Yingpei - Chronik 7

Blut, Gewalt, Schmerz

--- Mannschaftsmesse, Tisch an der Bar

Amüsiert hatte Hawkeye in das Gelächter des Psychologen eingestimmt. Wie hieß es doch? Betrunkene und Kinder sagten die Wahrheit. Und im Vergleich mit der restlichen Mannschaft war Gianna irgendwie Beides.

"Dann lass es dir mal schmecken Jack!", mit einem herzhaften Gähnen, dem er gerade die Hand vorhalten konnte, lehnte der Arzt sich zurück und genehmigte sich noch einen Schluck.

Ein Seitenblick zu der Italienerin verriet ihm alles. Sie sah aus, wie er sich fühlte. Zumindest was die Müdigkeit anging. Ben nahm sich vor Gianna nachher noch in ihrem Quartier abzuladen, wenn der Psychologe mit seinem Steak fertig war.

Er selber brauchte dringend eine Mütze voll Schlaf. Er war gefühlte 70 Stunden auf den Beinen mit ein paar Litern Schnaps gefüllt. Das Brummen des Schiffes bedeutete, dass sie auf dem Weg waren, also brauchte er sich nicht wach zu halten, um die Yingpei fluchtartig zu verlassen.

Jetzt war es eh zu spät. Mit müden Augen beobachtete er Jack beim Essen.

Verwirrt betrachtete Collins seinen Teller. Das war zunächst einmal kein Steak! Wäre auch ziemlich klein! Was war es dann? 'L'entree côte', ja genau das sagte Jacques eben. Dieser kleine dunkle Flecken sollte wohl eine Art Vorspeise darstellen.

Ok, muss man dann halt so akzeptieren. Der Koch war ja auf dem Weg, das Steak holen. Jacks Nerven fingen langsam wieder an zu vibrieren. War es denn so schwer, ein einfaches Steak zu bekommen? Ein einfaches, nahrhaftes Steak? Er blickte sehnsüchtig zur Replikatorkonsole. Damit hätte es keine Probleme gegeben.

Aber auch keine Vorspeise! Also atmete der Psychologe tief durch, nahm die Gabel und das Messer und schob mit dem Messer den Flecken auf die Gabel. Obwohl seine Tischnachbarn nicht mehr den Eindruck machten, das sie ein hundertprozentig wach waren, schienen sie ihn doch beim Essen zu beobachten.

Langsam führte der Terraner die Gabel mit dem Flecken darauf zum Mund, was auch immer es war. Als es schließlich seine Geschmacksnerven erreichte, war Jack höchst erstaunt. "Nicht schlecht", sagte er anerkennend, "könnte allerdings etwas mehr sein!"

Er blickte zu Gianna und Ben. "Mir scheint, ihr hängt ein wenig durch, tut euch keinen Zwang an, wenn ihr müde seid, dann lasst euch nicht aufhalten. Ich denke wir müssen in Zukunft beim Essen hier ein wenig mehr Zeit einkalkulieren... "

Dann piepte sein Kommunikator. "Xa-Le an Kwhiro, Collins und Alessi. Ich brauche euch sofort im Frachtraum."

"Genau das musste ja passieren!", murmelte Jack genervt vor sich hin und sah sich in seiner These bestätigt. Es dauerte einfach zu lange mit dem Essen. Das bedeutete, er musste sich erst einmal mit der Vorspeise begnügen.

Zesiro klang nicht besonders entspannt, irgendwas schien ihr auf den Magen geschlagen zu sein. Er ließ Messer und Gabel auf dem leeren Teller liegen und stand auf. "Na Gianna, da muss du dich wohl noch ein wenig wachhalten. Wollen doch mal sehen, was Xa-Le so unter den Nägeln brennt.

Collins nickte dem Doc zu und sah dann zu Kwhiro hinüber. Der El-Aurianer hatte sich auch erhoben und war im Begriff zu gehen.

--- Küche

Jacques war zufrieden das Steak war fix und fertig angerichtet, mit Soße in drei Farben und frischen Käutern und Zitronenscheibe.

Ja, so machte der Beruf Spaß! Dieses Steak würde Khwiro schlicht umhauen!

Freudig eilte er in die Mannschaftsmesse.

--- Mannschaftsmesse

Jaques sah, dass Collins sich inzwischen erhoben hatte und die Wissenschaftlerin auffordernd ansah. Weihevoll, einem Steak dieser Qualität absolut angemessen, näherte er sich dem Tisch.

--- Mannschaftsmesse, Tisch an der Bar

"Et voilá! Einmall Steak Mediüm!", elegant wanderte der Teller auf den Tisch.

"Dio Mio, Jack, es scheint, als kämest Du doch nicht zum Essen", lachte Gianna, die zwar immer noch hundemüde war, aber ihren Humor trotzdem nicht verloren hatte.

"Soll ich schon einmal vorgehen? Dann könntest Du noch essen - es wäre ein Schande, solch ein appetitliches Steak einfach stehen zu lassen! Und mit leerem Magen arbeitet es sich bestimmt nicht gut..."

Ungläubig hatte Ben den Ruf des Captains vernommen und fragte sich wie das zusammentreffen der jetzt wesentlich "gelösteren" Gianna für Folgen haben würde. Jack schien kein bisschen beunruhigt, sein Essen schien ihn mehr Sorgen zu machen.

Kurz entschlossen nahm er Jacques den Teller ab und stand ebenfalls auf. "Das wird nicht nötig sein!", antwortete er auf Giannas Frage, "Da ich jetzt nicht im Dienst bin, aber verflixt neugierig komme ich einfach mal mit und kann Jack live berichten, wie sein Steak schmeckt!"

Schnell nahm er sich noch zusätzlich von seinem Frühstücksteller ein paar Streifen Schinken und Brot, sowie das entsprechende Besteck. Um den laufenden Milchquirl nicht wieder aufzuregen drehte er sich noch einmal formvollendet um und verbeugte sich leicht.

"Maetre, ich bedanke mich herzlichst für das vollkommene Mahl und es wird mir eine Freude sein, sie beim nächsten Besuch davon zu unterrichten, wie es mir gemundet hat. Tüddelidü!"

Verabschiedete sich Hawkeye und verließ die Mannschaftsmesse in Richtung Lager.

--- Tisch 9

Der Ingenieur war fast mechanisch aufgestanden als er den Ruf gehört hatte. Er war aus seinen Gedanken gerissen worden und realisierte jetzt dass das Loch in seinem Magen immer noch präsent war. Der Gedanke an den Chip in dem Messergriff hatte ihn einfach nicht losgelassen. Ohne auf die anderen Personen in der Messe zu achten verließ er diese.

--- Gänge

Kwhiro blieb am nächsten Replikator stehen und ließ diesen einen Energieriegel herstellen. Mit einem verächtlichen Gesichtsausdruck aß er diesen und kramte in den Taschen seiner Montur nach irgendwas Chemischem, das seine Laune etwas bessern könnte.

--- Mannschaftsmesse, Tisch an der Theke

Kwhiro hatte die Messe gleich nach Hawkeye verlassen, ohne sich um ihn oder Gianna zu kümmern. "Das ist es, was du meinst mit 'verrückt', oder? Einer begeht Mundraub, der andere verlässt völlig teilnahmslos den Raum. Und. . . ", er sah zu dem Koch und zu Tom, den das alles überhaupt nicht zu stören schien.

"Ach, egal! Besinnen wir uns auf das Wesentliche und folgen den Ruf unserer Captaine", sagte der Blonde Mann zu Gianna. Sie lächelte immer noch, trotzdem sie müde wirkte. "Na dann komm mal, sonst gibt es gleich den ersten Einlauf."

Der Psychologe nahm die Kurve um den Tisch ein wenig eng und schubste dabei Giannas Becher mit den Kaffee um. "Verdammt!", fluchte er leise. "Tschuldigung, ich geb dir nachher einen neuen aus. . . ." Es roch mit einmal stark nach Alkohol.

'Oh nein', dachte Collins, tauchte einen Finger in die Kaffepfütze und probierte davon. "Alkohol? Ich dachte das war Kaffee!" So konnte die kurzhaarige Frau nicht von ihren Alkohollevel kommen. Hoffentlich konnte sie noch einigermaßen arbeiten mit dem Pegel.

--- Mannschaftsmesse

Konsterniert starrte der Koch in den fast leeren Saal.

Nur das Schmatzen Toms kündete noch von Leben.

So ein absolutes Desaster hatte der Franzose noch nie erlebt.

Silvana, Juna, Collins, Khwiro.

Jeder von ihnen hatte entweder storniert, oder er hatte alles unberührt stehen lassen.

Die einzigen, die etwas irgend etwas nennenswertes gegessen hatten, waren entweder hirnamputiert (Tom), Alkoholiker (Gianna) - oder beides (Hawkeye).

Ein Kundschaftsprofil wie in einer Armenspeisung.

Wie konnte das sein? Wovon ernährte sich diese Crew?

