Ivory Cronik 13

Das große Zentralwissen

--- unsichtbarer Planet, Kontrollraum

"Das Wesen, das sich selbst Zentralwissen nennt, meinte, daß unser Schiff nach einer Drohung der Macht die Umlaufbahn des Planeten mit unbekannten Ziel verlassen hätte. Wir sind jetzt wohl ganz auf uns allein gestellt", sagte Shania tonlos und fragte sich, ob sie eine Erinnerung mit dem Wissen an dieses Schiff verband von dem sie angeblich kommen sollten.

Doch in dem bunten Reigen an Bildern, der sich langsam in ihrem Geist zu geordneten Bahnen zu formen schien, während dieser Mann ein kleines Gerät an ihre Schläfe preßte, war noch nichts zu finden.

Die große Amerikanerin hatte inzwischen registriert, daß sie wohl zu dieser Gruppe seltsam anmutender Leute gehörte und "die anderen" ihnen nicht wohl gesonnen waren. Wenn sie den grünhäutigen Mann betrachtete, der zuletzt erschienen war, wunderte es sie auch nicht warum dem so war und was sie von der Gruppe verlangten.

"Wir sollen zum Zeichen unseres guten Willens sofort die Priesterin freigeben oder sie werten diesen Angriff gegen die Dienerin ihrer Gottheit als Kampfhandlung und werden... und werden..." Shania schwieg. Den Rest konnte und wollte sie einfach nicht aussprechen. Besonders jetzt wo ihr allmählich dämmerte, wo sie waren und was gerade von einem Einzelnen vernichtet wurde.

"Wie konnten Sie nur??", schluchzte sie auf und sah den Halb-Breen vorwurfsvoll an. Dann schlug sie die Hände vors Gesicht. Der Druck der letzten Stunden und der Wirrwarr an Gefühlen bahnte sich seinen Weg ins Freie. Ihre Schultern begannen unkontrolliert zu zucken.

Besorgt schubste Ysara Shalley beiseite, um sich um die Frau kümmern zu können. Die kleine Klingonin konnte mit ihrem Tricorder sicher nichts ausrichten.

"Shania ..." Sie faßte sie an der Schulter und begann, unsinniges, monotones Zeug zu murmeln, um sie zu beruhigen. Etwas hilflos beförderte sie aus einem Nebenfach ihres Rucksacks ein Taschentuch zutage und wischte ihr sanfter, als man es von ihr gewohnt war, die Tränen aus dem Gesicht.

Der Mann mit seinem kleinen Gerät hatte sich verwirrt ein Stück entfernt, als die Amerikanerin zu schluchzen begonnen hatte.

Im Normalfall würde sie Shalley um ein Beruhigungsmittel bitten; da Ysara nichts genaues über die Vorfälle wußte und jetzt nicht der richtige Zeitpunkt zum Fragen war, unterließ sie es und wandte sich lieber an Clint.

Der Halbbreen hatte sie bereits die ganze Mission über mit seinem herrischen, fast impulsiven Wesen erheitert und zugleich verärgert. Munter hatte er Kommandos erteilt und sich offensichtlich als Leiter ihrer Gruppe gefühlt. Man sah, wohin es führte! Nun wurde sie endgültig sauer.

"Jetzt lassen Sie gefälligst die Frau los!", fuhr sie ihn scharf an. "Shania steht kurz vor einem Nervenzusammenbruch! Und davon abgesehen wollten wir hier eine Kultur erforschen und nicht als Kriegsverbrecher hingerichtet werden!"

"Junger Freund, nun seien Sie doch nicht so stur! Sie sehen sicher, wie wir alle auch, ein, daß wir uns nicht in der Position befinden, irgendwelche Forderungen zu stellen. Und da wird uns auch eine Geiselnahme nicht wesentlich weiterhelfen."

