Venture Cronik 25

In den sicheren Tod?

--- Shuttle

"Bitte was?", entfuhr es Yhea, der immer noch mit ausgestrecktem Arm neben der Ärztin stand. Er marschierte schnell zu Gorm und schaute aus dem Fenster. Die Beschwerden der Ärztin ignorierte er vollends, denn als er sah, was den Ferengi so aufgeregt hatte, da wurde er selbst nervös.

Vor Überraschung klappte ihm der Unterkiefer herunter und er starrte fasziniert auf das Lichtschauspiel, welches sich ihm bot.

"Das ist ja wie die göttliche Schatzkammer", sagte Yhea mit trockenem Mund. Er klappte ihn wieder zu, und schluckte ein paar mal, um wieder eine gewissen Menge Speichel zu bekommen. "So viel Dilithium hab ich noch nie auf einem Haufen gesehen. Vor allem nicht so Reines."

Inzwischen hatte ihn die Ärztin eingeholt und griff ziemlich unsanft nach seinem gebrochenen Arm, um ihn weiter zu behandeln. Doch Yhea beschwerte sich nur kurz über den Schmerz. Denn sein Blick verfing sich wieder in dem grandiosen Anblick.

"Das ganze muss Millionen Barren Latinum wert sein", flüsterte er. "Wir müssen das ganze Zeug abbauen. Gorm, was sagen Sie dazu?"

Auch dem Bajoraner war bei den Worten des Ferengi der Atem gestockt, bedeutete das Dilithium doch immensen Reichtum für den Entdecker. Wenn die Venture solch eine Quelle besäße - sie könnte medizinische Güter und Waffen kaufen und einen wirkungsvollen Kampf gegen die Romulaner führen!

Vielleicht würde er dann sein eigenes Schiff kaufen können und dem steifen Captain McCarthy nicht länger jeden Tag begegnen müssen!

"Wir werden den Asteroiden mit einem Signalgeber versehen und später zurückkehren, um die Kristalle abzubauen. Bis dahin werden wir alle den Shuttle wieder in Schuss bringen, damit auch jemand etwas von der Entdeckung haben kann. Machen Sie sich also an die Arbeit.

Yhea, lass Deinen Arm zu Ende behandeln, während ich weiter die Komponenten in die Konsole einsetze!", wies er seine Crew an, bevor die allgemeine Gier um sich greifen würde.

Denn letztlich konnte man Dilithium nicht essen.

Yhea wollte schon protestieren, doch er sah ein, dass der Bajoraner Recht hatte. Sie mussten erst einmal das Shuttle wieder reparieren und die beiden Föderationsschiffe los werden, bevor sie sich um das Dilithium kümmern konnten.

Etwas gelangweilt schaute er Anjol beim Einbau zu und wartete darauf, dass Jordan endlich mit seinem Arm fertig war. Das konnte doch nicht so schwer sein, einen einfachen Bruch zu behandeln. Doch genau in diesem Moment schaltete sie den Protolaser aus, scannte noch mal kurz mit dem Tricorder und nickte dann zufrieden.

"Alles klar Mister Alnak. Ihr Arm ist wieder in Ordnung. Aber ich rate Ihnen, trotzdem langsam zu machen. Bis der Bruch hundertprozentig verheilt ist, kann es noch ein paar Tage dauern", sagte die Ärztin und packte ihre Gerätschaften wieder weg.

Yhea sagte ihr, dass er aufpassen würde und begab sich dann wieder zu Anjol, der mit dem Einbau der Ersatzteile fast fertig war.

"Wie ich sehe, bist du beinahe fertig. Ich werde dann schon mal alles zum Wiedereinschalten der Hauptenergie vorbereiten", sagte er und ging wieder zurück zum Pilotensessel. Er rutschte in den Sitz und aktivierte die Konsole.

'So, dann wollen wir doch mal', dachte er und begann mit der Arbeit. Er tippte verschiedene Befehlsfolgen ein und nickte zufrieden, als er merkte, dass der ehemals gebrochene Arm nun nicht mehr schmerzte und er ihn voll benutzten konnte.

"Anjol, sag mir Bescheid, wenn du Hilfe brauchst oder fertig bist."

Der Ferengi machte sich keinerlei Illusionen darüber, dass ihm hier zwar ein Blick in die himmlischen Schatzkammern ermöglicht worden war, er aber nie im Stande sein würde, je etwas davon in die Finger zu bekommen.

Gorm wollte den anderen die Illusion nicht nehmen, aber die Wahrscheinlichkeit, dass sie das Signal einer Boje hier in den Badlands wiederfinden würden war gleich Null. Selbst wenn er seine ganze Energie in die Berechnung der Asteroidenbahn stecken würde, kämen sie nie wieder in den Wirkungsbereich des Signals.

Wahrscheinlicher war, dass auch die Föderationsschiffe über diese Geode stolpern würde und ihnen die Flucht gestatten würden um selbst diesen Schatz bergen zu können.

Die hatten ja die notwendige Lagerkapazität dazu.

Der Wissenschaftler hoffte nur, dass sie den Chinesen unter Kontrolle halten konnten, wenn diese Fakten den anderen auch klar werden würden. Nicht, dass er noch auf die hirnverbrannte Idee kam, die Schiffe entern zu wollen.

Seit ihren Abenteuern auf der Ivory rechnete er bei ihm mit allem ... Schlechten.

Eigentlich wäre Gorm am liebsten selber hinaus gegangen. Die Verlockungen des Reichtums dort draußen und die geologisch-mineralogische Sensation da draußen waren mehr, als seine Ferengiseele so ohne weiteres wegstecken konnte.

Er verstand aber, dass er weder die körperlichen noch die fachlichen Vorraussetzungen mitbrachte.

Er wandte sich daher an seine Kollegen: "Soweit die Sensoren Empfang haben, würde ich sagen, dass eines der Schiffe ungefähr 50km von hier herumkreuzt. Nach astronomischen Maßstäben also genau vor unserer Nase. Ich würde im Moment keinen Start von hier empfehlen.

Nach den Daten der Dilithiumkristalle, ist nur ein Impulsenergieausstoß für das erreichen von 3G in Rahmen eines tolerierbaren Risikos - also Schneckentempo. Nach meinen Berechnungen würden wir bei dieser Beschleunigung ca. 10 Minuten brauchen, um soweit von den Föd-Schiffen wegzukommen, dass wir durch das Asteroidenfeld getarnt sind.

Ich empfehle also, dass wir uns hier noch eine Weile tot stellen.

Achja, wer immer da hinaus geht, sollte Spitzhacke und einen Beutel mitnehmen. Ein paar Proben könnten sicher nicht schaden, um unsere finanziellen Probleme einige Zeit abzudecken" [SCNR ;D]

Jordan hatte sich eigentlich gerade Mr. Victors Biowerte angesehen, bei Anjols Worten ruckartig den Tricorder zugeklappt und ihm einen misstrauischen Blick zugeworfen, nur um sicher zu gehen, dass er keine Witze machte.

Sie sah ja ein, dass Gorm an der wissenschaftlichen Konsole besser aufgehoben war und dass der Rest der Besatzung zu groß sein mochte, um in diese Nische zu passen. Aber was für eine Erklärung sollte das sein, dass sie 'als behandelnde Ärztin' für diese Aufgabe am besten geeignet sei?

Ihr Blick schweifte zu Chi-Lo, der verzückt vor sich hin lächelte und offensichtlich langsam zu sich kam.

Zugegeben, sie war momentan wahrscheinlich geeigneter als er - was aber immer noch nicht hieß, dass sie die Erklärung des Bajoraners verstand.

Aber was getan werden musste, musste halt getan werden. Auch wenn ihr die Vorstellung, in einem Raumanzug und mit einer... Spitzhacke ... bewaffnet auf der Außenhülle herumzuturnen nicht gerade behagte.

"Mr. Anjol könnte sich um das Dilithium kümmern, während ich mir diese Energiespule ansehe", ging sie beiläufig auf Gorms Vorschlag ein, während sie ihrem medizinischen Tricorder ordnungsgemäß an seinem Platz im Notfallkoffer befestigte, und wandte sich danach an den Romulaner.

"Ich denke, mit dem Auswechseln einer Spule werde ich keine Probleme haben. Erklären Sie mir doch, was ich tun soll."

Die Raumtemperatur lag jetzt bei 35°C und Clint wünschte sich im Augenblick er könnte schwitzen. Leider besaß er keine Schweißdrüsen, die meisten Terraner und Humanoiden wussten nicht welche wertvolle Gabe das Schwitzen war. Allerdings würde er es noch eine Weile aushalten, seine vulkanische Disziplin erleichterte ihm die Angelegenheit.

Jordans Vorschlag sich auszuziehen hatte er kommentarlos abgetan, es nutzte nichts ohne ein aktives Kühlsystem. Zusammen mit der Ärztin hatte er Chi-Los stimulantienbasierten Höhenflug vorerst ein Ende gesetzt und ihn mit Gurten ordentlich an einen Stuhl gefesselt.

Der Wahlvulkanier bestätigte Gorms Einschätzung bezüglich der Beschleunigung und hatte den Computer entsprechend programmiert. Da es ansonsten nichts zu tun gab wiederholte Clint die Berechnungen und die Programmierung ein zweites und schließlich ein drittes mal ohne etwas wesentliches zu ändern.

Selbst wenn sie aus dem Asteroiden herauskamen waren ihre Chancen zu entkommen schlecht. Schließlich waren es drei Schiffe die auf das Shuttle warteten. Die zwei die nicht in das Asteroidenfeld geflogen waren, bezogen wahrscheinlich außerhalb Stellung.

Einen Moment überlegte Anjol, ob Jordan sich gerade böswillig für seine Nachfrage gerächt hatte, dann schloss er dies aber sofort wieder aus, war die Ärztin doch eine Person die gerne anpackte und half.

Außerdem konnte sie von seiner Abneigung gegen Weltraumspaziergänge nichts ahnen, hielt er sie doch wohlweislich streng geheim, bevor die ersten dummen Sprüche entstehen konnten.

