Atlantis - Chronik 12 / Venture - Chronik 36

Crossover Chronik 7

Augen zu und durch

--- Gänge, verschütterter Durchgang

"Mr. Narbo, dies ist ihr Metier", wandte sich Clint an den sprengwütigen Ferengi. Seine Stimme klang brüchig, er versuchte seinen momentanen Zustand vor den anderen zu verbergen. Die Hitze hätte ihn fast umgebracht, wäre er ihr nur einige Minuten länger ausgesetzt gewesen.

Fanjil schien mit ihren Gedanken nicht ganz bei der Sache. Sie fragte sich die ganze Zeit, was aus ihrem Kollegen geworden war. Zwar hatte sie eingesehen, dass es Wahnsinn gewesen wäre in diesem Backofen nach ihm zu suchen, aber Selbstvorwürfe nagten trotzdem an ihrem Gewissen.

--- Gänge, auf der anderen Seite

Das Ding biss sich fest. Mit einem kraftvollen Ruck schmetterte Galhan seine Schulter und das Insekt gegen die nächstliegende Felswand. Der Schmerz brannte sich durch jedes einzelne Neuron von der Wunde zum Gehirn. Ein ekelhaftes Knirschen kündigte vom Ende des Geschöpfs.

Mit dem Disruptorkolben zerschmetterte er einen neuen Angreifer, der gerade zum Sprung ansetzen wollte. 'Der Höllenhund möge diese Biester holen', dachte er und musste wieder zuschlagen, 'Wir bekommen immer seltener die Gelegenheit zum schießen'

Sein Trupp war merklich geschrumpft, er hatte die Gefahr, die von dem Schwarm ausging, unterschätzt. Sie saßen in der Falle. Der Gang vor ihnen war durch die Detonation einer Photonengranate eingestürzt, und die Zahl dieser gepanzerten Drecksviecher schien unbegrenzt.

Einer der Soldaten brach zusammen. Aus seinen zahlreichen Bisswunden floss grünes Blut. Ein neuer Adrenalinschub ließ den Subcommander wie einen Berserker wüten. Das Leben eines Soldaten des romulanischen Sternenimperiums sollte teuer erkauft werden.


--- Gänge, verschütterter Durchgang

"Sehr richtig erkannt, also aus dem Weg!", antwortete Narbo zischelnd auf die Aufforderung des Halbbreens. Mittlerweile hatte er fürs Erste genug von diesem Asteroiden, selbst wenn er noch so großen Reichtum bot. Dieser Ort zog das Chaos geradezu an.

Und dabei wusste der Ferengi noch nicht mal, was auf der anderen Seite auf sie warten würde.

So machte er sich enthusiastisch daran, den mit Geröll versperrten Gang mit kleinen Portionen Sprengstoff zu versehen. Die unsichere Statik erforderte besondere Vorsicht, da dieses Hindernis definitiv durch eine misslungene Sprengung entstanden war und Risse in den Wänden davon zeugten.

Für einen Moment fragte Narbo sich, wieso Nummer 6 plötzlich so schlampig vorging, doch dann verdrängte er den Gedanken - Hauptsache zurück auf die Atlantis!

Während er schon dabei war, einen perfekten Eroberungsplan für den zweiten Einsatz auf diesem Steinbrocken zu entwerfen, bedeutete er der Gruppe, sich in wenigen Sekunden auf ein Feuerwerk einzustellen...


Hart wurde die Halbbajoranerin an den kalten Stein gedrückt. Jeder Knochen ihres Körpers begann zu schmerzen und für sie schier unendlich wirkende Sekunden verhinderte die Druckwelle der Explosion dass April auch nur den kleinsten Muskel rühren konnte.

Sie hatte in einer kleinen Nische Schutz gesucht und krallte sich nun an einem Felsvorsprung ein, um nicht durch den ganzen Gang zurückgeschleudert zu werden.

"Verdammt!" Ihr Fluch ging in dem staubigen Getöse unter.


--- Gänge, Eingang zu den hydroponischen Gärten

"Die Tür ist heiß!", sagte Ajdan und betrachtete seine Hand mit schmerzerfülltem Gesicht, nachdem er versucht hatte, das Schott zu öffnen. Svaal schritt zu ihm vor und betrachtete des Romulaners Handfläche. Sie war nur leicht grünlich, es war keine schlimme Verbrennung.

Er nahm seine Gelehrtenrobe zum Schutz und versuchte die Tür selbst zu öffnen, ohne Erfolg. Die Gruppe hinter ihm murmelte aufgeregt. Vermutungen wurden geäußert und Diskussionen geführt. Schließlich war man sich einig.

"Die Kunstsonne", sagte einer der Wissenschaftler, der sich mit den Anlagen des Asteroiden besonders gut auskannte, "Das ist die einzige Erklärung. Allerdings eine sehr beunruhigende"

Die umstehenden Gelehrten nickten besorgt, außer der Romulaner-Fanjil und einem weiteren Romulaner. Beide waren noch nicht "ausgetauscht" worden, und die Ereignisse um sie herum wurden für sie immer verwirrender. Eigentlich hätte ihn den hydroponischen Gärten der letzte aus der Aliengruppe postiert sein müssen, danach wollte Svaal Fanjil und die Fremden suchen.

"Wir suchen zuerst Fanjil", beschloss Svaal nach einiger Zeit. Stimmen des Protestes wurden laut, aber Svaal unterbrach sie wirsch: "Wenn er noch da drin war, können wir sowieso nichts mehr für ihn tun. Und unsere Zeit ist begrenzt"

"Da wir beim Thema sind", sagte Ajdan, "Wie willst du sie eigentlich finden?"

Bevor Svaal zur Antwort ansetzen konnte, hörten sie das Donnern einer Explosion, und eine sanfte Druckwelle, die sich durch die Gänge fortpflanzte.

Die Gruppe setzte sich in Bewegung.

--- Gänge, verschütterter Durchgang

Galhan ächzte. Mühsam richtete er sich aus einem Trümmerberg auf. Er sah nichts als Staub. Von den Insekten war nichts zu hören. Entweder er hatte teilweise das Gehör verloren, oder sie waren alle von der Explosion fortgeschleudert worden.

