Yingpei - Chronik 9

Warp 7,5 bei 3,7 Promille

--- Kwhiros Quartier

Zorg sah noch einige Zeit Zesiro nach, als sie schon durch die Tür des Quartiers verschwunden war. Er hatte oft genug auch Hüllenschäden repariert um zu wissen, dass sie nicht vor Gefechten davonlief... aber dass sie in eins hineinlief wenn der Gegner unbekannt war, das war neu.

Im Kopf ging der Ingenieur einige Punkte durch. Die Tarnvorrichtung funktionierte zwar kurzzeitig, aber jemand der ihre Warpsignatur hatte, konnte sie vielleicht trotzdem entdecken. Das würde sich herausstellen. Zwischen den Möglichkeiten schwankend, erst das Problem der Signatur, oder das der Sprengsätze zu lösen, verließ er das Quartier und ließ den Tricorder scannen.

--- Deck 2, Gänge

Alleine auf diesem Deck trug er vier Sprengsätze in den Deckplan des Tricorders ein. Und er konnte Zesiro immer besser verstehen.

--- Maschinenraum

Der Ausdruck im Gesicht der Orionerin enthielt viele Fragezeichen. "Kein Trilithium aber doch so ähnlich? Ist das Zeug nun gefährlich oder nicht?" Die Wissenschaftlerin war wohl selbst noch ziemlich ratlos. Die Sklavin hoffte, dass jetzt keine chemische Abhandlung kam, von der sie wohl kein Wort verstehen würde, sondern schlicht was dieser Fund für die Besatzung der Yingpei bedeutete.

Juna begann sich ziemlich zu langweilen. Der Gesichtsausdruck Giannas, als sie den Entgifter trank, war wenigstens etwas witzig gewesen. Aber viel mehr Unterhaltungswert war wohl nicht zu erwarten. Diese Frau ließ sich weder provozieren, noch verlockte sie zu einem Flirt. Kwhiro hätte ihr etwas Interessanteres zu bewachen geben sollen.

Das Zeug, so ekelhaft es geschmeckt hatte, hatte es wohl tatsächlich in sich. Giannas Sinne klärten sich mehr und mehr. Gleichzeitig kam ihr auch zu Bewusstsein, wie irrational sie sich in der letzten Stunde aufgeführt hatte. Am liebsten wäre sie in den Boden versunken. 'Reiß dich zusammen, Loretta!', hörte sie plötzlich die Stimme Leandras in ihrem Geist. 'Was schadet es schon, wenn du mal ein bisschen aus dir herausgehst!'

Verwirrt blickte die Wissenschaftlerin sich um. Leandra war doch nicht hier, an Bord der Yingpei. Und dennoch hatte sich ihre Stimme so real angehört...

Und wie meist, wenn Leandra ihr eine Standpauke hielt, gab sie klein bei. Sie verdrängte ihre Scham in den hintersten Winkel ihres Bewusstseins und konzentrierte sich wieder auf den vor ihr stehenden Bildschirm.

Wieder veränderte sie ein paar Perspektiven und betrachtete ein paar Ketten des Moleküls näher. Dann wurde ihr schlagartig klar, was sie da vor sich hatte. Ein argwöhnischer Blick traf die grünhäutige Schönheit neben ihr. Wenn sie der nun etwas erklärte, würde sie vermutlich rein gar nichts verstehen. Sie sah nicht gerade danach aus, als verstünde sie komplexe biochemische Zusammenhänge. Nicht einmal einfache, wenn sie ganz ehrlich war.

Also fasste sie das Ganze in wenige kurze Sätze zusammen: "Es *ist* gefährlich. Und es *ist* Trilithium. Was mich auf den ersten Blick irritierte, sind ein paar Veränderungen im Vergleich zur üblichen Formel."

Selbstsicher - immerhin wusste sie genau, von was sie sprach - blickte sie die Orionerin an. "Die Veränderungen sorgen dafür, dass das Trilithium im Vergleich zur üblichen Form stabiler ist. Soweit ich weiß, haben die Romulaner schon mal mit so etwas experimentiert, waren aber nicht allzu erfolgreich...."

--- Gang zur Brücke

Noch im Gehen nahm sich Silvana vor die alten Fehler nicht zu wiederholen. Wenn sie zu viel für jemand empfand wurde sie verwundbar, dann bestimmte nicht mehr der Drang zu Überleben ihr Handeln, sondern plötzlich irgendwelche irrationalen Gefühlsduseleien, die den klaren Verstand trübten.

Nein, sie hatte nicht vor wie Zesiro zu enden, die noch immer nicht über den Tod ihres Gefährten hinweg gekommen war und jetzt auch noch einen Psychiater brauchte. Dabei schien sie noch immer das Thema Hung zu schmerzen, weswegen sie auch nicht über den Grund für den Psychiater sprechen wollte. Nein, so tief wollte sie nicht sinken.

Und wohin Freundschaft führte, war ihr eben deutlich vor Augen geführt worden. Man benahm sich normal, die hohen Erwartungen des anderen wurden enttäuscht und man fühlte sich deswegen schlecht und war geneigt den Fehler bei sich selbst zu suchen. Doch lag nicht eher die Schuld beim anderen?

Mit diesen Gedanken und der Erkenntnis, dass Sex die befriedigendste und zugleich unkomplizierteste Art von Beziehung darstellte, erreichte Silvana schließlich die Brücke.

--- Brücke

Classic war wie immer eine Klasse für sich. Er wirkte auf diesem Schiff der Freaks und Verrückten schon fast eine Spur zu normal. Daran konnten auch sein langes schwarzes Haar, sein Transplantat und seine schwarzen Augen nichts ändern. Und das Schöne war, er stellte keine irgendwie gearteten Erwartungen an sie.

In seiner Gegenwart war es leicht einfach nur sie selbst zu sein. Katzenhaft schlenderte sie zu ihm hin und lehnte sich an die Konsole neben ihm, was ihr seine volle Aufmerksamkeit einbrachte.

"Na, dann schieß los. Meine Aufmerksamkeit gehört ganz dir."

"Das ist eine gute Frage", ein geistiges Kommando später erschien ein Überblick über einige Kommunikationslogs auf dem Hauptschirm. Classic fuhr fort:

"Ich habe diverse Transmissionen in den letzten vier Wochen entdeckt, die von unserem Ex-Arzt kamen. Sie waren mir zunächst gar nicht aufgefallen, bis ich einen Kreuzvergleich mit meinen eigenen Systemprotokollen durchgeführt habe.

Er hatte versucht, die Kommuniques vor den regulären Protokollen zu verstecken, was ihm unter normalen Umständen auch ohne Zweifel gelungen wäre. Alle vier Signale wurden in einen unbewohnten Raumsektor übertragen, der grob in Richtung des Klingonischen Reiches liegt." Eine Karte erschien auf dem Schirm.

"Ich vermute, dass dort eine Relais-Station liegt. Über den Inhalt der Übertragungen kann ich keine Aussage treffen, das System zeichnet die Inhalte privater Gespräche nicht auf.

Unter Umständen kann ich noch etwas sagen, wenn du mir Zugriff auf die privaten Datenbanken unseres Ex-Arztes gewährst."

Noch immer hingen Silvanas Augen auf der Karte und sie überdachte welche Konsequenzen der Inhalt dieser Übertragungen mit sich bringen konnte. Es brauchte nicht viel Fantasie um zu ahnen, dass der Empfänger dieser Nachrichten zu "Kortars Hand" gehörte. Vielleicht sogar einer der fünf Köpfe (Finger) der Hand war.

Doch was war so verdammt wichtig an Bord der Yingpei? Das konnte alles und jedes sein. Noch in Gedanken beugte sie sich über das Kontrollpult und erteilte Classic den Zugriff um den er sie gebeten hatte. Sie vertraute ihrem Instinkt, der ihr sagte, dass dieser Mann wahrscheinlich sogar loyaler war als sie selbst.

