Ivory Chronik 10

Frühzeitige Explosionen

--- Ivory, Brücke

Monserat erstarrte. Er war so kurz davor, Lysides zurückzuerobern!

Und nun mußte dieser Soral unbedingt dazwischen funken...

Der Captain der Ivory wog blitzschnell die Optionen gegeneinander ab:

1. Wenn sich Soral und Al'Khazam verbündeten, dann hieß es, die Ramses abzulenken und Fersengeld zu geben.

2. Es schien sich aber ein gewisser Konflikt zwischen Soral und Al'Khazam zu entwickeln. Das könnte Monserat durchaus für seine Zwecke ausnutzen.

"Monserat an Soral", sagte er deshalb, so ruhig er konnte und wie er es als Händler mehr als perfekt gelernt hatte. "Ich verhandele nicht mit Ihnen, sondern mit dem Captain der Bragma II, mit Al'Khazam."

Monserat kannte dieses Gesindel. Wenn Bragma entmachtet war - und das schien ja nun der Fall zu sein - dann wollte jeder "Kronprinz" ein möglichst großes Stück des Kuchens für sich haben.

Es gab nicht viele Gelegenheiten, zu einem eigenem Schiff zu kommen, und ein Schmuggler und Sklavenhändler würde in der Regel hohe Risiken eingehen, um diese seltene Chance zu nutzen. Al'Khazam jetzt den Rücken zu stärken, hieß, daß sich beide Schiffe gegen die Ramses stellen würden. Obwohl die Bragma II angeschlagen war, gab es doppelte Feuerkraft gegen die Ramses. Das wiederum mußte sich Soral gut überlegen - schließlich hatte er schon die Ramses in seinem Besitz. Es gab für ihn keine unbedingte Notwendigkeit, auf die Bragma II zu bestehen, sondern er konnte sich auch mit seinem Teil der Beute, der Ramses, absetzen.

"Al'Khazam, wir sichern Ihnen hiermit jede Unterstützung im Falle... etwaiger Gefährdungen... zu." Das war die klare Aufforderung an Al'Khazam, sich gegen Soral zu stellen.

Al'Khazam wiederum wußte werder aus noch ein. Dieser Monserat war ein Halbirrer, genau wie Bragma.

Aber da war die Chance auf ein eigenes Schiff. Bragmas Imperium war innerhalb von ein paar Sekunden zerfallen, und nun galt es, die Reste zu verteilen. Al'Khazam beabsichtigte, an der Festtafel Platz zu nehmen.

"Al'Khazam an Soral. Danke für das Hilfsangebot, aber wir kommen hier klar. Sie können weiterfliegen. Und gute Reise - wo auch immer diese Sie hinführen mag."

Eine fürchterliche Stille trat ein. Würde Soral kämpfen oder sich zurückziehen mit seinem Beuteanteil?

Die Hände Monserats krallten sich in die Sessellehnen.

Fieberhaft beobachtete er die Anzeigen.

Gingen Schilde hoch, wurden Waffen aktiviert?

Plötzlich hatte er eine Eingebung. In dieser Situation mochte die Ablenkung durch das Shuttle noch besser funktionieren als ursprünglich gedacht.

Wenn Soral der Brocken von zwei Schiffen zu groß war, dann war vielleicht ganz besonders motiviert, wenigstens ein kleines Shuttle einzukassieren.

Vor allem, wenn er annehmen mußte, daß mit diesem etwas Wichtiges und vor allem Wertvolles aus dem aktuellen Krisenherd geschafft werden sollte.

"Monserat an Crew!", brüllte der Captain, und die Communicatoren aller Crewmitglieder sprangen an. "Wann ist dieses verdammte Shuttle endlich startklar?"

--- Shuttlehangar

Knurrend griff sich Chedu ans Ohr. Mußte der Captain so brüllen? Immerhin wurde die Lautstärke schnell auf ein erträgliches Maß hinunter geregelt.

Sie stimmte noch eine Kleinigkeit an dem Tricorder ab, den sie dem Terraner dann doch nicht überlassen hatte. Schließlich hielt sie ihn mit einem bestimmten Gesichtsausdruck dem Caldonier hin. "So, der Chinese kann jetzt losfliegen."

Belustigt bemerkte die Klingonin wie Chi-Lo gerade das Herz in die Hose zu rutschen schien.

"Sie!", sie tippte dem Piloten auf die Brust, "sollten sich allerdings in das Tarnfeld auf dem Shuttle der Bragma verkriechen. Wenn die Crew auf den anderen Schiffen nicht aus Paklets besteht, dürfte es doch etwas stutzig machen, wenn Ihre Lebenszeichen an zwei Orten gleichzeitig auszumachen sind."

Endlich gelang es auch dem Ferengi wieder, sich aus seiner Erstarrung zu lösen.

Schnell griff er an dem jetzt offensichtlich auch versteinertem Chinesen vorbei und holte sich den Tricorder mit Chi-Lo's Signatur. Dann begab er sich vor die Luke des Ivoryshuttles und sah den 1.Offizier erwartungsvoll an: "Ich würde gerne den Kurs programmieren und der Ramses und wem auch immer auch noch ein oder zwei Überraschungen einbauen. Deaktivieren Sie jetzt die Sicherungen?"

Dem Chinesen lief es eiskalt dem Rücken runter. Eine Klingonin faßte ihn an...

Aber immerhin hatte ihm dieses spezielle Exemplar einer Klingonin gerade erst das Leben gerettet, weshalb er es zuließ. Es wurde Zeit, daß die Mannschaft sich verstand, wenn sie ihren glücklichen Rückzug nicht im letzten Moment aufgrund mangelnder Abstimmung verspielen wollten...

Er bemerkte, daß Shania die Stirn runzelte, als Chedu ihn berührte. Aber sie mußte sich eigentlich keine Sorgen, machen, denn Chedu würde ihm wohl kaum das Leben retten und ihn anschließend angreifen.

Aber seine wahre Lebensretterin war wohl Shania, gestand er sich ein. Schließlich hatte sie ihm durch Mund-zu-Mund-Beatmung das Leben gerettet.

Damit sich Shania nicht aufgrund falscher Vermutungen unnötigerweise mit Chedu anlegte, aber auch , weil er sich unbedingt unter vier Augen bei Shania für seine Rettung bedanken wollte, sagte er zu der Amerikanerin:

"Kommen Sie kurz mit ins Shuttle? Während wir auf den Einsatz des Ivory-Shuttles warten, hätte ich da noch was mit Ihnen zu besprechen!"

Shania ging mit ihm in Shuttle. Irgendwie schien sie dabei weiche Knie zu haben.

Die Aufregungen der letzten Stunden hatten sie wohl ziemlich hart mitgenommen.

Als sie das Bragma-Shuttle betreten hatten, schloß er die Tür hinter ihnen beiden.

Er bemerkte, wie Shania ihn erwartungsvoll - oder ängstlich? - anschaute. Das Herz schlug ihr sichtbar bis zum Hals.

Er wußte nicht, wie er beginnen sollte.

Verlegen schaute er zu Boden.

"Shania, eben die Situation, als ich auf Ihrem Schoß erwacht bin..."

Er brachte es nicht fertig, "Als Sie mir das Leben gerettet haben" zu sagen. Wie sollte man einem Menschen gegenüber so etwas offen aussprechen?

Wie eine solche Schuld abtragen?

"Ich wollte Ihnen nur sagen, daß ich es wirklich großartig fand, daß Sie..."

Irrte er sich, oder wurde Shania eine deutliche Nuance roter? Hatte sie vielleicht auch Schwierigkeiten, mit seinem offen geäußerten Dank umzugehen?

"Ich werde das nie vergessen, Shania", tapfer riskierte er einen Blick in ihre flatternden Augen. "Ich meine, es fällt mir schwer das hier zu sagen, denn ich habe noch nie, verstehen Sie..." Verlegen blickte er zur Seite.

Er hatte wirklich noch nie jemanden für sein Leben danken müssen.

