Ivory Cronik 6

Pheromone in Aufruhr

--- Ivory, Mannschaftsmesse, Tisch 2

Enehys letzte Bemerkung zauberte ein Lächeln auf die Lippen des Bajoraners. Mit einer solch plötzlichen Wendung ihrer Gefühle hatte er nicht gerechnet und er beschloß, die leicht verbitterte Enehy zu vergessen und sich auf die wirkliche Enehy zu konzentrieren.

'Sicher hatten ihre Gefühle sie in der Krankenstation überrumpelt', dachte er hoffend. Aber, als er der Xenexianerin wieder in die Augen schaute, wußte er, daß die Zuneigung immer noch zweiseitig war.

Zu gerne hätte er das Kompliment - diese Offenbarung - erwidert, aber einerseits wollte er Enehy nicht verschrecken und andererseits würde von seinen Lippen ein "Ich hab dich lieb" recht tuntig klingen. Und so überlegte er einen Moment, wie er angemessen reagieren könnte.

"Ich freue mich schon sehr auf den heutigen Abend und hoffe, daß wir noch mehr Gemeinsamkeiten finden!", brachte er schließlich hervor und wußte im gleichen Augenblick, daß seine Wort falsch gewesen waren. Daß es keine richtigen Worte geben konnte.

Anjol empfand zum ersten Mal seit langer Zeit so etwas wie Panik und der Grund war kein Kriegerheer und auch kein cardassianischer Folterknecht, sondern eines der zartesten und bezauberndsten Geschöpfe der Galaxis.

Verwirrung kam zur Panik, denn das Gefühl "Liebe" war so verblaßt in ihm wie eine alte Fotographie, und so suchte der Bajoraner einen Ausweg aus diesem Gefühl der Hilflosigkeit und...

...wandte er sich Namono zu, der wohl einen ziemlich guten Drink kreiert hatte. Einen Moment schaute er die blaue Flüssigkeit prüfend an und entschloß sich dann, als alter Veteran des Alkohols einen Schluck zu wagen: "Ja, ich würde gerne einen Schluck nehmen, Mr. Namono."

Noch während Namono nickte, nahm Anjol sich das Glas und betrachtete den Inhalt noch einmal: Das Blau schien geradezu zu pulsieren und er fragte sich ernsthaft, ob ein gewisser Teil Antimaterie eine Reaktion im Inneren der Flüssigkeit speiste.

Als Anjol merkte, daß ein halbes Dutzend Augen erwartungsvoll auf ihn fixiert waren, schluckte er kurz, um den Nachgeschmack der bereits genippten Milch zu verdrängen, und nahm einen Schluck.

Zunächst merkte er nichts, aber dann bahnte sich ein unheimlich intensives Gefühl den Weg zu seinen Mandeln. Binnen Sekunden sprühte ein imaginärer Funkenregen aus seinen Nasenlöchern und sein ganzer Rachenraum füllte sich mit einer angenehmen Hitze.

Begeistert stellte Anjol das Glas wieder vor Namono, der sich mittlerweile wieder gesetzt hatte. Lächelnd schaute er in den Kreis, als er es bemerkte: Alle starrten ihn staunend und mit ein wenig Furcht an, als wenn er ein exotisches Tier sei.

"Ist irgendwas?", fragte er immer noch unbekümmert und als er keine Reaktion bekam, wurde auch seine Mine ernst und er hakte ungeduldig nach: "Was ist denn? Habe ich einen klingonischen Regenwurm am Hals?"

Die Worte sollten eigentlich witzig klingen, aber als Anjol bemerkte, daß die Gesichter der anderen sich nicht aufhellten, ließ er den Klang seiner Stimme fallen.

"Anjol, Ihre Haut hat begonnen zu fluoreszieren. Sie glühen bläulich!", antwortete Enehy mit erstarrten Augen...

Als Alana am Tisch ankam, bemerkte sie verwundert, daß niemand ihre Anwesenheit wahrnahm. Alle starrten wie gebannt auf den Bajoraner in ihrer Mitte, der blau zu fluoreszieren schien und nicht gerade ein begeistertes Gesicht machte.

Belustigt nahm die Trill die Gelegenheit wahr, die anderen am Tisch einen Moment lang einzuschätzen und festzustellen, daß sie einen symphatischen Eindruck machten. Erst dann entschloß sie sich bemerkbar zu machen.

"Entschulden Sie die Störung. - Mein Name ist Alana Nov. Ich gehöre jetzt offiziell auch zur Mannschaft. - Ich habe gehört, daß der Captain des Schiffes ein sehr sparsamer Mann sein soll. Wenn ich Sie mir so ansehe", und damit blieb ihr Blick beim Bajoraner hängen, "dann muß das Gerücht wohl stimmen. Scheinbar möchte er an Beleuchtung sparen und läßt seine Leute leuchten."

Die junge Trill lächelte strahlend und meinte dann an Anjol gewandt: "Könnte es sein, daß Sie Uldomit-Kristalle in illuminierter Phase zu sich genommen haben? Sie sind blaugrün und schwerer als jede Flüssigkeit. Ich hoffe nicht. Das hätte nämlich einen weiteren seltsamen Nebeneffekt." Der Bajoraner sah sie nur mit großen Augen verwundert an und so wandte sie sich an die beiden Frauen.

"Ich soll mich bei einer gewissen Shania melden, damit ich ein Quartier bekomme. Ist zufällig eine von ihnen Shania?"

Wie unter Zwang nickte die Amerikanerin und starrte noch immer wie gebannt auf den blauen Anjol, der plötzlich ein ziemlich geheimnisvolles Aussehen erhalten hatte. Namono würde sich anstrengen müssen um den Erwartungen an den Holodeckbesuch gerecht zu werden, wenn er schon mit Drinks so eine Wirkung erzielte.

"Das Humanoide von bestimmten Getränken blau werden sollen, von der Redensart hab ich ja gehört, aber, daß das so aussieht ist mir neu", murmelte Shania und warf dann einen hastigen Blick auf Namono. Dieser schien jedoch zum Glück äußerlich nichts abbekommen zu haben. Er war noch immer kaffeebraun.

"Gottseidank", atmete Shania auf und errötete dann sofort. Immerhin hatte sie ihr Interesse an dem Massai nur allzu deutlich preis gegeben. Sofort schwenkte sie auf ein anderes Thema um und wandte sich an die junge Trill.

"Selbstverständlich bekommen Sie ein Quartier von mir. Nehmen Sie am Besten die 10. Wie gesagt, mein Name ist Shania..." Danach stellte sie die drei anderen vor und bot Alana an Platz zu nehmen, was diese auch gerne tat.

"Mein Name ist Enehy und ich sorge an Bord dafür, daß keiner auf die Idee kommt, sich freie Tage zu verschaffen, indem er eine Krankheit vortäuscht. Ich bin die Krankenschwester hier. Es freut mich Sie kennenzulernen und ich würde mich auch freuen, wenn Sie uns alle heute Abend auf das Holodeck begleiten würden. Wir wollen ein Picknick veranstalten um uns alle besser kennenzulernen. Schließlich möchte ich, daß wir alle Freunde werden. Sagen Sie, was hat es mit den Nebenwirkungen von Uldo-Wieauchimmer-Kristallen auf sich? Ich möchte nicht, daß Anjol noch Flügel wachsen oder etwas Ähnliches. Es reicht doch schon, daß er aussieht wie ein Lampion. Ich rede schon wieder zuviel nicht wahr? Tut mir leid, das ist eins meiner schlimmsten Laster. Ich rede und rede und finde einfach kein Ende mehr.

Warum sind Sie denn an Bord und was für einen Posten haben Sie?", fragte Enehy mit kindlicher Neugierde.

'Hoffentlich habe ich sie jetzt nicht verschreckt und hoffentlich kommt sie nicht auf die Idee sich an Anjol heranzumachen, sonst muß ich etwas dagegen unternehmen. Ach, was soll das, er ist doch nicht mein Eigentum.'

"Anjol, bleibst du jetzt auf ewig blau? Das irritiert mich. Ich möchte keinen Schlumpf als Freund. Wenn das nicht besser wird, mußt du für eingehendere Untersuchungen zu mir auf die Krankenstation." Schelmisch lächelnd zwinkerte sie dem Bajoraner zu und grinste die Frauen am Tisch an.

Noch vor einem Moment hatte Anjol mit großen Augen an sich herabgestarrt, aber nun hatte ihn Enehys Freude angesteckt. Lächelnd nahm er ihren Scherz auf und hoffte, daß er in den Genuß der Untersuchung kommen würde.

Immerhin, so schien es, konnte auch eine Lebensmittelvergiftung ihre guten Seiten haben! Und so vergaß er auch völlig seine Sorgen bezüglich der unguten und recht wagen Prophezeiung der Trill, die sich mittlerweile zu ihnen gesellt hatte.

"Für dich würde ich doch alles machen!", erwiderte er ebenso schelmisch. "Aber was ist ein Schlumpf?"

Enehy sah Anjol überrascht an.

"Wie du weißt nicht, was ein Schlumpf ist? Daß ist aber eine Wissenslücke. Ich kläre dich auf. Es ist sind Figuren aus Kindergeschichten. Früher haben sie den Kindern auf der Erde solche Geschichten im Fernsehen gezeigt. Die Erwachsenen haben sie erfunden. Schlümpfe sind kleine blaue Wesen. Sie tragen weiße Hosen und weiße Mützen und sind immer gut gelaunt. Na ja, fast alle außer Muffi und der Chef von allen heißt Papa Schlumpf. Der trägt eine roten Hut und hat einen Bart und eine rote Hose. Ich hoffe, du konntest mir folgen. Was willst du noch wissen?"

Die Trill fand das kindliche Verhalten, der doch schon erwachsenen Frau ziemlich ungewöhnlich. Ihre naive Art führte nicht nur dazu, daß sie ständig unbedacht drauf los redete, sondern anscheinend auch dazu, daß sie die Geschichte anderer Rasse über die Jahrhunderte hinweg verfolgte, aber anscheinend auch nur all das, was Kinder interessierte.

Leicht verwundert und irritiert schüttelte sie leicht den Kopf. Um nicht noch mehr in diese banale Schiene der Unterhaltung hineinzurutschen, versuchte sie die Unterhaltung wieder auf ein anderes Thema zu bringen.

"Danke für Ihre herzliche Einladung zum Picknick. Es wird mir eine Freude sein, sie alle zu begleiten." Sie nickte der Xenexianerin zu.

"Sie fragten mich vorhin was es mit der Nebenwirkung der Uldomit-Kristalle auf sich hat. Nun, die Frage kann ich iÍhnen gerne beantworten:

Die Wirkung dieser Kristalle wurde von einem findigen Ferengi namens Torsak eingeführt, der einen fliegenden Vergnügungsfrachter namens 'Brel'Tonic' sein eigen nannte. Seine Darbo-Mädchen, die zu jeder Art Spiel verlocken sollten, nahmen diese Kristalle ebenso ein, wie seine Kunden.

Das Getränk, daß die Kristalle beinhaltete, nannte er 'Blaues Feuer'. Zum einen, weil es einen von innen zu verbrennen schien, zum anderen, weil es ein fluoreszierendes Leuchten der Haut hervorrief, was die Mädchen besonders attraktiv erscheinen ließ. Es machte seinen Frachter zu einer kleinen Berühmtheit.

Auch die Nebenwirkung des Getränks war durchaus beabsichtigt. Sie stimulierte alle Sinne und erweiterte die Empfänglichkeit für jede Art von Reizen. Worauf das in einem solchen Etablissement abzielt, werde ich ihnen wohl nicht erläutern müssen. Die Wirkung hält ganze zwei Tage an. Egal in welcher Menge man sie zu sich nimmt." Die Trill lächelte dem blauen Bajoraner aufmunternd zu.

"Die Kristalle haben übrigens auf Trills keinerlei Auswirkung, wie ich am eigenen Leib feststellen durfte. Der Ferengi soll angeblich der einzige gewesen sein, der es je geschafft hat, diese Kristalle in trinkfähiger Form replizieren zu lassen. Später hörte ich mal, daß er seinen Frachter im Spiel verloren hätte. Nun ja, Torsak hätte wirklich alles bei einem guten Spiel eingesetzt."

Die Amerikanerin war den Worten der Trill gefolgt und ihr Blick suchte dabei Namono. Dabei verursachte ihr der Gang ihrer eigenen Gedanken eine leichte Gänsehaut und ließ sie wieder zart erröten.