"Sicher werde ich Sie begleiten, wenn Mr. Gorm mir seine Spitzhacke", das Wort ließ Anjol sich auf der Zunge zergehen, während er den Ferengi "dankbar" musterte, "ausleiht. Und die genaue Reparaturanweisung kann in Ihr Helmdisplay eingeblendet werden, wenn wir erst mal draußen sind"

Scheinbar gab sich Jordan damit zufrieden und öffnete einen der Spinde, welche die glänzenden Raumanzüge enthielten. Der Bajoraner tat es ihr gleich und suchte sich noch mit Todesverachtung die passende Größe heraus, als die Ärztin schon gekonnt den schweren Overall überstreifte: Es war sicher nicht das erste Mal, dass sie auf eine derartige Mission ging!

Mit einem tadelnden Gesichtsausdruck wartete sie auf den ersten Offizier, der sich irgendwie mit dem linken Fuß im falschen Anzugbein verheddert haben musste...

Belustigt schaute Yhea dem Bajoraner dabei zu, wie dieser sich mit dem Raumanzug herumschlug. Zuerst war er mit seinem Fuß im falschen Hosenbein, dann hatte er den Reißverschluss verklemmt und zum Schluss bekam er nur mit Hilfe von Jordan den Helm richtig aufgeschraubt. Man konnte Anjol geradezu ansehen, wie er sich freute, aus dem Shuttle zu gehen.

Doch um ehrlich zu sein, war Yhea selbst ganz froh, nicht dort hinaus zu müssen. Da blieb er doch lieber hier drin und dirigierte Jordan bei der Reparatur.

Nachdem Jordan und Anjol es endlich geschafft hatten, ihre Anzüge ordnungsgemäß anzuziehen, begaben sie sich zur hinteren Ausstiegsschleuse und warteten auf den Druckausgleich. Yhea aktivierte ein Kraftfeld, welches die Beiden vom Rest des Shuttles abtrennte und führte dann einen Druckausgleich aus. Sobald ihm der Computer angezeigt hatte, dass der Druck nun mit dem innerhalb des Asteroiden übereinstimmte, öffnete Yhea die Schleuse.

Zumindest so weit, wie sie sich öffnen ließ. Denn schnell blockierte das Gestein die Luke. Einzig eine Öffnung von vielleicht einem Meter blieb frei. Anjol warf ihm seltsame Blicke zu, doch Yhea zuckte nur mit den Schultern.

"Tut mir leid Anjol", sagte er über Funk. "Weiter geht die Luke nicht auf. Aber wenn ihr euch dünn macht, dann kommt ihr da durch", fügte Yhea noch hinzu und sprach dann zu Jordan.

"Miss Jordan, ich werde Ihnen gleich sämtliche Daten, die sie zur Reparatur der Energiespule benötigen, in ihr Helmdisplay projizieren. Falls Sie doch noch Fragen haben sollten, kann ich Ihnen per Funk oder Anjol persönlich helfen. Viel Glück da draußen."

Er unterbrach die Verbindung und begann die Pläne für die Energiespule im Computer zu suchen. Denn schließlich würde Jordan sie gleich brauchen.

"Das machst Du absichtlich!", warf der Bajoraner Alnak hinterher, nachdem dieser die Verbindung unterbrochen hatte. Sobald sie wieder an Bord der Venture waren, würde er eine wahre Trainingsserie an Raumspaziergängen machen - nie wieder würde er sich so blamieren!

Vom Ehrgeiz getrieben ruderte er mit den Armen an Jordan vorbei und kämpfte sich durch die recht schmale Öffnung, die dank des Anzuges gerade so ausreichte, um Anjol passieren zu lassen.

Vom Helmscheinwerfer erleuchtet, sah er sich in der Hölle unendlich oft von den Kristallen gebrochen. Reflektionen, Abbilder wohin man schaute! Schon nach wenigen Sekunden bekam er leichte Kopfschmerzen und beschloss das Visier auf eine schematische Darstellung umzustellen, bevor er noch so wie der Chinese endete...

Yhea wartete, bis Jordan und Anjol das Shuttle verlassen hatte, bevor er mit der Arbeit begann. Er öffnete einen Kommunikationskanal zu den Beiden und aktivierte die Datenübertragung zu den Helmvisieren.

"Also ihr Beiden", begann er und schaltete auf die erste Diagrammübersicht, welche das Shuttle von außen zeigte. "Ihr seht nun eine schematische Darstellung des Shuttles. Ich habe mit einem roten Punkt die Stelle markiert, an der sich die Energiespule befindet. Sie befindet sich hinter einer Klappe, die ihr erst öffnen müsst. Der Knopf dafür befindet sich etwas versteckt rechts neben der Klappe. Seht ihr sie?"

Während er auf die Antwort wartete, ging er schnell zum Replikator und bestellte sich einen Eistee. Surrend erschien das Getränk und Yhea nahm gierig einen großen Schluck davon. In den letzten Minuten war sein Mund dermaßen ausgetrocknet, dass er beinahe gedacht hatte, er hätte Sand verschluckt. Er kippte den Rest des Glases herunter, holte sich noch mal Nachschub und begab sich zurück zum Pilotensitz.

Da die Sensoren immer noch nicht funktionierten, konnte Yhea nicht feststellen, wo sich die Beiden draußen befanden und so musste er auf deren Antwort warten.

"Mister Clint, was machen die Sensoren? Bekommen Sie sie wieder in Gang", fragte er den Wissenschaftler.

--- Draußen

"Ja, ich sehe diese Klappe, Mr. Alnak", erwiderte Jordan auf die Frage des Romulaners und seufzte innerlich, während sie sich mühselig frei schwebend am Shuttle entlang hangelte.

Während ihrer Zeit auf der Akademie, die sehr, sehr lange zurückzuliegen schien, hatte sich ihr in der Anfangszeit immer der Magen umgedreht, sobald sie auch nur an Schwerelosigkeit dachte; mittlerweile war sie es jedoch einigermaßen gewohnt und jemand, der mit ruhigem Magen die Überreste eines Bombenopfers aufsammeln und analysieren konnte, sollte auch mit so einer Kleinigkeit kein Problem haben.

"Allerdings muss ich mich erst durch diese Nische zwängen", fuhr sie fort, während sie vorsichtig einen neuen Halt suchte und ihre Umgebung sich in die Horizontale bewegte, während sie eine liegende Position einnahm, um sich mit schwerfälligen Griffen zwischen den Freiraum zwischen Shuttle und Asteroidenboden zu schieben. Nun ja, immerhin konnte sie hier nicht davon treiben und hatte beide Hände frei.

Irritiert fragte die Ärztin sich, wer auf die Idee kam einen Knopf an der Außenhülle eines Shuttles anzubringen. Aber immerhin entdeckte sie ihn sofort. Nachdem sie ihn betätigt hatte, sprang die Klappe mit surrealistischer Lautlosigkeit auf, und sie schob sie vorsichtig beiseite in der Hoffnung, sie möge da bleiben, wo sie sie hingelegt hatte.

Interessiert besah sie die Energiespule, die nun sichtbar geworden war. Eigentlich sah sie nicht beschädigt aus. "Die Klappe habe ich also geöffnet. Mr. Alnak, was nun?"

Von seinem neuen Ehrgeiz getrieben schaute sich Anjol interessiert um, musterte die Kristallformationen die trotz Reduktion auf eine schematische Darstellung immer noch wie ein Wunder der Natur wirkten, während er mit den Armen balancierend versuchte, seine Flugbahn stabil zu halten.

Irgendwie war es sogar schade, dass er dieses Kunstwerk zerstören musste, nachdem es Jahrmillionen unbekümmert hatte wachsen können. Aber der Tauschwert des Dilithiums war so unermesslich hoch, dass die Venture mit dem Erlös eine ganze Flotte klingonischer Schiffe oder gar eine Sternenbasis würde kaufen können!

"Dann mal los!", motivierte er sich selbst leise und öffnete eine der Werkzeugtaschen, welche in Höhe der Oberschenkel auf den Raumanzug angebracht waren und zog vorsichtig die filigrane Hacke heraus, die der Ferengi ihm zuvor feierlich überreicht hatte.

Scheinbar war es ein wertvoller Besitz für ihn, aber der Bajoraner zog es vor den großohrigen Kerl im Shuttle zu behalten. Gier konnte ein unberechenbarer Faktor werden, wenn der Ferengi hier draußen wäre!

Mit kurzen, präzisen Schlägen hämmerte Anjol auf eine hervorstehende Kristallsäule ein, die auch nach einigen Sekunden nachgab. In seinem Kopf formte sich ein knackendes Geräusch, aber natürlich konnte er ohne Trägermedium keine Geräusche hören, was seinen Verstand aber nicht davon abbrachte dies fleißig auszugleichen.

Umständlich verstaute er den abgebauten ersten Kristall in einem eigens dafür mitgenommenen Sack, der an seinem anderen Bein hing und fortwährend im Weg zu sein schien.

"Mister Gorm, haben Sie spezielle Wünsche, für mich sehen die Kristalle alle gleich aus?!", richtete er sich dann an den Ferengi, der als Experte seinen Einsatz sicher vereinfachen konnte.

--- Drinnen

Kurz überflog Yhea noch einmal die Anzeigen und antwortete dann der Ärztin.

"Also, Sie greifen jetzt hinein, erfassen die Energiespule mit beiden Händen; soweit das dort draußen natürlich möglich ist und drehen sie dann zu sich. Sie müsste dann aus der Halterung heraus kommen."

Er wartete, bis die Ärztin seinen Vorgaben folgen konnte und ging dann zum nächsten Schritt über, als Jordan soweit war.

"Jetzt schauen Sie sich mal die Anschlüsse auf beiden Seiten an. Wenn es dort keine Verschmutzungen oder Beschädigungen gibt, dann stecken Sie die Spule neben den normalen Anschlussbuchsen in die Teststelle. Dann müsste uns der Computer eigentlich sagen können was los ist.

Haben Sie das verstanden?", fragte er und trank weiter von seinem Eistee.

--- Draußen

"Habe ich. Einen Moment", erwiderte Jordan, während sie den Anweisungen weiter folgte. Zwar würde die Ärztin sich als geduldige Person bezeichnen, aber dennoch konnte sie sich ein weiteres Seufzen darüber nicht verkneifen, dass Arbeiten in der Schwerelosigkeit immer so unendlich lange dauerten, zumal sie sich nie für Technik hatte begeistern können.

