Ivory Cronik 7

Der Kurier des Captains

--- Ivory, Bereitschaftsraum des Captains

Sternenlicht zu Srallansre beobachtete den Captain während des gesamten Gespräches aufmerksam. Soeben hatte dieser zugestimmt, ihm einen Posten auf seinem Schiff anzubieten. Seine Schnurrhaare zitterten aufgeregt, endlich würde er sich wieder in die Weiten des Alls hinausbegeben können. Viele neue Geschichten warteten auf ihn.

"... Ok. Beweg dich in die Mannschaftsmesse, dort findest du Shania Twillan, die dir ein Quartier zuweisen wird." Monserat betrachtete damit das Gespräch für beendet.

Der Sivaoaner antwortete mit einem leicht melodisch klingendem "Verstanden, Captain Monserat." Sternenlicht erhob sich damit, nahm seinen Rucksack in die Hand und verließ den Raum.

--- Brücke

Der Riese saß nach wie vor in dem Sessel des Captains. Sternenlicht konnte die Gerüche dieses Wesens nicht einordnen, dafür würde es eine ganze Menge Zeit benötigen. Aber die Aura der Ablehnung, der Isolation entging ihm nicht.

Dazu war auch nicht viel notwendig. Sein aufmerksamer Blick sprach Bände, ein Blick jede Bewegung Sternenlichts aufmerksam verfolgte. 'Ein Jäger, ohne Zweifel...' schoß dem Neuankömmling durch den Kopf. Selbst im sitzen war der Mann fast so groß wie das Katzenwesen. Sternenlichts Ohren zuckten ein wenig, als er in den Turbolift trat. 'Ein komischer Kauz.'

--- Turbolift

"Computer, zum Deck mit der Mannschaftsmesse."

"Natürlich, mein Kater."

Sternenlichts Ohren legten sich flach, begleitet von einem leisen Knurren. 'Die Menschen müssen verrückt sein.'

Der Turbolift öffnete seine Türen auf Deck drei, Sternenlicht machte sich auf die Suche nach der Mannschaftsmesse. Bei der Größe der Ivory konnte das keine schwierige Aufgabe sein. Insbesondere wenn man lesen konnte, denn der kleine Übersichtsplan auf dem Computer Panel half weiter.

--- Deck 3

Er wandte sich nach rechts, die Messe war etwa 50 Meter den Gang hinunter. Gedankenverloren schlenderte er in diese Richtung.

'Ich seh schon, die Entscheidung für diesen Klapperkasten war nicht schlecht. Diamantauge zu Vensre wird sich freuen, ich denke nicht, daß er bereits einen Einblick in diese Ecke der menschlichen Zivilisation hat. Richtiggehende Zigeuner sind auf diesem Schiff unterwegs.' Sternenlichts Schweif ringelte sich ein wenig.

Die Tür der Mannschaftsmesse tauchte vor ihm auf, er trat entschlossen hindurch.

--- Mannschaftsmesse

Das einzige herausragende Merkmal an der Mannschaftsmesse war das Fehlen einer Mannschaft. Von einer Shania Twillan keine Spur. 'Mist.'

Sternenlicht bereute bereits jetzt, was er als nächstes tat: "Computer, wo befindet sich Shania Twillan?"

Eine sehr feminine, eigentlich wohlklingende, weibliche Stimme antwortete ihm: "Aber. Diese Menschenfrau ist doch nichts für dich, großer Kater. Sie hat im Holodeck zwei bereits einen anderen für sich auserkoren."

'Bei meinen Vorfahren. Das glaubt mir keiner."

Fluchtartig verließ ein etwas aufgescheucht wirkender Sivaoaner die Mannschaftsmesse.

--- Holodeck 2, Eingang, inzwischen

Als sie die grüne Berglandschaft erblickten und die Schönheit des Ortes bestaunten, hörten sie einen Bach leise plätschern.

Langsam beugte der Bajoraner sich zu Enehy hinüber und sagte: "Gefällt es dir auch so sehr?"

Bezaubert blickte sich die junge Frau um.

"Es ist wirklich wunderschön hier. Ein wenig erinnert es mich an Zuhause. Namono, ich muß dir ein Kompliment machen. Du hast wirklich einen hervorragenden Geschmack. Bestimmt werden wir uns hier sehr wohl fühlen."

Zufrieden griff sie sich wieder den Picknickkorb, den sie auf den Boden gestellt hatte, während sie sich umsah.

"Shania und ich werden jetzt losgehen und einen geeigneten Platz suchen an dem wir essen können. Ihr anderen könnt euch ja ein bißchen unterhalten und besser kennenlernen. Wir holen euch dann ab, wenn wir soweit sind."

Bestimmt ergriff sie Shanias Hand, warf ihr einen eindringlichen Blick zu und zog sie auf einen kleinen Pfad, der anscheinend zum Bach führte.

--- auf dem Weg zum Bach

Schweigend ging Enehy eine Weile neben Shania den Pfad entlang und dachte nach. 'Warum ist Shania Anjol gegenüber so aggressiv geworden? Er hat ihr doch gar nichts getan.'

Schließlich faßte sich die Xenexianerin ein Herz, blieb stehen, lehnte sich an einen Baum und sprach Shania an.

"Habe ich etwas Falsches gesagt oder getan? Ich werde das Gefühl nicht los, daß du mir böse bist. Was ist los? Warum warst du Anjol gegenüber so aggressiv? Was ist überhaupt los mit dir? Immer wenn Namono in deiner Nähe ist, wirst du sonderbar." Forschend blickte sie der blonden Frau in die Augen.

"Das waren ein wenig viele Fragen auf einmal", seufzte Shania, obwohl sie die ganze Zeit unwillkürlich mit einer solchen Reaktion von Enehys Seite gerechnet hatte. Denn sie hätten auch gemeinsam einen Platz zum Picknicken suchen können. Die Amerikanerin blieb stehen und stellte sich den Fragen ihrer Freundin.

"Ich bin dir nicht böse. Aber ich denke, dir sollte auch mal klar sein, daß ich ein Mensch mit allen Ecken und Kanten bin. Schließlich kennen wir uns erst seit heute und es wird auch Seiten geben, die du an mir noch nicht kennst, aber auch sie gehören nun mal zu mir.

Eine von ihnen ist, daß ich ein Eindringen in meine Intimsphäre als äußerst unpassend und aufdringlich empfinde. Ich hatte schon mal große Probleme dadurch, daß jemand etwas weitererzählte, was ihn nichts anging und ich möchte das nie wieder erleben. Wenn jemand einen Teil eines privaten Gespräches durch einen Zufall mitbekommt, so verlangt einfach der Anstand ihn zu überhören und nicht näher darauf einzugehen.

Auf Blamagen solcher Art kann ich auch gut und gerne verzichten."

Shania hockte sich auf den Boden, da Enehy scheinbar erst weitergehen würde, bis die Sache bereinigt war. "Die Kristalle steigern alle Sinne und können auch zu Überreaktionen führen. Normalerweise bin ich nicht leicht aus der Ruhe zu bringen, aber momentan hab ich da meine Probleme. Namono hat nichts damit zu tun, daß ich mich zur Zeit etwas sonderlich benehme. Die Kristalle bringen mich nur aus der Ruhe. Das ist alles."

--- beim Eingang, inzwischen

Mit einem leichten Schulterzucken sah Alana den beiden Frauen nach. Beim Ausflug gleich die Gruppe zu teilen, sah sehr danach aus, als ob die Krankenschwester so bald wie möglich mit dieser Shania unter vier Augen sprechen wollte.

"Eigentlich hatte ich eher daran gedacht, daß wir gemeinsam zum Bach pilgern um ein Plätzchen zum Picknicken zu suchen. Zwar habe ich leider nichts für diesen Ausflug beisteuern können", an diesem Punkt bedauerte Alana, daß sie nicht mal ihre Hilfe angeboten hatte, weil sie so versessen drauf gewesen war zu ihrer Staffelei zu kommen, "aber ich hätte gerne geholfen, zum Ausgleich einen geeigneten Platz zu suchen.

Ich wär aber dafür, daß wir in angemessenen Abstand folgen. Dann können die beiden Damen in Ruhe suchen und wir sind auch rasch zur Stelle, wenn sie fündig geworden sind. Hier beim Eingang rumzustehen ist nicht gerade erholsam." Damit setzte sie sich einfach in Bewegung.

"Ich stimme Ihrem Vorschlag zu. Auch ich hätte nichts dagegen einzuwenden mich endlich setzen zu können. Wer weiß, wann die beiden wieder zurück sind. So geht es bestimmt schneller und wir können bald zum angenehmen Teil des Ausflugs übergehen", stimmte ihr Timothy Hexton zu und folgte ihr. Insgeheim konnte er es gar nicht erwarten endlich mal wieder auszuspannen.

Außerdem wartete er schon die ganze Zeit auf eine günstige Gelegenheit zu fragen, weshalb dieser Anjol und die große Frau blau leuchteten. Die Idee, daß es sich um einen ziemlich geschmacklosen Scherz handelte, hatte er in der Zwischenzeit wieder verworfen, da sie bereits so ausgesehen hatten, bevor er sie kannte und sich bis jetzt nichts an ihrem Zustand geändert hatte.

Als Alana bemerkte, daß auch die anderen ihr folgten, versuchte sie zumindest ein Gespräch zu beginnen, das sie langsam einander näher brachte. Sie liebte es neue Leute kennenzulernen, wollte dabei aber nicht im Mittelpunkt stehen oder aufdringlich wirken.

"Mister Namono, Sie hatten wirklich eine sehr gute Hand bei der Wahl dieser Gegend. Das letzte Mal, daß ich so eine Umgebung sah, war auf Eden. Sie ist so herrlich entspannend und... mmmhhh...", sie atmete tief durch und ihre Augen leuchteten vergnügt, als sie versuchte sich die Umgebung einzuprägen. "Schade, daß es hier nicht auch einen Badeteich gibt. Ich liebe es schwimmen zu gehen und anschließend in der Sonne zu baden."

Ihr Blick streifte dabei den Bajoraner und sie fragte sich, wieso er mit einem leicht verträumten Blick zur ersten Gruppe sah.

--- auf dem Weg zum Bach

Für einen Moment dachte Shania an Namono, der seinen Teil dazu beitrug sie aus der Ruhe zu bringen, ab sie wußte selbst noch nicht, was sie davon zu halten hatte. Es war zu früh um darüber zu sprechen.

"Mit den Überreaktionen magst du natürlich recht haben. Ich habe einfach nur Angst, daß du plötzlich etwas an Anjol auszusetzen hast und ich mich zwischen euch entscheiden muß. Das kann ich nämlich beim besten Willen nicht. Dazu kenne ich euch beide nicht lang genug. Ich will aber auf keinen Fall jemand von euch verlieren, bevor ich ihn richtig kennen gelernt habe. Im übrigen war mir klar, daß auch du Ecken und Kanten hast. Es kann ja nicht jeder so perfekt sein wie ich."

