Atlantis - Chronik 27 / Venture - Chronik 51

Crossover Chronik 22

Die Geschichte des Griechen

--- Atlantis, Krankenstation, Quarantänesektion

Wie ein wohltuender kalter Schauer schien sich das Gegenmittel durch Pormas Körper auszubreiten. Die stechenden Schmerzen blieben aus, als er versuchsweise mal wieder seine Hände zu Fäusten ballte.

Schlagartig wurden seine Augen trocken, als er sich bewusst wurde, dass er das Schlimmste überstanden hatte und sich wieder bewegen konnte. In den Augen des Südländers schienen Flammen zu brennen, welche von der Hitze seines aufkeimenden Zorns genährt wurden.

Noch einmal wurde sein Blick sanft, als er Llewella tief in ihre blauen Augen schaute und ihr ein "Danke" zuflüsterte. Mit einem Ruck setzte Pormas sich auf und schüttelte alle Versuche der überraschten Ärztin ab, ihn davon abzuhalten.

In den Ohren des Sicherheitschefs rauschte es und er bekam von seiner Umgebung nichts mit, als er prüfte, wie sein Körper auf seinen Willen reagierte. Danach schaute er erst der Ärztin und dann dem Captain ins Gesicht.

"Ich will alles wissen, was wir über den Mistkerl haben. Spuren an den Tatorten, Zeitablauf, Transporterlogbücher, Lebenserhaltungssystemlogs, alle Aufzeichnungen über Lebens- und Energiesignaturen bis 10 Stunden vor dem Attentat auf mich bis jetzt, sowie von den Decks der Tatorte, wie auch den direkt darüber und darunter liegenden.", sprudelte es aus Pormas heraus, während er eher schlecht als recht, aber von seiner Wut getrieben, versuchte aufzustehen.

"Bis eben war es nur mein Job, ihn zu kriegen.", entfuhr es dem Südländer, während er wankend zum Stehen kam. Seine Augen nahmen einen eiskalten Ausdruck an, als sein Zorn Entschlossenheit wich, "Aber jetzt ist es etwas Persönliches..."

Die Augen der Schottin begannen zu leuchten, als sie sah, wie schnell der  Grieche sich erholte. Wieder einmal hatte er es geschafft, alle zu überraschen. 'Das reinste Stehaufmännchen...', ging es ihr durch den Kopf.

"Erst einmal tust Du langsam", forderte die Rothaarige Pormas dann resolut auf. "Meinetwegen mach die Krankenstation zu Deiner Operationszentrale, aber vorerst gehst Du nirgendwohin."

Zuerst war Llewella versucht gewesen, den Südländer auf den neben dem Bett stehenden Stuhl zu bugsieren - aber gut, wenn er denn unbedingt stehen wollte, sollte er stehen bleiben. Er würde schon von selbst merken, dass man nach solch einem Blutverlust nicht einfach davon spazieren und Krieg spielen konnte. Und wenn der Adrenalinspiegel noch so hoch war.

Dennoch ergriff sie Pormas am Ellbogen und schnappte sich mit der anderen Hand ihren Tricorder.

"Die Werte haben sich dem normalen Bereich genähert. Einer erneuten Attacke hättest Du aber wenig entgegenzusetzen!"

--- Krankenstation

Von dem Zischen der Zimmertüren begleitet betraten die beiden Frauen die Krankenstation.

April blieb kurz stehen und ließ ihren Blick durch die Station schweifen. Als erstes fiel ihr Blick auf das Katzenwesen, das etwas abseits an einer der wissenschaftlichen Stationen arbeitete. In der Quarantänestation konnte sie Pormas sehen, der neben dem Biobett stand - daneben Llewella und O'Connor.

Dem Sicherheitler schien es wohl schon wieder ganz gut zu gehen, wenn er schon wild quatschend wieder in der Gegend rum stehen konnte.

"Im Computerkern wurden dieselben Maßnahmen eingeleitet wie vorhin in dem Quartier ...", warf die Halbbajoranerin laut in den Raum. So musste sie wenigsten nicht alles doppelt erzählen.

"Wie schaut es sonst aus?"

--- Krankenstation, Quarantänesektion

Grummelnd lehnte sich Pormas gegen das Biobett aber behielt Llewellas Arm möglichst unauffällig noch bei sich eingehakt. Selbst unter Folter hätte er jetzt nicht zugegeben, dass er gerade weiße und schwarze Punkte sah. Um das zu überspielen, massierte er sich wie zufällig die Schläfen.

Ein bisschen fahrig sah der Sicherheitschef auf und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen auf der Suche nach der Quelle der unqualifizierten Äußerungen. 'Wie schaut es sonst aus?', äffte Pormas im Geiste die Bajoranerin nach.

Der Südländer atmete tief durch, bevor er die Sicherheitlerin zu sich winkte. "Miss Schahrein, ich bin noch nicht ganz auf dem Laufenden. Können Sie mir einen kurzen Bericht über die Vorfälle geben?"

--- Krankenstation

Die Halbbajoranerin fixierte ihren Vorgesetzten mit dunklen Augen und maß ihn für einen Moment ruhig von oben bis unten. Dafür, dass er noch vor einigen Stunden mit dem Tod gerungen hatte, schien er schon wieder verdammt fit zu sein - auch wenn es nicht zu übersehen war, dass er noch wankte.

Mit ein paar langen Schritten durchquerte sie den Raum und blieb dann vor der durchsichtigen Wand des Quarantänebereiches stehen. April wartete einen Moment länger als unbedingt notwendig bis sie zu einer Antwort ansetzte.

"Nun, das was in ihrem Quartier passiert ist, wird ihnen der Captain ja schon erzählt haben.", begann sie ihren Bericht. "Vor etwa einer halben Stunde hat es im Computerkern noch einen weiteren Anschlag gegeben. Ysara Jefferson und Nathalie Connor sind dabei ums Leben gekommen. Wir haben dieselben Vorkehrungen vorgenommen, wie es in ihrem Quartier passiert ist - man sollte also da drinnen schon wieder rein gehen können."

Eine kurze Pause entstand, in der sich die Kriegerin überlegte, was an Informationen noch wichtig sein könnte.

"Ach ja - und Narbo sieht sich gerade die Holoaufnahmen aus den beiden Räumen an - vielleicht ist er ja schon mit Ihrer netten Nachricht weiter gekommen ..."

--- Venture, Sicherheitsbüro

"Bitte ärgern Sie sich nicht Captain. Denn wie Konfuzius sprach: 'Dass ein Edler sich einmal schlecht benimmt, das mag es geben. Dass ein gemeiner Mann sich gut benimmt, das jedoch gibt es nicht.' So scheint es auch um unseren Gast bestellt zu sein."

Überraschte Blicke erntete der kleine Japaner, welcher sich lautlos genähert hatte und den Fremden jetzt aus seinen braunen Augen musterte. Es war wieder einer dieser Augenblicke in denen sich der 1. Offizier wunderte, dass dieses Schiff noch überhaupt funktionstüchtig war.

Zwei technische Defekte hatten dazu geführt, dass Kuzhumo sich erst jetzt einfand. Zum einen hatten die Lautsprecher in seiner Kabine es versäumt, ihm den roten Alarm kundzutun. Zum Glück hatte aber ebenfalls der Türsensor seinen Dienst verweigert, indem die Tür auf ein vorbeilaufendes Crewmitglied reagierte und sich plötzlich genötigt fühlte sich zu öffnen, und somit dem Alarmsignal die Chance gab, seine Aufgabe zu erfüllen.

Sicherlich musste sich Kuzhumo eigentlich noch mehr darüber wundern, dass ihn niemand über den Kommunikator Bescheid gegeben hatte. Aber das konnte warten.

"Schlaue Sprüche helfen dir auch nicht weiter, alter Mann!", entgegnete der Unbekannte, welcher nach einem kurzen irritierten Blick wieder so gelassen wie vorher war. "Der Einzige, der euch noch retten könnte, hat als Erster ins Gras gebissen!"

Der Fremde lachte hämisch, bevor er fortfuhr, "Auf jeden Fall habt ihr noch eine Chance, hier lebend raus zu kommen. Nutzt Sie, oder nicht. Mir ist's gleich!" Bevor jemand reagieren konnte, lachte er weiter und löste sich in einem Transporterstrahl auf.

Halb überrascht hob Kuzhumo seine Augenbraue, als sich kurze Zeit später David Jeffrey rematerialisierte. Dieser schien nicht minder überrascht zu sein, da er sich irritiert umguckte, wieso er in einer Arrestzelle war. Davon weiter unbeeindruckt, hatte der Japaner inzwischen das PADD aufgehoben und überflogen.

"Oh Charles...", sprach er den Captain, in der eigentlich für private Unterhaltungen reservierten vertraulichen Du-Form an, "Sie wollen dein Schiff..."

--- Atlantis, Narbos Bar

David nickte. "Ich weiß, was passiert ist... Und sie haben nun genauso wenig zu tun wie ich? Nun ja. Ich bin sehr froh über ihre Gesellschaft, muss ich zugeben.", gestand David bei einem sanften Lächeln. Er schaute Jean kurz in die Augen und war einen Augenblick von deren tiefem Blau fasziniert. Dann nahm er einen Schluck von seinem Kaffee. "Die Geschichte mit der Wand würde mich aber doch intere..."

--- Venture, Sicherheitsbüro

Mitten im Satz merkte er, wie er dematerialisiert wurde. Einen Augenblick später befand er sich in einem relativ dezent eingerichteten und halboffenen, grauen Raum, den er als Arrestzelle der Venture identifizierte. Nachdem er unsanft auf seinem Allerwertesten gelandet war stand er auf und strich sich seine Kleidung glatt. 'Gerade wo es ein wenig nett wurde...', dachte er sich. Der Captain und einige Crewmitglieder der Venture befanden sich hinter dem ausgeschalteten Kraftfeld.

"... Sie wollen die Venture? Wer will die Venture?", fragte er verdutzt in die Runde.

Trotz der ernsten Situation blickte Kuzhumo leicht amüsiert von dem PADD zu dem jungen Mann auf, welcher immer noch reichlich desorientiert dreinblickte und offensichtlich verwirrt war.

Freundlich sprach er David an, "Beruhigen Sie sich. Denn wie schon Goethe sagte 'Wer will denn alles gleich ergründen, sobald der Schnee schmilzt, wird sich's finden.'". Lächelnd quittierte der Japaner das nun noch verdutztere Gesicht des neuen Crewmitglieds.

"Aber wie die Weisen auch sagen, gibt es für alles seine Zeit. Da ich vielleicht noch weniger weiß als unser junger Freund hier, könnte es durchaus angebracht sein, ein paar klärende Worte zu finden.", redete der 1. Offizier mit seiner gewohnt gelassenen Art weiter, während er dem Captain das PADD überreichte.

Charles dankte es Kuzhumo mit einem leichten Nicken und begann, den Inhalt zu überfliegen. Der Text umfasste circa zwei Seiten, bestand aber hauptsächlich aus inhaltsleerem, selbstherrlichem Geschwafel.

Einige Momente später knurrte er abschätzig.

"Piraten, Hijacker, mieses Gesindel...", beantwortete er die berechtigte Frage des Psychologen, "Keine Namen - aber sie wollen tatsächlich die Venture. Einschließlich der Besatzung. Um Aufträge für sie auszuführen"

McCarthy hielt kurz inne. Er konnte sich schon genau denken, um was für eine perfide Art von "Aufträgen" es hier ging.

"Wenn wir nicht kooperieren, wird die gesamte Besatzung getötet werden. Der auf der Atlantis freigesetzte Milzbranderreger sei nur ein kleiner Vorgeschmack auf das gewesen, was uns noch drohe."

Ruben schluckte schwer.

'Das sieht nicht gut aus, das sieht gar nicht gut aus!', dachte er, während sich seine Gedanken überschlugen, 'Alle töten. Und wie wohl? Mit irgendwelchen Bakterien, Viren oder Chemikalien! Feinde, die man nicht sehen, riechen oder hören kann. Die ein eingeschleuster Vertrauensmann oder ein manipuliertes Computerprogramm jederzeit freisetzen konnte!'

Die Zahl der Möglichkeiten war so gewaltig, dass dem Niederländer nicht auffiel, dass er anfing zu hyperventilieren. Das Kohlendioxid stieg ihm langsam zu Kopf und ihn erfasste ein leichter Schwindel.

"Wagenvoort, alles in Ordnung?!" Trustman hatte seine Hand auf Rubens Schulter gelegt und riss ihn aus seinen panischen Überlegungen.