So langsam wurde es selbst ihr eng in der kleinen Nische, und sie spielte beiläufig ernsthaft mit dem Gedanken, ein paar Kilo abzunehmen, während sie die Spule aus ihrer Verankerung nahm und vorsichtig auf den von Alnak genannten Steckplatz steckte.

Irritiert runzelte Jordan die Stirn und sah sich nach Anjol um, der mit seiner Spitzhacke einige Meter entfernt einen sehr interessanten Anblick bot, doch der Bajoraner nahm sie gar nicht wahr. Das große, weite All vermittelte ihr den Eindruck, beobachtet zu werden, obwohl das natürlich nur Unsinn sein konnte.

"Die Spule steckt", meldete sie schließlich Alnak und kehrte im Geiste zu ihrer Arbeit zurück.

--- Drinnen

"Wenn sie sich noch 3° nach links wenden und dann 2 m gerade aus gehen, stehen Sie genau vor einer Kristallsäule, die unseren Ansprüchen genügen sollte", antwortete der Ferengi, der gerade im siebenten Mineralogenhimmel schwebte.

Die beschriebene Säule war ungefähr 1,50 m hoch und hatte an der Basis noch einige Sekundärkristalle, die sich dann später leicht abtrennen und aufteilen ließen. Soweit zu dem Thema "Kein Sold"

Begeistert widmete sich Gorm wieder seinem Simulationsprogramm, daß die Geode nach und nach vermaß und gleichzeitig auch deren Wert schätzte.

Alleine mit dem Materialwert konnte man schon eine große Handelsflotte aufstellen. Würde man die Geode aber als Ganzes zu Forschungs- und Besichtigungszwecken ausstellen, würde sich der Wert noch einmal um das 10fache steigern.

Der Chinese kam langsam zu sich. Alles in seinem Kopf drehte sich, und er hatte erhebliche Schwierigkeiten, seinen Blick klar zu stellen.

Einige Leute um ihn herum schienen irgendwie beschäftigt zu sein, aber Chi-Lo war nicht fähig, festzustellen, wer welche Tätigkeit warum ausübte. Vorerst musste es genügen, zu wissen, dass einige Leute - wer auch immer- irgend etwas - was auch immer - taten...

Er wollte sich aufrichten. Doch irgend etwas hinderte ihn daran. Er konzentrierte sich, um festzustellen, was genau ihn festhielt.

Er war gefesselt! Das ergab doch keinen Sinn! Oder gab es etwa noch mehr Doppelagenten wie diese Vulkanierin? Oder hatte die Föderation sie inzwischen eingeholt?

Die Föderation! Schlagartig kam dem Chinesen einiges in den Sinn. Klar und undeutlich zwar, aber dennoch eindeutig eine reale Erinnerung. Er war Amok gelaufen und hatte die beiden Akiras direkt angreifen wollen. Daran musste dieses Schmerzmittel der verdammten Quacksalberin schuld sein. Warum hatte sie ihn nicht vor den Nebenwirkungen gewarnt? Nun, schmerzfrei war er jedenfalls, ja er fühlte sich trotz seiner misslichen Lage geradezu beschwingt. Er vermutete, dass seine jetzige Lage in direktem Zusammenhang mit seinem Angriff auf die beiden Akiras stand.

Langsam fügte sich seine Umwelt zu einem Bild zusammen. Kurz danach war der Ton auch wieder da. Soweit er es mitbekam, waren fast alle Schiffssysteme ausgefallen, aber die Reparaturen waren im vollen Gange.

'Nutzlos', dachte er sich, 'selbst mit einem völlig intakten Shuttle sind uns die beiden Akiras hoffnungslos überlegen.' Aber er verspürte keine Angst. Das Mittel entfaltete offenbar noch immer seine Wirkung. 'Diese Reparatur ist genau so nutzlos wie diese alberne Bergung von ein paar Brocken Dilithium, denn sobald wir diesen Felsbrocken verlassen, sind wir Geschichte.'

Dilithium! Schlagartig war der Asiate so klar im Kopf, wie es unter dem Einfluss dieses Medikamentes eben ging. Ja, so würden sie vielleicht entkommen können!

"Sir, kontakten sie Anjol!", rief er euphorisch in Alnaks Richtung. "Ich habe eine Idee, wie wir diesen Asteroiden zu einer Waffe umfunktionieren können, damit unsere Flucht gelingt!"

--- an der Navigationskonsole

'BeepBeepBeep', ertönte das Warnsignal aus der Konsole. Clint sah überrascht auf die Anzeigen. Er hatte nichts ungewöhnliches erwartet und war umso mehr verwundert, als er die ungewöhnlichen Werte ablas. Hinter ihm schien der Chinese zu neuen, drogengepunschten Taten zu erwachen.

Der Halbbreen ging die Daten nocheinmal durch und versuchte eine Erklärung dafür zu finden. Bevor er jedoch eine Theorie für das WARUM fand, musste er die Besatzung des kleinen Shuttles vor den direkten Auswirkungen seiner Entdeckung warnen.

"Die Geode wird instabil", teilte er den Anwesenden im Allgemeinen mit, während man das Krachen der Ersten von der Decke stürzenden Kristalle hören konnte.

--- Pilotensitz

Überrascht schreckte Yhea zusammen, als ein lauter Schlag durch das Shuttle hallte und ein Zittern durch sein Inneres glitt. Erst jetzt hatte er die Worte des Wissenschaftlers verstanden.

"Was, wieso instabil. Wieso sagen Sie das erst jetzt?", fragte er aufgeregt und überprüfte die Sensorenwerte von Clint.

Tatsächlich. Die Geode war instabil. Immer mehr Risse bildeten sich in der Kruste und immer häufiger brachen so mehrere Kristalle ab und schlugen irgendwo ein.

Wieder erzitterte das Shuttle.

Verdammt, sie mussten hier weg. Schnell rief er die Diagnosesoftware für die Energiespule auf und überflog die angezeigten Werte. Schweiß bildete sich auf seiner Stirn, als er die Tragweite der Situation erkannte. Zwar funktionierte die Spule zu einem gewissen Grad noch, doch mehr als Warp 1 war mit ihr nicht mehr drin.

"Es muss reichen", sagte Yhea zu sich und funkte dann wieder Jordan an.

"Miss Jordan, beeilen Sie sich. Stecken Sie die Spule wieder in ihre normale Halterung. Aber passen Sie auf, dass Sie sie nicht verkehrt herum einbauen. Und dann drücken Sie rechts daneben einmal auf den blauen Knopf und zweimal auf den Gelben. Dann machen Sie die Klappe wieder zu und kommen sofort mit Anjol wieder herein."

Er drehte sich zu den restlichen Shuttleinsassen um und rief:" Also, jeder sucht sich jetzt einen Platz aus, wo er sich festhalten kann. Wir müssen hier jetzt schleunigst weg und ich weiß nicht, wie sanft ich dass hinbekomme. Ach ja, und erklärt Chi-Lo bitte einer, das wir im Moment was anderes brauchen, als eine Waffe."

Der Chinese hörte die Bemerkung und lachte trocken.

"Also, erstens: Ich habe bereits einen sicheren Platz. Ich bin sogar angebunden, mir kann gar nichts passieren.

Und zweitens: Wenn wir uns hier gleich aus diesem Felsbrocken hier verziehen müssen, weil der uns sonst zerquetscht, werden wir uns mit einem angeschlagenem Shuttle zwei ausgewachsenen Akiras auf der Höhe ihrer Leistungsfähigkeit gegenübersehen.

Eine Waffe wäre in einer solchen Situation vielleicht ganz hilfreich, oder?"

--- Draußen

"Dann leg ich mal richtig los!", murmelte der Bajoraner leise in das Helmmikrofon, nachdem der Ferengi zielsicher diese besonders kunstvoll gewachsene Struktur ausgesucht hatte.

Aber wenigstens konnte man die Säule recht einfach abtrennen, wenn man mit der Spitzhacke an dem unteren Ende nur etwas fester hämmerte. Zuerst vorsichtig und dann immer stärker klopfte Anjol mit dem Werkzeug auf den Sockel, bis sich ein leichter Riss durch das Material zog.

Der Kristall war so gut wie abgebaut!

Mit gezieltem Schwung ließ er die Spitze auf die Säule treffen, so dass Hunderte kleine Bruchstücke durch die Schwerelosigkeit wirbelten, die Ferengi-hohe Säule mit einem Mal frei schwebte.

Triumphierend griff er sich die Trophäe und versuchte sie in Richtung Shuttleluke zu bringen, denn in den mitgebrachten Sack würde der Kristall so mit Sicherheit nicht passen, als die Geode plötzlich gefährlich zu beben begann!

Fluchend schleuderte er den Kristall in Richtung Shuttle von sich fort und versuchte seine in Schräglage geratene Flugbahn mit schwingenden Armen zu korrigieren...

Hätte Jordan nicht in einem Raumanzug gesteckt und wäre ohnehin nicht gehört worden, hätte Jordan wahrscheinlich geflucht. Der Romulaner hatte ihr zwar nicht gesagt, was los war, doch am Klang seiner Stimme erkannte sie, dass es dringend war; zum selben Zeitpunkt, als Clint die Instabilität der Geode auffiel, war sie auch hier draußen unübersehbar geworden.

Im Augenwinkel nahm sie brechende Kristalle wahr und dass Anjol schwerfällig rudernd versuchte, auf sicherer Distanz von ihnen zu bleiben, während er sich der Luke des Shuttles näherte. Mit dem Rücken auf den Boden gepresst glaubte sie zu fühlen, wie der Asteroid unter ihr vibrierte.

Die Ärztin spürte, dass ihr Mund trocken wurde, während sie die Spule mit ihren immer ruhigen Händen zurück in die Halterung schob und mit gerade so viel Sorgfalt, wie ihr nötig erschien, überprüfte, ob sie fest saß.

Gerade streckte sie die Hand aus, um das Gerät mit der von Alnak genannten Tastenfolge zu reaktivieren, als das Shuttle über ihr ruckartig erbebte. Zischend entfuhr ihr der angehaltene Atem und zog den Arm zurück, nachdem sie mit dem Handgelenk hart gegen die Metallverkleidung der Außenhülle gestoßen war, und presste sich gleichzeitig enger in ihre Nische. Spätestens jetzt stand ihr Entschluss, ein paar Kilo abzunehmen.