Der Grilmakpriester legte seine ganze, über Jahre hinweg trainierte Überzeugungskraft in seine Worte und bemühte sich, diese gleichzeitig auch in seinem Geist so zu formen, daß das goldene Wesen sie verstehen konnte. "Die Kultur, die wir hier vorgefunden haben, ist sicher in der Lage einen Irrtum als solchen zu erkennen und ihn zu verzeihen. Sehen Sie sich doch mal um. Sie werden uns nichts antun, denn dazu hätten sie mit Sicherheit genügend Gelegenheiten gehabt."

Die letzten Worte waren eher in Richtung ihrer "Gastgeber" gerichtet, in der Hoffnung, daß sie stimmten. KWinh ging langsam auf Clint zu und streckte ihm seine geöffnete Hand entgegen. "Na los, geben Sie mir diese Waffe und wir sehen zu, daß wir so schnell wie möglich wieder von hier verschwinden."

Clint blickte KWinh direkt in die roten Augen. Konnte es sein, daß der Grilmak seine Worte ernst meinte? Oder beabsichtigte er ein Rollenspiel für die Einheimischen aufzuführen? Wie immer fiel es dem Halb-Breen schwer etwas aus der Mimik anderer abzulesen.

Jedenfalls war der Romulanerähnliche die einzige Person, außer Clint selbst, der er die angemessene Beurteilung einer derart gespannten Situation zutraute. Das lag natürlich nicht daran, daß er als Grilmak zur Familie der vulcanoiden Spezies gehörte. Solche Motive wären emotional gefärbt, und Emotionen lagen Clint sicherlich fern.

Er glaubte auch nicht, daß man sie gehen lassen würde, dies zu erwarten wäre naiv. Der Halb-Breen hatte seine Erfahrungen mit den verschiedensten Individuen und Systemen, und diese Leute hier waren bestimmt nicht die Art Menschen die uneingeladene Gäste mit herzhafter Freundlichkeit behandelten und tiefe Einsichten, die Weisheit des Friedenwillens hatten.

Viel wahrscheinlicher war es, daß sie jeden Versuch unternehmen würden, damit das Geheimnis des unsichtbaren Planeten auch ein Geheimnis blieb, und in diesem Fall, so mußte sich der Adoptivvulkanier eingestehen, war auch seine Geiselnahme nutzlos. Er traute den Machthabern zu, jeden für ihre Zwecke zu opfern.

"Ich hoffe, Sie haben einen Plan und handeln nicht nur aus Verzweiflung", flüsterte er dem Grilmak zu und händigte ihm seine Plasmapeitsche aus.

'Plan wäre sicher übertrieben, eher eine Hoffnung...', dachte der Grilmak, nahm Waffe entgegen und legte sie langsam weg, während sich die Hohepriesterin langsam von Clint zurückzog und ihn dabei nicht aus den Augen ließ. Die Peitsche auf den Boden ablegend, ging er auf das schwebende Wesen zu und blieb erst unmittelbar vor diesem stehen. Es bewegte sich keinen Millimeter von ihm weg. Nach einigen Sekunden, in denen nichts passierte, fing KWinh wieder an, mit dem Wesen zu "sprechen": "Das ist ein Zeichen unseres guten Willens. Unsere Intentionen waren nie andere, als diesen Planeten zu erforschen. Wir bitten, die Tat unseres jungen Begleiters zu entschuldigen, da sie wohl aus Angst geschah."

Irgendwie war es dem Grilmakpriester sehr recht, daß Clint dieser telepatischen Kommunikation nicht folgen konnte, sonst hätte er bestimmt Einwände gehabt. Es folgte ein telepatischer Impuls, der fast körperlich spürbar war und die Wachen ließen ihre Waffen sinken und traten an die Wände des Raums zurück, ließen die "Fremden" aber nicht aus den Augen.