"Ähh, ich glaube schon, danke", erwiderte dieser und versuchte, seine Atmung wieder zu kontrollieren. Er brauchte noch einen Moment, bis er sich wieder ganz gefasst hatte.

"Captain, wir müssen sofort die Atlantis kontaktieren. Theocrates...das gezielte Attentat auf ihn ergibt nur einen Sinn, wenn er für die Fremden eine wirkliche Bedrohung ist. Weil er etwas weiß, weil er den Feind kennt, oder etwas in der Art"

Dass es an den fachlichen Fähigkeiten des Halbgriechen lag, schloss der Sicherheitschef aus. So gut war nicht mal Pormas Theocrates.

"Noch scheint unser Feind von einem erfolgreichen Abschluss des Anschlags auszugehen. Wenn sie erfahren, dass Theocrates noch lebt, werden sie aber mit 97%iger Wahrscheinlichkeit wiederkommen"

--- Atlantis, Krankenstation, Quarantänesektion

'Diese Kopfschmerzen', durchzuckte es Pormas‘ Kopf. Konnte es so schwer sein, einen Bericht zu erstatten, ohne irgendwelche Annahmen zu treffen? Er fühlte sich jetzt zwar gar nicht danach und klare Gedanken zu fassen glich einer Schwerstarbeit, aber wenn man den Anfängern ihre Arbeit erklären musste, musste es halt geschehen.

"Miss Schahrein, als ich sagte, ich wäre nicht auf dem Laufenden und hätte gerne einen Bericht über die Vorfälle, ist vielleicht der Eindruck entstanden, dass der Captain mich schon informiert hatte und ich die ganze Geschichte einfach nur noch mal hören wollte, weil sie mich so erquickt.", entgegnete er ihr müde.

Das Reden fiel ihm schnell schwerer und der Hüne schwankte bedrohlich, legte aber rechtzeitig seinen Arm um Llewellas Hüfte, bevor es zum Sturz kam. Ihrem energischen Drängen nachgebend setzte sich Pormas zumindest auf das Biobett, auch wenn er sich nicht hinlegen wollte, da er fürchtete sein Bewusstsein zu verlieren.

"Wenn dieser Eindruck entstanden ist, tut es mir leid, ich hätte mich präziser ausdrücken sollen...", fuhr der Sicherheitschef wieder mit festerer Stimme fort, "Der Captain wird sicher so gütig sein Ihr... ich meine natürlich sein Versäumnis nachzuholen und mich über die Geschehnisse aufklären."

Kurz verstummte der Südländer wieder, als er gegen eine starke Übelkeit ankämpfen musste. Mit geschlossenen Augen sprach er weiter zu der Bajoranerin, "Dann würde ich Sie jetzt bitten, mir eine Arbeitskonsole zu beschaffen, in welcher folgende Daten enthalten sind...", damit zählte Pormas alle Logs und Sensordaten auf, die er schon eben verlangt hatte.

"Sternenlicht wird Ihnen sicher behilflich sein, wenn Sie Probleme mit der Sensorauswertung haben. Und danach gehen Sie bitte zu Narbo und gucken, wie weit der Ferengi ist.", wenn der Südländer jemanden noch weniger leiden konnte als April, dann war es die sprechende Made mit den Deflektorschüsseln an den Seiten. "Wie jeder Ferengi hat er die Angewohnheit, nicht immer alles sofort preiszugeben. Unterstützen Sie ihn bei seinen Untersuchungen und bleiben Sie auf jeden Fall bei ihm, das ist ein Befehl."

Den letzten Halbsatz sprach er schärfer als nötig aus, mit durch den Umstand, dass er durch seine schlechte körperliche Verfassung wieder gereizter wurde. "Das war's, Abmarsch", brachte er noch hinaus, bevor er durch Llewellas sanften Druck genötigt wurde, sich wieder hinzulegen.

Pormas bekam um sich herum nichts mehr mit, ihm schwirrte der Kopf. Der Sicherheitler klammerte sich am Bild seiner ehemaligen Geliebten fest, bevor er wieder ganz in die Schwärze eintauchte.

"...für... Natty..."

Noch bevor die Bajoranerin sich abwenden konnte, zischte ihr die Schottin noch ein "Und dass mir niemand erwähnt, dass Mr. Theocrates bei Bewusstsein ist. Die Befehle kommen offiziell vom Captain!" entgegen.

Llewella zitterte innerlich beim Gedanken daran, dass der Attentäter versuchen könnte, seinen Fauxpas zu 'korrigieren'. Sie hasste es abgrundtief, einen Patienten zu verlieren - und ganz besonders diesen hier, den sie im Verlauf der vergangenen Jahre einfach schon zu oft wieder zusammengeflickt hatte.

Der Puls des Südländers hatte sich durch die Anstrengung wieder gefährlich beschleunigt. Ansonsten wirkte er jedoch erstaunlich stabil.

"Es überrascht mich immer wieder, was er für eine eiserne Konstitution hat.", murmelte die Rothaarige, während sie den Tricorder beiseite legte und sich anschließend endlich komplett des verflixten Quarantäneanzuges entledigte.

Sie pfefferte das Ding auf einen Stuhl und kontrollierte daraufhin noch einmal die Werte des Sicherheitschefs. "Es wird noch eine Weile dauern, bis er wieder ganz der Alte ist", erläuterte sie dem Captain, der besorgt auf den Bewusstlosen blickte. "aber er ist definitiv auf dem Weg der Besserung!"

'Was er jetzt am Dringendsten bräuchte, wäre ein ordentliche Mütze voll Schlaf!', dachte die Schottin bei sich. 'Aber wie ich ihn kenne, wird er sich so lange keine Pause gönnen, bis der Attentäter gefasst ist oder er wieder zusammenklappt.'

Llewella öffnete einen Wandschrank und überflog die darin stehenden Medikamente. Schnell entschied sie sich für ein schmerzstillendes, entzündungshemmendes Hypospray und injizierte dem Griechen dessen Inhalt. Es reichte ja immerhin schon, wenn er mit körperlicher Erschöpfung zu kämpfen hatte...

--- Venture, Sicherheitsbüro

Kuzhumo überlegte kurz, bevor er wieder das Wort ergriff, "Zwei Sachen sind nun von großer Wichtigkeit. Zum einen muss Mr Theocrates alle Informationen über unseren ungebetenen Gast, sowie dessen Absichten bekommen."

Der Japaner seufzte, als er weiter sprach, "Weiter sollten wir ihn nicht mehr erwähnen. Wenn der Feind in der Lage ist, die Transporter beliebig zu manipulieren, ist dies sicher auch mit den internen Sensoren möglich. Scheinbar können sie die Atlantis noch nicht komplett überwachen, sonst wüssten sie von ihrem Fehlschlag.

Da die Transporteraktivität aber von diesem Schiff ausging, befürchte ich allerdings, dass ihnen hier mehr Erfolg beschienen ist.", Kuzhumo blickte kurz zu Wagenvoort und hoffte, dass dieser irgendwann zu seinem Chi finden würde.

"In der Hoffnung, dass es noch nicht zu spät ist, sollten wir einen Kontaktmann auf die Atlantis schicken, welcher zum einen Mr Theocrates unterstützen kann, sowie auch unauffällig uns die Ergebnisse übermitteln kann.", dabei bedachte der 1. Offizier David mit einem langen Blick.

"Da es sich scheinbar um einen psychisch labilen Gegner handelt, ist der logische Schluss, dass Mr Jeffrey sich den Ermittlungen anschließen wird.", Kuzhumo setzte wieder sein verschmitztes Lächeln auf, als er dessen Reaktion sah.

"Ich denke, ich stimme mit dem Captain überein", und blickte dabei kurz zu McCarthy rüber, der kurz nickte, "dass Sie hiermit in die Crew aufgenommen worden sind. Bitte setzen Sie sich mit S'Tom in Verbindung. Dieser beschäftigt sich gerade mit den Transportern und dürfte Ihnen eine recht hohe Wahrscheinlichkeit gewährleisten können, dass Sie auf der Atlantis ankommen."

Wenn es jemanden überraschte, dass Kuzhumo scheinbar alles, was auf diesem Schiff in den letzten Stunden vorgefallen war wusste, obwohl ihm niemand von den Anwesenden unterrichtet hatte, so zeigte es niemand. Der Japaner selber hatte schon mitbekommen, dass er manchmal als 'Flaschengeist' bezeichnet wurde, was in solchen Momenten tatsächlich zuzutreffen schien.

"Mr Trustman, haben Sie zufällig noch ein paar Geräte zur Abhörsicherheit da? Ich meine mich zu erinnern, dass ich auch Eines im Sicherheitsbüro seinerzeit fest installiert habe. Ich hoffe nun, dass diese Vorrichtung im Gegensatz zu meiner Quartiertür noch ordentlich funktioniert."

Trustman nickte, auch wenn das ganz und gar nicht mit "Zufall", sondern ausschließlich mit guter Planung und gewissenhafter Ausführung selbiger zu tun hatte.

"Selbstverständlich. Die Vorrichtungen werden regelmäßig gewartet und sind separat vernetzt. Auch diese Räumlichkeiten sollten wirkungsvoll abgeschirmt sein."

McCarthy war zufrieden, dass seine Mannschaft konstruktiv an der Lösung des Problems arbeitete. Solange die Zusammenarbeit funktionierte, zweifelte er keinen Deut daran, dass sie am Ende obsiegen würden.

Und wenn Siegen hieß, sich selbst und die Venture zu opfern, würde er auch das tun, ohne mit der Wimper zu zucken.

In keinem Fall würde er gestatten, dass dieses Schiff mit seiner immensen Feuerkraft gegen Unschuldige eingesetzt werden würde.

"Jeffrey, Sie haben sich wohl soeben freiwillig gemeldet. Beeilen Sie sich, ich möchte möglichst bald wissen, ob der Fremde auch auf der Atlantis seinen Auftritt absolviert hat und was O'Connor davon hält"

McCarthy hatte versucht aufmunternd zu klingen, auch wenn es für den jungen Mann nicht einfach werden würde. Aber darauf konnte er derzeit keine Rücksicht nehmen.

Chris hatte das ganze Geschehen ruhig beobachtete, auch das Auftauchen des Japaners hatte ihn eigentlich nicht überrascht. Das Schiff und auch seine Besatzung waren seltsam, daran hatte er sich in der vergangenen Zeit schon gewöhnt.

Die Worte des Fremden klangen in seinen Ohren eher nach einer leeren Drohung. Und selbst wenn es wirklich einen Anschlag auf der Atlantis gegeben hatte, wie schlimm konnte es schon sein?

Nun verstaute er seinen Phaser, der Fremde war fort, genau so rätselhaft verschwunden, wie er erschienen war. Doch daran war eben nichts zu ändern. Chris war nicht anzumerken, was in ihm vorging. Er lehnte sich mit dem Rücken an die Wand und wartete geduldig, ob es weitere Anweisungen für ihn geben würde, doch im Moment schien er recht überflüssig.

--- Atlantis, Krankenstation, Quarantänesektion

"Ich glaube", begann der Captain langsam, während er von dem bewusstlosen Pormas zu den beiden Leichen in der anderen Ecke des Raumes blickte, "ich werde erst richtig beruhigt sein, wenn wir den Attentäter zu fassen bekommen haben, ohne dass weitere Besatzungsmitglieder mit ihrem Leben dafür zahlen mussten."

Zwar hatte Julian die beiden Sicherheitlerinnen nicht sonderlich gut gekannt, doch schließlich war er ihr Captain gewesen und es war nun mal seine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass Niemand an Bord zu Schaden kam und erst recht nicht zu Tode. Es war schon anstrengend genug, ohne solche Vorfälle verantwortlich für über 100 Mannschaftsmitglieder zu sein, jedoch wünschte er sich gerade zu solchen Zeiten einen Stellvertreter, mit dem er darüber reden und der ein wenig Last von seinen Schultern nehmen konnte.

"Sagen Sie, Doktor", wandte er sich dann wieder an die Ärztin, "was schätzen Sie, wie lange Sie noch mit dem Impfstoff brauchen werden? Sonst würde ich nämlich April bei der Rätselfrage ein wenig unter die Arme greifen. Theocrates können Sie ja dann mit seinen Fragen; falls er in naher Zukunft wieder aufwachen sollte, an Sternenlicht verweisen. Der ist da sowieso genauer über Alles im Bilde."

