Yingpei - Chronik 1

Live vom Schrottplatz

--- Auf irgendeinem Mond, vor etwa einem Jahr

Zesiro hob die Hand über die Augen, um sie vor der stechenden Sonne zu schützen, und spähte auf die andere Seite des Kraters. Er war angefüllt mit Schiffsteilen und -wracks aller Formen und Größe: verkratzte Plasmaspulen, verrostete Shuttles, ein halber bajoranischer Frachter und ein zerschossenes Sternenflottenschiff ohne Warpkern. Sie gehörten alle Enebran Rak, dem führenden Schiffshändler dieses Sektors - aufgelesen auf Schiffsfriedhöfen und in den Trümmern nach Schlachten.

"Alles rechtschaffen erworben", hatte er hintertriebene kleine Cardassianer ihr versichert und sich die Hände gerieben wie ein Ferengi. "Alles rechtmäßig in meinem Besitz."

"Na sicher", hatte Zesiro trocken erwidert. "Inklusive legaler Papiere, nehme ich an."

Und wie sich herausstellte, besaß der kleine Mann wirklich Papiere für alles. Man konnte darüber streiten, wie legal sie waren (oder genauer gesagt konnte man auf Leben und Tod darum kämpfen), aber welche zu haben, war viel wert.

Momentan stand Rak neben ihr und sprach über den Föderationskahn. "Ein neuer Warpkern lässt sich stets leicht erstehen", behauptete er verschwitzt. "Ich erwarte gerade einen echten vulkanischen 9,5 Warpkern mit passenden Relais. Frisch aus dem Domin... frisch von Vulkan aus der Fabrik! Und sie ist ein Prachtweib, oder nicht? Ein echtes Fundstück. Steamrunnerklasse. Größer, als sie aussieht. Die Warpgondeln sind brandneu. Personen- und Frachttransporter speziell für..."

Die Ägypterin blendete ihn aus, und das Plappern wurde Teil des Hintergrundrauschens. Auf der anderen Seite des Kraters ragte ein ein schmutziger brauner Flügel meterweit in die Luft, zwischen zwei Wracks in einem unmöglichen Winkel eingeklemmt, der entweder bedeutete, dass er abgerissen war oder dass er beweglich war. Interessiert schritt sie einige Meter über die Hülle des Frachters, auf dem sie standen, bis sie ihn besser sehen konnte. Der Rest des Schiffs kam in Sicht.

Ein Bird of Prey. B'Rel-Klasse, wenn sie sich nicht irrte. Der Schriftzug gegen die Sonne schwer zu erkennen, aber die Farbe war ohnehin größtenteils abgeblättert, und sie konnte kein Klingonisch. In ihren Kreisen stolperte man nicht oft über einen Bird of Prey mit verstellbaren Flügeln.

"...Labore wieder instandsetzen, und ein wunderbares Arboretum, es wartet nur darauf, bepflanzt zu werden..."

"Was ist mit der B'Rel?", unterbrach die Ägypterin den Händler. Sie wünschte sich plötzlich, sie hätte Silvana nicht in der Raumhafenkneipe zurückzulassen. Silva hätte den Mann mit einem schlichten Grinsen zum Schweigen gebracht.

Rak folgte blinzelnd ihrem Blick. "Die?", fragte er wegwerfend. "Uralt. Sie fliegt noch, schnell sogar, aber nicht mehr lange, wenn Sie verstehen. Und die Torpedorampe ist geschmol..."

"Tarnvorrichtung?"

"Ha!" Der Cardassianer stieß ein gackerndes Lachen aus. "Toter als ein Gründer. Ich hab das Schiff für Ersatzteile hier, Capt'n. Sie hat eine kleine Holosuite an Bord, wenn Sie Intere..."

"Aber die Vorrichtung ist noch drin, ja?"

"Ja. Na und? Meine Leber ist auch noch 'drin'", gab er lachend zurück. "Trotzdem tot."

Dann kehrte er zum Thema zurück und beschrieb in blumigen Worten ein Schiff, das zu teuer und zu klobig und zu föderativ war, als dass Zesiro ihm einen zweiten Blick schenken würde. Sternenflotte. Na sicher. Sie kaufte doch kein Schiff, das sie jedesmal anspucken wollte, wenn sie es sah.

Nachdenklich schweiften ihre Blicke zurück zu dem Bird of Prey. Tot, ja? Ihrer Erfahrung nach konnte man alles wieder zum Laufen bringen, solange noch alle Teile vorhanden waren. Und diese B'Rel sah wendig aus. Schnell. Klein genug, dass sie nicht auf Docks angewiesen war, sie konnte in der Atmosphäre landen. Im Gebirge. In Mondkratern. Auf Asteroiden in Asteroidengürteln. Diese Sternenflottenoffiziere suchten nie gründlich. Hatten Angst, dass die Asteroiden ihr Schiff zerkratzten, oder etwas in der Art.

Langsam breitete sich ein Grinsen auf ihrem Gesicht aus. Unauffällig und schnell. Ein bisschen verkratzt und typisch klingonisch, spotthässlich, aber lange nicht verbraucht. Hatte unzählige Kämpfe gegen die Föderation gesehen, könnte sie wetten. Und war heile herausgekommen. Sie würden gut zusammenpassen.

"Yingpei", flüsterte sie, einfach um zu sehen, wie der Name sich anfühlte. Auf einem Schiff mit einem chinesischen Namen würde sie Hong vielleicht nicht ganz so sehr vermissen.

"Was?", fragte der Händler verwirrt und tippte wiederholt auf seinen Translator, weil er das Wort nicht übersetzte.

"Ich will sie ansehen", sagte sie lauter. "Ich will das Föderationsschiff nicht. Zeig mir die B'Rel."

Plötzlich war ihr schleierhaft, warum sie vor ein paar Monaten noch geglaubt hatte, ihr Leben sei vorbei. Sie konnte immer noch reich werden, sich einen Mond kaufen oder so. Ein bisschen schmuggeln. Und wenn sie dabei die Sternenflotte ein wenig ärgerte, na, umso besser.

--- Im Dock des "Profitbrunnen", Yingpei, Giannas Quartier, ein Jahr später

Ätzender Qualm und der Geruch verschmorenden Kunststoffs hingen in der Luft und behinderten die Atmung. Das Knistern von Flammen kam näher, die Luft brannte heißglühend in den Lungen. Irgendetwas Schweres lag auf ihr, so dass sie sich nicht bewegen konnte. Als sie es dennoch versuchte, schoss brennender Schmerz von ihrer Hüfte durch den ganzen Körper und trieb ihr die Tränen in die Augen.

Sie sah sich um, versuchte, sich zu orientieren. Schwärze. Flammen. Irgendwo ein Schimmer von Tageslicht, der durch zerplatzte Sichtscheiben drang. Sie tastete um sich und spürte nur zerborstenes Metall und angekohlte Kunststoffe. "Karden?", sie musste ihre Frage wiederholen, bevor sie Antwort bekam. Es war nicht wirklich eine Antwort, eher ein Stöhnen, irgendwo von dort vorne, wo einmal die Pilotenkanzel gewesen war. "Karden?", wiederholte sie ihre Frage. "Sind Sie so weit in Ordnung?", sie musste sich anstrengen, dass ihre Stimme sich nicht vor Angst überschlug. Diese Flammen kamen immer näher... Panik breitete sich in ihr aus. Mit aller Gewalt versuchte sie, ihre Beine unter dem Trümmerhaufen herauszuziehen ...

...

...

Mit einem lauten Keuchen fuhr Gianna in die Höhe. Schwärze war auch hier um sie, aber eben nur Schwärze. Keine Flammen. Keine Trümmer. Kein Karden. Mit einem Schlag wurde ihr klar, dass sie wieder einmal geträumt hatte. Einen Traum, der sie immer wieder heimsuchte seit jenem Tag.

Die Schmerzen waren real. Der Rest Erinnerung... Gianna richtete sich vorsichtig auf und tastete nach ihrer Decke. Sie hatte sich auf seltsame Art um ihre Beine geschlungen. Kein Wunder, dass sie den Eindruck gewonnen hatte, sie könne ihre Beine nicht mehr bewegen.

Plötzlich fiel ihr wieder ein, wo sie sich befand. Yingpei. Ein Bird of Prey. B'rel-Klasse, hatte Harm gemeint. Was auch immer das bedeutete. Sie kannte sich mit Raumschiffen überhaupt nicht aus. Und sie hätte nie gedacht, dass sie einmal eines besteigen würde. Geschweige denn, auf einem - wie nannte man das? Anheuern...

Das Schiff hatte einen Captain mit einem seltsamen Namen. Ein Captain, der - oder besser die - keine unnötigen Fragen stellte. Ein Captain, der sie einfach so duzte. Gianna wusste nicht, ob sie sich daran gewöhnen konnte. Vor allem wusste sie nicht, wie sie den Captain anzusprechen hatte. Gestern, als sie ihren neuen Job angenommen hatte, hatte sie peinlich versucht, jede direkte Anrede zu vermeiden. Beziehungsweise, wenn sie sich nicht vermeiden ließ, hatte sie den Captain natürlich gesiezt. Alles andere wäre ihr einfach ... unverschämt vorgekommen.

Bereits vor ein paar Tagen war sie mit Harms kleinem Schiff auf dem 'Profitbrunnen' angelangt. Harm hatte sie auf Gintrar aufgelesen und überredet, mit ihr zu fliegen. Er hatte ihr auch Tips gegeben, wie sie mit geringem Aufwand ihr Äußeres ein wenig verändern konnte.

Und Harm hatte seine Augen und Ohren beinahe überall. So hatte er sie auch auf den Captain der Yingpei aufmerksam gemacht. "Sie scheint einen Wissenschaftler zu suchen" hatte er gemeint und mit einem vielsagenden Blick auf ihr Bein hinzugefügt: "Wenn du ehrlich bist, ist alles besser für dich, als hier Kisten in der Gegend herumzuschleifen."

Gianna hatte ihm da - leider - Recht geben müssen. Sie hatte die schwere Arbeit nur übernommen, um sich irgendwie für Harms Hilfe erkenntlich zu zeigen. Ohne ihn würde sie immer noch auf Gintrar herumhängen, ohne etwas Sinnvolles zu tun und in der ständigen Angst, dass doch einmal jemand käme, um nach dem abgestürzten Shuttle zu sehen...

Zunächst war ihr Harm nicht ganz geheuer gewesen. Er war ein ziemliches Großmaul, gab ständig mit seinem tollen Raumschiff an - das für Giannas Dafürhalten eine ziemliche Schrottmühle war - und außerdem wirkte er nach außen hin eher ruppig. Nach einiger Zeit hatte Gianna jedoch festgestellt, dass er an und für sich das Herz auf dem richtigen Fleck zu haben schien.

"Computer, Licht."

Gleißende Helligkeit brandete auf. Gianna kniff die Augen zusammen. Wer auch immer diesen Raum vor ihr bewohnt hatte, hatte seltsame Vorstellungen von normaler Helligkeit. "Helligkeit dämpfen", forderte sie und das Licht wurde angenehmer. "Einstellung speichern."

Die Italienerin griff nach ihrer Tasche, die neben dem schmalen Bett lag. In weiser Vorraussicht hatte sie sie schon in Reichweite abgestellt, als sie sich schlafen legte. Nach der schweren Arbeit in Harms Lagerraum war ihr vollkommen klar gewesen, dass sie nach dem Aufwachen ohne Acala keinen Meter weit kommen würde.

Das Päckchen mit den Acala-Blättern lag direkt zuoberst in der Tasche, die ihre wenigen Habseligkeiten enthielt. Vorsichtig öffnete Gianna das Päckchen, schob sich eines der Blätter in den Mund und begann zu kauen. Dann sah sie mit trübsinnigem Blick, dass der Vorrat an Acala, den ihr Gernor, der Heiler auf Gintrar, mitgegeben hatte, langsam zu schwinden begann. Sie setzte einige Hoffnung in das kleine Labor der Yingpei, da sie vorhatte, die Blätter zu analysieren. Sie vermutete, dass der stark schmerzlindernde Wirkstoff der Pflanze ein Opioid war. Spätestens, seitdem sie bemerkt hatte, dass sich  trotz Aufenthaltes in einem relativ dunklen Raum ihre Pupillen nicht geweitet hatten, war sie sich eigentlich ziemlich sicher.

Aber eben nur ziemlich.

Abgesehen davon - wenn sie Acala analysieren konnte - vielleicht konnte sie den Wirkstoff dann auch synthetisieren.

Ohne das Zeug war sie an Tagen wie diesen ziemlich aufgeschmissen. Ihre Hüfte schmerzte dann wie die Hölle und das Bein trug sie kaum. Wenn sie sich ein wenig schonte, und Acala nahm, verging das in einigermaßen akzeptablem Zeitraum.

Gianna hoffte, dass an Bord der Yingpei nicht allzuoft körperlich anstrengende Arbeit anstand... Sie war sich nicht wirklich darüber im Klaren, auf was sie sich da eingelassen hatte. Nach den seltsamen Gestalten, die sie auf dem Profitbrunnen gesehen hatte, konnte sie sich nur gut vorstellen, dass die Yingpei keinem ehrbaren Geschäft nachging.

Die Wissenschaftlerin lehnte sich an die Wand und begann sich langsam zu entspannen, als das Acala seine Wirkung entfaltete. Wie nur hatte ihr Leben so aus den Fugen geraten können? Sie fragte sich, was man ihren Eltern erzählt hatte. Beim Gedanken daran, dass sie sie wahrscheinlich nie wiedersehen würde, musste sie schlucken und war nahe daran, die Kontrolle zu verlieren. Sie schüttelte die trüben Gedanken ab. Lamentieren nutzte nichts, sie musste versuchen, das Beste aus ihrer neuen Situation zu machen.