Shania stand im Wechselbad der Gefühle. Es kam ihr vor, als würde ihr Chi-Lo jeden Moment seine Liebe erklären. Das war mehr als sie sich je erwartet hatte.

Er war verlegen und zugleich war es das erste Mal, daß er stammelte und nicht mit Worten umgehen konnte. Bisher hatte sie ihn noch nie so erlebt. Es war als würde es ihm sehr schwer fallen über seine Gefühle zu sprechen oder sie gar in Worte zu fassen.

Aber doch schien es ihr viel zu einfach zu sein. Sie zögerte einfach auf ihn zuzugehen und seine Liebe zu erwidern.

Sie waren nun alleine im Shuttle und Shania hatte endlich das erreicht, was sie hatte erreichen wollen. Trotzdem war da dieses Gefühl im Hinterkopf, daß er ihr eigentlich noch gar nichts gestanden hatte und sie sich eine Blöße geben würde, wenn sie den ersten Schritt auf ihn zumachte.

Zögernd ging sie dennoch einen Schritt auf ihn zu, hob etwas unschlüssig die Arme und als er leicht erwartungsvoll aufsah, scheinbar noch immer beschämt überhaupt darüber gesprochen zu haben, erwartete sie instinktiv, daß er sie jetzt umarmen würde, ihre Lippen sich fanden und...

Aber er tat nichts dergleichen und sie trat verlegen von einen Fuß auf den anderen, während sie bemerkte wie sich ihre Schamröte noch vertiefte.

Unwillkürlich ließ sie die Arme wieder sinken und wich seinem Blick aus, als könnte er darin ihre tiefsten Gedanken lesen.

"Ich...", begann sie zögerlich und wußte selbst nicht, was sie eigentlich sagen sollte. Liebesgeständnisse waren nun einmal nicht wirklich ihre Stärke. Normalerweise war sie diejenige, die welche bekam und nur darauf einzugehen brauchte.

Während sie merkte wie die Zeit im Shuttle plötzlich stillzustehen schien, fiel ihr wieder der seltsame Wortlaut ein, den Chi-Lo vorhin benutzt hatte:

Er fand es GROSSARTIG.

Er würde ES ihr nie vergessen.

Was fand er großartig?

Was würde er ihr nie vergessen?

Daß sie ihn geküßt hatte?

Daß sie sich in ihn verliebt hatte?

Das konnte doch nur eines bedeuten...

"Gern geschehen", murmelte Shania fast tonlos, als sie die Erkenntnis traf, daß er keineswegs dabei sein konnte ihr seine Liebe zu gestehen. Wofür auch immer er ihr danken wollte, hier ging es um etwas ganz anderes, als die Liebe von irgend jemand.

Ärgerlich auf sich selbst unterdrückte Shania ihre Tränen der Enttäuschung und des Ärgers sich selbst etwas eingeredet zu haben und wirklich geglaubt zu haben, daß er ihr jetzt ein Liebesgeständnis machen würde.

Chi-Lo schien nach irgendwelchen Worten des Dankes zu suchen und Shania wurde das erste Mal so richtig klar, daß er mit den anderen auf Sternbasis 12 wieder von Bord gehen würde und sie sich wohl nie mehr wiedersehen würden.

'Du machst es dir ja ziemlich leicht. Erst bringst du mein Leben durcheinander und dann bist du einfach wieder weg. Ganz einfach so.' Langsam stieg in ihr wieder der Ärger auf, als sie daran dachte wie er sie schon seit sie ihn im Transporterraum gesehen hatte, behandelt hatte.

Und da stand er nun und bedankte sich bei ihr für nichts...

Schon wieder wollte er den Mund aufmachen. Wollte er sie noch weiter beschämen? Sollte sie ihn auch noch fragen wofür er sich bei ihr bedanken wollte? Was dachte er sich eigentlich dabei?

"Ich liebe dich doch, du Idiot", platzte es plötzlich aus Shania hervor und einen Augenblick sahen Chi-Lo und sie sich direkt in die Augen.

Dann wurde Shania sehr blaß, als ihr aufging, daß sie ihre Worte laut ausgesprochen hatte. Sie wollte aus dem Shuttle stürzen wie sie immer den leichteren Weg ging, wenn es Probleme gab, doch irgendwie konnte sie ihre Beine nicht bewegen und versank in seinen braunen Augen.

--- Shuttle der Ivory

Mit schneller Präzision machte sich der Sicherheitschef an einer der Konsolen im Cockpit zu schaffen. Kurze Zeit später sah er auf und machte eine einladende Geste an den Ferengi, der ihm gefolgt war, sich auf den Platz neben ihn zu setzen und mit seiner Arbeit zu beginnen. Er würde diesen potentiellen Saboteur sicher nicht unbeobachtet an "seinem" Shuttle werken lassen.

Gorm nahm den Platz mit gemischten Gefühlen ein. Einerseits freute er sich, das Schiff möglichst schnell wieder auf der Sternbasis verlassen zu können, andererseits traute er nicht sobald jemandem, der größer war als er - was eigentlich bei jedem anderen der Fall war.

Mit einem Seufzer programmierter er einen Kurs, der das Shuttle nicht nur auf einer komplizierten Bahn von der Ivory wegbrachte, als würde ein Lebewesen am Steuer sitzen und nicht der Autopilot steuern, er verlängerte den Kurs auch noch bis Sternenbasis 12. Sollte das Shuttle der Ramses doch noch entkommen können, würde der Captain sicher erfreut sein, sein Shuttle auf der Sternenbasis wieder an Bord nehmen zu können.

Zuletzt hinterließ er auch noch zwei "Geschenke" im Computer des Shuttles.

Er wandte sich an Martengh, der ihn haargenau beobachtet hatte: "Wer immer dieses Shuttle scannt holt sich auch gleich zwei nette Viren an Bord, die seine Systeme ziemlich lahmlegen." Er überreichte dem Caldonier zögernd sein Padd, "hier drauf sind die Abwehralgorithmen, falls ein Unbeteiligter auch in die Falle tappt, sie sollten leicht zu installieren sein."

Gerne trennte sich der Wissenschaftler nicht von den Programmen, die bisher immer nur ihm bekannt waren. Er hoffte das Martengh genügend Verantwortungsgefühl besaß, die auf dem Padd enthaltenen Programme weise einzusetzen. Aber Gorm wollte einfach nicht noch mehr Zeit verlieren, in dem er alle anderen Programme vom Padd löschte.

--- Shuttle der Bragma

Der Chinese sah, wie Shania blaß wurde. Das konnte allerdings nichts sein gegen die Bleichheit seiner Epidermis.

Shania.. liebte... ihn?

Wenn es irgend etwas gebracht hätte, dann wäre er augenblicklich hinter die Tarnvorrichtung gesprungen, aber er vermutete, dadurch würde sich Shania nicht täuschen lassen...

Eine Beziehung innerhalb einer Crew - das konnte nie gut gehen

Erst turtelte man miteinander herum, wollte immer alles gleichzeitig tun, in den gleichen Schichten arbeiten, in der gleichen Abteilung, und irgendwann vergaß man alle Instrumente und Aufgaben die man hatte, weil man gerade, anstatt die Stabilität der Trägheitsdämpfer zu beobachten, die Stabilität zweier ganz anderer Dämpfer gerade einer genaueren Analyse unterzog...

Und danach konnte man sich nicht mehr sehen, man mußte immer an verschiedenen Orten eingesetzt werden, weil es unmöglich war, zu zweit in einem Raum zu arbeiten, ohne daß es zu tätlichen Angriffen kam...

Nun war es natürlich so, daß er sehr bald abmustern würde, erwog er zum Kontrast, womit all diese Komplikationen gar nicht erst auftreten würden.

Shania wußte, daß er abmustern würde - also wußte sie auch, was sie da tat.

Wortlos nahm er sie und küßte sie leidenschaftlich.