--- Venture, Sicherheitsbüro

David trat aus der Zelle zu den anderen. Er wurde über die letzten Vorfälle aufgeklärt ,bevor er losgehen sollte. Positiv überrascht über das Vertrauen, welches in ihn gesteckt wurde, machte er sich auf den Weg.

Im Türrahmen blieb er stehen und drehte sich noch einmal um. "Darf ich vorschlagen, jegliche Form der nicht persönlichen Kommunikation diesen Fall betreffend zu minimieren? Wenn die Piraten die Computerkerne der Schiffe geknackt haben sollten...", er sprach nicht weiter, da ihm der Gedanke großes Unbehagen bereitete.

--- Transporterraum Zwei

David betrat den Transporterraum und sah zwei Personen welche über eine Konsole gebeugt in einer Diskussion vertieft waren. Er schritt zu ihnen herüber. "S'Tom?"

--- Atlantis, Krankenstation

"Verstanden", antwortete Sternenlicht dem Romulaner. Es bestätigte letztlich seine Befürchtungen.

"Ich denke, dass wir dann auf beiden Schiffen von einer Manipulation des Computerkerns ausgehen können. Ich halte es für wahrscheinlicher, dass der oder die Attentäter nicht mit dieser Möglichkeit gerechnet haben. Oder keinen brauchbaren Weg gefunden haben, nur ein Subset der Transporter-Energiesignaturen zu verstecken.

Ohnehin, der Energieechoscan ist ja auch nicht gerade eine verbreitete Geschichte. Normalerweise benutze ich ihn für astrophysikalische Phänomene wie diesen Nebel, und nicht zur Verfolgung von Transportvorgängen.

Hören Sie, Yhea Alnak, ich habe eine Idee, wie wir an saubere Sensordaten kommen könnten. Versuchen Sie derweil, Ihren Computerkern wieder sauber zu bekommen. Aber seien Sie vorsichtig, ich würde am Kern nur noch unter strengsten Quarantäneprotokollen arbeiten.

Sobald wir einen Weg haben, das versteckte Schiff zu lokalisieren, werden wir Ihre Kampfkraft vermutlich gut gebrauchen können. Was denken Sie?"

--- Gänge

Auf dem Weg zur Krankenstation ließ Jordan sich noch einmal durch den Kopf gehen, was sie von der Situation der Atlantis wusste. Eine dünne konzentrierte Linie lag auf ihrer Stirn.

Jemand hatte ein Attentat auf den Sicherheitschef verübt - und er war nicht tot. Jemand führte Zufallbeams auf beiden Schiffen durch. Man musste kein Sicherheitsoffizier sein, um zu verstehen, dass eine Verbindung bestand. Sie hatte solche Vorfälle in der Sternenflotte zuhauf erlebt.

Was Jordan besorgte, war nur, dass dieser Attentäter fähig gewesen war, die paranoide Sicherheit beider Schiffe auszutricksen. Sicher, Theocrates hatte in ihrer Anwesenheit nie den Eindruck eines sonderlich intelligenten Mannes erweckt, aber dann wiederum - von der Sicherheit und Technik der Venture hatte sie eine hohe Meinung, aber selbst die war dem Angreifer zum Opfer gefallen...

Unbewusst strich sie wieder mit der freien Hand über den Phaser an ihrem Gürtel. Man wusste eben wirklich nie, wann man das Ding noch mal brauchen würde...

Ihre Hand versteifte sich um den Griff, als sie spürte, dass ein Transporterstrahl sie ergriff.

--- Maschinenraum

Jordan blinzelte.

Unterschiedliche schwer beschäftigte Techniker sahen von ihren Konsolen auf und starrten sie an. Die Ärztin schluckte, als sie bemerkte, dass sie nur wenige Zentimeter vom Warpkern entfernt herausgekommen war.

"Nicht *schon* wieder...", stöhnte einer von ihnen auf, während ein zweiter mit gequälter Miene eine Kommleitung öffnete:

"Technik an Brücke, es sind wieder unauthorisierte Transportvorgänge eingeleitet worden. Wir verfolgen sie schon zurück. Offenbar sind teilweise dieselben Personen erfasst worden wie zuvor, möglicherweise war der Transporterstrahl angewiesen, sie..."

Jordan hörte nicht mehr. Als ein dritter Techniker hilfsbereit den Mund öffnete, hatte sie abgewinkt und war zur Tür geschritten. Kein Grund, sich dramatisch in die Krankenstation beamen zu lassen.

Sie unterdrückte ein Schaudern und musste noch einmal an das letzte Mal denken, als sie ohne Vorbereitung hin und her gebeamt worden war - direkt in einen romulanischen Verhörraum. Da waren sogar die Sicherheitschefs beider Schiffe anwesend gewesen und hatten auch nicht sonderlich geholfen. Langsam wurde sie nervös.

--- Krankenstation, außerhalb des Quarantänebereichs

Zischend öffnete und schloss sich die Haupttür und ließ Jordan ein, die einen Blick durch den Raum warf und die Situation mit ein paar Blicken erfasste. Sowohl innerhalb des Quarantänebereichs als auch außerhalb schien es ausgesprochen voll zu sein. Durch die offenen Türen zu den anschließenden Räumen sah sie weiteres medizinisches Personal, das offenbar die Impfungen vorbereitete.

Mit einem grüßenden Nicken in Richtung April und Sternenlicht kam sie außerhalb des Quarantänebereichs zum Stehen und wartete darauf, dass Dr. Campbell sie bemerkte. Sternenlicht war offensichtlich beschäftigt, und sie würde sich hüten, sich noch einmal mit einem gestressten Alien anzulegen, dessen Vorstellungen von Höflichkeit sie nicht kannte.

--- Krankenstation

April hatte bei der Rede des Sicherheitschefs fest ihre Lippen aufeinander gepresst und unwillkürlich die Fäuste geballt. Die offensichtliche Rüge, die er ihr zukommen ließ, hielt sie für gänzlich unpassend und die Halbbajoranerin musste sich schwer beherrschen, um Pormas nicht sofort über den Mund zu fahren. Was die Arbeitskonsole anging, würde er wohl fürs erste mit einem PADD zurecht kommen müssen - die Kriegerin hatte bei weitem keine Lust, für den schlecht gelaunten Sicherheitler auch noch sein "Krankenzimmer" neu einzurichten.

"Ach, tun sie das?", antwortete April spitz, aber leise genug, damit Llewella wohl nicht alles verstand. Innerhalb von Sekunden war ihre Laune noch schlechter geworden, als sie nach den letzten Ereignissen sowieso schon war und April war es ein Bedürfnis, den dadurch entstanden Frust irgendwo abzulassen - auch wenn die Ärztin vermutlich die denkbar falscheste Person hierzu war.

Der Blick der Halbbajoranerin blieb fast ein bisschen erleichtert für einen Moment auf dem Profil des Captains hängen. Wenigstens musste sie nicht alleine mit Narbo klar kommen, denn in ihrer aktuellen Lage war sich April nicht sicher, ob sie dafür garantieren konnte, dass sie dem Ferengi nicht wieder an die Gurgel ging.

Mit ein paar schnellen Schritten ging sie nun zum Replikator, replizierte sich ein PADD und ging zu Sternenlicht hinüber um sich einen Upload der von Pormas gewünschten Daten zu holen. Mit einem kurzen Nicken grüßte sie die überdimensionierte Katze, beließ es aber dann dabei, sich einfach nur ihre Daten zu kopieren.

Ein kleiner Ort-zu-Ort Transport beförderte das fertige PADD auf Pormas Nachttisch - so musste sie sich wenigstens nicht mehr die Mühe machen, durch die aufwendige Schleusentür der Quarantäneabteilung zu kommen.

Mit verschränkten Armen gesellte sie sich dann zu Jacobsen, die neben der Tür Stellung bezogen hatte und wartete auf O'Connor.

--- Narbos Bar

Jean ließ genervt ihre Gabel auf den Teller fallen, als sie registrierte, dass sich ihr Gegenüber in Luft aufgelöst hatte. Wie es schien, funktionierten die Transporter immer noch nicht anständig...

Mit einem kurzen Kopfschütteln stand die junge Frau auf und schnappte sich ein PADD, das hinter der Bar lag. "Ich bring es gleich wieder ...", kommentierte sie ihre Aktion, auch wenn sie nicht sicher war, ob das Personal sie gehört hatte. Genauso wenig wie sie sicher war, ob sie das PADD zurück bringen würde.

Wieder zurück an ihrem Tisch nahm sie die Gabel wieder auf, vertilgte den Rest ihres Essens und brachte sich währenddessen auf den aktuellen Stand der Vorfälle auf dem Schiff.

--- Venture, Brücke

"Ähm, Mr. Alnak?"

Veronica versuchte angestrengt, nicht rot zu werden, als der Chefingenieur sich fragend zu ihr umwandte und seine Antwort an Sternenlicht einen Moment lang aufschob. Sie hasste es mit Leidenschaft, wenn Leute in hohen Posten sie ansahen. Sie räusperte sich.

"Ich dachte nur... wissen Sie noch, als wir auf diesem Asteroiden Metalle bergen wollten und dann das getarnte romulanische Schiff aufgetaucht ist? Damals konnten wir es auch nicht mit den Sensordaten finden, weil das Kraftfeld des Asteroiden die Sensoren gestört hat, und, äh, wir hatten es gefunden, indem wir... geguckt haben?" Genau genommen hatte sie selbst es gefunden, als sie im Shuttle auf das Außenteam wartete - weil sich mitten im All einfach eine schiffsförmige Stelle befunden hatte, an der nichts war. Sie schluckte und Mist, jetzt wurde sie doch etwas rot. "Ich dachte nur", fügte sie zaghaft hinzu. "vielleicht wäre es eine Möglichkeit, einfach in ein Shuttle zu steigen und sich umzusehen?"

Vermutlich war es eine furchtbare Idee. Nervös wartete Veronica auf das Schlimmste.

--- Atlantis, Krankenstation, Quarantänesektion

Der Schottin begann langsam der Kopf zu schwirren von all den Anforderungen, die die verschiedensten Leute an sie stellten. Und wo blieb eigentlich diese verdammte Irin mit ihrem Kaffee?

Wenn man nicht alles selber machte....

Nun gut, sie war ja auch nicht zum Kaffeeholen eingestellt. Llewella fand aber trotzdem, dass die Irin ruhig einmal hätte über ihren Schatten springen können.

Die rothaarige Ärztin strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und wandte sich wieder an den Captain. "Wenn ich das wüsste. Aber ich werde..."

Noch bevor Llewella ihren Satz zu Ende formulieren konnte, piepte ihr Kommunikator. Ärgerlich verzog die Schottin ihren Mund, entspannte sich aber sofort wieder, als sie die Stimme des Laborleiters vernahm. "Adrian Hayward hier, Dr. Campbell. Wir haben die Sache mit dem Impfstoff im Griff. Die Daten sind im System und die Replikatoren haben darauf Zugriff. Wir konnten den Impfstoff dahingehend modifizieren, dass bei Personen mit guter Konstitution eine Zeitspanne von circa fünf bis acht Minuten gewährleistet ist vom Zeitpunkt der Infektion bis zur Bewusstlosigkeit. Bei schwächeren Infizierten entsprechend weniger, leider."

"Danke, Mr. Hayward, gute Arbeit!", atmete die Schottin auf und beschloss, dass Hayward wohl einmal für eine Belobigung vorgeschlagen werden musste.

Llewella wandte sich wieder an den Captain. "Sie haben es gehört, Sir. Wenn sie sich noch ein paar Minuten gedulden, bekommen Sie Ihre Impfung und können sich ans Rätselraten begeben."

Schnell ging die Ärztin zum Replikator und replizierte ein paar Dosen des Impfstoffes. Als erstes versorgte sie sich selbst - nicht dass sie das dann vor lauter Trara vergaß! - und injizierte dann dem Captain seine Dosis.

Aus dem Augenwinkel registrierte Llewella plötzlich, dass Dr. Kincaid in der Krankenstation stand. Wie lange die Ärztin der Venture schon dort stand, wusste sie nicht.

Die Schottin winkte ihr zu und rief: "Hallo Dr. Kincaid, kommen Sie doch bitte herein!"

--- Venture, Sicherheitsbüro

Die Algerierin blickte dem jungen Mann nachdenklich hinterher, als er das Sicherheitsbüro verließ. Er hatte so lapidar von 'Piraten' gesprochen, doch so weit hergeholt war diese Aussage nicht, wenn man sich anhörte, was diese Männer vom Captain wollten.