Seufzend stand Gianna auf und kleidete sich an. Sie steckte das Päckchen mit den Blättern wieder in ihre Tasche und hängte sich diese um. Dann verließ sie ihr Quartier und machte sich auf den Weg zum Labor. Glücklicherweise hatte das Acala voll angeschlagen, so dass die Südländerin nur leicht hinkte.

--- Gänge

Während sie langsam durch das Schiff ging, begegneten ihr ein paar Leute. Zwielichtige Gestalten zum Teil. Gianna hielt ihren Blick dann immer auf den Boden gerichtet, damit niemand auf die Idee kam, sie anzusprechen. Sie hätte nicht gewusst, worüber sie mit diesen Leuten hätte sprechen sollen. Das Wetter, eine beliebte Platitüde auf Terra, bot sich an Bord eines Raumschiffes nicht gerade an und für mehr reichte Giannas Gewandtheit im Umgang mit Fremden - ausgenommen andere Wissenschaftler -nicht aus.

Sie bemerkte dennoch, dass ihr ein paar neugierige Blicke zugeworfen wurden. Sie ignorierte sie und atmete innerlich auf, als sie das Labor erreichte.

--- Labor

Im Labor blickte sie sich um, obwohl sie es am gestrigen Tag schon einmal inspiziert hatte. Ihr Vorgänger schien nicht ganz unbrauchbar gewesen zu sein. Die Gerätschaften waren gut gewartet und einsetzbar. Alle Regale waren in ordentlichem Zustand.

Ihr Magen knurrte und erinnerte sie daran, dass sie schon seit einer Weile nichts gegessen hatte. Gianna ging darüber hinweg. Irgendwie scheute sie sich davor, in die Messe zu gehen...

Statt dessen machte sie sich an ihre Arbeit und begann, das Acala zu analysieren.

--- auf Mocks "Profitbrunnen", Gänge

"Aus dem Weg, du Sohn eines räudigen Tribbles", fauchte Silvana einen ziemlich fettleibigen Ferengi an, der ihren Weg kreuzte, und warf ihm einen todbringenden Blick zu. Bei einem erschrockenen Blick in ihre gelb funkelnden Augen hielt er es wohl für besser, quiekend das Weite zu suchen. Er konnte ja auch schlecht wissen, dass Zesiro ihr seit langer Zeit wieder mal einen expliziten Auftrag gegeben hatte und auf die Ausführung wartete. Da blieb keine Zeit für viel Spaß und Tollerei.

Wieder einmal drängte sich ihr die Erinnerung an Slade Szelesem auf, der ganz genau gewusst hatte, wie man seine Mannschaft im Zaum hielt. Man ließ Silva einfach machen. Zesiro dagegen schien selbst Teil der Mannschaft zu sein und würde wohl tagelang auf einem Planeten nach einem verschollenen Besatzungsmitglied suchen, statt ihn abzuschreiben und in der so gesparten Zeit jemand Neues anzuheuern. Slade hätte es begrüßt dafür den letzten Sold des Verschollenen einzubehalten. Dafür gab es bei Zesiro keine Probleme mit ihr saufen zu gehen, ohne sich in wattigen Bergen von anticanischer Wolle wieder zu finden.

Trotzdem vermisste sie Slade und fragte sich wo er wohl sein mochte. Ob er immer noch Captain der Privateer war? Wieso konnte sie ihn dann nicht ausfindig machen? War er untergetaucht und hielt sich versteckt? An die Möglichkeit jemand könnte ihn samt Schiff auf dem Weg geschafft haben, dachte sie erst gar nicht. Er hatte schon wesentlich Schlimmeres erlebt und es doch immer wieder geschafft auf die Beine zu kommen. Wieder kehrten ihre Gedanken zur Gegenwart zurück.

Die Ägypterin konnte auch recht spontan sein, wie Silvana des Öfteren bemerkt hatte. Wenn sich ein Verräter an Bord befand, hörte sich der Spaß auf und die Frage nach der anschließenden Todesursache trat zutage. Meist bei Silvana, da Zesiro ihr jeden Spaß gönnte. Wenn sich jedoch das Wort "Verräter" mit dem Wort "Föderation" paarte, kam es schon mal zu einer Kurzschlusshandlung ihres Captains. Und nun war Silvana nicht nur um den Spaß der Bestrafung gekommen, sondern durfte überdies noch nach einem Ersatz für das Flittchen einer Ärztin suchen. Der Koch hatte ohnehin nur Scheiße fabriziert. Kein Wunder, wenn man bedachte, dass er zur Föderation gehörte.

Hoffentlich fand sich jemand und machte das Schiff in ihrer Abwesenheit sauber. Der Geruch nach Blut ließ ihre Instinkte nach oben schnellen und öffnete die Tür für ihre Triebe. Alle ihre Triebe.

Mit einem Grinsen dachte das Raubtier in ihr an jene Zeit zurück, als sie Zesiro das erste Mal getroffen hatte. Die dunkle Ägypterin hatte sich wie der Tod höchstpersönlich ihre Schneise durch die Mauer aus Leibern gefräst um ihren Verfolgern zu entkommen. Es war ein Schlachtfest gewesen, bei dem Slade sich wohl die Lippen geleckt und ein paar Krüge Blutwein dazu bestellt hätte.

Zwei Händler, die sich unweit von ihr lauthals stritten, zogen ihren Blick auf sich. Offensichtlich schalt einer den anderen einen Betrüger. Gelangweilt beobachtete Silvana, wie dieser eine Art Dolch aus seinem Ärmel zog und damit nach dem anderen stach, der sich getroffen krümmte. Dann entriss der Angreifer dem anderen ein kleines Päckchen und lief damit hastig an ihr vorbei. Doch die Katzenfrau hielt ihn nicht auf, obwohl sie nur den Arm hätte ausstrecken müssen. Das hier war nicht ihr Revier. Etwas anderes nahm sie mehr gefangen.

Neben dem Geruch von frischen Blut lag auch plötzlich etwas anderes in der Luft. Ihr auf eine Weise vertraut und doch wieder nicht. Anders und doch gleich. Ein herber, eindeutig männlicher Geruch, doch bevor sie ihn einzuordnen wusste, war er schon vielen anderen wesentlich frischeren gewichen, die sie der Horde von Leuten zuordnete, die dem Flüchtenden folgen. Mocks gedungene Wächter oder auch meuchelnde Händler. Ärgerlich knurrend wandte sie sich dem nächsten Infoterminal zu und versetzte ihm zornig einen Schlag mit der flachen Hand, doch ihre Sinne waren weiter angespannt. Sie mochte keine Überraschungen.

Im holografischen System der Station, das zwischen zahlreichen Werbeeinblendungen auch Dinge wie die freien Mietquartiere, mietbaren Holoräumlichkeiten, Geschäftseinrichtungen und Handelsflächen anzeigte, entdeckte sie schließlich auch mehr als eine Bar. Sie rief nähere Daten ab und strich im Geiste jene deren Geschäftsführer nach Vulkanier klang und die, deren Name zu zahm klang. Blieben noch zwei. Aus reiner Sentimentalität entschied sie sich für die "Gint".

Unwillkürlich kontrollierte sie den Sitz ihrer Wurfmesser in den hohen Stiefeln, als sie an ihren alten "Freund" dachte. Mit ihm war es immer leicht gewesen an Informationen zu gelangen. Auch hier wäre er ihr gut zu Diensten gewesen. Narbo hätte genau gewusst, welche Ärzte an Bord von Mocks Handelsoase waren und wo sie sich zur Zeit aufhielten. Und er hätte ihre sinnlose Suche nach einem Psychologen vorzeitig beenden können.

Auch wenn Zesiros plötzlicher Wunsch nach einem Bordpsychologen Silvana stutzig machte. Machte ihr Captain sich Sorgen, zu gut zu seiner Mannschaft zu sein? War es das? Oder konnte die Ägypterin sich noch an ihr Gespräch in irgendeiner Bar nach der dritten Flasche Whisky erinnern, wie überaus entspannend Silvana die "Meditationen" mit ihrem Seelenklemptner gefunden hatte. Silva setzte ein raubtierhaftes Grinsen auf, als sie dachte, wie ausgeglichen sie gewesen war, als sie nichts unterdrückt hatte und ihren Instinkten gefolgt war. Egal wo, egal wann.

In Gedanken an die Saufgelage mit Zesiro versunken und worüber sie dabei wohl noch alles geredet hatten, strich noch einmal in einer fließenden Bewegung ihren schwarzen eng anliegenden Kampfanzug glatt und schlenderte dann geschmeidig den Gang in Richtung Bar.

--- Yingpei, Deck 2, Gänge

Kritisch ließ Zesiro Xa-Le den Blick über die Sauerei vor der Luftschleuse schweifen. Bisher hatte sich noch kein Mitglied ihrer Putzcrew herabgelassen, das getrocknete Blut aus dem Boden und die Spritzer von den Wänden zu schrubben. Großartig. Ganz großartig. Entweder waren die Damen und Herren mal wieder damit überfordert, ihre Arbeit zu koordinieren, oder sie hatten jetzt alle zu viel Angst vor ihr, um sich in die Nähe der Luftschleuse zu trauen.

Die Captain des alten Bird of Prey versuchte sich daran zu erinnern, dass nichts an dem Desaster, das sich gestern auf ihrer Reise zugetragen hatte, ihre Schuld war. Sie machte schließlich jedem Crewmitglied unmissverständlich klar, dass sie bei Verrätern an Bord keine Gnade kannte.

Als sie herausfand, dass ihr Koch dem Wissenschaftler die Ärztin ausgespannt hatte, mit ihr zusammen Zesiros Latinum stehlen und nach Risa durchbrennen wollte, hatte sie nur die Augen verdreht - verdammte Seifenoper auf ihrem Schiff - und Silva die Sache überlassen wollen. Aber als der Koch angesichts Silvanas gefährlichem Grinsen gestand, dass er ein Kopfgeldjäger im Dienst der Sternenflotte war, war sie einfach... explodiert. Sie erinnerte sich nicht einmal richtig. Im einen Moment sprach er von der hehren Sternenflotte mit ihren hehren Idealen, im nächsten Moment lagen er und die Ärztin tot am Boden, und sie bemerkte den Phaser in ihrer Hand, den sie offenbar benutzt hatte.

Sie knirschte mit den Zähnen. Okay. Vielleicht war es teilweise ihre Schuld.

Aber was für einen Unterschied machte es schon? Hätte sie sie nicht erschossen, hätte Silva sie zwei Minuten später aus der Luftschleuse gepustet. Kein großer Verlust.

Mit einem Seufzen rieb sie sich die Schläfen, wandte der Luftschleuse den Rücken zu und setzte sich in Richtung Mannschaftsmesse in Bewegung. Ihre drei Söldner - Tom, John und Kogh - dürften noch dort sein und hatten vielleicht Interesse an einer Runde Poker. Falls sie mittlerweile aufgehört hatten, zu schlucken, wann auch immer sie den Raum betrat. Die 22 Männer und Frauen an Bord kannten Ausbrüche von unkontrollierter Aggression von Silvana, aber eigentlich nicht von ihrem Captain.

'Aber für das Problem ist Sorge getragen', erinnerte sich Zesiro auf dem Weg. Sie hatte Silva schon auf Mocks Schiff geschickt, um sich nach einem neuen Arzt und einem Psychologen umzusehen. Zesiro flog niemals ohne Arzt an Bord los, auch wenn die Yingpei zurzeit nur damit beschäftigt war, für Mock eine Anzahl technischer Ersatzteile nach Pinea IV zu transportieren. Und diesmal würden sie auch nicht ohne Psychologen an Bord losfliegen. Zesiro hatte Silvas Verwunderung über den Auftrag mit einem ziemlich unfreundlichen Befehl beantwortet, nicht ohne Seelenklempner zurückzukehren, und ihr war völlig egal, dass es so was auf dem Profitbrunnen vermutlich nicht gab.

Ihre Crew würde darüber tratschen, aber das kümmerte sie im Moment nicht.

Was den Koch anging, hatte Zesiro nach einem Jahr an Bord der Yingpei und drei verschiedenen Köchen genug von kulinarischen Experimenten. Sie wollte einen Koch, bei dem man absolut sicher sein konnte, dass das Gericht am Ende essbar sein würde. Sie wollte einen vollkommen langweiligen, vorhersehbaren Koch. In anderen Worten: Sie wollte einen Roboter. Classic und Kwhiro sahen sich gerade im Moment auf dem Profitbrunnen bei einem Roboter- und Androidenhändler um.

Und wenigstens hatte sie gestern schon einen Ersatz für den Wissenschaftler gefunden, der die Yingpei kurz, nachdem sie Mock erreicht hatten, mit gebrochenem Herzen und Tränen in den Augen verlassen hatte. Zesiro hatte nur kurz mit Gianna Alessi gesprochen, die für eine Frau, die auf einem Piratenschiff anheuerte, einen ungewöhnlich stillen und schüchternen Eindruck hinterlassen und sich sofort in ihr Labor verkrümelt hatte. Wenn sie recht überlegte, könnte sie mal nach ihr sehen. Gestern, zwei Stunden nach dem unrühmlichen Tod von Dr. Allerton und Leonardo, dem Koch, hatte sie wenig Geduld dafür gehabt.

