Yingpei - Chronik 5

Gegenseitiger Respekt

--- Küche

Grübelnd war Hawkeye immer noch in seinen Aufzeichnungen versunken. So einen Fall hatte er noch nie gehabt. Nun gut, er war weder Kybernetikexperte, noch Neurochirurg, oder gar Borg-Schiffsarzt.

Nachdenklich klappte er seinen Tricorder zu und blickte Classic fest in die Augen. Ben war sich sicher, dass dieser diese Anfälle schon seit Jahren hatte. Aus seiner Sicht war es unverantwortlich, dass er sich an das Steuer eines Raumschiffs setzte.

"Aber manche Probleme", antwortete er auf Silvanas Feststellung mehr zu dem Piloten als zu ihr, "bringen einen schneller um als andere, wenn man nichts dagegen tut..."

Schließlich wandte er sich von dem Mann ab und blickte wieder zu dem laufenden Quirl, "Zum Ausklang hätte ich gerne ein schönes blutiges Steak."

Ohne eine Antwort abzuwarten ging er wieder an seinen Tisch.

--- Mannschaftsmesse, Tisch 9

Nachdenklich betrachtete Juna ihren Herrn. Es war immer wieder verblüffend, wie sehr er sich von einem Thema fesseln lassen konnte und die Welt um sich herum dabei vergaß. Außer dem Messer, das der Neuankömmling Collins mitgebracht hatte, schien gerade nichts wichtig zu sein. Sie nahm sich vor, Kwhiros Umgebung in Situationen wie dieser noch genauer im Auge zu behalten.

Der Mensch Jack schien zumindest momentan keine Bedrohung für ihn darzustellen. Mit einer leichten Kopfbewegung deute sie zur Küche. "Dort gab es einen medizinischen Notfall. Leider betraf es nicht den Koch, obwohl man bei ihm von einem technischen Notfall sprechen kann.", klärte sie den Psychologen auf. "Mehr weiß ich dazu nicht, außer dass wir schon eine Weile auf unser Essen warten."

Ihr Stuhl rückte, die Sklavin erhob sich und schob ihn Kwhiros Gast lächelnd hin. "Mach es dir doch bequem, Jack." Sie trat nah an den hochgewachsenen Terraner heran und strich langsam über seinen Hals. "Ich bin Juna."

Die Nackenhaare des Psychiaters kräuselten sich ein wenig. Er wusste einfach zu wenig von den Orionern, eben nur das, was sich alle erzählten und da schien wahrlich was dran zu sein, schließlich war sie halbnackt. "Danke, Juna", sagte er freundlich, musterte ihr hübsches Gesicht und setzte sich.

Juna stand neben ihm und Collins nahm ihren Geruch wahr, der sehr erregend wirkte. Wer so herumlief und eine solche Ausstrahlung hatte, durfte wohl Probleme mit einigen Besatzungsmitgliedern bekommen. Junas Körper war durchtrainiert und Jack hatte kaum Zweifel, dass man es bei ihr nur ein einziges Mal versuchen würde.

Aus den Augenwinkeln hatte er noch den großen, dunkelhaarigen Mann gesehen, der aus dem Nebenraum kam und sich zu der schüchternen Frau setzte. Das lenkte ihn ein bisschen von der grünhäutigen Schönheit ab. "Aha, medizinischer Notfall also", Collins wies mit dem Kopf zum Tisch mit dem kurzhaarigen Mädchen, die sich grade vor Ekel schüttelte.

"Scheinbar ist der Notfall vorbei, die Leute trinken schon wieder", Jack grinste. "Das bedeutet, das Opfer ist tot, oder es war nicht so schlimm." Dann fiel ihm ein, dass er ja Silvanas Stimme zu hören geglaubt hatte. Wenn sie die Finger im Spiel hatte, könnte der Notfall definitiv tot sein.

Collins musterte nun den El-Aurianer, der sich das Rasiermesser angesehen hatte. "Wie das Ding da rein kam? Keine Ahnung!" Er spürte deutlich, das Juna die ganze Zeit neben ihn stand und ihn beobachtete. 'Wie ein Bodyguard', dachte er. Aber er empfand es nicht als störend.

"Wie gesagt, es muss nicht sofort sein", fuhr der Terraner dann fort. Ihm ging die Tatsache nicht aus dem Kopf, dass er Silvana im Nebenraum hatte reden hören. 'Verdammt, Collins, das ist jetzt dein Job!', dachte er. Natürlich musste er sich jetzt wieder um solche Sachen kümmern.

"Okay, Notfall hin oder her. Ihr habt Hunger und mein Job ist das Seelenheil der Besatzung, also werde ich mal nachsehen, was da los ist.", Collins stand auf, "Bin gleich wieder da", sagte er und ging in Richtung Küche.

Mit einer kurzen Handbewegung, die mehr reflexhaft war, "verabschiedete" Kwhiro den Psychiater. Neugierig drehte er das Messer im Licht und betrachtete den Chip. Eine interessante Bauform, aber irgendwie bekannt, obwohl der Techniker nicht auf Anhieb hätte sagen können, woher.

Das würde sich aber schnell bei einem genaueren Scan herausfinden lassen, für den es hoffentlich nicht notwendig war, das Bauteil aus seinem jetzigen Platz zu entfernen. Es war ihm immer noch nicht klar, wie es da hin gekommen war. Die einfachste Erklärung, wenn auch die uninteressanteste, wäre es gewesen, wenn es sich nicht um Stein, sondern um einen Kunststoff handeln würde. Danach sah es aber erst mal nicht aus.

Der Magen des El-Aurianers meldete sich wieder und ein kurzer Blick in Richtung der Küche ließ vermuten, dass der Androide endlich wieder arbeiten würde, hatten doch inzwischen wohl alle Störer die Küche wieder verlassen.

"Hier", wandte Kwhiro sich an Juna und hielt ihr das Messer hin, "pass gut drauf auf, ich will es nachher untersuchen... nach dem Essen."

Juna war sich mal wieder bewusst geworden, dass ein Nachteil ihrer Kleidung war, dass sie einfach nichts außer ihrem Körper darin unterbringen konnte. Eine ganze Weile hatte sie überlegt, wo sie dieses schöne Rasiermesser, das ihrem Gebieter so gefiel, sicher aufbewahren konnte.

Auf dem Tisch einfach liegen lassen, kam nicht in Frage. Dafür kannte sie zu viele der Personen, von denen es hier inzwischen nur so wimmelte, nicht gut genug, oder bereits zu gut. Schließlich brachte es die Orionerin an einer Stelle ihres Körpers unter, wo es recht gut versteckt war und auch im Blickfeld ihres Herrn lag. Zudem würde jeder, der dort unerlaubt zu nahe kam, mindestens gebrochene Finger riskieren, wenn nicht schlimmeres.

Die Sklavin nahm sich vor, sich endlich mal um Taschen zu kümmern. Allerdings keine Umhängetaschen, die schränkten ihre Bewegungsfreiheit immer zu sehr ein. So etwas wie die Werkzeuggürtel, die sie manchmal an Kwhiro sah, wenn er im Schiff etwas zu reparieren hatte, wäre vielleicht geeignet. Sie würde ihren Herrn mal darauf ansprechen, ihr etwas Passendes zu fertigen. Darin war er meist sehr geschickt, wenn er das nötige Interesse dafür aufbringen konnte.

--- Mannschaftsmesse, Tisch 6

"Hi, Süße", begrüßte der Arzt die regungslose Wissenschaftlerin. Mit einem vernehmlichen Seufzer setzte Ben sich hin, lehnte sich vor und suchte ihre Augen.

"Wenn du immer hier sitzen bleibst und Trübsal bläst wird das eine ganz schön langweilige Tour für dich! Übrigens hat sich mein Punktestand, um dich behandeln zu dürfen, schon erhöht. Mein erster Patient ist noch nicht tot. Wär' auch blöd, er ist immerhin unser Pilot, wobei er sein Taschengeld nebenher mit Geschirrspülen aufzubessern scheint."