Auch die anderen Männer blickten dem Psychologen, der auf so seltsame Art und Weise zur Crew der Venture gestoßen war, hinterher. Carter lehnte scheinbar unbeteiligt an der Wand.

Mirabelle versuchte, die Informationen, die sie bislang erhalten hatte, zu strukturieren.

"Wenn die Piraten die Computer der Schiffe geknackt haben sollten, was haben wir dann noch für Möglichkeiten, herauszufinden, um wen es sich handelt und wo er oder sie sich aufhalten?"

Ein kurzes Schweigen folgte ihrer Frage, die plötzlich irgendwie unangenehm im Raum hing. Mira warf einen Seitenblick auf den japanischen ersten Offizier, der sie damals, als sie an Bord der Venture gekommen war, unter seine Fittiche genommen hatte. Auffordernd blickte der sie nun an. Die Erinnerung an eine seiner Lektionen kam sofort: 'Eine Frage sollte immer von einem Lösungsvorschlag gefolgt werden.'

Also machte sie es so.

"Könnten wir möglicherweise die Systeme der Shuttles hinzuziehen oder müssen wir davon ausgehen, dass diese genauso infiltriert sind wie die der Venture?"

"Ein guter Hinweis, Miss Renault", lächelte Kuzhumo der dunkelhaarigen Frau zu, "Tatsächlich müssen wir davon ausgehen, dass der Computerkern der Venture und alle angeschlossenen Systeme, wie auch die Shuttles, nicht mehr unserer vollständigen Kontrolle unterliegen."

Der 1. Offizier überlegte kurz bevor er weiter sprach, "Aber es müsste unseren Technikern eigentlich möglich sein, ein Shuttle vom Kern zu trennen und autark neu zu starten. Das würde uns eine höhere Wahrscheinlichkeit geben, die Infiltratoren auszumachen."

Wenn die Unbekannten hingegen sehr gründlich vorgegangen waren, hatten sie die Shuttles bestimmt noch auf eine andere Weise manipuliert. Bevor sie allerdings weiter vorgehen konnten war es sehr wichtig, die Crew in Bewegung zu halten, und ihr Ziele zu setzen, bevor sie sich zu viele Gedanken über die Folgen eines tödlichen Giftes in den Lebenserhaltungssystemen machen konnte.

Dass sich die Nachricht von dem ominösen Erpresser bald wie ein Lauffeuer durch das Schiff verbreiten würde, daran hatte der Japaner keinen Zweifel. Zu vielen Geheimnissen war er schon an einer Theke begegnet. Gerade in solchen Momenten musste man Stärke zeigen und aktiv werden, damit die Mannschaft ihrer Führung auch weiter voll vertraute, und nicht einfach nur abwarten.

Und da sie jetzt auf Jeffreys Bericht warten mussten, was an der Sache mit dem Giftstoff dran war, waren sie mehr oder weniger zur Untätigkeit verdammt.

Im Büro hingegen schien der Japaner allein durch seine Anwesenheit Gelassenheit zu verbreiten, welche zumindest auf den einen oder anderen auch wirkte. Mit Beunruhigung hatte Hisaki Rubens Reaktion auf die Erwähnung eines möglichen biologischen Angriffes wahrgenommen. Er nahm sich vor, den Sicherheitschef weiter zu beobachten und ihm beizeiten anzubieten ihm auf der Suche nach seiner inneren Ruhe zu helfen.

"Captain, vielleicht wäre es an der Zeit, die Crew zu warnen und zu erhöhter Wachsamkeit zu animieren, bevor Spekulationen die Runde machen. Zudem müssen wir wohl überlegen, wie wir die Kontrolle über die Venture zurückerlangen können, bzw. weitere Manipulationen verhindern können.", schlug Kuzhumo McCarthy vor.

"Glauben Sie mir Hisaki, seit ich den Text gelesen habe, mache ich nichts anderes", erwiderte dieser auf die Feststellung des Offensichtlichen.

"Computer, allgemeinen Kanal öffnen", befahl McCarthy anschließend und wandte sich an die gesamte Besatzung, "Hier spricht der Captain: Wie Sie wahrscheinlich schon wissen, hat es auf der Atlantis einen Anschlag mit einem toxischen Kampfstoff gegeben. Etwas Vergleichbares könnte auch auf der Venture geplant sein. Seien Sie also auf der Hut und melden Sie besondere Vorkommnisse umgehend mündlich Ihrem Vorgesetzten; ich zähle auf ihre Fähigkeiten!

Außerdem verfüge ich, dass ab sofort bis auf weiteres alle nichtständigen Besatzungsmitglieder zu ihrem eigenen Schutz in ihren Quartieren bleiben werden. McCarthy, Ende"

Nachdem der Kanal sich wieder geschlossen hatte, dachte der Captain noch einen Moment nach, ehe er sich an die anderen Personen im Raum wandte.

"Weitere Informationen können nicht öffentlich herausgegeben werden. Um Repressalien zu vermeiden, dürfen wir vorerst nicht den Anschein erwecken, uns unseren Feinden widersetzen zu wollen.

Carter, Renault, gehen Sie sofort auf die Brücke zu Alnak und sagen Sie ihm, dass er die Fremden aus dem Computersystem meines Schiffes vertreiben soll. Und er soll Jemanden zum Shuttlehangar schicken, der einen der Raider wie von Hisaki beschrieben vorbereitet. Sie beide passen auf, dass unseren Technikern dabei nichts passiert"

Die beiden Sicherheitler bestätigten die Befehle und verschwanden dann durch die große Tür des Sicherheitsbüros.

Nachdem das Schott sich wieder geschlossen hatte, sprach McCarthy weiter: "Meine Herren, das Folgende ist nur für Ihre Ohren bestimmt. Die Kontrolle über die Venture muss in unseren Händen bleiben. Sollte sich abzeichnen, dass uns dies nicht gelingt, ist das Schiff ohne zu zögern zu zerstören.

Für die Atlantis gilt: Sollte O'Connor endgültig die Kontrolle verlieren oder gar auf die Erpressung eingehen, werden wir sein Schiff unbrauchbar schießen. Hat jemand Probleme mit diesen Befehlen?"

--- Brücke

"Ja, da haben Sie absolut recht", antwortete Yhea und startete gleichzeitig eine komplette Systemdiagnose des Computerkerns und der angeschlossenen Systeme, gespickt mit ein paar recht ungewöhnlichen Algorithmen, die es eigentlich unmöglich machen sollten, alle Manipulationen zu verstecken.

"Ich habe jedenfalls keine Lust, kampflos einem Feind gegenüber zu stehen, deswegen werden wir alles daran setzen, eventuelle Systemmanipulationen so schnell wie möglich auszumerzen. Ansonsten würde ich sagen, wir hören wieder von Ihnen, wenn Sie den Weg gefunden haben. Alnak Ende."

Angestrengt dachte Yhea über Veronicas Idee nach, während er nachdenklich vor der technischen Konsole hin und her schritt.

"Grundsätzlich wäre das natürlich eine Möglichkeit", bemerkte er, während er sie mit einem zustimmenden Blick bedachte, "jedoch sollten wir uns erst mit einem Shuttle hinaus trauen, wenn wir uns sicher sind, dass diese nicht ebenso manipuliert worden sind wie das Schiff an sich."

Er schritt weiter auf und ab, während sich in seinem Kopf eine neue Idee manifestierte, die zu einer vielversprechenden Möglichkeit weiterreifte.

"Cheyenne!", rief er dann nach wenigen Augenblicken aufgeregt, "ich habe da eine Idee." Schnell marschierte er zu der jungen Pilotin nach vorne und postierte sich neben ihrer Konsole.

"Wie wäre es, wenn wir einen niedrigenergetischen Phaserstrahl nach einem vorher festgelegten Muster abfeuern, der die Umgebung um die Venture wie eine Rasterfahndung absucht? Vielleicht bekommen wir so genug Daten, dass die Sensoren damit was anfangen können?"

--- Atlantis, Krankenstation, Quarantänesektion

Julian spürte, wie sich der Impfstoff in seinen Adern verteilte, jedoch stellte sich zum Glück kein Schwindelgefühl oder Übelkeit ein, wie es sonst bei solchen Dingen vorkommen konnte. Zufrieden massierte er die Stelle, wo Llewella das Hypospray angesetzt hatte und ging zu April und Jacobsen.

--- Krankenstation, bei der Tür

"Sind Sie Beide schon geimpft worden?", begrüßte er die zwei Frauen, die wohl schon ungeduldig auf ihn gewartet hatten; zumindest ihren Blicken nach zu urteilen. Ein gemeinsames Kopfschütteln kam zu Antwort und Julian schickte sie direkt mit einem Fingerzeig zu der Ärztin, damit sie sich gleich ihre Dosis abholen konnten. Schließlich hatte er keine Lust, den Beiden beim Sterben zuzusehen, falls sie wider Erwarten doch mit dem Virus in Kontakt kommen sollten.

"Computer", befragte er das Rechengehirn des Schiffes, während die beiden Sicherheitlerinnen von Llewella abgefertigt wurden, "wo befindet sich Narbo?"

"Auf Holodeck 1", schnarrte es zurück und O'Connor nickte zufrieden, während er sich von der Wand abstieß und in den Erfassungsbereich der Tür schritt. "Können wir dann los?", befragte er April, die in Begleitung von Jacobsen zu ihm zurück kam.

--- Venture, Transporterraum 2

S'Tom zog eine Augenbraue hoch, als er die von Poulsen geöffnete Anzeige auf dem Display erblickte. "Da stimme ich Ihnen zu", war alles, was er vorerst antworten konnte.

Anscheinend hatte jemand unbeschränkten Zugriff auf die Transportersysteme, trotz der von der Brücke initiierten Verschlüsselung. Weder die beiden Techniker vor Ort, noch Yhea, noch der Captain selbst hatten derzeit diese Art von Zugriff.

Man konnte von Glück sprechen, dass überhaupt eine Systemmeldung darauf aufmerksam gemacht hatte - die Chancen dafür standen im Allgemeinen bei 1:500000. Allerdings half das Wissen dahingehend nicht weiter - ein Zugriff auf diesem Level war nur durch direkte Manipulation des Computerkerns möglich, und sowohl Rückverfolgung als auch Gegenmaßnahmen würden mindestens sechs Stunden in Anspruch nehmen.

Letztere Erkenntnisse formulierte der Vulkanier in einem an Alex gewandten Satz, dem er dann noch hinzufügte: "Ich schlage vor, wir konzentrieren uns vorerst weiter auf Rekonstruktion und Überwachung der Vorgänge."

--- Transporterraum 2, etwa 30 Minuten später

Die beiden Techniker waren nicht untätig gewesen. Sie hatten eine vom Computerkern großteils abgekapselte Kommunikationsverbindung zur Atlantis aufgebaut, und sich mit der dortigen Technik ausgetauscht. Nach zusätzlichem Kontakt mit einigen Crewmitgliedern konnten sie nun alle Ausgangs- und Endpunkte der Transporte rekonstruieren; ein Endpunkt lag in der Tat nah am Quartier des Opfers.

Auch die Computeranalyse des Interferenz-Transportvorganges war fertig geworden und hatte interessante Erkenntnisse geliefert: Mit einer Wahrscheinlichkeit von 93% handelte es sich bei der von der Atlantis so zur Venture gebeamten organischen Materie um einen Humanoiden mit einer Masse von 66,3 kg, genauer mit einer Wahrscheinlichkeit von 59% um einen weiblichen Andorianer.

Schlussendlich hatten sie auch Gegenmaßnahmen gegen den nicht-autorisierten Transporterzugriff eingeleitet, allerdings wie erwartet bisher ohne Erfolg.

Somit hatten sie auch den zweiten Interferenz-Transportvorgang nicht verhindern können, und wiederum verblieben keine Log-Dateien. Blieb einzig die Interferenz-Analyse, die mit einer Wahrscheinlichkeit von 89% auf einen Humanoiden mit einer Masse von 75,8 kg deutete, der von der Venture auf die Atlantis gebeamt worden war, wobei mit 42% ein männlicher Mensch am wahrscheinlichsten war. Somit arbeitete der Attentäter vermutlich nicht alleine...

Alex und S'Tom waren gerade mit dem Abschluss der Rekonstruktion von Ausgangs- und Endpunkten des letzten Transports beschäftigt, als David Jeffrey den Raum betrat. Ohne aufzublicken wandte sich der Vulkanier an den Neuankömmling: "Benötigen Sie etwas?"