"Na gut!", schrie er im besten Kommandoton, den er sich normalerweise zur Zurechtweisung von Rekruten vorbehielt, "Welcher Trottel hat mit dem Sprengstoff gespielt?"


--- Gänge, freigesprengter Durchgang

Hustend und niesend klopfte sich Yhea den Staub von den Kleidern, wodurch jedoch nur noch mehr von dem juckenden Zeug ins seine Nase geriet und er sich erneut schüttelte. Erst als er aufhörte zu klopfen und der Staub beinahe schwerelos im Gang hing, beruhigte sich sein Körper, besser gesagt seine Nase, wieder.

Zuerst hatte er erwartet, direkt von diesen monsterhaften Viechern angefallen zu werden, doch anscheinend hatten sie sich nach der Explosion zurückgezogen, oder sie waren besiegt worden. Obwohl das seeehr unwahrscheinlich war, wie Yhea zugeben musste. Und doch hörte er kein Zähnegeklapper, Chitingemahle oder sonst etwas, was mit den Dingern in Verbindung gebracht werden konnte.

Gerade wollte er sich über den Zustand der Anderen erkundigen, da brüllte jemand durch den Gang.


Yhea stoppte mitten in der Bewegung und schaute sich um. Wer hatte das gesagt? Narbo? Nein, sein Humor war von der schwärzeren Seite. Sems? Bestimmt nicht. Der wusste ja noch nicht einmal, wie Humor geschrieben wurde. Und auch bei den Anderen konnte er kein Lächeln im Gesicht entdecken. Erst als er sich zu dem Geröllberg umdrehte, erkannte er den Ursprung des Gebrülls.

"Das darf doch nicht ...", entfuhr es Yhea, bevor er beinahe einen Schritt zurück machte.

"Welcher Sohn einer romulanischen Hure wagt es so zu sprechen?!", hustete der Ferengi wütend heraus. Aus irgendeinem Grund waren die Sprengsätze zwei Sekunden zu früh detoniert, wahrscheinlich aufgrund der großen Hitze in diesem künstlichen Regenwald.

Ungeduldig wedelte er den Staub aus seinem Sichtfeld, während dieser Romulaner wie zur Salzsäule erstarrt war. Verdammt, was ging denn da vor sich, er konnte immer noch nichts genaueres erkennen.

---Shuttle Gnurem'mädrettög

"Sie saß mir gegenüber...", erwiderte der Sicherheitler nachdenklich, "Vor mir löste sich die Welt auf, insofern kann ich nicht mit Sicherheit sagen, ob sich Chedu selbst auch aufgelöst hatte...", er stockte und überlegte nochmals, was er über die romulanischen Protokolle wusste, während der Blick seines Gegenübers immer drängender wurde.
"Die Romulaner gehen stets subtil und möglichst unauffällig vor. Daher wäre es nur logisch uns gleichzeitig hochzubeamen, damit keiner Meldung machen könnte. Als ich an Bord des romulanischen Schiffes materialisierte, bekam ich sie nicht zu Gesicht, was auch logisch ist, da die Schlitzohren uns durch unsere Trennung schwächen wollten. Wenn sie nicht aus der Tatsache heraus, dass es sich um eine Klingonin handelt, den Materialisierungspunkt in den leeren Raum verlegt haben"
Als sich Rubens Augen vor Entsetzen weiteten, musste Pormas unwillkürlich Grinsen, was die Augen noch größer werden ließ. "Keine Angst", beruhigte er den Niederländer vor ihm, "Das würden die Romulaner nicht machen. Eine Geisel mehr bringt mehr Vorteile. Außerdem haben sie Spaß am Foltern."'Na den letzten Satz hätte ich mir sparen können', dachte sich der Grieche, als er förmlich spürte, wie der Herzschlag Rubens sich erst beruhigte und dann wieder zu rasen anfing. Er räusperte sich. "Also, wenn wir, im Gegensatz zu den Romulanern nicht in der Lage sind, die Leute vom Asteroiden zu beamen, wenn wir da selber runter gehen müssen, so könnten wir doch aber sicher eine Klingonin auf einem romulanischen Schiff erfassen, oder?"

--- Raider Silver Sun

Alex hatte der Diskussion zwischen Wagenvoort und Pormas zugehört und währenddessen die Daten kontrolliert, die Veronica ihm immer noch schickte. Und sie beunruhigten ihn immer weiter. Zwar war Wagenvoorts schnelle Rechnung relativ genau gewesen, doch laut Computer hatten sie nur noch knappe 40 Minuten Zeit, bis der Asteroid explodierte. Und dann mussten sie weg sein. Sie waren nicht dadurch geschützt, dass sie nicht im Asteroiden waren. Wenn der explodierte, dann würde ein Grossteil des Asteroidenfeldes mit hoch gehen, bei dem ganzen Dilithium, was sich hier befand.

Wenn man also die Zeit bis zur Detonation nahm und 10 Minuten Flugzeit bis an den Rand des Feldes abzog, dann waren es nur noch 30 Minuten. Und das war eine verdammt knappe Zeit, um hinunter zu beamen, die eigenen Leute zu suchen, und anschließend zu verschwinden. Vor allem, wenn man bedachte, dass Yhea und April nach dem Beamvorgang von den Sensoren der Pei Mei verschwunden waren. Und selbst Kommunikation mit ihnen nicht möglich war.

"Wagenvoort", funkte er den beiden Sicherheitlern dazwischen. "Wir müssen uns beeilen. Es bleiben uns nur 30 Minuten zur Rettung der Anderen. Wenn Ihnen also nichts einfällt, wie wir sie hochbeamen können, dann sollten Sie schnell runter gehen und sie suchen."


--- Gänge, hinter dem freigesprengten Durchgang

Galhan stoppte mitten in der Bewegung, unterbrach das Abklopfen seiner Kleidung und horchte angespannt hinter sich, von wo die ihm unbekannte Stimme gekommen war. Kurz überflog er im Geiste seinen kompletten Sicherheitstrupp, doch keinen konnte er der quitschigen Stimme zuordnen. Zudem bezweifelte Galhan mittlerweile, dass überhaupt einer seiner Leute dieses Massaker überlebt hatte. Denn er konnte weder jemanden sehen noch hören. Und nach seiner gebrüllten Frage vorhin, wäre jeder pflichtbewusste Romulaner sofort zu ihm geeilt. Ok, dann war er eben alleine. Auch egal. Schließlich hatte er sich gegen die Insekten behaupten können und er würde es auch gegen den Unbekannten hinter ihm schaffen.

