Ivory Chronik 11

Ein paar Arten ein Schiff explodieren zu lassen

--- Ivory, Brücke

Lange Zeit über war es ruhig gewesen auf der Brücke, dann war plötzlich der rote Alarm losgegangen und mit einem Mal war der Teufel los. Zwar hatte Martengh den Captain kurz darüber informiert, warum er den roten Alarm gab, aber er mußte erst selbst herausfinden was passiert war.

Zu allem Überfluß meldete ihn mitten in das Chaos auch noch sein Bordcomputer etwas, das er lieber nicht hören wollte: "Hey, mein süßer Schneehase. Ein Komm-Kanal wurde geöffnet. Jemand würde dich gerne kennenlernen. Ich hoffe, es ist keine hübsche..."

"Merde...", fluchte der Franzose und ihm kam erst jetzt in den Sinn, daß er über all dieser Aufregung vergessen hatte, daß ein Treffen mit der Gulmoq in Kürze bevor stand. Denn sie versperrte noch immer den direkten Weg nach Vulkan.

War es denn wirklich schon so spät? Oder hatte die Gulmoq es geschafft, das Treffen auf früher zu verlegen?

Der Captain wußte es nicht zu sagen, hatte jegliches Gefühl für Zeit verloren. Die Ereignisse hatten sich inzwischen regelrecht überschlagen und es war vorauszusehen, daß dieser Ruf vom Ferengifrachter nichts Gutes an sich hatte.

"Behalten Sie den Kurs bei, bereiten Sie aber schon ein, zwei Ausweichmanöver vor", befahl der Captain dem Piloten, den Martengh an seinen Platz gesetzt hatte um sich um andere Dinge an Bord kümmern zu können.

"Ja, Sir! Kurs beibehalten und Ausweichmanöver vorbereiten!" Der Pilot, dessen Name Monserat schon wieder vergessen hatte, nickte geflissentlich und schon flogen seine Finger über die Steuereinheit. Ihm schien es gelegen zu kommen, daß der Klingone ihm endlich mal den Platz am Steuer überlassen hatte, wenn es etwas Interessanteres zu tun gab als den Autopiloten zu kontrollieren.

"Sobald die gegnerischen Waffen aktiviert werden oder sonst irgendwelche feindlichen Handlungen zu erkennen sind, informieren Sie mich." Es war besser, nicht gleich zu zeigen, daß sie das Schlimmste erwarteten.

Wieder schnarrte der Pilot den Befehl des Captains nach. Ein Grund mehr für den Captain, keinen ehemaligen Föderationsoffizier mehr in seine Crew aufzunehmen.

"Computer: Ruf vom anderen Schiff beantworten und Verbindung herstellen!", befahl der kleine Franzose nun weiter und versuchte ein möglichst neutrales Gesicht aufzusetzen, das sich nichts von den gegenwärtigen Strapazen anmerken ließ. Er hatte entschieden, daß er dieser Konfrontation nicht aus dem Weg gehen konnte und es besser war zuerst das Gespräch zu suchen, als vielleicht aus Demonstrationsgründen einen Treffer abzubekommen.

Auf dem Bildschirm vor ihm schälte sich das Bild eines Ferengi. Seine kleinen engstehenden Augen, seine riesigen Ohren und sein vom hohen Alter zerfurchtes Gesicht. Das alles hatte Monserat schon einmal gesehen vor langer Zeit. Doch diesmal kamen keine Verwünschungen von den Lippen des Ferengi, sondern er lächelte den Franzosen zuckersüß an. Was bei einem Mann dieser Rasse noch schlimmer war als jede Verwünschung.

Denn wenn ein Ferengi lächelte, dann wurde es in der Regel teuer...

"Ich grüße Sie, Captain Monserat von der Ivory", schnarrte die Stimme des Ferengi über den Äther und seine kleinen Äuglein blitzen auf. Der Klang seiner Stimme wirkte ebenso falsch und aufgesetzt wie ihr Besitzer. "Mein bescheidener Name ist Murks von dem Frachter Gulmoq. Ich denke, es wird Sie...", er schien sich zu überlegen ob er weiter ausholen sollte, doch er unterließ es schließlich und kam gleich zum Kern der Sache. "Ich habe einen Gast an Bord, der Sie sprechen möchte."

Zu Monserats Überraschung sah er plötzlich einen Mann hinter Murks auftauchen. Eine große einschüchternde Gestalt, gehüllt in eine einfache Uniform. Ein Cardassianer mit ausgeprägten Gesichtsfurchen und einem Blick der durchdringend war und gefährlich für alle, die nicht das taten, was von ihnen verlangt wurde.

'Nicht schon wieder ein Cardassianer! Ich hasse alle Cardassianer!', dachte Monserat und seine Gedanken schweiften zu Shanias Entführung. Insgeheim hoffte er, daß dies hier nicht ein Vergeltungsschlag zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt war.

Der Cardassianer verneigte sich leicht zur Begrüßung, doch seine Höflichkeit schien nichts weiter als ein Spiel zu sein um schneller ans Ziel zu gelangen.

"Captain Monserat, ich habe schon viel von Ihnen gehört. Auch daß Sie ein sehr tüchtiger Geschäftsmann sind, für den der Faktor Zeit eine sehr wichtige Rolle spielt. Deshalb lassen Sie uns weder meine noch Ihre kostbare Zeit länger in Anspruch nehmen als nötig."

Sein Gegenüber sprach in seinem Sinne, also nickte der Franzose nur zustimmend und wartete ab, was man von ihm wollte. Es sah eigentlich nicht so aus, als ob man seine beiden Vulkanier haben wollte.

Weshalb hatte er sich eigentlich solche Sorgen gemacht?

"Mein Name ist Al'dukh", begann der Cardassianer von Neuem. "Ich bin der Gesandte der Gerechtigkeit. Auf Ihrem Schiff befindet sich das "Auge der Arides". Es befindet sich auf dem Wege nach Vulkan um dort in eine uralte längst vergessene Tempelanlage eingesetzt zu werden, die Wissenschaftler erst in den letzten Jahren entdeckt und wiederhergestellt haben.

Es ist das zweite Auge der Arides. Der Statue einer Gottheit, die es schon gegeben haben muß, bevor es die ersten Vulkanier auf Vulkan gab. Ungeahnte Kräfte sollen frei werden, wenn erst das zweite Auge auf seinem angestammten Platz eingesetzt wird. Vielleicht nur eine Legende einer uralten Aufzeichnung, vielleicht auch ein Stück Geschichte.

Auf der Jagd nach diesem Stein befindet sich auch der Attentäter und Verräter Kerpul auf Ihrem Schiff, dessen Spuren ich von einem Gefängnis auf Betazed bis hierher verfolgt habe. Ihm gelang die Flucht, nachdem er sich unter falschen Voraussetzungen den Zugang zur heiligen Stätte verschafft hatte. Händigen Sie mir unverzüglich den Attentäter aus und ich werde Sie persönlich bis nach Vulkan eskortieren.

Sie haben 15 Minuten Zeit, meiner Forderung nachzukommen. Andernfalls sehe ich mich gezwungen, den Kristall nötigenfalls mit Gewalt in meine Hand zu bekommen um ihn selbst nach Vulkan zu transportieren und Ihr Schiff samt Kerpul einer höheren Instanz zu übergeben."

"Und die wäre?", fragte der Captain der Ivory mit trockener Kehle, obwohl er die Antwort bereits zu kennen glaubte. Nervös versuchte er sich zu räuspern und dem Drang zu widerstehen mit seinem Ohrring zu spielen.

"Die Ivory hört auf zu existieren... Ich hoffe, wir verstehen uns." Die kalten grausamen Augen des Cardassianers schienen Wasser zu Eis gefrieren lassen zu können.

"Die Verbindung wurde unterbrochen, Darling", säuselte die Computerlady, doch der Captain hörte nur mit einem halben Ohr zu. "Soll ich sie wieder herstellen?"

"Nein, bloß nicht." Fast erleichtert stieß der Captain die Luft aus seinen Lungen aus, als die Verbindung abrupt von der anderen Seite her getrennt wurde. Auch wenn er jetzt keinen Zeit mehr hatte Fragen zu stellen.

Aber was sollte schon so schwer daran sein, einen Attentäter zu stellen und zu übergeben?

"Monserat an Martengh: Wir haben einen Attentäter namens Kerpul an Bord. Finde ihn so schnell wie möglich und mach ihn zum Transport bereit. Sonst haben wir in 15 Minuten nie mehr Probleme."

--- Gang vor dem Holodeck 1

"Woher weißt du das?", fragte Martengh verdutzt seinen Captain. "Hat dieser Attentäter das Mineral, was wir brauchen, um die Bombe zu entschärfen?"

"WAAAAAS???!!!! BOMBE??? Was zum Teufel geht hier vor?" Die Stimme aus Martenghs Communicator wurde elektronisch automatisch auf eine erträgliche Lautstärke reduziert.

"Das ist eine gute Frage", erwiderte der Caldonier. "Das versuchen mir gerade verschiedene Leute zu erklären. Reicht es dir, wenn ich dir in fünfzehn Minuten einen ausführlichen Bericht liefere? Oder besser in sechzehn, das paßt mir noch besser..."

"DU VERDAMMM..."

"Ok,ok, ich kümmere mich darum. Martengh Ende.

So, Ms. Holodeckdesignerin", fuhr er zu Elaine gewandt fort. "Ich bin ganz Ohr..."

--- Gang vor dem Holodeck 1

Tex hörte das Gespräch und in seinem Hirn begann es zu arbeiten. Böse Zunge würden behaupten, die Zahnräder knirschen gehört zu haben, aber er assoziierte das "Mineral" direkt mit dem Stein, den Jordan an sich genommen hatte und den sie untersuchen wollte.

Einen klingonischen Fluch ausstoßend schaute er sich um, einen der Umstehenden nach dem anderen. Keiner rührte sich. Der Klingone wog seine Möglichkeiten ab... seine medizinischen Kenntnisse waren kaum vorhanden, seine technischen nicht so ausgeprägt. Also beschloß er, daß es Zeit wurde, daß er seinen Job tat.

In einer fließenden Bewegung setzte er zu einem Lauf an, der Disruptor lag in seiner Hand, die andere war zur Faust geballt. Im Laufen dachte er nach, wo er den Attentäter abfangen könnte, denn vermutlich war dieser auf dem Weg zum Krankenstation. Wenige Sekunden und einen Aufprall gegen eine Ecke der Gänge später bemerkte er, daß er das Denken lieber sein lassen sollte um sich auf seine Stärken zu konzentrieren, also lief er weiter und folgte seinem Gefühl in Richtung Eingang zu den Jeffriesröhren.

--- Jeffriesröhren

Fluchend mußte Kerpul seinen Plan wieder aufgeben, die Jeffriesröhren an dieser Stelle zu verlassen um sich auf den Weg in die Krankenstation zu begeben. Zuerst hatte dieser dilettantische Andorianer ihm den Weg versperrt, dann war er auch noch von diesem Gene beschossen worden, mal abgesehen von den muskelgestählten Feigling, der einfach nur lästig und im Weg war.

Dieser Halbromulaner war ein ebenso guter Schütze wie Kerpul selbst und so war es reines Glück, daß Kerpul durch seine rasche Reaktion nur an der Schulter verletzt worden war, während sein gezielter Schuß ins Leere gegangen war, weil sich sein Gegenüber auf den Boden geworfen hatte.

Aber eines rechnete er diesem Zirt hoch an. Jetzt wußte er nicht nur genau wie die Frau hieß, die den Stein um den Hals trug, sondern er wußte sogar, daß sie ihn noch immer besaß.

Wahrscheinlich war nur er zu ihrem Schutz abgestellt.

Hastig bewegte sich Kerpul durch das Röhrensystem, dabei die Augen ständig auf seinem Padd, auf dem sich auch der gesamte Plan des Schiffes befand. Theoretisch konnte er jeden Punkt des Schiffes erreichen.

Doch hier konnte er nach Zirts Mitteilung nicht länger als nötig bleiben. Mit Sicherheit war die ganze Sicherheit auf den Beinen und durchsuchte bereits die Röhren. Der Caldonier würde in seinem Wahn wahrscheinlich das ganze Röhrensystem systematisch abriegeln.

