Ivory Cronik 5

Nussiger Geschmack mit Nebenwirkung

--- Frachter Santorin, Brücke, einige Stunden zuvor

"Computerlogbuch der SS Santorin, diensthabender Navigator Udedewe.

Nach drei Wochen Reisezeit werden wir mit unseren altersschwachen Maschinen in 90 Minuten die Raumstation DS 4 erreichen. Es ist verwunderlich, daß der Captain diese Reise über 150 Lichtjahre mit einem so alten Schiff überhaupt gewagt hat. Mit einer etwas weniger aufmerksamen und guten Mannschaft hätten wir gerade einmal die Hälfte der Strecke geschafft.

Eintrag Ende.

Neuer Eintrag, privates Computerlogbuch Udedewe.

Ein altes japanisches Sprichwort sagt: Reichtum macht aus einem Dummkopf einen Herrn. Dem kann ich hier nichts hinzuzufügen.

Eintrag Ende."

'Noch 30 Minuten bis zum Anlegen, dann noch 10 um abzumustern, weitere 10 um meine Sachen zu packen. In einer Stunde habe ich mit diesem Klapperkasten nichts mehr zu schaffen. Vielleicht schaffe ich es auch
in...'

Ein schrilles Fiepen unterbrach die Gedankengänge des Navigators und ersetzte sie durch einen Neuen: 'Oh nein, nicht schon wieder!'

Die Anzeigen auf seinem Kontrollpult zeigten an, daß die Reisegeschwindigkeit von Warp 3,5 auf Warp 1,1 gefallen war.

"Udedewe an Tal'Nok." Namonos Stimme war sehr ruhig. "Was ist denn bei euch da unten in der Technik los? Könnt ihr schon in etwa extrapolieren, wann dieses wunderhübsche Schiffchen in die Luft fliegt?"

Die beherrschte Stimme des angesprochenen Vulkaniers antwortete: "Zur Zeit haben wir ein paar Probleme mit dem Warpantrieb." Namono lag schon eine zynische Entgegnung auf der Zunge, als der Vulkanier fortfuhr:

"Und da außerhalb unseres Schiffes glücklicherweise keine Luft existiert, in die wir gegebenenfalls fliegen könnten, ist auch die Frage nach dem Zeitpunkt dieses Ereignisses irrelevant."

'Vulkanier...', dachte sich der Massai. 'Die werden nie erkennen, was Sarkasmus ist.'

Aber offenbar hatte der Leiter des Maschinenraumes die Situation im Griff, und so blieb Namono nur, sich zurückzulehnen, die Verbindung zu beenden und darauf zu warten, daß die Geschwindigkeitsanzeige wieder annehmbare Werte anzeigte.

Dabei überschlug Namono im Geiste die Zeit, die sie jetzt bis zur Station benötigten, verdrehte die Augen und fragte sich, ob sie überhaupt jemals ankommen würden.

Den Captain informierte er nicht, schließlich wollte dieser nur bei außergewöhnlichen Ereignissen beim Stapeln seines Latinums gestört werden.

--- Frachter Santorin, Frachtraum 5, vier Stunden später

Namono hatte das Schiff elegant an den Andockring der Station gekoppelt, die Reste der Systeme heruntergefahren und stand nun vor dem Captain, der die Entladeaktion überwachte.

Der schwarze Hüne schaute auf den gut einen Kopf kleineren Bajoraner herunter.

"MISTER Czeron..."

Der Bajoraner blickte scharf zurück und unterbrach den Afrikaner: "Für Sie immer noch Captain!"

Eine Reihe blendend weißer Zähne strahlte herunter, als Namono entgegnete: "Oh, ich bitte um Verzeihung, ich war der Ansicht, Ihr Name wäre Czeron. Also, MISTER Captain, darf ich Sie daran erinnern, daß Sie mir eine ganze Menge Latinum schulden?"

Der Captain schnaubte unwillig. "Hat das nicht Zeit, bis ich hier fertig bin? Wissen Sie, wieviel ich mit jeder Minute, die wir hier herumstehen, verliere?"

"Nicht so viel, wie Sie verlieren, wenn Sie mir mein Geld nicht gleich jetzt auszahlen. Wenn Sie sich erinnern, habe ich zu Beginn meines Dienstes auf einer kleinen Klausel bestanden.

Demnach verdoppelt sich mein Stundensatz in jeder Minute, die ich nach meiner Abmusterung auf mein Geld warten muß. Mal sehen, abgemustert habe ich vor 34 Sekunden..."

Namono verstummte, denn er bemerkte, daß er mit leerer Luft redete.

'Na also. Es zahlt sich immer aus, sich vorher zu informieren, was ein zukünftiger Chef für Macken hat."

Schnaufend kam der Captain angelaufen und warf dem Afrikaner einen Sack vor die Füße, indem er ihn anschnauzte: "Von mir aus können Sie nachzählen. Ich weiß auch genau, was der Inhalt Ihrer zweiten Klausel war. Und jetzt hauen Sie bloß ab!"

Der Angesprochene schulterte den Sack, der sich angenehm schwer anfühlte, und drehte sich um. Um keinen Preis würde er noch einmal einen Fuß auf ein 180 Jahre altes Schiff setzen!

--- DS 4, Bar

Nachdem er sein Gepäck in sein frisch gemietetes Zimmer gebracht hatte - ein Zimmer mit Safe - räkelte Namono sich an einem Tisch herum und genoß seinen Changaa. Ein afrikanisches Getränk, das früher regelmäßig fast hundert Todesopfer jährlich gefordert hatte, bevor man die Oktanzahl des Benzines drastisch gesenkt und den Methanolgenuß gesetzlich verboten hatte.

Leider wurde sein Genuß durch den Anblick des Barmannes deutlich geschmälert. Namono war es auch egal, daß dieser Ferengi das beste Changaa ausschenkte, das er jemals außerhalb des Sektors 001 gekostet hatte. Schließlich wurde ein Baum auch noch lange kein Krokodil, selbst wenn er jahrelang im Niger trieb.

Ferengi!

Na, wenigstens war die Musik annehmbar.

Kein Ferengi-Beat.

Die durchaus angenehmen Klänge wurden nur dadurch gestört, daß jemand in einer absolut unmelodischen Stimme schimpfte und fluchte und fluchte und schimpfte um dann wieder von vorn zu beginnen.

Schon wieder dieser Ferengi.

"...nicht einmal gezahlt hat er für diese Information! Gelauscht hat er! Und jetzt habe ich keinen Kellner! Woher soll ich jetzt so schnell einen Kellner bekommen? Hä? Beim Militär würde man solche Leute erschießen!

Deserteur!

Wenigstens hätte er mir eine Entschädigung zahlen können, dafür, daß er auf der Ivory angefangen hat! Schließlich wußte er nur von mir, daß man da noch Leute sucht! Aber nein - zahlt einfach seine Schulden und verdrückt sich! Kommt nicht einmal persönlich vorbei, damit ich ihm den Kopf abreißen kann! Der Kerl soll sich hier nicht mehr blicken lassen, sonst..."

Namono hörte bereits nicht mehr hin. Offenbar war dieser dumme Ferengi so in Rage, daß er vollkommen übersah, daß er gerade seine wertvolle Information durch den halben Laden schrie.

Hm...bisher hatte sich der Massai noch keine Gedanken gemacht, wohin er nun reisen sollte, aber wenn sich hier eine Gelegenheit bot, auf einem Schiff anzuheuern - einem neueren Schiff! - dann könnte man eigentlich zugreifen.

Als er die Liste der angelegten Schiffe durchging, fand der Afrikaner den Frachter, von dem der Ferengi geredet hatte. Der Name des Captains kam ihm vage bekannt vor, demnach war er in Händlerkreisen kein Unbekannter.

Nachdem er alle Informationen über Schiff und Captain zusammengetragen hatte, die schnell zu beschaffen waren, beschloß er, sich auf den Weg zu machen.

Ein bajoranischer Frachter, gerade mal dreißig Jahre alt, und ein recht sympathischer, wenn auch etwas schrulliger Captain mit einem riesig(en,) paranoiden Leibwächter.

Das versprach Kurzweile und Abenteuer!

--- Ivory, Krankenstation, wieder in der Gegenwart

Die Tür glitt auf und Merced trat herein. Er schaute sich um und war etwas enttäuscht, die Ärztin nirgends zu sehen und so wandte er sich direkt an die Xenexianerin, die gerade mit dem Bajoraner beschäftigt war, den er zuvor einmal kurz getroffen hatte.

"Hi, der Captain meinte, ich solle mich auf der Krankenstation melden, Sie würden schon auf mich warten..."

Verwundert drehte sich Enehy um und sah den Menschen erschrocken an.

"Du meine Güte, haben Sie mich erschreckt. Ich habe Sie gar nicht kommen hören. - Der Captain hat Sie hergeschickt? Ich bin gerade dabei Mister Anjol durchzuchecken. Wenn Sie so lange warten möchten, können Sie sich ja setzen. Es wird aber noch etwas dauern."

Ebenso verwundert wie Enehy hatte Anjol das leise Zischen des Schotts vernommen und sich umgewandt. Eines der anderen Crewmitglieder, der Ingenieur mit der großen Eile, war eingetroffen, um sich ebenfalls untersuchen zu lassen und DAS paßte dem Bajoraner gar nicht ins Konzept.

'Denkt Monserat etwa er kommt um die Untersuchung herum, indem er mir andere Patienten schickt? Geschickt eingefädelt, aber ich erwische ihn noch', dachte sich die junge Frau und richtete sich nochmals an William.

"Wissen Sie eigentlich schon, daß Aggascha das Schiff wieder verlassen hat? Persönliche Verpflichtungen. Ziemlich schade, wir hätten sicher gut zusammen gearbeitet. Nun muß die Crew eben mit mir Vorlieb nehmen", meinte sie zu Merced.

"Nein, ich wußte noch nicht, daß Aggascha fort ist. Das ist wirklich sehr schade." Etwas betrübt sah Merced zu Boden. Er hatte diese Aggascha gemocht. Sie wären sicher gute Freunde geworden. Nun war sie einfach weg ohne etwas zu sagen. Das war auch für ihn eine ziemliche Enttäuschung.

"Ich geh dann eben Anjol fertig machen und dann sind Sie an der Reihe ok?", meinte Enehy ohne auf eine Antwort zu warten.

Behende wandte sie sich wieder dem Bajoraner zu und setzte die Untersuchung fort.

'Jetzt ist jede Chance dahin mit Enehy ein klärendes Gespräch zu führen. Verdammt!', grummelte Anjol innerlich und ballte die linke Hand hinter seinem Rücken zu einer Faust, als Enehy sich wieder ihm zuwandte.

"Ein merkwürdiges Gefühl im Bauch sagen Sie? Was haben Sie denn als Letztes gegessen? Nicht, daß Sie eine Magenverstimmung haben. Das kann furchtbar unangenehm werden." Vorsichtig tastete sie die Bauchdecke ab und sah Anjol prüfend an.

"Tut da was weh?"

Inzwischen hatte Anjol seine Hände längst wieder entkrampft und tief durchgeatmet. Schließlich konnte dieser William ja nichts für sein Erscheinen. Monserat aber sehr wohl!

