Atlantis - Chronik 26 / Venture - Chronik 50

Crossover Chronik 21

Verlust zweier Hitzköpfe

--- Atlantis, Krankenstation

"Bevor Du irgendjemanden umbringen kannst, werd erst einmal wieder gesund", antwortete die Schottin trocken. "Und leider kann ich Dir auch noch nichts Genaues sagen, außer, dass Dich jemand in Deinem Quartier angegriffen hat. Wir arbeiten daran."

Mit kurzem Druck auf Pormas' Schulter verabschiedete die Ärztin sich und tippte dann erneut auf ihren Kommunikator. "Captain, ich werde jetzt Ihren Transport in die Quarantänesektion einleiten. Wenn Sie dann in der Krankenstation sind, möchte ich Sie gerne sprechen."

Mit zielstrebigem Schritt ging Llewella zu einer Schalttafel neben der Hygienezelle der Quarantänesektion und nahm ein paar Einstellungen vor. Dann wies sie den Schiffscomputer an: "Computer, beame Captain O'Connor in die Hygienezelle der Quarantänesektion."

Während der Computer bestätigte und den Transport einleitete, ging die Rothaarige nachdenklich wieder zu Pormas. Neben dem Bett blieb sie stehen und überlegte. Es gab ein paar Dinge, die sie mit dem Captain besprechen musste...

--- Narbos Bar

"Zweifellos richtig", stimmte Jordan zu und trank testend einen Schluck Tee. Zu heiß - sie stellte die Tasse wieder ab.

Erwartungsvoll gestikulierte sie. "Nun, dann verraten Sie mir doch, ob Sie an dem Posten interessiert sind und was Sie Ihrer Meinung nach dafür qualifiziert."

David lächelte Jordan an und antwortete fast hektisch: "Ja! Aber natürlich bin ich interessiert!" Er schaute in die Luft und zählte an den Fingern ab. "Ein eigenes Büro, Gleitschichten, jede Menge kleine und große Problemchen... Also für mich klingt das wunderbar." Er schlürfte lautstark an seinem Raktajino und fuhr dann fort: "Was meine Qualifikation angeht wird mein erfolgreiches Studium an der Sternenflottenakademie, denke ich, ausreichen..."

Der junge Mann konnte ein zufriedenes Grinsen nicht unterdrücken.

--- Deck 5, Gänge

Ysara war mit April vorausgegangen und hatte sich umdrehen wollen, um auf die Frage zu antworten, als sie eine Bewegung im Augenwinkel bemerkte.

Sie stutzte. Auf den zweiten Blick erkannte sie Nathalie Connor, die sich hinter einer Wegbiegung in einem Nebenkorridor versteckte und ihr verschwörerisch winkte, als sie sich ihrer Aufmerksamkeit sicher war.

Ysara gab sich Mühe, nicht die Augen zu verdrehen.

"Wenn Sie mich entschuldigen würden", bemerkte sie an ihre Begleiter gewandt. "Ich komme sofort nach."

Sie war sich ziemlich sicher, dass zumindest ein paar der anderen die Sicherheitlerin bemerkt hatten, aber sie bog ab, ohne auf einen Kommentar zu warten.

--- Deck 5, Nebenkorridor

"Ich dachte schon, ihr kommt nie aus diesem Quartier heraus!", beschwerte Connor sich anstatt einer Antwort. Sie grinste breit und zog Ysara um die Ecke, weiter von den anderen weg, und wirkte generell, als sei nicht gerade ein Anschlag auf ihren Chef verübt worden. "Habt ihr etwas gefunden? Wisst ihr, wer es war? Ist er tot?"

"Nein", erwiderte Ysara genervt. Sie musste zurück zur Krankenstation. Es war nicht gerade ihr liebster Aufenthaltsort auf dem Schiff, aber egal, was die Leute sonst von ihr hielten, sie vernachlässigte auch nicht ihren Job. "Auf alle Fragen."

"Schade." Es blieb unklar, auf welchen der drei Nein die Sicherheitlerin sich bezog. Sie warf noch einen vorsichtigen Blick um die Ecke, aber die anderen waren bereits weg; Ysara wollte gar nicht wissen, auf welchem Posten Connor sich eigentlich gerade befinden müsste.

"Wie auch immer", fuhr Connor in einem verschwörerischen Tonfall fort. "Die ganze Sicherheit ist auf den Beinen. Wir haben überall auf dem Schiff Leute von der Venture aufgelesen, dieser Victor saß auf einem Container im Lagerraum..." Sie grinste. "...aber alle sagen etwas anderes, und keiner weiß genau, was vorgeht. Angeblich hat sich ein Attentäter in der Sicherheit eingeschlichen, Arlon behauptet, dass jemand anders gar nicht in das Quartier beamen könnte..."

"Wir wissen nicht, ob der Attentäter in das Quartier gebeamt hat", warf Ysara gefährlich geduldig ein, aber Conner ignorierte sie.

"...und Terol schwört darauf, dass Theocrates in eine cardassianische Blutfehde verwickelt gewesen sei..."

Sie unterbrach sich, runzelte die Stirn und sah Ysara um. Die hörte gerade noch den Rest des Geräuschs - das fast unhörbare Surren eines Beamvorgangs. Es kam aus dem Raum, der direkt neben ihrem Standort lag.

Connor warf Ysara einen bedeutungsvollen Blick zu und zückte ihren Phaser, doch sie klang unbesorgt. "Da", sagte sie. "Noch einer."

--- Deck 5, Vorraum zum Computerkern

"Hände weg vom Phaser, hoch damit, keine Bewegung!", bellte Connor mit klarer Stimme und trat mit erhobenem Phaser in den Raum. Ysara zögerte einen Moment lang; dann nahm sie ihren eigenen Phaser vom Gürtel und folgte ihr. Connor war die Sicherheitsperson, nicht sie - wenn die der Meinung war, dass sie für einen weiteren Beamunfall keine Sicherheit brauchte, Alarmbereitschaft oder nicht, beschwerte sie sich nicht.

Trotzdem wurde sie unwillkürlich vorsichtig, als sie in den verlassenen Raum trat - und das war mal ein Ort, an dem sie sich noch nie aufgehalten hatte, der Computerkern der Atlantis. Verwinkelt reihte sich Konsole um Konsole aneinander, eine weitere Tür führte zur eigentlichen Hardware. Aber außer ihnen war niemand zu sehen.

Stirnrunzelnd blieb sie im Eingangsbereich stehen, während Connor sich umsah.

"Ich glaube nicht...", setzte sie an.

Die Tür glitt hinter ihnen zu. Beide Frauen fuhren herum.

Irgendetwas stimmte nicht.

Die Luft...

Connor taumelte plötzlich und krümmte sich unter einem Hustenanfall zusammen, aber nichts als ein lautloses Krächzen kam heraus.

Ysara wurde schwindelig.

Mühsam aktivierte sie ihren Kommunikator.

"Jefferson an Schahrein..." Aus irgendeinem Grund fiel ihr die Person, mit der sie zuletzt gesprochen hatte, zuerst ein.

Aber sie hörte nicht einmal mehr die Antwort. Ihre Ohren rauschten, ihre Beine knickten weg, und alles wurde schwarz.

--- Venture, vor Alain Legrains Quartier

Mirabelle betätigte den Türsummer. Laut ihren Informationen war M. Legrain zu Hause. Er war einer der Flüchtlinge, die die Venture auf Betalini aufgelesen hatte. Er war groß, dunkel und wirkte immer ein wenig verschlagen auf Mirabelle. Trotz seiner französischen Abkunft hatte sie nie einen Draht zu ihm gefunden.

Die Algerierin betätigte den Summer erneut. Als wiederum keine Antwort kam, tippte sie an ihren Kommunikator.

"M. Legrain, 'ier Mirabelle Renault von der Sicher'eit!" rief sie in hartem Tonfall. "Wenn Sie nicht augenblicklich die Türe öffnen, se'e ich mich gezwungen, sie einzubrechen."

Sie gab dem Mann ein paar Minuten. Vielleicht hatte er ja nur im Bett gelegen und musste sich erst anziehen.

Kurze Zeit später glitt die Türe beiseite.  Alain Legrain stand vor ihr und blickte sie mit leiser Verachtung an. Diese Sorte Blick kannte Mirabelle nur zu gut. Sie rief sie immer wieder hervor mit ihrer eindeutig arabischen Herkunft, vor allem bei Franzosen. Irgendwie hatten diese es trotz des Vergehens der Jahrhunderte nicht geschafft, ihre Vorurteile gegenüber den Franco-arabern abzulegen.

"Was wollen Sie?" fragte der Mann in hartem Tonfall. Im Gegensatz zu Mirabelle sprach er akzentfreies Standard.

"Ihnen ein paar Fragen stellen", antwortete Mirabelle fest. "Ich kann Sie Ihnen 'ier auf dem Gang stellen, oder Sie lassen mich ein."

Mit grimmigem Gesichtsausdruck trat Legrain beiseite. "Kommen Sie rein", forderte er sie auf.

--- Alain Legrains Quartier

Mira blickte sich sofort in Legrains Quartier um. Es wirkte unordentlich, hier und da waren Kleidungsstücke verstreut, als hätte er sie eilig an Ort und Stelle fallen lassen. Auf dem Tisch stand ein halb geleerter Teller und eine Tasse Kaffee.

Die zierliche Frau schritt hinüber und begutachtete das Essen. Kalt.

Dann wandte sie sich wieder M. Legrain zu, der sie argwöhnisch und mit unterschwelligem Zorn beobachtete.

"M. Legrain, was haben sie seit gestern Mittag getan?"

Der Zorn des Mannes schien noch mehr anzuwachsen. Langsam und deutlich legte Mira ihre Hand auf ihren Phaser, so dass sie ihn jederzeit würde einsetzen können. "Antworten Sie!", fuhr sie den Kolonial-Betaliner an.

Zwischen den Zähnen stieß dieser hervor: "Das geht Sie überhaupt nichts an!"

"Und ob!", schoss Mirabelle zurück. "Das 'ier findet nicht zum Spaß statt. Es hat ein Attentat gegeben - und _Sie_ werden nicht unverdächtiger, wenn Sie sich weigern, mir Auskunft zu geben!"

Legrain zeigte keinerlei Reaktion. Keine Überraschung, nichts. "Ich war hier in meinem Quartier. Ich habe also kein Alibi, wenn Sie darauf aus sind. Und jetzt verschwinden Sie!"

Mirabelle ging zur Türe. Bevor sie diese erreichte, wandte sie sich noch einmal um. "Sie verlassen Ihr Quartier nicht, bevor Sie nicht anderslautende Informationen erhalten."

Mit diesen Worten ging sie.

--- vor Alain Legrains Quartier

Mirabelle ging ein paar Schritte in den Gang hinein. Sie hatte ein komisches Gefühl, was den Betaliner anging. Sie machte sich auf den Weg zur Brücke, um Wagenvoort persönlich Bericht zu erstatten und zu versuchen, weitere Informationen über den Hintergrund des Mannes zu bekommen...

--- Atlantis, Deck 5, Gänge

"Ja, das wäre sicherlich sinnvoll", antwortete die hochgewachsene Frau ihrer Kollegin. "Ich kenne Theocrates auf jeden Fall auch noch nicht lange genug, um hier eine Aussage treffen zu können."

Einige Augenblicke vergingen, in denen die drei Frauen schweigend in Richtung Turbolift gingen. Dass Ysara die Gruppe verließ bemerkte April zwar, schenkte dem aber keine größere Bedeutung. Sie würde wohl später nachkommen.

April blieb abrupt stehen, als sie die alarmierende Stimme der Terranerin aus ihrem Kommunikator sprechen hörte. Sie warf einen kurzen fragenden Blick zu Jacobsen, die allerdings nur ahnungslos mit den Schultern zuckte.