Vorsichtig und unbemerkt zog Galhan seinen Reservedisruptor vom Gürtel, nachdem sich sein Gewehr bei der Explosion sprichwörtlich aus dem Staub gemacht hatte. Obwohl es ihm in dieser Situation absolut nichts gebracht hätte. Es wäre viel zu groß und auffällig gewesen. Nein, da war ihm sein Disruptor lieber.

Er wartete noch ein paar Sekunden, bis sich ein wenig mehr Staub gesetzt hatte und die Chance auf bessere Sicht größer war und drehte sich dann in einer atemberaubenden Geschwindigkeit herum, während er sich gleichzeitig fallen ließ. Sofort suchte er den düsteren und staubverhangenen Gang ab, erkannte eine große Silhouette und drückte ab. Der helle Disruptorstrahl durchschnitt die Dunkelheit und zerfraß auf seinem Weg bis zum Ziel sämtliche ihm in die Quere kommenden Teilchen. Zischend verbrannte sämtlicher Staub und Dreck in der Schussbahn und am anderen Ende des Ganges ertönte ein schmerzerfüllter Schrei, gefolgt von einem dumpfen Aufschlag.

--- Gänge, vor dem freigesprengten Durchgang

Überhastet sprang Yhea beiseite und riss Narbo mit zu Boden, als er sah, wie Sems von einem Energiestrahl getroffen wurde und schmerzerfüllt zu Boden ging. Auch die Anderen brachten sich in Deckung, um eventuell weiteren Salven entgehen zu können.

Während Yhea zu Sems robbte, immer darauf bedacht, hinter dem Schutthaufen in Deckung zu bleiben, versuchte Narbo den Gegner zu finden. Auch wenn die Chancen nicht sehr hoch waren, wie Yhea in Gedanken feststellen musste.

Als er endlich bei dem Sicherheitler angekommen war, versuchte er ihn anzusprechen. "Hey Sems, alles klar bei Ihnen?" Doch er bekam keine Antwort. Vorsichtig drehte er den schweren Menschen zu sich herum um ... und rutschte mit einem absolut farblosen und schreckensverzerrtem Gesicht wieder von ihm weg.

Ein großes, hässliches Loch zierte die starke männliche Brust des Sicherheitlers und markierte die Stelle, an dem er von dem feindlichen Energiestrahl getroffen worden war. Mit toten, glasigen Augen schaute er Alnak an und an dessen Nase zog der Geruch von verbranntem Fleisch und verschmorter Kleidung vorbei, sodass Yhea nur mit Mühe den Brechreiz unterdrücken konnte, der sich seinen Hals und Rachen hocharbeitete. Sofort wandte er den Blick ab und kroch zurück zu Narbo, auch wenn er weiterhin das Bild von Sems vor Augen hatte.

"Sems ist tot", sagte er beinahe emotionslos zu dem Ferengi, während er sich neben ihm postierte und über den Schutthaufen linste.


Clint war von der emotionalen Reaktion des Romulaners überrascht. Der Halbbreen war viel zu sehr ein Vulkanier, um sich wegen des Todes eines Fremden betroffen zu fühlen, aber das Verhalten Alnaks berührte etwas in ihm. Sofort schaltete sich die vulkanische Konditionierung ein, und lenkte seine Aufmerksamkeit auf das unmittelbare Problem.

"Stellen Sie ihr Feuer ein, wir kommen in friedlicher Absicht", rief er durch die staubige Luft. Nichts geschah. Der Halbreen erhob sich langsam über den Schutthaufen, der ihnen als Deckung diente.


Narbo dagegen war wütend, so unsagbar wütend!

Ein Blick auf den toten Menschen genügte, und er war sich ganz sicher: Der Schuss hatte ihm gegolten und nur durch einen glücklichen Zufall hatte Sems dazwischen gestanden!

Innerlich kochend tauschte er noch einen Blick mit Yhea und lachte heiser über die diplomatischen Versuche des Halbbreens: "Du hast Dir den falschen Tag ausgesucht, um meine Geduld rauszufordern, Fremder!“

Mit bebendem Körper steckte er einen einfachen Kontaktzünder in das letzte Bisschen Sprengstoff, das ihm nach den vielen verschlossenen Gängen noch geblieben war, und fügte Clints Kommentar noch schmeichelnd hinzu:

"Ja, halten Sie die Stellung, wir werden gleich herauskommen..."


Yhea wedelte wild gestikulierend mit den Händen herum, dass sich Clint gefälligst wieder in Deckung begeben sollte, und nicht wie eine Schießbudenfigur da rum stehen sollte, doch leider war es schon zu spät.

Narbo warf mit einem stummen Schrei und einem vor Wut verzerrtem Gesicht die selbstgebastelte Granate in Richtung Feind und brachte sich dann wieder in Sicherheit. Yhea drückte sich fester gegen den Felsbrocken, hinter dem er Schutz gesucht hatte. Außerdem gab er das Winken auf. Sollte Clint doch sehen, was er davon hatte, hier herumzustehen.

Kaum hatte er den Gedanken auch schon fertig gedacht, da explodierte die Granate und jagte eine Erschütterungswelle durch den Gang, sodass wieder einmal kleinere Gesteinsbrocken von der Decke herab fielen und den Staub, der sich gerade eben gelegt hatte, wieder aufwirbelten.

Yhea, der die Augen zum Schutz geschlossen hatte, hörte Clint husten und so öffnete er vorsichtig seine Augenlider, um zu sehen, ob es dem Wahlvulkanier gut ging. Doch als Alnak ihn sah, musste er zuerst das Lachen unterdrücken, was ihn heimgesucht hatte.

Der Wissenschaftler stand da, starr wie eine Statue und auch genau so weiß. Denn er war von oben bis unten mit feinem Staub bedeckt. Nur die Augen starrten ihn beinahe eisig an. Schnell drehte sich Yhea um; zum einen, um nicht wirklich noch einen Lachanfall zu bekommen und zum anderen hatte es der Feind vielleicht doch überlebt.

