Ivory Chronik 1

Unbekannt = Unbeliebt?

--- ???

Mit geheucheltem Interesse saß Gerald Monserat einer Frau gegenüber, die mindestens 10 Jahre älter war als er, wenn er den Ergebnissen seiner Nachforschungen traute. Was ihn aber stutzig machte, war die Tatsache, dass sie aber mindestens doppelt so alt wie er aussah.

Ihr "ausdrucksstarkes" Gesicht, wie es ihm geschildert worden war, sah eher so aus, als wäre ihr Kopf um die Hälfte geschrumpft und könnte ihre Haut nicht mehr bei sich behalten, was sie dazu brachte ihr stetig übers Gesicht zu fallen.

Irgendwie fühlte der Franzose sich an den letzten Nagus von Ferenginar erinnert. Selbst ihre Ohrläppchen waren für die einer weiblichen Ferengi durchaus annehmbar, nur dass sie kein Ferengi sondern eine Terranerin war. Eine Engländerin. Pensionierte Erzieherin, um genau zu sein.

Mit leicht zitternden Händen führte der Eigentümer der Ivory ein Glas Rotwein zu seinen Lippen und trank diesmal schneller, als dass wieder eine ihrer um Aufmerksamkeit heischenden Bewegung - die seinen Arm bei dieser Gelegenheit ständig mit einem tadelnden Blick wieder senkte - ihn zwingen konnte, das Glas abzusetzen.

Dabei hätte es bei seinem Gegenüber ruhig auch mal etwas Stärkeres sein dürfen als ein Bordeaux. Denn im Wein lag bekanntlich die Wahrheit und diese saß ihm schonungslos ehrlich gegenüber.

Zähneknirschend nickte er zustimmend, ohne der altbackenen Jung(?)frau auch nur ansatzweise zugehört zu haben, doch es schien eine Frage gewesen zu sein, nachdem sie ihn mit ihrer spitzen Nase so aufmerksam studierte wie ein Habicht, der sich jeden Moment auf seine Beute stürzen wollte.

Ein verhängnisvoller Fehler, den er erst im Laufe der nächsten Stunden bemerken würde, wenn sie ihn am Nachmittag dazu auffordern würde, sein Versprechen einzulösen und mit ihr schwimmen zu gehen. Ihren aufreizenden Zweiteiler hatte sie selbst passend für diese Gelegenheit gestrickt.

Seine Augenbrauen zogen sich düster zusammen, während die Frau vor ihm vor seinen Augen zu transformieren begann und sich langsam in ein anderes weibliches Wesen verwandelte. Ebenso gesprächig, ebenso energisch, nur im Unterschied zu ihrer Vorgängerin mit zwei langen spitzen Gegenständen bewaffnet.

--- Ivory, Rückblende

"... und wahrlich Gerald, du bist und bleibst ein Tunichtgut. Ich kann es nur immer wieder betonen, dass sich endlich eine Frau um dich kümmern muss. Die fürsorglichen Hände einer Frau..." Die Stricknadeln klapperten energisch und untermalten die unheilvolle Stimmung im Raum, während das Grauen Gestalt annahm

Francine Monserat.

Wie tief musste ein Mensch gerutscht sein, wenn er sich genau an den Menschen wandte, der ihn Zeit seines Lebens nur bemitleidet, verkuppelt und in Schwierigkeiten gebracht hatte.

Konnte es noch etwas Schlimmeres geben, als die Hilfe seiner älteren Schwester anzunehmen?

"... aber nur zu meinen Bedingungen", formten sich wieder ein paar ihrer Worte in Geralds Kopf, die mehr Unheil nach sich zogen, als er sich je hätte ahnen können.

"We...lchen Be...din...gungen?", fragte er und seine Kehle war plötzlich so trocken, dass er meinte einen Kloß im Halse stecken zu haben.

"Du wirst deine Zeit auf Risa nicht nur ungenützt verstreichen lassen. Denn Erholung ist Luxus und Luxus bringt keinen Gewinn und verschafft auch keinen Vorteil. Man sollte ihn deshalb zumindest mit etwas Nützlichem verbinden. Es gibt da einige Damen..."

Danach setzte Monserats Erinnerung aus.

Er konnte sich nur mehr erinnern, wie er hier angekommen war und ihn die Leute, die sein Gepäck in sein Quartier brachten, mit mitleidigen Blicken verfolgten, wenn sie glaubten, dass er sie nicht sah.

--- Risa, Lounge

Die Erscheinung Francines war wieder verschwunden und an ihrer Stelle saß Ethel Fogetty, die ihn inzwischen erfolgreich davon überzeugt hatte, dass er in ihrer Gegenwart immer einer ihrer verzogenen Zöglinge sein würde, die sie anscheinend sehr vermisste. Wahrscheinlich aber mehr die Tadel, die sie verteilt hatte.

Mit ihm würde sie auf Lebzeit diesen Mangel vergessen. Etwas, das ihn sehr stark an Schwesternliebe erinnerte, die er mehr verabscheute als selbst Bragma.

Denn seinen Feind konnte man töten. Mit seiner Familie musste man leben.

Was hatte er sich nur dabei gedacht, sein geliebtes altes Mädchen in fremde Hände zu legen?

Melancholie machte sich in ihm breit und das ungute Gefühl, das erste Mal in seinem Leben ein schlechtes Geschäft abgeschlossen zu haben.

Sicher, er hatte einige seiner wertvollsten Schätze an einen ganz sicheren Ort gebracht, Schätze, mit denen er sich mehr als nur einen üppigen Lebensabend sichern konnte, dennoch schipperte da draußen ein Vermögen herum, angeführt von einer...

...einer Frau!

Ein Schauer lief Gerald über den Rücken, als er nur daran dachte.

Entweder war die halluzinogene Droge noch nicht ganz aus der Ivory gewichen und hatte seine Sinne benebelt, als er auf den Handel eingegangen war oder es hatte daran gelegen, dass er mit Bragmas Tod auch seinen Antrieb und seine Energie verloren hatte.

Alles deutete darauf hin, dass Frederic Leroy diesmal wirklich bei der Explosion seines Schiffes ums Leben gekommen war und mit ihm auch Monserats ein und alles: Lysides.

Die einzige Frau, deren überirdische Schönheit ihn je hatte bezaubern und um den Verstand bringen können. Für sie wäre er auch zum Mörder geworden. Doch es hat nicht sollen sein. Ihre Liebe war eine aus der Ferne, die nie ihre Erfüllung finden sollte.

Monserats Augen nahmen einen verräterisch feuchten Glanz an, als er daran dachte.

Er hätte jetzt gerne allem - sein Blick fiel auf sein geschwätziges Gegenüber -, wirklich allem, und auch seiner Erinnerung den Rücken gekehrt und einfach mit seinem einzigen Freund und Vertrauten gesprochen. Dieser hatte ihn immer verstanden und war ständig loyal an seiner Seite gestanden, selbst als er ihn unschuldig im Verdacht hatte, ihn verraten zu haben.

Und auch als Shania, für die er wie für eine Tochter empfunden hatte, einfach mit ein paar Crewmitgliedern unter sehr fadenscheinigen Gründen von Bord gegangen war um "nach ihrem Platz im Leben" zu suchen, war sein Freund für ihn dagewesen.

Doch nun hatte auch Martengh ihn verlassen... zuerst hatte Monserat an seinem Verstand gezweifelt, als der ernste, schweigsame Paranoiker breit grinsend und ein Liedchen pfeifend durch die Gänge getanzt war.

Erst später hatte er erfahren, dass Martenghs Spürprogramme seinen Bruder Brengh ausfindig gemacht hatten - offenbar diente er auf einem abtrünnigen Föderationsschiff. Somit hatte dieser gar keine Gelegenheit für irgendwelche Rachegelüste Martengh gegenüber, sondern musste sich im Gegenteil in Acht nehmen, dass er nicht selber zum Gejagten wurde.

Martengh war nun Eigner eines kleinen schnittigen Zweimannshuttles, das er zusammen mit seiner Frau Fu Drelahr durch die Galaxis führte. Ob er wie Monserat handeln oder in erster Linie seinen Bruder töten wollte... wer konnte das schon sagen?

Der große Händler Gerald Monserat war allein auf Risa mit einer Horde heiratswütiger und herrschsüchtiger alter Weiber. Sie schienen aus dem Boden zu sprießen oder shuttleweise angekarrt zu werden um ihn zu beeindrucken und zu baldiger Heirat zu ermuntern.

Francines Vorrat schien in dieser Hinsicht endlos zu sein.

Wieder verformte sich die verhärmte Gestalt vor ihm und wurde zu Francine. Einer jungen, hübschen Francine, die damals schon sehr eigensinnig war, aber zumindest noch keinen so großen Verschleiß an Männern gehabt hatte wie heute. - Hatte er eigentlich je überprüft, ob sie sich wirklich wie sie immer sagte von ihren Männern getrennt hatte oder ob diese das Zeitliche gesegnet hatten? - Sie fuhrwerkte ungeschickt mit ihren Sticknadeln herum und plagte sich gerade damit stricken zu lernen, was ihr kleiner Bruder für pure Zeitverschwendung hielt und seine Witzchen darüber machte.

Für einen Moment blickte sie ihn mit ihren eisigen grauen Augen an und für einen Moment hatte er gefroren, als sei ein kalter Windhauch über ihn hinweggefegt. Er hatte sie immer schon für eine Hexe gehalten, doch in diesem Moment war er sich sicher gewesen.

"Eines fernen Tages mein kleiner Gerald, wirst du auf mich angewiesen sein", prophezeite sie ihm mit einem so hintergründigen Lächeln, dass er unbewusst einen Schritt nach hinten gegangen war und eine teure Vase seiner Mutter herunter gestoßen hatte, was ihm später noch einigen Ärger einbringen würde, "und dann wirst du diesen Moment noch bitter bereuen..."

Francine lachte, dass es in seinen Ohren gellte.

'Nein!!!', in seinem Mund formte sich ein lautloser Schrei, als er sich in der Gegenwart wieder fand und fünf Frauen, die Ethels Zwillingsschwestern hätten sein können, auf ihn zukamen...

--- Ivory, Brücke

Stille hatte sich über die im Hangar angedockte Ivory gesenkt. Verlassen lag der alte bajoranische Frachter da; kein Laut regte sich in den vor Sauberkeit blitzenden Gängen, die eine verschreckt wirkende Gruppe Techniker noch geschrubbt hatte, bevor man ihnen ihren Sold aushändigte - der weit unter dem von Monserat vereinbarten Betrag lag - und ihnen endlich erlaubte, den anderen Crewmitgliedern zu folgen, Starbase 375 zu betreten und zu fliehen, so schnell ihre Beine sie tragen konnten.

Ein weit größerer Alptraum hatte auf dem Schiff Einzug gehalten und die 'sanfte' Führung Geralds abgelöst.

Momentan saß Francine Monserat auf der Brücke in ihrem Sessel und konzentrierte sich auf einen flauschigen, dunkelblauen Pullover in ihrem Schoß. Das Klappern von Stricknadeln hallte über unbenutzte Konsolen hinweg.

Die kleinwüchsige Frau wirkte selbst in dieser Umgebung wie eine vollendete Dame, mit ihrem so streng frisierten Dutt, dass das stramm sitzende silberne Haar fast die Haut ihrer Stirn verzog, dem dezenten Make-up und dem altmodischen Kostüm, dessen gedeckte Farben in Vollendung aufeinander abgestimmt waren.

Sie murrte leise, als sie eine Masche fallen ließ und die rasant fuchtelnden Nadeln einen Augenblick innehielten, als sie sie wieder auffädelte. Trotz ihrer energischen Bewegungen und dem plötzlichen, verärgerten Stirnrunzeln wirkte sie fast großmütterlich und hätte besser in ein Wohnzimmer mit Kamin und einer Schar Enkeln gepasst.

Als sich die Türen des Turbolifts zischend öffneten und der Putzroboter Charly in den Raum glitt, erweckten sein unstetig vibrierender Gleiter und sein hilflos zuckender, herabhängender tentakelähnlicher Greifarm fast den Eindruck, er sei nervös. Noch beeindruckender war allerdings, dass er sich völlig still verhielt, während er auf die Brücke glitt und auf halbem Weg wieder unschlüssig innehielt.

Doch Charly konnte niemand lange ruhig stellen.

"Captain, die gesamte Crew hat jetzt das Schiff verlassen, wie Sie es wollten, auch Dean von der Technik, obwohl das ja so schade ist, wo ich mich so gut mit ihm angefreundet hatte. Oh, und Miss Nar ist auf den Planeten gegangen und wollte sich die Bars ansehen und sie meinte, vielleicht kann sie ja auch die Neuigkeit verbreiten, dass die Ivory Besatzungsmitglieder sucht, aber gerade ist sie schon wieder gekommen. Das ist ja so eine nette Frau, auch wenn ich das Gefühl habe, dass sie mich nicht besonders mag, aber das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, immerhin habe ich..."