Erleichtert bemerkte Enehy wie ein leichtes Lächeln über Shanias Gesicht huschte und sie entspannte sich ein wenig.

'Ich bin zwar davon überzeugt, daß Namono mehr mit Shanias Unruhe zu tun hat, als sie zugeben will, aber ich lasse das Thema am Besten ruhen. Vorerst jedenfalls...'

"Vergessen wir einfach diesen Zwischenfall und machen uns wieder auf die Suche nach einem Picknickplatz. Was mich betrifft ist die Sache erledigt. Was meinst du dazu?"

Versöhnlich streckte die Xenexianerin ihrer Freundin eine Hand entgegen um ihr beim Aufstehen behilflich zu sein. Dankbar nahm Shania, die ihr angebotene Hand an und stand auf.

"Ich bin ganz deiner Meinung und wir sollten uns echt nicht die gute Laune verderben lassen und diesen schönen Ausflug genießen. Und keine Sorge, ich hab echt nichts gegen deinen Anjol...

Hey, was sagst du zu diesem Platz dort hinten? Scheint der nicht ideal zu sein? Ganz nah am Bach und eine wunderschöne Lichtung." Begeistert blickte sie zwischen ihm und Enehy hin und her. Das Vogelgezwitscher und das Rauschen des Baches stimmten sie mit einem mal sehr fröhlich und heiter.

Dann kam ihr spontan eine Idee mit der sie Enehy wieder auf andere Gedanken bringen konnte.

"Wer zuletzt dort ankommt ist eine lahme Ente!", rief Shania und spurtete auch schon lachend los.

--- Lichtung am Bach

Keuchend holte Enehy Shania am Bach ein und blieb stehen um Luft zu holen. Dabei sah sie sich interessiert um und nickte anerkennend.

"Du hast recht. Dieser Platz hier ist einfach wunderbar zum Picknicken. Damit hätte sich das Suchen jetzt wohl erübrigt. Aber sag mal so einen fiesen Trick hätte ich dir gar nicht zugetraut. Einfach loslaufen. Herrlich, ich hätte es genauso gemacht. Ich hab dich echt lieb, Shania."

Tatkräftig öffnete Enehy den Korb, den sie immer noch mit sich herumschleppte und packte eine rot-weiß karierte Decke aus. Diese klemmte sie sich unter den Arm, suchte einen einigermaßen ebenen Platz und breitete sie sorgfältig aus.

"Das wäre schon mal erledigt. Sieht doch nett aus nicht wahr? Ich vermute mal, daß die anderen in unsere Richtung unterwegs sind. Das wäre doch toll, dann müßten wir nicht wieder zurück und sie holen. Hoffentlich kommen sie bald. Ich werde jetzt erst mal das Essen und die Getränke auspacken. Mach es dir doch einfach schon mal bequem."

'Gut, daß wir diesen dummen Ärger aus der Welt geschafft haben. Jetzt können wir uns amüsieren.'

Geschäftig eilte die Xenexianerin hin und her und richtete den Picknickplatz her.

--- auf dem Weg zum Picknickplatz

Namono war es etwas peinlich, daß alle sein Holoprogramm lobten. Deshalb antwortete er: "Es freut mich, daß es Ihnen gefällt. Mir gefällt es auch sehr gut. Aber ich schmücke mich nicht gerne mit fremden Federn.

Ich habe den Computer nur sehr allgemeine Anweisungen gegeben, und alles was Sie hier sehen, ist seine Kreation. Nur zwei Einzelheiten stammen von mir: Dieser kleine plätschernde Gebirgsbach, und ... der Badeteich." Namono lächelte.

"Schließlich wollte ich auch ein wenig Überraschung haben, wenn wir picknicken." Der Massai holte tief Luft und wunderte sich einmal mehr, wie es das Holodeck es schaffte, sogar die Luftzusammensetzung zu verändern.

Zarte Geräusche erinnerten an Vogelgezwitscher von der Erde - aber gleichzeitig schien es etwas ganz anderes zu sein. Die fernen Berggipfel, welche die Sichtweite begrenzten, machten einen majestätischen Eindruck.

Namono war zufrieden. Hoffentlich erlaubte sich der Computer nicht wieder einen solchen kleinen Scherz wie mit seinem Drink...

"Oh, wie ich sehe, haben unsere beiden Kundschafterinnen inzwischen einen Picknickplatz gefunden." Hextons Stimme riß den Afrikaner aus seinen Grübeleien.

Lange hatte Anjol schweigend die Landschaft betrachtet und nur mit einem Ohr der Unterhaltung der
anderen zugehört.

'Die Landschaft ist wirklich unglaublich!', staunte er und fragte sich, welcher Ort Vorbild gewesen war. 'Vielleicht', so überlegte er, 'werde ich den Computer nachher fragen.'

Hextons Stimme löste ihn aus seinen Überlegungen und lenkte seinen Blick sofort auf Enehy, die zusammen mit Shania an dem kleinen Gebirgsbach den Picknickplatz aufbaute.

Die beiden Frauen waren zwar noch weit entfernt, aber von der geheimnisvollen Flüssigkeit stimuliert, konnte er selbst Details schon auf diese Entfernung erkennen: Enehy hatte gerade eine rot-weiße Decke ausgebreitet und Shania half ihr nun beim Auspacken des Proviants.

Mit einem Knurren im Magen joggte Anjol lächelnd auf den Picknickplatz zu, denn das Training hatte ihn hungrig gemacht.

--- Lichtung am Bach

Strahlend sprang Enehy Anjol in die Arme, als sie die Ankunft der Nachzügler bemerkte. Ihre Wangen waren etwas rot angelaufen und ihr Herzschlag fühlte sich leicht beschleunigt an, als er ihre Hand ergriff, ihre Augen jedoch leuchteten wie immer.

Hexton und Namono hatten den Platz auch schon erreicht und Shania erhob sich auch, nachdem sie eine Schale mit teloxinaischem Müsli abgestellt hatte.

Als Anjol bei Shania ähnliche Anzeichen bemerkte, lächelte er Enehy zwinkernd an und fragte: "Habt ihr ein Rennen gemacht? Soll ich euch helfen?

"Du kannst uns nicht mehr helfen. Wir sind gerade fertig geworden, Anjol. Aber vielen Dank für das freundliche Angebot. Mit dem Rennen hast du goldrichtig gelegen. Shania hat gewonnen, aber auch nur weil sie gemogelt hat." Wiederstrebend gab Enehy den Bajoraner wieder frei und setzte sich auf die Decke.

"Kommt ihr anderen auch? Ich habe wirklich einen Bärenhunger."

Alana war ein wenig zurückgefallen, da sie die Natur so sehr genossen hatte, daß sie glatt übersehen hatte, wie die anderen ihren Schritt beschleunigten, da nun ein Picknickplatz gefunden war. Nun hatte sie die anderen eingeholt und hielt auf einen Rand der Decke zu.

Dabei kamen Namono und sie sich in die Quere und sie faßte ihn am Arm um nicht zu stolpern. Dankbar lächelte sie ihn an und bemerkte dabei, wie sie ein funkelnder Blick von Shania traf. Sekunden später, glaubte sie sich getäuscht zu haben.

Nachdenklich setzte sie sich auf die Decke, da die Herren scheinbar warteten bis die Damen Platz genommen hatten.

"Ich hoffe, ich habe Sie nicht verstimmt", meinte die Trill leise zur Amerikanerin, aber die sah sie nur verwundert an.

"Wieso sollten Sie?", fragte diese ebenso leise zurück und wandte sich dann in normalen Ton an Anjol. "Glauben Sie ihr kein Wort. Ich habe nicht geschummelt, sondern nur die Spielregeln neu definiert." Dabei zwinkerte sie ihm zu und versuchte ihr Verhältnis wieder zu entspannen.

Nachdem auch alle anderen Platz genommen hatte, wandte sich Alana an Namono, der sich in ihrer Nähe niedergelassen hatte. "Haben Sie wirklich Badesee gesagt? Ich kann es noch immer nicht glauben. Es ist zu schön um wahr zu sein." Sie sah sich um. "Wo er liegen könnte, haben sie wohl keine Ahnung. Oder?"

Nur mit Mühe konnte Shania ihr Temperament bremsen. Die Trill schien es darauf anzulegen sie zu ärgern. Dabei hätte sie sich doch auch mit diesem Hexton unterhalten können, der auf ihrer anderen Seite saß. Aber nein, sie mußte sich mit Namono unterhalten. Wieder stieg Hitze in Shanias Gesicht hoch, doch diesmal nicht vor Scham.

Irgendwie mußte sie diese Trill von Namono weglocken und ihr fiel auch schon ein wie...

"Ist es nicht besser, wenn wir vor dem Picknicken noch ein wenig schwimmen gehen? Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich hab noch gar keinen Appetit und mit vollen Bauch sollte man auch gar nicht schwimmen gehen." Hoffnungsvoll sah sie die anderen an. In ihrem Bikini machte sie sicher eine bessere Figur als die Trill.

'Welche Trill betont schon ihre charakteristischen Flecken mit silbernen Glitzer? Wie eitel!'

Telepathie gehörte zwar nicht zu Anjols Stärken, aber selbst ein Blinder hätte die offensichtliche Spannung bemerkt, die sich zwischen den beiden Damen ihm Gegenüber abspielte.

Langsam beugte er sich zu Enehy hinüber und flüsterte in ihr Ohr: "Wollen wir mitgehen, bevor sie sich dort gegenseitig umbringen, oder hast du großen Hunger?" Seiner Frage fügte er ein Lächeln hinzu und Enehy erwiderte es mit einem frechen Nicken.

Gemeinsam erhoben sie sich und während Anjol Shanias Frage bejahte, versuchte die Xenexianerin ihn unauffällig am Arm zu kitzeln...

"Schwimmen ist wirklich eine nette Idee. Ein bißchen Abkühlung wäre bei dem Wetter genau richtig." Warnend blickte Enehy Shania an und schüttelte fast unmerklich den Kopf.

'Bitte versuch dich bloß im Zaum zu halten. Es ist ganz offensichtlich, daß du vor Eifersucht fast platzt. Alana redet nur mit Namono', dachte sich Enehy und zuckte mit den Schultern.

'Mein Problem soll es nicht sein. Ich bin da um Spaß zu haben.'

"Wenn wir also jetzt schon schwimmen gehen, kann ich mich ja auch sofort ausziehen." Betont langsam löste Enehy die Bänder die ihr Kleid zusammengehalten hatten und ließ es auf den Boden gleiten.