Erschrocken durch die nach kurzem Zögern, doch sehr spontane Reaktion des chinesischen Chaos-Piloten auf ihr Geständnis hatte Shania die Luft hastig eingesogen und die Augen weit aufgerissen, als sie so plötzlich nicht nur der Erfüllung ihrer Sehnsüchte nahe war, sondern sie quasi am eigenen Leib verspürte. Zumindest was seine sehr besitzergreifenden Hände betraf...

Doch dann atmete sie aus, schloß die Augen wieder und gab sich ganz den Gefühlen hin, die der Chinesen in ihr zu wecken vermochte, erwiderte seine Umarmung und spürte seinen muskulösen Leib ganz nah an dem ihren.

Für einen Moment dachte sie noch daran, daß sie gleich große Schwierigkeiten bekommen würden, wenn jemand herausfand, daß sich Chi-Lo noch nicht in seinem Abschirmungsfeld befand, doch dann verschwand der Gedanke ungehört in der Tiefe ihres Kopfes...

Wünsche und Sehnsüchte tauchten in ihr auf, die sie eigentlich schon lange begraben hatte.

Die letzten Erinnerungen an ihren Mann und Pino verblaßten bis sie nichts weiter waren als vergilbte Papiere auf denen man nicht erkennen konnte was sie je dargestellt hatten.

Dafür gruben sich Chi-Lo's Gesichtszüge tief in ihr Gedächtnis, wie er lachte, wie er in Ohnmacht fiel oder ihre Hände hielt und ihr tief und zärtlich in die Augen sah. Shania hatte das Gefühl etwas gefunden zu haben wonach sie ihr leben lang auf der Suche war ohne es je wirklich gewußt zu haben.

"Oh, Chi-Lo... Du hast recht, ich werde die Ivory verlassen und meine Zeit mit Monserat endgültig hinter mir lassen. Die Zeit ist reif meinen eigenen Platz im Leben zu suchen.

Ich gehöre zu dir, wohin auch immer du gehst..."

Erneut küßte der Asiat Shania leidenschaftlich - und hätte ihr vor Schreck fast in die Zunge gebissen, als ihm der Sinn ihrer letzten Worte klar wurde.

Was für furchtbare Dinge sagte diese Frau da?

Augenblicklich stieg sein Blut von gewissen unteren Körperregionen hinauf in sein Gehirn, wo es jetzt wesentlich dringender gebraucht wurde.

Das war ein Tag voller überraschender Wendungen, Katastrophen und Hiobsbotschaften gewesen, aber soeben übertraf eben dieser Tag sich selbst!

Er war noch nie ein guter Küsser gewesen - er machte sich da nix vor - also konnte er sich nicht vorstellen, daß er der Auslöser für diese Reaktion sein sollte. Diese Frau mußte eine Laune der Götter sein.

"Shania, ich fühle mich unvollständig ohne dich!", log er wie selten zuvor in seinem Leben - und das wollte schon was heißen. "Aber vergiß' das Gas nicht! Laß' uns jetzt keinen Fehler begehen, den wir später bereuen werden." Er für seinen Teil tat gerade alles dafür, einen solchen Fehler zu vermeiden. Er würde es wohl sehr bereuen, auf einem Schiff einen Klotz am Bein zu haben. Meistens hatte er wahrlich genug damit zu tun, sich selbst am Leben zu halten!

"Wenn Monserat auf der Sternenbasis 12 eine neue Mannschaft sucht, dann haben wir beide alle Zeit der Welt, uns über unsere Gefühle für einander im Klaren zu werden."

Chi-Lo wollte auf der Sternenbasis 12 umgehend auf dem nächstbesten Schiff anheuern, das abflog und plante, die nächsten 10 Jahre weder die Richtung zu ändern noch anzuhalten - sich über ihre Gefühle für einander im Klaren werden konnten sie schließlich auch mit einer Distanz von 3000 Lichtjahren...

War das ein Erschrecken in seinen Augen gewesen, als sie ihre Worte unwillkürlich laut ausgesprochen hatte oder weshalb hatte er so schnell damit aufgehört sie zu küssen?

Nein, natürlich nicht. Sicher war es nur Erstaunen darüber wie tief ihre Gefühle für ihn bereits waren, obwohl sie sich erst so kurze Zeit kannten. Immerhin war ihr klar, daß sie für einen rastlosen und sicher nicht gerade reichen Mann wie ihn einen wahren Glückstreffer bedeuten mußte.

Schon viele Männer der verschiedensten Rassen hatten um die Gunst der schönen Amerikanerin gebuhlt und ihr den Hof gemacht. Mit teuren Geschenken, wahnwitzigen Ideen oder billigen Sprüchen, deren Quittung sie in ihrer Leistengegend abholen konnten.

Doch Chi-Lo war derjenige, den sie auserkoren hatte um das zu bekommen was die anderen immer haben wollten.

Der kleine Chinese, der ganz Mann war wie sie dicht an seinen Körper gepreßt fühlte und doch sensibel, einfühlsam und verständnisvoll. Der zwar versuchte der große Anführer und Held zu sein, doch kein Blut sehen konnte und immer an sich zuletzt dachte.

"Ich weiß, daß du an das Gas denkst, doch die Mengen die der Tricorder noch fand ließen darauf schließen, daß es bereits dabei war sich zu verflüchtigen. Sicher hat es längst jede Wirkung auf uns verloren", meinte die Amerikanerin und begann mit leisem Nachdruck an den Verschlüssen seiner Kleidung zu zerren.

Jetzt wo sie endlich allein waren, wollte sie mehr von ihm.

Viel mehr...

Wahrscheinlich war das auch der Grund, weshalb er aufgehört hatte sie so leidenschaftlich und ungestüm (unerfahren?) zu küssen. Auch ihn quälte das Verlangen.

Verdammt, sonst war Martengh doch auch paranoid bist zum Anschlag - und darüber hinaus...

Warum konnte er nicht endlich mal nachsehen, warum die beiden Tür hinter sich zugemacht hatten?

Aber nein.

Niemand kam, um zu gucken, und er war Shania schutzlos ausgeliefert.

Wie sollte sich nur retten. Zitternde Finger öffneten sein Knöpfe, und Shanias heiße Haut strich über die seine. Es fiel im schwer, sich weiterhin darauf zu konzentrieren, hier zu entkommen, sich nicht dem Taumel der Sinne zu ergeben. Da fiel sein Blick auf die Konsole in der Kanzel.

Gorm hatte ja schon alles vorbereitet! Ihr erster Plan: Der rote Alarm!

Das Sensorfeld zum Auslösen dieses bösen Tools, das nur noch berührt werden mußte, blinkte ihn höhnisch an, unerreichbar für ihn, der er unter Shania inzwischen förmlich begraben war...

Ja, er wollte es genauso wie sie. Das spürte sie nur allzu deutlich.

Sein ganzer Körper war angespannt und strotzte nur so von Vorfreude auf das bevorstehende Ereignis. Er wirkte wie ein Tiger, der bereit war zuzuschlagen.

Doch sie machte es ihm auch leicht. Vielleicht etwas zu leicht. Denn heute brauchte er kein Wild zu erjagen, sondern würde leichte und willige Beute finden.

Wieder senkte sich Shanias Leib verführerisch auf den seinen. Doch diesmal berührten sie sich Haut an Haut. Zumindest ihrer beider Oberkörper hatte die Amerikanerin schon mit Erfolg von der lästigen Kleidung befreit.

Ihre wohlgeformten Brüste drängten sich an seine unbehaarte männliche Brust, die noch weitaus muskulöser war als sie angenommen hatte und bedeckte seinen Hals mit einer Vielzahl kleiner Küsse, bevor sie weiter nach oben wanderte und ihn voll Inbrunst küßte.

Sie hatte das Gefühl bei ihm einen Schrei der Lust zu ersticken, doch sie war schon längst zu erregt, um noch darauf zu reagieren.

Dabei merkte sie an ihrem Unterbauch, daß sie ihn keineswegs kalt ließ.

