Wert darauf legen würde ihn besser kennen zu lernen...

Mit wachsendem Interesse hatte sie stattdessen innerhalb der letzten Minuten begonnen sich in die Programmroutinen des Computerkerns einzuarbeiten und diese zu analysieren. Auf den ersten Blick sah der Kern der Atlantis so aus wie jeder Sternenflottencomputerkern. Innerlich schmunzelnd hatte sie schon ein paar Tage zuvor festgestellt, dass das große Schiff schon einige Jahre auf dem Buckel hatte und genauso wie alle anderen Komponenten an Bord, war auch der zentrale Rechenkern nicht mehr wirklich auf dem neuesten Stand der Technik - eine Tatsache, die ein Angreifer durchaus für seine Machenschaften nutzen konnte.

Die erste Frage die nun zu beantworten war, war die, wo die Manipulationen des Kerns seinen Anfang genommen hatten. Da die Atlantis über ein autarkes Computersystem verfügte, mussten die ersten Veränderungen von einer Konsole innerhalb des Schiffes kommen. Die Möglichkeit, dass der oder die Täter einen Schadcode an ein Komsignal angehängt hatte war zwar vorhanden – Jean stufte dies aber als äußerst unwahrscheinlich ein, da es jedem ODN System aufgefallen wäre, wenn ein solches Signal auf einmal überdimensioniert groß gewesen wäre. Und große Datenmengen hatte die Atlantis innerhalb der letzten Monate auch nicht ausgetauscht.

Flink rief die Technikerin eine Liste aller Eingabekonsolen auf, die dazu im Stande waren, aktiv in das System des Schiffes einzugreifen oder bei denen es möglich war, einen isolinearen Chip anzustecken. Ein erstauntes Pfeifen entfuhr der jungen Frau, als sie Anzahl sah, die ihr der Computer ausgab. Über 450 Möglichkeiten und dabei hatte sie Replikatoren und Türmelder schon von vornherein ausgeschlossen.

"Jeffrey, seien Sie bitte so nett und überprüfen Sie die Liste, die ich Ihnen gerade auf Ihren Terminal transferiert habe, ob es dort irgendwelche Eingaben innerhalb der letzten zwei Wochen gegeben hat, die nicht dem Sinn der Konsole entsprochen haben. Oder vielleicht auch außerplanmäßig statt gefunden haben.", einige Augenblicke später poppte auf dem Bildschirm des Terraners das entsprechende Fenster auf.

--- Krankenstation

Llewellas innere Anspannung wuchs, als sie dem Sivaoaner bei seiner Arbeit am Terminal zusah.

Sie stand auf und begann, in der Krankenstation auf und ab zu gehen. Sie sah sich suchend um, ob es etwas für sie zu tun gab - aber da war nichts.

Sternenlicht warf ihr einen fragenden Blick zu, den sie jedoch nur mit einem Schulterzucken beantwortete. Mit einem halben Ohr hörte sie der aufkommenden Diskussion über die gesicherte Komm-Verbindung zu und hoffte, es würde ein Thema angeschnitten, zu dem sie auch etwas beitragen könnte.

Wie sie es schon fast erwartet hatte, war dies nicht der Fall. Jetzt waren keine Ärzte mehr gefragt, nun mussten die Techniker und Sicherheitler ans Werk.

Die Schottin replizierte sich eine weitere Tasse Kaffee. Sie musste lächeln, als sie an den Chefingenieur der Venture denken musste, denn sie verhielt sich gerade genau so wie dieser Kaffee-süchtige Romulaner. Aber an irgendwas mussten sich ihre Hände einfach festhalten.

Kurz setzte sie sich auf ihren Stuhl, aber dort hielt es sie nicht lang. Eine gewisse Unruhe hatte von ihr Besitz ergriffen. Sie überlegte, ob sie auch an der allgemeinen Impfaktion der Besatzung teilnehmen sollte. Dann hätte sie immerhin etwas zu tun.

Aber nicht auszudenken, wenn ein weiterer Anschlag geschah und die Ärztin hielt sich sozusagen am anderen Ende des Schiffes auf!

Llewellas Augen glitten bei ihrem Rundgang durch den Raum immer wieder zu Sternenlicht, der aber ausgesprochen ruhig an seinem Terminal stand und seiner Arbeit nachging.

"Ifrinn!", fluchte die Schottin plötzlich, als sie über ihre eigenen Füße stolperte und sich der Inhalt der Kaffeetasse über ihre Brust ergoss. Angewidert blickte sie auf ihr Oberteil, das jetzt an ihr klebte wie eine zweite Haut. Und natürlich hatte sie es geschafft, den Kaffee über den Kommunikator zu kippen.

Llewella stellte die nun leere Tasse ab und entfernte den Kommunikator von ihrem Oberteil, um ihn abzutrocknen. Die Dinger waren zwar recht stabil, aber man musste komplizierte Technik ja nicht unbedingt Feuchtigkeit aussetzen, wenn man es vermeiden konnte.

Die Ärztin wandte sich an Sternenlicht, "Ich gehe mich mal eben umziehen... Ich bin in ein paar Minuten wieder da, mein Quartier liegt ja in der Nähe."

Mit diesen Worten legte sie den immer noch aktivierten Kommunikator auf einen Tisch.

Nachdem der Sivaoaner ihr signalisierte, dass er sie verstanden hatte, verließ Llewella die Krankenstation.

