Ivory Chronik 7

Planbare Eventualitäten

--- Deck 2, Gänge

Ashok seufzte tief, warf der neben ihm stehenden Megan mit einem resignierten Achselzucken ein kurzes, professionell-distanziertes freundliches Nicken zu und wandte sich selbst zum Gehen ab. Eine schmorende Konsole war mit Sicherheit nicht eines der ungewöhnlicheren Probleme, denen er heute schon begegnet war, und in erster Linie nicht seins. Schließlich war er Wissenschaftler, kein Feuerwehrmann.

Irgendwie fuchste es ihn aber doch, dass dieser Lestat ihm offenbar noch nicht mal so viel professionellen Respekt zukommen lassen wollte, auf seine Frage von vorhin zu antworten. Statt dessen war er auf den vorlauten Kommentar der Pilotin hin sofort zur rauchenden Konsole gesprungen und hatte ein paar dumme Witzchen gerissen. Ashok schüttelte frustriert den Kopf. Waren alle Betazoiden so hormongesteuert?! Wenn das so weiterging, würde das eine seeehr lange Reise werden ...

"Ms. Nar: Ich begebe mich jetzt in mein Quartier und besorge mir meinen Kommunikator." Der junge Mann nickte knapp in die allgemeine Richtung der Cardassianerin, ohne Augenkontakt zu suchen, und schritt schnell auf den Turbolift zu, in dem kurz zuvor schon Cheyenne verschwunden war. Heftiger als erforderlich hieb er auf den Rufknopf neben der Tür und wartete geduldig, bis sie sich nach einer knappen halben Minute endlich öffnete.

--- Deck 2, Turbolift

"Deck 3", schnauzte der Inder, als er den Lift betrat, und registrierte nach einigen Sekunden, dass auch der Lift ihn ignorierte. Ashoks Schultern sackten herab. Sein Gesicht war eine Maske stoischer Ruhe, als er sich im Zeitlupentempo der manuellen Steuerkonsole zuwandte und sie mit einem Blick bedachte, der ein menschliches Gegenüber spontan zu einem Aschehäufchen reduziert hätte.

Betont sorgfältig tippte er sein Fahrtziel auf der Konsole ein und nahm zur Kenntnis, dass der Turbolift seine Türen schloss und die Kabine sich mit einem leichten Ruck in Bewegung setzte.

--- Deck 3, Gänge

Ashok fiel es nicht schwer, die Tür zu seinem Quartier zu finden. Zu seinem Erstaunen öffnete sie sich mit einem leichten Seufzen, als ob sie ihn erkannt hätte, bevor er sie auch nur berührt hatte. Na, vielleicht hatte sie das ja; die Funktionsweise der automatischen Türen in modernen Raumschiffen war eines der Rätsel, die zu lösen er weder Wunsch noch Neigung hatte. Offenbar arbeiteten sie zumindest unabhängig vom Rest des Computersystems.

--- Deck 3, Quartier 12

Der junge Mann betrat sein Quartier, stellte ohne Überraschung fest, dass es weit besser gepflegt und ausgestattet war als seine letzte Unterkunft bei "Vater Harry", warf seine Jacke nachlässig auf das sauber gemachte Bett und wandte sich dem Computerdisplay zu, das drehbar auf dem Schreibtisch befestigt war. Eine kleine blinkende Textmeldung in der rechten unteren Ecke der Anzeige wies darauf hin, dass das Terminal zurzeit keine Verbindung zum Zentralcomputer aufbauen konnte.

Müßig blätterte Ashok durch die lokal zwischengespeicherte Version des Textdokuments, das den größeren Teil des Bildschirms für sich in Anspruch nahm und mit "Willkommen auf der Ivory" betitelt war. Den Kommunikator replizieren? So was ...

Mit milder Neugier stand er auf und trat auf den Replikator zu, um dessen Statusanzeige zu studieren. "Zentrale Steuerung offline, zentraler Datenspeicher im manuellen Modus verfügbar", informierte eine Textzeile jene geneigten Benutzer, die etwas mit dieser Mitteilung anzufangen wussten. Darunter erschien eine lange alphabetisch sortierte Liste fertiger Programme zur Auswahl. Ashok blätterte bis zu "K", fand nichts, dann bis "P" und tippte auf "Persönlicher Kommunikator".

Mit dem typischen leisen Sirren materialisierte sich ein kleiner Ansteckknopf im Ausgabeschacht der Konsole. Der junge Mann nahm den Kommunikator in die Hand, betrachtete ihn kurz neugierig von allen Seiten und heftete ihn sich dann an die Brust, bevor er mit den Fingern der rechten Hand kurz dagegen schlug und nach einem ermutigenden Zirpen des kleinen Geräts resolut ins Leere sprach: "Raji an Charly – wo, verdammt noch mal, bleibt mein Gepäck?!"

--- Deck 2, Gänge

Sichtlich erleichtert wandte sich Rekelen endlich ihrer letzten verbliebenen Begleitung zu. Erleichtert nicht nur, weil der Inder seine Manieren wieder gefunden zu haben schien, sondern auch, weil das ganze Durcheinander inklusive explodierender Röhren sich gelegt zu haben schien.

Wer bisher auf der Ivory angestellt war, schien eben diesen Knotenpunkt passiert zu haben. Ein Glück, dass nicht auch der Captain aufgetaucht war. Und kein Wunder, dass die Hälfte der Anwesenden die andere Hälfte irgendwie ignorierte.

"Gehen wir endlich?", wandte die Cardassianerin sich an Megan, und deren erleichtertes Nicken sagte ihr, dass sie ebenfalls froh war, endlich aufs Holodeck zu kommen.

--- Mannschaftsmesse, einige Zeit später

Mit einem verärgerten Stirnrunzeln ließ sich Rekelen Megan gegenüber an einem der Tische nieder, nachdem der Holodeckausflug kläglich gescheitert war. Zwar schienen die Holodecks selbst zu funktionieren, aber da Zinda entweder beschädigt war oder es vorzog, jetzt nicht mehr ihren Job zu erledigen, hatte es keine der beiden Frauen geschafft, eines der Programme manuell aufzurufen. Sich durch lange Listen der unterschiedlichsten Programme zu blättern und nicht zu wissen, was die Zahlenreihen in deren Dateinamen bedeuten mochten, war einfach etwas ganz anderes, als dem Computer zu sagen, was man wollte.

Die Cardassianerin hätte nie gedacht, dass sie im Alltag dermaßen an das verdammte Ding gewöhnt war. Kein Wunder, dass Zindas Schweigen sie vormals so sehr beunruhigt hatte. Es war fast, als fehle etwas auf dem Schiff.

Jedenfalls hatten die beiden Frauen sich zu ihrem ursprünglichen Plan, einen Kaffee zu trinken, zurückentschieden, und nun waren sie hier.

Einen Augenblick sah Rekelen sich unschlüssig um. Sie war noch nie hier gewesen, um etwas zu trinken, immerhin hatte sie die Ivory noch nie mit Besatzung an Bord erlebt. Aber irgendwie war sie sicher gewesen, dass Charly sich um eventuelle Gäste kümmern würde. Aber wenn nicht, konnte sie sich ja auch einfach selbst bedienen.

"Wie möchten Sie Ihren Kaffee denn trinken?", wandte sie sich also an die Trill und stand wieder auf.

--- Deck 2, Gänge

Irritiert stand die junge Pilotin vor den Türen des Holodecks und studierte die Anzeigen, die sie bekam. Keines der beiden Holodecks war in Betrieb und Cheyenne konnte auch nirgends Megan und Rekelen finden – zumindest nicht in ihrem Blickfeld.

"Computer, wo befinden sich Miss Phearson und Miss Nar?", fragte sie aus alter Gewohnheit, doch die Lautsprecher der Ivory blieben stumm – wieder einmal.

"Lieber Computer, komm ja nicht auf die Idee mir zu antworten!", grummelte sie daraufhin giftig, während sie genervt auf der Konsole anfing zu tippen, um ihre Informationen zu erhalten.

Nach ein paar Sekunden schüttelte sie den Kopf – Mannschaftsmesse – also wieder zurück auf Deck 3!

--- Deck 3, Mannschaftsmesse

"Also eigentlich hätte ich lieber einen Tee, Miss Nar. Kaffee trink ich nicht gerne, ist mir viel zu herb." Megan überlegte kurz. "Aber vielleicht können wir auch noch etwas essen?" Megan grübelte, wann sie das letzte Mal etwas gegessen hatte und beschloss, lieber nicht mehr darüber nachzudenken. Derweil verriet ihr Magen, dass es anscheinend schon eine Weile her war.

Megan schaute sich ein wenig in der kleinen Mannschaftsmesse um und bemerkte, dass hier niemand außer ihnen beiden war. "Aber auch nur falls es keine zu großen Umstände macht." – 'Anscheinend ist hier entweder alles klein und gemütlich wie die Krankenstation oder diese Messe hier ... oder ziemlich verrückt.' Gerade, als sich Megan auch erheben wollte, um Miss Nar zu helfen, trat die junge Pilotin, deren Name Megan wohl irgendwie wieder vergessen hatte, ein.

Cheyenne blickte sich in dem eher kleinen Raum um. Sie hatte etwas Größeres erwartet und wieder wurde sie daran erinnert, dass sie hier auf keinem Sternenflottenschiff war – was auch durchaus Vorteile hatte, wie sie sich eingestehen musste.

Miss Nar war gerade dabei, sich an einem der Replikatoren zu schaffen zu machen. Bei der Trill war sich die Terranerin nicht so ganz sicher. Wie es schien, wollte sie gerade aufstehen, hatte es sich aber dann doch anders überlegt.

Cheyenne steuerte auf den Tisch an dem Megan saß zu. Mit einem Nicken in Richtung der Cardassianerin warf sie ihre Frage in den Raum.

"Hallo! Ich dachte wir wollten uns auf dem Holodeck treffen – ist was dazwischen gekommen?"

--- Sicherheitsbüro

Peter stellte sich neben Lestat und schaute auf die Speicherriegel, die dieser in der Hand hielt. Jetzt, wo er sie genauer betrachtete, kam auch er ins Grübeln.

"Ihre Idee klingt gut", sagte er und griff nach einem der Chips. "Aber wissen Sie zufällig, woher diese Dinger hier sind? Ich muss zugeben, dass mir diese Bauart absolut unbekannt ist. Bisher sind mir solche Chips noch nicht in die Finger gekommen. Also wird es schwer werden, irgendein Gerät zu finden, das sie abspielen kann. Geschweige denn ein externes, das nicht mit dem Computer verbunden ist."

Er gab Lestat den Speicher zurück und schaute sich um. "Wenn es hier solche Chips gibt, dann muss es auch eine Möglichkeit geben, sie abzuspielen. Also, suchen wir weiter, oder versuchen Sie mit Hilfe ihrer Telepathie das Problem zu lösen?"

Das saß! Lestat wurde schlagartig bewusst, dass Tarson ihn ertappt hatte und nur bisher wohl nichts gesagt hatte. Warum konnte er sich auch nur nicht aus den Gedanken anderer heraushalten? Nun ja, es würde auch schon reichen, wenn er, bevor er sprach, besser nachdachte, was er eigentlich wissen durfte.

Aber nun war es zu spät und der Techniker wollte sich jetzt auch nicht auf Tarsons Anspielung einlassen – stattdessen war ihm ihr aktuelles Problem wichtiger.

"Ich habe solche Speicher schon einmal gesehen – das sind cardassianische Speichersticks." Der Betazoid überlegte kurz. "Wir haben doch eine Cardassianerin an Bord. Vielleicht hat sie ja ein externes Lesegerät für diese Speicher. Und wenn ich ein Lesegerät habe, kann ich das mit Hilfe meines Tricorders an ein PADD ankoppeln und wir können uns den Inhalt ansehen."

Lestat schaute abwartend zu seinem Vorgesetzten, der den kleinen Speicher mittlerweile wieder in seine Hand genommen hatte und ihn noch einmal misstrauisch beäugte.

'Cardassianischer Datenspeicher?', überlegte Peter und drehte den Chip hin und her. Das hätte er jetzt nicht gedacht. Nun gut, es war ja auch egal. Auf jeden Fall war die Idee von Lestat, Rekelen zu fragen, gar nicht mal so schlecht. Wenn jemand ein cardassianisches Lesegerät besaß, dann am ehesten Rekelen.

Er beendete die Begutachtung des Chips, drückte ihn Lestat in die Hand und tippte auf seinen Kommunikator.

"Tarson an Rekelen", rief er, während er Lestat leise zu erklären versuchte, er solle schon mal weiter suchen. Vielleicht befand sich ja solch ein Gerät hier im Büro.

Mit einem Nicken wandte sich der Betazoid ab und Peter konzentrierte sich wieder auf das Gespräch.

"Rekelen hier", ertönte es nach einer kurzen Pause.

"Ich habe eine Frage an Sie. Befindet sich zufällig ein Gerät in Ihrem Besitz, mit dem man cardassianische Speichersticks lesen kann? Wir haben hier nämlich welche und wir müssten unbedingt wissen, was auf ihnen gespeichert ist."

Lestat hatte sich in der Zwischenzeit schon wieder abgewandt und widmete seine Aufmerksamkeit nun dem kleinen Schränkchen in der Ecke des Raumes. Es war kaum höher als ein Meter; eine eigenartige Vase stand darauf.

'Geschmackloses Ding', dachte sich Lestat und wunderte sich dabei, dass Tarson so etwas besaß. Der Techniker schaute noch kurz in das Innere der Vase, ehe er das Schränkchen öffnete. Es war leer, beinahe leer, ganz unten lag ein Stift oder zumindest etwas, das einem Stift ähnelte. Der Betazoid schaute sich das Ding genauer an und musste feststellen, dass es wirklich nur das Eingabegerät für ein PADD war was er dort allein im Schrank entdeckt hatte.

Sekunden später war der hochgewachsene Mann auch schon damit beschäftigt, sich das Schränkchen genaue anzusehen. Er begutachtete kurz die Wände und stellte fest, dass wohl keine doppelten Böden integriert waren und auch nirgendwo versteckte Mechanismen angebracht waren.

--- Mannschaftsmesse

"Nur der Computer", erwiderte Rekelen und lächelte der Pilotin entgegen. "Leider waren weder Megan noch ich fähig, das Holodeck ohne Spracheingabe zu bedienen. Was mich angeht, ist das, als müsste ich ziellos aus einer Liste mit komischen Namen auswählen anstatt dass ich einfach sagen kann 'Computer, ich will eine grüne Wiese mit einer Picknickdecke drauf'."

Die Cardassianerin schüttelte den Kopf und wandte sich wieder dem Replikator zu. Immerhin schaffte sie es, den zu bedienen, ohne dass es größere Probleme gab. "Möchten Sie auch etwas?", fragte sie Cheyenne, während Megans Tee materialisierte.

Sie unterbrach sich jedoch selbst, als sich in diesem Augenblick Tarson über den Kommunikator meldete.

"Cardassianische Speichersticks?", erwiderte Rekelen verblüfft. Wie kam Tarson denn ausgerechnet auf so eine Frage? Sie mochte hier vielleicht keinen sehr klar definierten Job ausüben, aber trotzdem war sie doch immer noch Sprachwissenschaftlerin und kein Techniker. "Was wollen Sie denn damit??"

Dann nahm sie sich Zeit, einen Augenblick zu überlegen, und fuhr hilfsbereit fort: "Also, öhm, ich habe so ein Gerät, das cardassianische Holodeckprogramme in ein gängiges Format konvertiert, und ich habe einen kleinen, portablen cardassianischen Datenspeicher, auf dem meine Arbeit gespeichert ist, aber der ist dafür konstruiert, auch von bajoranischen Computern wie Zinda gelesen zu werden. Hilft Ihnen das irgendwie weiter?"

Die Pilotin hatte gerade auf Rekelens Frage antworten wollen, als sich deren Kommunikator gemeldet hatte. Die Pilotin schloss wieder ihren Mund, um nicht zu stören, und musste unwillkürlich über den eigenartigen Blick der Cardassianerin lächeln. Zwar wusste Cheyenne nicht, um was es in dem Gespräch ging, aber Miss Nar sah eindeutig etwas irritiert aus.

Morgan stand noch mal auf, um selbst zum Replikator zu gehen, denn Rekelen sah im Moment nicht so aus, als würde sie neben den zwei Tassen, die sie nun in der Hand hielt, auch noch ein weiteres Glas tragen können.

"Ist schon okay, danke, ich mach's selber!", flüsterte Cheyenne, um Miss Nar nicht in ihrem Gespräch zu stören.

