Ivory Cronik 2

Clo, Katzeclo

--- DS4, Bar, Theke, einige Stunden früher

'Mann, war das eine Nacht!' James dachte nochmal über die vergangenen Stunden nach.

Erst hatte er sich von seiner Freundin getrennt, die ein unglaubliches Theater daraus gemacht hatte, und dann war er doch tatsächlich einem dieser Starfleet-Bürokraten in die Hände gelaufen, die wissen wollten, wann er endlich seinen Dienst auf der U.S.S. Hope antreten würde.

Darauf entgegnete der Brite, daß er kommen würde, wenn sein Resturlaub aufgebraucht, oder er kein Geld mehr habe. Mit diesen Worten hatte er ihn dann in der Menge abgehängt.

Nun schien aber letzteres schon beinahe eingetroffen sein, denn er hatte nur noch Geld für drei Tage, dann würde er aus seinem Quartier rausgeschmissen werden.

Denn die Suche nach seiner Schwester hatte viel Geld gekostet. Er hatte sie gefunden und das, was sie ihm erzählt hatte, hatte seinen Glauben an Starfleet schwer erschüttert. Vor allem, als James bei einem kurzen Besuch zuhause alles seinem Vater erzählt hatte, war dieser ebenfalls schwer betroffen gewesen.

Nun aber blieben für ihn nur noch zwei Möglichkeiten: Entweder arbeiten, oder jede Nacht ein Abenteuer mit einer Frau. Letzteres würde ihm zwar gelingen, aber nach ein paar Nächten würde er wiederum nicht mehr genug Geld haben um sich etwas zu Essen zu kaufen.

Arbeiten zu gehen war die sicherere Methode über die Runden zu kommen, bis er sich wieder bei Starfleet melden mußte.

Außerdem mußten die nächtlichen Abenteuer ja nicht ausbleiben.

Nun saß er da mit seinem Tee, und lauschte den Gesprächen an der Theke, um irgendwo eine Möglichkeit rauszuhören auf irgendeinem Schiff angeheuert zu werden.

--- Bar, Tisch 9, einige Zeit später

"Und ich sage dir, dieser Roboter hat sie nicht mehr alle!", säuselte zum dritten Mal ein ziemlich angetrunkener Techniker, der sich als Williams vorgestellt hatte, James ins Ohr.

Wenigstens hatte er nun eine Möglichkeit gefunden, Geld zu verdienen. Ein Schiff namens Ivory, dessen Besitzer Monserat regelmäßig die Crew austauschte, suchte mal wieder neue Leute.

Auch die negativen Begleiterscheinungen, die so ein zusammengewürfelter Haufen mit sich brachte, erschütterten den Briten wahrlich nicht. Denn umso wahrscheinlicher war, daß die dort arbeitenden Frauen Singles waren, ohne großen Wunsch eine feste Bindung einzugehen.

Nachdem James, Williams noch einen Drink bezahlt hatte, machte er sich auf den Weg zu seinem Quartier, um seine Habseligkeiten einzupacken und es danach gleich abzumelden.

--- Quartier 675

"Oh James, wie kannst Du mir das nur antun?", fragte die bezaubernde Bajoranerin ihn. "Nach all der schönen Zeit..." Langsam bewegte sich die wohlgeformte Frau auf James zu, der eigentlich mit gepackten Koffern in der Tür stand.

Sie waren drei Wochen zusammen gewesen, eine ziemlich lange Zeit für den Briten, und er hatte sie auch wirklich geliebt, aber nun hatte er das Gefühl, daß sein Leben in viel zu feste Bahnen geriet. Das hatte für ihn eigentlich nur eine Konsequenz zur Folge. Abschied nehmen.

Er hatte eigentlich nach dem Theater, das sie vor ein paar Stunden gemacht hatte, eigentlich nicht damit gerechnet, daß sie immer noch in seinem Quartier warten würde.

Aber sie war da, hatte ihn umarmt und säuselte ihm liebevoll ins Ohr, daß er doch bleiben möge.

--- vor Quartier 675, zwei Stunden später

Etwas geschafft, aber mit sich zufrieden, stand James vor seinem, schon abgemeldeten Quartier, mit seinen Koffern in der Hand.

'Ich hoffe, sie wacht auf bevor die Putzroboter kommen', waren seine letzten Gedanken an die wunderhübsche Frau, die in dem Quartier eingeschlafen war.

--- Ivory, Quartier 19, Gegenwart

Nachdem Martengh mal wieder den Laufburschen gespielt und Aggascha nach ihrer Rückkehr mit ihrem Gepäck wieder an Bord gelassen hatte, war diese sofort auf ihr Quartier gegangen.

Dort inspizierte die Trill gründlich ihre neue Heimat. Ihr gefiel, was sie sah, obwohl es ein einfaches Quartier war. Sie setzte sich auf das Bett und hing ihren Gedanken hinterher.

Nach einer kurzen Weile merkte sie, daß es Zeit war, sich mit Merced zu treffen.

'Es war eigentlich ziemlich unhöflich von mir, seine Antwort nicht abzuwarten, ich werde mich gleich dafür entschuldigen', dachte Aggascha und betrat den Gang.

--- Gang vor den Mannschaftsquartieren

Die Trill schaute sich um, konnte aber noch niemanden erblicken, also wartete sie.

--- Quartier 21

Merced hatte beim Durchstöbern der Datenbank viele Informationen über die Ivory gefunden, allerdings nur Standardspezifikationen und Übersichten, wie man sie bei jedem Raumdock hätte erfragen können.

Es gab einige Dateien, die Informationen über technische Änderungen, Umbauten und ähnliches zu enthalten schienen, aber sie waren alle verschlüsselt und so hatte er sich damit begnügt die ursprünglichen Betriebanleitungen zu studieren und war zu dem Schluß gekommen, daß dieses Schiff wirklich alles andere war als ein Föderationsschiff.

Gerade wollte er die nächste Datei öffnen, als sein Blick auf die angezeigte Sternenzeit fiel. Es war bereits über eine Stunde vergangen, seit er zuletzt mit Aggascha gesprochen hatte.

Nachdem er die Sternenzeit vom Computer hatte bestätigen lassen, fuhr er diesen leicht säuerlich an: "Computer, ich hatte dich doch angewiesen, mir nach einer Stunde Bescheid zu geben."

"Das habe ich doch getan, sieh mal auf dein Display."

Sein Blick wanderte suchend über die Anzeigen, bis er versteckt in einer Ecke des Displays in unauffälligem grün die Worte "Eine Stunde ist vorbei" entdeckte. Dieser Computer wollte ihn offenbar zum Narren halten.

"Na schön", brummte er leise vor sich hin. "Das wird ein Nachspiel haben."

Dann richtete er sich auf, deaktivierte das Terminal und verließ sein Quartier.

--- Gang vor den Mannschaftsquartieren

Auf dem Gang sah er sofort die junge Trill und ging auf sie zu. "Tut mir leid, daß ich so spät bin, ich habe wohl die Zeit übersehen", sagte er mit einem leicht entschuldigenden Lächeln.

Aggascha sah den neuen Techniker der Ivory entschuldigend an und antwortete: "Ich denke, ich bin diejenige, die sich entschuldigen sollte. Immerhin habe ich ja noch nicht mal Ihre Antwort abgewartet, das war ziemlich unhöflich." Mit einem Lachen fügte sie hinzu: "Ich denke, da war ich etwas zu stürmisch, meine Sachen an Bord zu bringen."

Aggascha machte eine kurze Pause und schloß dann an: "Ich bin schon auf den Rest der Crew gespannt, der Captain und sein Gast scheinen ja recht freundlich zu sein. Wie gefällt Ihnen Ihr Quartier? Haben Sie vorher schon mal auf einem Frachter gearbeitet?"

Aggascha und Merced gingen langsam in Richtung Mannschaftsmesse, wobei sie ihn interessiert ansah.

--- Gänge, Deck 3

Shania stieg aus dem Turbolift und ging zur Mannschaftsmesse. Sie kam gerade von der Schleuse und trug eine schwarze Tasche unter dem Arm.

Für einen Moment dachte sie daran, direkt zu Enehys Quartier zu gehen um ihr nicht nur die freudige Nachricht, sondern auch gleich ihr Gepäck vorbeizubringen, dann entschied sie sich jedoch dagegen, weil sie nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen wollte. Viele Leute empfanden Freundlichkeit gleichzeitig auch als Aufdringlichkeit.

Mit einem leichten Seufzen betrat sie die Mannschaftsmesse.

--- Mannschaftsmesse

Suchend sah sich Shania um, ob Enehy vielleicht inzwischen hier gelandet war, doch sie konnte sie nirgends ausmachen, statt dessen herrschte gähnende Leere im Lokal. Lediglich ein rotes Licht blinkte auf, als sie eintrat und zu einem der Tische ging.

--- Mannschaftsmesse, Tisch 3

Als Shania endlich begriffen hatte, worum es sich handelte, war es auch schon zu spät und sie hatte bereits Platz genommen. Charly rollerte unaufhaltsam näher. Sie konnte ihn nur für einen Moment daran hindern, sie anzusprechen, als sie eine Nachricht an Enehy absetzen wollte und ihm dazu den Rücken kehrte. Dann fiel ihr ein, daß diese im Computer wahrscheinlich noch nicht erfaßt war und sie unterließ es.

Dann ergab sie sich tapfer in ihr Schicksal.

"Oh, Miss Shania, ich bin ja so froh Sie hier zu sehen. Sicher vermissen Sie Ihren Lebensretter auch so sehr wie ich. Nach meinem Analyseprogramm Nr. 23507b stecke ich zur Zeit in einer tiefen seelischen Krise. Der Verlust eines Freundes wirkt sich sehr stark auf die Psyche aus. Das kann sogar soweit führen, daß..."

Shania konnte sich gerade noch ein Gähnen verkneifen, während Charly munter weiter plapperte und froh darüber war, daß er endlich jemand getroffen hatte, der ihm in allen Punkten wortlos zustimmte, nachdem selbst Jean-Luc vor ihm regelrecht geflohen war.

Innig hoffte die Amerikanerin, daß Enehy sie bald erlösen würde.