--- Deck 5, Gänge

Mit langen Schritten eilte die schottische Ärztin durch die Gänge, denn sie wollte möglichst schnell wieder auf ihrer Station sein. Sie bog um zwei Ecken - und blieb wie erstarrt stehen.

Da machten sich doch gerade zwei Gestalten am Öffnungsmechanismus ihres Quartiers zu schaffen!

Was sollte denn so etwas?

Die beiden Männer blickten auf und starrten die Schottin ungefähr so entsetzt an, wie diese sie anstarrte. Auf einmal erblickte Llewella das kleine Gerät, das vor dem einen Mann auf dem Boden stand. Sie erkannte es sofort: Solch ein Gerät hatte der Mann, den Sternenlicht ins Jenseits befördert hatte, bei sich gehabt.

Und es enthielt der Beschreibung des Katzenwesens nach Bacillus anthracis.

Wollten die ihr Quartier verseuchen????

Ohne darüber nachzudenken, dass Umdrehen und Fortlaufen die intelligentere Lösung des Problems gewesen wäre, sprintete die Schottin auf einmal los. Gerade als einer der beiden Männer sich zu dem Gerät beugen wollte, um es aufzuheben, hatte Llewella die beiden erreicht und trat das Gerät mit einem gezielten Fußtritt beiseite, dass es ein ordentliches Stück den Gang hinunter segelte.

Immerhin hatten Ian, Brian und sie als Kinder oft genug Fußball gespielt, um diese Art Fußtritt auch nach zwanzig Jahren noch zu beherrschen...

In der nächsten Sekunde wurde der Schottin jedoch klar, dass sie einen Fehler begangen hatte. Sie prallte hart auf den Mann, der sich gerade hatte nach dem Gerät bücken wollen. Gleichzeitig stürzte sich der zweite knurrend auf sie und Llewella musste ein paar schmerzhafte Schläge einstecken.

Sie versuchte, sich zu wehren, aber obwohl sie eine große Frau war, hatte sie der Kraft der beiden Eindringlinge nicht viel entgegenzusetzen. Sie ging zu Boden und schlug hart mit dem Kopf auf.

Benommen blieb Llewella liegen. Während sie versuchte, wieder Kontrolle über ihren Körper zu erlangen, hörte sie wie durch einen Nebel die Stimme der beiden Männer.

"Das ist die Ärztin!", schien der eine zu sagen, aber danach senkten beide ihre Stimmen.

Llewella blickte hoch, aber momentan schienen die beiden sich nicht auf sie zu konzentrieren. Eine gute Möglichkeit, sich leise aus dem Staub zu machen, beschloss sie und richtete sich langsam und leise in gebückte Haltung auf, wobei sie ein Ächzen unterdrücken musste.

Plötzlich hörte sie Schritte. Auch die Eindringlinge vernahmen sie, denn sie unterbrachen ihre halblaute Diskussion. Der Mann, gegen den Llewella geprallt war, aktivierte seinen Kommunikator. "Transport einleiten, schnell!"

'Ifrinn!', fluchte Llewella innerlich, als sie bemerkte, dass einer der Männer sie am Kragen packte, bevor sie davon robben konnte. Mit immer noch schmerzendem Kopf spürte sie die beginnende Entmaterialisierung...

--- Venture, Brücke

Ohne zu zögern zog der Captain Carter hoch und hievte ihn in den Kommandosessel. Der junge Mann sollte erstmal wieder zu sich kommen können. Ihm schien in der Tat nichts Ernstes passiert zu sein, er war nur etwas benommen.

Gleichzeitig wartete er darauf, dass jemand von der Atlantis antwortete.

Interessiert hörte der Afrikaner zu, während O'Connor anfing erregt zu berichten: Auf der Atlantis war es zu einem weiteren Anschlag gekommen, bei dem zwei Besatzungsmitglieder gefallen waren.

Als Eric die Namen der Opfer hörte, suchte er einen Moment nach einem sichtbaren Zeichen von Emotionen im Gesicht des Captains. Der Sicherheitler wusste, wie wenig Charles diese Ysara Jefferson gemocht hatte.

Sie hatte für alles gestanden, was er verabscheute: Sie war arrogant, selbstgerecht, renitent und voll Spott gewesen.

Und dennoch war keine Genugtuung in McCarthys Gesicht geschrieben.

Wenn er ihren Tod so empfand, zeigte er es zumindest nicht.

Nebenbei bemühte sich Trustman, einen Statusbericht aller Stationen zu bekommen, aber anscheinend hatte wirklich jemand die Verbindung der Brücke zum restlichen Schiff gestört.

Er versuchte die blockierten Protokolle zu umgehen und hörte gerade noch, wie O'Connor die beiden Übersetzungsmöglichkeiten der ursprünglich in Blut geschriebenen Nachricht vorlas.

'In beiden Versionen spielt Andoria bzw. Andorianer eine Rolle', notierte Eric gedanklich, stellte gleichzeitig fest, dass sich kein Angehöriger dieses Volkes an Bord der Venture befand.

"Danke für diesen Überblick, ich denke wir sind jetzt alle auf dem neuesten Stand. Wir sollten zunächst versuchen, unsere Schiffssysteme wieder unter unsere Kontrolle zu bringen, bevor wir zu einem koordinierten Gegenschlag ansetzen"

Charles Worte klangen für den Afrikaner sinnig. Schließlich bestätigte der Captain der Atlantis den Plan und schlug vor, von jetzt an jede halbe Stunde die neuen Informationen auszutauschen.