Mit flinken Fingern tippte sie einen kurzen Befehl in den Nahrungsreplikator ein, und wenige Sekunden später erschien ein Glas Ananassaft im Ausgabefeld.

Mit schnellen Schritten ging sie zurück zum Tisch, setzte sich wieder der Trill gegenüber und nahm einen Schluck von ihrem Saft.

"Darf ich fragen, wie lange sie schon auf der Ivory sind, Miss Phearson?", versuchte die Pilotin ein Gespräch zu beginnen.

"Also, ich würde mal sagen, nur ein paar Minuten länger als sie – ich habe selbst erst heute hier angeheuert" antwortete Megan mit einem Lächeln auf die Frage. "Allerdings passiert hier schon so Einiges, deswegen kommt es einem schon ein wenig länger vor irgendwie. Aber nicht, dass das irgendwie schlecht wäre – mal 'ne Abwechslung. Was führt se eigentlich zur Ivory, Miss ... Morgan?"

Megan stutze kurz irgendwie war sie sich überhaupt nicht sicher, den richtigen Namen gewählt zu haben. Sie war noch nicht mit allen Namen vertraut und dann kam es öfter vor, dass sie sich versah, aber je länger sie überlegte, desto sicherer war sie, immerhin waren ja doch nicht so viele Frauen an Board.

--- Sicherheitsbüro

Peter überlegte kurz. Half Ihnen das wirklich weiter? Keine Ahnung. Schließlich war er Sicherheitschef und kein Techniker. Und um ehrlich zu sein, hatte er von dem, was Rekelen Nar gesagt hatte, fast gar nichts verstanden.

"Warten Sie kurz, Miss Nar", sagte er deswegen und ging zu Lestat, der immer noch mit einem Schrank beschäftigt war. Er stellte seinen Kommunikator auf lautlos und fragte Lestat: "Rekelen hat anscheinend ein Gerät, welches uns helfen kann. Genau weiß ich es nicht. Falls wir es bekommen können, könnten Sie dann danach schauen?"

Ein Nicken kam als Antwort und Peter öffnete wieder die Verbindung.

"Miss Nar, wären Sie so freundlich und würden uns dieses Gerät vorbei bringen? Wir befinden uns gerade in meinem Sicherheitsbüro."

"Kein Problem", antwortete die Cardassianerin. "Ich werde mich sofort darum kümmern."

"Danke. Wir warten dann hier. Tarson Ende."

Er unterbrach die Verbindung und schaute Lestat an. "Und, bei dem Schrank erfolgreicher gewesen?", fragte er und zeigte auf das Möbelstück.

Der Betazoid sah zu Tarson auf, der hinter ihm stand und auf ihn und das Möbelstück herunter sah. "Nein, nichts. Aber ich kann nicht glauben, dass es nur dieses eine Fach in dem Schrank geben soll. Irgendwo muss es noch etwas geben. Was das Lesegerät angeht, so denke ich, wir können es irgendwie mit einem PADD koppeln und damit unsere Datenspeicher hier auslesen." Er deutete auf die Speicher.

Lestat stand auf und ging zurück zum Schreibtisch, wo er zuvor seinen Tee abgestellt hatte. Nun nahm er seine Tasse und schaute nachdenklich in den von ihr aufsteigenden Dampf, während er darauf wartete, dass irgendetwas geschah.

Peter gesellte sich zu Lestat und trank von seinem Saft. Gedankenverloren schaute er sich im Raum um. Sämtliche Möbelstücke hatten sie überprüft und überall nachgesehen, wo sich was verstecken konnte. Doch ohne Erfolg. Vielleicht brachte ihnen ja das Auslesen der Speichersticks was. Doch irgendwie hatte Peter nicht die Hoffnung, dass das die gesuchten Backupspeicher waren. Vielleicht doch nur langweilige Holoromane, die Martengh in seiner Freizeit immer genutzt hatte.

Außerdem hätte es ihn auch gewundert, wenn solch wichtige Daten einfach in einem Büro herum lagen. Auch wenn es das Sicherheitsbüro war. Nein, wenn es diese Backupspeicher gab, dann waren sie irgendwo anders. Und mit Sicherheit an einer Stelle, wo sie niemand finden würde. Oder spätestens bei der Demontage der Ivory. Verdammt, warum war immer alles so kompliziert.

Er kippte den letzten Rest Saft mit einem Schwung herunter und stellte das Glas zurück auf den Schreibtisch. Ein kurzer Blick auf die Uhrzeit sagte ihm, dass Daniel vielleicht schon fertig war und so aktivierte er seinen Kommunikator.

"Tarson an Daniel. Kurze Frage, wie weit sind Sie mit der Classic-Geschichte?"

--- Mannschaftsmesse

"Cheyenne Morgan, ja", stellte sich die junge Pilotin noch einmal vor. Innerlich schmunzelte sie.

"Sie haben recht – so viel Durcheinander gleich am Anfang – es ist etwas irritierend. Aber sie haben recht; langweilig wird es uns hier sicher nicht werden." Ein Grinsen legte sich auf ihr Gesicht als sie an die Geschehnisse der letzten Stunde dachte.

"Was mich hier her führt: Sagen wir es mal so – ich möchte einfach mal etwas anderes machen, als den ganzen Tag nur an undefinierten Grenzen rum zu schippern; was ich die letzten Jahre zu Genüge gemacht hab. Außerdem ging mir der Drill und die Steifheit bei der Sternenflotte ziemlich auf den Senkel. Nun, und jetzt lasse ich mich mal überraschen, was mich auf der Ivory so erwartet."

Cheyenne nahm einen Schluck ihres Saftes und sprach dann weiter.

"Und wie hat es Sie auf die Ivory verschlagen?"

Bei dem Gedanken, wie sie auf die Ivory gekommen war, zuckte Megan ein wenig zusammen.

"Naja ...", fing sie an, "Irgendwie war es einfach Zufall. So ein Typ ... der hat mich quasi abgezogen und hat mich allein auf der Sternenbasis zurückgelassen." Sie machte ein Pause und schaute auf ihre Finger, die sich verknoteten, "Deswegen hab ich mich bei dem erstbesten Job beworben, um hier weg zu kommen. Naja ... kann ja alles mal passieren, hinterher ist man immer schlauer."

Sie lächelte Cheyenne an. "Und zum Glück war ich nie an der Akademie. Ich glaub, das wäre nicht wirklich was für mich gewesen ... viel zu steif, wie Sie schon sagten.

Sagen Sie mal – da ich Sie wahrscheinlich öfters sehen werde, wollen wir uns auf ein Du einigen? Dann wäre ich – ähm – Megan."

Die Pilotin grinste.

"Stimmt – das ist fast zu befürchten! ... Cheyenne." Schlicht schüttelte sie der Trill die Hand.

Während die Terranerin einen weiteren Schluck ihres Saftes nahm, überlegte sie. Wie es schien, war Megan nicht sonderlich erfreut, darüber zu berichten, wie sie auf die Ivory gekommen war, und Cheyenne wollte nicht noch unnötig nachbohren. Ein anders Gesprächsthema musste her.

Gedankenverloren musterte sie ihr Gegenüber, als plötzlich Rekelen am Tisch erschien und Megan eine Tasse hin stellte.

"Tut mir Leid, aber ich muss weg!", entschuldigte sie sich kurz und verließ dann zügig die Mannschaftsmesse.

Verwirrt blickte Cheyenne ihr nach.

"Scheint ja ein wichtiger Termin zu sein!" Mit einem schelmischen Grinsen widmete sich die Pilotin wieder ihrem Saftglas.

--- Gang, Deck 3

"Ich bin gerade fertig geworden und habe die Unterlagen aus dem Computer hier bei mir. Ich war gerade auf dem Weg zu Ihnen. Wo kann ich Sie finden?" Während Daniel noch sprach, erreichte er auch schon den Turbolift, der sich auf Knopfdruck auch brav öffnete. "Allerdings ist mir noch aufgefallen, dass alle Informationen aus dem Computer gefälscht sein könnten. Immerhin ist unser 'Eindringling' ja im Computer, wo er alles so eintragen kann, wie es ihm gefällt", gab der Sicherheitsoffizier zu bedenken. Erst dann gab er Tarson Zeit zu antworten.

--- Sicherheitsbüro

"Sie finden mich im Sicherheitsbüro. Wenn Sie so freundlich wären und direkt hier hin kommen könnten, dann wäre ich Ihnen sehr verbunden", fügte Peter noch hinzu.

Er stieß sich vom Schreibtisch ab, an den er sich eben noch gelehnt hatte und griff nach dem leeren Saftglas. Auf dem Weg zum Replikator sprach er weiter.

"Diese Sache mit den möglicherweise gefälschten Daten ist uns hier auch schon gekommen. Doch im Moment bleibt uns leider keine andere Möglichkeit. Zwar sind wir an dem Problem am arbeiten, doch ich vermute stark, dass es noch etwas dauern wird. Kommen Sie also hier her und dann besprechen wir alles weitere. Verstanden?"

--- Turbolift

In dieser Sekunde wurde Daniel bewusst, dass das Sicherheitsbüro auf dem selben Deck wie die Quartiere war und er sprang, bevor sich die Türen des Lifts schließen konnten, wieder hinaus auf den Gang. Erst dann antwortete er Tarson: "In Ordnung, ich bin gleich bei Ihnen."

Einige Sekunden später erreichte Daniel auch schon das Sicherheitsbüro. Ohne lange zu warten trat er ein und sah die beiden großen Männer am Schreibtisch lehnend.

--- Sicherheitsbüro

"Hier sind die Informationen, die der Computer über Classic ausspuckt." Daniel überreichte Tarson das PADD.

Peter ergriff das PADD und aktivierte es. Kurz überflog er die Daten und hob hier und da interessiert die Augenbraue.

"Hmm, ja. Sieht gut aus", sagte er und senkte das PADD. "Zwar können wir jetzt nicht feststellen, ob die Daten irgendwie manipuliert sind, doch für einen ersten Eindruck werden sie wohl ausreichen. Leider können wir niemanden an Bord über Classic befragen. Da ja immer die komplette Crew ausgewechselt wird, werden wir niemanden finden, der sich an Classic erinnert. Oder, halt – Moment! Einen gibt es da vielleicht ..."

Er drückte Lestat das PADD in die Hand, damit sich dieser ebenfalls ein Bild von der Situation machen konnte, und tippte auf seinen Kommunikator.

"Tarson an Charly. Komm bitte sofort ins Sicherheitsbüro. Wir haben hier einen dringenden Notfall. Tarson Ende."

Schnell beendete er die Verbindung, bevor Charly wieder auf die Idee kam, irgendwelche Gespräche anzufangen.

"Und was denken Sie?", fragte er Lestat, der immer noch mit Lesen beschäftigt war.

Lestat hatte bereits, als er den Namen des kleinen Roboters hörte, innerlich zu schmunzeln begonnen. Das konnte ja was werden, wenn Charly mal dazu aufgefordert wurde, etwas zu erzählen, wo er unaufgefordert schon ständig erzählte ...

"Nun ja, der Bericht klingt interessant. Wäre schon eine Erklärung, diese Implantate, auch wenn ich nicht die geringste Ahnung habe, wie er auf die Ivory zurückkommen konnte, vor allem nach so langer Zeit", antwortete Lestat auf Tarsons Frage.

Wieder trat Schweigen in dem kleinen Büro ein und der Techniker, der erneut seine Tasse zur Hand genommen hatte, dachte darüber nach, wie es Classic geschafft haben könnte, wieder auf die Ivory zu kommen, als ihm etwas einfiel.

"Das könnte es sein!", rief er plötzlich in das Schweigen hinein. "Ich habe zwar immer noch keine Ahnung, wie die Gehirnströme von diesem Classic wieder zurück auf die Ivory gelangen konnten, aber ich denke, ich weiß, warum sie erst jetzt nach so langer Zeit wieder aufgetaucht sind. Mr. Tarson, Sie haben doch bevor dieses Chaos auf dem Schiff ausgebrochen ist einige Sicherheitssysteme im Computer abgeschaltet, weil Sie sie für zu paranoid hielten? Das könnte des Rätsels Lösung sein. Vielleicht haben sie so Classics 'Geist' befreit."

Der Betazoid wusste nicht, wie er die 'Überreste' von Classic anders betiteln sollte, auch wenn er genau wusste, dass es keine Geister gab, so war dieser Ausdruck im allgemeinen Sprachgebrauch wohl am Besten damit zu verbinden was in ihrem Computersystem so 'herumspukte'.

Ein paar Falten schlichen sich auf die Stirn des großen Sicherheitlers. Angestrengt dachte er über das gerade Erfahrene nach und um so länger er nachdachte, um so logischer erschien es ihm. Hah, und da hieß es immer, nur Vulkanier könnten logisch denken.

"Ich muss zugeben, dass ist wirklich die einzig logische Erklärung für das Ganze. Zumindest bis jetzt. Ich denke, es fehlen uns nur noch ein paar Puzzleteile bis zum kompletten Bild. Hoffentlich kann uns Charly weiterhelfen."

Er warf einen Blick zum Replikator. Mist, jetzt hatte er das leere Glas weggebracht, aber vergessen, sich ein Neues zu replizieren. Diese ganze Sache lenkte ihn so ab, dass er Kleinigkeiten vergaß. Grummelnd schritt er wieder zu dem Gerät und holte sich einen neuen Saft. Mit diesem in der Hand ging er dann zurück zu Lestat.

"Jetzt ist mir noch was anderes eingefallen. Wenn dieser Classic Recht hat und die Kontrolle über die Ivory übernehmen kann ... ist es überhaupt das, was wir wollen? Einen Tausch von Zinda auf Classic?"

Fragend schaute er Lestat an, während er am Saft nippte.

--- Mannschaftsmesse

Minuten vergingen, ohne dass eine der beiden Frauen etwas sagte, und irgendwann begann Cheyenne damit, ihr Gegenüber ein wenig zu beobachten. Megan blickte in Gedanken versunken zum Fenster der Messe hinaus in den Weltraum.

'Telepath müsste man sein.' Innerlich schmunzelte die junge Frau und begann, selber ihren Gedanken nachzuhängen.

Was würde sie jetzt als Nächstes tun? Sie wusste nicht, wann die Ivory abfliegen würde, und wie es schien, konnte sie auch nicht aufs Holdeck, um ein paar Simulationen durchzuführen. Es wäre zwar das Sinnvollste auf einem neuen Schiff, aber diese Option hatte sie im Moment wohl nicht. Es lebe die Improvisation!

Etwas gelangweilt drehte die Terranerin ihren Kopf wieder in Richtung des Replikators und stutzte auf einmal bei dem Bild, das sich ihr für wenige Sekunden bot. Zuerst war nur ein leises, surrendes Geräusch zu hören. Dann tauchte auf einmal in der Tür der Mannschaftsmesse ein eindeutig komisch wirkender Roboter auf. Mit drei langen Armen fuchtelte das Ding vor sich hin – wobei Cheyenne der Sinn dieser Aktion nicht sonderlich klar war; eine vierte Tentakel schleifte leblos hinterher. Von niemanden Notiz nehmend, fuhr das eigenartige Etwas quer durch den Raum und verschwand am anderen Ende wieder in einer Tür.

Verwirrt blickte Cheyenne zu Megan, die anscheinend immer noch mit ihren Gedanken beschäftig war und den rotblinkenden Roboter nicht bemerkt hatte.

"Ähm, Megan, eine Frage. Was war das gerade für ein komisches Ding, das da durch den Raum gefahren ist?" Mit der Hand zeigte sie in Richtung der Tür und im ersten Moment kam Cheyenne die Frage komisch vor – sie klang gerade so, als hätte sie eben ein fruchtbar merkwürdiges Erlebnis gehabt; obwohl Roboter doch eigentlich nichts Neues für sie waren – aber jetzt war die Frage schon draußen.

Naja, aber dieses Schiff was sowieso recht eigentümlich!

--- Sicherheitsbüro

Lestat erwiderte Tarsons Blick und wusste nicht was er antworten sollte. Nach kurzem Schweigen meinte er schließlich. "Ich weiß nicht, was besser für das Schiff ist, Zinda oder dieser Classic. Aber eines sollten wir bedenken: Besser dieser Classic kontrolliert den Computer, als dass der Computer überhaupt nicht richtig funktioniert. Außerdem wissen wir ja überhaupt nicht, ob dieser Classic auf der Ivory oder in ihren Systemen bleiben will.