"Euer Geist sagt uns viel mehr, als Ihr mit Eurer primitiven Art der Kommunikation denkt! Ich sehe, daß du die Wahrheit sprichst. Diese dort hat wohl das stärkste Interesse an uns..." Das Wesen zeigte auf Shania, die nun ein Gesicht machte, als wäre auch das letzte Verständnis für diese Situation abhanden gekommen, während Clint von einem zum anderen schaute und offenbar wirklich nichts von alledem mitbekam.

Der Arm, oder das, was man dafür halten konnte, wanderte von Shania weg und zeigte schließlich auf den Halbbreen. "Dieser dort jedoch, sein Geist bleibt uns verschlossen. Wir können nicht sicher sein, was seine Ziele sind, schließlich hat er Gewalt angewandt. Er wird, wenn Ihr fortgeht, nichts mehr von allem hier wissen. Geht in die Räume des Wissens und stellt dort Eure Fragen!"

An einer Wand des Raumes öffneten sich einige Türen, hinter denen winzige Räume mit einer Sitzgelegenheit zu erkennen waren. Während KWinh sich auf den Weg zu einer von ihnen machte, wurde Clint von zwei Wachen festgehalten und ein dritter setzte ihm einen Helm auf.

Shania war zunehmend verwirrt. Sie hörte Stimmen in ihrem Kopf.

Zwei Stimmen von denen sie eine bereits zu kennen glaubte. Es war die gleiche, deren Nachricht sie an Clint weitergeleitet hatte, aber da kam noch eine zweite hinzu. Sie war drängender und machte ihr irgendwie Angst. Es war, als hätte sie eine zweite Person in sich, welche die Zeit gekommen sah sich nun bemerkbar zu machen.

Sie sah sich um, doch sie schien die einzige zu sein, die diese Stimme bemerkte. KWinh verschwand bereits in einem der vielen winzigen Räume, die sich gerade aufgetan hatten und die anderen schienen seinem Beispiel zu folgen. Bis auf Shalley, die mit einem nachdenklichen Gesicht stehen geblieben war.

Die Gedanken in Shanias Kopf wurden immer hämmernder. Immer klarer wurde ihr, daß hier eine zweite Identität darum kämpfte die Oberhand zu bekommen. Eine Identität, die ihr fremd war und zugleich auch irgendwie bekannt...

Calfizia.

Dieser Name geisterte ständig durch ihren Kopf und ihr wurde allmählich bewußt, daß es sich um eine Priesterin handelte. Aber keine gewöhnliche Priesterin wie jene, die Clint gefangen gehalten hatte.

Calfizia war eine Priesterin, die nicht im Jetzt lebte, sondern deren Geist die Jahrtausende überdauert hatte und auf den heutigen Tag gewartet hatte um sich endlich bemerkbar machen zu können. Durch ein Wesen, das bereit war seinen Geist neuem vorbehaltlos zu öffnen und so ihren Geist in sich aufnehmen konnte um ihm als Gefäß zu dienen.

Und Shanias Wunsch zu forschen und zu entdecken ohne Vorbehalte etwas zu verlieren hatte die Verschmelzung bewirkt.

"Mein Name ist Calfizia", meldete sich die Stimme in ihrem Kopf zu Wort. "Ich bin erste Priesterin der Nahm. Meine Pflicht war es meinem Volk zu dienen und sie auf ein gemeinsames Leben mit den Urbewohnern des Planeten einzustimmen. Den Körperlosen."

"Warum...?", formulierte Shanias Geist und ihre Frage schien erraten worden zu sein, denn die Stimme fuhr fort zu erzählen.

"Ich war auf dem Weg zum großen Zentralwissen. Einem technischen Gerät an dem mein Volk Jahrtausende gearbeitet hat, als ich heimtückisch getötet wurde..." Plötzlich verstand Shania die Erinnerungsfetzen in ihrem Kopf und das Ende dieser Erinnerung machte ihr Angst. Die Nahm waren ein friedliches Volk gewesen bis...