--- Gänge, Deck 3

Merced ging lächelnd auf die Fragen der jungen Trill ein: "Mein Quartier ist beinahe so geräumig wie mein Altes auf der Exeter, wenn auch noch etwas lieblos eingerichtet. Und ja, ich habe einmal für zwei Monate auf einem kleinen Föderations-Frachter gearbeitet, das ist aber auch schon alles."

Sie gingen den Gang einige Meter wortlos entlang, bevor er weitersprach.

"Bei Monserat und seiner Freundin stimme ich Ihnen zu. Die Beiden schienen recht umgänglich zu sein, aber ich weiß nicht recht, was ich von dem Caldonier und dem Asiaten halten soll."

In diesem Moment erreichten sie die Mannschaftsmesse und traten ein.

--- Mannschaftsmesse

Merced und Aggascha liefen mitten in den Raum hinein und blieben vor einem freien Tisch stehen. Monserats Gast und den Roboter Charly bemerkten sie zunächst gar nicht, da sie nur mit sich selbst beschäftigt waren.

"Ach ja, da wir ja jetzt zur selben Crew gehören, schlage ich vor, die Siezerei zumindest bei privaten Konversationen einfach wegzulassen."

Er lächelte sie an und rückte ihr einen Stuhl zurecht. "Nennen Sie mich einfach Will."

--- Quartier 14

Verwirrt setzte sich Enehy auf dem Bett auf und sah sich desorientiert um.

'Ich bin tatsächlich eingedämmert, ist ja kaum zu glauben. Ich geh am besten in die Bar und warte auf Shania. Vielleicht hat sie ja schon etwas von meinem Gepäck gehört', dachte sie zuversichtlich, hüpfte aus dem Bett und machte sich auf den Weg zur Mannschaftsmesse.

--- Mannschaftsmesse, Tisch 3

Hoffnungsvoll betrat Enehy die Bar und entdeckte Shania an einem Tisch unweit der Tür. Fröhlich marschierte sie zu ihr und bemerkte erst jetzt den Roboter, der Shania völlig mit Beschlag belegte.

"Hallo, darf ich mich dazu setzen, oder störe ich?"

Mit einem strahlenden Lächeln drehte sich Shania zu Enehy um. Da sie diese schon an ihrer Stimme erkannt hatte. "Du störst keineswegs. Ich weiß, daß wir über dein PROBLEM reden wollten." Sie zwinkerte Enehy verschwörerisch zu. "Es ist immer gut, wenn... Ach Charly, könntest du uns bitte alleine lassen? Es geht hier um ein Gespräch zwischen Frauen. Du verstehst doch..."

Die Art wie Shania mit Charly umging schien zu fruchten. Er schien zu nicken, soweit man das bei ihm beurteilen konnte und entfernte sich dann mit munterem Geplapper in Richtung der beiden Neuen. Die große Frau konnte sich ein Kichern grade noch verkneifen.

"Nun zu dir... Vermißt du zufälligerweise das....?" Shania griff neben sich unter den Tisch und holte eine schwarze Tasche hervor, die sie vor der Xenexianerin auf den Tisch stellte. Erwartungsvoll sah Shania ihre neue Freundin an.

Vor Überraschung fiel Enehy die Kinnlade nach unten und um ein Haar hätte sie vergessen den Mund wieder zu zumachen.

"Aber das ist ja meine Tasche!", quietschte die junge Frau vergnügt, schnappte sich selbige und begann darin herumzukramen. Nach einigem Suchen zog sie einen mittelgroßen, ziemlich abgewetzten Teddybär hervor und setzte ihn auf den Tisch.

"Igor, darf ich vorstellen. Das ist Shania, eine gute Freundin von mir. Shania, das ist Igor. Mein treuer Begleiter in allen Lebenslagen und das einzige männliche Wesen, das mit mir ein Bett teilen darf. Wie hast du es nur geschafft an die Tasche zu kommen? Wie kann ich mich nur dafür revangieren?"

Shania lächelte die junge Frau an und es kam vom Herzen. Die Xenexianerin war wirklich eine kleine reizende Persönlichkeit und sie hatte sich trotz ihres Alters noch immer ihre kindliche Ader bewahrt. Auf Schiffen traf man das nur selten.

"Hallo Igor, willkommen an Bord der Ivory", sagte Shania und schüttelte dem ziemlich oft gebrauchten Teddy seine rechte Pfote. "Ich hoffe, du und dein Frauchen bleiben recht lange an Bord." Ja, das hoffte sie wirklich. Sie hatte schon zu lange die Gesellschaft anderer vermißt. Nun hatte sie viel nachzuholen.

"Das mit der Tasche war kein so schweres Unterfangen. Ich mußte sie nur dort verlangen, wo sich Fundsachen dieser Art ansammeln zu pflegen." Die große Frau grinste und schien nicht näher auf dieses Thema eingehen zu wollen. Sofort lenkte sie das Gespräch wieder in eine andere Richtung.

"Was die Revange für diesen Freundschaftsdienst betrifft, so wird mir da sicher noch etwas Passendes einfallen. Auf dem Holodeck macht es nämlich zu zweit viel mehr Spaß als allein." Sie zwinkerte und fuhr mit den Fingern durch ihr lockiges Haar. "Du sag mal, Enehy, wie hat es dich bloß auf DS4 verschlagen?"

"Ach, das ist ganz einfach zu erklären", begann Enehy zu erzählen und lehnte sich entspannt auf ihrem Stuhl zurück.

"Ich habe es bei mir zuhause einfach nicht mehr ausgehalten. Ich bin auf dem Bauernhof meiner Großeltern aufgewachsen und als meine Eltern hörten, daß ich Krankenschwester werden will, wurden sie sehr böse. Eigentlich sollte ich gemeinsam mit meinem Zwillingsbruder Iseth den Hof übernehmen. Mein Vater verbot mir einfach, die Ausbildung zu machen und nach einem riesigen Streit warfen sie mich hinaus.

Meinen Willen habe ich aber trotzdem durchgesetzt. Es war zwar nicht leicht, ohne elterliche Unterstützung meine Ausbildung zu machen, aber ich habe es doch geschafft. Allerdings habe ich dadurch meine Familie verloren. Seid ich fortging, habe ich nichts mehr von ihnen gehört oder gesehen. Besonders Iseth vermisse ich sehr."

Enehy machte eine wegwerfende Handbewegung und erzählte dann weiter.

"Nach meinem Examen bot man mir eine Stelle als Krankenschwester in einem kleinen Krankenhaus an. Ich wollte aber unbedingt etwas Neues kennenlernen und deshalb habe ich die Stelle abgelehnt. Statt dessen packte ich meine Sachen zusammen, gab mein Zimmer auf und bestieg das nächste Passagierschiff, das ich erreichen konnte. So bin ich auf DS4 gelandet. Den Rest kennst du ja schon. Was hältst du von einem Picknick auf dem Holodeck, wenn wir mal Zeit haben?"

--- Mannschaftsmesse, Tisch 8

Aggascha wunderte sich ein wenig über die Manieren von Will, zuerst der Handkuß in der Schleuse, und dann rückte er ihr den Stuhl zurecht. Sie wußte nicht recht was sie von ihm und insbesondere seinem Verhalten denken sollte.

Sie lächelte und sagte: "Danke, für mich gilt natürlich das Gleiche, nennen Sie mich Aggascha. Ich hoffe, wir haben hier eine gute Zeit, ich schätze, es könnte recht lustig werden." Sie überlegte kurz und fragte dann: "Was wohl mit der letzten Crew passiert ist? Ich habe noch nie auf einem zivilen Händlerschiff gearbeitet. Ist es normal, daß gleich so viele Neue gebraucht werden?"

Sie schaute sich ein wenig in der Mannschaftsmesse um, während sie überlegte, was sie wohl trinken wollte. Sie erblickte dabei Monserats Gast Shania, die sich gerade angeregt mit einer am gleichen Tisch sitzenden jungen Frau mit roten Haaren unterhielt.

Aggascha überlegte, wie sie die beiden hatte übersehen können. Sie sah wieder zu Will, der die beiden anscheinend auch gerade entdeckt hatte.

Doch was er entdeckt hatte war etwas völlig anderes. Ein recht primitiv konstruiert wirkender Roboter kam plappernd auf sie zu. Was der Roboter dabei erzählte interessierte ihn eigentlich weniger als der Roboter selbst. Er identifizierte ihn als ein Putzmodell, das schon seit einigen Jahren hergestellt wurde und vor allem auf privaten Schiffen und einigen alten Föderationsschiffen, die nicht über Selbstreinigungsanlagen verfügten, seinen Dienst versah.

Als er den Tisch erreicht hatte stellte er sich den beiden Humanoiden vor: "Hallo, ich bin Charly. Ich nehme an, Sie beide gehören zu der neuen Mannschaft. Wissen Sie, ich habe vor kurzem einen guten Freund verloren, weil er von Bord gegangen ist und ich hierbleiben mußte. Deswegen fühle ich mich zur Zeit nicht ganz so gut..."

Während der Roboter munter weiterplapperte wechselte Merced einen Blick mit der Trill. "Faszinierend. Hast du schon mal so einen gesehen?"

--- Mannschaftsmesse, Tisch 3

Shania lächelte. Sie hatte schon lange kein Picknick mehr mitgemacht, obwohl sie die Natur über alles liebte. Nicht mehr seit John... Ihre Augen nahmen einen feuchten Schimmer an, sonst ließ sie sich nichts von ihren trüben Gedanken anmerken. Dieses Thema gehörte nicht hier her. Es war endgültig Vergangenheit.

"Ja, ein Picknick wäre etwas sehr Schönes. Ein Korb mit den leckersten Delikatessen, die der Replikator aufzubieten hat, dazu Weißwein von den südlichst gelegenen Hängen der Bretagne." Monserat hatte ihr viel auf ihren gemeinsamen Reisen gelehrt.

"Ich war schon lange nicht mehr im Grünen. Nicht mal auf dem Holodeck. Dabei kann ich gar nicht genug davon bekommen und anschließend einen langen Spaziergang, während die Vögel zwitschern und der Wind durch die Baumkronen säuselt." Vollkommen in Gedanken atmete sie tief ein, als könnte sie den Geruch des Waldes und der Wiesen förmlich riechen.