'Wenn das wahr ist, was die Trill uns da glauben lassen will, dann wird es beim Picknick wohl auch Namono so gehen wir mir. Bei seiner Hautfarbe wird man wohl das Fluoreszieren nicht so gut sehen, wie bei Anjols heller Haut. Gut, daß ich nicht von dem Zeug gekostet habe.'

Dann sah sie in Namonos dunkle Augen, hörte ihr Herz in den Ohren hämmern und griff nach dem nächstbesten Glas, das am Tisch stand.

Erst als sie einen Schluck davon nahm und sie eine kleine unsichtbare Rauchwolke aus ihren 'Nüstern' stieß, bemerkte sie die Blicke aller, die auf ihr lagen. Teils verwundert, teils amüsiert.

"Man soll nichts ablehnen, bevor man es nicht probiert hatte", meinte sie ihre Unvorsichtigkeit rechtfertigend und nahm gleich einen zweiten Schluck der blaugrünen Flüssigkeit. Daß genau an dieser Stelle auch Namono davon gekostet hatte, ließ ihre Empfänglichkeit für Reize schon jetzt steigen.

Seltsamerweise schmeckte der zweite Schluck ganz anders, als der Erste. Entweder gewöhnte sie sich an den Geschmack, oder er veränderte ihn. "Ich denke, an dem Geschmack könnte ich mich glatt gewöhnen", scherzte sie und reichte das Glas an Namono weiter.

--- DS4, Gänge

Nachdem Croft seine Sachen gepackt hatte und Merced einen Abschiedsgruß hinterlassen hatte, hatte er sich noch unter den mißtrauischen Augen von Martengh bei Monserat abgemeldet.

Es gab eigentlich nur noch eines, was er bedauerte. Die schöne Trill, der er auf Deck 3 begegnet war nicht näher kennengelernt zu haben.

James blickte sich um. Immer noch kein Geld in der Tasche, keine Eroberung reicher, aber immerhin hatte die Sternenflotte ihn wieder. Wunderbar...

'Wer weiß, wer nicht alles Nettes auf meiner Station arbeitet...', und damit waren seine Stunden auf der Ivory schon wieder vergessen.

--- Ivory, Mannschaftsmesse, Tisch 2

Gerade hatte sich Anjol alle Details über die Schlümpfe eingeprägt, als auch Shania, von Namono leicht abgelenkt, einen Schluck der blauen Flüssigkeit zu sich nahm.

Ein leichtes Grinsen konnte Anjol sich nicht verkneifen, fing doch auch Shania kurze Zeit später an, wie eine Lichtorgel zu glühen. Seltsamerweise glühte sich nicht konstant blau, sondern pulsierte rhythmisch. Und je länger ihre Augen wieder auf Namono ruhten, desto schneller flackerte ihr Körper auf.

Wäre Merced hiergewesen, hätte er die Amerikanerin wahrscheinlich für die Dilithiumkammer gehalten und ehrfürchtig bestaunt. Langsam fragte sich der Bajoraner, was ihn sonst noch auf der Ivory erwartete...

Seine Beobachtungen hatten nur eine winzige Sekunde gedauert und er wandte sich sofort wieder Enehy zu: Sie schien viel über die Legenden der Menschen zu wissen! Anders konnte er sich den mystischen Vergleich mit den Schlümpfe nicht erklären.

Irritiert spürte Anjol, wie die reizende Wirkung des Getränkes vollends einsetzte und seine Nackenhaare sich unwillkürlich aufstellten. Und als er Enehy in die Augen sah, weckte dies einen besonderen Reiz in ihm....

"Enehy, ich glaube meine Iris hat soeben auch angefangen zu leuchten und es ist furchtbar! Kannst du mir nicht etwas in der Krankenstation geben?", bat er die Xenexianerin.

"Sieht ganz so aus, als wärst du mein erster Patient an Bord", antwortete Enehy und blickte Anjol forschend an.

"Du hast recht. Laß uns am Besten sofort gehen. Dieses Leuchten ist zwar ganz nett anzusehen, aber ich kann mir vorstellen, daß es für die betroffene Person ziemlich nervtötend sein muß. Wenn ihr uns entschuldigt... Wir sehen uns dann spätestens heute Abend auf dem Holodeck."

Die Xenexianerin nahm den Bajoraner an der Hand und verließ mit ihm die Bar.

--- Deck 3, Gänge

"Weißt du Anjol. Ich möchte nicht, daß du mich für kindisch hältst, weil ich so gut über Schlümpfe Bescheid weiß. Während meiner Ausbildung habe ich Bücher über alte Kindergeschichten gesammelt. Im Geschäft eines alten Ferengis, habe ich dann eins gefunden, das von verschiedenen terranischen Geschichten handelt. Diese Wesen haben es mir einfach angetan."

Vor der Tür zur Krankenstation blieb Enehy stehen und ließ den großen Mann vorgehen.

--- Krankenstation

"Leg dich schonmal auf das Biobett. Daß kennst du ja schon. Ich werde ein paar Scans machen." Interessiert beobachtete Enehy die Anzeigen und zuckte dann ratlos mit den Schultern.

"Du kannst dich wieder hinsetzten und rück mal ein Stückchen, damit ich etwas Platz habe. Diese Kristalle sind wirklich merkwürdig. Ich kann deine Verfärbung nicht rückgängig machen, fürchte ich. Wenn ich ehrlich bin, habe ich keine Ahnung, wie das gehen soll und ich möchte keinen Fehler machen. Hinterher läufst du lebenslang in giftgrün herum. Das wäre nicht so prickelnd.

Tut mir leid Anjol. Ich möchte kein Risiko eingehen. Geht es dir sonst gut ?" Entschuldigend und ein wenig besorgt sah Enehy den Bajoraner an.

"Enehy...", begann er voller Zuversicht, aber dann wußte er doch nicht, was er sagen wollte. Die Gedanken flogen ihm durch den Kopf und er konnte sie nicht sortieren; so schnell prasselten die Eindrücke auf ihn nieder. Er wußte nicht, ob dies durch seine Gefühle oder durch den Drink verursacht wurde.

"Was ist Anjol? Ist dir nicht gut?", fragte Enehy unschuldig und legte ihre Hand auf die seine. Er umfaßte die Finger behutsam und sah ihr in die Augen.

Enehys Augen spiegelten ihre Besorgnis wieder, aber selbst in diesem Moment erkannte Anjol noch das Strahlen eines mitfühlenden und freundlichen Wesens.

"Enehy, ich glaube, ich muß dich küssen", sagte er nach einem Moment des innigen Augenkontakts. Jetzt brodelte kein Chaos mehr in seinem Verstand, jetzt hatte das Herz ihm den Weg gezeigt.

Behutsam strich er durch Enehys Haar, das im Kontrast zu seiner Hautfarbe noch roter glühte. Auf ihren Zügen lag ein leichtes Zögern, doch Anjol legte einen kleinen Finger auf ihre Lippen.

Enehys Lippen zitterten und als sein Mund ihre Lippen leicht wie ein Windhauch berührte, wich das Zögern einer leichten Erregung. Langsam schloß Enehy die Augen und erwiderte den Kuß...

--- Mannschaftsmesse, Tisch 2

Verstohlen schaute Namono sich seine Hände an. War da ein blauer Schimmer? Ganz sicher war er da nicht...

Dann drehte er die Hände herum, und wo er in den Handflächen eine deutlich hellere Farbe erwartet hätte, strahlte es ihm blau entgegen.

Resignierend griff er zum Glas und nahm einen weiteren Schluck. Schließlich sollte es ja egal sein, wieviel man von diesem Zeug trank, und wenn er schon den Schaden hatte, dann wollte er auch etwas dafür bekommen. Schließlich war der Geschmack gar nicht mal so übel.

Namonos Augen weiteten sich. Offenbar stimmte das mit der Verstärkung der Sinnesreize. Wo er vorher ein lediglich nussiges Aroma geschmeckt hatte, offenbarte sich nun die Essenz aller Nußbaumwälder der Savanne.

Nach dem ersten Schluck machte er sich auf den 'feurigen' Nachgeschmack gefaßt, aber dieser blieb aus. Statt dessen roch er direkt die Blüten verschiedenster Nußbäume, glaubte in einer Plantage zu wandeln.

Er stellte das halb leere Glas ab und murmelte: "Unglaublich. Alkohol ist nichts dagegen."

Überrascht schaute der Massai auf und bemerkte, daß er alleine mit zwei wunderschönen und absolut betörend duftenden Frauen am Tisch saß. Hatten sich die beiden anderen doch schon zurückgezogen...offenbar wirkte dieses Getränk extrem schnell...

Mit blauen Augen sah er Shania an und fragte: "Welches Quartier hatte ich doch gleich?"

Shania überlegte ziemlich lange, was ihr durch ihre langsam übersteigerten Sinnen bereits merklich schwerer fiel. Namonos Nähe machte sie jetzt noch nervöser, was sie aber einfach auf die Wirkung der Kristalle zurückführte, welche der von Alkohol ziemlich ähnlich war.

Dann kicherte sie plötzlich leise und sah Namono an.

"Da fällt mir ein, ich habe dir noch gar kein Quartier gegeben. Hmmm... was machen wir denn da? Ich gebe dir 6. Ja, das mach ich. " Die Amerikanerin fand die Idee gut, wenn Namono gleich neben Soldan wohnte. Sie wollte Enehy und Anjol ungestört wissen, auch wenn es schien, daß Enehy wohl doch besser zu Igor ins Bett paßte.

Dabei fiel ihr gar nicht auf, wie zweideutig ihre Worte waren. Die Trill zuckte leicht und innerlich seufzend mit den Schultern, was aber ohnehin niemand zu bemerken schien und erhob sich dann.

"Das mit dem Quartier halte ich für eine gute Idee. Ich werde auch mal meine Sachen ins Quartier bringen. Das ist bei weitem besser, als sie hier rumstehen zu haben, wo jederzeit jemand drüberstolpern kann. - Nein, bleiben Sie sitzen Mr... Namono. Ich schaff das schon alleine.

Wir sehen uns dann später, wenn Sie mir eine Zeit zulassen kommen." Alana lächelte die beiden an und ging dann zu ihrem Gepäck.

--- Mannschaftsmesse, beim Eingang

Während sie alles zusammenpackte, kam Alana kurz in den Sinn, was ihr Vater wohl sagen würde, wenn er erfuhr, daß ein Teil seines Personals unter der Einwirkung von Dolomit-Kristallen stand und sie vorhatte mit ihnen einen Ausflug aufs Holodeck zu unternehmen.

'Aber er weiß es ja nicht', dachte Alana leicht schmunzelnd und verließ mit ihrem Gepäck die Mannschaftsmesse.

--- Mannschaftsmesse, Tisch 2

Mit einem Schulterzucken sah Shania der Trill nach, die trotz ihres Alters - sie konnte nicht älter als Shania sein - ziemlich ruhig und besonnen war. Zu ruhig und besonnen für Shanias Geschmack.

'Bin ich froh, daß Enehy auch an Bord ist', dachte Shania und .

"Und was machen wir zwei Hübschen jetzt?", fragte sie ihn lächelnd.

--- Krankenstation

Vorsichtig löste sich Enehy nach einer Weile aus Anjols Umarmung und rückte ein Stückchen ab.

'Jetzt kann ich ihm wohl kaum noch weismachen, daß ich ihn nicht mag. Schließlich läßt man sich nicht küssen, wenn man die betreffende Person nicht leiden kann. Ich werde einfach ehrlich sein.' Lächelnd blickte sie dem Bajoraner in die Augen und nahm seine Hand zwischen ihre beiden.

"Anjol, ich glaube, ich sollte dir die Wahrheit sagen", begann die Xenexianerin und strich sich eine rote Locke aus der Stirn.

"Ich weiß, daß ich dir gesagt habe, daß ich dich nur als Freund mag, aber ich habe dabei ein wenig geflunkert. Ich finde dich mehr als anziehend und könnte mir vorstellen, daß wir gut miteinander auskommen. Es ist nur so, daß ich bisher kein Glück mit Beziehungen hatte. Die Männer, die sich für mich interessiert haben, waren immer nur an meinem Äußeren interessiert. Wie ich mich fühlte und was für Sorgen und Ängste ich hatte, war ihnen immer ziemlich egal. Die Hauptsache war, daß sie mit mir angeben konnten."

Traurig schüttelte sie den Kopf und redete dann weiter.

"Als du mir vorhin gesagt hast, daß du in mich verliebt bist, mußte ich wieder daran denken. Ich habe einfach Angst, daß du dich nur für mich interessierst, weil ich nett anzuschauen bin. Viel mehr weißt du ja auch nicht von mir. Ich hatte mir zwar vorgenommen nie wieder einen Mann an mich heranzulassen, aber das würde heißen einen Traum von mir aufzugeben. Dabei möchte ich eine Familie und vielleicht einen eigenen Bauernhof. Mir fehlt das alles viel mehr als ich gedacht hatte. Kurz gesagt: Ich bin auch ein bißchen in dich verliebt", gestand Enehy und errötete verlegen.