"Warum werde ich nur das dumme Gefühl nicht los, dass Kwhiro alles daran setzen sollte, die Tarnanlage wieder zum Laufen zu bringen?", meinte sie nachdenklich, ohne sich wirklich eine Antwort darauf zu erwarten. "Hat Martinez auch irgendwelche Nachrichten erhalten? Egal welcher Art und wenn es sich um Glückwünsche seiner Großmutter handelte. Wir müssen jedem Hinweis verfolgen."

Fragend sah sie in Classics Augen. Sie mochte die Lichtreflexe, die manchmal darin auftauchten.

Kaum hatte Silvana zu Ende gesprochen, als Classics Gedanken bereits nur bei seinem Job zu sein schienen und er sich seiner Konsole zuwandte. "In Ordnung. Wenn Martinez private Aufzeichnungen geführt hat, dann werde ich sie garantiert finden. Du kannst darauf warten, es kann allerdings einige Minuten dauern, weil er sie sicher gut versteckt und verschlüsselt hat."

Sie setzte zu einer Antwort an, merkte jedoch, dass er seine neuen Zugriffsrechte bereits für seine Nachforschungen nutzte und auf ihre Anwesenheit ganz vergessen zu haben schien. Dabei war sie sich sicher, dass es ihm ein Leichtes gewesen wäre, auch ohne ihre Hilfe in diesen Bereich des Schiffsrechners vorzudringen. Was ihr nur ein weiteres Mal vor Augen hielt, ihn richtig eingeschätzt zu haben. Man konnte ihm vertrauen.

Während sie ihn wortlos dabei beobachtete, dachte sie darüber nach wie leicht man vergaß, dass er eigentlich gar keine Konsole benötigte und von überall im Schiff auf den Computer zugreifen konnte. Daran würde sie sich wohl nie gewöhnen. Sie stellte sich vor wie es sein musste, Sex mit einem Mann zu haben um irgendwann festzustellen, dass er mit den Gedanken gerade den Schiffscomputer befehligte.

Schaudernd wandte sie sich ab. Der Gedanke gefiel ihr nicht. Zu sehr hatte sie sich an ihre Ausstrahlung und Wirkung auf Männer gewöhnt um sich damit zufrieden geben zu können die zweite Geige zu spielen.

Mit einem leisen Seufzen ging sie zur taktischen Konsole und vertrieb sich die verbliebene Zeit damit das Logbuch sowie die medizinische Datenbank nach ungewöhnlichen Einträgen zu durchstöbern. Vielleicht warf die heutige Sache ja ein ganz anderes Licht auf die vorliegenden Fakten.

--- Maschinenraum

Die Wissenschaftlerin hatte mit einem Moment wieder Junas völlige Aufmerksamkeit. Sie war schon am Überlegen gewesen, wie sie am besten die Zeit totschlagen konnte, während sie die Italienerin bei ihren Analysen bewachte. Eben hatte sie noch überlegt, wo sie das PADD mit ihrem Lieblings-Cartoons das letzte mal hingelegt hatte... Aber das, was ihr Gianna eben erklärte war etwas Handfestes, womit sie etwas anfangen konnte.

Ihr Herr war beim Captain, er musste es erfahren. Aber er hatte sie gewarnt. Die Sklavin überlegte kurz, wie sie ihm die neuen Informationen mitteilen konnte, ohne dass ein Lauscher gleich wusste worum es ging.

"Juna an Zorg. Die Orchidee auf dem Gemälde ist fast die gleiche Sorte, wie die, die ich dir vorhin schenkte. Allerdings ist es eine robustere Sorte. Sie ist wunderschön. Komm vorbei und sieh sie dir an. Juna Ende."

Nachdenklich wandte sich die Orionerin wieder der Wissenschaftlerin zu, ließ aber die Tür von nun an nicht mehr aus den Augen.

"Wenn man im Besitz dieser Formel ist... weiß man dann auch wie man diese Trilithium-Variante herstellen kann?"

Juna kannte sich mit den Preisen auf dem Waffenmarkt zum Teil aus und wusste auch, dass normales Trilithium ziemlich viel Gewinn bringen konnte, wenn man mit den Risiken umzugehen verstand. Eine Form die das Risiko mit diesem Sprengstoff minimierte, dürfte um ein vielfaches mehr Wert sein.

--- Deck 2, Gänge

Kwhiro machte große Augen als er sich die Nachricht nochmal durch den Kopf gehen ließ. 'Orchidee?' 'Geschenk?' 'Ungewöhnliche Nachwirkungen des Gurglers?' Einige Schritte später dämmerte es ihm und er musste kurz lächeln. Juna musste davon ausgegangen sein, dass er nicht alleine war und wollte das Wort 'Trilithium' nicht erwähnen.

--- Deck 3, Gänge

Auf dem Weg zur Brücke - auf der sich laut Computer auch Silvana befand - atmete Zesiro ein paar Mal tief durch. Schließlich drohte sie nicht mehr zu schwanken. Das war ein Anfang.

Nervös nestelte sie an ihrem Kragen, bis sich der oberste Knopf öffnete, um mehr Bewegungsfreiheit zu erhalten. Sie hatte so eine Ahnung, dass sie sie bald brauchen würde.

--- Brücke

Ein klein wenig nüchterner und mit ihrem üblichen lässigen Gang betrat Zesiro schließlich die Brücke. Sie hatte Pierson draußen mit seinem Buch getroffen und ihn da erst einmal stehen lassen.

"Jemand will mein Schiff mit einer klingonischen Bombe in die Luft jagen", verkündete sie ohne Vorwort. "Kwhiro behauptet, er hat die Situation unter Kontrolle, Collins durchsucht Martinez' Quartier, und der Arzt spricht gerade mit Kogh. Außerdem hat jemand an Bord irgendjemand anderem unsere Warpsignatur geschickt. Irgendwo da draußen," sie nickte in Richtung Schirm, "wartet jemand darauf, dass wir explodieren. Da das nicht passieren wird, bekommen wir wahrscheinlich bald Besuch."

Zesiro sah von Silvana zu Classic und lächelte sie mit der Art absolut seligem Lächeln an, das nur Psychopathen und Anwälte beherrschen. "Kwhiro wollte die Warpsignatur ändern, aber ich dachte mir, ich will viel lieber wissen, wer uns an der Ferse hängt. Also stellt euch darauf ein, dass wir jeden Moment damit beschäftigt sein könnten, uns wendig unter Photonentorpedos wegzuducken."

Ihr Lächeln wuchs in die Breite. Es fühlte sich immer gut an, eine Entscheidung zu treffen. Das Leben war schön.

"Fragen?"

Der Blick Classics hatte sich wieder auf Zesiro fokussiert, während er ihr aufmerksam zugehört hatte. Es passte soweit zu dem, was er bisher gefunden hatte. "Fragen?", meinte er, "nein, aber Antworten, bei dem was du gerade sagtest wird mir jedenfalls einiges klar."

Auf dem Hauptschirm verschwand der Ausblick in die Unendlichkeit und wurde durch eine Datenübersicht ersetzt. "Ich habe aus den privaten Daten von Martinez die Kommunikation teilweise restaurieren können. Eines vorneweg, die Daten sind recht lückenhaft, Martinez war vorsichtig - wenn auch nicht vorsichtig genug. Was ich habe, stammt aus den Kommunikationspuffern, nicht aus seinen eigentlichen Daten, die sind absolut unverfänglich.

Es scheint so, als ob wir unfreiwillig zu Schmugglern wurden. Ich kann aber weder sagen, um was es sich genau handelt, noch wo oder wann eine Übergabe stattfinden sollte. Was ich aber rekonstruieren konnte, sind einige Fragmente der Übertragungen:

Unsere Warp-Signatur ist in den Übertragungen definitiv enthalten, bis eben wusste ich nicht, was ich mit den scheinbar zufälligen Daten anzufangen sollte. Übertragen wurden die Daten vor ziemlich genau 14 Tagen Bordzeit.