"Computer, wo ist Gianna Alessi?", fragte sie und verzog die Lippen, als der Computer mit der unausstehlichen Frauenstimme antwortete, die irgendein Vorbesitzer der Yingpei vermacht hatte. Ihr war schleierhaft, wie man ein Sternenflotteninterface auf einem klingonischen Schiff installieren konnte. Es grenzte an Vergewaltigung. Aber sie bog an der nächsten Gangbiegung in Richtung der jungen Wissenschaflterin ab.

Es wurde Zeit, dass Silva mit einem Psychologen zurückkehrte. Das Mindeste, was sie ihrer Crew schuldete, war ein geistig gesunder Captain.

--- auf Mocks "Profitbrunnen", Bar Gint

Gelangweilt starrte Benjamin "Hawkeye" Freeman in die goldgelbe Flüssigkeit in seinem Glas. Es war kein guter Whisky, aber wenigstens einer mit echtem Alkohol. Sein einziger Freund auf dieser gottverdammten Raumstation, umgeben von raffgierigen Subjekten, denen in Gold gepresstes Latinum mehr bedeuteten als ein Leben.

Der Amerikaner hasste seine Umgebung, unfähig sich von ihr zu lösen. Er hatte schon auf ein paar Schiffen angeheuert, aber jedes Mal wurde er wieder enttäuscht. Jedem Captain schien seine Fracht über seine Crew zu gehen. Und er wäre nicht der, der er war, wenn er nicht dagegen protestiert und gehandelt hätte.

Das Resultat war, dass er auf dem Profitbrunnen zurückgelassen worden war, auf dem Leben noch weniger Wert war, egal in welcher Währung.

Hawkeye stürzte die Flüssigkeit hinunter und schenkte sich aus der vor ihm stehenden Flasche nach. Er saß in einer Ecke für sich alleine in der Bar und war dankbar, dass sich niemand für ihn interessierte. Was sollten sie auch von einem in dunkelgrünen Armeeklamotten gekleideten, dunkelhaarigen, schlacksigen Kerl wollen? Alles, was er besaß, war ein kleiner Rucksack mit seinen Kleidern und sein Arztkoffer.

Er hatte gerade noch genug für drei weitere Flaschen Whisky, und dann? Stirnrunzelnd kam ihm die Erkenntnis, dass er bald einen Job annehmen musste, auch wenn er nicht seinen heeren Ansprüchen genügten. Seufzend schwenkte er den goldenen Trostspender in seinem Glas, als seine Aufmerksamkeit auf eine Gruppe Bajoraner und Cardassianer gelenkt wurde.

Die scheinbar angetrunkenen Spinner stritten sich um irgendwelche - wahrscheinlich politische - Ungerechtigkeiten. Seit Ben Bajoraner im Kampf gegen Cardassianer gesehen hatte, mit welcher Unmenschlichkeit sie vorgingen, konnte er ihr Geheule über die Taten der Cardassianer nicht mehr hören.

Sie waren nicht besser. Nur schwächer.

Der Streit schien zu eskalieren. Ein Bajoraner schlug eine Flasche an der Tischkante kaputt und ging mit dem abgebrochenen Ende auf einen der Cardassianer zu. Ruhig schaute Hawkeye dem Treiben zu, welches nach ein paar Minuten jäh von einem Trupp "Sicherheitler" beendet wurde. Es war nicht sein Streit und hätte er sich eingemischt, wäre er jetzt der blutende Bajoraner auf dem Tisch...

'Moment...', wie von der Tarantel gestochen sprang der ehemalige Starfleetarzt auf und rannte zu dem auf dem Tisch liegenden Verwundeten. Er schien tatsächlich ernster verletzt zu sein. Seine Kameraden standen unschlüssig herum und so etwas wie einen Notart schien es auf der Station nicht zu geben, oder er war schlicht und einfach woanders im Einsatz.

Schlägereien gab es hier genug.

Die Gint war noch ein verhältnismäßig ruhiger Laden.

Eine schnelle oberflächliche Untersuchung zeigte, dass der schweratmende Mann einen nicht zu verachtenden, acht Zentimeter langen, Glassplitter im Brustkorb stecken hatte. An sich nichts Gefährliches, nur würde er sich weiter reinbohren, sollte der Bajoraner auf die Idee kommen sich aufzusetzen. "Schnell, halten Sie ihn fest!", rief er den Umstehenden zu, als der Verwundete tatsächlich ansetzte sich zu bewegen und Ben ihn kaum halten konnte.

Tatsächlich halfen ihm zwei Männer ihn festzuhalten. Das ließ dem Amerikaner die Möglichkeit seinen Arztkoffer zu öffnen und mit dem daraus entnommenen Skalpell sein Hemd aufzuschneiden. Die Wunde war unsauber und hatte durch die Form des Splitters keinen richtigen Wundabschluss. Kurzentschlossen nahm Hawkeye eine Schnapsflasche vom Nebentisch und schüttete den Inhalt erst über seine Hände und dann über die Wunde.

Der desinfizierende Effekt war zwar nicht berauschend, aber der Schmerz, den der Bajoraner erlitt, ließ diesen krampfartig nach oben zucken, dass ihn seine zwei Kumpanen kaum halten konnten. Kurzentschlossen narkotisierte Freeman den Verwundeten mit einem gezielten Schlag auf die Schläfe. Panisch bis misstrauisch blickten ihn die Helfer an, während der Arzt sich nicht davon beirren ließ.

Mit sicheren Händen, die man einem Alkoholabhängigen nicht zutrauen würde, machte sich Ben an die Arbeit.

--- Mocks "Profitbrunnen", Gänge

Der Mann mit den blauen Augen ging suchend durch die Gänge der Station. Er hatte eine Kutte an und die Kaputze verbarg sein Gesicht. Es herrschte reges Treiben auf den Gängen, überall waren Händler, Söldner und all die verlorenen Seelen, die jenseits des legalen Lebens waren. Der Mann mit der Kutte hatte ein Ziel.

--- Mocks "Profitbrunnen", vor einer klingonischen Bar.

Das war es, was er gesucht hatte, eine klingonische Bar auf einem romulanischen Schiff. Hierher hatte sein Informant ihn geschickt. Collins wusste, das dieser Informant nicht gelogen hatte. Wenn man den Tod vor Augen hat, lügt man nicht. Leider schützt die Wahrheit auch nicht vor dem Sterben. Der Terraner trat ein.

---  In der klingonischen Bar

Zielstrebig bewegte sich der Mann durch die Tische auf den Tresen zu. Es herrschte ein ohrenbetäubender Lärm in der Bar. Klingonische Musik vermischt mit dem Grölen betrunkener Klingonen. Der Blutwein rann in gleichen Mengen über den Boden wie in die Kehlen dieser Wesen. Natürlich waren da auch die üblichen Prügeleien.

--- In der klingonischen Bar, am Tresen

Neugierig kam der Barkeeper, ein Halbklingone, zu den Mann mit der Kutte. "Ich glaube kaum, dass jemand hier dein Seelenheil hören will, Priester!", schrie er, um den Lärm zu übertönen. Der "Priester" holte ein Pad unter seiner Kutte hervor, auf dem er das Bild eines Klingonen hatte. "Er soll hier sein!", sagte er.

"Kerck! Ja, der sitzt dort drüben in der Ecke und feiert seinen letzten Beutezug!", der Barkeeper nickte in die Richtung.

"So, er feiert", sagte der Terraner. "Vielleicht lädt er mich ja ein!" Ohne eine Antwort abzuwarten drehte er sich weg und ging zu dem Tisch in der Ecke.

--- Klingonische Bar, Tisch in der Ecke

Der Kuttenmann setzte sich ungefragt zu den Klingonen, die blauen Augen glänzten voller Hass, als er sah, das Kerck einen roten Kristall als Schmuck um seinen Hals trug. "Schönes Stück!", presste er heraus.

"Was fällt dir ein, dich einfach an diesem Tisch zu setzen, du Wurm. Es scheint, das du auf einen schnellen Tod stehst!", schrie Kerck den Terraner an.

"Tod ist ein gutes Stichwort!", antwortete dieser und holte erneut das Pad hervor. "Sieh es dir an!"

"Ich werde mir deine verdammten Gedärme ansehen, du elender Wicht!", der Klingone griff zur Waffe. Der "Priester" schien wenig beeindruckt. Er konzentrierte sich und plötzlich griff sich der Klingone an die Brust.

"Tut weh, was?", der Collins aktivierte das PADD. "Sieh dir an, weshalb du sterben wirst!" Röchelnd, ohne eines Wortes fähig sackte Kerck in den Stuhl zurück. Die anderen Gäste schienen nichts zu bemerken. Der Priester verstärkte den telekinetischen Druck auf einige lebenswichtige Organe des Klingonen, dessen Augen jetzt weit aufgerissen waren.

"Angst?", fragte der Kuttenmann. "Angst hatten die vor ihrem Tod auch", er deutete auf das PADD und aktivierte es. "Die Überwachungskameras auf der Forschungsstation haben diese Bilder ausgespuckt. Ward ihr eigentlich nur dämlich? Das ihr den Archäologen umgebracht habt, welcher übrigens mein Arbeitgeber war, okay. Aber die Frau und die Kinder auch noch bestialisch abschlachten und. ..", er stockte, während die Bilder weiter liefen.

Der Terraner fing sich wieder, stand auf und riss dem Klingonen den roten Kristall vom Hals. "Der gehört mir! Ich habe mich zweimal übergeben, als ich die Bilder sah. Ich habe mich nicht übergeben, als ich deine drei Kumpel getötet habe. Du bis der Letzte! Tritt nun deinem Schöpfer gegenüber!"

Der Blauäugige verstärkte den telekinetischen Druck und der Klingone sackte mit weit aufgerissenen Augen tot zusammen. "Schmore in der Hölle, du Bastard!", sagte Collins leise und warf die Kutte über den toten Klingonen. "Hol die Abdecker!", rief er dem Barkeeper zu. "Ich glaube, er hatte zuviel Blutwein!" Dann verließ er die Bar.

--- auf Mocks "Profitbrunnen", Bar Gint

'So, der Splitter ist raus, die Blutung gestoppt, die Wundränder glatt geschnitten und die Wunde geschlossen...', ging der Arzt nochmal alles durch. Ben packte Nadel und Faden weg, mit welchen er den Bajoraner unter dem ungläubigen Blicken der Umstehenden wieder buchstäblich zusammengeflickt hatte.

"So, das wars, er hat Glück gehabt, innerhalb von acht Minuten wäre er verblutet... oder er hätte sich allein durch das Aufsetzen den Splitter ins Herz gerammt. Aber bringt ihn noch zu eurem Schiffsarzt, damit er noch richtig versorgt werden kann... falls er keinen Hautregenerator habt ist's auch egal, dann soll er sich nur zwei Wochen schonen... wenn ihr noch Fragen habt, ich hab wieder Sprechstunde", mit diesen Worten bestellte sich Hawkeye eine neue Flasche Whisky auf Kosten des Verwundeten und setzte sich wieder auf seinen Platz, nachdem er sich in einem eilig hergeholten Eimer Wasser die Hände gewaschen hatte, bevor dieser zum Bodenwischen benutzt wurde.

Unglücklich schaute er auf sein blutbespritztes graues Armee T-Shirt, bevor er sich wieder ein neues Glas einschenkte. 'Was solls...'

Grübelnd schaute er wieder in die goldgelbe Flüssigkeit, als wäre nichts gewesen.

--- auf Mocks "Profitbrunnen", Bar Gint, Eingang

Interessiert hatte Silvana im Eingang der Bar gelehnt, und ihre wachen gelben Augen hatten den Raum abgesucht. Nie hätte sie gedacht so schnell fündig zu werden. Ihr Instinkt hatte sie wieder einmal zur richtigen Zeit an den richtigen Ort geführt. Ein Mann im grünen Outfit der Army mit Arztkoffer, der schnell und präzise arbeitete, bevor er sich wieder erhob und an seinen Tisch in der Ecke zurück kehrte, als wäre nichts geschehen, obwohl er wohl Gesprächsthema Nummer 1 in der Bar war.

Er schien nicht an Ruhm interessiert zu sein, auch nicht an seinem Aussehen, wie sie an seinem unrasierten Kinn bemerkte, sondern ganz in seiner Arbeit aufzugehen. Und im Alkohol. Die raubtierhafte Frau verzog ihre Lippen zu einem Grinsen. Das machte ihn glatt sympathisch.

Das und die Tatsache, dass sie gehört hatte, wie einige der Gäste über seine ungewöhnlichen Narkosemethoden munkelten. Schade, dass sie zu spät gekommen war, um es miterleben zu können. Wenn sie ihn zur Arbeit auf der Yingpei überreden konnte, dann würden die Söldner bald spuren, weil nach Silvanas "Behandlung" der Spaß noch lange nicht vorbei war.

Silvana bleckte zufrieden die Zähne und schlenderte katzenhaft zu dem Tisch in der Ecke. Einen Mann, der sie unterwegs zu gierig angaffte, packte sie einfach im Vorbeigehen mit einer Hand beiläufig am Kopf und schleuderte ihn mit leichten Knurren von sich weg, ohne ihren Blick von dem Arzt zu nehmen oder sich um das Gerumpel der Stühle zu kümmern, in die ihr Verehrer gefallen war.

--- Tisch in der Ecke

Ohne sich lange mit Höflichkeitsfloskeln oder langen Vorreden aufzuhalten, zog sie einen der freien Stühle zurecht und glitt rittlinks darauf. Sie kam gleich ohne Umschweife auf den Kern der Sache zu sprechen.

"Auf der Yingpei gibt es was Vernünftigeres zu trinken und wie der Zufall so spielt, bräuchten wir dringend einen neuen Arzt. Unser Captain hat den alten rauswerfen müssen." Luftschleuse auf und ab mit den Resten. Das wölfische Grinsen von Silvana hätte Slade jetzt alle Ehre gemacht. "Interessiert, Doktorchen?"