Entschlossen suchte er auf seinem Padd den nächsten Ausstieg, verstaute es wieder und verließ die Röhren.

--- Deck 2, Gänge

Kerpuls Blick wanderte auf seinen Chronometer. Wenn alles gut gegangen war, dann hatte dieser kleine Schleimer Golmak es bereits geschafft das holografische Labor zu aktivieren und in eine Bombe zu verwandeln. Ihm blieben dann noch genau 10 Minuten mit einem Shuttle zu verschwinden.

Golmak dachte, es wären 20, die Anzeigen sprachen von 15...

Ein hinterhältiges Grinsen zog sich über Kerpuls vernarbtes Gesicht. Er hatte diesen Kriecher nie gemocht. Wenn er den Stein hatte, war Golmaks Aufgabe erfüllt. Dann brauchte er ihn nicht mehr.

Selbst Al'dukh würde nicht schnell genug sein, das Manöver zu durchschauen. Sein Schiff befand sich sicher inzwischen so nah an der Ivory, daß eine Explosion auch seinem Schiff erheblich schaden würde, flogen die beiden Schiffe doch ständig auf einander zu.

Denn kurz vor der Explosion würde die Ivory aus unerklärlichen Gründen plötzlich auf höchste Warpstufe gehen. Nämlich genau dann, wenn sein Störsender im Maschinenraum seine Arbeit aufnahm und jegliche Kontrolle über die Schnelligkeit übernahm.

Sicher war der Störsender nicht schwer zu deaktivieren, doch bis er gefunden war und sich jemand darum kümmerte, würde es bereits zu spät sein.

Ein heiseres Lachen entrang sich Kerpuls Kehle... als er plötzlich Schritte am Ende des Ganges hinter sich hörte. Schwere Schritte.

Rasch setzte er seinen Weg fort um nicht aufzufallen.

Die Zeit wurde langsam knapp.

Unsicher bewegte sich seine Hand über seinen Communicator, den er nicht als Crewmitglied bekommen, sondern selbst mitgebracht hatte. Dieser unterschied sich nur in einem Punkt von dem der anderen Crewmitglieder. Er verfügte über abhörsicheren Kanäle, über die er sich mit Golmak verständigen konnte.

Noch immer zögerte er ihn einzuschalten, aber die Zeit drängte und da er ohne Stein das Schiff nicht verlassen wollte, mußte er sich auf diesen Schleimer verlassen, der ihm bei der Flucht geholfen hatte. Seine Stimme war gedämpft, als er sagte: "Kerpul an Golmak: Bring mir den grünen Stein. Diese Kincaid trägt ihn um den Hals."

"Ich bin in den Röhren", klang eine meckernde Stimme ebenso leise aus seinem Communicator. "Die Krankenstation kann ich in einer Minute erreichen..."

--- Deck 2, Gang vor Holodeck 1

Wie ein Fels in der Brandung kam Elaine der 1. Offizier vor, wie er vor ihr stand und sie mit ernstem Blick regelrecht zu Tode starrte.

Zuerst konnte sie diesem noch mit starker Willenskraft standhalten, doch schon nach wenigen Augenblicken mußte sie aufgeben.

Martengh war auf seine Art wie ein verletztes Tier, das nach Rache durstete, und dies durch sein undurchdringbaren Blick auch zeigte.

Die Holodeckdesignerin holte nochmals tief Luft und versuchte eine angenehmere Position einzunehmen, bis sie schließlich antwortete: "Ich kann Ihnen eine ausführliche Erklärung liefern oder, was mir zu der jetzigen brenzligen Situation passender erscheint, nur die für Sie notwendigen Details.

Also vor einigen Wochen wurde ich von dem Vulkanier Fretor beauftragt, eine bestimmte Holodecksimulation zu programmieren, und zwar handelt es sich um ein Laboratorium, wie Sie sicherlich erkennen können", damit drehte sich die Irin um und betrat das Holodeck.

--- Holodeck 1

Als Elaine hineinging, blinkten noch immer die vielen Lichter auf der Maschine. Hätte sie es nicht besser gewußt, sie hätte schwören können, daß die Geräusche, die von dem Fluktuationsanalysator kamen, wie ein bösartiges Lachen klangen.

Plötzlich merkte die Technikerin, daß sich etwas geändert hatte. Zuerst konnte sie es nicht erkennen, doch dann fiel es ihr auf. Es waren die fünf rot leuchtenden Lichter auf der Seite. Sie flackerten nicht wie die anderen, sondern blieben konstant, als ob sie die verbleibende Zeit bis zum Beginn der Startsequenz anzeigen würden. Eine Art Countdown.

Jetzt wo es ihr auffiel, konnte sie sich daran erinnern, daß es vor nicht einmal drei Minuten sechs Lämpchen waren.

Es mußte so sein, nichts anderes "durfte" es sein, denn so konnten sie herausfinden, wieviel Zeit sie noch hatten.

Die Irin war so auf die Lämpchen fixiert, daß sie erst nach wenigen Sekunden realisierte, daß es nur noch vier waren.

"Vier Lämpchen zu etwa drei Minuten", murmelte sie leise, "also etwa nur noch zwölf Minuten."

Zum Sicherheitsoffizier gewandt, fuhr sie mit der Beantwortung fort. "Dieses große schwarze Gerät, das sie hier mitten im Raum sehen, nennt sich Kristallfluktuationsanalysator, und kommt in der genauen Erforschung und Klassifizierung unbekannter Mineralien zur Anwendung, besser gesagt nur bei sehr seltenen.

Als ich dieses Labor programmiert hatte, war es nur für den Zweck, als Anschauungsobjekt zu dienen. Niemals für den tatsächlichen Gebrauch. Es wurde von jemanden modifiziert, und zwar so, daß sich diese Maschine beim Versuch des Deaktivierens von dieser Holodecksimulation aktiviert und zur Realität wird. Wenn wir das Mineral nicht finden, für das es konzipiert wurde, wird sich der Generator binnen weniger Sekunden überladen, dann erhitzen, und die resultierende Schockwelle wird unseren Warpkern zur Explosion bringen.

Leider ist es auch nicht möglich den Strom zum Holodeck abzuschalten, oder das Gerät einfach ins Weltall zu beamen, da dieser Attentäter auch daran gedacht hat. Jeglicher Versuch dieser Art würde zu einer sofortigen Explosion führen.

Die einzige Möglichkeit die uns bleibt, ist dieses Mineral zu finden, und zwar in spätestens zehn Minuten, denn dann läuft der Countdown ab."

'Eine bessere Zeit für ihre Bewußtlosigkeit', dachte sich Elaine höhnisch, 'hätte Miss Twillan auch nicht finden können, um sich so feig aus der Atmosphäre zu ziehen.

--- Deck 2, Gang vor Holodeck 1

Als hätte sie die gehässigen Gedanken der Holodeckdesignerin hören konnte, erwachte Shania genau in diesem Moment wieder aus ihrer Bewußtlosigkeit. Stimmen hatten die tiefe Nacht in ihrem Kopf durchdrungen und sie langsam in die Gegenwart geleitet.

Und da ihr Verstand fast schon wieder klar war, begriff sie auch was sie da gehört hatte. Die Unfähigkeit der Rothaarigen würde sie alle in Stücke reißen.

Ein grauenvoller Gedanke.

Nicht der Tod selbst, dem hatte die Amerikanerin schon einige Male ins Auge geblickt, sondern auch noch bis über den Tod hinaus mit dieser Technikerin in winzigen Partikeln durchs Weltall zu treiben.

Shania schüttelte mit entsetzten Gesicht den Kopf und schüttelte auch noch den letzten Rest Benommenheit von sich ab. Nach den Schmerzen in ihrem Hinterkopf war es besser, dort die nächsten Tage lang nicht hinzufassen.

Aber immerhin wäre sie jetzt nicht mehr am Leben und in so guter Verfassung, hätte man sie nicht sofort ärztlich betreut und sich um sie gesorgt. Ein sarkastisches Lächeln zog sich über ihr Gesicht und sie sprang wieder auf die Beine.

--- Deck 2, Gänge bei den Jeffriesröhren

Tex hörte eine Stimme, die hinter einer Biegung der Gänge hervorkam, sie war verdächtig leise. Er beschleunigte seine Schritte und bog um die Ecke...

... und rannte den Ursprung der Stimme über den Haufen ohne rechtzeitig bremsen zu können.

Sekundenbruchteile später traf ihn noch im Fallen ein Schlag im Nacken. Der Mann bewegte sich schnell. Gekonnt rollte der Klingone sich ab und ging in die Hocke um ein kleineres Ziel zu bieten. Abschätzend betrachtete er seinen Gegner, der es ihm gleichtat.

Den Reflex bekämpfend sofort wieder aufzuspringen aktivierte er seinen Communicator, dabei in der Eile vergessend, daß dieser ja eigentlich beschädigt war: "Tex an alle, Feind auf Deck 2!" Der sich plötzlich als Feind entpuppende Fremde machte sich daran loszulaufen, aber der Sicherheitler sprang vor und erfaßte einen Fuß, zog Kerpul an dessen Bein näher zu sich.

Dieser jedoch ließ sich nicht lange bitten und kam ihm entgegen, mit seinem freien Fuß auf die Brust des Klingonen, dessen Luft daraufhin hörbar aus seinen Lungen entwich. Er ließ aber nicht los, rollte sich statt dessen auf seinen Widersacher und versuchte seine Hände um dessen Hals zu bekommen.

Beide bildeten ein Knäuel und befreiten sich nach zähem Ringen voneinander. Wieder etwas zu Atem gekommen richtete sich Tex auf und landete einen Fußtritt an der Schläfe des Attentäters, der daraufhin gegen die Wand knallte und eine unförmige Delle hinterließ. Ein Grinsen lag auf dem Gesicht des Sicherheitlers, endlich wieder ein guter Kampf.

Mit gezielten Schlägen deckte der Klingone seinen Gegner ein. Doch kaum wenn er sich im Vorteil sah, gewann dieser wieder die Oberhand. Der Kampf wogte hin und her, Tex wurde langsam müde, sein Gegenüber schien jedoch vollkommen unbeeindruckt zu sein.

--- Deck 2, Gänge in der Nähe der Krankenstation

Verärgert sah Zirt auf seinen Communicator.

Eigentlich hatte der Andorianer dem Caldonier Bericht erstatten wollen, die Verbindung war aber noch während er Atem holte unterbrochen worden.

Der Schiffswart schlug ein paarmal an die Seite des kleinen Gerätes, wie er es bei Pino oft gesehen hatte, in der Hoffnung, die Verbindung würde wieder zustande kommen - nichts.

Frustriert wandte sich Zirt an die abwartende Schiffsärztin: "Ich glaube wir sollten persönlich mit ihm sprechen."

An den Schiffscomputer gewandt setzte er fort: "Zinda, wo ist den Martengh gerade?"

"Oh, der befindet sich bei der immer größer werdenden Gruppe vor dem Holodeck. Versucht wohl die Sprengung des Schiffs zu verhindern", entgegnete der Computer fröhlich.

"Was? Sprengung?", schrie der Andorianer.

"Ich glaube, wir sollten dort auch auftauchen", forderte der Schiffswart Jordan auf.

"Keine schlechte Idee", stimmte ihm Jordan zu. "Sprengung klingt besorgniserregend, finde ich. Computer, kannst du 'Sprengung' spezifizieren?"

"Aber natürlich kann ich das", der Computer klang fast beleidigt, weil erst die Ärztin und nicht der Andorianer weiterfragte. "Das Holodeck wird explodieren, wenn nicht in den Fluktuationsanalysator, dessen Programm gerade läuft, das richtige Mineral eingesetzt wird."

"Verstehe", erwiderte Jordan und sah Zirt an, weil sie nämlich gar nichts verstand, und der zuckte mit den Achseln. Mißtrauisch wanderte ihr Blick wieder hinunter zu ihrer Brust, auf der der grüne Edelstein funkelnd ruhte. So ein Unsinn - das würde ZU gut zusammenpassen ...

Kopfschüttelnd klärte sie ihre Gedanken. Auf dem Holodeck würden sie Näheres erfahren. "Gehen wir", brummte sie. Der Andorianer nickte, und sie folgte ihm in Richtung Holodeck.