Mit einer lässigen Handbewegung füllte er die zwei Gläser vor ihm mit dem Blutwein und stellte eines vor Gianna. "Auf unseren Einstand auf der Yingpei!", lächelte er ihr verschmitzt entgegen, sein Glas in der Hand.

Zögernd ergriff Gianna das Glas und betrachtete misstrauisch dessen Inhalt. Ein kurzer Blick auf Ben zeigte ihr, dass er sie auffordernd anlächelte. Also hob sie das Glas und schnupperte zunächst. Das Getränk roch ... interessant.

Der Arzt prostete ihr lässig zu und nahm einen Schluck. Das Gebräu schien ihm gut zu schmecken. Gianna wurde mutiger. Sie war sich zwar darüber im Klaren, dass Ben sicherlich wesentlich mehr gewohnt war als sie - aber sie hatte anscheinend gerade ihre tapferen fünf Minuten. Sie nahm ebenfalls einen Schluck.

Und bereute es sofort, als die Flüssigkeit feurig ihre Kehle hinunterrann. Beinahe verschluckte sie sich und sie begann zu husten, während sich ein brennendes Gefühl in ihrem Magen ausbreitete.

Hustend und mit Tränen in den Augen brachte sie hervor: "Was ist das für ein Gesöff?"

--- Küche

Ein wenig irritiert blickte Classic dem neuen Arzt hinterher. Der Alkohol war in seinem Atem deutlich zu spüren gewesen. Im Grunde kein gutes Zeichen für einen Arzt. Andererseits hatte er, so weit er das beurteilen konnte, innerhalb kurzer Zeit sehr gut eingeschätzt, woran er mit seinem Patienten war - und dabei allem Anschein nach auch noch ohne viel Federlesens eine wirksame Behandlung zu Wege gebracht.

Gewiss, er erholte sich auch ansonsten immer wieder schnell von seinen Erinnerungsschüben. Was auch immer er ihm gespritzt hatte, es hatte geholfen. Vorsichtig stand er mit der Hilfe der Tigerlady auf und blickte ihr direkt in die Augen. "Danke, Silva." '... und dafür, dass Du keine Fragen gestellt hast', ergänzte er in Gedanken.

Das letzte Mal war schon lange her, ging es ihm durch den Kopf. Seit er nicht mehr fast täglich irgendwelche Netze angreifen musste, kam er viel besser mit dem oftmals ungeliebten Implantat zurecht. Er bezweifelte allerdings, dass Hawkeye ihm hier groß helfen konnte... Kein Arzt, den er bisher kennengelernt hatte, besaß auch nur einen Funken Erfahrung mit derartiger Technologie. Die Mafiosi von Omicron einmal außen vor gelassen.

Er deutete mit dem Daumen über die Schulter: "Und jetzt lass uns hier verschwinden, bevor er noch ein paar Teller nach uns wirft..."

Jacques schaute der sich geschmeidig bewegenden Frau und Classic hinterher.

Ein offensichtlich allerhärtesten Stoff nur allzu gewohnter Arzt, dem man ohne weiteres zutrauen konnte, seine Patienten für Organspenden auszunehmen.

Sicherheitspersonal mit dem Intelligenzquotienten eines durchschnittlichen Schraubenschlüssels.

Eine Orionerin, die deutlich dazu neigte, sehr schnell die Beherrschung zu verlieren, und die dann ohne Vorwarnung aggressiv und handgreiflich wurde.

Eine capitaine, die ihre Köche erschoss, wenn sie "nicht lieb" waren.

Ein Pilot, der wegen irgendwelcher dummen Computerchips epileptische Anfälle bekam.

Er war auf einer Reise der Verdammten.

Aber er kümmerte sich nun mal zuerst um Toms Braten, gleichzeitig richtete er die Vorspeisen für Khwiro und Juna an. Jeweils zwei Oliven mit einer Mozzarella-Auberginen-Paté garniert, dazu einen Spitzer Tofu-Paste mit gerösteten Sonnenblumenkernen. Ja, das sah gut aus. Nouvelle Cuisine verschaffte dem Porzellan immer so schön Geltung.

So, das musste jetzt raus, die Zeit drängte. Die katzenhafte Unbekannte hatte noch nicht bestellen können, und Hawkeye wollte ein blutiges Steak.

--- Mannschaftsmesse

Silvana trat an Classics Seite in die Mannschaftsmesse und verlor keine Zeit, sich einen Überblick über die Räumlichkeit zu verschaffen. Eine Angewohnheit, die sich nicht nur einmal als lebensrettend bewiesen hatte. Wieder beschlich sie leichter Wehmut bei den Gedanken an das Wurfmesser eines gewissen Ferengi und wie froh sie gewesen war, als er wieder ganz der alte gewesen war.

Nie hatte sie erfahren welche seiner zwei Persönlichkeiten die Hand zu diesem Zeitpunkt gesteuert hatte. Die vulkanische Seele oder doch Narbo...

Ihr Blick blieb an dem blonden Psychologen hängen, der offensichtlich Junas weibliches Interesse geweckt hatte. Doch Dinge wie Eifersucht waren der katzenhaften Frau fremd. Ihre Raubtiergene erstickten jeden Gedanken an goldene Gitter im Keim. Freiheit war ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens.

Deshalb konzentrierte sie sich wieder auf den attraktiven Mann neben sich und schenkte ihm ein Lächeln von dessen Wirkung auf Männer sie wusste: "Wirst du für die Startvorkehrungen auf der Brücke gebraucht oder kannst du das auch bei einem kleinen Drink von hier aus erledigen?"

-- ein Stück abseits

Der Psychologe hatte sich gerade umgedreht und war kaum einen Schritt gegangen, als Silvana und noch ein, ihm nicht ganz unbekannter Mann aus der Küche kamen. Den Ausdruck in Silvanas Gesicht kannte er, Silvana schien auf der Jagd zu sein. Er lächelte kurz. 'Schade eigentlich', dachte Collins, aber das lag in ihrer Natur.

'Der Mann mit den Implantaten, er lebt also noch!', dachte Jack voller Schauder. Obwohl er und Classic bei einem früheren Auftrag einmal zusammengearbeitet hatten, überkam ihm  wieder das seltsame Gefühl von Misstrauen und alte schmerzhafte Bilder tauchten vor seinem inneren Auge auf. Aber damit hatte Classic eigentlich nichts zu tun.

--- Mannschaftsmesse

Der Mann im Trenchcoat sah ein wenig mitgenommen aus. Collins ging auf die beiden zu. "Hallo Classic, das Universum scheint kleiner zu sein, als man dachte. Freut mich, dich lebendig wieder zu sehen. Wart ihr zufällig der Notfall?", fragte er belanglos und sah Silvana lächelnd an.

Etwas irritiert blickte Classic den alten Bekannten angesichts der kurz angebundenen Begrüßung an. "Ja, könnte man so sagen, Collins. Lass uns ein andermal plaudern, ich bin im Dienst." Er nickte ihm kurz zu und wandte sich wieder an Silvana:

"Silva, ich fürchte, ich werde zur Brücke gehen müssen. Du weißt doch, dass Zesiro nicht übermäßig darauf abfährt, wenn ich das Schiff aus der Bar steuere. Außerdem habe ich keine Ahnung, wo es hingeht."

Er blickte ihr direkt in die Augen: "Vielleicht könnten wir aber nach meiner Schicht heute Abend einen trinken... und reden?"

 

--- Mannschaftsmesse, Tisch 6

"Aaaaahhhhhh", entfuhr es Hawkeye. Er genoss es, wie das flüssige Feuer seine Kehle runter rann und sich in seinem Magen zu einem letzten Inferno erhob. "Gott, schmeckt das gut!"

Mit strahlenden Augen goss er sich direkt nach, bevor er auf Gianna einging. Ein diebisches Lächeln umspielte seine Lippen, als er sah, wie die Frau versuchte, einen weiteren Hustenreiz zu unterdrücken.

"Das, meine Liebe, ist ein Geschenk der Götter! Ambrosia! Der Wein der Götter!", theatralisch schwenkte er sein Glas und nahm noch einen Schluck. "Aaaaahhhhhh", entfuhr es ihm ein zweites Mal.