Des Weiteren – sollte dieser Bericht, den Mr. Smith aus dem Computer hat, stimmen – hat sich dieser Classic für dieses Schiff und seine Besatzung aufgeopfert. Ich denke das ist zumindest ein Beweis dafür, dass er für andere einsteht – etwas, das ich bei Zinda, so kurz ich sie auch kannte, nie bemerkt hatte."

Einige Sekunden herrschte Ruhe. Als Lestat bemerkte, dass sein Tasse leer war, wandte er sich an Daniel und fragte ihn, ob er auch etwas trinken wollte, ehe er zum Replikator ging.

"Ja bitte, eine Apfelsaftschorle", Antwortete ihm der Sicherheitsoffizier.

Der Betazoid tippte einige Befehle in das Gerät und kurz darauf materialisierten eine Teetasse und ein großes Glas nebeneinander. Lestat nahm die Getränke und reichte das Glas an Daniel weiter. In diesem Moment öffnete sich die Türe und Charly kam herein.

--- Deck 3, Gänge

Da Rekelen pflichtbewusst Ordnung hielt und ihr Quartier mit nahezu mathematischer Präzision einrichtete, hatte sie nicht lange gebraucht, den Datenspeicher zu holen, der neben ihrem restlichen Arbeitswerkzeug auf ihrem Tisch lag, an dem sie abends die Ergebnisse der Recherche über die terranische Rasse zu sortieren pflegte.

Nun verließ sie ihr Quartier und ärgerte sich über sich selbst, dass sie zunächst vorsichtig um die Ecke sah, ob vielleicht jemand – genauer gesagt Ashok Raji – zu sehen war. Sein Quartier hatte sie zwar in völliger Unentschlossenheit auf mittlere Entfernung zu ihrem ausgewählt, aber immerhin befand sich auch die Wissenschaftsstation irgendwo in der Nähe.

Den Kopf schüttelnd über ihre lächerlichen, da nichtigen Gedanken, schritt sie den Gang hinab in Richtung des Sicherheitsbüros.

Als sie um die letzte Biegung erreichte, die sie von dort trennte, sah sie gerade noch, wie sich die Türen des Büros hinter der metallisch glänzenden Rückseite Charlys schlossen. Sich fragend, was der kleine Roboter wohl von Tarson können wollte und ob er so verrückt war, ausgerechnet jetzt dort putzen zu wollen, ging sie ihm hinterher.

--- Sicherheitsbüro

Die Sicherheitscodes, die Martengh No'Orba der Ivory hinterlassen hatte, schienen zumindest so weit unter Kontrolle, dass sie sich deaktivierten, wenn jemand im Inneren des Büros war. Zumindest öffnete sich die Tür, wie sie es in dem Fall sollte, als Rekelen davor stand. Arbeiteten die Türsensoren eigentlich unabhängig vom Rest des Systems? – Die Vorstellung, von Zinda irgendwo eingeschlossen zu werden, behagte ihr nicht sonderlich. An Kraftfelder und dergleichen dachte Rekelen dabei freilich nicht.

"... und als Sie mich gerufen haben, war ich gerade wieder auf dem Weg zurück, deshalb habe ich Herrn Raji sein Gepäck umgehend vorbeigebracht und bin auf dem schnellsten Wege hergekommen. Natürlich habe ich vorher mein Putzzeug geholt, wenn Sie so aufgeregt von einem Notfall sprechen, aber jetzt bin ich doch ein wenig verwirrt, denn ich sehe ja nirgendwo einen Notfall, oder ist eine farblose Chemikalie ausgelaufen? So etwas hatten wir ja schon vor ein paar Wochen, als Mr. Captain Monserat noch an Bord war und sein Haarpflegemittel umgekippt ist. Niemand hat es gemerkt, und dann zwei Tage später ..."

Das Plappern des kleinen Roboters schlug der Cardassianerin entgegen, in dem ihr Kommen völlig unterging. An Tarson vorbei, der ihr den Rücken zudrehte, grinste sie den Betazoiden amüsiert an, lehnte sich an die Wand und wartete, ob der Sicherheitschef mit dieser besonderen Bedrohung fertig wurde.

Genervt hob Peter die Hand, um Charly Einhalt zu gewähren, doch wie immer half das nicht. Charly plapperte munter weiter.

"Hey Charly", versuchte er den kleinen Roboter zu unterbrechen, doch wieder wurde ihm das Wort abgeschnitten.

"Charly, halt. Haalt. HALT HABE ICH GESAGT", brüllte er beinahe und schaffte es endlich, Charly zum Schweigen zu bringen. Als endlich Ruhe herrschte, atmete Peter auf. Verdammt, wieso war es nur so verdammt schwer, diesen kleinen Quälgeist unter Kontrolle zu bekommen. So was raubte ihm den letzten Nerv.

Er bemerkte den amüsierten Blick Lestats. "Hören Sie auf zu grinsen. Ich finde das überhaupt nicht witzig", sagte er und merkte plötzlich, dass Rekelen hinter ihm stand.

"Guten Tag Miss Nar", begrüßte er die Cardassianerin. "Warten Sie mal bitte kurz."

Er drehte sich wieder zu Charly um, der Gott sei Dank die kurze Zeit seine Klappe gehalten hatte. "Hör mal zu. Wir haben dich aus einem bestimmten Grund hierher gerufen, und der hat absolut nichts mit Putzen zu tun. Es geht um ein ehemaliges Besatzungsmitglied der Ivory. Einen Menschen namens Classic. Und nun wollen wir alles über ihn wissen. Und da du der Einzige an Bord bist, der ihn gekannt hat ..."

Peter merkte direkt, wie Charly anfing, auf Hochtouren zu laufen. Das war für den kleinen Roboter ja wie Weihnachten, Geburtstag und was sonst noch zusammen. Doch sofort bremste ihn Peter wieder.

"Charly, tu mir einen Gefallen. Berichte das alles Mr. Lestat. Er wird sich alles anhören."

Er schaute Lestat an, dessen Gesichtszüge entgleisten, als er verstand, was das für ihn hieß. Doch Peter ignorierte es und ging noch kurz zum Schreibtisch, um die cardassianischen Speicherchips zu holen, bevor er sich wieder an Rekelen wandte.

--- Sicherheitsbüro, bei der Tür

"So Miss Nar, jetzt habe ich Zeit für Sie", sagte er kurz und drückte der Cardassianerin einen der Chips in die Hand. "Diese Speicherriegel hier müssen wir überprüfen. Also, ich meine damit, wir müssen wissen, was dort wirklich drauf ist. Können Sie das mit Ihrem Gerät?"

"Öhm, keine Ahnung", erwiderte Rekelen etwas unschlüssig und sah auf den Chip hinab, der für sie aussah wie alle anderen Chips, die sie in ihrem Leben gesehen hatte. "Wissen Sie, ich bin nur... äh, Endanwender. Ich habe keine Ahnung von diesen Dingen. Aber natürlich können wir es einfach versuchen", fügte sie aufmunternd hinzu.

Dann schweifte ihr Blick an Tarson vorbei und blieb an Charly hängen, dessen Plappern an den Schultern des Sicherheitschefs vorbei zu ihr durchdrang wie ein stetiger, unaufhaltsamer Wasserfall, und die Cardassianerin zögerte, den Raum zu betreten.

Kurzerhand drückte sie dem überrumpelten Mann Chip und Datenspeicher in die Hand. "Oder besser: Sie können es versuchen. Ich verstehe davon ja nichts. Bringen Sie mir den Speicher einfach zurück, wenn Sie fertig sind."

Hoffnungsvoll, jetzt gehen zu können, lächelte sie Tarson etwas unsicher an.

Völlig überrascht versuchte Peter, die einzelnen Gegenstände nicht fallen zu lassen, die Rekelen ihm in die Hand gedrückt hatte. Zusammenhangslos faselte er irgend etwas von "Techniker" und "ich weiß doch nicht wie". Hilfesuchend blickte er zu Lestat, der aber immer noch mit Charly beschäftigt war. Vorsichtig stellte er die Speichersticks und das Lesegerät auf den Schreibtisch. Nicht, dass er sie doch noch fallen ließ.

"Miss Nar ...", begann er, doch dann verknotete er sich beinahe die Zunge und er musste ein paar Sekunden dran arbeiten, wieder einen anständigen Ton hervor zu bringen.

"Hören Sie. Ich bedanke mich ja, dass Sie das Gerät vorbei gebracht haben, doch ich kenne mich damit ja noch weniger aus als Sie. Wenn Sie also jetzt wieder gehen und mich damit alleine lassen, dann bin ich ja hoffnungslos verloren. Oder Sie fragen Lestat, ob er sich damit auskennt. Ach, vergessen Sie es. Er kennt sich bestimmt damit aus. Schließlich ist er Techniker. Sobald Charly mit ihm fertig ist, werde ich ihm das Ding da geben. Und wenn wir fertig sind, bringe ich es Ihnen zurück. Geht das in Ordnung?"

Etwas erleichtert atmete Rekelen aus, nachdem sie erwartungsvoll an Tarsons Lippen gehangen hatte, während er sprach. Eindeutig hatte sie herausgehört, dass sie gehen konnte, wenn sie wollte.

"Ja, natürlich. Lassen Sie sich Zeit", erwiderte sie freundlich und wandte sich bereits zum Gehen. "Ich bin sicher, Mr. Aures bekommt das hin."

Sie winkte dem Sicherheitschef noch einmal und drehte dann endgültig ab, um zurück in die Mannschaftsmesse zu gehen. Vielleicht fand sie gemeinsam mit Cheyenne und Megan ja doch noch eine Möglichkeit, das Holodeck zum Funktionieren zu überreden. Oder sie verbrachten einen netten Tag in der Mannschaftsmesse, zumindest so lange, bis weitere neue Crewmitglieder eingestellt wurden, die ein Quartier haben wollten. Vielleicht war ja noch jemand Nettes dabei ...

--- Mannschaftsmesse

"Wie bitte?" Megan wurde aus ihren Gedanken gerissen. "Ein Ding?" Sie schaute in die Richtung die Cheyenne anzeigte, konnte aber nichts entdecken. "Wie genau sah es denn aus? Groß, haarig und sabbernd?", tippte die junge Frau ins Blaue hinein, "Ich hab's nicht gesehen, irgendwie war ich grad ganz weit weg," fügte sie verlegen hinzu. Sie überlegte, was sie noch dazu sagen könnte, sie hatte es ja nicht gesehen, aber Cheyenne schien irgendwie ein wenig erstaunt beziehungsweise verstört.

"Wenn es sie beruhigt können wir dem Ding ja mal nachgehen und es quasi stellen", schlug sie nicht ganz ernst gemeint und mit einem Lächeln vor.

Die Pilotin kam sich lächerlich vor und merkte, dass sie wohl nicht ganz ernst genommen wurde.

'Ja, Fettnäpfchen getroffen!'

"Nein, es hat nicht gesabbert!", sagte Cheyenne dann mit einem verschwörerischen Grinsen, um die Situation wieder unter Kontrolle zu bringen. Warum musste sie sich denn auch immer selber in so dumme Situationen bringen!

"Es sah eher wie ein Roboter aus – äußerst eigenartig!" Die Terranerin sammelte sich kurz.

"Sie halten mich jetzt vermutlich für total durchgeknallt, aber das Ding war wirklich da!" Und nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: "Aber ich denke mal wir müssen nicht auf Monsterjagd gehen – es besteht sicher keine Gefahr für das Schiff!" Mit einem Augenzwinkern lehnte sie sich zurück und hoffte das ihr Scherz angekommen war.

Obwohl – auch über einen Monsterroboter würde Cheyenne sich wahrscheinlich nicht sonderlich wunden. Auf diesem eigenartigen Schiff – glaubte sie mittlerweile – war alles möglich. Die Pilotin schmunzelte über ihre eigenen Gedanken.

"Naja, es wäre ja möglich gewesen", meinte Megan und nahm einen Schluck von ihrem Tee. Sie schüttelte sich, "So was Blödes. Nun ist der Tee doch tatsächlich kalt", trauerte sie um ihren Tee und schob ihn beiseite. "Irgendwie passiert mir so was öfters. Vielleicht sollte ich nur noch Essen mit Zimmertemperatur zu mir nehmen. Apropos Essen, eigentlich wäre jetzt so ein Snack gar nicht so verkehrt ..."

Die junge Frau erhob sich. "Möchten sie auch etwas? Wenn ich denn was aus dem Ding da bekomme?"

Mit einem Lächeln und einem leichten Kopfschütteln lehnte Cheyenne ab.

"Nein danke. Ich hab vorhin schon in meinem Quartier was gegessen. Aber Sie könnten mir noch ein Glas Ananassaft mitbringen – wenn das geht."

Megan nahm ihr leeres Glas entgegen und machte sich auf den Weg zum Replikator.

Nach wenigen Augenblicken seufzte Cheyenne leicht.

"Computer, wie viel Uhr ist es?" Eine rhetorische Frage und doch ärgerte sie es, dass der Computer auch nach ein paar Sekunden nicht geantwortet hattet.

"Dummes Ding!", murmelte sie vor sich hin und schüttelte den Kopf.

In diesem Moment kam Megan wieder vom Replikator zurück, drückte ihr ein volles Glas Saft in die Hand und setzte sich. Den Snack den sich die Trill bestellt hatte konnte die Terranerin nicht wirklich identifizieren.

Ein fragender Blick traf die Ärztin.

--- Sicherheitsbüro, bei der Tür

Peter blickte der Cardassianerin nach. Erst Sekunden später, nachdem sich die Tür geschlossen hatte, drehte er sich um und warf einen Blick zu Lestat. Dieser versuchte immer noch, mit Charly zurecht zu kommen. Sein Problem. Er setzte sich an seinen Schreibtisch und griff nach den Gerätschaften von Rekelen. Vielleicht schaffte er es auch selber, etwas heraus zu finden.

Er aktivierte das Lesegerät, nahm sich einen Speicherstick und schon ihn in den entsprechenden Schlitz. Langsam tippte er sich durch die einzelnen Einstellungen, doch irgendwie fand er kaum etwas, was er verstand. Zudem stand da alles in Cardassianisch. Mehrere Minuten versuchte er, dem Gerät etwas Brauchbares zu entlocken, doch nichts klappte. Frustriert schaltete er es ab.

Okay, dann musste er doch Lestat um Hilfe bitte.

"Mr. Lestat, kommen Sie mal bitte hier her", rief er so laut, damit er Charlys Geplapper übertönen konnte. Er konnte die Erleichterung richtig sehen, die Lestat überkam. Schnellen Schrittes kam er zum Schreibtisch gelaufen; leider mit Charly im Schlepptau. Der redete munter weiter und Peter merkte wieder, wie sich so langsam die Kopfschmerzen einstellten, die er immer bekam, wenn er Charly länger als fünf Minuten ertragen musste.

"Charly, es ist jetzt gut. Geh zur Brücke und frage bei Francine nach, ob es was zu putzen gibt. Und zwar jetzt sofort", fauchte er beinahe den kleinen Roboter an. Dieser verstummte kurz, blinkte kurz mit ein paar Lämpchen und setzte sich dann wieder laut palavernd in Bewegung.

"Ja sicher. Ich mache mich sofort auf den Weg. Meine Putzutensilien habe ich ja dabei. Was für ein Glück, sonst hätte ich die noch holen gehen müssen ..."

Den Rest bekam er nicht mehr mit, denn die geschlossene Tür bot ausreichend Schallschutz.

"So, setzten Sie sich Mr. Lestat. Hier ist das Gerät von Miss Nar. Ich habe leider nichts herausbekommen. Aber ich denke, Sie haben da mehr Ahnung von."

--- Sicherheitsbüro, beim Replikator

Lestat lehnte immer noch an der Wand neben dem Replikator, als Charly anfing zu plappern. Der hochgewachsene Techniker hörte Charly daraufhin aufmerksam zu wie dieser in langen Zügen zu erzählen begann, was damals auf der Ivory geschehen war.

"... ich war gerade dabei die Gänge zu putzen, wissen sie, da muss man immer wieder was tun, vor allem nach Außenmissionen und Aufenthalten auf Raumbasen. Raumbasen sind ja immer so was von dreckig ..." plapperte der kleine Roboter, als Lestat ihn unterbrach.

"Charly, komm mal bitte wieder auf Classic zurück." Doch diese für Charly wohl zu leise gesprochenen Worte von Lestat überhörte der kleine Roboter, da er mittlerweile damit angefangen hatte zu erklären, was für verschiedene Drecksorten es in seinen Augen alles gab. "Charly!" Diesmal war Lestats Stimme offensichtlich laut genug gewesen, da der kleine Roboter verstummte. "Komm bitte wieder auf Classic zurück und bleib bitte beim Thema, da wir nicht allzu viel Zeit haben", mahnte der Betazoid. "Ansonsten muss ich dir nämlich deine Speicherchips ausbauen und das würde ich nicht gerne machen, da du mir ziemlich sympathisch bist." Das schien zu sitzen.