"Sei still, Charly", durchschnitt Francines tiefe Stimme wie ein scharfes Messer sein Geplapper. Charly verstummte abrupt. "Mach deine Arbeit. Putz die Brücke und bring mir einen Pfefferminztee. Mit Milch. Und wag es nicht, mich noch ein einziges Mal ohne Grund zu stören! Ich weiß nicht, wie Gerald dich behandelt hat, aber jetzt werden hier andere Sitten einkehren. Dieses sinnlose Geplapper werde ich hier nicht weiter dulden, oder du fliegst in hohem Bogen von Bord!"

Einen Augenblick lang schien es zu funktionieren. Charly schaffte es diesmal tatsächlich, den Mund zu halten. Bis er den Replikator erreichte.

"Computer, ein Pfefferminztee mit Milch", orderte er und wäre er ein Mensch, hätte er sicher angefangen zu strahlen, als eine rauchige, erfreute Frauenstimme ihm antwortete.

"Oh, hallo Charly. Wie schön, dass du dich auch mal wieder meldest. Ein Pfefferminztee, kommt sofort. Wie wäre es, wenn wir uns heute Abend auf Holodeck 1 treffen?"

"Nein, nein, das geht nicht, Zinda. Der Captain will, dass ich ihr Quartier ausräume, weil ihr die andorianischen Möbel des alten Captains nicht gefallen, und dann soll ich es putzen und neu einrichten und Mr Tarson soll mir dabei helfen. Darauf freue ich mich schon, denn er ist ja so ein netter Mensch, und dann kommen ja auch noch die ganzen neuen Mannschaftsmitglieder an Bord, und da muss ich..."

"Charly!"

Der Roboter verstummte. Schnell beeilte er sich, den Tee mit einem seiner Greifer zu fassen und vorsichtig hinüber zu Francine zu tragen, die ihn ihm fast knurrend aus der Hand riss und in diesem Moment sehr ihrem Bruder ähnelte.

"Oh, tut mir leid, Captain. Hier ist Ihr Tee. Wissen Sie, der Captain hat sich immer gefreut, wenn ich mit ihm geredet habe, daher bin ich es einfach nicht gewohnt..."

"Schon gut, sei einfach still", fauchte die ältliche Frau und zupfte mühsam beherrscht ihren Rock über den übergeschlagenen Knien zurecht, bevor sie tief durchatmete und sich wieder auf ihren Sessel zurücksinken ließ. Sekunden später erklang bereits wieder das vertraute Klappern.

Wieso hatte sie sich nur hierauf eingelassen? Nun, sie erinnerte sich nur zu gut an die tiefe Befriedigung, als sie ihrem Bruder Gerald gegenüber saß, der zusammen gesunken und erschöpft auf seinem Stuhl kauerte und darauf hoffen musste, sie würde ihm helfen, nachdem sein Freund Martengh ihn verlassen hatte und irgend so ein Mädchen, Shanova oder Shanaila oder wie sie hieß, ihm weglief und mit einem Crewmitglied durchbrannte, soweit sie seinen konfusen Erzählungen hatte folgen können. Nicht, dass er diese Frau hätte heiraten wollen - Gerald liebte nichts außer seinem Geld, obwohl sie sicher war, dass er sich bald schon für die eine oder andere ihrer adretten Freundinnen entscheiden würde, die sie ihm nach Risa geschickt hatte...

Wie sie das sah, hatte Gerald sich einfach überarbeitet. Kein Wunder, wenn er sein Leben damit verbrachte, durch die Sonnensysteme zu stromern, ohne sich richtig zu organisieren, ohne die helfende Hand eine liebevollen Ehefrau, die wusste, was zu tun war, nur mit Hilfe dieser Shanta und dieses fragwürdigen Caldoniers.

Nicht, dass Francine ihrerseits irgendjemandem vertraut hätte. Nicht einmal dieser Rekelen Nar, mit der sie dank der Hochzeit damals mit Gatak angeblich verwandt war und die vor einigen Tagen zu ihr auf die Ivory gestoßen war, wo sie angeblich die terranischen Sitten studieren wollte.

Aber immerhin gab es jemanden, dessen närrischer Ehrenkodex ihn dazu zwang, auf ewig an ihrer Seite zu bleiben, es sei denn, sie gab ihn frei. Nur Männer konnten so albern sein, sich an irgendwelche Ideale zu verschreiben. Ein beinahe sanftes Lächeln schlich sich in ihr Gesicht, als sie sich daran erinnerte, wie sie Peter Tarson einige Male bei einem Kartenspiel gesetzt und seine hoffnungsfrohe Miene beobachtet hatte, genauso wie die schlagartige Enttäuschung, wenn er erkannte, dass sie auch dieses Spiel nicht verlieren würde...

"Tarson!", keifte sie sofort in ihren Communicator, nachdem sie sich einmal an ihren Butler erinnert hatte, und hieb auf das metallene Gerät an ihrer Brust, als wolle sie sich selbst wieder beleben. "Tarson, wo treibst du dich schon wieder herum!"

"Tarson hier." Ihr Butler klang, als koche sein Ärger nur unter einer dünnen Papierschicht. "Ich mache mich gerade mit einigen Sicherheitssystemen vertraut, Ma'm."

"Captain heißt das jetzt, Captain, verstehst du! Überhaupt, warum dauert das so lange? Es kann doch nicht so schwer sein, die Programme dieses No'Orba außer Kraft zu setzen! Kümmer dich lieber um diesen schrecklichen Computer, ich will so eine aufreizende Stimme nicht auf meinem Schiff haben! Und komm auf die Brücke, wenn die ersten Bewerber eintreffen, ich will mich mit diesem Pack nicht alleine in einem Raum aufhalten, hörst du!"

Francine fand es noch immer empörend, dass ihr Bruder dem Computer nicht nur eine Stimme, sondern gleich die Persönlichkeit eines Flittchens, wie man es in den Bars dieser herunter gekommenen Starbase traf, gegeben hatte - und ihr nun zumutete, damit umzugehen! Andererseits besänftigte sie der Gedanke etwas, dass es ja kein Wunder war, wenn so ein einsamer Mann wie er sich etwas Abwechslung verschaffen wollte. Ethel würde ihm solche Flausen sicher schnell austreiben.

Und auch das kurze "Gespräch" mit Peter hatte ihren Ärger gleich wieder gestillt. Dieser Mann hatte so eine beruhigende Wirkung auf sie. Ganz bestimmt würde sie ihn nicht bei einem Spiel riskieren, das sie ernsthaft verlieren könnte.

Kopfschüttelnd trank sie einen Schluck Tee und wandte sich wieder ihrem Strickzeug zu. Ein scharfer Seitenblick reichte, dass Charly die Brücke verließ - nicht wortlos, aber doch leise vor sich hinmurmelnd. Vielleicht fand sich ja auch in ihrer zukünftigen Besatzung die eine oder andere Frau, die für Gerald geeignet wäre...

--- Rekelens Quartier

Seufzend legte Rekelen das Buch, das sie gerade erst zur Hand genommen hatte, wieder beiseite. Es handelte sich um einen terranischen Liebesroman, eigentlich sehr lehrreich und interessant, aber sie hatte einfach keine Lust, ihre freie Zeit im Quartier zu verbringen.

Die Cardassianerin hatte die letzten Stunden auf der Starbase verbracht, in der Hoffnung, vielleicht mit jemandem ins Gespräch zu kommen, und eigentlich war ihr noch immer nach Gesellschaft. Aber hier war es noch kälter als auf Terra, trotz ihrer warmen Jacke, und neben den eisigen Temperaturen hatte sie auch eine Gruppe von jungen Bajoranern vertrieben, die unbedingt Streit suchten.

Bei der Erinnerung runzelte sie die Stirn. Dass dieses Volk immer so nachtragend sein musste, obwohl ihnen niemand etwas getan hatte, sie am allerwenigsten... wäre sie nicht so guter Laune gewesen, wäre es möglicherweise zu einem handfesten Streit gekommen, aber so hatte sie sich nur verzogen und anstatt eine andere Bar zu suchen, lieber die Ivory aufgesucht.

Während Rekelen auf Bajor stationiert war, hatten sich die Einheimischen fast noch freundlicher verhalten. Es kam ihr fast so vor, als sei ihr Respekt nur von der militärischen Autorität der Cardassianer gekommen, aber das war natürlich Unsinn. Auf einer herunter gekommenen Station wie dieser trieben sich einfach nur unhöfliche Gesellen herum.

Jedenfalls würde sie nie mit der Recherche für ihren Roman vorankommen, wenn sie sich in ihrem Quartier versteckte. Nicht, solange sich auf dem Schiff kein Personal befand.

Die junge Frau konnte immerhin Verständnis dafür aufbringen, dass der Captain der Sitte ihres Bruders folgte und vorhatte, auch zukünftig in regelmäßigen Abständen die Crew von Bord zu werfen und komplett neu einzustellen. Trotzdem hätte sie sich gewünscht, nicht die einzige auf dem Frachter zu sein...

Aber vielleicht hatte sie ja Glück und es befand sich mittlerweile jemand an Bord. Immerhin hatte Miss Monserat ihr aufgetragen, sich um die Vergabe der Quartiere für die Neuankömmlinge zu kümmern, so dass sie jeden davon gleich treffen würde, und sie war schon neugierig, mit welchen Leuten sie wohl die nächsten Wochen verbringen würde.

Kurzerhand legte sie den Roman mit dem ihr eigenen Sinn fürs Detail in einem akkuraten Winkel auf den Nachttisch und ging zu ihrem Schrank, um ihn nach praktischeren Kleidern zu durchsuchen. Sie würde einfach eine Weile durch die Gänge joggen. Vielleicht traf sie ja jemanden, oder aber Monserat kontaktierte sie, wenn sie etwas brauchte. So oder so war es ihr lieber, sich ein wenig die Beine zu vertreten und durch den Sport aufzuwärmen, als weiter gelangweilt die Literatur eines Volkes zu lesen, das tatsächlich Romane über schwache Frauen schrieb, die von Männern gerettet werden mussten, die nicht den geringsten Sinn für Patriotismus hatten...

--- Sternenbasis 375, Gänge

Geistesverloren marschierte die große dunkelblonde Amerikanerin mechanisch einen Schritt vor den anderen setzend in Richtung Andockstellen. Den Kopf gesenkt, das blasse, noch immer deutlich von körperlicher Anstrengung gezeichnete Gesicht von ihren dunkelblonden langen Locken umrahmt.

Ihre Körperhaltung war längst nicht so straff wie immer, selbst ihre Schultern hingen traurig nach unten und ihre große Gestalt wirkte in sich zusammen gekrümmt und zerbrechlich. Was fast wie ein Wunder anmutete, bei ihrer Körpergröße.

Nur einem glücklichen Zufall hatte sie es zu verdanken, dass sie in der Stationsbar erfahren hatte, dass die Ivory gerade hier angelegt hatte. Auch wenn es eine Ironie des Schicksals war, dass sie es gerade durch das Belauschen einer Cardassianerin hatte erfahren müssen. Der Rasse, mit der sie nur Abscheu und Verachtung verband für alles, was sie ihr angetan hatten. Wobei sie nicht nur an die drei gebrochenen Rippen und die Gehirnerschütterung dachte.

So hatte Shania es mit Belustigung und innerer Befriedigung mit angesehen, als eine Gruppe junger Bajoraner Streit mit der Cardassianerin begonnen hatte und sie war gegen ihr eigentliches Vorhaben doch noch ein wenig länger geblieben, bis sie schließlich nach der Cardassianerin gegangen war. Eine Weile nach ihr sogar, weil der Barbesitzer einer der ganz besonders lästigen Art war.

Noch immer hatte Shania sich nicht mit dem Gedanken anfreunden können wieder zu Gerald Monserat zu kriechen und regelrecht darum zu betteln, dass er ihr den Verrat verzieh, einfach mit einem männlichen Crewmitglied abgezogen zu sein. Ohne eine Erklärung, ohne ein Wort. Nach allem, was er für sie getan hatte, war sie einfach gegangen. Und er sollte sie wieder mit offenen Armen bei sich aufnehmen ohne Fragen zu stellen, auf die sie selbst keine Antwort hatte.

Allein bei den Gedanken daran ihm wieder unter die Augen treten zu müssen und seinen Blick auf sich zu spüren, hatte sie ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Das aber nicht davon herrührte, dass sie in der Stationsbar gesessen war und den ganzen Tag über - oder war es nachts? - in ihren ersten und einzigen Drink gestarrt hatte, als wollte sie auf dessen Grund sehen, was ihr die Zukunft bringen würde.

Doch was sollte sie auch tun? Ihr Leben hatte seinen Sinn verloren, als alles, woran sie geglaubt hatte, wie ein Kartenhaus in sich zusammen gestürzt war. Sogar die festen Grundpfeiler, denen sie ihr Leben anvertraut hätte, waren nichts weiter als eine Illusion gewesen. Die Jagd nach den Unterlagen ihres Mannes John, mit denen sie postum seinen Namen reinwaschen wollte, eine reine Farce, die einem Mann das Leben gekostet hatte. Dem einzigen Mann, den sie kennen gelernt hatte, der sich je für eine Sache oder einen Menschen selbstlos geopfert hatte.