Danach gab es noch eine weitere Übertragung, da war die Rede von einer Kapsel, die an eine unbekannte Partei übergeben werden soll. Ein chemisches Diagramm konnte ich wiederherstellen, allerdings kann ich nicht viel damit anfangen."

Ein verwirrendes Linienmuster, welches eine Unzahl kleiner Kreise verband, tauchte auf dem Schirm auf.

"Was das Sprengen betrifft, habe ich hier ein Transkript: Diverse Bomben auf dem Schiff sollen uns wohl gefügig machen, falls wir einem 'friedlichen' Rendezvous mit dem 'Kunden' nicht zustimmen.

Momentan ist übrigens Ruhe auf den Langstreckensensoren. Entweder ist das Rendezvous noch einige Tage entfernt oder - was ich leider für viel wahrscheinlicher halte - unsere Überraschung ist getarnt. In letzterem Fall würde ich die Überraschung in ein paar Stunden vermuten - ein recht leerer Raumsektor, der auch aus dem klingonischen Gebiet noch gut und schnell zu erreichen ist."

"Hm." Mit hinter dem Rücken verschränkten Armen war Zesiro neben Classic getreten, um einen Blick auf das Diagramm und das Transkript zu werfen. Sie verengte die Augen. Sie besaß eine naturwissenschaftliche Grundausbildung in ein paar anderen Fächern als Classic, aber auch sie konnte auf Anhieb nichts damit anfangen. "Wir sollten das als allererstes Alessi zeigen."

Zesiros Blick huschte kurz zu Silvana, die aufgehorcht hatte und nicht aussah, als hätte sie eine plötzliche Liebe zu Überraschungsbesuchern entwickelt. Die Captain legte den Kopf schief.

Die Welt um sie herum drehte sich immer noch auf sehr angenehme Weise.

Warten war keine gute Idee. Sie war hibbelig. Sie wollte die Sache jetzt, genau jetzt lösen.

"Kein Grund zu warten", sagte sie. "Martinez ist tot. Kwhiro hat die Bomben unter Kontrolle.

Flieg schneller."

--- Maschinenraum

Die Türen des Maschinenraums waren noch nicht wieder geschlossen, als sich der El-Aurianer zu Gianna stellte. Er legte den Tricorder zur Seite und nickte Juna kurz zu: "Danke."

"Wie widerstandsfähig ist dieses Zeug? Hat es einen bekannten Namen? Kannst du es herstellen? Kannst du mit einem Phaser umgehen?", fragte er die Wissenschaftlerin in so kurzen Abständen, dass sie es nicht jedesmal schaffte, den Mund auch nur zu einer Erwiderung zu öffnen.

Ungehalten blickte die Südländerin den El-Aurianer an, aus dessen Mund die Fragen wie aus einem Schnellfeuergewehr geschossen kamen. "Ich war gerade dabei, dies Ihrer...", ja, was war die Orionerin überhaupt? Gianna beschloss, den Beziehungsgrad der beiden einfach zu ignorieren.

"...es ihr zu erklären", umschiffte sie die Klippe. "Ich selber könnte es herstellen, da ich über ein ausreichendes Wissen verfüge. Aber das ist blanke Theorie - da wir dazu umfangreiche technische Anlagen und vor allem spezielle Sicherheitssysteme benötigen würden."

Diesmal war sie es, die ihrem Gegenüber keine Chance ließ, eine Bemerkung einzuflechten. "Was Ihre anderen Fragen angeht: Es ist stabil - und es ist recht widerstandsfähig. Bei einer Skala von Null bis Zehn würde ich es bei einer Acht ansiedeln", solch eine einfache Einteilung sollte auch der Ingenieur und vor allem die Grünhäutige verstehen. Sie fuhr fort: "Ob es einen bekannten Namen hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Es ist immerhin eine Neuentwicklung. Und ja, ich kann mit einem Phaser umgehen."

Dass sie das erst kürzlich gelernt hatte - nämlich auf Gintrar, weil Harm der Ansicht war, sie sollte sich verteidigen können - verschwieg sie wohlweislich. Sie dachte noch nicht einmal gerne daran.

Kwhiro lächelte. Er mochte es, auf direkte Fragen klare Antworten zu bekommen. Etwas, was an Bord recht selten war. "Danke. Wenn das so ist, gute Arbeit. Egal was nun wirklich in dem Ding drin ist, es gibt für mich im Moment wichtigeres zu tun..."

Der Ingenieur seufzte bei dem Gedanken an die Arbeiten die noch zu tun waren und am besten gestern schon abgeschlossen sein sollten. "... sobald wieder etwas Ruhe an Bord ist sollten wir uns darüber unterhalten was genau du für die Herstellung brauchst. Die Eigenschaften des Stoffes sollten zum Handeln und natürlich für uns selbst sehr vorteilhaft sein."

In Gedanken schon am Warpantrieb arbeitend drehte er sich auf dem Weg dorthin noch einmal zu den beiden Frauen um: "Um nochmal auf Phaser zurückzukommen... sorgt am besten dafür, dass ihr schnell welche greifbar habt, es wird wohl bald notwendig sein. Gianna, wenn du einen eigenen brauchst, findet Juna sicher einen für dich."

Eine Antwort wartete er nicht mehr ab, sondern begab sich mit einem Tricorder und einem Werkzeugkasten schon in Richtung des Antriebs.

Schnell folgte ihm die Orionerin. So sehr hatte sie sich darauf gefreut von dieser langweiligen Aufgabe erlöst zu werden und ihn wieder zu sehen. Sie schmiegte sich an die Seite des Ingenieurs, spielte mit einer Hand über seine Brust.

Die Lippen der Sklavin schwebten nah vor Kwhiros Ohr, er konnte die Wärme ihres Atems spüren. Sie küsste sein Ohr sacht. Dabei fiel ihr Blick an dem Kopf des El-Aurianers vorbei auf die Wissenschaftlerin, die noch ratlos im vorderen Teil des Maschinenraums wartete.

Sorgfältig legte Juna ihre Hand schützend über das Ohr ihres Herrn und rief Gianna zu: "Waffen bekommst du bei Zesiro!"

Ohne eine Reaktion abzuwarten, wandte sie sich leise an ihren Gebieter. "Wollen wir die Phaser nicht beiseite lassen und uns erst einmal den Nahkampf zuwenden?"  Die Orionerin bemühte sich Kwhiro ganz mit ihrem Körper zu umgarnen. Ihre Hand strich langsam seinen Oberschenkel hinab.

Sehr kurzfristig vergaß der El-Aurianer wohin er unterwegs war. Eine wesentlich vielversprechendere Beschäftigung hatte sich gefunden und er legte im Umdrehen eine Hand auf den Hintern seiner Sklavin. "Gute Ideen hast du ja, das muss man dir lassen", war seine Erwiderung.

--- Brücke

Ein Lächeln stahl sich auf Silvanas Lippen, als sie Zesiros letzten Befehl vernahm. Wie es aussah geschahen doch noch Wunder.

Die Ägypterin war schon immer für Überraschungen gut, wie die beiden letzten Besucher der Luftschleuse hätten bestätigen können. Nun forderte sie wieder einmal das Schicksal heraus. Eine Vorliebe die Silvana mit ihr teilte. Auch wenn ihren scharfen Sinnen eine Tatsache nicht entgangen war: Ein zarter Alkoholgeruch ging von Zesiro aus, was wohl auch der Grund für die leichte, fast unmerkliche Unsicherheit im Gang des Captains war.

Die raubtierhafte Frau hatte genug Abende damit verbracht Glas um Glas mit ihr zu leeren um diese leichten Vorzeichen, wann Zesiros idealer Einfüllpegel erreicht war zu erkennen. Jetzt war es noch nicht so weit. Die momentane Füllmenge reichte höchstens dazu etwas Leben in die Bude zu bringen und Zesiros beste Seiten zum Vorschein zu bringen.

"Ich bin schon gespannt, wer so großes Interesse daran haben mag uns zu einem Rendezvous zu nötigen. Zumindest scheinen sie zu wissen, dass du nicht leicht zu haben bist", stellte Silvana mit einem Grinsen fest.