Erst jetzt merkte Shania, wie sehr sie das alles vermißt hatte. Sie nahm sich vor, zumindest heute abend schon einen Abstecher aufs Holodeck zu machen. In letzter Zeit hatte sie sich zuviel zugemutet und zu wenig auf sich selbst geachtet. Das mußte sich ändern, bevor sie gar kein Privatleben mehr hatte. Selbst die Bar hatte sie nur wegen der neuen Mannschaft aufgesucht.

"Wenn wir Zeit haben, wär das wirklich eine tolle Idee. - Tut mir leid, das mit deinen Eltern. Aber ich hoffe, ich kann dir ein wenig Ersatz für deine Familie sein. - Wie kommt es eigentlich, daß du gerade Krankenschwester werden wolltest?" Ärgerlich schalt sich die große Frau einen Dummkopf, weil sie bei den Gesprächsthemen so wankelmütig war, aber irgendwie war ihr Geist heute abgelenkt. Es lag etwas in der Luft, das ihr nicht besonders gefiel.

Enehy legte den Kopf schief und sah Shania prüfend an.

'Irgend etwas stimmt mit ihr nicht', dachte sie bei sich und antwortete dann auf die Frage.

"Ich glaube, du bist der beste Ersatz, den ich mir für meine Familie wünschen kann. Du kannst mir zwar nicht alles ersetzen, aber eine gute Freundin, der ich alles anvertrauen kann, wäre wunderbar."

'Enehy, der Satz war dumm. Jetzt muß Shania ja denken, daß ich sie nur notgedrungen als Freundin akzeptiere. Denk doch einmal nach, bevor du wieder so etwas Blödes sagst.'

"Hoffentlich finden wir bald Zeit auf das Holodeck zu gehen. Ich würde mich wirklich darüber freuen und warum ich Krankenschwester werden wollte, hat man mich noch nie so direkt gefragt. Wahrscheinlich weil ich es einfach nicht ertragen kann, wenn jemand in meiner Nähe Schmerzen erdulden muß. Schon als ich klein war, habe ich immer versucht zu helfen, wo ich nur konnte. Da war es nur naheliegend, meinen Job zu ergreifen. Aber jetzt mußt du mir auch etwas über dich erzählen. Aber zuerst möchte ich wissen, warum du so angespannt bist. Ist irgend etwas los?"

Mit einem etwas undefinierbaren Lächeln sagte Shania zu Enehy: "Ich habe das Gefühl, daß sich etwas über unseren Köpfen zusammenbraut. Aber ich habe keine Beweise dafür, und es gibt auch noch keinerlei Anzeichen dafür. Es ist nur ein sehr ungutes Gefühl in der Bauchgegend. Bisher konnte ich diesem Zeichen eigentlich immer trauen... aber reden wir von etwas anderem...

Deine Motive, weshalb du Krankenschwester werden wolltest, sprechen ja eindeutig für dich. Du bist warmherzig und möchtest niemanden leiden sehen ohne ihm helfen zu können. Bei mir war das was ich tun wollte, nie so klar ersichtlich. Ich wollte immer das tun, was keiner von mir erwartete und so ging ich mit 17 an Bord des nächsten fahrenden Händlers, der bei uns vorbeikam um nicht nach Starfleet zu müssen und mich festen Regeln zu beugen. Und so traf ich das erste Mal auf Monserat.

Aber auch er und sein Händlerdasein konnten mich nicht halten und so schenkte er mir nach drei Jahren mein erstes Schiff, damit ich frei war um meine Wünsche zu verwirklichen. Ich bin nicht gerade stolz auf das was ich in dieser Zeit alles getan habe, aber ich stehe dazu."

Seufzend rieb Shania ihre plötzlich kalten Hände an einander. Diese Zeit hatte sich in ihr Gedächtnis eingebrannt und sie würde sie wohl nie mehr vergessen. Es hatte auch schöne Tage gegeben, doch die meisten hatte sie einfach nur dazu verwandt, um sich Latinum für ihr tägliches Leben zu besorgen. Die Methoden waren dabei nicht immer legal, und oft hatte sie auch dafür gebüßt.

"Erst nach vielen Irrwegen liefen Monserat und ich uns wieder über den Weg", fuhr Shania fort. "Er und seine vorige Crew halfen, mich von den Cardassianern zu befreien. Eine lange Geschichte, die mit dem zu tun hat, was ich in der Zwischenzeit getan habe, aber ich möchte dich nicht langweilen. Es ist schwer, ein ganzes Leben in einen Augenblick Geschichte zu packen."

Die große Frau stand auf. "Ich hole mir ein Glas Blutwein. Möchtest du auch etwas?"

Enehy schüttelte den Kopf und sah Shania nach wie sie zum Replikator ging.

'Ach Mist, jetzt fällt mir doch etwas ein, was ich haben möchte', schoß es ihr durch den Kopf und sie sprang auf und lief Shania hinterher.

"Warte, ich weiß etwas", verkündete sie freudestrahlend und hielt ihre neue Freundin am Arm zurück.

"Kannst du mir ein Schokoladeneis mitbringen? Mit Sahne? Und ganz oben soll eine Kirsche drauf sein. Ja, und die Sahne soll blau sein. Dazu bitte einen Kakao und vergiß nicht einen zweiten Löffel mitzubringen. Ich setze mich jetzt an den Tisch da vorne. Die beiden Leute da sehen nett aus und ich will sie kennenlernen."

Ohne eine Antwort abzuwarten, ließ sie Shanias Arm wieder los und steuerte auf den besagten Tisch zu.

--- Mannschaftsmesse, Tisch 8

"Hallo, mein Name ist Enehy und ich bin die neue Krankenschwester hier an Bord. Darf ich mich dazu setzen?"

Aggascha sah die Frau, die sie vorhin schon bemerkte hatte, an. Jetzt wo sie ihr ins Gesicht schauen konnte, sah sie, daß sie violette Augen hatte.

Sie musterte die junge Frau, und fand das sie eine freundliche Ausstrahlung hatte, was vielleicht auch an der erfrischenden Farbe ihrer Augen und Haare lag.

"Ja, bitte setzten Sie sich. Ich bin Aggascha, die neue Ärztin. Das paßt ja gut, da können wir gleich auf gute Zusammenarbeit anstoßen", sagte sie mit einem Lächeln.

--- Quartier 2

Martengh hatte es sich auf seinem Lieblingssessel bequem gemacht, nachdem er die Mannschaftsmesse verlassen hatte.

Momentan war für ihn nichts zu tun, bis auf die Kontrolle der diversen Monitore. Der einzige Ort, an dem zur Zeit etwas los war, war die Mannschaftsmesse. Monserat war alleine auf der Brücke, dem konnte nichts passieren.

Shania hingegen hielt sich noch in der Mannschaftsmesse auf und war möglichen Attentätern schutzlos ausgeliefert.

Schutzlos? Nein. Beim geringsten Anzeichen einer Gefahr würde Martengh sofort zur Stelle sein. Auf dem letzten Flug hatte es nur deshalb ein Opfer gegeben, weil jeder ihm das Gefühl vermittelt hatte, übervorsichtig zu sein.

Deshalb hatte er die Ermittlungen gegen den Hauptverdächtigen nicht selber geführt, sondern einer Untergebenen anvertraut. Aber sie war der Hinterlist des Attentäters nicht gewachsen gewesen, was sie schließlich mit dem Leben bezahlt hatte.

Geistesabwesend kraulte er den Kater, der den Anschlag schwerverletzt überlebt hatte und sich seitdem unter seiner Obhut befand. Er hatte ihn als sein neues Herrchen allerdings erst dann akzeptiert, als er den Mörder zur Strecke gebracht hatte.

Wobei Letzteres wörtlich zu nehmen war...

Grimmig lächelnd dachte er an die Bestrafung von...

Mit einem Satz sprang der Kater von seinem Schoß herunter.

Martengh schaute ihm hinterher und als er ihn so beobachtete, fielen ihm nacheinander drei Dinge ein, bzw. auf, und zwar genau in dieser Reihenfolge:

1.: 'Warum kannst du kein normaler Kater sein, der brav das Katzenklo benutzt?'
2.: 'Da wird Charly gleich einiges zu tun haben.'
3.: 'Charly hat heute seinen freien Tag!'

Der Caldonier riß die Augen auf.

--- Mannschaftsmesse, Tisch 8

Enehy setzte sich und nickte dem jungen Mann, der ebenfalls dort saß, freundlich zu.

"Sie sind also die Ärztin. Da hoffe ich doch, daß wir ein gutes Team werden. Im Team arbeitet es sich nämlich meiner Meinung nach wesentlich angenehmer, als mit lauter Ein-Mann-Trüppchen. Sie haben doch sicher nichts dagegen, wenn sich Shania zu uns setzt, oder? Sie ist nämlich meine neue Freundin", erzählte die junge Frau weiter und streckte sich dabei zufrieden auf ihrem Platz.

Plötzlich sprang sie so heftig auf, daß der Stuhl, auf dem sie saß umkippte.

"Du meine Güte, jetzt habe ich schon wieder meine Tasche liegen lassen", rief Enehy erschrocken aus und sprintete zu ihrem vorherigen Platz um ihre Tasche zu holen.

Kurz darauf kam sie damit wieder zurück und setzte sich erneut.

"Entschuldigen Sie bitte. Ich habe das Ding heute schon zum zweien Mal liegen gelassen. Irgendwie bin ich etwas zerstreut."

Merced fiel es schwer, den Blick von dem kleinen Roboter zu nehmen. Er liebte jede Art von Technologie und Roboter gehörten bekanntermaßen zu den von der Künstlichen Intelligenz her am höchsten entwickelten Maschinen, die es gab.

"Hör zu, Kleiner. Ich bin jetzt Techniker auf diesem Schiff und ich werde mich später noch genauer mit dir befassen. Ich hoffe, ich treffe dich noch. Du scheinst ein sehr interessantes Wesen zu sein. Jetzt muß ich mich aber mit den beiden Damen hier befassen, weil ich nicht unhöflich sein möchte. Meld dich einfach später mal, wenn ich allein bin. Okay?"