--- Küche

Ein schneller Blick in die Replilatorlogbücher bestätigte seine schrecklichsten Alpträume. Direkt, nachdem die Crew die Mannschaftsmesse verlassen hatte, zeigten die Replikatoren Aktivität an. Hunger schien also vorhanden zu sein.

Das konnte nur eines bedeuten:

Der Mannschaft schmeckte sein Essen nicht. Sie bevorzugten stattdessen Replikatoressen! Das konnte doch nicht sein! Schwer atmend taumelte Jacques zwei Schritte zurück und stieß gegen die Wand. Langsam sank an der Wand entlang zu Boden. Er saß mit gesenktem Kopf zusammengekrümmt da. Seine Eingeweide verkrampften sich. Er fühlte, wie die Küche mehr und mehr wuchs, wie er körperlich schrumpfte, ein winziger, konzentrierter Punkt Mensch in einer endlosen, kalten, feindlichen, grausamen Welt.

Das war das Ende.

--- Frachtraum

Der Affe wich fauchend in eine Ecke seines Käfigs zurück, als Silvana und Zesiro ihn passierten. Die Captain verschwendete keinen Blick darauf und wandte sich stattdessen an Juna.

"Das da?", fragte sie und sah so unbegeistert auf den Behälter, als sei er giftig - aber andererseits war er das ja auch. "Kwhiro und die Wissenschaftlerin sind auf dem Weg. Ich will absolut sicher sein, dass da wirklich drin ist, was drauf steht. Und dass es nicht leckt."

Kopfschüttelnd sah sie auf den unschuldigen Behälter hinab. "Können wir nachvollziehen, wo der herkommt?" Fragend sah sie von Juna zu Pete und wieder zurück. "Mock oder der Martinez?"

"Mock!", schoss es aus Pete heraus. Gleich danach bereute er es, immerhin war der Ferengi ein wichtiger Handelspartner. "Zumindest die Kiste stammt laut unserem Frachtverzeichnis von Mock", relativierte er.

"Das bedeutet aber auch noch nicht viel.", wandte die Orionerin ein. "Die Kiste war nicht versiegelt. Es hätte also gut auch nachträglich noch jemand den Behälter darin verstecken können. Und eine Sicherheitszone mit begrenzten Zutritt ist der Frachtraum ja nicht gerade."

Junas Tonfall war zu entnehmen, dass sie dies schon des öfteren bedauert hatte. Nicht jeder wollte akzeptieren, dass ihr scheinbares Chaos sehr wohl System hatte und empfindlich auf 'Verschönerungen' reagierte. Auch hatten schon ein paar Obergescheite gemeint, hier noch ein eigenes Süppchen kochen zu wollen.

Ein weiterer Gedanken keimte in der Sklavin heran. "... andererseits, vielleicht wurde der Behälter auch ganz bewusst in eine unversiegelte Kiste verpackt. Eine Versiegelung würde nur Neugier und Misstrauen wecken, aber wer würde schon vermuten, dass sich so etwas wertvolles zwischen banalen Ersatzteilen versteckt."

Zesiro nickte langsam.

"Macht Sinn."

Sie war zugegebenermaßen immer wieder überrascht, wenn Juna den Mund öffnete und etwas Vernünftiges herauskam. Sie hatte keinen Grund anzunehmen, Kwhiros Sklavin sei dumm, aber... naja. Sie war Kwhiros Sklavin. Freiwillig Das allein sprach nicht von Intelligenz. Zesiro hatte nie so getan, als verstünde sie das 'Arrangement' der beiden.

Trotzdem überraschend. Sie versprach sich, zukünftig besser zuzuhören, wenn Juna Vorschläge machte.

Die sich öffnende Tür unterbrach ihren Gedankengang.

--- Deck 4, Gänge

Gianna war aufgestanden und folgte Jack aus der Mannschaftsmesse. Mit einem schnellen Schritt gingen sie auf den Turbulift zu, der sie auf Deck 5 brachte. Vor der Replikatorkonsole auf Deck 5 stand kauend der El-Aurianer. Er kramte in seinen Taschen und suchte scheinbar was. Auch jetzt nahm er sie scheinbar kaum wahr. Der Psychologe beließ es so und sie gingen weiter.

Der Frachtraum war ein Stück weiter vorne und der Terraner sah grade Hawkeye darin verschwinden. Einen Augenblick später waren auch Gianna und Collins angekommen. Der Doc hatte den Teller mit Jacks Steak auf eine der Kisten gestellt.

Er grüßte alle freundlich und wollte es sich jetzt wahrscheinlich einverleiben. "Dann lass es dir schmecken!", sagte der Psychologe kopfschüttelnd und ging ein Stück weiter, wo Zesiro, Silvana und die Orionerin vor einer geöffneten Frachtkiste.

--- Frachtraum

Ein Crewmitglied, das Jack nicht kannte, stand neben den Frauen. Er nickte dem Mann grüßend zu und wandte sich dann an die Frauen. "Da sind wir, wo brennt es?", er sah auf den Druckbehälter, der vor ihnen lag. 'Trilithium', las er auf einem kleinen Display des Behälters. "Nett! Was habt ihr denn vor?"

Zesiro schnitt eine unwillige Grimasse.

"Ich wünschte, wir hätten damit wirklich etwas vor. Aber leider sollte das Zeug eigentlich gar nicht an Bord sein."

Sie wartete einen Moment lang, bis Kwhiro und Alessi zu ihnen aufschlossen. Ihr fiel auf, dass auch der Arzt aus irgendeinem Grund gekommen war. Sie hoffte, sie würden ihn nicht allzu bald brauchen.

"Schaut nur, was wir Aufregendes gefunden haben", grüßte sie die beiden ironisch und deutete auf den Behälter. "Es gehört nicht an Bord. Wir wissen nicht, wo es herkommt, oder ob drin ist, was draufsteht. Seht es euch an und sagt mir bei der Gelegenheit auch, ob es richtig versiegelt ist. Ich brauche kein verdammtes Trilithium-Leck auf meinem Schiff."

Aus dem Augenwinkel sah sie, dass Silvana sich ein Stück entfernt hatte und die nähere Umgebung abschritt, vermutlich auf der Suche nach Hinweisen. Sie ließ sie allein. Silvana kam am Besten zurecht, wenn niemand sie belästigte, selbst wenn sie nur nachdachte.

Also blieb es an ihr hängen, sich um das Quartier zu kümmern. Sie winkte Collins mit sich, damit ihr Gespräch nicht überhört wurde.

Dabei warf sie noch einmal einen irritierten Blick über die Schulter. Sie hatte gewusst, dass Gianna hinkte - aber seit wann hatte sie angefangen zu schwanken?

--- Frachtraum, ein Stück abseits

"Ich hoffe, du hast es dir in deinem Quartier noch nicht allzu bequem gemacht", wandte sie sich an den Psychologen. "Wir werden es ein bisschen auf den Kopf stellen müssen."

Sie zog den Anstecker aus der Tasche, warf noch einen Blick darauf und schüttelte den Kopf. Verbindungen zu Kortars Hand. Ausgerechnet Martinez. Ausgerechnet auf ihrem Schiff. Einfach unglaublich.

"Der Vorbewohner deines Quartiers - Leonardo Martinez - hatte Kontakte zur Föderation. Wollte die Mitglieder der Crew, auf die ein Kopfgeld ausgesetzt ist, an die Sternenflotte ausliefern." Sie verzog das Gesicht. "Jetzt haben wir das hier bei seinen Sachen im Frachtraum gefunden." Sie hielt den Anstecker hoch, damit Collins ihn ansehen konnte. "Das ist das Erkennungszeichen einer Organisation namens 'Kortars Hand'. So eine Art klingonische Mafia. Ich weiß nicht, was er mit ihnen zu tun hatte oder hinter wem an Bord er her war, falls er überhaupt hinter jemandem her war.

Also bitte Hawkeye oder... Jacques... um Hilfe und sieh dir dein Quartier mal ganz genau an. Vielleicht finden wir noch was, was etwas Licht ins Dunkle bringt." Sie wusste noch nicht genau, was sie von dem Androiden hielt, aber Androiden waren stark, und er konnte beim Möbelschieben helfen.

Was könnten sie wohl finden? Handgranaten oder so was?

Es würde sie nicht überraschen. Der Tag konnte schließlich nur schlechter werden.

--- Frachtraum

Nachdenklich schritt Silvana den Frachtraum ab und versuchte alle Eindrücke von außen in sich aufzunehmen. Egal welcher Art diese Spuren auch waren. Ihre Sinne waren konzentriert. Augen, Ohren und ihre empfindliche Nase bildeten eine Einheit.

Die Kiste aus der das Trilithium stammte, roch zwar nach ungewaschenen Ferengi, aber sie hatte nichts vom herben männlichen Geruch eines Klingonen an sich. Allerdings roch sie natürlich auch nach allen möglichen Menschen. Juna, Pete und anderen. An den Geruch des Kochs konnte sie sich nur mehr schwach erinnern und wenn er die Kiste berührt hatte, dann war sein Geruch bereits zu schwach um ihn noch feststellen zu können und sein Inhalt zu lange hier.