Stöhnend preßte sie die Hände an ihre Schläfen, als die Klingonin leise knurrend, da sie die Situation befremdete, auf sie zutrat. Zögernd hob sie die Arme und berührte Shanias Schultern um sie kräftig durchzuschütteln. Eine wirkungsvollere Methode sie wieder in die Wirklichkeit zu holen fiel ihr momentan nicht ein.

Doch dann entglitt das Geschehen den beiden Frauen und ein Geist glitt in ein neues Gefäß...

Kurz bevor der Grilmak endgültig den kleinen Raum betrat, schaute sich KWinh noch einmal um und sah, daß Shalley auf die Knie sank und um sich schlug. Das was sie rief, waren unzusammenhängende Gesprächsfetzen in verschiedenen Sprachen, gemischt mit dem typischen, klingonischen Knurren. Also drehte er sich wieder um und kehrte zu seinem Ausgangspunkt zurück, um zu sehen, was dort vor sich ging.

"Raus... knurr... bangosta... aarrggh..." Shalley konnte ihre Gedanken nicht mehr ordnen, zu viele verschiedene waren es. Da mischte sich die Erinnerung an ihre Adoptiveltern mit denen an die Ausbildung zur Hohepriesterin. Hier spielte sie mit Jonas, dort befehligte sie ein Heer von Tempeldienern. Wollte das denn nicht aufhören? Das war zu viel.

Plötzlich jedoch war es vorbei. die kleine Klingonin öffnete die Augen und erblickte Shania und KWinh, die sich über sie gebeugt hatten. "Ich kenne Euch, Ihr seid mit der Eigentümerin dieses Körpers und weiteren Personen in unser Allerheiligstes eingedrungen. Der Geist dieses Körpers ist anders als deiner!"

Sie schaute verwundert Shania an. "Ganz anders. So wild, ungezähmt und mutig. Er wird viel besser als deiner in der Lage sein, sich mit meinem zu verbinden, da er sich auch nicht mehr wehrt. Die, die Ihr Shalley nennt ist noch da und sie wird sich mit mir zu einem viel größeren Ganzen verbinden. Geht nun in die Kammern und werdet danach Zeuge des Ereignisses!"

Gerade als der Grilmakpriester ansetzen wollte, etwas zu sagen, antwortete Shalley in einer ganz anderen Stimmlage: "Bitte! Sie hat recht! Ich will es so! Das ist es, wonach ich immer gesucht habe."

Sie winkte den Wachen zu, die Clint festhielten und diese entfernten den Helm wieder und ließen ihn los, während die große Terranerin und der Grilmak sich langsam auf den Weg zu den Kammern machten.

Die Arme in die Hüften gestemmt hatte Ysara dem Treiben verwirrt und abwartend zugeschaut. Nun sah sie unschlüssig zu den Kammern hinüber - Räume des Wissens? Dann schweifte ihr Blick zu Shalley, die nun scheinbar nicht mehr Shalley war. Fragend sah sie die junge Klingonin an.

Der Blick, den diese darauf erwiderte, ähnelte jedoch nur noch entfernt der Person, die sie gekannt hatte, sondern strahlte Würde und Zuversicht aus; dazu eine Reife, wie sie Shalley wohl selbst in zwanzig Jahren nicht erlangt hätte.

"Geh in eine der Kammern", wies die Priesterin sie an und wies nun ebenfalls hinüber. "Wir wollen keine fremden Besucher, die nicht wissen, wie sie sich verhalten sollen. Doch mit euch kam eine, die mir ihren Körper geliehen hat, und zum Dank dürft ihr durch die Räume des Wissens dem Zentralwissen begegnen. Doch danach verlaßt unseren Planeten und vergeßt die Position unseres Sterns."

Zweifelnd zog Ysara die Augenbrauen hoch, machte dann aber eine ergebene Geste und wandte sich der nächsten Tür zu.