"Hier ist April - was ist los?"

Einige Augenblicke vergingen in denen die Kommunikation allerdings still blieb. Alarmiert über Ysaras Schweigen wandte sich April dann an den Computer:

"Computer - wo befindet sich Ysara Jefferson?" - "Miss Jefferson befindet sich Vorraum des Computerkern."

"Kommen Sie ...", wandte sich die Kriegerin kurz an Annika während sie in langsamen Laufschritt verfiel und den Gang zurück joggte.

--- vor Quartier 457

Jean verschränkte fast ein bisschen schmollend ihre Arme vor der Brust und überlegte. Der Truppe von Sicherheitlern wollte sie garantiert nicht folgen. Personen die Recht und Ordnung verbreiteten - gleich welchen Rechts es war - waren ihr schon immer zuwider gewesen und deshalb beschloss sie dem Ferengi nachzugehen. Vermutlich würde er zurück in seine Bar laufen und da sie momentan eh nicht in ihr Quartier kam und ihre Schicht erst in einigen Stunden beginnen würde war dies wahrscheinlich die einfachste Möglichkeit die Zeit tot zu schlagen.

Nach ein paar Schritten blieb die junge Frau allerdings stehen und blickte auf ihre Hände, die immer noch schmutzig und mit Staub bedeckt waren. Ein Blick auf ihr Spiegelbild werfend, das sie in einem nahegelegenen Terminal sah, bestätigte ihre Vermutung. So konnte sie unmöglich wieder unter Leute gehen.

--- Krankenstation

"A'hdai an Sternenlicht." Die Stimme der Afrikanerin riss Sternenlicht aus seinen Gedanken rund um die Spektralanalysen des Kampfstoffes. "Sprechen Sie", meinte das Katzenwesen noch leicht geistesabwesend.

"Ich habe mir zusammen mit Mr Hayward die Scans der Bakterien vor allem zusammen mit den Messwerten aus Quartier 457 noch einmal angesehen...", Sternenlicht hörte konzentriert zu, während die Molekularbiologin ihm die neusten Ergebnisse erläuterte und eine ganze Reihe neuer Diagramme auf seinem Terminal erschienen.

"Wunderbare Arbeit, A'hdai, wir werden uns das hier sofort im Detail ansehen, machen Sie weiter so. Sternenlicht Ende."

Das Katzenwesen blickte sich um und sah Llewella noch immer in der Quarantänestation, eine Zelle weiter materialisierte gerade der Captain. "Sternenlicht an Llewella, komm bitte sobald es geht zu mir, das solltest Du Dir ansehen."

"Aye, ich komme!", bestätigte die Schottin. Nach einem kurzen Blick auf Pormas, der entweder wieder in Bewusstlosigkeit geglitten war oder schlief - letzteres wäre ihr eindeutig sympathischer - verließ die Schottin über die Hygieneschleuse die Quarantänesektion.

Nachdem sie sich ihres Schutzanzuges entledigt hatte, trat sie an die Seite des Katzenwesens.

"Was gibt es? Hoffentlich einen Grund dafür, dass ich diesen verdammten Schutzanzug nicht mehr anlegen muss....."

"Gut möglich, ich glaube, die Labors haben einen entscheidenden Schritt gemacht." Der Sivaoaner drückte einige Tasten, und es erschien ein Spektogramm und ein Molekül auf dem Schirm.

"A'hdai und Hayward haben die vorhandenen Daten genauer analysiert. Wir hatten ja schon von Anfang an den Verdacht, dass wir es mit in irgendeiner Form manipulierten, bakterienähnlichen Stoff zu tun hatten. Das ist der Beweis. Die Außenhaut dieser Biester besteht aus einer organisch-metallischen Struktur. Gesehen habe ich so etwas noch nie, aber das Spektogramm", sein Schweif deutete auf einige Linien in selbigen, "ist eindeutig:

Titan, Aluminium und Duranium, alles verwoben mit Kohlenstoffketten. So etwas habe ich noch nie gesehen. Die Dinger scheinen sich zusätzlich leicht mit körpereigener Elektrizität aufzuladen. Das zusammen sorgt wohl auch dafür, dass die Biofilter des Transporters diesen Stoff nicht filtern, ganz sicher sind wir uns hier allerdings nicht.

Eines kann ich Dir jetzt aber zeigen:" Sternenlicht berührte ein paar Sensorflächen, im gleichen Moment erschien eine dreidimensionale Darstellung eines länglichen Bakteriums, die eher an eine Risszeichnung erinnerte.

"Mit einem Phasen-Frequenz-Scan konnten wir endlich das Innenleben dieser Dinger abbilden. In den Datenbanken der Atlantis ist dieser Stoff allerdings nicht zu finden; nachdem der Chef aber an dieser Stelle doch immer sehr sparsam ist, wundert mich das nicht. Ich werde nachher sehen, ob ich einen bekannten aus dem Wissenschaftsrat der Sternenflotte erreiche. Vielleicht kann er uns weiterhelfen."

Gespannt wartete er auf die Reaktion der Schottin, hinter deren Stirn es eindeutig zu arbeiten begonnen hatte. Roch er da Überraschung?

--- Krankenstation, Quarantänesektion

'Ich muss jemanden umbringen', fuhr es dem Südländer beständig durch den Kopf. So oft er es auch versuchte, in seinen Erinnerungen fand er nichts, was irgendwie den Tathergang zeigte.

Er wusste noch, dass er eine seiner Lieblingswaffen gepflegt hatte und schon diese Erinnerung brachte seinen Kopf zum explodieren. Was danach kam musste er sich also anders zusammenreimen.

Es waren definitiv Semi-Amateure gewesen. So bezeichnete Pormas jeden seiner ehemaligen Zunft, die sich für clever hielten, und auch einen gewissen Ruf genossen, aber es einfach nicht drauf hatten.

Halt nicht so wie er selber.

'Die drei wichtigsten Regeln haben der/die tatsächlich nicht beachtet', wenn Kopfschütteln nicht so schmerzhaft wäre, hätte sich der Sicherheitler dazu hinreißen lassen.

'1. Regel: Bestimme den geeigneten Ort.', fuhr es ihm durch den Sinn. Sicher, die Regeln waren von ihm selber aufgestellt worden, aber seines Erachtens müsste jeder mit ein bisschen Hirn selber darauf kommen. Aber einen ehemaligen Auftragsmö... Dienstleister dieses Gewerbes innerhalb seiner eigenen vier Wände anzugreifen war mit Sicherheit die schlechteste Idee, die man haben konnte.

'2. Regel: Halte dir den Rücken frei', rezitierte Pormas seine nächste Regel. 'Wie bescheuert kann man sein, auf einem Raumschiff, mitten im Nirgendwo, ein Attentat durchzuführen. Entweder man hat ein Shuttle zur Hand oder ein verdammt gutes Alibi. Vor allem in der Nähe eines unbelehrbaren Weltverbesserers wie McCarthy so etwas durchzuführen.'

Der Südländer war sich bewusst, dass der Captain der Venture persönlich nicht einen Deut um ihn gab. Aber er war einfach Sternenflotte. Die mochten so was einfach nicht. Und O'Connor... na ja, er hatte dem Schiff einmal den Arsch gerettet. Zählte zwar nicht viel, aber ungesühnte Attentate auf einem Schiff waren einfach schlecht fürs Geschäft.

'Regel 3: Leg dich mit Niemandem an, der mehr Eier in der Hose hat, als man selber.'

Das war der größte Fehler des Attentäters. Es gab zwar noch unzählige Unterregeln, aber diese war die Wichtigste. Er würde es ihm erklären, wenn sie sich trafen.

Er sollte schließlich nicht ganz dumm sterben.

--- Krankenstation

"Das darf doch nicht wahr sein!", platzte Llewella überrascht hinaus. Nach kurzem Überlegen meinte sie dann, ein wenig ruhiger: "Könnte das tatsächlich sein? - Entschuldige mich einen Moment!"

Mit diesen Worten eilte die Schottin in ihr Büro. Vor dem Regal mit den Büchern blieb sie stehen. Wie viele Kollegen hatten sie schon verspottet, dass sie einen Haufen antiquierter "Staubfänger" in ihrem Büro aufbewahrte, wo sie doch schließlich einen allwissenden Computer verwenden könnte.

Aber die Ärztin war nun einmal ein wenig nostalgisch. Viele dieser Bücher hatte sie antiquarisch auf diversen Raumstationen oder auf Terra erstanden.

Minutenlang starrte sie auf die Buchrücken, blickte von einem zum anderen. Dann ergriff sie einen der Wälzer und eilte wieder zurück in die Krankenstation.

Einige Meter von Sternenlicht entfernt stand ein Tisch, darauf lagen ein paar medizinische Utensilien. Llewella fegte sie mit einem Armwischen beiseite, nicht darauf achtend, dass ein paar Ampullen auf dem Boden landeten und zerbrachen.

Dann begann sie in dem Buch zu blättern, hielt jedoch inne, als ihr etwas einfiel. Direkt neben ihr hörte sie das leichte Summen des Kraftfeldes, das die Quarantänesektion abschirmte.

Llewella blätterte weiter, tat, als würde sie das Buch suchend von vorne nach hinten durchgehend. In Wahrheit wusste sie genau, was sie suchte und benutzte das Buch als Ablenkungsmanöver.

Die Schottin begann, vor sich hin zu murmeln, während sie "suchte". Zwischen etliche "Nay, das ist es auch nicht..... könnte es vielleicht das... nay, auch nicht" und ähnliche Kommentare flocht sie mit extrem leiser Stimme eine Botschaft an Sternenlicht ein.

"Ich kann nur hoffen, dass Dein Gehör mich auch wahrnimmt. Unser Patient ist bei Bewusstsein, kann sich aber an nichts erinnern. Er ist bei weitem nicht außer Gefahr, ich wage es noch nicht einmal, Beatmungsgerät und Kreislaufstabilisator abzustellen, so lange diese.... Dinger.. nicht aus seinem Blut entfernt sind. Und ich will nicht, dass irgendjemand auf dem Schiff erfährt, dass er wach ist. Schon gar nicht der Attentäter. Wir brauchen unauffällige Sicherheitsmaßnahmen in der Krankenstation."

Nach diesen Worten hatte sie die Seite erreicht, die sie eigentlich gesucht hatte. Sie unterbrach ihre Blätterei und las den ersten Absatz, betrachtete die Zeichnungen.

Aufatmend hob sie das Buch von der Tischplatte und trug es zu Sternenlicht. Während sie den aufgeschlagenen Wälzer vor das Katzenwesen legte, blickte sie ihn mit fragend hochgezogenen Augenbrauen an und riskierte einen Seitwärtsblick auf die Quarantänesektion.

Sternenlichts Schnurrhaare ruckten bestätigend nach vorne. Der Schottin fiel ein Stein vom Herzen, als sie erkannte, dass der Sivaoaner ihre Botschaft verstanden hatte.

"Sternenlicht, schau Dir das hier an!", forderte sie dann das Katzenwesen auf und deutete auf die Darstellung eines Keimes. "Der Aufbau ist sehr ähnlich wie der des Keims, das wir aus Pormas' Blutprobe isolieren konnten. Er ist modifiziert, vor allem die Außenhaut ist vollkommen anders. Aber der Ursprung ist meiner Ansicht nach derselbe. Ich glaube, wir haben es mit einer durch Menschenhand modifizierten Form eines guten, alten Bacillus anthracis zu tun!"

--- vor Turbolift 4

Doch auf solche Verzögerungen konnte der Ferengi keine Rücksicht nehmen. Er hatte sich vorgenommen allen anderen zu zeigen, wie man ein richtiges Verbrechen löste. Schließlich war er für Verbrechen Fachmann!