Sie erinnerte sich mit einem Mal an den Koch und die Worte, die sie mit ihm gewechselt hatte, zugleich drängte sich ihr Wortwechsel mit Juna und ihre Berührung auf ebenso wie Jacques Entgleisung und das Gefühl von Blut auf Gesicht und Lippen. Blut das sie noch immer nicht völlig entfernt hatte. Blut.

Für einen Moment schloß Silvana die Augen. Worte, Gerüche und Geschehen. Gegenwart und Vergangenheit. Alles wirbelte wie ein roter Strudel vor ihrem geistigen Auge ohne Sinn und Zweck. Ihr Herz begann zu jagen. Sie hatte zwar hervorragende Raubtiersinne, doch es fiel ihr seit einigen Wochen zunehmend schwerer die Masse an Eindrücken zu bewältigen.

Jedes Raubtier hatte seine Stärke. Sie hatte sie alle.

Ihre Kehle fühlte sich rauh und trocken an. Der Frachtraum erschien ihr mit einem Mal klein und die vielen Menschen in ihm ließen ihr keine Luft zu atmen. Gehetzt blickte sie sich um. Das Gelb ihrer Augen leuchtete agressiv.

Ohne ein Wort zu verlieren, stürzte sie aus dem Frachtraum.

Erstaunt schaute Kwhiro ihr hinterher. Diese Frau war schon immer rätselhaft, aber sowas war auch für sie ungewöhnlich. In seinem Hinterkopf arbeitete es. Die Suche in seinen Tasche war zwar erfolglos gewesen, aber Juna hatte sich ohne erkennbare Bewegungen neben ihm platziert und das Verlangen war dem Nachdenken gewichen. Irgendetwas an Zesiros kurzer Erklärung hatte eine Querverbindung geöffnet die er die ganze Zeit über in der Messe zu finden versuchet hatte.

'Klingonisch'... das war das entscheidende Wort. Der Chip in dem Messer war von klingonischer Bauart. Also nahm der Ingenieur das Messer aus dem Ausschnitt seiner Sklavin: "ich glaube ich sollte es doch besser selbst einstecken. Er kniete sich hinunter um den Behälter genauer zu untersuchen. Übergroße Vorsicht war wohl nicht notwendig, denn der Behälter sah eher danach aus daß er den Inhalt (wenn es denn wirklich Trilithium war, und das hoffte er) sicher bewahren sollte und nicht nach einer Bombe.

Neben dem eigentlichen Behälter und dem kompliziert aussehenden Aufsatz auf dessen Display immer noch das selbe Wort prangte gab es nichts zu sehen. In diesem Frachtraum würde sich das Geheimnis sicher nicht lüften, zumal es hier keinerlei Diagnosesysteme zur Untersuchung gab. Trilithium wäre für seine Ausrüstung im kombinierten Maschinenraum kein Problem, aber vielleicht wäre etwas Hilfe von Seiten des Wissenschaftlers angemessen wenn etwas anderes im Behälter sein sollte.

Nach kurzem Überlegen verwarf der El-Aurianer aber den Gedanken, Juna zu bitten den neuen Wissenschaftler zu rufen, und entschloss sich, den Behälter in den Maschinenraum mitzunehmen und zu untersuchen. Er hob ihn hoch und drückte ihn an die Brust, da der Druckbehälter einige Kilos wog.

Sobald der Aufsatz des Beältern in der Nähe der Brusttasche war, in die Kwhiro das Messer gesteckt hatte, veränderte sich die Anzeige und eine kleine Klappe öffnete sich, die eine unregelmäßige Öffnung zu Tage brachte, gefolgt von einem kurzen Piepton. Auf dem Display erschien nun ein Text auf klingonisch. Der El-Aurianer kramte in seinem Gedächtnis. Sein über die Jahre aufgeschnapptes Klingonisch war nicht sehr gut, aber er identifizierte den Text als: 'Schlüssel'

Der Ingenieur schaute sich um und bemerkte daß sich die allgemeine Aufmerksamkeit im Frachtraum stärker als sowieso schon vorher auf ihn und den Behälter konzentrierte. Formulierungen wie 'Keine Panik, ich hab alles im Griff!' gingen Kwhiro durch den Kopf, das was er sagen konnte war aber nur: "Öhm..."

--- Frachtraum, ein Stück abseits

"Das Rasiermesser war der Schlüssel", sagte Collins leise und durchbrach das angespannte Schweigen. Nur beiläufig hatte er gesehen, wie der Ingenieur Juna in den Ausschnitt griff, um etwas gelbfunkendes Bekanntes herauszuziehen. Die Tatsache, das der Mann der Frau so einfach in den Ausschnitt griff, war schon Aufmerksamkeit erregend genug.

Eigentlich wollte er Zesiro die Sache mit dem Messergriff grade erklären, als zunächst Silvana ziemlich angespannt den Frachtraum verlassen hatte und dann der Ingenieur irgendwas an dem Druckbehälter aktivierte. Die Sache mit dem Klingonen, den er auf Profitbrunnen in Jenseits befördert hatte, schien damit eigentlich nichts zu tun zu haben. Eigentlich.

Die Dinge überschlugen nun sich ein wenig. Silvanas Gesichtsausdruck bei ihrem Abgang gefiel Jack überhaupt nicht. Es beunruhigte ihm mächtig. Er fragte sich für einen Moment, was zur Zeit gefährlicher für das Schiff war, Silvana, oder das Trilithium.

"Ich habe vorhin ein altes Rasiermesser in der Kabine gefunden. Im Griff ist ein Isolinearer Chip eingebaut. Ich habe ihn Kwhiro gegeben, um herauszufinden, was drauf ist. Wie es aussieht, wissen wir nun, wozu er dient. Zumindest zum Teil", sagte er schnell zu Zesiro.

Etwas leiser, so das nur die Captaine ihn hören konnte fuhr er fort: "Was ist mit Silva? Da stimmt was nicht! So benimmt sich ein Tier, das in die Enge getrieben wurde. Und wenn solche Tiere in die Enge getrieben werden, möchte ich nicht wissen, was die anrichten können!

Ich werde Jacques auf das Quartier ansetzen, damit er mal sieht, das es auch noch was anderes gibt als die Küche. Bei dem Trilithium kann ich eh nicht helfen. Ich werde mal versuchen Silvana zu finden. Ihr verhalten gefällt mir nicht, du kennst sie auch schon etwas länger, so verhält sie sich nur, wenn sie auf 'Jagt' geht, oder hat sich da was geändert? Würde mich wundern."

Der Terraner kramte sein Kommunikator aus der Tasche. "Collins an Jacques. Hör zu, wir brauchen mal nicht deine Qualitäten als Koch. . .die ich zu gegebener Zeit noch mal testen werde", er sah zu Hawkeye, der genüsslich Jacks Steak verspeiste und lächelnd den Daumen hob, um zu zeigen, das es ihm schmeckte.

"Deck 2, Quartier 18. Außer dem Rucksack auf dem Bett, alles mal auf dem Kopf stellen. Wir suchen Sprengstoff, Waffen irgendwelche Speichermedien oder andere Hinweise auf Verbindungen mit der Föderation oder den Klingonen. Ach ja, das Steak scheint gut zu schmecken! Ich komme später vorbei, Collins Ende."

Der Kommunikator verschwand in die Tasche des Psychologen. Er sah zunächst zu dem Ingenieur und dann zu Zesiro. "Ich denke, Kwhiro und Gianna werden das hinbekommen. Ich würde gerne sehen, was mit Silvana ist. Ach so, klingonische Mafia, hier arbeitet zumindest ein Klingone an Bord, den ich an der Schleuse gesehen habe, wir sollten ihm ein paar Fragen stellen. Die Clans halten immer Verbindung miteinander, vielleicht weiß er was."

--- Frachtraum

Begeistert aß Hawkeye sein Steak. Es schmeckte ausgezeichnet und der Arzt nahm sich vor den eigenwilligen Quirl dafür zu loben. Auf seine schrullige Art und Weise war er doch recht unterhaltsam und kochen konnte er wirklich.

Das Essen hob seine Laune derart, dass es Ben schon fast unheimlich wurde. Wenn er nicht aufpasste fing er noch an Jacques zu mögen. Wo sollte das hinführen? Nicht das er nachher noch mit dem Bordcomputer flirtete, oder eine Beziehung mit einer Steuerkonsole einging...

Hawkeye schüttelte diese Gedanken ab und schnitt eifrig durch das Steak. 'Jack verpasst wirklich was...', ging es durch seinen Kopf während er die Geschehnisse rundherum im Blick hatte. Was jetzt fehlte war eigentlich nur ein guter Whisky.

Beim Thema Whisky kam ihm in den Sinn, warum er eigentlich hierher mitgekommen war und seine Augen wanderten zu der Wissenschaftlerin.

Gianna hielt sich erstaunlich gut auf den Beinen, obwohl er bei der herausstürmenden Silvana fast die Befürchtung hatte, die kleine Italienerin würde vom Luftzug umgeweht.