--- Raum des Wissens

Nachdem die Psychologin den Alkoven zögernd betreten hatte, schloß eine der Wachen ungefragt die Tür hinter ihr. Es wurde dunkel; nur spärlich wuchsen Pilze an den Wänden, die einen schummrigen grünen Schein auf ihre Umgebung warfen.

Energisch, die in ihr aufkommende Beklemmung verjagend, ließ sie sich auf der kleinen Bank nieder, welche die einzige Einrichtung dieses Raums bildete.

Sekundenlang saß sie bewegungslos da. Dann vernahm sie etwas wie ein Summen, als sei eine Maschine angesprungen. Auf eine beunruhigende Weise fühlte sie sich beobachtet.

Schließlich erklang eine Stimme in ihrem Kopf.

"Ihr seid hier, um das große Zentralwissen zu erleben, nachdem Ihr den Priestern eure Ehrerbietung gezeigt habt. Schweigt, während Ihr erfahrt, und seid Euch der Ehre bewußt, die euch gewahr wird."

Die Stimme verebbte, doch Ysara fühlte die Präsenz in ihrem Geist, die sich noch nicht zurückzog. Das Summen stieg zu einem Tosen, und sie krümmte sich ergeben zusammen, als sich Bilder und Gedanken in ihrem Kopf bildeten ...

--- Kontrollraum

Skeptisch hatte Nathalie zugesehen, wie sich die Türe hinter Ysara geschlossen hatte. Noch immer traute sie dem Braten nicht ganz. Sie würde einen dieser Alkoven sicher nicht betreten. Ganz sicher nicht.

Diese Spezies auf dem unbekannten Planeten hatte beeindruckende telepathische Fähigkeiten. Sie hatten ja schon gesehen, welche fatalen Folgen das haben konnte. Erneut musterte die Sicherheitsfrau Shania mit einem besorgten Blick.

Da sie keinen gewöhnlichen Zugang zu dem Zentralwissen bekamen in Form einer Datenübertragung oder ähnlichem, sondern statt dessen in einen karg ausgestatteten Raum geschickt wurden, ließ Nathalie annehmen, daß sie dies Wissen auf telepathischem Wege erhalten würden.

Doch ihr widerstrebte der Gedanke, anderen Wesen Zutritt zu ihrem Innersten zu gewähren. Wie konnte sie sicher sein, daß nicht dasselbe geschah wie mit Shania?

Nathalie hatte Ysara zunächst davon abhalten wollen, hineinzugehen. Doch irgend etwas ließ sie zögern, sie konnte selbst nicht sagen, was genau es gewesen war.

Schließlich, als die Priesterin sich an den Rest des Teams wandte und auf die anderen Alkoven deutete, trat die olivbraune Frau näher an KWinh und Clint heran und sprach in leisem Ton zu ihnen. Kuno hatte sich leider bereits in Bewegung gesetzt und war im Begriff, einen der kleinen Räume zu betreten.

"Ich halte es für besser, wenn nicht alle in den 'Genuß' dieser seltsamen Einrichtung kommen. Ich jedenfalls werde nicht hineingehen! Schließlich sollte jemand dafür sorgen, daß wenn was schiefgeht, dennoch alle heil wieder heimkommen, nicht wahr?"

"Wir haben schon ein Teammitglied verloren. Das Wesen, welches Shalley in Besitz genommen hat, behauptet zwar dies beruhe auf freiwilliger Basis, aber dies erscheint mir unwahrscheinlich", flüsterte Clint zurück.

Seine Einschätzung bezüglich der Persönlichkeit dieser Klingonin konnte nicht völlig falsch sein. Sie war mit Sicherheit nicht die Person, die sich gern vereinnahmen ließ, weder von einem physischen noch von einem psychischen Wesen.

"Mrs. Twillan scheint immer noch nicht ganz ihren normalen Bewußtseinszustand erreicht zu haben", fügte er mit einem Seitenblick auf die irritiert um sich schauende Terranerin hinzu. "Womöglich steht sie immer noch unter dem Einfluß eines fremden Bewußtseins."