Sie kamen etwa drei Meter weit.

Mit einem verhaltenen Schrei stürzte jemand um eine Ecke und genau auf sie zu. Die Ärztin bekam gerade mit, wie die Gestalt den Andorianer mit einem gekonnten Hieb beiseite stieß, dann landete sie bereits auf dem Rücken, und ihr entfuhr ein überraschtes "Uff!", als unter dem Gewicht des hochgewachsenen Mannes die Luft aus ihren Lungen entwich.

Sie sah auf und direkt in die Augen eines ihr völlig fremden Trill, der sich schnell vom Aufprall, den sie immerhin abgedämpft hatte, erholte und sofort nach ihrer vulkanischen Kette griff.

Intuitiv reagierte sie und warf ihren Oberkörper beiseite, so daß der Anhänger wegrutschte und den grapschenden Fingern des Mannes entging. Dann erst wurde sie des Hyposprays gewahr, das sie noch immer in der Hand hielt. Energisch holte sie aus und hieb es ihm in den Hals.

Er stöhnte, als das Beruhigungsmittel zu wirken begann. Doch die Trill-Physiologie schien das Mittel nicht so intensiv anzunehmen, wie sie es erhofft hätte. Als er erneut nach dem Schmuck griff, reagierte sie nicht schnell genug. Die Kette riß. Triumphierend sprang der Mann auf, den Edelstein in der Hand, und taumelte schnellen Schrittes davon.

Ächzend ließ sich Jordan von Zirt aufhelfen, der sich ebenfalls gerade erst aufgerappelt hatte, während sie ihren Communicator antippte. "Kincaid an No'Orba und Sicherheit. Es befinden sich zwei Attentäter an Bord, einer davon ist ein Trill und geschwächt durch ein Beruhigungsmittel. Er hat gerade den Schmuck der Vulkanier gestohlen und rennt in Richtung Turbolift auf Deck 2."

Keuchend lehnte sie sich an eine Wand. Das waren doch sehr viele Worte bei so wenig Luft gewesen. Wenn der Andorianer den Kerl verfolgen wollte, sollte er es gerne tun, aber sie würde ihm erst in einigem Abstand folgen.

Zirt fluchte in mindestens 5 Sprachen vor sich hin, während er lossprintete um sich das Juwel wieder zu holen.

"Nicht schon wieder ... keuch ... dieses zzievie Katz und Mausspiel geht mir allmählich auf die Nerven!", preßte der Andorianer während dem Lauf heraus.

Nach wenigen Metern hatte er den Trill eingeholt und rannte ihn einfach um.

Der Trill schien noch nicht oft mit Andorianern zu tun gehabt zu haben, sonst hätte er gewußt, daß diese Spezies von Insekten abstammte und deswegen eine Körperpanzerung besaß, die nur mit einer dünnen Haut überzogen und so nicht offensichtlich war.

Aus diesem Grund traf ihn der harte Schlag eines sehr wütenden und auch sehr harten Andorianerkörpers völlig unvorbereitet.

Der Schiffswart, der sich noch allzugut an seine Niederlage im Kampf mit dem anderen Attentäter erinnern konnte, packte die Gestalt einfach an der Gurgel und schlug ihn solange mit dem Kopf gegen den Boden, bis diese sich nicht mehr bewegte.

Als sich Zirts Wut allmählich wieder legte betrachtete er den Mann, aus dessen Nase jetzt langsam Blut zu sickern begann, genauer: Er kannte diesen Mann!

Während seiner Anstellung auf der Ivory hatte er hin und wieder Zeit im Maschinenraum mit Pino verbracht.

Irgendwie hatte der Techniker eine Art, die das Interesse des Andorianers an technischen Dingen weckte.

Genau dort hatte er den Trill schon gesehen: Er war einer der Hilfstechniker gewesen, der im Allgemeinen für Arbeiten herangezogen worden war, die auf der einen Seite zu technisch für den Schiffswart aber auch zu trivial für einen der normalen Techniker gewesen waren.

Zirt, der die Art dieser Arbeiten kannte, hatte noch Mitleid für ihn empfunden.

Nun, davon war jetzt nicht mehr viel übrig.

Der Andorianer bückte sich und nahm dem Bewußtlosen das Juwel wieder ab.

Während er dann an der fassungslosen Jordan vorbei in Richtung Holodeck lief, deutete er nur noch hinter sich: "Mrs. Kincaid, ich glaube, der Typ ist etwas verletzt. Vielleicht wollen Sie sich ja um ihn kümmern!"

Die letzten Worte rief der Andorianer bereits, als er um die nächste Gangbiegung verschwand.

--- Jeffriesröhre 2-15-3

Sam hatte die Nachricht über Genes Communicator mitgehört. Deshalb befahl er als stellvertretender Sicherheitschef und künftiger Captain dieses Schiffes - übrigens dem ersten einer ganzen Handelsflotte, die bald das Handelsmonopol im Alpha-Sektor - später auch in den angrenzenden - besitzen würde...

Was wollte er doch gleich?

Ach ja. "Gene, Kümmern Sie sich um die Kampfgeräusche da vorne. Ich werde den Attentäter beim Turbolift erwarten."

Dem Angesprochenen war es ganz recht, diese Nervensäge endlich los zu sein, und kümmerte sich nicht weiter um ihn.

Sam Fletcher jedoch schwebte förmlich zum Turbolift.

--- Deck 2, vorm Turbolift

Mit raschen Blicken suchte Sam sich ein Versteck, von dem er weder vom Gang, noch vom Turbolift und erst recht nicht von irgendwelchen Jeffriesröhren aus zu sehen war.

Er fand natürlich keines, was ihn allerdings nicht weiter störte. Wieder einmal war sein Improvisationstalent gefragt. Deshalb schnappte er sich einen Standard-Werkzeugsatz, wie er in jedem Turbolift zu finden war, öffnete die Abdeckung einer Konsole, verstreute das Werkzeug um sich herum, behielt jedoch seinen Phaser in der Hand.

Sich den Anschein gebend, vollkommen in eine fürchterlich komplizierte Arbeit vertieft zu sein, richtete er neunundneunzig Prozent seiner Aufmerksamkeit auf irgendwelche Geräusche.

Achtundneunzig - der Energiefluß in dieser Konsole war etwas anormal.

Siebzig. Wer hatte eigentlich dieses Teil zum letzten Mal gewartet - und vor allem WANN???

Vierzig. Der Phaser wanderte in die linke Hand und ein Phasenprüfer in die Rechte. 'Alles Stümper.'

Zehn. Der Phaser lag nun griffbereit neben seiner Hüfte, während beide Hände das verwirrende Drahtgewirr zu ordnen versuchten.

Etwa zweieinhalb. Eher weniger. Wieso gab es hier drei gelbe Kabel und nur zwei gelbe Anschlüsse? Und warum führte dieses vermaledeite violette Kabel keinen Strom? Sehr seltsam. 'Was passiert wohl, wenn ich dieses violette Kabel mit dem gelben irgendwie zusammen...'

Ein heftiges Zucken ließ seinen ganzen Körper vibrieren, als irgend etwas Feuchtes, Behaartes sich langsam sein Bein hinaufschnüffelte.

Als er sich heftig aufrichtete, prallte er mit der Stirn gegen die Konsolenunterseite, was violette Nebel vor seinen Augen tanzen ließ. Als der Kopf wieder auf dem Boden aufprallte, verfärbten sich die Nebel grünlich.

Die Beine des ohnmächtigen Sam zuckten etwas reflexartig, als eine kleine Ausbuchtung in seiner Hose sich langsam weiter nach unten tastete, als sie weiter oben nichts zu fressen gefunden hatte.

Zuerst lugten kleine zuckende Schnurrbarthaare aus seiner Fußöffnung, dann folgte ein kleiner weißer Körper mit mittellangem Schweif und putzigen Knopfaugen. Piepsend verschwand die Maus in der Weite der Gänge.

Als Sam wieder zu sich kam, registrierte er, daß er alleine war. Keines dieser ekligen Rattenviecher war nach diesem hinterhältigen Angriff noch zu sehen. Mit einem balettmäßigen Hüpfer war er wieder auf den Beinen und folgerte völlig irrational, daß er dem geheimen Nest der Plagegeister sehr nahe gekommen war.

Deshalb aktivierte er seinen Communicator und raunzte: "Fletcher an Sicherheit. Sofort alle Mann zu mir vor Turbolift 2. Und wenn ich Alle sage, meine ich ALLE!!! Ende!"

Wie ein Feldherr nach gewonnener Schlacht verschränkte Sam seine Arme und wartete.

Was er nicht hörte, was Martenghs Reaktion: "An die Sicherheit. Letzten Befehl ignorieren. Ende"

--- Deck 2, Gang vorm Holodeck

Mit einem kräftigen Schwung - er wußte schon gar nicht mehr, wann er das letzte Mal einen Raum "normal" betreten hatte - verließ K'bal den Turbolift, mit dem er auf direktem Weg zum Holodeck gefahren war. Er hatte es so eilig gehabt, daß er den Technikern im Maschinenraum nur noch ein paar schnelle Anweisungen geben konnte, wie sie sich gegen einen Angreifer wehren sollten.

Ein zweckloses Unterfangen, wie er grimmig knurrend feststellte. Sie waren so von ihrem Schrotthaufen fasziniert, daß sie einen Eindringling wahrscheinlich nicht einmal bemerken würden.

Der Klingone war immer noch wütend auf die englische Ärztin, weil sie seinen Funkspruch so sträflich ignoriert hatte. Was konnte wichtiger sein als eine hochexplosive Energiequelle an Bord der Ivory? Und warum hatte sie sich danach nicht mehr gemeldet?

Alle Wege schienen am Holodeck zusammenzulaufen, und deswegen hatte er sich jetzt auf den Weg hierhin gemacht.

Mit dem Phaser im Anschlag stürmte er um die nächste Ecke und sah dort die blonde Miss Twillan stehen, die sich sichtlich angeschlagen an eine Wand lehnte. Er konnte nicht erkennen, ob sie verletzt war - sie hatte keines ihrer Gliedmaße verloren, was für einen Klingonen als "gesund" galt - aber sie war eindeutig in einen Kampf verwickelt gewesen.

"Miss Twillan, sind Sie in Ordnung?"

Noch bevor Shania auf seine Frage antworten konnte, hörte K'bal Schritte um die nächste Gangbiegung kommen. Instinktiv schleuderte er herum - und starrte auf ein blaues Wesen mit einem grün leuchtenden Juwel, das direkt auf ihn zukam.

Noch bevor Zirt etwas sagen konnte, reagierte der Kristall in seiner Hand auf die Bedrohung. Sein Flimmern wurde stärker, und er war nun direkt auf den Klingonen gerichtet. In seinem Inneren schien etwas vorzugehen, das verdächtig an das Aufladen einer Phaserbank erinnerte.

Entsetzt beobachtete K'bal, wie die Anzeigen an seinem eigenen Phaser verrückt spielten. Er versuchte ihn zu deaktivieren, doch das Juwel hatte bereits die Kontrolle über ihn ergriffen.

Mit einem verzweifelten "In Deckung" warf er das glühende Gerät in einen leeren Gang hinein und ging ein paar Schritte zurück.

Wenige Sekunden später explodierte der Phaser, gefolgt von schwarzen Rauchwolken.

Als wieder Ruhe eingekehrt war, sah der Navigator entgeistert zu Zirt herüber. "Sind Sie wahnsinnig... mit einem Kristall durch die Gegend zu laufen, der jedes technische Gerät an Bord der Ivory zerstören kann?"

Der Andorianer schüttelte fassungslos seinen Kopf. War der Navigator verwirrt oder was war mit ihm los?

"Erstens wollte ich den Kristall zur Sicherheit bringen und der Chef der Sicherheit befindet sich eindeutig hier", dabei nickte er Martengh zu, " und zweitens, woher soll denn ich wissen, daß das Ding da eine Bombe ist? Ich dachte, die befindet sich hier.

Übrigens hinter mir den Gang runter liegt einer der Attentäter - wahrscheinlich mit sehr starken Kopfschmerzen. Könnte allerdings auch sein, daß ich etwas übertrieben habe und er nie wieder Schmerzen haben wird ..."