"Narbo, haben Sie ihn erwischt?", fragte er deswegen den Ferengi.


--- Shuttle Gnurem'mädrettög

"Wir vermissen nicht nur Chedu, sondern auch noch die Gruppe unter Fanjils Führung. Da die Sensoren derzeit keine Klingonin auf dem romulanischen Schiff orten, müssen wir in Betracht ziehen, dass sie nicht mehr lebt oder sich nach wie vor auf dem Asteroiden aufhält", antwortete der Niederländer nach ein paar Sekunden des Schweigens.

Was jetzt kam war nicht einfach und Ruben verabscheute es, Entscheidungen wie diese treffen zu müssen, aber in Anbetracht der zerrinnenden Zeit, blieb ihnen keine andere Wahl.

Verkrampft schluckte er den Brocken in seinem Hals hinunter:

"Wer werden das romulanische Shuttle landen und es als Transporterverstärker nutzen. Leider..., leider haben wir nicht die Zeit und die Mittel, um das romulanische Schiff nach Chedu abzusuchen"

Der Sicherheitschef war sich bewusst, dass er die Klingonin so höchstwahrscheinlich zum Tode verurteilt hatte, aber ihre Überlebenschancen waren als äußerst gering einzuschätzen.

"Miss Aillard, fliegen Sie zurück zur Venture und benachrichtigen Sie Hisaki, dass wir wahrscheinlich mit Verletzten nachkommen werden. Poulsen, bleiben Sie in Bereitschaft", verteilte Wagenvoort mit rasendem Herzschlag die Befehle und fügte leise flehend hinzu, "falls wir diesen Wahnsinn überstehen"

Tief inhalierend versuchte er sich beruhigen: Ohne absolute Konzentration sanken ihre Chancen in den negativen Bereich.

"Pormas, ich denke Sie haben nichts dagegen, wenn ich das Shuttle landen werde. Allerdings wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie sich ähh aufrüsten würden..."

"Na dann bringen Sie uns mal heil runter. Übrigens passen Sie auf den Fangstrahl auf, wer weiß, ob die nicht zwei haben", antwortete der Grieche, erhob sich und ging in den hinteren Teil des Shuttles, nicht ohne dabei noch kurz Jordan zuzuzwinkern.

--- Shuttle Gnurem'mädrettög, hinterer Teil

Eine Sprengstoffgranate war übrig, sein Blaster halbleer, das Gewehr komplett entladen und noch ein Katana. Das war die Bestandsaufnahme seiner Ausrüstung. Pormas lächelte und ging zur Shuttletür und durchwühlte den Haufen von Waffen, den der aufgeriebene Sicherheitstrupp der Romulaner hinterlassen hatte.

Seinen Blaster konnte der ehemalige Starfleetmann mit einer Energiezelle eines Disruptors aufladen. Dieses war möglich, dank eines Energieumwandlers, den ein Freund zu Pormas Freiberuflerzeiten in den Griff montiert hatte. Zwar hatte der Südländer keine Ahnung, wie sowas funktionieren sollte, aber allein die Tatsache, dass es das tat war entscheidend.

Sein Gewehr hatte leider keine vergleichbare Vorrichtung, sehr zu seinem Verdruss.

Nachdem der Südländer in der letzten Mission seinen zweiten Blaster verloren hatte, wollte er nun nicht auch noch sein Gewehr einbüßen. Es aber leer durch den Asteroiden zu tragen kam auch nicht in Frage. "Hey Jordan!", rief er der Frau zu, "Ich nehme mal an, dass Chi-lo rübergebeamt wird. Bitte legen Sie ihm das in den Arm, ich häng dran."

Mit diesen Worten warf er der verdutzten Krankenschwester das große Blastergewehr zu. Danach steckte er sich noch zwei Disruptoren in die Halter, in denen vorher noch Starfleetphaser ihren Platz gehabt hatten. Die Disruptoren hatten auf Aussenmissionen in feindlichen Gebieten einen unglaublichen Vorteil in der Konstruktion: Man konnte nicht aus Versehen in den Betäubungsmodus wechseln...

--- Raider Silver Sun

"Mr. Wagenvoort, bevor sich Veronica mit den bisherigen Verletzten zurück zur Venture aufmacht, würde ich empfehlen, dass wir die Raider tauschen. Die Pei Mei ist eindeutig in einem besseren technischen Zustand. Vor allem funktionieren die Transporter", sagte Alex und wartete dann auf die Antwort des Niederländers.

Die kam kurze Zeit später, zusammen mit der positiven Bestätigung und so beamte Wagenvoort die Verletzten in die Silver Sun, Aillard Poulsen zur Pei Mei und Alex zum Schluss noch Veronica zur Silver Sun.

--- Raider Pei Mei

Nachdem die "Bäumchen-wechsel-dich-Aktion" beendet war und Veronica ihnen allen viel Glück gewünscht hatte, brach Sie direkt zur Venture auf. Alex überprüfte noch kurz die Systeme und öffnete dann einen Kanal zum romulanischen Shuttle.

"Wagenvoort, ich wäre dann bereit. Wie sollen wir genau vorgehen", fragte er.

--- Gänge, vor dem freigesprengten Durchgang

"Sehe ich aus wie ein Hellseher?", antwortete der Ferengi dem Romulaner zischend, legte dann aber ein Lächeln auf seine Lippen, "Allerdings müsste er schon Sprintläufer sein, um aus dem Explosionsradius entkommen zu sein!"

Konzentriert horchte er in die Stille hinein, konnte aber nur das feine Geräusch sich legender Staubpartikel hören. Es wurde Zeit, hier zu verschwinden.

Die Halbbajoranerin versuchte derweil flach zu atmen, um nicht noch mehr Staub in die Lunge zu bekommen. Vorsichtig stieß sie sich dann ein paar Augenblicke später von der Wand ab, die ihr bist jetzt als Deckung gedient hatte. Nach der ersten Explosion war alles so furchtbar schnell gegangen und erst langsam begann sie zu realisieren, dass diese Mission wohl ihre erste Leiche gefordert hatte.

Ein leichtes Stechen breitete sich in Aprils Herzen aus.