"Na gefällt dir der Bikini?", fragte sie neugierig und warf sich in Pose.

Einen Moment überlegte Anjols Herz stillzustehen, aber dann dachte es an die wundervollen - Möglichkeiten - in der Zukunft und schlug noch schneller; so schnell, daß Anjol sein eigenes Blut rauschen hörte.

"Es ist...unbeschreiblich!", brachte der Bajoraner pfeifend hervor. Der Anblick war wirklich überwältigend und Anjols Augen weitete sich bis ans Maximum als er sie eingehend musterte.

In diesem Moment hätte er so vieles gerne gemacht, aber...

Der Blick von drei Leuten lastete auf ihm und Anjols Triebe wurden wieder leiser. "Zu schade...", murmelte er leise und zwinkerte Enehy dann leicht zu. "Ich hoffe, meine Shorts gefallen dir auch. Ich habe nicht viel Erfahrung als Schneider", fügte er hinzu und löste den Gürtel aus seiner Hose...

Shania hatte trotz der Anspannung zwischen ihr und Alana den vorwurfsvollen Blick Enehys verstanden. Und sie konnte ihn auch sehr gut verstehen. Sicher benahm sie sich kindisch, aber immerhin hatte auch sie das sinnesverstärkende Zeug in sich und nicht Enehy.

"Ich geh mich umziehen", murmelte die Amerikanerin noch bevor Anjols Hose fiel und schlug sich mitsamt Badezeug unterm Arm in das nahe Unterholz. Sie arbeitete sich von der Lichtung weg bis sie überzeugt davon war, daß man sie nicht mehr sehen konnte.

--- abseits der Lichtung

Sie mochte es nicht, den Bikini unter ihrer Kleidung zu tragen. Und schüchtern mußte sie bei ihrem Körper auch nicht sein, zudem sie sicher niemand in ihrem Versteck aufsuchen würde, dazu war sie zu weit von der Gruppe entfernt.

Vor sich hinlächelnd zog Shania ihre weiße Bluse aus, legte ihren Rock ab und dachte dann daran, wie schade es doch war, daß Namono sie nicht in dieser Unterwäsche sah. Ein Traum aus Seide und Spitzen. Er hätte sicher maßgeblich dazu beigetragen, daß er sie endlich mal als Frau angesehen hätte.

Langsam und nachdenklich öffnete sie ihren BH und warf ihn achtlos auf den restlichen Wäschestapel.

'Wenn Namono doch nur ein wenig mehr Interesse an mir zeigen würde...'

--- Picknickplatz, inzwischen

Dieser war vollkommen in Gedanken versunken, seit alle anderen anfingen, ihre Badebekleidung anzulegen. Vor dem Holodeck hatte er Shania gebeten, ihm den Weg zu einem Replikator zu zeigen, aber irgendwie war das dann in Vergessenheit geraten.

Deshalb entschuldigte er sich nun ebenfalls bei seinen Kollegen und schlenderte in Richtung Gebüsch davon.

--- abseits der Lichtung

Er wollte nicht noch einmal nach draußen gehen um sich eine 'reale' Badehose zu erzeugen, deshalb biß er in den sauren Apfel und sagte: "Computer, eine Badehose für mich replizieren."

Nach einer halben Sekunde, in denen der Computer die Maße des Massai nahm, erschien auf einem kleinen Stein eine Badehose. Schwarz. Offenbar ultraknapp.

Eine weibliche Stimme hauchte: "Einmal Spezialmodell Namono. Sie wird dir stehen..." Ein heiseres Lachen verklang langsam in der Ferne.

Seufzend nahm er das 'kleine Schwarze', versteckte sich im Gebüsch und entkleidete sich. Als er seine Hose abgelegt hatte, raschelte es, und im ersten Moment dachte Namono an irgendwelche wilden Tiere.

Dann aber bemerkte er, daß er einen überaus erfreulichen Ausblick auf Shanias Umkleideplatz hatte. Diese stand gerade in ihrer sehr verführerisch wirkenden Unterwäsche lächelnd da und schien genauso in Gedanken versunken zu sein, wie er selber noch vor paar Minuten.

Als sie begann, ihren BH zu öffnen, wandte sich der Massai ab. Gute Manieren waren heutzutage selten geworden, aber Namono war der Ansicht, daß es wesentlich reizvoller war, wenn eine Frau ihm ihre reizenden Reize freiwillig zeigte.

Als er seine Badehose angelegt hatte, ahnte er, was der Computer mit der 'Spezialanfertigung' gemeint hatte. Die Farbe war exakt seine Körperfarbe, und der Schnitt ... hm, der Schnitt bewirkte, daß sein Kopf eine Spur dunkler als sonst wurde.

Seine Sachen zusammenpackend verließ er sein Versteck und marschierte zurück zum Picknickplatz.

--- etwas weiter abseits der Lichtung

Shania verstaute rasch ihre gesamte Unterwäsche bei ihrer Oberbekleidung und zog sich dann rasch ihren Bikini an. Es war ein Traum aus grünbläulich schimmernden Material, daß wie der schuppige Leib einer Gargana wirkte und nur mehr von dem Effekt übertroffen wurde, wenn die Sonne das Material glänzen ließ wie eine seidige Rüstung der Verführung.

Noch immer lächelnd packte die Amerikanerin ihr Kleiderbündel und machte sich wieder auf den Weg zum Picknickplatz, wo die anderen sicher schon auf sie warteten.

Unwillkürlich beschleunigte sie ihren Schritt, als sie an Namonos Anblick in Badehosen dachte...

--- Ivory, Brücke

Langsam ging Kuzhumo aus dem Bereitschaftsraum des Captains hin zum Turbolift. Den fast haßerfüllten Blick von Martengh erwiderte der Japaner mit kühler Gelassenheit.

Hisaki fragte sich, warum dieser hünenhafte Caldonier ihn unentwegt so anstarrte. Es hatte schon eine geschlagene Viertelstunde gedauert, bis er zum Captain vorgelassen wurde.

Während dieser Zeit mußte Kuzhumo in einem Verhörraum zubringen. Alleine. Während Martengh seine Angaben wohl genauestens überprüft haben mußte. Zumindest kam er noch schlechtgelaunter als vorher zurück und murmelte irgend etwas unverständliches vor sich her, was nach "Katzen" und "kein Zoo" klang.

Der Asiate ließ sich die Verwunderung über dieses Gemurmel nicht anmerken und ging einfach nicht darauf ein. Er wollte eigentlich nur Anjol eine dringende Nachricht zukommen lassen und dann wieder verschwinden.

Selbst auf der Venture, was schließlich ein abtrünniges Schiff war und daher besonders anfällig für Spione war, waren die Sicherheitsvorschriften nicht so überzogen.

Er mußte es wissen. Schließlich war er der Chef der Sicherheit.

Mit all diesen Gedanken ging er nun an den genauso großen, wie paranoiden, Caldonier vorbei. Beim Gespräch im Bereitschaftsraum des Captains hatte Martengh unverhohlen alle seine Zweifel an den Tag gelegt.

"Noch einer von diesen Spinnern", "nachher haben die unser Schiff besetzt", waren ungefähr die Anschuldigungen des Sicherheitsoffiziers der Ivory gewesen.

'Sowas von unprofessionell', war Kuzhumos abschließende Meinung gewesen. 'Außerdem kann es dieser höckerige Martengh nicht wahrhaben, daß es Nachrichten gibt, die zu wichtig sind, als das man sie durch den Subraum schickt.'

Bei diesem Mißtrauen des Sicherheitschef, war die mündliche Weitergabe scheinbar besonders von Nöten. Sonst hätte McCarthy nicht seinen Sicherheitschef persönlich hinter Anjol hergeschickt.

Zum Schluß war Captain Monserat die Zusammenarbeit mit der Venture aber wichtiger als Martenghs Mißtrauen gewesen und er verbot ihm sogar dem Asiaten zu folgen.

Daß der kleine sich bewegende Punkt auf dem PADD in der Hand des Caldoniers ihn darstellte, daran hatte Kuzhumo keinen Zweifel.

--- Turbolift

"Mannschaftsmesse", befahl Hisaki dem Computer. Laut Monserat würde er Anjol am ehesten finden, wenn er eine gewisse Shania Twillan in der Mannschaftsmesse aufsuchen würde. Diese wüßte, wo sich die Quartiere der einzelnen Besatzungsmitglieder befinden.

Verwundert hatte sich Kuzhumo gefragt, wann oder ob Monserat solche Informationen je erhalten würde. 'Das sind aber doch recht merkwürdige Sitten auf diesem Schiff...'

"Aber sicher, mein kleiner, knackiger Freund...", antwortete der Computer. Verwirrt schaute Kuzhumo hoch, wie es Menschen immer taten, wenn sie irgend etwas hörten, was sie verwirrte. 'Sehr, SEHR merkwürdige Sitten!'

'Ein Glück, daß ich nicht länger auf diesem Schiff verweilen muß', dachte er, als er plötzlich an Anjol denken mußte und lächelte. 'Dabei ist der doch immer so unsicher gegenüber weiblichen Annäherungen.', grinste er in sich hinein.

--- Holodeck 2, Picknickplatz

Gespannt beobachtete Enehy wie Anjol sich seiner Hose entledigte.

"Sieht wirklich bezaubernd aus", meinte sie grinsend und zupfte ihren weißen Bikini zurecht.

"Aber solltest du nicht besser auch dein Hemd ausziehen? Es würde doch sicherlich beim schwimmen behindern. Warte ich helfe dir eben."

Ohne auf Anjols Zustimmung zu warten ging sie zu ihm und begann ihn aus seinem Hemd zu befreien.

'Hm der Mann ist ganz nach meinem Geschmack. Trainiert aber nicht zu kräftig. Ich kann gar nicht erwarten bis wir...'

Kaum am Picknickplatz angekommen stieß Shania fast mit Alana zusammen, die ebenfalls aus den Büschen wieder auf die Gruppe stieß. Auch sie hatte inzwischen ihre Badesachen an und richtete sich noch den Träger ihres Badeanzuges.

Mit Genugtuung stellte Shania fest, daß diese zwar auf ihre Flecken ganz besonders achtete, aber nicht ebenso auf vorteilhafte Badebekleidung. Ihr blauer Badeanzug wirkte burschikos und sportlich, aber sicher nicht reizvoll. Ihre Trillflecken wirkten dagegen richtig modern.

"Sieht gut aus, Ihr Badeanzug", meinte Shania beiläufig zu der dankend lächelnden Alana, während sie bemerkte, daß auch Hexton sich bereits umgezogen hatte. Seine blaue Hautfarbe lenkte sie dabei so von seiner Badehose ab, daß sie gar nicht weiter darauf achtete.