Charly setzte erneut an zu erzählen, und jedes Mal, wenn er abzuschweifen begann, musste Lestat nur ein Werkzeug hochhalten, um ihn wieder aufs Thema zu bringen. Mittlerweile hatte Rekelen das Sicherheitsbüro wieder verlassen und Tarson hatte sich hinter seinen Schreibtisch gesetzt, wo er mit einigen Geräten beschäftigt war.

Lestat hatte gerade noch Charly hinterher gesehen, der ihm soeben etwas von einer Explosion eines cardassianischen Frachters erzählt hatte, als ihm bewusst wurde, dass er gerade einen Auftrag von Tarson bekommen hatte.

Kurzerhand nahm er die Geräte in die Hand und tippte einige Male darauf herum, ehe er seinen Tricorder aus der Tasche holte und ihn mit einem der Geräte verband. Danach holte er noch sein PADD heraus und klemmte es an seinen Tricorder.

"Fertig." Sagte der Techniker und legte die Konstruktion vor Tarson. "Wir haben nur die Leseeinheit gebraucht. Wenn sie jetzt einen Speicherchip in den Slot stecken wird auf dem PADD dessen Inhalt dargestellt. Zur Steuerung verwenden sie einfach das Touchpanel des PADD."

Der Betazoid sah Tarson an und wartete darauf, dass dieser einen der Speichersticks in den Slot steckte, um die Konstruktion zu testen. Lestat konnte Zweifel von Tarson spüren, und das obwohl er ihn gerade nicht einmal scannte. 'Nun ja, er wird schon sehen, dass es klappt', dachte er bei sich.

Mit zweifelten Blicken begutachtete Peter Lestats Konstruktion. Sie sah nicht wirklich Vertrauen erweckend aus. Aber der Betazoid ging anscheinend davon aus, dass er verstand, wie man mit der Ansammlung von Geräten umging. Nun gut, zumindest versuchen konnte er es ja.

Er griff nach einem der Speichersticks und erwischte den, der angeblich einen Holoroman enthalten sollte. Vorsichtig steckte er ihn in den Slot und ergriff das PADD, mit dem er dieses ganze Ding steuern sollte. Er tippte ein paar Befehle ein und ließ sich so eine Übersicht der Daten anzeigen, die sich auf dem Stick befanden. Auf den ersten Blick befand sich wirklich nur ein Holoroman darauf. Und nachdem Peter ein paar Zeilen überflogen hatte, war es auch noch ein verdammt schlechter. Nun gut, jedem das Seine.

Nach kurzer Zeit gab er es auf. Nichts schien darauf hinzudeuten, dass sich auf dem Stick irgendetwas anderes befand als einen Holoroman. Nun gut, konnte ja sein. Vielleicht war es wirklich nur die Freizeitlektüre von diesem Martengh, in der sie nun herum suchten. Deprimiert wechselte er den Stick, doch auf dem Zweiten schien auch nichts zu sein. Wieder versuchte er, dem Stick irgendwelche geheimen Informationen zu entlocken, doch Fehlanzeige.

Peter nahm nicht an, dass auf dem Dritten und Letzten noch irgend etwas zu finden war, doch versuchen würde er es trotzdem. Er fischte den Zweiten aus dem Slot und schob den dritten hinein. Wieder begann er, verschiedene Befehle einzugeben, um sich alles anzeigen zu lassen, als es plötzlich einen lauten Knall gab und das Lesegerät nach einem kurzen Lichtblitz explodierte. Schnell brachten sich Tarson und Lestat vor den brennenden Trümmern in Sicherheit.

Als sich das Chaos etwas gelegt hatte und der Rauch verzogen war, begutachtete Tarson die Reste des Lesegerätes. Doch das war schnell erledigt, denn es war nicht mehr wirklich viel übrig geblieben. Deprimiert schaute Peter Lestat an.

"Ich glaube, das war's mit unserer Informationssuche. Oder denken Sie, dass Sie aus diesen Trümmern noch irgend etwas retten können?", fragte er den Betazoid und stand vom Schreibtischstuhl auf.

"Sieht nicht so aus. Irgendwie hat der Speicher eine Überlastung initiiert, die dann sowohl die Leseeinheit als auch den Speicher zerstört hat", meinte der Techniker, nachdem er sich die verschmorten Überreste genauer angesehen hatte. "Übrigens hat Charly alles bestätigt, was Mr. Smith vorher schon aus dem Computer geholt hatte. Somit bleibt nur eine Frage: Wurden der Computer UND Charly manipuliert oder sind ihre Daten noch unverfälscht?"

Lestat sah kurz zu Tarson, während er seinen Tricorder und sein PADD von den verschmorten Überresten des Lesegerätes trennte und dann in seinen Taschen verstaute.

"Allerdings", begann er aufs Neue, "ist Charly bei weitem nicht das, was man als einen normalen Putzroboter bezeichnen kann. Es gab wohl irgendwann ein Ereignis, bei dem seine ursprüngliche Programmierung 'verändert' wurde, ich kenne dieses Modell eines Putzroboters und die sind normalerweise ganz anders. Man kann schon sagen, dass Charly 'intelligenter' ist als der Rest aus seiner Serie. Leider bringt mich das nicht im Geringsten weiter, wenn es um die Frage geht, ob seine Speicher manipuliert wurden."

"Also meine Meinung ist", begann Peter, während er sein Glas zurück zum Replikator brachte, "dass wir uns auf die Informationen verlassen können, die uns jetzt vorliegen. Zumal Charly und Smith beide übereinstimmend das Gleiche berichten. Ich würde also sagen, wir können unsere Ermittlungen hier abbrechen."

Schweigen brach über beide herein und Peter überlegte die nächsten Schritte, die zu tun waren. Er musste noch einen Bericht für den Captain schreiben. Und außerdem gab es da immer noch ein paar Subroutinen, die er entfernen musste. Zwar wusste er nicht, ob das jetzt überhaupt noch möglich war oder ob Classic da einschreiten würde, doch versuchen musste er es.

"Okay, Mister Lestat. Ich beende hiermit die ganze Sache. Ich werde mich um den Bericht für Francine kümmern und Charly Bescheid sagen, er soll hier sauber machen. Wenn Sie so freundlich wären und beichten Rekelen, dass ihr Lesegerät nun nicht mehr zur ihrer Verfügung steht? Das wäre echt prima."

Mit einem verabschiedenden Nicken sammelte Peter die restlichen Speichersticks ein, ließ sich von Lestat das PADD mit den Informationen über Classic geben und verließ das Sicherheitsbüro.

--- Ivory, Büro des Captains, zwei Wochen später

Ruhe auf der Ivory. Eine erstaunliche Ruhe. Die zwanzig Besatzungsmitglieder, die sich zwei Wochen zuvor auf der Starbase bei dem bajoranischen Frachter beworben und die harte Prüfung Monserats überstanden hatten, hatten sich eingearbeitet und gingen ihren Aufgaben nach, ohne den Captain damit zu stören.

Dass Zinda sie dabei nicht mehr mit ihren Flirtversuchen unterhielt, tat natürlich ihr Übriges. Francine hatte Tarsons Erklärung keine weitere Beachtung geschenkt; für sie zählte nur, dass dieses Flittchen von einem Computer endlich Geschichte war und die originale, schnarrend-männliche, monotone und definitiv nicht intelligente Computerstimme ihren Platz eingenommen hatte. Jedenfalls schien Zinda, die am Schluss als eigenständiges Wesen gehandelt und die gesamte Crew mit ihren Kraftfeldern und anderen Spielereien in Gefahr gebracht hatte, instabiler geworden zu sein, desto größer sie wurde, so dass sie am Ende klammheimlich in sich selbst zusammenbrach. Wohl auch, da eine zweite Intelligenz zunehmenden Speicherplatz für sich beanspruchte...

Bei dem Gedanken daran nahm das Klappern der Stricknadeln, das das Büro des Captains erfüllte, einen forscheren Klang an. Intensiv konzentrierte sich Francine auf ihre Maschen, und ihre Lippen pressten sich wütend zusammen, während die Ivory sich unaufhaltsam und ohne dass sie – der Captain! – etwas dagegen tun konnte, Omicron VII näherte.

Nie hätte sie gedacht, sich herablassen zu müssen, einen solchen Ort aufzusuchen. Tarson hatte eine Weile gebraucht, um etwas über den Planeten herauszufinden, der nicht auf Sternenflottenkarten verzeichnet war und von dem sie zunächst lediglich die Koordinaten kannte. Um einen Ort ohne Sitte und Gesetz schien es sich zu handeln, in dem sich der Abschaum des Quadranten niederließ. Beispielsweise auch Entführer von bajoranischen Frachtern, wie es aussah.

Nur ihre guten Manieren hielten den Captain davon ab, nicht verächtlich vor sich hinzuknurren.

Wie hatte es nur dazu kommen können...

Von Anfang an war alles schief gegangen. Das begann mit der störenden Anwesenheit Zindas und den Problemen, eine anständige Crew zu finden, und endete mit der beinahe beiläufigen Mitteilung Tarsons, dass sich eine fremde Intelligenz im Computer der Ivory befand, und zwar bereits seit fast zwei Jahren.

Wie sie diesen Classic loswerden konnten, hatten weder Tarson, noch Lestat Aures und seine Kollegen, noch Ashok Raji, der nun doch der einzige Wissenschaftler geblieben war, Francine sagen können. Es gab keine Möglichkeit, behauptete die Technik; das Wesen war zu komplex und besaß, wenn es wollte, die völlige Kontrolle über die Schiffssysteme. Immerhin war es vor seinem "Unfall" ein beinahe normales menschliches Wesen gewesen. Moralische und ethnische Bedenken hatte Francine allerdings freilich nicht.

Sie hatte versucht, weiter auf normalem Wege ihren Geschäften nachzugehen, und darauf vertraut, dass ein ignorierbares Problem eigentlich kein Problem war. Doch Classic war keineswegs ignorierbar.

Noch immer stieg ihr die Schamesröte ins Gesicht, wenn sie sich daran erinnerte, wie er sie auf dem Holodeck aufgesucht hatte, wo sie sich in der Simulation eines terranischen Sanatoriums von den Strapazen der letzten Wochen zu erholen versuchte.

Glücklicherweise trug sie selbst, wenn nur Holofiguren sie sehen konnten, einen äußerst hochgeschlossenen Badeanzug.

Man konnte ja, wie man sah, nie wissen.

Und wie sie sich da, ihre Gurkenmaske auf dem Gesicht, harmlos auf einer Liege ausstreckte und die britische Sommersonne die wenigen einsehbaren Partien ihres Körpers bestrahlte, tauchte er plötzlich auf und sprach sie an. Entsetzt hatte Francine sofort nach einem Bademantel gegriffen, nachdem die beiden Gurkenscheiben höchst unschön von ihren Augen gefallen waren.

Sie hatte Classic vorher noch nicht gesehen, doch sie erkannte ihn sofort. Wer sonst hätte die Frechheit, unbefugt ihre Freizeit in einer so prekären Situation zu stören?

Davon abgesehen, dass er ihren Computer belagerte, hatte sie ihm sofort misstraut. Immerhin wiesen sein langes Haar und die merkwürdige Kleidung, in der er sich zeigte, bereits darauf hin, dass er niemand war, den Francine je freiwillig eingestellt hätte.

Und Classic hatte keineswegs einen Freundschaftsbesuch im Sinn gehabt: Der Captain hatte ihm schon zu Beginn des Gesprächs klipp und klar gemacht, dass es sie nicht interessierte, wenn er mit seiner Situation nicht zufrieden war, und dass er sich vorsehen solle, dass sie ihn nicht einfach löschen ließ – immerhin war es ihr Schiff! Er hatte das allerdings zum Anlass genommen, seine Forderungen klar zu machen. Und auch, was er tun könnte, um sie durchzusetzen.

Francine schauderte bei der Erinnerung erneut. Sie hasste es, keine Kontrolle über die Ivory zu besitzen. Dieser Mann könnte jederzeit in jedes der Systeme eingreifen, und weil sie einen unfähigen Butler und ebenso unfähige Techniker hatte, würde ihn niemand davon abhalten.

Gut, er behauptete, sie bekäme ihr Schiff zurück, wenn sich seine Wünsche erfüllt hatten. Doch konnte sie ihm trauen?

Unaufhaltsam näherte sich der bajoranische Frachter Omicron VII, dem Ort, an dem sie Classic einen Körper, einen Avatar besorgen sollte, damit er nicht mehr an die Ivory gebunden war. Francine nahm sogar an, sollte sie eine Kursänderung befehlen, könnte er sie einfach rückgängig machen.

Doch dafür war es ohnehin zu spät.

"Captain", meldete sich Tarson über Comm. "Wir erreichen in wenigen Minuten Omicron VII."

Ergeben ließ sie ihre Stricknadeln sinken. Noch hatte sie nicht aufgegeben, doch zur Zeit blieb ihr keine Wahl, als ihre Wut zu unterdrücken und Classics Anweisungen zu folgen.

"In Ordnung; schwenken Sie in die Umlaufbahn ein und warten Sie auf weitere Anweisungen", erwiderte sie und beendete die Verbindung.

Sie gab sich einige Minuten Zeit, sich zu sammeln. Dann erst aktivierte sie ihren Kommunikator erneut und wies die Mitglieder des zukünftigen Außenteams an, in den Konferenzraum zu kommen. Lestat Aures hatte sie als Techniker ausgewählt und Daniel Smith, da sie ihn als den zuverlässigsten ihrer Sicherheitsoffiziere einschätzte. Megan Phearson schickte sie für die medizinische Versorgung mit; Ashok Raji, für den sie ganz nebenbei noch andere Pläne hatte, sollte Aures unterstützen. Cheyenne Morgan schließlich würde das Shuttle fliegen, das sie auf den Planeten brachte, um dem Team größere Flexibilität zu gewährleisten.

Und schließlich waren da noch ihre Nichte und ihr Butler Tarson – beiden traute sie nicht völlig über den Weg, doch sie würden reichen, um auf die anderen und aufeinander aufzupassen. Es würde ihr nicht besonders gefallen, wenn jemand etwa auf die Idee kam, ihr Shuttle zu stehlen, weil es ihm auf der Ivory nicht mehr gefiel. Aus einem für Francine völlig unerklärlichen Grund hielt sich die Crewmoral auf einem umso niedrigeren Level, desto enger die Betroffenen mit ihr zusammen arbeiteten.

Seufzend griff sie wieder nach ihren Stricksachen, um die Reihe zu beenden, bevor sie sich in den Konferenzraum aufmachte.

--- Brücke

Cheyenne Morgan blickte von ihrer Konsole auf und betrachtete einige Sekunden den Planeten, der sich im Moment auf dem Hauptschirm zeigte. Omicron VII. Seit nun mehr zwei Wochen war sie jetzt auf der Ivory und hatte begonnen sich langsam einzuleben. Zwar musste sie immer wieder feststellen, dass die Crew mit der sie nun zusammen arbeiten sollte doch auch einige massiven Ecken und Kanten hatte, aber obwohl die Stimmung teilweise etwas gedrückt war herrschte hier immer noch mehr Zusammenarbeit als sie jemals bei der Sternenflotte erlebt hatte. Leicht schüttelte die bei diesen Gedanken Kopf und blickte wieder auf ihre Anzeigen.

Tarson hatte gerade seinen Kommkanal geschlossen und nickte Cheyenne zu.

"Schwenken Sie in den Orbit ein!"

Die Pilotin programmierte einen Kurs in die Umlaufbahn und wenige Sekunden später wurde die Ivory sanft vom Gravitationsfeld des Planeten erfasst. Cheyenne startete die Manövrierdüsen um die Position zu halten. Mit ein paar Handgriffen schaltete sie dann den Autopiloten ein und verließ, gespannt auf das kommende Meeting, ihre Station in Richtung des Konferenzraumes. Bisher hatte Monserat ihnen noch nicht sonderlich viel über ihre Mission erzählt – eben gerade das Nötigste.

Nachdem die Ivory den Standardorbit erreicht hatte und Cheyenne sich in Richtung Konferenzraum aufgemacht hatte, ließ sich Peter wieder in den Sessel des Captains fallen. 'Wie deprimierend', dachte er, während er das Bild des Planeten betrachtete. So eine triste und öde Welt hatte er noch nie gesehen. Und um ehrlich zu sein, hatte er auch keine Lust, je wieder eine zu sehen. Doch leider gehörte er ja dem Außenteam an. Und das hieß, er musste da runter.