Der Gedanke an seinen sinnlosen Tod stimmte sie noch trauriger, als sie ohnehin schon war. Was hatte sie sich nur damals gedacht, als sie durch ihren Alleingang alle in Lebensgefahr gebracht hatte? Warum brachte sie immer andere Menschen in Schwierigkeiten und warum war sie so leichtgläubig jedem zu vertrauen und sich ausnutzen zu lassen?

Die Erinnerung daran, wie verblendet sie gewesen war, als sie einfach einem Mann aus Liebe in die Badlands gefolgt war, der ihr geschworen hatte, dass sie zusammen gehörten und der sich ihr trotzdem immer geschickt entzogen hatte um sie erneut zu verletzen oder zu enttäuschen, kaum dass sie ihm näher kam, schmerzte schon seit Längerem nicht mehr.

Auch nicht, ihn ohne erklärende Nachricht auf der Venture zurückgelassen zu haben, wo er entweder an ihren Tod glauben musste oder zumindest, dass sie verschollen war. Zu viel war inzwischen geschehen, das sie beschäftigte und das sie doch immer bewusst zu verdrängen versuchte, als sich um ihn zu sorgen.

Der Gedanke, an Bord der Venture unverhofft auf ihren Mann John Twillan getroffen zu sein, den sie für tot gehalten hatte, jagte noch immer einen kalten Schauer über ihren Rücken und Betroffenheit machte sich in ihr breit. Gerne hätte sie ihn anders in Erinnerung behalten, als großen sportlichen noch lebenden Mann der er jetzt war, oder sogar als Mann der Wissenschaft, der sein Leben für das ihre gab und sich in die Hand der verdammten Cardassianer begab, die ihr Lebensglück allein für die Früchte seiner Forschung zerstört hatten.

Doch alles, woran sie sich jetzt noch erinnern konnte, wenn sie an John dachte, war gerade die bodenlose Furcht, die in seinen Augen gestanden hatte, als er ihrem ausgestreckten nach seiner Hilfe heischenden Arm einfach den Rücken gekehrt hatte und sie mit gebrochenen Beinen auf dem Maquisstützpunkt zurück gelassen hatte. Hilflos und schutzlos.

Dabei hatte sie nach seinem berauschenden, ihre Sinne verwirrenden Kuss gedacht, alles würde sich für sie ändern und sie hätten wieder eine zweite Chance einander kennen und lieben zu lernen und einen neuen Anfang zu machen. Sie wollte ihm alles sagen, sich ihm zu erkennen geben und bei ihm bleiben, doch das Schicksal hatte es anders bestimmt, indem es den geheimen Stützpunkt der Maquis genau dann der Entdeckung durch die Föderation preis gegeben hatte, als sie einander gefunden hatten.

Der Alarm und die anschließende Evakuierung des Stützpunktes hatte sie schon kurz nach ihrem Treffen wieder von einander getrennt und sie fragte sich, ob John sie auch dann im Stich gelassen hätte, wenn er gewusst hätte, dass sie seine Frau war und Teil der Vergangenheit, die die Cardassianer ihm gestohlen hatten.

Doch dann machte ihr der Gedanke, die Antwort bereits zu kennen Angst. Und sie begrub das Geschehene tief in sich.

Nun war sie wieder allein und bei den Gedanken an seine Reaktion liefen ihr die Tränen der Verzweiflung über die Wangen. Sie hielt sie nicht auf. Das tat sie schon lange nicht mehr.

Irgendwann würde sie ebenso ausgebrannt und leer sein wie an dem Tag, als die Föderation sie auf dem Stützpunkt unter den Trümmern gefunden und gerettet hatte. Sie wusste nicht, ob sie dafür dankbar sein oder die Föderation für ihr Eingreifen hassen sollte. Ja, es waren endlose Stunden oder Tage gewesen, die sie dort verbracht hatte. Allein mit sich selbst, den Schmerzen und ihren Gedanken. Gedanken, die schlimmer waren als alle Schmerzen. Irgendwann hatte sie aber aufgehört die Zeit als solche wahrzunehmen und hatte ein Stück Unendlichkeit gefühlt.

Ein wehmütiges Lächeln überzog Shanias Gesicht und ein entgegenkommender Terraner lächelte sie zuvorkommend an, da er annahm, dass es ihm galt, doch sie blickte starr durch ihn hindurch und ging einfach weiter. Etwas ratlos blickte er ihr nach und dachte anscheinend darüber nach ihr zu folgen, doch dann drehte er sich kopfschüttelnd um und setzte seinen Weg fort. Shania war mit ihr Gedanken Lichtjahre von ihm entfernt.

Der Chefmediziner Dr. Kingsley des Föderationsraumschiffs U.S.S. Saturn hatte ihr bei ihrem Erwachen zu erklären versucht, dass es nichts weiter als eine Ausgeburt des hohen Fiebers war, mit dem sie sie in erbärmlichen Zustand aufgegriffen hatten, aber sie war sich sicher, dass es mehr gewesen war. Dass sie Kontakt mit etwas nicht Greifbaren, Gigantischen hatte und von ihm berührt worden war. Dem Geist des Universums. Dem, was jeden Lebewesen nach dem Tod erwartete.

Shania schluckte bei dieser Erinnerung und schritt mit ihren langen Beinen noch schneller aus um endlich zur Andockstelle zu gelangen um in gewohnter Umgebung die letzten Wochen nur für Ausgeburten ihrer Träume zu halten. Hastig schlug sie mit zitternden Händen den Kragen ihrer Jacke hoch, doch sie fror trotzdem weiter. Ihre Finger waren eiskalt. Ebenso wie ihr Herz. Es hatte keinen Sinn mit der Vergangenheit zu hadern. Was geschehen war, war geschehen.

Die Föderation hatte sie hier ausgesetzt, nachdem sie begreifen musste, dass Shania absolut nichts wusste. Weder vom Maquis noch vom Verbleib der desertierten U.S.S. Hope, welche die Föderation nur gerne wieder in ihrer Flotte einverleibt hätte oder ihre Besatzung exemplarisch bestraft hätte.

Nun musste sie nach einem Platz zum Bleiben suchen, mit nichts weiter als ihren Kleidern am Leib.

--- Andockring

Die Amerikanerin blickte aus einem der zahllosen Fenster des Andockrings nach draußen und sah die Ivory im Weltall vor sich liegen. Kein gerade hübscher Anblick, da es weitaus elegantere Schiffe als den bajoranischen Frachter gab, aber ein ihr sehr vertrauter, der ihr Kraft gab sich auf die bevorstehende Unterredung mit Monserat vorzubereiten.

Dem einzigen Mann, in dem sie keinen sah und dem sie mehr vertraute als ihrem eigenen Vater. Alle anderen Männer verletzten sie immer nur, er hatte niemals die attraktive Frau in ihr gesehen, sondern nur die Tochter, die er nie hatte, und seinen Schützling. Auch wenn sie ihm wie ein Rebell zugelaufen war und selbst ihm trotzig die Stirn geboten hatte aus Angst eingeengt zu werden.

Noch einmal schwor sie sich einfach nur ihre Arbeit an Bord zu machen und keine Gefühle mehr an sich heran kommen zu lassen. Vor allem um Männer würde sie künftig einen weiten Bogen machen und sich immer vor Augen führen, dass sie kamen und gingen. Niemand war lange genug an Bord der Ivory um ihn kennen zu lernen und niemals würde sie mehr jemand in blinder Liebe folgen, der ihre Schwäche ausnutzte um ihr Gefühle vorzuheucheln.

Noch einmal atmete Shania tief durch und drehte sich dann um. Eine Veränderung ging mit ihr vor und ihr Körper straffte sich. Entschlossen ging sie zur Schleuse.

--- vor der Schleuse der Ivory

Mit heftig klopfenden Herzen stellte sich Shania vor die Schleuse und blickte auf die Konsole um sich anzumelden. Es war, als wäre sie von einem kleinen heimlichen Nachtausflug in der Stationsbar zurückgekommen, während Martengh sicherheitshalber ihr Passwort geändert hatte und als wären diese Wochen nie geschehen.

Trotzdem fiel es ihr noch immer schwer den letzten Schritt zu machen. Als sie in der Nähe Schritte hörte, aktivierte sie hastig die Konsole um einen etwaigen anderen Bewerber zuvor zu kommen und sprach hinein, als sie hörte, dass jemand ihr antworten wollte:

"Hallo Gerald und Martengh? Ich bin's, Shania. Kann ich wieder zu euch an Bord kommen? Es geht mir nicht gut. Ich will einfach nur von hier weg."

--- Bar

Es war wieder einer dieser Tage, Lestat saß an der Bar an Bord genau der Raumstation, auf welcher er vor mittlerweile schon fast 3 Wochen gestrandet war.

Sein Geld, welches vom Verkauf eines schrottreifen Shuttles stammte, ging so langsam zur Neige und ihn langweilte dieser Ort sowieso schon seit dem ersten Tag, an dem er hier gelandet war.

‚Wie lange werd ich wohl noch an diesem öden Ort zubringen müssen, bis hier endlich mal wieder ein Schiff auftaucht, mit dem ich hier wegkommen kann.’ Lestats Gedanken kreisten schon länger nur um dieses Thema. ‚Ich sollte einmal nachschauen, ob hier vielleicht irgendwo ein guter Ingenieur gebraucht wird’

Lestat kramte sein letztes Geld aus der Tasche, bezahlte seinen Drink und machte sich auf in Richtung Informationsterminal.

--- Gang mit Infoterminal

Lestat betrachtete gelangweilt die verschiedenen Anzeigen, welche ihm das Informationsterminal der Station ausspuckte.

‚Langweilig… Uninteressant… nicht schon wieder ein Ferengifrachter… ins Gebiet der Romulaner???’ Das war eine Ecke des Weltalls, die Lestat seit seiner Begegnung mit einem romulanischen Warbird eher mied. Doch was war das, dieses Schiff weckte Lestats Interesse, ein kleiner alter bajoranischer Frachter, der eine ganz neue Crew suchte.

Dieser Job roch praktisch danach für Lestat bestimmt zu sein. ‚Ein altes Schiff, da brauchen die sicher ’nen guten Ingenieur, verreckt doch sowieso alle paar Lichtjahre was an diesem Schiffsmodell’

"Das ist er!!!", hörte Lestat plötzlich jemanden hinter sich sagen. Erschrocken dreht er sich um und sah einen Ferengi zehn Meter hinter sich stehen.

'Ohh Mist, Drelnork, dieser miese kleine Wicht, was macht denn der hier? Ich hasse diese Ferengi, wenn ich deren Gedanken nur lesen könnte, dann hätte ich ihn schon vor fünf Minuten bemerkt.'

"Schnappt ihn euch!!", brüllte der Ferengi über seine Schulter und eine Gruppe von Ferengi kam um die Ecke gejagt.

--- Gänge

Lestat, der bis zu diesem Augenblick wie angewurzelt noch immer vor dem Infoterminal stand nahm nun seine Beine in die Hand und rannte den Gang hinunter um den Ferengi zu entkommen. Einige Korridore weiter fand er eine Türe zu einem Transporterraum.

--- Transporterraum

Er sprang hinein, holte ein Gerät hervor das aussah als wäre es ein Kugelschreiber, stellte dieses auf eine niedrige Einstellung und schweißte damit die Türen zum Transporterraum zu.

Einige Sekunden später hörte er auch schon den ersten Ferengi gegen die Türe laufen und laut fluchen, als diese sich nicht mehr öffnete.

Lestat ging zur Konsole und programmierte wahllos die Koordinaten irgendeines Schiffes, welches sich gerade am Andockring der Station befand, weiterhin brachte er dem Transporter bei, alle Aufzeichnungen zu löschen, nachdem er transportiert wurde.

In der Zwischenzeit hämmerten die Ferengi wie wild gegen die Türe, welche schon langsam nachgab. Lestat eilte zur Transporterplattform und entmaterialisierte genau in der Sekunde, als die Ferengi die Türe einen Spalt weit geöffnet hatten und einen Phaserstrahl in seine Richtung abfeuerten.

--- Andockring

Megan stand fassungslos am Hangar und schaute auf den Platz, wo vor 2 Stunden noch das Shuttle ihrer "Mitfahrgelegenheit" gestanden hatte.

"So ein Mistkerl!!!", fluchte Megan.

Sie war schlecht gelaunt, sie hatte einen Haufen Geld, um nicht zu sagen ihren letzten Rest Geld, für die Fahrt ausgegeben und nun hatte dieser fiese Ferengi sie auch noch betrogen. Er war spurlos verschwunden, mit dem Grossteil ihrer Sachen.

'Wie konnte ich nur so blauäugig sein?" fragte sie sich selbst den Tränen nahe.

Während der Fahrt hatte sie sich vorzüglich mit dem Inhaber verstanden und seinen Bordarzt sogar bei der medizinischen Pflege der Besatzung unterstützt.

Nun war ihr ganzes Hab und Gut verschwunden, das einzige, was sie noch hatte, war ihre Tasche mit einer fast leeren Geldbörse und neben ein paar Kleinigkeiten, zum Glück noch ein paar Kleider. Dennoch hatte sie nichts besonders Wertvolles bei sich.