Mangels vieler Alternativen kam er schließlich zu einem Entschluß: "Ich werde eine dieser Kammern betreten. Aufgrund meiner Gehirnstruktur habe ich die größten Chancen eine Manipulation oder Ähnliches zu überstehen.

Warten Sie hier auf mich. Bestehen Sie darauf solange zu warten bis die Behandlung bei mir abgeschlossen ist. Sollte mir etwas Ungewöhnliches auffallen, falls ich dann noch meine eigene Persönlichkeit besitze, werde ich es Ihnen mitteilen. Ansonsten stehen Sie wieder vor dem gleichen Problem, aber damit müssen Sie selbst zurechtkommen."

--- Raum des Wissens

Ohne sich noch einmal umzublicken betrat der Halb-Breen eine der Kammern. Die Tür schloß sich hinter ihm und er war wieder allein. Das Licht ging aus und Maschinen nahmen ihren Betrieb auf.

Eine hohe Stimme kam plötzlich aus versteckten Lautsprechern: "Gut, du hast dich richtig entschieden. Zwar wissen wir nicht genau, ob deine Motive mit unseren Vorstellungen übereinstimmen, aber allein die Entscheidung sagt schon einiges aus. Wir können mit dir nicht so verfahren wie mit den anderen, deshalb werden wir dir alles verbal erklären müssen.

Als euer Shuttle in unsere Atmosphäre eindrang, wurde es sofort von dem Feld erfaßt welches unseren Planeten vor den Augen anderer verbirgt. Dieses Feld kann jedoch nicht nur Leere vortäuschen, es hat eine ähnliche Wirkung wie eure Holoräume. Das was ihr gesehen habt, eine üppige Dschungelwelt, entspricht nicht dem tatsächlichen Erscheinungsbild unseres Planeten. Wir haben gelernt mit Fremden sehr vorsichtig zu sein, außerdem schätzen wir unsere Abgeschiedenheit.

Es galt für uns immer, Aggressoren von Forschern zu trennen. Die holographische Simulation die ihr durchlaufen habt, soll eben dies bewirken. Als wichtigstes Unterscheidungsmerkmal gilt in unserer Kultur das Vertrauen. Ihr habt eine irritierende Welt erlebt, mit Widersprüchen und vielen Merkwürdigkeiten. Am Ende zählte jedoch nur die Art, wie ihr in einer auswegslosen Situation reagiert.

Hättest du dich entschieden, lieber einen auswegslosen Kampf zu riskieren, so wärst du durch die Prüfung durchgefallen. Statt dessen bist du einen friedlichen Weg gegangen wie die anderen auch. Es bleibt noch abzuwarten wie die Übrigen sich verhalten werden."

Die Stimme erstarb und Clint glaubte wieder dem seltsamen Transportvorgang, den er schon einmal erlebt hatte, ausgesetzt zu sein.

--- Grasebene

Der Wissenschaftler stand plötzlich auf einer weiten mit gepflegtem Gras bewachsenen Ebene. Keine 20 Meter vor ihm standen die zwei Shuttles der Ivory mit denen sie gekommen waren. Aus einem der beiden kamen Ysara Jefferson und Kuno Isweda.

--- Shuttle 1

Sofort, als KWinh sich gesetzt hatte, änderte sich seine Wahrnehmung. Er saß in einem Shuttle, neben sich Nathalie Connor. Sie redete anscheinend wütend auf ihn ein, aber er nahm ihre Worte nicht wahr. Statt dessen drehte er den Kopf wieder und starrte verwundert auf die Anzeigen vor ihm. Dort war ein Diagramm zu erkennen, das den Aufbau einer Tarn-Holovorrichtung zeigte und zwar von planetarem Ausmaß.

