Atlantis Cronik 37

Sind Sie einsam? Dann gehen Sie doch zu einer Besprechung!

--- Atlantis, Brücke

Stumm und unauffällig hing die Atlantis in einer niedrigen Umlaufbahn um einen kleinen Mond, der träge um einen grau-blauen Gasriesen kreiste.

Schwach waren Sterne durch die Gasschwaden zu erkennen, die den von der Gravitation vor Millionen von Jahren eingefangenen steinigen Asteroiden wie Geisterfinger zu umschließen versuchten. Das Licht der weit entfernten Sonne dieses Sternensystems schaffte es nicht, irgendwelche bemerkenswerten Dinge auf der Mondoberfläche zu beleuchten; was aber auch nicht wirklich lohnte. Laut Sternenlichts kurzer Überprüfung, als sie in das System eingeflogen waren, gab es hier nichts von Interesse. Weder auf dem Planeten, noch auf dessen Anhängsel, der eigentlich nur aus Stein und Eis bestand.

Vermutlich war das auch der Grund, wieso die Atlantis hier her beordert worden war und sie jetzt mit abgeschalteten Hauptenergiesystemen hier herum trieb und toter Mann spielte. 'Vermeiden Sie jedwede Entdeckung oder Verfolgung', war mit den verschlüsselten Koordinaten das Einzige gewesen, was in der Nachricht gestanden hatte, die Julian O'Connor über spezielle Kanäle erhalten hatte. 'Wer würde denn dort hin fliegen wollen?', hatte er zu dem Zeitpunkt überlegt, jedoch ließ ihn der Absender keine wirklich andere Chance.

Ganze 5 Tage hatten sie hier hin gebraucht, nachdem sie sich von der Venture verabschiedet hatten, die wieder einen Kurs in die romulanische neutrale Zone gesetzt hatte. 5 Tage Zick-Zack-Kurs, nur um auch wirklich jeden etwaigen Verfolger abzuschütteln; wenn es denn jemals einen gegeben hatte. 5 Tage, nur um jetzt schon seit Stunden hier darauf zu warten, dass ... 'Ja, worauf eigentlich?' Über diese Frage hatte sich Julian seit Erhalt der Nachricht schon den Kopf zerbrochen, jedoch war er bisher auf absolut keine Lösung gekommen. Selbst Sternenlicht, den er als seinen ersten Offizier in die Überlegungen eingeweiht hatte, konnte ihm darauf keine Antwort geben.

Ungeduldig blickte sich der Captain auf der dunklen Brücke um, die nur von der Notbeleuchtung und ein paar aktivierten Konsolen beleuchtet wurde. Er hatte als Vorsichtsmaßnahe, damit sie ein zufällig durchs System fliegende Schiff nicht aufspüren konnte, sämtliche Systeme bis auf die Sensoren, Lebenserhaltung und Manövriertriebwerke abschalten lassen. Ihm wäre ja eine anständige Tarnvorrichtung lieber gewesen, als dieser halbgare Versuch, sich unsichtbar zu machen, doch waren solche Geräte auf den entsprechenden Märkten meist nur zu unerschwinglichen Preisen zu haben und er hatte keinen Wunderesel im Frachtraum eingesperrt, der goldgepresstes Latinum ...

Ein leises Piepen von der wissenschaftlichen Konsole stoppte Julians Gedankengänge über Reichtum und dessen Nutzen. Schnell sprang er aus seinem Sessel auf und stellte sich neben Sternenlicht, der mit flinken Pfoten ein paar Eingaben machte, um die Sensordaten auszuwerten, die gerade eingegangen waren. Anscheinend hatte der Computer ein paar anomale bzw. verwirrende Werte erhalten, denn eine Interpretation blieb aus. Gerade als der Captain seinen wissenschaftlichen Leiter dazu befragen wollte, ertönte plötzlich der Annäherungsalarm und ließ ihn auf der Stelle herumfahren.

"Bericht!", rief er, während sich sein Blick auf den Hauptbildschirm heftete, auf dem wie von Geisterhand ein kleines Schiff aufgetaucht war. Es dauerte ein paar Sekunden, dann war jedoch Sternenlichts Stimme zu hören.

"Captain, anscheinend sind sie direkt mit Warp in dieses System bzw. an ihre jetzige Stelle gesprungen, was wahrscheinlich auch der Grund war, wieso wir sie so spät mit den Sensoren entdeckt haben. Laut dem Computer handelt es sich um ein Schiff der Danube-Klasse, jedoch weist es einige größere Unterschiede auf, die ich mir nicht erklären kann."

Entsetzt hatte sich Julian wieder zu Sternenlicht herumgedreht, als dieser von dem eventuellen Warpsprung gesprochen hatte. Konnte es Jemanden geben, der verrückt genug war, so etwas zu versuchen? Mit Warp in ein Planetensystem zu fliegen galt schon als schwierig, aber dann auch noch hier hin? Wie hoch mochte bloß die Wahrscheinlichkeit sein, das zu überleben und nicht in den Mond, den Planeten oder gar die Atlantis zu fliegen?

"Unsere Sensoren sind aus irgendeinem Grund nicht in der Lage, das Innere des Schiffes zu scannen und bisher scheinen sie auch nicht zu versuchen, mit uns Kontakt aufzunehmen ..."

Die letzten Worte von Sternenlichts Bericht gingen in dem summenden Geräusch eines Transporterstrahls unter, der den Captain erfasse, ihn in seine Atome zerlegte und auf eine Reise mit ihm unbekanntem Ziel schickte.

--- Mond, unter der Oberfläche

Ziemlich verwirrt über den plötzlichen und unerwarteten Transport blinzelte Julian in die ihn umgebende Dunkelheit hinein. 'Wo war er hier? Was war passiert? Wer hatte das getan?' Dutzende Fragen geisterten durch seinen Kopf, jedoch hatte er auf Keine eine Antwort. Währenddessen griff er an seinen Gürtel zum Phaser, stellte jedoch erschrocken fest, dass er keinen dabei hatte. Dabei hatte er doch auf der Brücke noch einen bei sich gehabt.

"Bemühen Sie sich nicht", schallte es plötzlich auf ihn zu, ohne das er die Richtung erkennen konnte, aus der es kam. "Ihren Phaser brauchen Sie hier sowieso nicht."

Das Aufleuchten einer Lampe ließ ihn erschrocken zusammenfahren, während er blinzelnd versuchte, seine Augen an die veränderten Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Es dauerte etliche Sekunden, bis er hinter dem Lichtschein eine großgewachsene Person erkennen konnte, die beinahe gelangweilt an einer Felswand lehnte. Vorsichtig blickte sich der Captain um; jedoch gab es nicht viel zu sehen. Anscheinend befanden sie sich in irgendeiner kleinen Höhle, vermutlich auf bzw. in dem Mond, denn außer grobem, unbehauenem Fels konnte er nichts entdecken. Kein Tor, kein Durchgang, nichts. Nur ein Raum von wenigen Metern Durchmesser und vielleicht 3 Metern Höhe.

"Wie ich sehe", begann der Unbekannte wieder zu sprechen, während er das Licht ein wenig senkte und auf den Captain zuging, "haben Sie meine Nachricht erhalten. Das ist gut. Ich hoffe, Sie haben sich auch strickt an die Anweisungen erhalten?"

Ein unsicheres Nicken seitens des Captains schien den Mann zufrieden zu stellen. "Gut, gut. Sie müssen nämlich wissen, dass wir nicht so wirklich darauf erpicht sind, uns von irgendwelchen Personen oder Organisationen auf die Finger schauen zu lassen."

Ein wenig musste Julian dem Unbekannten zustimmen; wer mochte das schon gerne? Jedoch gab es da immer noch die Sache mit der Verhältnismäßigkeit. Es musste schon etwas verdammt Wichtiges oder Gefährliches sein, wenn solch ein Aufwand betrieben wurde, nur um ihn darüber zu informieren.

"Ok, lassen Sie uns doch einfach zum Punkt kommen, Mister ... wie war Ihr Name doch gleich noch mal?", versuchte Julian unauffällig, ein wenig mehr aus seinem Gegenüber heraus zu bekommen.

"Mein Name tut hier nichts zur Sache", antwortete dieser gelassen. "Sie wissen, in wessen Auftrag ich hier bin und dass Sie sich daran halten sollten, was ich Ihnen gleich erzählen werde. Für Drohungen sind Andere zuständig."

O'Connor versuchte gar nicht erst, über den müden Witz zu Lachen, denn er wusste, wozu der Geheimdienst der Sternenflotte fähig war; trotz, oder gerade wegen des fehlenden Rufs, wie ihn der Tal Shiar oder der obsidianische Orden genoss. Außerdem konnte er sich nicht beschweren, denn bisher hatte sich der Handel zwischen ihm und dem Geheimdienst eindeutig mehr für ihn ausgezahlt. Die paar kleineren Erledigungen ... aber anscheinend ging es jetzt um etwas Größeres, denn einen solchen Aufwand hatten sie bisher noch nie betrieben.

"Hier haben Sie schon mal alles zum Nachlesen", sagte der Mann vom Geheimdienst und zog ein PADD aus der Tasche, welches er dem Captain hinhielt. "Versuchen Sie, es für sich zu behalten. Wir wollen ja schließlich nicht, dass jemand Unbefugtes darin Einsicht erhält. Ansonsten gebe ich Ihnen jetzt mal einen groben Überblick über die Mission, die Sie ja freiwillig übernommen haben.

Und zwar geht es um Betazed; oder zumindest um etwas, was sich in dessen Umlaufbahn befand. Bis zur Übernahme des Planeten durch das Dominion hatte die Sternenflotte dort eine kleine Konstruktions-Werft für Runabouts und Schiffe der Peregrine-Klasse und bisher sind wir davon ausgegangen, dass sie damals zerstört worden ist. Nun erhärten sich jedoch die Hinweise, dass dem nicht so ist."

Das überraschte Gesicht des Captains lies den Mann kurz Schmunzeln, bevor dieser mit seinen Erklärungen fortfuhr.

"Ich weiß was Sie denken und glauben Sie mir, wir waren genau so überrascht. Jedenfalls vermuten wir nun, dass irgendeine Gruppe oder Organisation sich ihrer ermächtigt hat, denn für eine Einzelperson oder Ähnliches wäre das Ganze eine viel zu Große Sache gewesen. Anscheinend haben sie die Verwirrung und das Chaos nach der Befreiung von Betazed dazu genutzt, die Werft zu entwenden. Eventuell mit Hilfe von Schleppschiffen, wobei das aber nur eine Theorie unsererseits ist.

Zu unserem Glück scheint die Gruppe bisher noch nicht in der Lage zu sein, die Werft komplett zu nutzen und neue Schiffe zu konstruieren, doch alleine als Reparatur-Basis ist sie für die wahrscheinlich eine wahre Goldgrube; und für uns ein ernst zu nehmendes Problem. Wenn jeder noch so kleine Möchtegern-Captain plötzlich sein altersschwaches Schiff überholen lassen kann ... ich denke, Sie können sich ausmalen, was dann in unserem Quadranten los ist."

Julian verkniff sich ein Lachen, als er an die Misere für die Sternenflotte dachte. Zuerst ließen sie sich vor ihrer Haustüre eine Werft klauen und dann nutzte Jemand diese auch noch, um zwielichtes Gesindel zu unterstützen, welches sich an der Föderation bereicherte. Der Begriff "peinlich" reichte da schon fast nicht mehr aus, um es zu beschreiben.

"Ja", antwortete der Captain, "das kann ich durchaus." Vor allem wusste er aus eigener Erfahrung, wie hilfreich es war, wenn man immer eine vernünftige Reparaturmöglichkeit zur Hand hatte, schließlich wurde ein Schiff mit der Zeit nicht besser; besonders nicht in dem Metier, in dem er sich normalerweise bewegte.

"Ich denke, ich brauche kein Betazoid zu sein um zu erahnen, um was es in ihrer Mission geht. Sollen wir sie zerstören oder möchten Sie das Ganze ein wenig ... diskreter gehändelt haben?"

Sein Gegenüber schüttelte nur den Kopf und trat noch etwas näher an Julian heran. Verschwörerisch blickte er sich um und antwortete flüsternd: "Nein, den Part übernehmen wir wieder. Ein Exempel sozusagen; wenn Sie wissen was ich meine. Sie sollen uns nur die entsprechenden Köpfe hinter dem Ganzen bringen, wobei wir es Ihnen überlassen, in welchem Zustand sie sind."

Der Captain musste kurz schaudern, als er den beinahe mordlüsternden Blick seines Gegenübers sah und wich vorsichtig etwas zurück. "Ich vermute, meine Fragen bezüglich der Mission werden nach Lektüre des PADDs alle beantwortet sein?", fragte er mehr oder weniger rhetorisch und winkte mit dem PADD, bevor er zu einer Sache kam, die ihn schon länger unter den Nägeln brannte.

"Wie wäre es, wenn wir dann jetzt mal zum finanziellen Teil der ganzen Geschichte kommen", wechselte er das Thema und war froh zu sehen, dass Mister Unbekannt seinen unheimlichen Blick abgelegt hatte. "Was springt für mich bzw. meine Crew bei der ganzen Sache raus? Schließlich ist es nicht einer dieser 0815-Standard-Easy-Aufträge, sondern schon etwas mit einem ziemlich hohen Risiko für uns, denn ich vermute ja mal, dass wenn irgend etwas schief läuft, die Sternenflotte die letzte sein wird, die uns dann zur Hilfe kommt, oder?"

Die Reaktion seines Gegenübers ließ den Captain erkennen, dass dieser mit so einer Frage schon gerechnet hatte. "Ok, was wollen Sie? Latinum, Frauen, einen kleinen Mond?" Er zeigte grinsend nach oben, bevor er weiter redete. "Das ist doch meistens das, was ihr so wollt, oder?"

Julian war sich nicht so ganz sicher, ob das vorgelegte Angebot wirklich ernst gemeint war, denn schließlich war er weder ein Sklavenhändler von Orion noch wollte er sich auf so einem Haufen Dreck wie hier häuslich niederlassen. Wer wollte das schon, außer vielleicht kleine ferengische Barbesitzer und seltsame Ägypterinnen mit einem Hang zu klingonischer Technik? Blieb also nur das Latinum und gerade bei solchen Dingen hatte er in den langen Jahren des Verhandelns gelernt, dass es manchmal besser war, Latinum abzulehnen und stattdessen etwas Anderes in die Waagschale zu werfen.