Kurz warf sie einen prüfenden Blick zu dem kleinen Ferengi, um sicher zu gehen, dass dieser nicht noch eine Explosion verursachen würden, zog dann ihren Phaser und stellte ihn auf Betäubung.

Augenblicke vergingen, in denen sie sorgsam auf den immer noch zur Salzsäule erstarrten Wahlvulkanier zielte...

Verblüfft nahm Narbo zur Kenntnis, wie der Halbbreen steif umfiel und beim Aufprall abermals Staub aufwirbelte: "Da teilt wohl jemand meine Einschätzung der Lage nicht, Weib?!"

Dann war plötzlich eine männliche Stimme zu hören, die etwas unverständliches rief. Ein Gegenstand flog aus der Dunkelheit des Gangs nach vorne, und landete genau auf dem bewusstlosen Breen. In diesem Augenblick öffnete der Wahlvulkanier die Augen. Sein Blick richtete sich auf das faustgroße grünliche Ding von eindeutig romulanischen Design, das pulsierende, schneller werdende Piepser von sich gab ...

"Ganz schön zäher Hund!", kommentierte der Ferengi nur zischend, während er schon zu dem Halbbreen hechtete. Wütend fegte er die Granate von der Brust des Wissenschaftlers und pfefferte sie durch den Tunnel zurück zum Absender.

Ein weiteres Beben erschütterte den Gang.

Anschließend schaute Narbo Clint missmutig an, um mit einer keifenden Standpauke zu beginnen: "Nicht nur doof angucken, einfach wegwerfen, verdammt!"

Ein wütendes Zischen kam über April Lippen. Langsam reichte es aber wirklich mit dem Explosionen.

"Wo kam denn das verdammte Ding her!?", fluchend machte April ein paar Schritte nach vorne, bis sie durch den dichten Staub, der sich wieder aufgewirbelt hatte, den kleinen Ferengi zu Gesicht bekam.

Yhea zuckte mit den Schultern und wirbelte so erneut Staub auf, der sich nach der letzten Explosion wieder auf ihnen abgelegt hatte. Und sofort kribbelte es in seiner Nase, sodass er sich anstrengen musste, nicht zu niesen. Als der schlimmste Reiz verklungen war, zog er seinen Phaser, ging zu Sems, der jetzt durch die Staubpartikel fast aussah, als würde er schon länger hier liegen und nahm ihm seinen Phaser ab, den er Narbo zuwarf.

April hatte sich neben Sems nieder gekniet und drehte den toten Körper auf den Rücken. Der Kerl hatte wirklich kein Glück gehabt. Clint war mittlerweile aus seiner Starre erwacht und drückte sich sichtlich irritiert an die kalte Felswand.

"Kommen Sie", sagte Yhea dann zu dem Ferengi und winkte über den kleinen Geröllberg. "Wir gehen auf die Jagd!"

Langsam und vorsichtig schlichen die Beiden über den Hügel, der es einem beinahe unmöglich machte, aufrecht zu gehen; zumindest ihm. Auf der Spitze angekommen, schaute Yhea auf die andere Seite, doch einen Gegner konnte er nicht entdecken. Dafür war zu viel Staub und zu wenig Licht in der Luft.

Langsam gingen sie weiter, als Yhea zu Narbo flüsterte: "Wenn Sie was sehen, dann erst Schiessen und dann Fragen, klar?"

Gleichzeitig versuchte der Ferengi, immer im Windschatten des Romulaners zu bleiben. Klein zu sein hatte den entscheidenden Vorteil, dass man schwerer erschossen werden konnte. Abgesehen davon konnte Narbo gerade noch so bequem aufrecht über den Geröllberg gehen.

Allerdings konnten diese Insektenviecher einem dafür an die Kehle springen.

Doch Dank seines unglaublichen Mutes konnte der Barbesitzer diese Bürde erhobenen Hauptes tragen, ohne gleichzeitig angesichts seiner überragenden, mannigfaltigen Fähigkeiten vom Teppich abzuheben.

Nein, dafür war jetzt keine Zeit, Ihr Gegner wartete - vielleicht - noch irgendwo in der Nähe auf sie. Narbo bezweifelte zwar, dass jemand das unverschämte Glück haben konnte, gleich zwei Explosionen zu entgehen, aber-

"Lasst sofort die Waffen fallen!", ertönte eine kühl klingende Stimme hinter ihnen, doch durch die oberflächliche Sicherheit vernahm der Ferengi ganz deutlich ein leichtes Zittern, als wenn dem Sprecher jedes Wort Mühe machte.

Yhea stoppte mitten in der Bewegung. Vorsichtig warf er einen Blick zu Narbo, der ebenfalls wie zu einer Säule erstarrt dastand und ein ratloses Gesicht machte. Das hieß wohl, dass er auch nicht wusste, was sie tun sollten.

Deswegen begann Yhea sich langsam umzudrehen. Seinen Phaser hielt er jedoch immer noch in der Hand. Als er sich zur Hälfte gedreht hatte, ertönte wieder die zittrige Stimme, die ihm befahl, den Phaser wegzuschmeißen. Und wieder ignorierte er sie. Denn irgend etwas an der Stimme kam ihm bekannt vor. Er wusste nicht woher oder warum, nur dass er sie schon einmal gehört hatte.

Gespannt drehte er sich weiter um, bis er erschrocken und überrascht stockte, als er erkannte, um wen es sich handelte, der hinter einem großen Felsbrocken als Deckung lag und mit einem Disruptor auf sie zielte.

Es war Galhan. Subcommander Galhan, wie er trotz blutverschmierter Uniform erkennen konnte. Und auch er zuckte sichtbar zusammen und ein Wiedererkennen flackerte in seinem Blick. Der Disruptor zitterte in seiner Hand und man sah ihm die Anstrengung an, die das Halten der Waffe ihm abverlangte.

"Was ... wie ... tust du hier", stotterte Galhan mühsam und zog die Stirn in Falten, während er wieder den Disruptor anhob und auf Narbo zielte.

"Das ist eine lange Geschichte", sagte Yhea und schüttelte den Kopf, "Und genau das Gleiche könnte ich dich auch fragen. Vor allem, warum du auf uns geschossen hast?"