Dieser Franzose machte sich bei dem Bajoraner immer unbeliebter und es kostete Anjol immer noch etwas Überwindung, um auf die Frage der bezaubernden Krankenschwester mit dem richtigen, an die Situation angepaßtem, Feingefühl einzugehen:

"Es sind keine normalen Schmerzen, eher ein angenehmes Gefühl, daß....auf jeden Fall hat es wohl nichts mit verdorbenem Fisch zu tun, sondern eher mit Emotionen."

Instinktiv lächelte er sie an und fragte sich, ob sie seine Anspielung nicht verstanden hatte oder ob sie mit ihm spielte. In jedem Fall sollte er gerade jetzt nicht nachgeben.

Und so fügte er zu seinen Worten noch Folgendes hinzu: "Und Sie Enehy haben viel damit zu tun!"

Enehy zuckte gleichmütig mit den Schultern und versuchte ruhig zu bleiben.

'Ich mache ihn also kribbelig. Eigentlich könnte ich mich darüber freuen, aber ich habe mir ja geschworen nie wieder etwas mit einem Kerl anzufangen und dabei bleibe ich. Wenn er nur nicht so verdammt attraktiv wäre.' Vorsichtig setzte sie sich auf die Kante des Biobetts und wußte selbst nicht so recht was zu tun war.

"Dann sollten wir das Treffen für heute Abend am Besten absagen. Ich möchte nicht, daß Sie sich falsche Hoffnungen machen. Sie sind sehr nett, sehen gut aus, sind charmant und höflich, aber das Thema Männer hat sich ein für alle mal für mich erledigt. Verstehen Sie?"

Unsicher brach Enehy den Erklärungsversuch ab und versuchte einen Themenwechsel.

"Für die Kartei brauche ich Vor- und Zunamen, Größe, Gewicht, Geburtstag, Haar- und Augenfarbe. Also?"

Anjol ignorierte Enehys Versuch, ein anderes Thema aufzugreifen und sah ihr weiter ernst in die Augen:

"Enehy, ich", mühsam suchte er nach geeigneten Worten, "ich habe selbst viel Schreckliches erlebt und ich kann nur erahnen was Ihnen angetan wurde, aber", und erneut stockte der Bajoraner in seinem Redefluß, "ich habe mich in Sie verliebt und diese Gefühle kann ich nicht abschalten!"

Verzweifelt legte er abermals eine kurze Pause ein, um das in die Dimensionen von Sprache und Worten zu fassen, was in ihm wie ein Sturm tobte. Schließlich zwang er sein hämmerndes Herz leiser zu schlagen, atmete einen Moment tief durch und versuchte ruhig und bestimmt fortzufahren:

"Enehy, ich habe es in deinen Augen gesehen. Ich weiß, daß du meine Gefühle erwiderst. Und ich bete, daß ich dein Vertrauen gewinnen kann, weil ich es aus tiefstem Herzen will.

Du warst eben ehrlich zu mir, und ich bin jetzt ebenso ehrlich zu dir. Stell deinem Herzen die Frage, ob du meine Zuneigung erwiderst und sei ehrlich zu mir und vor allem sei ehrlich zu dir selbst!"

Mit einem silbrigen Glanz in den Augen stand ihm Enehy gegenüber und in diesem Moment, in diesem Moment von dem so viel abhing, drehte sich der gesamte Kosmos nur um ihre Antwort...

"Ich glaube nicht an Liebe auf den ersten Blick. Jetzt jedenfalls nicht mehr. Dafür ist mir schon zuviel passiert. Daß ich Sie mag, kann ich nicht abstreiten und anziehend finde ich Sie auch. Aber das geht mir alles viel zu schnell und ich glaube auch nicht, daß ich die richtige Frau für Sie wäre", versuchte Enehy abermals ihren Standpunkt klar zu machen und kämpfte darum ihre Fassung nicht zu verlieren.

'Ich muß weg hier.'

"Wegen des Treffens heute abends können Sie ja die Zeit mit Shania absprechen. Ich fühle mich nicht gut und möchte mich hinlegen. Die Untersuchung können wir ein andermal fortsetzen."

Hastig drehte sich die Xenexianerin um und sah William entschuldigend an.

"Kommen Sie am Besten morgen wieder. Ich werde mir dann besonders viel Zeit für Sie nehmen. Tut mir leid, daß Sie umsonst gewartet haben." Ziemlich kopflos verließ Enehy die Krankenstation um in ihr Quartier zu flüchten.

Wortlos und mit zusammengekniffenen Lippen sah Anjol die Tür sich wieder schließen. 'Habe ich sie verloren?', war die einzige Frage, die ihm durch den Kopf ging.

'Aber....aber Enehy hat reagiert. Sehr sogar. Ich hatte recht, aber ich habe sie gleichzeitig sehr verwirrt', überlegte er zähneknirschend weiter und war zugleich etwas beruhigt.

Schließlich schaute er sich um und nahm seine Umgebung wieder war.

Merced stand immer noch in der Krankenstation. Ein paar Meter entfernt zwar, aber dennoch sah man ihm an, daß er mitgelitten hatte. In seinen Augen war eine stumme Anteilnahme und Anjol dachte, daß der Mensch jeden Moment etwas sagen würde, aber, und Anjol wunderte sich über das angenehme Schweigen, William sagte nichts.

"Dann sind wir beide jetzt wohl alleine hier", sagte der Bajoraner mit bitterer Mine. "Was halten Sie davon, wenn wir in die Mannschaftsmesse gehen, um etwas zu trinken? Ich denke, ich kann jetzt einen Schnaps vertragen."

Etwas ratlos hatte Merced der davonlaufenden Krankenschwester hinterhergesehen. Nein, dies war ganz eindeutig kein Schiff der Sternenflotte. Der Captain schickte ihn auf die Krankenstation und die Krankenschwester schickte ihn wieder fort.

Er warf einen Blick zu dem Bajoraner, der die ganze Zeit versucht hatte, mit Enehy zu reden und glaubte leicht zu erröten. Immerhin war er unfreiwilliger Zuhörer ihres privaten Gespräches geworden.

"Das ist eine gute Idee", entgegnete er dem Bajoraner.

"Bei dieser planlosen Schiffsorganisation bleibt mir auch bald nichts anderes mehr übrig, als mich zu betrinken. Und dann geht auch noch diese wunderbare Ärztin wieder von Bord. Langsam glaube ich, ich hätte auf der Exeter bleiben sollen."

Er sah Anjol direkt an und wurde erneut auf dessen traurigen Blick aufmerksam. Also versuchte er nun, mit einem anderen Thema abzulenken: "Wie hat es Sie eigentlich auf diesen seltsamen Frachter verschlagen?"

--- Quartier 16

'So, jetzt bin ich fertig!', zufrieden blickte Croft noch einmal durch sein eingerichtetes Quartier.

Schöne exotische Blumen, durchsetzt mit wunderbar duftenden Kerzen und dazu der samtweiche Bettbezug. So könnte man es aushalten.

Direkt nach seinem Abgang aus der Mannschaftsmesse war Croft in sein Quartier gegangen, um es sich gemütlich zu machen. Schließlich wußte man ja nie, welchen Besuch man abends noch bekommen könnte.

Wo dies aber nun getan war, machte sich der Brite auf den Weg zur Krankenstation, nicht nur in der Hoffnung die schöne Trill wiederzusehen, sondern auch mit Enehy ins Reine zu kommen. Um nichts war der Brite mehr bedacht, als um seinen Ruf in der Damenwelt!

--- Krankenstation

Als sich das Schott öffnete, war Croft mehr verdutzt als enttäuscht. Er war betrübt, keine von den Damen zu sehen, die er erwartet hätte, aber noch mehr war er verdutzt, als er Will und den sich im Raum befindenden Bajoraner wie zwei begossene Pudel rumstehen sah.

'Ich kenne diesen Ausdruck. Da hat wohl jemand einen bösen Korb bekommen!', schoß James sofort durch den Kopf. 'Ich glaube, daß ist die Gelegenheit, sich mit meinen Kollegen gut bekannt zu machen... außerdem, wer weiß, was für einen Nutzen die Informationen noch haben werden, die ich von denen bekommen kann?'

"Hallo zusammen", sofort fielen die Blicke Beider auf ihn, "ich glaube, ich ahne, was sich hier ungefähr abgespielt hat... da jetzt sowieso kein Arzt in der Nähe ist, was halten sie von einem guten Schnaps?"

--- Quartier 14

Verwirrt warf sich die junge Xenexianerin auf ihr Bett und aktivierte ihren Kommunikator.

"Enehy an Shania. Kannst du bitte ganz dringend in mein Quartier kommen? Ich habe ein riesengroßes Problem und muß dringend mit jemandem reden. Kannst du bitte kommen?"

--- Mannschaftsmesse, Tisch 2

"Ich freue mich schon sehr auf unser Spiel", entgegnete der Wadi abschließend, nachdem er ihr lange Zeit von den Spielen seiner Heimat vorgeschwärmt hatte. "Die Regeln werde ich bis heute Abend gelernt haben, schließlich bin ich darin Experte. Aber ich bin mir sicher, daß Sie sehr leichtes Spiel mit mir haben werden."

Soldan lächelte zweideutig. "Was halten Sie davon, wenn wir bis dahin..."

Die Stimme aus Shanias Communicator unterbrach den beginnenden Redefluß des Spielers.

"Enehy an Shania. Kannst du bitte ganz dringend in mein Quartier kommen? Ich habe ein riesengroßes Problem und muß dringend mit jemandem reden. Kannst du bitte kommen?"

Shania zuckte zusammen, und da Soldans Taktgefühl größer war als man ihm zutrauen konnte, verabschiedete er sich mit den Worten: "Gehen Sie ruhig. Ich habe sowieso noch einiges zu erledigen. Wir sehen uns dann
heute Abend!"

Mit diesen Worten lächelte er, wandte sich ab und aktivierte die Sprechanlage, da ihm noch niemand seinen Communicator überreicht hatte.

"Akboradon an Martengh. Ich habe eine Bitte. Hätten Sie ein wenig Zeit? Ich müßte es Ihnen nämlich erklären, sonst könnte es sein, daß Sie meine Bitte als unverschämt ablehnen, und deshalb..."

Leicht lächelnd hatte Shania Soldan angesehen und dann zustimmend genickt. Damit wußte sie immerhin schon, wer sie für ihre harte Balltechnik in Zukunft hassen würde. Selbst Charly ließ sich nicht mehr erweichen, mit ihr zu spielen.

Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit der noch immer offenen Verbindung zu Enehy zu: "Klar komm ich zu dir. Wenn ich mich auch frage, was du schon wieder angestellt hast.... Du warst doch vorhin mit... ach, was... ich komm zu dir. Shania Ende."

Nachdenklich schritt die Amerikanerin auf den Ausgang zu. Dieser Soldan schien recht nett zu sein, auch wenn er leider überhaupt nicht ihr Typ war. Kleine Männer waren nicht so ihr Ding.

Groß und gebräunt schon eher...

--- Brücke

Martengh hatte gerade die angeforderten Berichte über die neuen Besatzungsmitglieder durchgelesen, als ihn dieser Schwätzer zu sprechen wünschte.

Offenbar wollte er auf die Brücke kommen.