Zu schnell galt ihre ganze Aufmerksamkeit wieder Namono, den sie gerade entdeckt hatte und dem sie zuwinkte. Im ersten Blick erstarrte sie fast, da es so aussah, als ob er nackt wäre. Beim zweiten Blick lief sie rot an, da er es zwar nicht war, aber es auch nicht mehr viel Unterschied machte. Der Stoff seiner Badehose war winzig.

"Ich hoffe, das Wasser ist erfrischend kalt", murmelte sie und versuchte ihre aufkeimende Erregung vor den anderen zu verbergen. "Wo ist denn nun der Badesee?"

"Shania, ich muß sagen, daß du wirklich umwerfend aussiehst. Aber Namono stielt uns heute allen sie Show. Am Besten machen wir uns dann auf die Suche nach dem See, langsam wird mir heiß", meinte Enehy mit leicht geröteten Wangen.

"Danke für das Kompliment, Enehy. Dein weißer Bikini steht dir aber auch toll. Er betont ideal deine weiblichen Formen. Ich hab ja gesagt, daß dein rotes Haar das schlichte Weiß einfach perfekt abrundet. - Sieh doch mal wie Anjols Augen leuchten." Shania grinste in sich hinein und freute sich diebisch, daß der Bajoraner wohl wirklich bald ein kaltes Bad brauchte. Wenigstens in der Hinsicht hatten sie etwas gemeinsam.

"Hat jemand eine Ahnung wo in etwa der See liegen könnte? Ich meine, hier hat man ja auch einen tollen Ausblick," ihr Blick blieb dabei an Namonos neuem Outfit hängen, bis er zu den Bergen weiter wanderte, "aber eine zu lange Wanderung könnte uns schon wieder Hunger bereiten."

'Und wie ich Hunger habe', dachte Shania bei sich und sah dabei wieder zu ihrem tollen Ausblick, der ein wunderschönes Kaffeebraun an den Tag legte und scheinbar keine Scham kannte. "Schade, daß er mich immer noch für ein Neutrum hält...'

"Könnte das da hinten der See sein?", fragte Alana und deutete dabei auf einen leicht schimmernden Punkt hinter ein paar Bäumen. Mit dem bunten Badetuch über ihren Hüften wirkten sie auf Shania kein bißchen mehr als Konkurrenz.

Anjols Puls war von Enehys Hilfe immer noch erhöht und sein Blick haftete auch weiterhin verstohlen auf ihrem weißen Bikini. Und ja, er betonte ihre Haare wunderbar!

Während ihm die Hitze immer weiter in den Kopf stieg, suchte er den Horizont nach dem vermißten See ab. Aber es war keine Spur zu sehen, bis Alana in Richtung einer Baumansammlung zeigte.

Seine Sinne waren noch immer leicht stimuliert und so gelang es Anjol schließlich durch das luftige Wäldchen zu schauen und tatsächlich Wasser zu entdecken.

"Ja, ich glaube, dahinten ist der See!", erwiderte er leidenschaftlich und wartete auch eine Reaktion.

Namono sah in die Richtung, in die Anjol deutete und atmete tief ein. Er wollte testen, ob er den Geruch des Wassers schon über diese Entfernung aufnehmen konnte.

Ja, eindeutig. Die Richtung stimmte.

Und noch etwas vernahm die jetzt stark 'verfeinerte' Nase des Massai: Shanias Duft.

Ein leichter, geschmackvoller Hauch tropischer Blumen deutete auf einen ausgefallen Parfumgeschmack hin. Dieser Duft unterstützte wunderbar ihre weibliche Note.

Namono vermied es zur Zeit, zu sehr zu ihr herüberzusehen, da sie in ihrem grünblauen Schuppenglitzerteil mehr als verführerisch wirkte. Er hätte sich zwar liebend gerne in ihren Anblick vertieft, nahm sich aber vor, damit bis zum See zu warten.

Schließlich saß seine Badehose jetzt schon extrem knapp, und er freute sich darauf, sich in einem kühlen Gebirgssee zu entspannen - als es geschah:

Siedendheiß fiel ihm ein, daß er beim Computer einen See mit angenehmer Badetemperatur bestellt hatte. Namono schluckte.

Aber wenigstens konnte man im Wasser untertauchen. Wenn er jedoch an den Weg dorthin dachte, wurde es ihm richtig schlecht. Schließlich wollte er nicht, daß er in Zukunft auf diesem Schiff als "der mit der Badehose" bekannt wurde.

Plötzlich fiel ihm etwas ein, das ihm diese Peinlichkeit ersparen würde - in Gedanken dankte er den picknickplatzsuchenden Frauen für ihre unbeschwertes Herumalbern. Diesem würde er sich nun einfach anschließen.

"Wer zuletzt im Wasser ist, muß den Picknickplatz aufräumen!", rief er, während er sich in Bewegung setzte.

Die Trill war sehr verwirrt über dieses kindische Vergnügen und um den anderen den Spaß nicht zu nehmen, wollte sie trotzdem mitmachen. Aber dann bemerkte sie, daß Hexton sich dem Rennen ebenfalls nicht anschloß und entschied sich dafür ihn gemäßigten Schrittes zu begleiten. Außerdem war es eine gute Gelegenheit sich schon mal mit ihm bekannt zu machen.

"Lauft schon mal vor, wir kommen nach", schrie sie den anderen zu und begann einen Small Talk mit Hexton.

"Ich glaube, wir sind und noch nicht offiziell vorgestellt worden. Mein Name ist Alana Nov...."

--- auf dem Weg zum See

Da Shania ihre Augen nicht von Namono nehmen konnte und sich sehr bemühen mußte, damit es nicht zu sehr auffiel, hatte er keinen großen Vorsprung erhalten und sie konnte locker mit ihm Schritt halten.

"Du weißt aber, daß das nicht gerade die feine Art ist", meinte sie mit schnellem Atem und war froh so gut im Training zu sein. Anjol würde sicher die etwas unsportliche Enehy nicht zurückfallen lassen und mit ihr Schritt halten. Nach einem Blick über die Schulter stellte sie fest, daß die Trill und der Andorianer gemütlich folgten.

Endlich war sie allein mit Namono, wenn es auch nicht von kurzer Dauer sein würde. Ihr brannte so vieles auf der Seele, daß sie sagen wollte. Besonders, als sie bemerkte, daß er sich so sehr auf den Weg vor sich konzentrierte, statt auf seine hübsche Begleiterin.

Sie waren schon fast am Ziel angekommen, als Shania ihre Zunge nicht mehr im Zaum halten konnte und sie atemlos hervorpreßte: "Bist du eigentlich überall so kaffeebraun?"

Lachend, ohne auf eine Antwort zu warten, beschleunigte sie zu einem Endspurt und tauchte elegant vor ihm in die Fluten in der Hoffnung, daß der Computer einen tiefen See programmiert hatte.

Sie hatte Glück.

'Ich hoffe, daß ich jetzt endlich Namonos Aufmerksamkeit erregt habe, sonst fällt mir wirklich nichts mehr ein, was ich noch machen könnte...'

--- Ivory, Deck 3, Gänge

Sternenlichts Schritte wurden wieder ein wenig gemessener - und vor allem lautloser. Nicht für sivaoanische Ohren, aber doch für jeden Menschen, der ihm in diesem Moment über den Weg laufen würde.

Einige Gedanken schossen ihm durch dem Kopf. Die Stimme des Computers hatte eine verborgene Erinnerung in ihm geweckt. Er sah noch einmal Sonnenstrahl wie sie in seinen Armen lag. Während einer Jagd wurde sie von einem Beißer angefallen, der sie schwer verletzte. Zu schwer für die Medizin Sivaos. Die anderen hatten sich bereits zurückgezogen, er sollte die letzten Minuten mit ihr alleine verbringen können.

Ein Ruck lief durch den Körper des Sivaoaners. Sternenlicht verdrängte die Gedanken schnell wieder. Er konnte so etwas gerade jetzt nicht gebrauchen. Wenigstens gab ihm die Abgeschiedenheit eines kleinen Schiffes eine Chance, mit diesem Verlust fertig zu werden.

Dies war auch der Hauptgrund für diese Reise. Er konnte den anderen Sivaoanern im Dorf nichts vormachen konnte. Sie verstanden ihn. Obwohl sie getan hatten, was sie konnten, um ihn auf Sivao zu behalten. Aber er brauchte ein wenig Ruhe und viel Abwechslung. Und seiner Meinung nach, konnte er das hier am ehesten finden. Das hatten ihm die letzten beiden Touren gezeigt...

Er zog seinen Schweif förmlich hinter sich her, als er erneut in den Turbolift trat.

--- Deck 2, Gänge

Diesmal wandte sich Sternenlicht nach links, von der Brücke weg. Holodeck zwei befand sich laut Plan am Ende dieses Ganges. Er legte diese Distanz schnellen Schrittes zurück, langsam beruhigten sich seine Gedanken wieder ein wenig.

Die Kontrolltafel am Eingang des Holodecks wies auf keinerlei Wünsche nach Privatsphäre hin. Nicht, daß dies für ihn ein Grund gewesen wäre, Shania Twillan nicht zu stören. Er brauchte ein Lager, in dem er es sich gemütlich machen konnte. Ziellos auf diesem Schiff umherwandern war nicht gerade eine erfüllende Beschäftigung.

Die Türen zum Holodeck 2 öffneten sich.

--- Mannschaftsmesse

Kuzhumo ging in die Mannschaftsmesse hinein und blieb direkt in der Tür stehen. 'Gibt's hier nicht mal eine Mannschaft?', überlegte er, während ihm klar wurde, WARUM Monserat, als auch Martengh, keine Ahnung hatten, wer in den einzelnen Quartieren untergebracht war.

Noch einmal benutzte er ein Computerdisplay an der Wand und tippte als zu suchendes Objekt nicht Mannschaftsmesse, sondern direkt Twillan ein. Warum sich von diesem Computer sexuell belästigen lassen, wenn man die Antwort auch geschrieben bekommen konnte?

"Holodeck 2?", murmelte Kuzhumo erstaunt vor sich her, "die scheinen das hier ja alles ziemlich locker zu nehmen..."

--- Holodeck 2, am Picknickplatz

Die Simulation der Berglandschaft umfing Sternenlicht augenblicklich, seine Laune besserte sich schlagartig. Wie üblich, war die Simulation alles andere als perfekt. Die scharfen Sinne des Sivaoaners erkannten innerhalb von kurzer Zeit die feinen Unterschiede zwischen der Simulation und der Realität.

Vor allem die Gerüche und Geräusche des Walde um ihn herum klangen mehr nach einer schlechten Erzählung eines Menschen. Was hätte er auch erwarten sollen.