Vielleicht fand sie es auch amüsant zu sehen, dass es gar nicht so lange gedauert hatte um die Schiffsbesatzung zumindest daran zu gewöhnen, sie des öfteren mit vom Kampf beschädigter und bluttriefender Kleidung zu sehen, so das jetzt niemand mehr davon Notiz nahm.

"Ja, wie, ich bin nicht leicht zu haben? Verdammt." Zesiros Grinsen wuchs in die Breite. "Dann mach ich wohl irgendwas falsch."

Silvanas Grinsen erhellte ihren Tag. Es war so schön, wenn man sicher sein konnte, dass Probleme schnell gelöst werden würden, und wenn man dabei auch noch Spaß hatte.

Selig sah sie wieder auf den Schirm.

"Die Ausnahmen bestätigen die Regel", knurrte Silvana zufrieden.

In ihrer Erinnerung tauchte eine gewisse Begebenheit auf, bei der sich Zesiro wirklich nicht als sonderlich wählerisch und zudem als unersättlich geoutet hatte. Ab und an schien die Ägypterin zu vergessen, dass es sich nicht mit jemand mithalten ließ, der für die Nachwirkungen von Alkohol unempfänglich war.

Im Gegensatz zu dem Rausch in den Silvana der Gebrauch des Brainmasters versetzte. Wie schade, dass sie ihn nicht ständig genießen konnte. In ihr regte sich der Wunsch erneut den Tod zu kosten und jede Hemmung fallen zu lassen.

"Wird das hier noch spannender oder muss ich mich langweilen bis was passiert?", fragte das Raubtier in ihr und spürte eine gewisse Ungeduld in sich aufsteigen.

"Ich bin mir nicht sicher, wie lange Ruhe herrschen wird, Silva", meinte Classic. Die Vibrationen des Warp-Antriebs der Yingpei begannen sich im Einklang mit der Tiefe des Warp-Effekts auf dem Hauptbildschirm zu verstärken.

"Wir fliegen jetzt mir Warp 7,5, mehr würde ich nur ungern setzen, und das auch nur für knapp zwei Stunden. Unser bisheriger Kurs war nicht auf eine so starke Warp-Signatur ausgelegt. Der föderierte Sensorposten Delta-Juilet-eins-zwo-neun würde uns dann gefährlich nahe kommen. Einen alternativen Kurs ohne aktuelle Aufklärungsdaten des Profitbrunnens mit dieser Geschwindigkeit zu fliegen, halte ich zudem für zu riskant."

Ein wenig frustriert rief der Computermann erneut die Sensordaten ab. Die absolute Leere des Alls wurde durch keinerlei unbekannte Unregelmäßigkeit unterbrochen. Das System des Profitbrunnens lag achtern, die nächste Sonne Steuerbord voraus. Ansonsten nichts.

Einen Gegenpol zu Silvanas spürbarer Erregung bildend, fuhr er absolut ruhig fort: "Länger ist aber ohnehin nicht nötig. Wenn meine Theorie der Anflugvektoren tatsächlich stimmt, werden wir das Abfangfenster in knapp einer Stunde verlassen.

Wenn es nach mir geht, würde ich das Schiff ab sofort auf Kampfstationen halten. Pierson sollten wir auch wieder hereinholen, auch wenn ich viel lieber dich, Silvana, an den Waffenkontrollen wüsste."

Kurz durchzuckten ihn Erinnerungen an ihr letztes Gefecht gegen einen anderen Piraten in einem alten Föderationskahn. Beide hatten dort auf unterbewusste Weise ein fast perfektes Team gebildet. Zum ersten Mal, wie er sich erinnerte.

Was im Gegensatz zu den früheren Gefechten anders war, konnte er noch nicht greifen. Wenn es zum Schlimmsten kam - er rechnete mit einem modernen, klingonischem Kampfschiff - hoffte er, dass sie beide dieses Zusammenspiel erneut erreichten.

--- Büro des Psychologen

Der Kaffee schmeckte fade. Jack durchsuchte eine Datei nach der anderen. Das was er von dem Koch finden konnte, war nicht sehr viel. Klar, warum sollte der auch seine Schandtaten aufschreiben und auf dem Bordrechner abspeichern.

Natürlich könnte er sie verschlüsselt haben und als eine völlig belanglose Datei irgendwo abgespeichert haben. Collins schnaubte genervt und lehnte sich in dem Sessel zurück. Seine Gedanken schweiften immer wieder zu dem Gespräch mit Silva zurück.

Er machte sich Sorgen und das war sein Problem. Aber warum machte er sich Sorgen? Irgendwie wurde Collins von seinem Universum in dieses geschleudert. Sein altes Leben wurde zerstört. Freunde und Familie waren weg. Nicht mehr erreichbar.

Dann baute er sich ein neues Leben auf, Frau, Kinder. Alles war gut. Bis die Borg kamen. Wieder wurde ihm alles genommen. Dann konnte er wieder zurück in seine alte Welt, konnte dort aber nicht so recht Fuß fassen. Er kam zurück. baute sich wieder ein Leben auf und es wurde wieder zerstört. Inklusive Menschen, die er als Freunde gewonnen hatte.

Diesmal hatte er Schicksal gespielt und diejenigen zur Rechenschaft gezogen, die verantwortlich waren. Und nun war er wieder allein unterwegs und traf jemanden, den er kannte und schätzte. Jack lachte in sich hinein und stand auf. "Selbsttherapie ist der erste Weg zum Irrsinn", sagte er leise zu sich und bewegte sich zur Replikatorkonsole.

Das hatte seine Frau immer gesagt. Collins replizierte sich einen doppelten Whisky. "Und das ist dein Problem, Jack Collins, du magst sie und hast Angst, ihr passiert was." Er leerte das Glas in einem Zug, schüttelte sich ein wenig und ging zurück zum Sessel. "Das muss anders werden!", sagte er und deaktivierte die Computerkonsole.

Es hatte keinen Sinn hier weiter zu suchen. Der Psychologe wandte sich zur Tür. Er hatte sich entschieden, zu seinem Quartier zu gehen, um zu sehen, ob Jacques vielleicht etwas gefunden hatte. Wenn er denn schon dort war. Die Chancen waren allemal besser, als hier herum zu sitzen und planlos nach Daten zu suchen.

--- Deck 2, Gänge, vor Quartier 18

Gedankenverloren verließ der Psychologe sein Büro und ging ein paar Schritte zu seinem Quartier. Die Tür stand ein wenig offen und es hing ein leichter Brandgeruch in der Luft. Collins zog seinen Blaster, öffnete die Tür ganz und trat vorsichtig in sein Quartier.

--- Quartier 18

Ja, sein Quartier, oder das, was davon übrig war. Hier war etwas explodiert. Die Reste seines Rucksackes lagen mit Teilen der Matratze und dem Bettzeug im Raum herum. "Was bei allen Planeten ist hier denn passiert?", sagte Jack zu sich selbst und blickte ungläubig auf den Abdruck eines Humanoiden in der Wand.

Vorsichtig näherte sich der Terraner dem Bett und dem Koffer, der auf der erheblich beschädigten Matratze lag. Mit dem Lauf des Blaster klappte er den Deckel hoch und erblickte ein Präzisionsgewehr aus Beständen der Föderation. Allerdings war es sehr sorgfältig umgebaut und scheinbar auf eine Person abgestimmt. Ein Attentäter?

Es kamen immer neue Teile zum Puzzle. Doch wo war Jacques? Collins hörte ein Rascheln und ein Knistern aus der Nasszelle seines Quartiers. "Jacques, bist du da drinnen?", fragte er laut und entsicherte seinen Blaster. Es musste ja nicht der Koch sein. Es könnte ja auch jemand versuchen Spuren zu vernichten.

Sherlock war in Gedanken über dem seltsamen Zettel versunken gewesen.