Mit zusammengebissenen Zähnen bewegte sie das Handgelenk und stellte erleichtert fest, dass nichts gebrochen war. Das Beben ließ sogleich wieder nach, und sie wartete zitternd eine Sekunde ab, bis sie sicher genug war, sich wieder gefahrlos regen zu können. Mit der unverletzten Hand betätigte sie nun endlich das Handterminal und wartete nicht auf die Bestätigung Alnaks, als sie die Energiekontrollleuchte blinken sah; mit zwei Handgriffen war die Klappe verschlossen.

Jordan zwang sich, ruhig zu bleiben, obwohl das Vibrieren unter ihr nun stetig zunahm und eine Intensität gewann, die keine Einbildung mehr sein konnte. Vorsichtig schob sie sich Stück für Stück aus der Nische heraus.

Das Shuttle erzitterte erneut ruckartig. Diesmal fluchte sie tatsächlich und suchte eilig Halt, um nicht versehentlich an eine Stelle zu driften, an der sie eingeklemmt wurde. Als sie endlich aus der Nische heraus war, atmete sie erleichtert aus und schwor sich, zukünftig solche Aufgaben immer Chi-Lo zu überlassen. Er schien ihr mittlerweile eindeutig geeigneter für solche Einsätze als sie, mochte er auch auf noch so harten Drogen sein.

Die Schmerzen in ihrer Hand beiseite schiebend sah sie zur Luke hinüber und machte sich daran, die letzten paar Meter zum Shuttle zurückzulegen.

Immer noch keine gute Figur machend hatte sich Anjol währenddessen näher an die Luke heranmanövriert und dabei sorgsam jeden Kontakt mit umherfliegenden Splittern vermieden. Ein Loch im Raumanzug war das Letzte, was man in so einer Situation gebrauchen konnte.

Aus den Augenwinkeln sah er, dass die Ärztin sich aus dem schmalen Spalt unterhalb des Shuttles befreit hatte und ebenfalls auf die Luke zusteuerte. Angesichts ihrer Geschicklichkeit verbiss der Bajoraner sich jedes Hilfsangebot, würde er doch viel eher ihre benötigen...

Jordan sah ihm bereits entgegen und unterdrückte das Gefühl, in einer Art phantastischer Traumwelt zu stecken, das sie trotz der Gefahren befiel, als sie sich mit vorsichtigen, langsamen Bewegungen durch das Meer aus in der Schwerelosigkeit schwebenden oder davon driftenden Dilithiumsplittern arbeitete.

Besorgt hielt sie ein Stück von der Luke entfernt inne, um den Bajoraner zu mustern, der in seinem Raumanzug gefährlich ungeübt wirkte. Verärgert runzelte sie die Stirn - es war sträflich leichtsinnig von ihm, sich in einer Notfallsituation ungesichert nach draußen zu begeben, wenn er keine Erfahrungen mit diesen Anzügen oder in der Schwerelosigkeit hatte. Hätte er sich doch einfach zu Wort gemeldet, zur Not hätte sie auch alleine gehen können.

Innerlich seufzend wandte sie sich vorsichtig um und ging ihm mehrere Schritte entgegen. Es war gefährlich, sich hier draußen zu bewegen - wieder erschütterte ein Beben den Asteroiden und ließ sie taumeln, bis sie das Gleichgewicht wieder fand -, doch sie konnte ihn schlecht hier draußen stehen lassen.

"Kommen Sie, ich helfe...", setzte sie über Funk zu sprechen an, als eine Bewegung im Augenwinkel sie innehalten ließ. Als sie den Kopf drehte sah sie den breiten Spalt, der sich nur einen Meter von ihr entfernt bildete und den Untergrund in zwei Teile riss; ruckartig sackte das Shuttle ein Stück zur Seite und kam in schiefem Winkel zum Liegen. Die Ärztin schluckte; von ihrer Nische war nicht mehr viel übrig.

Dann wandte sie sich wieder um und hatte im letzten Augenblick Gelegenheit, Anjol am Arm zu packen und festzuhalten, der den Halt verloren hatte und davon zu driften drohte. Ein stechender Schmerz schoss ihren Unterarm hinauf bis in die Schulter. Keuchend hielt sie inne, bis er sich gelegt hatte, und betete im Stillen zu ihr unbekannten Göttern, dass die vermeintliche Verstauchung sich nicht als Handwurzelknochenfraktur entpuppen würde. Wie sollte sie mit einer Hand ihre beiden Patienten versorgen?

Doch um Chedu und Kai Victor konnte sie sich später sorgen machen. Etwas innerhalb des Asteroiden erschütterte sich erneut, und ein heftiges Beben warf sie beinahe um; einen Augenblick war unklar, ob der Bajoraner sich an die Engländerin klammerte oder anders herum.

"Beeilen wir uns", wandte sie sich an Anjol, und gemeinsam legten sie die letzten Meter zurück. Absolut unelegant und trudelnd erreichten sie die Luke und zwängten sich eilig hindurch.

--- Shuttle, bei der Luke

Im Inneren hatten sie nur auf ihre Ankunft gewartet; die Luke schloss sich, kaum dass die Neuankömmlinge das Shuttle betreten hatten. Jordan nahm die hektische Betriebsamkeit um sie herum kaum war, während sie mit sehr vorsichtigen Bewegungen ihren Helm griff und ihn umständlich abnahm. Um den Rest des Anzugs kümmerte sie sich zunächst nicht; beim raschen Umsehen war ihr Blick auf Chedu gestoßen und sie sah, dass die Klingonin gerade zu erwachen schien.

--- Shuttle

Mit wenigen Schritten war die Ärztin bei ihrer Patientin, während sie sich noch ihrer Handschuhe entledigte und nach dem medizinischen Tricorder griff. Chedu war nicht ernsthaft verletzt, könnte aber größeren Schaden erleiden, wenn sie sich unnötig bewegte; Jordan hatte sich augenscheinlich bei der klingonischen Physiologie und deren Verträglichkeit von Beruhigungsmitteln gehörig verschätzt; so viele Klingonen behandelte man bei der Sternenflotte nicht.

Über ihre behinderte Rechte die Stirn runzelnd begann sie nach einem Hypospray zu kramen, um den Fehler zu korrigieren.

Kaum hatte die Ärztin die Energiespule wieder eingebaut, da hatte Yhea auch schon mit der Aufwärmphase des Antriebes begonnen. Ungeduldig wartete er darauf, dass alle Anzeigen auf Grün sprangen und Anjol und die Ärztin endlich wieder ins Shuttle kamen.

Als das passiert war und Yhea die Shuttletüre geschlossen hatte und den Druck ausgeglichen hatte, da schalteten plötzlich alle Energieskalen auf Grün und mit einem leisen Surren nahm der Warpantrieb wieder seinen Betrieb auf.

"Ok, wir wären so weit. Jeder hält sich jetzt fest. Wir starten", rief er in den Raum hinein, während er die Schubregler bediente und die Antriebsleistung der Manövriertriebwerke hochfuhr.

"Mister Clint, halten Sie die Sensoren im Auge. Sobald Sie irgendetwas entdecken, was uns schaden könnte, sagen Sie mir Bescheid."

Er nickte dem Wissenschaftler noch zu und konzentrierte sich dann wieder auf die Navigation.

Vorsichtig steigerte er die Energie in den Schubdüsen, um das Shuttle aus dem Asteroiden zu ziehen. Dabei durfte er auch nicht zu stark beschleunigen, sonst würden die umliegenden Kristalle zu heiß werden und das Shuttle würde in einem gigantischen Feuerball in die ewigen Jagdgründe übergehen.

Doch zuerst tat sich gar nichts. Erst als er die Triebwerke auf 30 Prozent hatte, merkte er, wie sich das Shuttle ganz langsam bewegte. Sofort erklang ein fürchterliches Quietschen, als die Kristalle und das Gestein des Asteroiden an der Außenhaut vorbei schrappten. Doch leider war das nicht zu verhindern. Und Yhea kümmerte es im Moment überhaupt nicht, ob der Außenanstrich dabei Schaden nahm.

Vorsichtig erhöhte er die Schubleistung auf 40 Prozent. Das Quietschen wurde lauter, doch nun war das Shuttle schon fast einen Meter vorangekommen.

"Wenn wir so weiter machen, sind wir in ein paar Minuten draußen", rief Yhea, bevor er sich wieder an Clint wandte.

"Wie sieht's aus? Schon unsere heimlichen Freunde entdeckt?"

Wütend warf Anjol den Probenbeutel in die nächste Ecke und löste die Verschlüsse des Helms nicht gerade zimperlich. Das Abstreifen des Anzuges würde dagegen warten müssen, da keine Zeit blieb und das Universum ihnen wieder übel mitzuspielen schien.

Hätte er an die Propheten geglaubt - spätestens jetzt hätte er erkannt, dass es sich um sadistische Teufel handeln musste!

Durch den sackförmigen Raumanzug nicht sehr beweglich stapfte der Bajoraner mit dumpf widerhallenden Schritten Richtung Cockpit, entdeckte die allseits angebrochene Hektik und versuchte die Situation zu erfassen:

"Yhea, einen Lagebericht!"

Wie gelähmt sah der Ferengi, der mittlerweile hinter den Sensorkontrollen Platz genommen und einen Systemscheck durchgeführt hatte, zu, wie sich seine Träume in einer Wolke Kristallsplitter auflösten.

Nur mühsam riss er sich von dem Anblick los und starrte wieder auf die Anzeigen: Der Check war mittlerweile positiv beendet worden und alle Sensoren arbeiteten gerade noch im tolerierbaren Bereich. Sie würden die Systeme demnächst irgendwo generalüberholen lassen müssen, oder sie würden irgendwann blind und taub durch den Raum treiben ...

Achja, wo waren den ihre Verfolger? Besorgt studierte Gorm die Ortungsdaten.

Eines der Schiffe war mittlerweile am entgegengesetztem Ende des Asteroidenfelds angelangt - offenbar hatte sich der Verband aufgelöst um das Gebiet möglichst effektiv abzusuchen.