Galhan wollte gerade zur Antwort ansetzen, da erklang ein altbekanntes und zugleich erschreckendes Geräusch hinter ihnen. Sofort drehten sich Yhea und Narbo um und schauten in die Richtung.

"Ich glaube sie kommen wieder", entfuhr es Alnak.

Augenblicke später zischte Aprils heißer Phaserstrahl an Alnaks Schulter vorbei in die Dunkelheit. Kurz wurde der Gang erhellt und man konnte gerade noch sehen wie ein Spinnenkörper zerfetzt wurde.

Die Halbbajoranerin kam um die Ecke gestürmt und steuerte genau auf Yhea zu.

"Wir sollten ..."

Aus den Augenwinkeln nahm die junge Frau auf einmal den Romulaner wahr, der immer noch in seiner Deckung lag und der ihr ohne Probleme in den Rücken hätte schießen können. Der Adrenalinspiegel der Halbbajoranerin schnellte wieder in die Höhe und ein kalter Schauer erfasste sie. Blitzschnell drehte sie sich um und feuerte im selben Moment ihre Waffe ab.

Ein wütendes Fluchen des Fremden hallte durch den Gang als sich sein Disruptor in Einzelteile zerlegte und schon im nächsten Moment bedauerte April, dass das Ding nicht explodiert war.

--- Gänge, bei Sems

Ysara fühlte sich verpflichtet, noch einen Moment lang stehen zu bleiben und Sems zu betrachten, bevor sie April - deren Einstellung, insbesondere gegenüber dem Ferengi sie als sehr erfrischend empfand - folgte. Immerhin hatte sie gerade eine sehr lange Zeit damit verbracht, dem Mann das Leben zu retten. Ergebnislos, wie man jetzt sehen konnte.
Nach einem Augenblick des Musterns beschied sie, dass er keinen sehr ästhetischen Anblick darstellte. Weder lebendig, noch tot.

Die Psychologin beendete ihre Trauersekunde und wandte sich um.

--- Gänge, hinter dem Steinhaufen

Wohlwollend stellte sie fest, dass ihr Eindruck von der Halbbajoranerin sie nicht getäuscht hatte. Sie hatte gerade noch mitbekommen, wie die andere den Disruptor zerstörte.

In der Zeit zwischen ihrer Anstellung bei der Sternenflotte und ihrer mindestens ebenso zweifelhaften Arbeit auf der Ivory hatte Ysara eine nicht unbeträchtliche Zeit damit verbracht, als Vermittlerin in Streitfällen zu arbeiten. Dabei hatte sie gelernt, dass die beste Verhandlungsposition die war, in der man selbst Waffen besaß und der Gegner keine.

Einen Augenblick lang musterte sie Galhan mit demselben milden Interesse, das sie zuvor Sems entgegen gebracht hatte, bis sie sich an Alnak wandte.

"Möchten Sie ihn töten?", fragte sie interessiert.

'Verdammt, wieso lässt sie dem Romulaner den ganzen Spaß?!', grummelte der Ferengi bei Ysaras Worten vor sich hin. Das war ja praktisch schon Diskriminierung, nur weil er selbst der "falschen Spezies" angehörte und nebenbei keine alte Rechnung offen hatte.

Wofür Narbo natürlich sehr dankbar war, immerhin war die Ferengi-Allianz die größte Macht im ganzen Quadranten - ohne dass die anderen Mächte dies mitbekamen.

Gespannt wartete er, wie Alnak reagierte. Vielleicht zögerte dieser ja, und Narbos Messer war doch wieder gefragt...

"Dafür haben wir jetzt keine Zeit", sagte Yhea beinahe gereizt und drehte sich vollends zum Gang um, aus dem immer mehr "Viecher-Geräusche" kamen, "Wenn wir nicht gleich hier verschwinden, dann werden die da das Töten übernehmen"

Er warf einen Blick auf Galhan, der schwer atmend immer noch an dem Felsbrocken lehnte und sich zusätzlich zu den anderen Verletzungen nun auch noch die Hand hielt, in der er vorhin den Disruptor gehabt hatte. Anscheinend war April wohl doch keine so hervorragende Schützin.

Kurz überlegte Alnak noch, ob sie Galhan und vor allem Sems mitnehmen sollten, doch als er schon die ersten Monster auf sie zuspringen sah, da verwarf er den Gedanken schnell wieder.

"Los jetzt", brüllte er und begann beim zurücklaufen zu schießen. Mit Müh und Not schaffte er es, rückwärts über den Steinhaufen zu klettern und gleichzeitig zu feuern, ohne über irgendetwas zu stolpern. Als er bei Clint und Fanjil angekommen war, die ja hinter dem Haufen geblieben waren, waren gerade Narbo und April dabei, sich den Weg zu ihnen zu bahnen.

"Clint, wir müssen hier weg. Haben Sie eine Idee wohin?", fragte er mit einem gehetzten Blick.


--- Shuttle Gnurem'mädrettög

Seufzend nahm der Niederländer die Rückkehr des Griechen zur Kenntnis. Manchmal fragte er sich, wie das Universum eine derart große Zahl von gewaltbereitem "Sicherheitsfachpersonal" verkraften konnte, ohne regelmäßig gänzlich vernichtet zu werden.

Nach seinen bisherigen Studien, zu denen er auch die Begegnungen mit Sems und Pormas herangezogen hatte, waren diese schießwütigen Testosteronbomben mit siebenundachtzigprozentiger Wahrscheinlichkeit strohdumm, zu dreiundsechzigprozentiger Wahrscheinlichkeit in ihrer Jugend Opfer einer Gewalttat geworden oder schlichtweg Psychopathen.

"Eigentlich hatten wir vor, Chi-Lo auf die Silver Sun zu beamen, um schnellstmögliche ärztliche Versorgung zu gewährleisten. Ähh, aber vielleicht kann man auf der Venture Ihre Waffe verwahren?!", antwortete er den freudigen Worten Pormas, nicht ohne eine düstere Aura zu bemerken, die sich im Zusammenhang "Waffe" - "Eigentum" - "Weggeben" schlagartig aufzubauen begann.

Schief grinsend verwarf er dem Gedanken und war froh, als sich Alex Poulsen meldete.