Ihm war klar, dass die seltsame Kochhose in Verbindung mit den Karomustern auf seinem Zettel stehen musste. Sein Problem war nur, dass er nicht wusste, in welcher Richtung eine allfällige Botschaft dort angeordnet war, und wo zum Teufel die Botschaft eigentlich begann.

Aber darum sollten sich die Spezialisten von Scotland Yard kümmern.

Da traf es sich gut, dass Inspector Collins gerade eingetroffen war.

Holmes verließ das Bad und erstarrte in seiner Bewegung als er Collins sah, der ihn mit einem auf ihn gerichteten Revolver begrüßte. Kurzzeitig hatte Holmes das Gefühl, ein Déjà-vu zu erleben. Aber das konnte nicht sein. Der Inspector hatte noch nie eine Waffe auf ihn gerichtet.

"Inspector, Sie sollten sich ein Beispiel an den Bobbies nehmen und nur mit Gummiknüppeln unterwegs sein. In London herrscht die Zivilisation, da sollte so etwas", missbilligend blickte er auf den Revolver, "nicht nötig sein. Meistens ist die Kenntnis der Psychologie eines Verdächtigen eine viel stärkere Waffe, das sollten Sie sich merken!"

"Und gegen so etwas", er blickte auf das Gewehr, "hilft Ihnen Ihre Handfeuerwaffe wohl auch kaum. Faszinierend, nicht wahr? Diese Präzision! Auf jeden Fall ein Prototyp."

WAS?" Collins war jetzt ziemlich verwirrt. Vielleicht war es der Whiskey, der jetzt endlich in seinem Hirn angekommen war. Oder lag es daran, dass jemand an Bord dieses Schiffes ihn einfach nur in den Wahnsinn treiben wollte? Eine dunkle Wut keimte in der Magengegend des Psychologen auf.

Der Koch sah ein wenig mitgenommen aus. Seine Kleidung war im Brustbereich völlig verbrannt. Seine helle Androidenhaut war an den Stellen zwar leicht geschwärzt, wirkte aber nicht angekratzt. Collins fragte sich, ob der Blaster überhaupt eine Wirkung bei dem Androiden hatte.

--- Brücke

"Na dann, Silva, geh mal in Offiziersmodus", sagte Zesiro mit einem Grinsen. Während sie sprach, ging sie zur Tür, steckte den Kopf raus und winkte Pierson, der es sich mit seinem Buch im Korridor bequem gemacht hatte, wieder herein. Vorfreudig rieb sie sich die Hände, um sich in Stimmung zu bringen.

Dann trat sie an Piersons Konsole und öffnete einen schiffsweiten Kanal. "Captain hier. Alle Mann an die Kampfstationen. Wiederhole: An die Kampfstationen, Leute, und nein, das ist auch diesmal kein verdammter Drill. Könnte sein, dass es gleich ein wenig ruckelt. Wir erwarten Besuch."

Sie nickte Pierson zu, der daraufhin ein paar Tasten drückte und den roten Alarm auslöste. Sofort wurde die Brücke in dramatische Dämmerbeleuchtung getaucht; jedes Mal, wenn Zesiro einen Roten Alarm anordnete, nahm sie sich vor, für das nächste Mal eine klingonische Oper herauszusuchen - so als Soundtrack.

Und ein Tape, das Explosionen im All mit Geräuschen unterlegte. Zesiro grinste.

Entspannt ließ sie sich in den Captains Chair fallen und sah zu Silvana auf. "Und?", fragte sie im Plauderton. "Wie war Collins?"

Silvana grinste noch immer, während sie ihren Platz an der Waffenkontrolle einnahm mit der sie ein Gefühl wie guten Sex verband. Die Aussicht auf ein Gefecht mit Classic als Partner erregte sie und schürte ihre Erwartungen. Er nahm ihr nicht krumm, dass sie rein intuitiv reagierte. Das Tier war weitaus schneller, als der Mensch in ihr es je sein konnte.

Zesiros Worte rissen sie deshalb aus ihren Gedanken und sie erfasste nicht gleich ihren Sinn. "Wie Collins so war?", fragte sie leicht irritiert zurück. Bis ihr einfiel, dass es bei ihr wohl nicht wirklich viel Unterschied machte, ob sie von einem Kampf oder von einem nicht minder heftigen Sexspiel kam. Besonders Klingonen pflegten ihre sexuellen Vorlieben zu teilen.

Offensichtlich hatte Zesiro doch ihre neue Verletzung wahrgenommen und ihre eigenen Schlüsse  daraus gezogen. Besonders weil sie Collins beim Durchsuchen seines Quartiers wähnte und Silvanas Vorliebe sich zu nehmen worauf sie Lust hatte kannte. Vielleicht wäre es auch soweit gekommen, wenn sie nicht gerade mit anderem beschäftigt gewesen wäre.

"Ich kann ihn dir als Notarzt nur wärmstens empfehlen, wenn es das ist was du wissen wolltest. - Hätte ich Sex mit ihm gehabt, hätte er die Kleidung wechseln müssen." Sie lachte heiser und rau über ihren Witz und erinnerte sich an ähnliche Begegnungen mit Jack bei denen er das T-Shirt wegen diverser Kratzspuren am Rücken hatte entsorgen müssen. Dabei empfand sie den Geruch von frischem Blut durchaus als anregend.

Neugierig fragte sie sich, woher das plötzliche Interesse der Ägypterin am Psychologen kam. Hätte sie erst mit ihr abklären sollen, ob sie ebenfalls Interesse an ihm hegte?

Verblüfft hob Zesiro die Augenbrauen. Kein Sex? Das war neu. Vor allem, wenn man bedachte, dass Silvana und Collins zwei Minuten nach seiner Ankunft an Bord übereinander hergefallen waren.

Zum ersten Mal sah sie sich ihre Rechte Hand bewusst an und bemerkte ihr derangiertes Erscheinungsbild. Der Ausdruck der Überraschung in ihrem Gesicht wandelte sich in einen fragenden. 'Notarzt'?

Aber nun gut. Was auch immer Silva getan hatte - ihrem Lachen nach schien sie sich dabei amüsiert zu haben. Andere Länder, andere Sitten.

Sie würde sie gelegentlich bei einer Flasche Blutwein genauer danach fragen. Zesiro hatte nämlich noch nie das Gefühl gehabt, dass es Classic besonders freute, wenn Silva und sie mitten in einer Notfallsituation anfingen zu tratschen.

--- Kogh's Quartier

"Was soll der Mist?", entfuhr es Ben, als er der Durchsage gewahr wurde. Der Klingone hingegen stand einfach kommentarlos auf und nahm sich seine Sachen.

"Hey Kogh, gerade wurden wir Freunde, das ist ja jetzt blöd!", redete der Arzt einfach weiter und ignorierte den skeptischen Blick des Sicherheitlers.

In Wahrheit waren sie nicht allzu weit gekommen, was vor allem an der Borniertheit des Klingonen lag. Er kannte viele seiner Art und auch diesem war dieser unglaublich dämliche Kriegerstolz zu eigen.

Aber kaum zu fassen wie langweilig Kogh in seiner ganzen Fülle war. Welcher Klingone kannte schon die genaue Anzahl klingonischer Vereine? Welcher Klingone sinnierte vor sich hin und tippte komische Gedichte vor sich hin? Zumindest vermutete Hawkeye, dass es welche waren, dem kurzen Blick zu Folge den er auf das Padd erhaschen konnte.

Erschwerend kam noch hinzu, dass Ben keine Ahnung hatte wie man Leute verhörte. Auch sein Versuch mithilfe seines Tricorders unauffällig dessen biologische Reaktionen zu überprüfen, falls er lügen sollte, schlug fehl.

Bei einem Menschen war es schon schwer genug, aber bei einem Klingonen mit drei Herzen, wie sollte man da eine vernünftige Auswertung bekommen?

Stumm ging Hawkeye ohne ein weiteres Wort aus der Kabine. Seiner Ansicht nach wusste Kogh nichts. Gut, das war eine Pauschalaussage, aber speziell über das vorliegende Problem wusste er nichts. Glaubte er zumindest.