Der Roboter schwankte leicht und erweckte den Eindruck zu nicken. "Okay. Du scheinst auch ein interessantes Wesen zu sein. Ich komme später wieder." Dann bewegte er sich fort in Richtung des Replikators, wo Merced jetzt erst die Freundin des Captains bemerkte.

Dann drehte er sich zu den beiden Frauen an seinem Tisch um, streckte der Neuen die Hand entgegen und lächelte sie freundlich an. "Entschuldigen Sie, ich war etwas abgelenkt. Ich bin William Merced, Ingenieur. Nennen Sie mich einfach Will, wenn Sie möchten."

"Ich heiße Enehy", stellte sich die junge Frau nochmals vor, weil sie sich nicht sicher war, ob William ihren Namen mitbekommen hatte. Dann griff sie nach seiner Hand und schüttelte sie kräftig.

"Sie sind also Ingenieur an Bord. Klingt nach ziemlich viel Arbeit. Ich gehe mal davon aus, daß Sie auch neu an Bord sind." Neugierig musterte die Xenexianerin die beiden Leute und hielt dann Ausschau nach Shania.

'Nett scheinen die zwei ja zu sein. Besonders die Ärztin gefällt mir. Bestimmt werden wir gut zusammen arbeiten und viel Spaß haben. Den Techniker kann ich noch nicht so einschätzen, aber ich habe ja genug Zeit die Leute hier besser kennenzulernen. Aber von den Männern hat mir bis jetzt dieser Caldonier am Besten gefallen. Er scheint genau zu wissen, was er will. Das mag ich an Männern.'

"Oh Mann, Shania ist immer noch am Replikator. Ich hab's mit meiner Bestellung vielleicht ein bißchen übertrieben."

Enehy stand auf, holte tief Luft und rief:" Shania komm endlich. Wir warten schon alle auf dich!"

--- Mannschaftsmesse, vor dem Replikator

Shania stand, den Rücken den anderen zugewandt, am Replikator und konnte sich das Lachen gerade noch verkneifen. Enehy war ein echtes Original. Kaum an Bord stürmte sie auf jeden in der Mannschaft zu um ihn kennenzulernen, weil sie ihn "nett" fand. Sie schien durch ihre bösen Erfahrungen noch immer nichts von ihrer kindlichen Naivität und den Glauben an das Gute verloren zu haben.

Auch ihr abgewetzter Teddy, der einen eigenen Namen besaß, hatte Bände gesprochen.

Hmmm...

Die große Frau drehte sich um, schüttelte grinsend den Kopf und bestellte dann Enehys Schokoladeneis mit einem riesigen Gebirge aus blauer Sahne, und einer Kirsche als Gipfel, dazu heißen Kakao und zwei Löffel. Weiters bestellte sie für sich Maquis-Frühstücksstangen. Den Plan mit dem Blutwein hatte sie spontan wieder fallen gelassen. Shania liebte süße Knabbereien.

Kaum hatte sie alles fertig repliziert, als sie auch schon Enehy nach sich rufen hörte. Anscheinend konnte sie es gar nicht erwarten ihr Eis zu löffeln, während sie sich mit den anderen unterhielt. Sie war schon eine erstaunliche junge Frau. Grinsend winkte Shania ihr zu und bemerkte dabei Charly auf sich zukommen.

Hastig packte sie alles zusammen und floh regelrecht, bevor er sie noch ansprechen konnte. Nach einem kleinen Abstecher an ihren alten Tisch, kam Shania bei den einzigen Tisch an, der momentan besetzt war und nickte allen Anwesenden freundlich zu.

--- Mannschaftsmesse, Tisch 8

"Ich hab schon so schnell gemacht, wie ich konnte. Deine Sonderwünsche mußte ich unserem Replikator erst begreiflich machen. Blaue Sahne scheint ihn doch zu verwirren." Noch immer lächelnd servierte Shania der Xenexianerin ihre ungewöhnlichen Wünsche, die sie mit einem Strahlen entgegennahm.

"Ich bin Shania", stellte sich Ms Twillan der Ordnung halber bei den anderen beiden vor, da sie sich nicht mehr erinnern konnte, das bei dem Vorstellungsgespräch bereits getan zu haben.

"Ach ja." Unter ihrem angewinkelten Arm holte sie ein kleines Etwas hervor. "Und das ist Igor", meinte sie schlicht und stellte kichernd etwas auf den Tisch, das Enehy beinahe vorwurfsvoll ansah.

Enehy spürte wie ihr die Schamesröte ins Gesicht stieg und ärgerte sich insgeheim darüber.

'Sowas Peinliches. Ich sollte wirklich etwas besser aufpassen.'

"Igor, es tut mir leid, daß ich dich vergessen habe. Das wird bestimmt nie wieder vorkommen", beteuerte sie und sah Shania an. "Vielen Dank, daß du an Igor gedacht hast. Meine Mutter hat schon immer gesagt, daß ich eines Tages meinen Kopf vergessen werde, aber lassen wir das."

Sie reichte ihrer Freundin einen Löffel und begann ihr Eis zu essen.

Merced betrachtete verwundert den Teddybär. Zwar hatte er in seinem Leben bereits mehrmals einen gesehen, jedoch noch nie aus der Nähe. Schon als Kind hatte er, zum Leidwesen seines Vaters, immer nur mit technischem Gerät wie Tricordern gespielt - und dabei natürlich auch oft kaputt gemacht.

Als er dann älter geworden war, verlegte sich sein Spieltrieb auf das Holodeck und noch später auf konkrete Basteleien, was dazu führte, daß sein Vater ihm häufig Kleinigkeiten wie Tricorder zum Reparieren gab.

Aber einen Teddybär hatte er nie gehabt. Er wußte auch nicht, ob das für ihn gut oder schlecht war. Und ganz besonders wußte er nicht, was es bedeutete, wenn eine junge Erwachsene einen mit sich herumtrug.

Nachdem er ihn eine Weile betrachtet hatte, entfuhr ihm leise ein verwundertes Wort: "Igor?"

Enehy betrachtete Will eingehend und konnte sich das Lachen nur schwer verbeißen.

"Ja Igor. Mein treuster Begleiter. Er ist immer bei mir und schläft in meinem Bett, damit ich mich nicht einsam fühle", erklärte sie und stocherte in ihrem Eis herum.

'Warum findet der Typ das denn so komisch? Ist doch völlig normal, daß man jemand zum Liebhaben braucht.'

"Haben Sie denn keinen, mit dem Sie das Bett teilen?"

Während Shania sich grade einen weiteren Löffel braunblauer Cremigkeit in den Mund steckte, die ihr trotz der wagemutigen Farbzusammenstellung seltsamerweise sogar schmeckte, lauschte sie mit halbem Ohr dem Tischgespräch.

Der unabsichtlich zweideutige Inhalt von Enehys Frage traf sie dabei so plötzlich, daß sie entgegen ihrer festen Absicht, das sich anbahnende Gespräch nicht zu stören, vor Lachen losprustete und ihr Eis über den halben Tisch spuckte.

Dabei konnte sie nicht verhindern, daß sie alle anstarrten und sie fast nicht zu lachen aufhören konnte. Dafür nahm aber Shanias Gesicht eine deutlich rote Färbung an, die wundervoll mit der Kirsche auf dem bunten Eis harmonierte.

"Tut mir leid", stammelte sie dann erstickt und ihre Augen nahmen einen verräterisch feuchten Glanz an, während ihr Atem unregelmäßig ging und sie deutlich mit ihrer Fassung rang. "Aber jemand, den ich auf meinen Reisen traf, der benutzte genau den gleichen Spruch, aber um mich in sein Bett zu bekommen. Es ist übrigens sein Standardspruch."

Verblüfft sah Enehy ihre Freundin an und brach dann ebenfalls in Gelächter aus.

"Wenigstens hast du niemand mit dem Eis getroffen", brachte sie mühsam hervor und nahm Igor auf ihren Schoß, um ihn vor weiterem Eisregen zu schützen.

"Ähm, Will, es lag mir fern Sie in mein Bett zu bekommen. Das war eine ganz einfache, harmlose Frage ohne jeden Hintergedanken. Ich habe einfach nicht darüber nachgedacht, wie man die Frage aufnehmen kann und Shania hat sie völlig falsch verstanden."

'Mich würde sowieso niemand in seinem Bett haben wollen.'

Immer noch grinsend, gab sie Shania einen freundschaftlichen Stoss in die Rippen.

"Und? Hat er dich in sein Bett bekommen?"

Shania sah ihre neue Freundin an, deren violette Augen sie fragend ansahen. "Also was denkst du denn von mir? Bei dem abgedroschenen Spruch? Selbstverständlich hat er nichts erreicht." Sie hatte versucht, so ernst wie möglich zu bleiben und entrüstet zu klingen, was ihr laut Enehys Gesichtsausdruck zu schließen auch gelungen war.

Aber Enehys direkte Frage störte sie nicht wirklich. Shania war nicht gerade prüde, wenn man sie auf solche an sich heikle Themen ansprach, die man sicher nicht bei Tisch mit Leuten erörterte, die man noch gar nicht näher kannte. Immerhin hatte sie in ihrem Leben bereits gelernt, daß es nur auf die Meinung ankam, die sie von sich selbst hatte. Wahre Freunde störten sich nicht an ihrer Art.

"Aber er hatte einen total süüüüßen Freund", fügte sie deshalb erklärend hinzu, grinste ganz breit und zwinkerte Enehy verschwörerisch zu. Dabei kam ihr in den Sinn, daß sie eigentlich ungewollt den Mittelpunkt des Gesprächs eingenommen hatte. Immerhin wollte Enehy ja die anderen kennenlernen und nicht Geschichten aus Shanias Vergangenheit hören.

Mit einem entschuldigenden Schulterzucken wandte sich die große Frau deshalb wieder lächelnd an Merced um das Gespräch dort fortzusetzen, wo sie es unterbrochen hatte: "Na, wie steht es nun mit Ihnen? Haben Sie nun schon jemand für Ihr Bett oder soll ich Ihnen ein süßes kleines Betthäschen replizieren?"