"Ähh, also ich werde landen und Sie warten darauf, dass wir in unvorhergesehene Schwierigkeiten kommen, die den Einsatz erfordern", gab Ruben händeringend zurück und wurde sich bewusst, wie dünn doch sein Plan war, "Wir melden uns - bestimmt..."

Anschließend begann er einen vorsichtigen Sinkflug einzuleiten, der sie in flachen Kreisen näher an den Asteroiden brachte. Die Möglichkeit, dass der Felsbrocken über einen zweiten Traktorstrahl verfügte, war groß genug, um wenigstens am Anfang der Mission noch auf Nummer Sicher zu gehen.

Doch entgegen seiner innersten Befürchtungen passierte nichts und wenige Sekunden später landete er das romulanische Schiff in der Nähe ihres erstmaligen Auftritts auf dem Asteroiden, direkt neben dem lädierten Shuttle der Atlantis.

--- Asteroid, bei dem Atlantis-Shuttle

"Pormas, jetzt werden Ihre Fachkenntnisse benötigt", wandte er sich an den Südländer, während dieser schon das hintere Schott geöffnet hatte und in Elite-Soldat-Manier die Umgebung zu sichern begann.

Weniger enthusiastisch, aber nicht minder misstrauisch verließen Jordan und Ruben das Shuttle. Dieser Ort stank für Ruben. Und das meinte der Sicherheitler nicht metaphorisch, sondern im wahrsten Sinne des Wortes.

Eine düstere Vorahnung beschlich ihn, als er sich mit gezücktem Phaser, allein diese Tatsache bedeutete bei ihm höchste Gefahr, dem Shuttle der Atlantis näherte.

Das Shuttle, wo sie Chedu zurückgelassen hatten.

Einen Schritt und tausend Sekunden des Schreckens später, musste Ruben sich bemühen, angesichts des grausamen Bildes nicht zu brechen. Das, was von der Klingonin übriggeblieben war, reichte kaum, um sie als Person zu identifizieren. Die rosafarbene Blutlache und die um Phaser gekrallten Skelett-Fäuste sprachen dagegen Bände.

Dazu der beißende Geruch beginnender Verwesung.

Zitternd begann er zu hyperventilieren, nicht aus Trauer um die tote Kameradin, wie er sich verschämt eingestehen musste, sondern aus panischer Angst, dass die Täter dieses Massakers noch in der Nähe waren.

Hätte Jordan ihm nicht augenblicklich ein Beruhigungsmittel injiziert, wäre er wohl in Krämpfen zu Boden gegangen. So knickte er nur leicht ein und schaute sie dankbar an.

"Wir müssen die anderen finden, und zwar schnell", beschloss er mit erstickter Stimme, während Chedus Augenhöhlen ihn rachefordernd anstarrten.


"Okay...", erwiderte Jordan sehr langsam, während sie das leere Hypospray wieder in ihren Taschen verstaute und stattdessen ihren Phaser zog. In Anbetracht dessen, was von Chedu übrig war, erschien ihr das weise. Rasch folgte sie dem Niederländer, der sich bereits in Bewegung gesetzt hatte.

Vollauf mit der Rettung von Chi-Lo beschäftigt (das schien zu ihrer Hauptaufgabe zu werden; der Mann verbrachte mehr Zeit im Koma als bei der Arbeit), hatte die Ärztin praktisch nichts von den Ereignissen mitbekommen und sich höchstens durch das Erbeben der Shuttlewände dann und wann einen Eindruck verschaffen können.

"Ich hoffe, Sie wissen, wohin wir müssen", fuhr sie fort, 'Ich hoffe, Sie wissen, was Sie tun', korrigierte sie in Gedanken. "Haben Sie unsere Leute von oben lokalisieren können? Können Sie mir eine Kurzzusammenfassung geben, was uns erwartet?"


--- Raider Pei Mei

Sprachlos saß Alex im Pilotensitz. Er konnte es nicht fassen.

Abgewürgt. Einfach und unmissverständlich zum Nichtstun verdammt. Und er konnte nichts dagegen tun. Nichts. Aber auch überhaupt gar nix.

Wütend schlug er auf die Steuerkonsole; eigentlich mehr um den Frust abzubauen, als sich von einer Sekunde auf die andere alles abschaltete. Und mit alles war auch wirklich alles gemeint. Nicht ein einziges Kontrolllämpchen brannte mehr. Selbst die Notbeleuchtung oder sonst irgendwelche Notsysteme liefen nicht an.

Fast eine ganze Minute verharrte Alex im Dunkeln und wartete darauf, dass etwas passierte. Doch wie zu erwarten war, passierte nichts. Blind tastete er sich durch den Raider zum Notfallschrank, in dem sich immer eine Taschenlampe befand. Doch im stockdunklen Raider war alleine diese einfache Aufgabe schon eine Herausforderung.

Nach endlosen Minuten des Suchens hatte er ihn dann doch noch gefunden. Schnell öffnete er ihn, streckte die Hand hinein und kramte herum. Zuerst glaubte er schon, sie wäre nicht da, doch dann erfühlte er sie, zog sie heraus und schaltete sie an.

Sofort wurde der Raum in helles Licht getaucht und Alex musste für Sekunden die Augen schließen, um nicht zu erblinden. Nicht dass die Lampe so fürchterlich hell war, aber da sich seine Augen an die bis vorhin vorherrschende Dunkelheit gewöhnt hatten, brauchten sie halt ein wenig Umgewöhnungszeit.

Nachdem er sich die Tränen aus den Augen gewischt hatte, ging er zurück zum Pilotensitz. Immer noch war alles dunkel, und selbst als er hinter mehreren Wartungsklappen verschiedenste Systeme überprüft hatte, war er noch nicht schlauer. Irgend etwas blockierte die ganzen Systeme, nur wusste er nicht was. Das einzige was er wusste war, dass er, wenn er es nicht reparieren konnte, hier ersticken würde. Frustriert fiel er in den Pilotensitz und schlug die Stirn auf die Steuerkonsole.

Mit einem Mal erwachten sämtliche Systeme der Pei Mei wieder zum Leben. Total verwirrt schaute sich Alex um. Was war denn hier los? Schnell startete er eine Systemdiagnose, doch die brachte kein Ergebnis. Selbst eine zweite half ihm nicht weiter. Achselzuckend überlegte er, was er noch tun konnte, doch hier draußen blieben ihm nicht viele Möglichkeiten.