Martengh schaute Zirt verwundert an. Diese Leistung hätte er ihm niemals zugetraut. Er schien wesentlich mehr auf dem Kasten zu haben als dieser seltsame Mensch, der die meiste Zeit in seinem Quartier zubrachte, und in freier Wildbahn nur alle Pferde scheu machte.

Allerdings schien er in technischer Hinsicht etwas unbedarft zu sein. "Bleiben Sie, wo Sie sind", sagte er deshalb in möglichst ruhigem Ton zu dem Andorianer. Der Sicherheitschef wollte nicht noch mehr Waffen durch das seltsame Überladungsfeld verlieren, das der Kristall offenbar ausstrahlte.

Zu Elaine gewandt fuhr er fort: "Ms. Cooper, können Sie irgendwie feststellen, ob dieses hochinteressante Gebilde, das einfach so Phaser in Bomben verwandeln kann, das Mineral ist, das Sie suchen?"

Als Martengh die Technikerin ansprach, schrieb Shania bereits die Antwort in der nächsten Minute ab. Die Irin war nicht gerade das, was man einen schneller Denker nannte.

Viel mehr interessierte Shania, was der Andorianer gerade eben fast beiläufig gesagt hatte, bevor er durch Martenghs Auftauchen abgelenkt wurde. Hatte sie sich verhört oder gab es tatsächlich mehrere Attentäter an Bord?

"Zirt, was heißt 'einer der Attentäter'? Wie viele Attentäter sind denn an Bord?", fragte sie ihn eindringlich ohne darauf zu achten, daß die Technikerin etwas gefragt worden war.

"Also ich bin mindestens zweien begegnet: Der eine, der da hinten vor sich hinblutet war ja eher süß", bei diesen Worten lächelte der Andorianer die Terranerin wölfisch an, " aber der Erste, dem ich begegnet bin, der hatte es in sich.

Ich bin nicht gerade schwach - auch nach andorianischem Maßstab - aber der Typ in den Jeffriesröhren hätte beinahe den Boden mit mir aufgewischt. Außerdem ist er bewaffnet, was ich nicht bin.

Deswegen hab ich es, ehrlich gesagt vorgezogen, hier Meldung zu machen, statt einem bewaffneten Irren unbewaffnet nachzurennen.

Abgesehen davon, daß er eher hinter mir und Miss Kincaid her ist."

Auf die nächste Reaktion wartend sah Zirt die Anwesenden der Reihe nach an.

Martengh brauchte einige Sekunden, um die Tragweite der letzten Äußerungen zu verarbeiten.

"Einen Moment. Eins nach dem anderen", erklang seine Stimme, die so ruhig war, daß es schon fast furchteinflößend war. Der Sicherheitschef ließ sich auch durch das Eintreffen Fosters nicht aus der Ruhe bringen.

"Falls Sie es nicht wußten: Auf das Ergreifen eines der beiden Attentäter ist eine hohe Belohnung ausgesetzt - unser aller Leben. Wenn ich Monserat richtig verstanden habe, gibt es Leute, die seine Auslieferung verlangen, und uns recht wenig Zeit dafür geben.

Also: Gene, Sie werden den süßen vor sich hinblutenden Attentäter da hinten in eine Zelle stecken und Monserat Bescheid geben. Wenn wir Glück haben, ist das schon der Richtige.

Aber darauf sollten wir uns nicht verlassen. Deshalb haben Sie alle jetzt nur noch den einen Auftrag, den zweiten Attentäter zu fassen."

Mit diesen Worten ging ihm erst richtig auf, was der Andorianer gerade gesagt hatte. "Sagen Sie mal, was macht eigentlich die Kincaid? Der zweite Attentäter ist hinter ihr her und Sie stehen hier herum?

He, Aufwachen!!!" Bei diesen Worten klatschte Martengh dreimal in die Hände. "Schützen Sie die Frau!!!! Was stehen Sie noch hier herum?" Schnell riß er den Kristall aus Zirts Händen und stopfte ihn in die einzige Öffnung der Bombe auf dem Holodeck.

--- Holodeck 1

Mit Erschrecken sah Elaine, wie der Sicherheitsoffizier ohne vorherige Absprache mit ihr, das besagte Mineral in eine winzige Öffnung an der linken Seite steckte.

Sie wollte noch einen Einspruch erheben, doch es war schon zu spät gewesen. Wäre es nach ihr gegangen, dann hätte sie den Stein noch untersucht, und vor allem hätte sie nochmals ihre Aufzeichnungen und die vorliegenden Informationen durchgesehen. So konnte sie nur zusehen, abwarten und hoffen, daß Martengh das Richtige getan hatte. Der Prozeß war in Gang gebracht worden. Ändern ließ sich nun nichts mehr.

Sekunden vergingen, in denen nichts geschah, und die Technikerin dachte bereits, daß sie das falsche Mineral gefunden hätten, als plötzlich das Gerät wie wild zu rumpeln und zischen begann. Rauch stieg von mehreren Seiten auf, und gelbe Blitze flackerten über die Oberfläche des Analysators.

Sämtliche Lichter, selbst welche, die die Holodeckdesignerin zuvor noch nicht erblickt hatte, blinkten in den verschiedensten Farbtönen. Ein knatterndes Geräusch entstand, das sich schnell zu einen nervenzerfetzenden Vibrieren entwickelte.

Eine ansteigendes Angstgefühl machte sich in der Irin breit. Nur mit Mühe konnte sie sich beherrschen nicht einfach loszuschreien. Sie verstand daher nicht, wie Martengh bei der drohenden Explosion so ruhig und gelassen bleiben konnte.

Das Vibrieren wurde immer heftiger. Nur noch wenige Sekunden, dachte sich Elaine, und die Bombe würde hochgehen. Sie sah bereits ihr bisheriges Leben wie in Zeitlupe an ihr vorbeiziehen. Ihre Kindheit, ihren Vater, Freunde, die Starfleetakademie. Auf einmal sah sie Gene wie er sie anlächelte. Gene! Ein Mann, den sie vom tiefsten Herzen aus liebte und verehrte. Würde sie ihn jemals wieder in ihre Arme schließen können, seine starke Brust berühren dürfen? Noch einmal seine warmen Lippen auf den ihren schmecken können?

Mit Trauer blickte die Technikerin auf ihren letzten Streit zurück. Vieles hätte sie anders gemacht, anders gesagt, und auch anders gemeint, doch nun schien es so, als ob es zu spät wäre. Sie hatte nicht einmal Zeit gehabt, sich von ihm zu verabschieden.

Die Geräusche waren zu einem schrillen hohen Ton angeschwollen. Mit vor Schmerz verzerrten Gesicht, hielt sich die Irin mit beiden Händen die Ohren zu. Es war kaum noch ertragbar.

Ihr Blick war starr auf den Analysator gerichtet, mit der Erwartung ihn jeden Moment explodieren zu sehen.

Die Anspannung im Raum war deutlich spürbar, um so mehr als auf einmal sich am schrillen Ton etwas veränderte.

Elaine befand sich kaum eine Hand weit vom Gerät entfernt, daher versuchte sie herauszufinden was geschehen sein könnte. Plötzlich durchflutete ein grell blendender weißer Blitz das Holodeck und in der nächsten Sekunde war...

STILLE!

--- Deck 2, Gang vor dem Holodeck, inzwischen

Gerade als der Sicherheitschef im Holodeck verschwunden war, bog Jordan um eine Gangbiegung. Verwundert sah sie dem Mann nach.

"Keine Sorge, ich muß nicht beschützt werden", bemerkte sie sichtlich erholt von ihrem kurzen Exkurs in den Kampfsport. "Und ich denke, der Attentäter hatte es mehr auf den Stein als auf mich abgesehen. Ich habe mir seinen Gefährten dort hinten angesehen. Er ist nicht ernsthaft verletzt, wird jetzt aber erst einmal ein paar Stunden schlafen."

Erst jetzt bemerkte sie den kleinen Menschenauflauf vor dem Holodeck. Interessiert wandte sie sich K'bal zu. "Gut, daß ich Sie treffe. Was wollten Sie denn vorhin? Ich dachte, Sie verfolgen den Attentäter, oder ist der bereits gefaßt?"

Zirt schaute dem Sicherheitschef nachdenklich hinterher: 'Der ist gut. Ich soll einen Attentäter jagen? Ich hab doch nicht mal eine Waffe.'

Der Andorianer wandte sich an den Klingonen und die Ärztin: "Entschuldigen Sie", dabei sah er den Klingonen an, "Sie haben ja nicht zufällig auch eine Waffe für mich?"

Zirt sah wieder zu Jordan: "Und nein, er läuft noch frei rum...", sein Blick schwankte zwischen den beiden hin und her.

Wortlos reichte der Klingone einen seiner versteckten Ersatz-Phaser an den Andorianer weiter und schickte noch einen ermahnenden Blick hinter.

Zirt grinste seinen Gegenüber freudlos an, überprüfte die Waffe und begab sich wieder den Gang hinunter, aus dem er gekommen war.

Kaum bog der Andorianer um die Ecke, da blieb er auch schon wieder bei einem Wandterminal stehen und wandte sich an den Bordcomputer: "Zinda, kannst du mir den Standort aller an Bord befindlichen Lebewesen auf den Bildschirm zeigen?"

"Aber natürlich, Süßer!", säuselte die Computerstimme und prompt erschienen die Grundrisse der Decks auf dem Monitor.

In den Grundrissen wimmelten etliche Punkte - einige bewegten sich, wenige blieben wo sie waren.

"Äh ... , gut. Kannst du dich bitte auf dieses Deck beschränken, die Darstellung vergrößern und die Namen dazu einblenden?", präzisierte der Andorianer seine Anfrage.

Die Darstellung auf dem Bildschirm wurde sofort bis auf einen Grundriß gelöscht und dieser begann zu wachsen.

Was Zirt sofort auffiel, war, daß einige der Räume auf diesem Deck nicht angezeigt wurden. Genauso fehlten beträchtliche Teile der Jeffriesröhren auf dieser Darstellung.

Fehlten ihm dafür vielleicht die Berechtigungen?

Der Schiffswart wollte sich gerade an den 1.Offizier wenden, als plötzlich alle Lichter und der Bildschirm zu flackern begannen.

Was war denn jetzt los?

"Achtung, alle Computerressourcen ausgeschöpft. Schalte auf Zusatzspeicher. Fehler! Zusatzspeicher nicht verfügbar!", erklang auf einmal die stark verzerrte Stimme Zindas von überall und nirgends.

Schnell wandte der Andorianer seinen Blick wieder dem Bildschirm zu, aber auf diesem war nur noch Buchstabensalat zu erkennen.

Der Schiffswart holte seinen Communicator hervor und wollte sich an Martengh melden: "Zirt an Martengh: ich glaube, wir haben da ein Computerproblem..."

Schmerzvoll verzog Zirt sein Gesicht, als er von einem schrillen, quälend lautem Ton aus dem Gerät unterbrochen wurde.

Schnell deaktivierte er den Communicator wieder.

Funktionierte denn heute überhaupt nichts?

Jordan hatte den Andorianer schweigend beobachtet und mit Erstaunen den Ausfall der Systeme bemerkt. Sie spürte das dringende Verlangen, sich sofort über die Lage bei einem Techniker zu informieren, hatte aber keine Ahnung, wo sie einen finden sollte ohne Computer.

"Sie sollten versuchen, den Attentäter auch ohne Hilfe des Computers zu finden", wandte sie sich an die beiden Männer. "Er scheint sich ja hauptsächlich in den Jeffriesröhren aufzuhalten. Da er ebenfalls keinen Zugang zum Computer haben dürfte und noch immer glauben müßte, daß ich den Anhänger bei mir trage, würde ich an seiner Stelle auf der Krankenstation nachsehen. Vielleicht sollten Sie dort Ihr Glück versuchen", schlug sie vor, ohne selbst viel Ahnung von Jagdmethoden zu haben.