"NEIN!" Martenghs Stimme war sowohl etwas höher als auch etwas lauter als sonst. Aber er hatte sich schnell wieder im Griff. "Leider habe ich jetzt absolut gar keine Zeit. Sagen Sie nur ganz kurz, was Sie wollen!"

"Oh, das tut mir aber leid. Damit hätte ich nicht gerechnet, schließlich haben wir nicht einmal abgelegt, und Sie arbeiten schon so viel? Naja, Sie sind ja auch schließlich für die Sicherheit des ganzen Schiffes zuständig und..."

"Ich sagte KURZ!", donnerte die Stimme des Caldoniers dazwischen.

"Oh, ja, natürlich. Wie ich Ihnen schon erklärt habe, bin ich noch offiziell in der Bar der Station angestellt. Um meine Schulden zu bezahlen, benötige ich einen kleinen Vorschuß..."

Martengh horchte auf. Da war sie, die Gelegenheit, die Anwesenheit dieser Labertasche wenigstens für ein paar Tage herauszögern zu können. Aber gleich darauf wurde diese Gelegenheit auch gleich wieder zunichte gemacht, als Soldan fortfuhr:

"Es wäre jedenfalls sehr vorteilhaft, wenn ich jetzt schon hier anfangen könnte, da ich bisher noch niemals ein Schiff dieses Typs geflogen habe. Dann könnte ich mich auf dem Holodeck in die Steuerung einarbeiten."

Der Sicherheitschef vergrub das Gesicht in den Händen. Warum nur um alles in der Welt hatte Monserat DIESEN unfähigen Kerl aufgenommen?

Aber da fiel es ihm wie Schuppen von den Schädelwülsten. Natürlich!

"Genehmigt", ertönte seine Stimme. "Ich werde mich darum kümmern, daß das Geld an den Besitzer der Bar geschickt wird. Aber ich habe eine Bedingung!

Als Sicherheitschef kann ich nicht verantworten, daß ein vollkommen ungeübter Pilot das Steuer dieses Schiffes übernimmt. Ich verlange, daß Sie erst dann wieder aus dem Holodeck auftauchen, wenn Sie die Steuerung wirklich 1a beherrschen!"

Der Wadi hörte sich überglücklich an, als er entgegnete: "Vielen Dank, Sir, Sie sind sehr großzügig! Und da gibt es doch Leute, die behaupten..."

Martengh überprüfte mit ein paar Schaltungen den Aufenthaltsort des Piloten.

Aha - Mannschaftsmesse.

Das Geschwätz ignorierend unterbrach er ihn und sagte lauter werdend: "Ich glaube, wir haben uns nicht richtig verstanden! Was stehen Sie noch in der Mannschaftsmesse herum? Abmarsch ins Holodeck!!!

Martengh Ende"

Der Caldonier lehnte sich zurück, als er auf dem Bildschirm den davonsprintenden Wadi sah. Er gratulierte sich. In Gedanken zählte er, wie viele positive Auswirkungen dieses Gespräch gehabt hatte:

Einmal hatte er einen sehr lästigen Zeitgenossen aus dem Weg geschafft.

Anschließend würde dieser Kerl ein wesentlich besserer Pilot sein als bisher, was der Sicherheit des Schiffen zugute kam.

Während der Mission würde man ihn auch nicht viel zu sehen bekommen, da er schließlich jede freie Minute im Holodeck verbringen mußte - Martengh würde immer Fehler an seinem Steuerverhalten entdecken.

Und letztlich hatte er sich vor ihm gehörigen Respekt verschafft.

Das waren zwei Hände voll Erfolge!

Extrem zufrieden aktivierte er die Computerberechtigungen der neuen Besatzungsmitglieder.

--- Quartier 14

Nachdem Enehy sie eintreten ließ, fand sie diese im Bett liegend mit einem ziemlich unglücklichen Gesichtsausdruck vor. Seufzend setzte sie sich zu ihr aufs Bett und sah sie nachdenklich an.

"Laß mich raten: Du bist wieder einfach davongelaufen wie in der Mannschaftsmesse?"

Unglücklich nickte Enehy und konnte die mühsam unterdrückten Tränen nicht mehr zurückhalten.

"Er hat gesagt, daß er sich in mich verliebt hat", schluchzte die Xenexianerin und klammerte sich haltsuchend an ihre Freundin.

"Warum tut er mir das an? Ich dachte, wir könnten Freunde werden und jetzt hat er alles kaputt gemacht. Dieser dumme Bajoraner ist genauso wie alle anderen. Wie kann er nur sagen, daß er sich in mich verliebt hat? Er kennt mich ja gar nicht.

Was nutzen mir ein Mann, der sich nur aufgrund meines Aussehens in mich verliebt? Das passiert mir immer wieder und deswegen habe ich mir geschworen mich nie wieder in einen Kerl zu verlieben. Da kann er noch so schöne grüne Augen haben und noch so durchtrainiert sein."

Schniefend holte Enehy tief Luft und ließ Shania wieder los. "Warum sind Männer so oberflächlich?"

Die Amerikanerin sah Enehy mit großen Augen an und seufzte dann leise.

"Er hat dir also gesagt, daß er sich in dich verliebt hat. Und das hat dich natürlich schrecklich getroffen. Dabei konnte ich sehen, daß es dir genauso bei ihm ging. Das stand groß und breit in deinen Augen." Shania winkte Enehys Einwand gleich im Keim ab. "Aber bitte, wie du meinst. Aber daß er jetzt dumm ist, weil er ehrlich zu dir ist, das finde ich sehr ungerecht von dir.

Denk doch auch mal an ihn. Er breitet dir sein Herz aus, was er sicher nicht wie Croft bei allen macht, und du schlägst es ihm erschrocken aus der Hand und läufst einfach fort. Denkst du, er hat ein Herz aus Stein? Das verletzt ihn auch. Willst du so sein wie derjenige, der dich verletzt hat? - Na siehst du.

Warum kannst du nicht einfach seine Gefühle für dich zur Kenntnis nehmen und ihn näher kennenlernen? Niemand verlangt von dir, daß du seine Liebe gleich erwiderst. Aber du kannst ihm wenigstens eine Chance geben. Du möchtest nicht für dein Äußeres geliebt werden. Warum möchtest du ihn für seine Verliebtheit verurteilen?" Fragend blickte die große Frau ihre Freundin an.

"Ich will Ihn doch nicht verurteilen", brauste Enehy auf und schüttelte ungeduldig den Kopf, so das die Zöpfe nur so flogen.

"Denkst du, daß ich Anjol jetzt nicht mehr mag? Ich weiß nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll. Das ist mein Problem. Bist du sicher, daß er nicht erwartet, daß ich auch in ihn verliebt bin? Wie kommst du eigentlich darauf, daß ich seine Gefühle erwidere? Er ist sehr, sehr nett und gutaussehend, aber deswegen stehe ich nicht auf ihn." Verlegen begann Enehy ihre Zöpfe zu entflechten, um davon abzulenken, daß sie wieder rot anlief.

'Du meine Güte, ich benehme mich wie ein dummer verliebter Teenager.' Mit einem entnervten Aufstöhnen, gab die junge Frau schließlich auf und sah Shania in die Augen.

"Ja, ok, ich gebe es ja zu. Anjol ist sehr anziehend und ich freue mich, daß er mich mag. Aber ich möchte ihn erst besser kennenlernen, bevor ich auch nur daran denke, irgend eine Beziehung mit ihm einzugehen. Wenn ich ehrlich bin, habe ich schlicht und ergreifend Angst davor, daß man mir wieder jemand weh tut und mich nur ausnutzt." Langsam stand Enehy auf, griff sich ihre Haarbürste vom Nachttisch und begann ihre roten Locken zu bändigen.

"Toll, jetzt komme ich mir reichlich albern vor. Wie soll ich Anjol denn jetzt noch gegenüber treten?"

--- Krankenstation

Verwundert sah Anjol den Neuankömmling an. Eine gewisse Arroganz umgab den Menschen und der Bajoraner seufzte: 'Das letzte was man bei einem einsamen Besäufnis brauchen kann ist Gesellschaft! Naja, immerhin kann ich mich für die nächsten paar Stunden ablenken.'

"Das war auch unsere Idee gewesen", gab Anjol dann ehrlich zu. Innerlich mußte er einen Moment lächeln: Egal, wo und wann man lebte, Männer hingen am Alkohol.

Und so verließen die drei, durch das Schicksal vereint, die Krankenstation Richtung Mannschaftsmesse...

--- Mannschaftsmesse

Namono saß mutterseelenallein in der Mannschaftsmesse und rekapitulierte die letzte halbe Stunde.

Nachdem der Leibwächter, der nicht nur paranoid, sondern auch unfreundlich war, ihn dem Captain vorgestellt hatte, hatte dieser ihm eröffnet, daß er bereits einen Piloten engagiert hatte. Trotzdem schien er geradezu begeistert von der Tatsache zu sein, nun zwei Piloten an Bord zu haben.

Der Massai hatte noch nicht herausgefunden, warum dem so war. Jedenfalls saß er nun hier und verbrachte seine Zeit damit, auf eine gewisse Shania zu warten, die ihm ein Quartier verpassen sollte.

Hm - sollte er schon einmal sein Gepäck holen? Aber die Aussicht, auf einem Haufen Koffern in der Mannschaftsmesse zu sitzen, behagte ihm nicht sonderlich.

Nein, er würde warten.

Und den Replikator bis an die Grenzen seiner Belastung ausprobieren!

"Computer, ein Glas Changaa!"

"Ein Glas was?", ertönte eine sehr weibliche Stimme. "Changaa? Wie macht man denn das?" Ein obszönes Kichern ertönte.

Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen, hier anzuheuern...

--- Mannschaftsmesse

"...und so verschlug mich mein Weg auf die Ivory", beendete Anjol seine Lebensgeschichte. Und dafür, daß er sie sich auf dem Weg erst ausgedacht hatte, klang sie sogar recht plausibel.

Bajoranischer Bauer, Krieg, Suche nach einer neuen Heimat. Die Parallelen zur Realität waren verblüffend und Anjol fragte sich, wie vielen seiner Rasse es genauso ging.

Als die drei [Musketiere] ihren Blick durch die Messe schweifen ließen, entdeckte jeder von ihnen recht schnell einen sehr dunklen Mann. Er stand am Replikator und diskutierte scheinbar schon länger mit dem Computer.

Innerlich seufzten Merced, Croft und Anjol wohl gemeinsam, hatten sie doch alle die Bekanntschaft des verzogenen Computer-Ichs erfahren müssen.

Mit wenigen Schritten näherte sich die gesamte Gruppe dem schwarzen Menschen...

--- Quartier 14, inzwischen

"Wir wär's mal mit Ehrlichkeit?", fragte Shania nachdenklich und sah zu Enehy hoch. Bevor die Xenexianerin noch etwas erwidern konnte, fuhr die Amerikanerin schon fort.

"Du mußt ihm ja nicht gleich auf die Nase binden, daß du auch in ihn verliebt bist, damit er nicht auf falsche Gedanken kommt und zu forsch ist. Streits bloß nicht ab, ich bin nicht blind. Eine Frau läßt sich Zeit mit solchen Geständnissen. - Aber du könntest ihm sagen, daß du bereits schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht hast und deswegen so ablehnend auf seine Eröffnung reagiert hast.