Mit echtem Interesse musterte Ben das Gesicht der Frau vor ihm. 'Irgendwas... die Augen!', kam dem Arzt die Erkenntnis, 'Interessant...'. Ben antwortete nicht sofort, sondern trank erstmal einen Schluck. Dass die Katzenäugige keinerlei Manieren zu haben schien, störte ihn nicht. Er hatte seine schließlich auch längst abgelegt.

Er hatte sehr schnell gemerkt, wie diese ihn fixiert hatte und auf ihn zuging. Auch diesen armen Tölpel, der auf die Veruchung ihres Körper reingefallen war, und seinen anschließenden Flug hatte er bemerkt. Hawkeye hatte kein Mitleid mit dem Kerl. Allein an der Körperhaltung merkte man, dass diese Frau sich ihre Beute selbst aussuchte. Da passten die Augen ganz gut ins Bild.

"Also zuerst einmal... das Doktorchen kannst du ruhig vergessen. Ich bin kein blutiger Anfänger, der sich einen von der Palme wedelt, immer wenn er seinen Titel hört. Nenn mich einfach Hawkeye.", er nutzte einen weiteren Schluck Whisky, um nachzudenken.

Ben kam zu dem Schluss, dass er es nicht mit dem Captain des Schiffes zu tun hatte. Zwar war die Mischung aus Sex und Kraft etwas, was jeden Anfänger beeindruckte, aber einen Captain zeichneten andere Eigenschaften aus. Vielmehr wurde die Braunhaarige vor ihm gezielt zur Rekrutierung eingesetzt und hatte sonst sicher den Posten als Leibwächter oder "Problemlöser".

"Du hast Glück ich hab zur Zeit keine Anstellung und das Gesöff, was die hier anbieten", er wandte sich dem nächstgelgenen Kellner zu, "ist echt zum Kotzen!" Ruhig wandte der Arzt sich wieder der Katzenäugigen zu, nicht ohne einen weiteren Schluck des 'Gesöffs' zu sich zu nehmen. "Wenn das Zeug bei euch nur halb so gut schmeckt, wie der Trottel eben geflogen ist, hast du einen echten Pluspunkt.

Aber bevor ich aufstehe, will ich ein paar Sachen klarstellen: Ich verspreche nichts, ich will zuerst mal das Schiff sehen. Meine Erfahrungen mit blinden Zusagen und deren katastrophalen Folgen habe ich schon gemacht. Falls dein Captain aber einer von der Sorte sein sollte, dass ihm das Leben seiner Crew egal ist, kannst du direkt wieder gehen. Da trinke ich lieber die Pisse hier weiter..."

Nachdenklich hatte Silvana beobachtet wie der Terraner Zug um Zug aus seinem nicht wirklich sauberen Glas trank, während er redete. Es kam ihr vor, als hätte er in seinen Leben bereits viel erlebt und wäre in dieser Zeit innerlich ziemlich abgestumpft. Das konnte ihr nur recht sein. Sie mochten Leute, die etwas auf dem Kasten hatten und einfach sagten, was sie dachten. Mit ihm würde sie schnell ins Geschäft kommen.

"Hawkeye, also..." Silvanas Augen funkelten belustigt, als sie den Faden wieder aufnahm. "Ich kann dir versprechen, dass höchstens unsere Söldner so einen Mist wie den hier trinken müssen. Für die anderen, die ihn zu schätzen wissen, gibt es selbstverständlich den richtig guten Alkohol."

Für einen Moment genoß die raubtierhafte Frau den Geruch nach frischem Blut, schalen Fusel und abgestandenem Rauch, Rauch in dem sich auch eindeutigen Spuren illegaler Substanzen befanden, die Kundschaft eindeutig in einen Rauschzustand versetzen sollte. Vielleicht war ein Gast der Urheber, der geschäftstüchtige Barinhaber oder sogar Mock, der seinen Umsatz heben wollte. Sie traute dem kleinen Schleimer alles zu.

Sie knurrte wohlig beim Gedanken an die Hinterhältigkeit von Ferengis im Allgemeinen und einem bestimmten davon, dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Arzt zu. Zumindest einen Teil davon, denn in Bars wie diesen arbeiteten alle ihre Sinne auf Hochtouren. Es ließ sich nie planen mit einem früheren Verlierer ihrer Kämpfe zusammenzustossen. Abgesehen davon rappelte sich ihr Verehrer wohl gerade auf und war sicher nicht gut auf sie zu sprechen.

Ihre Hand glitt zum Schaft ihre Stiefel und fuhr liebkosend über die versteckten Klingen. Eine euphorische Erregung machte sich in ihr breit. Vielleicht das Ergebnis des ständigen Blutgeruchs, der Droge oder auch die Aussicht auf einen kleinen Kampf.

"Die Yingpei liegt hier noch eine Weile vor Anker, wenn du doch noch mal die Lust verspüren solltest dein Glas loszulassen... Ihr Captain ist Zesiro Xa-Le. Im Gegensatz zu mir kümmert sie das Leben der Crew wirklich. Nach meinem Geschmack sogar zu sehr. Ich bin nur ihr rechte Hand. Silvana."

Ruhig blickte Hawkeye Silvana in die Augen. So erschreckend ihre Gleichgültigkeit gegenüber ihren Kameraden war, umso beruhigender die Ehrlichkeit, mit der sie geantwortet hat. Auch ihre Formulierung sprach dafür, dass sie sich um die Crew kümmerte, auch wenn es nur befohlen war.

Das war zwar keine Traumbeschreibung für das Umfeld eines Arztes, aber es war das Beste, was er hier zu finden hoffen konnte. Ben stellte sein Glas ab und schnipste es in die Mitte des Tisches. "Ich glaube, ich werde tatsächlich mal vorbeischauen. Wenn die Bezahlung und die Getränke stimmen, bin ich dabei. Ach was, ich bin eigentlich froh von diesem Höllenloch eines Ferengiarsches herunterzukommen..."

Lässig packte Hawkeye die billige Flasche Whisky ein und kommentierte es mit den Worten "Zum Desinfizieren reichts ja..." Dann bemerkte er den Trottel mit den Flugstunden und drei seiner Kameraden. Das wölfische Grinsen Silvanas ließ erkennen, dass sie die vier eher gespürt hatte, als er selber gesehen. Der Arzt brach in Gelächter aus, als der Trupp Schläger auf den Tisch zukam und vor ihm stehen blieb.

Irritiert blickten sich die Vier an, denn mit so einer Reaktion hatten sie nicht gerechnet. Ben wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel und stand auf. "Silvana, viel Spaß mit den Trotteln, ich guck mir dein Schiff mal an, vielleicht treffen wir uns ja dann da..." Zu den Schlägern gewandt meinte er, "Wenn ihr blöd genug seid eine Frau anzugreifen, die einen von euch mit dem Handgelenk durch die halbe Bar wirft, dann ist das Vorsatz zum Selbstmord!"

Hawkeye gefiel Silvana zunehmend besser, wie sie sich verblüfft eingestand. Obwohl er noch keinen Blick auf ihre DNA oder ihre medizinische Akte hatte werfen können, schätzte er sie jetzt schon als ernstzunehmenden Gegner ein und schien nicht im Mindesten um sie besorgt zu sein oder ihr gar beistehen zu wollen. Auch wenn der Kampf äußerst unfair war. Vier gegen eine. Die vier hatten doch nicht die geringste Chance.

Drei Kämpfer waren auf der Privateer schon ihre Aufnahmeprüfung für die neuen Sicherheitler gewesen...

Ihr Verehrer und seine Kumpane massen sie mit Blicken in denen reine Überheblichkeit lag. Ihre frivolen Gesten ließen keinen Zweifel daran aufkommen, worin sie Silvanas Stärken sahen. Und dann zogen sie ihre Waffen. Stahl blitzte und unwillkürlich fragte sie sich, warum niemand einen Phaser dabei hatte. Gab es eigentlich ein Verbot für Phaser auf der Mocks Sparschwein?

"Danke für die guten Wünsche, Doc. Wir sehen uns dann auf der Pri... äh Yingpei." Für einen kleinen Moment war Silvana verwirrt darüber, wie sehr sie sich an Slades Schiff gewöhnt hatte, dass es ihr selbst jetzt noch immer im Kopf herumgeisterte. Doch sie ließ sich ihre Verwunderung nicht ansehen. "Es wird besser sein du gehst, ich will dir nicht jetzt schon Arbeit bereiten." Sie fletschte die Zähne was einem Abschiedsgruß gleichkam und beobachtete wie der Arzt sich nickend und noch immer grinsend einen Weg durch die Männer bahnte, die verwundert schienen, dass er einfach so ging.

Unsicher geworden blickten sie zu Silvana und versuchten sie mit ihren Waffen einzuschüchtern, diese zeigte jedoch keine Anzeichen von Angst. Aber ihre Pupillen waren mit einem Mal bedrohlich schmal geworden. Erst jetzt schienen sie ihr in die Augen zu sehen und zu erkennen, dass sie es nicht mit einer gewöhnlichen Frau zu tun hatten. Zu spät wie die Raubtierfrau fand. Sie hatte nicht die Geduld gehabt zu warten bis sie ihren Irrtum einsahen und so hatte das erste Wurfmesser blitzschnell ihren Stiefel und kurz darauf ihre Wurfhand verlassen.

Ungläubig starrte ihr Verehrer auf seine Füsse, von denen einer auf dem Boden festgenagelt war. Nur mehr der Schaft der Waffe sah heraus. Die Klinge hatte Fleisch und Knochen wie Butter durchdrungen und war im Boden stecken geblieben. Während die Augen des Verletzten sich immer mehr weiteten, sahen sie seine Gefährten bestürzt an.

"Ich bin heute gut aufgelegt, also verschwindet einfach oder ich mach ernst. " Zur Unterstreichung ihrer Worte schälte sich ein Laute aus ihrer Kehle, der wie ein knurrendes Fauchen klang. Mehr hätte sie nicht zu sagen gebraucht, denn schon kehrten sie ihr den Rücken um die Flucht anzutreten. Zwar versuchten sie ihren inzwischen vor Schmerz brüllenden Gefährten mitzuziehen, doch gelang ihnen das nicht ganz, da die Klinge sich nicht herausziehen ließ und sich nur noch mehr hineinfraß.

Als Silvana einen Schritt nach vorne machte, stoben die Begleiter ihres speziellen Freundes erschrocken auseinander und ließen ihn hilflos am Boden liegend zurück. Angstvoll blickte er sie an und sie genoss es, sich in seinen Augen zu spiegeln. "Firuskanische Wertarbeit. Viel zu schade für dich", hörte er sie noch sagen, bevor er ihren Ellbogen sah und es Nacht um ihn wurde.

Die katzenhafte Frau zog nach ihrer Betäubung die Klinge mit einem Ruck und einem ekelhaft knirschenden Geräusch aus Fuß und Boden und wischte sie an der Kleidung ihres Opfers ab. Dann steckte sie sie wieder ein, als ob nichts gewesen wäre, und machte sich auf den Weg zur Theke.

--- vor der Bar Gint

Zufrieden hatte Hawkeye die Szene hinter dem Türpfosten beobachtet. Zum einen, weil der Arzt in ihm sich versichern wollte, dass wirklich nichts Ernstes passierte. Zum anderen war er sehr auf Silvanas Reaktion gespannt und er war nicht enttäuscht worden. Ohne vernünftige medizinische Versorgung würde der Verletzte zwar nie wieder richtig Laufen können, aber das war sein Fehler. Er hatte ihn ja auch noch gewarnt...

'Trottel...'

Aber es war ohne Tote abgelaufen. Das war ein Anfang und mehr, als er auf seinen bisherigen Anstellungen erwarten konnte. Wenn schon der 'ausführende Arm' des Schiffes verhältnismäßig agierte, aus welchen Gründen auch immer, freute er sich fast den Captain kennenzulernen.

Mit diesen Gedanken beeilte er sich zur Yingpei zu kommen. Alles war besser als dieser Platz am Arsch des Universum, dessen Bewohner alle Qualitäten aufwiesen, um in diesem Sinnbild ihre zugedachte Rolle zu erfüllen.

--- Yingpei, Labor

Einen Moment lang blieb Zesiro mit vor der Brust verkreuzten Armen im Eingang stehen und musterte die neue Wissenschaftlerin skeptisch. Sie beugte sich im hinteren Teil des kleinen Labors über ein Gerät, von dem Zesiro nicht die geringste Ahnung hatte, was es tat, und sah dabei wissenschaftlich aus. Selbst jetzt wirkte sie unter ihrer Bräune blass und überwältigt, wenn auch sicher nicht von ihrer Arbeit - sie schien zu wissen, was sie tat.

Die Captain verkniff sich ein Kopfschütteln. Auf der Yingpei wurden immer wieder schräge Gesellen angespült, aber normalerweise gehörten sie zur zwielichtigen, aussätzigen Sorte. Alessi sah man drei Meter gegen den Wind an, dass sie auf der "anderen Seite" aufgewachsen war. Zesiro hatte sie nicht gefragt, warum es sie auf ein Schiff wie dieses verschlagen hatte, aber sie könnte wetten, dass die Antwort eine verdammt gute Geschichte abgab.

Die Vorstellung, dass sie Alessi das nächste Mal, wenn sie mit Silvana einen trinken ging, einladen könnte, um die Sache aus ihr herauszubekommen, entlockte ihr ein leichtes Grinsen. Das wäre sicher den Anblick wert. Und die Geschichte auch. Hoffentlich kam Latinum darin vor.