Der Händler hatte ihr versichert, dass er ein paar Tage bleiben würde und er ihr Zeug sich lagern würde bis sie eine Anstellung oder Zimmer gefunden hatte. Dies war quasi als Bezahlung für ihre Hilfe bei der Medizinabteilung abgemacht worden. Und nun waren nicht einmal zwei Stunden vergangen und es war keine Spur von, wie Megan ihn nun in ihren Gedanken nannte, miesen Schwein.

Megan musste sich erst mal auf den Boden des Hangars setzen, je mehr sie darüber nachdachte, desto weniger konnte sie es fassen.

Sie konnte nicht sagen wie lange sie da schon saß, aber irgendwann stand sie auf und murmelte vor sich hin.

"Der muss doch irgendwo zu finden sein... so was kann auch nur mir passieren... ich brauch einen Drink... und Arbeit..." Sie seufzte. "Wahrscheinlich werde ich meine Klamotten nie wieder sehn."

Während sie in Richtung Bar ging, beschloss sie schnellstmöglich von dieser Sternenbasis zu verschwinden, und vorher brauchte sie noch einen harten Drink.

--- Bar

Megan betrat die Bar und an der Theke betrachtete sie abwechselnd die Preise und ihren Rest Geld. Am Ende entschied sie sich für das Billigste auf der Karte, Wasser.

Als ein Tisch frei wurde, setzte sich Megan an diesen und bestellte bei einer deltanischen Bedienung.

"Ein Wasser und eine Info. Wo kann ich hier jemanden finden, der Ahnung hat, was hier vorgeht?"

Sie verschwand mit einem Kopfnicken und brachte Wasser. Als Megan ihr genügend Trinkgeld gab, zeigte sie auf einen Ferengi nicht weit von ihrem Tisch entfernt.

'So ein Glück schon wieder ein Ferengi' dachte sie und setzte sich an seinen Tisch.

Der Ferengi beäugte sie in Ruhe und schweigend.

Megan fing an:

"Ich habe gehört, Sie wissen, was hier auf der Raumstation vorgeht."

Der Ferengi nickte noch immer schweigend, aber er grinste breit.

"Ich möchte nur eins wissen: wie komme ich am schnellsten von dieser verdammten Raumstation wieder runter? Egal wie...!"

Megan legte ihr letztes Geld auf den Tisch und hoffte, dass es reichen würde.

Ferengi nahm das Geld und sagte: "Wir hoffen natürlich, dass sie diese wunderschöne Raumstation bald wieder besuchen, Miss?"

Diesmal schwieg Megan.

Nach einer kleinen Pause fuhr der Ferengi fort:

" Ich habe gehört, dass die Ivory eine neue Besatzung sucht. Nachdem der alte Inhaber Gerald Monserat von seiner Crew betrogen wurde, soll er einen Zusammenbruch oder so etwas bekommen haben.

Meiner Meinung geschieht das dem Raffzahn zu Recht... Nun hat die Ivory eine Frau übernommen. Wenn Sie nicht für eine Fahrt zahlen wollen, würde ich an Ihrer Stelle dort mal vorbeischauen."

Megan stand wortlos auf und machte sich auf den Weg zur Ivory.

--- Ivory, Brücke

Francines Augenbrauen schossen pfeilähnlich in die Höhe, als die Stimme der jungen Frau durch die altmodische bajoranische Sprechanlage über die Brücke halte.

Shania? Doch nicht etwa diese Shania - oder Shanina oder Shanova -, von der Gerald gesprochen hatte? Diese Person, die ihm davongelaufen war, wahrscheinlich, als er sie nicht heiraten wollte?

In einer routinierten Bewegung hatte die alte Frau ihre Stricksachen zusammengelegt und energisch auf einer Lehne platziert, bevor sie aufstand, ihren Rock glatt strich und hinüber zu jener Konsole schritt, an der eigentlich gerade ihr Butler stehen und seine Arbeit erledigen sollte. So weit kam es noch, dass sie sich mit jedem Bewerber abgeben musste, als sei sie eine Empfangsdame und nicht der Captain!

Sie bedauerte auch plötzlich, Gerald nicht besser zugehört zu haben. Dann wüsste sie jetzt, wie sie mit dieser Frau zu verfahren hätte. Aber immerhin könnte es interessant sein, mit ihr zu sprechen...

Mit einem vorsichtig ausgestreckten Finger aktivierte sie die Kommunikationskonsole, und ihre Stimme klang verräterisch sanft, als sie Shania antwortete: "Gerald ist leider nicht mehr an Bord, meine Liebe. Aber lass mich jemanden schicken, der dich abholt, und dann können wir darüber in Ruhe sprechen."

Francine ließ Shania keine Gelegenheit zur Antwort, bevor sie die Verbindung schloss und Charly rief, damit er endlich einmal etwas Sinnvolles tat und diesen... interessanten Besuch auf die Brücke geleitete.

--- Lagerraum eines Schiffes am Andockring der Station

'Wo bin ich hier nur? Wie konnte Drelnork mich hier nur finden? Ich habe nun seit einigen Jahren nichts mehr von ihm gehört und nun findet er mich hier und ist noch immer genauso wütend auf mich wie an dem Tag als er mich von seinem Schiff jagte weil ich ein wenig Geld für mich alleine machen wollte. Blöder Ferengi, hab ich den jetzt aber abgehängt. Ahhh, da drüben ist eine Konsole, vielleicht finde ich darüber raus, wo ich mich eigentlich hingebeamt habe.' Lestats Gedanken rasten.

Lestat machte ein paar Schritte auf eine Konsole zu, als plötzlich der markerschütternde Klang einer Sirene durch den Frachtraum hallte.

'Mist, ich glaub, ich hab den Alarm ausgelöst. Was steht da auf dem Display? IVORY !!! Das nenne ich einen Zufall, aber ich hätte mir wohl einen besseren Start wünschen können um die Verhandlungen um einen Job zu führen.'

Lestat spürte etwas, irgendjemand kam da auf ihn zu. Er begab sich also in die Mitte des Raumes, stellte sich mit dem Gesicht zur Türe und harrte der Dinge die da kommen sollten...

--- Ivory, Brücke

Gerade wollte Francine den Computer anweisen zu fragen, wo sich dieser Tarson schon wieder herumtrieb, als ein markerschütterndes Heulen sie zusammenfahren ließ und ihre alten Knochen zum Beben brachte. Sie brauchte einen Augenblick, bis sie erkannte, was es war - der Alarm!

"Peter!", zischte sie mit zusammen gebissenen Zähnen, während sie zu zählen begann. Sie gab ihm zwanzig Sekunden, diesen Lärm inklusive des Grundes dafür zu eliminieren, oder sie würde ihn eigenhändig aus der nächsten Luftschleuse werfen!

--- Sternenbasis 375, vor der Schleuse der Ivory

Shania stand wie vor den Kopf geschlagen noch immer vor der Konsole, die Hand halb erhoben, mitten in der Bewegung erstarrt und konnte gar nicht glauben, was sie da eben in zwei kleinen Sätzen vernommen hatte.

Gerald war nicht an Bord. Der Mann, den nichts je hatte dazu bewegen können seine Kostbarkeit die Ivory, seine Heimat, seinen Reichtum auch nur mal für einen Ausflug auf eine Sternbasis allein zu lassen, war nicht an Bord.

Und jemand mit weiblicher Stimme nannte sie 'meine Liebe', was den Wortfall von 'mein Kindchen' hatte. Fast in so einem süffisant netten Tonfall, wie sie ihn nur noch vom verrückten Schiffscomputer Zinda kannte, der keine Gelegenheit ausließ, sie zu beleidigen oder ihr die Schamesröte ins Gesicht zu treiben, wenn Männer in der Nähe waren.

Noch erschütternder war aber die Tatsache, dass diese Stimme trotz der netten Worte ziemlich hart und befehlend klang. So als dulde sie keine Widerrede. Und sie schien die Autorisation und das Sagen an Bord der Ivory zu haben. Eine Frau, die ohne weiteres alles an sich reißen konnte, ohne dass Gerald oder Martengh etwas dagegen hatten...

Das konnte doch nicht wahr sein. Nein, das durfte einfach nicht wahr sein...

"Francine...", fast tonlos kam das Wort über Shanias Lippen und ein kalter Schauer lief über ihren Rücken. Wenn diese Frau auch nur halb so schlimm war wie Gerald ihr immer hatte weismachen wollen, dann würde sie in Kürze dem leibhaftigen Teufel in Form einer scheinbar gutmütigen Großmutter gegenüberstehen. Eine Frau, die ihn so verzweifeln hatte lassen, dass er niemals auch nur im Traum daran gedacht hatte zu heiraten.

Shania gab zu, dass ihr jetzt ein wenig Beistand - selbst männlicher Natur - lieber wäre, als alleine zur Brücke gebracht zu werden und ihrem Blick standhalten zu müssen. Vielleicht hatte Francine ja Einsehen und würde ihr ihren alten Job zurückgeben, wenn sie nett darum bat. Auch wenn sie nicht wirklich daran glaubte.

Stein erweichte man nicht mit ein paar Tränen oder Halsstarrigkeit.

Aber Shania blieb keine andere Wahl. Sie musste dringend von hier weg um zu vergessen. Sie brauchte Zeit, eine Bleibe und etwas Latinum um ein neues Leben anzufangen. Mit einer Vergangenheit, die nicht länger von Bestand war.

--- Ivory, Sicherheitsbüro

'Meine Güte', dachte Peter, als Francines scharfe Stimme verklang. 'Die hat ja wieder eine Laune.'

Schnell deaktivierte er den Alarm der internen Sensoren und sofort herrschte wieder eine angenehme Ruhe an Bord der Ivory. Doch diese Ruhe konnte er nicht genießen, denn der Eindringlingsalarm war real und nicht wieder einer dieser Sicherheitsprogramme, die niemand brauchte und die ständig Fehlfunktionen fabrizierten.

Zumindest seitdem er versuchte, eins nach dem anderen zu entfernen. Anscheinend musste dieser Martengh, von dem die Programme stammten, ziemlich paranoid gewesen sein. Denn alle in die Subroutinen der Ivory integrierten Programme hingen irgendwie miteinander zusammen.

Er war jetzt seit Tagen drauf und dran, einfach den Computer zu löschen und ganz von vorne anzufangen. Das wäre wahrscheinlich einfacher, als sämtliche Systeme nach den Programmen von diesem Caldonier zu durchsuchen. Und vor allem wäre dann diese eigenständige Persönlichkeit des Computers weg. Doch Francine hatte andere Pläne gehabt und ihm gesagt, er solle es so versuchen.

Wahrscheinlich war das wieder einer dieser unsinnigen Strafen für ihn gewesen. Denn schließlich konnte er ja nicht nur daran arbeiten. Nein, nach Francines Wünschen hatte er sich zu richten. Und deswegen sollte er immer mehrere Sachen auf einmal machen. Den Computer bereinigen. Tee kochen und bringen. Neue Bewerber abholen und begutachten. Und was der Frau noch so alles einfiel.

Aber diese ganze Problematik musste jetzt warten. Er stand aus dem Sessel auf, lud sich die aktuellen Daten in ein PADD, steckte seinen Phaser an den Gürtel und machte sich auf zu dem Lagerraum, in dem sich laut Computer ein Eindringling befinden sollte.

--- Deck 4

Mit gezücktem Phaser stand er neben der Eingangstür zum Lagerraum und tippte ein paar Befehle in eine Konsole ein. Schnell hatte Peter ein Kraftfeld um den Raum errichtet, damit der ungebetene Gast nicht zufällig wieder verschwand.

Dann befahl er dem Computer, die Tür zu öffnen und das Licht zu aktivieren.

Kaum hatten sich die Türen einen Spalt geöffnet, da war Tarson auch schon in den Raum geschlüpft und hatte hinter einer großen Kiste Deckung gesucht. Während er mit Hilfe des Computers feststellte, dass der Andere unbewaffnet war, horchte er in den Raum, ob irgendwo etwas verdächtig klang. Doch er hörte nichts.

Langsam lugte er hinter seiner Kiste hervor und rief: "An den unbekannten Eindringling. Bleiben Sie, wo Sie sind und halten Sie die Hände so, dass ich sie sehe."

Lestat, der immer noch in der Mitte des Raumes stand, schaute ziemlich verdutzt drein, als plötzlich dieser riesige Sicherheitstyp hinter eine Kiste hüpfte. 'Etwas übervorsichtig, der Große.' dachte er bei sich.

Lestat, der plötzlich bemerkte, dass er noch immer seinen 'Kugelschreiber' in der Hand hatte, welcher bei höherer Einstellung nicht nur zum Schweißen fähig war, ließ diesen fallen und streckte seine geöffneten Hände in Richtung des Sicherheitsmannes.

"Lassen Sie mich erklären, mein Name ist Lestat Aures, ich wollte hier kein Chaos auslösen und dass ich hier bin ist wohl eher ein Zufall. Es war so, ich wurde gerade an Bord der Station von einer Horde wütender Ferengi verfolgt, als ich in den Transporterraum flüchtete. Von dort aus hab ich mich einfach wahllos irgendwo hin gebeamt. Unglücklicherweise bin ich hier in Ihrem Lagerraum gelandet. Tja, und als ich gerade auf der Konsole den Namen ihres Schiffes gelesen hatte, schoss mir ihre Anzeige durch den Kopf, in welcher sie nach einer neuen Crew suchen. Nun ja, und da ich jetzt versehentlich schon mal hier gelandet bin, dachte ich, ich frag mal nach, ob da noch ein Job frei ist. Ich weiß, ich weiß, ich halte hier die Hände hoch und Sie zielen mit einem Phaser auf mich, während ich nach einem Job frage, ist wohl nicht so die übliche Art und Weise..."