Da das aber nicht der Fall war, wurde seine Aufmerksamkeit auf die Geschehnisse rund um den Dunkelhäutigen gelenkt. Seine Betriebsamkeit zeugte von Übung, seine Eloquenz eher weniger. Daher beschloss Ben lieber noch einmal mit seinen Augen zu untersuchen, ob die Orionerin noch mehr in ihrer dürftigen Kleidung versteckt hielt.

--- Frachtraum, ein Stück abseits

Zesiro nickte. "Gute Idee. Auch wenn ich bezweifle, dass Kogh uns viel sagen kann. Er ist ein eher simples Gemüt." Sie grinste kurz. "Ich red mal mit ihm."

Einen Moment lang sah sie nachdenklich in Richtung Tür, die sich schon vor geraumer Zeit hinter Silva geschlossen hatte. Sie war davon ausgegangen, ihre Freundin hätte einfach schlechte Laune. Oder ärgere sich, weil sie den Psychologen noch nicht für sich allein hatte.

Zu ihrer eigenen Überraschung sträubte sich etwas in ihr dagegen, wenn Jack von Silvana sprach wie von einem "Tier", das auf die "Jagd" ging. Silvana sprach von sich zwar auch so, aber egal, was für Gene sie hatte, für Zesiro war ihre Freundin ein Mensch, und damit basta.

Tsk. Offenbar hatte sie zu lange studiert.

Aber trotzdem -

Sie schüttelte den Gedanken ab. Für philosophische Probleme hatte sie später noch Zeit. Jedenfalls war Silva wichtiger als Martinez, und wenn sie schon einen Psychologen an Bord hatte, dann konnte sie ihn auch einsetzen. Immerhin war Jack ja offenbar ein besserer Psychologe als sie, sonst wäre ihr auch etwas aufgefallen. Aber ihr Psychologiestudium lag nun mal schon verdammt lange zurück, und praktiziert hatte sie auch nie. Wenn man von angewandter Psychologie beim Pokern absah.

"Also gut, sprich mit Silvana. Frohes Therapieren", verabschiedete sie sich von Jack.

Dann sah sie sich kurz im Raum um, ließ sich die Geschehnisse noch mal durch den Kopf gehen und bemerkte schließlich Hawkeye, der ein paar Meter entfernt stand und ein Steak aß. Trotz allem musste sie bei dem Anblick fast lachen. Vielleicht taugte Jacques ja doch was.

Der Psychologe ging langsam zum Ausgang, nickte Zesiro und Hawkeye nochmal zu und begab sich auf die Suche nach Silvana.

--- Frachtraum

Auf dem Weg zur Tür hielt Zesiro bei dem Arzt inne.

"He, Doc, du siehst aus, als hättest du gerade nichts zu tun. Komm mal mit. Wir müssen uns mit einem Klingonen unterhalten."

--- Küche

Der ehemalige Spitzenkoch hatte in seinem Schmerz nicht alles mitbekommen, was Collins ihm mitgeteilt hatte. Aber hatte immerhin so viel verstanden, dass er als Koch nicht mehr benötigt wurde.

'Egal, ich werde sowieso nie wieder einen Kochlöffel anrühren!', dachte er bei sich. Nie wieder würde sich ein solches Desaster wiederholen. Jacques, den Koch gab es nicht mehr.

Nun sollte er also stattdessen ein Quartier aufräumen. Na, war auch gleichgültig. Er stand vor dem Scherbenhaufen dessen, was einst sein Leben gewesen war.

Seine Beine wollten den Dienst versagen, als er langsam aufstand. 'Warum sollten ausgerechnet die Beine nicht versagen, sonst versage ich ja auch auf ganzer Linie", dachte er bei sich. Mit hängenden Schultern verließ er die Küche.

--- Gänge

Mit starrer Mine und gleichsam in Zeitlupe, ohne erkennbare Mimik, begab er sich teilnahmslos auf den Weg durch das Schiff. Der neue Putzjunge war unterwegs. Falls er überhaupt dazu in der Lage war, ein Putzjunge zu sein. Das er über die Fähigkeiten verfügte, das Quartier aufzuräumen, diesen Beweis musste er ja erst einmal erbringen.

Wie er von Deck 4 auf Deck 2 gelangt war, vermochte er rückwirkend nicht mehr zu sagen. Er funktionierte mehr als dass er agierte.

Schließlich kam der Eingang von Quartier 18 in sein Blickfeld.

--- Deck 3, Holosuite

Erst nachdem Silvana den Computer angewiesen hatte die Holosuite und das laufende Programm gegen jegliche Zugriffe von außen abzusichern, lud sie ihr spezielles Programm, welches sie bisher geschickt vor Classics Augen im System verborgen hatte indem es nicht versteckt war. Stattdessen änderten sich Ort und Geschehen nach etwa einer Stunde Ablauf. Eine Stunde blutrünstige Massaker, die sich niemand mit klarem Verstand antun würde und selbst hartgesottenen Typen Alpträume bescherten. Der Verkäufer hatte gewußt was er tat, als er es gerade hier versteckte.

Während es in ihrem Schädel dröhnte, wartete die katzenhafte Frau auf den eigentlichen Beginn der Simulation, die sie das Latinum eines halben Jahres gekostet hatte. Kurz darauf startete das Programm wie befohlen  am eigentlichen Anfang.

Ein fast leerer Raum kalt und dunkel in der eine Art Stuhl stand der mit allen erdenklichen elektronischen Finessen ausgestattet war und augenscheinlich in einem Projektor endete, der auf das Gesicht des Stuhlbenutzers gerichtet war. Silvana glitt nicht das erste Mal auf den Stuhl nachdem sie sich vergewissert hatte, daß die Sicherheitsprotokolle ausgeschaltet waren, der Kommunikator deaktiviert war und der Computer den virtuellen Ersatz des "Bitte nicht stören"-Schildes vor die Holotür gehängt hatte. Die Elektronik des Stuhls nahm ihren Dienst auf, kaum daß die Kontakte ihre Stirn berührten und den Verbindung herstellten.

"Du verdammtes Drecksding, zeig mir endlich die Ursache für das Dröhnen." Sie biß sich in die Lippen bis sie Blut schmeckte und merkte es nicht einmal. Konzentriert folgte sie dem Ablauf der Bilder, welche der Stuhl aus ihrem Gedächtnis direkt auf ihre Netzhaut projizierte. Lose Fetzen ihres Lebens. Blut, Gewalt, Schmerz.

Ihr Körper bebte vor Anstrengung und auf ihrer Stirn bildete sich ein dünner Schweißfilm, während ihr Geist dem Strudel seinen Willen aufzwang. Eisern und kontinuierlich. 'Langsamer. Langsamer...'

Ihr Herz jagte und erreichte einen kritischen Punkt an dem jedes Sicherheitsprotokoll abgebrochen hätte. Doch sie jagte darüber hinaus. Sie war sich der Gefahr in der sie schwebte durchaus bewußt und auch warum das Programm verboten war, doch sie kannte nur zwei Möglichkeiten. Zu gewinnen oder beim Versuch zu krepieren.

Schließlich schaffte sie es und ihre raubtierhaften Sinne konnten dem Schauspiel gefangen in dem Strudeln in ihrem Kopf folgen, indem sie durch ihre eigenen Augen blickte und die Erinnerung neu aufleben ließ. Längst Vergangenes zurück holte. Nur langsam beruhigte sich ihr Herz. Der Geruch nach Schweiß breitete sich aus, doch sie nahm ihn nicht mehr wahr, denn sie war ganz weit weg in Zeit und Raum.

Auf Fintra 3.

--- Frachtraum

So langsam stieg Ärger in der Italienerin hoch. Da saß sie gemütlich, in ausgesprochen guter und anregender Gesellschaft und trank einen Caffè und die Captain holte sie da einfach heraus.

Gut, sie nahm an, dass das ihr Recht war, immerhin war sie der Captain. Aber jetzt reichte es ihr.

Sie hinkte die wenigen Schritte zu Zesiro hin und baute sich vor ihr auf. "Captain, ich höre hier immer von Trilithium, Klingonen und ähnlichen netten, kriegerischen Dingen. Wieso brauchen Sie eigentlich einen Wissenschaftler?", entrüstet stemmte sie ihre Fäuste in die Seiten und stierte Zesiro entgegegen.

Zesiro hob die Augenbrauen. "Um mir zu sagen, ob da auch Trilithium drin ist", erwiderte sie unbeeindruckt. "Es muss ja nicht notgedrungen drin sein, was drauf steht. Vielleicht könnte mir das Zorg auch sagen, aber ich bezahle keine Wissenschaftlerin, damit der Ingenieur ihr die Arbeit abnimmt.

Und wenn du schon dabei bist, versuch rauszufinden, wo das Zeug herkommt. Scans. DNA-Abdrücke. Was ihr Wissenschaftler halt so untersucht. Du hast mein vollstes Vertrauen", fügte sie lakonisch hinzu. Sie machte eine vage Geste, die andeutete, dass ihr völlig egal war, was genau Gianna unternahm, Hauptsache sie hatte bald ein beeindruckend aussehendes Gerät in der Hand. Möglichst eines, das piepte und blinkte und den Captain dieses Schiffs höllisch beeindruckte.