Die Ägypterin räusperte sich, um auf sich aufmerksam zu machen und als Gianna sich zu ihr umdrehte, fiel Zesiros Blick wieder auf ihr verletztes Bein, das ihr gestern schon aufgefallen war. "Sobald wir einen Arzt an Bord haben, sieht der sich das an", sagte sie ohne Vorrede. "Das gehört bei uns hier zum Service." Sie grinste selbstironisch und sah sich prüfend im Labor um. "Schon eingelebt?"

Gianna hatte es gerade noch geschafft, ihr Erschrecken zu verbergen, als sie das Räuspern der Captain vernahm. Dass diese sie im Labor aufsuchte -damit hätte sie nun so gar nicht gerechnet.

Ob sie etwas dagegen einzuwenden hätte, dass Gianna das Acala analysierte? Die Italienerin war sich unsicher, ob sie der Captain davon erzählen sollte. Nein. Lieber niemandem deutlich machen, dass sie ein Problem hatte. Noch wusste sie nicht, wem sie hier vertrauen konnte. _Ob_ sie jemandem vertrauen konnte.

Sie blickte der im Eingang stehenden Frau entgegen und senkte dann den Blick. "Das ist nicht nötig....", antwortete sie dann, um eine feste Stimme bemüht. "Das ist eine alte Sache...", sie ließ den Satz verklingen. Nun, ganz gelogen war das ja nicht. Immerhin war der Absturz doch schon ein paar Monate her. Frisch war die Verletzung also nicht.

Und Gianna hatte nicht vor, irgendeinen Arzt an sich heranzulassen. Nein, sie musste das korrigieren. Irgendeinen Arzt, den man auf zwielichtigen Stationen oder auf halbschattigen Raumschiffen wie diesem hier antreffen konnte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass jemand Fähiges auf solch einem Kahn zu finden war.

Dann fiel ihr der zweite Teil von Zesiros Frage ein. Sie hob den Blick wieder und meinte: "Ich habe gut geschlafen" - eine glatte Lüge - "und nachdem das Labor gut ausgestattet ist", hier wurde ihre Stimme sicherer und spiegelte ihre Überraschung über den Zustand des Labors wider, "mich daran gemacht, mich mit den Geräten vertraut zu machen. Einige sind etwas alt, funktionieren aber dennoch, wie sie es sollen. Mein Vorgänger scheint ein gewissenhafter Mensch gewesen zu sein..."

"Stimmt", erwiderte Zesiro trocken. "So in seine Arbeit versunken, dass er es nicht mal bemerkt hat, als der Koch die 'Studien' an seiner Freundin für ihn fortgesetzt hat..." Bei der Erinnerung schüttelte sie fassungslos den Kopf. Sie hatte ja schon viele Crewmitglieder verloren, manche davon auf sehr kreative Weise. Aber aus Liebeskummer war vorher noch keiner geflohen.

'Klar, weil du es ja so viel lieber hast, wenn du zu Silvana mutierst und sie abknallst.' Einen unbehaglichen Moment lang erschienen die Blutflecken vor der Luftschleuse vor ihrem inneren Auge.

Als sie Alessis fragenden Blick bemerkte, winkte sie ab. Stattdessen trat sie endlich vollständig in den Raum, die Arme hinter dem Rücken verschränkt und sah sich prüfend um. Sie war ewig nicht mehr hier drin gewesen.

"Und ich bezahl keinen Arzt, damit die Crew vor ihm flieht", fügte sie hinzu. "Wenn er nichts dagegen machen kann, will ich das von ihm hören. Aber ich will meine Wissenschaftlerin nicht verlieren, weil du hoppelst und deshalb erschossen wirst. Klar?" Beschwichtigend fügte sie auf Giannas Blick hinzu: "Auf einem Schiff wie meinem ist es keine gute Idee, sich dermaßen einzuschränken."

'Erschossen?', Gianna schluckte entsetzt. Unruhig blickte sie sich im Raum um, als suche sie eine Fluchtmöglichkeit. Sie hatte in ihrem Leben noch nie eine Waffe in der Hand gehalten. Und jetzt kam ihr die Captain mit so etwas. Es verursachte ihr Gänsehaut und schnürte ihr den Hals ab. Vielleicht sollte sie das Schiff doch wieder verlassen... Aber - wohin sollte sie schon gehen?

Sie hatte einfach nichts mehr, wohin sie sich hätte wenden können. Nicht einmal Leandra konnte sie kontaktieren... Nicht, wenn sie sie nicht auch in Gefahr bringen wollte.

Leandra würde über die Gefahr lachen. Gianna hatte sie für ihren Mut immer schon bewundert. Sie hatte sich nie darum gekümmet, was die Leute von ihr dachten...

Dann erinnerte sie sich wieder an das eigentliche Gesprächsthema. "Ich ... hoppele nicht", versuchte sie sich entrüstet zu geben. Sie hatte den Eindruck, dass es ihr jämmerlich misslang. Dennoch fuhr sie fort: "Und ich habe das im Griff..."

Das hatte sie auch. An guten Tagen ohne Acala und an schlechten Tagen mit. Und wenn sie endlich weiterarbeiten konnte, hoffentlich bald auch mit synthetisiertem Acala. Aber sie konnte ihren Captain ja nicht einfach aus dem Labor werfen...

Sie versuchte das Thema zu wechseln, hin zu einem Gebiet, in dem sie sicherere Konversation machen konnte. Sie hasste es, über sich selbst zu sprechen.

"Sie haben mir gestern nur vage angedeutet, was meine Aufgabe an Bord der Yingpei sein sollte. Vielleicht könnten wir jetzt darüber sprechen?"

"Sicher." Zesiro nickte, als sei ihr die Idee noch gar nicht selbst in den Sinn gekommen. Sie ließ sich Zeit, durch das Labor zu schlendern und ein einzelnes, exotisches Blatt irgendeiner Pflanzenart, die sie nicht kannte, aus einer Schale zu nehmen und hochzuhalten. Ne, nie gesehen. Musste Mr. Herzensleid hier vergessen haben - es sei denn, Alessi war auf Drogen.

Wäre nicht das erste Crewmitglied. Zorg benahm sich manchmal verdammt merkwürdig... Er war von Anfang an dabei gewesen und hatte seinen Job immer ordentlich erledigt, also beschwerte sie sich nicht, aber sie hatte ihn trotzdem im Verdacht...

"Wir transportieren manchmal interessantes Zeug", sagte sie an Alessi gewandt. "Medikamente, Drogen, Flüssigkeiten... schräge Gegenstände, mit denen Zorg nichts anfangen kann... Ich weiß gerne, was ich an Bord habe. Wir haben Zorg für die Technik und Classic für die Software, der Rest geht an dich. Oh, und wir hatten schon öfter historische Artefakte an Bord. Wir sind hier alle begeisterte Archäologen", fügte sie grinsend hinzu und deutete an, dass sie die Artefakte nicht gerade persönlich ausgegraben hatte... oder auch legal erstanden.

Mit einem Schulterzucken ließ sie das Blatt zurück in die Schale fallen. "Schon mal echten Alkohol destilliert? Synthetische Drogen hergestellt, Ergolin oder so? Was ist mit Steroiden? Mit denen hab ich mal ein kleines Vermögen gemacht."

Ein andächtiges Lächeln glitt über ihr Gesicht. An die Steroide erinnerte sie sich immer gern.

--- Mocks Profitbrunnen, Bar Gint

"Gib mir das Schärfste, was du hast, und wenn es mir nicht schmeckt, wische ich als nächstes das Messer an dir ab", meinte Silvana mit einem leichten Knurren in Richtung Barmann.

Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete sie, wie die Kerle zurückgekommen waren und leise ihren Gefährten abholten. Wieder einmal stellte Silvana fest, wie eigenartig sie die Gebräuche fand, sich um verletzte Gefährten zu kümmern, statt sie zurück zu lassen. Manchmal war sie froh, mehr Tier als Mensch zu sein.

Doch sie hielt sich nicht lange mit diesen Gedanken auf, als ein diesmal sehr sauberes Glas mit einer grünlichen Flüssigkeit vor sie gestellt wurde. Sie nippte genüsslich daran und stellte fest, dass es wirklich gutes Zeug war. Flüssige Lava brannte sich einen Weg durch ihre Speiseröhre in ihren Magen. Davon würde sie Zesiro eine Kiste mitbringen.

Dann konnte die Ägypterin gleich feiern, dass sie endlich wieder einen Schiffsarzt an Bord hatten und wieder starten konnten. So klein der Bird of Prey auch war, so ungern drängte sich Silvana mit anderen auf dem seltsamen Kahn des Ferengi. Es wurde Zeit wieder mal an Land zu gehen und frische Luft zu schnuppern. Und das würden sie in Kürze können. Fehlte nur noch, sich nach dem anderen noch fehlenden Besatzungsmitglied umzuhören.

Gerade wollte sie den Barkeeper darüber aushorchen, ob er davon gehört hatte, dass irgendwo ein Psychologe nach einem Job suchte, als ein altbekannter Geruch in ihre Nase strömte. Jener, den sie schon auf den Gängen einmal wahrgenommen hatte und der nun viel intensiver und deutlicher war. Ein Geruch der sich vor langer Zeit einmal mit dem ihren und dem von frischen Blut gemischt hatte.

---Mocks Profitbrunnen, Gänge

Jack war wie betäubt. Planlos folgte er den Gängen und registrierte kaum die Leute um ihn herum. Wieder mal wurde er aus einem geregelten Leben gerissen, nur diesmal konnte er sich rächen. Es war eigentlich nicht seine Art, aber diesmal war die Wut stärker wie die Vernunft.

Langsam löste sich die Verkrampfung in ihm. Sein Verstand klärte sich und Collins suchte eine Möglichkeit etwas zu trinken. Er nahm sich vor eine Flasche Aldebaran Whisky zu trinken und am nächsten Tag von hier zu verschwinden. Niemand würde herausfinden, das der Klingone eines gewaltsamen Todes gestorben ist, nicht hier. Er grinste schief - das PADD mit den Aufnahmen würden sie finden! Welch ein unehrenhafter Tod! Dann band er sich das Lederband mit dem Kristall um den Hals.

Weit vor dem blonden Terraner blinkten einige Werbelichter, die auf eine weitere Bar hinwiesen. Er kraulte sich seinen inzwischen gewachsenen, ziemlich grauen Vollbart. "Gint" hieß der Laden und sah den Umständen entsprechend zivilisiert aus. Er überprüfte noch einmal seinen Blaster und steckte ihn zurück ins Holster. 'Wer weiß, was noch kommt', dachte er und schritt auf die Bar zu.

---Mocks Profitbrunnen, Bar 'Gint'

Der Terraner ging ohne sich weiter umzusehen zur Theke und setzte sich auf einen freien Barhocker. "Hey, bring mir eine Flasche Aldebaran Whisky und ein großes Glas!", sagte er zum Barkeeper. "Und dann lasst mich in Ruhe", gab er leise hinterher.

Ein Grinsen zog sich über Silvanas Gesicht, als sie aufsah. "Soll ich dich  auch in Ruhe lassen... Jack?" Wenn man an den Teufel dachte...

Collins stutzte kurz. Die Stimme kam ihm sehr bekannt vor, und er fing an zu grinsen. "Hallo schöne Lady", sagte er verschmitzt in Silvanas Richtung und versank dabei fast wieder in ihren Augen. "Wow, es scheint doch noch ein paar gute Tage zu geben! Ich hätte nicht gedacht, dich noch einmal wieder zu treffen.

"Siehst verdammt gut aus, Silva.", sagte der Terraner ehrlich. "Machst du für Slade ein paar 'Geschäfte' hier?", er schüttelte den Kopf. "Ich habe grade ein Geschäft abgeschlossen und werde morgen wieder verschwunden sein, komm", er hob sein Glas. "Auf die alten Zeiten!"

Silvana hob ihr Glas, um ihm zuzuprosten, doch ihr Lächeln erreichte nicht ihre Augen, obwohl sie seine Komplimente sichtlich genoss. Ohne es zu wissen hatte Jack einen wunden Punkt in ihrer Vergangenheit angesprochen. Sie wusste noch immer nicht, was mit Slade und der Privateer geschehen war, nach dem Lichtermeer und ihrem Aussetzer.

"Auf die alten Zeiten, Jack!", wiederholte sie rein mechanisch seinen Trinkspruch und trank ihr Getränk in einem Zug leer, was ihr einen bewundernden Blick des Barmannes einbrachte. Sie nahm die Gelegenheit wahr, ihre Einkäufe zu erledigen. "Noch einen für mich und eine Kiste für meinen Captain zum Mitnehmen, aber mach eine schöne Schleife drum. Soll ein Geschenk sein." Damit reichte sie ihm ihre Karte zur Abbuchung, die sie aus ihrem Ausschnitt hervorgezogen hatte, und wartete bis ihr das Zeug in Rechnung gestellt wurde.

Dann wandte sie sich wieder Jack zu. "Ich nehme nicht an, dass du auf Experimente stehst", damit deutete sie auf ihren Drink. Während der Psychologe einen kritischen Blick auf das neue Glas warf, das ihr gerade hingestellt worden war, sprach sie schon weiter. "Ich hatte auch nicht gedacht, dich noch mal wieder zu sehen. Es kommt mir schon wie vor einer halben Ewigkeit vor, als Kargan und ich deine Spur durch die Portale verfolgt hatten bis wir in einer Einbahnstraße auf Schleim 1 gestrandet sind. Oder Mizar Prime, wie er sich nannte. Nichts als schneckenartige Wesen und Schleim, so weit das Auge reicht."