Langsam ließ sie ihre Hand nach unten wandern, dann jedoch hielt sie inne und ergriff nur seinen Arm, der regungslos Richtung Konsole von ihm abstand und legte seine Hand auf ihre Brust.

Chi-Lo wollte Shania widerstehen. Vor allem, wenn sie ihm danach auf jedes Schiff folgen wollte...

Nahm sie eigentlich die Pille?

Ein leidenschaftliches Stakkato von Küssen auf seiner Brust ließ ihn diesen Gedanken sofort wieder vergessen.

Blut schoß in sein Glied, so daß es schon direkt schmerzhaft geschwollen war.

Er mußte etwas unternehmen, sonst wäre sein Widerstand gebrochen.

'Meditationsübungen!!!', schoß ihm ein rettender Gedanke durch den Kopf.

Der Asiat konzentrierte sich.

Er bewegte sich in der Zeit zurück.

Zurück in seine Jugend, zurück nach China...

Er befand sich wieder in dem alten Garten des Shaolin-Klosters.

'Sei wie eine Mauer aus kaltem Stahl', hörte er seinen alten Shaolin-Meister sagen.

'Lasse die Wollust an dir abprallen und ziehe dich in deine Welt zurück Hinter die Mauer aus kaltem Stahl!'

Chi-Lo wurde eine Mauer aus kaltem Stahl, hinter die er sich zurückzog.

Nichts konnte ihn hier erreichen.

Keine Wahrnehmung.

Kein Schmerz.

Keine Bedrohung.

Keine Wollust.

Keine Shania.

Er war kalt.

Er war Stahl.

Nichts konnte diese Mauer einreißen.

Die Mauer aus kaltem Stahl wurde von warmem, weichem Fleisch mühelos niedergerissen.

Jeglicher Widerstand war vergessen.

Er liebkoste ihre Brüste, erforschte die steifen Brustwarzen mit seiner Zungenspitze.

Eng umschlungen rollten sie sich auf dem Boden, jetzt lag er auf ihr.

Von eigener Begierde gequält, stöhnte er auf.

Und...

Er wünschte sich weit weg.

Der feuchte Fleck in seiner Hose ließ keinen Zweifel zu: Das Liebesspiel war vorbei.

Er spürte, wie das Blut von seinem Glied in sein Gesicht strömte.

Er mußte knallrot sein.

Er rollte sich von Shania runter.

"Tut... Tut mir leid, Shania", murmelte er verlegen.

Er schaffte es nicht, ihr in die Augen zu sehen.

Verblüfft und irritiert sah Shania ihn an und erst langsam wurde ihr bewußt, was hier eben passiert war und sie so abrupt beenden ließ, was eben noch so heiß begonnen hatte.

Chi-Lo hatte das Schicksal der Männer ereilt, die hofften, im Erdboden versinken zu können nur um ihr Versagen verbergen zu können.

Und plötzlich, als hätte jemand einen Schalter in ihrem Kopf umgelegt begann sie die Zusammenhänge zu verstehen und ihr Gesicht begann sich verständnisvoll aufzuhellen.

Schon als er an Bord kam, versteifte er sich zum Captain gebracht zu werden um nur ja keine Zeit mit ihr verbringen zu müssen.

Später wirkte er zerbrechlich und sehr anlehnungsbedürftig, als er Martengh hinter sich hatte.

Und obwohl er den starken Anführer herausgekehrt hatte, war da diese unheimlich sensible Seite, die sogar Blut für ihn erschreckend machte.

Aber er war feinfühlig, wie er ihr Hände in die seinen genommen hatte und endlich aus der Reserve gekommen war und ihr gezeigt hatte wie viel er für sie empfand.

Und dann hatte er sich ein Herz genommen und sie ins Shuttle gebeten, wo sie vollkommen allein waren...

Dort hatte er wieder den Mut verloren und sich wirklich für den Kuß und ihre Fürsorge bedankt.

Und er war nach anfänglichen Küssen auf ihr Liebesgeständnis, doch wieder in Erschrecken und Passivität verfallen um sich dann doch in seine Lust zu ergeben und schließlich seine Erregung vorzeitig explodieren zu lassen.

Das alles ließ einfach keinen Zweifel mehr zu...

Chi-Lo war wirklich noch Jungfrau.

Aus den Augenwinkeln nahm das Häuflein Elend, das früher einmal ein gewisser Chi-Lo gewesen war, wahr, wie sich Shania ein Grinsen nur mühsam verkneifen konnte.

'Oh, ihr Götter, laßt es bitte nur einen Traum sein!", dachte er verzweifelt.

Wie hatte es nur so weit kommen können?

'Nun, zumindest wird sie jetzt nichts mehr von mir wissen wollen', dachte er in einem Anflug voll bitterem Sarkasmus. 'Dann bleibt sie hier auf diesem Schiff und kann niemandem, den es interessieren würde, erzählen, was hier passiert ist.'

Er malte sich aus, wie Shania Martengh grinsend erzählte, daß der kleine Chinese nicht einmal DAS zu Stande brachte. 'Zu Stande brachte', im wahrsten Sinne des Wortes...

Er fühlte sich einfach zum Heulen.

"Aber das ist doch nicht schlimm", versuchte Shania ihn nach dieser sehr wichtigen Erkenntnis zu trösten. "Im Grunde ist es allein meine Schuld. Ich habe es übereilt und hätte dir viel mehr Zeit lassen sollen. Außerdem ist dies sicher nicht der geeignete Ort", sie konnte sich gerade noch verkneifen 'fürs erste Mal' hinzufügen", und man darf nicht vergessen, daß wohl die meisten Männer versagt hätten, die kurz zuvor noch dem Tode näher standen als dem Leben."

Chi-Lo hatte sich mächtig geirrt. Als Shania sagte: 'Aber das ist doch nicht so schlimm', dachte er, das wäre der schlimmste Satz, den je ein Mann zu hören bekommen konnte.

Aber es wurde noch schlimmer. 'Im Grunde ist es allein meine Schuld...'.

'OH, IHR GÖTTER, BRINGT DIESE FRAU ZUM SCHWEIGEN ODER ABER LASST MICH WENIGSTENS STERBEN!'

Die Götter taten ihm keinen von diesen Gefallen.

Wieder mal typisch...

'... daß wohl die meisten Männer versagt hätten...', gellte es in seinen Ohren. '...versagt, versagt, versagt...'

'Wieso versagt?', dachte er voll bitterer Ironie. 'Immerhin habe ich bewiesen, daß ich nicht impotent bin...'

Nur mit Mühe widerstand Shania der Versuchung ihn einfach in die Arme zu schließen, aber das hätte seine Scham wohl nur gesteigert und sie in die Mutterrolle gedrängt an die sie am Wenigsten wollte. Dazu hatte sie viel zu viel mit ihm vor.

Zarte Röte überzog ihre Wangen, wenn sie daran dachte, wie unerfahren seine Küsse noch gewesen waren und was sie ihm alles beibringen konnte. Auch wenn sich seine Lippen an ihrem Körper phantastisch angefühlt hatten...

"Du hast recht, wir sollten es langsamer angehen lassen und wir haben ja auch noch genügend Zeit dazu, wenn wir von Bord gehen. Ich weiß auch schon welches Schiff uns ganz sicher nehmen wird. Wir brauchen es nur noch bis dahin zu schaffen." Lächelnd und voller Wärme sah Shania zu dem Chinesen und bildete sich ein zu sehen, wie sich sein Körper zusehends mehr straffte.

Nun hatte er es endgültig geschafft sie davon zu überzeugen, daß nicht der Zufall sie zusammengeführt hatte, sondern das Schicksal sie für einander bestimmt hatte.

Chi-Lo erstarrte vor Schreck.

Und auch das noch! Jetzt hatte er bei Shania irgend welche mütterlichen Gefühle erweckt. 'Och schaut mal, der kleine Chinese, ist er nicht niedlich? Er braucht meinen Schutz, der süße Knuddel! Aber mit Geduld und Spucke machen wir noch ein ganz großen aus diesem knuddeligen Schlappschwanz!'