Enehys Worte schwangen immer noch in Anjols Ohren nach, als er sich dem Problem 100 Prozent bewußt wurde. Und...er konnte es sehr gut verstehen.

Benutzt zu werden; weggeworfen zu werden. Dies alles hatte er auch schon erlebt und diese ganze oberflächliche und egoistische Welt war ihm ein Greuel. Manchmal fragte er sich, was die Intelligenten daran hinderte in Frieden miteinander zu leben...

Aber er wußte die Antwort: Neid, Hass und Egoismus beherrschten dieses Universum und Anjol spürte deutlich eine tiefe Wut, daß diese Ungerechtigkeit nicht vor einem zarten Geschöpf wie Enehy halt machte.

Dann nickte er langsam. "Ich verstehe!", war das einzige, was er sagen konnte und er meinte es nicht nur als platte Erwiderung, sondern die Gewißheit steckte tief in seinem Herzen, "und ich werde dir jeden Freiraum lassen, den du wünscht. Dieser Kuß.... hat mir viel bedeutet, aber dein Wohl bedeutet mir mehr."

Innerlich seufzte Anjol über sein Unvermögen seine Gefühle in Worte zu fassen. Er hoffte, daß er dem entsprach was Enehy sich wünschte und wartete auf eine Antwort...

Völlig entgeistert sah Enehy Anjol an und wußte nicht was sie sagen sollte.

'Er versteht mich', jubelte sie innerlich und beschloß sich und dem Bajoraner eine Chance zu geben.

"Anjol, weißt du, ich habe es einfach satt Angst haben zu müssen, nur wegen meines Aussehens geliebt zu werden. Ich möchte, daß man mich kennenlernt. Daß man wissen möchte, wer ich wirklich bin. Eine hübsche Hülle haben viele Leute, aber was dahinter steckt interessiert die wenigsten. Ich möchte mich entschuldigen, daß ich vorhin so abweisend war und auch daß ich einfach weggelaufen bin. Schon als ich dich vorhin umgerannt habe, bist du mir aufgefallen und ich finde dich nunmal mehr als anziehend. Das kann ich nicht leugnen. Sogar Shania ist das aufgefallen. Wenn du dir wirklich die Mühe machen willst mich wirklich kennenzulernen..."

Anstatt den Satz zu beenden, rückte die Xenexianerin wieder zu Anjol, legte ihm die Arme um den Hals und begann ihn zärtlich zu küssen.

Überrascht erwiderte Anjol den Kuß und legte eine Hand um Enehys Rücken. Sanft streichelte er ihre Wange mit der anderen Hand und ihre Lippen berührten sich.

Für einen Moment.

Für eine Minute.

Für eine kleine Ewigkeit.

Dann lösten sich ihre Münder voneinander und Anjol schaute ihr tief in die Augen. Das Violett wirkte strahlender und magischer als je zuvor und eine rote Haarsträhne strich über sein Gesicht, so nah waren sie sich.

"Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als dich kennenzulernen!", versprach er ihr von ganzem Herzen und langsam umschlangen sich ihre Hände erneut...

--- Mannschaftsmesse, Tisch 2

Namono schaute Shania lächelnd an und analysierte die Pheromone, die von ihr ausgingen. Bei den beiden, die sich so schnell entfernt hatten, hatte man deutlich sexuelle Lockstoffe wahrnehmen können - und zwar von beiden Seiten.

Sogar jetzt hing dieser Geruch noch in der Luft.

Von Shania hingegen ging ein eindeutig weiblicher Geruch aus, worin besagte Lockstoffe allerdings nur eine untergeordnete Rolle spielten.

Namono überlegte sich, ob er diese Droge nicht öfter zu sich nehmen sollte - schließlich hätte er unter anderen Umständen diese Frage eindeutig mißverstanden.

Aber wer konnte schon sagen, welche Nebenwirkungen dieses Zeugs bei allen positiven Auswirkungen mit sich brachte. Deshalb beschloß er, auf ihre Frage, die wesentlich verfänglicher klang, als sie gemeint war, harmlos zu antworten und bis auf weiteres seine Getränke wieder selber zu wählen.

"Zwei Hübsche?", fragte er. "Ich sehe hier nur eine...

Nein, im Ernst. Ich sehe jetzt drei Möglichkeiten: Einmal muß ich irgendwann vor heute Nacht noch einmal auf die Station, um meine Sachen zu holen. Aber das hat Zeit.

Dann müßte ich das Holodeck programmieren, und dazu brauche ich einige Datenspeicher, die sich aber noch in meinem Gepäck befinden.

Aber Sie könnten mir das Schiff zeigen, wenn Sie gerade etwas Zeit haben. Es ist schon etwas her, daß ich einmal auf einem bajoranischen Frachter gewesen bin. Wie sieht's aus, hätten Sie Lust?"

Shanias Augen funkelten etwas mehr als sonst, als sie antwortete: "Also an Lust hapert es mir bestimmt nicht. Ich bin eigentlich ein recht lebensfroher Mensch, der alles mit Leidenschaft macht. Egal ob Arbeit, Sport oder Freizeit."

Für einen Moment hielt sie inne und stutzte, als seine Worte in ihrem Kopf nachklangen. Dann seufzte sie laut verhalten auf. Namono siezte sie wieder und schien aus irgendeinem Grund Distanz wahren zu wollen. Es ging gegen ihren Stolz ihn drauf hinzuweisen, daß sie eigentlich schon beim trauten Du gewesen waren.

'Na, dann nicht. Mir doch egal', dachte sie mißgestimmt und war ärgerlicher, als die Situation es eigentlich verdiente. Aber so ganz Herr über ihre Sinne war sie wohl nicht mehr nach ihrem kleinen Unfall.

"Ich hoffe, die Wirkung hält nicht wirklich zwei Tage lang an." Sie trank ihren Kaffee aus, der inzwischen kalt geworden war und erhob sich dann.

"Klar, zeig ich Ihnen gerne das Schiff, aber Sie können auch Ihr Gepäck an Bord holen, wenn Ihnen das lieber ist." Abwartend sah sie den Massai an.

--- Krankenstation

"Vielleicht sollten wir wieder zurück in die Messe gehen", schlug Enehy vor und zupfte an Anjols Arm herum.

"Es wäre wirklich unhöflich die anderen so lang alleine zu lassen. Obwohl ich ja das Gefühl habe, daß Shania Namono mehr als interessant findet."

Kichernd hüpfte sie von der Liege und lief in Richtung Tür los.

'Ich hoffe, ich habe die richtige Entscheidung getroffen.'

Anjol konnte nur noch mit den Schultern zucken und sprang ebenfalls auf. Er erwischte gerade so Enehys Hand und wirbelte die Xenexianerin herum, bis sie genau in seinem Arm lag.

"Immer ruhig mit den jungen Pferden", sagte er zwinkernd und schaute dem Energiebündel einen kurzen Moment in die Augen. Dann wandten sie sich Richtung Tür und gingen Hand in Hand Richtung Mannschaftsmesse zurück. Seine Erkrankung hatte er längst ignoriert...

--- Mannschaftsmesse, Tisch 2

Namono registrierte, daß Shanias Körpertemperatur einen wütenden Satz nach oben machte. Gleichzeitig verfärbten sich ihre Wangen leicht rosa und der Pulsschlag beschleunigte sich.

Während ihrer Antwort bemerkten die gesteigerten Sinne des Massai die leichte Betonung auf den Worten 'Ihr' und 'Ihnen'.

'Ups...', dachte Namono. 'Jetzt bringe ich alle Leute dazu, sich zu duzen, und dann fange ich selber mit der blöden Siezerrei wieder an. Was mache ich denn jetzt?'

'Versuch es doch mal mit der Wahrheit!'

'Hm? Wer bist du?'

'Dein Gewissen. Denk mal ein wenig nach, Alter. Komm dieser Frau jetzt bloß nicht mit irgendwelchen Ausflüchten. Sei einfach offen und ehrlich. Wie immer.'

Laut sagte Namono: "Ich bitte um Entschuldigung, aber ich bin es einfach nicht gewohnt, Leute zu duzen, die ich kaum kenne. Ist eine ganz neue Erfahrung für mich. Und - sicher nicht die Schlechteste.

Aber zu Ihrer Frage: Selbstverständlich ist es mir lieber, wenn Sie mir zuerst das Schiff zeigen. Dann bleibe ich wenigstens noch ein wenig in Ihrer Nähe..."

--- Quartier 10

Kaum in ihrem Quartier angekommen, stellte Alana ihre Sachen aufs Bett und packte ihre Staffelei aus. Diese stellte sie am schönsten Platz im Zimmer auf und rückte dafür den Tisch an die Seite. Erst als das Bild seinen angestammten Platz hatte, sah sie sich näher in ihrem Quartier um.

Sie hatte nichts besonderes erwartet und ihre Erwartungen waren auch erfüllt worden. Das Quartier war nichts auch nichts besonderes. Aber das war ihr egal, sie hatte viele Sachen von den Leben dabei, die Nov mit seinen verschiedenen Wirten verbunden hatte. Und auch welche von ihrer gemeinsamen letzten Reise.

Sorgfältig hing sie einige Bilder auf, stellte ein paar Bücher auf, ohne die sie nicht sein konnte und verwahrte ihre Kleidung im Schrank. Einige recht nützliche Gegenstände ließ sie in den Taschen und räumte diese dann ebenfalls in den Schrank. Noch war kein Bedarf daran und sie wußte auch nicht, ob sie für lange auf dem Schiff bleiben würde.

Sie fühlte sich wie ein Fremdkörper unter den Leuten. Mit Unbehagen fragte sie sich, ob das auch für die gemeinsame Unternehmung am Holodeck so bleiben würde. Nur ungern wollte sie absagen und diese Möglichkeit neue Menschen kennenzulernen nicht auch nutzen.

"Man soll allem und jedem eine Chance geben, auch wenn ich mich wie das fünfte Rad am Wagen fühle", dachte Alana lautstark nach und warf dann wieder einen Blick auf ihr Gemälde. "Eigentlich könnte ich ja noch ein wenig..."

Ihr Blick hellte sich augenblicklich auf und sie holte die Malfarben aus ihrer Tasche...

--- Mannschaftsmesse, Tisch 2

Unterdessen tobte in Shania ein wahrer Sturm der Gefühle.

'Wie du willst. Scheinbar habe ich mich gründlich in dir geirrt. Du bist auch nicht besser, als dieser Soldan. Am Besten, ich komme der Verabredung mit Soldan nach und verzichte auf dieses dumme Picknick. Du kannst dir ja gerne deine Zeit mit dieser Alana vertreiben, ich habe Besseres zu tun.' Shanias Augen funkelten zornig und sie machte sich keine Mühe es zu verbergen. Denn im Grunde war es ihr egal, was der Pilot von ihr dachte.

"Wie Sie meinen. Ich halte so eine Dutzerei ohnehin für ziemlich albern", sagte Shania kühl. "Also welchen Teil des Schiffes möchten Sie nun zuerst sehen, Mister Udedewe?"

Aus ihrer Stimme konnte man die Ungeduld heraushören. Immerhin stand sie schon die ganze Zeit und er machte keine Anstalten sich ebenfalls zu erheben, sondern schien in Ruhe und vor allem im Sitzen darüber nachzudenken.

'Höflichkeit nenne ich anders', dachte die Amerikanerin bei sich und nahm sich vor die Führung so schnell wie möglich hinter sich zu bringen.

--- Mannschaftsmesse, Eingang

Kaum hatten Enehy und Anjol die Mannschaftsmesse betreten, sahen sie sofort wie Shania ziemlich abwehrend an Tisch 2 stand und mit einem Funkeln in den Augen Namono anstarrte.

Ein Stirnrunzeln erfüllte Anjol und er betrachtete Enehy, der auch unbehaglich wurde. Und so gingen sie Richtung Tisch, als sie auf halbem Weg erste Gesprächsfetzen aufschnappen konnten.

"Welchen Teil... Schiffes.. sehen.."

--- Mannschaftsmesse, Tisch 2

Die plötzliche Distanz zwischen Shania und Namono irritierte Anjol etwas und er versuchte die Fronten etwas aufzubrechen, während Shania verwundert über das Eintreffen der beiden den Kopf drehte:

"Wie es aussieht haben wir eine Menge verpaßt. Wenn Sie erlauben würden wir uns einer Schiffsführung gerne anschließen. Dann können wir auf der Tour auch gleich den Abend planen..."