"Hat noch Jemand Anmerkungen, Vorschläge oder Fragen?" McCarthy wollte die Verbindung nicht länger als notwendig aufrecht erhalten, um eine Entdeckung zu vermeiden.

Chris ließ sich widerstandslos von dem Captain helfen, auch wenn es ihm nicht unbedingt gefiel. Er blieb noch einen Moment sitzen, die Schmerzen in seinem Kopf ließen langsam nach, jedenfalls so weit, dass er sich wieder zurecht finden konnte und auch wieder einsetzbar war.

Die Brücke sah schlimm aus, das bemerkte Chris erst jetzt so richtig. Er erhob sich, ging einen Schritt auf McCarthy zu und fragte: "Wo kann ich am Besten helfen, Mr. McCarthy?"

Bevor jemand von der Atlantis antwortete, wandte der Captain der Venture sich etwas leiser an den jungen Sicherheitler:

"Carter, Sie sind doch ausgebildet, ein Schiff dieser Größe fliegen zu können?"

Carter schluckte. Was sollte er denn jetzt antworten? Dass er, von dem Shuttle mal abgesehen, vor Jahren das letzte Mal ein Schiff gesteuert hatte? 'Sicher nicht!', würde auch nicht zu ihm passen, dazu war Chris viel zu selbstbewusst, außerdem konnte man das sicher nicht alles vergessen.

"Ja, das ist richtig", lautete seine selbstbewusste Antwort.

--- Atlantis, unbekannter Raum

Als Llewellas Körper wieder stofflich wurde, stieß ihr Entführer sie unsanft von sich. Die Schottin landete auf dem kalten Boden. Sie blieb erst einmal liegen und versuchte sich zu orientieren.

"Was habt ihr zwei Dummköpfe denn jetzt wieder angestellt!", hörte sie eine eiskalte, unverkennbar wütende Stimme. Eine eindeutig weibliche Stimme.

'Zum Glück habe ich den Kommunikator in der Krankenstation gelassen!', fuhr es Llewella durch den Kopf. 'Sonst hätten die jetzt die einmalige Gelegenheit, unsere Pläne zu durchkreuzen.'

Kurz blickte die Schottin sich um. Anscheinend war sie in einem Quartier. Das eindeutig schon bessere Tage gesehen hatte. Und das, der Einteilung zufolge, die auf dem ganzen Schiff mehr oder minder gleich war, der Atlantis zuzurechnen war. 'Hauptquartier der Infiltration...', dachte Llewella. 'Wozu sind die noch in der Lage?'

Ohne auf ihren dröhnenden Kopf zu achten, versuchte Llewella nun, dem Gespräch - nein, dem Streit - der drei zu folgen. Den Stimmen zufolge war die Frau der Anführer. Der Schottin lief es bei dieser Stimme kalt den Rücken hinunter. Sie war eiskalt, stählern und berechnend.

"Aus dem Weg räumen solltet ihr sie, nicht mitbringen!", fauchte die Unbekannte gerade. Ihre beiden Untergebenen schienen großen Respekt vor ihr zu haben, denn der eine setzte mit beinahe schon unterwürfiger Stimme an: "Aber..."

Die Stimme knurrte nur "Halt die Klappe!" - was der Mann dann auch eindeutig tat.

Schritte kamen auf die immer noch am Boden liegende Ärztin zu. Dann bohrte sich eine Stiefelspitze in ihre Rippen. "Stehen Sie auf!", befahl die Stimme.

Langsam rappelte sich Llewella hoch, wobei sie sich bemühte, einen möglichst angeschlagenen Eindruck zu machen. Und so schwer fiel ihr das auch gar nicht....

Dann stand sie vor der Frau, deren blaue Haut und Fühler sie eindeutig als Andorianerin auswiesen. Sie war gut einen Kopf kleiner als Llewella und ihre Gesichtszüge hätten schön sein können, wenn nicht diese eiskalten Augen darin dominiert hätten.

Die Andorianerin begann, Llewella abzutasten und diese war froh, dass sie den Kommunikator nicht dabei hatte. Nach der Untersuchung blickte die Andorianerin sie prüfend an. "Haben Sie keinen Kommunikator?", raunzte sie die Rothaarige an, offensichtlich immer noch schlechtester Laune.

"Nay...", antwortete die Schottin kühl, "Ich habe ihn abgemacht, als ich mir den Kaffee drübergekippt hatte."

Die Andorianerin nickte, dann trat ein berechnender Blick in ihre Augen. Sie kam einen Schritt näher auf Llewella zu. "Wenn Sie die Ärztin der Atlantis sind... dann können Sie mir ja weiterhelfen.", ihre Stimmt bekam einen gefährlichen Unterton. "Mir wurde berichtet, dass unser Freund Theocrates unser ... Geschenk überlebt hat... Ist das richtig?"

'Vorsicht, Llewella!', ermahnte sich die Schottin. 'Trag jetzt nicht zu dick auf, aber versuche, ihr klar zu machen, dass von Pormas derzeit keine Gefahr ausgeht...'

Offensichtlich interpretierte die Andorianerin ihr Zögern als eine Weigerung, ihr zu antworten. Sie stieß die Rothaarige an die Wand und baute sich dann vor ihr auf, ihre Hände rechts und links von Llewella an die Wand gestützt.

"Hör mal zu, Schätzchen!", begann die Andorianerin mit drohender Stimme. "Ich habe durchaus andere Methoden, an die Informationen zu kommen - also gibst du sie mir besser sofort!"