"Wie lange habe ich auf so was gewartet! Endlich wieder ein Getränk mit Geschmack!", genüsslich nahm er noch einen Zug, "Aaaaaahhhhhh... an die ersten Schlucke musst du dich gewöhnen, aber glaub mir es lohnt sich!"

'Ambrosia?', wieder warf die Italienerin zunächst einen misstrauischen Blick auf ihr Glas, dann auf den Arzt. Aber er schien das Zeug wirklich gut zu finden.

'Sei nicht so ein Weichei!', sprach sich Gianna innerlich Mut zu und nahm einen zweiten Schluck, obwohl ihr der Blutwein eigentlich nicht wirklich schmeckte. Aber wenn Ben Recht hatte, müsste der Geschmack ja besser werden.

Hoffte sie zumindest.

Den dritten Schluck nahm sie gleich hinterher, noch bevor das Brennen des zweiten Schlucks nachgelassen hatte.

Tatsächlich, es schien weniger zu werden.

"Was war denn in der Küche los?", entschlüpfte es ihr neugierig, als hätte das klingonische Getränk ihre Zunge gelöst. Ihre braunen Augen registrierten die katzenhafte Frau und den schlanken Mann mit dem Mantel, der seine Gestalt umspielte. Beide schienen in ein Gespräch vertieft.

"Wer ist dieser Mann mit dem Mantel?", schob sie gleich die nächste Frage hinterher, noch bevor Ben auf ihre erste Frage hatte antworten können.

Und nahm noch einen Schluck. Der Wein schien ihr den Magen zu verbrennen, aber wenn man nicht zu viel Zwischenraum zwischen den einzelnen Schlucken ließ, blieb der Unterschied zwischen Normal und Brennen aus. Geschickt.

Mit gewissem Erstaunen bemerkte sie ein seltsames Gefühl in den Knien. Irgendwie schienen diese aus Gummi zu bestehen. Das seltsame Gefühl breitete sich auf den Rest ihrer Beine aus.

Die Vorstellung, Beine aus Gummi zu haben, entlockte der Italienerin ein fröhliches Grinsen, und ihre Augen begannen verschmitzt zu leuchten.

Sie hob ihr Glas leicht an und hielt es in Bens Richtung. "Eine interessante Farbe hat das Zeug", kicherte sie. "Prost, Ben!"

--- Mannschaftsmesse

Silvana hatte leicht die Stirn gerunzelt, als sie erkannt hatte, dass Jack und Classic sich von früher kannten. Zwar hatte sie die Akten der beiden eingehend durchleuchtet, wie sie es bei allen Menschen in ihrer Nähe tat, doch natürlich stand nicht drin, mit wem sie davor verkehrt hatten. Lediglich ein Detail war ihr schon bei Classics Arbeitsantritt aufgefallen. Er hatte einmal auf der Ivory gearbeitet. Dem Schiff von Slades alten Bekannten Monserat.

Slade...

Noch immer lächelnd erwiderte sie Classics Blick, doch irgendwie verdunkelte plötzlich eine Wolke den Horizont und erfüllte den Moment mit Kälte. "Natürlich, Classic. Lass dich von mir nicht aufhalten. Ich weiß ja, dass Zesiro auf gewisse Dinge wert legt, die anderen unverständlich sind." Ihr leicht funkelnder Blick wanderte Richtung Küche, genauer gesagt, Richtung Jacques und dann wieder zu dem dunkelhaarigen Mann zurück. "Dann halt nach deiner Schicht. Melde dich einfach bei mir, wenn du Zeit hast."

Sie wartete noch ein zustimmendes Nicken von Classic ab, bevor sie sich Jack zuwandte, der leicht amüsiert wirkte. Offenbar war er noch nicht vielen seiner künftigen Patienten begegnet und auch nicht dem Küchenchef. Eigentlich tat er ihr sogar ein wenig leid. "Du lässt auch nicht viel Zeit verstreichen. Bist immer sofort wo es brennt." Die dunkelhaarige Frau entblößte ihr strahlend weißes Gebiss. "Notfall würde ich das Ganze übrigens nicht nennen. Es sei denn, du beziehst dich damit auf diese wandernde Blechbüchse auf zwei Beinen mit der Lizenz zum Topfschlagen."

Was Classic betraf, würde sie kein Wort über diesen Aussetzer verlieren. Zesiro kannte natürlich Classics "Problem" - wie Hawkeye es so schön nannte - weil sie ihn ganz genau beobachtet hatte, bevor sie ihm soviel Macht über ihr geliebtes Schiff anvertraute, aber Classic hatte sie davon überzeugt, dass er es im Griff hatte und es eben kein Problem darstellte.

Doch das Risiko blieb, dass er künftig seine Schichten auf der Brücke verbringen musste, damit sein Ausfall gleich auffiel und das wollte sie schon in ihrem eigenen Interesse vermeiden.

Außerdem verpfiff man gute Freunde nicht.

--- Mannschaftsmesse, Tisch 6

"Jahaa... Prost", Hawkeyes Grinsen gefror, als er der Italienerin scheinbar gutgelaunt zuprostete und mit der anderen Hand die Flasche Blutwein außerhalb der Reichweite der Wissenschaftlerin stellte.

In seinem Hinterkopf dämmerte ihm langsam, dass nicht jeder die Mischung von Schmerzmitteln und Blutwein reibungslos vertrug. Vor allem der Umstand, das Gianna gar keinen Alkohol gewohnt zu sein schien machte die Situation leicht besorgniserregend.

Das einzig Erfreuliche war aber, dass er wenigstens in den Genuss ihres, zugegebenermaßen bezaubernden, Lächelns kam. Wenn es aber stimmte, dass sie gerade erst ein oder zwei Stunden wach war, würde das ein sehr kurzer Tag für sie werden, mit einem noch viel schlimmeren Morgen.

"Der Mantelträger ist übrigens der Pilot, der scheinbar sein Taschengeld mit Geschirrspülen aufbessert...", das fast kindliche Kichern der Italienerin bestätigte seinen Verdacht, dass sie eindeutig genug hatte.

Celia machte schon Anstalten, nach der Flasche zu greifen. Schnell kam er ihr zuvor, trank sein Glas in einem Zug aus und kippte den Rest der Flasche in sein Glas.

Ein Glück, dass Silvana nur eine halbvolle Flasche mitgebracht hatte.

"Oh, du wolltest auch noch was?", fragte er unschuldig in das entrüstete Gesicht, "Das tut mir leid, Kleines, ich bestell eine neue Flasche!"

Fieberhaft überlegte Ben wie der laufende Dosenöffner noch mal hieß, um ihn zu sich zu rufen. Irgendetwas Französisches war es doch... "Hey Jean-Luc... Franzmann, was auch immer - komme mal gerade...", als dieser sich nicht sofort in Bewegung setzte, wie man es von einer Maschine eigentlich erwarten sollte, setzte er noch ein genervtes "Bitte" hinzu.

Er hoffte, dass dieser Schuppen einen schönen dunklen Traubensaft auf Lager hatte, der so aussah wie Blutwein, nur nicht die Nebenwirkungen hatte...

--- Küche

Der Android balancierte nun auf der rechten Hand ein Silbertablett mit einem Braten, der von seinen Ausmaßen her entfernt an die Wildschweine der historischen bunten Bilderfigur "Obelix" erinnerte.

Auf seinem linken Unterarm stapelten sich die beiden Teller für die Vorspeisen von Kwhiro und Juna. Der Hauch einer Andeutung von Nichts war darauf geschmackvoll drapiert.

Es ging doch nichts über einen kleinen Appetitanreger, der mehr Hunger erzeugte als er Sättigung versprach, der aber gleichzeitig kulinarische Genüsse auf höchstem Niveau zufriedenstellen konnte.

Jacques verließ die Küche und betrat die Mannschaftsmesse.

--- Mannschaftsmesse

Langsam wurde der Laden hier so richtig rammelvoll.