Ohne Shania anzusehen, sagte der Chinese:

"Ich gehe dann mal hinter das Kraftfeld. Die anderen müßten bald so weit sein. Vielleicht wirst du draußen ja gebraucht."

Geradezu hastig sprang er auf, klaubte seine Kleidung zusammen und begab sich eilig hinter das Tarnfeld.

Es tat gut, hier nicht gesehen werden zu können.

Tränen rannen seine Wangen runter.

Shania sah noch einen Moment lang auf das Tarnfeld, daß ihr den Eindruck vermittelt hatte, daß der Chinese sich vor ihren Augen in Luft aufgelöst hatte - was er sicher gerne wirklich getan hätte - bis sie den Kopf wieder senkte. Gerade noch rechtzeitig konnte sie ein enttäuschtes Seufzen unterdrücken und so tun, als ob sie keine Probleme mit dem Versagen ihres neuen Freundes hatte.

Dabei hatte Chi-Lo sie nicht mal mehr angesehen, als er gegangen war und gerade so getan, als wäre nie etwas zwischen ihnen gewesen. Es war, als hätte sie ihn mit ihren Worten verletzt, dabei hatte sie doch die ganze Schuld auf sich genommen und ihm mehr als deutlich gesagt, daß er keinerlei Schuld hatte und es niemand an seiner Stelle besser gegangen wäre.

Oder hätte sie vielleicht gar nichts sagen dürfen?

Hätte sie damit nicht eigentlich eingestanden, daß er recht hatte und allein die Schuld an allem trug?

Warum um Himmels Willen waren Männer nur so schrecklich kompliziert, wenn es um Dinge wie ihre über alles geschätzte Manneskraft ging?

Abgesehen davon, daß es selbst impotenten Männern mühelos dazu im Stande waren eine Frau auf andere Weise sexuell zu befriedigen, wenn sie nur phantasievoll genug waren...

Eigentlich hätte Shania ihm ja auch einen zweiten Anlauf verschaffen können, genug erfahren war sie auch in solchen Liebesdiensten, doch hier war wirklich weder die richtige Zeit noch der rechte Ort um sich bei so etwas erwischen zu lassen was zwangsläufig ein erneutes Versagen Chi-Lo's nach sich gezogen hätte.

Und da sie vorhatte ihn langsam an die für ihn neue Materie heranzuführen, war es ohnehin besser die Sache auf geeigneteres Terrain zu verlegen. Das Holodeck der Venture war dafür sicher bestens geeignet.

Ein Picknick im Freien.

Ein Ausflug an den Strand.

Oder eine kuschelige Liegewiese...

Die Möglichkeiten waren unbegrenzt.

--- Im Ködershuttle

Martengh hatte etwas länger gebraucht, bis er sich einen Überblick über die Programme des Ferengi verschafft hatte. Offenbar hatte dieser nicht nur die Abwehralgorithmen auf dem Padd gespeichert, sondern auch diverse Angriffsroutinen.

Einem ersten Impuls folgend, wollte der Caldonier die Programme gleich in den Ivory-Datenspeicher transferieren, aber seine paranoide Ader hielt ihn im letzten Augenblick zurück. Wenn dieser Code genau so aggressiv war wie die Routinen, die der Ferengi in das Shuttle geladen hatte, dann wollte Martengh lieber nichts davon in der Nähe lebenswichtiger Systeme wissen.

Jedenfalls nicht, bevor er die Programme ausgiebig untersucht hatte. Aber nach dem ersten Eindruck war dieses Padd sein dreifaches Gewicht in Latinum wert.

Und ein Ferengi überließ es ihm einfach so???

Hm. Sehr verdächtig. Aber er hatte immer noch Monserats Stimme im Ohr, die alle eindeutig zur Eile antrieb, deshalb verschob er alle entsprechenden Gedanken auf später, und knurrte ihn einfach an, als dieser den Eindruck machte, nur noch auf ihn zu warten. "Fertig? Dann nichts wie raus hier, damit wir dieses Baby an die frische Luft setzen können."

--- Bragma II, Brücke, inzwischen

"Jaaaaahhh!"

Triumphierend ballte Bragma die Faust.

Die Umgehung des Hauptcomputerkerns war geglückt. NIEMAND kannte die Bragma II so gut wie er selbst, diese Erkenntnis würde er den Meuterern bei ihrem langsamen, qualvollen Tod phantasievoll einbrennen.

Die Brücke hatte wieder Zugriff auf die Sensoren.

Denningham machte sich an den Kommunikationseinrichtungen zu schaffen, und in ein paar Minuten hätten sie auch wieder Laserfeuer.

Und die Idioten unten im Maschinenraum ahnten von alledem nichts.

Al'Khazam war schon immer eine miese kleine Ratte gewesen, aber daß Soral ihn verraten hatte, traf ihn schwer. Er selbst hatte Soral das Kommando über die Ramses übergeben. Gab es denn in dieser Welt nur Verrat?

Nun, Soral sollte brennen. Und er sollte in seinem letzten, endlose Schmerzen andauernden Atemzug erfahren, wer ihn getötet hatte.

Denningham meldete sich.

"Sir, wir können jetzt wieder Nachrichten rausschicken. Wir brauchen aber noch ein paar Minuten, bis wir die Lysidesphaserfeuer aufgeladen haben."

Noch ein Trick, der mit Lysides möglich war. Nallow hatte einfach einen siebten Sinn für Lysides und ihre Einsatzmöglichkeiten gehabt, das mußte man ihm lassen.

Bragma hatte es nie ganz verstanden, aber Lysides hatte aufgrund ihrer dichten Molekularstruktur die Fähigkeit, unglaubliche Mengen an Energie zu sammeln und schlagartig freizusetzen. Denningham hatte sich für die Einsatzmöglichkeit von Lysides immer ganz besonders interessiert.

Lysides war inzwischen entsprechend im Plasmafeld der Phaser-OEM-Leitung, die von der Brücke wegführte entsprechend eingesetzt worden und saugte mehr und mehr Energie in sich hinein. Der Energiestoß, den Lysides erzeugen sollte, würde die von diesem verdammten Schlitzauge sowieso schon schwer angeschlagene Laserphalanx in Stücke reißen, aber zweifellos würden die Ramses und sie Ivory vernichtet werden. Daran ließen die Berechnungen keinen Zweifel.

"Ja, Lysides, sauge nur die Energie in dich hinein", triumphierte der abgesetzte Captain tonlos.

--- Ivory, Shuttlehangar

Die Klingonin, der Caldonier und der Ferengi sahen zu, wie das programmierte Shuttle den Shuttlehangar durch ein Kraftfeld verließ. Nun sollte es seine Mission erfüllen.

--- Bragma II, Brücke

"Sir, die Sensoren zeigen, daß ein Shuttle soeben den Hangar der Ivory verlas..."

"Jetzt nicht!", brüllte Bragma und die Fingerknöchel des Franzosen traten so stark hervor, daß sie auf seiner sonnengebräunten Haut ebenso hervorstachen wie sein zornerfülltes rotes Gesicht sich von seinem blaues Haar abhob.

Wen kümmerte schon ein Shuttle mit einem unbrauchbaren Roboter an Bord, wenn über ihn und SEINE Schiffe bestimmt wurde wie ein Stück Schlachtvieh auf einer Auktion und das von Leuten, denen er vertraut hatte...

Er war noch nicht tot und schon stritt man sich über sein Erbe

Wieder zuckte Bragmas ganzer Körper unter einem Schub seiner heimtückischen Krankheit zusammen und er krümmte sich vor Schmerz, dennoch bemerkte er ihn fast gar nicht zu sehr beschäftigte ihn sein momentanes Problem. Er konnte sich nicht aufhalten, er mußte ein Exempel statuieren um seine Leute zur Vernunft zu bringen.