'Der Abend plant sich ganz einfach. Ich gehe mit Soldan aufs Holodeck einige harte Bälle spielen, begleite ihn danach auf die Krankenstation und suche danach mein Quartier auf um zu schlafen', dachte Shania, die ein seufzendes Augenverdrehen unterdrückt hatte, als der Bajoraner und Enehy plötzlich wieder in der Mannschaftsmesse aufgetaucht waren.

Der Bajoraner glühte noch immer blau wie sie selbst. Die Amerikanerin hatte keinen Moment daran gezweifelt, daß Enehy kein passendes Gegenmittel finden würde. Eher hatte sie eines gegen ihre eigenen 'Zustände' gefunden. Nicht umsonst kam sie mit leicht erröteten Wangen und händchenhaltend mit Anjol bei der Tür herein.

"Von mir aus können Sie sich gerne dem Rundgang durchs Schiff anschließen. Auch wenn es nichts Besonderes für Sie zu sehen geben wird, Anjol.

Immerhin sind Sie Bajoraner und haben sicher schon eine Menge dieser alten Frachter zu Gesicht bekommen. Und was interessant auf der Ivory ist, daß wird in einigen verschlossenen Lagerräumen aufbewahrt zu denen niemand Zutritt hat."

Mit Mühe unterdrückte Shania den Wunsch mit den Fingern auf der Tischplatte zu trommeln, da sie es langsam aber sicher satt hatte herumzustehen. Und das Auftauchen des Pärchens ärgerte sie noch mehr. Nicht nur, weil es glücklich war, sondern weil die Tour sich jetzt sicher in die Länge ziehen würde.

Namonos Gedanken fühlten sich an, als ob sie sich erst durch ein blaues Gel arbeiten müßten, um von A nach B zu kommen. Er kniff die Augen zu und schüttelte den Kopf.

Wenigstens verzichtete dieses Zeug darauf, ihn mit Kopfschmerzen zu versorgen.

'Das sind also die Nebenwirkungen. Man kann alles Mögliche wesentlich besser fühlen, aber die Gedanken schalten einige Gänge herunter. Ich glaube, ich bleibe in Zukunft lieber bei konventionellen Getränken.'

Dann richtete sich der Massai auf und bemerkte, daß Shania offenbar schon vor längerer Zeit aufgestanden war. Sich zu entschuldigen, daß er so lange sitzen geblieben war, kam ihm nicht in den Sinn - diese Idee würde er etwas später bekommen.

In etwa acht Minuten.

Momentan wunderte er sich noch darüber, warum sie so wütend war, und schob es darauf, daß er sie eben schon wieder gesiezt hatte. Grübelnd versuchte er herauszufinden, wie lange die Wirkung dieses blauen Giftes anhalten sollte, konnte sich jedoch nicht mehr daran erinnern, was die Frau - wie hieß sie doch gleich - gesagt hatte, bevor sie gegangen war.

Wenig intelligent schaute er in die Runde und sagte: "Von mir aus kann es losgehen. Wirkt das Zeug bei Ihnen eigentlich auch so, daß man meint, die Gedanken kriechen durch zähen Sirup?"

"Nein", antwortete Shania, kurzangebunden und nicht besonders interessiert an den Zuständen des Piloten. Immerhin interessierte er sich ja auch nicht besonders für sie. Weshalb sie sich im nachhinein besehen ziemlich albern vorkam. "Ich habe höchstens etwas Herzrassen. - Aber da diese Besprechung scheinbar ohnehin noch länger dauern wird..."

Wortlos nahm Shania wieder Platz, da ihr langsam die Beine weh taten.

Dabei musterte sie fragend von der Seite her Enehy, die schon die ganze Zeit über geschwiegen hatte. Obwohl die Amerikanerin eigentlich sauer war, mußte sie schon wieder schmunzeln.

Ihr Ärger mit Namonos Siezerei war vergessen und sie widmete sich ganz Enehy. "Hast du mir vielleicht etwas zu erzählen? Etwas Besonderes?"

"Ich? Was sollte ich zu erzählen haben?", fragte Enehy mit Unschuldsmiene und blickte Shania in die Augen.

"Wir waren auf der Krankenstation und ich habe versucht Anjol zu helfen. Das hat leider nicht geklappt wie man sehen kann. Und dann hat irgendwie eins zum anderen geführt und er hat mich geküßt. Wir haben geredet, dann habe ich ihn geküßt und ich denke mal, wir sind auf dem besten Weg zusammen zu kommen. Aber sag mir lieber, was dir so die Laune verhagelt hat, Shania. Habe ich irgendwas getan? Du bist doch nicht böse, weil wir weggegangen sind oder?"

Etwas unsicher schaute die Xenexianerin zu Anjol auf. 'Ich hoffe, daß es in Ordnung war, daß ich das einfach so erzählt habe.'

--- Bereitschaftsraum des Captains

Der Captain nickte dem neuen Mann seiner Crew aufmunternd zu. Abwartend sah ihn der Andorianer an und wartete immer noch auf seinen endgültigen Entscheid, ob er ihn in seine Mannschaft aufnehmen würde.

Für einen Moment verlor sich Monserat in der Betrachtung des Andorianers. Das Fehlen seiner Antennen und sein weißes Haar gaben ihm ein für menschliche Verhältnisse altes und doch vom Gesicht her jugendliches Aussehen.

Nachdenklich schüttelte Monserat seine Gedanken ab und konzentrierte sich wieder auf das Wesentliche. Auf das Gespräch.

"Von meiner Seite gibt es keine Einwände gegen Ihren Dienst an Bord. Also herzlich Willkommen auf der Ivory. Sie unterstehen als Mann der Sicherheit direkt Martengh und haben sich an seine Anweisungen zu halten.

Ich sollte Sie vielleicht warnen, daß Martengh keine Nachlässigkeiten duldet und ich nicht gut darauf zu sprechen bin, wenn Sie noch vor Antritt der Fahrt Ihren Dienst wieder quittieren." Monserats Augenbrauen zogen sich düster zusammen. Doch sein Gegenüber schien davon überzeugt zu sein auf der Ivory zu beginnen. Also entspannte er sich wieder.

"Was Ihr Quartier betrifft, so wird Ihnen Shania gerne eines zuweisen. Sie finden sie entweder in der Mannschaftsmesse auf Deck 3 oder können dort auf sie warten. - Wenn Sie nicht noch irgendwelche Fragen haben...?"

Der Captain ließ das Ende des Satzes offen und blickte Timothy Hexton fragend an.

Timothy erhob sich. "Nein Sir, ich habe bis auf weiteres keine Fragen mehr. Falls sich noch irgendwas ergeben sollte, kann ich mich ja bei Ihnen oder Mister Martengh melden."

Er nickte dem Captain zu und verließ den Raum.

--- Brücke

Langsam schritt Timothy Hexton auf den Ersten Offizier zu, der sich in Monserats Sessel niedergelassen hatte und ein paar Anzeigen überprüfte.

Timothy räusperte sich und Martengh schaute auf. "Ähm guten Tag, Sir. Ihr Captain hat mich soeben eingestellt und mich an Sie verwiesen, da ich Ihnen als Chef der Sicherheit unterstellt bin. Mein Name ist übrigens Timothy Hexton", sagte er und streckte dem Mann seine Hand hin.

Martengh stand auf und schüttelte ihm höflich die Hand. "Willkommen an Bord. Ich denke es wäre am Besten, wenn Sie zuerst Ihre privaten Angelegenheiten regeln und sich morgen um Punkt 8 Uhr bei mir zum Dienstantritt melden."

Martengh setzte sich wieder und Timothy hielt das Gespräch für beendet. Er bedankte sich und schritt dann zum Turbolift.

--- Turbolift

"Computer!", sagte er, nachdem sich die Türen geschlossen hatten. "Ich suche eine gewisse Shania."

"Shania befindet sich in der Mannschaftsmesse auf Deck 3", antwortete der Computer und Timothy kam es so vor, als würde der Computer etwas eingeschnappt klingen.

Nachdem er dem Computer befohlen hatte, Deck 3 anzusteuern, schweiften seine Gedanken auf die zurückliegenden Tage ab. Nachdem er von den Vulkaniern auf DS4 abgesetzt worden war, hatte er krampfhaft versucht, einen vernünftigen Job zu finden. Und er hatte genügend zur Auswahl gehabt und auch ausprobiert.

Lagerarbeiter in einem Frachtraum, Barkeeper in der Stationsbar, Reinigungskraft in dem klingonischen Restaurant oder auch Schmuggler bei irgendeinem geheimen Schmugglerring. Doch irgendwie hatte es ihm nirgendwo gefallen. Wahrscheinlich lag es daran, daß er keine der ihm gestellten Aufgaben vernünftig gelöst hatte.

Eines Tages jedoch hatte er an einem Informationsterminal eine Meldung entdeckt, daß ein Frachter mit dem Namen Ivory noch eine neue Mannschaft suchte. Kurzer Hand hatte der den Job als Reinigungskraft gekündigt und sich auf der Ivory beworben. Und es hatte geklappt. Daß es so schnell klappen würde, hätte er nicht gedacht.

Plötzlich wurde Timothy von einem aufdringlichen Piepsen aus den Gedanken gerissen. Er hatte gar nicht bemerkt, daß der Lift an seinem Ziel angekommen war.

Schnell verließ er den Turbolift und begab sich zur Messe.

--- Mannschaftsmesse, Tisch 2

Einen Moment schaute Anjol Enehy an, und dann lächelte er. 'Sie ist wirklich süß!', dachte er, während er noch einmal über ihren "Bericht" schmunzelte. Ihre Offenheit ärgerte ihn nicht im Geringsten, schließlich war Liebe nichts, was man verbergen mußte und die Aussicht, daß sie "auf dem besten Weg waren", wie Enehy es ausgedrückt hatte, hob seine Stimmung um 5 Decks.

Und so vergaß er auch Shanias irritierend schlechte Laune, bis diese auf Enehys Frage antwortete...

"Was sollte mir schon die Laune verhagelt haben. Wenn ich blau leuchte bin ich nie sonderlich gut aufgelegt", murrte Shania und ihr Blick streifte kurz Namono, doch sie nahm sich vor ihn einfach nicht mehr so viel wie bisher zu beachten. Immerhin hatte er das gleiche mit ihr getan, obwohl er ihr augenscheinlich alles andere als egal war.

"Es war schon in Ordnung, daß ihr so schnell auf die Krankenstation verschwunden seid. Immerhin scheint ja wirklich ein akuter Notfall vorgelegen zu haben." Die Amerikanerin grinste breit und zwinkerte dem ungleichen Liebespaar zu. Der Gedanke, daß sie so schnell zu einem brauchbaren Ergebnis gekommen waren, freute sie. Damit hatte sie nicht im Traum gerechnet.

'Scheinbar steht Anjol nicht so auf der Leitung wie Namono. Bei dem nutzt nicht mal, wenn seine Sinne geschärft sind.' Die große Frau seufzte leise auf.

"Vielleicht wäre es besser die Führung auf den Nachmittag zu verlegen. Es ist ohnehin bald Mittag. Außerdem sollten wir uns dann wohl auch noch etwas Badebekleidung replizieren. Ich für meinen Teil habe jedenfalls vor nicht nackt baden zu gehen." Amüsiert betrachtete Shania die anderen.

"Bestimmt hätten die Herren der Schöpfung nichts dagegen, wenn wir nackt baden gehen. Aber ich bevorzuge auch einen hübschen Badeanzug. Man muß ja nicht alles wissen. Eine nette Verpackung macht verdammt viel aus", stimmte Enehy zu, während sie weiterhin Shania aufmerksam beobachtete.

'Was für eine erschöpfende Auskunft. Da ist noch etwas anderes und bestimmt liegt das an Namono. Ich werde sie einfach fragen wenn wir allein sind. So lange wir nicht allein sind, wird sie nicht reden.'

Suchend sah sich Enehy in der Bar um.

"Shania wo ist denn unser Neuzugang? In ihrem Quartier? Ich hoffe, sie weiß, wann wir uns treffen. Ich glaube, wir werden uns gut verstehen. Ach ja, kannst du mir vielleicht helfen einen Badeanzug auszusuchen? Ich habe immer Schwierigkeiten etwas Passendes zu finden. Irgendwie ist mein Busen immer im Weg."

Ein wenig mürrisch blickte die Xenexianerin auf ihre üppige Oberweite.

Leicht tadelnd schüttelte Shania bei Enehys letzter Bemerkung den Kopf. "Kleine, dein Busen kann dir gar nicht im Weg sein. Im Gegenteil hilft er dir, daß du in einem Badeanzug eine gute Figur machst. Eine Frau sollte immer fraulich aussehen."