Die katzenhafte Frau stand mit Classic und einem weiteren Neuankömmling zusammen. Der Neue war echt groß gewachsen, in den besten Jahren, wie man so sagte (die besten Jahre kamen bekanntlich dann, wenn die guten vorbei waren...), und auch er hatte eine gewisse Spur von Härte um die Mundwinkel herum aufzuweisen, die von viel erfahrenem Leid kündete. Diesen Hauch von Verbitterung schien irgendwie die gesamte Crew aufzuweisen. Jacques wollte eigentlich schon gar nicht mehr wissen, welche Besonderheiten dieses besondere Exemplar Mensch herausgebildet hatte. Alle speziellen Charaktereigenschaften der einzelnen Crewmitglieder schienen immer auf katastrophale Konsequenzen hinauszulaufen.

--- Mannschaftsmesse, Tisch 3

"So, der 'err, einmall... viel Fleisch", seufzte der Franzose, als er dem tumben Sicherheitler das Neandertaler-Galadiner auf dessen Tisch stellte.

Tom lächelte glückselig wie ein Kleinkind zu Heiligabend unter dem Weihnachtsbaum.

Mit beiden Händen wollte er den riesigen Fleischklumpen fest packen und zum Mund führen.

"Stop!", schrie der Chefkoch entsetzt. Diesem hirnlosen Muskelberg Manieren beizubringen, würde ihm noch sehr viel Kraft kosten, das ahnte der geplagte Küchenchef.

"Tom!", er nahm Messer und Gabel und drückte sie der intelligenzbefreiten Zone in die entfernt an Baggerschaufeln erinnernden Pranken.

Dann ging er weiter zum Chefingenieur und der Cheflageristen. 'Oh, dass passt!', dachte er bei sich, 'Chefkoch ist jetzt auch noch dabei. Lauter Chefs unter sich'

--- Mannschaftsmesse, Tisch 9

Kwhiro starrte den Teller an, als könne er nicht glauben, was er da sah. Schön, Jacques liebte es, die Gäste zu überraschen. Insbesondere dann, wenn er damit ihren Appetit weiter anregen konnte. Sollte Khwiro bisher noch keinen echten Hunger gehabt haben, nun würde sich sein Magen melden. Umso mehr würde ihm die Hauptspeise munden.

"Bittö sehr, die 'errschaftön! ?Les Aperitives! ßwei mal Oliven grieschischör Art an Mozzarella-Auberginen-Paté avec Sonnenblumentofu." Es war erstaunlich, wie sehr Sprache in der Lage war, die Botschaft "Da ist so gut wie gar nichts auf dem Teller" mit Buchstabenbergen zu überhäufen.

Denn noch immer die Teller anstarrenden Khwiro ließ Jaques nun allein, um sich der der rätselhaften Frau und dem neuen Gast zuzuwenden, die beide noch neben Classic standen.

"Mein Appetit braucht keine Anregung. Ich habe solchen Hunger dass ich den Teller mitessen könnte!", War Kwhiros aufgebrachte Reaktion, bevor er sich um die 'Verzierung' eben dieses Tellers kümmerte. Schon nach dem ersten Bissen entfalteten sich ungeahnte Aromen in seinem Mund. Begeistert legte er nach, kaute langsam und bedächtig und beschloss, dem Koch eine Chance zu geben. Sollte der Rest ähnlich gut schmecken wäre das eine sehr willkommene Wendung der Dinge.

Diese jedoch folgte gleich darauf, als der Koch anfing zwischen den Tischen hin und her zu laufen und rum zu schreien. Der Techniker blickte auf um zu sehen was das Problem war.

--- Mannschaftsmesse

'Guten Tag, die 'errschaftön", begann er routiniert seinen geschäftigen Singsang, "was darf isch Ihnön serviereeeeeöööööääääääääächchchchcchch!" Röchelnd und krächzend brach der Koch seinen Satz ab. Paralysiert starrte er mit offenem Mund voller Entsetzen auf Toms Platz. Oh ja, Tom *hatte* Messer und Gabel benutzt. Er hatte sie in beide Fäuste genommen, von Oben fest in den Braten gerammt, und nun dienten sie ihm als Griffe, auf denn er den Braten balancierte, während er mit den Zähnen große Stücke aus dem Fleisch herausbiss. Besteck, Hände Gesicht und der halbe Tisch waren in Spritzer aus Fett und Bratensaft getränkt.

Collins hatte eigentlich Silvana antworten wollen, doch die Art wie der Koch die Speisen servierte und nun mit einem entsetzten Gesichtsausdruck zu einem Besatzungsmitglied blickte, der irgendwie sehr konservative Essgewohnheiten hatte, raubte ihm die Sprache. Es gab keinen Zweifel, das musste der Androidenkoch sein.

Er blickte zu Silvana, die wissentlich nickte. "Ich verstehe einiges", sagte Jack. "Das ist also der Koch!" Der Androide hatte ihn ein wenig abgelenkt von Classics kurzer Begrüßung. Redefreudig war Classic schon damals nicht. Und die Sache in der Küche? Silvana schien mehr zu wissen. 'Collins, vergiss es!', dachte er, aber sein Misstrauen war nicht weg.

Dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf den Koch. Obwohl der Psychologe eine Abneigung gegen Androiden hatte, schien er bei diesem Anblick direkt eine Ausnahme machen zu wollen. 'Welcher Troll hat dich bloß programmiert?', dachte er und tippte dem Koch auf die Schulter, bevor ihm vor Abscheu die Schaltkreise durchbrannten.

"Hey, krieg dich wieder ein!", sagte Jack zu dem Androiden. "Sieh es mal so", er deutete auf Tom. "Auf jeden Fall scheint es ihm zu schmecken, oder? Konzentriere dich auf das Wesentliche, denn Manieren wirst du hier niemanden beibringen können."

Mit einem Seufzen quittierte Silvana das Auftauchen des derzeitigen Störfaktors Nummer Eins auf der Yingpei. Jacques. Der aufdringlichste Haufen Blech, der ihr je begegnet war. Er schien es sich zum Ziel gesetzt zu haben jede Unterhaltung an Bord im Keim zu ersticken, bzw. sie erst gar nicht entstehen zu lassen. Nun schien er auch noch Collins Aufmerksamkeit auf sich gezogen zu haben.

Für einen Moment war sie gewillt, Classic einfach auf die Brücke zu folgen und diese gegen störende Meldungen und das Auftauchen von Jacques zu sichern. Doch der Moment ging so schnell, wie er gekommen war. Das Schiff starten zu sehen war einfach schrecklich langweilig und gab nicht viel her. Da hätte sie gleich einen Rundgang machen können oder nachgucken, ob die Schleuse auch wirklich geschlossen war.

Und im Grunde gab es auch hier ein paar Dinge, die sie genoss. Unter anderem die Auswirkung von Blutwein auf nicht trinkgewohnte Geister und das Gesicht von Kwhiro, der aussah, als hätte jemand Rattengift über sein Essen gestreut. Aber Silvana zweifelte daran, dass eine Ratte das Zeug anrühren, geschweige denn auch nur annähernd satt damit werden würde.

"Hör mal zu, Süßer", die katzenhafte Lady packte ohne Umschweife Jacques am Kragen und erreichte damit seine volle Aufmerksamkeit. Wenn er in ihre Gespräche platzte, gebot es die Gastfreundschaft es ihm gleich zu tun. "Egal was du dazu meinst, aber ich will was Vernünftiges vorgesetzt bekommen und keinen Vorspeisenfirlefanz. Steak blutig mit vitaminreicher Beilage und Ballaststoffen. Ich hoffe das überfordert deine Datenspeicher nicht. - Ich hab schon Menschen für weniger umgebracht... Menschen..." Ihre gelben Augen funkelten drohend und unterstrichen ihre Warnung.

Dann ließ sie ihn unvermittelt wieder los und wandte sich an Jack. "Kannst dich ja zu mir setzen, wenn du deine Bestellung aufgegeben hast." Damit  tigerte sie zu einem Tisch in der Nähe der Theke. Der mit dem kürzesten Weg, um Kritik am Küchenchef loszuwerden.