"Und es heißt 'du'", fügte sie nach einem Moment als Nachgedanken hinzu. "'Captain' und 'du'.

Noch Fragen?"

Ihre Augenbrauen wanderten wieder aufwärts, diesmal mit einem fragenden Ausdruck. Was war in diese Frau gefahren? Im einen Moment versteckte sie sich wie ein stilles Mäuschen in ihrem Labor, im nächsten verwandelte sie sich in ein Energiebündel.

Sie schätzte, der Umschwung barg Vorteile in sich. Auch wenn ihr gerade keine einfielen.

Kwhiro hatte die Szenen um sich herum diesmal aufmerksam beobachtet. Es erleichterte ihn, daß der Behälter entweder gar nicht oder nur noch am Rande für die weiteren Personen hier interessant war... wenn sie überhaupt lange genug geblieben waren, um einen Rückschluss zu erlauben. Vor allem Zesiros letzte Unterhaltung war sehr aufschlussreich.

Das war also die neue Wissenschaftlerin. Ein recht unscheinbares Äußeres in Verbindung mit einem Verhalten daß aller Erfahrung nach auf Alkohol oder ähnliche Stoffe zurückzuführen war. Der El-Aurianer freute sich im Stillen, war doch eine Wissenschaftlerin, die an ihrem ersten Tag zumindest angetrunken Zesiro anschnauzte, bestimmt eine gute Verbündete was das Besorgen stärkerer Sachen anging.

"Wenn das die Wissenschaftlerin ist, wird sie sicher mit diesem Ding nützlich sein", sagte Kwhiro leise zu Juna und deutete dabei abwechselnd mit dem Kopf auf Gianna und den Behälter. "Erkundige dich und bring sie mit zum Maschinendeck. Sie soll mitbringen was sie braucht, auf jeden Fall aber einen Quarantänefeldgenerator. Es wäre gut wenn sie klar denken könnte... einigermaßen. Sei erstmal nett zu ihr."

Mit diesen Worten verlies der Ingenieur den Frachtraum, den Behälter im Arm. Er wollte auf jeden Fall das Messer ausprobieren, solange er noch alleine war. In seinem Hinterkopf machten sich bereits viele Ideen breit was er mit Trilithium anfangen könnte.

--- Deck 2, Quartier 18

Das Quartier war recht unaufgeräumt. Das Bett sah eigentlich ordentlich aus, aber ein Rucksack und ein gebrauchtes T-Shirt lagen dort drauf.

Dunkel glaubte er, sich daran zu erinnern, den Rucksack nicht anfassen zu sollen.

Er öffnete den Kleiderschrank - und stutzte. Im Schrank selber hing definitiv eine andere Kleidergröße als diejenige, die das T-Shirt und die Jacke auf dem Bett hatten.

Aber das war nur die eine Merkwürdigkeit. Hier... schien ein Koch zu wohnen! Zwei Garnituren Koch-Berufskleidung hingen hier ordentlich im Schrank.

Jetzt wurden Jacques die Zusammenhänge klar. Hier musste das Quartier seines Vorgängers gewesen sein, und der Franzose sollte nun klar Schiff machen für den Nachmieter. Collins hatte ihn angefunkt, und die Sachen auf dem Bett sprachen von Stil und Größe her ebenfalls für Collins. Somit war klar, wer der Nachmieter sein würde.

Jacques seufzte und begang, den Kleiderschrank leerzuräumen.

Und hielt bald mit gerunzelter Stirn inne. Die Hose... Irgend etwas stimmte mit ihr nicht! Bald wurde Jacques auch klar, was. Kochhosen bestanden üblicherweise aus Stoff, der ein Muster aus kleinen grauen, schwarzen und weißen Quadraten aufwies.

Das Muster der einen Hose war auch regulär. Dass Muster war regelmäßig und wiederkehrend.

Aber die andere Hose... So eine Kochhose hat Jacques noch nie gesehen! Die Anordnung der Quadrate war völlig willkürlich! Das konnte kein Webfehler sein, dass musste mit Absicht gemacht worden sein!

Aber warum um alles in der Welt sollte jemand ein skandalös unregelmäßiges Muster auf seiner Hose haben wollen?

Unten im Schrank befanden sich zwei Koffer.

Prima, so konnte Jacques zumindest den Krempel irgendwo hinräumen. Später würde er alles entsorgen.

Der etwas größere Koffer war ein schmuckes Modell aus Duranium. Mattglänzend machte der silberfarbene Hartschalenkoffer einen sehr zuverlässigen Eindruck.

Jacques räumte die Tasche auf dem Bett beiseite und legte den Koffer auf den frei gewordenen Platz. Der Koffer war links und rechts mit zwei Riegeln gesichert.

Jacques legte beide Hände an die Riegel und ließ die Schlösser aufschnappen.

Mehr bekam er nicht mehr mit. Ein gleißendblendender Plasmastrahl schoss aus dem Koffer und prallte zentral auf Jacques Brustkorb. Das Ergebnis war eine Feuerkugel, die sich als Explosion in alle Richtungen hinaus ausbreitete und als Druckwelle den Franzosen voll erfasste.

Der Android wurde zwei Meter weit nach hinten geschleudert unnd prallte gegen die Quartierwand. Ein lautes metallisches Dröhnen war zu hören, als sich der Androidenkörper tief in die Wand bohrte und dort eine Stanzung in eindeutig menschlicher Form hinterließ.

In dieser Mulde stand der regungslose Android keine 10 Sekunden, dann begann der steife Körper, sich erst langsam, dann immer schneller zu neigen, und die starre Staue, die einst Jacques, der Koch, gewesen war, fiel aus der sich in 50cm Höhe befindenden Mulde hinaus und prallte auf den Boden.

Dort drehte sich der Körper im ausrollen auf den Rücken und blieb unbeweglich dort liegen. Über den Körper huschten kleine, blaue Blitze hinweg.

--- Frachtraum

Hawkeye räusperte sich vernehmlich, um die Aufmerksamkeit des Captains auf sich zu ziehen. "Ich glaube Gianna, weiß nun Bescheid, nicht wahr?", fuhr er der kleinen Italienerin über den Mund, bevor sie noch irgend etwas Dummes sagen konnte. Das und ein kurzer eindrlinglicher Blick ließ sie ihren Mund wieder schließen. Elegant legte er sein Besteck wieder auf den Teller, bevor er diesen aufnahm.

Mit einem kratziges Lächeln wandte er sich wieder an Zesiro, um auf ihre Frage zu antworten, "Eigentlich sind Klingonen nicht gerade meine Lieblingstischgenossen, aber warum nicht."

"Keine weiteren Fragen", leise, aber nicht so leise, dass Zesiro ihren Kommentar nicht gehört hätte, wandte sich Gianna in Richtung der Türe. Ihre Gedanken sortierten sich langsam, immer noch ein wenig von der Mischung Acala und Alkohol irritiert.

Der Captain wollte eine Analyse des Behälters, von innen wie von aussen. Der Behälter war mit dem Mann, der anscheinend der Ingenieur des Schiffes war, verschwunden. Also musste sie hinterher.

Vermutlich war er in den Maschinenraum gegangen. Der Computer würde ihr da Aufschluss geben können. Vorher jedoch mußte sie in ihrem Labor vorbei und ein paar Geräte einsammeln...

"Ach, Kogh ist harmlos", erwiderte Zesiro derweil automatisch. Dann fiel ihr ein, dass sie das auch mal von Martinez gedacht hatte, und ihr Blick verdüsterte sich. "Glaube ich zumindest."

Interessiert hatte sie den wortlosen Austausch zwischen Hawkeye und Gianna verfolgt. Jetzt sah sie der Wissenschaftlerin nach, wie sie den Frachtraum verließ. Zum ersten Mal wurde ihr bewusst, wie schlagartig sich die Zusammensetzung der Crew innerhalb der letzten Tage verändert hatte - zum Guten hin, hoffte sie. Der erste Verräter war ja schon über Bord.

Mit einer innerlichen Grimasse schüttelte sie das Thema ab. "Er ist in seinem Quartier", fügte sie noch hinzu, denn Kogh verzog sich kurz nach Abflug immer in sein Quartier, und setzte sich in Bewegung.

Interessiert hatte Juna beobachtet wie sich 'wie hatte dieser herunter gekommene Kerl die Frau gerade genannt ...' Gianna von ihrem ehemaligen Tischgenossen über den Mund fahren ließ. Zur Enttäuschung der grünhäutigen Frau war von ihrer eben noch erlebten Streitlustigkeit nichts mehr zu hören.

Auf dem Weg zur Tür holte die Orionerin sie noch ein und stellte sich ihr in den Weg. "Hallo, meine Liebe. Ich glaube wir wurden uns noch nicht vorgestellt. Wie ich hörte bist du jetzt für den Wissenschafts-Kram hier an Bord zuständig. Gianna, richtig? Ich bin Juna, und dies hier ist mein Reich". Mit einer großzügigen Geste schloss sie den ganzen Raum ein und lauerte dabei auf die Reaktion ihres Gegenübers.