"Wie wäre es mit der Atlantis?", fragte er direkt heraus, was ihm ein Lachen einbrachte.

"Wieso war mir klar, dass Sie mit dieser Frage aufwarten würden", antwortete der Geheimdienstler und schüttelte den Kopf. "Lassen Sie uns darüber noch einmal reden, wenn Sie den Auftrag zufriedenstellend erledigt haben."

Damit schien die Unterredung wohl beendet zu sein, denn Julians Gegenüber nickte ihm zu, tippte auf seinen Kommunikator und verabschiedete sich dann mit den Worten: "Gute Jagd!" Wenige Sekunden später spürte der Captain, wie sich sein Körper entmatrealisierte.

--- Atlantis, Brücke

Flimmernd setzte sich der Captain auf seiner Brücke wieder zusammen und das erste, was an sein Ohr drang, war das Heulen des roten Alarms. Zudem herrschte hektische Betriebsamkeit, obwohl von dem roten Licht des Alarms mal abgesehen, weiterhin nur die Notbeleuchtung brannte und auch sonst keine anderen Systeme liefen, die nicht auch vorhin eingeschaltet gewesen waren.

Etwas verwirrt wollte er um einen Bericht erbitten, als er auch schon von seiner Brückencrew entdeckt wurde. "Captain!", wurde er erleichtert begrüßt. "Ist alles in Ordnung bei Ihnen?"

"Natürlich ist alles in Ordnung bei mir. Haben Sie etwa daran gezweifelt?" Mit einem großen Schritt ging er zu Sternenlicht, der gebannt auf seine Konsole blickte. "Was ist los Sternenlicht?", fragte Julian ihn und schaute ihn an.

"Kurz nach ihrem spontanen Transport aktivierte das fremde Runabout ein mir unbekanntes Dämpfungsfeld, welches beinahe unsere ganzen Systeme lahm legte. Leider war es uns nicht möglich gewesen, etwas dagegen zu unternehmen oder Sie wieder an Bord zu beamen. Aber wenn Sie sagen, dass alles in Ordnung ist ... Jedenfalls haben die Fremden es eben wieder abgeschaltet und sind dann direkt auf Warp gegangen. Ich denke nicht, dass wir sie verfolgen können."

Der Captain winkte ab. "Das brauchen wir auch nicht. Ihre Fremden waren vom Geheimdienst der Sternenflotte." Er aktivierte das PADD, welches er immer noch in seiner Hand hatte und suchte nach den Informationen für den Start ihrer Jagd. Nach wenigen Sekunden des Suchens hatte er sie gefunden.

"Setzen Sie Kurs auf Tau-Sigma 4, sobald die Systeme wieder funktionieren und hochgefahren sind. Wir haben einen Auftrag zu erfüllen", sagte der Captain und drückte dem Katzenwesen das PADD in die Pfote. "Ich bin gespannt, was da auf uns zukommen wird ..."

--- 2 Tage später, noch 12 Stunden bis Tau-Sigma 4, Besprechungsraum

Gedankenverloren blickte Julian O'Connor auf die dampfende Teetasse, die vor ihm auf dem großen Tisch im Besprechungszimmer stand, während am Fenster die Sterne vorbei glitten; verzerrt durch den Flug mit Warp 5. Unbewusst spielten seine Hände mit dem PADD, welches er von dem Geheimdienstmann bekommen hatte und was er eigentlich schon auswendig konnte. Jedoch geschah es meistens bei solchen Besprechungen, wie er jetzt eine einberaumt hatte, das Fragen gestellt wurden, bei dem selbst er noch mal nachschlagen musste.

Kurz schaute er hoch auf den Chronographen und stellte fest, dass es nur noch ein paar Minuten bis zum veröffentlichten Zeitpunkt war. Er war gespannt, ob alle pünktlich erscheinen würden.

--- Arboretum

"Dreiundzwanzig... vierundzwanzig... fünfundzwanzig...", presste Inara hervor und kämpfte sich in eine weitere Liegestütze. Ihre Armmuskulatur zitterte mittlerweile unter der Anstrengung. "Sechsundzwanzig..."

Der Computer düddelte.

"Erdprobenanalyse beendet."

Erschöpft ließ Inara sich auf den Boden des mittlerweile aufgeräumten Kontrollhäuschens sinken und legte die Stirn auf den kühlenden künstlichen Stein. "Und verrat mir, oh Computer, was SIND die Ergebnisse der Analyse?", fragte sie atemlos, ohne den Kopf vom Boden zu heben.

Mit einem Ohr hörte sie zu, während die Computerstimme anfing, eintönig die Messwerte und darauf basierenden biochemischen Berechnungen auszugeben. Alle bajoranischen Wurzelfichten welkten vor sich hin, es musste an etwas im Erdboden liegen, und sie würde verdammt noch mal herausfinden, was es war. Sie war fünf Tage an Bord, was bedeutete, dass sie seit zwei Wochen Inara Intash hieß anstatt Inara Amar. Mittlerweile hatte sie sich daran gewöhnt, dass die Sternenflottencomputerstimme von einer Sekunde vertraut klang und dann fremd, als flattere ihre Wahrnehmung beständig hin und her.

Aber sie hatte auch gemerkt, dass das Arboretum einen erstaunlich beruhigenden Effekt hatte, den sie nicht von ihrer früheren Arbeit mit Pflanzen kannte - es war immer nur einfach ein Job gewesen, es war ja nicht so, als sei sie besonders naturverliebt. Sie schätzte, dass es daher kam, dass keiner der früheren Wirte eine derartige Arbeit gehabt hatte - das waren ja alles Architekten, Forscher und andere wichtige Leute gewesen, nicht kleine Botanikerinnen und 'freilebende' Freiheitskämpferinnen. Vielleicht blieb Intash hier deshalb so ruhig, weil er nicht so viel wiedererkannte.

Was auch immer der Grund war, sie hatte sich in ihren ersten Tagen an Bord förmlich im Arboretum verbarrikadiert. Von gelegentlichen Treffen zum Training und ein oder zwei Besuchen von Victor abgesehen, der ihr mit dem Müll half, hatte sie nicht einmal die Bar besucht und auch nur wenige Crewmitglieder kennengelernt. Stressreaktion, schätzte sie. Ihr gesamtes Leben hatte sich innerhalb kürzester Zeit verändert. Sie hatte die Pause nötig gehabt.

Als der Computer fertig war, war sie auch wieder zu Atem gekommen. Sie dachte kurz über die Ergebnisse nach, stieß eine Tiefenanalyse einiger einzelner Aspekte der Erdproben an und stützte sich mit einem Seufzen zurück auf die Arme. Also gut.

"Eins... zwei... drei..."

Ihr Training wurde durch den Befehl des Captains, sich im Besprechungsraum einzufinden, unterbrochen.

Verblüfft setzte Inara sich auf. Zwar hatte sie am Tag nach ihrer Ankunft ein erleuchtendes Gespräch mit O'Connor geführt, in dem er deutlich gemacht hatte, dass er sie schon deshalb öfter mal außerhalb des Arboretums einsetzen wollte, weil sie von ihm abhängig und deshalb loyal war. Aber sie hatte trotzdem keinen Schimmer, worum es gehen könnte.

Rasch spritzte sie sich etwas Wasser aus einem der nächsten "Regenwasser"-Tanks ins Gesicht, streifte im Gehen ihren Gürtel mit dem Blaster und den botanischen Hilfsmitteln wieder über, ergriff ein bereitliegendes Ersatzoberteil und tauschte es im Gehen gegen das Verschwitzte aus. Sie würde ja sehen, was los war.

--- Pormas Quartier

Nachdenklich streichelte der Sicherheitschef der Atlantis den Kopf Llewellas, der ruhig auf seiner Brust lag. Ein seliges Lächeln lag auf seinem Gesicht, während er der Frau die er liebte einen Kuss auf die Schläfe gab, welche es mit einem wohligen Seufzen quittierte.

Zufrieden dachte er an die letzten Tage zurück. Ein Grinsen legte sich auf sein Gesicht, als er an seine Übungseinheiten mit seiner Sicherheitsabteilung dachte. Er hatte sich noch sehr zurückgehalten, auch wenn er die eine oder andere Verstauchung verursacht hatte. Er selber hatte nur einen schmerzhaften Hieb einstecken müssen, erinnerte sich der Südländer und rieb sich unbewusst seine Nase.

'Diese aufsässige Bajoranerin...', kam es ihm in den Sinn, zusammen mit einigen anderen unhöflichen Gedanken. Sie hätte fast seine Nase gebrochen und doch war ihm schleierhaft, warum sie so von seinem Riechorgan besessen gewesen war. Fast jeder Schlag hatte darauf abgezielt. Unzweifelhaft hatte das mit ihrem Blutwein-Atem zu tun gehabt, dem ihm auch von Kai Victor entgegen gekommen war.

Ein breites Grinsen legte sich auf sein Gesicht, als er an die gehörige Tracht Prügel erinnerte, die er den beiden hat zukommen lassen. Wobei Kai wesentlich einfacher zu fassen gewesen war als April, der scheinbar ein Saufgelage am Tag vorher weniger ausmachte als man bei ihrer Statur vermuten würde.

Einen Freiflug hatte sie natürlich trotzdem bekommen, auch wenn das ihrem Ego wesentlich mehr geschmerzt haben musste, als die Landung selbst.

Im Gegensatz zu Kai, der nach seiner Abreibung noch eine gebrochene Rippe Sternenlicht zu verdanken hatte.

Instinktiv streichelte er die Rothaarige intensiver beim Gedanken an die Standpauke die er dafür kassiert hatte. Nicht dass er sie nicht schon früher, unzählige Male, bekommen hätte, aber da war es ihm vergleichsweise egal gewesen...

--- Aprils Quartier

Aprils Kopf pochte. Schweißgebadet stand sie nun schon seit mindestens einer viertel Stunde vor dem Spiegel ihres Badezimmers, die Hände auf das Waschbecken gestützt und fixierte ihr Bild im Spiegel.

Vor etwa einer halben Stunde hatten sie eine betazoidische Raumstation passiert und die Kriegerin wäre am liebsten selbst zur Navigation gerannt, um den Kurs der Atlantis so schnell wie möglich zu verändern.

Sie musste weit weg von hier - irgendwohin - ganz egal ...

Der Computer hatte ihr mitgeteilt, dass sie an der Raumbasis in ein paar tausend Kilometern vorbei geflogen waren und April wollte sich gar nicht ausdenken was es dann für Aufwirkungen auf ihren Geist haben mochte, wenn ein Telepath direkt neben ihr stehen würde.

Der Gedanke daran war grauenvoll.

Und das alles wo die junge Frau doch schon fast zu der Überzeugung gekommen war, dass sie ihre empathische Seite unter Kontrolle gebracht hatte. Vorsichtig ließ sie ihre Atemluft entweichen und versuchte sich weiter zum ruhigen Atmen zu zwingen.

"April an Campbell - sagen Sie, Sie haben nicht zufällig ein Mittel gegen Empathie?", presste sie zwischen den Zähnen hervor, nachdem sie mit einer fahrigen Bewegung auf ihren Kommunikator getippt hatte.

--- Pormas Quartier

'Wenn man vom Teufel spricht ...', seufzte der Südländer leise, damit das Geräusch nicht vom Kommunikator aufgenommen wurde. Unwillig erhob sich Llewella von Pormas und schickte diesen mit einem Wink weg. Dieser kannte das Prozedere schon und ging in Richtung Bad.

'Warum ist sie die einzige Ärztin hier?', grummelte der Grieche in Gedanken vor sich hin. Es störte schon sehr, jedes Mal den Raum verlassen zu müssen, wenn wieder jemand einen 'Notfall' hatte oder eine Sprechstunde per Funk beantragte. 'Mittel gegen Empathie ...', kopfschüttelnd ging er ins Bad und nahm eine Schalldusche.

'Gegen Empathie?', irritiert fragte sich auch Llewella, ob sie sich verhört hatte. Was für ein Problem hatte diese Bajoranerin diesmal?

Nicht, dass sie sie allzu oft in der Krankenstation zu sehen bekam. Da musste schon etwas mehr passieren, sie schien ein harter Knochen zu sein.  Nicht einmal nach den Trainingsstunden der Sicherheitler hatte sie sich blicken lassen. Obwohl sie der Aussage Victors zu Folge auch Einiges eingesteckt hatte.

Aber sie hatte wohl auch ein wenig ausgeteilt. Llewellas Augen folgten dem breitschultrigen Südländer auf seinem Weg ins Bad, der sich seit jenem Training ein wenig zu häufig die Nase rieb, als dass es der Schottin nicht aufgefallen wäre. Nachdem Pormas jedoch auch zur Kategorie 'harter Knochen' gehörte, hatte sie keine Bemerkung darüber fallen lassen. Immerhin war die Nase noch an einem Stück.

Die Ärztin konzentrierte sich wieder auf ihre Patientin. "Das sollten Sie mir näher erklären, Miss Schahrein. Das könnten wir...", ein schneller Seitenblick zeigte der Rothaarigen, dass nicht mehr allzu viel Zeit bis zu der vom Captain angesetzten Besprechung war, "... nach der Besprechung bei Captain O'Connor erledigen. Einverstanden?"

Nachdem die Bajoranerin bejaht hatte - ihre Stimme klang merkwürdig gepresst, fand Llewella - schloss sie den Kanal wieder.

Die hochgewachsene Frau räkelte sich gemütlich auf dem Bett. Die seltsamen Gerüchte über die bevorstehende Mission, die überall an Bord kursierten, ließen sie vermuten, dass faule freie Nachmittage wie der heutige bald nicht mehr an der Tagesordnung sein dürften. Aber ein Gutes hatten diese Gerüchte doch: die verstohlenen Seitenblicke und das abrupt abbrechende Getuschel, wenn Llewella einen Raum betrat, hatten sich ein wenig abgeschwächt.

Jetzt blieb nur noch abzuwarten, bis sich die Leute vollends daran gewöhnt hatten, dass der Sicherheitschef und die Ärztin zusammen waren.

Sie hoffte, dass das nicht allzu lange dauern würde. Die letzten Tage hatte auf der Krankenstation eine seltsame Stimmung geherrscht. Ausgegangen war diese Stimmung von Susan Linton, die plötzlich ihre Chefin mit ganz anderen Augen zu sehen schien.