--- Mannschaftsmesse

Jacques verzog sein Gesicht zu einer Grimasse und massierte sich die Schläfen. Mit geschlossenen Augen stand er da, während seinem Mund ein leises, gequältes Stöhnen entwich.

Der Neue versuchte, ihn wegen Toms fehlenden Manieren zu besänftigen.

Währenddessen wurde er von dieser Katzenfrau bedroht und angepöbelt -natürlich nicht, ohne dass der dubioser Kurpfuscher namens Hawkeye rumproletete wie ein verdammter Minenarbeiter.

Und *jeder*, aber auch wirklich *jeder* hier in diesem Raum duzte ihn, als ob er ein kleiner Botenjunge wäre!

Das war zu viel. *Er* war hier der Herr. *Er* bestimmte in *seinem* Etablissement immer noch, wie die Umgangsformen waren. Und *er* würde dieser verkommenen, kulturlosen Crew jetzt ein für alle Male zeigen, wo der Hammer hing!

"Manierön?", er fuhr den Neuen sauer an. "Isch werdö 'ier ALLEN zeigen, was Manierön sind!"

Zuerst diesem Quacksalber.

"Isch 'eiße Jacques, Sie verblödeter Knochensägör, Jacques de la Cuisine, Maître de Cuisine, 5 Michelin-Sterne! Und isch verlangö ", schrie er den Arzt über mehrere Tische hinweg an, "dass Sie 'ier ein Mindestmaß an contenance an den Tag legön!"

Er war *sauer*! Es würde sich alles ändern! Hier und jetzt!

Der hirnlose Muskelberg namens Tom würde die richtigen Manieren in Sekundenbruchteilen lernen. Dafür, würde er, Jacques de la Cuisine höchstpersönlich, sorgen!

--- Mannschaftsmesse, Tisch 3

Wie ein Derwisch fegte der Koch an Toms Platz. "Das 'ier ist kein Lagerplatz für Neandertalör! Sie gewöhnön sisch Manieren an, und das 'eißt, sie werden einzelnö Stückö *abschneiden*!" Jacques riss dem Sicherheitler den Braten aus beiden Händen und knallte ihn so heftig auf den Tisch, dass der Saft in alle Richtungen davon spritzte.

Tom schaute mit geöffnetem Mund fassungslos auf seine leeren Hände. Er begriff offensichtlich noch nicht, wohin das leckere Fleisch von einer Sekunde auf die andere verschwunden war.

Das interessierte den Franzosen aber nicht im Geringsten. Wütend zog er das Besteck aus dem Braten und schnitt ein Stück ab. Das stopfte er dann in Toms Mund. "So, Sie Urzeitmensch, SO und nischt andörs!"

Wer jetzt? Ah ja, diese Katzenfrau! Die sollte ein blutiges Steak bekommen, das sie so schnell nicht wieder vergessen würde!

Er drehte sich um und wollte Richtung Küche gehen, bevor er sich noch einmal anders überlegt, sich zu Tom hinunter beugte und ihn anschrie: "IST DAS KLAR?"

Ohne eine Antwort abzuwarten stürmte er in die Küche.

--- Küche

Hier hielt er sich nicht lange auf. Auf der Anrichte lag noch das rohe Steak für Hawkeye, das er hatte braten wollen, in Marinade.

Hawkeye musste warten. Dieses Steak hatte nun eine weit wichtigere Mission zu erfüllen. Der Koch nahm sich ein PADD aus einem Regal und rief das Inhaltsverzeichnis auf. Wütend hämmerte auf den Touchscreen. Dann nahm er das in Marinade triefende Steak in die bloße Hand und hetzte zurück in die Mannschaftsmesse.

--- Mannschaftsmesse, Tisch 8

Mit wenigen Schritten war die Distanz bis zum Tisch überwunden, an dem sein nächstes Opfer saß. Jacques klatschte das rohe Stück Fleisch so sehr auf die blanke Tischplatte, dass ein roter Spritzer die Katzenfrau mitten im Gesicht traf.

"Und was meinön Datönspeischör bötrifft,", herrschte er sie an, "'ier steht allös, was Sie für Beilagön benötigen! Isch 'abö es satt, misch mit den fehlendön Manierön der Crew 'erumßuschlagen! Benehmön Sie sisch ordöntlisch, dann bekommön Sie auch ordentlisches Essön!" Mit diesen Worten knallte er das PADD auf den Tisch. Auf dem Display stand: "Replikator Delicioso 2700, Bedienungsanweisung"

Ach ja, dieser Kurpfuscher hatte ja noch was von ihm gewollt! Konnte er haben, gerade war er in der richtigen Stimmung!

--- Mannschaftsmesse Tisch 6

"UND WAS?", brüllte er Hawkeye an. Seine Augen funkelten böse.

"Hier ist Feierabend, Jacques!", sagte Collins in einem Ton, der keine Widerrede duldete. Der Androide fing an, auszuticken und der Psychologe würde das verhindern. Als der Koch nach der Attacke gegen Tom in der Küche verschwand, hätte Jack noch fast gelacht.

Nach der Aktion mit dem Steak bei Silvana war der Spaß aber zu Ende. Der Terraner hatte den Blaster gezogen und entsichert. Er zielte auf den Androiden, der an dem Tisch mit dem schüchternen Mädchen stand. Dass er noch nicht abgedrückt hatte, erstaunte ihm selber. "Hör zu!", zischte Collins. "Mag ja sein, das du so ein toller Koch bist und so tolle Michi. ., was weiß ich für Sternchen hast.

Aber, wenn du hier nicht mit den Gegebenheiten umgehen kannst und dich nicht ein bisschen anpassen willst, ist dein Weg hier zu Ende!" Jack konnte es kaum fassen, er gab einem Androiden eine Chance. Er wusste ganz genau, wenn Jacques nicht sofort entsprechend reagierte, würde er abdrücken.

--- Mannschaftsmesse, Tisch 8

Zuerst war Silvana über die Fütterungsversuche an Tom durchaus erheitert gewesen. Dann hatte sie ungläubig mit verfolgt, wie das Stück Schrott ihr ein rohes Steak wie einem Raubtier zuwarf und sie an den Replikator verwies. Und als Jacques gerade Bekanntschaft mit einer wohl gezielten firuskanischen Klinge machen sollte - sie genoss nur das Blut ihrer Gegner oder Liebhaber auf ihrer nackten Haut -hatte Collins sich bereits eingeschalten. Sein Blick sprach Bände und machte einem Raubtier alle Ehre.

Warum hatte sich der Terraner ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt eingeschaltet? Er sah nicht gerade danach aus, als würde er damit verhindern wollen, dass dem Androiden dadurch mehr geschah, als sie ihm hätte antun können. Der Blaster in seiner Hand war auch nicht gerade das übliche PADD, mit dem Psychologen arbeiteten. An Jacks Stimme erkannte sie, dass er wirklich sauer war. Etwa wegen ihr?

Das Raubtier in Menschengestalt ließ die Klinge stecken, lehnte sich wieder entspannt zurück und schlug die Beine übereinander, während ihre Zunge wie von selbst nach dem Blut in ihrem Gesicht suchte. Ihre gelben Augen verfolgten genau das Geschehen, während sie zu ergründen versuchte, was in den Anwesenden vorging. Wenn sie jemandem vertraute, ihr den Rücken zu decken oder eine Sache wie diese zu regeln, dann Jack.

Und sie musste zugeben, mit einer Waffe in der Hand und funkelnden, nun dunkelblauen Augen, sah der hünenhafte Blonde unheimlich sexy aus.

--- Mannschaftsmesse, Tisch 6

Ungläubig blickte Hawkeye zwischen Silvana, Collins und Jacques in beliebiger Reihenfolge hin und her. Hatte ihn der sprechende Toaster gerade angeblafft? Hatte er ernsthaft die Wahnvorstellung, eine Persönlichkeit zu haben? Glaubte das Ding ernsthaft, ein _Mensch_ zu sein?

Dann kam dieser blonde Revolverheld wie eine billige Kopie eines südländischen Berufskillers daher...