Llewella schluckte. Dass diese Frau ihr unheimlich war, brauchte sie nicht einmal zu spielen. Sie gab ihr also dieselbe Antwort, die sie vorher auch ihrem Handlanger gegeben hatte: "Ja, überlebt hat er Ihr .... Geschenk. So gerade eben. Ob er wieder aufwacht, steht auf einem anderen Blatt..."

Sie gab ihr einen Bericht über den Zustand des Griechen, wie er hätte ausfallen können, wenn er nicht so ein zäher Kerl gewesen wäre. Dabei verwendete sie möglichst viele medizinische Fachbegriffe, um die Frau ein wenig zu irritieren.

Forschend blickte die Andorianerin ihr in die Augen. Offensichtlich war Llewella überzeugend gewesen, denn ein gemeines, aber zufriedenes Lächeln spielte um ihre Lippen...

Die Andorianerin wandte sich ab und einem Mann zu, der der Schottin bislang entgangen war. "Wie sieht es aus, Bricas?", fragte sie ihn.

Der Mann - ein Bajoraner wie die beiden anderen auch - grinste nur leicht hinter der Konsole, hinter der er saß. "Wir sind so gut wie fertig. Die werden bald eine kleine Überraschung erleben."

Während Llewella noch überlegte, ob sie versuchen sollte, die Tür zu erreichen, drehte sich Shelda, denn um die musste es sich handeln, wieder zu ihr um. Sie schien ihre Gedanken sofort zu durchschauen.

"Oh nein, wir bleiben schön hier!", bremste sie die Schottin mit einem süffisanten Lächeln. Kurz blickte sie sich im Raum um, der aussah, als hätte ihn die Putzkolonne nach dem Auszug des letzten Mieters - eines chaotischen Mieters - einfach vergessen. Auch das kam öfters vor auf der Atlantis, wusste Llewella.

Shelda lachte, als sie entdeckte, was sie gesucht hatte. Sie schnappte sich ein Band aus festem Kunstmaterial, das auf einem Sofa lag und packte die Schottin am Arm.

Dass Andorianer sehr stark sein sollten, hatte die Rothaarige schon gehört. Nun erfuhr sie es am eigenen Leib, denn diese kleinere Frau zog sie mit Leichtigkeit durch den Raum. Sie fesselte der Ärztin die Arme auf den Rücken, zwang sie, sich mit dem Rücken an ein Tischbein zu lehnen und befestigte die Fessel daran.

Zufrieden blickte sie dann auf ihre Gefangene hinab. "Wenn die beiden Idioten Sie schon mitbringen - wer weiß, wozu Sie uns noch nützen können. Aber jetzt habe ich wichtigere Dinge zu tun, als auf Sie aufzupassen!"

Mit diesen Worten wandte sie sich wieder Bricas, dem Mann hinter dem Computer zu.

--- Atlantis, Computerkern

Die junge Trill verzog etwas gequält das Gesicht während sie in ihrer Arbeit inne hielt und von der Konsole aufblickte. Auf der einen Seite freute sie sich über die Aufgeschlossenheit des Terraners, auf der anderen Seite musste sie zugeben, dass sie über alles andere gerne gesprochen hätte als über ihre Vergangenheit. Zu viele Fragen entstanden aus so einem Gespräch und Jean hatte bei weitem keine Lust sich für irgendetwas zu rechtfertigen.

In der Hoffnung, dass Jeffrey ihre Unsicherheit nicht sofort bemerkt hatte, suchte sie nun nach einer unverfänglichen Antwort.

"Mir ist das Latinum ausgegangen...", gab sie unbekümmert Preis und versuchte ein möglichst entspanntes Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern. Eigentlich war ihre Aussage von der Wahrheit gar nicht so weit entfernt.

"Und Sie?"

David blickte nicht von seiner Konsole auf. Er schien ein markantes Thema angesprochen zu haben wie an der leichten Unsicherheit in Jeans Stimme zu hören war. Auf der Atlantis gab es mit Sicherheit eine ganze Menge Leute die nicht gern über ihre Vergangenheit sprachen...

"Nun ja. Meine Geschichte ist schon fast amüsant", begann er seine Erzählung. "Ich war früher bei der Sternenflotte. Aus... nun ja... privaten Gründen wollten die mich allerdings nicht mehr und somit bin ich durch die Welt gezogen. Irgendwann bin ich auf Deep Space Nine gelandet..."

David seufzte. Das war der absolute Tiefpunkt seines Lebens. Er war damals... vor einigen Monaten... kurz davor, exzessiver Alkoholiker zu werden und völlig abzurutschen...

"Das war Sternzeit 50929,1. Kurz bevor die Station vom Dominion belagert wurde." Der junge Mann pausierte kurz. Auf einem Sternenflottenschiff hätte er diese Geschichte niemals erzählen dürfen... nur... er war hier nicht auf einem Sternenflottenschiff.

"Ein paar eurer Leute waren zu der Zeit durch ein kleines Zeitreiseproblem dort gefangen und brauchten ein Shuttle. Wie der Zufall es so wollte verspielte ich meines auch glatt gegen Sternenlicht. Durch mehr oder minder interessante Umstände war ich zum Zeitpunkt der Rückreise an Bord des Schiffes.", er schaute zu Jean herüber, die ihn verblüfft musterte.

"Jaja ... ich bin ein Zeitreisender", grinste er. "Nun nutze ich meine Chance für einen richtigen Neuanfang."