Irgendwie war ziemlich viel zu tun gewesen die letzten Tage. Etliche Leute - zumeist weiblichen Geschlechts - waren aus den fadenscheinigsten Gründen in der Krankenstation vorbeigekommen. Sie hatten seltsame Blicke zu der Ärztin gesandt, wenn sie glaubten, diese würde sie nicht bemerken. Als wären ihr plötzlich die Hörner eines schottischen Hochlandrindes gewachsen oder so was. Llewella schüttelte den Kopf.

Dann waren da die Trainingsstunden der Sicherheitler gewesen. Sternenlicht und - vor allem - Pormas hatten ihr zwar versichert, es nicht übertrieben zu haben - aber zumindest bei Pormas war sie diesbezüglich ein winziges Bisschen in Zweifel, so wenig begeistert wie dieser über seinen neuen 'Adjutanten' gewesen war. Und die Geschichte, die Kai ihr erzählt hatte ließen die Zweifel nicht abebben. Obwohl Llewella der Ansicht war, dass Victor durchaus übertrieb. Dass Pormas es *so* auf einen Einzelnen abgesehen haben sollte, konnte sie sich jetzt nicht wirklich vorstellen ...

Keine Frage, der junge Mann war sympathisch und aufgeschlossen. Er hatte ihr sein Herz ausgeschüttet und Llewella hatte den Eindruck, dass er sich schrecklich ausgestoßen vorkam. Sie hatte sich bemüht, freundlich zu ihm zu sein und ihm ein wenig Mut zu geben, während sie seine gebrochene Rippe verarztete. Aber ein kleines Bisschen hatte sie doch den Eindruck gehabt, dass er sich selber bemitleidete. Sie hoffte für ihn, dass er das möglichst schnell überwand und feststellte, dass es auch an Bord der Atlantis für ihn Freunde gab.

Auch Kai Victor sollte die Gerüchteküche inzwischen erreicht haben ... Die Schottin fragte sich ernsthaft, wie der junge Sicherheitler ihr zukünftig gegenübertreten würde. Er schien einen Heidenrespekt vor seinem neuen Chef zu haben. Möglicherweise sogar mehr als nur Respekt?

Llewella stand mit einer fließenden Bewegung auf. Kurz überlegte sie, auch das Bad aufzusuchen - aber dann würden Pormas und sie mit Sicherheit zu spät zur Besprechung kommen...

Also kleidete sie sich zügig an, ließ nur das Plaid noch achtlos liegen. Das würde sie mitnehmen, bevor sie losgingen. Im Bad waren die Geräusche der Dusche inzwischen verstummt.

Die Schottin öffnete die Türe und lugte hinein. "Sprechstunde für heute beendet", lächelte sie dem Südländer entgegen. "Na endlich...", gab dieser auch lächelnd zurück. Er hatte ja schon fast gehofft, dass sie sich zu ihm gesellen würde, war aber ganz froh, nach dem Blick auf dem Chronometer, dass sie es nicht getan hatte. "Wäre ja noch schöner, wenn April mir auch noch in meinem Privatleben auf die Nerven gehen würde ..."

--- Maschinenraum

Am Abend, als sie von der Venture zurückgekommen und ihr immer noch nicht wieder aufgeräumtes Quartier betreten hatte, da hatte sich Jean an eine Idee erinnert, die sie vor einigen Jahren einmal hatte - dann aber wieder mangels zur Verfügung stehender Kapazitäten verworfen hatte.

Ihr Besuch auf dem Holodeck und der Gedanke an den großen Computer der Atlantis hatten diese Gedanken jedoch wieder aufleben lassen und Jean hatte beschlossen sich noch mal an ihrem damaligen Vorhaben zu versuchen.

Die junge Frau warf dem Techniker, der im Moment den Maschinenraum besetzt hielt ein halbherziges Lächeln zu, während sie nun wohl schon zum hundertsten Mal ihren Rundgang um den Warpkern beendete und sofort einen Neuen startete. Pavlin musste wohl glauben, dass die zierliche Trill nicht mehr im vollem Besitz ihrer geistigen Fähigkeiten war - wenn die Technikerin es sich genau vor Augen führte, würde sie wohl das Gleiche von jedem Anderem denken, der seit Stunden immer wieder im Kreis lief.

Die junge Frau schob den Gedanken bei Seite und widmete sich wieder ihren Überlegungen. Tausende von Subroutinen, Formeln und noch mehr Programmcode hatte sich innerhalb der letzten zwei Tage auf ihrem PADD angesammelt und auch wenn ihre Idee langsam Formen annahm war sie doch noch Lichtjahre von ihrem Ziel entfernt.

Es wäre durchaus hilfreich gewesen, wenn sie Zugang zu dem Originalcode des Programms gehabt hätte, aber die Sternenflotte würde wohl den Teufel tun und ihr hier Informationen zukommen zu lassen. Jean machte sich eine geistige Notiz. Bei ihrem nächsten Besuch auf einer Raumbasis musste sich doch eine Möglichkeit finden lassen einmal hinter Bühne der Sternenflottentechnologien zu blicken.

Und nun drehte sie hier ihre Runden, vertieft in ihre Programmierung und bemerkte kaum noch wie die Zeit verstrich. Das beruhigende Brummen des Antriebs lies sie ihre Gedanken besser ordnen und außerdem war dies einer der wenigen Räume auf diesem Schiff, an dem sie weitestgehend ungestört war, es aber nie zu still wurde.

Pavlin schüttelte den Kopf und wandte sich wieder seiner Anzeige zu. Sollte er sie doch für geisteskrank halten...

--- Kais Quartier

Seufzend und mit offenen Augen starrte der Amerikaner an die Decke. Jede Bewegung schmerzte wie die Hölle, nachdem sein "Chef" soviel Gefallen an den Übungsstunden gefunden hatte, dass er sie jeweils mit einem kleinen, wechselnden Teil der Sicherheit jeden Morgen abhielt. Auf gut Deutsch: jeder der keinen Nachtdienst hatte durfte früh Morgens antreten zum Appell.

Kai hatte es noch nie erlebt, dass es so einen Ansturm auf die Nachtschicht gab.

Er selber hatte aufgrund seiner offensichtlich vorhandenen, kämpferischen Mängel fast jede Einheit mitmachen dürfen. Nur seine Verletzungen und die freundliche Ärztin an Bord hatten sein Martyrium zwischenzeitlich unterbrechen können.

Der Höhepunkt war, als er morgens nach dem ersten Training zusammengebrochen war und sich dann doch entschied zur Ärztin zu gehen. Trotz seines guten Einstands bei Inara und April fühlte er sich ein bisschen alleine, vor allem dadurch, dass er durch ihren "Umtrunk" den überhasteten Aufbruch der Venture verpasst hatte.

Vor Schmerz und Kummer brachen bei der Untersuchung seine Gefühle hervor und er hatte der Schottin unter Tränen seinen Kummer mitgeteilt. Alles, von der Ungewissheit Isabelle lebend oder noch schlimmer in den Armen dieses Schwerenöters Forge wieder zu finden, der nichts unversucht ließ, bis hin zu der Ungerechtigkeit auf diesem Schiff abgestellt worden zu sein.

Als wenn das nicht schon schlimm und peinlich genug war, ihr alles auf die Frage "Was fehlt Ihnen", zu beichten, hatte ihn am nächsten Tag die Gerüchteküche erreicht, dass sein Peiniger und seine Beichtmutter ein Paar waren.

Seid dem Augenblick wusste Kai das er angekommen war.

In der Hölle.

--- Holodeck 2

Sternenlicht saß am Waldrand an einem Baum. Vor ihm erstreckte sich die Ruhe eines sivaoanischen Flussdeltas, auf das er herabblickte. In einigen Kilometern Entfernung mündete ein Strom ins Meer, in der Entfernung, für menschliche Ohren vermutlich unhörbar, donnerte ein Wasserfall. Ein haarfeiner Salzgeruch lag in der Luft, von der See zu ihm herübergetragen.

Der Barde war allein, mehrere Wegstunden von der holographischen Version seines Geburtsortes entfernt. Eine alte sivaoanische Weise vor sich hinsummend genoss er es, hier etwas Ruhe und Abgeschiedenheit zu finden.

Die letzten Tage waren zumindest für ihn von nicht enden zu wollender Aktivität geprägt gewesen. Alleine sich einen vollständigen Überblick über all seine neuen Verpflichtungen zu schaffen hatte ihn zwei Tage Zeit gekostet. Schließlich hatte er sich dabei auch in allen Abteilungen noch einmal umgesehen. Die restliche Zeit hatte er benötigt, um sich näher mit dem vor ihnen liegenden Problem zu befassen; zu schlecht waren bisher seine Kenntnisse in den politischen Strukturen der Föderation gewesen.

Eigentlich hatte er in den letzten Tagen Pormas weiter in die Grundlagen der Sivaoanischen Kultur einführen wollen. Leider hatte es in seiner Freizeit nicht viel mehr als ein Abendessen gereicht.

Dann waren da noch die "Übungsstunden" der Sicherheitsabteilung, zu denen Pormas ihn dazugebeten hatte. Kampf gegen fremde Lebensformen war sein Arbeitstitel gewesen. Auch wenn die Sicherheitler der Atlantis im Nahkampf beileibe nicht ungeübt waren, hatten sie wenig Chancen gehabt. Nicht, dass er die Absicht gehabt hätte, jemanden zu verletzen. In der Verteidigung gegen bewaffnete Gegner hatte er aber auch nicht zu zimperlich sein können. Auch wenn die Waffen stumpf waren, war es kein Spaß, von ihnen getroffen zu werden.

Llewella war nicht gerade begeistert über die diversen kleinen Fleischwunden und geprellten Knochen gewesen. Einem Neuling, hatte er sogar eine Rippe gebrochen; nachdem er unter seinem Bat'leth hinweggetaucht war und ihn etwas ungeschickt getroffen hatte...

Nicht, dass er den Kampf mochte, welcher Sivaoaner tat dies schon. Traurigerweise schien es, als ob er in dieser modernen Welt wesentlich mehr darauf angewiesen war, sich verteidigen zu können, als in den Wäldern von Sivao. In diesen Momenten sehnte er sich an das wesentlich unkompliziertere Leben auf seiner Heimat zurück.

Ein Alarmsignal weckte ihn aus seinen Gedanken. Es war Zeit.

"Programm speichern und beenden".

--- Besprechungsraum

Wenige Sekunden später zischte zum ersten Mal die Tür und das Schott gab den Blick auf Narbo frei. Der Ferengi trat grußlos ein, sein Blick streifte nur kurz den Captain, bevor er sich immer noch schweigend zu einem Stuhl bewegte.

Der Besprechungsraum kam ohne viel Dekoration aus: ein länglicher Tisch füllte den Platz größtenteils aus, ansonsten war nur noch ein großes Display an der Wand erwähnenswert.

Ohne zu zögern setzte der Barbesitzer sich an die Kopfseite des Tisches, O'Connor genau gegenüber, und legte seine Hände gefaltet auf die Tischplatte, nachdem er die Sitzfläche des Stuhles etwas höher eingestellt hatte.

Kein aufdringliches Grinsen zierte Narbos Gesicht, nein, es war eher ein angedeutetes, sehr selbstsicheres Lächeln. Ein wissendes Lächeln.

Zwei Tage waren seit ihrem Ausflug in die Umlaufbahn des Gasriesen vergangen, genug Zeit damit Gerüchte die Runde machen konnten.

Und kein Gerücht blieb einem Barbesitzer verborgen.

Schon gar nicht, wenn er so große Ohren hatte.

Von einem unfreiwilligen Besuch des Captains auf einem der Monde war die Rede, vom Geheimdienst der Sternenflotte und dass die Atlantis angeblich den klingonischen Botschafter auf Cardassia geräuschlos "entsorgen" sollten.

Er kannte alle Theorien, viel wirres Zeug war dabei.

Nun ja, Narbo hoffte, dass es nur "wirres Zeug" war.

Aber er würde es ja bald erfahren.

Bis dahin würde er selbstsicher und wissend Lächeln.

Gerade als sich der Ferengi gesetzt hatte, öffnete sich die Tür erneut. Sternenlicht trat flotten Schrittes durch die Tür. O'Connor begrüßte er mit einem kurzen "Captain", während er ihm kurz zunickte.

Bei Narbo hielt er sich an die Höflichkeitsregeln, die sie stillschweigend untereinander zu pflegen schienen - er ignorierte ihn. Noch nicht einmal sein Schweif reagierte auf seine Anwesenheit.

Mit einer fließenden Bewegung ließ er sich im Sessel zur Rechten O'Connors nieder.

--- Besprechungsraum, Fußende des Tischs

Unmittelbar hinter Sternenlicht öffnete sich die Tür wieder, und Inara trat ein. Sie verschwendete keine Worte auf Begrüßungen, nickte Sternenlicht und dem Captain zu und ließ sich in einen Stuhl fallen.

Nachträglich fiel ihr auf, dass Jemand neben ihr saß. Jemand Kleines.

Ohne dass sie es realisierte, legte sich ein Schalter in ihr um und Intash erwachte zum Leben. Sie stützte sich auf die Kopflehne des Ferengi, pustete sanft gegen den äußeren Rand seines Ohrs und sagte mit einem Grinsen auf Ferengi: "Du musst Narbo sein. Mir gefallen deine Ohren."

Der Ferengi knurrte leise.

Erst wegen der einsetzenden Wirkung des Oo-mox, dann weil sein Körper einem Moment diesem Versuch einer Provokation nachgegeben hatte.

Er bemühte sich, seine selbstsichere Mine wieder so undurchdringlich wie ein Minenfeld wirken zu lassen, aber die Worte des Weibchens ließen seine Konzentration bröckeln.

"Natürlich ... wem nicht?!", erwiderte er in einem harschen Tonfall, vermied es aber der Trill in die Augen zu schauen. In seinen Augen wäre vielleicht zu lesen gewesen, dass er solche Worte schon sehr lange nicht mehr gehört hatte.

--- Aprils Quartier

Für einige Augenblicke starrte die Kriegerin noch in den Spiegel, während die Worte der Ärztin in ihrem Kopf widerhallten.

"Reiß dich zusammen, verdammt!", presste sie hervor, stieß sich dann vom Becken ab und ging zurück in den Wohnraum um sich an zu ziehen. Die Besprechung würde in wenigen Minuten beginnen und nachdem sie schon einen neuen Posten innehatte, sollte sie wenigsten halbwegs pünktlich kommen.