Er war Arzt, kein Verhörmeister.

--- Quartier 18

Der Psychologe atmete tief durch. Sein Verstand drückte die Wut in seinem Bauch ein wenig herunter. Es war besser, wenn er sich jetzt zu Brücke begab, schließlich hatte er einen Job hier. Er sicherte seinen Blaster und steckte ihn zurück ins Holster. Zunächst wollte er aber wissen, was hier los war. Er sagte noch nichts. Der Androide stand dort und sah ihn abwartend an.

"Was...?", begann Collins erneut und blickte durch das Zimmer. Der Koffer mit der Waffe lag auf dem Bett. Die Zerstörungen schienen von dort auszugehen. An dem Koffer war auf den ersten Blick nichts zu sehen. Rundherum war allerdings vieles zu Bruch gegangen. "Du hast ihn aufgemacht", bemerkte der Psychologe. Er sah zu dem Abdruck in der Wand. "Die Schiffssensoren müssten das doch registriert haben."

"Eine gerichtete Plasmadruckentladung. Klein aber wirkungsvoll", murmelte der Terraner. Und die Schiffssensoren für diesen Raum waren mit Sicherheit manipuliert. Diese Ladungen waren ideal, wenn man etwas schützen wollte, was selber nicht zerstört werden sollte. Man konnte sie gezielt in einer Richtung detonieren lassen. Wobei detonieren der falsche Ausdruck war.

Hochkomprimiertes energetisches Plasma wurde schlagartig in einer bestimmten Richtung entspannt. Die Wucht war enorm. Jedes Wesen, das sich davor befand wäre sofort tot. Es war erstaunlich, dass Jacques noch funktionierte. Collins wandte sich wieder dem Androiden zu. Dessen ganze Mimik war völlig anders wie noch vorhin in der Mannschaftsmesse. Das leichte Kribbeln in der Magengegend kam wieder.

"Inspector? Bobbies? London?", der Psychologe bemühte sich ruhig zu bleiben. 'Eine Chance geben. Gib ihn eine Chance!', dachte er. "Ok, was ist hier passiert? Gefunden hast du ja was", er deutete auf die Waffe. "Gut! Scheinbar ist dir bei der Explosion körperlich nichts passiert. Ist da noch mehr was ich wissen sollte und vor allen Dingen, wo ist dein verdammter Akzent?"

'Wir sollten auf unsere Stationen gehen!'

Bitter stießen diese Worte dem gescheiterten Starkoch auf. Vielleicht war er ja nur zu diesem Detektiv geworden, um dem Bewusstsein des totalen Scheiterns zu entgehen. Der Wahnsinn als letzte Zuflucht für seinen gemarterten Geist.

Er ließ sich mehr zusammengesunken auf das verkohlte Bett fallen, als dass er sich setzte. Dumpf starrte er ausdruckslos auf den Boden, als er mit stumpfer, emotionsloser Stimme sagte: "Vergessön  Sie meinö Station, Monsieur Collins. Isch werdö nie wiedör einen Kochlöfföl anrührön!"

Das war völlig klar.

--- Maschinenraum

Ein wenig peinlich berührt hatte die Italienerin das beginnende Geturtel von Kwhiro und Juna betrachtet und atmete beinahe erleichtert auf, als Zesiros Durchsage erklang. Auch wenn diese Durchsage sie dann wiederum in andere Gewissensnöte stürzte.

'An die Kampfstationen'? Galt das für alle Besatzungsmitglieder? Galt das - vor allem - für sie, die Wissenschaftlerin?

Verwirrt überlegte Gianna, was denn in einer Kampfsituation wohl ihre 'Station' sein könnte. Ganz abgesehen mal davon, dass sie in einer solchen Situation wohl kaum von Nutzen wäre.

Während sie überlegte huschte ihr Blick unruhig durch den Raum, blieb einmal an der Konsole mit der Darstellung des stabilisierten Trilithiums hängen, ein andermal am Ingenieur, der noch immer beschäftigt zu sein schien.

Mit zusammengekniffenen Augenbrauen zog Kwhiro seinen Kopf wieder von Junas Hals zurück: "Verdammt, jetzt weiß ich's wieder!" Er stapfte missmutig zu seiner Konsole, gab in einem Feld darunter einen Code ein, woraufhin sich eine Klappe öffnete. Daraus entnahm er zwei Waffengürtel, den mit dem angehängten Messer warf er Juna zu.

Diese fing den Gürtel geschickt auf, legte ihn langsam um ihre Hüften und zog den Gürtel ebenso langsam zu. Es wirkte so, wie wenn sich eine Frau appetitlich für jemanden auszieht. Zufrieden und stolz bemerkte die Orionerin den sich interessiert weitenden Blick ihres Herrn, der diesen Anblick ein paar Augenblicke genoss und sich wieder dem Fach zuwandte.

Die Auswahl welche Waffe nun folgen sollte war schon schwieriger. Im Laufe der Zeit und vieler Experimente mit "konfiszierten" Waffen anderer Schiffe hatten sich einige merkwürdige, aber brauchbare Exemplare in dieser Ablage eingefunden. Während der Ingenieur innerlich darüber fluchte, daß er wohl keine Zeit haben würde eine Art automatisches Gewehr mit Trilithiumladungen auszustatten, dessen Entwürfe schon seit längerem in seinem Kopf kursierten, warf er der Orionerin einen klingonischen Disruptor zu, der etwas kleiner war als normal, dafür aber über ein Dämpfungsfeld verfügte, so daß keinerlei Schussgeräusche davon zu hören waren.

Für sich selbst wählte er einen anderen Disruptor, der getroffene Wesen erst paralysierte, bevor er sie langsam auflöste. Wer dieses Schiff unwillkommen betrat sollte leiden. Bewundernd strich Kwhiro über den Lauf der Waffe und bewunderte das Design und die klingonische Effizienz was den Bau von Waffen anging.

Als er sich davon losreißen konnte, machte er sich wieder auf den Weg zum Warpkern und rief Juna zu: "Wer den Maschinenraum betritt, stirbt!" Daraufhin verschwand er hinter einer Tür, die sich gleich darauf wieder öffnete um sein Gesicht nochmal zu zeigen: "Außer er gehört zur Mannschaft oder so..." Die Tür zum Raum des Warpkerns schloss sich wieder, aber diesmal blieb sie zu.

"Ich gehe dann auch mal", murmelte Gianna an niemanden, und schon gar nicht an Juna im Speziellen, gerichtet und ging möglichst unauffällig auf die Türe zu.

Gedankenverloren strich Juna über ihren Disruptor und ließ ihn schließlich in den Holster an ihrem Gürtel gleiten. Schon merkwürdig, vor nicht allzu langer Zeit hätte sie sich nie vorstellen können solch eine Waffe zu verwenden. Distanzwaffen waren etwas für ehrlose Feiglinge, die sich vor einer direkten körperlichen Auseinandersetzung scheuten.

Im Nachhinein war die Sklavin aber froh, dass Silvana darauf bestand, dass sie vor ihrem ersten Einsatz beim Entertrupp den Umgang mit einer Strahlenwaffe lernte und gut beherrschte. Schon nach ein paar Minuten an Bord des Kressari-Frachters erlebte Juna, dass die Verteidiger ihre Überzeugungen nicht teilten und ihr trotz ihres Charmes gar nicht die Möglichkeit gaben, sich auf Armlänge zu nähern. Sie beschloss daher ihren Disruptor-Strahl als behelfsmäßige Verlängerung ihres Armes zu sehen, wenn ihr keine andere Möglichkeit blieb den Gegner zu überwältigen.

Verwundert merkte Juna, dass die Wissenschaftlerin den Raum verlassen hatte. Sie hatte ihr doch gerade noch eine möglichst Anfänger-geeignete Waffe raus suchen wollen. 'Nun gut', dachte sie schulterzuckend, 'vielleicht hat sie eine bessere Chance zu überleben wenn sie sich einfach in einem Schrank versteckt, als es mit einem bewaffneten Angreifer auf einen Kampf ankommen zu lassen.