Auf welcher Seite des Gesetzes man stand, war da auch egal.

--- Turbolift 4

Dann kam endlich der Turbolift, den er rasch betrat. Durch die offene Tür konnte er den Gang überblicken. Xen war verschwunden.

'Auch besser so! Weiber waren noch nie für irgendwas gut. Stehen nur im Weg rum und verbrauchen wertvolle Luft!', dachte er bei sich und befahl dann dem Computer, der Lift möge nach Deck 6 fahren.

"Aber zack-zack!", wie er hinzufügte.

--- Deck 6

Nachdem er den Lift verlassen hatte, hatte er nur kurz in die Richtung geschaut, in der seine Bar lag. Dann wandte er sich nach links und ging so schnell, wie seine über alles erhabene Ferengiwürde es zuließ.

Rennen war schließlich fürs Fußvolk.

--- Holodeck 1

"Computer, lade die gespeicherten Bilddaten aus Quartier 457!", befahl Narbo dem Schiffsrechner, noch bevor das Schott des Holodecks sich hinter ihm gänzlich geschlossen hatte.

--- Venture, Brücke, etwas später

Mit einem kaum hörbaren Zischen öffnete sich die Schiebetür zur Brücke. Auf der Brücke unterhielten sich die Anwesenden mit leicht angespanntem Unterton.

Mirabelle trat in Ruben Wagenvoorts Sichtfeld und bedeutete ihm, dass sie ihn sprechen wollte.

Ruben verstand die Hintergedanken seines Stellvertreters auch wenn diese unausgesprochen blieben. Der Niederländer war eigentlich nie gut darin gewesen, andere Menschen einzuschätzen.

Als er seine kognitiven Fähigkeiten der Sternenflotte im Dominion-Krieg zur Verfügung gestellt hatte, war seine Kontaktperson auch einmal mit dem Auftrag an ihn herangetreten, das psychologische Profil eines cardassianischen Legaten zu erstellen.

Zwar hatte Wagenvoort den Auftrag nach anfänglichem Zögern schließlich angenommen, aber selbst nachdem er sich den Stoff von drei Semestern Psychologiestudium angelesen hatte, war er keinen Millimeter weitergekommen:

Was auch immer der Cardassianer für bösartige und skurrile Gedanken hinter seiner grauen Stirn aufbewahrte, dem genetisch aufgewerteten Menschen blieb es ein Rätsel.

Jedenfalls war Trustman eine der wenigen Personen, die er halbwegs zu kennen glaubte. Das lag an ihrem engen Kontakt. Und daran, dass er in seiner einsamen Jugend viele Bücher über soldatisch geprägte Personen gelesen hatte.

Das Auftauchen von Mirabelle überraschte Ruben. Was mochte so wichtig sein, dass sie ihn hier persönlich aufsuchte?

"Ähh, würden Sie mich und Mister Trustman kurz entschuldigen?", wandte er sich an die anderen. Natürlich war das eine rhetorische Frage. Statt eine Antwort abzuwarten, trat er mit der Frau und Eric ein Stück beiseite.

--- Brücke, ein Stück abseits

"Ja, was gibt es?", fragte Ruben neugierig die Sicherheitlerin. Vielleicht war der Fall ja schon gelöst und er konnte sich wieder ins Bett legen.

"M. Alain Legrain, Sir. Er gefällt mir nicht. Ich habe außer ihm danach noch ein paar andere besucht, die aber alle ein Alibi haben. Legrain war ausgesprochen unfreundlich..."

Und Mirabelle berichtete in Einzelheiten über Legrain.

"Außerdem", fügte sie hinzu, "ist er laut der Daten, die wir über ihn 'aben, Computerfachmann. Ich wollte den Bericht nicht dem Kommunikator anvertrauen, für den Fall, dass jemand mithört."

Es war ihr auch egal, ob jemand sie deswegen für paranoid hielt...

--- Sicherheitsbüro

Carters Transport zur Atlantis war verhindert worden, als das geschehen war, hatte er sich schon Sorgen gemacht. Dann war der gelbe Alarm gefolgt und somit war klar gewesen, dass etwas passiert gewesen war. Seine Wachsamkeit war geweckt worden.

Kaum hatte Chris den Transporterraum verlassen, war auch schon roter Alarm ausgelöst und sein Plan auf die Brücke zu gehen ohnehin vereitelt worden.

Stattdessen hatten ihn seine Schritte Richtung Sicherheit gelenkt. Chris hatte sich einen Phaser besorgen wollen und hatte auch darauf gehofft, dort auf einen seiner Vorgesetzten zu treffen. Kurz vor der Sicherheit hatte ihn dann Wagenvoorts Funkspruch erreicht.

Also war seine Idee vielleicht nicht so verkehrt gewesen, er hatte die Sicherheit betreten und sich vor einem Terminal niedergelassen. Seine Überlegung war dahin gegangen, dass es am einfachsten war, erst einmal heraus zu finden, ob Fremde an Bord waren.

Der Sicherheitler hatte damit nicht die ohnehin registrierten Besucher gemeint, sondern war vielmehr an vollkommen fremden Signaturen interessiert gewesen. Chris hatte also alle nötigen Befehle eingegeben.

Nun saß er vor dem Bildschirm und wartete geduldig auf das Ergebnis der Analyse, mehr konnte er ja in diesem Moment auch nicht tun. Seine Gedanken schweiften dabei in verschiedene Richtungen. 'Ein Attentäter also', grübelte er und natürlich hatte es mal wieder niemand für angebracht gehalten, die niederen Ränge mit mehr Informationen als nötig zu versorgen.

'Was wohl passiert ist?', darauf fand er natürlich keine Antwort. 'Ob Wagenvoort überhaupt in der Lage ist, so eine Situation zu meistern?', drängte sich ein weiterer Gedanke in den Vordergrund, den verdrängte Chris allerdings schnell wieder. Auch wenn der Mann irgendwie seltsam war, über seine Fähigkeiten verriet das wenig.

Ein wirkliches Problem hatte Carter auch nur mit Trustman, warum, vermochte er nicht zu sagen, nur, dass der ein rotes Tuch für ihn war, eigentlich schon vom ersten Moment an und er stets den Wunsch hatte, ihm an die Kehle zu gehen.

Das Terminal meldete sich und riss den Sicherheitler aus seinen Gedanken. Chris studierte die Daten, da war wirklich jemand Fremdes zu finden. Jemand, der nicht zu den Leuten der Venture gehörte. 'Ist das ein schlechter Witz?', irritiert musterte Chris den Bildschirm.

Doch es schien zu stimmen, vielleicht hatte er ja auch irgendetwas nicht mitbekommen. Tatsache war jedenfalls, die fremde Person befand sich in einer der Arrestzellen, wie sie da hin gekommen war, konnte sich Carter allerdings nicht erklären.

Er zuckte kurz mit den Schultern und betätigte dann seinen Kommunikator. "Carter an Wagenvoort, ich habe eine fremde Person gefunden, sie befindet sich in einer der Arrestzellen. Ich weiß allerdings nicht, wie sie da hin gekommen ist."

--- Atlantis, Narbos Bar

Ungläubig warf Jordan dem Mann einen Blick zu. Ihre Augenbrauen wanderten nach oben.

"Welche Qualifikationen ausreichen und welche nicht, entscheiden Dr. Fakaii und der Captain, Mr. Jeffrey", erwiderte sie eine Spur kühler als zuvor. "Wir nehmen nicht jeden in unsere Crew auf, nur weil er über ein abgeschlossenes Studium verfügt." Eigentlich war das eine glatte Lüge. Sie sprangen praktisch entzückt auf und ab, wenn mal ein halbwegs qualifizierter Sternenflottendeserteur auftauchte. Aber das hieß nicht, dass der Mann sich nicht etwas mehr Mühe geben musste. Cailin würde niemanden an "ihrer" Crew herumdoktern lassen, den sie nicht für qualifiziert hielt - nicht nach dem Jefferson-Drama -, und Jordan würde es nicht anders handhaben. Sie seufzte. Junge, sie war überarbeitet.

"Wie ich es verstanden habe, ist Ihr Sternenflottentraining ein paar Jahre veraltet", fuhr sie fort, zwar etwas sanfter als zuvor, doch die Spitze in ihrem Tonfall verblieb. "Es sind nur ein paar Jahre, aber das ändert nichts daran, dass sich die Wissenschaft in dieser Zeit weiterentwickelt hat und Sie die Entwicklung verpasst haben. Wenn Sie denken, dass das kein Problem darstellt, wüsste ich von Ihnen gerne, wieso Sie das denken. Die Venture ist kein normales Sternenflottenschiff", fügte sie hinzu. "Wir haben keine Möglichkeit, instabile Crewmitglieder auf Raumstationen zu überweisen oder auch nur auf Heimaturlaub zu schicken. Es gibt auf der Venture keinen Urlaub. Die Crew ist konstant großem Stress und großer Gefahr ausgesetzt. Wir behandeln auf der Krankenstation unnatürlich häufig Bluthochdruck, Kopfschmerzen und die entsprechenden Gegenstücke bei anderen Spezies. Unser Captain hatte vor zwei Monaten einen Herzanfall."

Sie spreizte erwartungsvoll die Finger. "Wie würden Sie als Counselor mit dieser Situation umgehen?"

Ein wenig verdutzt lehnte David sich in seinem Stuhl zurück und antwortete: "Ich weiß es nicht", sagte er ehrlich. "Ich bin einer solchen Situation noch nie ausgesetzt gewesen", fuhr er fort. Er schlug die Beine übereinander. "Jedoch bestärken all Ihre Argumente die Tatsache, dass dieses Schiff dringend einen Counselor benötigt und... ohne herablassend wirken zu wollen... Ich bin der festen Überzeugung, die hierfür kompetenteste Person an Bord zu sein."

Jordan widerstand mit Mühe dem Drang, sich die Schläfen zu reiben. In der Sternenflotte hatte sie nie Einstellungsgespräche geführt. Ärzte wurden auf ihre Krankenstation versetzt und hatten kompetent zu sein. Meistens trafen sie inmitten irgendeiner Notfallsituation ein und hatten gleich Gelegenheit, sich zu beweisen oder eben nicht. Und mit Schiffscounselorn hatte sie sowieso nie zu tun.

Jeffreys Antwort war fair, nahm sie an. Wenn sie ein Counselor wäre, würde sie auch nicht wissen, wie sie mit der Situation umgehen sollte (aber wenn sie ein Counselor wäre, dachte sie trocken, wäre das Schiff auch bereits verdammt).

Der Mann gab ihr allerdings nicht das Gefühl, dass er sich besonderes für den Posten interessierte. Jedenfalls ließ er sich alle Antworten aus der Nase ziehen und gab sich keine besondere Mühe mit ihnen, als sei es ihm im Grunde egal. Sie war ziemlich sicher, dass es so nicht zu funktionieren hatte.

"Es waren keine Argumente. Ich diskutiere nicht mit Ihnen. Ich versuche herauszufinden, ob wir Ihnen unsere Crew anvertrauen sollten", erwiderte sie schließlich geduldig. "Wir hatten noch nie Probleme, den Counselorposten neu zu besetzen. Sie erhalten lediglich den Vorrang, weil Sie schon hier sind und auf der Krankenstation gute Arbeit geleistet haben. Halten Sie sich nicht für unentbehrlich."

Sie nahm einen Schluck Tee und sah den Mann über den Rand der Tasse hinweg an. "Würden Sie je in Betracht ziehen, ein Mitglied dieser Crew zu werden, wenn Sie nicht zufällig bei uns gelandet wären?"