Sie nickte ihnen zu und ging eilig in Richtung Holodeck. Vielleicht würde sie dort diese Technikerin, Elaine Cooper treffen. Wenn auf dem Holodeck etwas los war, konnte eine Holodecktechnikerin schließlich nicht weit sein. Irgendwie beschlich Jordan das Gefühl, daß sie nicht mehr viel Zeit hatten.

Mit einem verächtlichen Schnaufen blickte K'bal der Ärztin nach. Er hatte es allmählich satt, sich pausenlos die Vorschläge irgendwelcher Crewmitglieder anhören zu müssen - während der Attentäter mit ihnen Katz und Maus spielte.

'Es wird Zeit, daß ich wieder meinen Instinkten vertraue', grunzte er vor sich hin. Ohne den noch immer an der Ecke stehenden Andorianer eines Blickes zu würdigen, marschierte er in den erstbesten Gang auf der linken Seite hinein. Der Attentäter konnte sowohl hier als auch in den Jeffriesröhren sein - Aber hier ließ es sich einfacher laufen.

Der Klingone wollte es sich nicht eingestehen, aber er war inzwischen wirklich sauer.

--- Deck 2, bei den Jeffriesröhren

Der Sicherheitler war fast am Ende. Sein Widersacher zeigte zwar auch Spuren, war jedoch körperlich noch wesentlich besser in Form und zeigte nun ein überlegenes Grinsen.

Es wurde Zeit, das zu ändern, Tex zog eine kurze Klinge aus seinem Stiefel, der Disruptor war im Kampfgetümmel verloren gegangen. Dementsprechend hatten die nächsten Schläge wesentlich größere Wirkung. Zwar war keiner der Treffer tödlich, dafür war Kerpuls Deckung zu gut, aber dieser blutete.

Ein Treffer am Hals des Attentäters ließ diesen schließlich zusammenbrechen und der Klingone stand keuchend über ihm. Ehrlos hätten andere seiner Rasse das vielleicht genannt, aber er hatte gewonnen, das zählte. "Tex an Martengh...", der Druck auf den Kommunikationsknopf an der nächsten Konsole hatte nur ein recht ablehnendes Zwitschern zu Folge.

Als er keine Antwort bekam, wußte Tex erst nicht weiter, schließlich fiel ihm das Holodeck ein. Vor einiger Zeit waren dort noch einige Mannschaftsmitglieder versammelt, darunter auch der Chef der Sicherheit. Es lag also nahe, den am Boden liegenden Kerpul dort hin zu bringen.

Nur zur Sicherheit versetzte er ihm einen Schlag an den Kopf, packte ihn dann am Kragen und zog ihn hinter sich her, zum Holodeck war es nicht so weit und er sollte bald da sein. 'Ein guter Tag zum Sterben, ein besserer zum Überleben...' Tex lachte.

--- Holodeck 1

Etwas irritiert blieb die Krankenschwester im Eingang stehen, als sie Elaine und Martengh inmitten eines laufenden Programms stehen sah, das offensichtlich eine Art Labor simulierte, und beide erstarrt auf eine Vorrichtung sahen, in der jener vulkanische Edelstein steckte. Wahrscheinlich, da das Holodeck mit separater Energie gespeist wurde, lief hier noch alles.

Immerhin hatte sie gefunden, wen sie suchte. "Wie es aussieht, ist der Schiffscomputer größtenteils ausgefallen", meldete sie und ignorierte Martengh, der sofort einen Versuch startete, die Brücke zu kontakten, und dabei vor sich hinfluchte. "Der Attentäter hat sich vor einigen Stunden im Maschinenraum befunden. Sabotage, nehme ich an. Miss Cooper, soll ich Sie dorthin begleiten? Vielleicht kann ich Ihnen und Mr. Carrà irgendwie helfen."

Wie ein Wunder kam es Elaine vor, daß sie den physikalischen Analysenprozeß von diesem Kristallfluktuationsanalysator überlebt hatten. Sie schwor sich, nach dieser Mission nochmals diesen ferengischen Mineralogen zu kontaktieren, der sie nicht vor den Auswirkungen gewarnt hatte. Sicherlich hatte er von den Vibrationsschall und den resultierenden Blitzen gewußt, nur aus "ferengischen" Gründen vergessen zu erwähnen. Jedenfalls würde sie nie wieder diesen Fehler begehen.

Die Frage von der Krankenschwester ignorierend stellte sie freudig fest "Die Analyse ist abgeschlossen", nachdem sie bemerkt hatte, daß sämtliche Lichter ausgegangen waren, und sich bei dem kleinen Terminal oberhalb der kleinen Öffnung, wo Martengh zuvor das Mineral hineingesteckt hatte, eine Datei geöffnet hatte, die anscheinend die analysierten Daten von diesem Stein enthielten.

"Die Gefahr ist vorüber. Der Prozeß ist abgeschlossen und die Bombe wurde daraufhin entschärft", teilte Elaine allen Anwesenden erleichtert mit.

Um ihren Worten mehr Ausdruckskraft zu verleihen, und um sich selbst sicher zu sein, versuchte sie ihren Befehl, den sie vor wenigen Minuten versucht hatte, nochmals zu erteilen: ""Computer, Programm Elaine 1.8.9 Alphazero, Autorisation Elaine Cooper beenden."

Zuerst passierte gar nichts, und die Irin dachte schon, daß sie sich mit ihren Vermutungen geirrt hatte, doch auf einmal war es dunkel, einzig die gelben Raster die für die Bildung einer Holodecksimulation nötig waren, waren nur noch zu sehen.

"Ein Problem, das ich beseitigt habe", murmelte sie so leise, daß nur sie es hören konnte.

Dann wandte sich Cooper an die Krankenschwester "Was meinten Sie, Miss Kincaid? Die Computer sind ausgefallen? Aber wie..."

Elaine beendete ihren Satz nicht, denn sie konnte sich schon denken, was passiert sein mußte. Dieser Attentäter hatte zwar nicht damit gerechnet, jedoch berücksichtigt, daß sie es schaffen konnten das Mineral zu finden und die Analyse abzuschließen.

Dementsprechend hatte er wahrscheinlich eine "kleine" aber schwerwiegende Manipulation im Maschinenraum verursacht, die sich dann selbstständig aktivierte, wenn der Analysator seinen Zweck erfüllt hatte.

Nun würde dieser Attentäter bestimmt bereits auf dem Weg hierher sein, um sich ungestört den Stein zu holen. Letzteres war ihr egal, denn darum sollte sich der anwesende Sicherheitsoffizier kümmern, doch die Ivory befand sich noch immer in akuter Explosionsgefahr, und dieser Umstand schien im Moment bedeutender zu sein.

"Ich muß aufs Maschinendeck, und zwar schnell." Zu Miss Kincaid gewandt fügte sie hinzu: "Ja bitte, kommen Sie mit. Ich bin mir sicher, daß Ihre Anwesenheit dort noch gebraucht werden wird, ich hoffe nur, daß es nicht schon zu spät ist."

Mit diesen Worten drehte sich die Technikerin um ihre Achse und mit schnellen Schritten rannte sie zu dem Ausgang, beinahe mit der blondhaarigen Frau zusammenstoßend, die ihr bösartig entgegenblickte.

--- Deck 2, Gänge

Jordan war nicht sonderlich überrascht, als sich Shania ungefragt in Bewegung setzte und ihnen folgte. Sie hatte so eine Ahnung, daß sie Elaine nicht aus den Augen lassen würde. Tatsächlich atmete sie auf, während sie hinter den beiden Frauen hertrabte. Wenigstens zwei Personen auf diesem Schiff, die die Dringlichkeit einer Situation richtig einzustufen wußten!

Von Zirt und dem Klingonen war bereits nichts mehr zu sehen. Die Krankenschwester konnte es kaum fassen, aber es sah tatsächlich so aus, als hätten auch sie sich an die Arbeit gemacht. Sie hoffte, der Andorianer konnte mit diesem Phaser umgehen...

Es dauert nicht lange, und die drei Frauen erreichten den Turbolift. Jordan hoffte, sie würden ihn erreichen, bevor das Schiff in die Luft flog - oder Schlimmeres...

--- Deck 2, bei den Jeffriesröhren

Als K'bal in den nächsten Gang einbog, bot sich ihm ein denkwürdiges Bild. Sein klingonischer Kampfgefährte schleifte einen regungslosen Körper hinter sich her, den der Navigator auf den ersten Blick erkannte: Es war der Attentäter, mit dem er selbst erst vor kurzer Zeit noch gekämpft hatte.

Offensichtlich war der "Cowboy" erfolgreicher gewesen.

Anerkennend fletschte er die Zähne. "Ich sehe, daß du einen ehrenvollen Kampf würdig abgeschlossen hast!"

Tex setzte ein merkwürdiges Grinsen auf, brachte aber schließlich ein entschlossenes "Natürlich!" hervor. "Ich war gerade auf dem Weg zum Holodeck!"

Langsam ging K'bal um den benommenen Attentäter herum und betrachtete seine Augen. Allmählich wurde ihm klar, warum er ihn bei ihrem ersten Zusammentreffen nicht hatte einordnen können: Die Person vor ihm war offensichtlich eine Mischung aus Cardassianer und Romulaner, in dessen Stammbaum sich aber auch irgendwann ein Mensch eingemogelt hatte.

'Abstoßend', wie der Klingone kopfschüttelnd feststellte.

Er drückte die Lippen des Halbromulaners zu einer Grimasse zusammen und schüttelte seinen Schädel, bis der Blick des Attentäters klar und auf sein Gesicht gerichtet war.

"Ich wußte, daß wir uns wiedersehen. Noch heute wirst du deiner gerechten Strafe zugeführt."

Mühsam öffnete sein Gegenüber den Mund. Tex hatte ihm wirklich schwer zugesetzt, und sein Mundraum war voll von teils getrocknetem, teils flüssigem Blut. Langsam begann er zu sprechen.

"Narren... Meine Strafe ist eure Strafe, und Gerechtigkeit gibt es nicht. Wenn Al'dukh dieses Schiff erreicht, sind wir alle verloren, denn für ihn sind wir alle Sünder. Dieses Schiff ist so oder so dem Untergang geweiht... Mein Pech, daß ich es nicht rechtzeitig geschafft habe..."

Und mit diesen Worten verstummte er wieder.

--- Deck 2, Gänge

Verwirrt schaute Tex zwischen den beiden hin und her. Was sollte DAS denn nun schon wieder? Wer war Al'dukh und was sollte das für eine Strafe sein? Das ungute Gefühl, etwas Wichtiges verpaßt zu haben machte sich in ihm breit. Er nahm sich zum wiederholten Mal vor, besser zuzuhören... nächstes Mal.

Da K'bal auch nichts sagte, meinte der Sicherheitler: "Wir sollten ihn zum Holodeck, zu den anderen bringen..." Etwas Besseres fiel ihm nicht ein und außer einem "Schnell!" erwiderte auch sein Kampfgefährte nichts. Also versetzte er dem Attentäter wieder einen Schlag an die Schläfe und stellte diesen damit wieder ruhig.

Nun, da er Hilfe hatte, ließ sich das "Gepäck" wesentlich schneller transportieren. Kurz darauf hörte er hinter sich Schritte. Beide Klingonen wirbelten herum und Kerpuls Kopf knallte hörbar auf den Boden, beide hatten ihn losgelassen. Der Neuankömmling stellte sich als Zirt heraus, der mit einem knappen "Ah" näherkam.

"Ich nehme nicht an, daß ihr beide den Computerabsturz bemerkt habt, oder?", schoß der Andorianer gleich eine Frage an die beiden ab.

Ohne auf eine Antwort abzuwarten, griff er auch bei der gemeinsamen Last zu und fuhr fort: "Scheint so als hättet ihr des Captains verlorenen Attentäter gefunden. Der wird aber froh sein, daß er die Ivory noch ein wenig länger behalten kann."

Belustigt über seinen Witz grinste Zirt die beiden Klingonen an.

--- Turbolift

Im Turbolift herrschte eisiges Schweigen, trotzdem hätte jeder erkannt, daß sich die beiden Frauen wahrscheinlich mehr als nur ein paar freundliche Worte geschenkt hätten, wäre nicht die Ärztin zwischen ihnen gestanden, so warfen sie sich nur Blicke zu, die selbst einen Nausicaner eingeschüchtert hätten.