Apropos Angreifer...', Juna aktivierte den Kommunikator an ihrem Handgelenk. "Juna an Pete. Du und die Jungs habt den Captain sicher gehört?"

"Ja, wir sind gerade dabei uns auszurüsten", entgegnete der Lagerarbeiter, "und am Überlegen was für ein schönes Gastgeschenk wir denn mitbringen könnten."

"Lasst mal gut sein, Pete. Ein Hausbesuch scheidet diesmal aus. Wir wissen zu wenig über Anzahl und Bewaffnung der Anderen. Die Party wird wohl eher bei uns stattfinden. Und ich denke, sie werden sicher bei euch zuerst vorbeischauen. Immerhin war das Zeug, auf das sie scharf sind, im Frachtraum untergebracht. Also haltet euch bereit! Ich wäre traurig, wenn einer der Jungs durch einen Energiestrahl für immer seine Karten aus der Hand legen müsste", warnte die Lageristin mit einem scharfen Unterton, da sie die Vorliebe ihrer Leute in ruhigen Momenten mit einem Spiel Karten hinter einem Kistenstapel zu verschwinden, nur zu genau kannte. "Juna Ende."

Prüfend schaute sich die grünhäutige Frau im Maschinenraum um. Sie überlegte, wo sie sich am besten mit Blick auf die Zugangstür verschanzen und trotzdem noch Sicht auf eine Konsole mit dem Bild eines Überwachungssensors im Flur vor der Tür haben konnte.

--- Gänge

Immer noch überlegend ging Gianna langsam durch die Gänge des Schiffes. So langsam, dass ihr Hinken gar nicht mehr auffiel.

Ihre Station war die wissenschaftliche Sektion. Aber was sollte sie da, wenn es zu Kampfhandlungen kam? Dabei wäre die Hilfe eines Wissenschaftlers kaum vonnöten.

Beinahe schon unbewusst betrat Gianna den Lift und ließ sich ein Deck tiefer tragen, wo sie, ebenso unbewusst, den Lift wieder verließ. Einige Schritte weiter bemerkte sie, dass sie vor der Türe der Krankenstation stand.

"Warum eigentlich nicht?", befand die Wissenschaftlerin nach kurzem Nachdenken. "Mein Labor ist direkt daneben, falls man mich dort braucht - und falls Verletzte zu versorgen sind, kann ich wenigstens sinnvoll helfen." Zumindest ein wenig, denn eine gewisse Ausbildung im Sinne eines Erste-Hilfe-Kurses hatte sie ja. Auch wenn sie bei größeren Problemen wohl vollkommen hilflos wäre.

Abgesehen einmal davon - Ben war bisher noch derjenige gewesen, der am nettesten zu ihr gewesen war.

Also betrat sie die Krankenstation.

--- Krankenstation

Neugierig blickte sich die Italienerin um. Kein Lebewesen war zu sehen, dafür standen zahlreiche Geräte herum. Ein Schreibtisch stand im Eck, daneben ein Rucksack und ein Koffer.

Entspannt setzte sich Gianna auf eine Pritsche und harrte der Dinge, die da kommen sollten.

--- Quartier 18

Jack ließ das Foto wieder fallen, außer seinem Gesicht war ohnehin nichts mehr zu erkennen. Und der Jack auf dem Foto gehörte längst der Vergangenheit an.

Ein tiefdepressiver Roboter! Das war in diesem Moment genau das was ihm gefehlt hatte. Collins war zwar geschult in Psychologie, aber nicht bei Androiden und es war auch nicht seine Absicht Androiden zu helfen. Aber Jacques hielt sich für einen Menschen.

"Warum nicht?" fragte der Terraner jetzt ein wenig ruhiger. "Du bist Koch! Ok, ich bin noch nicht dazu gekommen, etwas von deinen Kreationen zu probieren, aber solange sind wir ja auch noch nicht an Bord. Außerdem glaube ich, dass es irgendwann zur Meuterei kommt, wenn es nur noch den Replikatorfraß gibt."

'Und Zesiro wird auch nicht lange fackeln und sich einen neuen Koch suchen', dachte der Psychologe zu Ende und stutzte. 'Das wäre natürlich auch eine Option!' Er schüttelte den Kopf.

"Hör zu, du wirst hier gebraucht! In der Küche, oder wo auch immer an Bord. Wir müssen hier flexibel sein und vor allem müssen wir uns aufeinander verlassen können, kapierst du? Ein Koch ist dann genau so wichtig wie ein Captain oder sonst wer von der Besatzung. Du hast doch bewiesen, dass du mehr Talent hast als nur zu kochen.

Ok, die Sache mit dem Koffer ist ein bisschen daneben gegangen", Collins sah auf die Eindellung in der Bordwand und fragte sich, wie er wohl ausgesehen hätte. "Du kannst deine Fähigkeiten aber immer weiter verfeinern. Es ist auch wichtig sich anzupassen.

Vor allen in Situationen wie diesen muss alles klappen. Zesiro ist der Captain, sie hat das Sagen. Wir wissen nicht was los ist, aber ich muss mich darauf verlassen, dass da irgendwas auf uns zukommt. Vielleicht ein Kampf, oder wer weiß was."

'Was machst du hier eigentlich, Collins?', Jack schalt sich einen Narren. Redete seit drei Minuten auf einen Androiden ein, der eine gespaltene Persönlichkeit hatte, was schon irrsinnig genug war. Er rieb sich die Stirn.

"Okay, wir sollten die Sachen hier lassen und das Quartier erst mal versiegeln. Dann solltest du dir neue Sachen replizieren und sehen, dass du in der nächsten Zeit kurzfristig erreichbar bist. Ob nun in der Küche, oder sonst wo."

"Odör sonstwo, oui!", echote der Android langsam.

"Isch werdö 'ier saubör machen. Falls das nischt auch untör meinör Würdö ist. Das ist kein verletzter Stolz, Monsieur Collins. Abör die gleischön Leutö, die angeblisch keinö ßeit 'atten, ßu essön, 'aben anschließönd den Répliquateur bedient."

Der Android übergab dem Psychologen die seltsam gemusterte Kochhose und den isolinearen Chip mit der Entschlüsselungsmatrix. "Übergäbön sie das Mademoiselle Alessi. Sie kann das vielleischt entschlüssöln!"

Schwer erhob sich die soeben selbsternannte Reinigungskraft. "'ier ist ein Koch unnötig. Mit einem Répliquateur kann-isch-nischt-kochen!" Bei diesen Worten blitzte wieder kurz die energische Entschlossenheit auf, die Energie, die den Gourmet-Gott einst ausgezeichnet hatte.

Er schaute Collins in die Augen. Tief und traurig. Leise fuhr er fort: "Das müssen Sie verste'ön! Das ist kein kochön! Das ist unescht! Künstlisch! Einö Verball'ornung! Das ist so, als ob...", er suchte nach einem passenden Vergleich, "als ob Sie einöm Androidön 'elfen solltön!"

Bedeutungsschwanger schaute er den Psychologen an.

"Grotesk, nischt wahr?"

"In der Tat grotesk!", antwortete der Psychologe und musste sich ein wenig zusammenreißen. Schnell fing er sich aber wieder. "Aber gib nicht gleich auf! Zeige ihnen, dass du es kannst. Sie sind es nicht gewohnt so . . . exquisit und luxuriös behandelt zu werden. Führe sie langsam an die Gaumengenüsse heran."

Jack betrachtete die Sachen, die Jacques ihm gegeben hatte. "Warum bringst du die Sachen nicht zu Gianna? Beschäftige dich mit den Leuten, lerne ihre Vorlieben, locke sie weg vom Replikator, denn du weißt, dass du besser bist, wie so eine...", er stutzte kurz, "Blechkiste?!"