David biss sich auf die Unterlippe. Jordan hatte ihn erwischt. Er beugte sich ein wenig zu ihr rüber und sagte dann in einem leisen, unsicheren Ton: "Hören Sie. An dem Augenblick, wo ich von DS9 hier her geholt wurde, war mein Leben an einem absoluten Tiefpunkt angelangt. Ich habe die Gelegenheit am Schopf gepackt und hier angefangen, mir ein neues Leben aufzubauen und wissen Sie was? Ich habe keine Ahnung, ob es das ist, was ich möchte. Ich fühle mich hier fremd...", sagte er bedrückt, " ... und ich bin mir manchmal nicht sicher ob ich selber vielleicht einen Counselor brauche. Um ihre Frage also ehrlich zu beantworten: Ich bin mir nicht sicher, für den Posten qualifiziert zu sein. Ich bin nicht wirklich integriert. Herrgott, ich weiß ja nicht einmal, ob ich gemocht werde."

Er blickte zum Fenster hinaus. Der Nebel wirkte in diesem Augenblick bedrückend und einengend. Seit seiner Ankunft hatte David mit niemanden wirklich über sich geredet. Er hielt viel von dem Captain, dessen Crew und der Mission. Doch wäre er wahrscheinlich nie auf die Idee gekommen, auf einem solchen Schiff anzuheuern und im Augenblick war ihm das alles auch ziemlich egal. Am liebsten wäre er aufgestanden und hätte sich zur nächsten Alkoholquelle begeben...

--- Deck 5, Gänge

Auch Annika hatte sich alarmiert in Bewegung gesetzt. Die beiden Sicherheitlerinnen eilten bis zur Türe des Computerkerns.

--- vor dem Computerkern

Schwer atmend hielt die blonde Dänin an. "Computer, wer befindet sich im Computerraum?"

Sofort kam die emotionslose Antwort der Maschine: "Nathalie Connor, Sicherheit und Ysara Jefferson, Krankenstation."

"Lebenszeichen?", fügte Annika hinzu.

"Keine", schnarrte die blecherne Stimme.

"Verdammt!"

Betroffen blickte Annika ihre Begleiterin an. Mit belegter Stimme fragte sie dann weiter: "Umweltbedingungen im Raum?"

"Die Analyse der Luft ergibt dieselbe Zusammensetzung wie in Quartier 457 nach dem Attentat."

Die Dänin atmete tief durch. "Computer, errichte eine Kraftfeldschleuse vor dem Computerkern."

Während sich die Schleuse aufbaute, öffnete die Dänin die Wandverkleidung und entnahm Schutzanzüge aus einem verborgenen Schrank. Glücklicherweise gab es diese Schränke an den verschiedensten Stellen des Schiffes, um die Besatzung in Notsituationen zu retten. Einen Anzug warf sie der Bajoranerin zu, dann schlüpfte sie in den zweiten.

Die beiden Frauen traten in die Schleuse. Annika blickte ihre Kollegin durchdringend an. "Auf geht's!", meinte sie mit krächzender Stimme.

--- Venture, Brücke, ein Stück abseits

"Hmm, Indizien, die gegen ihn sprechen", antwortete Ruben vorsichtig. Natürlich reichte so was nicht für verbindliche Rückschlüsse oder gar eine Verurteilung, aber für einen begründeten Anfangsverdacht, der weitere Ermittlungen rechtfertigte.

"Wir sollten ihn tiefergehend überprüfen", fügte Trustman im Sinne des Niederländers hinzu. Er wusste, dass unter den Flüchtlingen jede Menge Chaoten waren, denen alles zuzutrauen war.

Irritiert schaute der Sicherheitschef den Afrikaner mit offenem Mund an, als Carters Meldung kam.

Eigentlich hatte er seinem Stellvertreter Recht und Renault den Befehl, diesen Legrain zu überprüfen, geben wollen. Carters Meldung war aber so überraschend, dass Wagenvoort vergaß, seinen Mund wieder zu schließen.

"Ähh, sagten Sie gerade, dass eine schiffsfremde, unbekannte Person in unserem Sicherheitsbüro in einer Arrestzelle sitzt?" Rubens Stimme überschlug sich fast und er verfiel in einen fast hysterischen Tonfall.

Sofort schauten sich alle zu ihm um.

Er musste wohl ziemlich laut gesprochen haben.

Währenddessen war Eric zu einem Terminal gegangen und hatte die Daten ausgelesen.

"Laut den Aufzeichnungen haben wir derzeit niemanden inhaftiert, es befindet sich aber seit 43 Minuten tatsächlich ein Lebewesen, dessen Biosignatur unbekannt ist, in Zelle 2", schilderte er einen Moment später das Ergebnis seiner Recherche.

Sein Gesichtsausdruck verriet nicht, ob er ebenso überrascht wie der Niederländer war; Trustman wahrte auch in diesem Moment seine undeutbare Miene.

"Soll das etwa heißen, dass es bisher Niemand für nötig befunden hat, das Schiff auf blinde Passagiere zu scannen?!", polterte McCarthy und erhob sich aus seinem Kommandosessel, "Carter, sind Sie noch da? Hören Sie gut zu, Sie bewachen den Zugang zum Zellentrakt. Wir sind in zwei Minuten da - Trustman, Wagenvoort, Renault, folgen Sie mir! Alnak, sorgen Sie dafür, dass der Transporter wieder funktioniert! Cheyenne, Sie haben die Brücke!"

Mit missmutigem Gesichtsausdruck schritt der Captain zum Turbolift.

Die drei Sicherheitler folgten ihm und keine zehn Sekunden später hatte Ruben als Letzter den Lift betreten. Zischend schloss sich die Tür und die Kabine raste los.

--- Sicherheitsbüro

Trustman hätte nicht gedacht, dass der Captain sich schon wieder so schnell bewegen konnte. Aber wenn jemand ihn auf seinem eigenen Schiff narren wollte, und danach roch diese ganze Situation, war McCarthy wohl beflügelt.

"Irgendetwas in der Zwischenzeit passiert?", verlangte Charles von Carter zu wissen.

--- Atlantis, Quarantänesektion, Hygienezelle

Summend materialisierte der Captain in der kleinen Kabine, wo er beinahe gegen die Wand stieß, als er sich etwas orientierungslos herumdrehte. Irgendwie hatte er eine größere Hygienezelle erwartet; schließlich war er der Captain und da war ja wohl ein bisschen mehr Komfort und Luxus angebracht als für das normale Fußvolk. Wobei in dieser Situation wohl jede Zelle besser war als gar keine.

Schnell vergewisserte er sich, dass er nicht beobachtet werden konnte, entkleidete sich und stieg dann schnell in die Schalldusche, nachdem er seine Klamotten fachgerecht entsorgt und sämtliche noch benötigten Ausrüstungsgegenstände in die entsprechende Dekontaminationsschublade gelegt hatte.

Leise vor sich hin summend genoss er ein paar Minuten die angenehm reinigende Wirkung der Schalldusche und hoffte, dass damit dann endlich für ihn das Problem Bazillus Nervikus beendet war. Er hatte keine Lust, noch weiterhin das Versuchskaninchen für irgendjemanden spielen zu müssen.

Mit einem Piepen signalisierte der Computer das Ende des Reinigungszyklus und so schritt Julian aus der Dusche heraus, auf der Suche nach neuer Kleidung für seinen makellosen Körper. Er öffnete die entsprechende Schublade in der Wand und blickte hinein, jedoch fand sich darin rein gar nichts. Etwas ratlos runzelte er die Stirn und öffnete die Reserveschublade darunter. Diesmal hatte er mehr Glück, denn sie war nicht so leer wie die Erste. Jedoch brachte ihn das nicht im Geringsten weiter, denn das Einzige, was er zu Tage förderte, war ein Paar Socken.

Kurz fragte er sich, ob er einem groß angelegten Scherz auf den Leim gegangen war, jedoch drängte sich ihm eher der Verdacht auf, dass es einfach Schlamperei oder Vergesslichkeit war. Deswegen tappte er genervt zu der in der Wand eingebauten Sprechanlage und rief die Ärztin.

"Llewella, ich hätte hier ein kleines Problem ..."

"Aye, Sir, was gibt es?", antwortete die Schottin.

Der Captain schilderte ihr das Problem und Llewella musste innerlich schmunzeln. Irgendwie schien O'Connor ein wenig irritiert durch das, was ihm in der letzten Stunde widerfahren war. Beim Vornamen hatte er die Ärztin bislang auch noch nie genannt...

"Im Wandschrank neben der Ausgangstüre befindet sich ein Replikator, Sir. Da sollten Sie alles bekommen, was Sie benötigen!"

--- Computerkern

Die Kriegerin nickte ihrer Kollegin stumm zu und trat dann in den unwirtlichen Raum ein. Die Temperatur schien mit einem Mal merklich angestiegen zu sein und April registrierte, wie sich augenblicklich die ersten Schweißperlen auf ihrer Stirn bildeten.

Mit einer flinken Handbewegung öffnete sie ihren Tricorder und ging neben den beiden leblosen Körpern, die nur ein paar Meter entfernt am Boden lagen, in die Knie. Für einen Augenblick war nur das gleichmäßige Piepen der nicht mehr vorhanden Lebenszeichen zu hören und die junge Frau war sich nicht sicher, wie lange sie stumm auf die Anzeige vor ihr gestarrt hatte.

"April an Krankenstation! Leiten Sie einen Nottransport ein und beamen sie Connor und Jefferson direkt in einen Quarantänebereich - es hat hier einen weiteren Anschlag gegeben." Ihre Stimme kam der Halbbajoranerin hohl vor.

--- Krankenstation

Der Ruf Aprils erreichte die Ärztin nur Sekunden nachdem sie mit O'Connor gesprochen hatte.

"Aye, verstanden!", antwortete die Schottin. Noch mehr Arbeit...

"Sternenlicht, wenn Sie wieder mit Ah'dai und Hayward sprechen – die sollen ein Antibiogramm machen!"

Die Ohren des Sivaoaners zuckten bestätigend, dann wandte er sich wieder seiner Arbeit zu. Llewella kletterte in ihren Schutzanzug – wieder einmal, murrte sie innerlich - und betrat die Quarantänesektion, nachdem sie die beiden Transporte initialisiert hatte.

--- Krankenstation, Quarantänesektion

Als die beiden Körper materialisierten, brauchte Llewella keinen Tricorder, um zu wissen, dass hier jede medizinische Hilfe zu spät kam. Die Schottin schluckte. Mit brennenden Augen scannte sie dennoch die beiden Frauen, die ebenso wie Pormas Blutungen aus Mund, Nase und Ohren zeigten. Ansonsten hatten sie jedoch nichts 'mitgebracht', keiner der beiden Leichen hafteten Sporen an.

Mechanisch scannte Llewella noch die Umgebung der Quarantänesektion. Die Luft war normal.

Hoffentlich wurde dieser Attentäter bald gefasst! Llewella kochte innerlich vor Wut. Ysara war zwar nicht gerade ein einfacher Mensch gewesen, aber dennoch hatten sie sich lange gekannt...

Die Ärztin ging mit schweren Schritten zu Pormas Biobett. Beim Hinübergehen öffnete sie den Schutzanzug, den sie jetzt nicht mehr brauchte. Müde blickte sie Eliza Raili an, die immer noch neben dem Biobett saß.

"Wären Sie so nett, mir einen Kaffee zu bringen?", fragte sie die ältere Frau.

Ausnahmsweise blieb die Irin ruhig. Ohne ihr übliches Aufbegehren gegenüber ihrer Chefin stand sie auf und ging.

Die Schottin sackte auf dem Stuhl zusammen. Am liebsten hätte sie erst mal ihre Ruhe gehabt, um diese Ereignisse zu verdauen. Aber sie musste dem Captain Bescheid geben...

"Dr. Campbell an O'Connor...", begann sie. “Es hat einen weiteren Anschlag gegeben. Miss Jefferson und Miss Connor sind tot..."