Ihre Augen funkelten herausfordernd und zugleich amüsiert.

Das ganze Gespräch über hatte Merced bereits geschmunzelt. Es war doch erstaunlich wie schnell sich ein Gespräch in solch eine Richtung entwickeln konnte, obgleich er einen Schwenk auf dieses Thema eher bei einer Männerrunde erwartet hätte.

Er sah die drei Frauen am Tisch nacheinander an und wußte nicht recht, ob er die Frage überhaupt beantworten sollte. Tatsache war, daß er seit seiner Zeit auf der Sternenflottenakademie nichts Richtiges mehr mit einer Frau gehabt hatte, was wohl damit zusammenhängen mochte, daß er sich sowieso alle paar Monate auf ein anderes Schiff hatte versetzen lassen.

Schließlich antwortete er an Enehy gerichtet: "Nein, ich habe noch niemanden für mein Bett."

Dann grinste er und warf Shania einen Blick zu. "Und vielen Dank, für das Angebot, aber ich warte lieber auf die nächste Gelegenheit ein süßes, etwas größeres Betthäschen mitzunehmen. Und zwar eines, das man nicht replizieren muß."

Shania grinste frech zurück und konnte es sich nicht nehmen lassen, ihm eine Antwort zu geben. "Nunja, solche Gelegenheiten soll es ja bekanntlich geben. Und an der Größe wird es ja nicht gerade scheitern." Damit leckte sie lasziv ihren Löffel Eis ab und zwinkerte ihm dabei ausgelassen zu.

"Mir ist sogar zu Ohren gekommen, daß sich an Bord dieses Schiffes auf der letzten Reise einiges getan hat." Sie lachte hell auf und musterte dann die drei anderen. Irgendwie kam das Gespräch am Tisch nicht richtig ins Laufen.

Die Trill war sehr still und zurückhaltend, Enehy, das krasse Gegenteil davon und Merced. Naja, er schien langsam aber sicher aufzutauen. Immerhin ein Fortschritt.

Noch bevor Enehy auf Shanias Andeutung eingehen konnte, sprach diese schon wieder weiter: "Treibt irgend jemand von euch Sport? Ich für meinen Teil fechte sehr gerne, spiele Squash und mache gerne ausgedehnte Spaziergänge, falls man das noch als Sport zählen kann. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wann ich das letzte Mal mit einer realen Person gespielt hätte..."

Seufzend nahm sie noch einen Löffel Eis und legte danach den Löffel beiseite. "Mag irgend jemand eine Maquis-Frühstücksstange?"

"Ja, ich", meldete sich Enehy begeistert und nahm sich eine der Stangen.

"Ich liebe Knabbereien und Süßigkeiten. Es gibt nichts Schöneres, als entspannt in seinem Quartier zu sitzen, ein wenig zu sticken und etwas zu naschen. Musik höre ich auch furchtbar gern, aber Sport habe ich noch nie gemacht. Bisher hat mir einfach die Zeit dafür gefehlt. Wir können ja mal alle zusammen etwas auf dem Holodeck unternehmen."

Aggascha war die vorherige Konversation ein wenig unangenehm gewesen und hatte sich rausgehalten. Sie war erfreut, daß nun ein anderes Thema angesprochen wurde. Auf Shanias Frage nahm sie sich auch eine der Frühstückstangen und fing an, an ihr rumzuknabbern.

"Danke für die Stange", bedankte sich Aggascha bei Shania und wandte sich etwas überrascht an Enehy: "Sie sticken? Ich muß sagen, daß ich mir nicht wirklich vorstellen kann, daß Sie so still sein können. Ähm, das soll jetzt keine Beleidigung sein, aber Sie kommen mir dafür ein wenig zu lebendig vor."

Aggascha war es ein wenig peinlich, da es ihr einfach so herausgerutscht war. Sie dachte bei stickenden Leuten immer an alte Frauen in Schaukelstühlen, aber sie hoffte, daß Enehy ihr diese Bemerkung nicht übel nahm.

"An was für Ausflüge auf dem Holodeck haben Sie denn gedacht?", fragte Aggascha. "Ich habe auch noch nie richtigen Sport betrieben, aber da bin ich dann ja zum Glück nicht ganz allein."

"Sport? Kommen Sie mir nicht damit", warf Merced ein. "Ich habe mich schon um die Pflichtübungen bei der Sternenflotte gedrückt wo ich nur konnte."

Grinsend nahm er sich eine der angebotenen Frühstücksstangen und bedankte sich mit einem Nicken bei der großen Frau. "Aber ich verbringe gerne Zeit auf dem Holodeck. Ich habe von der Exeter meine Programmsammlung mitgenommen. Da sind bestimmt mehr als hundert verschiedene Holosimulationen dabei. Wenn ihr wollt, lade ich sie gerne in den Schiffscomputer."

Shania grinste und knabberte an ihrer Frühstücksstange. Die anderen waren in Punkto Sport offenbar ebenso wie Enehy keine Koryphäen. Es sah schlecht aus mit einem Squash-Partner, dessen Leistung sie auch fordern würde. Wenn sie Glück hatte, würde noch ein würdiger Gegner anheuern, wenn sie Pech hatte, würde sie weiter gegen ein Hologramm spielen müssen.

"Hmmm... mit Sport scheint hier am Tisch außer mir wohl niemand etwas am Hut zu haben. Schade, ich hatte mich schon sehr auf einen Trainingspartner aus Fleisch und Blut gefreut." Sie seufzte leise und etwas traurig. Dann atmete sie tief durch und sah dann wieder zu Merced.

"Aber um was für eine Art von Programmen handelt es sich denn, wenn ich fragen darf? Mich interessiert nämlich weder die Technik sonderlich, noch irgendwelche Kriegsspiele oder Rollenspiele, die sich aus diesen Kriegssimulationen wie 'Doom, Day of Diablo' aus dem 21. Jahrhundert herauskristallisiert haben." Neugierig blickte sie ihn an.

Vielleicht war ja doch etwas mit den anderen anzufangen...

--- DS4, Andockschleuse 3

Vorsichtig tippte James Croft auf den Terminal, als er sich anmeldete.

Er hatte Williams Horrorgeschichten über den paranoiden 1. Offizier nicht vergessen und zudem hatte der Brite keine Ahnung, wie solche Systeme funktionierten.

Der Einzige, der es wohl geschafft hatte, diesem Martengh Paroli zu bieten, war wohl ein Schrank von einem Mann gewesen, ein Südländer namens Pormas. Dieser war aber auch prompt in absolute Ungnade gefallen, was James nicht passieren sollte.

"Mein Name lautet Croft, James Croft."

Nichts explodierte, oder vaporisierte ihn, also weiter.

"Falls Sie noch einen fähigen Wissenschaftsoffizier benötigen, der eine Starfleetausbildung hinter sich hat, bin ich Ihr Mann." So weit, so gut. Verschweigen, daß er bei Starfleet war, konnte er nicht, dafür hatte dieser Martengh zu gute Informationsquellen.

"Ich bin zwar noch der Starfleet zugehörig, aber interessieren mich deren moralische Prinzipien wenig." James hoffte, daß Martengh auch wirklich auf seine Personalakte zugreifen konnte. Zwar würde die Disziplinlosigkeit ein Manko darstellen, aber der Verstoß gegen die erste Direktive, dürfte bei der Bewerbung auf diesem Schiff von Vorteil sein.

"Insofern, hoffe ich, daß ich in Ihre Dienste stellen kann. Croft Ende."

Nun hieß es abwarten.

--- Mannschaftsmesse, Tisch 8

Merced zuckte kurz mit den Schultern. "Ich weiß zwar nicht was Sie meinen, aber ich glaube nicht, daß viel dabei ist, was man 'Kriegsspiele' nennen könnte."

Nachdenklich knabberte er an seiner Frühstücksstange.

"Das meiste sind Holoromane. Überwiegend Abenteuergeschichten und Krimis. Aufgeteilt über so ziemlich alle Epochen der Menschheitsgeschichte. Außerdem sind noch viele Umgebungssimulationen dabei. Ich habe komplette Simulationen einiger Sternenflottenschiffe, etliche Orte auf der Erde und Risa und auf ein paar anderen Welten."

Dann sah er Shania fragend in die Augen: "Was würde Sie denn interessieren?"

Spitzbübisch lächelnd sah Shania zurück und ihre Gedanken galten nicht gerade einer Holosimulation. Sie interessierte sich mehr für Menschen in Fleisch und Blut...

"Also, ich liebe Abenteuergeschichten, Geheimnisvolles, aber auch Krimis sind zur Abwechslung nicht schlecht. Hauptsache man muß mal in eine völlig andere Rolle schlüpfen." Sie dachte für einen Moment nach.

"Ich hatte auch irgendwo eine Simulation aus dem 20. Jahrhundert der Erde ,die fand ich eine zeitlang recht amüsant. Alles spielt sich nur auf dem Planeten selbst ab. Da begann erst die Raumfahrt. Man sollte sich gar nicht vorstellen wie lästig es mal gewesen sein muß, ständig zu laufen oder andere Fortbewegungsmittel für eine oder auch gleich sehr viele Personen zu benutzen, statt sich einfach beamen zu lassen. Was man
da an Zeit verloren hat... - Da weiß man sich doch gleich die Gegenwart zu schätzen", meinte Shania und biß in ihre Frühstücksstange.

"Ich persönlich steh übrigens besonders auf Agenten-Simulationen. Da sind die guten Kerle immer so schön smart und die Guten gewinnen natürlich immer. Und die Schönheiten sind auch mal böse. Keine Frage, daß ich da meist den bösen Part spiele." Die große Frau blickte gespannt auf die beiden anderen Frauen am Tisch.

--- Quartier 2

Martengh richtete sich auf und warf den Putzlappen in die Ecke. Der Boden sah immer noch nicht richtig sauber aus und roch auch noch nicht sonderlich gut.

Aber er ließ es gut sein. Wie er es sah, würde er heute sowieso die meiste Zeit auf der Bücke verbringen - bzw. auf dem Weg zwischen Schleuse und Mannschaftsmesse.