Wenn ein Androide glaubte, er sei ein Mensch, dann musste man ihn auch so behandeln. Auf jeden Fall konnte man es versuchen. Und Jack war ein Mensch, der alles versuchte. Schließlich war Jacques kein Borg. Aber eben so etwas Ähnliches. Und im Notfall...

"Versuche es!", sagte er zum Koch und hielt ihm die Sachen hin.

Jacques nahm die Hose und den Chip zurück. "Misch auf diesös Niveau 'erabbegebön?", bitter stieß er den Atem aus.

"Früher sind die Menschön ßu mir gekommön, um kulinarische Erleuschtung in einör einßigön, gigantischen Offenbarung ßu findön. Und nischt, um langsam an sie 'erangeführt ßu werdön!" Mit hängenden Schultern erhob er sich.

"Isch werdö mir das überlegön, Monsieur le Counseleur. Mais nun will isch etwas tun, was auch isch bewältigen könnön solltö. Diesö Dingö ßu einer kompetentön Person bringön."

Er verließ das Quartier und ließ sich von Madame le Computeur den Weg zum Labor der vor kurzer Zeit noch so betrunkenen Wissenschafterin weisen.

--- Brücke

Auf der Brücke herrschte eine rege Anspannung, in Erwartung großer Ereignisse. 'Oh ja, eine Schlacht, oh super...', hallten Bens Begeisterungsausbrüche in seinem Geiste monoton wieder.

Zielstrebig ging er direkt zu Zesiro und kniete sich neben den sitzenden Captain. "Du Zesiro, Kogh weiß von nichts...", 'Pauschalaussage!', "ich meine nichts von den Ereignissen hier. Außer er hat mich angelogen...", grinste er verschmitzt.

"Nichts?", wiederholte Zesiro verblüfft über die dermaßen knappe, resolut vorgetragene Mitteilung. Aber Hawkeye zuckte nur mit den Schultern. Nun gut. Es war sowieso ein Schuss ins Blaue gewesen, und da es sie ohnehin mit innerem Widerwillen erfüllte, ihre Crewmitglieder zu verdächtigen, war es erleichternd zu hören, dass Kogh wahrscheinlich nichts mit der Sache zu tun hatte.

"Na gut", fuhr sie fort. "Dann würde ich vorschlagen, du beginnst dich jetzt innerlich auf Verletzte vorbereiten, oder du setzt dich in eine Ecke und siehst zu." Sie grinste. Junge, sie war immer noch ziemlich angetrunken. "Mit etwas Glück wird es bald spannend."

"Das wird es sicher, wenn der Doc vorhat neben dem Kniefall auch noch ein paar romantische Gedichte zu rezitieren um uns die Zeit zu vertreiben. Kogh scheint jedenfalls einen guten Einfluß auf ihn gehabt zu haben." Silvana konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen, auch wenn ihr klar war, daß Hawkeye eher die Drohung mit dem Wedeln wahrmachen würde, als etwas Ähnliches zum Besten zu geben.

Aber ein kleiner Strip mit "Handgreiflichkeit" würde zumindest die Zeit zum Eintreffen ihres Besuches etwas verkürzen. Auch wenn der Arzt so gar nicht ihr Typ war.

"Ich hoffe, du hast nicht den Fehler gemacht es auf ein Verhör hinauslaufen zu lassen, als ihm einfach die Fakten zu präsentieren und ihn zu fragen, ob er uns mit ein paar Infos auf die Sprünge helfen kann", erwähnte die katzenhafte Frau beiläufig. "Kogh mag es nicht zeigen, aber er kann ziemlich sauer werden, falls man seine Loyalität anzweifelt. Da löst sich schon mal ein Schuss beim Training oder er vergisst jemand den Arsch zu retten..."

Ihre Hände konnten gar nicht erwarten sich an der Waffenkonsole zu beschäftigen und sie ließ zärtlich ihre Finger darüber gleiten. Die üblichen Checks hatte sie inzwischen hinter sich gebracht und war mehr als zufrieden mit dem Ergebnis. Die Yingpei mochte über zwar keine Photonentorpedos verfügen, doch die Disruptorkanonen waren dafür die zielsichersten im Universum.

Hoffentlich verdarb Kwhiro ihr mit einer zur Abwechslung mal funktionierenden Tarnanlage nicht den ganzen Spaß.

"Keine Sorge, ich glaube nicht, dass er sich angegriffen gefühlt hat. Ganz im Gegensatz zu dir, wie mir scheint...", gab er grinsend zurück und verwies auf Silvanas ramponiertes Outfit. "Ich weiß nicht, ob du es schon gehört hast, aber das Schiff hat einen neuen, agilen und motivierten Arzt, du solltest ihn mal aufsuchen. Am besten mit einer Flasche Blutwein und einer guten Entschuldigung warum er selbstverschuldete Verletzungen behandeln sollte."

Hawkeye konnte sich nicht wirklich eine Vorstellung davon machen, was die brünette Frau so trieb. Wenn es um Matratzensport ging, wollte er nicht wissen wie der Gegenüber aussah. Der Ausdruck "einmalige Erfahrung" bekam so eine ganz andere Bedeutung.

"Aber ich bleibe tatsächlich hier, auch ohne Gedichte. Ich kann die Spannung kaum erwarten, blabla...", winkte der Arzt ab und lehnte sich gegen eine Wand, an der er sich zum Boden heruntergleiten ließ.

--- Maschinenraum

Der El-Aurianer stand vor einer Konsole und strich sich eine nicht vorhandene Haarsträhne aus dem Gesicht. Sein Blick ruhte auf dem pulsierenden Warpkern. Er mochte den Anblick dieser Kraft die beherrschbar, aber nicht bezwingbar war. Aber er war nicht zum Entspannen hier, sondern um dem Antrieb zwei wechselbare, aber gleich gute Konfigurationen beizubringen.

Wenn Klingonen im Stande gewesen wären Technik Wertschätzung entgegenzubringen, hätten sie sich vor ihm verneigt, nachdem sie gesehen hätten was der Kern nach den Änderungen leisten konnte... zumindest bis zum nächsten unerklärlichen Ausfall.

Kwhiros Hände glitten über die Eingabefelder und gaben eine neue Konfiguration ein. Nach kurzer Zeit war er fertig und startete stolz eine Simulation um sicher zu gehen. Die Berechnungen ergaben eine Zeit von ungefähr anderthalb Minuten bis es zu einem Warpkernbruch kommen würde.

Wenige Minuten und einige Simulationen später gab der Ingenieur auf. Seine Hände zitterten und Schweiß stand auf seiner Stirn. Das beruhigende Pulsieren war zu einem Hämmern in seinem Kopf geworden. Die Gedanken darin drehten sich inzwischen eher um Alkohol, vulkanisches Nebelgras, oder auch Cardassianisches Kristallpulver. Die Wirkung des Gurglers war verschwunden und sein Hals mehr als trocken.

Er musste sich konzentrieren. Es konnten Leben davon abhängen.

Vielleicht...

... der wie in Trance geöffnete Schrank, in dem sich normalerweise diverse Entspannungshilfen befanden, die ihm dabei halfen den Anblick des Kerns zu genießen war leer.

Mit wirrem Blick griff er zu seinem Armband, wie es ihm in solchen Situationen zur Gewohnheit geworden war, ohne dass er sich dessen bewusst war: "Juna! Die Rakete läuft nicht geradeaus! Ich kann das Glas nicht hören!"

Erschrocken vernahm die Orionerin die verwirrte Stimme ihres Herrn. Ohne das Ende des Hilferufs abzuwarten, rannte sie besorgt durch die Tür zum Warpkern und sah Kwhiro sich mit glasigem Blick an einer offenen Schranktür festhalten. Sie stürzte auf ihn zu, umfing ihn mit ihren Armen und gab ihm ihren speziellen Kuss.  Doch so einfach schien es diesmal nicht zu sein. Verzweifelt stellte sie fest, dass sich sein Zustand nicht verbesserte. Sein Blick flatterte ziellos im Raum umher.

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