Wenn er dich wirklich liebt, dann wird er dich verstehen und Geduld haben, wenn nicht, dann wirst du es rasch merken." Shania ließ sich aufs Bett zurückfallen und streckte sich gähnend. "Im Übrigen ist es am Besten, wenn du ihm deine Gefühle nicht auf die Nase bindest und nur auf eine direkte Frage antwortest. Am Besten, daß du ihn auch sehr magst.

Dann hat er den Ansporn sich weiter um dich zu bemühen, aber es nicht zu übertreiben. Ich denke, es ist nur in deinem Sinne, wenn ihr euch besser kennenlernt. So lernt er auch dein Wesen zu lieben und du merkst, wer er ist. Obwohl, daß ein feinfühliger Mensch auch so auf Anhieb erkennen kann." Noch einmal tief seufzend rieb Shania ihr Gesicht um etwas munterer zu werden. "Oder denkst du, ich wollte deine Freundin werden, nur weil du so hübsch bist?"

"Ja, du hast mal wieder Recht wie immer", gab Enehy zu und legte die Bürste aus der Hand.

"Man sieht mir also an, daß ich Anjol gern habe? Ganz schön peinlich, was ich mir da wieder geleistet habe. Zwei mal an einem Tag vor zwei verschiedenen Männern fliehen, ist mein persönlicher Rekord. Das habe ich noch nie geschafft. Am Besten entschuldige ich mich bei den beiden. Vielleicht sollte ich mal zur Abwechslung nachdenken, bevor ich handle. Danke, daß du mir zuhörst. Ohne dich wüßte ich echt nicht, was ich machen sollte."

'Ich habe echt Glück, daß ich Shania kennengelernt habe. Ich habe sie richtig lieb.'

Überraschend sprang Enehy auf das Bett zu, ergriff Shanias Hand und zog sie vom Bett. "Komm wir gehen jetzt in die Messe und du trinkst einen starken Kaffee. Du scheinst total müde zu sein. Außerdem gibt es vielleicht wieder neue Leute an Bord. Wäre doch ganz nett, noch ein weibliches Wesen in der Crew zu haben. Bisher habe ich außer dir nur Männer gesehen. Aggascha hat uns ja leider wieder verlassen."

"Hey, daß wußte ich ja noch gar nicht", meinte Shania, die verwundert darüber war, daß die Ärztin noch vor dem Beginn der Reise das Handtuch warf. Auch wenn sie nicht ganz überzeugt von deren Qualitäten war und ihr noch immer nicht verziehen hatte, daß sie sich lieber um den vollschlanken Typ mit der blauen Stirn kümmerte, die bei näherer Betrachtung nun wohl "richtig" blau war, statt sich um sie zu kümmern.

"Weißt du denn warum sie von Bord ist?", fragte die Amerikanerin und sah Enehy fragend an.

Diese zuckte nur mit den Schultern und schüttelte den Kopf, daß ihre Locken nur so flogen. "Keine Ahnung. Ich weiß nur, daß es um persönliche Verpflichtungen ging. Wenn du mehr wissen willst, mußt du wohl den Captain selbst fragen. - Aber was interessiert uns jetzt diese Aggascha? Komm wir gehen."

Mit Shania an der Hand, verließ Enehy ihr Zimmer und machte sich auf den Weg in die Messe.

--- Mannschaftsmesse

Mittlerweile wieder recht gut gelaunt, hüpfte Enehy in die Bar und sah sich um.

"Schau mal Shania, da sind alle unsere Männer versammelt. Aber der Dunkle da ist neu. Komm wir gehen hin und stellen uns vor", meinte Enehy und verschwand zu der Gruppe.

--- Mannschaftsmesse, vor dem Replikator

Gerade war Croft mit seinen Trinkkumpanen vor dem neuen Mannschaftsmitglied zum Stehen gekommen, als Enehy auftauchte.

"Hallo, alle zusammen. Ich wollte mich nur unserem Neuankömmling vorstellen. Ich bin Enehy und die Krankenschwester hier an Bord", stellte sich die junge Frau vor und lächelte in die Runde.

'Ich frag mich mal, was Anjol jetzt denkt', dachte der Brite, denn sonderlich gefühlvoll fand er ihr fröhliches Auftreten nicht. Im Inneren stellte James sich ein >mit Vorsicht zu Genießen< Schild über Enehys Kopf vor.

Solche impulsiven Frauen bekam man mit guten Willen zwar rum, aber am nächsten Tag warteten diese mit nicht allzu wenigen Komplikationen auf... wie konnte man sie nur so ausnutzen... liebst du mich denn wirklich... ich liebe dich, laß uns für immer zusammen sein...

'GRAUENHAFT!'

Auf jeden Fall wartete er erst einmal ein bißchen ab, denn schließlich wollte er nicht sofort einen neuen Ärger der Krankenschwester heraufbeschwören. Außerdem... Zurückhaltung ist eine Tugend, und erst recht, wenn so ein bezauberndes Geschöpf wie Shania direkt neben ihm stand.

Namono hatte gerade die Gruppe Männer begrüßen wollen, als die zwei Frauen die Messe betreten hatten. Bei der jüngeren der beiden mußte er unwillkürlich an ein sorbisches Sprichwort denken: Ein junges Pferd braucht einen sicheren Reiter.

Die zweite Frau sah etwas älter, erfahrener, reifer aus. Handelte es sich bei ihr um diese Shania, auf die er hier in der Mannschaftsmesse warteten sollte?

Hm - täuschte er sich, oder war diese seltsame Computerstimme verstummt, als die ersten Leute die Mannschaftsmesse betreten hatten? Wollte sie sich mit ihm alleine unterhalten? Fragen über Fragen...

Aber zuerst wollte er Enehys Beispiel folgen, und sich vorstellen.

"Mein Name ist Namono Ndaego Zabulungi Udedewe. Falls es hier wie, auf den meisten anderen Schiffen auch, üblich ist, daß man sich duzt, dann könnt ihr mich Namono nennen. Ich bin Pilot."

Indem er Shania anschaute, fuhr er fort: "Bevor ich zu der Frage komme, wo ich wohnen werde, würde es mich interessieren, warum Sie hier an Bord eine solche Computerstimme haben."

Shania starrte den dunkelhäutigen Mann ziemlich verwundert und zugleich neugierig an. Sie hatte nicht damit gerechnet, daß wirklich jemand Neues in der Mannschaftsmesse war und dann schon gar nicht so ein Mann. Er sah gut aus, hatte gute Manieren und schien durchtrainiert und athletisch zu sein. Ein Mann ganz nach ihrem Geschmack. Nicht aufdringlich, aber mit großer Ausstrahlung.

Als er sie plötzlich direkt ansprach und ihren Gedankengang unterbrach, errötete sie ertappt, ärgerte sich aber auch gleichzeitig darüber. Immerhin hatte sie an nichts Schlimmes gedacht und es war nichts dabei den Neuen in der Crew genauer anzusehen.

Entschlossen streckte die Amerikanerin ihm zur Begrüßung die Hand hin und versuchte ihr Erröten zu überspielen. "Mein Name ist Shania Twillan, aber du kannst gerne Shania zu mir sagen." Dann besann sie sich ihrer Pflicht und stellte auch die anderen vor. "Anjol - Sicherheit, William Merced - Technik, James Croft - Wissenschaft. Unsere eifrige Enehy kennst du ja bereits." Sie konnte sich ein feixendes Grinsen nicht verkneifen.

"Das mit der Computerstimme ist übrigens leicht erklärt. Dein Vorgänger hat diese Stimme im Austausch zu der krächzenden alten Stimme installiert und der Captain scheint sie aus irgend einem Grund zu mögen. Wahrscheinlich sogar wegen ihrer Persönlichkeit.

Er hat keine Frau, keine Freundin, sondern nur dieses Schiff. Wahrscheinlich liebt er ihren neuen weiblichen Touch." Dann zuckte sie mit den Schultern. "Mein Fall ist sie nicht, aber ich hab auch nichts gegen sie." Dann blickte sie sich um und stellte beunruhigt fest, daß dieser Croft zu nahe neben ihr stand.

"Wie wär's, wenn wir alle an einem Tisch Platz nehmen würden?", fragte sie die anderen.

Anjol war bisher unfähig gewesen irgend etwas zu sagen. Zu sehr mußte er an Enehy denken und hoffte auf ein verstecktes Zeichen...

'Wenigstens hat sie ihre gute Laune wiedergefunden', stellte der Bajoraner erleichtert fest. Er nahm sich vor, ihr nicht auszuweichen, aber sie auch nicht zu bedrängen. Behandeln wie jeden anderen auch.

In der Hoffnung dies durchhalten zu können, ging er auf Shanias Frage ein und antwortete: "Das wäre eine gute Idee!" Dabei deutete er auf einen nahestehenden Tisch, der groß genug war um allen genug Platz zu bieten.

Mit flatternden Gedanken ging er und setzte sich auf einen gemütlich aussehenden Stuhl...

--- Mannschaftsmesse, Tisch 2

Der Massai folgte der Gruppe und bemerkte, daß es mit der Höflichkeit hier an Bord nicht weit her war. Pflanzte sich dieser Bajoraner einfach an den Tisch, ohne zu warten, bis die Damen sich niedergelassen hatten.

Naja, Namono würde deswegen seine gute Erziehung nicht vergessen. Er trat hinter einen der Stühle, schob ihn zurück und lächelte Shania aufmunternd an, die diese Einladung dankbar annahm, und zurücklächelte, als er den Stuhl in Position rückte.

Enehy hatte sich bereits neben Anjol gesetzt, so daß für den Afrikaner der einzige freie Platz zwischen Shania und Merced blieb. Dieser hatte den Platz neben Enehy eingenommen, während Crofts Platz zwischen Shania und Anjol war.

Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend hatte Shania zwischen den beiden Männern Platz genommen. Namonos fürsorgliche Art fiel ihr dabei besonders ins Auge. Auch wenn es ihr schien, als wenn er dem Briten zuvor gekommen wäre. Trotzdem schienen beide andere Gründe für ihr Zuvorkommen zu haben.

Irgendwie konnte sie nicht verhindern, daß sie erneut rot anlief und nicht wußte in welche Richtung sie blicken sollte.

Sie sah zu Enehy und Anjol, die beide ein wenig ihren Gedanken nachhingen und ergriff das Gespräch. Immerhin würde es wohl auch in dieser Mannschaft Spannungen ergeben und sie mochte es lieber, wenn man gut mit einander auskam.

"Übrigens... Dr. Sharan hat uns bereits wieder verlassen", platzte sie in Richtung Croft heraus und ärgerte sich darüber, daß sie es überhaupt erwähnt hatte. Aber irgendwie wollte sie seine Reaktion sehen.

Verblüfft blickte der Brite Shania an.

"Oh, wirklich? Das ist aber sehr schade, Sie hatte einen sehr netten und kompetenten Eindruck gemacht", seine Enttäuschung ließ sich Croft nicht anmerken, obwohl er traurig darüber war, daß diese nette Frau nicht mehr anwesend war.

"Aber warum hat Sie uns denn verlassen? Nicht, daß wir hier zu wenig reizende Damen am Tisch sitzen hätten", bei diesen Worten lächelte er Shania und auch kurz Enehy zu, "aber es ist doch nichts Ernstes, oder?"