Im Gegensatz zu Enehy war die Amerikanerin stolz auf ihre Kurven, die ihr nicht nur lobende Blicke einbrachten, sondern ihr auch ein gutes Gefühl einbrachten. Sie war stolz darauf eine Frau zu sein und hatte keine Probleme damit, daß auch deutlich zu zeigen.

"Ich habe ja auch keine kleinere Oberweite als du, aber im Gegensatz zu dir, hatte ich noch nie Probleme passende Kleidung zu replizieren. Obwohl ich keine Badeanzüge, sondern Bikinis bevorzuge. Soviel nassen Stoff auf der Haut finde ich doch sehr unangenehm." Dann fiel Shania auf, daß ja noch zwei Männer bei Tisch waren, auch wenn inzwischen alle wieder Platz genommen hatten.

"Unsere Trill ist wirklich auf ihrem Quartier. Keine Ahnung was sie dort treibt oder wie lange sie dort bleiben wird. Zeitpunkt fürs Treffen konnten wir ihr natürlich noch keinen nennen. Immerhin weiß ich ja selbst noch nicht, wann die ganze Aktion starten wird. Abends ja. Aber wann?" Die große Frau zuckte mit den Schultern und ihr Blick fiel wieder auf Namono. Sie nahm sich vor, sich diesmal besonders viel Mühe bei der Auswahl ihres Bikinis zu geben.

Eine dicke Schweißperle rollte Anjols Stirn hinab, bahnte sich den Weg über seine Augenbraue bis der Bajoraner sie wegwischte. Die Vorstellung Enehy in einem Badeanzug oder Bikini zu sehen war...

...verlockend!

Mittlerweile hatte er sich hingesetzt und war froh, daß die beiden Frauen mit ihrer Unterhaltung beschäftigt waren, denn... Verlegen schob Anjol den Umstand mental beiseite und fragte sich, ob das Gespräch absichtlich in diese Richtung gelenkt wurde. Aber nein, so was war Enehy nicht zuzutrauen!

Seufzend überlegte er, was er denn anziehen sollte....

--- Mannschaftsmesse

Als Timothy eintrat, bemerkte er ein paar Leute an einem Tisch und er entschloß sich, dort nach dieser Shania zu fragen, die ihm ein Quartier zuweisen sollte. Er setzte einen entspannten Gesichtsausdruck auf. Langsam schritt er zu dem Tisch.

--- Mannschaftsmesse, Tisch 2

"Entschuldigung, daß ich störe, aber ich suche eine gewisse Shania. Sie soll hier für die Quartierbelegung zuständig sein", sagte er und warte geduldig auf eine Antwort.

'Wenigstens ein wenig Ablenkung von dieser peinlichen Situation', dachte Anjol erleichtert und schaute dem Neuen ins Gesicht: Komischerweise hatte dieser Kerl die gleiche Hautfarbe wie der Bajoraner und Anjol fragte sich, wie weit dieses Getränk sich schon verbreitet hatte.

Aber dann bemerkte er, daß das Blau des Fremden konstant war und nicht flackerte. Anjol weitete einen Moment die Pupillen und überlegte, ob er etwas sagen sollte, als Shania das Wort übernahm...

"Sie haben Sie gerade gefunden", bestätigte Shania und lächelte den Neuankömmling an. Zuerst hatte sie an einen schlechten Scherz gedacht, als sich noch ein 'Blauer' an ihren Tisch gesellte, doch scheinbar hatte der Zufall doch so etwas wie Humor.

"Willkommen auf der Ivory. Ich bin Shania, das ist Enehy unsere Krankenschwester, Anjol aus der Sicherheit und... Namono einer der beiden Piloten." Bei Namonos Namen mußte Shania sich zusammenreißen um nicht 'Mister Udedewe zu sagen. Ein klein wenig verstimmt war sie auf seine Distanz immer noch.

Absichtlich stellte die Amerikanerin die am Tisch anwesenden vor, da sie es einfach für schlechtes Benehmen hielt, wie dieser Neue seinen Namen nicht zu nennen, wenn er schon ein bestehendes Gespräch unterbrach. Immerhin konnte er sich ja denken, daß er als Teil der Besatzung auch künftig mit ihnen Kontakt haben würde.

"Sie können Quartier 20 haben. Falls Sie irgendwelche Probleme haben, dann können Sie sich jederzeit an mich wenden. Der Captain sieht es nicht gern, wegen Kleinigkeiten belästigt zu werden."

Dann schweiften ihre Gedanken wieder zurück zu ihrer Badebekleidung und ihr Blick zu Namono. Und genau in diesem Moment fiel ihr ein, wie ihre Bekleidung aussehen würde. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht.

Timothy nickte und wandte sich wieder an Shania. "Vielen Dank. Meine Name ist übrigens Timothy. Timothy Hexton."

Dann drehte er sich zu dem Bajoraner um, den Shania als Anjol vorgesellt hatte. "Und wir werden wohl das Vergnügen haben, zusammen zu arbeiten. Ich bin nämlich auch der Sicherheit zugeteilt worden."

Er schaute durch die Runde. War hier irgendeine Krankheit im Umlauf oder versuchte jemand ihn auf den Arm zu nehmen? Das Grüppchen am Tisch glimmte bläulich. Er versuchte ein ärgerliches Gesicht zu unterdrücken. "Ich entschuldige mich dann mal. Ich werde mal mein Quartier beziehen gehen. Vielleicht sieht man sich später noch."

Langsam drehte er sich um und verließ die Messe.

Verblüfft blickte Enehy dem Neuankömmling nach und schüttelte den Kopf.

"Was ist das denn für ein komischer Kauz? Er wirkte irgendwie verärgert. Haben wir etwas falsch gemacht? Ich habe doch gar nichts gesagt. Hoffentlich hat er nicht immer so miese Laune. Daß könnte die Stimmung an Bord drücken, aber mal was anderes... Anjol? Was soll ich mir denn replizieren? Einen Badeanzug oder einen Bikini? Was würde dir denn besser gefallen?"

Verschmitzt lächelte die Xenexianerin den Bajoraner an.

Anjol fühlte sich leicht ertappt, da Enehy seine Gedankengänge wohl so leicht durchschauen konnte und antwortete dann seufzend so ehrlich wie es ihm möglich war: "Das ist eine schwere Frage, aber ich denke, daß ein Bikini dir besser stehen würde, da er deinen Körper wundervoll betonen würde."

Der Bajoraner legte all seine Überzeugung in seinen Blick und hoffte, daß Enehy es nicht falsch verstand. Ihre Augen leuchteten violett und für einen Moment glaubte er so etwas wie Zorn zu sehen, aber dann war wieder allein ihre unbändige Freude und ein Lächeln vorhanden.

Erleichtert wischte sich Anjol wieder eine Schweißperle von der Stirn und betete zu den Propheten nicht paranoid zu werden...

Der blaue Typ namens Timothy Hexton verschwand so schnell wie er gekommen war. Shania fragte sich, wer er wohl war und weshalb er so wortkarg unterwegs war. Fast als wäre er in Eile. Jeder andere hätte sich zu ihnen gesetzt um sich mit der restlichen Mannschaft bekannt zu machen. Anders als er, der einfach verschwand.

--- Quartier 20

Timothy betrat sein Quartier und schaute sich um. Ziemlich spartanisch kam es ihm vor. Aber er würde sich niemals beschweren darüber. Und gegenüber dem Gefangenenlager war das hier wie ein Luxushotel.

In Ruhe packte er seine geringen Besitztümer aus und packte sie in die einzelnen Schränke.

Danach gönnte er sich erst ein mal was zu essen. Mit dem vollen Tablett in der Hand schritt er zum Tisch, wo das Terminal stand und schaltete es ein.

Dann begann er mit Genuß zu essen.

--- Mannschaftsmesse, Tisch 2

"Shania an Monserat. Diesen Timothy Hexton, den du da eingestellt hast... Ich finde ihn etwas seltsam. Hat das seine Richtigkeit, daß er bei uns anfängt? Ihm hab ihn ein Quartier zugeteilt aber..." Sie wußte auch nicht wonach sie fragen sollte, es war nur so ein Gefühl in der Magengegend.

"Das ist ja schließlich auch deine Aufgabe." Monserat seufzte ungehalten auf. "Wer sollte denn schon ohne Martenghs Wissen an Bord kommen? Einen blinden Passagier hatten wir hier schon seit Jahrzehnten nicht mehr. Und jetzt stör mich nicht mehr. Ich hab zu tun. Monserat Ende." Das letzte Wort ging in einem genervten Knurren unter. Anscheinend war der Kater des Captains doch noch nicht ganz abgeklungen.

Schulterzuckend wandte sich die Amerikanerin wieder den anderen zu. "Sicher ist sicher", meinte sie zu ihrer Verteidigung und nahm sich dann ein Herz Namono anzusprechen.

"Haben Sie sonst noch irgendwelche Nebenwirkungen an sich feststellen können? Sie wirken, als wären Sie nicht ganz bei der Sache. Ist Ihnen nicht gut? Soll Enehy sich Ihrer annehmen?"

Die Stimme schien von sehr weit her zu kommen, aus einer anderen Zeit, einem andern Raum. Sie hallte durch alle Regenbogenfarben und verklang irgendwo in der Mitte seines Körpers.

Irgendwie ein sehr angenehmes Gefühl.

"Nein, danke. Ich fühle mich sehr wohl. Meine Konzentration ist nicht mehr ganz so wie sie sein sollte, aber das wird schon wieder. Wenn dieses Getränk bleibende Schäden verursachen würde, hätte diese nette Frau - ich habe leider ihren Namen vergessen - uns sicher davor gewarnt.

Aber ich denke, ich werde jetzt langsam los gehen und mein Gepäck holen. Schließlich muß ich auch noch das Holodeck programmieren, und würde vorher gerne noch eine kalte Dusche nehmen."

Langsam stand der Afrikaner auf und wunderte sich, daß er gar nicht taumelte.

Nein, mit einer normalen Trunkenheit war dieses Gefühl nicht zu vergleichen, da war er sich sicher. Er hatte genügend Erfahrungen mit echtem Alkohol gemacht.

Es war einfach ... anders.

"Wenn Sie mich jetzt bitte entsch..." An dieser Stelle fiel ihm etwas ein, das er in Zusammenhang mit Shanias schlechter Laune brachte. Schließlich war er es gewesen, der vorgeschlagen hatte, sich zu duzen, und nun war er schon seit einiger Zeit dabei, Shania zu siezen.

Was er nicht verstand, war, daß sie ihn nicht einfach darauf aufmerksam gemacht hatte, sondern eingeschnappt reagiert hatte. Er nahm sich vor, in Zukunft in ihrer Gegenwart jedes Wort auf die Goldwaage zu legen.

Deshalb erklärte er: "Ich merke gerade, daß ich mich noch wegen etwas anderem entschuldigen muß. Kann es sein, daß ich Sie ... nein - Dich - schon seit einiger Zeit wieder sieze? War sicher keine Absicht. Dieses Höllenzeug scheint Löcher in meine Konzentration zu fressen. Aber ich werde mich jetzt zurückziehen. Wann treffen wir uns denn auf dem Holodeck?"

"Kann es sein, daß dir warm ist Anjol? Vielleicht solltest du etwas Kaltes trinken", schlug Enehy vor, während sie dem Bajoraner tief in die Augen sah.

'Ist der Mann niedlich. Bestimmt werden wir heute Abend viel Spaß miteinander haben. Ich kann es einfach nicht glauben. Ich habe mich Hals über Kopf verliebt. Wenn das mal kein Fehler war... Quatsch, das ist die beste Sache seit langem.'

Überrascht sah Enehy bei Namonos Worten auf und bemerkte erst jetzt das er aufgestanden war.

'Oh je, ich war ja hin und weg.'

"Hm, ich bin mal so frech und würde sagen 18 Uhr wäre passend oder?", mischte sie sich in das Gespräch ein.

"Wir wollen doch etwas essen und die ganze Sache soll ja nicht bis spät in die Nacht gehen. Obwohl die Aussicht auf eine Nacht mit so netten Männern sehr verlockend ist. Wer fragt unseren Neuen, ob er mitfeiern möchte und wer sagt Alana Bescheid? Ach, und Shania, suchst du mit mir gemeinsam etwas Nettes zum Anziehen aus? Ich möchte Anjol so richtig zum Schwitzen bringen."

Spontan beugte sie sich zu ihrem Fastfreund herüber und gab ihm einen Kuß.