Ihr neuer Posten! April verzog bei dem Gedanken verkrampft das Gesicht. Würde sich ihr Kopf nicht so grausam anfühlen, hätte die Grimasse fast ein hämisches Grinsen sein können. Theocrates Stellvertreter ...

Vermutlich wäre Pormas auf der klingonischen Heimatwelt schon längst hinterrücks ermordet worden. Der hinterlistige Trick, mit dem er sie in ihrem Trainingskampf besiegt hatte, hätte ihm in einem Kampf mit einem Klingonen wohl das Leben gekostet.

Doch nach dem ersten Kampf hatte April ihre klingonisch geprägte Denkweise abgelegt. Sie war zu dem Ergebnis gekommen, dass der Terraner es nicht zu schätzen wusste ein ehrenhaftes Kräftemessen zu veranstalten. Und als sie ihm dann schlussendlich mit der Rückseite ihres Schwertes beinahe die Nase gebrochen hatte, hatte sich ein Teil ihres Egos wieder beruhigt.

Nun - sie würde mit ihm klar kommen und es würde sich mit Sicherheit auch eine Gelegenheit ergeben sich für den Freiflug zu revanchieren, den er ihr verpasst hatte. Warum der Terraner sie allerdings zu seiner Stellvertreterin gemacht hatte war ihr immer noch ein wenig schleierhaft.

Hektisch schlüpfte die Halbbajoranerin in ihre schwarze Uniform und legte dann mit leicht zittrigen Fingern den silbernen, klingonischen Brustschild an. Das Gewicht des Panzers hatte fast schon eine beruhigende Wirkung und für einen Moment betrachtete sich die junge Frau noch einmal im Spiegel.

Unter ihren Augen hatte sich ein dunkler Schatten gebildet und ihre langen, roten Haare hingen ihr zerzaust über die Schultern. Mit einigen geübten Griffen bändigte April schnell ihre Mähne und verbannte sie in ihren gewohnten Pferdschwanz. Gegen ihre Augen und den matten Teint konnte sie wohl nicht viel ausrichten.

--- Gänge

Die Kriegerin versuchte das Pochen hinter ihrer Stirn in die letzte Ecke ihres Selbst zu verbannen und versuchte ihrem Gesicht einen möglichst ausdruckslosen Ausdruck zu verleihen.

Über die Geschehnisse der letzten Tage und über ihre neue Mission hatte sie großteils nur Gerüchte mitbekommen und daher beschlossen, erst diese Besprechung ab zu warten um sich eine eigene Meinung zu bilden.

--- Besprechungsraum

Mit dem Versuch ihr natürliches Selbstbewusstsein auszustrahlen betrat sie den Konferenzraum und nahm auf dem Platz neben Sternenlicht platz. Mit einem kurzen Nicken begrüßte sie die Anwesenden und stellte dann zufrieden fest, dass sie auf die Minute genau pünktlich war. Was allerdings an ihrer Angespanntheit nichts änderte.

--- Pormas Quartier

Begleitet von einem tadelnden Blick Llewellas zog sich Pormas eine schwarze Hose, Schuhe und ein weißes Hemd an. Kurz resümierte er über die restlichen Mitglieder der jetzigen Versammlung. Der Ferengi war in letzter Zeit auffällig zurückhaltend zu ihm gewesen und Inara konnte er immer noch nicht richtig einschätzen. Zwar bemühte sich Kai ihm zu versichern, dass sie keine Terroristin oder Wahnsinnige ist, aber allein ihre Art des Ankommens verriet, dass mehr dahinter steckte.

Mit einer beiläufigen Bewegung hob Pormas seinen Waffengürtel vom Boden auf und kontrollierte seinen Blaster, der in ihm steckte.

Sicher war sicher.

Auf der blasterabgewandten Seite schnappte er sich die Ärztin und ging aus dem Quartier hinaus.

--- Besprechungsraum

Mit einer galanten Bewegung hatte der Südländer Llewella den Vortritt gelassen und setzte sich mit einem kurzen Gruß an alle neben sie.

--- Besprechungsraum, Fußende des Tischs

Inara grinste. Anstatt sich zurückzulehnen, strich sie mit einem Finger über eine sorgsam ausgewählte Runzel von Narbos Ohr. Ihr entging nicht das Schaudern, das trotz der abweisenden Worte über den Rücken des Ferengis rann. Den Rest des Raums hatte sie völlig vergessen.

Einen Augenblick später wurde ihr klar und sie erstarrte den Bruchteil einer Sekunde lang. Intashs Studien über Oo-mox im Wandel der Zeit, die er Jahrzehnte lang auf Ferenginar betrieben hatte, hallten weiter in ihrem Kopf nach wie ein kleines, bebendes Echo - etwas, das nichts mit ihr zu tun hatte, das sie aber hören konnte. Sie hatte den Ferengi vor sich, vor dem Sternenlicht sie gewarnt hatte, der vermutlich ihre Würmer stahl. Aber alles, was sie eben noch gefühlt hatte - gewesen war -, sagte ihr, dass ein Ferengi keine Gefahr war, wenn man ihn kannte.

Aber he - seit sie hierher gekommen war, hatte sie noch kein einziges Mal *Spaß* gehabt.

Man berührte die Ohren eines Ferengi nicht ohne Einladung, aber Narbo hatte sie gegeben, wenn auch nicht mit Worten. Ihre Lippen geisterten einen Moment lang über die empfindliche Haut.

"Da hast du allerdings recht", murmelte sie und setzte sich mit diesen Worten in ihren Stuhl zurück, sah sich entspannt im Raum um, als ob überhaupt nichts geschehen sei, immer noch das Grinsen im Gesicht.

Der Ferengi bemühte sich, die Frau nicht anzuschauen, während er innerlich versuchte, seine Finger wieder von der Lehne des Stuhls zu lösen, in die er sich vor Anspannung festgekrallt hatte.

Hoffentlich begann der Captain bald mit seinem Palaver...

--- Besprechungsraum

Unauffällig blickte der Captain auf den Chronographen, während er einen großen Schluck von seinem Tee trank und aus den Augenwinkeln die bisherigen Anwesenden beobachtete. Eigentlich hatte er erwartet, dass alle von ihm Herbeigerufenen pünktlich zu der Besprechung erscheinen würden, doch wie er feststellen musste, war Xen bisher noch nicht erschienen. Wieso mussten auch immer die Frauen aus der Reihe tanzen?

Julian genehmigte sich noch einen weiteren Schluck Tee, während er überlegte, wie viel Nachspielzeit er der jungen Technikerin noch einräumen würde, bevor er ohne sie dann mit der Besprechung anfing. Narbo und Inara langweilten sich ja anscheinend nicht, jedoch schienen die Anderen richtig heiß darauf zu sein, endlich mit anständigen Informationen versorgt zu werden. Schließlich gingen schon seit Tagen die verrücktesten Gerüchte durchs Schiff und O'Connor hatte den Teufel getan und versucht, etwas daran zu ändern. Denn erwartungsfreudige und dadurch motivierte Crewmitglieder waren das Beste, was sich ein Captain wünschen konnte. So kam wenigstens keine Langeweile auf und ließ die Leute auf dumme Ideen kommen.

Ein unauffälliges Schweifzucken von Sternenlicht nahm er als Anlass, die Warterei zu beenden und mit der Besprechung zu beginnen. Sollte Xen doch sehen, was sie davon hatte, wenn sie zu spät kam.

"Danke, dass zumindest die meisten Leute pünktlich erschienen sind", eröffnete er die Sitzung und blickte durch die Runde. "Ich weiß, dass so etwas hier normalerweise etwas anders gehandhabt wird, jedoch hat sich für uns eine einmalige Möglichkeit ergeben und die sollten wir definitiv nutzen."

Er tippte vor sich auf die Konsole und rief eine kurze Übersicht über die Mission auf, die auf dem großen Wandbildschirm erschien.

"Hier mal eine grobe Übersicht über alles, was wir bisher wissen", sagte er und ließ alle sich mit dem Gebotenen anfreunden. "Jetzt schon irgendwelche Fragen und/oder Bemerkungen?", fragte er nach ein paar Sekunden des Wartens.

Ratloses Schweigen schlug dem Captain entgegen und beinahe konnte er das entsetzte Kopfschütteln seines Sicherheitschefs spüren. Wie hatte er auch erwarten können, dass seine Crew mit der verdammt gut vorbereiteten Präsentation direkt klar kommen würde. Musste er dazu halt noch etwas mehr erklären.

"Wie ihr hier sehen könnt", erklärte er anhand der Übersicht und zeigte auf die erste Grafik, "befand sich die Werft bis zur Invasion des Dominions im Orbit von Betazed. Wie sich nun gezeigt hat, ist sie wohl nicht zerstört worden, sondern für neue Zwecke entwendet worden."

Ein beinahe schadenfrohes Kichern war zu hören, doch Julian ignorierte es. Schließlich hatte er, als er von der Sache erfahren hatte selbst darüber gelacht.

"Unsere Aufgabe wird sein, die kreativen Köpfe hinter dieser Sache aufzuspüren und unsere erste Spur führt uns nach Tau-Sigma 4. Hat irgendjemand schon Erfahrungen mit diesem Planeten sammeln können?"

Ratloses Schweigen schlug erneut dem Captain entgegen. Pormas entnervtes Kopfschütteln gewann eine neue Qualität und wurde exzellent vom Muss-man-denn-Alles-selbst-machen-Blick des Chefs ergänzt.

Wäre Sternenlicht ein Vulkanier gewesen, hätte sich seine linke Augenbraue mindestens zwanzig Zentimeter nach oben bewegt. So wie er es kürzlich in einer Wiederholung eines alten terranischen Trickfilms gesehen hatte. Der Kater auf Cartoon Network war schon immer selten dämlich.

Mit deutlichen Spiralen im Schweif erhob sich Sternenlicht und löschte die Graffiti-mäßige Illustration des Captains. Ersetzt wurde sie mit dem Bild eines etwas heruntergekommenen Terraners.

"Dies ist Gawo 'Gagh' Thoht, ein etwas zwielichtiger Händler der nach den Informationen des Geheimdienstes schon seit längerem seine Finger bei diversen Schiffsschiebereien im Spiel hat. Wir", er blickte zum Captain, "denken, dass eine zivilisierte Diskussion mit ihm uns weitere Hinweise in der Sache geben könnte.

Wesentlich mehr wissen wir bisher nicht, naheliegend ist natürlich, dass die Werft mit Schleppschiffen aus dem System gezogen wurde. Überraschen werde ich damit hier wohl niemanden.

Um es noch einmal zu betonen: Wir sollen den Kopf hinter der Geschichte ausfindig machen, idealerweise auch die jetzige Position der Werft." Sternenlicht stand mittlerweile wieder hinter seinem Stuhl und blickte abwartend in die Runde.

Innerlich seufzend hatte sich Pormas das PADD des Captains während Sternenlichts Ausführungen genommen und zu den Informationen der Zielpersonen heruntergescrollt.

Er war nicht überrascht, erst einige Seiten mit ergänzenden Illustrationen O'Connors überblättern zu müssen. Dieser hatte es nicht versäumt, die klar strukturierten Informationen mit seiner Vorstellung der Welt zu erweitern.

Ein kurzer Überblick über das Profil dieses "Gagh" sagte ihm eigentlich alles was er wissen musste. Schließlich war es lange Jahre die Hauptbeschäftigung des Griechen gewesen, Personen ausfindig zu machen.

Der einzige Unterschied war, dass die Zielperson lebend festgesetzt werden sollte. Neben einigen Beschreibungen über die üblichen Aufenthaltsorte war auch ein kurzes Verhaltensprofil in dem Dokument.

"Aaalso...", fing Pormas an zu sprechen, "zwar müsste ich mir die Daten noch einmal genauer ansehen, aber generell dürfte es kein großes Problem sein die Person ausfindig zu machen und festzusetzen, die Informationen scheinen recht komplett zu sein.

Interessanter dürfte das danach werden ...", der Südländer fragte sich schon die letzten Tage, was der Captain mit dem Geheimdienst der Sternenflotte zu tun hatte.

Wobei die andere Frage war, warum sie ausgerechnet O'Connor zur Hilfe nahmen. Konnte es sein, dass sie nur das Ablenkungsmanöver sein sollten? Beunruhigt schüttelte der Grieche erneut den Kopf.

So skurril wie diese Mission anfing wollte er eigentlich gar nicht wissen wie es weitergehen sollte ...

Inara war etwas in ihren Stuhl hineingesunken, während sie sich in das PADD vertieft hatte. Sie legte ab und zu den Kopf schief, doch auch von der Seite gewannen die Illustrationen keine Aussagekraft. Sie war keine Illustrationen gewohnt. Sie war Anweisungen wie "Hier ist das Ziel. Erschießt es" gewohnt.

Sie fragte sich, ob "zivilisierte Diskussion" ernst oder ironisch gemeint war. Vielleicht war es ein Code. Zum Beispiel für "quält ihn grausam und tötet ihn langsam".

Ernsthaft, was hatte sie hier eigentlich zu suchen? Sie war hergekommen, um unterzutauchen. Und jetzt saß sie in einem Missionsbriefing wie ein Sternenflottenoffizier oder so was. Mit Dienstanweisungen. Und Illustrationen.

"Also, wie machen wir das", fragte sie in den Raum. "Ich meine, fliegen wir hin, schießen ihren Schildemitter kaputt, falls sie überhaupt einen haben, und beamen ihn hoch, oder müssen wir vorher runter und rausfinden, wo er steckt, oder irgendwem eins auf die Nase geben oder so?"

Sie suchte flüchtig Aprils Blick, um herauszufinden, ob ihre Trinkkumpanin ihre Gedanken teilte, doch die Bajoranerin schien sich auf irgendetwas anderes zu konzentrieren.

"Die Frage ist wohl eher, ob wir überhaupt hinfliegen", stellte Narbo zischend in den Raum, "Seit wann machen wir die Drecksarbeit für irgendwelche 'speziellen Freunde', nur weil die zu doof sind selber zu suchen?!

Ich meine, das ist eine verdammte Werft und kein Teller Curry Pommes-Schranke: Es kann mit einer Flotte von Schiffen eigentlich nicht so schwierig sein, 100.000.000 Tonnen klobigen, unbeweglichen Weltraumschrott zu finden..."