A propo Mannschaftsmesse...

Der Sicherheitschef verdrehte die Augen. Während er sich auf den Weg machte, sagte er: "Ich bin gleich bei Ihnen. Warten Sie bitte."

--- Gänge, Deck 3

Nachdem er diese Verbindung deaktiviert hatte, aktivierte er gleich eine Neue: "Martengh an Monserat. Der nächste Bewerber steht schon bereit. Bist du noch in der Mannschaftsmesse?"

Dieser antwortete: "Nein, bring ihn in meinen Bereitschaftsraum. Monserat Ende."

Martengh erwiderte nichts. Seine Gedanken weilten immer noch bei dem braunen Fleck vor seiner Kommode. Er überlegte sich, was er mit Charly anstellen würde, wenn dieser wieder an Bord weilte.

--- vor der Schleuse

Die Gedanken an Charlys langsame und qualvolle Demontage waren durchaus erfreulich, so daß der Caldonier schon wieder bessere Laune hatte, als er vor der Schleuse stand.

Als sie sich öffnete, stand ein menschlicher Mann mit leicht gebräunter Haut vor ihm. Martengh stellte sich kurz vor und ging auf dem Weg zum Captain voraus.

Er dachte nicht daran, den Neuankömmling auf dem Weg zur Brücke schon mit dem Schiff vertraut zu machen, schließlich war es durchaus möglich, daß Monserat ihn nicht aufnahm.

--- Brücke

Als sie die Brücke erreicht hatten, führte Martengh seinen Gast direkt zu Monserat in den Bereitschaftsraum.

--- Bereitschaftsraum des Captains

"Captain, dies ist James Croft, der angekündigte Bewerber. Nebenbei eine Frage: Wie lange genau hat Charly noch Ausgang?", begrüßte Martengh seinen Freund.

Dieser schaute seinen Sicherheitschef an und grinste. Dann sagte er zu ihm: "Danke. Wenn du sehr freundlich zu ihm bist, bricht Charly vielleicht seinen freien Tag ab. Jean hat ihn schließlich nicht länger als eine Stunde ertragen.."

Der Caldonier zog eine Augenbraue in die Höhe, nickte dem Neuankömmling noch einmal zu und verließ den Bereitschaftsraum.

--- Brücke

Langsam ließ Martengh sich in seinem Sessel nieder und aktivierte die Beobachtungskamera in der Mannschaftsmesse, während ihm verschiedene Gedanken durch den Kopf spukten.

In erster Linie versuchte er noch, den Neuen zu charakterisieren. Er schien sehr von sich überzeugt zu sein. Aber seine besten Seiten herauszukehren, wenn man zu einem Vorstellungsgespräch ging, war nichts Besonderes.

Aber hatte dieser Mann nicht gesagt, daß er noch bei der Sternenflotte war? Martengh nahm sich vor, seine Personalakte einmal diskret anzufordern. Schließlich gab es noch einige Leute bei Starfleet, die ihm etwas schuldeten.

Aber er beschloß, damit zu warten, bis Monserat sich entschieden hatte.

Hm...Sternenflotte - und wenn er in deren offiziellen Auftrag hier war, weil sie letztens etwas gegen die neuen Freunde der Föderation, die Cardassianer unternommen hatten?

Dann wäre er ein Spion! Na gut, das war wenigstens einmal etwas anderes...

Gerade wollte er gerade Charly kontaktieren, als sein Arm in der Bewegung erstarrte.

Wenn er freundlich zu ihm war, würde seine Kabine gesäubert werden.

Wenn er jedoch ZU freundlich war, würde es ihm wie Pormas ergehen, der den Roboter kaum noch losgeworden ist.

Tief atmend wog er die beiden Möglichkeiten ab, und entschied sich dann. Er würde sein Quartier bis morgen früh nicht mehr betreten und in Nr. 5 nächtigen. Dann könnte Charly seines säubern, woraufhin er wieder umziehen könnte.

Gute Strategie.

Martengh lehnte sich zurück und beobachtete das Geschehen in der Mannschaftsmesse.

--- Bereitschaftsraum des Captains

Monserat war zufrieden. Das Geschäft, das er durch die Hinweise seines nur sehr kurz an Bord gebliebenen Technikers Jin gemacht hatte, war sehr lukrativ gewesen. Das allein lohnte den Aufenthalt auf DS4 und hob zurecht auch seine Laune.

Trotzdem starrte der Captain den Neuankömmling, den ihm Martengh vor die Nase gestellt hatte, etwas verwundert an.

Der Mann, der auf ihn hinunter sah, machte einen ziemlich eigenartigen Eindruck auf ihn. Hätte er es nicht besser gewußt, hätte er ihn wieder weggeschickt, da er an Bord der Ivory keine Arbeit für einen Dressman und Weiberhelden hatte.

Trotzdem gab er ihm eine Chance zu erklären was für einen Job er sich vorgestellt hatte, bevor er sein Urteil fällte. Er konnte nur hoffen, daß in dieser Abteilung keine Frauen arbeiten würden, sonst würde das wohl die Effizienz der Arbeit gefährden. Ärgerlich schüttelte Monserat den Kopf. Die vulkanische Wissenschaftlerin hatte ihn mit ihren Ausdrücken ja ganz schön angesteckt.

Mit einer einladenden Geste wies Monserat den Mann an, sich zu ihm zu setzen, was dieser auch dankend annahm.

"James Croft heißen Sie also. Interessanter Name. - Kommt mir irgendwie bekannt vor... " Er musterte den gebräunten Mann noch einmal, stellte aber fest, daß außer seinem gestylten Aussehen nichts darauf hinwies, daß er nicht auch ordentlich arbeiten konnte.

Jedenfalls auf seinem Gebiet.

Falls er denn eines hatte.

"Martengh sagte mir bereits, daß Sie einen Job suchen. Also, wo haben Sie vorher gearbeitet und was für einen Job suchen Sie?" Abwartend lehnte der Captains sich zurück und wartete auf die Antwort seines Gegenübers. Irgendwie erinnerte ihn der Typ an Pormas, der gerade vor kurzem erst auf die Privateer gewechselt war. Genau die gleiche von sich überzeugte Art bei seinem Auftreten.

Nun, Charly würde er ganz sicher gefallen.

James schaute sich den Captain an. Irgendwie machte er den Eindruck, als ob er schon eine feste Meinung von ihm hätte, war aber erleichtert, daß Monserat ihm eine ehrliche Chance geben wollte.

"Ich würde mich freuen bei Ihnen als Wissenschaftsoffizier anfangen zu können. Ich habe eine Starfleet-Ausbildung hinter mir und mein Spezialfachgebiet sind antike und gegenwärtige Kulturen. Aber selbstverständlich habe ich grundlegende und weiterführende Kenntnisse auf allen Gebieten der Wissenschaft." Der Brite musterte den Captain erneut und erkannte ein Stirnrunzeln auf seiner Stirn, als der Name der Starfleet fiel.

"Falls Sie Sorgen haben sollten, wegen meiner Mitgliedschaft bei Starfleet, so kann ich Sie beruhigen. Wenn die wirklich hinter Ihnen her wäre, würden Sie bestimmt nicht mich schicken, denn erstens würde ich Ihnen nicht direkt auf die Nase binden, daß ich ein Starfleet-Offizier auf Urlaub bin, und zweitens habe ich von derlei Dingen keine Ahnung."

Er war gespannt, was der Captain dazu sagen würde. Er würde sicherlich seine Personalakte lesen, auf welchem Wege er auch rankommen würde. Sie war zwar nicht gerade rühmlich, aber würde den Verdacht zerstreuen, daß er ein Spion oder etwas dergleichen wäre.

Wissenschaftsoffizier? Monserat war noch immer verblüfft, aber er ließ sich nichts anmerken. Schließlich was hatte er sich auch erwartet? Daß dieser Mensch vor ihm tatsächlich Dressman bei ihm werden wollte? Oder sich gar durch enge Jeffriesröhren quetschen wollte und sein makelloses Äußeres dadurch zu ruinieren?

Mit einer Phiole in der Hand ein Schwätzchen mit einer weiblichen Person zu halten, daß lag ihm sicher eher. Der Captain hoffte, daß sich keine brennbaren oder leicht entflammbaren Gegenstände in der Nähe von Croft befinden würden, wenn er in der Wissenschaftsstation Hand anlegte. Das gleiche galt selbstverständlich auch für Frauen.

"Na ja, lange Rede kurzer Sinn. Ich denke, ich kann und werde das Risiko mit Ihnen eingehen. Die Sternenflotte nimmt schließlich auch keine Nichtskönner auf und Sie sehen mir nicht aus, als würden Sie direkt von der Akademie kommen. Die Vulkanierin vor Ihnen war immer ziemlich kurz angebunden. Es wird mal was anderes sein, einen Wissenschaftler an Bord zu haben, mit dem man sich auch unterhalten kann.

Na dann,... willkommen an Bord der Ivory." Der Captain lächelte flüchtig. "Shania wird Ihnen ein Quartier zuweisen.

Computer, wo befindet sich zur Zeit Shania Twillan?"

"Sie ist in der Mannschaftsmesse, aber wozu möchtest du das denn wissen? Du hast doch mich", hauchte die ziemlich erotische Stimme des Computers.

"Sie haben gehört. Wenn Sie noch Fragen haben, dann heraus damit. Wenn nicht, gehen Sie wohl am Besten gleich in die Mannschaftsmesse zu Shania. Sie befindet sich auf Deck 3, wo sich auch die Quartiere befinden." Abwartend blickte der Captain seinen neuen Wissenschaftler an.

Innerlich seufzte James auf. Äußerlich zeigte er natürlich nichts davon, aber er war schon froh die Stelle bekommen zu haben, denn sonst hätte er auf der Station verweilen müssen und eventuell seine Ex-Freundin über den Weg laufen können.

Nicht, daß er es nicht über das Herz gebracht hätte, aber Frauen hatten immer die Angewohnheit eine unglaubliche Szene daraus zu machen.