Sie musterte Jack, der gerade einen Schluck von seinem Whisky nahm und nicht antworten konnte. "Ich bin nicht mehr bei Slade. Ehrlich gesagt hab ich keine Ahnung wo er sich aufhält."

--- Andockschleuse der Yingpei

Unschlüssig blieb der Arzt einige Meter vor der Andockschleuse entfernt stehen. Zwei sehr grobschlächtig wirkende Gestalten schienen den Eingang zum Schiff zu bewachen. Nicht dumm, der Captain schien wirklich zu wissen, wo er angelegt hatte. Nach einer kurzen Beobachtung ging Hawkeye entschlossen weiter.

Solche Typen kannte er noch vom Krieg. Brutal, gewalttätig und zu allem entschlossen... und dumm wie ein Stück Brot. 'Nun ja', kam es Ben in den Sinn, 'Brot kann wenigstens schimmeln...'

Unbeeindruckt blieb er vor den beiden stehen. "Mein Name ist Hawkeye, Silvana schickt mich. Sagt eurem Captain, der Arzt ist da."

Der Arzt hoffte, dass das nicht zuviele Fakten auf einmal waren.

--- Labor

Wie festgenagelt war Gianna stehengeblieben, als Zesiro durch das Labor schritt. Ihre Blicke folgten der Ägypterin bei jedem Schritt. Als diese das Acala-Blatt hochhob und im Gegenlicht betrachtete, hatte Gianna kurz das Gefühl, dass ihr das Herz stehenblieb. Was dachte die Captain? Hoffentlich vermutete sie nicht, dass sie hier Drogen herstellte...

Obwohl... so ganz weit hergeholt war der Gedanke letzten Endes nicht. Opioide _waren_ süchtigmachend... Wenn Acala tatsächlich eines enthielt... Gianna wollte nicht weiter darüber nachdenken. Aber vielleicht sollte sie sich doch einmal diesen Arzt näher ansehen - wenn er denn dann an Bord kam. Oder sie. Zesiros Worte ließen sie vermuten, dass die Yingpei gerade keinen hatte.

Nein. Kein Arzt. Sie hatte keine Lust, zu erklären, wie sie zu dieser Verletzung gekommen war. Irgendwie würde sie schon klarkommen mit dem Acala. Außerdem war sie sich ja noch nicht sicher, dass es ein Opioid enthielt..

Aufatmend stellte sie fest, dass die Captain das Blatt wieder zurück in die Schale legte. Offensichtlich erschien es ihr nicht interessant. Oder sie verbarg es gut...

'Schon mal Drogen synthetisiert - was für eine Frage!, alles in der Südländerin verkrampfte sich, als sie daran dachte, was der Grund dafür war, dass sie jetzt auf diesem Kahn festsaß. "Ja, zu allen Fragen", antwortete sie, auch wenn sie es verabscheute.

Überrascht drehte Zesiro sich zu der Frau um. Dann hob sie anerkennend eine Augenbraue und unterdrückte ein Grinsen. Es sah ganz danach aus, als hätte sie ihre Wissenschaftlerin unterschätzt.

Ja, Alessi war für den nächsten Kneipengang definitiv fest eingeteilt.

Tagträume von Latinum und Risa tanzten einen Moment lang vor ihrem inneren Auge.

"Na dann würde ich vorschlagen", setzte sie in einem Ton an, der signalisierte, dass sie grundsätzlich nicht 'vorschlug'. "Du schlägst bei Gelegenheit mal nach, was gerade ganz besonders hohe Preise erzielt, und machst mir eine Liste der Roh..."

Zesiro unterbrach sich, als ihr Kommunikator piepte.

"Xa-Le. Was?"

Tom sprach. Tom war ihr Lieblingssöldner. Er war am Größten, am Hässlichsten und am Dümmsten. "Captain, hier ist einer, der sich Hawkeye nennt. Soll dir sagen, dass der Arzt da ist."

'Hawkeye??', formte Zesiro lautlos mit erkennbarem Unglauben nach.

"Welcher Arzt, Tom?", fragte sie dann im begütigenden Ton einer Kindergärtnerin, als klar wurde, dass ihr Lieblingssöldner sich nicht zu weiteren Erklärungen veranlasst fühlte.

Pause. Zesiro verdrehte bezeichnend die Augen und wartete, während etwa 50 Milliarden Nervenzellen sich unten an der Rampe mühsam in Bewegung setzten. Die anderen 50 Milliarden, die man normalerweise in einem menschlichen Gehirn fand, befanden sich, wie sie wusste, in Koghs Kopf, der direkt neben Tom stehen musste.

"Vergiss es", gab sie nach einem Moment auf. "Ich komm runter." Mocks Andockbereich war ihr zu heiß, als dass sie einen der beiden Söldner abziehen würde.

"Liste der Rohmaterialien", wiederholte sie an Alessi gewandt. "Sobald wir auf Pinea IV sind, gehen wir einkaufen. Bis später." Mit einer grüßenden Geste wandte sie sich ab und ging.

--- Bar Gint, Theke

Der Terraner nahm einen tiefen Zug aus dem Glas und schüttelte sich kurz und sah Silvana wieder an. Das Zeug in dem Glas war zwar höllisch, dennoch waren ihm die feinen Nuancen in den Zügen Silvanas nicht verborgen geblieben. Es schien, als hätte er etwas angesprochen, was ihr unangenehm war. So kannte er die dunkelhaarige Frau nicht.

"Schade", sagte Jack. "Ich dachte schon, ich könnte ein paar alte Bekannte treffen. Narbo oder Pormas." Er nahm noch einen Schluck. "Wie lange hast du Zeit? Vielleicht kannst du mir ja mal erzählen, was du so erlebt hast, seitdem wir uns das letzte mal gesehen haben." Verdammt, brach da der alte Psychologe in ihm wieder durch? Collins schüttelte den Kopf.

Silvana drehte das Glas in ihrer Hand und beobachtete die sanft schaukelnden Bewegungen der grünen Flüssigkeit. Sie hatte viel zu erzählen und doch nichts. "Für einen alten Freund hab ich immer Zeit, Jack", meinte sie nur und fesselte seinen Blick mit dem ihren. "Auch wenn dir meine Geschichte ebenso wenig gefallen wird wie mir." Wie erwartet machte Jack keine Anzeichen sie zu unterbrechen oder jetzt schon Fragen zu stellen.

"Ich bin kein Freund langer Geschichten. Nachdem Slade uns von Mizar Prime abgeholt hatte, folgten wir einem Notruf in einen seltsamen Nebel, zu einem brachliegenden Schiff. Keine Ahnung welche humane Ader ihn da geritten hat. Er ließ jedenfalls ein Team unserer Leute an Bord beamen. Darunter auch Pormas und Narbo..." Ein beklemmendes Gefühl begann sich in ihr breit zu machen. "Sie waren noch nicht lange an Bord, da lösten sich von diesem Schiff Lichter, Blitze, was weiß ich... Alles tauchte ein in Helligkeit und wir wurden von den Beinen gerissen.

Das ist meine letzte Erinnerung an die Privateer", schloss sie diesen Teil ihrer Erzählung. Die Frau in ihr kämpfte mit den plötzlich aufsteigenden Gefühlen von Verlust und Schmerz, doch diese Schwäche war nur kurz in ihren Augen zu lesen, dann verschwand sie so schnell wie sie gekommen war hinter der Fassade der kühlen Raubkatze.

Doch das Brennen des Alkohols fühlte sich mit einem Mal anders an. Es hatte einen bitteren Beigeschmack.

"Das sind keine schönen Neuigkeiten", erwiderte Collins nach einer Weile, seine Augen blickten ins Leere. "Und die Privateer ist seitdem spurlos verschwunden?" Er strich nachdenklich mit der Hand über seinen Bart.

"Hm, du sagst, da war Helligkeit und Licht und danach fehlen dir die Erinnerungen. Das bedeutet ja nicht zwangsläufig, das die Privateer zerstört wurde", sagte Jack. "Was war das nächste, woran du dich erinnern kannst?"

Silvana schwenkte das Glas in ihrer Hand ohne Collins anzusehen oder das Glas wahrzunehmen. Es war für sie verwirrend sich ihre eigene Schwäche eingestehen zu müssen. Und als das sah sie nun mal das Stück fehlender Erinnerung an. Sie wußte ja noch nicht mal, ob es ihr wirklich fehlte oder sie dazwischen nur einfach nicht bei Bewußtsein gewesen war.

"Vielleicht fehlen mir Erinnerungen, vielleicht gibt es aber auch nichts um sich daran zu erinnern", meinte sie stattdessen unschlüssig. "Ich bin auf einem mir fremden Schiff sehr weit entfernt von der letzten Postition der Privateer zu mir gekommen. Entweder ein Forschungsschiff mit Söldnern an Bord, ein Schiff von Kopfgeldjägern oder Piraten. Jedenfalls war ich dort nicht als Gast zu einem gemütlichen Plausch eingeladen, sonst hätte man mich kaum auf eine Art Untersuchungstisch geschnallt."

Die raubtierhafte Lady grinste den Psychologen an um nach außen hin den Anschein zu wahren, daß nichts sonderlich Beunruhigendes dabei war, auch wenn es eine glatte Lüge war.

"Wie du dir sicher lebhaft vorstellen kannst, habe ich mich auf meine Weise herzlich bei ihnen für die erwiesene Gastfreundschaft bedankt. Leider habe ich verabsäumt mich davor zu erkundigen unter welchen Umständen ich an Bord kam." Sie lachte rauh und unmenschlich. Keine Wärme war darin zu entdecken, als ihre Gedanken zu jenem Tag zurückkehrten, an dem sie ein zweites Mal unsanft in die Welt gestossen wurde ohne den Grund ihres Hierseins zu verstehen.

Es hatte keinen Sinn Jack zu zeigen, wie es in ihr aussah, da er sie niemals verstehen würde. Weder ihren Drang zu töten noch Schmerz als Erleichterung zu empfinden. Sie hatte wieder Wesen gefunden, die sie ein Stück auf ihrem Weg ins Nichts begleiteten und doch fühlte sie sich einsamer denn je.

"Oh ja, das kann ich mir vorstellen", sagte Jack und sah Silvana an, ohne diesmal in ihren Augen zu versinken. Was ging wohl in ihr vor? Nach Aussen hin schien sie wie immer zu sein aber irgendwas sagte Collins, das es in ihrem Inneren anders aussah.

Der Terraner überlegte. Er musste davon ausgehen, das Silvana bei ihrer "Bedankung" ganze Arbeit geleistet hatte. 'Ich könnte jemanden kontaktieren, der . . .', Jack brachte seinen Gedanken nicht ganz zu Ende. Ein Blick zum Eingang der Bar ließ ihn fluchen "Mist, nicht jetzt schon!"

Drei Klingonen und der Barmann aus der Klingonenbar kamen auf die Theke zu. Der eine von ihnen hatte Jacks Kutte in der Hand. Außerdem folgten ihnen zwei Leute von der Stationssicherheit. Collins wußte, das niemand ihm den Mord an Kerck nachweisen konnte. Aber auf dieser Station nützte ihn das wenig.

Der Klingone mit der Kutte in der Hand war schon älter. Sein Haar war fast weiss und sein Begleiter wirkte nicht eben friedlich. "Sag mal, Silvana, der alten Zeiten willen, könntest du mal einen Augenblick auf meinen Hintern aufpassen? Ich glaube der Alte will ein paar Worte mit mir wechseln. Hast du bitte solange ein Auge auf die anderen?

Sie nickte mit einem rauptierhaften Grinsen. Collins hoffte, das Silvana nicht auf die Idee kam hier ein kleines Massaker anzurichten. Obwohl es eigentlich egal war.

Der alte Klingone trat neben Jack an die Theke und warf ihm die Kutte vor die Füße. "Das ist deine, nicht wahr?",sagte er gefährlich leise und holte ein Padd hervor, das Collins kannte. "Und das hier? Was soll das sein? Was hat das zu bedeuten? Wer hat meinen Sohn getötet?"

"Was hast du auf dem Padd gesehen?", fragte Collins. "Hast du eine ehrenhafte Tat deines Sohnes gesehen?" Der Klingone stockte. "Was weist du von Ehre? Mag sein, das es nicht ehrenhaft war, aber er war mein Sohn und nur ich habe über ihn zu richten! Hast du ihn umgebracht? Du warst dabei als er starb, der Barmann hat es gesehen!"

"Vielleicht hat ihn sein schlechtes Gewissen umgebracht, als er diese Aufnahmen sah. Oder aber er war krank und konnte diese Bilder nicht verkraften", der Terraner zuckte mit den Schultern. 'Ein Tag nur', dachte er. 'Morgen wäre ich weg und nun kommt der Kerl und vermasselt alles.'

"Wie sollte ich ihn getötet haben? Er ist zusammengesackt und gut. Was soll es, er hat es verdient!", Jack wagte sich in tiefe Gewässer. "Fünf Stunden, Mensch!", zischte der Alte daraufhin. "Dann werden seine Brüder sich um dich kümmern. Fünf Stunden gebe ich dir, weil ich es nicht beweisen kann, das du es warst. Aber ich weiß, das du verantwortlich bist. Sie werden dich jagen und dich töten!"

Die Klingonen verließen die Bar und Collins atmete auf. Sie konnten nichts beweisen, auch die Sicherheitsleute zogen wieder ab. " Na toll! Und ich kann erst morgen hier weg", fluchte Collins leise. "Jetzt kann ich mich heute Nacht mit diesen Halbwilden abgeben!"