David hatte schon einige Dateien abgearbeitet, als ihm etwas auffiel. "Ähm ich glaube ich habe hier etwas...", murmelte er. Das Logfile war vorhanden aber komplett leer. Zudem reagierte seine Konsole auf keine Eingaben mehr.

Plötzlich fiel die Beleuchtung komplett aus. Einige Sekunden war es komplett duster. Dann schaltete sich die blaue Notbeleuchtung ein. Auf Davids Konsole wurden einige Programmroutinen ausgeführt. "Jean. Das ... äh... Die komplette Energie aller Systeme wurde in die Waffen geleitet. Lebenserhaltung und Trägheitsdämpfer arbeiten nur mit halber Kapazität. Die Schilde fahren hoch und ... die Waffen werden geladen!"

Durch die geminderte Leistungsfähigkeit der Trägheitsdämpfer durchfuhr David ein heftiger Ruck als die Atlantis plötzlich mit ihren Manövriertriebwerken beschleunigte und eine weite Wende flog.

David stand mit offenem Mund vor seiner Konsole die ihm genau anzeigte

was gerade geschah. Er tippte fast hektisch auf seinen Kommunikator:

"Jeffrey an Venture! Schilde hoch! SOFORT!"

Kaum war die Meldung raus flog die Atlantis auch schon auf die Venture

zu und feuerte zwei Photonentorpedos ab. Sollten die Geschosse die

Venture erreichen bevor die Schilde hochgefahren waren, würden sie enorme

Schäden verursachen...

--- Atlantis, unbekannter Raum

Schnell stellte Llewella fest, dass die Andorianerin wohl eine Meisterin im Fesseln sein musste, denn sie konnte ihre Handgelenke nicht einmal gegeneinander bewegen. Außerdem bemerkte sie, wie schnell ihre Finger kalt und taub wurden...

Ein paar Minuten vergingen, in denen die Schottin überlegte, in was für eine unangenehme Situation sie sich wieder gebracht hatte. Und nur deswegen, weil sie lieber echte, auf Terra auf althergebrachte Weise gefertigte Bekleidung trug als replizierte. Wenn sie gekonnt hätte, hätte sie sich ob ihrer Dummheit geohrfeigt.

Llewellas Hoffnung lag nun auf denn paar Leuten, die momentan mit der Lösung des Problems 'Sonnenreiter' betraut waren. Allen voran Sternenlicht, der hoffentlich möglichst schnell bemerken würde, dass sie ein wenig zu lange fort war...

Die Schottin bemerkte, dass die Andorianerin immer wieder zu ihr hinüberblickte und sie forschend ansah. Hatte sie ihr ihre Story doch nicht abgenommen? Llewella bemühte sich, ihre aufkeimende Sorge zu unterdrücken.

Jetzt kam diese Frau auch noch auf sie zu. Llewella schluckte, als Shelda sich vor ihr aufbaute. Nach kurzem Schweigen meinte diese dann scharf: "Sind Sie auch sicher, dass Sie mir die Wahrheit erzählt haben? Und nicht etwa nur versuchen, Theocrates zu schützen, weil Sie sein Bett teilen?" Mit zusammengekniffenen Augen starrte die Andorianerin sie an.

"Was?", in diesem Fall war Llewellas Überraschung so echt, wie sie nur sein konnte. "Und mich in seine Sammlung von Trophäen einreihen? Nicht mit mir!"

Der Ärztin fiel es wie Schuppen von den Augen. Die Tätowierung ... sie musste sich auch auf Sheldas Rücken befinden. Deswegen hatte Pormas so schnell die Zusammenhänge zu ihr herstellen können.

"Haben Sie etwa... ", brach es aus der Rothaarigen heraus, obwohl sie doch eigentlich wissen musste, dass es keine gute Idee war, einen Gegner zu reizen, der die Oberhand hatte, "Hatten Sie etwa angenommen, Sie wären etwas Besonderes für ihn?"

Fasziniert beobachtete Llewella, wie das Gesicht der Andorianerin tief dunkelblau anlief. Für Sekundenbruchteile schoss ihr die Erinnerung an einen jahrhundertealten terranischen Comic durch den Kopf, den sie als Kind einmal gelesen hatte. Darin hatten zwei verrückte Druiden versucht, mittels selbstgebrauten Zaubertränken ihre Haut in den seltsamsten Farben schillern zu lassen.

Der heitere Gedanke verflog so schnell, wie er gekommen war, als sich die Finger der Andorianerin schmerzhaft in Llewellas Schulter gruben. Die Augen der Frau sprühten Funken. Als die Schottin das wutverzerrte Gesicht Sheldas sah, hätte sie keinen Pfifferling mehr für ihr Leben gegeben, wenn nicht...

"Ja!", triumphierend reckte der Mann hinter der Konsole seine Faust in die Höhe. "Es hat geklappt! Soeben hat die Atlantis zwei Torpedos auf die Venture abgefeuert!"

Während Llewella entsetzt die Augen schloss, ging Shelda wieder zurück zu Bricas, nicht ohne noch einen verächtlichen Blick auf ihre Gefangene zu werfen. "Jetzt werden wir McCarthy mal zeigen, was passiert, wenn er glaubt, dass er sich uns widersetzen kann!"

--- Venture, Brücke

Bei den Worten des neuen Sicherheitlers nickte Trustman leicht. Laut seiner Akte war Carter tatsächlich ausgebildet, ein Schiff dieser Größe zu fliegen.