Lestat, der durch seinen Redeschwall außer Atem gekommen war holte kurz Luft und schaute dann abwartend in Richtung des Sicherheitstypen. 'Na hoffentlich glaubt er mir das, ist zwar die Wahrheit, aber klingt doch recht blöd das Ganze. Ich spüre großes Misstrauen von diesem Kerl...'

Geduldig hatte Peter diesem Mister Lestat zugehört und er musste sich eingestehen, dass es schon eine Weile her war, dass ihm so eine dämliche Geschichte aufgetischt worden war. Doch das Problem war, er konnte jetzt nicht sofort diese Sache überprüfen. Also waren ihm erst einmal die Hände gebunden.

Langsam kam er hinter der Kiste hervor, weiterhin seinen Phaser auf Lestat gerichtet. Er näherte sich dem ihm Unbekannten bis auf etwa 3 Meter und zog dann seinen Tricorder hervor, denn er immer bei sich trug. Natürlich war es kein Standart-Tricorder. Peter hatte, seitdem er ihn besaß, schon allerlei nützliche Features installiert. Und eins davon nutzte er jetzt. Er scannte Lestat ab nach Waffen, Sprengvorrichtungen, Viren und was alles noch gefährlich sein konnte. Doch er stellte nur einen etwas erhöhten Blutdruck fest und so klappte er zufrieden das Gerät wieder zu, steckte es an den Gürtel und senkte etwas den Phaser.

"Ok, Mister Lestat. Ich kaufe Ihnen Ihre Geschichte ab. Zumindest so lange, bis ich sie genau überprüft habe. Da ich denke, dass Ihre Frage bezüglich der Jobsuche ehrlich gemeint ist, werde ich Sie sofort zum Captain bringen. Aber ich warne Sie, versuchen Sie keine dummen Tricks", sagte er und zeigte mit dem Phaser auf die Tür. "Bitte nach Ihnen."

Schnell deaktivierte Peter noch das vorhin errichtete Kraftfeld, als sie auf die Tür zugingen.

"Einen Moment noch, ich habe vorhin meinen kleinen Schweißbrenner fallen lassen, und damit Sie nicht denken ich versuche irgendwelche Tricks, sollten Sie ihn zu sich nehmen." Lestat beugte sich vorsichtig hinunter um den 'Kugelschreiber' aufzuheben. Nachdem er ihn mit zwei Fingern aufgehoben hatte, drückte er ihn kurzerhand Tarson in die Hand. "Das Ding kann auch ganz gut als Phaser zweckentfremdet werden wenn man es auf eine höhere Energiestufe einstellt."

Lestat drehte sich nun zur Türe um und ging mit Tarson und dessen Phaser im Rücken zum Turbolift.

--- Gänge

Auf dem Weg zum Turbolift kam Lestat und Tarson plötzlich ein Roboter entgegen. Dieser quatschte leise vor sich hin und wäre beinahe mit Lestat zusammengestoßen. 'Was ist das denn für ein komischer kleiner Kerl? Dem sollte vielleicht mal einer seine Sensoren putzen, hätte mich hier beinahe 'überfahren'.' Lestat schaute irritiert dem Roboter nach, der hinter einer Ecke verschwand.

--- Turbolift

'Hier stehe ich nun, mit einem Riesen als Wache neben mir, der immer noch misstrauisch meinen 'Kugelschreiber' anschaut, während er mit einem Phaser auf meinen Rücken zielt.'

Lestat war aufgrund der bizarren Situation zum Lachen zumute, aber er unterdrückte diesen Impuls, da ihn Tarson sicherlich für einen vollkommenen Spinner halten würde, wenn er nun anfangen würde zu lachen. Nun ja, Tarson hielt ihn auch so schon für etwas eigenartig, dies konnte Lestat deutlich spüren. Aber dazu brauchte er noch nicht einmal seine betazoiden Kräfte, diese Feststellung hätte jeder Mensch machen können.

'Aha, Tarson heißt er also. Peter Tarson. Mal sehen, was sein Gehirn noch so alles preisgibt... Er scheint sich wohl gerade über seine Herrin zu ärgern...' Lestats Spaziergang in Tarsons Gehirn wurde jäh unterbrochen, als sich plötzlich die Türen zum Turbolift öffneten und vor ihm die Brücke zum Vorschein kam.

--- Brücke

Lestat betrat die Brücke nur zögerlich und schaute sich aufmerksam um. Eine ältere streng wirkende Dame stand gerade aus dem Sessel des Captains auf und schaute ihn musternd an.

"Mein Name ist Lestat Aures, ich wollte mich bei Ihnen um einen Job als Techniker bewerben. Leider begegneten mir auf dem Weg hierher ein paar alte 'Freunde', die mich töten wollten. Lange Rede kurzer Sinn, ich bin auf meiner Flucht plötzlich in Ihrem Lagerraum materialisiert. Sicherlich haben sie den Alarm gehört. Tja, tut mir auf jeden Fall leid, dass ich so hereingeschneit bin, aber da ich schon mal hier bin, dachte ich, ich frage gleich mal wegen dem Job. Ich bitte Sie, vielmals meinen Auftritt auf Ihrem Schiff zu entschuldigen und auch das Chaos, welches ich angerichtet habe... "

--- Deck 3, Gänge

"...Jedenfalls hatte ich dann die Kiste mit den andorianischen Schaftbolzen in die Ecke gestellt, in der vorher dieser Wassertank mit den Goldfischen stand. Ferengi lieben Goldfisch, wissen Sie, vor allem gut vorgekaut, und der Captain... also Captain Monserat, also Gerald" Charly blinkte mit einem Lämpchen, um seine Verlegenheit darüber zu signalisieren, dass er von seinem alten Dienstherrn mit Vornamen sprach. "...also der Captain wollte sie einem Ferengifrachter weiterverkaufen, und ich hatte ganz bestimmt noch vor, sie zu füttern, außerdem hab ich sie ja auch gerne angesehen. Aber dann hatte Mr No'Orba, das war der 1. Offizier, wissen Sie, also Mr. No'Orba hatte die Kiste bereits in ein Kraftfeld eingeschlossen, weil sie nicht auf der Liste stand. Und..."

Rekelen hörte nicht mehr zu, während Charly unermüdlich weiterplapperte. Als sie dem lustigen kleinen Roboter begegnete, hatte sie es für eine gute Idee gehalten, auf seine Wünsche nach Unterhaltung einzugehen und sich kurz von ihrer Joggingrunde zu erholen, aber irgendwie vergaß sie immer wieder, dass er nicht einfach aufhören würde, wenn sie wieder zu Atem gekommen war und weiter wollte.

"Der Captain war natürlich sauer, auch auf mich, dabei hatte ich ja nichts falsch gemacht. Deshalb war wieder Mr No'Orba sauer. Also nicht, weil er auf mich sauer war, sondern weil er auf ihn sauer war, und dabei sind sie doch beide so nette Leute. Ich war ja glücklicherweise nicht auf der Brücke, aber Zinda sagte..."

"Sag mal, Charly, hast du nicht irgendwas zu tun? Eigentlich müsstest du doch putzen...", unterbrach ihn Rekelen sanft und zuckte fast zusammen, als der Roboter auf ihre Frage hin völlig abrupt verstummte.

"Ja, Sie haben natürlich Recht. Der Captain, also der neue Captain ist ja so eine nette Frau, aber wenn sie merkt, dass ich so viel Zeit brauche, um zur Schleuse zu kommen, um die neuen Bewerber hereinzulassen..."

"Bewerber?" Rekelen frohlockte. Auf dem Absatz machte sie kehrt. "Lass gut sein, Charly, ich hole sie selbst ab."

Sofort hatte sie sich wieder in Bewegung gesetzt, um gespannt in Richtung Schleuse zu traben. Alles war ihr lieber, als sich noch weiter auf einem neuen Schiff zu langweilen. Und neugierig war sie noch dazu, wer wohl die Personen sein mochten, mit denen sie so viel Zeit verbringen würde...

Nur mit halbem Ohr bekam sie noch Charlies gerührte nachgerufene Dankesworte mit.

--- Schleuse

Die Cardassianerin kam sich selbst ein wenig albern wegen ihrer Aufregung vor. Unbewusst strich sie ihre Sportkleidung glatt - es könnte ja auch ein gutaussehender Mann auf der anderen Seite der Schleuse warten - und schüttelte den Kopf, als sie es bemerkte und die Hände sinken ließ. Ihre Mutter hatte sie schon als Kind oft dafür gescholten, dass sie handelte, bevor sie dachte, und dabei fast so emotional vorging wie ein Mann.

Nicht ahnend, dass sie alles andere als ein charmanter Cardassianer erwartete, betätigte sie den Schalter der Schleuse, die sich daraufhin zischend öffnete, und Rekelen stand Shania gegenüber. Nun gut, im Moment hätte sie möglicherweise sogar eine zweite Francine begrüßt, und so lächelte sie die andere freundlich an.

"Guten Tag, mein Name ist Rekelen Nar. Ich werde Sie zum Captain bringen."

--- Brücke

Francine sah den Betazoiden völlig überrumpelt an, der so plötzlich auf ihrer Brücke aufgetaucht war, dabei ziemlich gehemmt wirkte und dennoch ohne Pause zu sprechen begonnen hatte.

Sie schüttelte leicht den Kopf, als er seinen Monolog beendete, tastete noch immer verwirrt mit vorsichtigen Bewegungen nach ihrem Haarknoten, der jedoch ein Kopfschütteln problemlos überstand, und sah den jungen Mann erst einmal von oben bis unten an. Ihre Augen verengten sich, als sie seiner langen Haare gewahr wurde - Francine fand lange Haare grundsätzlich ungepflegt, wenn sie offen getragen wurden.

Und dass sie so hoch zu dem Mann aufschauen musste, passte ihr auch überhaupt nicht. Da bekam man ja Nackenschmerzen!

"Peter!", fauchte sie und fixierte ihren Butler, der mit gezogenem Phaser wie ein Hampelmann hinter dem Neuankömmling stand und offensichtlich nicht wusste, ob er das Ding jetzt wegstecken sollte oder nicht. "Was fällt dir ein, in meiner Nähe mit so einem Ding herumzufuchteln?" Sie wies pikiert auf die Waffe. "Und dann bringst du noch jemanden auf die Brücke, der einfach so auf mein Schiff beamt - ich bin empört."

Sie wartete kaum, ob Tarson den Phaser tatsächlich wegsteckte, sondern vergaß ihn auf der Stelle. Stattdessen ließ sie sich in ihren Sessel zurücksinken, schlug die Beine übereinander und legte die Hände in den Schoß, während sie Lestat erneut musterte. Sie lächelte sogar fast. Aber wirklich nur fast.

"So, Sie wollen also als Techniker arbeiten? Haben Sie denn genug Fachkenntnisse, um Ihr unverschämtes Eindringen auszugleichen, junger Mann, hm?"

--- Sternenbasis 375, Gänge

Megan machte sich auf den Weg von der Bar zur Luftschleuse der Ivory.

'Egal was passiert, lass dich bloß nicht abwimmeln Megan. Du kommst auf dieses Schiff und verschwindest von hier' dachte Megan wütend und stampfte die Gänge entlang.

Während Megan ihr Selbstvertrauen stärkte fiel ihr plötzlich auf, dass sie orientierungslos durch die Gänge gewandert war. Laut der Anzeige der nächsten Konsole war sie am anderen Ende der Sternenbasis angelangt.

"Ja gut, irgendwie passt das ja zum heutigen Tag." Seufzte Megan und drehte sich um, um wieder zurück zu gehen.

--- vor der Schleuse der Ivory

Die Amerikanerin stand da, wie zur Salzsäule erstarrt und ihre Augen waren groß und rund. Ihr Gesicht hatte schlagartig jegliche Farbe verloren und wirkte ebenso unwirklich weiß, wie das Weiß in das Augen ihres Gegenübers sich gegen seine gräulichgrüne Hautfarbe abhob.

Als sich die Schleuse der Ivory vor ihren Augen geöffnet hatte, hatte Shania instinktiv mit allem gerechnet - ihrer Meinung nach sogar mit dem Schlimmsten - nur nicht mit dem Bild, dass sich jetzt ihren Augen bot.

Da stand eine Cardassianerin!

Noch dazu eine ziemlich stämmige, die aussah, als würde sie klingonischen Kampfsport betreiben. Auf selbiges ließ auch ihre Kleidung schließen, die wirkte, als käme sie eben vom Holodeck und wäre auf diesem Schiff zuhause.