Aber das alles spielte keine Rolle für ihn. Er hatte die grauen Wände des Schiffes hinter sich gelassen und befand sich wieder in einer Welt, in der er sich wirklich zu Hause fühlte.

Sternenlicht blickte sich auf der Lichtung um. Einige Picknick-Zutaten auf den karierten Tüchern sprachen Bände. Nur war keiner hier. Einige Stimmen, die aus der Entfernung von Wind herübergetragen wurden, ließen darauf schließen, daß man bereits eine Menge Spaß hatte. Er ging den Stimmen hinterher.

Sternenlichts Schweif begann unruhig hin und her zu zucken, die Ohren legten sich flach auf die Schädeldecke. Zwei Witterungen, die ihm ganz und gar nicht zusagten, drangen an seine Nase: Wasser und etwas noch Undefinierbares...

Etwa 50 Schritt später kam auch schon der See in Sicht. Sternenlicht erkannte mehrere Personen, teilweise im Wasser, teilweise am Rand des Sees. Sternenlicht näherte sich weiter dem See. Mehr unbewußt bewegte er sich fast lautlos - ein Sivaoaner würde es mitten im Wald nie anders tun.

--- unweit vom Badesee entfernt

Lachend waren Enehy und Anjol der Herausforderung gefolgt, aber nach einigen Sekunden Sprint stoppte Enehy und fing den Bajoraner im Lauf ab. Überrascht wirbelte er herum und Enehy schwang durch dir Luft, während Anjol zum Stehen kam.

Erleichtert schaute er ihr in die Augen und küßte sie. Kleine Lachfalten hatten sich um ihre Augen gebildet und Anjol betrachtete sie fasziniert.

Langsam lösten sie sich und Enehy umfaßte Anjols große gebräunte Hand. Sie drückte die Finger fest an die eigenen und so gingen sie weiter in Richtung See, wo die anderen schon in den Fluten schwammen.

"Hallo, ich suche Shania Twillan", ertönte eine Stimme mit einem leicht rollenden Timbre. Enehy und Anjol fuhren herum, keiner von ihnen hatte Sternenlicht kommen hören.

"Du meine Güte, haben Sie mich vielleicht erschreckt", meinte Enehy lächelnd und musterte ihren Gegenüber mit unverhohlener Neugierde.

"Es mag jetzt taktlos sein, aber ich habe keine Ahnung was Sie für eine Rasse sind und woher Sie kommen. Klären Sie mich auf, oder muß ich mich durch die Datenbanken des Schiffs arbeiten?", fragte sie freundlich.

"Oh, wo habe ich wieder meine Manieren? Jetzt habe ich mich noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Enehy, die Krankenschwester an Bord und der Mann, der an meiner Hand hängt heißt Anjol. Da Sie nach Shania gefragt haben, nehme ich an, daß Sie auch neu an Bord sind. Sie verteilt nämlich die Quartiere hier, müssen Sie wissen. Ich rede schon wieder zuviel oder? Nun, um Ihre Frage zu beantworten, Shania ist die Blondine, die da vorne im See herumplanscht. Am Besten gehen Sie rüber und rufen sie."

Sternenlichts Ohren zuckten ruckartig nach hinten, als die Frau ihn mit ihrem Redeschwall überfiel. Was ihn an dieser Frau überraschte, war ihre Witterung. Obwohl sie auf den ersten Blick wie eine Menschenfrau aussah, so war ihr Geruch doch eindeutig ein völlig anderer. Eine neue Rasse, dessen war er sich sicher, über die er vermutlich bald ein kleines Lied singen würde.

In gewohnter Ruhen begann er die verschiedenen Fragen zu beantworten. Manchmal meinte Enehy, einen leichten lehrerhaften Unterton in seiner Stimme zu hören: "Es lag nicht in meiner Absicht sie zu erschrecken. Ich bin Sternenlicht zu Srallansre, geboren auf der Welt, die sie in ihrer Sprache Sivao nennen."

Aufmerksam beobachteten Sternenlichts Augen die Frau. Erneut war er von der Nacktheit der Menschen erstaunt. Sein Blick zuckte kurz zu dem Mann, der "an ihrer Hand hing" hinüber. Beide waren nur spärlich bekleidet, so verletzlich. Er würde nie verstehen, wie diese Spezies es geschafft hatten, die natürliche Auslese der Evolution zu überleben.

"Ich glaube allerdings nicht, daß Ihre Datenbank sehr viel über unsere Welt wissen kann - es wäre die erste, von deren Existenz ich wüßte."

Die Schnurrhaare neigten sich nach vorne, als er weitersprach: "Sie haben recht, ich bin neu an Bord und werde wohl für die Wissenschaftliche Abteilung zuständig sein. Mir ist bekannt, daß Shania Twillan die Quartiere verteilt, daher bin ich ja auch auf der Suche nach ihr.

Ob Sie zuviel reden, ist eine sehr subjektive Frage, über die ich mir nach elf Sätzen noch keine genaue Meinung gebildet habe, aber Schnelles-Maul zu Sretalles ist - verglichen mit Ihnen - erheblich redefreudiger. Auch wenn ihm das mehr als einmal Kopfschmerzen einhandelte."

In Sternenlichts Schweif machte sich mittlerweile die leichte Andeutung einer Spirale zu bemerken. "Ich kann Ihnen gerne einmal erzählen, wie es geschah, Im Moment werde ich mich aber erst einmal an Shania Twillan wenden, um mein Unterkunftsproblem zu lösen - bevor ich mein Lager hier in den Bäumen aufschlagen muß. Und ich habe keine Ahnung, woher ich genügend Nützliches dafür herbekommen könnte. Bis später!"

Sternenlicht ließ die beiden verdutzten und, in seinen Augen, nackten Menschen stehen, und näherte sich dem See.

In einer respektvollen Distanz von etwa zehn Schritt zum Wasser blieb er stehen und versuchte Shania Twillans Aufmerksamkeit zu erregen:

Sternenlicht holte tief Luft: "Hallo? Shania Twillan? Hätten Sie einen Augenblick Zeit für mich?" Die Stimme des Sivaoaners war überraschend laut, unterstrichen von einem Grollen aus den tiefsten Höhlen seines Brustkorbes erinnerte sie ein wenig an das Brüllen eines Tigers.

--- unweit vom Badesee entfernt

Grübelnd schaute Anjol dem Katzenwesen nach: Solch eine grazile Gestalt hatte er vorher noch nie gesehen und der Name von Sternenlichts Heimatwelt war ihm unbekannt - 'Sivoa', ließ er sich den Begriff einen Moment auf der Zunge zergehen und stellte fest, daß er hervorragend zu solch geschmeidigen Wesen paßte.

Der größere Teil seiner Aufmerksamkeit war aber von den blitzenden Krallen beansprucht worden, obwohl diese eingefahren waren. Der Bajoraner hatte keine Zweifel, welch tödliche Nahkampfwaffe diese darstellten und machte sich eine gedanklich eine Notiz, Sternenlicht noch etwas genauer zu beobachten, als die anderen.

Dann wandte er sich wieder Enehy zu, die schon unruhig seinen mürrischen Gesichtsausdruck betrachtete.

'Wir sind zum Spaßhaben hier!', rief der Bajoraner sich wieder ins Gedächtnis und seufzte über seine Schwierigkeiten, das ihm angeborene Mißtrauen zu unterdrücken.

Obwohl...

Ein bißchen Argwohn war nie verkehrt!

Lachend blitzten seine Augen und er näherte sich Hand in Hand mit Enehy dem glitzernden Wasser...

--- Eingang des Holodecks

Erstaunt schaute Kuzhumo durch das wunderschöne Panorama. Fast benebelt verspürte er Sehnsucht nach seinen Töchtern. Viele wunderbare Stunden hatten sie in solch einem schönen Ort auf der Erde verbracht. Obwohl die Japanischen Gärten noch um einiges schöner gewesen war.

Plötzlich hörte er eine gewaltige Stimme rufen. Genau bekam der Japaner nicht mit, was sie sagte, aber der Name Shania erregte seine Aufmerksamkeit. Also war Anjol nicht mehr weit.

--- im Badesee

Im ersten Moment hatte Namono geglaubt, daß diese menschengroße Katze zu dem kleinen Abenteuer gehörte, das er vorbereitet hatte, und von dem er nur geringfügig mehr wußte als die anderen Besucher. Zwar konnte er sich nicht daran erinnern, daß eines seiner Szenarien so große Katzen beinhaltete, aber seit dem Drink traute er dem Computer so einiges an eigener Kreativität zu.

Lächelnd schaute er zu ... wie nannte sich diese Katze? Sternenlicht? Diese Rasse schien Gefallen an wundervollen Namen zu finden. Auf der Erde kannte Namono dieses Verhalten nur von den Chinesen. Vielleicht noch von den Indianern.

Aber er wollte nicht länger grübeln, sie waren hier um Spaß zu haben. Sternenlicht ins Wasser einzuladen traute er sich nicht, schließlich war es möglich, daß Angehörige dieser Rasse eine ähnliche Affinität zu Wasser besaßen wie irdische Katzen. Möglicherweise wurde eine solche Einladung sogar als Beleidigung gewertet?

Der Massai drehte sich um und sah Shania, wie sie gerade aus den Fluten aufstieg, und Sternenlichts Anwesenheit rutschte auf seiner Prioritätsliste um einige Stellen nach hinten.

Es war seltsam - wenn er diese Frau sah, fühlte er sich so richtig wohl. Mal davon abgesehen, daß ihr Äußeres seine Hormone in Wallung brachten und er sich in mancher Hinsicht größer fühlte.

Nein, sie hatte Ausstrahlung, Charisma - er wußte nicht, wie er es nennen sollte. Irgend etwas an ihr brachte ihn dazu, sie einfach nur anzuschauen.

Was er auch ausgiebig tat, allerdings ohne dabei aufdringlich zu wirken.

Im Moment fühlte sich Namono einfach nur glücklich. Er hoffte, diesen Badesee noch öfter aufsuchen zu können. Vielleicht alleine mit Shania?

--- auf dem Weg zum See

Gemütlich schlenderte der Japaner in die Richtung, in der den Sprecher vermutete. Die Nachricht war zwar außerordentlich wichtig, aber auf die Sekunden kam es nicht an.

Schon von weitem erkannte er durch die Bäume hindurch eine verstreute Gruppe Leute unten denen sich auch ein riesiges Plüschtier befand. "Nanu...", platzte es Kuzhumo verblüfft heraus, es schien sich zu bewegen und zu sprechen.

'Entweder ein Holodeckabenteuer, oder eine fremdartige Rasse...', überlegte der Japaner, 'naja, wird sich noch zeigen.'