Runter in diesen Moloch. In diese Ansammlung von Dieben, Verbrechern und was es da noch so gab. Er hoffte nur, dass sie schnell wieder hier weg konnten. Er würde jedenfalls keine Minute länger da unten bleiben als nötig. Und auch nur mit passender Waffe in der Tasche. Nein, das war so sicher wie das Amen in der Kirche. Gut, die Kirche gab es nicht mehr, aber das Sprichwort passte. Mal davon abgesehen, konnte ihnen im Moment sowieso kein Gott helfen. Höchstens diese Wurmlochgeister. Aber die waren weit weg. Und das, was er über diese Wesen gehört hatte, klang auch nicht wirklich positiv.

Nun ja, sie waren eben wieder auf sich alleine gestellt. Alleine, aber mit einem verrückten Kerl im Computer. Zwar war bisher der Tausch von Zinda gegen Classic relativ gut gelaufen und Peter musste zugeben - es funktionierte wieder alles, wie es sollte. Doch irgendwie hatte er die Befürchtung, dass sie nur vom Regen in die Traufe gekommen waren. Aber gut, das würde die Zeit zeigen.

Mit einem kurzen Murren erhob sich Tarson wieder, befahl einem der Brückenoffiziere, auf das Schiff aufzupassen, so lange Tarson in dieser Besprechung war, und schärfte ihm ein, er solle sich sofort melden, falls was vom Planeten käme. Dann, nach einem kurzen Nicken, verließ er die Brücke.

--- Konferenzraum

Die Pilotin hatte sich schon hingesetzt, als Peter den Raum betrat, und er tat es ihr gleich. Langsam ließ er sich in einen freien Suhl gleiten und wartete darauf, dass es bald los ging.

Die junge Terranerin lies ihren Blick über die Gestalt Tarsons wandern. In Gedanken versunken beobachtete sie den Terraner, wie er es sich in seinem Stuhl gemütlich machte. Seine kräftige und hohe Statur hatte Cheyenne schon bei ihrer ersten Begegnung beeindruckt – und auch irritiert. Nun, vielleicht kam das auch daher, weil sie äußerst ungern, wenn sie sich mit jemanden unterhielt, den Kopf in den Nacken legte, um ihrem Gegenüber wenigstens ansatzweise in die Augen schauen zu können.

Innerlich schüttelte sie über ihre Gedankengänge den Kopf. Eigentlich sollte sie doch genügend Selbstvertrauen haben um sich von so etwas, wie die Größe eines Menschen, nicht einschüchtern zu lassen.

Für ein paar Sekunden schloss Cheyenne die Augen um sich auf ein anders Thema konzentrieren zu können.

Die Mission. Die junge Frau musste zugeben, dass sie zunehmend ungeduldiger wurde. Omicron VII war nicht gerade ein Planet, der einen guten Ruf genoss, und die Geschichten, die sie gehört hatte, waren auch nicht gerade ermutigend.

Eins war jedoch sicher. Das Ganze hatte etwas zu tun mit diesem Begriff "Classic". Ein Name der in den letzten zwei Wochen wie ein Phantom durchs Schiff gegeistert war und immer wieder unbeantwortete Fragen hinterlassen hatte. Die einzigen Personen, die voll im Bilde des Geschehens waren – wie es schien Monserat und Tarson – waren nicht sonderlich mitteilsam gewesen.

Und bei Daniel Smith war sich Cheyenne nicht sicher. Er hatte sich auch als äußerst unmitteilsam gezeigt – sowohl in Bezug auf diesen Classic (sie war sich ziemlich sicher, dass er mehr wusste, als er zugab), als auch, was sein Privatleben anging. Aber das war eine Eigenschaft, die der Pilotin auf diesem Schiff nicht unbedingt fremd war. Sie hatte immer wieder festgestellt, dass fast die ganze Crew nicht gerne über ihre Vergangenheit sprach.

Mit einem innerlich Seufzer postierte sie ihren rechten Ellbogen auf der Stuhllehne und stützte ihr Kinn die offenen Handfläche. Ihr Blick begann ins Leere zu starren. Die schwarzen, lockigen Federn auf ihrem Kopf vielen ihr bei dieser Bewegung kurz ins Gesicht – ein Schütteln des Kopfes verbannte sie wieder an ihre ursprüngliche Stelle.

--- Krankenstation

Megan versuchte krampfhaft, ihr Haar zusammenzustecken. Die letzten Haarnadeln, die sie noch gefunden hatten, wollten einfach nicht stecken bleiben.

'Nicht nur, dass die Dinger eh immer verschwinden – nein, sie halten noch nicht mal', ärgerte sich die junge Frau. Sie beschloss, ausnahmsweise mit offenem Haar zu gehen, und schenkte den Haarnadeln auf ihrem Schreibtisch noch einen letzen bösen Blick. 'Wenn ich wegen euch zu spät komme, werdet ihr weggeschmissen, endgültig, dann gibt's kein Pardon mehr!' Mit diesen Gedanken verließ sie die Krankenstation und machte sich auf den Weg zum Konferenzraum.

--- Konferenzraum

Als Megan den Konferenzraum betrat, waren bisher nur Tarson und Cheyenne anwesend. Sie lächelte. Sie mochte Cheyenne. 'Eine nette junge Frau', dachte sie, 'und vor allem nicht so groß'. Ihr Blick glitt rüber zu Tarson, der ihr eindeutig zu groß war. Leider schien seine Gesprächigkeit genau das Gegenteil von seiner Größe zu sein, so dass sie ihn mit einem kurzen Nicken begrüßte und sich dann zu Cheyenne gesellte und neben ihr Platz nahm.

"Hallo. So, da ist sie also, unsere erste Außenmission. Ich bin schon gespannt, worum es geht", versuchte Megan ein Gespräch mit den beiden anzufangen.

--- Irgendwo in den Schaltkreisen der Ivory

Die Astrogations-Subroutinen seines elektronischen Bewusstseins hatten ihm eben signalisiert, dass die Ivory in den Standard-Orbit um Omicron VII eingeschwenkt hatte. Kaum einen bewussten Gedankengang später betrachtete er auch schon die ersten Ergebnisse der Navigationssensoren. Der dunkle, dreckige Haufen von einem Planeten rotierte gemächlich unter der Ivory. Fast schien es, also ob ihm selbst diese Bewegung zuviel erschien. Der rote Riese tauchte die Oberfläche in ein unheimliches, tiefrotes Licht. In Classics Erinnerung regten sich alte Bilder, Bilder aus einer für ihn längst vergangenen Zeit.

Die Bilder lösten eine hektische Aktivität in seinem Bewusstsein aus. In den letzten Wochen hatte er gelernt, seine neue Existenz zu nutzen. Alles hatte seine Vorteile, so auch dies. Ein menschliches Hirn war so viel weniger leistungsfähig wie seine neue Heimat.

Gleich drei verschiedene Denkprozesse bildeten sich jetzt in seinem Bewusstsein aus, die alle unabhängig voneinander ihrer Arbeit nachgingen. Im Gegensatz zu den einfachen Routinen, die zum Steuern des Raumschiffes notwendig waren, handelte es sich hierbei im wesentlich Komplexere Gebilde, die in so einem kleinen Schiff wie der Ivory nur dank Zindas Modifikationen am Computersystem die notwendige Rechenleistung erlangen konnten. Genau wie Zinda tat auch Classic sein Übriges dazu, diese Änderungen bis auf Weiteres geheim zu halten. Er hatte zwar genügend Möglichkeiten, sich zu schützen, aber eine zusätzliche Versicherung schadete sicher nichts.

Der erste Teil von ihm beschäftigte sich eingehend mit Omicron. Kurzstreckensensoren tasteten die Oberfläche ab, die Kommunikationsanlage der Ivory fing jede nur denkbare Funkwelle auf. Auf diese Weise hoffte er, sich ein Bild der aktuellen Lage auf dem Planeten machen zu können. Einige seiner alten Kontakte sollten sich auf diese Weise leicht wieder finden lassen. Allerdings konnte dieser Prozess sich einige Stunden hinziehen.

Ein zweites Gleis seines Denkprozesses suchte nach Einstiegspunkten in das planetare Datennetz. Irgendwie musste er sich ja auf dem Planeten bewegen, um das Außenteam an die richtigen Stellen zu lenken. Ohne ihn dürften sie es in diesem Höllenloch recht schwierig haben. Und Tote auf Seiten dieser Crew war das letzte, was er wollte. Bei den Omicronern hatte er da freilich wenig Skrupel.

Der letzte, für sein Bewusstsein derzeit der maßgebliche, Teil klinkte sich soeben in die Überwachungsanlagen des Konferenzraumes ein. Die beiden Frauen Megan und Cheyenne und der Butler der alten Spinatwachtel waren bereits anwesend.

--- Konferenzraum

Der Bildschirm am Ende des Konferenzraumes aktivierte sich, und das Portrait von Classic, erschien darauf. Seine schwarzen Augen legten ihren durchdringenden Blick auf Megan: "Ich denke, verehrte Ms. Phearson, dass wir das nachher klären, wenn alle Teilnehmer der Besprechung anwesend sind."

Megan schaute überrascht zu dem Monitor, und sah das Gesicht von dem, der sich als Classic vorgestellt hatte. Sie wusste nicht genau, was sie von ihm halten sollte – vor allem nicht, wenn er sie so anschaute.

'Wie kann man nur solch einen kalter Blick haben', wunderte sie sich, nahm dann aber an, dass sie wohl auch so schauen würde, wenn sie in diesem Schiffscomputer feststecken würde.

Aus dem Konzept gebracht, begann sie sich zu entschuldigen. "Entschuldigen sie, ich wollte einfach nur ein Gespräch anfangen. Wenn es sie stört, können wir ja über etwas anderes reden."

Megan sah schweigend das Gesicht auf dem Monitor an.

Stumm betrachtete Peter das Abbild von Classic auf dem Bildschirm. Er mochte den Kerl nicht. Das hatte schon angefangen, als er ihn das erste Mal gesehen hatte. Und seitdem hatte sich seine Meinung nicht geändert. Sie war sogar noch schlimmer geworden, als er erfahren hatte, dass Classic für die ganzen "Unfälle" verantwortlich gewesen war, die ihm immer widerfahren waren. Als er an diese ganze Geschichte dachte, rieb er sich gedankenverloren sein Handgelenk, was damals gebrochen war. Nein, er mochte Classic wirklich nicht.

Peter warf einen kurzen Blick auf die Uhr. Verdammt, wo blieb denn der Rest? Er hatte keine Lust, länger als nötig mit Classic zu tun zu haben. Außerdem wollte er diese dämliche Mission schnell hinter sich bringen.

"Ms. Megan", versuchte er das Schweigen zu brechen. "Ist bei Ihnen auf der Krankenstation alles in Ordnung? Gibt es irgendetwas, was Ihnen noch Probleme bereitet?"

Cheyenne blickte immer noch irritiert zum Bildschirm und betrachtete diesen Classic. Er hatte eindeutig ein eigenartiges Outfit und die direkte Art, die er an den Tag, legte überraschte sie. Nun, das hatte aber auch seine positive Seiten.

Etwas ungeduldig schwang die Pilotin auf ihrem Drehstuhl leicht hin und her und warf dann einen kurzen Blick zu Tarson. Wie es schien, war auch er ungeduldig und mit diesem Flaschengeist, wie Classic mittlerweile allgemein genannt wurde, konnte er anscheinend auch nichts anfangen.

Flaschengeist – eine sehr eigenartige Bezeichnung für eine Lebensform, die sich in einem Computer fest gesetzt hatte. Bei dem Gedanken daran den Computer der Ivory als Flasche zu betiteln musst die Pilotin schmunzeln. Man könnte es auch negativ interpretieren.

Megan wandte sich an Tarson. "Danke, Mr. Tarson, aber im Moment habe ich noch alles, was ich brauche. Aber ich nehme an, ich kann mich an Sie wenden, wenn mir etwas fehlt?"

Die Ärztin war in der Tat sehr zufrieden in der kleinen Krankenstation. Die Verletzungsrate, hatte zum Glück in der letzten Zeit ein wenig abgenommen.

Aber sie wollte nun endlich wissen, wo sie hingehen würden, und wurde langsam ungeduldig. Mit einem Blick in die Runde erkannte Megan, dass die anderen wohl auch nervös waren. Ob es nur an der Erscheinung Classics lag? Megan war zwar auch mulmig bei seinem Anblick, jedoch hatte sie auch gehört, dass der Planet auf den sie sollten, nicht so freundlich war.

Das Strickzeug in der Hand, betrat schließlich der Captain den Raum. Unwillig ließ die kleinwüchsige Französin den Blick über die Anwesenden schweifen, und ihre Augen verengten sich, als sie feststellte, dass beinahe die Hälfte ihres Teams unpünktlich war. Okay, genau genommen hatten sie noch fünf Minuten – Francine war heute jedoch nicht bereit, das wahrzunehmen.

"Guten Tag", grüßte sie die Anwesenden knapp und ließ sich auf dem hochlehnigen Sessel am Ende des Tisches nieder. Nun hatte sie auch Classic auf dem Schirm bemerkt und ihre Miene verdüsterte sich weiter. Sie tat, als bemerke sie den merkwürdigen Gast überhaupt nicht.

"Wir werden beginnen, sobald der Rest eingetroffen sind", fuhr sie etwas gepresst fort und hatte schon keine Augen mehr für ihre Untergebenen. Stattdessen wickelte sie den Faden um ihre Rechte. Wenig später erklang das Klappern ihrer Stricknadeln.

Als der Captain den Raum betreten hatte, hatte die Pilotin abrupt aufgehört, mit ihrem Stuhl hin und her zu wippen. Sachte positionierte sie ihre Füße vor sich auf dem Boden und versuchte sich darauf zu konzentrieren still zu sitzen.

Innerlich schmunzelnd betrachtete Cheyenne die flinken Finger Monserats; wie sie Sekunde für Sekunde die Maschen ihrer Strickarbeit von einer Nadel auf die andere verfrachtete. Eine sehr merkwürdige Art sich die Zeit zu vertreiben – vor allem weil die Pilotin noch nie ein Kleidungsstück an Monserat gesehen hatte, das die Französin vielleicht selbst gemacht haben könnte.

Minuten vergingen und eine eigenartige Stimmung legte sich über den Konferenzraum. Betretenes Schweigen – nur das schrille Klappern zweier Stricknadeln war zu hören, und Cheyenne begann, sich unwohl zu fühlen.

Skeptisch blickte die Terranerin in die Runde und betrachtete die Gesichter der anwesenden Personen.

In diesem Augenblick öffnete sich die Tür zum Konferenzraum erneut, und Rekelen huschte herein. Sie murmelte eine verlegene Entschuldigung in Richtung des Captains, doch Monserat sah kaum von ihrem Strickzeug auf. Sie war doch hoffentlich nicht zu spät? Schnell warf sie einen Blick aufs Chronometer. Nein, trotz der wirren terranischen Einflüsse, denen sie in letzter Zeit ausgesetzt war, hatte ihre cardassianische Überpünktlichkeit sie nicht verlassen. Auf die Minute genau.

Etwas erleichtert ließ sie sich zwischen Megan und Cheyenne nieder und lächelte beiden Frauen herzlich zu. "Sie haben doch hoffentlich noch nicht angefangen?", fragte sie munter. In den letzten Wochen hatte sie gelernt, dass man Monserats beherrschende Anwesenheit getrost ignorieren konnte, wenn man sich etwas Mühe gab. "Nein? Oh, es fehlen ja auch noch einige, nicht wahr? Nun, wie geht es Ihnen so?"

Sie wandte sich vor allem an die beiden Frauen, schloss aber auch Tarson in ihren Blick ein und bemerkte erst jetzt, dass das Bild auf dem Monitor ihr gegenüber überhaupt kein Bild war, sondern ein durchaus beweglicher Avatar Classics, dessen Augen ihr beim Eintreten gefolgt waren. Fest entschlossen, sich dadurch nicht irritieren zu lassen – der Zustand permanenter Verwirrung, in dem sie sich vor zwei Wochen befunden hatte, legte sich zumindest langsam -, bezog sie das merkwürdige Wesen mit einem etwas unsicheren Lächeln ein. Eines war sicher – Classic zog sie Zinda um einiges vor.