Das andere Schiff befand sich allerdings in unmittelbarer Nähe, konnte sie zum Glück aber wegen dem aufgewirbelten Kristallstaub nicht orten - sie hatten gerade noch einmal Glück gehabt!

Laut teilte er seine Erkenntnisse dem Piloten mit und fügte seine eigenen Überlegungen dahinter an: "Wenn wir es schaffen, die Kristallwolke immer zwischen uns und dem Schiff zu halten, müssten wir uns relativ gefahrlos absetzen können."

"Jaja", rief Yhea und beschäftigte sich dann wieder mit seinem Kontrollen. Immer noch schliffen Kristalle an der Außenhaut vorbei, doch nun fehlte nicht mehr viel und das Shuttle war frei.

"Gorm, schicken Sie mir einen Kursvorschlag, der mit Ihren Parametern übereinstimmt. Ich versuche dann, sie zu befolgen.

Anjol, ich habe jetzt keine Zeit für Lageberichte. Informier dich selbst", sagte er und beschleunigte dann noch mal um 5 Prozentpunkte.

Plötzlich erklang ein letztes Quietschen und dann war das Shuttle frei.

"Ok, wir sind raus. Ich starte den Impulsantrieb. Gorm, was machen die Koordinaten?"

Die Ereignisse überstürzten sich, und Clint schloss seine Berechnungen bezüglich der Ursache der Instabilität beiseite. Konzentriert versuchte er einen günstigen Kurs aus dem Asteroidenfeld zu wählen, der sie so weit wie möglich von den Föderationsschiffen wegbringen würde. Es sah ungünstig für sie aus. Der Halbbreen zu Gorm rüber, sein Blick schien zu bestätigen, dass er die Lage ebenso einschätzte.

Wenn nicht etwas passierte, dass die Sternenflotte lange genug ablenkte oder aufhielt konnten sie es unmöglich schaffen. "Mister Chi-Lo, sie behaupten einen Plan zu haben der uns weiterhelfen kann", wandte er sich an den Chinesen und hoffte das dieser wirklich wieder bei Sinnen war, "Wenn sie ihn tatsächlich für durchführbar halten, beeilen sie sich bitte"

Der Chinese freute sich, dass ihm endlich jemand zuhörte.

"Nun, wir sind doch auf einem Brocken Dilithium nicht wahr? Wenn man dieses Zeugs einem polarisiertem Verteronstrahl aussetzt, dann wird eine nukleonthermale Kettenreaktion in Gang gesetzt, und das Ding hier geht hoch wie nix gutes. Das weiß ich ziemlich genau, ich bin nämlich mal auf einem Schiff gefeuert worden, weil ich gerade im Maschinenraum neben der geöffneten Dilithiummatrix stand und versehentlich... ist ja auch egal, jedenfalls wäre damals aufgrund eines Versehens beinahe der Kahn in die Luft gesprengt worden. Seitdem weiß ich das mit dem polarisiertem Verteronstrahl"

Der Chinese hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Die verdammte Droge dieser Kurpfuscherin wirkte wohl noch immer und ließ seine Zunge lockerer sein, als es ratsam war. Dabei wusste er doch normalerweise sehr gut, wann es besser war, den Mund zu halten. Er hätte bei seiner momentanen Presse hier nun wirklich nicht auf den damaligen Vorfall hinweisen müssen. Hinterher dachte noch jemand, er sei für sich und andere eine Gefahr.

Sich schnell wieder auf die Sache konzentrierend, fuhr er fort: "Ich schlage also vor, unseren Kurs so zu setzen, dass die Verfolger uns sehen und bei ihrer Verfolgung mit großer Wahrscheinlichkeit einen Kurs hier an diesem Brocken vorbei setzen. Wenn wir dann diesen Brocken hier mit Hilfe einer vorher hinterlassenen Boje oder so hochjagen, dürfte das Asteroidenfeld anschließend eine einschlägige Lücke aufweisen - und wir dürften es nur noch mit einer Akira zu tun haben. Und nur einem Schiff dieser Größe sollten wir innerhalb eines Asteroidenfeldes nun wirklich entkommen können. Wenn sie nicht die ganze Verfolgung gleich abbrechen, um zu gucken, ob sie ihren Kameraden noch helfen können.

Hätte der Romulaner nicht das Shuttle gesteuert, und hätte der Plan des Chinesen nicht seine Aufmerksamkeit errungen, Anjol hätte Alnak für seine Antwort aus dem Pilotensitz geprügelt. Aber so begnügte er sich mit einem tiefen Einatmen und biss die Zähne leise knurrend zusammen.

Stress war in seinem Alter gar nicht gut!

"Chi-Lo, wenn das wieder nur eine Ihrer dummen Ideen ist, werden Sie es nicht überleben!", wandte er sich warnend an den Terraner und band ihn mit drohenden Augen los, "Wir alle werden es nicht überleben, aber wenn es sowas wie einen Himmel gibt, würde ich Sie da kriegen und fertig machen!"

Während die Fesseln auf den Boden fielen und Chi-Lo sich etwas die gequetschten Schultern rieb, drehte sich der Bajoraner zur Steuerkonsole um: "Mr. Clint, bereiten Sie alles Nötige vor; wir werden wahrscheinlich nur einen Versuch haben. Yhea, lock die Föderation in die Falle, aber pass auf, dass wir weit genug weg sind, wenn das Feuerwerk hochgeht!"

Einen Moment schwieg Anjol, fügte dann hinzu: "Achja, ich will nicht, dass die Akira vernichtet wird, da drüben tun die Leute nur ihren Job. Außerdem würden in einer Woche Dutzende Schiffe nach uns suchen, wenn wir nicht nur die Romulaner ärgern, sondern auch föderierte Schiffe zerstören!"

'Yhea, lock die Föderation in die Falle, aber pass auf, dass wir weit genug weg sind, wenn das Feuerwerk hochgeht', äffte Yhea in Gedanken nach und schüttelte den Kopf. Was dachte der Bajoraner wieder für wirres Zeug. Na klar würde Yhea aufpassen, dass sie weit genug weg waren. Schließlich war er kein Selbstmörder, denn er hatte noch vor länger zu leben.

"Hat irgendjemand besondere Wünsche, wie ich die Schiffe in eine Falle locken soll?", fragte er in die Runde, doch direkt kamen von Clint die erarbeiteten Kursvorgaben.

"Hat sich erledigt", rief er, ergriff sein mittlerweile geleertes Eisteeglas und warf es Anjol zu. "Hier Anjol, tu mir mal bitte den Gefallen und räume es weg. Hier vorne steht es nur im Weg herum.

Clint, aktivieren Sie die Schilde. Zumindest soweit sie funktionieren. Dem Rest kann ich nur zum wiederholten Male raten, sich festzuhalten."

Bevor sich irgendwo jemand beschweren konnte, riss er das Shuttle herum und die Schwerkraftgeneratoren heulten auf, als sie die Beschleunigungswerte zu kompensieren versuchten.

Mit vollen Impuls schoss das Shuttle auf eines der beiden Akira-Schiffe zu, immer im Zickzack um vereinzelte Gesteinsbrocken herum.

"Was macht der Verteronstrahl, ist der fertig?", rief Yhea fragend...

Während die Männer sich um den Start des Shuttles kümmerten, hatte Jordan sich eilig um den Zustand Chedus gekümmert. Nun, da die Klingonin wieder friedlich schlummerte und Kai Victor für seine Verhältnisse anhaltend stabil blieb, hatte sie Gelegenheit, sich ihres Raumanzugs zu entledigen.

Unwillig verzog sie das Gesicht, als ein erneuter Schmerz durch ihre Rechte schoss. Die Schwerkraftkompensatoren des Shuttles hatten hart gegen den ruckartigen Start zu arbeiten, und das Shuttle erbebte immer wieder, so dass sie trotz ihrer knienden Position das Gleichgewicht zu verlieren drohte, während sie ihren Oberkörper aus dem Anzug zwängte.

Ein Blick nach vorn sagte ihr, dass keiner der Männer momentan Zeit hatte, ihr zur Hand zu gehen. Nicht sehr geschickt mit nur einer Hand konnte sie die Verletzung aber selbst nicht behandeln. Seufzend griff sie dennoch nach einem Tricorder und unterzog sich eines kurzen Scans, während sie das bereits steif werdende Gelenk vorsichtig bewegte. Tatsächlich war entgegen ihrer vorherigen Einschätzung ein Handwurzelknochen angesplittert. Für die Behandlung würde sie Cailin benötigen; ohne beide Hände zur Verfügung zu haben, konnte sie sich jedoch nicht um den neben ihr liegenden Sicherheitsoffizier kümmern.

Victors Zustand mochte sich jeden Augenblick verschlechtern; sie konnte mit ihren begrenzten Mitteln nicht sagen, ob und welche inneren Verletzungen er sich zugezogen hatte. Geschwächt und lediglich mit Notfallmedikamenten notdürftig gestärkt, hatte sein Immunsystem kaum die Möglichkeit der anderen Anwesenden, gegen die Unterkühlung zu arbeiten, und trotz der warmen Decken, in die sie ihn sofort gehüllt hatte, zitterte er noch immer.

Die Ärztin runzelte die Stirn, während sie wieder nach vorne sah und dem Gespräch folgte. Freilich, wenn sie nicht entkamen, war auch Victors Zustand nicht mehr allzu wichtig. Sie hoffte nur, der Chinese brachte sie mit seinem Vorschlag nicht in Schwierigkeiten.

Aber was um alles in der Welt war eigentlich ein Verteronstrahl?

"Einen Moment, ich muss noch die Deflektormatrix synchronisieren", antwortete der Halbbreen, während er die letzten Befehle in seine Konsole eingab, "Der Verteronstrahl wird nun geladen, volle Intensität steht in zehn Sekunden zur Verfügung"

Wie eine Klinge schnitt der folgende Countdown durch die Stille und Anjol kämpft sich murrend Richtung Cockpit vor; hoffte, dass sich niemand an den Scherben des zersprungenen Glases verletzten würde - außer Yhea natürlich, aber trotz aller Wünsche blieb es recht unwahrscheinlich, dass der Hals des Grünblüters an eben jener Stelle über den Boden gleiten würde...