David beschloss das Vulkanier-typische herablassende Verhalten zu ignorieren. "Ich benötige eine Möglichkeit, schnellstmöglich zur Atlantis überzusetzen. Mr. Hisaki hat mich direkt an Sie verwiesen."

--- Brücke

Die Pilotin nickte leicht und überlegte für einen Moment.

"Ja, das könnte funktionieren ...", meinte sie dann leise, während sie sich die Daten auf ihrem Bildschirm ansah. "Aber wir sollten ein Muster wählen, dass sich schnell abhandeln lässt. Wenn es nämlich zu lange dauert, die Umgebung "abzuscannen" könnte ich mir vorstellen, dass ein Schiff dem Phaserstrahl ausweichen könnte. Was denken Sie?"

--- Gänge

Als die beiden Sicherheitler durch die Gänge in Richtung Turbolift eilten, wurde nur wenig gesprochen. Mirabelle, die Mühe hatte, den langen Schritten des größeren Mannes zu folgen, fragte sich sowieso, ob Carter zur eher schweigsamen Sorte gehörte.

Kurz darauf erreichten die beiden den Turbolift zur Brücke und betraten ihn.

---  Brücke

Die Marokkanerin und ihr Begleiter platzten offensichtlich mitten in geschäftiges Brückentreiben.

Mirabelle trat in den Sichtkreis des Romulaners, der mal wieder eine seiner unvermeidlichen Kaffeetassen in den Händen hielt und erstattete Bericht.

--- Atlantis, Krankenstation, Quarantänestation

April nickte dem Captain bestätigend zu. Die Stelle am Arm, an der ihr die Ärztin mit dem Hypospray die Impfung injiziert hatte, hatte innerhalb von Sekunde angefangen zu jucken und zu beißen. Einige Augenblick später hatte die Kriegerin auch ein leichtes Schwindelgefühl verspürt, das sich aber Gott sei Dank schnell wieder verflüchtigt hatte.

"Einen Moment noch ....", antwortete sie dann etwas gepresst, während sie in ihrer Armbeuge zu reiben und kratzen begann um dem Juckreiz Herr zu werden. Ein skeptischer Blick zu Jacobsen zeigte ihr, dass sie wohl keinerlei Probleme mit der Impfung hatte.

Sie wandte sich noch einmal um und ging zurück zur Quarantänestation in der Llewella noch am arbeiten war.

"Dr. Campbell - hört dieses Jucken auch irgendwann wieder auf?"

Die Schottin, die inzwischen begann, sich zu fragen, ob Dr. Kincaid sie gehört hatte, blickte auf, als April wieder vor ihr stand.

Richtig, Pormas hatte ja so etwas wie Unverträglichkeitsreaktionen bei Bajoranern erwähnt.

"Einen Augenblick", erwiderte sie der Sicherheitlerin mit dem langen Zopf und starrte wieder einmal überlegend in ihren Medizinschrank. Ein cortisonhaltiges Mittel verbot sich von allein, unterdrückte es doch das Immunsystem, was in der augenblicklichen Situation mitnichten erwünscht war.

Schließlich entschied sie sich für ein anderes Medikament, was zwar möglicherweise nicht ganz so wirkungsvoll war, aber zumindest keine Nebenwirkungen hatte. Sie hielt der Beinahe-Bajoranerin eine kleine Schachtel entgegen.

"Hier, nehmen Sie. Da drin sind Tabletten, die das Schlimmste unterbinden sollten. Nehmen Sie sie bei Bedarf, eine Tablette sollte reichen."

"Danke ... ", antwortete April schlicht. Sie war überrascht über die schnelle und unkomplizierte Reaktion der Ärztin. April nahm die Packung entgegen, öffnete sie und nahm sich eine der kleinen Tabletten heraus. Das vollkommen neutral schmeckende Medikament zerfloss fast schon auf der Zunge und die junge Frau beeilte sich zu schlucken.

Mit einem dankenden Nicken begab sie sich dann wieder zurück zum Captain, der noch wartend an der Tür stand. Das Päckchen mit den Tabletten ließ sie dabei in ihrer Hosentasche verschwinden.

"Jetzt können wir los ..."

Als April sich entfernte, erschien schließlich auch Jordan an Llewellas Seite. Sie war von einer irritierten Schwester mit Kaffeetasse aufgehalten worden, die leicht desorientiert nach jemandem suchte und Jordan böse Blicke zuwarf, sobald sie ihren Akzent hörte. Die Engländerin hatte keine Gelegenheit gehabt herauszufinden, ob sie nun aus Irland, Schottland oder von den Faröern stammte, und die Sache nur mit einem Augenverdrehen bedacht. Dorfrivalität hatte sie nie verstanden.

"Viel zu tun, wie ich sehe", bemerkte sie und krempelte sich kurzerhand die Ärmel ihrer Uniform hoch. "Sagen Sie mir doch am besten einfach, was los ist und wo ich helfen kann."

"Danke für Ihre Hilfe, Dr. Kincaid.", lächelte die Schottin die kleinere Frau an. "Die Situation ist wie folgt:

Unser Sicherheitschef wurde, wie Sie ja gleich zu Beginn mitbekommen haben, angegriffen. Inzwischen wissen wir auch, dass es sich beim verwendeten Erreger um einen modifizierten Bacillus anthracis handelt.

Es ist unseren Labors gelungen, eine Art Impfstoff zu entwickeln. Es handelt sich um keinen wirklichen Impfstoff, eher ein modifiziertes Antibiotikum, aber wir möchten es gerne einsetzen, damit es nicht zu weiteren Todesfällen in der Besatzung kommt. Und hierbei kommen Sie ins Spiel."

Llewella erläuterte ihrer Kollegin alles Wissenswerte, inklusive der von Pormas benannten "schlechten Reaktionen" von Bajoranern auf den Impfstoff.

"Die einzige Bajoranerin, die ich bislang behandelte, zeigte lediglich eine Hautreizung in Form eines Juckens.", fügte die Schottin hinzu.

--- Venture, Brücke

"Cheyenne, kümmern Sie sich um das Phasermuster; ignorieren Sie aber alles, was kleiner als ein Rettungsshuttle ist. Ich bezweifle, dass sich Jemand mit so etwas Kleinem hier in diesen Nebel traut", koordinierte er die Aufgabe an die Pilotin, während er mit Renault und Carter im Schlepptau zurück zur technischen Konsole ging.

"Bezüglich dem 'Fremden'", er betonte das Wort übertrieben deutlich, "habe ich den Computer schon auf deren Spur gehetzt. Das ganze wird noch seine Zeit brauchen, jedoch arbeite ich da mit Hochdruck dran."

Er kontrollierte kurz die Anzeigen, ob der Computer schon irgendwelche Daten ausgespuckt hatte, ging jedoch wie erwartet leer aus, denn schließlich dauerten solche intensiven Diagnosen meistens länger, bevor man irgendetwas erfuhr.

"Nun zu Ihrem Shuttle; natürlich ließe sich mit viel Aufwand und Arbeit ein Shuttle komplett autark vom Computerkern der Venture neu programmieren, um eventuelle Schadprogramme oder Manipulationen auszuschließen, jedoch glaube ich nicht, dass der Captain ein paar Tage warten kann. Selbst unter Einbeziehung sämtlicher Techniker dauert so etwas mindestens 30 Stunden und dann funktionieren wohl nur die rudimentärsten Systeme. Und unter solchen Verhältnissen würde ich Niemanden in diesen Nebel da hinaus schicken."

Kurz trank er einen großen Schluck aus der Kaffeetasse, bevor er den beiden Sicherheitlern seine Idee erläuterte.

"Ich denke, wenn es klappt, dann haben wir endlich die Gewissheit, ob da draußen etwas ist oder nicht", schloss er, während er nebenbei noch schnell einen Statusbericht vom Transporterraum erbat.

--- Steuerkonsole

Die Pilotin nickte bestätigend, ersparte sich allerdings eine Antwort, als sie bemerkte, dass der Romulaner schon wieder beschäftigt war.

Das Einstellen der Phaser dauerte ungefähr eine Minute - um ein geeignetes Muster zu finden, brauchte die Terranerin noch einmal ein paar Augenblicke. Einige Zufallswerte des Suchmusters änderte sie durch spontan eingegebene Zahlen ab und aktivierte dann den Energiestrahl. Die Frequenz war so niedrig, dass diese Energie keinen Schaden anrichten würde, wenn sie auf ein Objekt stoßen würde. Und würde man auch nicht direkt danach suchen, würde man ihn wahrscheinlich nur als eine weitere Interferenz im Nebel wahrnehmen.

Die Reichweite stellte Cheyenne analog der Transporterreichweite ein, die die Venture besaß und nach wenigen Momenten begann ein pulsierender Piepton über die Brücke zu hallen, als der Phaser begann, sich seinen komplizierten Weg durch das Nichts zu suchen.

--- Transporterraum 2

"Warten Sie bitte einen Moment",  wandte sich S'Tom an Jeffrey. Ein Transport war in der derzeitigen Situation aus technischer Sicht wirklich nicht zu empfehlen. Auf Anhieb fiel ihm auch kein Grund ein, wieso Hisaki den Zeitgereisten auf der Atlantis haben wollte. Und Vertrauen hatte er zu letzterem ebenso noch nicht wirklich aufgebaut.

Daher tippte er seinen Kommunikator an: "S'Tom an Hisaki. Bitte bestätigen Sie, einen Transportvorgang hoher Priorität befohlen zu haben."

Noch während sich der ehemalige Borg beim ersten Offizier meldete, bemerkte er Alnaks Mitteilung auf dem Display. Der Romulaner schien leicht ungeduldig zu sein - die beiden Techniker hatten schon mehrmals Meldung gemacht, sobald neue Fakten verfügbar gewesen waren... Er beließ es dabei, Alex auf die Meldung aufmerksam zu machen.

--- Sicherheitsbüro

Ein gedehntes Schweigen trat in den Raum. Obwohl es eine notwendige Schlussfolgerung schien, war Hisaki unwohl dabei. Das Wagenvoort und Trustman ohne zu zögern McCarthy in die Hölle folgen würden, daran hatte der 1. Offizier keinen Zweifel. Unter normalen Umständen würde er selber das auch tun. Aber dieses Mal waren die Konsequenzen dieser Entscheidung schwerwiegender als ohnehin. Und der Japaner befürchtete, dass sie vom Captain in der Eile des Gefechts nicht alle bedacht wurden.

Aber diesmal ging es um mehr.

"Ja, Captain, ich habe ein Problem.", entgegnete Kuzhumo ruhig, der die Irritation seines Gegenübers verstehen konnte. Schließlich hatten sie nicht nur einmal solche Szenarien im Kopf durchgespielt und waren sich einig über das Vorgehen gewesen. "Ich gebe Ihnen vollkommen Recht, dass dieses Schiff, oder die Atlantis, nicht in die Hände dieser Fehlgeleiteten fallen darf. Allerdings..."

Der Japaner musste kurz Luft holen, "... bitte ich zu beachten, dass wir, bei einer Selbstzerstörung unsere gesamte Mannschaft opfern würden, da eine Rettungskapsel maximal zehn Minuten in diesem Nebel überstehen würde. Von vorherigen Strahlungsschäden an den Insassen ganz zu Schweigen. Zudem würden die Notsignale der Kapseln kaum aus dem Nebel herauskommen."

Der 1. Offizier machte eine kurze Pause, nicht des dramatischen Effektes wegen, sondern um seine Worte erst einmal sacken zu lassen. "Da wir weder sicher sein können, dass die Atlantis unsere gesamte Crew in den Kapseln rechtzeitig bergen kann, oder dass wir die Kontrolle über das Schiff soweit zurück bekommen, dass wir es aus dem Nebel schaffen, bevor wir die Selbstzerstörung einleiten, müssen wir einen anderen Plan in Erwägung ziehen..."

Kuzhumo wollte gerade seinen Vorschlag vorbringen, als sein Kommunikator sich meldete.

Angestrengt dachte der Japaner nach, bevor er das Gespräch entgegen nahm. Auch den anderen Personen in dem Sicherheitsbüro war klar, dass eine falsche Formulierung durch die eventuell abgehörte Verbindung die Eindringlinge auf den Plan rufen konnte.