Bevor er noch Bluthochdruck bekam, atmete er lieber einen Moment durch und trommelte mit den Fingern rhythmisch auf der Tischplatte herum -"Fanfare for Rocky".

War doch eigentlich egal, ob der Auftrag beschissen einfach war ... hauptsache, er wurde gut bezahlt. Und wenn es eine Falle war, konnte er sich immer noch mit der Gint absetzen.

Was kümmerte es ihn also?

"Konzentrieren wir uns wieder auf das eigentliche Thema. Tau-Sigma 4 und Gawo 'Gagh' Thoht. Hat Jemand etwas Anderes zu bieten als Nasenbrüche und zerstörte Schildemitter?"

"Was stimmt nicht mit dem zerstörten Schildemitter?", gab Inara verwirrt zurück.

O'Connor stand unter der Fuchtel von jemandem? Und er hatte es ihr nicht einmal gesagt? Nicht einmal eine Andeutung? Sie versuchte, den Anfall von Wut zurückzudrängen und nicht die Hand zur Faust zu ballen, aber es war schwer. Der Al'jiman hatte dem Mann vertraut ... und er zahlte es so zurück?

Und ganz davon abgesehen - was *stimmte* nicht mit der Frage nach den Schildemittern?

Pormas Kopfschütteln gewann neue Dimensionen. Nicht nur, dass diese Geschichte tatsächlich der Wahrheit entsprungen zu sein schien, sondern auch die Beiträge der übrigen Versammlungsteilnehmer holten ihn auf den erschütternden Boden der Tatsachen zurück.

Fragen die der Grieche verdrängt hatte, wie die nach der merkwürdigen Zusammensetzung der Besprechungsteilnehmer, oder warum die Trill scharf auf den Ferengi war, oder aber wieso der Captain solche Informationen nicht nur für Allgemeinwissen hielt, sondern auch fröhlich verbreitete kamen mit aller Macht zurück.

Mit einem leichten Räuspern zog der Südländer wieder die Aufmerksamkeit auf sich, bevor er diesen beunruhigenden Fragen nachgehen konnte, "Die Vorgehensweise ist so schlicht wie manches Gemüt ...", er schaute die Trill bewusst nicht an, sondern blickte stur zum Captain. "Wir geben uns einfach als das aus, was wir sind. Eine Schiffsbesatzung auf Landgang. Schließlich wird der Planet öfters von ... freischaffenden Schiffen angelaufen."

Tatsächlich meinte Pormas sich daran zu erinnern vor Jahren mal auf diesem Planeten gewesen zu sein. Unter welchen Umständen, oder vielleicht in wessen Auftrag konnte er aber nicht sagen. Er nahm sich vor in seinen Unterlagen nachzuschauen, was er über den Planeten herausfinden konnte.

"Ich würde mich mit zwei Weiteren als Käufer ausgeben, die gerne ein eigenes Runaboat besitzen würden und die neuerdings die Mittel dazu haben. Schließlich verkauft er Schiffe und wenn er die Werft ...", ein weiteres fast verzweifelndes Kopfschütteln bei dem Gedanken an das gestohlene Objekt, begleitete das letzte Wort, "nicht mehr hat, oder je besessen hat, springt mit etwas Glück vielleicht ein Name dabei raus. Es wird sich, darüber hinaus, bestimmt die Möglichkeit für ein zweites Team ergeben, dessen Büro während der Verhandlungen zu infiltrieren. Narbo hat schließlich oft genug damit geprahlt, dass er so was beherrscht.

Und sollten die beiden Aktionen nichts bringen, kann man immer noch zu härteren Maßnahmen greifen", relativ selbstgefällig warf er das PADD vor sich und lehnte sich zurück.

"Das ist aber nur ein erster Vorschlag, schließlich gibt es noch etliche Umstände zu berücksichtigen, für die man die Informationen aber länger als 2 Minuten besitzen müsste."

Jean hatte die Frage der Trill noch mit einem Ohr mit bekommen, während sie - wohl nun wirklich als letzte - den Besprechungsraum betrat. Während der letzten Stunden hatte sie komplett die Zeit vergessen und somit auch die von O'Connor angezettelte Besprechung. Ihr Projekt war eindeutig ... einnehmend.

Mit einem Grinsen im Gesicht, das eher ihren eigenen Gedanken galt, als den der restlichen Anwesenden, setzte sie sich auf den letzten freien Platz am Tisch - und zuckte leicht zusammen, als sie den missbilligenden Blick der Halbbajoranerin sah, der sie durchbohrte.

'Was hat die denn gemacht, dass sie so grausam aus sieht?', schoss es ihr kurz durch den Kopf, wandte den Blick allerdings dann ab und versuchte dem aktuellen Gespräch ihre Aufmerksamkeit zu schenken.

'Interessante Projektion ... aber wer ist das?'

Aufmerksam war Llewella den Ausführungen der Männer gefolgt. Zwischendrin schoss ihr einmal durch den Kopf, dass O'Connor froh sein konnte, Sternenlicht als ersten Offizier an seiner Seite zu haben. Irgendwie wirkte der Captain doch gelegentlich, als sei er nicht ganz bei der Sache oder als sei er zumindest doch durch seine eigenen Gedanken abgelenkt.

Wieder einmal fiel ihr Blick auf April, die zusammengesunken in ihrem Stuhl saß und keinen guten Eindruck machte. Ihre Augen waren zusammengekniffen, als hätte sie starke Kopfschmerzen. Die dunklen Schatten unter ihren Augen unterstrichen den Eindruck noch.

So würde sie sicherlich keine Bereicherung für die Besprechung sein...

Llewella nestelte an dem Tricorder, der an ihrem Gürtel hing. Sie scannte die junge Frau möglichst unauffällig. Glücklicherweise saß diese nicht ganz am anderen Ende des Tisches.

Anschließend schob sie ihren Stuhl leicht zurück und erhob sich. Die Schottin trat zum Replikator und tippte einige Befehle ein. Mit einem leichten Summen arbeitete das Gerät und ein hohes Glas, das eine klare Flüssigkeit enthielt, erschien im Ausgabefach.

Llewella ergriff das Glas. Glücklicherweise war der im Wasser gelöste Wirkstoff relativ geruch- und geschmacklos. Natürlich hätte sie sich auch für ein Hypospray entscheiden können - aber es würde der Bajoranerin sicher gut tun, wenn sie etwas Flüssigkeit zu sich nahm. Daher hatte sie sich für diese Darreichungsform des Mittels entschieden.

Mit dem Glas schritt die Ärztin um den Tisch herum und stellte es direkt vor April ab. "Bitte austrinken!", forderte sie die junge Frau mit leiser Stimme auf. "Und nachher will ich noch mit Ihnen reden!", ohne auf eine Antwort zu warten, wandte sie sich wieder ab.

Wie beiläufig strich ihre Hand über Pormas Nacken, als sie an ihm vorüberging und sich wieder auf ihren Platz setzte.

April hatte der Ärztin dankend zugenickt, als sie ihr das Glas in die Hand gedrückt hatte. Mit einem sichtlich verzerrten Gesichtsausdruck hatte sie das Mittel hinunter gekippt und hoffte nun auf dessen schnelle Wirkung. So ekelhaft wie es schmeckte musste es einfach schnell wirken.

Gründlich ließ sich Julian die Idee von Pormas durch den Kopf gehen. Der Hüne hatte recht. Sich unauffällig zu verhalten war eindeutig logischer und vor allem auch vernünftiger, als mit Pauken und Trompeten ein Feuerwerk zu veranstalten und so zu versuchen, an Informationen zu gelangen. Was ihn nur wunderte war die Sache, dass diese Idee von Pormas selbst kam, schließlich passte dessen Image nicht wirklich zu ruhig und überlegt, was der Blaster an seiner Seite eindeutig unterstrich.

"Ich finde Ihren Vorschlag schon mal nicht schlecht", wandte er sich an den Sicherheitschef und leerte währenddessen seinen Tee. "Jedoch könnte da die Atlantis ein kleines Problem darstellen. Schließlich wäre es bestimmt etwas auffällig, wenn wir mit Nachforschungen auf dem Planeten anfangen würden und kurz vorher ist ein so großes Schiff wie die Atlantis, welches auch noch ein Sternenflottentyp ist in den Orbit gekommen ist. Dieses Gesindel wird bestimmt eins und eins zusammenzählen und außerdem haben auch die ihre Kanäle. Irgendwie müssen wir uns, oder zumindest die auf den Planeten gehen werden so lösen, dass sie nicht mit der Atlantis in Verbindung gesetzt werden können."

Pormas war fast versucht erneut den Kopf zu schütteln. Er unterdrückte diesen Drang, allerdings hauptsächlich durch die sanfte Berührung Llewellas in seinem Nacken, die immer noch prickelte und ihn von der Engstirnigkeit seines Captains ablenkte. Der Punkt war sicherlich gerechtfertigt, aber die Lösung lag ebenso auf der Hand. Auch das obligatorische Seufzen verkniff er sich, aber nur, um der Technikerin einen ermahnenden Blick zuzuwerfen. Erst wurde sie zu einer Besprechung der Führungsoffiziere eingeladen und dann kam sie zu spät?

"Dafür haben wir die Shuttles. Ich habe die Aufstellung nicht ganz im Kopf, aber irgendein halb, zumindest dem Anschein nach, kaputtes Gerät wird sich finden lassen. Damit fliegen wir eine schöne Kurve und fliegen zeitversetzt mit der Atlantis den Planeten aus einer anderen Richtung an. Wenn wir mit dem Wrack landen wird das unsere Geschichte nur unterstreichen, dass wir auf der Suche nach einem schönen Runaboat sind ..."

Bei seiner Erklärung verschränkte der Südländer die Arme und blickte nachdenklich auf einen Punkt auf dem Tisch. Zu wissen, dass man einer von drei, maximal vier klar denkenden Personen in diesem Raum war, erhöhte die Verantwortung noch mehr. Für so eine Mission brauchte man eigentlich mehrere Tage Vorbereitungszeit und ein kleines Team, welches auch vertrauenswürdig war.

Der Sicherheitschef konnte O'Connor schlicht und ergreifend nicht verstehen, dass er die Geschichte so ausbreitete und vor allem so kurzfristig. Um zumindest ein bisschen Diskretion zu wahren musste man nun alle Anwesenden in die Planung einbeziehen, damit sie in ihrer Freizeit nichts unbedarft ausplauderten.

"Wenn wir aber noch eine Chance haben wollen diesen Plan möglichst unauffällig durchzuziehen, müsste das entsprechende Shuttle innerhalb von 5 Stunden abfliegen, wenn wir ohne Anzuhalten weiterfliegen und nicht aus Versehen in einen Langstreckenscan geraten wollen ...", der nur hauchzart angedeutete Vorwurf fünf wertvolle Tage verschwendet zu haben, Pormas grinste leicht an den Gedanken an die Art seines Verschwendens, ließ er im Raum stehen.

Derweil rutschte Inara noch etwas tiefer in den Stuhl und machte sich so unsichtbar, wie es einer so offensichtlich offensiven Frau wie ihr möglich war. Sie war hier offensichtlich fehl am Platz, wenn man bedachte, dass O'Connor selbst ihre klärende Frage nicht ernst genommen hatte.

Aber ihre Vorstellung von der Angelegenheit war wirklich simpel. Man wollte eine Information von einer Person - also organisierte man ein kleines Treffen zu zweit und prügelte sie aus demjenigen heraus. Nein, das war nicht komplex. Nein, das war nicht subtil, es war nicht clever und es hatte in keinerlei Hinsicht den Stil, mit dem das Orion-Syndikat oder die diversen Geheimdienste so erfolgreich geworden waren.

Das hieß nicht, dass sie zu komplexen Plänen nicht fähig war - sie hatte sich für den Al'jiman selbst einige ziemlich clevere Coups ausgedacht. Tatsache war: Die Sache mit der Prügel *funktionierte*.

Die Trill unterdrückte ein Seufzen. Sollten sie es also ohne ihr Zutun tot diskutieren.

Aprils Gedanken schweiften für einen Moment von Pormas Reden ab und ihr Blick viel auf Inara. Sie fühlte sich wohl eindeutig fehl am Platz und auch der Kriegerin war das Gespräch der beiden Männer immer noch ein wenig schleierhaft.

Die junge Frau unterdrückte ein Seufzen und wandte sich wieder Theocrates und O'Connor zu. Um was genau ging es eigentlich? In Gedanken versuchte die Kriegerin noch einmal die Informationen zusammen zu tragen die sie bis jetzt hatten ...

Im Kopf ging der Captain die derzeitige Shuttleaufstellung durch, was schnell erledigt war, denn die Atlantis besaß nur noch 2 Shuttles des Typ 6. Nichts Herausragendes, jedoch besser als gar nichts. Außerdem hatten sie bisher selten auf sie zurückgreifen müssen. Kurz überlegte er, in welchem Zustand sie waren, doch der letzte Bericht seitens der technischen Abteilung lag schon zu lange zurück, als dass er sich noch daran entsinnen konnte.

"Miss Xen", wandte er sich an die junge Frau, die zur Zeit die Oberhand im Maschinenraum hatte, "was können Sie uns über unsere beiden Shuttles erzählen; wäre da ein Passendes dabei, welches auf Mister Theocrates Beschreibung passt? Und wie lange bräuchten Sie, um es startklar zu machen bzw. dahingehend zu verändern, dass es nicht mit der Atlantis in Verbindung gebracht werden kann?"

Ein Räuspern von Narbo ließ den Captain wieder daran denken, dass sie ja noch ein drittes Shuttle an Bord hatten, nämlich das von ihrem Bar-Ferengi.

"Es sei denn", fügte er hinzu, "dass Narbo uns sein Shuttle freundlicherweise zur Verfügung stellt."

Inara beugte sich zur Seite und sprach leise an Narbo gerichtet.

"Ein eigenes Shuttle, ja? Ich mag Männer mit eigenem Besitz."

Sie unterdrückte ein Grinsen. Ausnahmsweise mal hatte Intash, als er sich regte, sie mal nicht in Teufelsküche gebracht, sondern bot den einzigen interessanten Aspekt an dieser sehr merkwürdigen Besprechung.

Zumal es sich nach dem, was sie von April und Sternenlicht gehört hatte, lohnen könnte, Narbo auf ihrer Seite zu haben.

Vielleicht konnte sie sich sogar von ihm für die Würmer bezahlen lassen, die er aus ihrem Arboretum stahl, falls der Verdacht zutraf.