Im selben Moment fing die Konsole vor Trustman an alarmierend zu piepen. Augenblicklich rief der Afrikaner die ernste Meldung auf und las.

Überrascht weiteten sich seine Augen.

Sofort begann er konzentriert Kommandos einzugeben, aber der Schiffsrechner reagierte nicht. Im Gegenteil, eine Subroutine deaktivierte schonungslos die beim roten Alarm automatisch aktivierten Schilde.

Ohne zu überlegen öffnete der stellvertretende Sicherheitschef einen allgemeinen Kanal und hoffte, dass wenigstens das Kom-System noch seinen Befehlen gehorchte:

"Brücke an Alle: Auf Einschlag vorbereiten. Das ist keine Übung"

Irritiert schaute Wagenvoort von seiner Konsole auf, als aus den Lautsprechern auch schon Jeffreys Stimme erklang.

Charles wandte sich von Carter ab.

"Mr. Trustman? Was-"

Noch bevor er seine Frage an den Afrikaner beenden konnte, spürte er zuerst eine, und unmittelbar darauf eine zweite Erschütterung.

"Carter, Sie übernehmen das Steuer. Ausweichmanöver! Trustman, Bericht!", Charles verteilte ohne Nachdenken zu müssen die Befehle. Viel zu stark hatten sich die Notfallabläufe in sein Gedächtnis eingeprägt.

Erst dann notierte er gedanklich, dass, was immer sie auch hervorgerufen hatte, die Erschütterung zu schwach für einen Volltreffer gewesen war.

Eric überflog die unvollständigen Sensorwerte, noch immer war die Anbindung der Brücke an die restlichen Schiffssysteme gestört.

"Die Atlantis hat soeben die Waffen geladen und nach einem Vorbeiflugmanöver aus kürzester Distanz zwei Photonentorpedos abgefeuert, die aber in einem Abstand von 25 Kilometern explodiert sind. Bis jetzt liegen keine Schadensberichte vor. Die Schilde wurden aber zeitgleich mit der Attacke gesenkt"

Die Botschaft war unmissverständlich. Ein sprichwörtlicher Schuss vor den Bug, um das Ausmaß der fremden Computermanipulationen zu verdeutlichen.

Anscheinend waren explodierende Konsolen nur der Anfang gewesen...

McCarthy bezweifelte nicht, dass die Venture nur deshalb nicht als manövrierunfähiges Wrack brennend im All trieb, weil die Fremden ein Interesse an der Brauchbarkeit des Schiffs hatten.

Solange sich die Atlantis in Transporterreichweite aufhielt, benötigte ein Photonentorpedo angesichts seiner Geschwindigkeit nur 0,33 Sekunden, um die Distanz zurückzulegen.

"Wagenvoort, Alnak, wie lange muss ich noch mit ansehen, wie unser Schiff wie eine Marionette benutzt wird?!"

Seine Stimme klang ungewollt scharf, auch wenn er wusste, dass die beiden Offiziere ihr Bestes gaben.

Der Romulaner schaute nicht auf, sondern tippte ununterbrochen weiter, bis er resigniert verkündete: "Die Problembehebung würde mindestens acht Stunden dauern, aber nach einem kompletten Systemneustart könnten wir in circa vier Minuten wieder handlungsfähig sein."

Vier Minuten, in denen sie vollkommen schutzlos sein würden.

Den Kanal zur Atlantis hatte McCarthy fast vergessen. Instinktiv hatte er die Verbindung unterbrochen, als die Beinahe-Einschläge erfolgt waren. 

Jetzt aktivierte er diesen wieder.

"Atlantis, ich gehe davon aus, dass nicht Sie den Angriff auf mein Schiff befehligt haben?"

--- Atlantis, Holodeck 1

Verdutzte, bis schockierte Gesichter machten die Runde. Pormas‘ jahrelang geschulte Instinkte signalisierten ihm sofort, wenn er mit einer Situation überfordert war. Dies war so eine Situation. Bevor er noch in das Gespräch über Computerkerne und sonstigen blödsinnigen Kram einbezogen werden konnte, deaktivierte er seinen Kommunikator und verließ mit den Worten "Ich geh' Ratten jagen." das Holodeck.

--- Gänge, Deck 6

Der Südländer ging die Situation in seinen Gedanken durch. Die Terroristen feuerten Warnschüsse auf die Venture. Das bedeutete, dass sie bestimmt nicht selbst auf dieser waren. Das Primärziel war sicher die Atlantis, welche nicht aus Starfleet-Grundsatz-Fanatikern bestand und sich daher nicht sofort in die Luft jagen würde, wenn die Gefahr bestehen würde geentert zu werden.

Auch mussten sie mit einem relativ kleinen Schiff unterwegs sein. Shuttlemäßig oder so. Ein größeres Schiff wäre schnell, auch im Nebel, zu entdecken gewesen. Wenn die Sensoren erstmal manipuliert worden waren, würde man natürlich auch eine Galaxy-Klasse übersehen.

Wenn man schon so wahnsinnig war mit einem Shuttle in den Nebel zu fliegen, konnte man dort nicht lange bleiben. Dafür hatte man einfach zu wenig Energie. Das würde bedeuten, dass die 'Reiter des Sonnenzorns' längst auf ein Schiff gewechselt haben mussten, wenn sie nicht dem sicheren Strahlungstod begegnen wollten.

Pormas seufzte. Sie mussten hier sein.