Bedächtig aktivierte er seinen Kommunikator und antwortete mit seiner gewohnt ruhigen Stimme, "Hier Hisaki. Transportvorgang für Mr Jeffrey ist genehmigt. Er soll die Hinterbliebenen der Opfer zusätzlich zum vorhandenen Personal psychologisch betreuen. Bitte beamen sie ihn deshalb direkt auf die Krankenstation. Hisaki Ende."

Das Ysara unter den Opfern war, wusste der Japaner natürlich nicht. Denn zumindest nominell war sie die Bordpsychologin gewesen.

--- Transporterraum 2

S'Tom ging davon aus, dass die Begründung nichts mit der Wahrheit zu tun hatte, doch der wahre Grund hatte ihn auch nicht wirklich zu kümmern. Der Befehl war bestätigt, also machte er sich daran, den Transport auf die Atlantis vorzubereiten.

Spezielle Vorkehrungen auf Grund der Situation traf der Techniker keine - alles, was er in unter fünf Minuten zum Schutz von David tun könnte, wäre jedenfalls zwecklos. Die Kontrolle darüber, ob dieser sicher auf der Atlantis ankommen würde, lag gänzlich bei denjenigen, die die Computersysteme der beiden Schiffe manipuliert hatten. McCarthy und Hisaki war das sicherlich bewusst; er fragte sich kurz, ob das wohl auch für David galt.

"Bitte treten Sie auf die Plattform, ich initiiere den Transport", wandte sich der Vulkanier an den Wartenden.

--- Brücke

Auch auf dem Weg hierher hatte es Chris vorgezogen zu schweigen. Welchen Sinn konnte auch geben über etwas zu diskutieren, das sie ohnehin nicht ändern konnten. Doch worüber dort im Sicherheitsbüro gerade gesprochen wurde, konnte sich Carter nur allzugut vorstellen.

Dann hatten sie ausgerechnet diesem Romulaner Bericht erstatten müssen und der hatte nicht Besseres zu tun, als nun auch noch in Rätseln zu sprechen.

"Ist ja alles ganz nett", gab Chris etwas ungehalten zur Antwort: "Doch wie lange werden Sie brauchen, könnten Sie wohl so freundlich sein und mir das verraten?"

--- Sicherheitsbüro

Charles hatte Hisakis Gespräch mit S'Tom besorgt verfolgt. Es war recht offensichtlich, dass dies nur ein vorgeschobener Grund war und der Transport eigentlich ihrer Vernetzung mit der Atlantis diente.

Sie konnten nur hoffen, dass ihr Feind so psychisch und emotional entrückt war, dass er ihnen die Geschichte von der psychologischen Betreuung abkaufte und den Transport nicht in der Unendlichkeit des Weltalls enden ließ.

Aber die Entscheidung war getroffen worden, genauso wie sein Entschluss feststand, den Plan der Fremden mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu unterbinden.

"Mir ist bewusst, dass wir wahrscheinlich alle sterben würden."

Seine Worte klangen fest und hart, aber in seinen Augen stand mehr als das geschrieben. Furcht. Furcht, was passieren würde, wenn die Fremden das Schiff einsetzten. Ein Schiff, das die Verteidigungssysteme mittelgroßer Planeten überwinden konnte.

"Unser Feind bedient sich kaltblütig toxischer Kampfstoffe. Wenn ihm die Venture als Operationsbasis zur Verfügung steht, kann er Torpedos mit dem gleichen Kampfstoff bestücken und Tod über ganze Welten bringen.

Wenn es am Ende notwendig wird, alle an Bord zu opfern, können wir uns kein Zögern erlauben. Genauso wenig wie Sie und ich eben nicht gezögert haben, Jeffrey auf die Atlantis zu schicken und damit vielleicht dem Tod zu weihen.

Aber jetzt lassen Sie Ihren Vorschlag hören!"

Der Japaner atmete schwer. Er las in den Augen des Captains die Furcht vor dem was kommen mochte. Aber auch die nötige Entschlossenheit dazu. Kuzhumo versuchte jetzt auch noch Hoffnung hinzuzufügen.

"Ich glaube, dass in dem Fall in dem wir die Kontrolle über das Schiff nicht zurückbekommen eine Sprengung nicht nötig sein wird. Abgesehen davon glaube ich nicht, dass wir die Selbstzerstörung aktivieren könnten, selbst wenn wir wollten. Bei der Manipulation des Computerkerns werden sie das nicht vergessen haben."

Der 1. Offizier dachte an eine der Grundweisheiten der ostasiatischen Kriegskunst. Kenne deinen Feind, kenne seine Motive, erkenne seine Taktik. "Wir können erahnen, was sie mit dem Schiff vorhaben. Was aber, wenn das Schiff ihren Zwecken nicht mehr genügt?"

Fragende Gesichter blickten dem Japaner entgegen, "Ich denke ein Abwurf des Warpkerns wäre eine Option. Diesen könnten wir immer noch manuell durchführen. Oder aber die Selbstzerstörung...", fragend schaute Hisaki McCarthy an.

--- Atlantis, Krankenstation, Quarantänestation

David rematerialisierte direkt auf der Krankenstation der Atlantis. Er sah Dr. Campbell und Dr. Kincaid in der Quarantänesektion und begab sich dorthin.

Er begrüßte die beiden mit einem Nicken. "Entschuldigen Sie die wiederholte Störung. Gibt es irgend etwas Neues, den Anschlag betreffend?"

Llewella unterbrach ihr Gespräch mit ihrer Kollegin und wandte sich an den Neuankömmling. "Hallo, Mr. Jeffrey", antwortete sie dem Zeitreisenden.

Die Schottin fragte sich ernsthaft, warum sich Jeffrey nun so sehr dafür interessierte. Ein wenig argwöhnisch blickte sie den Mann an, der gerade bis auf ihre Augenhöhe reichte.

'Llewella, du wirst wirklich paranoid!', schalt sie sich dann und strich sich eine widerspenstige rote Haarsträhne aus dem Gesicht.

Dann entschloss sie sich, dem Mann die Informationen zu geben, die sie verantworten konnte.

"Wir waren ziemlich fleißig seit dem Attentat. Wir konnten den biologischen Kampfstoff als Milzbrand identifizieren und von dort war es nicht allzu weit bis zur Entwicklung einer Art Impfstoff."

Sie nickte der englischen Ärztin, die neben ihr stand, zu. "Ich habe gerade mit Dr. Kincaid besprochen, dass wir die gesamte Besatzung damit versorgen wollen. Wenn es zu weiteren Anschlägen kommen sollte, sind die geimpften Personen zumindest für ein paar Minuten geschützt, so dass wir in der Lage sein sollten, sie in die Krankenstation zu bekommen und dort adäquat zu behandeln."

Die Schottin wandte sich jetzt wieder von Jeffrey ab und sprach die andere Ärztin direkt an. "In den Replikatoren sind alle Daten über den Impfstoff enthalten. Ich würde Sie bitten, mit der Impfung der Besatzung zu beginnen - meine Mitarbeiter stehen Ihnen selbstverständlich zur Verfügung, so lange sie mir ein, zwei Leute für den Notfall hier lassen. Sollten noch Fragen aufkommen, können Sie sich jederzeit an mich wenden."

Während die englische Ärztin, nachdem sie ihrer Kollegin zugenickt hatte, in Richtung des Hauptreplikators der Krankenstation schritt und dabei die Quarantänesektion verließ, wandte sich Llewella wieder an den Zeitreisenden:

"Das wäre alles, was ich Ihnen sagen kann. Wie der Stand der Dinge ansonsten ist, muss Ihnen wahrscheinlich der Captain selbst sagen. Er sollte noch nicht allzu weit weg sein, soweit ich weiß, wollte er sich auf das Holodeck zu Narbo begeben, um endlich einmal die Botschaft zu entschlüsseln, die unser Sicherheitschef uns hinterlassen hat."

--- Krankenstation

Die Schnurrhaare des Sivaoaners ruckten zustimmend nach vorne. Er hielt noch einmal einen Augenblick inne. So langsam schien die Situation unter Kontrolle zu kommen. Wenn sie doch nur verlässliche Sensordaten bekommen könnten...  Er suchte im Gedächtnis nach einem Ferengi-Diplomatie-Modus:

"Sternenlicht an Narbo: Wie Du ja sicherlicht weißt, sind die Sensorsysteme der Atlantis und der Venture kompromittiert. Momentan dürfte Dein Hightech als einziges System an Bord sauber sein. Meinst Du, es wäre Dir möglich, Deine Sensor-Suite einmal anzuwerfen? Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass Du das bei den nächsten Pachtverhandlungen mit dem Chef gewinnbringend verrechnen kannst..."

--- Holodeck 1

Mittlerweile war "Purple Haze" zu Ende und der Ferengi hatte sich für "Blood of the Kings" entschieden. In solchen Momenten bedauerte Narbo es sehr, dass Ferengi keine Kopfhaare hatten, mit denen er wild durch die Gegend peitschen konnte.

Nach dem Song sollte die Analyse fertig sein, also hieß es nochmals Vollgas geben, solange wie er seine Ruhe hatte. Diese ganze Hektik um das Attentat ging ihm etwas auf die Nerven: Als wenn Pormas der kleine warme Nabel der Welt war, ohne den alles in sich zusammenbrechen würde.

Nein, das war er sicher nicht.

Narbo hielt sich nicht mal selbst für so wichtig, auch wenn er zweifellos die bedeutendste Person an Bord war. Schließlich war er hier der einzige Ferengi.

"So, Du kannst Dir das also vorstellen", zischte der Barbesitzer und überlegte einen Moment, warum er die Verbindung nicht sofort trennen sollte, nachdem sie nun kurz davor waren, ihm auch noch das zweite Lied zu versauen.

'Hmm, weil er wohl Recht hat', beantwortete der Ferengi seine eigene Frage gedanklich und grummelte etwas. Er mochte es nicht, wenn andere Recht hatten.

"Einverstanden, eine Verknüpfung mit der Atlantis kannst du Dir aber abschminken. Mein Schiff soll nämlich auch sauber bleiben", beantwortete er Sternenlichts Frage.

--- Krankenstation, Quarantänesektion

Das beständige Piepsen des Biobettes begleitete das Herz des bewusstlosen Sicherheitschefs. Die Medikamente zeigten Wirkung, sein Körper verheilte und die Schmerz mildernden Stoffe breiteten sich in seinem Körper aus.

Aber ein Mensch besteht nicht nur aus einem Körper, sondern auch aus einer Seele. Auch dort können Wunden verursacht werden, welche nicht so einfach verheilen, oder dessen Schmerzen nicht einfach mit einem Hypospray ausgeschaltet werden können.

Sie können unterdrückt, oder verdrängt werden. Manchmal schützt das Unterbewusstsein eine Person auch und lässt sie vergangene Ereignisse so betrachten, als ob man persönlich gar nicht involviert gewesen wäre, indem es die dazugehörigen Gefühle einfach ausschaltet. Oder aber die Zeit ließ einem die Vergangenheit so betrachten, wie man sie gerne sehen würde.

Wenn man das Unterbewusstsein als Wasserglas betrachtet, welches unerwünschte Gefühle und Erinnerungen speichert, kommt man zu dem Schluss, dass es irgendwann voll sein muss.

Aber was dann?

Irgendwann läuft es über und verdrängte Gefühle schwappen über den Glasrand und verursachen neue Gefühle, die wieder versucht werden in das Wasserglas zu füllen und es somit wieder zum überlaufen gebracht wird...

Der Ausweg aus diesem Kreislauf ist für die Betroffenen meist nur noch der Wahnsinn...

--- Irgendwo im Nichts

Pormas erwachte. Nicht im den Sinne, dass er seinen physischen Körper wieder in der Krankenstation erhob, sondern er erwachte in seinem eigenen Geist.

Er stand mitten im Nichts. Es war kein bedrohliches Nichts, es war einfach nur Nichts. Er sah sich um. Er fühlte keine Bedrohung, Angst, oder andere für ihn typische paranoide Gedanken. Er wusste, dass er hier sein musste. Er wusste, dass er auf eine Reise gehen musste.

Er ging einen Schritt nach vorne.

Das Nichts wich einer saftigen grünen Wiese, auf der ein kleiner Junge mit seinem Vater Ball spielte. Pormas Augen wurden feucht. Es war sein Vater, der mit ihm spielte.

Sein Vater war früher oft nicht da gewesen, da er bei einer Sicherheitsfirma arbeitete. Aber immer, wenn er Zeit hatte, verbrachte er diese ausschließlich und mit vollem Herzen mit seiner Familie.

Er ging einen weiteren Schritt nach vorne.