"Nein, Captain, ich hätte dann keine Fragen mehr, da Sie mir sicher die Schichtzeiten und weitere Informationen zukommen lassen werden."

Eigentlich hätte er noch fragen können, warum ihn der Captain so merkwürdig ansah, aber wenn man erst 5 Sekunden für so einen Mann arbeitete, verkniff man sich solche Fragen.

Monserat nickte und James verließ das Zimmer mit einem kurzen Gruß und machte sich auf dem Weg zum Turbolift.

--- Turbolift

"Mannschaftsmesse", befahl er dem Computer. Eigentlich kein ungewöhnlicher Befehl, aber...

"Aber mein Lieber, willst du nicht lieber bei mir bleiben? So einen schönen Burschen wie dich habe ich schon lange nicht mehr gesehen, man sieht, daß du Ahnung von uns Frauen hast!"

Verdutzter als der Brite jetzt aufgeschaut hatte, ging es nicht mehr. Hatte dieser Computer ihn wirklich gerade angemacht?

--- vor der Mannschaftsmesse, 10 Minuten später

Grinsend ging James auf die Mannschaftsmesse zu. Hatte er doch tatsächlich mit dem Computer geflirtet.

Natürlich hatte das der Brite nicht einfach nur so gemacht. Dieser Computer hatte es irgendwie nötig gehabt, daß sich jemand lieb mit ihm unterhielt, das hatte er gemerkt. Und wie erwartet sprang für ihn was raus, wie für ihn immer was raussprang, wenn er sich mit Frauen näher befaßte und etwas von Ihnen wollte.

Diesmal war es halt kein nächtliches Abenteuer, sondern ein privilegierter Zugang zum Computer. Auch nicht schlecht.

--- Mannschaftsmesse, Tisch 8

"Ich mag lieber dramatische Geschichten, aber eigentlich ist mir fast alles recht. Ich muß aber sagen, daß es schon total lange her ist, daß ich sowas gespielt habe. Ich bin total eingerostet", sagte Aggascha und knabberte noch immer an der Stange herum.

Aggascha taute so langsam ein wenig auf, ihr gefielen die Drei, da sie alle ziemlich freundlich und offen zu sein schienen.

'Ich glaube, hier wird es mir wirklich gefallen', dachte Aggascha wieder.

Jetzt fehlte Aggascha zur richtig guten Laune nur noch eins. Musik. Sie hatte schon den ganzen Tag keine Musik mehr gehört und daß machte sie ein wenig nervös. Sie begann mit ihren Händen zu spielen, bei ihr ein klares Anzeichen dafür, daß ihr Musik fehlte.

"Hmm, hat die Ivory vielleicht eine Simulation mit einer gemütlichen Blues-Bar oder ähnlichem? Spielt eigentlich einer von ihnen ein Instrument? Ich singe für mein Leben gerne und spiele auch einige Instrumente, es würde mich total freuen, wenn man mal zusammen musizieren könnte. Aber ich glaube, ich lenke vom Thema ab", sagte Aggascha.

Es passierte ihr öfters, daß sie das Thema immer wieder auf die Musik lenkte, da sie einfach alles mit Musik assoziierte.

--- Mannschaftsmesse, Eingang

James Croft brauchte nicht lange, um Shania ausfindig zu machen, da ihm der Computer eine Beschreibung dieser Frau schon gegeben hatte. Nur, daß Shania bedeutend hübscher aussah, als ihm die Computerstimme hatte weiß machen wollen.

An dem Tisch saßen augenscheinlich noch zwei Menschen und eine Trill. Der humanoide Mensch konnte sich eigentlich glücklich schätzen, mit solch hübschen Frauen an einem Tisch zu sitzen, auch wenn die eine Terranerin ein paar Narben aufwies.

Auf jeden Fall stellte James fest, daß ihm diese Arbeitstelle gefallen würde.

Geschmeidig wie immer, näherte sich der Brite dem Tisch.

--- Mannschaftsmesse, Tisch 8

"Also mit musizieren kann ich nicht dienen. Niemand hat es je geschafft mir Noten einzutrichtern, und um nach dem Gehör zu spielen, dazu bin ich nicht gut genug. Ich kann zwar singen, aber das tue ich auch nur unter der Dusche und zwar unter einer richtig nassen. Die Ultraschalldusche ist dazu zu leise." Shania blickte vergnügt in die Runde. Mit Dramatik hatte sie zwar keine guten Erfahrungen gemacht, aber sonst schien die Trill recht nett zu sein.

Sie wollte gerade Enehy fragen, welche Holodeck-Programme ihr am Liebsten waren und ob sie vielleicht musikalisch war, als sie unterbrochen wurde.

"Entschuldigen Sie bitte, wenn ich störe...", setzte Croft an. Schnell hatte er sich der Aufmerksamkeit, der am Tisch versammelten Damen vergewissert.

"Meine Damen", freundlich lächelte er allen zu, "mein Herr", der Gruß zu Merced fiel etwas knapper aus. "Darf ich mich erst einmal vorstellen..."

Erfreut stellte er fest, daß er das eine oder andere Lächeln schon für sich gewonnen hatte.

"Mein Name ist Croft. James Croft. Captain Monserat wies mich an, mich an Sie zu wenden, da Sie so freundlich sein würden, mir ein Quartier zuzuweisen."

Shania sah den Mann an, als hätte er drei Ohren und eine zweite Nase mitten auf der Stirn. So erstaunt war sie über sein Auftauchen bei Tisch, aber vor allem über das was er tat und was er sagte. Und dann zuckten ihre Mundwinkel verdächtig und sie hatte alle Mühe nicht in lautes schallendes Gelächter auszubrechen.

Aber sie war heute schon einmal ungut aufgefallen und wollte die Geduld der anderen nicht unnötig strapazieren indem sie noch mal unbeherrscht losprustete. Also atmete sie tief durch und versuchte sich diesmal zu beherrschen.

Zuerst war ihr das alles sehr bekannt vorgekommen. Dann hatte sie sich erinnert, wann sie diese Floskel das letzte Mal gehört hatte. Sie kam aus dem Mund eines Mannes, der in einem ihrer Lieblings-Holoromane den strahlenden Helden spielte. In den letzten Wochen hatte sie es genossen in seinen computergesteuerten Armen zu liegen und jetzt stand er leibhaftig vor ihr. Zumindest eine originalgetreue Kopie von ihm.

Aber eine recht billige Kopie, wenn sie an den Spruch dachte, der sicher nicht sein geistiges Eigentum war.

"Mister Bo...", setzte Shania an und errötete wieder. "Ich meine: Mister WOLLEN Sie sich nicht zu uns setzen?"

'Peinlich, peinlich, Shania. Jetzt wird er noch denken, daß er Eindruck auf dich gemacht hat und die anderen, daß du voll auf diesen Typen abfährst. Reiß dich zusammen und tu so, als ob nichts geschehen wäre', mahnte sie sich selbst.

"Wenn der Boß sagt, daß ich das tue, dann bin ich natürlich auch so frei." Sie zog ihre Stirn kraus und dachte nach, welche Quartiere bereits belegt waren. Dazu brauchte sie keinen Computer, da sie ein ausgezeichnetes Gedächtnis hatte. Ihr fiel ein, daß der Japaner bereits wieder von Bord war und sein Quartier somit frei war. Sie war froh, daß er weg war, da er ihr irgendwie unheimlich gewesen war.

"Quartier 16 können Sie haben. Das ist noch frei", teilte sie mit einem charmanten Lächeln mit, das nicht mal gespielt war.

"Vielen Dank", mit diesen Worten setzte sich James auf den freien Stuhl.

'Sie sieht ja wirklich reizend aus, wenn Sie errötet', kam ihm sofort in den Sinn.

"Ich kann mein Quartier ja noch später beziehen, denn wenn man eine Gelegenheit hat, Zeit in einer angenehmen Umgebung zu verbringen, sollte man Sie auch nutzen." James schaute sich die Damen des Tisches noch einmal an.

Die eine Humanoide, war in Wirklichkeit eine Xenexianerin, was er sofort an ihren schönen violetten Augen erkannte. Irgendwie verführerisch.

Die Trill hatte mit ihrer Narbe über dem Auge und ihren, durch die helle Hautfarbe bedingt, hervorstehenden Punkten, etwas Verlockendes an sich. Unglaublich apart.

Diese Shania war recht groß für menschliche Verhältnisse, aber glich mit ihrer blonden Mähne einer Amazone. Sehr reizvoll.

Dem Briten gefiel die Besatzung des Schiffes immer mehr.

"Nun da Sie ja meinen Namen kennen... darf ich fragen, um uns ein bißchen näher kennenzulernen, wie Sie heißen?", fragte er und schaute in die Runde.

Erfreut musterte Enehy den Neuzugang am Tisch.

'Du meine Güte, Shania benimmt sich ja wie ein Teenager. Hoffentlich ist sie nicht der Typ Frau, der sich sofort auf jeden Mann wirft, der ein bißchen nett zu ihr ist. Dann werden wir echte Probleme bekommen', dachte sie besorgt.

'Schlecht sieht er ja nicht aus, aber deswegen so nervös zu werden ist echt übertrieben.'

"Erst einmal herzlich Willkommen an Bord der Ivory. Ich hatte schon Angst, daß es hier mehr Frauen als Männer gibt, aber Sie sind ein Lichtblick. Ich bin Enehy, die neue Krankenschwester an Bord. Das näher kennenlernen kann ich Ihnen auch gleich erleichtern. Bitte melden Sie sich doch um 15 Uhr auf der Krankenstation, Ihre Einstandsuntersuchung muß noch gemacht werden. Dabei werden Doktor Sharan und ich Ihnen wirklich nahe kommen..." Verschmitzt lächelte sie James an und zwinkerte dann Aggascha zu.

"Verraten Sie mir auch, welchen Job Sie an Bord übernehmen, oder soll ich raten?", fragte Enehy und packte dabei Igor zurück in ihre Reisetasche. "Ich tippe mal auf Sicherheit."