"Alnak, verzieh Dich an die technische Station, ich werde fliegen", wies der Bajoraner Yhea an und ließ einen unmissverständlichen Blick folgen, "Selbst wenn wir nicht in ein direktes Gefecht verwickelt werden, brauchen wir ein funktionierendes Schiff, wenn wir den festgelegten Treffpunkt rechtzeitig erreichen wollen. McCarthy wird sicher nicht lange warten, wie ich ihn kenne!"

Widerwillig rutschte der Ingenieur zwei Stühle weiter, während Anjol die Anzeigen überflog: Impuls und Warp waren online, allerdings stand für beide Antriebe nicht das volle Energiepotential zur Verfügung. Sie konnten sich nicht ewig im Asteroidenfeld verstecken, aber ihre Chancen mit diesem Schneckentempo im freien Raum zu flüchten waren noch wesentlich schlechter.

Falls sie "Norad" in acht Stunden erreichen wollten, musste das Warptriebwerk stabile Warp 5,5 bringen, was angesichts der lädierten Hülle schwer zu schaffen sein würde.

"Yhea, nach Verlassen des Feldes brauchen wir Warp 5,5. Oder Du kannst de Rest Deines Lebens in einer Sternenflottenzelle verbringen - falls man Dich nicht wegen Desertation an die Romulaner ausliefern würde. Wie war noch mal die Strafe dafür?", motivierte er den Ingenieur, "Clint, übernehmen Sie die Waffenkontrolle. Gorm, denken Sie sich noch ein paar Tricks aus - ein As im Ärmel wäre nicht schlecht!

Ach, Miss Kincaid, was ist eigentlich mit dem Chinesen?"

In diesem Moment blinkte ein Lämpchen auf Anjols Display auf: Die Föderationsschiffe hatten sie irgendwie entdeckt; Zeit zum Handeln!

'Warp 5,5', schallte es durch sämtliche Gehirnwindungen des Romulaners. War Anjol Irre oder hatte er einfach nur einen Gedächtnisverlust erlitten, als er außerhalb des Shuttles Dilithiumkristalle gesammelt hatte? Er selbst hatte Anjol gesagt, dass sie mit der beschädigten Energiespule nur Warp 1 erreichen würden. Gut, wenn er hier und da ein paar Modifikationen durchführen würde und ein paar Systeme abschalten könnte, dann würden sie Warp 3 schaffen. Mit viel Glück Warp 4. Doch auch das würde nur für kurze Zeit halten.

Aber was sollte er jetzt tun? Es Anjol direkt sagen? Nein, das ging nicht. Der war viel zu viel damit beschäftigt, das Shuttle zu steuern und sich mit den Anderen zu unterhalten. Er würde es ihm sagen, wenn der Bajoraner danach fragen würde. Nicht früher. Und in der Zwischenzeit würde er sein Bestes geben, so nah wie möglich an Warp 5,5 heran zu kommen. Auch wenn es unmöglich war.

Schnell aktivierte er die technische Konsole, überflog kurz die Anzeigen und gab ein paar Befehle ein. "Ja, so müsste es klappen", murmelte er und ließ eine kurze Diagnose über die Warpsysteme laufen. Sogar die Energiespule zeigte nun bessere Werte an als vorher.

Er kratzte sich kurz am Kopf, während er die nächsten Schritte überlegte. Es würden eine Menge Systeme dran glauben müssen. Wenn er alles bis auf die Lebenserhaltung, der Navigation und den Warpantrieb abschaltete, würden sie Warp 4 erreichen. Zumindest, wenn die Systeme es aushielten. Und da war er sich nicht so sicher. Denn der Aufschlag auf den Asteroiden hatte mit Sicherheit seine Spuren hinterlassen. Und die würden sich wohl erst dann zeigen, wenn es hart auf hart kam.

Er schaute sich kurz. Bis auf Chi-Lo waren alle ziemlich beschäftigt, wenn man mal von Kai und der Klingonin absah.

"Chi-Lo, replizieren Sie alles, was wir für...", er überlegte kurz, "sagen wir mal die nächsten 12 Stunden brauchen. Essen, trinken, Decken, Medikamente. Eben alles was Ihnen einfällt. Verstanden?"

Der Chinese nickte und so konzentrierte sich Yhea wieder auf seine Konsole. Gerade wollte weiter machen, da erkannte er im Fenster etwas Großes. Es war eines der Föderationsschiffe. 'Verdammt sind die nah dran', dachte er.

Gerade wollte er Anjol fragen, was der Verteronstrahl machte, da registrierte sein Verstand, dass der Countdown schon längst vorbei war. 'Worauf warten die noch', überlegte er und drehte sich zu Anjol um.

"Na los, mach schon. Die sind schon fast da", rief er, während er weiter gebannt aus dem Fenster sah.

Jordan war Alnaks Blick gefolgt und musterte schluckend das in der Tat riesig wirkende Schiff, das sich nur wenige Kilometer von ihnen entfernt befinden konnte, jetzt allerdings wieder kleiner wurde, als der Bajoraner ein Ausweichmanöver flog, und kurzzeitig aus ihrem Blickfeld verschwand.

Sie hatte es nicht für nötig befunden, Anjols Frage zu beantworten. Was sollte schon mit dem Chinesen sein? Der Bajoraner hatte ihn doch selbst losgebunden, und so weit sie sich erinnerte, war sie Ärztin, kein Kindermädchen. Ihr anfänglicher Respekt für den Mann, der zunächst seinen Kommunikator vergessen hatte, sich dann auf einen zweifelhaften Weltraumspaziergang begab und schließlich Chi-Lo entfesselte, ohne ihren Rat einzuholen, war mittlerweile etwas gesunken. Jordan konnte nicht umhin, sich überqualifiziert zu fühlen.

Stattdessen wandte sie sich wieder besorgt Victor zu. Wenn Sie nur jemanden mit medizinischer Ausbildung zur Hand hätte! Nicht genau zu wissen, was sich im Inneren des Mannes abspielte, und nur zu minimalster Notversorgung fähig zu sein, machte sie nervös, konnte es doch seinen Tod bedeuten, wenn er Pech hatte. Die Ärztin war eine pragmatische Person, doch sie verlor genauso ungern Patienten wie jeder ihrer Kollegen.

"He, wer wollte hier den Feind sogar zerstören?!", fragte Anjol grimmig zurück, ohne seinen Kopf auch nur einen Millimeter zu bewegen, "Die Akira muss noch etwas näher heran, Mr. Clint, feuern Sie nach eigenem Ermessen!"

Der Halbbreen nickte bestätigend und drei Sekunden später schoss der gebündelte Partikelstrahl aus dem Rumpf des Shuttles, um wenige Sekunden später das Dilithiumfeld in einer spektakulären Farbpracht zu entzünden. Wellenförmig gingen Energieberge von der Explosion aus, die wie ein fließender Regenbogen wirkte, aber tödlich wie ein Warpkernbruch sein konnte.

Das Föderationsschiff drehte in einem engen Bogen um die Z-Achse von dem Verfolgungskurs ab, doch die Ausläufer der ersten Welle packten ihre Hecksektionen und hüllten die Schilde leuchtend ein. Flackernd kämpften die Deflektoren ihres Feindes gegen die Energiemassen an, bevor der Schild zusammenbrach und tiefe Risse in die Hülle der Akira gerissen wurden. So schnell würde das Schiff ihnen keine Probleme mehr bereiten und der zweite Raumer näherte sich bereits, um Hilfe zu leisten.

Doch bevor sie sich freuen durften, musste das Shuttle selbst erst mal die Wellenfront überstehen, die in Kürze über sie hinwegfegen würde. Zwar waren sie wesentlich weiter entfernt, aber die schwachen Schilde würden sie kaum schützen! Einigen Koordinaten des Ferengi folgend, steuerte Anjol das Shuttle in den Windschatten einiger größerer Brocken, wo sie eher Chancen hatten, der Welle zu entgehen.

Zum zweiten Mal in den wenigen Minuten begann Clint mit einem Countdown, während der Bajoraner versuchte sich irgendwo festzuhalten.

"Aufschlag in drei Sekunden", hörte er die disziplinierte Stimme,

Zwei

Eins

.."

Die letzte Ansage des Wissenschaftlers ging unter dem tosenden Lärm unter, der wie brechendes Metall klang und in den Ohren schmerzte. Mühsam versuchte Anjol sich auf das Steuer zu konzentrieren, während Alnaks warnende Rufe unter den Geräuschen untergingen: "Achtung, in der Steuer-Konsole bildet sich eine Energiespitze; weg von dem Terminal!"

Blitzend entlud sich die gestaute Energie, schlug in die Hände des Bajoraners ein und suchte sich ihren Weg durch den ganzen Körper, noch bevor Anjol aus dem Sessel rutschte und auf dem Boden liegenblieb.

Im gleichen Augenblick trudelte das Shuttle auf der sich auflösenden Wellenfront reitend aus dem Asteroidenfeld hinaus, war plötzlich im freien Raum...

Sofort war die Ärztin neben dem Bajoraner, die die Erschütterungen des Shuttles ignoriert hatte und mit großen Schritten von hinten näher taumelte, sich an allem, was sie gerade zur Verfügung hatte, festhaltend und den Notfallkoffer unter den Arm geklemmt, da sie ihn mit der Hand nicht halten konnte. Als das Shuttle sich beruhigte, kniete sie bereits neben ihm.

Keine Zeit habend, mit ihrer ungeschickten Linken zu hantieren, biss Jordan die Zähne zusammen und ignorierte den Schmerz, als sie den medizinischen Tricorder griff und Anjol scannte.

Sekunden später listete das Gerät eine lange Liste dessen, was es als kritische Werte einstufte, und sie registrierte mehr ihre Länge als ihren Inhalt, als sie die Lippen schürzte und den Koffer aufstieß, um den kläglichen Rest ihres Notfallpakets nach jedem nützlichen Medikament oder Gegenstand zu durchsuchen, der ihr nützen könnte.

"Er muss sofort auf eine Krankenstation gebracht werden", wandte sie sich an ihre Begleiter, ohne nachzusehen, ob sie ihr zuhörten. "Wahrscheinlich wäre es sogar besser für ihn, wenn wir die Schilde senken und ihn auf die Akira beamen könnten..."