Lysides pumpte ihren Leib mit Energie voll und war jeden Moment frei ihre tödliche Rache auf seine Feinde zu projizieren.

Und wenn sie das getan hatte, dann würde er Al'Khazam und seine Männer schließlich als schlechtes Vorbild vor der versammelten Mannschaft aus der Luftschleuse werfen lassen. Ihre leblos dahintreibenden Körper in einem Trümmerfeld eines seiner eigenen Schiffe würde alle anderen davor warnen ihn je zu betrügen.

Der anschließende Beschuß ihrer Leichen würde ihm schließlich ihre absolute Loyalität sichern. Auch wenn sie aus Furcht vor seiner Unberechenbarkeit entstand.

Sein Gesicht hatte sich durch ein diabolischen Grinsen zu einer entstellten Fratze verzerrt. Sein Gelächter klang unwirklich und niemand wagte es ihn in diesem Zustand anzusprechen. Zu sehr hatte er sich in seine Wut hineingesteigert. Jetzt regierte ihn nur mehr der blanke Haß.

Aber um seinen Plan zu verwirklichen mußte er erst mal wieder die Gewalt über sein eigenes Schiff zurück erhalten und die Meuterei im Keim ersticken. Und Denningham war so verflucht langsam.

Jeden Moment konnte etwas dazwischen kommen und seinen Plan vereiteln.

Jeden Moment konnte sich das Blatt zu seinen Ungunsten wenden.

Denninghams verzogene Visage tauchte plötzlich in seinem Gesichtsfeld auf mit einem blöden breiten Grinsen was darauf schließen ließ, daß alles in Ordnung war, doch Bragma hatte endgültig genug von ihm, war es doch einzig und allein ihm zu verdanken, daß der Chinese überhaupt mit dem Shuttle entkommen hatte können und ihn an seine Feinde verraten konnte.

Die Faust traf das ungeschützte Kinn seines ersten Offiziers voller Wucht, daß sein Unterkiefer laut krachend zerbarst und sein Körper mit dem Rücken so heftig gegen die Wand prallte, daß ihm zischend die Luft entwich, als er langsam bewußtlos auf den Boden sank.

Der Captain nun völlig auf sich allein gestellt, würdigte ihn keines einzigen Blickes, sondern ließ sich eine Verbindung mit Soral und Monserat herstellen. Daß ihn die Leute auf seinem eigenen Schiff in den Rücken fielen, wunderte ihn nicht wirklich, doch Soral hatte er so bedingungslos vertraut, daß er ihm die Führung eines Schiffes anvertraut hatte umso bitterer war sein Verrat.

Und Monserat würde dafür sterben, daß er sich nun einen Vorteil zu verschaffen suchte indem er ihn hinterging, wissend, daß er wie ein Tier auf seiner eigenen Brücke gefangen gehalten wurde, was für einen Captain schlimmer war, als in einer Schlacht einen Arm zu verlieren.

Dafür würden sie alle büßen und mit ihrem Blut bezahlen...

"Hier spricht Bragma der einzig wahre Captain der Bragma II und Besitzer der echten... Lysides", er ließ seine Worte auf der Zunge zergehen und sah dabei im Geiste Gerald vor sich, der vor Zorn bebte, "derjenige, dessen Stimme ihr kurz vor eurem Tod noch als Letztes hören werdet, bevor ich eure dreckigen Leiber im Weltraum verteilen werde. Ich habe soeben meine Brücke zurückerobert und bin nicht ohne Zorn über den Verrat, der an mir verübt wurde.

Soral, du fühlst dich mir überlegen, aber dir dürfte entgangen sein, wer hier wirklich das Sagen hat und wem du das alles zu verdanken hast. Dein Leben ist weniger wert, als das eines ehrlosen Klingonen. Ich hätte dich im Dreck verrecken lassen sollen, indem ich dich gefunden habe, statt auf deine Mutter zu hören und dich aufzunehmen. Jetzt muß ich dich dorthin schicken, wohin du gehörst.

Und was dich betrifft, mein lieber Gerald, der du dein Auge für deine Dummheit hergeben mußtest an so etwas wie Freundschaft auch nur einen Augenblick zu glauben... du wirst Sorals Schicksal teilen.

Ich verfüge über eine Energie, die ihr euch nicht einmal vorstellen könnt. Wenn es dich tröstet Gerald, Lysides wird es sein, die dich schließlich tötet. Dein lächerliches Schiff und die Ramses.

Verabschiedet euch vom Leben. Gleich könnt ihr eurem Schöpfer guten Tag sagen. Vielleicht siehst du dann auch deine Mutter wieder Soral, sie war ohnehin schlecht im Bett..." Gegen Ende war seine Stimme immer schriller geworden und hatte sich schließlich überschlagen, bevor sie in einem unmenschlich klingenden Gelächter unterging.

Nun hatte er endgültig jeden Bezug zur Realität verloren und lebte in seiner eigenen Welt aus Verrat, Intrigen und Rache. Und wäre da nicht der Phaser in seiner Hand gewesen und das Wissen darum, daß er ein sehr zielsicherer Schütze mit guten Reflexen war, so hätte die Brückenmannschaft sich nicht auf dieses Spiel eingelassen.

Erschüttert verfolgte sie die Reaktionen...

--- Ramses, Brücke

Gebannt hatte Soral den Worten seines ehemaligen Captains gelauscht.

Es war ein Fehler gewesen, Bragma zu unterschätzen.

Ein fürchterlicher Fehler.

Aber er würde sich nicht kampflos geschlagen geben.

Bragma wollte mit ihm in den Tod gehen. Den Gefallen konnte er haben. In den Gre-Thor mit diesem Halunken.

"Photonentorpedos startklar machen!", sagte zu seinem ersten Offizier. "Feuern auf mein Kommando!"

Heute war ein guter Tag zum Sterben...

--- Ivory, Brücke

Monserat tobte vor Zorn. "Alle Energie auf die Schilde!", brüllte er Aaron an.

Er sprang auf und begab sich höchstpersönlich an die Steuerkonsole.

Fieberhaft sprangen seine Finger über die Eingabefelder der Konsole.

Die Ivory nahm Kollisionskurs auf die Bragma II.

"Bemühe dich nicht, Bragma!", brüllte er.

"Ich komme!"

--- Bragma II, Brücke

Denningham erwachte aus einer kurzen Bewußtlosigkeit.

Sein Schädel brummte wie ein Hornissenschwarm.

Er war sich im Klaren darüber, daß sein Gesicht nun vollkommen deformiert sein mußte.

Noch immer unfähig, sich zu bewegen, sah er auf einem entfernten LCAR ein paar Anzeigen. Das Shuttle aus der Ivory. Die Lebenszeichen...

Denningham konnte gar nicht benommen genug sein, um diese Zeichen nicht wiederzuerkennen.

Er hatte sie sich eingeprägt, um sie zu bemerken, wo immer sie auch auftauchten.

Niemals hätte er geglaubt, zu sinnlosen Zahlenkolonnen einen solchen Hass entwickeln zu können!

Hu-Wang...

Ein tiefes Donnergrollen sammelte sich in seiner Brust und steigerte sich innerhalb von Sekundenbruchteilen zu einem ohrenbetäubenden Schrei.

Er dachte nicht mehr daran, daß die Zielerfassungsscanner auf Ramses und Ivory ausgerichtet waren.

Er sah nur den Feuerknopf für die Laserphalanx. Und sah vor seinem geistigen Auge die schlitzäugige Fratze dieses verfluchten Asiaten.

Denningham sprang auf.

Ein Strahl aus Bragmas Handfeuerwaffe traf ihn fast augenblicklich. Als Denningham die Feuerkonsole erreichte, war bereits tot. Er sackte zusammen. Und berührte dabei das Sensorfeld zur Auslösung der Schiffsphaser.

"NEEEEIIIIIIIN!", schrie Bragma. Es war noch viel zu früh! Lysides hatte noch nicht genug Energie angesaugt!