--- Krankenstation

Als Pormas die Krankenstation betrat, hatte er bereits einen Plan. Einen Riskanten, aber er müsste funktionieren. Beiläufig polierte er die Klinge seines Katanas, welches er auf dem Weg aus seinem nun endgültig versauten Quartier geholt hatte.

"Hi Sternenlicht, ich... wo ist Llewella?", irritiert blickte sich der Sicherheitschef um. Er war kurz an ihrem Quartier vorbeigelaufen, aber da war sie nicht mehr. Im Hintergrund hatte Pormas aufgehorcht, als Llewella davon sprach, sich umziehen zu gehen. Sie war wirklich störrisch, er hatte es ihr doch eigentlich untersagt, die Station zu verlassen.

Eisige Kälte machte sich in seinem Innern breit, als ihm in den Sinn kam, was passiert war...

Sternenlicht blickte von der hektisch blinkenden Konsole vor ihm auf. So langsam ging es zu weit, mit hektisch schlagendem Schweif stand er auf.

"Sie ist kurz in ihr Quartier gegangen, sich umziehen. Sie hatte eine Tasse Kaffee verschüttet." Bei den nächsten Worten flogen seinen Ohren flach an den Schädel: "Eigentlich hätte sie längst wieder hier sein müssen."

--- Computerkern

"Verdammter Mist ...!", fluchte die Trill wutentbrannt, während der Rahmen der Konsole einen Schlag ihrer Faust ab bekam - davon jedoch äußerst unbeeindruckt blieb. Warum war sie nicht selbst darauf gekommen, dass es durchaus die Möglichkeit gab in eine Falle zu tappen. Auf der anderen Seite hatten die Dateien keinerlei korrupten Eindruck gemacht, was die Technikerin ein klein wenig beruhigte, da sie so nicht unmittelbar an der Misere Schuld hatte.

Doch diese Befriedigung hielt nicht lange genug an um sich daran zu klammern...

Erschrocken musste Jean mit ansehen, wie ihr die Kontrolle über den Kern förmlich aus der Hand gerissen worden war. Die wild blinkenden Fenster auf ihrer Konsole sahen fast so aus, als wolle das System sie verhöhnen und sie frech darüber informieren, was für ein unbedeutendes, kleines Licht sie in diesem Spektakel doch war.

Ebenso hilflos wie David beobachtete sie, wie die Atlantis ihre Torpedos abfeuerte und Jean hielt unwillkürlich den Atem an, als sie deren Flugbahn zur Venture verfolgte.

Den leichten Ruck, der von der Detonation im All ausgelöst wurde, konnte man auf der Atlantis kaum spüren.

Noch bevor O'Connor antworten konnte schaltete sich die junge Trill dazwischen und antwortete McCarthy.

"Natürlich nicht! Oder glauben Sie, wir hätten nicht zielen können?", ihre Stimme hatte einen fast schon schrillen Tonfall angenommen, doch sie war im Moment zu aufgebracht, um sich darüber Gedanken zu machen. Irgendjemand hatte es offensichtlich geschafft, sie alle hier aus dem Computer praktisch auszuschließen und je mehr sie darüber nach dachte, desto mehr begann sie die Sache persönlich zu nehmen.

--- Holodeck 1

Etwas verwirrt blickte April dem Terraner hinterher und schüttelte den Kopf. Eigentlich war sie ja davon ausgegangen, dass nur sie - und Klingonen - einen sturen Kopf besaßen, aber Pormas hatte sie gerade eines besseren

belehrt.

Und noch mehr war sie verwirrt, als sie mit einem Mal die Stimme der Trill aus den Kommunikatoren hörte. Bei ihrer letzten Begegnung hatte die zierliche Frau nicht so ausgesehen, als würde sie zu solchen temperamentvollen Ausbrüchen neigen - eher das Gegenteil war der Fall gewesen. April war zu der Ansicht gekommen, dass Xen sich in einer brenzligen Situation lieber wie eine graue Maus in einer Ecke verkriechen würde. Die Tatsache, dass sie sich nun so energisch verausgabte überraschte die Kriegerin zusehends und ein winziger Anflug eines Lächelns legte sich auf ihr Gesicht.

--- Krankenstation

Pormas spürte wie sich unbändiger Hass aufbaute. Mit den einfachen Worten, "Sie ist nicht da...", schien Sternlichts Schweif in akuten Wahnsinn zu fallen. Die Blicke der beiden trafen sich und ein Band aus alles zerstörender Wut schien sich zwischen ihnen zu bilden.

Der Sicherheitschef versuchte seine inneren Dämonen und Selbstvorwürfe zu unterdrücken, aber es gelang ihm nicht. Vor Wut auf sich selber, dass er seinen Schwur, Llewella zu beschützen innerhalb kürzester Zeit gebrochen und somit versagt hatte, verfiel er sprichwörtlich in Raserei.

Einen unmotiviert in den Raum gestellten Beistelltisch zerteilte der Südländer mit einem wilden Hieb seiner verstärkten Katanaklinge.

Sternenlicht hatte intuitiv einen Satz zur Seite gemacht, als der Grieche mit einer hektisch wirkenden Bewegung auszuholen begonnen hatte. Die Luft im Raum stank nach Wut. Blinder Wut. Die aber kein guter Ratgeber war.