Von Silvanas Beuteblick einmal ganz abgesehen... ob Blondie wusste was da auf ihn zukommt?

Plötzlich brach Hawkeye in schallendes Gelächter aus. Ihm war egal, was die Anderen von ihm dachten, aber er hatte plötzlich das Gefühl, auf dem richtigen Schiff gelandet zu sein. Wenn auf diesem schon Roboter eine Gnadenfrist bekamen und nicht direkt über den Haufen geschossen wurden... mit einem Male wurde er sich auch bewusst, dass er schon lange seinen... natürlichen Bedürfnissen nicht nachgekommen war.

Prustend stand Ben auf und nahm sein Glas mit Blutwein mit sich. "Jetzt guckt nicht so, ich muss mal schiffen...", erklärte immer noch lachend, während er an Silvanas Tisch vorbeiging. Kurz wandte er sich an sie, "Bitte erzähl mir nachher, wie es ausging und vor allem, wer dein Opfer dann war.", leise ergänzte er noch, "Und bitte pass kurz auf, dass Gianna nicht noch mehr trinkt. Wir wissen beide, dass du, genauso wie ich, kein Babysitter bist, aber die Kleine... naja, ich nehm sie dir gleich wieder ab..."

Mit einem Ruck ging er wieder auf die Tür zu mit den Blicken aller im Raum im Rücken, was nicht zuletzt an der Tatsache lag, dass er genau zwischen der wandelnden Herdplatte und dem Cowboy für Arme den Raum verließ. "Ich danke euch Allen für eure Aufmerksamkeit, soviel Zuschauer bekommt man selten für einen Gang aufs Klo! Nach diesem kleinen Lustspiel geht die Haupthandlung direkt weiter!"

Mit einer leichten Verbeugung, einem Zuprosten und einem genussvollen Zug aus dem Glas, wandte sich der Amerikaner um und verschwand auf die Toilette.

--- Mannschaftsmesse, Tisch 8

'Klasse!', dachte Jack und beobachtete den Abgang des Dunkelhaarigen. 'Halbbesoffen und muss bei wahrscheinlich eintretender Gefahr pinkeln. Typisches Angstsyndrom. Na wenigstens schaffte er es noch zur Toilette. Aber er ließ die Kleine einfach allein am Tisch sitzen. Gut, die war scheinbar hochachtungsvoll.

Und nun ein Androide, der nicht wusste, dass er ein Androide war. Die Situation wurde grotesk. Der Koch stand immer noch vor dem Tisch und Collins wartete auf eine Reaktion.

--- Auf dem Weg zur Brücke

Classic war sehr froh darüber, dass Silvana das Thema nicht weiter breitgetreten hatte. Fast automatisch richteten sich seine Schritte in Richtung der Brücke. Mehr als acht Wochen war sein letzter Anfall jetzt her, damals sollte er ein verschlüsseltes System brechen. Dass ihn die Persönlichkeitssimulation von Jacques allerdings an diesen Punkt brachte, hatte ihn überrascht.

Dann war da noch Silvana. Er fragte sich, was sie von ihm erwartete. Ob sie etwas von ihm erwartete. Classic konnte sich dies im Grunde kaum vorstellen. Ihre Reaktion auf den Aussetzer überraschte ihn dennoch ein wenig. Sie, die sonst so unnahbar war.

Die Tür des Turbolifts öffnete sich und unterbrach seine Gedanken.

--- Brücke

"Hallo, Zesiro", grüßte er die Kommandantin des kleinen Schiffes. Auf dem Weg zu seinem Sessel aktivierte er die Verbindung zur Yingpei und begann die automatischen Checks für den Start des Schiffes.

"Die Checks für das Ablegen laufen bereits, wohin soll es gehen?"

Mit einer Miene des Bedauerns hatte Zesiro den Satz zu Ende gelesen und das Buch zugeklappt. Sie musste Sam bei Gelegenheit fragen, von wem er es geliehen hatte. Vielleicht gab es noch mehr davon.

"Pinea IV im Epsilon-Cluster", erwiderte sie und vertrieb das Herz (und andere interessante Körperteile) des Trill-Kriegers gewaltsam aus ihren Gedanken, während sie aufstand und hinter Classics Sessel zum Stehen kam. "Mock hat uns keinen Zeitplan gegeben, also flieg ruhig einen großen Bogen um die Routen von Patrouilleschiffen. Wir müssen unser Glück mit der Tarnvorrichtung ja nicht schon wieder strapazieren."

Die Tarnvorrichtung war und blieb ein Ärgernis. Zesiro hatte den Glauben daran, dass Kwhiro sie je vollständig reparieren würde, mittlerweile verloren.

Stirnrunzelnd wandte sie den Blick vom Bildschirm ab, zu dem sie automatisch aufgesehen hatte, und musterte kurz Classic, der ein wenig blass um die Nase wirkte. "Du siehst irgendwie nicht gut aus. Alles klar bei dir?"

--- Mannschaftsmesse, Tisch 6

Gianna war absolut fasziniert.

Die Entrüstung darüber, dass Ben ihr den Blutwein vor der Nase wegtrank, hatte nur kurz angehalten, bot sich ihr doch nun ein ungeheuer interessantes Schauspiel.

Ihr Blick huschte fröhlich zwischen dem Androiden und dem großen Blonden, den sie noch nicht kannte, hin und her; wobei ein strahlendes Lächeln ihr sonst so scheues Gesicht erhellte.

War es die sprichwörtliche Hellsichtigkeit der Betrunkenen oder schlichtweg eine Eingebung, die sie nun dazu trieb, sich in das Gespräch, das bedrohliche Züge angenommen hatte, einzumischen?

"He, Großer!", wandte sie sich an Collins, den Blaster in dessen Hand, der sonst dafür gesorgt hätte, dass sie schleunigst das Weite suchte, ignorierend.

"Ich glaube, der weiß gar nicht, dass er ein Androide ist!"

Diese Aussage fand die angesäuselte Frau so erheiternd, dass nun ihr klingendes Lachen der Atmosphäre am Tisch eine neue Note hinzufügte. Gianna wollte sich beinahe ausschütten vor Lachen....

--- Mannschaftsmesse, Tisch 9

"Moment!" rief der El-Aurianer in Richtung des Psychologen und des Kochs. Die Augen richteten sich auf ihn als er langsam aufstand und sich in die Richtung des Kochs aufmachte, gefolgt von Juna, die sofort kampfbereit gewesen war.

"Ich hoffe, ich kann etwas Klarheit in die Angelegenheit bringen.", sagte er in keine bestimmte Richtung, während er die kurze Entfernung in der kleinen Messe überbrückte. Der Koch holte sogleich in seine Richtung zu einer Erwiderung aus, die für Kwhiro jedoch immer noch nicht verständlich war.

Er beugte sich kurz zu Juna und flüsterte ihr zu, dass er Jacques' Rücken brauchte, woraufhin dieser sich kurz darauf auf dem Bauch liegend wiederfand und so lange mit den Beinen strampelte (die Hände waren durch Juna fixiert) bis der Techniker den Knopf zum Ausschalten gefunden hatte und alle Bewegungen aufhörten.

"Ich habe HUNGER und wenn das jetzt nichts bringt, wird der Replikator herhalten müssen.", sprach er zu den Zuschauern, um die davon abzuhalten, den Androiden gleich vollständig zu zerlegen. Der einzige Grund, warum Silvana noch saß war wohl darin zu sehen dass sie dem Psychologen das auch zutraute und es kein echtes Blut geben würde.

Dieser schaute ihm mit immer noch angelegter Waffe zu, wie er die Kleidung des Androiden hochschob und auf dem Rücken nach einer kleinen Klappe suchte. Als er diese gefunden hatte, betätigte er den darin liegenden Resetschalter und klappte sie, nachdem die danebenliegende Anzeige von rot auf blau umgesprungen war, wieder zu.