Die Sklavin musterte die Wissenschaftlerin noch einmal ausführlich aus der Nähe. Sie schien rein von ihren körperlichen Fähigkeiten wohl keine Gefahr darzustellen. Ebenso wäre sie vermutlich für Jemanden, der die Jagd liebte, eine zu leichte Beute. Mit der Behinderung an ihrem Bein war an eine schnelle Flucht wohl kaum zu denken.

"Übrigens, der Ingenieur erwartet dich im Maschinenraum, Deck 2. Er benötigt noch ein Quarantänefeldgenerator. So was hast du doch sicher in deinem Labor?"

Widerwillig musterte die Italienerin die freizügig bekleidete Frau, die vor ihr stand. Was dachte sie sich eigentlich, wie sie herumlief? Sie sah bei weitem nicht aus wie eine anständige Frau auszusehen hatte. Von der anderen Kategorie hatte sich Gianna wohlweislich immer fern gehalten. Und nun war sie gezwungen, mit ihr zusammen zu arbeiten?

"Das weiß ich nicht, Juna", antwortete sie der grünhäutigen Frau, obwohl sie sie am liebsten einfach stehen gelassen hätte. "Ich bin auch erst seit gestern an Bord und kenne noch nicht alle Gerätschaften aus meinem Labor...", sie hinkte ein paar Schritte weiter, besann sich dann aber eines besseren und drehte sich noch einmal zu der Orionerin um.

"Aber ich werde nachsehen und dann in den Maschinenraum gehen...", ohne weiteren Kommentar verließ die Südländerin den Frachtraum und lenkte ihren Schritt in Richtung des Labors.

Wütend und mit geballten Fäusten starrte die grünhäutige Frau der Wissenschaftlerin nach. Sie hätte sie am liebsten gegen eine Wand "stolpern" lassen. Es war einfach eine Unverschämtheit wie diese Person Juna einfach stehen gelassen hatte. Das würde sie sich merken.

Aber sie hatte einen Auftrag von ihren Herrn erhalten, und nur weil diese Terranerin mehr als unkooperativ war, würde sie sich nicht davon abhalten lassen, ihn zu erfüllen; wenn auch wohl nicht ganz so, wie sich Kwhiro wohl ursprünglich gedacht hatte.

Nun, manchmal war es ganz nützlich, wenn man nicht wahrgenommen wurde. Besonders wenn man sich unbemerkt Informationen beschaffen wollte. Die Orionerin beschloss für sich diese Situation für ein kleines Training zu benutzen.

--- Deck 3, Holosuite

Während Silvanas Körper angespannt und unansprechbar auf dem Stuhl ruhte, wo ihre Netzhäute mit Bildern aus ihrem Geist gefüttert wurden, befand sie sich auf einer Reise in das Innere ihres Kopfes.

Sie sah viele Menschen und andere Rassen geschäftig herumeilen und mit einem butterweichen Ton in der Stimme ihre Waren auf einem Basar anbieten. Mindestens die Hälfte davon war illegal hier und sollte nur der geringste Hauch von Föderation in der Luft liegen, würden sie wieder in ihren Löcher verschwinden wo sie herkamen. Fintra 3 war der Umschlagplatz für so ziemlich jede Art von Ware und der Föderation schon lange ein Dorn im Auge.

Silvana hatte keine Zeit sich umzusehen, stattdessen sah sie mit an, wie sie mit einem Knurren ein Angebot ausschlug und beim erschrockenen Zurückweichen des Händlers an ihm vorbei eilte. Zesiro hatte ihr einen Auftrag erteilt, den es schnell zu erledigen galt. Bevor sich die Nachricht ihrer Anwesenheit verbreitete, mußten sie bereits verschwunden sein und ihre Spur verwischt haben.

Der strenge Geruch nach allen möglichen Ausdünstungen, verderblichen Waren und organischem Abfall verursachte ihr Übelkeit. Kurz war sie zwischen den Ständen des Marktes verschwunden und war nun nachdem sie sich vergewissert hatte, daß ihr niemand folgte auf direktem Weg zum Treffpunkt.

Lautlos bewegte sie sich fort und war völlig perplex, als sich eine Gestalt aus den Schatten schälte und sie blitzschnell am Handgelenk packte. Zu überrascht zu reagieren, starrte sie ihren Widersacher nur in die Augen. Smaragdgrünen Augen, die ihren Blick erwiderten und sie fesselten. Sie sah nur diese grünen Augen, als es passierte.

Eine Woge aus Gedanken oder medialer Kraft traf ihr Gehirn und ließ sie schmerzverzerrt zurücktaumeln. Nur die Hand ihrer Gegenübers brachte sie zum Stehen. Ihr Kopf schien zu explodieren. Ihre Augen waren offen, doch sie sah nichts, weil ihre Pupillen nach oben gerichtet waren und nur das Weiß zu sehen war, während ihre Lider flackerten.

Ihre Knie gaben nach und sie sank zusammen.

--- Maschinenraum

Aufgeregt stellte Kwhiro den Behälter ab und zog das Messer aus der Brusttasche. Collins, der Psychiater, lag völlig richtig, die Öffnung entsprach komplett der unsymmetrischen Form des Messers. Behutsam, aber mit nicht wenig Spannung schob er langsam das Griffende, das den Chip enthielt, in die Öffnung. Scharf atmete er ein, als der Griff den Anschlag erreichte und atmete genauso scharf wieder aus, als erstmal nichts passierte.

Doch wenige Sekunden später erschien ein veränderter Text auf dem Display. Der 'Schlüssel' wurde erkannt, nun wurde ein Code abgefragt. 'Treffer' dachte sich der El-Aurianer und zog das Messer wieder haraus, um mehr über den verlangten Code herauszufinden. Das funktionierte zwar ohne Widerstand, veränderte aber wieder die Anzeige. Eine Meldung über einen Fehlversuch erschien und ein kurzer Countdown.

Der Countdown war kurz genug um realisiert zu werden und einen aufklappenden Kiefer hervorzurufen, aber keine weitere Reaktion zuzulassn. Es folgte ein kurzes Summen und danach eine kleine, kaum hörbare Explosion aus der groben Richtung, in der sich die Tarnvorrichtung befand. Die klingonische Variante von '1. falsche eingabe -> 1. Warnschuss' war nun auf dem Display lesbar.

Wut kam in dem Ingenieur auf... jemand hatte seinen Maschinenraum kaputt gemacht. Gedanken wie das möglich war kamen erstmal gar nicht auf, als er sich auf den Weg machte, den Schaden zu inspizieren. Es war kein Alarm losgegangen und die Tür zum Raum der Tarnvorrichtung war offen. Also konnte es keinen Hüllenbruch oder etwas ähnlich schweres sein, was passiert war.

Trotzdem... dafür würde jemand büßen...

--- Deck 5, Gänge

Gemächlich schritt der Terraner durch den Gang und ließ sich die Sache noch einmal durch den Kopf gehen. Ein Koch, der für die Föderation arbeitete und gleichzeitig für eine klingonische Mafia Organisation. Alles wirkte ziemlich verworren. Das Zeichen auf dem Anstecker, den Zesiro ihm gezeigt hatte, kam ihm auch irgendwie bekannt vor. Von der Organisation selber hatte er noch nichts gehört.

Und was zum Henker sollte das Trilithium? Schmuggel? Wenn aber keiner wusste, wie es an Bord kam? Nein, einer hier musste es wissen. Einer der dafür Sorgen musste, das das Zeug zu seinem rechtmäßigem Empfänger kam. Jemand auf diesem Schiff spielte ein mieses kleines Spiel. Aber Collins brauchte mehr Informationen. Zunächst musste er aber Silva finden.

--- Deck 5, vor dem Schiffsgefängnis

Er griff in seine Tasche und wollte seinen Kommunikator herausholen, als er an einer Tür vorbeikam. Frei übersetzt stand an der Tür 'Kerker'. Jemand hatte mit einem Stift 'Folterkammer' in Standard daruntergeschrieben. Jack schob seinen Kommunikator zurück und öffnete vorsichtig die Tür.

--- Holosuite

Silvana atmete schwer auf dem Stuhl, als sie diese Szene noch einmal durchleben mußte und keine Möglichkeit hatte in den Verlauf der Vergangenheit einzugreifen. Es war nur ein Schatten dessen was bereits geschehen war und sie nur auf der Suche nach Antworten für das was nach diesem Vorfall immer stärker ihre Gedanken überschattete und mit einer Schwemme an Informationen ihre Handlungen nachhaltig störte.

Sie mußte etwas übersehen habe. Eine Kleinigkeit. Eine Geste. Ein Wort. Einen Hinweis. Warum sie? Warum an diesem Ort? Ein Zufall? Sie glaubte nicht an Zufälle.

Und dann geschah es.