Hilflos mußte der Kapitän auf dem Hauptbildschirm mit ansehen, wie die noch viel zu schwachen Laserstrahlen durch das All zuckten.

--- Ramses, Brücke

Das Schiff schwankte nur leicht, als die Salve es traf.

Soral ballte die Hand zu Faust.

"Feuer!", brüllte er.

Die Photonentorpedos rasten auf die Bragma II zu.

Eine gewaltige Detonation ließ die Ramses erzittern.

"Schilde ausgefallen, minimale Schäden", erfolgte sogleich die Meldung seiner Offiziere.

Wo die Bragma gewesen war, war jetzt nur noch ein glühender Feuerball...

... aus dem die Ivory hervorgeflogen kam!

--- Ivory, Brücke

Die schwachen Laserstrahlen der Bragma waren bei voller Schildleistung ein Witz gewesen. Sollte das schon wirklich alles gewesen sein, von Bragmas groß angekündigter Rache? Das konnte Monserat nicht glauben. Auf diesen Bluff würde er nicht hereinfallen, Unbeirrt hielt er Kurs auf die Bragma II.

Die Detonation war gewaltig. Direkt vor seinen Augen detonierte die Bragma II in einem gigantischen Flammenmeer.

Der Kurs der Ivory war nicht mehr zu ändern. Sie flog direkt in diese Gluthölle hinein.

Monserat wußte, daß er schon längst tot gewesen wäre, wären die Schilde nicht auf Maximum gewesen.

Wieso zum Teufel war die Bragma II so plötzlich explodiert?

Als die Ivory auf der anderen Seite des rasch verglimmenden Feuerballes heraustrat, wußte er warum: Die Ramses war ja noch dort, und sie hatte den Anzeigen zufolge gerade ein paar Photonentorpedos abgefeuert.

Monserat erfaßte, daß die Ivory wohl zerstört worden wäre, hätte sie sich auf der Seite der Bragma II befunden, auf der die Torpedos eingeschlagen waren. So hatte die Bragma II noch einen Großteil der Vernichtungskraft der Torpedos selbst abgefangen...

Die Schilde der Ivory waren jetzt ausgefallen.

Aber Monserat sah, daß auch die Schilde der Ramses unten waren.

Nun konnte er auch die letzte Gefahr beseitigen.

Er sprang zur Waffenkonsole und drückte einen Knopf.

"Feuer!", sagte er dabei tonlos...

--- Shuttle der Bragma, zur gleichen Zeit

Schweren Herzens zog sich Shania wieder an, bevor doch noch jemand nachsehen kam. Was sich als gar nicht so einfach herausstellte, da sich in der Hitze des Gefechtes zwei Knöpfe mit ihrer Gürtelschnalle verhakt hatten. So zerrte sie daran herum um ihre Blößen endlich zu bedecken und schnell aus dem Shuttle zu kommen.

Dabei berührte sie irrtümlich den Anzeigeschirm der Konsole. Hastig sah sie sich um, ob sie etwas ausgelöst hatte, doch alles schien normal zu sein, trotzdem leuchtete plötzlich eines der Sensorfelder auf, daß normalerweise in dieser Art von Shuttles nicht zu blinken pflegte.

Zumindest war sie sich fast sicher, da sie schon öfter mit einem geflogen war.

Auch wenn sie eigentlich nie wirklich darauf achtete.

Bevor sie deshalb auch noch Ärger mit Chi-Lo bekommen würde, entschloß sie sich für den leichteren Weg und deaktivierte kurzerhand das Feld anstatt ihn erst groß um Rat zu fragen.

Kaum wieder zurückgebeugt, brach im Hangar mit einem Mal die Hölle los und das passierte womit sie gerade jetzt nicht mehr gerechnet hatte.

Roter Alarm!!!

Das Blut in ihren Ohren begann zu rauschen vor Aufregung.

Gehetzt blickte sie sich um.

Was um Himmels Willen ging da draußen vor?

Hatte Charly es vielleicht doch geschafft sich zu befreien und setzte seinen Amoklauf fort?

Von Panik erfüllt stürmte Shania aus dem Shuttle ohne sich weiter um ihre Kleidung zu kümmern.

--- Brücke

Monserat hatte erwartet, daß eine Lasersalve die Ramses vernichten würde. Statt dessen brach die Hölle los. Roter Alarm war ausgelöst worden.

Und alle Schiffssysteme spielten verrückt.

Nichts wollte mehr funktionieren.

Seine Eingaben in die Konsole schienen gar nicht mehr beachtet zu werden.

Alle Konsolen flackerten, die Systeme fielen eines nach dem anderen aus.

"Merde!!!", brüllte der Franzose.

"Captain an Crew!"

Aber auch die Kommunikation spielte verrückt.

Keine Antwort.

Die Tür zum Turbolift öffnete sich halb und blieb so stehen.

Er war ein Gefangener in seinem eigenen Schiff...

--- Ramses, Brücke

"Captain, sollen wir auf die Ivory feuern?", fragte der erste Offizier.

Soral überlegt kurz.

"Nein", entschied er dann.

Unseren Anzeigen nach hat die Ivory ein schiffsweites kaskadenartiges Systemversagen. Das kann Tage dauern, bis sie das im Griff haben. Diese fette Prise holen wir uns hinterher. Auf dem Schiff von Monserat werden sich immer Dinge finden, die sehr viel wert sind. Aber die Enterung der Ivory hat Zeit.

Ich will wissen, was Monserat in diesem Shuttle in Sicherheit bringen wollte. Das muß ja ungeheuer wertvoll sein.

Verfolgungskurs setzen!"

Die Ramses drehte bei und ging in den Warptransfer...

--- Ivory, Shuttlehangar

Bibbernd hatte sich der Ferengi in eine Ecke gehockt und alle guten Mächte, die er kannte, angerufen, damit er das Chaos, durch das das Schiff ging überlebte.

Als dann sich dann noch die Systeme der Ivory systematisch abzuschalten begann, glaubte Gorm schon, seine letzte Stunde hätte geschlagen.

Plötzlich begann er ein System in dem Chaos festzustellen, das dabei eigentlich nichts zu suchen hatte und ihm aber sehr bekannt vorkam.

'Das Shuttle! Der Virus! Welcher däm....', fluchte der Mathematiker in Gedanken vor sich hin. Auf das Ablenkungsprogramm hatte er total vergessen.

Suchend sah sich Gorm im Hangar um: Von Martengh konnte er im Moment nichts sehen und der hatte die Schutzprogramme. Dann mußte es eben mit Improvisation gehen: "Computer, scanne den Kern von Adresse 3333AAEH00001 bis 3333AAEH99999, Filtereinstellung gamma omicron rho my programmierersfluch. Entsprechende Stellen löschen."

Mit viel Phantasie konnte man die darauf vom Computer produzierten Geräusche als Bestätigung verstehen. Gorm wartete, seine Angst war vergessen, denn hier befand er sich in seinem Element.

Kurze Zeit später erfolgte dann die erlösende Meldung des Computers: "Oh, hallo! Was ist denn hier los? Irgendwo gehen mir ein paar Minuten in meinem Speicher ab! Ok, alle Systeme sind wieder bereit!"

"Was ist mit der Ramses und der Bragma?", fragte der Ferengi gespannt den Computer um zu wissen, ob ihr Plan funktionierte und die Bragma den Köder auch schluckte.

"Die Bragma existiert nicht mehr und die Ramses jagt hinter deinem kleinen Geschenk hinterher, mein süßer Schnuckel", säuselte der Computer dem kleinen Ferengi zu, der aussah, als würde er sich nicht ganz wohl in seiner Haut fühlen.

Keiner begriff so recht, was sich in den letzten Minuten da draußen abgespielt haben mochte, aber es war deutlich, daß sie ihre Chance hatten heil aus der Sache auszusteigen, auch wenn alles ganz anderes gelaufen war, als sie es erwartet hatten.