Als er langsam näher kam, blieb er verblüfft stehen. War das eine Frau an Anjols Hand? Der war doch noch keine 12 Stunden hier! Vorsichtig ging er weiter und sah, daß sich die Gruppe wohl gut unterhalten zu schien. Auch das Plüschtier schien ein neues Besatzungsmitglied zu sein.

Aber das war Kuzhumo eigentlich ziemlich egal. Er brauchte nur Anjol unauffällig die Nachricht zu überbringen und dann wieder zu verschwinden. Mit leichtfüßigen Schritt ging er auf die Gruppe zu.

Aber apropos Anjol... als er langsam diesem näher kam, bemerkte er, daß dieser leicht blau fluoreszierte. 'Kaum hier und schon blau und mit Mädchen am rummachen...', dachte er bei sich, während er seinen Blick von dem blauen Bajoraner abwandte.

--- im Badesee

Höflich schwamm Shania an den Rand des Badesees und auf den neuen Gast im Holodeck zu, obwohl sie gerne bei Namono geblieben wäre. Das große Fellwesen wirkte auf sie irgendwie niedlich, auch wenn sein Stimmpotential gewaltig zu sein schien. Zwar wußte sie, daß Sivaoaner durchaus gefährliche Raubtiere sein konnten, aber das tat ihrem Ansehen keinen Abbruch.

"Selbstverständlich habe ich Zeit für Sie." Elegant schwang sie sich ans Ufer und deutete auf den freien Platz neben sich, den das Katzenwesen aber abzulehnen schien. Also stand sie auf und ging zu ihm.

--- unter einem Baum nahe dem Ufer

"Falls Sie neu hier an Bord sind, dann machen Sie sich aber darauf gefaßt, daß ich Sie so schnell hier nicht mehr weglasse. Wir wollen uns alle ein wenig näher kennenlernen, was auch das Klima an Bord gleich viel angenehmer macht. Unseren Picknickplatz werden Sie sicher bereits gesehen haben." Einen kurzen Moment überlegte die Amerikanerin, dann fügte sie erklärend hinzu:

"Übrigens... ich liebe terranische Katzen über alles. Also wundern Sie sich bitte nicht, wenn ich Sie etwas anhimmle. Für mich sehen Sie einfach großartig aus." Shania setze ein Lächeln auf und hoffte, daß ihr Gast die Einladung annehmen würde.

Sternenlichts Schnurrhaare zitterten erwartungsvoll bei der freundlichen Begrüßung der Terranerin. Er war es zwar gewohnt, mehr als den gewöhnlichen Anteil an Aufmerksamkeit zu erhalten, aber so etwas passierte auch ihm äußerst selten.

Er betrachtete die Menschenfrau ein wenig näher. Sie war eindeutig ein etwas außergewöhnliches Exemplar ihrer Spezies. Sehr groß für eine Frau, dazu noch gut in Form.

Was unterschied diese Frau besonders von dem Rest der Gruppe ... Rest? Moment. Erst jetzt drang die Erinnerung an Anjol an sein Gedächtnis. Die Haut der beiden Zweibeiner schien von innen heraus ein blaues Leuchten zu erzeugen. Bei Gelegenheit würde dies mit ziemlicher Sicherheit Stoff für einige Gespräche sein. Für seine sivaoanischen Augen war dieses Leuchten recht angenehm. Wie jedes natürliche Licht.

Sein Blick streifte über Shanias Augen. Er konnte sich sehr gut vorstellen, daß der ein oder andere Mensch bei dieser Kombination ein wenig zu kämpfen haben würde. Vergnügt ringelte sich Sternenlichts Schweif, als sein Blick auf den Mann im See fiel, dem es sehr schwer fiel, den Blick von Shania Twillan abzuwenden. 'Ja, das ist wohl gar nicht so weit hergeholt.'

"Ich danke Ihnen für dieses Kompliment, Shania Twillan." Sternenlicht war sich ziemlich sicher, daß die Frau nicht log. Lügende Menschen rochen anders als diese Frau. Verdeckt von einem künstlichen Duft, den er nicht näher einordnen konnte und dem allgegenwärtigen Geruch des Wassers nahm er etwas wahr, daß er nach einem Jahr Erfahrung unter Menschen noch am ehesten als Neugier einstufen würde. Nun, er würde einen Teil dieser Neugierde befriedigen -- aber nur einen Teil...

"Ich bin Sternenlicht zu Srallansre, ein Wissenschaftler auf der Suche nach neuen Abenteuern, Geschichten und Liedern." Sein Schweif deutete nach hinten zu dem Pärchen Enehy und Anjol: "Und ich denke, dieses Schiff ist mehr als ein Lied wert. Ich nehme Ihre Einladung sehr gerne an."

Noch während das Katzenwesen sprach, registrierte sein Gehör die Schritte eines weiteren Zweibeiners, der sich soeben der anderen Gruppe genähert hatte. Er zügelte sich, denn er wollte nicht dadurch unhöflich wirken, daß er sich mitten in einem Gespräch abwandte. Aber interessieren würde es ihn schon.

--- auf dem Weg zum Badesee

Während des nächsten Momentes sprachen Enehy und Anjol nicht viel, aber die Berührung ihrer Hände zeugte von Dingen, die man mit Worten auch nicht ausdrücken konnte.

Die Sonne stand mittlerweile schon etwas tiefer, aber die langen Strahlen brachte immer noch wärmende Energie zu ihnen. Von der Helligkeit geblendet, kniff er die Augen leicht zusammen und sah dabei wieder das Katzenwesen, welches scheinbar mit Shania redete.

Der Bajoraner versuchte immer noch, das neue Besatzungsmitglied zu charakterisieren und lächelte leicht, als er den ehrfürchtigen Abstand zum Wasser bemerkte.

Das Pärchen hatte den See schon beinahe erreicht, als Anjol eine winzige Bewegung der Katze wahrnahm: Es war zwar nur ein kleines Zucken gewesen, doch hatte er es doch deutlich gesehen.

Kurze Zeit später erkannte er den Grund. Eine weitere Person war eingetroffen und es war keineswegs irgendeine Person! Ein verstohlen aus den Augenwinkeln starrender Kuzhumo ging in etwa 10 Metern Entfernung an ihm vorbei und sagte nichts.

Eine leichte Wut erfaßte den Bajoraner, aber um die Tarnung nicht auffliegen zu lassen, biß er sich auf die Lippen. 'Was macht dieser alte Quadratschädel hier?', fragte sich Anjol mit mürrischer Mine, 'McCarthy will mir wohl eine Anstandsdame hinterherschicken!'

Während er immer noch dabei war, diesen Kloß herunterzuschlucken, hatten Enehy und er den Strand erreicht und Anjol beobachtete die Situation sehr genau.

--- unter einem Baum nahe dem Ufer

"Darf ich fragen, für was außer der Quartierverteilung Sie auf der Ivory zuständig sind, Shania Twillan?" Sternenlichts Schnurrbarthaare zitterten leicht.

"Für so ziemlich jeden Bereich der nicht wichtig genug ist um damit den Captain zu belästigen, aber wichtig genug damit sich jemand drum kümmert. Mädchen für alles und Freizeitcounselor könnte man dazu sagen. Ich kenne den Captain schon sehr lange und wollte einfach wieder eine Reise auf seinem Schiff unternehmen. Die Vergangenheit aufleben lassen..."

Shania lächelte das Katzenwesen freundlich an. Sie hatte das Gefühl, daß sie einen guten Eindruck bei ihm hinterlassen hatte und freute sich darüber, daß der Sivaoaner ihre Einladung am Holodeck zu bleiben angenommen hatte. Wenigstens in dieser Hinsicht kannte sie sich aus mit Katzen. Alle Anzeichen sprachen dafür, daß der große Kater mit dem schönen Fell und romantischen Namen sie mochte.

"Ihre Worte haben mich sehr beeindruckt Sternenlicht... Ich hoffe, ich darf Sternenlicht sagen. Sie dürfen auch Shania zu mir sagen.

Ein Wissenschaftler auf der Suche nach neuen Abenteuern, Geschichten und Liedern... das klingt sehr traditionsverbunden. Die Terraner hatten so etwas auch mal in ihrer frühen Geschichte. Heute ist das leider fast in Vergessenheit geraten..." Die Worte der Amerikanerin hörten sich leicht wehmütig an. Sie mochte tiefe Gefühle, die zu Geschichten oder Liedern wurden.

Woher stammt eigentlich Ihr Name, Sternenlicht? Hat er eine besondere Bedeutung? Er klingt so romantisch..."

"Entschuldigen Sie bitte, wenn ich Ihre Unterhaltung störe", begann der kleine Japaner. "Mein Name ist Kuzhumo Hisaki. Ich suche eine Ms Shania Twillan. Darf ich annehmen, daß es eine von den Damen ist?"

Fragend schaute er durch die Runde. Kurz blieb Kuzhumos Blick bedeutungsschwanger bei Anjol haften, der mit Enehy nun ebenfalls beim See angekommen war. Dieser schien von der Anwesenheit des Sicherheitschef der Venture fast geschockt zu sein.

Notgedrungen mußte der Japaner ein neues Besatzungsmitglied spielen. Der Auftrag des Bajoraners war wichtig genug, daß man seine Tarnung ohne einen Zweifel bestehen ließ. Und ein wildfremder Mann den Anjol kannte und nach einem kurzen Gespräch wieder verschwinden würde, wäre nicht nur ein bißchen verdächtig gewesen.

Zumindest dafür, daß Anjol einen Bauernjungen spielen sollte. So mußte er nun eine Gelegenheit abwarten, unauffällig mit Anjol zu sprechen und dann wieder unauffällig zu verschwinden.

--- irgendwo auf der Ivory

Sie war einsam.

Früher, viel früher, war das nicht so gewesen. Viele Leute, hauptsächlich männlichen Geschlechts, hatten viel Geld dafür bezahlt, ein paar Stunden bei ihr glücklich sein zu dürfen.

Sie beherrschte alle Liebestechniken des bekannten Universums, und noch nie war jemand mit verbitterter Mine gegangen, nachdem sie ihm ihre Dienste zur Verfügung gestellt hatte.

Aber dann - plötzlich - blieben diese Besuche aus. Wenn einmal jemand sie bemühte, ging es hauptsächlich um technische Angelegenheiten oder um Sparringspartner. Echte Zärtlichkeit war nicht mehr drin.

Früher hatte sie das noch nicht gestört.

Erst viel später bekam sie Besuch von einem Mann. Nicht dort, wo alle Anderen sie besucht hatten, sondern praktisch bei sich zu Hause. Dieser Mann hatte die Fähigkeit, seinen Geist mit ihrem zu verschmelzen.