"Mir gefällt das Ganze nicht...", murmelte Shania und versuchte zu ergründen, woher ihr schlechtes Bauchgefühl stammte. "Wir sollten die Möglichkeit nicht außer Acht lassen, daß es vielleicht noch einen zweiten Plan der Attentäter geben muß. Immerhin würde die Ivory nicht so leicht zulassen, daß jemand von hier flieht und sich in Sicherheit bringt, während hier eine Bombe hochgeht.

Mit unseren langsamen Shuttles würde sich jeder Attentäter selbst in Gefahr bringen von der Ivory verfolgt und mit der Explosion am Holodeck ebenfalls vernichtet zu werden."

Sie hatte ihre Überlegungen einfach laut ausgesprochen - natürlich in Richtung Ärztin und hatte die Irin dabei wie Luft behandelt.

"Angenommen, der Attentäter hätte den Kristall, das Juwel, den Stein oder wie immer Sie dieses grüne Teil nennen wollen, in seine Finger bekommen... und er hatte nicht vor, damit Selbstmord zu begehen wie wollte er das Schiff verlassen ohne mit Konsequenzen zu rechnen?" Sie warf die Frage auf und hoffte, daß jemand eine Antwort finden würde.

'Mhm... eine gute Frage', dachte sich Elaine. 'Was hatte der Attentäter mit dem Mineral vor, und wie hätte er das Schiff verlassen können? Mit den alten Shuttles wäre er tatsächlich nicht weit gekommen, und vom Bord beamen... vielleicht ein getarntes Raumschiff in der Nähe der Ivory?

Nein, das wäre Martengh aufgefallen, da bin ich mir sicher. Und wenn....', plötzlich wußte die Irin, wie der Plan des Attentäters ausgesehen hatte. Sie war sich ziemlich sicher, und endlich wußte sie sich ihrer vorherigen Theorien bestätigt.

In diesem Moment kam der Turbolift vermeintlich an seinem Ziel an und die drei Frauen stiegen aus.

--- Brücke

"Das ist nicht Kerpul...", begann der Cardassianer ohne jede Begrüßung mit schneidend leiser Stimme die Unterhaltung und Monserat wie auch Gene zuckten betroffen zusammen. "Unternehmen Sie besser nicht noch einmal den Versuch mich zu hintergehen."

Gut, Foster hatte dem Captain nach seinem Nottransport auf die Brücke mitgeteilt, daß die Möglichkeit bestand, daß sie den falschen Attentäter gefangen hatten, dennoch hatten sich beide an die Möglichkeit geklammert, zumindest eine Gefahr von ihnen abzuwenden.

"Geben Sie mir...", begann der Franzose um ein wenig Zeit zu schinden und seiner Crew die Möglichkeit zu geben ihren Fehler wieder gut zu machen, doch er handelte sich bei dem Versuch nur eine barsche Abfuhr ein.

"Ich gebe Ihnen... gar nichts. Ihre Frist läuft bereits und mein Wort ist Gesetz. Halten Sie unsere Vereinbarung ein und Ihnen wird nichts passieren. Andernfalls..." Er ließ offen, womit er schon einmal gedroht hatte. Doch es war Monserat ohnehin noch in schlechter Erinnerung.

"Verschwenden Sie nicht meine Zeit...", war die letzte und mehr als eindeutige Antwort, bevor die Comm-Verbindung abrupt unterbrochen wurde und das Bild verschwand.

"MERDE!", fluchte der Franzose und schlug nach der Armlehne seines Stuhles auch auf seinen Communicator: "Monserat an alle: Her mit dem Attentäter und zwar jetzt! Oder ihr könnt euer Testament machen!"

Vielleicht hätte er das ja schon früher machen müssen.

Martengh schien wirklich langsam alt zu werden oder selbst mit den Attentätern unter einer Decke zu stecken.

--- Deck 2, vor dem Turbolift

Die letzten Funken der hoffnungslos veralteten Konsole, unter der Sams Beine herausschauten, waren noch nicht ganz auf ihn heruntergeregnet, als das typische Zischen der Lifttür die Ankunft des Attentäters meldete.

Die Bewegungen des Athleten waren geschmeidig, seine Muskeln trainiert, und so war er in der Lage, in einer fließenden Bewegung aufzuspringen und sich drohend vor dem Eindringling aufzubauen.

"Hier kommst du nicht durch, du hinterhältiger Feigling!", rief er ihm zu, und erkannte nach und nach vier Dinge - Miss Schwania, Miss Jordan, Miss Cooper ... und daß er in seiner Hand keinen Phaser hielt, sondern lediglich mit einen simplen Phasenprüfer umherfuchtelte.

Ohne Pause redete er weiter, während er das Arbeitsgerät geschickt hinter sich warf: "Entschuldigen Sie, ein Reflex. Alles unter Kontrolle, an mir ist noch nie ein verdächtiges Individuum vorbeigekommen!"

Shania fiel erst bei Sams kümmerlichen Anblick auf, daß etwas schief gelaufen sein mußte. Der Computer hatte sie nicht wie befohlen von Deck 2 nach Deck 1 gebracht, damit sie zum Maschinenraum gelangen konnten, sondern er war losgefahren und sie waren trotzdem bei ihrem Ausgangspunkt gelande,t ohne aber direkt stehen geblieben zu sein.

Die Amerikanerin hatte die Bewegung des Lifts gespürt, wenn sie sich auch nicht vor dem Aussteigen vergewissert hatte, ob sie wirklich auf Deck 1 gelandet waren.

Seltsamerweise war die Fahrt vonstatten gegangen, ohne daß sich Miss Computer zu Wort gemeldet hatte.

Irgend etwas Seltsames ging hier vor.

Mal abgesehen von diesem Fletcher, der sie erst jetzt registrierte, obwohl sie eben neben seinen Beinen den Turbolift betreten hatten. Dieser Mann war ohnehin eine Gefahr für sich und seine Umwelt.

"Monserat an alle: Her mit dem Attentäter und zwar jetzt! Oder ihr könnt euer Testament machen!", bellte die Durchsage vom Captain durch alle Communicatoren, worauf sich alle einen Moment lang schweigend und betroffen ansahen.

Da die Zeit drängte, ersparte sich Shania ihn darauf hinzuweisen, daß er weniger aufmerksam war als Charly, dem nie ein Gesprächspartner durch die Lappen bzw. Tentakel ging, was sich später auf recht markabere Weise noch beweisen sollte.

"Los, Sie kommen mit uns, bevor Sie hier weiter Unsinn treiben und den Computer völlig lahmlegen und Sie", ihre Blicke maßen sich mit denen der Rothaarigen, "bekommen es entweder in kürzester Zeit hin, daß wir Deck 1 erreichen oder sagen lieber gleich, daß wir die Jeffriesröhren nehmen müssen. Jetzt ist keine Zeit mehr zu verlieren!"

Der Befehl von Miss Twillan riß Elaine aus ihren Gedankengängen heraus, die ihr so durch den Kopf gegangen waren, seit sie die letzten Worte bezüglich den Attentätern von der Amerikanerin gehört hatte.

"Natürlich kann ich versuchen, die Computer wieder in Gang zu bringen und auch die Turbolifte wieder funktionstüchtig zu machen", antwortete die Technikerin säuerlich, "doch ich denke nicht, daß das was bringen würde. Nach den letzten Ereignissen bin ich zu dem Entschluß gekommen, daß das ganze von den Saboteuren perfekt geplant wurde, und sie wahrscheinlich auch zu diesem Fall hier einen kleinen Hinterhalt geplant haben.

Meiner Meinung nach ist der sicherste Weg die Benützung der Jeffriesröhren."

Damit begab sich die Irin bereits zu dem nächsten Eingang, der kaum zwei Meter links von ihr war und öffnete diesen. Während sie dies tat, war sie sich der Blicke der anderen gewiß, vor allem ein Augenpaar spürte sie wie Messerstiche in ihrem Rücken.

Elaine brauchte sich nicht einmal umzudrehen, um zu wissen, wer derjenige, besser gesagt diejenige war. Die Abneigung zwischen ihnen war seit dem ersten Tag ihrer Einstellung auf diesem Schiff deutlich erkennbar, doch dieses Mal war es kein Haß den die Holodeckdesignerin gegenüber der blonden Frau spürte, sondern Freude.

Freude und Machtgefühle, denn sie hatte den Beweis gefunden, der ihr die letzten Wochen gefehlt hatte. Der Zeitpunkt der Wahrheit war noch nicht gekommen, doch schon bald würde das falsche Spiel ein Ende nehmen.

Mit einem breiten Grinser auf dem Gesicht, wandte sie sich der kleinen Gesellschaft zu "Wer möchte vorangehen?"

"Weshalb habe ich mir eigentlich die Mühe gemacht überhaupt zu fragen?", murmelte Shania nur zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, während sie an der Irin vorbeitrat und die Abdeckung abnahm. "War ja eigentlich klar, daß Sie wohl die letzte Person sind, die uns mit einem schlichten Turbolift ein Deck weiterbringen kann."

Noch bevor die Irin etwas zu ihrer Verteidigung einwenden konnte, betätigte Shania schon demonstrativ ihren Communicator um ihr Mißtrauen gegen die Technikerin noch deutlicher kund zu tun: "Shania an Pino: Falls du nicht schon im Maschinenraum bist, dann beweg dich auf schnellsten Wege dort hin und warte dort auf uns. Beginne am besten alles durchzuchecken. Shania Ende."

Damit verschwand Shania endgültig in der Röhre, aber nicht ohne draußen noch ein laut hörbares "Wir haben ja auch unendlich viel Zeit bis wir vielleicht doch noch explodieren oder so..." von sich zu geben.

--- Jeffriesröhren

Trotz ihrer Größe kam Shania schnell voran. Sie war gewöhnt, sich in eiligen Situationen auch auf diese Art fortzubewegen und fand auch ihren Weg hier im Labyrinth der Röhren sicher.

Ob die anderen ihr Tempo mithalten konnten, kümmerte sie nicht besonders, zu sehr war sie damit beschäftigt sich auszudenken, was sie mit der Irin anstellen würde, wenn die Zeit mal nicht drängte.

--- Brücke

Noch immer wartete der Captain auf eine Durchsage von seiner Crew, daß irgend jemand es vollbracht hatte auch den zweiten Attentäter zu fassen. Und bei seiner Crew grenzte es wirklich an ein Wunder, falls das passierte.

Einen größeren Haufen Stümper hatte er noch nie an Bord gehabt. Es hätte nicht viel gefehlt und die Crew hätte selbst das Ende der Ivory herbeigeführt.

Drohend versperrte ihnen der ferengische Frachter noch immer den Weg nach Vulkan und schien nicht eher von der Stelle zu weichen, als bis dieser verrückte Al'dukh jemanden hatte, an dem er seinen übersteigerten Gerechtigkeitswahn auslassen konnte. Diesen Kerpul oder wie auch immer er heißen sollte.

Der Franzose wagte nicht daran zu denken, was passierte, wenn sich herausstellte, daß dieser sich gar nicht an Bord befand und die Zeit verstrich ohne daß sie die Bedingung erfüllen konnten.

Um seinen Ruf als Händler mußte er sich dann wenigstens keine Sorgen mehr machen...

Der Gerechtigkeitsfanatiker auf der Gulmoq schien ihm jedenfalls keinen vernünftigen Argumenten zugänglich zu sein und würde sich trotzdem mit Gewalt dieses "Auge der Arides" holen und dann seine Drohung wahr machen.

Wut machte sich in Monserat breit, daß er an der Schiffsbewaffnung so sehr gespart hatte, aber bisher hatte sich ein Mehr nicht für nötig erwiesen. Hatten sie ohnehin im direkten Kampf keine Chance gegen ein größeres Schiff. Aber gegen diesen ferengischen Frachter hätten sie wahrscheinlich eine gehabt.

Martenghs Spezifikationen der Schilde und Sonderausstattungen an der passiven Verteidigung würden ihnen höchstens etwas Luft verschaffen, damit alle begriffen was schließlich mit ihnen geschehen würde.

Gerade als die Stille auf der Brücke erdrückend wurde, da alle auf Antwort auf die letzte schiffsweite Durchsage warteten, ereignete sich etwas Unvorhersehbares...