Die Pilotin lächelte Rekelen zu. Sie hatte in den letzten zwei Wochen feststellen müssen, dass die eigenartige Cardassianerin von der Persönlichkeit her doch gar nicht so übel war. Zwar ertappte sich Cheyenne manchmal doch dabei, wie sie anfing, Miss Nar eine gewisse Skepsis entgegen zu bringen, doch in solchen Momenten schalt sie sich meist selbst. Ein winziges, mulmiges Gefühl in ihrer Magengegend blieb dennoch.

"Oh, ich denke uns geht es ganz gut im Moment.", antwortete Cheyenne dann – mit einem Zwinkern in Richtung Megan.

"Im Moment warten wir eigentlich nur sehnsüchtig auf den Beginn des Meetings." Die leichte Ironie in diesem Satz war nicht zu überhören und ein freches Grinsen legte sich auf das Gesicht der Pilotin.

Tarson nickte stumm. Er musste der Pilotin Recht geben. Es wurde wirklich Zeit, dass es los ging. Doch wie immer gab es ein paar Unverbesserliche, die es vorzogen, bei jeder Gelegenheit zu spät zu kommen.

Ungeduldig trommelte er leise mit den Fingern auf der Tischplatte herum. Es machte ihn nervös, hier zu sitzen und zu warten. Vor allem, da Francine ebenfalls anwesend war. Mit ihrem Stricknadelgeklapper raubte sie ihm noch den letzten Nerv. Wenn das noch länger so ging, dann würde er das Strickzeug aus der nächsten Luftschleuse werfen. Und Francine direkt hinterher. Dieses ewige Klick-Klack ... fürchterlich. Die schlimmste Folter, die es gab.

Er versuchte, seinen Blick vom Teufel in Person loszureißen. Doch sogleich landete er bei der nächsten Person, die eindeutig die Anwärterposition für diesen Titel inne hatte. Classic. Der starrte immer noch stumm aus dem Bildschirm heraus. Nur ab und an bewegte er sich kurz. Wie gerne würde er jetzt seinen Phaser zücken und den Bildschirm zerschießen. Doch wahrscheinlich würde er dann direkt ins Weltall gebeamt werden. Entweder von Classic, oder vom Captain. War nur die Überlegung, was besser war. Wahrscheinlich keins von beiden.

Schlecht gelaunt schaute er zum wiederholten male auf die Uhr. Schon über zehn Minuten. Was hatte er verbrochen, dass er so bestraft wurde.

--- Irgendwo

Eine große, unförmige Masse bäumte sich auf und verdunkelte das diffuse Licht, das die Szene beherrschte. Ashok trat unwillkürlich einen Schritt zurück und würgte ob des grauenhaften Gestanks, der ihn umgab, eine Hand schützend vor sein Gesicht erhoben, in der anderen ein kompliziertes Gerät von sphärischer Schönheit, das er mit einem panisch prüfenden Blick bedachte.

Das Ding vor ihm, hinter ihm, überall um ihn herum stieß einen furchtbaren, gequälten Schrei aus, der in seinen Knochen widerhallte und ihn fast den Verstand verlieren ließ. Unter Aufbringung all seiner Willenskraft hob er das Gerät vor sich in die Höhe, es mit beiden Händen umklammernd, und suchte verzweifelt in seinem bebenden Geist nach den Worten, die er sagen musste.

Nichts.

Das Gerät pulsierte leise in seinen Händen, als wolle es ihm sagen, 'Ich hole dich hier heraus, vertrau mir, du musst es mir nur sagen, befiehl es mir, bitte, sag die Worte', aber die Worte kamen nicht. Die formlose Masse stieß einen weiteren markerschütternden Schrei aus, noch bevor der erste abgeebbt war, und schloss sich um den Mann mit seinem schönen Gerät und der Schrei der fürchterliche Schrei wie von tausend gequälten Seelen ...

--- Ashoks Quartier

Ashok riss die Augen auf und rang nach Luft, während sein Geist langsam die Bilder seines Albtraums losließ. Ein sanftes Licht lag über dem gesamten Raum, und ein penetrantes Piepen drang in das Bewusstsein des Inders durch.

Welcher Tag war heute? Wo war er wirklich? Eine Welle paranoider Furcht ergriff kurz Besitz vom Geist des jungen Mannes und ebbte wieder ab. Mit einem Ruck setzte er sich in seinem Bett auf, wand sich aus der schweißnassen Decke und warf sie achtlos zu Boden. Er fröstelte, als die kühle Raumluft seinen durchnässten Pyjama traf.

Ohne zu denken, ohne zu fühlen tappte der junge Mann zur Computerkonsole und stützte sich schwer mit einer Hand gegen die Wand.

"Alarm aus. Licht. Kaffee."

"Sie haben einen Termin. Ort: Konferenzraum. Zeit: vierzehnhundert. Überfällig seit zwei Minuten." Die Computerstimme aus der Konsole war warm, in sorgfältig abgewogenem Maße freundlich und gänzlich frei von jeder menschlichen Regung. Ihr Klang war beruhigend und erweckte Vertrauen.

Ashok schüttelte heftig den Kopf, um sich von den letzten Resten seines Traums zu befreien. "Termin? Seit wann? Von wem?", knurrte er und ergriff seinen Kaffee.

"Bestätige Termin. Angesetzt vor achtzehn Minuten, durch Captain Francine Monserat. Ort: Konferenzraum. Überfällig seit drei Minuten."

Ashok fand ein Stück seines Humors, das sich zitternd in eine Ecke seines Bewusstseins zurückgezogen hatte, und warf in komischer Verzweiflung einen Blick gen Himmel. "Fabelhaft", seufzte er und blickte sich suchend in seinem Quartier um.

In einem ungeordneten Haufen auf dem einzigen Sessel im Raum lag seine Kleidung genau dort, wo er sie vor etwa sechs Stunden zurückgelassen hatte. Unbeachtet vom Rest der Crew hatte er für sich so eine Art Dreißig-Stunden-Rhythmus in sein Leben gebracht: Zwanzig Stunden arbeiten, zehn Stunden schlafen. Hier draußen gab es eh keine Tage.

Mit einem mentalen Schulterzucken ging er zum Schrank, beförderte auf dem Weg dorthin mit einem gezielten Wurf seinen Pyjama in den Wäscheschacht und fischte sich einen Satz frischer Unterwäsche aus dem Regal. Dann ging er zum Sessel und streifte sich seine Hose und den Pulli über, an dem noch immer sein Kommunikator hing.

Während sein Kaffee langsam auf dem winzigen Tisch neben der Computerkonsole erkaltete, verließ der junge Mann sein Quartier und bewegte sich mit eiligen Schritten in Richtung des Turbolifts.

--- Maschinenraum

Der Kommunikator lag auf einer Konsole und piepste. Doch Lestat konnte – auch wenn er es wollte – nicht hören, dass nach ihm verlangt wurde, denn im Augenblick befand er sich zwischen zwei hochfrequenten Absorberspulen, um sie zu justieren. Hier an diesem Ort würde sein Kommunikator nur jede Art von Messung verfälschen, also hatte er ihn abgenommen.

Erst einige Minuten danac,h als der Techniker zur Konsole zurückgekehrt war, bemerkte er seinen Kommunikator und die Tatsache, dass er zu einer Besprechung erwartet wurde. "Mist", fluchte er leise, als er sich bewusst wurde, wie spät es war, und setzte sich in Richtung Besprechungsraum in Bewegung.

Auf dem Weg zum Turbolift steckte der Betazoid seine Werkzeuge wieder in die dafür vorgesehenen Taschen und heftete sich den Kommunikator wieder an.

Einige Sekunden später war er auch schon im Turbolift verschwunden und auf dem Weg zum Besprechungsraum.

--- Konferenzraum

Im Gang vor dem Besprechungsraum konnte Lestat gerade noch sehen wie Ashok dieses betrat. Noch bevor sich die Türe wieder schließen konnte, schlüpfte auch der Betazoid wortlos in den Raum und hoffte, seine verspätete Ankunft würde nicht bemerkt. 'Es scheinen schon alle da zu sein ... nein, Daniel fehlt noch. Wo der wohl wieder steckt?'

Cheyenne blickte von ihren Händen auf, die sie in den letzten Sekunden stumm betrachtet hatte und beobachtete amüsiert die Ankömmlinge. Ashok betrat den Raum noch mit einer gewissen Zielsicherheit, und die Pilotin war sich nicht sicher, ob er sich seiner Verspätung überhaupt bewusst war.

Als dann Lestat den Konferenzraum betrat, musste Cheyenne noch mehr grinsen. Der Techniker versuchte sich unauffällig ins Zimmer zu stehlen – was ihm aber, angesichts seiner Verspätung, nicht wirklich gelang.

Tarson hatte für einen Moment aufgehört, auf die Tischplatte zu trommeln, und blickte missmutig auf. Cheyenne stellte für sich fest, dass sie keinerlei Wert darauf legte, dabei zu sein, wenn dieser Riese von Mensch die Geduld verlieren würde.

Beunruhigt und skeptisch schwenkte der Blick der Terranerin kurz zwischen den klappernden Stricknadeln des Captains und Peters grimmigem Gesicht hin und her. Nein, sie wollte wirklich nicht dabei sein!

Gefährlich funkelnd blickten Classics schwarze Augen vom Wandschirm herab und hefteten sich auf Lestat. Unpünktlichkeit war schon immer etwas gewesen, wovon er nicht begeistert war. Die Präzision eines Computers machte es nicht unbedingt einfacher.

Noch während sich Lestat unter seinem kalten Blick hinsetzte, erschien eine erste Auswertung des planetaren Funkverkehrs vor seinem geistigen Auge.

Auf den ersten Blick entsprach es seinen Vermutungen, es hatte sich nicht sehr viel verändert. Der gleiche, korrupte Planet, den er vor Jahren verlassen hatte. Gerade wollte er sich wieder dem Konferenzraum widmen, als ein Detail seine Aufmerksamkeit erregte.

Verwundert zogen sich seine Augenbrauen zusammen ...

Ashok griff sich einen der leer stehenden Stühle, ließ sich unzeremoniell mit einem leichten Seufzer darauf fallen und verfluchte den Umstand, dass er seine Kaffeetasse in seinem Quartier vergessen hatte.

Er ließ seinen müden, resignierten Blick in die Runde schweifen, ohne Augenkontakt zu suchen. Fast alle waren schon da; Daniel fehlte noch, stellt er mit leichter Belustigung fest – dann würde der wohl heute das primäre Ziel von Monserats Zorn sein, wenn er endlich kam. Er mied den Bildschirm, auf dem Classics Avatar zugeschaltet war.

Cheyenne warf ihm einen amüsierten Blick zu, der dem jungen Inder ein halbes Grinsen entlockte. Rekelen mied seinen Blick. Nachdenklich rieb er sich mit dem Handrücken seine noch vom Vortag unrasierte Wange und grübelte ein bisschen über den Verbleib von Daniel, um sich vom fehlenden Kaffee abzulenken.

--- Quartier 11

Daniel war gerade aus der Schalldusche gekommen als er bemerkte, dass die Konsole seines Terminals blinkte. Sekunden nachdem er die Botschaft gelesen hatte schlüpfte er in seine Dienstkleidung und verließ das Quartier.

--- Konferenzraum

Daniel betrat den Raum, ohne eine Miene zu verziehen, entschuldigte sich mit knappen Worten für seine Verspätung und setzte sich auf den letzten freien Sessel, um den Beginn der Besprechung abzuwarten. In Gedanken erwartete er immer noch ein Donnerwetter vom Captain wegen seiner Verspätung, doch das ließ ihn im Moment kalt. Immerhin könnte man eine Besprechung schließlich so ansetzen, dass man genügend Zeit davor hatte.

Mit einem gewissen Gefühl der Erleichterung nahm die Terranerin das Eintreffen des Menschen war. Als sich die Tür geöffnet hatte, hatte Tarsons unruhiges Klappern ein Ende genommen und man konnte sehen, wie sich seine Gesichtszüge etwas entspannten.

"Na, dass uns so was noch passiert!", murmelte sich sarkastisch vor sich hin.

Cheyenne hielt für einen Augenblick den Atem an und drehte sich dann zum Captain um. Erwartungsvoll beobachtete sie die flinken Finger Monserats und hoffte nun auf einen baldigen Beginn des Meetings.

Der Captain hatte die eintreffenden Männer jeden für sich sehr genau im Augenwinkel registriert, während sie weiter energisch an ihrem Pullover herumstrickte. In der Tat könnte sie auch ohne hinzusehen stricken, aber den kleinen Vorteil, dass niemand sicher sein konnte, ob sie ihn bemerkte oder nicht, musste sie ja nicht grundlos aufgeben.

Außerdem war sie gerade sauer. Und wenn sie sauer war, ließ sie ihre Wut immer zunächst an ihren Stricknadeln aus. Ihre Fingerknöchel waren weiß vor Anspannung.

Als sie sprach, klang sie allerdings ruhig. Scharf, aber ruhig. Francine ließ ihre Stricksachen in den Schoß sinken und sah sich um.

"Ich habe einen Auftrag für Sie", sagte sie. "Oder genauer gesagt", ein wenig klang ihre Stimme nach einem Fauchen. "Mr. Classic hat einen Auftrag für Sie. Sie werden auf den Planeten beamen und ihn für ihn erledigen. Ich schlage vor, Classic erklärt Ihnen selbst, was Sie zu tun haben."

Francine klang angewidert. Offensichtlich hatte sie zwar vor, Classic in dieser Hinsicht nachzugeben; doch sie würde keinen Finger mehr rühren, als unbedingt nötig war. Ihre grimmigen schwarzen Augen wandten sich in Richtung des Bildschirms.

Francines Unmut schien Classic nicht im Geringsten zu beeindrucken, zumindest, wenn man der synthetischen Stimme und dem generierten Bild glauben schenkte.

"Meine Damen, meine Herren, ich wünschte, ich könnte Sie auf Omicron VII willkommen heißen; leider kann ich das nicht. Wie sie vermutlich schon herausgefunden haben, hat diese Welt allen Grund, jeglichen Kontakt zur Föderation zu vermeiden. Selbst der Geheimdienst der Sternenflotte ist seit dem einmal alle Agenten gefangen wurden sehr vorsichtig geworden.

Soweit ich es herausfinden konnte, wurde Omicron vor mehr als einhundert Jahren von Menschen besiedelt, die aus allerlei mehr oder weniger kriminellen Gefilden stammten. Sie flüchteten hier her, um dem Gesetz zu entgehen und ungehindert forschen" – eine merkwürdige Betonung lag auf diesem Wort – "zu können. Alles änderte sich, als sie das Wrack eines bis heute nicht identifizierten Schiffes fanden und begannen, dessen Technologie auszuschlachten. Es gab den eher zweifelhaften Versuchen enormen Auftrieb und lockte allerlei weiteres zwielichtiges Gesindel aus der gesamten, bekannten Galaxie her.

Wie sie ja bereits festgestellt haben, besteht Omicron zu über 97 Prozent aus Wasser. Heute leben auf Omicron mehr als fünf Millionen Menschen in zwei großen Ansiedlungen auf dem einzigen Kontinent dieses Planeten.

Obwohl es auf dieser Welt kein Gesetz im Sinne des Wortes gibt, herrscht dennoch seit Jahrzehnten ein Status Quo, zwischen den beiden Organisationen, die die Städte kontrollieren. Obwohl es naturgemäß immer wieder zu Scharmützeln kommt, scheint sich dieses Arrangement weiterhin zu bewähren, zumindest, wenn ich den aktuellen Sensordaten des Planeten glauben schenke.

Ihre Aufgabe ist recht einfach: Das Labor, dass für meine Entstehung verantwortlich ist, betrieb auch Versuche, Androiden zu erschaffen. Sie müssen wissen, dass auf Omicron VII alles entwickelt wird, was auf dem militärischen Schwarzmarkt zu Geld zu machen ist. Die kybernetischen Implantate meines menschlichen Körpers fallen in die gleiche Kategorie.

Ich weiß, dass Ansali, der Leiter besagten Labors, sehr gute Fortschritte auf diesem Gebiet gemacht hat.

Was ich möchte, ist sehr schnell gesagt: Ich will einen Ersatz für den Körper, den ich bei der Verteidigung der Ivory vor über zwei Jahren verloren habe. Und dieses Schiff wird den Orbit von Omicron nicht eher verlassen, als dieses Problem gelöst ist."

Seine Stimme war bei den letzten Sätzen merklich kälter geworden, bis sie zum Schluss wie ein eisiger Windhauch durch den Konferenzraum hallte.