Nachdem Juna den Koch wieder freigegeben hatte, dessen Arme und Beide genauso reglos rumlagen wie der Rest, drückte der Techniker wieder auf den Einschaltknopf. Er hoffte inständig, dass diese Sofortmaßnahme den Androiden wenigstens zum Teil wieder funktionieren ließ. Er zog in Erwägung, diesen zu deaktivieren, wenn zur Bordnacht niemand in seiner Nähe sein sollte.

--- Mannschaftsmesse, Tisch 8

Reglos lag der Android auf dem Boden.

Jede Spur von Aktivität war aus ihm gewichen. Seine Glieder waren so kurios verrenkt, dass jedem Menschen schon längst alle Gelenke aus den Pfannen gesprungen wären.

Die Augen waren milchig und ausdruckslos.

Auf dem Boden lag eine ausgeschaltete Maschine. Eine groteske Parodie auf die menschliche Gestalt. Eine Verhöhnung der Schöpfung. Weiter nichts.

Plötzlich, ein leises Piepen aus dem Brustbereich.

Die Augen öffneten und schlossen sich mehrmals, immer noch leer und getrübt.

Ein leichtes Summen war zu hören, als die Hydrauliksysteme wieder ansprangen. Die automatischen Ausrichtungskontrollen richteten den ansonsten offensichtlich immer noch vollkommen leblosen Androiden kerzengerade wieder auf. Eine willenlose Marionette wurde an unsichtbaren Fäden emporgezogen. Mit einer ausdruckslosen, starren Maske als Gesicht stand sie mitten im Raum.

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Aktivierung der Olfaktorsensoren................................[OK]

Aktivierung der Haptiksensoren..................................[OK]

Aktivierung der Prozeptiorsensoren..............................[OK]

Aktivierung der Elektromagnetiksensoren.........................[OK]

Aktivierung der Servosteuerungskontrollen.......................[OK]

Automatischer Test der Matrixkonsistenz.........................[OK]

Synchronisierung der motorischen Hauptfunktionen................[OK]

Aktivierung der Gedächtnisprotokolle............................[OK]

Durchsuchen der Identitätsdatenbank.............................[OK]

Lade JACQUES.EXE................................................[OK]

Abgleichen der externen Sensorikdaten mit JACQUES...............[OK]

Systemzeit: 0,00000000000000000000000000000001 Sekunden START!

***

Jacques schaute sich um.

Irgendetwas stimmte hier nicht. Ganz und gar nicht. Hatte er wieder einen dieser unerklärlichen Filmrisse gehabt?

Noch während der große Blonde seinen Phaser auf ihn gerichtet hatte, war dieser Kurpfuscher verschwunden.

Ein Arzt, der sich feige in Sicherheit brachte, während es jeden Moment Schussverletzte geben konnte. Natürlich nicht, ohne seine Begleiterin schmählich im Stich und genau im Schusswinkel zu lassen. Bei diesem Alkoholikerwrack verwunderte das den Franzosen nicht im Mindesten.

Dann lallte die Begleiterin, oder besser: inzwischen allein gelassene Begleiterin, dass Jacques sicher nicht wisse, dass er ein Franzose sei. Was für ein Blödsinn. Sie hatte *eindeutig* wesentlich zu tief ins Glas geschaut.

Und dann hätte er schwören können, dass sich Juna auf ihn selbst geschmissen und zu Boden geworfen hatte. Aber das war natürlich Unsinn. Er stand hier, genau wie vorher, und er spürte keinerlei Schmerzen. Vorsichtig bewegte sich der Koch. Nein, er war *definitiv* nicht von Juna angegriffen worden. Er war körperlich völlig unversehrt.

Aber Khwiro und Juna standen nun genau neben ihm. Das Dumme war nur, dass er sich nicht erinnern konnte, wie sie dort hin gelangt waren, bis auf diese unsinnige Eingebung. Immer diese Filmrisse. Er würde sich einen vertrauensvollen Therapeuten suchen müssen. Das trieb ihn noch in den Wahnsinn.

Allerdings... Der blonde Hüne richtete noch immer seinen Phaser auf den Franzosen.

Jacques wandte sich an Khwiro und Juna. "Dankö, dass Sie mir beiste'ön. Sie scheinön die einßigön normalön Menschön auf diesem Schiff ßu sein." Dankbar nickte er den beiden zu.

Dann ging er langsam und mit erhobenen Händen auf den Phaserträger zu.

"Was soll das 'ier? 'abe isch irgendjemandön angegriffön? Non, das 'abe isch nischt! Isch *wurdö* angegriffen, von diesör Frau!" Vorwurfsvoll wies er mit dem Finger auf Silvana.

"Und Waffön 'abe isch schon gar nischt er'oben!"

Langsam verwunderte es ihn nicht mehr, was seinem Vorgänger widerfahren war. Ein Tribble in einer Klingonenkolonie hatte eine höhere Lebenserwartung als ein Koch auf der Yingpei.

Mit immer noch erhobenen Händen näherte er sich weiter dem Blonden.

"Legön sie die Waffö niedör in meinöm Lokal!", sagte er mit aller Autorität, die er aufbringen konnte.

Silvanas Augen waren schmal geworden und ihr Brustkorb hob und senkte sich in raschen Atemzügen. Es war schon immer schwer gewesen, Leute für ein Schiff wie dieses zu gewinnen, doch diesmal hatten sie den Vogel endgültig abgeschossen.

Der Arzt versuchte die Unschuld an seinem Tisch durch Alkohol gefügig zu machen und beauftragte doch glatt sie damit, dafür zu sorgen, dass ihm niemand bei ihr in die Quere kam, bevor er sich vor einem möglichen Kampf, bei dem vielleicht ärztliche Hilfe gebraucht wurde im wahrsten Sinne des Wortes verpisste. Noch dazu hatte er sich über sie lustig gemacht.

Und dann dieser Androide, der sich für einen Menschen hielt, der sich für den Chefkoch eines noblen Restaurants hielt und sie für ein Tier.

Ein Tier...

Zu verärgert, um sich diese Farce noch länger bieten zu lassen, sprang sie so abrupt auf, dass der Tisch krachend umfiel und sie sofort die Aufmerksamkeit aller auf sich hatte. Sie musste ein Exempel statuieren. Wenn ihr erst die Maschinen hier an Bord auf der Nase herumtanzten, würde sie ihre Autorität verlieren.

"Pass mal gut auf", sagte sie mit einer Stimme, die keine Widerrede zuließ, während sie ihren Platz verließ und langsam auf den Koch zuging, jeden Muskel im Leib angespannt. "Du kannst in deiner Küche tun und lassen was du willst. Es ist dein Reich. Du musst nur drei einfach Regeln beherzigen: Regel 1: Leg dich nicht mit mir an. Regel 2: Leg dich nicht mit mir an. Regel 3: Verstoße niemals gegen Regel eins und zwei.

Wenn du gut in deinem Fach bist, werden wir dir den nötigen Respekt zollen und selbst Tom wird lernen, an Sonn- und Feiertagen Besteck zu nutzen. Aber behandle uns nie wie den letzten Dreck. Denn du kannst entweder ein Teil von uns sein und den Schutz der Gemeinschaft genießen oder wirst als Ausgestoßener dich keines langen Lebens hier erfreuen." Das Lächeln auf ihrem Gesicht war diabolisch und sollte auch bei einem durchgedrehten Androiden als Drohung verstanden werden.

Aber wenn er jetzt nicht einlenkte und erste Schritte in Richtung Gemeinschaft unternahm, konnte sie ihm immer noch den Leib aufschlitzen und ihm beim Anblick seiner elektronischen Eingeweide fragen, ob er die Frage nach seiner Schöpfung nicht doch noch mal überdenken wollte.

--- Brücke

Classic hielt einen Moment inne, ehe er antwortete: "Es geht schon wieder, ich hatte vorhin ein wenig... Kopfschmerzen. Jacques Software ist ein ziemlicher Härtefall."

Noch während er sprach hatte eine Computersimulation seine Wahrnehmung ersetzt. Das von ihm entworfene Flugleitsystem entfaltete sich vor seinem inneren Auge und eine dreidimensionale Darstellung der Umgebung der Yingpei verdrängte die Brücke des Schiffes. In einer fließenden Bewegung vergrößerte sich der Maßstab von einer lokalen taktischen Übersicht hin zu einer für die Navigation nutzbaren Variante.