Nachdem O'Connor ihre Antwort nicht abgewartet hatte, hatte Jean den Mund wieder geschlossen, sich in ihrem Stuhl zurück gelehnt und den Ferengi für einen Augenblick beobachtet.

Dieser schien für den ersten Augenblick allerdings doch zu abgelenkt durch Inara zu sein, dass die Trill nun noch einmal einen Versuch startete sich zu Wort zu melden.

"Captain, wenn ich etwas zu Narbos Schiff sagen darf ... ", begann sie, während sie kurz Luft holte. Bis jetzt hatte sie es irgendwie geschafft sich halbwegs mit dem Ferengi gut zu stellen - zumindestens war das ihr Eindruck - doch vermutlich würde sich das gleich ändern, wenn sie ihren Vorwand ein brachte.

" ... ich glaube nicht, dass ein Ferengi-Schiff all zu geeignet ist um 'unauffällig' zu sein. Immerhin befinden wir uns im Raum der Föderation und die Sternenflotte dürfte hier, in der Nähe von Betazed, auch recht aktiv sein. Narbos Schiff würde auf jeden Fall auffallen - und ich glaub auch nicht dass die Bewohner des Planeten uns glauben würden, wenn ein Ferengi mit einem Terraner, vielleicht einer Trill, oder sogar mit einer ... Katze ... bei ihnen auftauchen würden."

Bei ihrer Aufzählung hatte sie mit dem Kopf in die Richtung der jeweiligen Personen genickt und lies dann einen Augenblick verstreichen um die Wirkung ihrer Worte zu beobachten.

Das angedeutete Nicken der Halbbajoranerin lies sie weiter sprechen.

"Soviel ich weis, gibt es noch das Schiff von Sternenlicht in der Shuttlerampe. Der Kahn ist wieder funktionstüchtig - ich hab den Computer selber repariert und ein bisschen ... aufgemotzt."

April Kopfschmerzen hatten sich innerhalb der letzten Minuten erfreulicherweise ein bisschen gelegt wodurch es der Halbbajoranerin nun sichtlich einfacher viel dem Gespräch zu folgen. Auf das Gesicht der Kriegerin legte sich nun ein schmales Lächeln, als sie den Stolz und den Enthusiasmus bemerkte, welcher in der Stimme der jungen Frau mitgeschwungen hatte.

"Ich glaube, dass Sternenlichts Schiff auch die bessere Wahl wäre - schon alleine der Größe wegen", gab sie ihren Kollegen zu bedenken.

Mittlerweile hatte der Ferengi angefangen, sich stumm in der Duraniumtischplatte festzukrallen. Sein Kopf hatte sich leicht nach vorne geneigt, sodass seine verengten Augen nur noch als funkelnde Sicheln zu sehen waren.

Seine Zähne wurden von den Kiefermuskeln zusammengepresst, während sich kalte Wut in ihm aufbaute. Den weiteren Annäherungsversuch der Trill hatte er gar nicht mehr bewusst wahrgenommen.

'Was dachten die sich eigentlich?!'

Während O'Connor zu einer langatmigen, ausschweifenden Erwiderung ansetzte, deren Inhalt Narbo schon gar nicht mehr hören konnte, weil das brodelnde Blut in seinen Ohren rauschte, stand der Ferengi langsam auf.

Er spürte nur Inaras Blick auf sich ruhen, alle anderen waren zu sehr damit beschäftigt, über das Shuttle zu reden.

'MEIN Shuttle!', knurrte er innerlich; die Explosion stand unmittelbar bevor: Das Weltall verengte sich auf die Geschehnisse in diesem Raum, die Zeit schien langsamer abzulaufen, sodass O'Connors Stimme nur noch ein verzerrter Brei von Lauten war.

"KRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR!", durchschnitt sein hochfrequentes Zischen den Raum, während seine geballte Faust mit solcher Kraft auf die Tischplatte schlug, dass das vor der Halbbajoranerin stehende Glas beinahe von selbiger sprang.

"Niemand benutzt MEIN Shuttle und niemand fasst MEIN Shuttle an!", stieß er wütend hervor, "Außer er möchte, dass Llewella ihm Gliedmaßen wieder annähen muss!"

Die Sicherungssysteme, die er in das Shuttle integriert hatte, waren anscheinend noch immer nicht jedem bekannt: erst letzten Monat hatte Llewella einem Techniker namens Pavlin einen Arm wieder antackern müssen.

Wofür hatte er eigentlich die Deadline auf den Boden der Shuttlerampe gemalt und sogar noch mit unmissverständlichen Warnschildern versehen?

"Abgesehen davon ist die Gint allem an Bord dieses Kahns überlegen, was ihr Terraner so 'Shuttle' nennt, merk Dir das, Weib!"

April war während des Wutausbruches des Ferengis leicht zusammen gezuckt. Jetzt nahm sie das Glas vor sich vorsichtshalber wieder an sich und kippte den letzten Rest des Inhalts hinunter. Ich Blick viel während dessen auf die junge Technikerin, auf deren Gesicht sich ein extrem breites Grinsen gelegt hatte.

Und Jean amüsierte sich köstlich. Die Gint - so hieß das Schiff also. Vielleicht sollte sie bei Gelegenheit sich auch mal mit dem Bordcomputer dieses Schiffes befassen - ein neuer Name würde ihm sicherlich gut tun.

"Nun, ich denke, damit hätte sich die Frage wohl geklärt welches Shuttle wir nehmen, oder?" Das breite Grinsen konnte die junge Trill immer noch nicht aus ihrem Gesicht verbannen.

Nachdenkliches Schweigen breitete sich im Besprechungsraum aus. Llewella dachte über die Lösung mit zwei unabhängig arbeitenden Teams nach. Ihrer Ansicht nach waren nur zwei der Anwesenden für eine Aufgabe dieser Art geeignet: Narbo und Pormas. Der Ferengi aufgrund seiner ... speziellen Fähigkeiten und Pormas aufgrund seiner Vergangenheit.

Aber gemeinsam konnte man die Beiden kaum auf Thoth ansetzen. Nicht nur, weil dies zu auffällig gewesen wäre, wie Xen richtig angemerkt hatte, sondern auch, weil die beiden sich einfach nicht leiden konnten.

Die Schottin ließ ihren Blick über die Anwesenden schweifen. Sternenlicht wäre wohl geeignet, den Sicherheitschef zu begleiten. Die beiden würden sicherlich auch ein sehr gutes und überlegtes Team abgeben. Aber leider konnte man den Sivaoaner nicht gerade als "unauffällig" bezeichnen ...

Über Xen wusste Llewella einfach zu wenig, und das Gleiche galt letzten Endes auch für Inara Intash. Auch wenn ihr ein Gefühl sagte, dass an der Frau mehr dran war, als auf den ersten Blick sichtbar war. Wenn sie sich an die zahlreichen alten Brüche erinnerte, die ihr Tricorder ihr bei der Untersuchung gezeigt hatte, war sie sich dessen sogar sicher ...

Als Llewellas Blick auf die Bajoranerin fiel, konnte sie sich ein schiefes Lächeln gerade noch verkneifen. Nur zu gut erinnerte sie sich an Aprils Alleingänge auf DS9, die die Gruppe so manches Mal in unangenehme Situationen gebracht hatte. Aufgrund ihrer Fähigkeiten hielt die Ärztin sie für durchaus geeignet für diese Aufgabe. Ihr teuflisches Temperament jedoch machte einen Strich durch jede Rechnung...

Abgesehen mal davon - eine reibungslose Zusammenarbeit Aprils mit dem Griechen konnte sie sich nun nicht gerade vorstellen. Wenn sie an die Geschichte mit der Nase dachte ...

Und sie selbst?

Natürlich hätte sie aber auch schon gar nichts gegen eine Zusammenarbeit mit Pormas einzuwenden.

Aber ob sie dafür geeignet war, konnte sie nicht einschätzen. Da waren dann wohl eher die Männer gefragt ...

Sternenlicht räusperte sich, um die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu ziehen. Die Besprechung schien doch etwas zu entgleiten und der Captain schien nicht gewillt, das Heft in die Hand zu nehmen. Manchmal irritierte O'Connor den Sivaoaner noch immer, strahlte seine Aura im Moment doch eine gewisse Gleichgültigkeit aus. Betrachtete man, dass es um sein Schiff ging, war dies doch seltsam.

Auch April hatte ihn etwas aus dem Konzept gebracht. Auch wenn sie körperlich klar schien, hatte sie massive Probleme, das war für ihn klar wahrzunehmen. Er würde mit Llewella darüber reden müssen. Aber nicht jetzt.

Sternenlicht stand noch immer hinter seinem Sessel, als er sich wieder an die Anwesenden wandte: "Auch ich würde vorschlagen, dass wir mit der Sivao den Planeten anfliegen. Es ist das unauffälligste Schiff, das wir derzeit besitzen und es ist offiziell privat registriert.

Für die ersten Nachforschungen sollte das am einfachsten sein. Die Idee, mit der Atlantis parallel die Welt anzufliegen, finde ich ebenfalls sinnvoll. Auf diese Art können wir in zwei Gruppen getrennt ermitteln.

Das genaue Vorgehen jetzt schon festzulegen, halte ich für wenig sinnvoll, da wir die örtlichen Gegebenheiten nicht kennen. Für wichtiger halte ich eine möglichst flexible Einteilung der Einsatzgruppen.

In diesem Punkt habe ich nicht unbedingt tiefgreifende Erfahrungen, insbesondere mit derartigen Einsätzen. Pormas", er wandte sich dem Hünen zu, "vielleicht kannst Du die Gruppeneinteilung übernehmen?"

Beinahe hätte Julian über Narbos Wutausbruch den Kopf geschüttelt, doch er beließ es beim Hochziehen seiner Augenbraue. Wieso räusperte sich dieser kleine Wurm auch einfach so und ließ die Leute im Raum glauben, er würde sein Shuttle zur Verfügung stellen? Eigentlich war ihm die Gint sowieso ein Dorn im Auge. Stand nur rum und verbrauchte Platz und bisher hatte sie ihm überhaupt noch nichts eingebracht. Vielleicht war es langsam an der Zeit, mit Narbo über anfallende Standgebühren zu reden.

Er verschob die Überlegungen daran auf einen späteren Zeitpunkt und lehnte sich nach vorne, um seinen Sicherheitschef genauer ansehen zu können. Schließlich war er gespannt darauf zu erfahren, was dieser sich auf die Frage von Sternenlicht überlegt hatte.

Pormas hatte kurz überlegt, wie man die Gruppen am besten einteilen sollte. Nach wie vor gab es das Problem, dass zurückbleibende Personen, vor allem die mit einem eher fragwürdigen Charakter, ein Sicherheitsrisiko für die im Einsatz befindlichen waren. Also musste man alle mitnehmen. Der Südländer rieb sich nachdenklich seine Nase und sprach seine Gedanken aus.

"Das Shuttleteam sollte sich aus Sternenlicht, Llewella, Ms Xen und mir zusammensetzen. Ms Xen wird sich um die Technik kümmern und sollte sich in aller Kürze darauf spezialisieren das tatsächliche Alter eines Shuttles oder Runaboat zu bestimmen. Mit Hilfe von Sternenlichts besonderen Fähigkeiten dürften wir schnell Wahrheit und Lüge bei der Zielperson unterscheiden können, ohne", bei den Worten blickte er zu Inara, "dabei Gewalt und vor allem, was noch schlimmer wäre, Aufmerksamkeit zu erregen. Llewella brauchen wir zudem nicht nur für medizinische Notfälle ..."

Er mied den Blick der Ärztin, da sie zweifellos nicht begeistert auf ihre "Aufgabe" reagieren würde. Aber in all den Jahren hatte Pormas gelernt, dass jeder Mann, wenn er die Interessen hegte, sich von einer Frau verwirren ließ. Die Diskussion über das Outfit dürfte noch haarig werden ...

"Unsere zweite Gruppe wird sich folgerichtig aus Narbo, sowie Ms April und Ms Intash bestehen. Um die Glaubwürdigkeit der Gruppe vor ihrem Auftrag auf dem Planeten zu gewährleisten würde ich noch Mr Victor hinzuziehen. Er wird keine Belastung bei dem Einsatz sein, seine Ausbildung qualifiziert ihn ausreichend, aber zusätzlich hat er ...", der Sicherheitschef suchte nach der richtigen Formulierung, "... hat er etwas Unschuldiges, was die Bedrohlichkeit der anderen Teammitglieder ein bisschen herabsetzen sollte.

Solange sich alle am Riemen reißen dürfte das soweit klar gehen."

Das Pormas Kai vor allem deshalb mitschicken wollte, um die Psychopaten der Gruppe im Auge zu halten, würde Sternenlicht mit dem Blick, dem er dem Sivaoaner zuwarf, hoffentlich verstehen.

"Bedrohlich? Ich? Worauf Du wetten kannst!", grummelte Narbo unüberhörbar bei den Worten des Halbgriechen, "Unfähig, debil, irre? Nein! Dein Babysitter bleibt also zu Hause. Das ist kein Einsatz für Anfänger, die sich beim ersten Widerstand die Hosen einpissen, sondern für Profis - so wie mich!"

Langsam lehnte er sich in dem Sessel zurück, sein Adrenalinpegel hatte sich mittlerweile wieder gesenkt. Vorerst. Wer wusste schon, welche dumme Idee diesen Menschen als Nächstes einfallen würde?

Jean hatte amüsiert beide Augenbrauen angehoben, als der Ferengi seine etwas ausfallende Reaktion gezeigt hatte. Fast hatte sie sich schon ein bisschen darüber gewundert, dass er sich nicht schon früher zu Wort gemeldet hatte.

Die junge Trill klapperte etwas ungeduldig mit ihrem PADD auf dem Handrücken herum und wartete auf die Weiterführung der Diskussion - wenn ihre einzige Aufgabe bei dieser Mission darin bestehen sollte sich um das Alter irgendwelcher Shuttles zu kümmern konnte das ja 'furchtbar' aufregend werden.

Ihr Blick wanderte zu der Halbbajoranerin hinüber und die Technikerin stellte mit dem selben amüsierten Grinsen im Gesicht wie vorher fest, dass Narbo wohl nicht der Einzige bleiben würde, der sich in den nächsten Minuten zu einer heftigen Reaktion hinreißen lassen würden.

Die Worte des Sicherheitschefs hallten noch immer in den Ohren der Kriegerin wider. '... etwas Bedrohliches ...'