Zunächst war Anjol von dem Kuß sehr überrascht, erwiderte die Zärtlichkeit dann aber umso inniger. Dabei nahm er einen dezenten Parfümgeruch auf, welcher der Xenexianerin anhaftete: 'Exotische Früchte und Blumen', dachte der Bajoraner, während Enehy sich wieder zurückbeugte.

"Du wirst mich in jedem Outfit zum Schwitzen bringen!", gab er mit einem Leuchten in den Augen zurück. Ihre freche Art stand so sehr im Gegensatz zu seiner Ruhe.

Und... dies machte sie unwiderstehlich für den Bajoraner!

"18 Uhr hört sich sehr gut an", stimmte Anjol ihr schließlich zu. Bis dann konnten er sich noch etwas an Bord umsehen und sich mit den Besonderheiten vertraut machen...

"Da ich ohnehin überstimmt bin, schließe ich mich der Mehrheit an. 18 Uhr ist auch für mich okay. Ich denke, dann braucht Monserat meine Dienste am Wenigsten. Die meisten neuen Bewerber kommen am frühen Morgen", meinte nun auch Shania mit einem Blick auf das frisch verliebte Pärchen und wurde das Gefühl nicht los etwas Wichtiges vergessen zu haben.

"Aber den Neuen solltest du fragen, Enehy. Mit deiner Art wirst du sicher keine Schwierigkeiten bei ihm haben, ich käme mir vor wie ein Bittsteller. Außerdem müßten wir nicht nur Alana Bescheid geben, sondern auch nachsehen wo Merced abgeblieben ist. Er ist auch schon relativ lange weg. Ich hoffe, er hat heute Abend überhaupt Zeit...

Aber den Job mit Merced und Alana übernehme ich gerne, wenn du dich um diesen Hexton kümmerst, Enehy. Ich muß ohnehin dem Computer die neue Quartierszuordnung mitteilen. Und anschließend werd ich wohl was Essen. Mir knurrt nämlich ziemlich der Magen. Scheint an dem blauen Zeug zu liegen." Nachdenklich betrachtete sie ihre blaue Hand und stellte fest, daß sie sich an diesen Glimmer schon direkt gewöhnt hatte.

"Vielleicht sollte ich mir diesen Drink als Standard-Drink zulegen. Ich liebe den Anblick des Meers, wenn die Sonne darin glitzert. Kommt meinen jetzigen Teint irgendwie ähnlich. Findet ihr nicht?" Grinsend hielt Shania ihre blaue Hand vors Gesicht und blickte durch ihre Finger.

--- Quartier 6

Kalt trommelten die Wassertropfen auf Namonos ebenholzfarbene Haut. Noch niemals hatte er eine Dusche so erlebt wie in diesem Moment. Das Gefühl war einfach unbeschreiblich.

Millionen kalter Nadeln brannten sich ihren Weg zu seinen Nerven. Mit geschlossenen Augen genoß der Afrikaner. Er stand in der Dusche und genoß einfach.

Seine Konzentration kehrte langsam zurück, trotzdem wußte er nicht, wie er aus der Mannschaftsmesse gekommen war. Es war ihm aber auch völlig egal. Er räkelte sich.

Nein, er hatte es gar nicht eilig, aus der Dusche herauszukommen. Gar nicht eilig...

--- Mannschaftsmesse, Tisch 2

"Wenn du meinst, mach das einfach", antwortete Enehy abwesend und betrachtete nachdenklich die blaue Hautfarbe ihrer Freundin.

'Hmmm, mal sehen, wie ich den Neuen am Besten einladen kann. Vielleicht sollte ich gleich einfach unangemeldet bei ihm hereinschneien. Dann hat er so gut wie keine Chance abzulehnen.' Bei diesem Gedanken breitete sich ein Lächeln auf Enehys Gesicht aus und sie lehnte sich zufrieden zurück.

"Ich werde also Timothy einladen und du aktualisiert die Datenbanken. Wollen wir danach zusammen essen und unsere Badesachen aussuchen Shania? Anjol wird sicher noch etwas vor haben. Er sieht so aus, als hätte er Pläne. Vielleicht möchtest du aber auch lieber zu Namono gehen und mit ihm essen Shania?"

Forschend blickte die rothaarige Frau ihrer Freundin in die Augen und stupste sie spielerisch an.

"Nein, warum sollte ich? Wir haben uns nichts für heute ausgemacht und wir werden noch viele Tage zusammen auf Reise verbringen. Kein Grund also etwas zu überstürzen. Mir läuft nichts davon. Wenn er Interesse an einem Essen mit mir zusammen hat, dann wird er sich schon melden."

Shanias Stimme klang ruhig, als sie antwortete, doch in ihrem Innern tobte ein kleiner aber umso hitziger Vulkan. Das blaue Zeug schien scheinbar auch dafür zu sorgen, daß ihre übersteigerten Sinne ihre Höhen und Tiefen hatten. Der Ärger auf den Massai war bereits wieder vergessen, nachdem er sich so nett bei ihr entschuldigt hatte und seine sanften braunen Augen ihr heftiges Herzklopfen beschert hatten.

Im Grunde vermißte sie Namono schon jetzt, obwohl er doch erst so kurz zuvor aus der Messe verschwunden war. Eine Tatsache, die sie ärgerte, da er ja noch immer nicht viel Interesse an ihrer eigenen Person gezeigt hatte und die sie gleichzeitig auch beunruhigte. Sie schob es aber auf eine der Nebenwirkungen des Drinks zurück und dachte nicht weiter darüber nach.

"Ich hab es ja auch nicht so eilig jemand fürs Herz zu finden, wie du." Ausgelassen zwinkerte Shania ihrer Freundin zu, die selbst für ihren Geschmack erstaunlich schnell vorgegangen war. "Im Übrigen habe ich auch nach keinem Partner gesucht. Es hat auch seine guten Seiten allein zu sein und frei entscheiden zu können.

Wenn Anjol nichts dagegen hat, dann würd ich gern mit dir zu Mittag essen", die Amerikanerin wandte sich wieder Anjol zu, "aber vielleicht haben Sie ja schon etwas geplant. Ein romantisches Candlelight-Dinner zu zweit..." Fragend blickte sie den Bajoraner an.

Nachdem auch Enehy ihn anschaute, als wenn sie um Erlaubnis für etwas fragen wollte, nickte er leicht und antwortete mit einem schelmischen Unterton in der Stimme: "Sicher, geht ruhig zusammen essen, ich wollte mich bis heute Abend eh noch etwas mit dem Schiff vertraut machen und....außerdem, nun ich habe gerade erst gegessen und will noch etwas trainieren. Es gibt doch sicher einen Trainingsraum an Bord?!"

"Klar gibt es einen Trainingsraum an Bord. Der wird aber meist nur von der Sicherheitscrew zum Nahkampf genutzt. Das Holodeck macht einfach mehr Spaß.

Falls Sie Probleme mit der Orientierung haben, dann wenden Sie sich am Besten an unseren Bordcomputer. Einen Communicator müßten Sie auch inzwischen haben. Er liegt in jedem Quartier neben dem Terminal." Für einen Moment grübelte Shania nach, ob sie etwas zu erwähnen vergessen hatte, dann stand sie auf.

"Dann werd ich mich mal an die Arbeit machen. Je früher ich beginne, desto schneller bin ich damit fertig. Ich denke, ihr habt noch genug mit einander zu besprechen um euch nicht zu langweilen." Aufmunternd lächelte die Amerikanerin das verliebte Paar an. "Enehy, wir sehen uns später beim Essen."

Damit verließ sie die Messe.

Lachend schaute Enehy Shania hinterher und war dann mit Anjol am Tisch allein.

--- Gänge vor den Mannschaftsquartieren

Kaum aus der Messe verlangsamte Shania ihren Schritt wieder. Sie grübelte darüber nach was Namono wohl von ihr dachte. Immerhin hatte sie sich ihm gegenüber nicht gerade nett verhalten, aber er hatte es auch herausgefordert. Sie war sich ziemlich dumm vorgekommen.

'Vielleicht sollte ich ihn doch mal fragen, ob er etwas braucht. Möglicherweise hat er ja seinen Communicator noch nicht gefunden oder er dachte wirklich, daß wir heute gemeinsam Essen.'

--- vor Quartier 6

Mit hastig klopfenden Herzen - was sie auf ihren raschen Schritt zurückführte - hob Shania die Hand und stockte mitten in der Bewegung, bevor sie noch den Türsummer gedrückt hatte. Ganz leise hörte sie das Wasser der Dusche rauschen.

Sekundenlang ging ihre Phantasie mit ihr durch. Röte schoß in ihre Wangen. Die große Frau machte auf dem Absatz kehrt und eilte fast gehetzt zu ihrem Quartier um darin zu verschwinden.

--- Mannschaftsmesse, Tisch 2

Der Bajoraner hatte Enehys Hand wieder ergriffen und hielt die Finger wärmend fest, als die Xenexianerin sich umdrehte.

Die Gesellschaft an Bord tat seiner - und Anjol lächelte innerlich kurz über den Begriff - Freundin gut; das spürte er und es konnte jeder an ihren Augen ablesen. Ihre Hand drückte verliebt die seine und Anjol wollte sie nie wieder loslassen.

Ihre Augen leuchteten mit einer magischen Kraft und der Bajoraner fragte sich, wie er dieses kleine Wunder verdient hatte. Sicher, hatte er schon viele Frauen gesehen, aber Enehy war anders, und diese "Wahrheit" ging weit über die normale Verliebtheit hinaus.

Es war eher wie das Gefühl eines sich erfüllenden Schicksals, daß den Bajoraner erfaßte und in diesem Augenblick wußte er, was es zu sagen gab: "Auch wenn wir uns erst wenige Stunden kennen, bin ich froh, daß es dich gibt!"

"Sag das nicht, du weißt gar nicht wie schrecklich ich sein kann. Vielleicht bereust du noch, daß wir uns über den Weg gelaufen sind", versuchte Enehy abzulenken und senkte verlegen den Blick.

"Ich bin aber auch froh, daß ich dich kennengelernt habe."

'Ganz egal, was die Zukunft auch bringen mag.'

Behutsam gab Enehy die Hand des Bajoraners frei und strich ihm durch die Haare. "Warst du schon immer so hellblond oder bist du eitel und hast etwas nachgeholfen?", neckte sie den Mann.

'Hoffentlich habe ich jetzt nichts Falsches gesagt, schließlich möchte ich Anjol nicht verärgern. Wenn ich doch nur ein bißchen mehr Erfahrung mit reiferen Männern hätte. Bisher haben sich ja nur junge Burschen für mich interessiert. Vielleicht sollte ich einfach ehrlich sein. Dann versteht er mich vielleicht besser.'

"Weißt du, bisher hat sich noch kein Mann in deinem Alter für mich interessiert. Also sag mir doch einfach, wenn ich etwas Falsches sage oder tue. Ich bin den Umgang mit reifen Männern einfach nicht gewohnt. Es liegt mir fern dich zu verärgern. Ich möchte dich glücklich sehen. Versprich mir, daß du mir immer sagst, wenn dich etwas an mir stört." Sanft gab sie dem Mann einen Kuß auf die Wange.

Einen Moment ließ Anjol sich den Begriff "reifer Mann" auf der Zunge zergehen und wunderte sich über den merkwürdigen aber angenehmen Klang. Dann lächelte er Enehy an und faltete seine Hände auf der Tischplatte zusammen.

"Ich verspreche es!", antwortete er ruhig und ernst, und es lagen ihm viele Sachen auf der Zunge, aber er mußte nun eine auswählen:

"Und...nun...dasselbe gilt auch für mich. Ich will dich glücklich machen und dich beschützen, egal was es mich kosten wird und ich...ich..."

Anjol stockte in seiner Rede und ärgerte sich über seine Nervosität und Verwirrung, die er normalerweise nicht kannte: 'Ich bin mit Cardassianern und Romulanern fertig geworden, aber die Liebe zu einem Mädchen fängt mich einfach ein!' Er bemerkte Enehys fragenden Blick und wechselte das Thema:

"...und ich habe bei meinem Haaren noch nicht nachgeholfen. Aber bald werden sie grau werden und ich muß mir etwas überlegen!"

Anjol zwinkerte, aber sein Herz ließ sich nicht von diesem Themenwechsel mitrissen. Hoffentlich würde Enehy seine Unruhe nicht bemerken...