Jack drehte sich wieder zu Silvana. "Da muß ich mir wohl was einfallen lassen. Aber ein paar Stunden habe ich noch. Ein letztes Glas?", er ließ sich sein Glas auffüllen und sah Silva an.

--- auf Mocks "Profitbrunnen", Kijouhs Roboterhandel

Kwihro hatte Ferengi nie sonderlich gemocht, deshalb war es umso unerfreulicher, dass der einzige Händler, der im Moment Roboter und Androiden an Bord der Profitbrunnen verkaufte, eben ein Feregi war. Viel zu groß war doch deren Gier nach Latinum, die einem jeden Spaß am Handeln nahm. Der El-Aurianer und Classic hatten sich getrennt, um nach einem geeigneten Kochroboter oder etwas Vergleichbarem zu suchen. Das Geschäft allerdings war sehr groß, die Suche würde wohl einige Zeit in Anspruch nehmen und so schlenderte Kwhiro gedankenversunken durch das Lager.

"Bring einen Kochroboter mit..." hatte die Captain gesagt. Welch eine Aufgabe.. als ob er keine anderen Sorgen hätte. Der Wissenschaftler, eine nicht enden wollende Quelle seltsamster "Muntermacher" hatte das Schiff nach dem Drama um seine Gefährtin und den Kopfjäger verlassen. Eine andere Quelle war in nächster Zeit kaum in Sicht, denn es sollte keine Zeit bleiben um auf der Profitbrunnen Kontakte zu knüpfen und ob die neue Wissenschaftlerin, die angeblich schon an Bord sein sollte, sich ebensogut darauf verstand dem Chefingenieur ruhige Hände zu verschaffen, war fraglich.

Diese Hände befanden sich im Moment geballt in den Taschen der ausgebeulten Arbeitshose und versuchten eben nicht zu zittern, was ihnen im Moment auch ganz ordentlich gelang. Es waren noch keine Entzugserscheinungen und es war eher unwahrscheinlich, dass Kwhiro welche bekommen würde, aber alleine der Gedanke daran machte ihn nervös. Die Tarnvorrichtung  wollte mal wieder nicht tarnen und er war unterwegs, um nach einem Koch zu suchen. Frustriert trat der El-Aurianer nach einem kleinen Metallwürfel, der sofort flouriszierte und ihn an irgendwas im Zusammenhang mit der Tarnvorrichtung erinnerte. Da die Arbeitsjacke große und vor allem viele Taschen hatte, befanden sich der Würfel und einige weitere Kleinteile aus dem gleichen Regal gleich darauf in den genannten Taschen. Etwas besser gelaunt suchte Kwhiro weiter und hoffte insgeheim, dass der Ferengi ihn darauf ansprechen würde... die Stiefel hatten gehärtete Spitzen.

"JA! DAS wäre doch sicher etwas, was Sie suchen!", hörte er eine helle, durchdringende Stimme hinter sich und er zuckte zusammen. 'Das optimale Versorgungsset für jedes Schiff' stand auf einem Schild, das um den Hals eines Roboters hing, der eine angedeutete Kochmütze trug und wohl auch ein Gerät mit einschloss, das daneben stand und wie Müllcontainer mit Tentakeln aussah. "Was soll das sein?", fauchte der Ingenieur den Ferengi an, der so unvermittelt hinter ihm aufgetaucht war. Dieser schien etwas kleiner zu werden, rieb sich aber doch die Hände und meinte:"Ein Koch- und ein Putzroboter. Alles, was man braucht, um die Mannschaft eines Schiffes bei Laune zu halten." Skeptische el-aurianische Augen untersuchten die vermeindlichen Launemacher und der dazugehörige Mund zischte ein "Was du nicht sagst..."

Kwhiro blickte sich um, fand den sich in einer anderen Ecke des Lagers suchenden Classic und winkte ihm, herzukommen. Sollte er sich mit dem schmierigen Händler beschäftigen und um den Preis feilschen. Immerhin hatten dessen Augen selbst für Ferengi etwas Einschüchterndes. "Ich sehe sie mir an", raunzte Kwhiro Kijouh zu und drehte sich wieder um, damit er die vermeindlichen Wunderwerke der Technik genauer untersuchen konnte. Der kleine rote Schalter am Hals des Kochroboters ließ sich überraschend leicht betätigen.

Der Kopf des Kochroboters drehte sich leicht, stieß weiße Rauchwölkchen aus - und purzelte auf den Boden, wo er verbeult liegen blieb.

"Nun jaaaaaa", sagte der Ferengi eilfertig, "natürlich braucht er noch ein wenig Farbe hier und da, aber ansons..." Er verstummte, als er Kwhiros humorlosen Blick sah.

"Ääääh, ich sehe, mein Herr, Sie suchen das Besondere! Aber sicher doch, hier habe ich ein anderes Modell - Android, ein Unikat...".

Der Ferengi deutete auf eine Gestalt, die man bis dahin für einen reglosen Menschen hätte halten können. Etwa 1,80 groß, blaue Augen, und kurze, blonde Haare. Auffällig war nur sein sehr fahler Teint - und die tatsache, dass er absolut regungslos dastand.

"Ja, und wenn man einen Blick auf die Schaltkreise wirft, bekommt man Ausschlag." Der Ferengi fuhr herum und sah sich einem fast zwei Kopf größeren Terraner im schwarzen Trenchcoat gegenüber. In seinem Verkaufstiraden hatte Kijouh ihn nicht registriert. Ungewöhnlich für einen Ferengi, dachte Classic und schob die schwarze Sonnenbrille, die er sich auf dem Weg zu Kwhiro aufgesetzt hatte, ein wenig nach oben.

Der Ferengi blickte einen Moment irritiert in sein eigenes Spiegelbild, bevor sein Latinum-Trieb wieder einsetzte: "Aber nein, dieser Android ist in bestem Zustand. Genauso..."

Classic fuhr ihm ins Wort: "Ja, genau, und Mock führt hier eine Arbeiterwohlfahrt. Wenn ich an die letzten Ersatzteile denke, die wir bei dir erworben habe, sollte ich dir jetzt noch nachträglich den Hals umdrehen. Also halt dich zurück, sonst werde ich einer gemeinsamen Bekannten ausrichten, dass du uns gelinkt hast. Du hast doch sicher die Kommandocodes für den Androiden?"

Kijouh wurde bei diesen Worten ein wenig kleiner. "Ach, wissen Sie, da muss ich erst einmal nachsehen, ich habe natürlich nicht alle Codes jederzeit griffbereit..."

"Also keine Kommandocodes. Prächtig. Alles muss man wieder selbst machen." Er aktivierte seinen Trikorder und scannte den Androiden. Die Technik kam ihm bekannt vor, er hatte vergleichbare Technik bereits mehrfach auf Omicron gesehen. Vor seinem geistigen Auge setzten sich die Messwerte zu einem dreidimensionalen Schema zusammen, ergänzt von diversen Messwerten.

Energieversorgung, positronische Matrix, IO Systeme, die meisten Systeme leicht beschädigt, aber im Grunde funktionsfähig. Einzig die Schäden an der Matrix machten ihm etwas Kopfzerbrechen. Derartige Schäden waren immer unberechenbar. Er blickte noch einen Moment auf die Messwerte, dann setzte er seinen Gedankengang laut fort:

"Wollen wir mal sehen, ob er noch mit den Schäden funktioniert..." Zielsicher griff der Computerexperte an eine Stelle im Rücken des Androiden und drückte kräftig zu.

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101010000Sprachmodul laden......................................[OK] Speicheraktivierung.............................................[OK]

Aktivierung der Reserve-Energieversorgung.......................[OK]

Hochladen der automatischen Fehlerprotokolle....................[FAILED] Speichertest....................................................[OK]

Aktivierung der Audiosensoren...................................[OK]

Aktivierung der Olfaktorsensoren................................[OK]

Aktivierung der Haptiksensoren..................................[OK]

Aktivierung der Prozeptiorsensoren..............................[OK]

Aktivierung der Elektromagnetiksensoren.........................[OK]

Aktivierung der Servosteuerungskontrollen.......................[OK]

Automatischer Test der Matrixkonsistenz.........................[OK]

Synchronisierung der motorischen Hauptfunktionen................[OK]

Aktivierung der Gedächtnisprotokolle............................[FAILED]

Automatisches RESET.............................................[OK]

Durchsuchen der Identitätsdatenbank.............................[OK]

Lade JACQUES.EXE................................................[OK]

Abgleichen der externen Sensorikdaten mit JACQUES...............[OK]

Systemzeit: 0,00000000000000000000000000000001 Sekunden START!

...

Jacques schaute sich um.

Offenbar befand er sich einer Art Kramladen, in der allerlei Arten von Geräten verkauft wurden, die mit Elektrizität betrieben wurden. "Keine schlechte Idee", dachte er bei sich. "Vielleicht sollte ich mir auch mal ein Grammophon zulegen." Aber vorerst hatte er ein anderes Problem. Wie kam er hierher? Und: Wo, zum Teufel, war "hier" eigentlich genau?

Merde, seine Gedächtnislücken kamen wieder. Er wusste es einfach nicht mehr.

Diese Aussetzer machten ihm immer schwer zu schaffen. Wie geht ein Mann damit um, dass er merkt, wie langsam sein Verstand verschwindet?

Vielleicht sollte er sich mal diskret umhören, ob er einen Nervenarzt auftreiben könnte.

Später. Erst einmal musste er heraufinden, wo er überhaupt war.

Vor ihm standen ein kleiner, dicker, glatzköpfiger Typ. Eindeutig ein Händler. Die sahen doch in jedem Land gleich aus.

Zudem ein Mann, der verärgert auf ein defektes Gerät zu seinen Füßen starrte.

Und ein Mann, der mit dem Händler zu verhandeln schien.

"Verzei'ön Sie, meine 'erren, es ist mit ziemlisch peinlisch, aber könnten Sie mir sagön, wo isch misch 'ier befindö? Isch habe wohl etwas geträumt und misch verlaufön"

Classic verdrehte die Augen. Nicht, das man das hinter der Sonnenbrille sehen konnte. Aber er verdrehte sie trotzdem. Aus Prinzip.

--- Andockschleuse

Geduldig wartete Zesiro mit hinter dem Rücken verschränkten Armen, während die Schleuse sich langsam entriegelte. Einen Moment später wurde der Blick auf einen ziemlich großen Kerl mit einem ziemlich kleinen Koffer frei, und Zesiro übersah skeptisch sein ausgehärmtes Gesicht und die grauen Schläfen.

Die Schleuse war offen, als sie ihre Beurteilung zufrieden abschloss. So sah ein Arzt ihrem Verständnis nach aus. Jetzt musste er nur noch fähig sein, Leute zusammenzuflicken. Und jemand sein, der von Silvana geschickt worden war, nicht eins dieser Schätzchen, die manchmal unangekündigt an ihrer Tür klopften, als sei sie die Wohlfahrt.

"Wer hat dich geschickt, was willst du, und vor allem, wer bist du?", fragte sie interessiert, die Hand unauffällig am Phaser. Sicher war sicher.

'Zu viele Fakten...', seufzte Hawkeye in sich hinein. Konnte dieser Söldner nicht mal behalten, dass Silvana ihn geschickt hatte? Stirnrunzelnd sah er sich Zesiro an. Sie hatte was... Den Captain kaufte er ihr ab.

"Wie ich den Schränken zu deiner Rechten und Linken schon gesagt hatte, heiße ich Hawkeye. Silvana hat es wohl gefallen, wie ich einen Schläger in einer Bar zusammengeflickt hatte, nachdem er sich fast einen Splitter ins Herz gerammt hatte. Danach hatte sie mir _angeboten_ hier vorbeizukommen."

Ben wollte die Verhältnisse direkt klarstellen. Er wollte sagen, was er konnte, aber auch, was er nicht wollte.

Misstrauisch blickte er zu den beiden Söldnern hoch. Er kam zu dem Schluss, dass er auch seine wahre Lebensgeschichte erzählen könnte, ohne dass sie ein Wort verstanden, oder auch nur wiedergeben konnten.

Außerdem: Wem sollten sie es erzählen? Einem Stein? Das wäre wenigstens angemessener Umgang...

"Dass ich qualifiziert bin, hat Silvana in einer Live-Demo schon gesehen. So wie ich das einschätze, ist das mehr wert, als alles, was ich hier erzählen könnte.

Der Grund, warum ich hier bin, ist der, dass ich von diesem Kahn runter will. Die Tapete gefällt mir nicht... Außerdem sagte Silvana mir, dass dir deine Crew was bedeutet, und nicht zuletzt, dass ihr gute Drinks habt.

Wenn beide Sachen stimmen steig ich ein."

Ein Grinsen schlich sich in Zesiros Gesicht. Erstens wusste sie jetzt, dass der Mann wirklich von Silvana geschickt worden war, und wenn die Geschichte mit dem Splitter wahr war - und warum sollte er lügen? -, hatte sie auch schon einen Nachweis, dass wirklich ein Arzt vor ihr stand anstatt irgendsoeinem Stümper. Außerdem gefiel ihr die Art dieses Mannes. Ziemlich unbeeindruckbar, wie es aussah. Sie sah auf den ersten Blick, dass er ein Glücksgriff war.

"Na dann mal rein in die gute Stube", erwiderte sie nach einem kurzen Moment des Abwägens und trat beiseite, damit Hawkeye durch die Schleuse treten konnte. Während er das tat, wies sie Tom mit einem Nicken an, die Schleuse zu schließen. "Und wir leben hier selbstverständlich abstinent", fuhr sie mit triefender Ironie fort. "Wir sind praktisch ein Kloster. Immer und jederzeit kampfbereit."