Shania noch immer im luftigen Outfit ohne es zu bemerken, war sich mit einem Mal bewußt, daß sie Chi-Lo noch mehr in die Enge treiben würde, wenn sie ihren Fortgang von der Ivory offensichtlich damit verband, daß sie in seiner Nähe bleiben wollte. Doch es war jetzt auch klar, daß sich ihre Wege bald trennen würden, wenn sie gar nichts unternahm.

Die Mission hatte sich von selbst erledigt und Martengh würde nicht zögern sie bei nächster Gelegenheit von Bord zu werfen.

"Jetzt wo alles vorbei ist... was haltet ihr davon, wenn wir vier zusammen bleiben? Ich finde, wir waren ein gutes Team. Und ich weiß auch schon ein Schiff, daß uns sicher aufnehmen wird..."

Als die Klingonin auf ihre Brust starrte, den Kopf in den Nacken warf und sehr laut zu lachen anfing, folgte Shania ihrem Blick und wurde schlagartig knallrot im Gesicht. Hastig bedeckte sie so mit Eifer ihre Blöße, daß die zwei hinderlichen Knöpfe schließlich absprangen und irgendwo in den Hangar kullerten.

Mit einem schiefen Lächeln meinte Shania entschuldigend zu dieser Blamage: "Ich hoffe, die nehmen es dort mit der Kleiderordnung nicht sehr genau..."

Eine Bitte der sich ein wenig später auch Chi-Lo anschließen würde, wenn er mit einem verfänglichen feuchten Fleck auf der Hose wieder aus dem Shuttle kam.

--- Brücke

Ein überaus erleichterter Gerald Monserat beobachtete gerade das letzte Glühen der Überreste der Bragma II, bevor er den Kurs nach Sternenbasis 12 setzte und mit der Ivory beschleunigte ...

--- Sternbasis 12

Die Reise zurück zur Sternbasis war allen sehr kurz vorgekommen. Jeder an Bord war seinen eigenen Gedanken nachgehangen und hatte Pläne für die Zukunft geschmiedet.

Die Nachricht, daß Shania ein Schiff wußte, auf dem sie garantiert alle vier Aufnahme finden würden, ließ sie schließlich den Entschluß fassen zusammenzubleiben, nachdem sie Savannah auf die stationäre Krankenstation gebracht hatten.

Glücklicherweise war es für diese noch nicht zu spät, wenngleich sie einen sehr starken Blutverlust und einen schweren Schock erlitten hatte und in nächster Zeit im künstlichen Tiefschlaf gehalten würde.

Monserat sah seinen Traum von Lysides endgültig wie die Bragma II in Trümmern liegen und mußte mit einem Kapitel seines Lebens abschließen ohne seine Rachegefühle wirklich gestillt zu haben. Für ihn war Bragmas Tod zu einfach und viel zu schnell gegangen. Er war nicht mehr am Leben und doch hatte Monserat das Gefühl, daß er noch allgegenwärtig war.

Er fühlte sich unwillkürlich an die Situation erinnert in der er Bragma in seinem ersten Schiff vermutet hatte und mit der Nachricht von der Explosion mit ihm nach langem abgeschlossen hatte. Dann hatte er erfahren, daß er sich geirrt hatte und es eine zweite Bragma gab. So hatte der Alptraum erneut begonnen.

Würde er Bragmas Überreste wirklich in dem Trümmerfeld finden?

Nur der Gesundheitszustand der Bajoranerin und der Gedanke, daß statt der Bragma II da draußen auch gut die Ivory liegen konnte, die man erst geplündert und dann in Feuer gelegt hatte, hatte Monserat davor zurückgehalten wirklich zu überprüfen ob der blauhaarige Franzose endlich sein verdientes Ende gefunden hatte.

Doch so war es fast schlimmer als vorher und nicht wirklich verwunderlich, daß er Shanias Bekundung mit den anderen von Bord gehen zu wollen einfach hingenommen hatte, ohne den Versuch zu unternehmen sie zu halten oder sie nach ihren Gründen zu fragen.

Auch Martengh wirkte noch in sich gekehrter und schien wohl die nächste Zeit damit zu verbringen anhand seiner visuellen Aufzeichnungen die Lücken in seinem Gedächtnis zu füllen. Und es war fraglich, ob ihn danach noch mehr an den Captain band, als seine Loyalität, wenn er sah was dieser ihm angetan hatte und schließlich mit ihm vorgehabt hatte.

Viele Gedanken schwirrten dem Franzosen durch den Kopf, als sein Körper schließlich seinen Tribut für die unruhige Nacht forderte und er für ein kleines Nickerchen auf der Brücke einschlief.

Schweißbedeckt wachte er nach einiger Zeit wieder auf. Hatte er doch Lysides im Traum gesehen. Sie war unversehrt und hatte die Flammenhölle heil überstanden. Trieb einfach im All. Als würde sie nur darauf warten, daß er sie holte.

Mit einem Blick auf den Bildschirm vergewisserte er sich, daß das alles nicht nur ein Traum gewesen war. Doch von der kleinen Statue war keine Spur zu sehen. Außer der Sternbasis lag das Weltall kalt und dunkel vor ihm. Fast höhnisch, da es verschluckt hatte, was der Antrieb seines Lebens gewesen war.

Resignierend senkte Monserat den Kopf und gestand sich ein, daß er zwar einen Sieg errungen hatte, aber die Schlacht verloren hatte.

"Silberlöckchen, meine Sensoren zeigen eine kleine Störung bei den linken Warpgondeln. Ein minimaler Energieverlust. Nicht weiter schlimm. Aber ich dachte, ich melde es dir besser", säuselte die Stimme des Computers. Das einzige was ihm geblieben war.

"Ist die Außenhülle beschädigt oder droht sonst eine Gefahr?", fragte der Captain rein mechanisch ohne sich wirklich dafür zu interessieren.

"Nein, es ist alles in bester Ordnung, nur eben dieser kleine Energieabfall an dieser Stelle."

"Dann sorg dafür, daß Martengh ihn nicht merkt, damit er mir nicht das ganze Schiff auf den Kopf stellt. Ich möchte in nächster Zeit meine Ruhe haben. Auch von seinen Wahnvorstellungen was dieser Abfall zu bedeuten haben kann. Und keine weiteren Störungen mehr, wenn ich bitten darf."

"Aye, aye, Captain, alles was du willst", meinte die sehr wohlklingende Computerstimme und damit war er wieder allein auf der Brücke.

Es war fast beängstigend still.

Kein Charly, der munter vor sich herplapperte.

Kein Martengh, der ihm die wildesten Verschwörungstheorien einzureden versuchte.

Keine Shania, die sich wieder darüber ausließ wie langweilig es an Bord ohne Besatzung war.

Der Captain fühlte sich mit einem Mal alt und ausgelaugt.

Mit hängenden Schultern machte er sich auf den Weg in sein Quartier. Vielleicht würde er ja diesmal wirklichen Schlaf finden.

Und wenn er Glück hatte träumte er gar nichts...

--- Außenhülle der Ivory, in der Nähe der Warpgondeln

Es war kalt und dunkel hier draußen.

Dennoch gab es etwas, daß das Leuchten der fernen Sterne und Planeten reflektierte und es sah aus, als würde jeder der Schönheit des anderen noch mehr Glanz und Vollkommenheit verleihen.

Etwas das so gar nicht hierher zu gehören schien.

Sie war schön und dennoch war sie kalt wie Eis ohne jedes Gefühl.

Doch trotz ihrer Schönheit und ihrer Anmut, war sie in den Händen der falschen Person eine absolut tödliche Waffe.

Handgemacht aus edlem Platin mit Augen aus geschliffenen Edelsteinen einer fernen Galaxie, fein geschwungenen Lippen aus Gold, Haaren wie Seide aus fein gesponnenen Silber und einem geschlungenen Kleid, daß aus einem Metall zu bestehen schien und doch weich und glänzend war wie allerfeinster Brokat...


THE END

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