"Es bedeutet mir viel, daß du mich glücklich sehen willst, aber ich werde das Gefühl nicht los, daß du etwas ganz anderes im Sinn hattest und sagen wolltest. Du wirkst so unruhig und auch ein wenig bedrückt. Was verunsichert dich? Habe ich vielleicht doch etwas falsch gemacht und du möchtest es nur nicht sagen aus Angst mich zu verletzen? Wenn es das ist, nur raus damit. Ich mag zwar kindlich sein, aber ich kann Kritik gut vertragen. Ehrlichkeit ist nämlich eins der wichtigsten Dinge in einer Freundschaft, findest du nicht Anjol?"

Genüßlich nippte die Xenexianerin an ihrem Getränk und blickte den Bajoraner erwartungsvoll an.

"Um ehrlich zu sein, ist die Erfahrung eine Freundin zu haben etwas sehr Neues für mich. Ich hatte nicht viel Zeit in meinem Leben für die Liebe, was ich zutiefst bedaure. Und deswegen bin ich vielleicht unerfahrener als du denkst", gab er ihr ehrlich zurück. Ihre Lippen hatten sich wieder von dem Glas gelöst und eine kleine Perle des Getränks glitzerte auf ihrem Mund.

"Und deswegen fürchte ich, daß ich dich nicht zufriedenstellen kann und außerdem... nun diese neue Erfahrung macht mich etwas nervös, weil ich sonst immer weiß, was ich zu tun habe."

Mittlerweile hatte Enehy ihr Glas beiseite gestellt und ergriff seine Hände.

"Darum machst du dir also Gedanken? Anjol, man kann nicht alles im Leben genauestens planen und jede Lage unter Kontrolle haben. Betrachte es als neue Erfahrung und laß alles ganz einfach auf dich zukommen. Solange wir ehrlich zueinander sind und uns vertrauen, kann gar nichts schief gehen. Davon bin ich überzeugt und jetzt werde ich mich darum kümmern Timothy einzuladen und mir Badesachen replizieren. Wir sehen uns ja um 18 Uhr am Holodeck wieder."

Geschäftig stand Enehy auf und verließ winkend die Messe.

--- Quartier 6

Namono war länger unter der Dusche geblieben wie jemals zuvor in seinem Leben. Als er sich abgetrocknet hatte und in frische Kleidung schlüpfen wollte, bemerkte er, daß er wieder klar denken konnte - wenn auch sowohl die blaue Färbung als auch die Steigerung seiner Sinneswahrnehmungen noch vorhanden waren.

Er hatte erst nach dem Abtrocknen bemerkt, daß er etwas Entscheidendes vergessen hatte: Seine Sachen lagerten immer noch auf der Station, so daß er sich wieder das anziehen mußte, was er vorher auf dem Leib gehabt hatte.

Der rauhe Stoff kratzte und beleidigte seine empfindlich gewordene Haut. Deshalb beeilte er sich und machte sich so schnell er konnte auf den Weg zur Station. Schließlich mußte er auch noch sein Zimmer kündigen - warum sollte er für etwas bezahlen, das er hier an Bord umsonst haben konnte?

--- Mannschaftsmesse, Tisch 2

Anjol war erleichtert, daß Enehy seine Unsicherheit so leicht aufgenommen hatte und atmete pfeifend aus. Eine Weile grübelte er noch über ihre Worte und saß allein in der Messe: 'Ich glaube, sie hat recht. Man sollte die Zukunft wirklich nicht generalstabsmäßig planen"

Als der Bajoraner auf seinen Chronographen schaute, waren seit Enehys Verschwinden fünf Minuten vergangen. Es lag noch immer eine Stille über der Mannschaftsmesse und Anjol horchte angestrengt nach einem Geräusch. Aber außer den monotonem Summen der Maschinen hörte er nichts.

Schließlich erhob Anjol sich und ging einen Schritt Richtung Tür, als er plötzlich anhielt. In der Bewegung verharrt, drehte er seinen Oberkörper und betrachtete den Tisch. Jetzt fiel im auf, was er vergessen hatte: Die Gläser standen immer noch herum und nach einem Augenblick des Überlegens, brachte er sie wieder zu dem Replikator zurück, wo sie wieder zu reiner Energie wurden.

Zufrieden mit seinem Werk entschloß er sich trainieren zu gehen. Seinem Körper konnte es nicht schaden und für seine neue Aufgabe war es nur förderlich.

Mit schnellen Schritten folgte er der Wegbeschreibung des säuselnden Computers...

--- DS4, Bar

"Sagen Sie mir einfach, wieviel Sie bekommen. Und versuchen Sie nicht, mir noch einmal einzureden, daß ich für die Woche, die ich bestellt hatte, voll bezahlen muß. Schließlich habe ich nicht einmal eine Nacht hier geschlafen!

Und bei diesem Andrang hier werden Sie auch sicher keine Probleme haben, das Zimmer in Null Komma Nichts weiter zu vermieten! Was ist hier eigentlich los? Ein Parrises Squares-Turnier?"

Namono einigte sich schließlich mit dem Ferengi darauf, ein Drittel des Wochenpreises zu bezahlen, welcher bei einem erneuten Besuch voll auf den Zimmerpreis angerechnet werden konnte.

Schwer bepackt verließ der Afrikaner die Raumstation, froh, endlich diese ohrenbetäubende Musik der Bar hinter sich lassen zu können.

--- Ivory, Quartier 6

Nachdem er noch einmal kurz unter die Dusche gehuscht war, kleidete Namono sich endgültig an. Seide. Der einzige Stoff, den er in seiner augenblicklichen Lage auf seiner Haut dulden wollte.

Aufatmend machte er sich auf den Weg zum Holodeck.

--- Vor den Holodecks

Offenbar besaß dieses Schiff zwei Holodecks, was der Computer dem Massai in säuselnden Worten erklärt hatte. Die Eingänge lagen rechts und links an dem gleichen Gang. Holodeck 1 wurde gerade benutzt, wie man an den Anzeigen leicht erkennen konnte. Also wandte sich Namono Holodeck zwei zu.

--- Vor Holodeck 2

Namono begann, mit Hilfe der Schiffsdatenbank und mitgebrachter Module ein Picknickprogramm zu erstellen, das den Damen sicherlich sehr gefallen würde.

Als Ort wählte er keinen bestimmten Planeten, sondern überließ es dem Computer, eine passende Umgebung auszuwählen. Daß dieser genug Phantasie besaß, hatte er schließlich bereits mit der Wahl von Namonos Getränk bewiesen.

Namonos einzige Vorgaben waren: Ein angenehm mildes Klima, eine grüne Wiese, die sich zum Picknicken eignete, und ein nahegelegener Gebirgssee. Entgegen realistischer Gegebenheiten sollte dieser See eine angenehme Badetemperatur aufweisen.

Dieser Teil war schnell erledigt. Aber der Massai hatte der Gruppe ja Überraschungen versprochen. Und da es nicht seinen Vorstellungen von Fairneß entsprach, wenn er als einziger über die Überraschungen Bescheid wußte, griff er zu einem etwas aufwendigeren Trick:

Zuerst spielte er all die Szenen, die seiner Meinung nach in diesen Schauplatz paßten, in die Schiffsdatenbank und warf dann den Zufallsgenerator an. Dieser würde nun aus diesen Szenen einen hoffentlich amüsanten Abend zusammenstellen.

Als der Computer meldete: "Das Programm des Holodecks ist bereit. Ich hoffe, es ist nach deinem Geschmack...", öffnete Namono die Tür und schaute kurz auf die Landschaft, die sich ihm darstellte.

Zufrieden nickend schloß er die Tür wieder und fügte noch ein paar letzte Feinheiten hinzu. Seiner Meinung nach würde es der Stimmung gut tun, wenn der Picknickplatz neben einem kleinen Bach lag.

Als er dieses letzte Detail hinzugefügt hatte, näherten sich Schritte. Nach einem Blick auf die Uhr fragte er sich, ob er wirklich dermaßen lange unter der Dusche gewesen war...

Es war bereits fast 18 Uhr.

--- Quartier 4, 17 Uhr 50

"Computer, wo befindet sich Soldan Akboradon? Ich versuche in den letzten Minuten ständig ihn zu erreichen, aber sein Communicator scheint inaktiv zu sein." 'Vielleicht hat er ihn aber auch noch gar nicht angesteckt', dachte Shania nachdenklich.

Mit einem Mal hielt es die Amerikanerin gar nicht mehr für so eine gute Idee, so lange gewartet zu haben um dem Wadi abzusagen. Immerhin wußte sie ja schon am Vormittag Bescheid. Aber einem Piloten zu sagen, daß sie keine Zeit hatte, weil sie mit dem anderen Piloten zusammen sein wollte, kam ihr dann doch etwas zu brüsk vor. Und Enehy die Idee zu geben, Soldan vielleicht auch noch zum Picknick einzuladen, so weit wollte sie es nicht kommen lassen. War schon genug, daß nun auch Timothy Hexton mitkommen würde. Der wirkte so steif wie ein Vulkanier.

Wenigstens hatte sie sich in der Zwischenzeit die Mühe gemacht herauszufinden, welcher Rasse der zweite Pilot angehörte und wo sie beheimatet war. Auch wenn sonst fast nichts über die Wadi in der Datenbank zu finden war. Deshalb hatte sie aber auch nicht mehr Gedanken an Soldan verschwendet, als darüber nachzudenken, wie sie die Verabredung zum Squash platzen lassen konnte.

"Soldan Akboradon ist momentan nicht erreichbar. Aber er hat eine Nachricht für dich hinterlassen, mein Schätzchen", fügte der Computer süffisant hinzu. "Wie sie genau lautet wird dich wahrscheinlich nicht wirklich interessieren, aber sie bedeutet, daß er eure gemeinsame Unternehmung abgeblasen hat, weil Martengh andere Pläne mit ihm hatte. Tut mir leid, meine Kleine."

Shania preßte wütend die Lippen zusammen, bis ihre Wangenknochen stark hervortraten und ihren Augen schmal wurden. Langsam war ihr der Computer nicht mehr egal, sondern sie haßte ihn regelrecht.

Für einen Moment erwog sie ihm oder ihr gehörig die Meinung zu sagen, doch dann war es ihr einfach zu lächerlich sich mit einer Maschine zu streiten und sie schwieg ärgerlich.

Statt dessen packte sie ihren neuen sehr neckischen Bikini und ihre restlichen Badesachen in einen Strandkorb und machte sich auf den Weg zu den Holodecks. Sie hoffte, dort bereits jemand anzutreffen.

--- Gang vor Holodeck 2

Schon von weitem hatte Shania Namonos Gestalt ausmachen können. Das ihr dabei heiß wurde, war ärgerlich, aber sie konnte vor sich selbst nicht länger leugnen, daß sie ihn sehr attraktiv und anziehend fand. Und erst recht, wenn sie hinter ihm stehen und ihn direkt riechen würde.

Noch hatte er sie nicht bemerkt und sie konnte innerlich seufzend seine großgewachsene Gestalt betrachten. Er kam ihrem Traummann schon recht nahe und sie erschauerte dabei, als sie daran dachte ihn gleich nur in Badehosen zu sehen. Sein Körper nackter Oberkörper sah sicher sportlich und durchtrainiert aus.

Nur schwer riß sie sich von seinem Anblick los und steuerte direkt auf ihn zu. Er schien gerade mit seiner Programmierung fertig zu sein und sah auf die Uhr. Dann wandte er sich abrupt zu ihr um.

"Keine Angst. Ich habe meinen Phaser heute zuhause gelassen." Die große Frau grinste schelmisch und schaffte es nicht, ständig Augenkontakt mit ihm zu haben ohne wieder leicht zu erröten. "Wie ich sehe, bist du... gerade mit deiner Arbeit fertig geworden." Das Du klang dabei etwas fragend. Noch immer hatte Shania den Zwischenfall am Vormittag nicht vergessen und war sich nicht sicher, ob er sie nicht erneut vor den Kopf stoßen würde. Dennoch wagte sie einen erneuten Versuch.

"Ich hoffe, du hast dein Badezeug nicht vergessen." Bei dem Gedanken wie er sonst baden müßte, lief Shania noch etwas mehr an und fragte sich unwillkürlich, ob sie nun rote Wangen hatte oder vielleicht sogar lilafarbene...

Namonos Augen weiteten sich ein wenig. Dann verzog er den Mund zu einem peinlich-verlegenem Lächeln.

"Ups ... danke, daß du mich daran erinnerst. Ich habe wirklich vollkommen vergessen, mir etwas Passendes zum Schwimmen zu besorgen. Hast was gut bei mir! Ohne dich hätte ich doch tatsächlich extra noch einmal zurück müssen, um mir eine Badehose zu holen.

Natürlich hätte ich mir dort drinnen", Namono deutete auf das Holodeck, "eine Hose replizieren können, aber ich ziehe in solchen Fällen Kleidungsstücke vor, die weder bei einen Stromausfall, noch beim Verlassen des Holodecks verschwinden.