April hatte sich während der bisherigen Diskussion zurück gehalten - nicht zuletzt wegen ihrer Kopfschmerzen und die daraus resultierende Unlust auch nur irgendeinen Gedanken fassen zu wollen. Doch das Mittel der Ärztin hatte gewirkt - wenn auch nicht ganz so wie sie es sich gewünscht hätte. Die junge Frau hatte nun eher das Gefühl ihr Kopf wäre in massiver Watte gepackt. Aber immerhin waren die Schmerzen für den Augenblick betäubt.

"... etwas Bedrohliches ...", wiederholte April Pormas Worte noch einmal laut. Ihre Hände hatten sich zu Fäusten geballt, waren aber unter dem Tisch nicht sichtbar.

"Was genau wollen Sie damit sagen?"

Irritiert blickte Pormas erst zu Narbo und dann zu April. Er hatte bei der ganzen Planung fast vergessen, mit wem er es an diesem Tisch eigentlich zu tun hatte.

Ihm hätte eigentlich klar sein müssen, dass professionelle Planung hier fehl am Platz war. Er war weder bei Starfleet noch bei einer anderen ... professionellen Vereinigung.

Seufzend und mit einem kurzen Blick zu Sternenlicht versuchte der Südländer gegen seinen aufkommenden Unwillen ruhig zu antworten. "Was will ich damit wohl sagen? Sie wirken nicht gerade wie eine friedfertige Person, selbst wenn man Sie nicht kennt. Und nicht friedfertige Personen sind für andere wirklich friedfertige Leute nun mal bedrohlich."

Die Situation hatte etwas Groteskes, fand Llewella. Plötzlich lag eine greifbare Anspannung im Raum. Es war, als würde sich die Luft elektrostatisch aufladen.

Die Augen der Bajoranerin hatten sich leicht verengt. Offensichtlich hatte das Mittel, das die Ärztin ihr verabreicht hatte, gewirkt, denn April schien einen Teil ihrer üblichen Angriffslust wiedergefunden zu haben.

Eigentlich hatte die Schottin schon den Mund geöffnet gehabt, um Pormas zu fragen, warum zum Teufel er sie 'nicht nur für medizinische Notfälle' im Team haben wollte. Diese Aussage fand sie doch reichlich seltsam. Vor allem jedoch fand sie seltsam, dass der Grieche sie nicht näher ausgeführt hatte.

Was ging ihm jetzt schon wieder im Kopf herum?

Jedoch war ihr April einfach zuvor gekommen. Llewella betrachtete ihre Frage nun erst einmal als aufgeschoben. Aber fragen würde sie ...

Inara unterdrückte ein Schnauben. Sie war ja immer gerne bereit, ihren ersten Eindruck von einer Person zu revidieren - aber dieser Theocrates war ja schon eine ziemlich lächerliche Mischung aus Stock im Allerwertesten und Herablassung. Erst riss er das 'Briefing' an sich, als sitze er in einem Besprechungsraum der Sternenflotte, dann stichelte er noch herum, als bestünde zwischen ihm und Leuten wie April oder ihr ein Unterschied.

Nur dass sie keinen erkennen konnte. Außer dass Theocrates permanent an seiner imaginären Sternenflottenuniform herumzupfte und wirklich alles tat, um sich wie ein Offizier zu fühlen.

Die Trill saß zwar ein Stück von April entfernt, doch die Solidarität mit der Bajoranerin hing fühlbar im Raum, als sie gemächlich die Ellenbogen auf den Tisch legte und sich nach vorne beugte, um den Mann ansehen zu können.

Theocrates hatte sie eindeutig in seinen Kommentar mit einbezogen. Sie hatte ja vorgehabt, sich von dem Mann fernzuhalten, aber wenn *er* sie bereits nach einem kurzen Treffen in eine Schublade steckte, war sie zu nichts verpflichtet.

"Keine Sorge, Mr. Theocrates", erwiderte sie sehr verständnisvoll. "Ich weiß, wir beide wirken auf Sie sehr bedrohlich. Aber das ist nur eine Frage des Selbstbewusstseins." Sie grinste April an. "Die meisten Leute lassen sich von uns nicht so schnell einschüchtern."

'Das darf doch nicht wahr sein...', der Südländer war fassungslos ob des Unverständnisses. Es half nichts, auf diesem Schiff würde es nie eine funktionierende Einsatzplanung, geschweige denn Rangordnung geben, also konnte er sich die Mühe auch einfach sparen.

Das die Leute an diesem Tisch teilweise nicht einsahen, dass man sich auch mal unauffällig bewegen muss, war er eigentlich gewohnt. Aber Inara schien seinen ersten Eindruck, den er von ihr hatte nur zu bestätigen und somit die Situation an Bord noch zu verschlimmern.

Als ob es nicht genug arrogante von sich selbst eingenommene Frauen im All gab.

Pormas seufzte theatralisch. "Da bin ich aber beruhigt!", mit gespielter Erleichterung wischte er sich seinen nicht vorhandenen Schweiß von der Stirn. "Wissen Sie, ich hab einfach keine Ahnung von solchen Dingen und Sie sind so eine beeindruckende Persönlichkeit, dass ich wirklich Angst bekomme.

Außerdem", der Schalk verschwand aus seiner Stimme und machte einer spürbaren Ungeduld platz, "wenn Sie es besser wissen machen Sie doch einen Vorschlag, wie wir vorgehen sollen, ohne den ganzen Planeten aufzuschrecken.

Sie dürften es zwar sicher gewohnt sein ihren eigenen Hals aus der Schlinge zu ziehen, aber ob ihre Begleiter ihre Taktiken überleben ist die andere Frage."

Inaras Lächeln verschwand abrupt. Aus Aprils Richtung bemerkte sie eine Bewegung, doch die Bajoranerin schien ihr den Vortritt zu lassen, wissend oder zumindest ahnend, dass die Trill in dieser Angelegenheit keinen Spaß verstand.

Erinnerungen an die trill'sche Untergrundbewegung blitzten vor ihrem inneren Auge auf: Kameraden, die einander bis in den Tod beschützten. Brüder und Schwestern, verbunden durch die gemeinsame Mission. Niemals hätten sie einen Kameraden zurückgelassen. Niemals hätten sie einen Verbündeten aufgegeben. Sie war jetzt hier, um Intash zu beschützen, einen Symbionten, der letztendlich nichts als ein flüchtiger Bekannter des Al'jiman gewesen war. Und dieser ... Söldner wagte es, an ihrer Ehre zu zweifeln?

Ruckartig stand sie auf, stützte schwer die Hände auf den Tisch und starrte Theocrates nieder. Ihre Haltung hatte nichts Bedrohliches an sich - ihre Hände waren nicht einmal in der Nähe ihrer Waffen. Mit triefender Verachtung und Herablassung sah sie auf den Sternenflottensöldner hinab. Auch er erhob sich, seine Haltung ebenso unbedrohlich, doch jetzt hing spürbar Spannung im Raum.

"Sie wissen nichts über mich, Sie Insekt", sagte sie leise und gefährlich. "Sie wissen überhaupt nichts über die Welt. Ich weigere mich, Ihnen auf eine Mission zu folgen. Sie sehen nur, was direkt vor Ihrer Nase ist und selbst das verstehen Sie falsch. Captain ... Sternenlicht ...", wandte sie sich an die beiden Personen im Raum, die ihrer Ansicht nach Autorität hatten, ohne den Blick von Theocrates abzuwenden. "Wir warten alle auf *Ihre* Befehle."

Xen hatte scharf die Luft eingezogen als sie den Blick auf Inara geworfen hatte. Sie hatte bis jetzt noch keine Gelegenheit gehabt die Trill persönlich kennen zu lernen und war nun sichtlich erstaunt über deren starken Auftritt dem Terraner gegenüber. Bis jetzt hatte sie ihr Volk eher friedliebend und langweilig empfunden - ihr Gegenüber schien diesem Bild jedoch gar nicht entsprechen zu wollen.

Allerdings waren auch Bajoraner nicht gerade für ihre kriegerische Seite bekannt und das Image der Sicherheitlerin zu ihrer Rechten hatte schon die eine oder andere Runde auf dem Schiff gemacht.

Jeans Aufmerksamkeit wurde nun auf eben diese Kriegerin gelenkt die ihre Hände wieder auf den Tisch gelegt hatte und ihr Glas mit einer Hand fest umklammert hatte. Die Technikerin war fast schon froh darum, dass es aus einem Material war das nicht einfach mit roher Kraft zerdrückt werden konnte.

Kühl musterte der Grieche die Trill vor sich. Ein spöttisches Lächeln schlich sich in seine Züge, wohl wissend, dass es nicht zur Beruhigung der Situation beitragen würde.

"Aber SIE nehmen sich die Gewissheit heraus mich beurteilen zu können? SIE wissen also Bescheid über mich? Möglich das ich Sie falsch beurteile, aber das was ich sehe ist einfach nicht schmeichelhaft für Sie...

Und glauben Sie mir, ich weiß genug über diese Welt, ich weiß sogar mehr als mir lieb ist. Und hätten Sie nur einen Hauch einer Ahnung wen Sie gerade anfahren, würde Ihnen Angst und Bange werden in ihrer kleingeistigen 'Welt', genannt Universum ..."

Pormas starrte Inara weiter fest in die Augen, den Blick um keinen Millimeter abwendend.

"Ich finde, das reicht jetzt", fuhr Julian dazwischen und blickte Pormas und Inara ärgerlich an. "Wenn ihr Beide euch was zu sagen habt, was nicht zu unserem aktuellen Problem passt, dann macht das gefälligst draußen."

Kaum hatte er das ausgesprochen, da wandte sich Inara auch schon Richtung Ausgang.

"Nachher", fügte der Captain deswegen noch schnell hinzu, bevor sich hier noch die ganze Truppe auflöste.

"So, und jetzt setzen wir uns alle wieder hin und kümmern uns um die Mission. Hat Jemand noch andere Vorschläge oder sollen wir uns an Pormas Plan halten?"

Langsam ließ sich auch O'Connor wieder in seinen Stuhl zurück gleiten, während er Inara und Pormas beobachtete, die sich weiterhin giftige Blicke zuwarfen.

Eisig musterte Inara weiter Pormas, während sie dem Captain antwortete.

"Wenn Sie mich fragen, ist es völlig gleichgültig, wie wir vorgehen", erwiderte sie. Ihre Worte mochten an O'Connor gerichtet sein; ihr kühler Tonfall ging eindeutig an den Griechen. "Wir gehen runter und holen uns eine Information. Wie wir das machen, ist ganz egal. Es ist nicht gerade ein komplexer Auftrag, also wozu ein komplexes ... 'Briefing'?" Unsubtil klang ihr Spott über das Treffen als solches durch - oder besser ihr Spott darüber, was Theocrates aus dem Treffen gemacht hatte.

Die Gefühle, die die Trill rapide über den Griechen entwickelte, waren gemischt. Sie brodelte, ja, aber ... eine wachsende Abneigung rang mit der Erkenntnis, dass sie den Mensch falsch eingeschätzt hatte. Der Mann hatte etwas gegen sie, das weit über ihr kurzes Zusammentreffen hinausging. Sie hatten vor diesem Treffen kaum mehr als fünf Sätze miteinander gewechselt - keine freundlichen, nein, aber trotzdem kaum mehr als fünf. In diesen kurzen Eindruck von ihr projizierte er trotzdem hinein, dass sie eine ehrlose Söldnerin sei und dass sie sonst was von ihm halte, dabei wusste er nur, dass sie eine Waffe trug und im Arboretum arbeitete. Er behandelte sie nicht wie eine Frau, mit der er mal kurz geredet hatte, sondern als wisse er Dinge über sie, die er nicht wissen konnte - und die völlig an der Realität vorbeigingen. Er traf Einschätzungen, für die er absolut keine Basis hatte. Es war so absurd, dass sie Mühe hatte sich weiter zu ärgern.

Das war nicht das Verhalten eines gesunden Menschen. Das war das Verhalten eines Wahnsinnigen - eines Wahnsinnigen mit Befehlsgewalt und einer großen Waffe.

Inara behielt den Griechen im Auge wie eine Bombe, die jeden Moment explodieren könnte, und ließ sich zurück auf ihren Stuhl sinken. Sie konnte nicht den Captain auf den Mann ansprechen, denn der Captain hatte ihn eingestellt. Sternenlicht. Sternenlicht war ein vernünftiger ... Kater. Sie musste mit ihm darüber sprechen. Und bis dahin würde sie Theocrates im Auge behalten. Nicht dass er eines Tages beschloss, ihr in den Rücken zu schießen, weil er sie plötzlich in seinem Wahn für eine Auftragsmörderin hielt ...

Währenddessen war Narbos Blutdruck wieder auf ein normales Niveau gesunken und die Wut leichter Belustigung gewichen. Erst die selbstherrliche Darbietung des Halbgriechen, der sich anscheinend mehr denn je für die perfekte Kampfmaschine hielt.

Ziemlich fragwürdige Einstellung, wenn man erst vor wenigen Wochen so richtig fertig gemacht worden war. Und dann auch noch von irgendwelchen religiösen Nieten.

Und dann schließlich der offene Widerspruch der Trill.

Er würde sich jedenfalls nicht wundern, wenn demnächst jemand mit einer Axt im Rücken aufwachen würde - vielleicht sollte er eine Wette anbieten, wen es treffen würde ...

Kopfschüttelnd ließ Llewella ihre Blicke zwischen Inara und Pormas hin- und her wandern. 'Wenn Blicke töten könnten ...', dachte sie insgeheim. Ihr schwante schon wieder das Schlimmste, wenn sie an die bevorstehende Aufgabe der Gruppe dachte. Wahrscheinlich würden wieder einige Leute irgendwelche Anfälle an übertriebener Selbständigkeit bekommen und das gesamte Einsatzteam in Lebensgefahr bringen.

Und sie durfte den ganzen Haufen nachher wieder zusammenflicken. Das war so sicher, wie ein Hochlandrind Hörner hatte. Diese Aussicht behagte der Schottin gar nicht und sorgte dafür, dass sich ihre Laune langsam von leichtem Amüsement zu ziemlichem Unmut veränderte.

"Miss Intash", begann die Ärztin zu sprechen, "so unerheblich, wie Sie das annehmen, ist ein vernünftiger Plan keineswegs." Ein kühler Blick aus braunen Augen traf die Schottin. "Ich kenne diese Truppe hier seit einiger Zeit - 'einfach runtergehen und Informationen holen' kann gewaltig ins Auge gehen.