Automatisch erschienen die Daten der Langstreckensensoren sowie die bekannten Patrouillenrouten in der Übersicht. Komplett mit einer Einschätzung der Sensorreichweiten der bekannten und vermuteten Ziele.

"Das kann ich mir lebhaft vorstellen. Ein paar deiner Reparaturen hab ich schon bewundern dürfen. Es sieht aus, als wolle 'Jacques' unseren Weinkeller auf Vordermann bringen."

Die Captain grinste. Sie hatte sich mit dem Rücken gegen Sams Konsole gelehnt und behielt den Schirm im Auge. Nach einem Jahr mit Classic an Bord hatte sie eine Vorstellung davon, was er bei einem Routinemanöver wann tat, auch wenn nichts zu sehen war. Anfangs hatte sie das wahnsinnig gemacht - es hatte lange gedauert, bis sie ihr Misstrauen ablegte und Classic Zugriff auf die Schiffssysteme gab. Mittlerweile hatte er alle Rechte, die er brauchte.

Heute gehörte der Pilot einfach zum Inventar - also zur Familie. Als er einmal für sie in den Bordcomputer eines 'befreundeten' Händlers eingedrungen und unter der Rückkopplung zu Boden gegangen war, hatte sie der damaligen Ärztin gedroht, sie eigenhändig aus der Luftschleuse zu schmeißen, wenn sie nicht auf der Stelle spurte. Aber das war die Art Ehre, die sie ihren Crewmitgliedern nur gab, wenn sie bewusstlos waren und es nicht mitbekamen.

"Ich hoffe, der Android funktioniert jetzt", fügte sie nach einem Moment noch hinzu. "Wenn man davon absieht, dass er den Chateau Margaux vermisst." Sie schätzte, dass es nicht so schlimm sein konnte. Sam hatte die Gagh-Tanks immer noch im Auge.

"Für eine etwas weitläufigere Definition von 'funktionieren', ja, doch, dann schon", antwortete Classic der Captain. Noch wartete er darauf, dass der Computer des Schiffes alle von ihm angeforderten Informationen zusammentrug.

"Ich habe die Robotergesetze in seinem Kern verankert. Bis Kwhiro dazu kommt, einen Blick auf die Hardware zu werfen, sollten wir klar kommen. Er tut jedenfalls seinen Job. Endgültig werden wir es die nächsten Tage sehen. Wir haben uns da nicht nur einen einfachen Androiden, sondern eine volle KI eingefangen. Die Persönlichkeitssimulation erinnert mich an ... meine Vergangenheit. Vom wissenschaftlichen Standpunkt ist er gewiss erstaunlich."

Classic verfiel wieder ins Schweigen. In seiner virtuellen Sicht rotierte eine dreidimensionale Darstellung des Raumsektors, den sie zu durchfliegen gedachten. Beinahe unterbewusst begann er, mögliche Routen durchzuspielen. Anomalien im Raum ausnutzend, Lücken in den Routen der Patrouillen suchend. Innerhalb von Sekunden spielte er Dutzende Routen durch. Verschiedene Parameter wurden von ihm immer wieder verändert, auf der Suche nach möglichst großen Sicherheitsabständen von den Föderierten.

"Eine volle KI?" Zesiros Augen wanderten in die Höhe. "Interessant. Sehr interessant." Hätte Classic sich zu ihr umgesehen, hätte er sehen können, wie es bei der Information einen Moment lang hinter ihrer Stirn arbeitete. Ein Designer-Androide auf ihrem Schiff... wenn er nichts taugte, konnte sie ihn verkaufen.

Wäre die Welt ein Comic, hätte man für eine Sekunde anstatt Pupillen kleine Latinumbarren in ihren Augen glitzern sehen können.

Dann registrierte sie Classics restliche Worte und wurde wieder nüchtern. Sie wusste nicht viel über seine Vergangenheit, aber das bisschen, was sie wusste, gefiel ihr nicht.

Aber ihr Pilot war nicht gerade der Typ, der nach einem Zuhörer suchte, bei dem er sich ausheulen konnte, also sagte sie nichts und wartete schweigend auf den Abflug.

--- Mannschaftsmesse

Jacques war unwillkürlich zusammengezuckt, als Silvana in seinem Rücken aufgesprungen war.

Glücklicherweise hatte der blonde Phaserheld Silvana in seinem Sichtfeld gehabt und war deshalb nicht genau so überrascht worden. Er hätte sonst aus Reflex vielleicht einfach abgedrückt, wenn ähnliches in seinem Rücken passiert wäre.

Jacques wunderte sich über die Einrichtung. Eigentlich sah alles klingonengerecht aus, fest am Platz angeschraubt, aber erst schmiss Juna einen Stuhl um, und die Katzenfrau riss nun auch noch einen Tisch aus seiner Verankerung.

Das war doch völlig unmöglich, war er auf einem Schiff voller getarnter Androiden gelandet, die ihre Kräfte nicht unter Kontrolle hatten, oder was? Nun, das würde die Reaktionen erklären, hier waren ja alle völlig durchgeschossen, wie es von künstlichen Intelligenzen zu erwarten war, aber das war natürlich ein absurder Gedanke.

Kwhiro würde einfach seine Wartungsarbeiten etwas gründlicher ausführen müssen.

Der Koch hatte sich inzwischen zur Katzenfrau umgedreht und schaute ihr fest in die Augen.

Sie schaute ihn an, als wäre es ihr absolut egal, ob er nun Widerworte geben würde, oder nicht. Im ersteren Falle würde sie ihn halt aufschlitzen, keine große Sache...

Dennoch zwang sich der Koch, ihren Blick stahlhart zu erwidern.

Diese Frau hatte gerade genau das gefordert, was er auch einforderte. Gegenseitige Akzeptanz.

"Naturellement, Madame, Respekt." Sein Tonfall war nun absolut ruhig, aber sehr bestimmt. "Daßu ge'ört, dass nicht mit Waffön auf misch geßielt wird."

Ohne den Blickkontakt zur Katzenfrau zu unterbrechen, wies er mit dem Daumen über seine Schulter hinweg auf den Phaserheld in seinem Rücken.

Schade, der Androide schien jetzt tatsächlich ruhig geworden zu sein. Dann wurde es wohl doch nichts mit dem Aufschlitzen für den Anschauungsunterricht oder dem Niederschießen.

Ein tiefer Seufzer entrang sich aus Silvanas Kehle und verhallte traurig im Raum. In letzter Zeit war das Wort Spaß ihr schon fast ein Fremdwort geworden. Der kleine Abstecher ohne Abstecher auf Mocks Territorium hatte auch nicht annähernd den Unterhaltungsfaktor gehabt, den sie sich erhofft hatte.

"Ein altes terranisches Sprichwort lautet: Wie man in den Wald hinein ruft, so hallt es zurück." Silvana verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich bin in meinem Leben schon weit herumgekommen, habe aber noch nie von einem großen Koch gehört, der einen seiner Gäste je so behandelt hätte. Ist das dein Respekt gegenüber deinen Gästen?" Dabei deutete sie auf den noch immer verwirrt guckenden Tom und dem Blutspritzer auf ihrem Gesicht, bevor sie die Arme erneut verschränkte.

"Du solltest dich mit dem Besitzer der auf dich gerichteten Waffe gut stellen, denn ich habe den Eindruck, als wenn du zumindest SEIN erster Kunde sein wirst." Sie wollte noch etwas hinzufügen, dann meldete sich aber ihr Kommunikator: "Pete an Silvana: Es gibt da etwas, das du dir unbedingt ansehen solltest..."

"In Ordnung, ich komme", gab sie bestätigend zurück und blickte dann noch einmal von Jacques zu Jack. "Die Pflicht ruft." Aus dem geplanten Essen schien nichts zu werden. Und da sollte sich noch jemand wundern, wenn sie zunehmend gereizter wurde. Aber die beiden würden alleine klar kommen müssen.

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