Alles in Shania verspannte und verkrampfte sich. Ihre Miene wirkte, als hätte sie auf eine saure Zitrone gebissen und sie musste ihre ganze Beherrschung aufbieten um nicht einen Schritt zurück zu weichen um Abstand zwischen sich und das Grauen in Gestalt einer Frau zu bringen. Doch diese Genugtuung wollte sie dieser Pest auf Beinen nicht einräumen. So straffte sich ihre Gestalt zusehends und sie nahm eine fast kämpferische Position ein.

Ihr Gegenüber lächelte bei seinen Worten. War es echt oder nicht eher ein unverhohlen gehässiges überhebliches Lächeln wie es allen Cardassianern zu Eigen war?

Shania wünschte sich ihr ins Gesicht sagen zu können, dass einige Leute ihrer gehässigen, doch so schlauen Rasse auf ihr Konto gingen und ebenso von einem Planeten wie auch aus dem All geblasen wurden. Hätte die Explosion des cardassianischen Frachters nicht auch ein Menschenleben gekostet, würde sie selbst heute noch mit Freude daran denken. Doch so hatte es nur einen bitteren Beigeschmack und ließ ein Gesicht vor ihren Augen entstehen, das sie bewusst verdrängt hatte.

Hastig schüttelte sie den Gedanken daran ab und konzentrierte sich auf ihre augenblickliche Situation.

"Mein Name ist Shania Twillan und ich bin verdammt gespannt darauf, zu hören wo Gerald ist", platzte sie unwillig hervor und es war noch das freundlichste, was sie aufzubieten hatte. Alles andere wäre eine offene Beleidigung gewesen.

Ihre Rippen schmerzten sie plötzlich wieder.

Irritiert sah Rekelen ihr Gegenüber an und musterte sie verblüfft. Diese Shania stand da, als wolle sie gleich einen Phaser zücken und auf die losgehen - oder wenn sie keinen Phaser besaß, sie vielleicht einfach anspringen und mit bloßen Händen erwürgen. Aus ihren Augen sprachen blanker Hass und eine so tiefe Verachtung, dass die Cardassianerin nicht anders konnte, als mit Verwirrung zu reagieren.

Es dauerte einen Augenblick bis sie sich fing und überhaupt den Sinn ihrer Worte begriff.

"Gerald? Gerald Monserat? Er befindet sich nicht mehr an Bord. Soweit ich weiß, macht er Urlaub auf Risa. Seine Schwester kommandiert jetzt das Schiff", antwortete sie langsam, während sie versuchte, sich einen Reim auf die Situation zu machen.

Wenn diese Shania damit gerechnet hatte, dass der Mann das Schiff noch kommandierte, mit dem sie offensichtlich befreundet war... vielleicht dachte sie, als sie Rekelen sah, dass jemand das Schiff gekapert und widerrechtlich übernommen hatte?

Das musste es sein. Aber dann hatte ja ihre Erklärung schon alle Missverständnisse geklärt. Rekelen lächelte die andere erleichtert an und wollte gerade noch ein paar Worte hinzufügen, als eine weitere Frau sich näherte und sie ansprach.

Megan bog um die Ecke. Sie näherte sich ihnen, legte ein Lächeln auf und fragte:

"Entschuldigen sie, bin ich hier richtig bei der Ivory? Mir ist zu Ohren gekommen, Sie brauchen noch Crewmitglieder."

--- Ivory, Brücke

Lestat fühlte sich durch diese Frau irgendwie beunruhigt. Ihr plötzlicher Umschwung, von einem 'Drachen' zu einer freundlich wirkenden älteren Dame verwirrte ihn. Und noch viel mehr wurde er durch die Tatsache verwirrt, dass er anscheinend keinen klaren Gedanken von ihr empfangen konnte. War es, weil er sich fühlte wie ein kleiner Junge, der beim Diebstahl eines Lutschers erwischt wurde, oder hatte diese Frau eine Art mentalen Schild? Einige Sekunden stand Lestat nun also doch recht verdutzt da und dachte nach, wie er weiter 'verhandeln' sollte.

"Nun ja, ich lebe nun seit ca. acht Jahren nur noch auf verschiedenen Raumschiffen und habe beinahe die gesamten acht Jahre nur im Maschinenraum und anderen technischen Sektionen dieser Schiffe verbracht. Des Weiteren habe ich schon auf der Schule diverse Kurse wie zum Beispiel Quantendynamik, Warpfeldtheorie und auch Subraumdynamik besucht. Während meiner Zeit im All habe ich dann auch einige Veränderungen an den Schiffen vorgenommen, auf denen ich diente, keines von diesen Schiffen muss sich nun mehr mit der originalen Höchstgeschwindigkeit herumplagen.

Außerdem ist es mein größter Wunsch einmal ein Schiff selbst zu bauen, die Pläne für ein Shuttle habe ich sogar schon fertig entwickelt. Wollen Sie sie einmal sehen?"

Lestat wartete gar nicht erst eine Antwort ab, er holte schnell ein eigenartig aussehendes Gerät aus seiner Tasche und aktivierte es. Plötzlich wurde mitten im Raum ein ca. 1 Meter großes, fremdartig wirkendes Shuttle sichtbar, welches sich langsam drehte. "Dies ist es, mein Baby, wie ich es liebevoll nenne."

Lestat starrte einen Augenblick lang verträumt auf das Bild SEINES Schiffes, bevor er unbeirrt weiterredete. "Ach ja, außerdem hab ich diesen portablen Holoemitter auch selbst konstruiert. Er kann nur leider keine feste Materie replizieren und seine Kraftfelder sind auch sehr schwach, aber zum Vorführen dreidimensionaler Bilder ist er ganz praktisch. Und Ihr Sicherheitsoffizier hat noch meinen selbstgebauten Phaser in der Hand..."

Lestat wollte sich gerade zu Tarson umdrehen, als sich die Türe zum Turbolift öffnete...

Während er diesem Lestat zugehört hatte, hatte Peter seinen Phaser zurück an seinen Gürtel gesteckt und war zu der Konsole der Sicherheit gegangen. Annstatt seine Zeit zu verplempern, konnte er genauso gut weiter daran arbeiten, Martenghs Programme aus dem Computer zu entfernen. Denn es waren noch eine Menge im System. Wahrscheinlich würde er noch Wochen brauchen. Aber lieber jetzt anfangen als später.

Aus den Augenwinkeln beobachtete er die holografische Simulation des Shuttles. 'Mein Gott, ist das Schiff hässlich', dachte Peter noch, während Charly aus dem Lift rollte. Und wie immer fing er sofort an, sich mit allem und jedem zu unterhalten. Diesmal war Peter sein erstes Opfer.

"Ah, Mister Tarson. Schön Sie zu sehen. Wie geht es Ihnen? Ich hoffe doch gut. Also ich muss schon sagen, heute ist ja wieder ein ganz toller Tag. Wissen Sie, ich sollte ja eben jemanden an der Schleuse abholen, was ich ja auch gerne getan hätte, aber dann ist diese wunderbare Miss Rekelen gekommen und sagte, sie würde das übernehmen. Na, ist das nichts? Und was glauben Sie, was noch passiert ist? Ich habe vorhin beim Putzen der Lagerräume was ganz Interessantes gefunden. Wirklich höchst interessant. Eine wissenschaftliche Sensation. Also, wie gesagt, im Lageraum, da fand ich in der Ecke doch tatsächlich... Also ehrlich, das glauben Sie mir nie. Wie gesagt, da lag...."

Peter unterbrach ihn einfach, indem er ihm mehrmals auf seinen Eisenschädel klopfte und dann auf Francine zeigte, die ihnen beiden bitterböse Blicke zuwarf. Diesmal konnte ihr Peter es nicht verübeln, dass sie sauer war. Charly konnte ja auch nur nerven. Doch jetzt war eindeutig der falsche Zeitpunkt. Deswegen stand Tarson auf, drehte Charly in Richtung Turbolift und zeigte mit der anderen Hand dorthin.

"Und tschüss, Charly", sagte er und gab dem Roboter einen Schupps, dass dieser schnell zum Lift rollte. Doch anscheinend störte es Charly überhaupt nicht. Denn er plapperte munter weiter.

"Dann werde ich jetzt mal wieder putzen gehen. Es gibt ja immer was zu putzen. Vor allem in den Lagerräumen. Da sammelt sich der Schmutz regelrecht. Ach ja, da war ja noch das eine. Mal sehen, was daraus geworden ist. Das ist echt toll. Vielleicht liegt das..."

Den Rest bekam Peter nicht mehr mit, als sich hinter Charly die Türen schlossen. Beinahe hörbar atmete er aus und versuchte dann wieder, sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren. Schließlich kam Francine mit dem Bewerber selber klar. Und wenn nicht, dann würde sie wie immer nach ihm schreien.

Charlys unverschämtes Eindringen hatte Monserat die Gelegenheit gegeben, einen Augenblick zu überlegen. Der Mann vor ihr schien ein Chaot zu sein. Vielleicht wusste er wirklich, was er tat, und sie musste zugeben, dieses holografische Bild hatte sie beeindruckt - so ein hübsches Schiff! -, aber die einzige Möglichkeit, es herauszufinden, war ohnehin, ihn einzustellen und zu sehen, was passierte.

Aber wenn Mr Aures wirklich so planlos war, wie er ihr gerade schien, würde er sich wunderbar eignen, ihr bei einer ganz bestimmten Aufgabe zu helfen.

Peter Tarson in den Wahnsinn zu treiben.

"Peter!", fauchte sie und wartete ungeduldig, bis ihr Butler von den Konsolen aufsah. "Geben Sie dem Mann seinen Phaser zurück! Wir haben ein neues Crewmitglied."

Wieder wandte sie sich zu Lestat um, und dieses Mal lächelte sie tatsächlich. "Herzlich Willkommen an Bord, Mr Aures. Wir werden es einfach einmal mit Ihnen versuchen, aber seien Sie versichert, dass wir Ihre Arbeit genau im Auge behalten werden, bis wir sicher sind, dass Sie tatsächlich ein fähiger Techniker sind. Bis dahin suchen Sie Rekelen Nar auf, die Ihnen ein Quartier zuteilen soll. Und dann machen Sie sich mit den Systemen vertraut, oder was immer Sie Techniker so tun. Mr Tarson scheint nämlich nicht fähig zu sein, den Computer allein auf den neusten Stand zu bringen."

Ihre Augen funkelten. Es war doch eine ganz wunderbare Idee gewesen, dieses Schiff von Gerald zu übernehmen.

Lestat, der von der Reaktion des Captains, ihn so plötzlich einzustellen ziemlich überrascht war, stand nun da wie angewurzelt und wusste nicht was er sagen sollte.

"Vielen Dank, Captain." Lestat war immer noch etwas verdutzt, hatte sich jedoch schon wieder soweit gefangen, dass er seinen Unterkiefer wieder nach oben brachte. Nach einigen Sekunden schaffte es Lestat dann sogar zu Tarson an die Konsole zu gehen und sich seinen 'Kugelschreiber' wieder zu holen, bevor er, nicht ohne noch einen Blick auf den Bildschirm der Konsole zu werfen, zur Türe ging um diese Rekelen Nar zu finden.

--- Ivory, Gänge

Lestat verließ die Brücke und wanderte ziellos durch das Schiff, welches für die nächste Zeit zu seinem Zuhause werden sollte. Er liebte diese erste Zeit an Bord eines für ihn neuen Schiffes, es gab so viel zu entdecken, so viel Technik. Schließlich fand er einen Zugang zu einer Jeffriesröhre und er konnte einfach nicht widerstehen, sich einmal anzuschauen, wie diese Röhren wohl auf einem bajoranischen Schiff aussahen. Er öffnete also die Klappe zu der Röhre und stieg hinein.

--- Ivory, Jeffriesröhren

Lestat, der diese engen langen Röhren über alles liebte, bewegte sich langsam darin fort. Er genoss diese Zeit, und den Ausblick auf die verschiedenen Klappen, hinter denen sich die 'Adern' des Schiffes verbargen, so nannte er all die Leitungen, die Energie und Informationen transportierten. An einer Klappe mit der Aufschrift 'Energieknoten 6' hielt er an und öffnete sie. Ein grünlicher Lichtschein von der Energieleitung strahlte ihm entgegen.

'Interessant, so sieht also ein Energieverteilerknoten der Bajoraner aus.' dachte Lestat bei sich. 'Das Ding ähnelt der Bauweise der Föderation. Mit einigen Modifikationen kann man die sicher zueinander kompatibel machen.'

Lestat griff in seine Tasche und holte einen eigenartig aussehenden Gegenstand heraus. Er klappte den Gegenstand auf und ein Display, sowie einige Knöpfe kamen zum Vorschein. Das Gerät fing sofort an zu blinken und einige Zeilen im Display anzuzeigen. Lestat richtete es auf den Energieknoten und drückte ein paar Knöpfe.

'Ich hatte Recht, dieser Energieknoten kann tatsächlich mit denen der Föderation verglichen werden...' Lestat, der von dieser für andere völlig irrelevanten Erkenntnis fasziniert war, scannte nun langsam den ganzen Gang mit seinem selbstgebauten kleinen Technoscan, so nannte er dieses eigenartige Gerätchen.