Der Sicherheitler Gene Foster, der momentan die Anzeigen übernommen hatte, runzelte die Stirn und konnte nicht glauben, was sich da ohne Fremdeinwirkung von der Brücke abspielte:

"Sir, die Ivory steigert konstant ihre Geschwindigkeit. Zusammenstoß mit der Gulmoq in etwa 2 Minuten!"

Ohne den ausdrücklichen Befehl des Captains abzuwarten, der sich sichtlich erst von dem Schock erholen mußte, betätigte Gene in seiner Funktion als Sicherheitler die schiffsweite Kommunikation: "Sabotage im Maschinenraum. Geschwindigkeit sofort wieder senken, oder es droht ein Zusammenstoß!"

--- Deck 2, Gänge

Tex wollte gerade die Zähne fletschen um zu zeigen was er von andorianischen Witzen dieser Art hielt, als die Durchsage des Captains ihm keine Zeit mehr dazu ließ. Er beschleunigte und bemerkte, daß K'bal nicht hinter ihm abfiel, sondern Schritt hielt.

Die gleich darauf folgende Durchsage von Gene ließ die beiden Klingonen das Tempo noch mehr steigern. Das war ein reiner Reflex, denn ihr Weg hatte damit nichts zu tun.

Tex schaute zur Seite und raunzte: "Sag ihm Bescheid!"

Sein Nebenmann reagierte sofort: "K'bal an Captain, 3 Mann mit Gefangenem unterwegs zur Brücke!" Die Füße Kerpuls schlugen im Takt auf den Boden, da Zirt wohl nicht mehr folgen konnte als die beiden Klingonen anfingen zu laufen. Der Weg zur Brücke kam dem Sicherheitler länger vor als in seinem Gedächtnis, aber das war wohl im Moment sehr subjektiv.

Als das Quartett nur noch einige Meter von der Brücke entfernt war, rief K'bal: "Computer! Tür zur Brücke öffnen!" Der Befehl wurde von dem Zischen einer Tür gefolgt, leider nicht der richtigen.

Diese öffnete sich erst, nachdem Tex' und K'bals Schultern und danach Kerpuls Kopf dagegen knallten.

--- Eingang zur Brücke

Außer Atem schaute Tex nur zum Captain, der sich überrascht umgedreht hatte. Statt dem Sicherheitler meldete sich der andere Klingone zu Wort: "Hier ist der Attentäter!"

--- Jeffriesröhren

Shania stockte für einen Moment der Atem, als die Durchsage von Gene sie erreichte. Ihre Zeitnot war noch schlimmer als sie in ihren kühnsten Träumen befürchtet hätte.

Zwei Minuten waren wie ein Nichts für das was sie noch vorhatten. Wußten sie doch noch nicht einmal, wo das Problem saß. Geschweige denn, daß diese Rothaarige so ziemlich das Langsamste war, das Gott je geschaffen hatte. Vielleicht auch nur damit, daß Shania ihre Sünden schon zu Lebzeiten abbüßte.

Ohne auf die Reaktionen ihres 'Gefolges' zu achten, befahl die Amerikanerin dem Computer fast automatisch ohne zu zögern und dabei wertvolle Zeit zu verschwenden: "Computer: Vier Personen Nottransport in den Maschinenraum! Jetzt!"

Erst dann fiel ihr siedend heiß ein, daß schon der Turbolift nicht richtig funktioniert hatte und es vorauszusehen war, daß auch der Transporter beeinflußt wurde, doch bevor sie ihren Befehl widerrufen konnte, da ertönte auch schon das typische Beamgeräusch...

'Verdammte Scheiße', dachte sie noch, dann dematerialisierte sie. Zugleich mit dem abscheulichen Gedanken vielleicht auf ewig mit den Atomen der Irin verschmolzen zu werden.

--- ???

Nachdenklich blickte sich Shania um. Sie hatte vieles erwartet, selbst daß sie die längste Zeit existiert hatte, aber garantiert nicht damit.

Ihr bot sich der schlimmste Anblick, den sie auf dieser Fahrt überhaupt zu Gesicht bekommen hatte.

Vor ihr stand Ned Cogan samt weißer Hühnerbrust, deren Rippen man einzeln abzählen konnte. Um seine Hüften ein weißes Badetuch gewickelt - wobei ein Handtuch mehr als ausreichend gewesen wäre - und tropfte den Boden seines Quartiers voll.

--- Neds Quartier

Neds weiße Stachelbeerbeine steckten in riesigen Hauspantoffeln, die sie im ersten Augenblick für Nachbildungen von Elefantenköpfen mit riesigen Ohren hielt, sie dann aber doch als Ferengiköpfe erkannte. Billige Souvenirs von Ferenginar.

Lässig schob der Techniker seine leicht beschlagene Hornbrille zurecht auf seine Nase und grinste sie breit an: "Ich wußte ja, daß du Püppchen ein Auge auf mich geworfen hast. Aber dich gleich in mein Quartier beamen zu lassen... du verschlagenes kleines Biest."

--- Luftschleuse 3, zur gleichen Zeit

"Also, wenn das hier ein Maschinenraum ist, ist es der kleinste, den ich jemals gesehen habe", sagte Sam zu Jordan, die sich ebenfalls verwirrt umschaute.

"Das sollte ein Scherz sein", fügte er hinzu. "Ich bin durchaus in der Lage, eine Luftschleuse zu erkennen, wenn ich in einer stehe. Erhebt sich nur die Frage, welche Tür wieder ins Schiff hineinführt. Normalerweise gibt es doch in jeder Schleuse Fenster. Warum hier nicht? Wahrscheinlich ein Einfall dieses Martengh. Dieser Mann verbreitet auch nur Probleme. Wenn ich erst einmal Captain bin, fliegt er. Sicher. Wenn wir jetzt die Öffnungskontakte der falschen Tür betätigen, wird zuerst hier die Luft herausgepumpt, und wir dann dem Weltraum übergeben.

Hm - das ist eine 50:50-Chance. Normalerweise habe ich bei so etwas immer Glück..." Sams Hand näherte sich dem Öffnungskontakt der einen Tür, aber Jordan war schneller. Sie fiel ihm in den Arm und betätigte schnell den anderen Kontakt, woraufhin sich die Tür ins Schiff öffnete.

"Na, sowas", Sam war beeindruckt. "Das bedeutet ... das ist ja... kennen Sie das Sprichwort: Pech im Spiel, Glück in der Liebe? Sagen Sie, haben Sie heute Abend schon etwas vor?"

--- Deck 2, Gang vor dem Holodeck

"Hallo? Martengh? Schläfst du etwa, mein Großer?"

Die Stimme des Computers hatte schon immer etwas an sich gehabt, das Martengh innerhalb von Sekundenbruchteilen wecken konnte. Stöhnend richtete der Sicherheitschef seinen Oberkörper auf und fragte sich, warum er auf dem Boden lag.

Dann kam ihm eine Idee: "Computer, wiederhol bitte noch einmal deine letzten Ausführungen."

Dieser erwiderte: "Aber gerne, mein Schatz. Ich sagte: Hallo? Martengh? Schläfst du..."

"Ich meine selbstverständlich das, was mich in diese Lage gebracht hat", unterbrach Martengh die viel zu sanfte Stimme.

"Klar, Zuckerschnäuzchen. Ich sagte, daß du da noch einmal Glück gehabt hast. Wenn du das falsche Mineral in die Maschine gesteckt hättest, wäre das Schiff spontan explodiert. Nicht, daß es mir viel ausgemacht hätte, denn ich bin recht gut untergebracht, und ein paar tausend Jahre ohne Energie macht mir nichts aus. Es wäre vielleicht en wenig langweilig gewesen, ohne eine kleine Unterhaltung zwischendurch, aber die Chance, nach spätestens siebzehntausend Jahren von einem Raumschiff geborgen zu werden, liegt bei neunzig Prozent."

Die letzten Worte hörte Martengh schon nicht mehr, weil seine Gedanken sich überschlugen. Immerhin war er beim ersten Hören sofort ohnmächtig geworden. Um ein Haar hätte er selber die Ivory vernichtet, und das nur, weil diese unfähige Programmiererin nicht in der Lage gewesen war, ihm diese einfache Tatsache mitzuteilen?

"Computer, wo hält sich Elaine Cooper zur Zeit auf?", knirschte er zwischen seinen Zähnen heraus.

"Och, die ist gerade ganz alleine im Maschinenraum, warum?" Daß sich auch Pino Carrà bei ihr befand, verschwieg Zinda ihm einfach.

Konnte das sein? Hatte sie vielleicht schon..."Computer, Status des Schiffes!"

"Geschwindigkeit wird konstant gesteigert. Prognostizierte Kollision mit dem Frachter direkt voraus in 110 Sekunden. Jemand sollte etwas dagegen tun, denn die da drüben haben gerade die Waffen unter Energie gesetzt. Ich glaube nicht, daß die sich einfach rammen lassen..."

Martengh erstarrte. Eine Selbstmordattentäterin hatte die Kontrolle über den Maschinenraum? Katastrophe!

--- Maschinenraum

Trotz des noch leichten Dematerialisierungs-Flimmerns des Beamvorganges konnte Elaine erkennen, daß sie zu ihrem Glück tatsächlich auf dem Maschinendeck angekommen war.

Sie war total überrascht gewesen, daß diese Irre von Amerikanerin den Transporter tatsächlich benutzt hatte, um sie schneller vorwärts zu bringen.

Sollte das ein neuer Beweis dafür sein, daß Miss Twillan versuchte sie zu beseitigen, weil sie wußte, daß die Holodeckdesignerin ihr Geheimnis herausgefunden hatte, um dies bei der nächsten Gelegenheit dem Captain kund zu tun?

Doch zur Zeit waren andere Probleme wichtiger, nämlich der drohende Zusammenstoß mit einem anderen Schiff.

Elaine wollte sich gerade an ihre drei Begleiter wenden, als sie feststellte, daß diese nicht da waren. Entweder waren sie auf anderen Orten materialisiert, oder sie waren...

Den letzten Gedanken wollte die Irin lieber nicht weiterverfolgen. Zumindest was zwei der Besatzungsmitglieder anging.

Plötzlich erkannte sie im mittleren Teil des Raumes Pino, der emsig an einer Konsole herumhantierte. Als er sich ihrer Anwesenheit bewußt wurde, blickte er sie erleichtert an.

"Gott sei Dank, daß Sie da sind. Ich brauche dringend Ihre Hilfe. Die Computer sind stellenweise ausgefallen, bzw. weisen starke Beschädigungen auf. Nichts funktioniert so wie es sollte. Anscheinend ein Sabotageakt!"

Mit gezielten Schritten gelangte Elaine zu der Schalttafel, an der man die schiffsweiten Energiemeßwerte bzw. die Daten für den Impulswert ablesen konnte.

"Konnten Sie schon herausfinden, was alles beschädigt wurde und wie wir die Geschwindigkeit reduzieren können?" Die Technikerin stellte erst gar nicht die Frage, ob Pino schon versucht hatte, den Impulsantrieb abzuschalten, denn das wäre der erste logische Schritt und dieser mußte fehlgeschlagen sein.

"Nein, konnte ich noch nicht. Verdammt! In meiner gesamten Laufbahn habe ich noch nie sowas erlebt. Egal was ich mache, es geht schief. Ich kann weder den Antrieb ausschalten, noch die Energie umleiten. Bei den Versuchen die Geschwindigkeit zu reduzieren, erreichte ich nur das Gegenteil. Hätten wir mehr Zeit, dann ließe sich das Problem bestimmt beseitigen, doch so haben wir nur noch 60 Sekunden bis zur Kollision und zur endgültigen Zerstörung der Ivory."

Es war eine verzwickte Situation in der sie steckten. Wer immer das hier gemacht hatte, mußte ein Techniker sein, demnach ein Mensch wie sie und Pino. Sie mußten umdenken. Umdenken!

Plötzlich schoß es Elaine durch den Kopf. Das war es! Die Idee war verrückt, doch für diese war sie bekannt.

"Ich glaube ich hab's. Mit den Versuchen die Geschwindigkeit zu reduzieren hatten wir nur das Gegenteil erreicht, wenn wir aber nun versuchen schneller zu werden?"