James musterte Enehy und schaute ihr dabei tief in die Augen. Diese violetten Augen hatten wirklich etwas Geheimnisvolles. "Da muß ich Sie leider enttäuschen, Enehy. Ich gehöre zu den Wissenschaftlern an Bord. Aber sehe ich wirklich so grobschlächtig aus?" Lächelnd blickte der Brite durch die Runde.

"Ich hoffe mal nicht! Oder was meinen Sie, Ms....." James schaute dabei der bezaubernden Trill mit einem sanften Blick in die Augen und wartete, daß Sie antwortete.

Es kostete Shania viel Mühe nicht aufzuseufzen wie vorhersehbar der Brite arbeitete. Anscheinend rechnete er damit, daß sein Charme auch hier seine Früchte tragen würde. Die große Frau hoffte, daß Enehy durch ihre unschuldige freundliche Art nicht auf ihn hereinfallen würde, sonst würde sie noch ein ernstes Wort mit ihr reden müssen. Sie schien nicht gerade viel Erfahrung mit Männern zu haben.

Einem inneren Impuls folgend stieß Shania grinsend Merced an, der das Spektakel des Neuankömmlings auch mit Staunen verfolgt hatte und der als einziger wohl ohne jedes Interesse für diesen James Croft war.

Sie beugte sich zum Techniker hinüber und flüsterte: "Ich denke, so was sieht man wohl sogar auf der Sternenflotte nur recht selten. Anscheinend haben wir jetzt hier unser eigenes Holoprogramm, sowas wie ihn.." sie nickte leicht zu Croft, der nur Augen für die Ärztin zu haben schien, "habe ich jedenfalls noch nie außerhalb eines Holodecks gesehen..."

Enehy schnaufte abfällig und rückte enger an Shania heran. Langsam beugte sie sich zu ihrer Freundin herüber und flüsterte ihr etwas ins Ohr.

"Er schien ja bisher ganz nett zu sein, aber es ist einfach abstoßend, wie er sich an jede Frau hier am Tisch heran macht. Ein bißchen Charme ist ja eine feine Sache, aber das ist entschieden zuviel. Bestimmt ist es sein größtes Hobby, möglichst viele Frauen ins Bett zu bekommen. Sag mir was du willst, aber ich mißtraue ihm." Argwöhnisch betrachtete sie den Briten noch mal und nahm sich dann eine neue Frühstücksstange.

"Du, Shania, magst du mir nachher helfen, mein Quartier einzurichten? Ich bin recht unkreativ und würde mich freuen, wenn du mit von der Partie bist. Außerdem möchte ich dich unter vier Augen sprechen. Es wäre mir wichtig."

Shania neigte sich Enehy zu, während sie Croft nicht aus den Augen ließ und versuchte hinter seine glatte Fassade zu blicken. War er wirklich nur freundlich und charmant oder doch nur ein Weiberheld, für den eine Eroberung das Wichtigste war. Mit schönen Männern hatte sie schon zu oft schlechte Erfahrungen gemacht. Zuerst Feuer und Flamme, und dann vom Winde verweht.

Natürlich gab es auch Ausnahmen. Gut sah er ja aus, dieser Croft, aber es lag ihr nicht, eine Nummer auf seinem Abschußplan zu sein. Zuerst taten diese Typen alles damit man sich in sie verliebte, und dann brachen sie einem das Herz. Das ließ immer ein schmerzliches Gefühl bei ihr zurück, von dem sie sich erst erholen mußte.

Naja, aber vielleicht...

"Ich helfe dir sehr gerne dein Quartier einzurichten. Mir macht so was immer sehr viel Freude. Leider hab ich ja noch nichts für nachher geplant." Die große Frau seufzte leise auf. "Es ist schlimm, immer auf Reisen zu sein und keine Freunde zu haben."

Erst jetzt erinnerte sich Shania daran, daß Enehy sie auch gebeten hatte mir ihr unter vier Augen zu sprechen. "Klar können wir unter vier Augen mit einander sprechen." Dann flüsterte sie so leise, daß nur ihre Freundin sie verstehen konnte. "Kann ich verstehen, wenn Croft dir gefällt. Darüber sollten wir wirklich mal sprechen."

"Ich dachte eigentlich, daß du voll auf ihn abfährst", wisperte Enehy und warf Croft einen verstohlenen Seitenblick zu.

'Er sieht gut aus, aber die Masche, die er benutzt, ist das Letzte. Außerdem scheint er sich für Aggascha und Shania zu interessieren und ich will keinen Mann mehr.'

"Ich möchte dir einfach noch ein paar Dinge über mich erzählen, damit du mich besser verstehst. Es kann sein, daß ich manchmal ziemlich seltsam reagieren werde und dann sollst du mich verstehen können und nicht denken, daß ich verrückt bin. Ich bin eben eine ziemlich verdrehte, junge Frau, aber ich brauche ganz dringend eine Freundin und würde mich freuen wenn du das bist."

Treuherzig sah Enehy Shania an.

Aggascha verkrampfte sich wieder ein wenig, das Auftreten des Neuen bereitete ihr Unbehagen. Sie hob zwar eine Augenbraue, versuchte aber ihm dennoch freundlich zu antworten.

"Doktor Sharan, wenn Sie schon so korrekt sein wollen. Aber außerhalb der Krankenstation können Sie mich ruhig Aggascha nennen. Welche Wissenschaft bevorzugen Sie denn, wenn wir Sie schon mal als Wissenschaftler enttarnt haben?"

Sie musterte den Menschen nun sehr gründlich. Sie fand, daß er, wie eine Figur aus einem ihrer geliebten Heldenromane aussah. Dies machte sie zwar neugierig, doch störte es sie auch.

'Heldenroman bleibt Heldenroman und Realität bleibt leider immer Realität', dachte Aggascha wehmütig und seufzte leicht.

"Aggascha... ein schöner Name...", murmelte James vor sich hin, "Mein Fachgebiet stellen die antiken und gegenwärtigen Rassen unseres Universums dar..."

Auch Merced wußte nicht so genau, was er von James halten sollte. Der Mann schien sehr von sich eingenommen zu sein. Aber vielleicht tat er auch nur so um den Frauen am Tisch zu imponieren und deswegen beschloß er bei Gelegenheit einmal ohne weibliche Gesellschaft mit ihm zu reden. Ein Abstecher auf das Holodeck bot sich für so etwas geradezu an.

Er lehnte sich zu Shania hinüber und antwortete flüsternd auf ihre vorherige Frage: "Also, so einer ist mir glaub ich noch überhaupt nicht über den Weg gelaufen. Weder in noch außerhalb der Sternenflotte. Er wirkt etwas zu arg von sich eingenommen, oder?"

Für einen Moment hatte sich Shania durch Merceds Einwurf von Enehys großen leuchtenden Augen ablenken lassen. Aber da er keine Antwort von ihr erwartete und sich gleich Croft zuwandte, als wollte er testen, ob er mit seiner Meinung recht hatte, wandte sie sich wieder Enehy zu.

"Bin ich das denn nicht schon?", fragte Shania einfach und legte ihre Hand auf die von Enehy. Liebevoll lächelte sie die Frau mit dem Teddybären namens Igor an. Sie empfand für die Xenexianerin wie für eine kleine Schwester.

"Ja, ich würde gerne mehr von dir erfahren und dann kann ich dir ja auch noch etwas von mir erzählen. Auch wenn es kein Happy End hat." Die große Frau seufzte traurig und ihre Augen nahmen einen feuchten Glanz an. Sie liebte ihn immer noch, obwohl er schon lang tot war und es für sie keine Hoffnung gab ihn je wiederzusehen.

David sah den Neuen direkt an, nickte ihm zu und stellte sich vor, nicht zuletzt, um dem Mann zu zeigen, daß er nicht ganz so alleine war, wie er es wohl gerne gehabt hätte. "William Merced. Ingenieur."

Mit einem Grinsen setzte er hinzu: "Nennen Sie mich Will."

"Äh, angenehm, Will." James war kurz verwirrt, zu frech hatte der Ingenieur ihn unterbrochen. Schnell faßte er sich aber wieder.

"Jetzt, wo wir uns kennen, wovon hatten Sie denn gerade gesprochen, als ich Sie so jäh unterbrach?", dabei schaute er wieder etwas länger Shania an, aber sein Blick blieb wieder bei der Ärztin haften.

Für einen Moment hatten sich Shanias und Crofts Blicke getroffen. Für einen Moment hatte sie es genossen wieder von Interesse für einen Mann zu sein und davon geträumt in zwei starken Armen zu liegen. Doch schon hatte der Brite sich wieder der Trill zugewandt und bei ihr nur ein flaues Gefühl im Magen hinterlassen.

"Wahrscheinlich war es das Eis...", murmelte Shania leise vor sich hin und wünschte sich, in ihrem Quartier zu sein.

Sie war wieder in einer jener Stimmungen, die sie auf der Erde immer an Regentagen hatte. Fröstelnd legte sie die Arme um ihren Körper und verlor sich in den Gedanken an Vergangenes.

Enehy war nicht entgangen, wie Shania auf Crofts Blick reagiert hatte. Säuerlich starrte sie nun auf ihren Eisbecher und grummelte vor sich hin.

'Wunderbar. Kaum taucht ein Mann an Bord auf, der freundlich zu Shania ist, wird sie seltsam. Fehlt grade noch, daß Sie auf ihn hereinfällt. Er erforscht Rassen. Ganz bestimmt hat er sich auf die Frauen spezialisiert und auf ihr Bettverhalten. Was denkt sich der Kerl überhaupt? Kommt hier hereingeplatzt, setzt sich einfach an unseren Tisch und beginnt sämtliche Frauen anzuflirten. Das ist so typisch. Ich muß weg hier, sonst werde ich wahnsinnig.'

Heftig schob Enehy ihren Eisbecher zur Seite und stand auf.

"Wenn Ihr mich entschuldigen würdet. Mir ist dank Mister Crofts dezenter Flirtereien mit Shania & Aggascha der Appetit vergangen."

'Ja mit den beiden, nur nicht mit mir. Wahrscheinlich hatte mein Vater doch recht und ich bin es nicht wert.' Verstimmt riß sie ihre Reisetasche hoch, flüchtete in die hinterste Ecke der Bar und ließ sich dort auf einen Stuhl fallen.

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