'Handle, aber handle mit Bedacht', hallte die Stimme von Silbermond zu-Vensre wieder durch seinen Verstand. Gerade, als Pormas zu einem zweiten Schlag in Richtung eines Terminals ausholte, duckte sich Sternenlicht unter seiner Waffe hinweg. Die Bewegung des Katzenwesens war selbst für die kampferprobten Sinne des Sicherheitschefs zu schnell. Mit brachialer Wucht traf ihn ein Tritt, der ihn durch die halbe Krankenstation warf.

"Uff...", entfuhr es ihm. Mit leicht verschwommenem Blick fokussierte Pormas den Sivaoaner. Dieser stand gespannt, aber nicht in Angriffsposition noch an derselben Stelle. Mühsam rappelte er sich auf. Pormas hatte nie sonderlich viel Kontakt mit Sternenlicht gepflegt, da ihm das Katzenwesen immer ein bisschen rätselhaft schien. Aber er wusste, dass er eine enge Freundschaft zu Llewella pflegte und ein furchterregender Kämpfer sein konnte.

"Danke...", murmelte der Südländer seinem Gegenüber zu, "Das hilft uns tatsächlich nicht weiter...", ernst blickte er Sternenlicht direkt in die Augen, "Ich will sie kriegen. Und wir beide wollen Llewella wieder zurück. Die Frage ist: Vertraust du mir?"

"Natürlich", antwortete Sternenlicht mit soviel Ruhe, wie seine geladenen Instinkte gerade in der Lage waren. Einen Moment betrachtete er Pormas mit seinen wachsamen Augen. Er hatte nicht wirklich viel Zeit mit ihm verbracht. Aber trotz aller Affären schätze er ihn nicht nur als Kollegen, sondern auch als Freund. Spätestens seit er zu seiner Begleitung auf dem Klavier 'Highway to Hell' neben einigen anderen Titeln von Bruce Springsteen zum Besten gegeben hatte... Sie hatten viel Spaß gehabt an diesem Abend. Und sein Menschenverstand trog den Barden selten. "Freunde vertrauen einander, oder?"

Verdattert blickte Pormas ihn an. 'Freunde...', wie ein längst vergangener Hauch von Geborgenheit hallte dieses Wort durch seinen Kopf. Wieder Jemand der ihn... akzeptierte, wenn nicht sogar mochte. Aber auch er wusste nicht zu wem er diese Worte sprach. "Ja...", der Südländer nahm sich vor auch mit dem Sivaoaner zu reden, falls sich die Gelegenheit noch ergab.

"Ok, dann nimm dies", er überreichte Sternenlicht ein kleines Gerät mit einem Display, "Es ist ein Ortungsgerät für diesen Sender", er zeigte eine etwa zwei Zentimeter große Kapsel, welche er direkt verschluckte. "Du bist der Einzige, dem ich zutraue in diesem Schiff in kürzester Zeit ohne Transporter irgendwo hinzukommen. Ich habe allen Grund zur Annahme, dass die Terroristen auf diesem Schiff sind. Und sie wollen mich..."

Beiläufig steckte Pormas sein Katana in die auf dem Rücken befindliche Scheide, während er weiter sprach, "Es gibt eine Chance, dass sie mich zu sich beamen werden. Wenn das passiert, musst du dich direkt auf dem Weg machen, der Sensor wird dich leiten.", als der Südländer auf den peitschenden Schweif schaute wurde ihm klar, dass er Sternenlicht nicht zur Eile antreiben musste.

"Ich werde versuchen solange am Leben zu bleiben, bis du dazu stößt. Zusammen können wir Llewella lebend da raus holen.", er mochte den Gedanken 'was wäre wenn' nicht einmal denken.

Im Grunde verabscheute Sternenlicht den Kampf. Allerdings hatte er kurz vor seiner Wanderung eine letzte Weisheit von seiner Mutter mit auf den Weg bekommen: Die Welt war nicht immer fair. Und manchmal war es notwendig, kompromisslos durchzugreifen. Es war erst jetzt, viele Jahre später, als er wirklich begriff, was Silbermond damals gemeint hatte. Jetzt war zum ersten Mal ein solcher Zeitpunkt gekommen.

Entschlossen trat er einen Schritt auf Pormas zu und streckte ihm seinen Arm in alter, terranischer Manier entgegen. "Verlass Dich auf mich."

Der Südländer umfasste den Unterarm Sternenlichts und spürte auch dessen Griff um seinen. "Ich danke dir.", mehr musste er nicht sagen. Nach ein paar Augenblicken ließen die beiden so ungleichen Wesen von einander ab, und der Grieche erhob wieder seine Stimme:

"Pormas Theocrates an alle.", inständig hoffte er, dass es funktionierte. Aber eigentlich hatte sein Charme auf Frauen nie versagt, "Shelda, ich weiß dass du hier auf dem Schiff bist... ich habe viel nachgedacht in der Zeit ohne dich... und bin froh dass du da bist. Es tut mir alles sehr leid, ich war einfach nicht reif genug für dich. Könnten wir vielleicht noch mal über alles reden?"

Der Südländer war froh, dass der Sivaoaner keine Mimik besaß, welche er sofort verstanden hätte. Ein bisschen peinlich berührt war er schon, dass seine 'heroische' Rettungsaktion einen solch unwürdigen Anfang hatte. Beim Versuch, Sternenlichts Körpersprache zu entziffern fiel ihm auf, dass dieser ein wenig zerzaust wirkte. Bevor sein Verstand einen unvermeidbaren spöttischen Spruch formulieren konnte, spürte der Sicherheitschef wie er sich entmaterialisierte...

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