Er sah wieder sich selber, ein paar Jahre älter. Er hatte gerade sein Modell der Enterprise A zusammengebaut und wollte es aufgeregt und stolz seiner Mutter zeigen und rannte die Treppe runter. Und stolperte.

Mit lautem Getöse flog ein kleiner Pormas die Treppe mit seinem Modellraumschiff runter. Unten angekommen kam seine Mutter auf ihn zugestürzt und stellte schnell und erleichtert fest, dass ihr Kleiner unverschämtes Glück gehabt hatte und sich nichts getan hatte.

Dem Halbgriechen, der diese Szene aus der Distanz von ca. 20 Jahren betrachtete wurde warm ums Herz, als er sein junges Ich herzzerreißend weinen sah, als ihm gewahr wurde, dass sein Modell der Enterprise kaputt war, was er so gerne seiner Mutter zeigen wollte.

Er erinnerte sich noch genau an die Worte seiner Mutter: "Ist doch nicht schlimm, ich hab doch genau gesehen wie toll du es gebaut hast.", etliche Streicheleinheiten und versöhnliche Worte später fügte sie noch hinzu, "Außerdem ist die echte Enterprise doch auch kaputt..."

Nachdem der kleine Pormas seine Mutter ungläubig angeschaut hatte und ihr Lächeln sah, brachen sie beide in schallendes Gelächter aus. Als zehn Minuten später sein Vater nach Hause kam und er seine Familie inmitten von Plastikteilen am Fuße der Treppe immer noch lachend sitzen sah, hatte er erst seinen Augen nicht getraut.

Aber als er von seinem Sohn mit den Worten empfangen wurde, "Guck mal Papa, ich hab die Enterprise gebaut und mich an das Original gehalten!", fing auch er an lauthals zu lachen.

Der zwanzig Jahre ältere Pormas betrachtete die Szene und eine Träne rollte ihm über die Wange. Mit Wehmut dachte er an diese unbeschwerte Zeit zurück, als er noch einen Schritt nach vorne ging.

Die nächsten paar Schritte waren die Bilder einen glücklichen Kindheit. Szenen, in denen er mit seinen Freunden "Fang den Ferengi" spielte, oder wie er um seine erste Freundin warb und nach 2 Jahren endlich den ersten Kuss bekam.

Zwischendurch gab es auch mal unerfreuliche Passagen, welche aus der Distanz von zwei Jahrzehnten eher belächelt werden konnten. Da waren seine ersten Kochversuche, welche mittleren bis schweren Brechreiz verursacht hatten, oder das erste Mal, als er mit seiner Freundin schlafen wollte und vor Aufregung auf der ganzen Linie versagte.

Pormas schmunzelte.

Ein paar Schritte weiter fand er sich bald in seiner Zeit bei der Sternenflotte wieder. Hier gab es für den jungen Südländer viel Aufregendes zu entdecken, nicht nur die teils exotischen Frauen aus allen Teilen der Galaxie.

Erfolg und Versagen lagen im späteren Verlauf der Ausbildung nah beieinander und manchmal war man erschüttert über das, was man nicht wusste oder konnte. Dann zweifelte man stark an seinen Fähigkeiten. Aber einen Pormas Theocrates, der die volle Rückendeckung seiner Eltern und seiner Freunde hatte, konnte das nicht erschüttern und er ging in solchen Situationen wie der Fels in der Brandung nicht unter.

Dann seine Einstellung auf der U.S.S. Distance als Fähnrich der Sicherheit. Mann, was war er stolz gewesen. Neben dem beruflichen Erfolg lief es auch privat super, da er tatsächlich die "Eine" gefunden hatte. Mit der er sein weiteres Leben teilen wollte und ihr deshalb einen Heiratsantrag machte.

Dann kam dieser Kochwettbewerb. Auf Drängen seiner Verlobten nahm er auf dem schiffsinternen Wettkampf teil und gewann ihn auch. Das lag natürlich daran, dass er bei so gut wie jeder Gelegenheit in Gesellschaft des sich über die Jahre verändernden Freundeskreises immer am Kochen war.

Nichts fiel ihm einfacher als Freundschaften zu schließen in dieser Zeit.

Er war von ganzem Herzen glücklich.

'Lange ist's her...', erinnerte sich der nun ältere Sicherheitler. Er wurde traurig. Er hatte schon fast vergessen, wie es war, einen FreundesKREIS zu haben. Also mehr als ein, zwei Personen, die man relativ näher kannte...

Schnell ging Pormas einen Schritt weiter und bereute es direkt, den eben noch als so unangenehmen Erinnerungen empfundenen Geschehnissen entfliehen zu wollen, als er in das erste schwarze Kapitel seines Lebens eintrat.

Um ihn herum wurde es schwarz. Er sah sich selber weinend in den Ruinen des "13. Internationalen Starfleet Kochwettbewerbes" inmitten von Trümmern von Tischen, Stühlen und Stein wühlen, auf der Suche nach seinen Eltern.

Auch der ältere Pormas weinte.

Als er sie endlich nach einer Stunde mit blutenden Händen aus den Trümmern befreit hatte, war es schon längst zu spät. Als gebrochenen Mann sah er sich neben seinen Eltern knien.

Mit tränenüberströmtem Gesicht ging der Sicherheitschef der Atlantis einen wackeligen Schritt weiter.

Die Schwärze blieb. Er sah sich im heftigen Streit mit seiner damaligen Freundin. Sie wollte Pormas eine Stütze sein und bot ihm an, mit ihr zu ihren Eltern zu fliegen und Urlaub zu machen. Sie erzählte ihm von den Tempeln, indem es hieß, dass jeder seinen Frieden finden könnte.

Der Südländer wollte davon nichts hören. Er wollte gar nichts von ihr hören. Völlig außer sich vor Wut schlug er ihr einen unverzeihlichen Satz entgegen: "Deine Sippe hat doch meine Eltern in die Luft gejagt!".

Es wurde totenstill. Seine Verlobte starrte ihn starr vor Schreck an.

Dann rannte die Bajoranerin weinend aus dem Zimmer.

...

Das Bild fror ein. Entgeistert starrte der ältere Pormas sein jüngeres Ebenbild an.

'Was habe ich da bloß gemacht?', durchzuckte es ihn, 'Was habe ich da angerichtet?' Oft in den vergangenen Jahren hatte der Südländer die äußeren Umstände, bzw. insbesondere die Bajoraner für sein persönliches Unglück verantwortlich gemacht.

Aus dieser Distanz betrachtet dämmerte es ihm, wie selbstgerecht er gehandelt hatte. Er hatte sich selbst um sein eigenes Glück betrogen. Sein heile Welt Bild war in sich zusammen gebrochen und anstatt die wirkliche Welt zu akzeptieren, hatte er nur wild um sich geschlagen.

'Was hatte sie dafür gekonnt? Nichts... und all die anderen Bajoraner?', durchfuhr es ihn. 'Nein, das kann doch nicht sein', Pormas zitterte am ganzen Leib. Er fürchtete sich vor dem nächsten Schritt.

Aber es musste sein, also tat er es.

Er sah sich als Lieutenant in einem Schützengraben auf Bajor, umgeben von seinem Team. Der Sicherheitler hatte die Lücke in seinem Leben durch die Bestätigung in seiner Arbeit gesucht und gefunden. Diese Männer vertrauten ihm blind sein Leben an.

Und er hatte nicht vor sie zu enttäuschen.

Sie waren umzingelt von bajoranischen Terroristen. Mit einem gewagten Ausfallmanöver durchbrach er alleine den Ring, unterstützt durch das Sperrfeuer seines Teams. Als er durchgebrochen war, erweckte er den Eindruck fliehen zu wollen, so dass ihm nur zwei der Terroristen folgten.

Diese Beiden waren einem zornigen Pormas Theocrates nicht gewachsen. Er hinterließ seinem Einsatzteam seinen Phaser, da dieser mit als einziger noch ein wenig Energie hatte. Dadurch war er nur mit seinem Schwert bewaffnet.

Es hatte lange genug gedauert, um das bei seinem Chef durchzukriegen, aber es zahlte sich aus. Hinter einer Biegung lauerte er seinen Verfolgern auf und machte kurzen Prozess mit ihnen.

Er schnappte sich einen der bajoranischen Blaster, kehrte zurück und überrasche die völlig unvorbereiteten Terroristen von hinten. Er pflügte sich durch die halbe Gegnerschar und als er die komplette Aufmerksamkeit der Bajoraner hatte, befahl er seiner Truppe den Ausfall.

Ganz in seiner Raserei aufgehend streckte er jeden seiner Gegner nieder, auch wenn diese Anstalten machten, zu fliehen. Ergeben wollte sich diesem scheinbar tollwütigen Mann niemand.

Als Pormas Einsatzteam ihren Lieutenant fanden, zitternd vor Anstrengung auf dem Boden kniend, und sein blutiges Katana krampfhaft festhaltend, schworen sie sich, kein Wort darüber zu verlieren. Alle Terroristen, die der Südländer auf der Flucht niedergestreckt hatte, wurden wieder in die feindliche Stellung zurückgebracht, um den Schein zu waren.

Der ältere Pormas verabscheute sich, als er sich sah. Es war die eine Sache, diese Terroristen zu töten, während sie auf einen schossen. Aber es war etwas anderes, ihnen von hinten ein Schwert durch die Brust zu stoßen, wenn sie fliehen wollten. Zumal er auch noch einen Blaster in der Hand hatte, den man auf Betäuben hätte stellen könne.

Er ging einen Schritt weiter. So oft er sich an den Verhandlungstag erinnerte, hatte er mit Verachtung daran zurückgedacht. Dieses Mal war es anders.

Er sah zufrieden einen selbstgerechten jungen Mann, welcher gerade seine unehrenhafte Entlassung verkündet bekam.

Aber mit Erschrecken wurde ihm bewusst, was nun kommen musste. Er ging einen vorsichtigen Schritt weiter und sah sich auf einer Raumstation, wie er völlig betrunken einen Streit mit ein paar Bajoranern anzettelte. Er beschimpfte sie von Mörder seiner Eltern, über Kinderschänder, bis zu "Wurmlochficker".

In der folgenden Schlägerei zückte einer der Bajoraner ein Messer. In letzter Sekunde wurde Pormas von einem Cardassianer beiseite geschubst, so dass die Klinge seine Brust verfehlte und "nur" seinen kompletten rechten Oberarm aufschlitzte.

Dieser Cardassianer, der sich als Dorak vorstellte, war nicht nur sein Lebensretter, sondern bewahrte ihn auch noch vor einen Arrest, indem er den Südländer mit auf sein Schiff nahm und versorgte.

Später erfuhr Pormas, dass er ein Gul des obsidianischen Ordens war und den ehemaligen Starfleetmann seit der unglückseligen Aktion auf Bajor beobachtete. Er machte ihm ein Angebot. Der Sicherheitler lehnte es nicht ab. Warum auch? Er hatte Niemanden mehr.

Dorak war es, der aus dem 'Killing Cook' einen echten Killer machte.

Die folgenden Schritte fielen dem Südländer nicht leicht. Er sah sich selber als emotionslose Maschine, welche einen Mord nach dem anderen beging. Zwar waren die Ziele der Aufträge, die er annahm, alle nicht unbescholten und hatten manchmal selber einige Seelen auf dem Gewissen, aber trotzdem ging dieser Rückblick an Pormas nicht spurlos vorbei.

Er sah sich immer mehr in einen Abgrund von Gewalt und Tod versinken, aus dem er sich selber nicht hätte befreien können.

Dass er nicht immer noch als Mörder auf den Straßen, oder schon tot darunter, unterwegs war, kam nur durch äußere Einflüsse zustande. Er selber hätte sich aus dieser Schwärze nicht befreien können.

Irgendwann fingen diese Unfälle bei der "Arbeit" an.

Irgendjemand hatte es auf ihn abgesehen. Den Höhepunkt markierte die Wirtschaftskonferenz auf Gontrium VII, als er nach der Durchführung des Attentats verraten wurde und nur mit viel Glück und guter Planung entkommen konnte.

Dort hatte er seine Karriere an den Nagel gehängt.

Als er diese Schritte gegangen war, fand er sich in einem dunklen Raum wieder. Eine kleine Holoprojektion zeigte eine Frau, welche um Hilfe bat.

Das war der Anfang eines neuen Kapitels in seinem Leben und dem Entkommen einer gefühlskalten Welt, in der er nur noch als Auftragsmörder funktionierte. Dieses Schiff Ivory auf dem er anheuerte, brachte ihn nämlich mit IHR zusammen.