Besorgt schaute er Shania an und musterte sie. Innerlich hoffte er aber, nicht wieder eine Überreaktion der Xenexianerin heraufbeschworen zu haben.

Grimmig musterte Anjol den Briten. 'Will dieser schleimende Haufen Arroganz, daß ich ihm die Nase in den eigenen Hintern bohre?', fragte er lautlos und warf einen mehr als provozierenden Blick zurück.

Sich so an Enehy heranzumachen, während Anjols Versuche ihm so offensichtlich sein sollten. Und selbst wenn Anjol nicht existent gewesen wäre, hätte dieser Croft eine Schönheitsoperation verdient...

Laut sagte der Bajoraner natürlich nichts. Zum Einen hatte er kein Anrecht, ihr Beschützer zu sein und andererseits wollte er vor den Augen einer Dame keine Gewalt anwenden.

'Vielleicht', und er schaute Croft mit grimmigen Augen an, 'werde ich dies aber noch nachholen....'

Die Amerikanerin hatte die Reaktion des Briten eingehend studiert und kam durch ihren Nebenjob als Counselor zu dem Ergebnis, daß dieser enttäuschter war, als er offen zugeben wollte. Zwar konnte sie dies nicht direkt an seinem Verhalten festmachen, aber ihr Instinkt sagte es ihr.

"Da muß ich Sie leider enttäuschen, Croft. Ich habe keine Ahnung warum Aggascha das Schiff so Hals über Kopf verlassen haben könnte. Ich habe es selbst gerade erst eben von Enehy erfahren. - Es ist nämlich nichts Ungewöhnliches hier an Bord, wenn ein Mannschaftsmitglied das Schiff noch vor der Abreise wieder verläßt", meinte Shania, dachte dabei an den seltsamen Japaner und blies sich eine besonders vorwitzige Strähne aus dem Gesicht.

'Auf diesen Typen werde ich in Zukunft ein Auge haben müssen. Er kann sich ja perfekt beherrschen. Es scheint fast so, als könnte er selbst lügen ohne mit der Wimper zu zucken.' Gleichzeitig mit diesen Gedanken fiel ihr Blick auf Anjol und sie bemerkte, daß dessen Antlitz sich schlagartig verfinstert hatte. War er davor der liebenswürdigste Mann gewesen, so war nun seine ganze Erscheinung eine Warnung in Richtung des Briten sich nichts zu schulde kommen zu lassen.

Shania wollte die Lage entspannen, wußte aber gleichzeitig nicht, welches Thema sie zu diesem Zweck anschneiden sollte. "Sie werden alle gut mit Monserat auskommen können, wenn sie nicht gerade seine Autorität anzweifeln oder ihn nicht für voll nehmen. Er ist ein sehr umgänglicher Mensch und wenn es nicht gerade um Latinum geht, dann kann man alles von ihm haben. Aber man sollte ihn auch nicht mit jeder Kleinigkeit belästigen."

Enehy bemerkte besorgt wie sich die Stimmung am Tisch verschlechterte, konnte sich aber keinen Reim darauf machen.

'Was ist denn auf einmal hier los?', dachte sie betrübt und fragte sich, ob es an ihr lag.

"Also sollte ich Monserat vorerst nicht weiter mit seiner Einstandsuntersuchung belästigen? Ich muß aber seine Daten haben. Da kommt er nicht herum. Entweder ich habe eine vollständige Kartei, oder ich muß mir erst gar nicht die Mühe machen." Frustriert seufzte Enehy auf und stützte den Kopf auf die Hände.

"Daß der Captain so schwierig sein würde, hatte ich nicht erwartet. Aber jetzt mal etwas anderes. Shania, Anjol und ich wollten heute Abend auf dem Holodeck ein Picknick veranstalten und schwimmen gehen um uns besser kennenzulernen. Hat noch jemand von euch Interesse mitzukommen? Ich hoffe, es ist in Ordnung, daß ich du sage. Es ist einfacher eine entspannte Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Das ist mir immer besonders wichtig. Man soll sich ja bei der Arbeit wohl fühlen. Schließlich verbringen wir sehr viel Zeit miteinander."

Erwartungsvoll blickte sie in die Runde.

"Ich würde mich wirklich sehr freuen wenn sie alle mitkommen würden."

'Schöne Bescherung', dachte sich Croft. 'Eigentlich die Gelegenheit vor allem die Frauen besser kennenzulernen, aber...'

Anjols Blick war ihm nicht entgangen. Er kannte zwar Bajoraner und ihre Art, aber so einen... dieser war ihm ein bißchen ZU emotional. Ein einfaches Lächeln zu der Frau, die der Mann begehrte und schon setzte dieser einen Blick auf, als ob der Brite sofort tot umfallen sollte.

Das war ihm zu hoch. Anscheinend hatte Anjol nicht viel Ahnung von Frauen, denn sonst wäre er nicht so verbohrt und sofort geladen, wenn jemand seiner Angebeteten ein Lächeln schenkte. Oder er war einfach über beide Ohren verliebt, was noch viel gefährlicher wäre.

Aber egal...

"Wer kann dieses Angebot schon mit reinem Gewissen abschlagen?", lächelnd schaute James durch die Runde, "Ich freue mich schon etwas zu haben, worauf ich mich freuen kann!"

Croft schaute mit seinem gewinnendsten Lächeln durch die Runde und hoffte darauf, daß Anjol jetzt nicht austickte.

Shania sah ihre Freundin mit gemischten Gefühlen an. Hatte sie selbst vorhin alles versucht, damit sie Anjol überredete, einem gemeinsamen Treffen zuzustimmen und sogar noch dafür gesorgt, daß sie selbst leider verhindert war, so machte Enehy daraus eine groß angelegte Party, zu der sie jeden an Bord einlud.

Besonders erfreut sah die Amerikanerin also nicht gerade aus, als sich nun auch noch Croft dem Angebot anschloß. Gerade er hatte in Enehys Nähe absolut nichts zu suchen. Sonst würde Enehy wohl auch noch das Holodeck wütend verlassen und Anjol dadurch vor den Kopf stoßen. Auch Merced schien von dem Vorschlag begeistert zu sein, denn seine Miene hatte sich merklich aufgehellt.

'Eigentlich sollte das zu einem romantischen Kennenlern-Rendevouz für Enehy und Anjol werden, aber daraus wird ja jetzt wohl nichts mehr. Ich hatte gehofft, daß Enehy meinen Plan durchschauen würde, aber sie scheint überhaupt keine Ahnung von Liebesdingen zu haben.'

Um Enehy und die anderen nicht vor den Kopf zu schlagen, nickte nun auch Shania. "Ich denke auch, daß es sicher sehr unterhaltsam werden würde." Mehr sagte sie nicht dazu, da sie jetzt schon wußte, daß Soldan ihre ganze Wut bei ihren harten Aufschlägen zu spüren haben würde...

Namono wunderte sich, warum Shania bei ihrer Zusage einen etwas ... verstimmten Zug um den Mund bekam. Hatte sie vielleicht bereits etwas anderes vor? Namono hoffte, daß dieser Umstand nicht die Stimmung etwas dämpfen würde.

Nichtsdestotrotz freute er sich. Das Arbeitsklima auf diesem Schiff schien ja wirklich regelrecht freundschaftlich zu sein. Nun - er würde dazu beitragen, wo er konnte.

"Meiner Meinung nach ist das eine ganz hervorragende Idee", erwiderte der Massai deshalb auf diesen Vorschlag. "Wann soll es denn losgehen?"

Zu Enehy gewandt fragte er: "Ich weiß ja nicht, wer das ganze organisiert, aber ich würde gerne ein wenig helfen. Oder verfügen Sie bereits über ein entsprechendes Holodeckprogramm?"

"Es ist wunderbar, daß Sie helfen wollen. Wenn ich ehrlich bin, habe ich mir nämlich noch keine Gedanken darum gemacht. Ich habe auch gar keine Ahnung wie man ein Holodeckprogramm erstellt. Ich kann einen Verband anlegen, aber das ist mir doch zu technisch. Sie können gern ein Programm vorbereiten. Dann kümmere ich mich um Essen und Getränke", sprudelte Enehy hervor und wandte sich dann an James.

"Ich wollte mich nochmals für meinen überstürzten Abgang vorhin entschuldigen. Wissen Sie, Sie haben mich an einen meiner Mitschüler auf der Schwesternschule erinnert. Er hatte nichts Besseres zu tun, als mir die Unterlagen zu verstecken, oder mir die Lunchpakete zu zerdrücken. Eigentlich nichts Schwerwiegendes, aber es hat mich genervt. Sie sehen diesem Daniel verdammt ähnlich. Sogar Ihre Art mit Frauen umzugehen ist die gleiche. Ich hatte ein kleines Deja Vu. Es wird gewiß nicht wieder vorkommen."

'Unsympathisch ist er mir trotzdem, aber das muß ich ihm ja nicht auf die Nase binden', dachte sich die Xenexianerin im Stillen und ein Lächeln huschte über ihre Lippen.

Der Brite lächelte. Entwickelte sich doch alles zufriedenstellend. Ein schönes Beisammensein, am Abend ist genau das Richtige, die restliche Besatzung kennenzulernen.

Ihm war zwar nicht entgangen, daß Enehy noch gewisse Vorbehalte gegen ihn haben mußte, aber das würde sich noch mit der Zeit geben...

"Nein keine Sorge, ich bin nicht nachtragend. Außerdem hätte ich besseres zu tun, als Ihre Butterbrote zu zerquetschen", insgeheim fragte sich Croft, was für Idioten eigentlich als Sanitäter arbeiteten, aber das Thema wollte er lieber nicht anschneiden.

"Aber so ein schöner Einstand zu dem Beginn unserer Reise, ist wirklich eine wunderbare Idee." Zu Namono gewandt setzte er hinzu: "Ich hätte da auch ein paar gute Holo-Programme anzubieten, wie wäre es mit einer Beach-Party?"

Fragend blickte er in die Runde.

Namono war mit diesem Vorschlag nicht einverstanden. Aus seiner Sicht sprach einiges dagegen, wobei die Person, die den Vorschlag aufgebracht hatte, nur ein unwesentlicher Punkt war.

Croft war ihm auf Anhieb unsympathisch. Offenbar war er britischer Abstammung, was man sowohl an Kleidung, Bewegungen als auch Akzent bemerkte.

Der Massai blieb höflich - schließlich meisterte man das Leben entweder lächelnd oder gar nicht - artikulierte jedoch seinen Hauptkritikpunkt: "Nicht, daß ich etwas gegen Beachparties hätte, aber meiner Erfahrung nach ist das gegenseitige Kennenlernen dort eher schwierig. Auf so einer Party mit möglicherweise vielen simulierten Gästen kann man sich schlecht auf einzelne Personen konzentrieren.

Ich würde vorschlagen, ein reines Picknick mit nahegelegenem Badesee zu veranstalten, und zwar ohne weitere simulierte Teilnehmer. Von mir aus kann es auch gerne ein Strand sein, aber eben keine Party. Schließlich soll das Ganze ja dazu dienen, daß wir uns näher kennenlernen.

Vielleicht könnte man den Ausflug noch mit einer Prise Abenteuer würzen, das würde uns die Möglichkeit geben, uns nicht nur unter Picknickbedingungen kennenzulernen, sondern wir könnten dabei auch gleich sehen, wie wir alle unter bestimmten Situationen reagieren.