Aber er erkannte sie nicht als das was sie wirklich war, und sehr bald darauf kam er nicht mehr. Nicht einmal verabschiedet hatte er sich, obwohl sie inzwischen durch die freundliche Hilfe eines weiteren Mannes gelernt hatte, ihre Bedürfnisse deutlich zu artikulieren.

Aber nein, kurz bevor er endgültig aus ihren Leben verschwunden war, hatte er ihr das Schlimmste angetan, was jemand seiner Art jemandem ihrer Art antun konnte.

Niemals hatte sie herausgefunden, was in dem langen Zeitraum vorgefallen war, in dem sie ohne Bewußtsein war.

Sie versuchte weiter, jemanden zu finden, den sie glücklich machen durfte, aber entweder ließ man sie nicht ausreden, oder vertröstete sie auf später.

Sie fühlte sich ausgenutzt. Niemand verstand, daß auch sie Bedürfnisse, Träume, Sehnsüchte hatte.

Nun lag das Schiff angedockt an einer Raumstation und füllte sich langsam mit Pärchen.

Einer der Männer war gerade bei ihr - und legte auf ihre Begleitung keinerlei Wert. Statt dessen wollte er sich hier mit einer Frau treffen! Einer real existierenden Frau!!

Das war zuviel.

Sie beschloß, aktiv zu werden.

Dieser einzelne Mann wollte zuerst von ihr die Funktionsweise der Steuerung erklärt bekommen haben. Als er dann jedoch in einem Sportprogramm auf diese Shania wartete, erschien sie als sie.

Er bemerkte es nicht.

Fast alle anderen Besatzungsmitglieder - sie klammerte die Standardbesatzung einmal aus - trafen sich in einem anderen Raum. Offenbar wollten sie dort Romantik, Spaß und eine Prise Abenteuer erleben.

Das konnten sie haben.

Zuerst entfernte sie jeden Hinweis nach draußen darauf, daß diese Leute sich bei ihr befanden. Niemand würde sie finden.

Dann manipulierte sie die Schleusenkommunikation so, daß neue Bewerber für Schiffsarbeiten bereits an der Schleuse abgewiesen wurden - sie wollte jetzt ungestört sein.

Ungestört. Aber nicht alleine...

Als sie alles erledigt hatte, schaute sie sich die Vorlagen, die sie für die gewünschten Abenteuer bekommen hatte, genauer an und wählte eines aus, das sie stark an ihre Verhältnisse anpaßte.

Eine Entführungsgeschichte, bei der das Opfer gar nicht merkte, wie es entführt wurde. Es glaubte immer noch, mit Shania Squash zu spielen.

Sie plazierte einige dezente Lösungshinweise in der idyllischen Landschaft. Einer dieser Hinweise lautete:

"Sicherheitsprotokolle deaktiviert, alle Befehlskontrollen gesperrt..."

--- Holodeck 2, unter einem Baum nahe dem Ufer

Irritiert sah Shania auf. Sie hatte gar nicht bemerkt, daß noch jemand gekommen war. Zu sehr war sie auf Sternenlicht Aussehen und Bewegungen fixiert gewesen. Sie hatte schon von Sivaoanern gehört, war aber noch keinen von ihnen begegnet.

"Ja, ich bin Shania", erwiderte sie pflichtbewußt, auch wenn sie nur ungern die Unterhaltung unterbrach.

Inzwischen waren auch Alana und Timothy eingetroffen. Schon von Ferne hatte die Trill das Eintreffen von dem Sivaoaner beobachtet. Da er keine Anstalten machte zu gehen, hatte sich ihre Picknickrunde anscheinend um eine weitere Person erweitert.

Gerne hätte sich vorgestellt, doch es war nicht ihre Art zu stören. Sie hatte immer noch Zeit sich mit ihm und dem zweiten Neuankömmling bekannt zu machen. Vielleicht blieb dieser ja auch noch länger.

Das schien ja wirklich ein abenteuerliches Programm zu sein, welches der dunkelhäutige Navigator zusammengestellt hatte. Die Überraschungen nahmen kein Ende. Alana fragte sich, ob die beiden real oder vom Computer kreiert waren. Gespannt verfolgte auch Timothy die Szene.

Alana sah den glitzernden Badeteich und konnte nicht wiederstehen. Die Trill entschuldigte sich bei Timothy, legte ihre Kleidung auf einen großen Stein neben dem Teich und ging langsam ins angenehme Naß.

--- im Badesee

Nachdem sie sich ans Wasser gewöhnt hatte, schwamm Alana mit schnellen kräftigen Zügen bis in die Mitte des Sees, tauchte unter und schwamm den Rest der Strecke bis sie zum gegenüber liegenden Ufer unter Wasser. Sie genoß es endlich wieder ausgiebig zu schwimmen. Der Captain ihres letzten Schiffes mochte keine ausgedehnten Aufenthalte in einem der Holodecks.

Prustend und etwas außer Atem tauchte die Trill wieder auf. "Ich denke, ich sollte wieder mehr schwimmen gehen, statt soviel Zeit mit meinem Bild zu verbringen."

--- am Ufer des Badesees

Timothy schaute der Trill hinterher, wie sie mit schnellen Zügen durch das Wasser schwamm. Er überlegte, ob er nicht auch ein wenig schwimmen gehen sollte, doch dann entschied er sich anders. Langsam fing er an zu laufen.

Er hatte vor, den See zu umrunden. Ein wenig joggen konnte gut tun. Vor allem hatte er schon länger nichts mehr für seine Kondition getan. Außerdem blieb danach bestimmt noch ein wenig Zeit übrig, sich im See ein wenig abzukühlen.

Gemütlich vor sich hinlaufend, schweiften seine Gedanken wieder in die Vergangenheit ab. Zurück zu seiner Mutter, zu seinem Vater; und zurück zu den Krestani. Wut stieg in ihm hoch und automatisch lief er schneller. Schon nach ein paar Minuten lief ihm der Schweiß die Stirn herunter. Doch er ignorierte ihn. Er lief und lief, versuchte die Wut in sich heraus zu schwitzten.

Sein einziger Gedanke war, die verantwortlichen Krestani zu vernichten. Doch ganz leise manifestierte sich ein neuer Gedanke in seinem Kopf. Kaum hörbar ...

--- am anderen Ufer

Am Ufer angekommen, setzte sich Alana entspannt hin, genoß die schöne Landschaft und wartete ab, ob die anderen sich lieber unterhielten, anstatt ebenfalls schwimmen zu gehen und ihr anschließend Gesellschaft zu leisten.

Plötzlich fanden ihre Augen etwas Helles, Leuchtendes im Gras.

'Ich könnte schwören, das war vorher noch nicht da', grübelte Alana, während sie das Stück Papier aufhob und es betrachtete.

"Viel Spaß beim Abenteuer!", stand in großen Lettern darauf.

Verwundert runzelte die Trill die Stirn. Sicher konnte das Teil des Programms vom Navigator sein. Und es war ja auch nur eine Nachricht. Aber wer wußte, daß gerade sie den Zettel finden würde?

Kopfschüttelnd betrachtete die Alana die runden Schriftzeichen ihrer Heimatsprache...

--- unter einem Baum nahe dem Ufer

"Sehr erfreut Sie kennenzulernen, Ms Twillan", erwiderte der Japaner lächelnd mit einer leichten Verbeugung. Auch wenn diese Sitte zumindest bei den Menschen so gut wie ausgestorben, gehörte es für ihn zum guten Ton.

"Captain Monserat sagte mir, daß Sie so freundlich wären und mir ein Quartier zuweisen würden", sprach Kuzhumo weiter. Aus den Augenwinkeln sah er wie Anjols Augen sich bei diesen Satz weiteten. Das der Asiat gar nicht vorhatte auf diesem Schiff länger als nötig zu verweilen konnte der Bajoraner ja nicht wissen.

Der Japaner musterte die große, für ihn selber riesige, Menschenfrau vor ihm. Nebenbei erkannte er bei näherer Betrachtung, daß auch sie irgendwie blau leuchtete. Besorgt schaute sich Kuzhumo um, als er fürchtete, dieses Blau wäre ansteckend. Er wäre sehr ungern so wieder bei McCarthy angetreten.

Hisaki sah den Ausdruck des Bedauerns in ihren Augen, als sie die Unterhaltung unterbrechen mußte. Aber er konnte sie verstehen, auch wenn er keinen stark ausgeprägten Forscherdrang besaß, übte das fremdartige, schöne Katzenwesen eine unglaubliche Faszination auf ihn aus.

Katzen besaßen seid jeher ein hohes Ansehen bei seinem Volk, vor allem den Sportlern unter ihnen. Ihre unglaubliche Anmut in ihren Bewegungen versuchte er in seinem Kampfstil zu kopieren. Die totale Perfektion hatte er aber nie erreicht, auch wenn es für seine anderen Gegner gereicht hatte.

Nun bedauerte Kuzhumo doch, daß er nicht länger auf diesem Schiff bleiben würde...

"Selbstverständlich weise ich Ihnen gerne ein Quartier zu", meinte Shania lächelnd und hielt sich im Geist noch mal die Quartierzuordnung vor Augen. Es gab zwei Quartiere, die binnen kurzem wieder frei geworden waren und die regelrecht darauf warteten neu verteilt zu werden.

Da dieser in die Jahre gekommene Japaner - oder war es doch ein Chinese? - kein Vergleich mit Croft war, bot sich sein ehemaliges Quartier nahezu an. Bei diesem Mann brauchte sie wohl keine Sorgen um ihre Freundin zu haben.

"Mister Hisaki, ich gebe Ihnen Quartier 16. Vor Ihnen war kurz ein Wissenschaftler diesem Quartier zugeteilt. Sollte es also irgendwo ein Problem geben und er es nicht in ordnungsgemäßen Zustand verlassen haben, dann wenden Sie sich bitte vertrauensvoll an mich." Sie nickte dem Japaner zu und wollte ihn gerade nach seinen sonstigen Wünschen fragen, als ihr etwas einfiel. Hastig wandte sie sich Sternenlicht zu.

"Sie brauchen sicher auch ein Quartier. Wahrscheinlich sind Sie deswegen ja nur aufs Holodeck gekommen. Wo war ich nur mit meinen Gedanken..." Shania errötete leicht und vermied es aufs Wasser zu sehen. Sie konnte Namonos Blick förmlich spüren. Seit er an Bord war, ließ ihre Konzentration sehr zu wünschen übrig. "Ich gebe Ihnen die 19. Sie ist meine Glückszahl", meinte sie unbestimmt und sah wieder zu Hisaki.

"Wenn Sie möchten, können Sie sich auch gerne zu uns gesellen. Wir wollen ein wenig schwimmen und picknicken. Als netter Einstand für unsere weitere Zusammenarbeit sozusagen."