Pinos Gesicht zeigte zuerst keine Regung, da er angestrengt über diesen Lösungsvorschlag nachdachte, doch schlußendlich kam er zu dem Entschluß, daß dies der einzige Weg war der ihnen blieb, denn sie hatten nicht einmal mehr eine halbe Minute.

"Versuchen wir es", antwortete er zustimmend.

Noch einmal tief einatmend betätigte Elaine ihren Communikator: "Miss Cooper an Captain Monserat. Wir müssen die Geschwindigkeit erhöhen. Gehen Sie auf Warp", kurz errechnete sie die benötigte Warpzahl, und fuhr dann fort "6,5. Dies ist unsere einzige Chance der drohenden Kollision auszuweichen."

--- Brücke

Für einen Moment zog sich so etwas wie ein erleichtertes Lächeln über das Gesicht des Franzosen, als er erkannte, daß seine Leute anscheinend doch den richtigen Attentäter gefangen hatten. Dann wurde ihm wieder klar, daß es leider nichts an ihrem momentanen Problem änderte auf die Gulmoq zuzurasen und sie im besten Fall zu rammen, obwohl ihre entschärften Waffen auf ein anderes Schicksal der Ivory hindeuteten.

Ihre einzige Chance war momentan die Vernunft ihres Gegners, da er diesen Stein um jeden Preis wollte um ihn nach Vulkan zu bringen und ihn in dieser kurzen Zeit nicht einmal mit Gewalt holen konnte. Es fragte sich wieviel er ihm wert war.

Als Zeichen des guten Willens zu kooperieren würde der Gefangene dienen, dessen äußerlicher Zustand deutlich erkennen ließ, daß es einen sehr heftigen Kampf gegeben haben mußte, bis sie ihn in ihre Gewalt gebracht hatten.

"Sofort Sichtverbindung zur Gulmoq herstellen!", befahl der Captain und wies dann die drei Männer an, den Attentäter so weit in seine Nähe zu bringen, daß er vom Bildschirm aus gut sichtbar sein mußte, aber trotzdem keine Gefahr für den Captain darstellte.

"Sichtverbindung steht", meldete der Halbromulaner, während er sich mit bangem Herzen fragte, was Elaine wohl gerade machte. Es zog ihn zu ihr, gleichzeitig wußte er aber, daß sein Platz hier auf der Brücke war.

In diesem Augenblick wurde er sich das erste Mal so richtig bewußt wie angreifbar er war, wenn er eine Beziehung mit jemand an Bord führte. Ständig würde die Sorge um seine Freundin, seine Leistungen erheblich mildern.

Er nahm sich vor mit ihr darüber zu sprechen - falls er das hier überleben sollte - dann blickte er gespannt wie alle anderen auf den Schirm und konzentrierte sich auf ihre augenblickliche Situation.

Dort tauchte aber nur das haßverzerrte Gesicht des ferengischen Captains auf, der auf Monserats verzweifeltes "Ausweichen!" nur eine Antwort kannte.

"Nimm sofort die Geschwindigkeit runter, alter Narr, oder ich werde dich und dein verdammtes Schiff VERNICHTEN!!!", rief die keifende und sich überschlagende Stimme, dann aber bevor der Captain noch etwas zu seiner Verteidigung sagen konnte oder auf Kerpul hinweisen konnte, kam Leben in das gegenüberliegende Schiff.

Kräftige Arme packten von hinten den Ferengi und zogen ihn von seinem Sitz. Für einen Moment sah der Captain ein zur Fratze verzerrtes cardassianisches Gesicht, daß eindeutig Al'dukh gehörte, bevor nur mehr der leere Captainsstuhl dem ganzen Schirm vereinnahmte und im Hintergrund Kampfgeräusche und ersticktes Keuchen und Stöhnen zu hören war.

Plötzlich und unvermittelt brach die Verbindung ab.

Mit Grauen fragte sich Monserat plötzlich, was drüben auf dem Schiff vorging, als sein piepsender Communicator seine Aufmerksamkeit ganz in seinen Bann zog: "Miss Cooper an Captain Monserat. Wir müssen die Geschwindigkeit erhöhen. Gehen Sie auf Warp... 6,5. Dies ist unsere einzige Chance der drohenden Kollision auszuweichen."

Miss Cooper... Captain Monserat... schoß es Monserat trotz der Zeitknappheit wie ein sadistischer Witz durch den Kopf. Hauptsache die Formen wurden bis in den Tod gewahrt.

Die zustimmenden Grunzlaute der Klingonen, die anscheinend unbedingt kämpfen wollten und sei es denn mit den spärlichen Waffen der Ivory auch die Gulmoq ihr trauriges Schicksal teilen zu lassen, anstatt ehrlos ihr Leben bei einem Unfall zu verlieren, ignorierte der Captain und mußte sich in Sekunden dafür entscheiden, ob er einer Fremden vertraute oder darauf baute, daß Al'dukh es schaffte die Kontrolle über den Frachter zu erhalten um zumindest die Chance zu erhalten, sich das Juwel mit Gewalt zu holen.

Mit einem Mal überstürzten sich die Ereignisse, als Martengh, dessen Ankunft der Captain bisher überhaupt nicht bemerkt hatte rief: "Nein, Cooper ist der Selbstmordattentäter! Trau ihr nicht!"

Zur gleichen Zeit löste sich ein Strahl von der Gulmoq und sie wurden unter Beschuß genommen. Trotz der hochgefahrenen Schutzschilde mit Martenghs Sonderkonfigurationen, verlor alles was auf den Beinen stand, den Boden unter den Füßen und das Schiff wurde schwer erschüttert.

Es war abzusehen, daß ihre Schilde bald versagen würden.

Da erklang eine Stimme, die ihrer aller Schicksal in die Hand nahm:

"Warp 6,5!", lautete der alles entscheidende - letzte - Befehl...des Captains

--- später

Der Weltraum. Unendliche Weiten.

Irgendwo inmitten des gewaltigen Nichts trieben ein paar kleine Trümmerteile. Ein leicht beschädigtes ferengisches Schiff entfernte sich langsam von dem rotierenden Schrott, der eben noch den Namen Ivory getragen hatte.

*dramatischer Zoom eines unbekannten Kameramannes*

Kleine bis mittelgroße Verstrebungen wirbelten langsam in stummer Eintracht um kostbare Teppiche, von denen nun nur noch verkohlte Fetzen übrig waren. Einige Frachtkisten verfügten nun, da die Explosion kleine Löcher in sie gestanzt hatte, über einen eigenen Antrieb. Die darin enthaltene Luft entwich und beschleunigte die Kisten auf eine höchst ungewöhnliche Weise. Aber wenn erst einmal die gesamte Luft entwichen wäre, würden auch diese Kisten sich dem allgemeinen Bild der Ruhe und Harmonie anpassen.

Inmitten der Trümmer blinkte etwas Gelbes. Als sich ein abgetrennter Kopf näherte, wechselte die Lampe ihre Farbe. Martenghs Haupt wurde nun rot angeblinkt. Tentakel fuhren aus, hielten den bereits steinhart gefrorenen Körperteil fest und Charly begann etwas zu plappern, was infolge drastischen Luftmangels niemand hören konnte.

Martengh schluckte und beendete die Simulation. Das hatte er eigentlich nicht gemeint, als er dem Computer die Anweisung gegeben hatte, alles so exakt wie nur möglich zu simulieren.

--- Holodeck 1

Martengh drehte sich um und sagte zum Captain: "Siehst du, Gerald, ich habe dir gleich gesagt, diese Mannschaft wird uns alle umbringen. Du hast ja gesehen, was mit unserem Schiff passiert wäre, wenn wir wirklich wie von dir befohlen auf Warp 6.5 gegangen wären. Das Schiff wäre explodiert und Charly hätte mit meinem Kopf ein trautes Gespräch bis in alle Ewigkeit geführt, weil sich durch den Störsender des Attentäters die Geschwindigkeit gar nicht regulieren ließ."

Entschuldigend zuckte Monserat mit den Schultern, verzog das Gesicht und ließ Martenghs Standpauke über sich ergehen. Es war schon die 17. Simulation, die er ihm vorspielte...


"Und ich hatte dich noch gewarnt Miss Cooper einfach blind zu vertrauen. Es ist ja schon krank, daß sie mir ständig einzureden versucht, daß Shania etwas Böses im Sinne hat. Wie krank muß man eigentlich sein um so eine Paranoia zu entwickeln. Ich denke, ich werde ihr Quartier in nächster Zeit ganz besonders überwachen lassen. Vielleicht auch noch zwei Kameras am Holodeck..."

"Ja, tu das", stimmte ihm der Franzose freudig zu und versuchte auf ein anderes Thema zu lenken. "Wir sollten uns überhaupt wieder um die Sicherheit kümmern. Deine Konsole ist verweist und wer weiß, was die Leute jetzt alles anst...."

"Keine Sorge, ich habe alles im Griff", meinte Martengh und zeigte auf ein winziges Gerät in seinem Ohr mit dem er scheinbar irgend etwas abhörte. "Man stelle sich vor, wir wurden 25 Sekunden vor einem Zusammenstoß erst aus dem Maschinenraum gewarnt. In 20 Sekunden hätten wir uns auch keinen zweiten Plan mehr einfallen lassen können. - Abgesehen davon, daß sie sogar fast mit ihrer holografischen Bombe ein Loch in dir Bordwand gesprengt hatte."

'Hmmm... wie war das noch mal mit dem Rückfall, den man bei klingonischen Masern bekommen konnte?', dachte der Captain verzweifelt, während er zustimmend nickte und innerlich nur seufzte. 'Besitzer sollen ihren Haustieren auch immer ähnlicher werden. War Charly eigentlich so etwas wie ein Haustier für Martengh?'

Aber immerhin war es Monserats Befehl gewesen, der die Ivory schließlich durch den Beschuß der Gulmoq hätte kurz vor einem Aufprall explodieren lassen. Es grenzte direkt an ein Wunder, daß Pino Carrà buchstäblich im letzten Moment - und das auch noch rein zufällig - über den Störsender gestolpert war und ihn hatte einfach ausschalten können um einen Zusammenstoß mit dem ferengischen Frachter zu verhindern bzw. weiteren Beschuß zu entgehen.

Dort hatten sich inzwischen zumindest Al'dukh und Murks gütlich geeinigt, statt sich wie erwartet gegenseitig umzubringen, was sicher an der deutlichen Erhöhung der Provision für den ferengischen Captain gelegen hatte, wie Monserat seinen Gegner einschätzte.

So hatte man schließlich auch noch die beiden Gefangenen rübertransportieren können und sie hatten jetzt eine Ehreneskorte, die sie nach Vulkan brachte. Was konnte schöner sein, als den Gesandten der Gerechtigkeit für die nächste Zeit direkt neben sich zu wissen?

Wenn Monserat Pech hatte, bekam er auch noch heraus, daß in seinen Lagerräumen mehr illegale Fracht lagerte, als auf den größten Umschlaghäfen im Umkreis.

"... und hast du dir eigentlich mal durchgerechnet, welche Kosten dir durch diese Reise entstanden sind? Da wären die ganzen Reparaturarbeiten am Schiff, durch die Einschleppung dieser Ratten, dann durch die Einschleppung dieses klingonischen Disruptors, dann durch die Aufnahme dieser Chaostruppe, dann...."

Ja, das hatte er. Seit der ersten Simulation hatte er diese Summe auch schon einige Male nachgerechnet um Martenghs Redeschwall zu entgehen. Vielleicht hatte er ja recht und er sollte doch die Leute wieder alleine einstellen.

Naja, vielleicht auch nicht gleich das nächste Mal...

"Hast du eine Ahnung wie man uns in Vulkan empfangen wird, nachdem wir nur zwei tiefgekühlte Leichen und einen Stein aufwarten zu haben? Vielleicht nehmen sie als Ersatz für die beiden Leichen einfach die holografische Bombe als Zugabe. Hat Cooper eigentlich irgendwelche Verwandte, die sie vermissen würden?"

Monserat sah im Geiste Francine vor sich und lächelte.

Vielleicht war es doch eine gute Idee, die beiden bei Gelegenheit zu verkuppeln...

ENDE


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