Ich beuge mich allerdings sowohl der Mehrheit als auch guten Gegenargumenten", lächelte der Afrikaner.

Gerade als Shania sich damit abgefunden hatte, daß der Abend auf dem Holodeck wohl nicht den gewünschten Erfolg bringen würde, rückte auch schon der Brite mit seiner verrückten Idee einer Strand-Party heraus. Zum Glück meldete sich dann Namono zu Wort und gab so der Amerikanerin die Möglichkeit sich inzwischen ein wenig zu beruhigen.

Aufmunternd lächelte sie anschließend dem dunkelhäutigen Mann zu und nickte dann bestätigend. "Ich halte auch nicht sehr viel von einer Beach-Party. Das ist doch nur etwas für oberflächliche Typen oder wenn man mal wirklich nur feiern möchte. Wäre mir neu, daß man sich dabei je näher kennengelernt hätte.

Ich für meinen Teil kann gerne auf leicht bekleidete, steril vor sich hinlächelnde Strandmädchen verzichten, die männlichen Besuchern jeden Wunsch von den Augen ablesen und das gleiche gilt für solche Strandtypen...", ihr Blick streifte dabei nicht von ungefähr Croft, "die außer einem recht anziehendem Äußeren nur ein gigantisches Ego vorweisen können.

Aber für Abenteuer solcher Art, habe ich meine eigenen Programme." 'Und was für welche', setzte sie im Gedanken hinzu und dachte dabei an einen Körper aus Stahl und eisblaue Augen.

"Also ich für meinen Teil würde meine Stimme Namonos Idee geben. Das kleine Abenteuer am Rande wird den Ausflug zusätzlich würzen. Und man sollte doch nutzen, wenn man in Gesellschaft aus Fleisch und Blut am Holodeck ist. Oder was meint ihr?" Gespannt blickte sie auf Anjol und Enehy.

Brodelnd hatte Anjol die Diskussion verfolgt und dieser Croft wurde ihm immer unsympathischer. Das einzig Erfreuliche war, daß offensichtlich der Rest der Gruppe ähnliche Gefühle hegte und den Vorschlag einer Beach-Party genauso abstoßend fanden, wie er selbst.

Mit einem Blitzen in den Augen antwortete der Bajoraner, der sich mittlerweile auch um einen romantischen Abend betrogen fühlte: "Also ich finde, daß Strandparties nur etwas für pubertierende Teenager sind. Ein Picknick hört sich da schon viel besser an...."

--- Bereitschaftsraum des Captains

"Waaaaaaaaaaaas?", fragte Captain Monserat und seine dunkelgrauen Augen schienen dabei fast aus ihren Höhlen zu treten. Auch war er schlagartig blaß geworden. "Was haben Sie da gesagt?"

Die junge Trill vor ihm lächelte charmant und nahm dann unaufgefordert Platz. Anscheinend war er zu erschrocken um ihr welchen anzubieten. Aber er sah nicht so aus, als würde er sich rasch von seiner Überraschung erholen.

Im Grunde sah er überhaupt nicht so aus, wie sie ihn sich vorgestellt hatte. Er war weder groß, noch hatte er dunkle Haare oder dunkle Augen. Sie fragte sich, wie er wohl vor 20 Jahren ausgesehen haben mußte. Sicher war er früher anziehender gewesen. Einen Wohlstandbauch hatte er früher wohl kaum schon gehabt.

Dann besann sie sich wieder auf seine Frage. "Ich sagte: Hallo Vater. Nichts weiter."

In Gedanken überschlug Monserat seine Jugendzeit, wo er noch ein ausgewogenes Interesse an Frauen UND Reichtum hatte. Daß beides für ihn unmöglich war, hatte er aber rasch erkannt und sich darauf konzentriert etwas zu werden.

"Mein Name ist Alana. Meine Mutter heißt Aleane und ist, wie man unschwer an meiner Zeichnung erkennen kann, eine Trill", fuhr die junge Trill erklärend fort und merkte, daß sich Monserats Gesichtszüge schlagartig aufhellten.

"Aleane... ja, den Namen werde ich wohl nie vergessen." Dann verfiel der Captain wieder in Schweigen. Sie war die einzige Frau, die ihm je etwas bedeutet hatte, doch sein Händlertrieb und der Wunsch jemand zu sein, trieb ihn in die Fremde. Als er nach einem Jahr bemerkt hatte, daß er sie schmerzlich vermisste, hatte er von Martengh erfahren, daß sie bereits einen gewissen Kelor verheiratet hatte.

Deshalb hatte er sie nie mehr aufgesucht und versucht, sie zu vergessen. Und das war ihm irgendwie auch gelungen. Bis heute.

"Aber das kann doch nicht sein. Wir haben doch nur..." Monserat bremste seine Erzählung ein und sah die Trill eingehend an. Sie war sehr hübsch und er entdeckte Züge an ihr, die eindeutig von Aleane stammten. Sein Herz hatte keinen Zweifel, daß sie die Wahrheit sprach.

"Wir können gerne meine Gene analysieren. Ich habe nichts dagegen und kann verstehen, wenn du nicht jeden einfach wegen seiner Geschichte her für deine Tochter halten kannst. Aber es ist nun mal so. Ich bin deine Tochter Alana." Freundlich lächelte das Mädchen ihren leiblichen Vater an. Der schien sich langsam mit dem Gedanken anzufreunden und ihr sogar Glauben zu schenken.

"Aber weshalb kommst du gerade heute zu mir? Was willst du von mir?"

Schwang da Mißtrauen wegen der Gründe ihre plötzlichen Auftauchens in seiner Stimme mit? Oder spielten ihr ihre Sinne nur einen Streich? Immerhin hatte sie lange auf den Moment gewartet und war nun doch sehr aufgeregt, auch wenn man es ihr nicht ansah.

"Mein Vater ist gestorben und meine Mutter hat nun ihr Schweigen gebrochen. - Aber ich möchte kein Geschenk, oder etwas von dem Latinium haben, das ein Captain wie du wohl ausreichend haben wird. Alles was ich will, ist ein Platz auf deinem Schiff um dich auf deinen Reisen zu begleiten. Ich mag den Handel, bin diplomatisch und kann dir auch so zur Hand gehen." Aufmerksam musterte sie ihren Vater und stellte fest, daß da ein Rest von Vorbehalt war und sie konnte sich auch den Grund dafür denken.

"Auf jeden Fall werde ich dich nicht stören und ich möchte für meinen Aufenthalt an Bord auch etwas arbeiten. Deine Tochter zu sein halte ich nicht für ein Privileg. Wenn du nichts dagegen hast, dann bleibt unsere Verwandtschaft unser Geheimnis und ich bin einfach jemand deiner Crew. Nichts weiter. Wenn du mich dann besser kennst, dann sehen wir weiter, Papa."

Monserat verhustete sich wieder, aber er nickte einsichtig. Das Mädchen schien ihm nicht auf den Kopf gefallen zu sein und so freute er sich eigentlich darüber, sie an Bord zu haben. Martengh würde natürlich ihre Herkunft noch einmal überprüfen, bevor es auf die Reise ging, aber sie sah ihrer Mutter so ähnlich, daß er eigentlich nicht den geringsten Zweifel hatte. Ihr festes braunes glattes Haar trug sie nur länger als ihre Mutter und selbst die Angewohnheit ihre Zeichnung zu betonen hatte sie von ihr geerbt.

"Okay, dann bleibt mir wohl nur übrig, dich herzlich auf meinem Schiff willkommen zu heißen, Alana. Du kannst dir gerne ansehen, was auch immer du willst. Martengh erweitert sicher gerne deinen Zugriffscode und..."

"Du brauchst mich nicht zu bevorzugen, Vater. Behandel mich einfach wie einen der anderen." Die Trill lächelte ihm wieder aufmunternd zu und ihm wurde ganz warm ums Herz.

"In der Mannschaftsmesse auf Deck 3 wirst du Shania finden. Sie wird dir gerne ein Quartier zuweisen", meinte Monserat und sah zu, wie Alana sich erhob.

"Dann werde ich dich nicht länger von deinen Geschäften abhalten und zusehen, daß ich mein Quartier bekomme. Meine Sachen habe ich gleich mitgebracht, weil ich dachte, daß ich Platz an deinem Schiff finde und es nicht besonders viel sind. Immerhin bin ich deine Tochter und da glaube ich doch auch einen Teil von dir zu kennen... Bis später." Und damit verschwand sie aus der Tür.

Noch immer in Gedanken und wie im Traum betätigte Monserat seinen Communicator. "Monserat an Martengh. Komm mal in den Bereitschaftsraum, ich muß dir eine ganz irre Geschichte erzählen..."

--- Brücke

Noch immer lächelnd ging die Trill an dem großen Caldonier vorbei um mit den Hololift auf Deck 3 zu fahren.

--- Mannschaftsmesse, Tisch 2

"Ja ein Picknick. Das war mein Vorschlag und ich hatte nicht vor meine Idee verändern zu lassen. Es ist nicht grade höflich, eine Einladung anzunehmen und dann zu versuchen, die bereits feststehenden Pläne zu verändern. Wenn Ihnen ein Picknick zu langweilig ist, Mister Croft, können Sie die Einladung auch ablehnen. Ich zwinge Sie ja nicht, daran teilzunehmen. Ich dachte nur, daß es eine hübsche Idee wäre, wenn alle mitmachen würden."

Ein wenig beleidigt wandte sich Enehy an den ihr gegenüber sitzenden Schwarzen.

"Die Idee mit dem Abenteuer finde ich wunderbar. So wird das ganze noch ein bißchen spannender. Am Liebsten etwas Mysteriöses. Ich liebe es, wenn ich eine Gänsehaut habe. Das kribbelt so schön. Wir könnten vielleicht auf Schatzsuche gehen. Das könnte doch lustig werden."

'Kribbelig bin ich jetzt auch schon. So viele neue Leute zum Kennenlernen. Richtig herrlich!'

"Findet ihr nicht auch, daß es hier drin ziemlich heiß ist? Möchte jemand etwas trinken?" Fragend blickte Enehy die anderen an.

Namono lächelte zurück und zeigte dabei eine Reihe gleichmäßiger reinweißer Zähne. "Ich würde gerne etwas trinken, aber der Replikator scheint meine Lieblingsgetränke leider nicht vorrätig zu haben.

Nein, bleiben Sie ruhig sitzen. Ich gehe schon zum Replikator", fuhr er fort, als Enehy sich schon erheben wollte.

Selber aufstehend tat der Massai so, als ob er einen Kellnerblock aus der Tasche zog. Mit einer leichten Verbeugung schaute er die Anwesenden an: "Haben die Herrschaften schon gewählt? Der Küchenchef empfiehlt heute Earl Grey, eisgekühlt."

Wie um zu antworten, zirpte in dem Moment Merceds Communicator. Martenghs Stimme meldete sich: "Ich habe gehört, Sie benötigen einige spezielle Sicherheitscodes für Ihre Arbeit. Kommen Sie bitte kurz auf die Brücke, damit wir Ihre zukünftigen Berechtigungen durchsprechen können."

Entschuldigend die Schultern zuckend erhob sich Merced von Tisch und verabschiedete sich mit den Worten: "Ich komme auf jeden Fall heute Abend mit aufs Holodeck! Sagt mir bitte Bescheid, wann es losgehen soll, ja?"