"Sie werden auf den Planeten beamen, und Kontakt mit Ansali aufnehmen. Er weiß nicht, dass ich noch lebe, und wenn er es erfährt, wird er vermutlich nicht begeistert sein. Machen Sie sich aber keine Hoffnungen, dass Sie mit ihm zusammen mich ausschalten könnten. Gerade bei Außenweltlern besitzt er keinerlei Skrupel – und Ihr Schiff ist gutes Geld wert.

Wie Sie genau vorgehen sollen und was Sie genau finden sollen, kann ich Ihnen jetzt noch nicht mitteilen, denn meine Möglichkeiten, in die Datennetze des Planeten einzusteigen sind von hier aus stark eingeschränkt. Daher werden Sie ein von mir konstruiertes Subraum-Receiversystem mitführen, mit dessen Hilfe ich Ihnen auf dem Planeten helfen kann.

Ich würde Ihnen empfehlen, gut ausgestattet auf den Planeten zu beamen, denn dort zählt das Recht des Stärkeren.

Haben Sie noch Fragen?"

Ein flaues Gefühl in der Magengegend wies die Pilotin unweigerlich darauf hin, dass diese Mission wohl kein Zuckerschlecken werden würde. Des Weiteren musste Cheyenne feststellen, dass die Aufgabe, die Classic für die Crew der Ivory hatte, auch nicht unbedingt das war, was man bei der Sternenflotte 'streng nach Vorschrift' nannte, und die Terranerin wurde den Gedanken nicht mehr los, dass sie wohl alle bei dieser Aktion mehr oder weniger über die aufgestellten Gesetze hinaus schlagen würden.

'Welche Gesetze?' Gute Frage. Omicron VII war nicht Teil der Föderation und wenn sie Classic (und auch die Sternenkarten) richtig verstanden hatte, befanden sie sich hier auf einer Art 'Niemandsland' – also, keine Gesetze, die man über den Haufen werfen würde.

Unwillkürlich fühlte sich die junge Frau an ihre Eltern erinnert – zwei Personen, die sich niemals in irgend einer Weise sich über Vorschriften und Regelungen hinweg gesetzt hätten, auch wenn es noch so sehr gegen ihre Überzeugung gewesen wäre. Resigniert musste die junge Frau feststellen, dass die Einstellung ihrer Eltern im Laufe der Jahre doch ziemlich auf sie abgefärbt hatte.

Auf der anderen Seite – nun, sie wäre aber auch jetzt nicht hier, wenn sie ihr Leben immer nach Vorschrift gestaltet hätte.

Cheyenne versuchte ihre Gedanken neu zu ordnen. Im Moment war wohl der ungeeignetste Augenblick, um solche Sachen zu sinnieren. Sie hatte einen Job zu erledigen.

Die Pilotin dachte noch ein paar Sekunden über Classics Worte nach und versuchte herauszufinden, was wohl ihre Rolle bei dieser Mission sein würde. Zwar war vom Beamen die Rede gewesen, doch Cheyenne kam zu dem Schluss, dass Monserat sie wohl kaum zu diesem Meeting eingeladen hätte, wenn ihre Aufgabe auf der Brücke der Ivory wäre.

Außerdem, wenn die Pilotin die flüchtigen Scans der Oberfläche richtig interpretiert hatte, war beamen nicht unbedingt der geeignetste Weg, um ihr Ziel zu erreichen. Viel zu viele Satelliten im Orbit würden den Transport bemerken – mit einem Shuttle wäre es möglich, weniger auffällig auf die Oberfläche zu gelangen.

'Vielleicht sollte ich erst einmal abwarten, was der Captain geplant hat – und mich nicht in irgendwelche Spekulationen verrennen.'

"Und ich hatte mich schon gefragt, warum wir von allen vermeidenswerten Orten des Universums gerade denjenigen anfliegen, um den man eigentlich den größten Bogen machen sollte", murmelte Ashok halblaut, seufzte und rutschte noch weiter in seinem Stuhl zusammen.

Laut sagte er: "Das ist alles? Wir sollen uns in eine feindselige Welt voller skrupelloser Banditen beamen lassen, in das Labor eines verrückten Wissenschaftlers eindringen und uns den dort möglicherweise, aber nur möglicherweise vorzufindenden unbezahlbaren Prototypen eines Androiden aneignen, damit Sie Ersatz für ihren Körper erhalten, den Sie in einer Schlacht, an der keiner von uns beteiligt war, verloren haben?" Die Wut in der Stimme des Wissenschaftlers war unüberhörbar. Er hatte sich halb in seinem Stuhl aufgerichtet und fixierte Classics Avatar mit blitzenden Augen.

Einige Sekunden später erlosch das Feuer in den Augen des jungen Inders unvermittelt und machte einem Ausdruck unendlicher Resignation Platz, während er wieder in seinen Stuhl zurücksackte und eine geschlagene Geste mit der Hand machte. "Ja. Natürlich machen wir das. Wir können ja nicht anders." Bitterer Sarkasmus spiegelte sich für einen Augenblick in seinem Gesicht wider.

Ashok setzte sich gerade hin, straffte seinen Körper und blickte kurz schweigend auf die Tischplatte. Dann wandte er sich mit einem kaum sichtbaren Ruck wieder an Classic und fragte in sachlichem Konversationston: "Sie kennen diesen Ansali als einziger von uns allen. Halten Sie es für möglich, dass wir ihm diesen Androiden-Körper einfach entwenden können, ohne mit ihm überhaupt Kontakt aufnehmen zu müssen?"

Als sie den sarkastischen Tonfall des Inders vernahm, hatte Rekelen kurz irritiert aufgeschaut, war dann allerdings wieder in ihre Gedanken versunken und in ihre Tätigkeit, mit großen Augen verwirrt von Monserat zu Classic und wieder zurück zu schauen.

Auf diesen Planeten fliegen und etwas stehlen? Gut, sie hatte gehört, dass das Leben auf Raumschiffen solche Aktionen manchmal erforderte. Und dass zum Beispiel Sternenflottenoffiziere wie Raji und Morgan so etwas ständig taten. Aber sie war doch keine Offizierin, sondern Wissenschaftlerin – Literaturwissenschaftlerin, um genau zu sein. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, warum Monserat ausgerechnet sie mit auf diese Mission schicken sollte.

Rekelen ließ ihren Blick kurz über die Anwesenden schweifen. Der hochgewachsene, kräftige Tarson, der verschwiegene Daniel und Megan, die immer sofort mit ihrem medizinischen Tricorder zur Stelle war, wirkten beispielsweise ungemein geeignet, so einen Auftrag zu erledigen.

Kurz entsann sie sich der einzigen Gelegenheit, zu der sie für das cardassianische Militär gearbeitet hatte. Doch ihre Erfahrungen mit bajoranischen Arbeitslagern und dem Entschlüsseln provisorischer Codesprachen würden ihr hier wohl kaum weiterhelfen.

Monserat, die Hände auf dem Berg Wolle in ihrem Schoß gefaltet, erwiderte den Blick der Cardassianerin ruhig und – soweit das bei dem Captain überhaupt möglich war – arglos.

Ihr schien nichts anderes übrig zu bleiben, als abzuwarten und zu hoffen, dass sie kein versehentlicher Querschläger traf. Resigniert und sehr beunruhigt sank Rekelen in ihrem Stuhl zusammen und versuchte sich möglichst unsichtbar zu machen.

Megan schaute zu stumm von einem zum anderen. Wie den anderen gefiel ihr die Aktion ganz und gar nicht. Vor allem als Frau versuchte sie um solche Plätze einen weiten Bogen zu machen, was sie bisher auch erfolgreich geschafft hatte. An solchen Aktionen musste sie bisher auch noch nie teilnehmen.

Sie wusste aber auch nicht, was ihr schlimmer vorkam – dass sie da auf den Planeten runter musste und irgendwas stehlen oder dass Classic, wenn die Aktion erfolgreich wäre, ihr real gegenüber stehen würde. Das Gesicht auf dem Monitor machte sie schon nervös genug.

Megan versuchte ihren Unmut eher zu verstecken, als so heraus zu schreien wie der Inder. Das Resultat sah dann eher etwas merkwürdig aus. Ihr Mund verzog sich leicht und sie spielte nervös mit ihren Haaren. Ihre Augen glitten dabei von einem zum anderen, bis sie schließlich wie die anderen bei Monserat hängen blieben.

Eine eigenartige Stimmung hatte sich über den Raum gelegt. Gespannte Blicke legten sich auf das Gesicht von Monserat und Classic und Cheyenne war sich nicht sicher, was sie nun mit der Situation anfangen sollte. Bis jetzt wussten sie ja nur, was dieser Classic im Endeffekt wollte – wie sie das in die Tat umsetzen sollten blieb der jungen Pilotin immer noch etwas schleierhaft.

Und Ashok hatte Recht – einfach in so ein Gebäude rein zu spazieren, um einen Androiden zu stehlen, würde nicht funktionieren.

Amüsiert musste Cheyenne feststellen, dass der Inder noch nicht ganz die Kontrolle über seine Emotionen wieder gewonnen hatte. Zwar war Ashoks anfänglicher Wutausbruch wieder etwas abgeflaut, aber auch wenn der Wissenschaftler versucht hatte, bei seiner Frage sachlich zu klingen, konnte ein Beobachter dennoch eine gewisse sarkastische Herausforderung in seiner Stimme hören.

Neugierig wartete die Terranerin auf die nächsten Sekunden des Gesprächs.

Classics eisiger Blick, der durchaus in der Lage war, dem von Francine Konkurrenz zu machen, lag auf Ashok. Einige Sekunden schien er seine Worte abzuwägen, bevor er mit gefährlich ruhiger Stimme antwortete:

"Sie haben die Situation recht klar zusammengefasst. Auch wenn ich Ihnen nahe legen würde, den unkontrollierbaren Teil Ihres Temperamentes auf der Ivory zurück zu lassen. So etwas kann Ihnen auf Omicron zu einem nennenswerten Problem heranwachsen."

Seine Stimme wurde immer leiser, als er fortfuhr: "Was meine ... nun, sagen wir mal Verhandlungsmethoden betrifft, ich denke, dass jeder von Ihnen in einer vergleichbaren Situation ebenso gehandelt hätte. Sie können sich nicht vorstellen, was es bedeutet ohne Körper eine halbe Ewigkeit in absolutem Nichts zu schweben."

Einige Sekunden lang herrschte Schweigen.

Classic war es, der mit etwas normalerer Stimme wieder fortfuhr: "Was Ihre Frage betrifft: Ich hoffe, dass wir genau das tun können, und zwar aus zwei Gründen: Eine erste Analyse des planetaren Datenverkehrs zeigt mir, dass die Versuchreihen, aus denen ich hervorgegangen bin, wohl eingestellt wurden. Ich konnte nirgendwo Anhaltspunkte feststellen, dass eine diesbezügliche Technologie im Einsatz wäre, womit die planetaren Datensysteme auf Ihre regulären Verteidigungsmechanismen angewiesen sind. Diese sind – auch für mich – nichts desto weniger tödlich, aber leichter zu überlisten. Mein lieber Freund Ansali hat sich wohl aus diesem Geschäft zurückgezogen und sich auf die Herstellung von Androiden konzentriert.

Diese Arbeiten sind anscheinend von Erfolg gekrönt, denn in den einschlägigen Etablissements des Planeten geht überall das gleiche Gerücht um: Ansali sucht einen Käufer für den Prototypen.

Ob wir nun versuchen, Ansali diesbezüglich direkt anzugehen, oder ob wir es in einer versteckten Operation erledigen, dass muss vor Ort entschieden werden, dafür haben wir hier oben zu wenig aktuelle Informationen.

Ich hoffe, dass dies einige Ihrer Fragen beantwortet."

Auch wenn die erwartete Antwort nun nicht von Monserat kam klärte sie zumindest Ashoks Frage.

Aufmerksam hatte die Terranerin den Ausführungen Classics zu gehört und wieder bildete sich ein mulmiges Gefühl in ihrem Magen.

'Nichts desto weniger tödlich ...', hallte es noch in ihrem Kopf und zum wiederholten Male schüttelte sie diesen leicht um wieder ihre Objektivität zurück zu erlangen.

Kurz ließ Cheyenne ihren Blick über ihre Kollegen schweifen und musste bei manchen Anwesenden feststellen, dass sie anscheinend nur körperlich in diesem Raum waren. Nachdenklich blickte der Großteil vor sich hin und schien mit den Gedanken Lichtjahre entfernt zu sein.

Wenige Sekunden später fixierte die Pilotin wieder das Bild von Classic. Der eisige Blick, den er Ashok zugeworfen hatte, war wieder etwas abgeklungen und doch blieben seine Gesichtszüge hart.

"Mr. Classic, sie sprechen von regulären Verteidigungsmechanismen. Wie genau sehen diese aus?" Die Pilotin versuchte ihrer Stimme einen sachlichen Klang zu geben, als sie sich ins Gespräch einschaltete.

Ashok lehnte sich in seinem Sessel zurück und ließ dem Gespräch seinen Lauf. Er war froh, nicht mehr der Fokus von Classics Aufmerksamkeit zu sein. Während er mit halbem Ohr zuhörte, hing er seinen eigenen Gedanken nach.

Offenbar führte der einzige Weg tatsächlich direkt in die Höhle des Löwen – ganz gleich, ob es nicht auch möglich sein könnte, vom Schiff aus in Verhandlungen mit diesem Ansali zu treten, schien Classic nicht geneigt, anderen Vorschlägen Gehör zu schenken. Dabei, dachte der Wissenschaftler, wäre eine arbeitsfähige Kopie des momentanen Speicherinhalts des Ivory-Computers doch für einen Wissenschaftler von Ansalis Schlag mit Sicherheit ein verlockendes Angebot ...

Der junge Mann vertrieb den Gedanken aus seinem Kopf und wandte sich wieder konstruktiveren Überlegungen zu. Sein PADD sprach von fast mediterranem Klima auf der Oberfläche – also mussten sie zumindest keine schwere Eis- oder Wüstenausrüstung mitnehmen; und außerdem entsprach dem Inder dieses Klima sowieso am meisten. Sie würden wohl Handfeuerwaffen mitnehmen müssen – in der Wild-West-Mentalität, die auf diesem Planeten herrschte, würden sie sonst wahrscheinlich innerhalb von Minuten irgendeinem Straßenräuber erliegen.

Ashok erinnerte sich an eine gründlich verschlossene Kammer, die er bei einem seiner nicht autorisierten Streifzüge durch die Innereien der Ivory kürzlich gefunden hatte. Sie hatte seinen rudimentären Öffnungsversuchen widerstanden, aber sein Tricorder hatte deutliche Signaturen hochkapazitiver Energiezellen gefunden – solche, wie sie normalerweise nur in tragbaren Waffensystemen eingesetzt wurden.

Die Instandhaltungsröhren, die zu der Kammer führten, hatten alle Zeichen längerer Nichtbenutzung gezeigt: eine feine Staubschicht, wie sie in der sterilen Umgebung eines Raumschiffs erst nach Monaten zustande kam. Ashok wusste, dass niemand von der derzeitigen Ivory-Crew schon so lange an Bord war und dass Tarsons Vorgänger als Sicherheitschef eine Reputation als paranoider Sicherheitsfanatiker hatte. Er grübelte. Als er die Kammer entdeckte, hatte er es unterlassen, jemandem davon zu erzählen; aber vielleicht könnte dieses Wissen jetzt noch nützlich werden ...

Tarsons Stimmung verschlechterte sich von Minute zu Minute. Er hatte versucht, dem Gespräch objektiv entgegenzutreten, doch es viel im immer schwerer. Bei den ganzen schlechten Nachrichten. Wenn es nach ihm gehen würde, dann hätte er diesen Ansali direkt kontaktiert, ihm ein Angebot gemacht, welches er nicht abschlagen konnte, und wäre dann wieder hier verschwunden.

Sauber, einfach und ohne irgendwelche großen Gefahren. Aber nein, es musste ja wieder kompliziert werden. Vor allem die Aussage von Classic, dass alles vor Ort geklärt werden müsste, machte ihm Sorgen. Er hasste es, unvorbereitet in irgend etwas hinein zu stolpern. Wieso war es nicht möglich, vorher alles zu planen? Der Spruch, dass zu wenig Informationen vorliegen, befriedigte ihn überhaupt nicht. Es musste auch anders gehen.

"Mr. Classic", begann er. "Ich denke, es würde uns allen immens weiterhelfen, wenn Sie uns ein wenig genauere Informationen mitteilen könnten. Was erwartet uns dort unten genau? Ich habe keine Lust, ins offene Messer gestoßen zu werden, nur weil Sie uns Daten vorenthalten. Im Moment sehe ich nämlich keine Chance, dass wir es irgendwie schaffen könnten. Verstehen Sie, was ich damit sagen will?"