--- Venture, Brücke

Cheyenne hatte sich in ihrem Stuhl umgedreht und schon den Mund geöffnet um den Captain noch nach weiteren Informationen zu fragen - schloss diesen aber im selben Moment wieder, als sie sah, dass sich nur noch der Romulaner und sie auf der Brücke befanden.

"Super Plan ...", murrte die Pilotin etwas enttäuscht vor sich hin.

--- Sicherheitsbüro

Carter hatte gar nicht die Chance bekommen, etwas auf Wagenvoorts Worte zu erwidern. Das Verhalten des Mannes fand er mehr als eigenartig. 'Denkt der, ich habe mir das ausgedacht?'

Außerdem war es ihm zu verdanken, das sie die überzählige Person so schnell gefunden hatten, hätte Chris den Befehl so ausgeführt wie er ihn bekommen hatte, dann hätte der Computer noch kein brauchbares Ergebnis parat gehabt.

Chris war natürlich neugierig, wollte zu gerne wissen, wen er da gefunden hatte. Allerdings würde der Captain jeden Augenblick hier sein. Auch wenn Carter Alleingänge liebte und fast schon krankhaft jeden Befehl eines Vorgesetzten hinterfragte, dass er dafür seine Gründe hatte, interessierte ja schließlich nicht, er kannte seine Grenzen.

Er hatte es gerade so auf seinen Posten geschafft, als er auch schon die drei Sicherheitler auf sich zu kommen sah. 'Vielleicht hält ja wenigstens einer von denen es für nötig, mir ein wenig zu verraten, was hier eigentlich passiert ist und wen ich da aufgespürt habe.'

Doch die knappe Frage des Captains belehrte ihn eines Besseren, den traf Chris in diesem Moment sogar zum ersten Mal. "Nein, nichts", gab er ebenso knapp zur Antwort, auch ihn sprach er nicht mit 'Sir' an.

"Darf ich vielleicht erfahren, was hier los ist?", erkundigte er sich keineswegs unhöflich und blickte die drei fragend an.

--- Atlantis, Narbos Bar

Die junge Trill trat einen Schritt in die Bar hinein, damit sich die Tür hinter ihr schließen konnte und ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. Sie hatte auf dem Weg hierher in einem unbewohnten Quartier halt gemacht und sich der dortigen Schalldusche bedient. Die Tatsache, dass sie dafür den Sicherheitsmechanismus der Türverriegelung umgangen hatte und sich an dem Programm für das Replikatorsystem zu schaffen gemacht hatte, störte sie dabei wenig. Zwar war sie erst seit kurzer Zeit auf der Atlantis, aber sie hatte schnell festgestellt, dass sie auf diesem Schiff weitaus schneller an ihr Ziel kam, wenn sie nicht immer bei allem um Erlaubnis fragte. Und wenn sie etwas in den vergangen Jahren gelernt hatte, dann wie sie ihre Spuren in Computersysteme verwischen konnte - würde man nicht speziell danach suchen, würde auch niemand auf die fehlenden Replikatorrationen für einen Satz neue Klamotten aufmerksam werden.

Im Moment war die Bar fast verlassen - bis auf zwei Gäste, einen Mann und eine Frau, waren keine weiteren Personen hier, was wohl auf die späte Stunde zurück zu führen war. Mit einem kleinen Wink orderte Jean ihr kurzfristiges Abendessen an der Bar und ging dann durch den Raum zu dem Tisch der beiden Fremden zu.

"Hallo, kann ich mich zu Ihnen setzen?"

--- Holodeck 1

Der Computer piepte bestätigend und eine Sekunde später baute sich die Umgebung auf. Alles wirkte genauso real wie in dem Quartier. Sogar der feine Staubfilm, über den sich April künstlich aufgeregt hatte, lag in der Luft.

Der Ferengi ging etwas weiter in den Raum. Natürlich wusste er, dass das Holodeck kaum zehn Meter lang war und ihm nur durch Kraftfelder und Projektionen die Illusion der Bewegung vermittelt wurde, aber das war ihm egal.

Er war nicht hier, um die technischen Innovationen der letzten 200 Jahre zu würdigen, sondern um einen Kriminalfall zu lösen. 'Einen versuchten Mord', präzisierte Narbo in Gedanken.

Vor ihm waren jetzt wieder die von Pormas mit Blut auf den Teppich geschriebenen Zeichen sichtbar. Für einen Moment bewunderte der Barbesitzer den Halbgriechen: Zwar war dieser nicht mit sonderlich viel Intelligenz gesegnet, selbst für einen Menschen, aber die unbändige Rachsucht imponierte ihm.

Wer seine wahrscheinlich letzten Sekunden dafür nutzte, der Nachwelt einen Hinweis auf den Täter zu hinterlassen, musste einen tiefen Groll gegen seine Feinde hegen.

"Computer, gleiche die auf dem Boden befindlichen Symbole mit der linguistischen Datenbank ab und liste die 50 wahrscheinlichsten Übersetzungen auf", wies Narbo den Großrechner an, der wieder zur Bestätigung piepte.

"Analyse gestartet. Geschätzte Dauer: Siebzehn Minuten", ertönte die monotone Computerstimme.

Das hieß wohl warten.

--- Venture, Transporterraum Zwei

'Vielleicht hätte ich meine Beschreibung des Transporterverfahrens doch ausführlicher tätigen sollen', dachte sich S'Tom. Offensichtlich war sein Kollege nicht ganz mitgekommen. Er überschätzte noch immer die geistigen Kapazitäten von Menschen relativ häufig...

"Es lassen sich nur bei gelungener Wiederherstellung der Logs oder durch Befragung der gebeamten Crewmitglieder die fünf möglichen Ausgangspunkte und die zwölf gleich wahrscheinlichen Endpunkte des experimentellen Transportverfahrens ermitteln. Wer oder was gebeamt wurde lässt sich unter Umständen durch eine genauere Analyse des Interferenzmusters ermitteln."

Währenddessen hatte sich der Techniker zu einem nahen Terminal begeben und dem Computer die entsprechenden Befehle für eine solche Analyse gegeben. Somit fügte er gleich hinzu: "In fünf Minuten, elf Sekunden sind diesbezüglich erste Ergebnisse zu erwarten."

--- Atlantis, Computerkern

Die Dänin beobachtete, wie die beiden Körper entmaterialisierten. Anschließend wandte sie sich an ihre Kollegin:

"Wir sollten den Raum verlassen, damit auch hier ein Luftaustausch vorgenommen werden kann und die Dekontaminationsprotokolle eingehalten werden. Danach können wir uns ja noch einmal nach Spuren umsehen, auch wenn mir ein Gefühl sagt, dass wir nicht fündig werden...."

Die Kriegerin nickte zustimmend, konnte jedoch für den Moment ihren Blick noch nicht von der Stelle lösen, an dem bis vor kurzen noch die beiden toten Körper gelegen hatten. Eine gewisse "Schwere" legte sich auf ihr Gemüt und April war sich nicht sicher, wie sie diese Gefühle deuten sollten. Sie war noch nicht lange genug auf der Atlantis, um in diesem Fall wirkliche Trauer zu empfinden, auch waren es mit Sicherheit nicht die ersten Leichen die sie gesehen hatte, aber die Sinnlosigkeit und die Hinterhältigkeit, mit der die beiden Frauen ums Leben gekommen waren machten der Halbbajoranerin doch ein wenig zu schaffen.

"Ja, wahrscheinlich werden wir nichts finden, aber vielleicht sollten wir vorher noch eine Holo-Aufnahme machen - wie Narbo vorhin in Pormas Quartier?"

"Hm", machte Annika nachdenklich und blickte sich um. "Sicherheitshalber können wir das tun, jedoch glaube ich nicht, dass es uns etwas bringt. Im Quartier hatten wir ja diese Nachricht gefunden, was hier nicht der Fall ist."

Die Dänin blickte sich noch einmal um und wies daraufhin den Computer an, eine Speicherung vorzunehmen, außerdem beauftragte sie einen Luftaustausch mit Filterung "wie in Quartier 457".

Nachdem der Computer bestätigt hatte, verließen Annika und April den Raum.

--- Deck 5, Gänge

Annika entledigte sich ihres Schutzanzuges und verließ die Kraftfeldschleuse. "Und nun?", wandte sie sich an ihre Kollegin. "Wir sind so schlau wie zuvor!"

--- Quarantänesektion, Hygienezelle

Geschockt über die Nachricht der Ärztin stoppte Julian mitten in der Bewegung. Was hatte er da grade gehört? Ein zweiter Anschlag und diesmal Tote? Schnell zog er sich fertig an, griff die dekontaminierten Ausrüstungsgegenstände auf und befahl dem Computer, die Hygienezelle zu öffnen.

--- Quarantänestation

Mit schnellen Schritten rannte O'Connor beinahe zu der Ärztin, die mit einem Quarantäneanzug bekleidet zusammengesunken auf einem Stuhl neben Pormas Biobett saß. Julian kniete sich vor sie und versuchte, ihren Blick aufzugreifen.

"Miss Campbell, alles in Ordnung bei Ihnen?", versuchte er sie etwas aufzumuntern. "Was ist denn genau passiert?"

Mühsam schüttelte die Schottin ihren Kummer ab. Mit immer noch brennenden Augen blickte sie zum Captain, der mit besorgtem Gesichtsausdruck vor ihr kniete.

"Aye, es geht schon", murmelte sie.

"Was genau passiert ist - das kann ich Ihnen auch nicht so ganz sagen. Ich bekam eine Nachricht von Miss Schahrein, es habe ein neues Attentat gegeben und es sollten zwei Personen in die Quarantänesektion gebeamt werden."

Mit einer nickenden Kopfbewegung deutete Llewella auf die beiden belegten Biobetten.

Mit leiser Stimme fuhr sie fort: "Aber die beiden hatten der Attacke nichts entgegenzusetzen - im Gegensatz zu unserem Mr. Theocrates hier, der zum einen körperlich wesentlich widerstandsfähiger ist - abgesehen mal davon, dass ich ihm zutraue, für solche Fälle vorgesorgt zu haben..."

--- Venture, Brücke

Yhea stimmte der Pilotin stumm zu, nachdem der Rest der Crew im Turbolift verschwunden war und sie Beide hier allein auf der Brücke zurückgelassen hatten. Vor allem der Befehl, dass er die Transporter wieder zum Laufen bringen sollte ... als würde er hier auf der Brücke nur rumstehen und Kaffeetrinken.

Sein Blick wanderte in die Tasse in seiner Hand. "Verdammt!", entfuhr es ihm, als er erkannte, dass sie schon wieder leer war. Schnell holte er sich Nachschub am Replikator, bevor er sich wieder an die technische Station begab, um zu sehen, ob von Alex neue Informationen bezüglich des Transporters eingegangen waren.

--- Transporterraum Zwei

Alex runzelte die Stirn. Irgendwie bezweifelte er, dass sie so einfach zu der Lösung des Problems kommen konnten, jedoch wollte er nichts unversucht lassen, sie zu beschleunigen, weswegen er sich daran machte, die Transporterlogs wiederherzustellen.

Schnell merkte er jedoch, dass das wohl nicht ganz so einfach war, wie er gedacht hatte, denn daran schien sich der Attentäter auch zu schaffen gemacht zu haben. Fluchend schlug er auf die Konsole; frustriert über die ziemlich hoffnungslose Situation.

"Also die Logs sind leider verloren", sagte er zu S'Tom und zuckte mit den Schultern. "Unser lieber Freund hat sie leider komplett unbrauchbar gemacht."

--- Atlantis, Deck 5, Gänge

"April an Narbo - sie sind doch unser Detektiv an Bord. Es hat einen weitern Anschlag gegeben - sie können schon auf die Holo-Aufnahme des Computerkerns zugreifen." Der Gedanke, den Ferengi in diese Ermittlung mit einzubeziehen schien ihr irgendwie passend. Ohne auf eine Antwort zu warten schloss sie wieder den Kanal und wandte sich dann an Jacobsen.