Hatte sie bisher die Erinnerung an dieser Stelle immer erfolglos abgebrochen um nicht geschlagene zehn Minuten damit zu verbringen in den dunklen Abgrund ihres Kopfes zu starren, bis sie wieder zur Besinnung kam und sich allein am Boden fand, tat sie diesmal gar nichts. Das Programm lief weiter, während ihre Gedanken etwas zu entdecken versuchten, daß ihr bisher immer entgangen war.

Plötzlich waren sie da. Worte schälten sich aus dem Nichts. Klar und deutlich.

"Tut mir leid, Kleine. Ich weiß, du bist nicht der Wahrer, aber die Zeit drängt. Ich kann nicht länger warten. Sie sind mir auf den Fersen und dürfen sie nicht bei mir finden. Gleich wird es etwas unangenehm...."

Eine Woge des Schmerzen rollte über die katzenhafte Frau hinweg, daß sie in diesem Moment vergaß wer sie war und wo sie war. Sogar daß sie war. Sie bestand nur aus Schmerz.

Und vielleicht fühlte sie sich das erste Mal in ihrem Leben wirklich.

--- Deck 2, Quartier 18

?Schwerer Ausnahmefehler in &%$§@#§³ß*&%°!?&%$§

Systemüberlastung! Gefahr!

Systemneustart

Bitte warten

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JACQUES.EXE angehalten..........................................[OK]

Prozess JACQUES beenden.........................................[OK]

WARTE _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _

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?Lade JACQUES.EXE............................................[FAILED]

JACQUES.EXE weißt schwere Datenfehler auf......................[!!!]

Starte redundante Reparatur von JACQUES.EXE.....................[OK]

Durchsuchen der Identitätsdatenbank.............................[OK]

Zufallswahl neuer Identität.....................................[OK]

Lade SHERLOCK_HOLMES.EXE........................................[OK]

Abgleichen der externen Sensorikdaten mit SHERLOCK_HOLMES.EXE...[OK]

Systemzeit: 37 Minuten 17,82730152473129023723912309547212 Sekunden

START!

***

Holmes blies erleichtert Luft durch seine Backen.

Das war knapp gewesen.

Zum Glück hatte er schnell reagiert und konnte den Giftpfeilen, die die Schlösser des Koffers abgeschossen hatten, gerade noch ausweichen.

"Nun denn, es geht doch nichts über ein wachsames Gemüt!", dacht er bei sich.

Warum war er noch mal hier? Ah ja, jetzt erinnerte sich: Collins hatte einen Botenjungen in sein Lieblingslokal in der Carnegy Street geschickt, und ihm mitgeteilt, dass er nun die Adresse der Unterkunft des ermordeten Koches kenne: Decktwo Avenue Nr. 18. Und ob Londons Meisteretektiv ihm den Gefallen tun und die Wohnung doch mal untersuchen könne, insbesondere in Hinsicht auf Sprengstoff, Aufzeichungen, Waffen, oder Hinweise auf Deutsche oder Russen.

Holmes richtet sich auf, klopfte den Staub von seiner Kleidung und widmete sich nochmals dieser seltsamen Hose. Nun wurde es ihm klar. Die unregelmäßigen Karos mussten einen geheimen Code repräsentieren.

In das Muster der Hose war irgendeine geheime Information eingewebt.

Wo war Watson nur? Nie war er da, wenn man ihm brauchte.

Holmes nahm sich vor, die Hose mitzunehmen, zur späteren Analyse - den Code konnte er unmöglich hier vor Ort knacken.

Aber nun wollte er sich wieder dem Koffer zuwenden. Da musste ja etwas sehr interessantes drin sein, wenn sich jemand die Mühe machte, ihn durch Trickschlösser mit automatischen Giftpeilen zu sichern.

--- Gänge

"Wieviel hast du mitgehört?", fragte Zesiro den Arzt, als die Tür sich hinter ihnen schloss. Dann nickte sie in Richtung des Tellers. "Und wenn wir schon dabei sind - taugt der Koch was?"

"Dein sprechender Toaster macht die verdammt besten Omeletts, die ich seit Jahren gegessen habe. Zusammen mit Jacks Steak eine traumhafte Kombination!", begeisterte sich Ben mit halbvollen Mund, als er die letzten Bissen runterschluckte. Ein bisschen traurig blickte er auf den nun ratzeputz leeren Teller, den er nun zusammen mit dem Besteck locker in der Linken trug.

"Was dein Überraschungspaket angeht hab ich mitbekommen das es etwas nicht Nettes beinhaltet... mit Trilithium kann man verdammt viel Mist machen...", murmelte er mehr zu sich selbst als zu Zesiro, als Hawkeye Bilder von Elarge hochkamen.

Schnell schüttelte er diese Gedanken ab und fuhr fort, "Wenn ich richtig verstanden habe, ist das Präsent klingonischen Ursprungs und wir verhören den einzigen Klingonen, den wir zur Verfügung haben. Richtig?"

"Richtig", nickte Zesiro. Dann wurde ihr Ton geschäftig, während sie in knappen Worten für Hawkeye rezitierte, was sie schon Collins gesagt hatte. Derweil legten sie den Rest des Wegs zurück.

"Jeder, der nicht neu an Bord ist, ist verdächtig", schloss sie. Sie versuchte, nicht allzu offen mit den Zähnen zu knirschen, als sie es sagte, und sah beim fragenden Blick des Arzts starr geradeaus. Jeder an Bord verdächtig! In ihrer Crew!

"Außer Silvana", fügte sie als Nachgedanken hinzu. "Und Classic."

Das heiterte sie wieder auf. Wenigstens auf manche Leute konnte man sich noch verlassen.

--- Schiffsgefängnis

Jack trat ein und schloss die Tür hinter sich. Er sah sich um. Drei Zellen befanden zu seiner Rechten. Da zur Zeit noch niemand inhaftiert war, waren die Kraftfelder auch außer Betrieb. Es war schon ein Wunder, das überhaupt Kraftfelder hier ihren Dienst versahen und nicht die guten alten Gitterstäbe.

Gerade voraus stand eine Konsole. Von dort aus, vermutete Jack, wurden die Kraftfelder gesteuert und man hatte Zugang zum Schiffssystem. Links von ihm befand sich der Durchgang zu einem anderen Raum. Der Psychologe ging ein Stück näher und sah hindurch. In der Mitte des recht kleinen Raumes befand sich ein Stuhl. Er hatte Arm- und Beinfesseln. Es war wie ein Deja Vu für Collins und er erinnerte sich kurz an einen Einsatz auf der Ivory.

Er hob kurz die Augenbrauen und wandte sich ab. Solche Verhörräume flößten dem Terraner immer noch Respekt ein und er konnte sich denken, was für widerliches Werkzeug und zungenlösende Chemikalien in dem Wandschrank hinter dem Behandlungsstuhl lagerten.

Sein Blick richtete sich auf die Konsole gerade vor ihm. Daneben, an der Wand befand sich eine Replikatorkonsole. 'Der Fütterungsautomat', dachte er und seltsamerweise begann sogleich sein Magen zu knurren. "Hm", sagte er zu sich und aktivierte die Konsole. Ein Blick ins Menü der Konsole sagte ihm, das die guten, schmackhaften Sachen auf diesem Gerät gesperrt waren. Nur Gefängniskost halt.

"Kommt gar nicht in die Tüte!", grummelte der Psychologe und zog sein Tricorder aus der Tasche. Dabei viel der Kommunikator auch heraus. 'Ach ja, Silvana!', dachte er. "Collins an Silvana, wo steckst du?" Niemand antwortete. Er aktivierte nebenbei den Tricorder. Der Code für die Freigabe der Replikatorkonsole konnte so schwer nicht sein.

Eigentlich hätte er sich das Ding auch kurzfristig freischalten lassen können, aber erst wieder jemanden bemühen, dann jemanden finden, der das schnell mal macht. Nein, alle hatten den Kopf voll und. . . .ein kurzer Ton aus dem Tricorder unterbrach seine Gedanken. 'Und gelobt sei die Siganesentechnik!', beendete er seinen Gedankengang.

"Einen Kaffee, schön stark und nicht zu heiß. Dazu ein Käse -Schinkensandwich.", sagte Collins freundlich zu der Maschine. Er hatte kaum ausgesprochen, schon stand das Bestellte auf der Ausgabeplattform. Ohne Wenn und Aber und ohne Schnickschnack. "Gelobt sei auch die. . .", er blickte auf den Replikator. "Ah, Föderationstechnik! Alles hat auch seine guten Seiten.", sinnierte er und ging dann mit allen zu der Standkonsole.

"Wollen doch mal sehen", er aktivierte das Gerät und wie er es erwartet hatte, konnte er von hier auch auf das System zugreifen. "Computer! Wo befindet sich Silvana Farnside?" "Deck 3, Holosuite!", antwortete der sofort. Collins biss in das Sandwich und spülte einen Schluck Kaffee hinterher. Das tat gut und weckte ein paar neue Lebensgeister, 'Apropos Geister', dachte er.