Nach einigen Metern kam er so vor sich hinscannend zu einer Leiter, welche er hinaufstieg. Er wusste schon, ohne jemals einen Blick auf die Pläne dieses Schiffes geworfen zu haben, dass dies der Weg in den Maschinenraum war. Eine weitere Röhre später öffnete Lestat erneut eine Klappe und vor ihm erstreckte sich der Maschinenraum. 'Bingo' Lestat war von seinem eigenen Spürsinn, was den Aufbau eines Schiffes anging, beeindruckt.

--- Ivory, Maschinenraum

Lestat, der mittlerweile schon wieder die Jeffriesröhre verlassen hatte ging nun zu einer Konsole und drückte einige Knöpfe. 'Zum Glück haben die diese Konsolen schon auf terranischen Standart umgestellt, sonst müsste ich zuerst einmal die Sprachwahl finden in dieser eigenartigen bajoranischen Schrift.'

Einige Sekunden später hatte Lestat auch schon gefunden, was er instinktiv als erstes suchte: Der Energieplan des Schiffes.

Lestat betrachtete aufmerksam das Fließschema, ehe er weitertippte und sich die Warpfelddaten anzeigen ließ. So voll in seinem Element bemerkte Lestat nicht einmal, dass Charly mittlerweile in den Maschinenraum gekommen war. Der kleine Roboter schaute Lestat irritiert an, wenn man das so überhaupt sagen kann, bei einem Wesen ohne ein Gesicht. Lestat wurde erst auf Charly aufmerksam, als dieser anfing zu sprechen:

"Wer sind Sie denn? Waren Sie nicht vorhin auf der Brücke? Na ja, egal, was machen Sie hier? Sind Sie ein neues Mitglied unserer Crew? Ich bin Charly, der Raumpfleger dieses Schiffes, ich habe gerade eben etwas wirklich Interessantes gefunden, soll ich es Ihnen einmal zeigen...?"

Charly lies sich schon nicht mehr davon abhalten, und so hielt er Lestat einen Gegenstand unter die Nase, während er weiterredete.

"Das ist ein Energiekonverter, haben Sie so was schon einmal gesehen? Ist er nicht wunderschön, so wie er glitzert und funkelt, er würde sich sicherlich gut machen, wenn ich ihn hier auf meiner Brust tragen würde, so als kleines Schmuckstück. Meinen Sie nicht?..."

Charly hielt sich den Energiekonverter direkt vor seinen blechernen Körper. Lestat war so überrumpelt von Charlys Redeschwall, dass er die ganze Zeit wie angewurzelt zugehört hatte, was Charly alles zu erzählen hatte. Nun jedoch wurde sein Interesse an Charlys Technik geweckt, und vor allem an seiner eigenartigen Programmierung. Noch während Charly munter weiterplapperte, machte sich Lestat daran, ihn zu scannen.

"Was haben Sie denn da? Sieht irgendwie eigenartig aus, dieses Ding. Na ja, egal, was ich Ihnen sagen wollte, ich finde es total stark, dass Sie hier arbeiten, Sie scheinen voll in Ordnung zu sein..."

Lestat hatte bis zu diesem Augenblick noch kein Wort gesagt und schaut Charly nun etwas kritisch an.

"Wissen Sie eigentlich, dass der neue Captain viel strenger ist als mein alter Captain, sie schreit und meckert viel herum, aber irgendwie mag ich sie trotzdem. Und ihr Butler, dieser Mr. Tarson, der ist ein wirklich netter Mensch, man kann so toll mit ihm reden..."

"Charly...CHARLY..." Lestat, der nun auch einmal zu Wort kommen wollte unterbrach den Roboter resolut. "...Charly, ich bin Lestat Aures, und dies hier..." Lestat deutete auf den Warpkern und den Maschinenraum "... dies ist mein neues Reich. Ich bin der neue Techniker dieses Schiffes. Du bist ein interessanter kleiner Kerl, das muss ich schon sagen." Lestat betrachtete die Anzeige auf dem Display seines Technoscan.

"Ohh, Sie sind unser neuer Techniker, das ist aber toll, ich mag Techniker, einmal hat mir ein Techniker sogar schon ein Werkzeug geschenkt, einen alten Schraubenzieher, wissen Sie, das ist ein Gerät, mit dem man Schrauben rein und wieder rausdrehen kann. Schrauben sind die Dinger mit Gewinde, die gab es früher einmal auf der Erde, damit hat man Gegenstände zusammenfügen können..."

Lestat hörte schon gar nicht mehr richtig zu, was Charly da noch alles zu sagen hatte. Er hatte gerade etwas weitaus Interessanteres entdeckt.
Nachdem er die Daten, die sein Technoscan über Charly angeschaut hatte, wanderte Lestats Interesse zurück zu der Grafik mit den Warpfeldern des Schiffes. Ihm war da etwas ins Auge gestochen, er erkannte einen kleinen Fehler, der dieses Schiff zwar nicht viel langsamer machte, aber bestimmt 0,1 Warp abbremste. Lestat war schon wieder so in die Warpfeldtheorie versunken, dass er Charly überhaupt nicht mehr war nahm, dieser jedoch plapperte munter weiter auf ihn ein.

--- Sternenbasis 375, vor der Schleuse der Ivory

Dass Gerald einfach so Urlaub auf Risa nahm und seiner Schwester das ganze Schiff überließ, war nicht zu fassen. Shania war wütend diese überfreundliche Cardassianerin zu sehen, aber zugleich auch sehr traurig darüber, dass der kleine Franzose scheinbar nicht im Entferntesten daran gedacht hatte, dass sie zurückkommen konnte. An den einzigen Ort, wo man sie bisher immer aufgenommen hatte.

Aber sie verschloss ihre Miene um nicht zu zeigen, wie verletzlich sie in Wirklichkeit war. Cardassianer warteten nur auf eine solche Gelegenheit der Blöße, um einen anderen zu zerstören und seinen Willen zu brechen.

Lediglich für einen Moment war Shanias Miene durchschaubar geworden.

Rekelen Nar... Mädchen für alles...

Bitterkeit stieg in Shania hoch und ihre Glieder schienen schwer wie Blei zu werden. So schnell hatte sich das Blatt gewendet und sie war nicht mehr erwünscht hier. War eine Fremde und Bittstellerin wie an Bord jedes anderen Schiffes. Eigentlich konnte sie sich auch jetzt schon umdrehen und einfach gehen. Es hatte keinen Sinn zu fragen, ob gerade eine energische Frau wie Francine jemand durchfütterte, der von jedem ein bisschen wusste und mit keinen besonderen Kenntnissen aufzuwarten hatte.

Sie versuchte diese Cardassianerin zu hassen, doch sie spürte nur ihre eigene Schwäche und einen Schwindel, der die Schleuse der Ivory vor ihren Augen in einen wogenden, wabernden Strudel verwandelte, in dessen Zentrum sich ein cardassianisches Lächeln befand. Vielleicht hätte sie heute doch etwas zu sich nehmen sollen, als nur vor einem Glas einer Flüssigkeit zu sitzen, von der sie noch nicht mal wusste, was es gewesen war. Jemand hatte sie ihr spendiert und sie hatte sie angenommen nur um sich weiter in der Bar aufhalten zu können.

Außerdem war sie noch immer geschwächt von ihrem Unfall auf der Maquisstation, auch wenn sie dem Art des Föderationsschiffes eine Komödie vorgespielt hatte um jetzt schon frei zu kommen.

Die Amerikanerin war am Ende, auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollte und immer noch kämpfte. Doch worum kämpfte sie? Sie hatte alles verloren, was es zu verlieren gab.

Das Spiel war zu Ende.

In dem Strudel vor sich tauchte plötzlich auch Johns ihr so vertraute Züge auf, doch sie wandelte sich und wurden abweisend und ängstlich. Er hatte sie im Stich gelassen, wie Pino, wie Chi-Lo, wie Monserat... wie jeder Mann in ihrem Leben.

Game over.

Plötzlich verlor sie ihre abwehrende Haltung und sank einfach in sich zusammen. Schwärze fing sie auf und sie ließ alles hinter sich. Sie spürte nicht mal den Aufprall, als sich ihr Körper das nahm, was sie ihm verweigerte. Ruhe.

"Danke, das wäre sehr nett, ich ...." begann Megan.

In demselben Augenblick sah sie in den Augenwinkeln, wie die andere Frau, die bisher keinen Ton von sich gegeben hatte, erst leicht wankte und dann umfiel.

Es kam so unerwartet, dass keiner der beiden Frauen die ohnmächtige Shania auffangen konnte und so schlug sie auf den Boden auf.

Nachdem die Cardassianerin sie so nett begrüßt hatte, hatte Megan schon fast wieder Hoffnung geschöpft, dass der Tag noch gut ausgehen würde.

Megan fühlte sich ausgelaugt; dieser Tag zerrte einfach zu sehr an ihren Nerven. 'Warum kann ich noch nicht mal ein Schiff normal betreten, ohne das jemand umfällt?!', ärgerte sich Megan ein wenig, hatte aber schon gleich wieder ein schlechtes Gewissen so etwas zu denken, immerhin könnte die Frau ernstlich krank sein.

Megan kniete sich zu der bewusstlosen Frau hinunter und versuchte sie anzusprechen.

"Mrs. Twillan? Können Sie mich hören?"

Sie antwortete nicht, aber atmete wenigstens noch, was Megan wieder ein wenig beruhigte.

Es konnte so gut wie alles sein, Erschöpfung bis hin zur Schwangerschaft oder Arteriosklerose. Megan blickte besorgt auf Shania und drehte sich dann zu Rekeln Nar um.

Megans Stimme nahm einen etwas harscheren, eindringlichen Ton an.

"Mrs. Nar, kennen Sie diese Frau näher, wissen Sie ob sie irgendwie krank ist? Ist sie vielleicht schwanger?? Ich hoffe, ihr Schädel hat nichts Schlimmes abbekommen, eine heftige Beule wird sie mindestens bekommen. Können Sie irgendwas zum Transportieren organisieren? Wir müssen sie vorsichtig in die Krankenstation schaffen!!"

Langsam kam Shania wieder zu sich. "Bitte bleiben Sie ruhig liegen, Mrs. Twillan."

Doch die Trill hätte sich diesbezüglich keine Gedanken machen müssen, schon ein kleines sichtlich anstrengendes Heben des Kopfes ließ Shanias Augenlider wieder flackern und schickte sie erneut in einen traumlosen Schlaf.

"Wie? Was? Ob ich sie kenne?", stotterte Rekelen und sah irritiert auf Shania und die neben ihr kniende Frau hinab. Die plötzliche Ohnmacht hatte sie völlig verwirrt. Nicht, dass sie viel von Medizin verstand, erst recht nicht von der Physiologie der schwächlichen Terraner, aber gesund wirkende Frauen fielen doch nicht einfach um... Dachte sie zumindest bisher.

Die Terranerin tat ihr plötzlich furchtbar leid. Scheinbar war sie krank, und die Nachricht, dass sich ihr Freund nicht mehr an Bord befand, musste sie schrecklich verwirrt und ihr einfach den Rest gegeben haben. Wahrscheinlich hatte sie ihn gut gekannt und sich sehr darauf gefreut, ihn wieder zu sehen.

Kein Wunder, dass sie so abweisend reagiert hatte.

"Nein, ich habe keine Ahnung, ob sie krank ist. Oder schwanger. Ich kenne sie gar nicht!"

Unsicher strich sie sich durchs Haar und überlegte fieberhaft, wo sie jetzt auf die Schnelle eine Trage herbekommen sollte; bis sie sich an den Communicator an ihrer Brust erinnerte und ihn erleichtert antippte.

"Nar an Tarson. Mr Tarson, hier vor der Schleuse ist eine der Bewerberinnen ohnmächtig geworden. Glücklicherweise ist eine Krankenschwester da, aber können Sie uns helfen, sie auf die Krankenstation zu bringen? Vielleicht können Sie eine Trage schicken oder uns beamen?"

Unruhig trat sie von einem Fuß auf den anderen. Peter Tarson konnte ihr doch bestimmt weiterhelfen.

--- Brücke

Peter verdrehte die Augen, während er der Cardassianerin zugehört hatte. So langsam fragte er sich, was er hier sollte. Seid dem er auf diesem Schiff war, war er damit beschäftigt, den Computer von sämtlichen Martengh-Altlasten zu befreien. Und wahrscheinlich wäre er schon längst damit fertig, doch die ständigen Unterbrechungen warfen ihn immer wieder zurück.

Entweder wollte die Madame wieder ihren Tee, ihr Strickzeug, ihr was auch immer, oder sie scheuchte ihn mit irrwitzigen Aufträgen durch die Gegend. Charly störte auch ständig und machte ihn wahnsinnig mit seinem Geplapper. Und jetzt, wo die ganzen neuen Bewerber kamen, sollte er auch noch auf die ein Auge halten.

Verdammt, er war doch nicht das Kindermädchen für Jedermann. Von Francine mal abgesehen, konnte ihm keiner hier Befehle geben. Und trotzdem kam er nicht zum Arbeiten. Ziemlich angesäuert über seine derzeitige Situation rutschte er zur Transporterkonsole, aktivierte diese und beamte alle sich vor der Schleuse befindlichen Personen in die Krankenstation. Zum Abschluss verriegelte er wieder die Schleuse und drehte sich dann zur Stricktante um.