Ihre Stimme verklang, als sie eine Reihe von Hyposprays in den Hals Anjols ausdrückte; Jordan versuchte, ihn in ein künstliches Koma zu versetzen, in dem sein Körper nur rudimentäre Aufgaben wahrnahm und einen ungleich geringeren Energieaufwand zu bewältigen hatte. Zusätzlich injizierte sie alles, was seine Selbstheilungskräfte irgendwie aufbauen könnte, und dann erst griff sie nach einem der Regeneratorgeräte, um sich den äußeren und inneren Verbrennungen zuzuwenden.

Die Wahrheit war jedoch, dass sie kaum wusste, wo sie beginnen sollte. Ein paar Jahrhunderte zuvor noch wäre der Bajoraner bereits tot gewesen; sollte sie es wider Erwarten schaffen, ihn am Leben zu halten, wusste sie nicht, in welchem Zustand er wieder erwachen würde. Der Energiestoß hatte sich seine Arme hinauf gearbeitet und war schließlich auf Rückenmark getroffen, danach konnte der Tricorder ihr nicht mehr sagen, wie weit er sich fortgesetzt hatte.

Die Ärztin hatte das Geschehen um sich herum bereits völlig vergessen. Sie nahm nicht einmal wahr, dass die anderen miteinander sprachen oder was sie taten. Mit flinken Bewegungen versorgte sie ihren Patienten, und der Schmerz in ihrer unbeweglicher werdenden Hand wurde zu einem tauben Pochen.

Gerade wollte sie Alnak anweisen, eine Reihe der einfachen Medikamente zu replizieren, zu denen ein Shuttle-Replikator imstande war, als das Überwachungsgerät zu piepen begann, das sie an die Stirn des Bajoraners geheftet hatte.

Leise Flüche vor sich hin murmelnd ließ sie den Stimulator, mit dem sie herumwerkelte, fallen, und legte die Hände auf Anjols Brust, um mit manueller Wiederbelebung zu beginnen. Schnell hatte sie die richtige Stellung gefunden - wann benötigte man so was schon im 24. Jahrhundert - und lehnte sich kaum auf ihre Handballen, als der Schmerz ihren Arm hinauf schoss und er schwach zusammenklappte.

Nun fluchte sie tatsächlich laut und nahm den Unterarm anstatt des Handballens zur Hilfe; über den Bajoraner gebeugt begann sie ihren Wiederbelebungsversuch, doch bereits nach wenigen Augenblicken sah sie ein, dass es sinnlos war.

Resigniert hielt sie schwer atmend inne und blickte einen Moment in das Gesicht des Mannes, von dem sie gehofft hatte, sich mit ihm anzufreunden.

Stirnrunzelnd setzte sie sich auf, räumte mit drei Griffen den Notfallkoffer zusammen und erhob sich. "Er ist tot", teilte sie den anderen mit und es klang neben der neutralen Mitteilung beinahe wie ein Schimpfen.

Ohne einem der anderen einen Blick zuzuwerfen verschwand sie in den hinteren Teil des Shuttles, um nach Kai Victor zu sehen. Wenn Anjol schon sterben musste, würde sie zumindest den Sicherheitsoffizier durchbringen!

"Verdammt!", rief der Chinese, und strich sich die übelriechende, undefinierbare Paste, die aus dem Replikator gespritzt kam, aus dem Gesicht.

Er hatte befehlsgemäß friedlich vor sich hin repliziert: Wasser, Standardnotrationen, Trioxidpatronen.

Er war davon ausgegangen, das der Replikator bald ausfallen könnte, und so war er darauf gekommen, Wasser, Nahrung und für den Fall des Ausfalles der Sauerstoffversorgung auch Trioxidpatronen zu replizieren. Für Sauerstofflaschen war in dem hoffnungslos überfüllten Shuttle einfach kein Platz.

Bei der Replikation der letzten Standardnotration aber war der Replikator verreckt. Der stank jetzt genau so übel wie die Paste, die der Chinese im Gesicht hatte. Wusste der Henker, was der Replikator in seinem letzten Aufbäumen produziert hatte. Chi-Lo jedenfalls wusste es nicht.

Sich die Paste aus dem Gesicht streichend, zählte er in Gedanken auf, was er geschafft hatte, zu replizieren. 20 Liter Wasser, 9 Standardnotrationen, 27 Trioxidpatronen. Das war alles.

In Gedanken zählte er auf, wie viele Personen sie waren.

Alnak, Anjol. Clint, Kai Viktor, Chedu, Gorm, Jordan, Chi-Lo. Also acht.

Er betete zu den Göttern, dass bei der letzten Kollision der Warpantrieb nicht ausgefallen war. Bei ihren derzeitigen Vorräten wäre das ihr unweigerliches Ende.

"Er ist tot", hörte er Jordan sagen.

Diese saß über Anjol und ging nun wütend rüber zum immer noch bewusstlosen Kai Viktor.

Der Anblick von Anjol erschütterte den Chinesen. Sicher, aus rein beruflichen Gründen hatte er schon viele verstümmelte Bajoraner gesehen, aber dieser hier... Götter, seine Hände waren bis zu den Unterarmen weggeschmorrt!

Der gleiche Energiestoß, der dem Replikator den Gnadenstoß versetzt hatte, schien zwischen Replikatoren und Bajoranern keinen Unterschied gemacht zu haben.

Nun gut. Nur noch sieben Personen, das brachte etwas mehr Luft. Aber der Warpantrieb musste einfach in Gang gesetzt werden, sonst waren sie verloren. Das Dumme war nur, dass nach zwei Kollisionen, wie sie das Shuttle gerade hatte erdulden müssen, normalerweise von einem Warpantrieb nicht mehr viel übrig war. Und die momentanen Vorräte würden vielleicht für maximal 3 Tage reichen. Falls Chedu und Kai Viktor nicht durchkamen, entsprechend mehr. Vielleicht würde er den Vorschlag machen müssen, die Schwerverletzten schon im Vorfeld zu opfern, um die Überlebenschancen der anderen zu erhöhen.

Chedu hätte als Klingonin mit Sicherheit Verständnis dafür gehabt, vermutlich hätte sie sogar darauf bestanden, wenn man sie hätte fragen können.

Ohne Warp hätten sie dennoch zu wenig Proviant. Irgendwie weigerte er sich, Anjol, Chedu und Kai Viktor selbst auch als Proviant anzusehen.

Und falls die Sauerstoffversorgung zusammenbrach, war eh alles aus. 27 Trioxidpatronen reichten für gar nix.

Resigniert hing Yhea über der technischen Konsole. Sämtliche Kraft war aus seinem Körper gewichen. Die Gedanken trieben in einer grenzenlosen Leere.

Er hatte ihn nicht retten können. Er war zu langsam gewesen.

Wut kam in ihm hoch. Wut über sich selbst. Wut über das gesamte verfluchte Universum. Wieso er? Warum nicht irgend ein anderer. Wieso traf es immer die, die es am wenigsten verdient hatten? Er war doch noch so jung gewesen. Hatte sein ganzes Leben noch vor sich gehabt. Doch nun, mit einem mal war es vorbei. Schluss, Aus, Ende.

Irgend eine höhere Macht hatte entschieden; bis hier hin und nicht weiter. Vielleicht hatte die Propheten ihn zu sich geholt. Wer weiß.

Verärgert über alles schlug Yhea immer wieder seinen Kopf auf die Konsole. Immer wieder und immer fester. Er merkte gar nicht, wie sich der Schmerz immer mehr verstärkte. Er hämmerte nur blindlings seine Stirn auf die Konsole. Und wahrscheinlich hätte er es so lange getan, bis irgendjemand nachgegeben hätte. Entweder seine Stirn oder die Konsole.

Doch plötzlich ergriff ihn eine feste Hand und zog ihn hoch. Mit tränenverhangenem Blick schaute Yhea in das Gesicht von Clint, der ihn ernst anschaute.

"Alles in Ordnung Mister Alnak?", fragte dieser und ließ ihn los.

Langsam nickte der Romulaner und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. "Ja", antwortete er mit brüchiger Stimme. "Es geht wieder. Tut mir leid."

Er drehte sich um und schaute zu Anjol hinunter, der inzwischen mit einer Decke abdeckt worden war.

"Ich glaube, es ist einfach mit mir durchgegangen", sagte er und setzte sich gerade auf.

"Ok, ich verstehe", sagte der Wissenschaftler. "Aber wir müssen jetzt wieder weitermachen. Wir müssen hier weg. Das zweite Schiff wird bestimmt nicht ewig warten."

Wieder nickte Yhea und schüttelte nun vollends die Trauer von sich ab. Clint hatte recht. Sie hatten jetzt keine Zeit für Trauer. Trauern konnten sie später noch. Jetzt mussten sie hier weg. Zurück zur Venture. Zurück in Sicherheit.

Die alte Professionalität kehrte zurück. Yhea ließ sich vom Computer einen Schadensbericht anzeigen.

"Unsere Waffen sind zerstört", sagte er zu Clint. "Außerdem sind die Schilde ausgefallen und der Replikator ist defekt. Unser Antrieb funktioniert jedoch noch."

"Chi-Lo, was haben Sie alles replizieren können?", fragte er den Chinesen, bevor er den Warpantrieb aktivierte. "Ich setzte Kurs auf die Venture."

Er programmierte die Treffpunktkoordinaten und beschleunigte das Shuttle auf Warp 2,5.

--- USS Saratoga, Brücke

"Schadensmeldung!", verlangte die beherrschte Stimme von Captain Thayen zu wissen. Seine dunklen Betazoidenaugen spiegelten Geistestiefe und eine fast unheimliche Ruhe wieder, trotz dem flackernden Licht der Notbeleuchtung und dem umfassenden Durcheinander aus zerfetzten Konsolen, baumelnden Leitungen und umherliegenden Besatzungsmitgliedern.

Eine blutige Hand zog sich an einer noch funktionierenden Konsole hoch und machte einige Eingaben. Mit brüchiger Stimme teilte Commander Shaira, erster Offizier des Sternenflottenschiffes, dem Captain die angezeigten Meldungen mit: "Schilde ausgefallen. Warpantrieb beschädigt. Impulsantrieb zu 50% einsatzbereit. Waffen online. Hüllenbruch auf Deck 11 und 12, Notkraftfelder aktiv. Lebenserhaltung auf..."