Sie erinnerte sich daran, wie die Yingpei mal von einem Patrouillenschiff aufgespürt worden war, das einfach nicht von den Sensoren entdeckt worden war. Zorg hatte eine halbe Stunde gebraucht, um die Tarnvorrichtung zum Laufen zu bringen. Sie hatte bis heute keine Ahnung, was er die ganze Zeit da unten im Maschinenraum getrieben hatte, aber eins war sicher - nüchtern war er dabei nicht gewesen.

Tja, deshalb 'feierte' sie selbst ja auch nur, wenn das Schiff im Dock lag. Oder weit, weit vom Sternenflottenraum entfernt war.

Oder wenn sie dringend die Erinnerung an irgendwas ertränken musste.

---- Profitbrunnen, Kijouhs Roboterhandel

Verücktgewordene Computer. Es schien, als ob dieses Thema ihn verfolgen würde.

Classic zögerte einen Moment, bevor er dem Androiden antwortete. Sein Blick fiel dabei auf den Putzroboter. Plötzlich fuhren einige Bilder durch seinen Geist. Vor nicht allzulanger Zeit, ein Händlerschiff, Ivory. Mit einem ausgetickten Bordcomputer und einem ebenso ausgetickten Putzroboter namens Charly.

Der Roboter neben dem Androiden, das musste Charly sein, da war er sicher. Es waren einige neue Scharten und Kerben dazugekommen, aber es bestand kein Zweifel.

"Du bist beim Schrotthändler, und jetzt halt dich zurück."

Es wurde Zeit, das Geschäft in Schwung zu bringen. Er wandte sich zurück an den Ferengi: "Kijouhs, dieser Haufen Elektronikschrott", er deutete über die Schulter, "ist gerade mal das elektronische Papier wert, auf dem du ihn anpreist. Von der Zeit mal ganz abgesehen, die man für die Instandsetzung der Matrix braucht.

Aber, weil du es bist, ein Angebot: Fünf Streifen Latinum und du legst diesen abgewrackten Putzroboter noch obendrauf. Dann habe ich wenigstens ein Ersatzteillager."

"Fünf Streifen?" schrie der Ferengi. "Willst Du mich ruinieren? Unter 25 kann ich die beiden nicht hergeben."

"So, kannst du nicht. Gut, Dann muss ich glaube ich doch einmal mit dem guten, alten Mock ein kurzes Gespräch führen. Du hattest zuletzt doch ein hoch interessantes Gespräche mit ein paar Klingonen. Wieviel Prozent musst du Mock noch gleich abgeben?"

Kijouh wurde bei diesen Worten ein ganzes Stück kleiner. Classic hatte nur etwas im Trüben gefischt, von dem angeblichen Gespräch hatte er nur Bruchstücke gehört, die darauf schließen ließen, dass der Schrotthändler regelmäßig größere Geschäfte machte, ohne den Anteil an Mock abzugeben. Beweise hatte er allerdings keine. Anscheinend aber hatte er aber den richtigen Nerv getroffen.

"Ist ja im Grunde auch egal. Ich gebe dir zwölf Streifen, keinen mehr, und du hast einen zufriedenen Kunden, der vielleicht auch mal wieder zurückkommt."

Der Ferengi zögerte nicht lange, vermied es dabei, Classic direkt anzusehen. "Aber nur, weil du es bist. Und dass du es für dich behältst. Wie soll ich denn überleben, wenn ich alles unter Wert verkaufe. Die Höhe ist das..."

Der Terraner warf dem Ferengi das Latinum zu, was ihn augenblicklich zum Verstummen brachte. "Was die Kommandocodes betrifft... wie wollen wir das... äh... handhaben?"

"Ich würde dir vorschlagen, du gehst Sie suchen. Und solltest du etwas finden, nun, ich werde demnächst mal wieder kommen."

Jacques war hocherfreut.

Der nette Mann hatte ihm eine Stelle angeboten, und das für 120 Franc in der Woche!

Das war ein sehr gutes Angebot.

Er rief dem Händler hinterher: "Monsieur, Rezeptö, oder 'Commandocodes', wie Sie es nennen, werden nischt nötig sein!"

Danach wand sich an den Mann mit der dunklen Brille: "Isch 'abe die erlesenstön créationen im Kopf, sie werdön 'ochzufriedön sein! Es ist alles 'ier drin!" Dabei tippte er sich mit dem Finger an die Stirn.

"Ihre Offertö klingt sehr gut, abör isch möschte das Etablissement vor'er bittö persönlisch begutachtön.

Isch 'abe einön Rüf zu verlierön, sie verste'ön.

Wie darf isch Sie nennön? Mein Namö ist Jacques. Jacques de la Cuisine."

Mit einem gewinnenden Lächeln hielt der dem Mann mit der Sonnebrille die Hand hin.

Die Persönlichkeitsmatrix des Androiden hat offensichtlich gelitten, dachte Classic, zumindest gab es bei der Umgebungswahrnehmung mittlere Probleme. Das würde aber sicher lösbar sein. Er hatte schon andere Dinge wieder instandgesetzt.

Er ergriff die Hand des Androiden. "Nenn mich Classic, Jaques. Pilot und Computerexperte der Yingpei, deinem zukünftigen Arbeitsplatz. Würdest du bitte Kwhiro zum Schiff begleiten und ihm beim Transport dieses Putzroboters zur Hand gehen?"

Zu Kwhiro gewandt fügte er hinzu: "Ich werde Kijouh auszahlen und komme dann nach." Der El-Aurianer nickte bestätigend und sah Classic einen Moment nach, der dem Ferengi hinterherging.

Kwhiros Unterkiefer war in den letzten Minuten des öfteren runtergeklappt und versuchte seiner Erkenntnis, dass es keine gute Idee war, Classic das Handeln zu überlassen, Ausdruck zu verleihen. Als wäre der Android mit den defekten Sprachmodul nicht schon schlimm genug gewesen, nein, die defekte Mülltonne mit Tentakeln hatte er noch gleich mit gekauft. Und an wem würde es wohl hängenbleiben das kaputte Zeug wieder in Gang zu kriegen?

Mit einem resignierenden Seufzer unternehm der Techniker einen ersten Versuch, den Roboter einzuschalten, aber der Fußtritt blieb ohne Wirkung. Nur ein beunruhigendes Scheppern war zu hören. 'Meine Güte, das wird dauern..' Wenigstens war der Preis in Ordnung und er hatte noch ein zusätzliches Bonbon herausgeschlagen, indem er einen schweren Impulsschlüssel aus einem Regal gezogen und ihn aktivert unter die Nase des Ferengi gehalten hatte: "Für den maßlosen Preis ist DER auch noch drin und auch eine Transportplattform für den Schrotthaufen!", hatte der Techniker der Händler angefaucht bevor dieser mit Classic zur Konsole verschwunden war, offensichtlich erleichtert, sein Leben zu behalten.

Auch wenn Kwhiro nicht wirklich froh über die neuen Errungenschaften war, so hätte er nie vor dem Ferengi mit Classic darüber gestritten, schon um das gemeinsame Handelsspiel mit Kijouh auch in Zukunft weiterführen zu können.

--- Yingpei, Labor

Als die Captain das Labor verlassen hatte, ließ sich Gianna mit dem Rücken gegen einen Schrank fallen. Dass es darin verdächtig schepperte, interessierte sie augenblicklich wenig.

Die Südländerin verfluchte sich selbst. Warum nur hatte sie ihren Mund nicht halten können? Warum nur musste sie immer so verdammt ehrlich sein? Diese Eigenheit musste sie sich wirklich schleunigst abgewöhnen...

Wie konnte sie sich nur in solch eine Situation hineinmanövrieren? Gianna fuhr sich mit beiden Händen durch ihre kurzgeschnittenen Haare, die danach in alle Richtungen abstanden. Krampfhaft übelegte sie, wie sie sich da hinauswinden konnte.

Sollte sie Zesiro einfach sagen, dass sie nicht bereit war, Drogen zu synthetisieren? Wahrscheinlich konnte sie sich dann aber auch gleich ein neues Schiff suchen. Das Grinsen, das die Ägypterin versucht hatte zu unterdrücken, war Gianna nicht entgangen. Wahrscheinlich freute sich die Frau diebisch.

Sie könnte auch versuchen, die Captain hinzuhalten. Vielleicht ergab sich ja auf ... Pinea IV? ... eine Möglichkeit, das Schiff wieder zu verlassen...

Als sie sich wieder aufrichtete, kam ihr ein Gedanke. Es gab ein paar wenige Substanzen, die zwar - zumindest auf menschliche Organismen -eine interessante Wirkung hatten, aber nicht abhängig machten... Vielleicht wäre das eine Lösung. Auch wenn sie sich damit möglicherweise auf Messers Schneide bewegte...

Ihr würde schon etwas einfallen. Nachdem die Captain fort war, fühlte sie sich wieder ein wenig sicherer. Die Frau irritierte sie sehr.

Während sie sich wieder an die Analysen des Acala machte, dachte sie darüber nach, dass die Captain anscheinend jetzt einen Arzt einstellen wollte. Sie wusste nicht, ob sie darüber froh sein sollte oder nicht...

--- auf Mocks "Profitbrunnen", Kommandozentrale

Mock fläzte sich im umgebauten Kommandosessel der Zentrale und trommelte mit den beringten Fingern auf den Armlehnen. Er liebte es, auf dem großen Hauptschirm die verschiedenen Geschehnisse auf seiner Raumstation zu beobachten. Leider war zur Zeit keine Holokabine aktiv, jedenfalls keines mit einem interessanten Programm.

In Nummer acht spielte gerade ein Mann mit vier exotischen Schönheiten, in Nummer zwölf metzelte sich ein Klingone durch eine Rotte Fellbällchen, und in Nummer drei ... nein, das wollte Mock erst recht nicht sehen.

Nie hatte jemand interessante Phantasien, nie wollte jemand in Gold, Edelsteinen oder Latinum baden. Besonders Letzteres wäre doch mal eine Herausforderung gewesen. Er bastelte schon seit Jahren an einer Technik, die holografiertes Latinum echt aussehen ließ. Aber er war immer noch nicht zufrieden. Gut, einen Durchschnittsbürger könnte man mit Mocks Spezialbarren vielleicht hereinlegen, aber nicht den Kennerblick eines Ferengis.

Er zappte weiter über die verschiedenen Überwachungskameras. Hier eine Schlägerei - aber er musste nicht einschreiten, da keinerlei Mobiliar beschädigt wurde. Und für Blutflecken hatte er eine eigene spezielle Reinigungsfirma angeheuert. Gute Leute. Und billig.

Die Weitbereichs-Scanner, die er in dem Trümmergürtel installiert hatte, sprachen an. Automatisch aktivierte sich die Tarnvorrichtung.

Insgeheim gratulierte er sich zu dem Einfall. Wie brachte man es fertig, nur von den Leuten gefunden zu werden, die das nötige Latinum in den Taschen hatten (und bereit waren es auszugeben), und gleichzeitig für den Rest der Galaxis unsichtbar zu sein?

Aktive Scans des Weltraums? Ja, gute Idee, aber wenn die Scans von der Station ausgingen, hätte er auch gleich eine Tafel mit Leuchtschrift anbringen können - "Bitte hierhin schießen". Nein. Man nehme einen Haufen Scanner vom Schrottplatz vor der Tür, brachte sie wieder zum Laufen und verteile sie strategisch im Trümnmerfeld. Jeder Scanner leitete seine Ergebnisse per Richtstrahl an Mock weiter, und sicherheitshalber tarnte sich das Schiff daraufhin vollautomatisch.

Erst wenn Mock sicher war, dass der Neuankömmling sauber war,  gab er seine Position bekannt und enttarnte sich.

Und wenn nicht - dann wurden stattdessen diverse Minen aktiv. Und wenn das auch nicht reichte - so ein romulanisches Schlachtschiff war ein beeindruckender Gegner. Lächelnd dachte Mock zurück an den cardassianischen Aufklärer. Die ausgeschlachteten Überreste verstärkten nun die Scannerbanken.

Beinahe enttäuscht registrierte Mock den Empfang des Sicherheitscodes. Offenbar ein alter Kunde. Glücklicherweise ein guter.

Sein Blick fiel auf die Liste der angedockten Schiffe. Bald würde er neue Andockrampen bauen müssen. Oder ein zweites Schiff finden.

Ein paar neue Schiffe befanden sich an den Schleusen für neue Gäste. Neue Gäste waren potentiell unsicher, und deshalb hielten diese Rampen ein paar ganz besondere Überraschungen bereit. Mock rechnete allerdings nicht mit Problemen, er hatte eine Nase dafür.

Das einzige Problem könnte sich zur Zeit daraus ergeben, dass auf dem altersschwachen Klingonenschiff jemand die Ladung zu genau anschaute, die er ihnen untergejubelt hatte. Technische Ersatzteile. Mock musste Kichern. Das war nicht einmal gelogen gewesen...

Naja, das Schlimmste, was passieren könnte war, dass der Captain hinterher eine Gefahrenzulage verlangte.

Der Captain...

Mock konnte sich nur schwer daran gewöhnen, dass dort eine Frau das Sagen hatte. Eine angezogene. Er schüttelte sich. Aber fähig war sie, auch in der Wahl ihrer Leute.

Neugierig rief er die Standpunkte der Besatzung der Yingpei ab.

Mehrere Anzeigen, davon eine bei Kijouhs Schrottplatz. Mock lehnte sich zurück; das versprach lustig zu werden.

Er winkte die orionische Liebessklavin heran und gab ihr einen Wink.

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