"Wir sollten auf die Krankenstation gehen und dort schauen wie die Lage ist. Vielleicht hat der Captain ja neue Anweisungen für uns ..."

Annika nickte bestätigend, woraufhin die beiden Frauen ihren Weg in Richtung Krankenstation wieder aufnahmen.

--- Venture, Sicherheitsbüro

"Alles was wir wissen, ist: Auf der Atlantis gab es kurz nach dem Zusammentreffen mit der Venture einen Anschlag mit einer biologischen Waffe und nun haben wir wie aus dem Nichts eine unbekannte Person hinter dieser Wand sitzen", antwortete der Captain und deutete mit seinem Zeigefinger auf das Duraniumschott, hinter welchem sich der Zellenbereich verbarg.

"Trustman, Renault, schnappen Sie sich ein Phasergewehr - wenn die Person eine akute Bedrohung sein oder werden sollte, werden wir es hier nicht soweit wie auf der Atlantis kommen lassen, verstanden?"

Die beiden Sicherheitler, von denen McCarthy wusste, dass sie exzellente Schützen waren, bewaffneten sich wie befohlen und kehrten keine fünfzehn Sekunden später von dem doppelt gepanzerten Waffenschrank zurück.

Anschließend überprüften sie die Waffen auf ihre Funktionsfähigkeit; luden und sicherten schließlich die Gewehre. Trustman zeigte eine professionelle Konzentriertheit, während der unbeteiligte Wagenvoort sichtlich nervös war.

Kleine Schweißperlen hatten sich auf seiner Stirn gebildet und sein Blick wanderte hastig von einer Person zur anderen.

Der Captain hatte ihm bewusst kein Gewehr in die Hand gedrückt. Die Talente des Niederländers lagen in einem anderen Bereich und McCarthy hatte gelernt, die charakterlichen Schwächen dafür in Kauf zu nehmen.

Carter hatte schon einen Phaser in der Hand gehabt, als sie im Sicherheitsbüro eingetroffen waren. Für den Anfang sollte die Bewaffnung also reichen.

"Miss Renault, Sie gehen voran. Carter, Sie folgen. Dann Wagenvoort und ich. Trustman bildet die Nachhut. Alle verstanden?! Dann wollen wir mal schauen, wer oder was uns erwartet!"

"Jawohl, Sir!", bestätigte Mirabelle. Nachdem sie einen Blick auf Carter geworfen hatte, mit dem sie bislang noch nicht zusammengearbeitet hatte, ging die zierliche Frau mit forschen Schritten auf das Duraniumschott zu.

Die beiden Türhälften glitten auseinander und die Algerierin tat noch einen letzten großen Schritt in den Zellentrakt. Etliche Zellen wurden von Kraftfeldern abgeschirmt.

--- Zellentrakt

Mirabelle schob sich nach links und bedeutete Carter mit einem Kopfnicken, die rechte Seite abzudecken. Ohne Carters Reaktion abzuwarten, ging sie weiter nach links, die Wand des Zellentrakts im Rücken.

"Auf dieser Seite ist niemand!", rief sie dann den anderen zu.

Chris war hochkonzentriert, sein Herzschlag hatte sich beschleunigt und er hatte einen metallischen Geschmack im Mund. Das durch seinen Körper schießende Adrenalin sorgte aber auch dafür, dass sein Blick klarer und seine Sinne geschärft wurden.

Er hatte der Frau nur knapp zugenickt, als Zeichen, dass er verstanden hatte. Behutsam bewegte er sich vorwärts, als wolle er kein unnötiges Geräusch verursachen, obwohl so ein Verhalten in diesem Moment eigentlich unangemessen und überflüssig war.

Manche Angewohnheiten konnte er eben nicht so ohne weiteres ablegen. Langsam ging er noch einen weiteren Schritt, nur weil die Person bereits in einer Arrestzelle gefangen war, musste es schließlich nicht bedeuten, dass sie auch unbewaffnet und ungefährlich war.

Dann konnte er in die Zelle sehen, legte sofort auf die Person an. "Hier ist jemand", informierte er die anderen ruhig. Und musterte den Mann skeptisch. Er sprach ihn nicht an, doch seine Körperhaltung und die Tatsache, dass er ihn mit dem Phaser bedrohte reichte aus, der Mann hob die Hände und wartete dann einfach.

Er war nicht besonders groß, mindestens einen Kopf kleiner als Chris, wie dieser mit geübtem Blick feststellte, hatte kurze dunkle Haare und ebenso dunkle Augen. Ohne ihn genauer zu durchsuchen, schien er nichts bei sich zu haben, keine Taschen, Beutel oder ähnliches, auch sah es auf den ersten Blick nicht so aus, als hätte er eine Waffe.

Doch das war nur der erste Eindruck, sie würden genaueres wissen, wenn sie ihn befragt hatten und vor allem durchsucht. Chris warf einen raschen Blick über die Schulter, wollte wissen, wo die anderen blieben und wartete auf weitere Anweisungen.

Dann allerdings galt seine Aufmerksamkeit wieder dem Gefangenen.

Die restlichen Crewmitglieder näherten sich sofort. Renault und Trustman ließen es sich beide nicht nehmen, den Fremden augenblicklich ins Visier zu nehmen.

Sicherlich nicht die feine englische Art, fand McCarthy, aber vorerst notwendig. Der Fremde reagierte mit einem aalglatten Lächeln, während er den Captain fixierte.

"Darf ich die Hände jetzt wieder senken, Captain?"

Dann wurde er schlagartig ernster. Er lächelte weiterhin, aber die Gesichtszüge wirkten jetzt merklich kühler und die Stimme nahm unter der aufgesetzten Höflichkeit einen bedrohlichen Unterton an.

"Ich habe eine Nachricht für Sie, Captain, und Sie sollten sorgsam zuhören, weil ich mich nicht wiederholen werde"

Langsam nahm der Fremde die Hände herunter und ignorierte, dass die Sicherheitler ihn auch weiterhin keine Millisekunde aus den Augen ließen.

"Lassen Sie hören", erwiderte Charles. Wenn der Unbekannte ein Spiel spielen wollte, dann würden sie ihn vorerst in dem Glauben lassen, da mitzumachen.

Chris war immer noch angespannt, zielte weiterhin auf den unbekannten Mann. Er folgte dem kurzen Wortwechsel der beiden aufmerksam. Er ließ ihn auch nicht aus den Augen, als der langsam die Hände sinken ließ.

"Hey, was haben Sie vor?", erkundigte sich Carter und seine Stimme hatte einen drohenden Unterton angenommen. Der Fremde zeigte ein gefährliches Lächeln und ließ sich davon überhaupt nicht beeindrucken.

Chris fühlte wie sich kleine Schweißtropfen auf seiner Stirn bildeten, wer wusste schon, was genau der Kerl da aus seiner Hosentasche zu Tage förderte. Er warf erneut einen kurzen Blick über die Schulter zu seinen Vorgesetzten, doch die warteten geduldig ab, keine weiteren Anweisungen.

Der Fremde griff in Tasche und förderte ein PADD zu Tage, das er mit voller Wucht in Richtung des Captains schleuderte. Chris blieb ruhig, seine Erfahrung hatte ihm gesagt, dass es keinen Grund gab, auf den Mann zu feuern.

"Hier", wurde der Wurf kommentiert: "Damit Sie nicht vollkommen unwissend sterben! Ihr Kollege auf der Atlantis durfte schon mit meinem kleinen Geschenk Bekanntschaft machen!" Das PADD prallte gegen die Brust des Captains und dann auf den Boden. Der Fremde grinste, blickte sie alle der Reihe nach an und sagte nichts mehr.

--- Brücke

Cheyenne folgte den Bewegungen des Romulaners aus dem Augenwinkel und stand dann selbst auf um sich ein Glas Wasser vom Replikator zu holen. Mit einem Lächeln ließ sie ihren Blick über Alnaks Gesicht gleiten, der, wie es schien, wieder tief in seiner Arbeit vertieft war.

Seufzend setze sie sich wieder an ihre Station und blickte gelangweilt auf die Statusanzeigen ihres Monitors. Solange die Venture ihre Position nicht veränderte oder es etwas zu organisieren gab würde sie hier zu Untätigkeit verdammt sein - und die Pilotin hasste es, untätig zu sein.

Frustriert und ungeduldig begann sie, mit den Fingernägeln auf der Plastikverkleidung zu klappern...

--- Venture, Transporterraum Zwei

S'Tom bedachte den Gefühlsausbruch des menschlichen Technikers mit einer hochgezogenen Augenbraue. Er hatte bezüglich der Logs Ähnliches befürchtet, schon auf Grund des verwendeten Transportschemas schien der mutmaßliche Attentäter sehr darauf bedacht, keine Spuren zu hinterlassen.

"Bleibt noch die Befragung der Personen. Lässt die Manipulation selbst Rückschlüsse auf besagten 'lieben Freund' (wie Sie ihn nennen) zu?", wandte sich der Vulkanier an seinen Kollegen.

Währenddessen ließ er sich vom Computer all diejenigen Crewmitglieder anzeigen, für die zum Zeitpunkt des Transports ein 'Verlassen des Schiffes' geloggt war. In Fällen wie diesen war es bedauerlich, dass dieses System nur die aktuellen Standorte und außerörtliche Ereignisse vermerkte - so konnte er keine Informationen über die Venture-internen Transporte ableiten. Eine dauerhafte Überwachung war allerdings nicht mit den ethischen und moralischen Grundsätzen der Föderation und der Sternenflotte vereinbar, und diese mussten natürlich Priorität haben.

Sofort darauf erschien die Liste: "Kincaid, Jordan. Victor, Kai. Dallas, Lisa." Dem analysierten Puffer zu Folge fehlte in dieser Liste mindestens eine Person, vermutlich ein 'ziviler' Mitreisender ohne Kommunikator; der fünfte Transport auf die Venture wies eine sehr verwirrende Restsignatur auf.

--- Atlantis, Holodeck 1

Und Narbo wartete geduldig.

Ganze zwanzig Sekunden lang, dann hielt er es nicht mehr aus und wies den Computer an, "Stairway to Heaven" zu spielen. Der Ferengi tauchte in den Klang der 264-Kanal-Aufnahme ab und der Song näherte sich gerade dem furiosen Telecaster-Solo, als der Kommunikator die Harmonie mit seinem nervtötenden Piepen durchbrach.

'Dusselige Kuh!', warf Narbo April noch in Gedanken hinterher, für böse Worte war leider keine Zeit gewesen, weil das feige Weib die Verbindung vorsichtshalber direkt wieder getrennt hatte.

Led Zeppelin hatte sie ihm jedenfalls verleidet.

"Purple Haze!", suchte er sich einen neuen Titel aus und setzte sein Warten fort. Die Holo-Aufnahme interessierte ihn nicht, er hatte eh noch acht Minuten Zeit, bevor der Computer fertig sein würde.

--- Narbos Bar

David blickte Jordan wieder unsicher an. Sie schien sich seine Sätze noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen und zu einer Antwort anzusetzen.

David schreckte auf und sah die neu hinzugekommene junge Frau an. Er hatte sie gar nicht bemerkt, jedoch kam sie ihm gerade gelegen...

"Aber sicher", sagte er freundlich. "Wir scheinen hier sowieso über zu sein...", fügte er noch hinzu.

--- Krankenstation

Ein Zischen, vor dem jeder Translator kapitulierte, hallte durch die Krankenstation, als Sternenlicht die Bioscans von Jefferson und Connor abrief. Eindeutig der gleiche Organismus. Es wurde Zeit, dass einmal etwas Ordnung in die Sicherheit des Schiffes gebracht wurde.