Diese war wie immer damit beschäftigt, irgendwas zu stricken, und klapperte ungestüm mit ihren Nadeln herum.

"Ma’m", sprach er Francine an. "Soeben ist eine potentielle Bewerberin vor unserer Schleuse zusammengebrochen. Ich habe sie zusammen mit Miss Nar und einer weiteren Bewerberin auf die Krankenstation gebeamt."

Der Captain schaffte es, sich weiterhin voll auf ihre Arbeit zu konzentrieren und gleichzeitig Tarson mit gehobenen Augenbrauen anzusehen.

"Dann hoffe ich, dass du weißt, was du da tust", erwiderte sie knapp und mit dem scharfen Unterton, der sich in Anwesenheit ihres Butlers bereits aus Prinzip in ihre Stimme schlich. "Nicht, dass du einen Dieb oder einen Saboteur an Bord lässt, oder jemanden mit schmutzigen Schuhen, der meine Gänge verdreckt!" Sie ließ keinen Zweifel daran, welches das schlimmere Vergehen wäre. "Vergiss nicht, Peter, ein Sicherheitsoffizier ist im Grunde nichts anderes als ein Kindermädchen."

Kopfschüttelnd sah sie hinab auf den entstehenden Pullover und runzelte die Stirn, als sie eine Unregelmäßigkeit entdeckte. Sie hoffte nur, diese Shana - war es 'Shana'? - befand sich bald auf der Brücke. Sie wollte sich mit dieser Frau auseinandergesetzt haben, bevor sie sich ihrem Nachmittagstee widmete.

--- Krankenstation

Rekelen schnaubte hörbar, als sie mit den anderen beiden Frauen auf der Krankenstation materialisierte. Sie mochte Tarson ja ganz gerne, aber er hätte zumindest ihre Anfrage bestätigen können, bevor er sie ohne Ankündigung einfach so beamte.

Interessiert sah sie sich um; die Krankenstation der Ivory hatte sie bisher noch nicht aufgesucht. Sie erschien ihr klein, aber geräumig und vor allem sehr sauber und ordentlich. Vielleicht hatte Charly gerade geputzt. Oder aber der Captain hatte den früheren Bordarzt in der ihr eigenen resoluten Art darauf hingewiesen, dass ein guter Arzt seine Krankenstation in einem einwandfreien Zustand hinterließ - wenn er seinen Sold haben wollte. Sie befürchtete fast, es könnte letzteres der Fall sein.

Schließlich wandte sie sich wieder zu Megan um. "Soll ich Ihnen helfen, sie auf das Biobett zu heben? Oder brauchen Sie irgendetwas? Ich fürchte, ich verstehe nicht besonders viel von Medizin..."

Die Cardassianerin fühlte sich noch immer ziemlich hilflos. Die hochgewachsene Frau war doch sicher nicht wegen ihr ohnmächtig geworden. Ganz bestimmt nicht. Auch wenn es vielleicht so schien. Wieso sollte sie auch?

"Vielen Dank, das wäre sicherlich sinnvoll. Ich denke nicht, dass ich sie alleine darauf heben könnte. Wie groß diese Frau schon alleine ist!"

Megan sah sich in der Krankenstation um, es war zwar etwas klein aber es schien aufgeräumt und sauber. Dies erleichterte sie, sie hatte auf Frachtern schon ganz andere Krankenstationen gesehen, die ihr das Arbeiten fast unmöglich gemacht hatten.

'Jetzt will ich nur noch hoffen, dass hier auch alles gut sortiert ist.' dachte Megan, doch zunächst mussten sie Shania erst mal irgendwie schonend auf das Biobett heben.

Megan war ein wenig unsicher, was sie tun sollte, sie kannte diese Frau nicht und vor allem nicht ihre Krankenakte.

Nachdem sie Shania aufs Biobett gehoben hatten, sah sich Megan die Anzeigen auf dem Biobett genauer an.

'Der Kreislauf ist ziemlich unten und sie scheint ziemlich geschwächt von einer noch recht frischen Verletzung zu sein. Alles was die Frau braucht, ist viel, viel Ruhe!' dachte Megan.

'Anscheinend war hier ein Arzt sehr leichtsinnig gewesen oder wie so oft der Patient selber' Megan seufzte in sich hinein, sie hatte leider schon viel zu oft erlebt, wie sich Leute selbst kaputt gemacht hatten und ihre Krankheiten nicht wahrhaben wollten. Erst recht, wenn es um schlimmere Verletzungen ging, war das Ehrgefühl vieler der Heilung im Wege.

In Gedanken ging sie die harmlosen kreislaufstabilisierenden Medikamente durch. Da Megan mit Medikamenten lieber etwas vorsichtiger war, entschied sie sich Shania etwas Stokalin zu geben.

Dies war ein sehr schwaches Stimulansmittel, wogegen die meisten jedoch eine Immunität entwickeln.

Megan suchte und fand auch ein Hypospray.

Nun musste nur noch das Stokalin gefunden werden. Jedoch war in der Krankenstation alles sehr gut sortiert, was Megan wunderte. Normalerweise hatten alle Ärzte ihr eigenes Sortiersystem, das sich meistens auf Willkür gründete.

Sie verabreichte Shania etwas und beobachtete die Anzeigen des Biobettes. Wenn das Medikament wirken sollte, sollte sie langsam aufwachen.

Megan wandte sich an Rekelen, sie fand, für eine Cardassianerin sah sie ziemlich blass aus.

"Machen Sie sich keine Sorgen, Mrs. Twillan braucht nur viel Ruhe. Ich habe ihr ein leichtes Stabilisierungsmittel für ihren Kreislauf gegeben. Sie sollte eigentlich gleich aufwachen, danach sollte sie noch einige Tage auf der Krankenstation bleiben und sich Ruhe gönnen. Ihr Zusammenbruch waren wohl die Spätfolgen einer kürzlich erworbenen Verletzung."

--- Asteroidenfeld in der Nähe von Sternenbasis 24, vor 9 Monaten

Bill Stalvey wünschte noch einmal, sich zuvor mehr um die Einzelheiten
dieses Postens auf der Tantalus gekümmert zu haben. Es hätte ihn gleich stutzig machen sollen, dass es so wenig Bewerber auf diese Stelle auf dem Erzfrachter gegeben hatte, und dann dieses Grinsen auf dem Gesicht des Ferengi bei der Personalstelle...

Er überlegte erneut, was eigentlich seine Aufgabe sein sollte. Hätte er doch bloß nicht so schnell wieder von dieser unseligen Bergbaustation fort gewollt. Er hatte die grauenhaftesten Erinnerung an deren Krankenstation, nachdem er von der Revenue an diesem Ende des Universums mit aufgeschlitztem Hals ausgesetzt worden war. Dem Captain der Revenue war Bills völliger Ausfall durch die Auseinandersetzung mit diesem Klingonen nur recht gekommen - er hatte die Einstellung eines Bordpsychologen von Anfang an nicht für notwendig gehalten. So hatte Bill drei hochgradig unangenehme Wochen unter der Fuchtel einer Ferengi Krankenschwester zugebracht, die keine Gelegenheit ausgelassen hatte, ihn mit allen unangenehmen Mitteln zu drangsalieren, die die medizinische Abteilung der Bergbaustation so zu bieten hatte.

"Hallo!", Bill fummelte an seinem Kommunikator herum, während er etwas unmotiviert auf dem Stuhl des Captains auf der Brücke der Tantalus lümmelte. Brücke war vielleicht etwas übertrieben - der Raum hatte mehr das Flair eines schlecht gewarteten Maschinendecks.

"Wir freuen uns, Sie an Bord der Tantalus begrüßen zu dürfen und wünschen einen angenehmen Aufenthalt!", alberte er über die Bordlautsprecher. Nur ein quietschender Putzroboter hielt kurz inne und starrte verständnislos auf den Bordpsychologen, der nun Herr über 550000 Tonnen sich vollautomatisch bewegenden Stahls und eines Heers an Wartungsrobotern war.

'Zum Glück ist es nur ein Katzensprung bis zur Sternenbasis 24, dann können die sich einen neuen Dummen suchen!', dachte er sich, während die verzweigten Ausläufer der Bergbaustation zu einem metallenen Punkt verschmolzen, der bald nicht mehr von den kleineren der Asteroiden zu unterscheiden war. Eigentlich konnte dieses Schiff alles alleine, aber die Vorschriften... und Bill war der Dumme. Er fing jetzt schon an, sich zu langweilen.

Bill warf einen unmotivierten Blick auf die Konsolen vor ihm, von denen er sowieso nur soviel verstand, dass ein automatischer Kurs gesetzt war, der ihn in drei Tagen mit grauenhaft langsamer Geschwindigkeit zur Sternenbasis bringen würde. Auf Geschwindigkeit kam es bei diesen Transporten wohl nicht besonders an - eher auf die geringeren Transportkosten.

Sein Blick fiel schließlich auf die Liegen an der einen Wand der Steuerzentrale. Er seufzte und schlich zu der hinüber, die am weitesten von den am hellsten blinkenden Monitoren entfernt lag. 'Na gut, nachdem es hier ja doch nichts zu tun gibt.' Er machte es sich bequem und versuchte die Augen zu schließen.

Das Licht über ihm verhinderte jedoch erfolgreich jegliche Erholung. Bill befingerte die Narbe unter seinem Kinn - wenigstens hatten die Ärzte hier Erfahrung mit Verletzungen durch Messerstechereien gehabt, man würde sie in ein paar Wochen wohl nur noch bei genauem Hinsehen erkennen können. Bill sah auf und wurde wieder von dieser Leuchte über der Liege geblendet. Er sah sich die Knöpfe über ihm an, die mit kryptischen Symbolen versehen waren.

Nach kurzer Überlegung hob er die Hand und hielt einen Wimpernschlag vor einem roten runden Taster inne, der der Leuchte am nächsten lag. Bill seufzte erneut und drückte.

Zuerst passierte gar nichts. Bill wollte schon erneut die Konsole studieren, als die Leuchte anfing zu blinken. 'Na Bitte!', die eine Hälfte der Aufgabe wäre geschafft... Die trübe Glaskappe schnellte so unerwartet aus dem Fuß der Liege nach oben, dass Bill der Schrei im Hals stecken blieb. Im Reflex schlug mit den Handflächen von innen an sein Gefängnis.

Der Wartungsroboter sah erneut von seiner Aufgabe auf. Er beschloss, das die Scheiben der Stasiskammer auch wieder mal eine Reinigung vertragen könnte und aktivierte sein Putzprogramm. Vom Insassen waren nur noch zwei von innen an die Scheibe gedrückte Hände zu erkennen.

--- Sternenbasis 375, vor der Schleuse der Ivory

Bill stand noch etwas unentschlossen vor den verschiedenen Schleusen auf Sternenbasis 375. Er wand sich kurz entschlossen von der Schleuse zur Raven ab und steuerte auf die der Ivory zu. War das nicht gerade dieselbe junge Frau gewesen, die ihn auf dem Weg zur Bar vorhin so gedankenverloren angelächelt hatte, die nun ohnmächtig vor der Schleuse der Ivory weggebeamt worden war, zusammen mit den anderen beiden Gestalten? Bill nahm an, dass sie wohl zum Schiff gehören mussten und sich nun wieder an Bord befanden.

Der Psychologe hatte sich eigentlich auf der Falcon um den Posten des Bordpsychologen bewerben wollen und die Ivory recht schnell aus der Liste der Kandidaten gestrichen, aber diese Frau war ihm seit ihrer flüchtigen Begegnung vorhin nicht mehr aus dem Kopf gegangen.

Sie hatte ihn ohne etwas dafür zu können für einen Augenblick von seinen eigenen Problemen abgelenkt. Die bestanden im wesentlichen darin, dass er nicht auf Sternenbasis 24, sondern hier, auf Sternenbasis 375 aufgewacht war. Er war erst der Meinung gewesen nur kurz auf der Liege eingenickt zu sein, als der Bordcomputer der Tantalus die Kontaktaufnahme zur Sternenbasis 375 gemeldet hatte. Kurze Zeit später war er von einer Hand voll Sicherheitsbeamter der Sternenbasis nüchtern aufgeklärt worden, wo er sich befand - und vor allen, wann er sich dort befand. Ihm war irgendetwas von einem Computerfehler erzählt worden und dass er neun Monate geschlafen hatte. Neun Monate! Aber alle waren sich einig gewesen, dass er dadurch nicht neun Monate seines Lebens verloren hätte, er könne einfach so weitermachen... einfach so...

Bill spielte kurz mit dem Gedanken, nun auch neun Monate Gehalt zu fordern, verwarf diesen aber schnell wieder. Er sah noch einmal von der Konsole vor ihm zur Schleuse der Falcon. War so eine spontane Entscheidung nicht genau das, was ihm diese Bredouille wieder eingebrockt hatte? Bill schubste den Gedanken zur Seite und aktivierte die Konsole an der Schleuse zur Ivory.

"Hallo? Ich habe gehört, sie suchen einen Bordpsychologen. Mein Name ist Bill Martin Stalvey und ich möchte mich um den Posten bewerben - Hallo?"

zum nächsten Teil

zurück zum Index