Immerhin sitzen hier ...", Llewella zählte kurz durch, "sieben Leute, die unter einen Hut gebracht werden müssen. Da tut eine gewisse Planung schon Not.

Ich habe ehrlich gesagt keine Lust, nachher wieder neunzig Prozent des Teams zusammenflicken zu müssen."

Verwirrt hatte Inara sich zu der Ärztin umgesehen; es hatte einen Moment gedauert, bis sie geistig von der Gefahr, die der Sicherheitschef für das Schiff darstellte, auf den Einwurf umsteigen konnte.

War sie hier von Idioten umgeben?

"Ich habe nicht gesagt, dass wir keinen Plan brauchen", erwiderte sie dann nur in einem ziemlich gelassenen Tonfall. "Ich habe gesagt, dass es egal ist, welchen wir benutzen." Was glaubte die Frau, was sie vorschlagen wollte? Einen 'unvernünftigen' Plan?

Misstrauisch huschte ihr Blick kurz von Campbell zu ihm und wieder zurück. Die beiden saßen nah beieinander, und ihr war, als hätte sie zuvor Körperkontakt beobachtet. Hatte April da nicht was erwähnt?

Na großartig. Da hatte sich ja ein Pärchen gefunden. Sie hoffte nur, dass die beiden keine Kinder in die Welt gesetzt hatten, denn das wären dann *dumme* Größenwahnsinnige. Ihr schauderte.

Mit einem innerlichen Kopfschütteln setzte die Trill sich wieder tiefer in ihren Stuhl und vermittelte, dass von ihrer Seite kein neuer Input mehr kommen würde.

"Aye, es ist tatsächlich vollkommen egal, welchen Plan wir benutzen", stimmte die Schottin der Trill zu. Es war ihr zunächst einmal gleich, dass die Körpersprache der Frau zeigte, dass sie nichts mehr beisteuern wollte.

"Allerdings habe ich bisher hier nur von einem einzigen Plan gehört", sie wechselte einen stummen Blick mit dem Sivaoaner. "Nämlich den Vorschlag, den Sternenlicht gemacht hat: Aufteilung in zwei Teams."

Eisiges Schweigen erfüllte den Raum. Gelassen fuhr die Schottin fort: "Sinnvolle Gegenvorschläge habe ich jedoch noch keine gehört ..."

"Nein", stimmte Inara so geduldig zu, dass man ihre Zähne knirschen hören konnte. "Da wir ja keinen Gegenvorschlag *brauchen*. Weil es *egal* ist, was für einen Plan wir benutzen."

Sehr sanft, sehr freundlich und mit aus reiner Verzweiflung angespannten Muskeln, die sich unter ihrem Oberteil abzeichneten, lehnte sie sich auf den Tisch und sah Campbell forschend an.

"Was für ein Problem haben Sie mit dem, was ich sage, Doc? Sind Wörter dabei, die Sie nicht kennen, oder soll ich vielleicht kürzere Sätze benutzen?"

"Nay, Miss Intash", verneinte Llewella die provozierende Annahme der Trill, wobei ein schnelles Grinsen ihren breiten Mund verzog. "Ich hatte lediglich nicht den Eindruck gewonnen, Sie würden dem Vorgeschlagenen zustimmen ..."

Der kurze Anflug an Ärger war so schnell verflogen wie er gekommen war. Ruhig lehnte sich die Schottin zurück und meinte: "Wenn dem nicht so ist, entschuldige ich mich", sie versuchte, der Trill zu signalisieren, dass sie es ernst meinte.

Skeptisch musterte Inara die Frau einen Moment lang und versuchte herauszufinden, was es diesmal gewesen war, das den Stimmungswechsel ausgelöst hatte. Die Leute hier sprangen von Thema zu Thema und von Vorwurf zu Vorwurf wie Frösche. Es bereitete ihr langsam Kopfschmerzen.

"Der Vorschlag an sich war nicht das Problem", erwiderte sie, warf einen düsteren Blick in Richtung des Problems und ignorierte die Entschuldigung. Die Abwesenheit von Drohgebärden reichte ihrer Ansicht nach aus.

Sie konnte es nicht leiden, wenn man ihr den Wind aus den Segeln nahm.

Es wurde Zeit, diese Scharade zu beenden und mit Sternenlicht zu sprechen. Am besten auch mit April, denn Rückendeckung konnte nicht schaden. "Also, Captain", wandte Inara sich an O'Connor. "Wann geht's los?"

Die Kriegerin hatte während der letzten Augenblicke fasziniert zwischen Inara, Pormas, Llewella und O'Connor hin und her geblickt. Sie hatte bei weitem nicht gedacht, dass die Trill sich so energisch gegen den Sicherheitler stellen würde - und sie hatte ihr aus der Seele gesprochen.

Ein breites Grinsen legte sich auf Aprils Gesicht, welches allerdings von dem Griechen sofort mit einem vernichtenden Blick gestraft wurde. Die Halbbajoranerin ignorierte es beflissentlich und wandte sich nun ebenfalls an O'Connor.

"Das ist die erste sinnvolle Frage die ich bis jetzt gehört habe!", pflichtete sie der Trill bei.

Jean jedoch war während der letzten Minuten noch mehr in ihrem großen Stuhl versunken, als wenn dies, dank ihrer nicht vorhandenen Größe, nicht sowieso schon der Fall gewesen wäre.

Inaras wütende Standpauke, Theocrates belehrende Rede, die Ärztin die beherzt für den Sicherheitler in die Bresche gesprungen war und der Captain, in dessen Stimme sie zum ersten Mal seit ihrer Ankunft auf der Atlantis eine leichte Spannung vernommen hatte, machten der jungen Technikerin doch ein wenig Angst.

"Und auf die Frage gibt es auch nur eine sinnvolle Antwort", konterte Julian und blickte in die Runde. "Damit wir hier endlich weiter kommen, werden wir Pormas Idee umsetzen."

Ein leises Raunen ging durch den Raum, jedoch überging der Captain das direkt und erklärte dann die Mission.

"Miss Xen, Sie kümmern sich mit Sternenlicht darum, dass das Shuttle den eben erwähnten Vorgaben entsprechend angepasst wird. Wenn jemand dabei unterstützend helfen will, soll er es tun. Deadline ist in 5 Stunden, dann startet die Gruppe mit dem Shuttle, während sich die Atlantis in Wartestellung zurückhält, um dann ein paar Stunden später bei dem Planeten anzukommen. Währenddessen sollte die Shuttle-Gruppe schon ein paar brauchbare Informationen zusammenbekommen haben."

Er stoppte kurz und wandte sich dann an den Sicherheitschef.

"Mister Theocrates. Können Sie einen Satz Kommunikatoren für alle so modifizieren, dass wir uns weniger Sorgen darüber machen müssen, ob wir belauscht werden? Zudem sollten Sie schon mal eine Ausrüstungsliste erstellen, die uns vielleicht etwas unauffälliger agieren lässt. Keine Schwerter, Blaster oder sonst etwas. Dezente Bewaffnung und wenn möglich nicht gerade Sternenflotten-Style."

"Natürlich, das stellt kein Problem dar", antwortete Pormas mit einem dermaßen selbstgefälligen Lächeln, wie er kaum zuvor je eines hatte. "Ich denke ich werde die Vorbereitungen in zwei Stunden abgeschlossen haben.

Des weiteren schlage ich vor, dass das Shuttleteam den direkten Weg fliegen wird und die Atlantis einen Bogen nimmt. Aufgrund der erhöhten Geschwindigkeit werden wir nicht allzu zeitversetzt, dafür aber aus unterschiedlichen Richtungen kommen."

Der Südländer war sichtlich zufrieden. Nicht nur, dass den vorlauten Frauen von O'Connor aller Wind aus den Segeln genommen worden war, sondern zusätzlich hatte Llewella Inara auch ordentlich Kontra gegeben.

Normalerweise kannte er das Temperament der Schottin nur gegen sich gerichtet, was meistens mit irgendwelchen unnötigen medizinischen Vorschriften zu tun hatte.

Die Frau die er liebte aber derart vehement seinen Standpunkt vertreten zu sehen war eine äußert angenehme und anregende Situation.

"Ich schlage vor, dass sich das Shuttleteam in viereinhalb Stunden auf der Sivao trifft. Die Outfits, wie auch Hintergrundgeschichte werde ich mitbringen, wie auch die übrige Ausrüstung."

Der Sicherheitschef wählte im Geiste schon alle Ausrüstungsgegenstände aus und sprach den Captain noch einmal an. "Wenn Sie", er betonte das 'sie' nur ein wenig aber doch gezielt, "Nichts mehr haben würde ich mich an die Arbeit machen."

Skeptisch hob Inara die Augenbrauen. Theocrates imitierte ihr Verhalten? Misstrauisch musterte sie ihn einen Moment lang, versucht, eine tiefere Bedeutung hineinzulesen, irgendeine Art von Spott. Aber es schien nicht so, als mache sich der Grieche über sie lustig, sondern eher, als halte er sich gerade für ausgesprochen clever.

Wie merkwürdig.

Na, sie verstand den Mann einfach nicht. Bewusst erinnerte sich die Trill daran, dass es Arbeit zu erledigen gab. Wichtige Arbeit, die die Sicherheit von O'Connors Schiff betraf, und dem Mann hatte sie immerhin die Treue geschworen.

"Sternenlicht", wandte sie sich an den Ersten Offizier, während sich das 'Briefing' um sie herum auflöste. "Kann ich Sie einen Augenblick unter vier Augen sprechen?"

"Jaja...", erwiderte der Ferengi und rutschte gleichzeitig schon von dem Stuhl herunter. Diese ganze Situation war ihm zuwider gewesen. Erst wollte O'Connor sein stolzes Shuttle entweihen und dann sollte er auch noch einen Aufpasser bekommen.

Lächerlich.

Den Auftrag konnte er auch alleine durchziehen, dafür brauchte er kein menschliches Kindermädchen: rein ins Büro, die gesuchten Daten auf einen Datenstick kopieren und wenn er schon mal dabei war, nebenbei auch die Konten dieses Thoht leer räumen ...

... Privatvergnügen ...

Eindeutig; er war Ocean's One.

Die Kriegerin hatte die Augen schmal zusammen gezogen und schüttelte innerlich den Kopf. Irgendwie war das eine komische Kommandoführung.

Mit einem kurzen Brummen wandte sich April dem Ausgang zu, nickte dem Captain und Inara zu und wandte sich dann die Ärztin.

--- Besprechungsraum, vor dem Ausgang

"Können wir uns in einer viertel Stunde in ihrer Krankenstation treffen?", fragte sie unverbindlich die Terranerin, während ihr Blick noch einmal kurz auf das Gesicht der Technikerin viel, die noch etwas unschlüssig an ihrem Platz sitzen geblieben war.

"Aye, das ist kein Problem, Miss Schahrein", antwortete die Schottin. "Wenn Sie wollen, können Sie aber auch gleich mitkommen, dann erledigen wir das sofort."

Als die Kriegerin nickte, erhob sich die Schottin. Ein Seitenblick zeigte ihr, dass Sternenlicht sich anschickte, mit Inara zu sprechen und dass Pormas sich in Gedanken bereits mit der Planung ihres kleinen Ausfluges beschäftigte. Dennoch schenkte sie ihm noch ein Lächeln, bevor sie, die Halbbajoranerin im Schlepptau, den Besprechungsraum verließ.

--- Gänge

Schweigend gingen die beiden Frauen die Gänge entlang. Auch Llewella war jetzt in Gedanken versunken, die bevorstehende Mission betreffend. Sie hätte zu gerne jetzt schon gewusst, was für einen Plan Pormas ausbrütete ... immer noch ging ihr seine Bemerkung bezüglich ihrer Anwesenheit durch den Kopf. Außerdem war er momentan für sie ... schwer einzuschätzen. Wahrscheinlich war sie zwar diejenige Person an Bord der Atlantis, die den Sicherheitschef von allen am Besten kannte, aber dennoch war ihr nicht ganz klar, ob das kürzlich durchlebte Zusammentreffen mit seiner Vergangenheit, das ihn doch sehr aus der Bahn geworfen hatte, ihn nicht noch beeinflusste.

Man konnte schließlich nach so etwas nicht einfach zur Tagesordnung übergehen, als wäre nichts passiert.

--- vor der Krankenstation

Überrascht blickte die Schottin auf, als sie schon vor der Krankenstation standen. April war ihr wortlos gefolgt. Sie sah zwar etwas besser aus, aber immer noch nicht wieder wirklich fit. Die beiden Frauen betraten die Station.

--- Krankenstation

Die Ärztin lehnte sich gemütlich an ein Biobett und musterte die Kriegerin mit undurchschaubarer Miene. "So, schießen Sie los. Wo liegt das Problem?"

--- Besprechungsraum

Langsam leerte sich der Besprechungsraum und auch O'Connor schickte sich an, zurück in sein Büro zu gehen, um selbst noch ein paar planerische Ideen durch zu spielen und hier und da ein wenig nach zu forschen. Schließlich erhöhte es immens ihre Chancen, wenn sie gut vorbereitet an die Sache heran gingen.

Beim Hinausgehen hielt er noch kurz bei Sternenlicht an, gab ihm leise zu verstehen, dass er ihn gerne nachher noch sprechen wollte und trat dann hinaus auf die Brücke.

--- Brücke

Die großen Ohren von Narbo verschwanden gerade im Turbolift als er sich umblickte, während Xen und Pormas bei der technischen Konsole anhielten und wohl über die Mission beratschlagten. Er nickte den Beiden zu, ließ sich an seinem Stuhl noch schnell einen groben Statusbericht über das Schiff zeigen und ging dann weiter in sein Büro.

--- Büro des Captains

Zischend schloss sich die Tür hinter ihm. Ruhig blieb er einige Sekunden stehen, blickte hinaus ins All, wo die Sterne wie in Linien an dem Fenster vorbei glitten und genoss die Ruhe und den Frieden, der gerade vorherrschte.

"Computer. Das Licht um 50 Prozent dimmen", befahl er und ließ sich auf der Couch nieder, die in seinem Büro stand und die er gerne zum Nachdenken oder Ähnlichem nutzte. Schnell zog er die Schuhe aus, lehnte sich zurück und zog das PADD hervor, in das er sich dann intensiv vertiefte.

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