Noch während er Llewellas Anweisung an die Labore weitergab, rief er die Daten der internen Sensoren und der Sicherheitsprotokolle aus dem Computerkern ab.

Zwei Biosignaturen, die parallel zur Kontamination der Luft urplötzlich schlechter wurden. Warum eigentlich hatte es dieses Mal keine Warnmeldung zur Kontamination gegeben? Er begann durch die verschiedenen Diagramme und Protokolle der Aufzeichnungen zu blättern.

Jäh hielt er inne. Der Energie-Echo-Scan, der seit dem Alarm lief, zeigte eine geringe Unregelmäßigkeit. Eigentlich hätten nur zwei Echos, nämlich die der beiden Transportvorgänge, sichtbar sein dürfen. Auf dem Schirm erschien aber, mit einigem Zeitversatz, definitiv ein drittes Echo. Ein Echo, dessen Phasenspektogramm definitiv auf einen Transportvorgang zu einem Ziel in einigen hundert Kilometern Entfernung hindeutete.

Nur, in dieser Entfernung war nichts. Die Venture hat seit dem Sicherheitsalarm einen Abstand von 5.000 Kilometern nicht unterschritten. Gab es doch ein Schiff in der Umgebung?

Nachdem der Captain noch beschäftigt schien, ergriff Sternenlicht direkt selbst die Initiative, Zeit war etwas, was sie wohl nicht mehr im Überfluss hatten.

Er öffnete einen gesicherten Kanal zur Venture: "Sternenlicht an Venture, ich habe hier eben deutliche Indizien dafür, dass wir hier ein drittes Schiff haben müssen, und zwar in direkter Nähe zur Atlantis, ich überspiele Ihnen gerade die Sensordaten.

In diesem Nebel müsste sogar ein getarntes Schiff gut zu sehen sein, wie sie ja sicher wissen. Es stört die Strömungen im Nebel und sollte auf Plasma-Echo-Scans eigentlich zumindest als leichte Störung zu sehen sein, sobald es auch geringe Bewegungen relativ zur Nebelströmung durchführt.

Ich vermute allerdings, dass unsere Sensorsysteme durch eine Manipulation an unseren Computerkernen gestört werden. Der Umfang der dafür notwendigen Manipulationen würde dafür sprechen, dass es auf Ihrem Schiff einen Komplizen gibt. Hier im Schiff gab es in diesem Zusammenhang einen weiteren Anschlag: Ein Team, welches in den Computerkern eindrang, wurde von der gleichen Biowaffe angegriffen wie unser Sicherheitschef.

Wir müssen unbedingt einen Weg finden, das fragliche Schiff trotz der Manipulationen zu finden."

Wie sie das allerdings tun sollten, war dem Katzenwesen etwas schleierhaft. Wenn der Primärkern der beiden Schiffe manipuliert war, dürften auch die Shuttles mit Ihrer permanenten Anbindung betroffen sein...

--- Krankenstation, Quarantänesektion

'Oh Mann, diese Miezekatze...', fuhr es Pormas durch den Kopf, als er durch den Zischlaut des Sivaoaners aus seinem Halbschlaf auffuhr. Zwar brachte der Südländer Sternenlicht den gebührenden Respekt ob seiner geistigen wie auch körperlichen Fähigkeiten entgegen, wurde aber immer an die kleine Hauskatze einer seiner Bekannten erinnert, wenn er ihn ansah.

Einen kurzen Bewegungstest seines linken Armes zusammen mit den einhergehenden Schmerzen später, kam in Pormas ein leichter Groll hoch. Was musste man eigentlich tun, um hier behandelt zu werden? Was hatte er überhaupt, was wurde dagegen getan?

Musste man erst Abteilungschef oder mit der Ärztin befreundet sein, oder musste man erst einen Anschlag überlebt haben, um behandelt zu werden?

Moment! Das traf doch alles auf ihn zu!

Der Südländer sammelte seine ganze Kraft, um ein halblautes "Weiß jemand was mit mir ist, oder muss ich verraten, wo mein Testament liegt?", rauszupressen.

Irgendwie überschlugen sich gerade die Ereignisse. Eben noch hatte sie sich mit dem Captain unterhalten, nun jedoch wurde Llewellas Aufmerksamkeit wieder von ihrem Patienten in Anspruch genommen.

Die hochgewachsene Frau erhob sich und trat wieder näher an das Biobett. Leicht berührte sie den Südländer an der Schulter.

"Aye, Pormas, inzwischen wissen wir ein wenig mehr. Jemand hat dich in deinem Quartier besucht und dich mit einer Kombination aus einem kurzwirkenden Halluzinogen und einem ziemlich wirksamen, modifizierten Bacillus anthracis angegriffen."

Die Schottin wusste zwar nur wenig von Pormas Vergangenheit, aber ihr Instinkt sagte ihr, dass er möglicherweise genauso gut über die Einsatzmöglichkeiten dieses Bakteriums Bescheid wusste wie sie als Ärztin.

"Zum Glück bist Du ein ziemlich zäher Brocken, sonst hätten wir dich nicht rechtzeitig genug hierher bekommen..."

'Mmh... doch cleverer als ich dachte', musste Pormas sein Urteil über die Attentäter ein klein wenig korrigieren. 'Bei jedem Anderem hätte das auch funktioniert', grübelte er weiter.

Halluzinogene Stoffe, um zu verhindern, dass das Opfer zu klaren Entscheidungen in der Lage war, und der gute alte Milzbrand. Scheinbar einer der schnell wirkenden Sorte. Pormas war diesem Erreger in der Vergangenheit bei der Sternenflotte schon einmal begegnet. Auf Bajor, bei diesem undankbaren Pack von Schrumpelnasen, die umgefallen waren wie die Fliegen...

Der Südländer verkniff das Gesicht. Nur in sehr anstrengenden Situationen hatte er seine Wut auf das Volk, welches seine Eltern auf dem Gewissen hatte, nicht unter Kontrolle. Dem Tod von der Schippe zu springen gehörte augenscheinlich dazu.

Also versuchte er sich wieder mit dem Hier und Jetzt zu beschäftigen.

Der Sicherheitschef dachte an das Breitbandmittel, welches durch seine Adern floss. Ihm wurde schon auf der Akademie nachgesagt, dass er paranoische Tendenzen aufweisen würde. Seine Standardantwort darauf war stets gewesen: 'Wer zuletzt lacht, kann noch lachen.'

Auch dieses Mal behielt er Recht. Dabei kam ihm eine Idee.

"Tja, ich hab auch meine versteckten Qualitäten", raunte der Südländer Llewella augenzwinkernd zu. "Auch wenn ich wohl nicht diensttauglich bin, würde ich empfehlen, eine kurzfristige Impfung bei allen Besatzungsmitgliedern durchzuführen. Der Impfstoff muss nicht explizit darauf abgestimmt sein, es reicht ja, eine kleine Verzögerung herbeizuführen. Ich weiß allerdings, dass Bajoraner aus irgendeinem medizinischen Grund schlecht auf die Impfung gegen Milzbrand reagieren."

Der Sicherheitschef hielt kurz inne, als ihn ein weiterer Gedanke kam. "Zusätzlich sollten alle ihren Kommunikator mit einem aufgenommenen Hilferuf programmieren. Nicht jeder hat die Konstitution, nach dem Kontakt mit dem Erreger - auch mit Impfung - einen intelligenten Hilferuf abzugeben. Das sollte möglichst schnell passieren, da es ja immer mal vorkommen kann, dass jemand zur falschen Zeit am falschen Ort auftaucht..."

Pormas wollte gerade fortfahren, als irgendetwas im Gesicht der Schottin ihn ins Stocken brachte. "Sag mal, Llewella, gibt es noch weitere Entwicklungen, von denen ich vielleicht wissen sollte? Entgegen meinen sonstigen Gewohnheiten ist das scheinbar Einzige, was an mir noch richtig intakt ist mein Kopf. Also, was ist los?"

"Es hat noch zwei weitere Opfer gegeben, erst kürzlich. Sie waren wohl tatsächlich zur falschen Zeit am falschen Ort."

Llewella atmete tief durch, als der Südländer ihr einen fragenden Blick zuwarf. Ein wenig traurig blickte sie ihn dann an - immerhin war er vor etlicher Zeit einmal kurz mit Natty liiert gewesen.  "Ysara und ...  Natty..."

Während sie sprach, hatte sich die Schottin wieder auf den Stuhl gesetzt, den sie dabei näher an das Biobett gerückt hatte. Sie wollte nicht ständig von oben herab mit dem Sicherheitschef sprechen. Schon gar nicht bei solch einem Thema.

"Wa...", stockte Pormas, als zu ihm durchsickerte, was Llewellas Worte bedeuteten. Der Südländer sackte förmlich in sich zusammen, als vor ihm Nathalies Gesicht erschien. Sicher war ihrer Beziehung kein glückliches Ende beschieden, aber trotzdem war sie der erste Mensch nach Jahren gewesen, dem er sich ein wenig geöffnet hatte.

Er wusste sehr wohl, dass Nathalie gegenüber Dritten gerne mal über ihn hergezogen hatte, aber das entsprach eben ihrem Temperament und er konnte es ihr auch nicht verübeln.

Pormas musste schwer schlucken, als vor seinem geistigen Auge die vertrauten Momente mit Nathalie vorbeizogen. Er spürte, wie seine Augen feucht wurden, kämpfte den Drang aber nieder und kniff die Augen zu.

"Sie... sie...", dem Südländer fehlten einfach die Worte.

"Aye.", bestätigte die Schottin schlicht.

Kurze Zeit sagte keiner etwas, jeder hing seinen Gedanken nach. Dann straffte sich die Rothaarige, als versuche sie, das belastende Wissen irgendwie abzuschütteln, um weiterarbeiten zu können.

"Es darf nicht noch mehr Opfer geben!", wandte sich Llewella nun an den immer noch hinter ihr stehenden Captain, der wohl das meiste des Gesprächs mitbekommen hatte, obwohl Pormas nicht laut gesprochen hatte.

"Das mit der Impfung ist eine hervorragende Idee. Wir sollten gleich mit dem Personal der Krankenstation beginnen und das Ganze dann auf die restliche Besatzung ausweiten. Vielleicht könnte ja die Ärztin der Venture, die die verrückten Beamvorgänge auf die Atlantis verschlagen haben, mithelfen. Ich sah sie kürzlich bei uns auf der Krankenstation."

Julian nickte abwesend zu Llewellas Vorschlag, bevor er nach ein paar Sekunden seine Aufmerksamkeit direkt an die Ärztin richtete.

"Ja, Sie haben recht. Wir können jede Hilfe gebrauchen und da zurzeit niemand das Schiff wechseln kann, wird McCarthy bestimmt nichts dagegen haben, wenn wir sein Personal hier an Bord sinnvoll einsetzen. Rufen Sie sie hier hin und wenn sie sich sträuben sollte, dann schicken Sie sie direkt zu mir. Sie haben da meine vollste Unterstützung."

Er warf einen aufmunternden Blick zu Pormas, dem man seinen Kampf mit den Tränen ansah. Er war froh, dass der Hüne den Anschlag überlebt hatte und er hoffte, dass dieser sich schnell davon erholen würde. Große Zweifel hatte er daran nicht, schließlich war der Grieche ein harter Hund und konnte einiges einstecken.

"Und mit der Impfung stimme ich Ihnen zu. Wir sollten jede erdenkliche Schutzmaßnahme ergreifen, dass nicht noch weitere Personen durch unseren Unbekannten zu Schaden kommen. Fangen Sie also gleich damit an. Wenn Sie wollen, stelle ich mich gleich als ersten Freiwilligen zur Verfügung", sagte er und streckte der Ärztin seinen Arm entgegen.