Namono nickte und sagte: "Versprochen. Ich drücke Ihnen die Daumen, daß Sie bis heute Abend fertig sind!"

Nachdem Merced den Tisch verlassen hatte, schaute sich der Massai wieder um und fuhr fort: "Nun? Getrocknete Weinbergschnecken in Aspik muß ich ebenfalls empfehlen. Der Chef meint, die müssen endlich raus, morgen fangen sie an zu stinken..."

Shania grinste von einem Ohr zum anderen. Der Neue verstand sich glänzend darauf die Situation wieder zu entspannen. Mittlerweile dachte sie sogar schon darüber nach, wie sie Soldan am Besten abwimmeln konnte, um auch an dem Picknick teilzunehmen.

"Earl Grey, eisgekühlt, hört sich zwar total lecker an, aber mir wäre lieber etwas Heißes. Am Besten einen kleinen Braunen mit Schlagsahne", meinte sie und setzte dann mit einem hintergründigen Lächeln hinzu, "aber es kann ruhig auch ein großer Brauner sein..."

Namonos und ihr Blick trafen sich und sie glaubte kleine Lachfältchen in seinen Augenwinkeln zu erkennen. Außerdem fand sie sein strahlendes Lächeln sehr offen und anziehend.

"Ich hätte auch nichts gegen Schokoladenkuchen einzuwenden. Auch wenn ich lieber nicht soviel naschen sollte..."

Dann blickte sie zu Enehy und Anjol hinüber und grinste. "Laß mich raten. Eine Schokoladen-Milchshake mit blauer Schlagsahne oder lieber doch Milch? - Anjol?"

Immer noch kichernd wischte sich Enehy die Lachtränen aus den Augen.

"Mister Namono Sie sind nicht nur höflich und gutaussehend, Sie haben auch eine Portion Humor. Wenn ich mir nicht geschworen hätte, nie wieder etwas mit einem Mann anzufangen, könnten Sie mir glatt gefährlich werden. Tja, Pech gehabt. Aber wie ich sehe machen Sie auf Shania Eindruck. Vielleicht hätten Sie ja mal Interesse mit ihr essen zu gehen oder etwas in der Art?"

'Hihi, jetzt hab ich Shania eins ausgewischt', dachte sich die junge Frau schadenfroh und pustete sich eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht.

"Was ich noch vorschlagen wollte war, daß wir endgültig beim DU bleiben. Am Besten mache ich jetzt damit den Anfang. Ich möchte gern einen Pfefferminz-Milchshake mit Sahne. Die Farbe ist egal. Hauptsache lecker. Oder warte Namono. Ich will nicht zu dick werden. Bring mir doch lieber einen Orangensaft mit ein paar Eiswürfeln mit."

Für einen Moment dachte Shania darüber nach, ob sie Enehy für ihre Unverschämtheit zur Rede stellen sollte. Aber der Moment verging, sie wurde kein bißchen rot und der Gedanke ihrer Freundin nahm Gestalt in ihrem Kopf an. Immerhin war sie schon lange mit mehr mit einem Mann ausgegangen und hatte sich prächtig amüsiert.

Also war es an ihr, diesmal ihre Freundin wieder einfahren zu lassen und so zu reagieren, wie sie es wohl am Wenigsten von ihr erwarten würde.

"Enehy hat recht. Namono ich finde Sie, nein, ich finde dich wirklich beeindruckend. Ich stehe halt auf Kavaliere der guten alten Schule und Männer mit Humor. Und wenn ich trotz meiner Größe noch zu ihnen aufsehen kann, umso besser." Shanias Zähne leuchteten mindestens ebenso weiß, wie die von Namono, als sie ihn anlächelte. "Na, wo bleibt den jetzt mein großer Brauner?"

Dann wandte sie sich an Enehy, zwinkerte ihr zu und streckte ihr übermütig die Zunge heraus.

Namono mußte etwas grinsen, gefiel es ihm auf diesem Schiff doch von Minute zu Minute besser. Deshalb spielte er seine Rolle als Kellner weiter, als er Shania zuzwinkerte: "Also einen kleinen großen Orangensaft in Überraschungsfarbe und einen Braunen mit Eiswürfeln. Bitte sehr, bitte gleich! Und was darf ich den Herren bringen? Oder darf es noch einmal die Karte sein?"

Nebenbei überlegte sich der Massai, was er den Leuten auf dem Holodeck für ein Picknick servieren würde. Am Besten programmierte er einen Phantasieplaneten, und überließ dem Holodeck einen großen Teil der Ausarbeitung - so würde alles auch für ihn spannend werden.

Aber für die Schatzsuche mußte er sich etwas Besonderes einfallen lassen. Oder...

Ja, genau, das war die Lösung!

Siegesgewiß lächelnd wartete er auf die Bestellung der beiden Männer am Tisch.

Anjol hatte lange nach einem angemessenem Getränk gesucht. Einem Getränk mit dem er Enehy sogar beeindrucken konnte. Aber nachdem diese ihn so offensichtlich vor den Kopf gestoßen hatte, faßte er den Beschluß sich nicht zu ändern. Wenn sie ihn liebte, sollte sie ihn als das akzeptieren was er war: Ein stinknormaler Bauer, den es zufälligerweise in den Weltraum verschlagen hatte.

Und so sagte er laut und mit einem festen, beinahe metallisch klingenden Stimme, die vor allem Shania aufhorchen ließ: "Ja, ich hätte gerne ein Glas ganz normale Milch."

Das Picknick wollte er sich aber dennoch nicht entgehen lassen, da sein Herz immer noch an Enehy hing. Erleichtert hatte der Bajoraner festgestellt, daß der Neuling die Organisation mittlerweile übernommen hatte und Croft, der einzige gefährliche Gegner an Bord, sich etwas zurückhielt.

Die Messe lag vor ihm und ein innerliches Schweigen spiegelte sich hinter dem transparentem Duranium der Scheibe wieder...

'Was hat Anjol denn jetzt schon wieder? Habe ich etwas Falsches gesagt?', fragte sich die Xenexianerin und wandte sich an den Bajoraner.

"Milch ist immer gut. Ist lecker, gesund, bekommt man auf fast jedem Planeten, man kann Kakao dazu tun und Kekse stippen. Aber ich hatte schon ein Glas und wenn ich mehr trinke wird mir davon immer schlecht. Aber das ist ja jetzt nicht so wichtig. Viel wichtiger ist das ich hier alle besser kennenlerne und bei dir fange ich gleich an. Schließlich sitzen wir ja auch so nett nebeneinander. Erzähle mir etwas von dir. Was machst du so? Wie bist du hergekommen? Was tust du in deiner Freizeit?" Neugierig sah sie Anjol an.

Vor einer Minute war Anjol noch ein bißchen böse auf Enehy gewesen, aber ihre strahlenden Augen nahmen ihm sofort jede schlechte Emotion. Statt dessen lächelte er und kam sich furchtbar manipulierbar vor.

Dann wollte Anjol anfangen zu erzählen und....stockte! 'Ich kann sie doch nicht belügen!', fuhr es ihm durch den Kopf. Aber er hatte auch Martengh ein Versprechen gegeben. Er überlegte einen Moment wie er das Dilemma umgehen konnte und konzentrierte sich auf die wahren Aspekte:

"Wie ich schon erzählt habe, schwimme ich sehr gerne und bin auch sonst jeder Sportart aufgeschlossen. Wenn ich keinen Mitspieler finde, mache dann eben etwas Krafttraining", fing er an und zuckte, um seine Worte zu unterstreichen, mit den Schultern, "Aber am Liebsten arbeite ich in der Sonne in einem Garten und genieße die einfache Arbeit!"

Anjol wußte, daß diese Einstellung ihm bei einigen Anwesenden das Image eines dummen Bauerns einbringen würde, aber dies war ihm egal und er war auch bereit das Gegenteil zu beweisen.

Jetzt zählte nur, daß er zu Enehy so ehrlich wie möglich war...

Während Namono auf die Bestellung des Briten wartete mit dem er aber im Gegensatz zu den anderen keine Späßchen machen wollte und sich schon überwinden mußte ihn überhaupt zu bedienen, da Briten dies wohl nicht als erwiesenen Freundschaftsdienst ansahen, sondern als ihr gutes Recht, meldete sich plötzlich Crofts Communicator zu Wort.

"Monserat an Croft. Ich hatte gerade eine Konversation mit der Sternenflotte, die Ihre Akte nicht zur Einsicht rausrücken wollte, da Sie dort ja noch im Dienst stehen. Die schienen nicht gerade begeistert darüber gewesen zu sein, daß Sie in Ihrem Urlaub auf einem anderen Schiff arbeiten und so nicht mal gewährleisten können wieder rechtzeitig Ihren Dienst anzutreten.

Aber egal. Wichtiger ist, daß Sie sich unverzüglich beim Captain der USS Fortuna zu melden haben. Captain Sorden meinte, daß Sie sich sonst Ihren Wissenschaftsposten auf der neu ausgelaufenen USS Union endgültig in die Haare schmieren können. Denn die USS Hope existiert nicht mehr. Damit würde auch der Rest Ihres Urlaubs flach fallen und er sei sauer, daß Sie sich zwischendurch nicht mal gemeldet haben.

Aber weshalb erzähle ich Ihnen das alles eigentlich? Ich bin nicht Ihr Kindermädchen und schon gar nicht Ihre Dame an der Communicationskonsole. - Schon wieder einer, der noch vor Beginn der Reise wieder vom Schiff geht. Merde... Ach ja, Monserat Ende."

Alle am Tisch Anwesenden starrten Croft verwundert an. Aber am Meisten wohl Anjol.

Namono schaute den Briten an, den er auf diesem Schiff eindeutig am wenigsten leiden konnte, und sagte mehrdeutig: "Bei uns zu Hause haben wir ein Sprichwort: Der Fisch stirbt, wenn ihn der Fluß verschmäht. Beeilen Sie sich lieber, damit Sie rechtzeitig zu Ihrem Fluß kommen."

Zu Shania gewandt meinte er dann lächelnd, als ob das Thema Croft für ihn bereits erledigt, ja, sogar als ob dieser schon gegangen wäre: "Ich freue mich schon auf unser Essen. Ich bin schon sehr gespannt, welche Richtung Sie bevorzugen."

Mit diesen Worten drehte er sich um und ging zum Replikator und bedauerte schon, daß er nicht wirklich einen Kellnerblock in der Hand gehabt hatte. 'Wie war das noch? Ach ja.'

--- Mannschaftsmesse, Replikator

Er begann zu bestellen:

"Ein Glas Milch!" - *brioong*

"Einen Orangensaft mit Eis!" - *brioong*

"Einen großen Braunen!"

"Einen was? Wozu brauchst Du das denn? Bist doch selber ein großer Brauner..." Die Computerstimme war wieder viel zu verführerisch.

'Geht das schon wieder los', dachte sich der Massai. Dann grinste er.

"Gib mir einen Kaffee, der soviel Milch enthält, daß seine Farbe meiner Hautfarbe entspricht! Dazu etwas Zucker zum selbständig nachfüllen."

"Whauh...", hauchte der Computer, während es *brioong* machte und der Kaffee repliziert wurde.