'Das ist unglaublich! So etwas hätte ich nie für möglich gehalten. Damit kann man alles tarnen, egal, wie groß es ist und das mit einem minimalen Aufwand. Nur diese spezielle Energieversorgung macht Probleme, ich wüßte nicht, wo man so etwas herbekommen sollte.' Jäh wurde der Techniker aus seinen Überlegungen gerissen, als ein weiterer Schlag ihn an die Schulter traf.

Seine Haare waren verschwitzt und ihm ins Gesicht gerutscht und er fuhr sich wieder einmal unbewußt mit eine Hand hindurch. "WAS DENN!?"

Nattys erschrockenes Gesicht zeigte ihm, daß er es wohl übertrieben hatte mit seiner Antwort. Aber gleich darauf begann sie wieder zu reden und ihm von einer ganz neuen Kampftechnik zu erzählen. Von außerhalb des Shuttles wurde Stimmen laut.

Noch immer etwas verwirrt, stand der Grilmak aus dem Pilotensessel aus und nahm Miss Connor, die das ebenfalls tat, in den Arm und zog sie mit zu Shuttleausgang. Man konnte viel freie Natur erkennen, als plötzlich mitten auf der Wiese eine Tür erschien und eine allen bekannte Person hindurchtrat.

"Computer, Programm beenden!" Ungehalten sprach Monserat diese Worte aus, die Wiese und die Bäume verschwanden augenblicklich und machten den Wänden des Holodecks Platz.

"Nun, ich denke, Sie alle haben inzwischen genug auf dem Holodeck für eine Mission geübt, die doch nie stattfinden wird. Dieses Planetensystem war das letzte, welches wir erfolglos auf der Suche nach diesem sagenumwobenen Planeten durchsucht haben für dessen Existenz es keinen wirklichen Beweis gibt." Das kleine Landungsteam bemerkte plötzlich auch Shania, die hinter ihm das Holodeck betrat. Ihr Kopf war deutlich gesenkt und sie wirkte zerknirscht und niedergeschlagen.

Die Blicke aller lagen plötzlich auf ihr, als könnte sie eine Lösung für dieses Problem bringen, doch sie konnte nur traurig den Kopf schütteln und signalisieren, daß die Suche zu Ende war, all ihre Hoffnungen sich im Sande verlaufen hatten. Ein Teil von ihr hatte nur dafür gelebt diesen Planeten zu finden.

Der Verlust dieses Ziels mehr als sie zugeben wollte. John war für eine Sache gestorben, die sie nicht beenden konnte, trotz aller Mühen und Strapazen, die sie bisher auf sich genommen hatte und wofür schon Menschen gestorben waren. Nicht nur, daß sie keinen Ansatz mehr hatte, wonach sie suchen konnte, hatte sie es nicht schaffen können Monserat dazu überreden zu können ihr mehr Zeit zu geben.

Es war vorbei, noch bevor es begonnen hatte.

"Wir werden ihn", sprach Monserat weiter, "falls es ihn jemals gegeben haben sollte, wohl niemals finden. Ich habe Martengh bereits angewiesen, einen anderen Kurs einzuschlagen." Damit drehte er sich um und ließ seine Mannschaft verdutzt stehen.

--- unsichtbarer Planet, Kontrollraum

Glücklich schaute Shalley/Calfizia auf die Anzeigen. Die Ivory drehte ab und verließ den Orbit.

Es hatte zwei ganze Tage gedauert, ihnen allen die Erinnerung zu nehmen, einschließlich der ganzen Besatzung der Ivory. Sie hatte es sich allerdings nicht nehmen lassen, allen Mitgliedern des Außenteams, welches es nur noch in ihrer Erinnerung gab, einen Teil des Wissens zu geben, nach dem sie sich gesehnt hatten.

So war diese Mission zumindest für diese paar Leute nicht umsonst gewesen, obwohl sie nie wissen würden, woher das alles kam.

Mit einem kurzem Aufblitzen ging die Ivory auf Warpgeschwindigkeit.

Die Söhne der Sonne hatten ein weiteres Mal ihr Geheimnis bewahrt.


ENDE

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