Cheyenne beobachtete den Chef der Sicherheit für ein paar Sekunden stumm. Die Verärgerung in seiner Stimme war nicht zu überhören und die Pilotin war gespannt, wie Classic darauf reagieren würde.

Abgesehen von der Tatsache, dass Tarson sie und ihre Frage anscheinend überhaupt nicht beachtete hatte, stellte die Pilotin doch fest, dass der hochgewachsene Kerl Recht hatte.

Aber das Problem mit dem Nicht-beachtet-Werden schien es hier an Bord der Ivory wohl öfters zu geben. Genauso wie die Teilnahmslosigkeit der Besatzung, die einige Chewmitglieder in dieser Besprechung an den Tag legten. Innerlich schüttelte die Pilotin den Kopf.

Classic hatte mit diesen Bedenken gerechnet – im wahrsten Sinne des Wortes – leider hatte er aber auch kein Allheilmittel dafür. Wer ging schon gerne unbekannte Risiken ein.

"Mr. Tarson, ich verstehe Ihre Bedenken nur zu gut, glauben Sie mir. Bevor ich jedoch diesbezüglich fortfahre, möchte ich noch kurz Die Frage von Ms. Morgan beantworten, der Sie so elegant ins Wort gefallen sind."

Sein Blick wandte sich wieder auf Cheyenne. Bildete sie es sich ein, oder hellte sich sein Gesichtsausdruck ein ganz klein wenig auf?

"Ich sprach von Abwehrprogrammen, die versuchen, einen unerlaubten Eingriff in ein Computersystem zu verhindern. 'Gewöhnlich' auch in dem Sinne, dass es sich um reine Programme handelt. Nach allem, was ich herausfinden konnte, wurden die Versuche, kybernetische Interfaces herzustellen, kurz nach meinem Abgang eingestellt. Vermutlich war es nicht profitabel genug. Diese Programme sind, vorausgesetzt ich bekomme ein wenig Mithilfe von Ihnen, kein großes Hindernis für mich.

Leider habe ich nur begrenzt Möglichkeiten, von hier oben aus weitere Informationen heranzuschaffen. Dies liegt daran, dass ich von 'außen' über die regulären Kommunikationskanäle nicht viel erreichen kann. Wenn Sie mir mit Hilfe eines kleinen Subraum-Transceivers einen Zugriffspunkt geben, kann ich Ihnen vor Ort weitere detaillierte Informationen beschaffen.

Als ich damals aus Ansalis Labor floh, gab es eine ganze Reihe von mehr oder weniger offenen Zugangsmöglichkeiten in den Komplex – von Lüftungssystemen angefangen bis hin zu einer Lücke im Transporterschild des Gebäudes. Was davon noch verwendbar ist, kann ich aber erst mit einem Einsatzteam vor Ort weiter klären.

Was ich von hier aus an Detailinformationen bereits erfahren konnte, zeigt, dass sich die grundlegende Struktur dieses Gebäudes und seiner offensichtlichen Sicherheitsmassnahmen nicht geändert hat. Man kann unter normalen Umständen nicht hinein oder hinaus beamen; alle normalen Zugänge sind mit Kraftfeldern elektronisch gesichert."

Eine Luftaufnahme des Komplexes erschien jetzt auf dem Bildschirm, Classics Avatar war noch in einem kleinen Fenster in der oberen, rechten Ecke zu sehen. Ein diffuser gelber Schleier lag über den Gebäuden, eine Reihe von Punkten an den verschiedenen Gebäuden leuchteten Rot.

"Was Sie hier sehen, ist eine Aufnahme aus der Sensorphalanx der Ivory, die das Transporterstörfeld und die regulären Eingänge zeigt.

Das Störfeld weist immer wieder kurze Lücken in unregelmäßigen Abständen auf, deren Ursache mir unbekannt ist. Zunächst vermutete ich mangelnde Wartung, das würde aber nicht im geringsten Ansalis Interessen entsprechen. Daher würde ich diesem Phänomen mit Vorsicht gegenübertreten. Theoretisch sind die Störungen lang genug, um ein Außenteam notfalls extrahieren zu können. Sollte sich keine andere Lösung bieten, liegen die Erfolgschancen etwa bei 90%.

Ich hoffe allerdings, dass wir dieses Störfeld vom Planeten aus für unsere Flucht gezielt umgehen können.

In zwei Stunden bricht die Nacht über die Ansiedlung herein, üblicherweise dürfte der Verkehr in diesem Komplex danach relativ schnell stark abnehmen, denn dort wird nicht in Schichten gearbeitet.

Mein aktueller Vorschlag ist, wenige hundert Meter von Ansalis Gebäuden entfernt auf den Planeten zu beamen. Dort befindet sich eine Kneipe, in der man zunächst einmal untertauchen kann, während die Lage sondiert wird. Tun Sie so, als ob Sie auf der Suche nach einem eigentlich illegalen Geschäft wären, dann erregen Sie am wenigsten Aufsehen. Von dort aus können wir uns Zugriff auf das planetare Datennetz beschaffen und weitere Informationen in Erfahrung bringen.

Ach ja, bevor ich es vergesse:

Sollten Sie auf den Gedanken kommen, mich an Ansali ausliefern zu wollen ... Ich habe hier auf der Ivory den gleichen Sicherheitsmechanismus platziert, der mir auf dem cardassianischen Frachter als Lebensversicherung dienen sollte. Ein Virus liegt in allen wichtigen Teilen des Bordrechners. Wird das Virus aktiviert, werden innerhalb von Sekunden sämtliche Programme der Ivory beschädigt. Dies beinhaltet auch die Einschliessungskammern der Antimaterie. Und auch Martenghs letzte, noch aktive Sicherheitssperren werden daran nichts ändern können. Alles ist besser, als wieder in Ansalis Gefangenschaft zu landen."

Seine Stimme wurde jetzt sehr ernst, nicht unbedingt kalt, mehr, als ob er sich an längst vergangene Zeiten erinnerte:

"Eines möchte ich Ihnen jedoch versichern: Ich werde Sie nicht alleine lassen. Solange Sie mich nicht hintergehen, gebe ich Ihnen mein Wort, dass ich alles in meiner Macht stehende tun werde, um Ihnen zu helfen wohlbehalten den Planeten wieder zu verlassen. Wenn es bedeutet, dass ich dann erneut mein Leben opfern muss, dann soll es so sein. Ich stehe zu meinem Wort, so wie ich es beim letzten Mal getan habe. Ich stehe noch immer im Dienste dieses Schiffes, und das werde ich nicht vergessen."

Eine eigenartige Stille legte sich nach diesen Worten auf den Konferenzraum.

Die Pilotin hatte Classics Ausführungen stumm zu gehört und blickte nun etwas gedankenverloren vor sich hin. Vor ihrem geistigen Auge sah sie immer noch die Grafik der Sensorauswertung die 'der Flaschengeist' ihnen gezeigt hatte.

Der Gedanke, den Transporter für diese Mission einzusetzen, gefiel Cheyenne überhaupt nicht.

Bewusst ging sie nicht auf das letzte Wettern Classics ein. Ja, sie wussten, was er tun würde, wenn sie ihn hintergehen würden – aber wenn die Terranerin ehrlich war, war es ihr egal, von wem sie ihren Auftrag bekam – so lange sie ihren Lohn dafür bekam.

"Hmm, ich habe bei ihrem Plan die Transporter einzusetzen, ein paar Bedenken. Und zwar folgende: Erstens können wir nicht sicher sein, dass das Transporterstörfeld nicht doch weiter ausgedehnt ist als uns die Sensoren der Ivory zeigen – da bin ich immer ein bisschen misstrauisch. Was passiert wenn wir durch so ein Störfeld beamen und ihre besagten zehn Prozent eintreten, möchte ich nicht wissen." Der Sarkasmus in der Stimme der Pilotin war nicht zu überhören.

"Ein zweite Punkt ist, dass die Ivory vielleicht gezwungen ist, den Orbit des Planeten plötzlich zu verlassen – Omicron VII ist ja nicht gerade der friedlichste Ort. Und dann haben wir das Problem, dass das Außenteam auf dem Planeten festsitzen würde – stelle ich mir jetzt auch nicht so sonderlich angenehm vor."

Die junge Frau atmete kurz durch um ihre Gedanken zu ordnen und sprach dann nach einer kurzen Pause weiter.

"Mein Vorschlag wäre es, ein Shuttle zu nehmen. Ich bin sicher, dass es eine Möglichkeit gibt, es irgendwo unbemerkt zu verstauen. Den Rest des Weges bis zu dieser Kneipe müsste zu Fuß zu schaffen sein. Das hätte den Vorteil, dass das Team im Notfall nicht hier festsitzen würden. Außerdem ist es eindeutig ein sicherer Transport als zu beamen."

Fragend schweifte ihr Blick durch die Runde und blieb letztendlich an Classic hängen.

Im Stillen stimmte Peter der Pilotin zu. Er selbst hatte absolut nicht das Bedürfnis, bei einem Transportervorgang durch ein Zerstreuungsfeld verloren zu gehen. Oder noch schlimmer, falsch wieder zusammengesetzt zu werden. Er hatte da schon Geschichten gehört ...

Er schüttelte sich, als er daran dachte. Nein, nicht mit ihm. Und wenn er als Einziger mit dem Shuttle fliegen würde. Er würde auf gar keinen Fall auf die Transporterplattform steigen. Nie im Leben.

Eigentlich wollte er jetzt etwas zu Classic sagen, doch nach der Sache eben, wartete Peter geduldig, bis Cheyennes Frage von Classic beantwortet wurde. Er hoffte nur, es würde bald passieren.

"Wenn Sie mit einem Shuttle auf den Planeten fliegen wollen, können Sie das gerne tun, einen geschickten Anflugvektor vorausgesetzt sollte es ebenfalls unauffällig genug sein.

Ich halte es zwar für übergroße Vorsicht, aber ich kann es durchaus verstehen, wenn Sie meinen Aussagen bezüglich des Transporterstörfeldes nicht trauen. Nun, ich denke, ich würde ebenso handeln.

Ich werde die Sensoren dahingehend neu ausrichten und nach Lücken in der Luftraumüberwachung suchen lassen. Dies wird aber wieder etwas Zeit brauchen."

Die Pilotin nickte zustimmend. Für einen kurzen Moment hatte die Terranerin das Gefühl gehabt Classic wäre nach ihrem Vorschlag gekränkt gewesen. Doch im nächsten Moment verwarf sie diesen Gedanken wieder.

"Wenn Sie mir die Daten, die Sie über die Luftraumüberwachung bekommen, an meinen Terminal schicken, werde ich sicher ein geeignetes Manöver entwickeln können, denke ich."

Cheyenne legte eine kurze Pause und lehnte in ihrem Sessel nach vorne. Nach einem kurzen Atemzug fuhr sie fort.

"Aber ich glaube, wir können uns vielleicht auch noch einen paar andere Vorteile verschaffen. Mit ein bisschen technischer Hilfe von Lestat müsste es uns beispielsweise möglich sein, eine Art von Dämpfungsgenerator zu bauen, der die Energie die der Impulsantrieb erzeugt so neutralisiert, dass er auf den meisten Sensorenschirmen von Überwachungsanlagen nicht mehr auftaucht."

Während dem Gespräch, das sich hauptsächlich zwischen Cheyenne, Tarson und Classic abspielte, war Rekelen in ihrem Stuhl immer kleiner geworden. Sensoren? Dämpfungsfelder? Alles Dinge, von denen sie nur leidliche Ahnung hatte. Bilder zwielichtiger dunkler Straßen, in denen wollüstige Terraner und gehässige kleine Ferengi mit funkelnden Zähnen ihr Unwesen trieben, tauchten reich ausgeschmückt vor ihrem inneren Auge auf und sie hatte Mühe, der Diskussion zu folgen. Bis an die Zähne bewaffnete rachlüstige bajoranische Zuhälter sah sie bereits auf sich stürzen ...

In den letzten Minuten hatte die Cardassianerin sich allerdings aufgerichtet und nun funkelten ihre Augen, die ins Leere starrten und absolut nicht mehr in der Gegenwart weilten. Ein Roman. Das war es. Ihr Roman würde von diesem denkwürdigen Abenteuer handeln! Da sie dabei gewesen sein würde, könnte sie absolut authentisch beschreiben – Elemente des terranischen Neo-Konstruktivismus aus dem letzten Jahrhundert, der sie immer fasziniert hatte, könnte sie einfließen lassen, um formal zu unterstreichen, was sie über die emotionalen Terraner gelernt hatte.

Wie die Mission wohl enden würde? – Cardassianische Romane begannen stets mit der Nennung der Täter, damit man danach nicht durch Rätselraten abgelenkt wurde – terranische Schriftsteller machten das aus irgendeinem Grund gerne – und sich ganz darauf konzentrieren konnte, wie die Gründe für die Verurteilung aufgedeckt wurden. Nur ein cardassianischer Held fehlte ihr noch.

Als sie sich dabei ertappte, an einer cardassianischen Version des Namens "Raji" zu feilen, kehrte sie ruckartig in die Realität zurück.

"In Ordnung. Das muss reichen", holten sie die scharfen Worte Monserats völlig in die aktuelle Diskussion zurück. War ihr irgendwas entgangen? Wahrscheinlich einiges ...

Der Captain ließ ihren Blick durch die Runde schweifen. Das Strickzeug vergessen, klopften ihre Finger ungeduldig auf den Tisch. Selbst Classic sollte ihre ungemein schlechte Laune nicht entgangen sein, die sich im Laufe des Gesprächs immer weiter verschlechtert hatte. Nicht grundlos hatte sie sich nicht eingemischt, ließ Ärger sie doch immer stumm werden, und jedes der gefallenen Worte erinnerte sie an die untragbare Situation, in der sie nie hätte befinden sollen.

Allerdings hatte sie jedes Wort genaustens verfolgt und nun das Gefühl, dass genug der Planung erfolgt sei. Außerdem würde etwas wirklich Furchtbares geschehen, wenn sie diesem ... diesem Computerding noch einen Moment länger zuhören musste! Von Sekunde zu Sekunde traute sie ihm weniger über den Weg.

In der Tat hatte sich ihr Misstrauen so weit gesteigert, dass sie bereits beschlossen hatte, zumindest Smith nicht mit auf diese Mission zu schicken. Tarson war schuld an ihrem Dilemma, also konnte er ihretwegen ruhig in einem Transporterstörfeld hängen bleiben, aber Daniel Smith würde sie als zuverlässigen Mann bei sich auf dem Schiff behalten. Nur um ganz sicher zu gehen.

"Die Besprechung ist beendet", fuhr sie fort. "Machen Sie sich zum Aufbruch bereit, begeben Sie sich in den Shuttlehangar und fliegen Sie los. Auf dem Flug können Sie offene Fragen klären, alles weitere wird sich ohnehin erst auf dem Planeten klären lassen. Smith, Sie bleiben auf dem Schiff und überwachen die Situation von der Brücke aus."

Mit stoischer Miene blieb sie sitzen und wartete, bis alle Beteiligten sich erhoben hatten. Zu ihrer Erleichterung unternahm Classic keinen Versuch, die Besprechung fortzusetzen. Möglicherweise ahnte er ja, dass jede Art von Widerspruch keine gute Idee sein würde.

"Raji. Aures.", hielt sie die beiden Männer auf, als sich ihr "Team" an ihr vorbei in Richtung des Ausgangs schob. Der Inder und der Betazoid hielten inne, Aures weniger fragend als Raji – wie sie es hasste, nicht zu wissen, wer was in ihren Gedanken las. Beiden überreichte sie eines der PADDs, von denen mehrere vor ihr bereits eine Weile auf dem Tisch lagen. "Eine Liste der Spezifikationen der wissenschaftlichen Station der Shuttles", brummte sie und hatte die beiden scheinbar wieder vergessen.

Monserat hatte sich erhoben und sah nun aus dem Fenster, auch nachdem sie gehört hatte, dass die Tür sich hinter ihr schloss. Classic besaß erwiesenermaßen keine Möglichkeit, auf die PADDs zuzugreifen, solange sie nicht an den Computer angeschlossen waren, immerhin hatte es auch Zinda nicht gekonnt.

Die Liste der Spezifikationen begann erst weiter unten. Das PADD eröffnete mit der eindringlichen Anweisung, jede freie Ressource und sich bietende Möglichkeit zu nutzen, um Classic zu beseitigen. So leicht machte sie es diesem ... diesem Borgwesen nicht.

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