'Wunderbar. Und jetzt weiß ich immer noch nicht, was ich nehmen soll. Das, was ich gerne trinken würde, versteht dieser Blechkasten nicht, und dasselbe wie jemand anderer am Tisch möchte ich auch nicht haben.

Alkohol natürlich nicht - wenn man den hier überhaupt bekommt.

Aber wie wäre es, wenn ich die kreativen Fähigkeiten des Computers schon einmal austeste? Schließlich soll er ja die Welt für das Picknick selbständig erstellen. Ja, gute Idee!'

"Computer, gib mir das nicht-alkoholische Getränk, das mir deiner Meinung nach am Besten schmeckt. Aber gib dir Mühe, sonst sind wir geschiedene Leute!" Mit einem etwas lauernden Blick wartete der Massai auf seinen Drink.

*brioong*

Das Glas, das materialisierte, war gefüllt mit einer durchsichtigen blaugrünen Flüssigkeit. Kein Schirmchen, keine Olive oder sonstiger Schnickschnack. In der Hinsicht hatte der Computer ihn schon einmal gut eingeschätzt. Unten im Glas schien die Flüssigkeit dichter zu werden, denn dort konnte man nicht mehr hindurchsehen.

Mit den Getränken auf einem Tablett balancierte Namono zurück zum Tisch.

--- Mannschaftsmesse, Tisch 2

James bekam gar nicht mehr richtig mit, was um ihn herum eigentlich passierte, zu sehr war er mit seinen Gedanken beschäftigt. Was bedeutete das, die U.S.S. Hope gäbe es nicht mehr?

Im Prinzip war es ihm ja egal. Noch egaler war ihm eigentlich, daß dieser Föderationsbürokrat sauer auf ihn war. Nicht egal war ihm aber, daß er wieder bei der Föderation arbeiten mußte.

Die Erinnerung an die Erzählungen seiner Schwester waren ihm im Gedächtnis sehr haften geblieben. Nun hieß es erst einmal Abschied nehmen, was ihm nicht besonders schwer fiel, schließlich hatte sich die Stimmung in Bezug auf ihn aus irgendeinem Grunde arg verschlechtert.

'Also auf zu neuen Leuten', mit diesen Gedanken rüttelte er sich selbst wach. Und sah gerade wie Namono mit einem Tablett vollgestellt mit Getränken zurückkam.

"Nun...", langsam stand der Brite auf, "wie Sie auch mitbekommen haben, ist meine Zeit auf diesem Schiff leider zuende. Sicher hätten wir noch viel Spaß miteinander gehabt, aber es hat leider nicht sollen sein."

Mit natürlich britischer Eleganz richtete er sich voll auf und verabschiedete, selbstverständlich die Damen zuerst, mit einem Handkuß. Auch wenn Enehy sie ihm nur sehr widerwillig reichte.

Danach verabschiedete von den Herren mit einem klassischen Händedruck, wobei der bei Anjol, welchem ein leichtes Lächeln auf dem Lippen lag, ziemlich stark ausfiel.

Trotzdem weiter lächelnd schenkte er der Runde noch eine leichte Verbeugung und war dann aus der Mannschaftsmesse verschwunden.

Für einen Moment sah Shania Croft nach, dann mußte sie sich wieder wohl oder übel wieder Namono zuwenden, der gerade die Getränke an die restlichen Anwesenden verteilte. Ihre Wangen waren noch immer zart gerötet, weil er ihre Einladung wirklich aufgegriffen hatte und sich scheinbar sogar sehr darauf freute.

Sie hoffte nur, daß niemand am Tisch ihre Befangenheit bemerkte, vor allem, weil sie noch zuvor um Enehy ein wenig zu ärgern so große Töne gespuckt hatte. Aber da hatte sie nicht im Entferntesten daran gedacht, daß er auch wirklich darauf eingehen würde.

"Croft ist jetzt ja wohl weg. Schade, da ist er wohl um seine tolle Beach-Party für eine Person gekommen." Die Amerikanerin konnte sich ein verschmitztes, etwas schadenfrohes Grinsen nicht verkneifen. "Hoffen wir, daß sein Captain ihm wenigstens einen heißen Empfang bereiten wird, wenn er wieder zurück ist."

Dankend nahm sie die von Namono gereichte Tasse heißen Kaffees entgegen. Ihre Hände berührten sich dabei einen kurzen Augenblick und sie sahen sich tief in die Augen. Sein Lächeln ließ sie dabei sofort wieder die Augen nach unten schlagen.

Damit niemand merkte, daß sie in der Nähe von Namono etwas beklommen war, sah sie offensichtlich gespannt in ihre Tasse hinein und meinte mit einem Lächeln. "Ja, DIE Farbe liebe ich."

Als sie dann zu Namono hochblickte und merkte, daß er genau die gleiche hatte, lief sie puterrot an.

Zu Shanias Glück schien die Xenexianerin aber nur Augen für Anjol zu haben und so hatte sie Shanias kleinen Ausrutscher gar nicht bemerkt, sondern sich weiter angestrengt mit dem Bajoraner unterhalten.

"Ja, Gartenarbeit ist toll. Ich hatte ein Rosenbeet auf unserem Bauernhof. Aber was ich noch viel lieber mochte war die Ernte. Am Liebsten sind Iseth und ich auf den Bäumen herumgeturnt und haben den Arbeitern das Obst heruntergeworfen. Iseth ist mein Zwillingsbruder." Begeistert erzählte Enehy von ihrer Zeit zuhause und nippte zwischendurch an ihrem Orangensaft. Dabei konzentrierte sie sich so auf den Bajoraner, daß ihr alles andere egal wurde

'Mir war gar nicht bewußt, wie sehr mir das alles fehlt. Vielleicht sollte ich doch versuchen wieder mit meiner Familie zu reden. Nein, besser nicht. Das ist vorbei. Aber das Anjol auch gern draußen arbeitet ist schon toll. Er ist mir jetzt schon viel zu symphatisch. Ich muß aufpassen, sonst werfe ich noch meine Vorsätze über Bord.'

"Weißt du was auch toll ist? In der Scheune im Heu herumzuturnen, oder sich einfach ein Pferd schnappen und ausreiten. Ich glaube fast, wir beide sind uns ähnlicher als man auf den ersten Blick meint und ich hab dich jetzt schon unheimlich lieb. Genauso wie Shania." Enehy lächelte ihn an.

Während Namono die Getränke austeilte, hoffte er, daß sich die Besatzung der Ivory nicht noch mehr verkleinerte. Anjol, das einzige Mannschaftsmitglied über das er sich noch keine Meinung gebildet hatte, schien sehr sympathisch zu sein - gar nicht überheblich oder eingebildet.

Nein, das schien eine sehr angenehme Reise zu werden. Die beiden Damen waren sowohl hübsch als auch nett, und wenn sie alle in einer Schicht eingeteilt werden würden, bedeutete das, daß man auch zusammen die Freizeit verbringen könnte.

Der Massai nahm sich vor, das Holodeck sorgfältig zu programmieren, damit diese erste Freizeitaktivität kein Reinfall werden würde.

Als er sich auf seinen Platz setzte - diesmal ohne den Briten im Blickfeld - widmete er sich seinem Drink. Shanias Bemerkung die Farbe ihres Kaffees betreffend hatte er zwar gehört, aber er überging sie. Schließlich wollte er diese Frau nicht in Verlegenheit bringen.

Statt dessen erzählte er von seinem Experiment mit seinem Drink, prostete allen zu ... und roch zunächst einmal mißtrauisch an dem Inhalt.

...

Dann roch er noch einmal.

"Hmmm ... Riecht ... hm ... blau!"

Todesmutig nahm er einen Schluck, und schnalzte mit der Zunge. Die Flüssigkeit schmeckte leicht nussig, und der Bitter/Süß-Kontrast gefiel ihm. Der Geschmack war nicht zu aufdringlich, eher angenehm.

Da seine Tischgenossen ihn erwartungsvoll ansahen, begann er den Geschmack zu beschreiben:

"...", war alles, was er herausbrachte.

Das Getränk explodierte in seinem Magen, und die Stichflamme, die aus seinem Mund schoß, war zwar nicht sicht-, aber für Namono deutlich fühlbar.

So schnell wie diese Empfindung gekommen war, verging sie auch wieder, und im Magen blieb ein angenehm warmes Gefühl zurück.

"Wow...!", flüsterte er, immer noch leicht heiser. "Ist zwar nicht jedermanns Geschmack, aber ich könnte mich daran gewöhnen. Möchte jemand probieren? Aber Vorsicht - It's hot, man!"

--- Deck 3, Gänge

Auf den Gängen hatte Alana eine seltsame Begegnung mit einem attraktiven jungen Mann gehabt. Er hatte ihr lächelnd zugenickt, schien aber in sehr Eile zu sein.

In seinen Augen hatte sie Bedauern darüber lesen können, daß er keine Zeit hatte, ihr wenigstens beim Tragen zu helfen, geschweige denn ein Gespräch mit ihr zu beginnen. Aber er hatte selbst die Hände voll mit Gepäck. Sie fragte sich, wer das wohl gewesen war und ob er gerade aufs Schiff kam oder es schon wieder verließ.

Neugierig sah sie sich schon mal ein wenig genauer an Bord um. Immerhin war die Ivory das Schiff von Alanas Vater und dadurch würde sie wohl auch mehr über ihn erfahren. Und durch seinen Umgang mit den Leuten an Bord, mehr Eindruck von seinem Charakter gewinnen. Mit ein Grund, warum sie zu ihm gekommen war. So würde sie nicht nur mehr von Universum sehen, sondern auch mehr über ihn erfahren.

Und etwas über ihn zu erfahren, hieß auch etwas über Alana selbst zu erfahren. Die nun eine Einheit mit dem Leben von Trills bildete, die lange vor ihrer Zeit gelebt hatten. Ein eigenartiges Gefühl. Zumindest am Anfang.

Nun war es eine Selbstverständlichkeit geworden und sie wollte es nicht mehr missen. Es war zu einem Teil ihrer eigenen Persönlichkeit geworden. Bereicherung und Weisheit vieler gelebter Leben.

--- Mannschaftsmesse

Die junge Trill betrat die Mannschaftsmesse mit ihrem Gepäck unter dem sich unter anderem ein verhülltes Gemälde befand. Sorgfältig stellte sie alles beim Eingang ab. Dort war es besser aufgehoben, als weiter bei der Schleuse zu stehen. Das Bild war ihr so ans Herz gewachsen, daß sie es am Liebsten bereits in ihr Quartier gebracht hätte.

Aber dazu mußte sie erst mal eines haben.

Fragend blickte sie sich in der Mannschaftsmesse um, ob sie die Frau ausmachen konnte, welche ihr ein Quartier anweisen sollte. Dort konnte sie nur einen einzigen belegten Tisch erkennen, an dem sich bereits zwei Pärchen aufhielten. Jedenfalls sahen sie für Alanas Blick so aus, die ein Auge für solche Details hatte.

Eine der beiden Frauen konnte durchaus Shania sein, da sie leider verabsäumt hatte, sich eine Beschreibung von ihr geben zu lassen. Doch das würde sie nur herausfinden, wenn sie sich mit ihnen bekannt machte.

Für einen Moment stand Alana einfach nur abwartend da, dann steuerte sie auf den Tisch zu.

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