--- Venture, Transporterraum Zwei

"Nein, leider scheint er ziemlich gut im Verschleiern von Spuren zu sein, denn aus den Daten bekomme ich nichts Anständiges heraus, was uns auch nur irgendwie in dessen Richtung führt", antwortete Alex auf die Frage des Vulkaniers, während er ihm bei der Durchsicht der Ergebnisse der Computeranalyse über die Schulter schaute und bei dem Anblick der Signaturen überrascht die Augenbrauen hochzog. Solche Anzeigen hatte er bei Weitem nicht erwartet, auch wenn sie teilweise durchaus logisch bzw. verständlich waren.

"Ich glaube", sagte er langsam und zeigte auf eine der Signaturen, "diese hier könnte von Gorms Experiment sein. Soweit ich das mitbekommen habe, hatte unser lieber Freund irgendetwas mit Würmern ausprobiert und ich würde sagen, von den Ergebnissen hier könnte es passen."

Er rief eine genauere Ansicht dieser speziellen Signatur auf und nickte dann zustimmend.

"Ja, das ist es. Diese kleinen Biester dürften jetzt irgendwo ...", er stoppte jäh, als ihm eine kleine Anzeige quasi direkt ins Auge sprang. "Was ist DAS denn?!"

Schnell klickte er sich durch weitere Untermenüs und Ansichten, bevor er sich entsetzt zu S'Tom umdrehte.

"Sehe ich das da richtig oder entwickelt sich da ein ziemlich übles Problem für uns?"

--- Sicherheitsbüro

Entweder war der Unbekannte verdammt gerissen oder ziemlich dumm, hier seelenruhig seine Show abzuziehen. Jedenfalls war er kurz davor, sein Glück endgültig überzustrapazieren.

Was im Angesicht von McCarthys Befehl gleichbedeutend damit wäre, dass er von drei Seiten durch Phaserfeuer betäubt würde. Und eine Überdosis davon konnte auch tödlich sein.

Trustman hatte den Fremden keine Sekunde aus dem Blick gelassen und sein Zeigefinger ruhte unverändert auf dem Abzug des Gewehres. Aber seine Intuition hatte ihm gesagt, dass es noch nicht Zeit war, das Feuer zu eröffnen.

Das überhebliche Getue ihres Gegenspielers brachte den Captain nicht aus der Ruhe. Wortreiche Drohungen von geltungssüchtigen Aufschneidern war er gewöhnt, die auf die Venture angesetzten Sternenflottenkommandanten ließen kaum eine Gelegenheit dazu ungenutzt.

Von den Romulanern ganz zu schweigen...

Dennoch waren sie noch immer hier. Lebendig und frei.

Es brauchte eben mehr als Worte, um ihren Willen zu brechen.

"Bis jetzt fühle ich mich noch ziemlich lebendig und Ihr dramatischer Auftritt hat daran auch nichts geändert", erwiderte Charles schließlich, nachdem er vergeblich versucht hatte, die Fassade des Fremden mit seinen Blicken zu durchbohren.

"Aber ich bin etwas enttäuscht: Ich dachte, Sie singen uns die Nachricht vor..."

--- Brücke

Cheyennes Finger stoppten abrupt und mit wachsendem Unwohlsein folgte sie schweigend den Ausführungen des Katzenwesens. Die Nachricht über einen zweiten Anschlag ließ der Pilotin einen Schauer über den Rücken laufen.

"Verstehe ... wir werden die nötigen Maßnahmen einleiten", antwortete sie dann steif, nachdem Sternenlicht geendet hatte.

Schwungvoll drehte sie sich zu Alnak um.

"Alnak, können Sie diesen Scan durchführen?"

Yhea hatte den Erklärungen des Atlantis-Wissenschaftlers fragend zugehört und überrascht die Stirn in Falten gelegt; begleitet von einem Hochziehen der Augenbrauen. Ein anderes Schiff? Hatte er nicht vorhin extra deswegen die komplette Umgebung um die beiden Schiffe danach abgesucht und war zu einem negativen Ergebnis gekommen?

Sicherheitshalber startete er einen erneuten Scan, diesmal noch intensiver, begleitet von einer Diagnose der Sensoren, um eventuelle Probleme und Fehler nach Möglichkeit auszuschließen. Wobei natürlich die Chance bestand, dass auch an den Systemen der Venture irgendwelche Manipulationen vorgenommen worden waren, von denen sie nichts wussten und die eventuell auch nicht von einer Suchroutine gefunden werden konnten.

Das Piepen der Konsole riss ihn aus seinen Überlegungen, jedoch machten ihn die angezeigten Ergebnisse nicht wirklich glücklich. Denn laut Computer befand sich auch weiterhin nichts Interessantes im scanbaren Umkreis um die Venture und die Atlantis und auch die Diagnose brachte keine Fehler zu Tage.

"Venture an Sternenlicht", rief er das Katzenwesen, um es über die Sachlage zu informieren. "Auch nach einem erneuten Scan konnten wir keine anderen Schiffe im Nebel orten. Ebenso haben wir laut Computer keine Fehler im Sensorsystem. Was für uns nun zwei Dinge bedeuten kann. Entweder, es gibt wirklich kein Schiff da draußen oder Jemand hat an unseren Systemen herumgepfuscht."

--- Atlantis, Narbos Bar

Ein breites Lächeln legte sich auf das Gesicht der jungen Frau, während sie Platz nahm und dabei den Beiden noch mal zunickte.

"Danke - ja ... es ist ja auch mitten in der Nacht.", antwortete Jean ein bisschen unsicher.

"Ich hab Sie hier auf der Atlantis noch gar nicht gesehen - wo arbeiten Sie denn?"

Der wackelige Versuch, eine Kommunikation zu beginnen, kam Jean ein wenig lächerlich vor und doch bemühte sie sich, freundlich zu wirken. Sie hatte den ersten Gedanken, der ihr auf der Zunge gelegen hatte, bewusst herunter geschluckt um nicht sofort anzuecken - wie es sonst meist der Fall war, wenn sie neue Leute kennen lernte.

--- Krankenstation, Quarantänesektion

Die Schottin, die sich inzwischen wieder recht gut unter Kontrolle hatte, lächelte den Captain an, der ihr da so resolut seinen Arm entgegenstreckte.

"Einen kleinen Moment werden Sie sich noch gedulden müssen", beschied sie ihm. "Immerhin kann ich den Impfstoff auch nicht aus der Luft zaubern."

'Auch wenn das schön wäre!'

Noch bevor die Ärztin einen weiteren Gedanken formulieren konnte, meldete sich ihr Kommunikator.

"Hier Adrian Hayward, Dr. Campbell! Wir haben wie angewiesen das Antibiogramm erstellt. Der Erreger ist recht komplex, er reagiert auf die meisten unserer modernen Antibiotika resistent! Wir haben uns daher ein wenig kreativ betätigt und ältere Mittel ausprobiert, die teilweise schon seit Jahrzehnten nicht mehr in Verwendung sind. Und da sind wir tatsächlich bei zweien fündig geworden, beides Derivate des Penicillin.

So altmodisch der Erreger ist, so altmodisch muss man ihn offensichtlich auch bekämpfen!" Bei letzterer Aussage hörte man ein leises Lächeln in Haywards Stimme mitschwingen. "Die genauen Spezifikationen sind in Computersystem vermerkt, Sie können also alles Benötigte replizieren!"

Ein kurzes Lächeln huschte über den breiten Mund der Schottin. "Das ist eine gute Nachricht, Mr. Hayward. Ich hätte da auch noch eine Aufgabe für Sie: Modifizieren Sie mir bitte das Antibiotikum derart, dass es sozusagen als "Impfstoff" eingesetzt werden kann. Und beeilen Sie sich damit!"

Llewella erhob sich und schritt zum medizinischen Replikator der Quarantänesektion. Währenddessen öffnete sie bereits einen weiteren Comm-Kanal.

"Dr. Campbell an Jordan Kincaid. Miss Kincaid, wir würden uns sehr freuen, wenn Sie uns Ihre Hilfe zur Verfügung stellen könnten! Wir benötigen noch medizinische Unterstützung. Wenn Sie einverstanden sind, kommen Sie doch bitte zur Krankenstation! Campbell Ende!"

Noch während sie sprach, hatte sie dem Replikator das frisch entstandene Hypospray entnommen, das nun hoffentlich alle ihre Probleme lösen würde.

Die Rothaarige wandte sich wieder um und schritt zu Pormas Biobett, wo sie dem Sicherheitschef die passende Dosis verabreichte.

"So, jetzt sollte es endgültig aufwärts gehen!"

--- Narbos Bar

"Wir stammen von der Crew der Venture", erklärte Jordan. "Wir sind versehentlich herübergebeamt worden und warten auf die Reparatur des Transporters. Aber wir kennen auch keine Einzelheiten."

Sie war von Jeffreys Ausbruch so überrascht gewesen, dass ihr im ersten Moment nichts eingefallen war - und dann hatte sie auch noch der Neuankömmling überrascht. Jetzt schweifte ihr Blick wieder kurz zu dem Psychologen, aber seine Miene verriet nicht, dass er ihr eben noch... was eigentlich? Gesagt hatte, dass er selbst einen Psychologen brauchte?

So etwas überforderte sie einfach. Jordan wusste, dass sie eine hervorragende Ärztin war, aber soziale Kompetenz? Keine. Unbehaglich hielt sie sich an ihrer Tasse fest. Sie wusste Jeffreys Ehrlichkeit zu schätzen, aber... war der Mann für den Posten geeignet oder nicht? Wie sollte sie antworten?

Aber die Ankunft der Trill hatte ihr zumindest vorläufig die Entscheidung abgenommen.

Rasch versuchte sie, sich auf ihre Höflichkeit zu besinnen, und streckte der Frau die Hand entgegen. "Jordan Kincaid", stellte sie sich vor und ließ den Doktortitel, den sie offiziell gar nicht mehr besaß, wie immer weg. "Und David Jeffrey. Wir..."

Sie unterbrach sich, als ihr Kommunikator piepste.

Dr. Campbell unterbrach die Verbindung zu schnell, als dass Jordan hätte antworten können, aber die Rettung kam trotzdem prompt wie vom Himmel gesandt. Sie war schon halb aufgestanden, als die Ärztin noch nicht einmal zu Ende gesprochen hatte.

"Wenn Sie mich entschuldigen würden" Sie lächelte fahrig. "Die Arbeit wartet offenbar nicht einmal hier." Sie nickte Jeffrey zu. "Bleiben Sie ruhig sitzen, wenn Sie möchten. Ich rufe Sie, wenn weiteres medizinisches Personal nötig ist."

David nickte ihr zu. Es war ein komisches Gefühl, zu wissen, dass Jordan nun wusste, wie sehr er unter Druck stand. Er würde sich die Tage noch einmal Zeit nehmen, in Ruhe mit ihr über alles zu reden. Er musste sich vorher sowieso selber im Klaren sein, ob er den Posten überhaupt haben wollte.

Jetzt galt seine Aufmerksam jedoch der Trill. Er gab ihr die Hand. "Und wie war ihr Name noch gleich?", hakte er nach.

Jean war überrascht über die Freundlichkeit des jungen Mannes und lächelte fast schon ein bisschen erleichtert.

"Mein Name ist Jean Xen."

Ihr Essen wurde serviert und etwas schüchtern begann sie, in ihrem Auflauf rumzustochern, doch sie war sich im Moment nicht wirklich sicher ob es wirklich das Richtige war, was sie bestellt hatte.

"Es gab hier wohl ein Attentat auf den Sicherheitschef.", schloss sie dann an die Ausführungen von Miss Kincaid an. "Hier scheint im Moment ein bisschen mehr drunter und drüber zu gehen - bei mir ist vorhin die halbe Quartierwand in die Luft geflogen!"

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