Silvana war auf dem Holodeck und hatte möglicherweise ein mittelschweres Massaker in irgendeinem Holoprogramm am laufen. Das war immer noch besser, als jemanden von der Crew zu meucheln. Also nahm sich der Psychologe ein bisschen Zeit, um sich ein paar Personalakten anzusehen.

"Computer, suche nach Personalakten und zwar. . ." , der Computer unterbrach Collins. "Geben Sie Ihren Identifizierungscode ein." Auch das hatte er doch schon einmal erlebt! "Na klar! Ich bin Jack Collins, Schiffspsychologe!", antwortete er etwas harsch, in dem Wissen, das es eh nicht klappte! "Zugriff nicht gestattet!", antwortete die Computerstimme sanft.

"Diesmal, mein Freund, gebe ich nicht auf!", er fischte seinen Tricorder aus der Tasche und aktivierte ihn. "Wollen doch mal sehen, du kleines Miststück!", sagte Jack und fing an den Zugang zu Entschlüsseln.

--- Gänge

Als Gianna außer Sichtweite verschwunden war, streifte die Sklavin ihre Schuhe ab, nahm sie in eine Hand, und huschte lautlos, sich immer nahe an der Wand haltend, im Gang der Wissenschaftlerin hinterher. Zu ihrem Vorteil waren die Gänge recht spartanisch ausgeleuchtet, so dass sie auch mit nicht zu großen Abstand fast unsichtbar bleiben konnte. Obwohl sie auch nicht davon ausging, dass die Verfolgte sich umdrehen würde.

Ein weiterer Vorteil war, dass Juna wusste, wohin die andere Frau unterwegs war. Als diese im Turbolift verschwand, sprintete sie die zwei Decks über die Treppe hinauf und hörte kurz darauf den schleppenden unregelmäßigen Schritt Giannas auf sich zukommen. Flink verschwand die Orionerin in der Dunkelheit einer nahen Gangabzweigung und wartete, bis die Wissenschaftlerin an ihr vorbei war.

--- Labor

Giannas erster Blick wandte sich auf den Analysator, der inzwischen mit seiner Arbeit fertig war. Kein Wunder, immerhin hatte sie ja auch einige Zeit in der Messe zugebracht.

Die Buchstaben- und Zahlenkolonnen auf dem Bildschirm schienen sie magisch anzuziehen und sie wandte sich dem Gerät zu. Die ersten Ergebnisse waren wirklich faszinierend...

Ein paar Minuten später zuckte sie zusammen, als ihr plötzlich siedend heiß einfiel, dass sie ja einen Befehl bekommen hatte. Röte kroch ihr den Hals hoch und schlagartig entwickelte sie Hektik. Schranktüren wurden geöffnet und wieder zugeschlagen, bis sie endlich die benötigten Gerätschaften fand. Tatsächlich, ein Quarantänefeldgenerator war vorhanden, was Gianna, nachdem sie nun mehr von diesem seltsamen Schiff gesehen hatte, tatsächlich verblüffte. Sie stopfte das Gerät respektlos in eine Tasche, griff sich dann etwas, das aussah wie ein Tricorder, der schon bessere Zeiten gesehen hatte, und verließ eilig ihr Labor.

--- Maschinenraum

Kwhiro begutachtete den Schaden und schüttelte den Kopf. Eine kleine Wartungsklappe in der Energieversorgung der Tarnvorrichtung war aufgesprungen und kleine Rauchwölkchen kräuselten sich aus der Öffnung heraus. Es war ein Teil der Maschinerie, der schon längere Zeit nicht mehr in Betrieb war, seit der El-Aurianer ihn überbrückt hatte, beim Versuch, die Tarnvorrichtung dauerhaft funktionsfähig zu bekommen.

Wer auch immer die Sabotagevorrichtung hier platziert hatte, hatte das schon vor längerer Zeit getan, als der Teil noch relevant war...  oder er kannte sich nur theoretisch damit aus, von Originalplänen zum Beispiel. Konzentriert analysierte er die Daten, die der Tricorder lieferte. Es hatte tatsächlich eine Explosion gegeben. Und es war Trilithium beteiligt gewesen.

Nachdenklich kratzte er sich am Kopf. Eine Trilithiumexplosion hätte das ganze Schiff zerstören können... aber auf dem Display hatte was von einem 1. Fehlversuch gestanden. Es war also nicht geplant, das Schiff mit dieser Explosion zu zerstören, sondern lediglich zu enttarnen, oder jemand von einer unbefugten Öffnung abzuhalten. Aber das war ihm im Moment egal, sein Ehrgeiz war angestachelt.

Es musste eine Trilithiumladung im Milligrammbereich gewesen sein und sowas ließ sich überall verstecken, etwas, aber nicht sehr viel schwieriger war es beim Zünder, der von dem Behälter aktiviert werden musste. Der Ingenieur scannte probeweise nach einer auffälligen Signatur, die der Tricorder angezeigt hatte und wurde zu seiner Überraschung schnell fündig. Im wiederum inzwischen überbrückten Backup-Energiesystem gab es einen Treffer.

Unter einer Staubschicht war eine kleine Kapsel, die hinter einer Leitung angebracht worden war. Die Kapsel war etwa fingernagelgroß, ein kleiner runder Zylinder. Der größte Teil ihres Volumens war wohl für das Einschließen des Trilithiums draufgegangen. Ein Scan ergab eine darin enthaltene Menge, die nach einer kurzen Hochrechnung größer war, als die der ersten Explosion.

Ein Scan des großen, im Frachtraum gefundenen Behälters zeigte keine Spur des gefährlichen Materials. Doch das hatte nichts zu bedeuten, in dem großen Behälter konnte auch alles mögliche sein was ein Scannen verhinderte. Aber vielleicht gab es im Maschinendeck noch mehr von den kleinen Überraschungen... Kwhiro stellte den Tricorder auf maximale Scanreichweite und fing an zu suchen.

--- Gänge

Leise und vorsichtig nahm Juna die Verfolgung wieder auf und musterte die Frau von ihr genau. In einer Hand hielt sie einen alten Trikorder. Zudem hatte sie eine Tasche bei sich, in der sich die Konturen einen größeren Gegenstandes abzeichneten. Juna konnte nur hoffen, dass es sich dabei um den von ihrem Herrn gewünschten Feldgenerator handelte. Ein nächstes mal würde sie die Terranerin garantiert nicht so einfach davon kommen lassen, dachte sie sich grimmig.

Auf dem nächst höheren Deck, das sie wie zuvor über die Treppe erreichte, bemerkte die Lageristin, dass Gianna sich inzwischen noch schwerfälliger fortbewegte. Entweder war der geheimnisvolle Gegenstand in der Tasche recht schwer, die Frau schon recht müde oder ihr Bein schmerzte. 'Selbst schuld, wenn sie mit mir zusammen aufgebrochen wäre, hätte ich ihr wohl einen Teil der Ausrüstung abgenommen.'

Mit zunehmender Ungeduld bemühte sich die  grünhäutige Frau unsichtbar im Hintergrund zu bleiben und den Abstand zu der Wissenschaftlerin ausreichend groß zu halten. Als diese endlich den Maschinenraum erreichte, schlüpfte Juna  erleichtert, aber trotzdem leise und unbemerkt mit ihr durch die Tür hindurch und wartete ruhig an der Wand gelehnt, wie lang es wohl dauern würde, bis Gianna sie bemerkte. Grinsend malte sie sich aus, wie diese dabei vor Schreck umfiel.

--- Deck 3, Holosuite

Silvana schlug die Augen auf. Noch nie waren ihre Augen von einem leuchtenderen Gelb gewesen. Der Warnfarbe der Natur.

Das Blut rauschte in ihren Ohren und durchflutete auch jene Bereiche, die sonst immer sträflich vernachlässigt wurden. Dunkle Orte an denen meist das Tier schlummerte welches von der Frau in ihr mehr oder weniger in Zaum gehalten wurde. Bis jetzt zumindest.

Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie elegant auf die Beine schnellte und der Apparatur keinen Blick mehr schenkte. Die Gegenwart war zu vereinnahmend um der Vergangenheit einen Platz zu lassen. Das katzenhafte Wesen fühlte sich lebendig wie nie zuvor. Endlich als Einheit.

"Computer, Katana Konstruktion Soshu Kitae."  Als der Griff der Waffe angenehm lebendig in ihrer Hand lag und sie einige probeweise Schwünge durch die Luft führte, wo das japanische Langschwert pfeifend die Luft teilte, dachte nichts in ihr an den Ort auf dem sie sich befand oder die Vorfälle der letzten Minuten, die es zu klären galt. Jetzt zählte nur die Jagd und der Tod als Verbündeter. Das Schwert würde Masamune heute alle Ehre machen.

"Computer starte das Programm von vorne..."

Kurz darauf lähmte der Geruch von Blut auch die letzten Sicherheitsprotokolle in ihrem Gehirn und als es ihre Haut benetzte und von der Schneide ihrer Waffe tropfte, verlor sie jedes Gefühl von Zeit und Raum. Das Tier in ihr befriedigte seit langem wieder seine Mordlust ohne an anderes zu denken.

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