Helen Ramirez...

Sie war wie ein, wenn auch zugegeben recht stürmischer, Sonnenschein in sein Leben getreten. Bei ihr fühlte er sich geborgen. In der ganzen Zeit, seitdem sein Leben aus den geplanten Fugen geraten war, hatte er nicht mehr... Liebe empfunden.

Pormas weinte. Er weinte vor Glück, als er an die Zeit zurückdachte, in der er die Frau gefunden hatte, mit der er seine Zukunft verbringen wollte. Mit der er die Narben seines Lebens vergessen konnte...

Doch dann kam die Privateer. Es sollte alles so schön werden. Sie hatten ein gemeinsames Quartier, hatten schon Pläne für die gemeinsame Zukunft mit Helens Kindern und neuen, die noch dazukommen sollten.

Und dann...

Es war eigentlich kein richtiger Schritt, als der Südländer einen Fuß nach vorne setzte und auf die Knie fiel, aber es reichte aus.

Pormas weinte. Er weinte vor Schmerz als er genau wie sein jüngeres Ebenbild im Turboliftschacht 8 der Privateer sich vor Trauer um Helen krümmte. Es tat genauso weh wie damals.

Damals aber noch wich diese Trauer sehr schnell der Wut und dem Hass auf den Mörder. Aber er wusste, sie war gerächt. Daher konnte er, befreit von seinen Rachegelüsten um diesen unnötigen Verlust, seiner Trauer freien Lauf lassen. Sie war einfach nur zur falschen Zeit am falschen Platz.

Er konnte es einfach nicht mehr ertragen, sie so zu sehen. Es dauerte aber lange, bevor er die Kraft fand, vor Weinkrämpfen geschüttelt, einen Fuß nach vorne zu ziehen.

Und dann kam das selige Vergessen. Durch einen Unfall hatte sein Unterbewusstsein Gnade mit ihm und begrub die Trauer. Im Nachhinein verfluchte der Südländer sich dafür.

Denn dann kam sie.

Nathalie Connor...

Pormas hatte sie sich ins Bett geholt, direkt in sein Quartier, welches er noch ein paar Tage davor mit Helen geteilt hatte. Sogar ihre Sachen waren noch in den Schränken gewesen.

Er hätte es noch abwenden können, als ihm die Erinnerung an Helen mit einem Foto wiederkam... aber er tat es nicht. Zwar wurden die Erinnerungen hochgespült, aber die Gefühle, Empfindungen, die er mit ihr verband, kamen nicht.

Das Einzige Gefühl, was er zu dem Zeitpunkt empfand, war sein Trieb.

Er hasste sich dafür.

Abgrundtief.

Er hatte das Andenken an die Frau, die er liebte, geschändet, sobald er wieder stehen konnte. Schauder und Ekel überkam ihm, als sich vor ihm die Szene abspielte, wie ein selbstsüchtiger Pormas sich mit Nathalie vergnügte.

Er krümmte sich am Boden, als ihm mit einem Mal aller Selbsthass überkam, der sich unterbewusst aufgestaut hatte. Was hatte er da nur getan?

Jeder körperliche Schmerz, von dem er schon reichlich in seinem Leben erfahren hatte, war nicht so schlimm, wie das, was er jetzt durchmachte. Er weinte sich die Seele aus dem Leib, bis er keine Tränen mehr hatte und dann noch weiter. Er schrie, schlug um sich und verfluchte sich.

Irgendwann hatte er keine Kraft mehr.

Er wusste nicht, wie lang er da lag, aber das war ihm gleich. Ihm wurde bewusst, warum er Nathalie danach so schlecht behandelt hatte. Warum er ihr verletzende und unwahre Argumente an den Kopf geworfen hatte, weshalb sie nicht zusammen sein sollten, bis sie ihm nur noch aus dem Weg ging.

Sie hatte es nicht verdient. Unter anderen Umständen hätten sie sogar eine Zukunft gehabt.

Er hatte es die ganze Zeit gewusst. Genau genommen, hatte es sein Unterbewusstsein gewusst. Mit einem Male kam die Erkenntnis, dass er sich dringend bei ihr entschuldigen musste. Er versuchte sich aufzurappeln und stolperte mit brennenden Augen einen Schritt weiter und fiel wie betäubt zu Boden, als ihm die schreckliche Erkenntnis überkam.

Es war zu spät. Natty war tot.

Pormas rollte sich auf den Rücken und starrte ins Nichts. Er war wieder im Nichts angekommen. Und genau dieses Nichts empfand er nun in seinen Inneren.

Seine Eltern... tot. Nicht wegen den Bajoranern. Sondern wegen ihm und seinem idiotischen Kochwettbewerb.

Helen... tot. Nicht wegen dem Attentäter, der seinen Job nicht richtig durchgeführt hatte. Sondern wegen ihm. Helen und er wollten zu ihren Kindern, wenn sie sich genug Latinum verdient hatten. Hätte er sich ihr anvertraut, dass er aufgrund seiner Vergangenheit mehr als genug Geld besaß, um sich eine Villa auf Risa zu kaufen, wäre alles nicht passiert.

Nathalie... tot. Kein Unfall, oder zur falschen Zeit am falschen Ort. Sondern wegen ihm. Sie war der vorherige krönende Abschluss des Verderbniszuges namens Pormas Theocrates.

Es war schon schlimm genug, wie er sie behandelt hatte. Aber der Südländer wurde sich langsam bewusst, dass der Schatten aus seiner Vergangenheit, vor dem er seit Gontrium VII flüchtete, ihn endlich eingeholt zu haben schien.

Der Südländer stöhnte auf. Hätte es ihn nur selbst erwischt. Alles, was er in seinem Leben lieben gelernt hatte, hatte er sich durch seine eigenen Fehler selbst genommen.

Über ein Gefühl der Rache war er längst hinaus. Seine Emotionen hatten ihn nur immer wieder in Schwierigkeiten gebracht. Es war seine Pflicht, den Mörder von Nathalie zur Strecke zu bringen.

Ob er selber dabei starb oder nicht, war belanglos. Er musste es nur schaffen.

Pormas setzte sich auf und blickte ins Nichts, in dem sich zwei Öffnungen offenbarten.

Die Eine versprach seliges Vergessen und Frieden, welches zur Folge hat, dass sein Körper nur noch als seelenlose Hülle zurückbleiben würde.

Die andere versprach den Schmerz, aber auch Wiedergutmachung. Er hätte die Chance, verursachtes Leid, wenn auch nicht wieder gutzumachen, zumindest zu rächen um Zukünftiges zu verhindern.

Der Südländer stand auf.

Er wusste was er zu tun hatte und ging durch die Öffnung.

--- Atlantis, Krankenstation, Quarantänesektion

Das aufgeregte Fiepsen der neuronalen Überwachungsgeräte des Biobettes ließ nach und beruhigte sich, als sich die Gehirnaktivität des schweißgebadeten Südländers wieder in normalen Parametern befand.

Pormas schlug die Augen auf.

Die Schottin wollte eigentlich noch fragen, warum sich Jeffrey so genau für den aktuellen Stand der Ermittlungen interessierte, als sie bemerkte, dass das Biobett ihres Patienten angefangen hatte, verrückt zu spielen. Besorgt verschluckte sie, was sie sagen wollte und meinte kurz angebunden:

"Bitte entschuldigen Sie mich - das gefällt mir nicht..."

Mit diesen Worten drehte sie sich um und ließ David Jeffrey einfach stehen. Wenige lange, eilige Schritte brachten sie vom Rand des Quarantänebereiches, wo sie eben noch mit Jeffrey gestanden hatte, an Pormas' Biobett.

Der Südländer war schweißgebadet und sein Puls ging schnell, als hätte er einen Albtraum. Die Schottin versuchte, aus den seltsamen Werten, die das EEG ihr anzeigte, schlau zu werden.

"Ifrinn!", fluchte sie, als ihr klar wurde, dass sie momentan nicht in der Lage war, einzugreifen. Atmung oder Kreislaufsystem ließen sich gut durch die Schaltkreise des Biobettes oder durch entsprechende Hyposprays beeinflussen - aber Gehirntätigkeit war eine andere Sache.

Minutenlang studierte die hochgewachsene Frau die Anzeigen des EEG, während sich ihre Besorgnis vermehrte. Sie bemerkte kaum die Blicke David Jeffreys, der immer noch am Rande der Quarantänesektion stand.

Erinnerungsfetzen zogen an Llewellas innerem Auge vorbei, während sie wie hypnotisiert ihren Tricorder fixierte. Erinnerungen an die Einsatzbesprechung vor etlichen Jahren, als ein jüngerer, überheblicher Pormas Theocrates so gar nicht begeistert auf das neue Mitglied seines Einsatzteams blickte, und an die verschiedenen Male, wo sie diesen speziellen Patienten zusammengeflickt hatte.

Irgendetwas in der Schottin gefror bei dem Gedanken, was dieses verrückte EEG bedeuten konnte.

Die Rothaarige bemerkte erst, als sich die Anzeigen des Biobettes wieder normalisiert hatten und als das Piepsen wieder ruhig und gleichmäßig war, dass sie den Atem angehalten hatte. Sie atmete tief durch und versuchte, sich wieder unter Kontrolle zu bekommen.

Als der Sicherheitschef die Augen aufschlug, lächelte sie ihn erleichtert an: "A chiall, Du kannst einem Angst einjagen!"

"'tschuldige...", brachte Pormas gerade so raus. "Ich... ich...", der Südländer bemühte sich seine Gedanken zu sortieren. Nur langsam orientierte er sich wieder.

Sein diffuser Blick fokussierte langsam das Gesicht der Schottin, welches von ihren roten Haaren eingerahmt wurde. "Llewella...", flüsterte er mehr zu sich, als zu ihr. Er konnte die Male schon gar nicht mehr zählen, in denen die Ärztin ihn wieder zusammengeflickt hatte.

Als er ihren besorgten Blick bemerkte, schaute er ihr verblüfft und wie zum ersten Mal in ihre klaren blauen Augen. Sie war die einzige Konstante in seinem Leben, seit er mit seinem blutigen Geschäft aufgehört hatte. Die einzige Person, die noch lebte... an der ihm wirklich etwas lag.

"Llewella, ich...", Pormas setzte sich mühsam auf und schaute ihr unverwandt in ihre Augen, "...bitte hilf mir..." Der Südländer fühlte sich immer noch leicht zittrig und schwach auf den Beinen, fühlte aber, wie die Ärztin ihm, innerlich mit sich kämpfend, auf die Beine half.

Mit wackeligem Schritt, von Llewella gestützt, ging der Grieche auf Nathalies Biobett zu. Dort angekommen löste er sich von der Schottin und hielt sich am Rand des Bettes fest.

Zögerlich streckte Pormas eine Hand aus und strich Nathalie zärtlich über ihre Wange. Dann wandte er sich wieder der Ärztin zu und schaute ihr mit traurigem Blick in die Augen.

"Llewella.. wir kennen uns nun schon so lange... Bitte sag mir, warum ich allen Menschen die mir etwas bedeuten...", der Südländer stockte kurz und blickte wieder zu Nathalie, "...so etwas antue..."

--- Krankenstation

O'Connor nickte der Halbbajoranerin stumm zu, worauf hin sie zusammen mit Jacobsen und dem Captain die Krankenstation verließen. Den Weg zum Holodeck legte die drei wortlos zurück und die Kriegerin war froh, dass sie für einige Minuten ihren eigenen Gedanken nachhängen konnte.

Das Jucken hatte etwas nachgelassen und so schweiften ihre Gedanken zurück zu Ysara und Natty, die nun beide tot auf der Krankenstation lagen. Die Art, wie sie gestorben waren, machte April wütens - das war alles andere als fair gewesen. Geschweige denn hatte es etwas mit einem ehrenvollen Tot zu tun. Sie hatten sich ja noch nicht einmal wehren können.

--- Holodeck 1

Die drei betraten ohne weitere Vorankündigung das Holodeck und standen dann unvermittelt wieder in Pormas Quartier und dem Ferengi gegenüber.

Im Magen der jungen Frau krampfte sich wieder einmal etwas zusammen. Die Wut, die sie vor einem Moment noch auf den unsichtbaren Attentäter gehabt hatte, projizierte sie nun fast automatisch auf Narbo.

"Hey, ist das Rätsel schon gelöst?", warf sie dem Ferengi dann spitz entgegen.

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