Du kennst dich sicher besser hier aus, kannst du mir sagen, wo ich hier den nächsten Replikator finde?"

Noch ehe Shania antworten konnte, bog ein Mann mit blauem Kopf um die Ecke. Namono kam er vage bekannt vor, dann erinnerte er sich: Es mußte sich um diesen Hexen oder Haxton oder so ähnlich handeln. Der Massai konnte sich nur noch verschwommen an dessen Vorstellung im Mannschaftsraum erinnern, zumal er dann auch recht schnell wieder verschwunden war.

Vor sich hinsummend bog Enehy um die Ecke und steuerte auf die drei Personen vor sich zu. "Hallo, ihr Lieben. Es ist toll, daß ihr schon da seid. Ich habe uns etwas zu essen mitgebracht", sprudelte die Xenexianerin gut gelaunt hervor und wedelte dabei mit einem Picknickkorb.

Lächelnd grüßte sie die beiden Männer, umarmte dann Shania ganz spontan und wirbelte sie herum. "Wie ich sehe, hast du dich ein wenig mit Namono unterhalten. Deine Gesichtsfarbe spricht Bände", wisperte Enehy und grinste von einem Ohr zum anderen. "Habt ihr schon Anjol gesehen? Hoffentlich vergißt er das Treffen nicht."

Noch immer bedauerte Shania ein wenig, daß die beiden Neuankömmlinge ihr Gespräch mit Namono eben gestört hatten. Zu gerne hätte sie darauf gebaut, daß der weibliche Computer wenigstens in einer Sache voll und
ganz hinter ihr stand.

Daß Enehy unbedingt ihre Gesichtsfarbe ansprechen mußte, war ja wieder typisch für sie. Feingefühl lag ihr nicht. Sie liebte es mit der Tür ins Haus zu fallen. Die Amerikanerin beschloß es ihr gleichzutun.

"Keine Ahnung wo dein Anjol sich zur Zeit aufhält. Ich dachte eigentlich, er verbringt den restlichen Nachmittag mit dir. Immerhin waren wir beide allein Mittagessen und das Replizieren unserer minimalen Stoffreste hat auch nicht so wahnsinnig lange gedauert." Um Shanias Augen bildeten sich kleine Lachfältchen. "Wundert mich eigentlich, daß ihr beide euch für so lange Zeit von einander trennen konntet."

Bevor Enehy noch antworten konnte, sprach sie schon wieder weiter. "Monserat war übrigens sehr von der möglichen Aussicht angetan endlich mal eine Trauung an Bord seines Schiffes ausrichten zu können. Bisher hätte er erst einmal die Gelegenheit dazu gehabt und das war grade eine Betazoiden-Hochzeit. Natürlich hat er abgelehnt."

Nachdenklich betrachtete Shania den Massai von der Seite und stellte dabei fest, daß seine Augen eine wunderschöne Farbe hatten. So ein Braun hatte sie schon lange nicht mehr gesehen. Dann streifte ihr Blick für einen kurzen Augenblick seinen restlichen Körper.

'Manchmal sind uns diese Gedankenleser so im Vorteil, daß es echt eine Schande ist.' Ihr leises Seufzen konnte man grade noch hören.

--- Quartier 15, inzwischen

Nackt ging der Bajoraner durch das Quartier, um seine Sachen zu holen. Die kalte Dusche nach dem anstrengenden Training hatte ihn wieder belebt und gedanklich nahm er sich vor, den Fitneßraum öfters aufzusuchen. Zwar waren es nicht die topmodernen Geräte gewesen, aber Anjol bevorzugte eh einfache und dafür effizientere Methoden.

Grübelnd stand er nun vor dem Replikator und überlegte, was es anzuziehen galt. Er war zwar gut gebaut und mußte seinen Körper nicht verstecken, aber trotzdem wollte er nicht wie ein junger Kerl in megakurzen Shorts rumlaufen.

Schließlich entschied er sich für eine schlichte schwarz-blaue Badehose, die nicht zu kurz und nicht zu lang war. Zufrieden schaute er auf seinen Chronometer und bemerkte, wie die Zeit vergangen war!

Schnell schlüpfte er in die Badehose, die wie angegossen saß, und kramte auf dem Bett nach seinem beigen Baumwollhemd. Der Stoff kratzte etwas und wirkte ähnlich ausgeblichen wie die Haare des Bajoraners.

Als er auch seine Oberhose angezogen hatte, warf er einen erneuten Blick auf den Zeitmesser und beschloß die Haare unterwegs trocknen zu lassen. Mit eiligen Schritten huschte er aus seinem Quartier und machte sich auf den Weg zum Holodeck.

--- Gang vor den Holodecks

Noch bevor Anjol um die letzte Kurve gebogen war, konnte er die lachende Stimme Enehys hören. Scheinbar scherzte sie wieder mit Shania, denn die Stimme der Amerikanerin war ebenfalls zu hören:

"Ich glaube, in nächster Zeit werden Enehy und ich uns nicht das Ja-Wort geben!", antwortete Anjol und sah Shanias sichtliche Überraschung. In ihrer guten Laune hatte sie seine, zugegeben sehr leisen, Schritte nicht gehört.

Etwas verlegen schaute die Amerikanerin in an und sah, wie Enehy und Anjol sich zur Begrüßung küßten. Der Bajoraner sah Enehy tief in die Augen und als sein Mund an ihrem Ohr vorbeikam, wisperte er leise:

"Aber man weiß ja nie, was kommt." Lächelnd zwinkerte er ihr zu und musterte dann die anderen Anwesenden: Dieser Hexton war mitgekommen und auch der Afrikaner stand unmißverständlich nah neben Shania. Innerlich mußte er lachen und murmelte leise:

"Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen schmeißen...."

Shania war leicht irritiert über Anjols plötzliches Auftauchen. Aber es störte sie nicht weiter, daß er ihre Worte gehört hatte, da sie immer zu dem stand was sie sagte, auch wenn es manchmal etwas blamabel war, wenn die Gedanken schneller waren als der Verstand.

Im Grunde mochte sie Anjol, weil Enehy ihn mochte Was sie aber gewaltig an ihm störte, war seine Art mitten in die Gespräche anderer zu platzen und sogar noch auf das Belauschte Bezug zu nehmen. Immerhin hatte sie weder hier noch in der Messe besonders laut gesprochen. Im Gegenteil war sie gewohnt entgegen ihrer Größe sogar extrem leise zu sprechen um nicht mehr Aufmerksamkeit als nötig zu erregen.

"Sagen Sie mal... ist das die Art der Bajoraner im Allgemeinen oder nur Ihre im Speziellen, daß Sie ständig fremde Gespräche belauschen und sich dann auch noch sofort darin einmischen?", fragend blickte die Amerikanerin den Bajoraner vor sich an. "Ich denke, daß es der Anstand gebührt wegzuhören, wenn das Gespräch nicht für einen gedacht ist."

'Wenn Enehy immer offen sein darf und reden kann wir ihr der Schnabel gewachsen ist, warum soll ich dann nicht sagen, wenn mich etwas stört? Außerdem habe ich keine große Lust, daß dieser Anjol auch beim Picknick ständig überall seine Nase drin hat. Das ist mir einfach zu aufdringlich', dachte Shania bei sich und setzte laut hinzu.

"Im Übrigen habe ich sehr gute Ohren und ich habe keine Ahnung worauf Sie mit dem terranischen Spruch, den Sie irgendwo aufgeschnappt haben, anspielen."

Anjol war etwas verwundert über die ablehnende Offenheit der Terranerin, konnte ihren Standpunkt aber verstehen - auch wenn ihre Anschuldigungen etwas übertrieben waren:

"Ich wußte nicht, daß es als belauschen gilt, wenn man auf dem Gang zufällig Gesprächsfetzen mitbekommt. Und ich mische mich auch nur in Gespräche ein, wenn sie offensichtlich auch mich betreffen; aber bei meiner eigenen Hochzeit habe ich sicherlich ja kein Mitspracherecht."

Der Bajoraner lächelte schelmisch und hoffte, daß das Mißverständnis nun aufgeklärt war, denn einen Streit hatte er nicht beabsichtigt. Und auf die Erläuterung der Anspielung verzichtete er auch, da er keine weitere Konfrontation heraufbeschwören wollte.

Schließlich waren Shania und Enehy Freundinnen und deswegen wollte er es, zumindest jetzt dabei belassen und stellte statt dessen die Frage in den Raum: "Wird Alana denn nun auch an dem Picknick teilnehmen?"

Für einen Moment erwog Shania, ob sie ihm erklären sollte, daß man es üblicherweise sehr wohl als belauschen ansah, wenn man Teile eines Gesprächs von zwei Leuten in der Mannschaftsmesse hörte und auch noch darauf einging, aber dann beließ sie es einfach dabei, da er es nicht besser wußte. Dieser Anjol hatte in ihren Augen einfach keinen Sinn für Anstand und Benimm.

In dieser Hinsicht war Namono ganz anders. Auch wenn er nach dem Genuß des Drinks stark neben sich gestanden war und sie damit ziemlich verletzt hatte. Aber zum Glück schien sich das ja inzwischen gegeben zu haben. Zum Ausgleich für ihr Aufbrausen schenkte sie Namono ein flüchtiges Lächeln, bevor sie auf Anjols Frage einging.

"Ich habe Alana Bescheid gesagt, sie müßte eigentlich jeden Moment hier auftauchen." Shania warf einen Blick auf ihr Chronometer. "Aber es fehlt ja auch noch eine ganze Minute bis 18 Uhr. Die Trills, die ich bisher kennengelernt habe, waren ziemlich zuverlässige und korrekte Menschen. Sie wird schon noch kommen."

Dann fiel ihr etwas ein und sie fügte hinzu: "Aber ich habe auch eine schlechte Nachricht. Leider wird uns Merced bei unserem kleinen Ausflug doch nicht begleiten können. Er hat gesagt, er meldet sich, falls er es noch so einrichten kann, aber bisher hab ich nichts von ihm gehört. Es müßte schon ein Wunder geschehen, wenn er doch noch hier auftauchen sollt." Mit einem leichten Schulterzucken blickte Shania zum Ende des Ganges, aber noch war keine Spur von Alana zu entdecken.

"Falls ich etwas bemerken darf...", sagte plötzlich Timothy, der bisher geschwiegen hatte und alle nur mit einem Nicken begrüßt hatte. "Falls die beiden bis um 18 Uhr immer noch nicht da sind, dann sollten wir schon mal beginnen. Hier rumzustehen bringt sie auch nicht her und sie können ja auch später zu uns stoßen, wenn wir im Computer eine Nachricht hinterlegen, auf welchem Holodeck wir uns befinden."

Die große Amerikanerin nickte zustimmend und hinterließ auch sofort eine entsprechende Nachricht im Computer, für den Fall, daß Alana oder auch Merced sich verspäteten und nachkommen mußten. Das war auch in ihrem Sinne, da sich später vielleicht Soldan am anderen Holodeck befand um Squash zu üben. Er mußte nicht unbedingt erfahren, daß nur er von dieser Einladung ausgenommen war.

"Tut mir leid, daß ich etwas zu spät komme, aber ich hatte gerade eine kreative Phase", ertönte eine Stimme und unterbrach Shanias Gedanken.

Erst jetzt bemerkten alle die Trill, die sich ihnen in der Zwischenzeit unbemerkt genähert hatte. Auf ihrer Wange war immer noch ein grüner Farbenklecks zu erkennen und ihr Haar war etwas zerrauft, als hätte ein Windstoß sie gehörig durcheinander gewirbelt.

Zum Glück hatte sie den Computer angewiesen, ihr rechtzeitig Bescheid zu geben, nachdem sie von Shania die genaue Uhrzeit fürs Treffen erfahren hatte. Ihren Badeanzug hatte sie immer griffbereit, nachdem sie eine leidenschaftliche Schwimmerin war. So kam sie dann doch nur ein wenig zu spät.

"Warten wir noch auf jemanden, oder sind wir jetzt vollzählig?", fragend blickte Alana die anderen an.

"Da Merced leider nicht fest zusagen konnte, denke ich, daß nichts gegen den Beginn spricht. Für eventuelle Nachkömmlinge wurde ja eine Nachricht von Shania einprogrammiert", antwortete Anjol nach einer kurzen Phase des Schweigens.

Die anderen guckten ihn zustimmend an, aber in Shanias Augen konnte er noch immer einen Vorwurf erkennen. Dann löste er sich von diesem Gedanken und sie alle betraten gemeinsam das Holodeck.

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