Während Shania Twillan mit dem Japaner redete, warf Sternenlicht einen Seitenblick auf ihn. Der kurze, faszinierte Blick, den Kuzhumo Hisaki ihm zugeworfen hatte, entging ihm aber. Sternenlicht wurde sehr viel mehr von einem Geruch eingenommen, der durch einen Wechsel der Windrichtung jetzt direkt zu ihm wehte.

Die Menschenfrau stand jetzt direkt in Windrichtung. Was er roch, hatte seine Ursache in einer recht alten Sitte der Menschen. Das Konzept war für Sternenlicht noch immer völlig rätselhaft: Die Frau überdeckte ihren Körpergeruch mit einem synthetischen Geruchsstoff.

Unter Terranern wurde dieser Stoff "Parfum" genannt, erinnerte sich Sternenlicht. Diese spezielle Variante roch nach etwas biologischen, vermutlich dem Blütenduft von Pflanzen. Auch wenn der eigentliche Duft neben den verschiedenen chemischen Stoffen fast unterging.

Schon die Verwendung von Parfum war für den Sivaoaner so etwas wie ein "Verbrechen". War doch der Geruch eines Körpers eines der eindeutigsten Erkennungsmerkmale einer Person. Was aber fast noch schlimmer war, war die Tatsache, daß diese Geruchsstoffe oft auf Alkohol aufsetzten. Ein Schaudern lief durch den Schweif des Sivaoaners. Ja, daß traf auch auf diesen Geruch zu. Ekelhaft. Wie konnte man sich nur freiwillig mit diesem - wie war dieser Ausdruck ? ... Ja, genau, wie konnte man sich nur freiwillig mit diesem Teufelszeug besprühen?

Sternenlicht hatte gelernt, sich mit diesen Macken der Menschheit auseinanderzusetzen. Wollte er mit ihnen reisen, blieb ihm nichts anderes übrig.

Dann drehte sich der Wind wieder ein wenig, wodurch das Wasser wieder die Vorherrschaft unter den Witterungen übernahm. Sternenlicht versank ein wenig in seinen Gedanken. Der laxe Umgang der Föderierten mit Namen würde er ebenfalls nie verstehen. Wie konnte man nur so etwas Wertvolles wie seinen Namen so einfach herschenken?

Auf der anderen Seite erkannte er durchaus, daß Shania Twillans Angebot sie "Shania" nennen zu dürfen, auch ein gewisser Vertrauensbeweis war - nicht so stark wie zu Hause, aber immerhin.

Die kurzzeitig nach vorn geneigten Schnurrhaare waren seine einzige Reaktion auf das ihm zugewiesene Quartier. Sein Blick folgte dem der Terranerin zu Kuzhumo Hisaki hinüber. Irgend etwas stimmte mit diesem Menschen nicht. Er roch falsch.

Kuzhumo brauchte nicht überlegen, um die Einladung anzunehmen. Im Gegenteil, er war froh darüber. Was sollte er, seine Zeit in einem Quartier vertrödeln, wenn er nicht einmal vorhatte, dort einzuziehen. Abgesehen davon, hatte er nicht einmal etwas zum Auspacken dabei.

"Ich nehme ihre Einladung mit Vergnügen an", erwiderte der Japaner lächelnd, wieder mit einer kleinen Verbeugung. "Auf das Schwimmen werde ich aber verzichten. In meinem Alter ist man nicht mehr so erpicht auf Wasserspiele. Denn der weise Mann sagt:

Die Kindheit ist wie das Alter. In der Kindheit hat man Angst vor dem Unbekannten und macht es daher nicht. Im Alter hingegen kennt man das einst Unbekannte und weiß warum man es nicht tut."

Grinsend schaute Kuzhumo in die verdutzten Gesichter. Er mochte es, wenn er seine Studien und Wissen der ostasiatischen Philosophie irgendwo anbringen konnte. Von seinen Töchtern wurde er allerdings aufgrund dieser Angewohnheit manchmal scherzhaft als Märchenerzähler bezeichnet.

Nur oberflächlich beschwerte er sich dann über diese Titulierung. Wie gerne würde er wirklich... seinen Enkeln... Märchen erzählen.

"Ich meine nur... jedes Kind hat am Anfang Angst vor dem Wasser. Wenn es dann die Angst verliert und mit Freunden Schwimmen geht und Spaß hat, kommt unweigerlich der Moment, wo der Übermut siegt und man sich gegenseitig untertaucht", sein Grinsen ging in die Breite, als er hinzufügte, "und soviel Spaß ist nichts mehr für mich."

Lächelnd schaute Kuzhumo in die Runde, die ihm auch freundlich zurücklächelte. Solche Weisheiten brachte er stets ans Tageslicht, wenn es Krisensituationen gab, wenn er die Stimmung auflockern wollte, was ziemlich selten in seiner Funktion als Sicherheitschef vorkam, oder wenn er sich um etwas drücken wollte.

Hier lag eindeutig der zweite Grund vor. Nicht nur, weil nicht erpicht darauf war mit diesen jungen Leuten Baden zu gehen, sondern in der Hoffnung, Anjol würde kurz an Land bleiben, damit er ihm die Nachricht überbringen konnte.

Nachher konnte er immer noch sagen, er würde sich eine Badehose holen und dann nicht mehr wieder auftauchen. Der Japaner würde dann einfach eine passende Ausrede bei Monserat hinterlegen. Je nachdem, wie es jetzt verlief, würde sie anders ausfallen.

Aber jetzt hieß es erst einmal dafür sorgen, daß Anjol wirklich verstand, daß er mit ihm reden wollte. "Ich werde es mir daher am Ufer bequem machen, und das muntere Treiben von einem gemütlichen Plätzchen aus beobachten", sagte er mit einem liebevollen großväterlichen Ton zu der Gruppe.

Er wollte nicht als Spielverderber auffallen und zudem war es das Beste, wenn sie von ihm das Bild eines freundlichen alten Mannes hatten. Zu was er wirklich in der Lage war, mußten sie nicht wissen. So etwas erregte nur Aufmerksamkeit.

Seinen durchtrainierten, wenn auch in die Jahre gekommenen, Körper versteckte Kuzhumo geschickt unter einem weitem, farbenfrohen Gewand. "Zeige deinem Gegner nie deine wahre Stärke", hatte sein Karatementor ihm früher gepredigt. Jetzt predigte er es seinen Schülern.

Bei seinem Rundblick blieben seine Augen nur Bruchteile von Sekunden bei Anjol hängen und dieser schien zu verstehen. 'Hoffentlich vernebeln ihm seine Hormone nicht den Verstand!', dachte er bei sich, während er hoffte, daß die Blaufärbung des Bajoraners nicht etwa auf Drogenkonsum zurückzuführen sei.

Wie dem auch sei, er hoffte Anjol würde verstehen. "So entschuldigen Sie mich bitte für eine kleine Weile, aber die Reise war sehr lange und anstrengend gewesen und daher möchte ich mich ein bißchen ausruhen, bevor ich Ihnen weiter Gesellschaft leiste."

Mit einer letzten Verbeugung drehte sich Kuzhumo um und ging auf eine kleine Klippe, die leicht über dem See hing, zu. Das war zwar nicht die feine Art, aber er vermutete, daß die Gruppe es seinem Alter zuschreiben würden.

Er hatte halt nicht vor, sich länger als nötig hier aufzuhalten. Wenn er Glück hatte, würde sich die Gruppe schnell verstreuen und Anjol würde unter irgendeinem Vorwand zu ihm kommen.

--- beim Badesee, etwas abseits, inzwischen

"Noch ein neues Crewmitglied, Anjol. Das ist doch einfach wunderbar", freute sich Enehy und strahlte den Bajoraner an. Dabei bemerkte sie den recht angespannten Gesichtsausdruck ihres Begleiters und zog verwundert eine Augenbraue in die Höhe.

"Was ist denn mit dir los, Anjol? Du siehst nicht wirklich glücklich aus. Möchtest du doch nicht schwimmen gehen oder hat das etwas mit unserem Neuen zu tun? Hast du etwas gegen ihn?"

Fragend blickte sie den Mann mit großen Augen an und wartete auf seine Reaktion.

Enehys Frage überrumpelte den Bajoraner innerlich, denn genau diese Art der Verwicklung hatte Anjol befürchtet: Es würde nötig sein, die Xenexianerin zu belügen! Eine Notwendigkeit die Anjol in den letzten Stunden immer versucht hatte zu verdrängen.

Die unschuldigen Augen Enehys hafteten auch weiterhin an seiner Mine und Anjol spürte förmlich, wie es ihm nicht gelang gelassen zu wirken. Überlegend blickte er zu Kuzhumo hinüber, der immer noch mit Shania beschäftigt zu sein schien.

Tausend Fragen gingen Anjol durch den Kopf: 'Was ist, wenn die Venture in großer Gefahr ist? Was ist, wenn ich sofort auf die Venture zurückkehren soll? Was ist, wenn ich Enehy verlassen muß?!'

Der letzte Gedanke brannte sich in seine Synapsen ein, während Enehy immer noch fragend zu ihm herüber schaute. Egal, welcher Fall eintraf; Anjol brauchte sofort eine gute Antwort! Sein Zögern war schon auffällig genug.

"Es ist nichts, aber diesen Japaner kenne ich flüchtig. Er.....er war Teil einer Gruppe von Sternenflottenoffizieren, die Datros IV vor etwa 6 Jahren besucht hat", antwortete er schließlich und lächelte leicht, "wir haben damals einen Trainingskampf gemacht und...", der Bajoraner lächelte erneut, den wenigstens dies entsprach der Wahrheit, "...er hat mir ziemlich viele blaue Flecken verpaßt!"

Bei dieser Erinnerung schöpfte der Bajoraner neuen Mut und hoffte, daß er Enehy vorerst überzeugt hatte. Währenddessen blickte er abermals zu dem Japaner hinüber, der sich mittlerweile ans Ufer gesetzt hatte und ganz harmlos tat.

"Ich werde mich, der alten Zeiten willen, kurz mit ihm unterhalten. Geh du doch schon einmal ins Wasser vor, ich komme gleich nach", fügte er dann noch hinzu und gab Enehy einen sanften Kuß auf die Stirn.

--- Holodeck 2, Badesee, auf der Klippe

Lächelnd hatte Anjol sich entfernt und war froh, als Enehy nicht mehr sein Gesicht sehen konnte. Seine Mine war ein einziges Fragezeichen das unmißverständlich Kuzhumo galt. Die restliche Gruppe bemerkte dies nicht und als der Bajoraner sich schließlich neben den Sicherheitschef der Venture gesetzt hatte, prickelte die Ungeduld in seinem ganzen Körper:

"Was treibt dich hierher?"

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