Ein Hustenanfall unterbrach den Commander. Sie spuckte Blut und versuchte gleichzeitig, die blonden Haarsträhnen zu ordnen die ihr ins Gesicht fielen. Erstaunlicherweise musste sie in diesem unpassendem Augenblick an ihre normalerweise wohlgepflegte Frisur denken. Als sie mit dem Schadensbericht fortfahren wollte, winkte Captain Thayen ab.

"Schon gut Commander", sagte er und schien konzentriert auf etwas zu lauschen, dass nur er hören konnte. Commander Shaira brach den Bericht ab und kümmerte sich um die Verletzten. Die Terranerin war es gewohnt, dass der Betazoide sich nicht alles erst anhören musste, dass ihm jemand mitteilen wollte. Meistens jedoch lies er die Leute aus Höflichkeit ausreden.

"Kümmern sie sich um Lieutenant Pokins. Er scheint in ein Koma gefallen zu sein, aber ich glaube er lebt noch", wies er die Terranerin an. Sie schritt zum Pilotensitz und fühlte nach dem Puls des Bolianers. Er war schwach, aber vorhanden. Pokins war ein zäher Bursche, aber natürlich machte sich Shaira Sorgen.

"Doktor Lafort ist bereits auf dem Weg hier her, sie wird Pokins versorgen", beruhigte sie der Betazoide. Plötzlich wandte er seinen Kopf nach Links und schmunzelte kurz, als ein Stöhnen von den Waffenkontrollen erklang. "Nein, Jansen. Das hier ist weder Himmel noch Hölle. Sie leben immer noch und sollten mir schleunigst einen Bericht über das Maquisshuttle geben"

Lieutenant Commander Jansen, ein 2,10 Meter großer Afroterraner, riss sich zusammen und überprüfte einige Werte. Als er zum Reden ansetzte unterbrach in der Captain: "Das habe ich mir schon gedacht. Senden sie eine Nachricht an die Yorktown und schildern sie unsere Lage. Gab es irgendwelche Verluste?" Den letzen Satz fügte er genau in dem Moment hinzu, als sich die Turbolifttür zur Brücke öffnete und Doktor Lafort eintrat.

"Außer einigen schweren ...", setzte die weißhaarige Terranerin an. "Gut, kümmern sie sich um Pokins", befahl er der etwas verdutzten Ärztin. Normalerweise ging er mit seiner Telepathie etwas delikater um. Natürlich kannte er die Gedanken jeder Person mit der er sprach, aber für gewöhnlich lies er jedem die Illusion, dass dem nicht so sei.

Nach und nach erwachten die restlichen Brückenoffiziere. Doktor Lafort kümmerte sich um den bolianischen Piloten und versorgte dann die weniger schwer Verletzten. Die Besatzung übernahm wieder ihre Posten, soweit dies wegen der Schäden möglich war. Captain Thayen saß auf dem Stuhl des Captains und schien in Gedanken versunken zu sein. Commander Shaira kannte ihn gut genug um zu erkennen, das er sich Vorwürfe machte.

Gerade als sie ihm etwas aufmunterndes mitteilen wollte lächelte er und sagte: "Lassen sie nur Commander. Es ist MEINE Schuld. Ich hätte spüren müssen, was die Maquis vorhatten" Die Ursache der Explosion war inzwischen ermittelt worden, bzw. wusste der Captain, dass der Chefingenieur gleich eine entsprechende Mitteilung an ihn durchgeben würde, sobald ihm alle Details zur Verfügung standen.

Commander Shaira atmete tief durch und wollte darauf etwas erwidern als der Captain den Kommunikationsschalter betätigte und sprach: "Captain an Maschinenraum. Danke, Lieutenant. Ich weiß ihre Bemühungen zu schätzen und bin mit ihrem Reparaturplan einverstanden. Brücke Ende" Damit lies er einen ziemlich verdutzten Chefingenieur zurück der vor einer Wandkonsole stand und gerade eine entsprechende Mitteilung an den Captain machen wollte.

"Sie wollten mir etwas mitteilen?", fragte er seinen ersten Offizier unschuldig. Die Terranerin warf ihm einen wütenden Blick zu. "Erstens: Hören sie verdammt noch mal auf damit!", teilte sie ihm ziemlich grob mit. Sie pflegte mit dem Captain einen recht freien Umgangston, schließlich war Diskretion einem Betazoiden gegenüber relativ sinnlos.

"Zweitens:", fuhr sie fort und machte eine kurze Pause um zu prüfen ob sie Captain Thayen nicht wieder unterbrechen würde, "Ist es nicht ihre Schuld. Niemand erwartet von ihnen allwissend zu sein. Auch Telepathie unterliegt Einschränkungen. Ein normaler Captain ...", sie brach den Satz ab und errötete leicht, weil er ihr nun doch unangebracht schien. "Ich meine, ein Captain der kein Betazoide ..."

"Ich weiß schon, was sie meinen", unterbrach sie der Captain schließlich doch. "Das ist jetzt sowieso irrelevant. Da dem Schiff jetzt keine unmittelbare Gefahr mehr droht werden wir unsere Mission fortsetzen. Lieutenant Commander Jansen konnte gerade die Ionenspur des Maquisshuttles ausmachen"

"Sir ..", erklang die Stimme des Afroterraners. Der Captain kam ihm wieder zuvor: "Gute Arbeit Lieutenant Commander. Wir werden dem Shuttle mithilfe zwei unserer eigenen Shuttles folgen. Commander Shaira und ich nehmen die Ying, sie und einer ihrer Männer nehmen die Yang. Gehen wir!"

--- Shuttle

Erleichtert nahm der Chinese zur Kenntnis, dass der Warpantrieb noch funktionierte.

"Nicht viel, in der kurzen Zeit!", gab er dem Piloten zur Antwort. "20 Liter Wasser, 9 Standardnotrationen, 27 Trioxidpatronen. Das ist alles."

Er machte eine kurze Pause, bevor er erneut ansetzte: "Ich habe zwei Fragen.

Erstens: Wie lange werden wir bis zum Treffpunkt brauchen? Sind die eben angesprochenen zwölf Stunden immer noch realistisch?

Zweitens, nur fürs Protokoll: Wer führt jetzt hier das Kommando?"

Der Romulaner reagierte sehr emotional auf Anjols Tod. Clint wusste, dass die beiden eine tiefe Freundschaft verbunden hatte. Er hoffte nur, dass sich Alnak zusammenreisen würde, den schließlich war er jetzt ihr Anführer. Wenn er keinen kühlen Kopf bewahrte, konnten sie in einer Notsituation wie dieser leicht Schwierigkeiten bekommen, mehr als sie jetzt schon hatten.

"Nun, Mister Alnak ist viel länger an Bord der Venture als ich, weshalb er die logische Wahl ist", beantwortete er die erste Frage des Chinesen. "Was ihre zweite Frage anbelangt: Aus technischer Sicht glaube ich das wir diese Zeitspanne einhalten können" Er blickte kurz zu Alnak, der bestätigend nickte.

"Allerdings habe ich gerade einige Scans durchgeführt. Wir werden in etwa 30 Minuten in ein Strahlungsfeld fliegen, welches sich bis zum Treffpunkt ausdehnt. Die Wahrscheinlichkeit dieses Feld ohne Schilde zu überleben liegt bei etwa 1 zu 2347"

Er machte eine kurze Pause damit alle Anwesenden die Nachricht verarbeiten konnten. Tatsache war, dass sie geringe Überlebenschancen hatten; geringe bis gar keine. Und als Clint über ihre Alternativen nachdachte, kam er zum Schluss, dass es nur eine logische Handlungsweise gab. Laut und deutlich sagte er deshalb:

"Es ist eindeutig, dass wir den Flug zur Venture nicht überleben werden. Genauso wenig können wir hier ausharren, da wir nicht genügend Proviant haben. Ich schlage deshalb vor, dass wir uns ergeben. Ich ziehe die Gefangennahme durch Föderation dem eigenen Tod vor. Welche Ansichte vertreten sie?"

Bei seinen Worten konnte die Ärztin, die natürlich bei Victor kniete und seine Werte nun konstant überwachte, es nicht vermeiden zu erblassen. Als ehemalige Sternenflottenoffizierin war sie es gewohnt, haarige Situationen zu erleben und nicht nur einmal hatte jemand ihrer aller baldigen Tod prophezeit; damit konnte sie kühl und gut überlegt umgehen.

Sterben wollte sie jedoch trotzdem nicht, nur war die Alternative nicht nennenswert besser. Gefangen von der Föderation. Verurteilt als Terroristin oder möglicherweise sogar als Mitglied des Maquis. Von einer Organisation, die sie ausgebildet, für die sie gearbeitet und die sie mit ihrer Forschung unterstützt hatte.

Jordan war erst in den letzten Wochen klar geworden, dass sie die Ziele und Direktiven der Sternenflotte nicht mehr für sich akzeptieren konnte, dass sie dem hohen ethisch-moralischen Anspruch nicht gewachsen war, und dennoch hatte das alles fast zwanzig Jahre ihres Lebens alles für sie bedeutet. Die Vorstellung, sich jetzt dieser Akira zu übergeben - deren Captain sie höchstwahrscheinlich zumindest vom Namen kannte - und erneut alles zu verlieren, war beinahe mehr, als sie ertragen könnte. Wer war sie schon ohne ihre Arbeit, die ihr so viel bedeutete?

Und dennoch - sie strafte ihre Schultern und beugte sich zur Seite, um an einer Sessellehne vorbei den Wissenschaftler ansehen zu können. Sie besaß weder Ideale noch Ziele, für die es sich zu sterben lohnte, weder hier noch sonst wo. "Wir sollten uns erst ergeben, wenn unwiderruflich feststeht, dass wir keine Möglichkeit haben zu entkommen", beharrte sie auf der Weisheit vieler Dienstjahre, dass doch oft genug noch alles gut ging. "Ich ziehe Gefangenschaft dem Tod ganz deutlich vor, aber ich glaube nicht, dass sich all unsere Möglichkeiten erschöpft haben."

Die Ärztin wollte noch mehr sagen, verstummte dann allerdings grübelnd und begann im Geiste nach diesen Möglichkeiten zu suchen, von denen sie gesprochen hatte.

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