Deswegen verschob er tiefgreifende Nachforschungen auf später, wenn sie wieder an Bord der Venture waren. Nur merkte er sich noch, dass er es vermeiden sollte, auf die Konsole zu schlagen.


--- Asteroid, bei dem Atlantis-Shuttle

"Ähh, ich hatte eigentlich gehofft, dass die Gruppe sich am Ausgangspunkt der Expedition wieder eingefunden hat", antwortete der Niederländer zaghaft und sah sich demonstrativ um, "Anscheinend ist das aber nicht der Fall, was auf eine Konfrontation hindeuten könnte. Eine systematische Suche im Asteroiden wäre angesichts seiner Größe nutzlos, wir drei könnten selbst getrennt nur 7,2 % der bekannten Gänge in der zur Verfügung stehenden Zeit durchsuchen und würden uns eines beträchtlichen Risikos aussetzen"

Fassungslos schaute die Frau ihn an, wodurch er sich genötigt sah, schief zu grinsen und lauter mit optimistischem Tonfall hinzuzufügen:

"Bestimmt ist die Gruppe schon hierher unterwegs. Wir sollten alles für ihre Ankunft vorbereiten, wahrscheinlich benötigen sie unmittelbar Hilfe. Pormas, ist bei Ihnen alles okay?"


--- hydroponische Gärten

Giftige Dämpfe entwichen zischend, wo einst grüne Pflanzen ihre Blätter der Kunstsonne entgegen geneigt hatten. Nur Schlacke auf glühendem Gestein erinnerte noch an sie. Die Temperaturen stiegen weiter. Um die Kunstsonne herum glühte das Felsgestein der Decke selbst in strahlendem Weiß.

Die Träger der Vorrichtung waren zwar aus einem sehr widerstandsfähigem Material, aber auch sie kamen nun an ihre Grenzen. Immer weiter bogen sie sich durch, und mit einem Mal flog der hellstrahlende Feuerball im freien Fall dem Boden entgegen.


Als er aufschlug spritzte Lava nach allen Seiten. Die thermonukleare Reaktion hatte das Gestein bei Kontakt sofort verflüssigt. Eine Druckwelle jagte durch den Asteroiden, ein nachhaltendes Beben war die Folge. Unbekümmert davon fraß sich die kleine Sonne Meter für Meter durch das Gestein, dem kristallinen Zentrum des Himmelskörpers entgegen.


--- Gänge, hinter dem Steinhaufen

Das Beben kam völlig unerwartet. Es schien plötzlich kein Oben und Unten mehr zu geben, nur Felsen, die durch die Gewalt der Erschütterungen aufbrachen. Clint verlor die Orientierung, er sah nicht wie es den anderen erging. An einen Felsvorsprung geklammert, hoffte er nur lebendig davon zu kommen.

Dann, mit einem Mal, riss der gesamte Gang der Länge nach auf. Das Ergebnis war eine tiefe Schlucht. Der Riss bildete Kaskaden, die neue Durchgänge in den Fels trieben. Abrupt ließ die Stärke des Bebens nach. Als der Halbbreen bereits aufatmete, brach der Felsvorsprung auf dem er stand.

Der Wissenschaftler fiel in die Tiefe.


"CLIIINT!", schrie Yhea auf, nachdem er sich vom Boden aufgerappelt hatte und sah, wie der Halbbreen von der Schwerkraft erfasst in die Tiefe gerissen wurde. Das Gesicht, was er dabei machte, war nicht zu beschreiben. Jedoch war es beinahe unmöglich, dass ein Vulkanier, oder zumindest Halbvulkanier in den letzten tausend Jahren jemals so geguckt haben konnte.

Mit einem mächtigen Satz sprang der Romulaner auf den von ihm knapp zwei Meter entfernten Abgrund zu, ließ sich in einer Bewegung auf den Bauch fallen und als er an der Kante angelangt war, griff er nach unten


...

und erwischte den Wissenschaftler am rechten Handgelenk. Mit einem lauten Knacken kugelte sich Yheas Schulter aus, begleitet von dem reissenden Geräusch der sich verabschiedenden Bänder, als das volle Gewicht des Halbbreens auf sie einwirkte. Von dem plötzlichen und sehr starken Schmerz überrascht, schrie Yhea auf, während sich seine Augen mit Tränen füllten. Von Clint war nur ein entsetztes Keuchen zu hören; anscheinend hatte er nicht mehr mit Hilfe gerechnet.

Doch ob Alnak eine große Hilfe war, musste sich noch zeigen. Denn im Moment war er damit am kämpfen, seinen Arm nicht zu verlieren. Es fühlte sich nämlich an, als hätte er nicht einen 100 Kilo schweren Wissenschaftler dran hängen, sondern ein mehrere hundert Tonnen schweres Shuttle.

Und die Schmerzen ließen nicht nach. Durch den Schleier der tränenden Augen versuchte er zu Clint hinunter zu schauen, doch einzig verschwommene Schemen konnte er erkennen. Mit der anderen Hand wollte er Clint besser festhalten, doch durch die ausgekugelte Schulter und die ungeeignete Liegeposition in der er sich befand, schaffte er es nicht, den Wissenschaftler zu erreichen.

"Clint", schnaufte Yhea und fischte mit der linken Hand im Abgrund herum. "Ergreifen Sie meine andere Hand. Schnell, ich kann Sie nicht mehr lange halten!"


Währenddessen zog sich April schwer atmend an einen kleinem Felsvorsprung hoch. Von ihrer Schulter rann ein Blutrinnsal hinunter, welcher ihren Arm innerhalb von wenigen Momenten rot leuchtend färbte. Einer der umherfliegenden Steinsplitter hatte wohl eine tiefe Schnittwunde verursacht.


Die junge Frau zuckte zusammen, und von einem Moment auf den andern nahm sie die Realität um sich herum wieder war. Ruckartig drehte sie sich in die Richtung aus der Alnaks Schrei gekommen war und stolperte in Richtung Abgrund.


Die Wunde an ihrer Schulter begann dumpf zu pochen, als sie neben Alnak auf den Boden fiel. Durch den Staub hindurch konnte sie verschwommen Clints verzerrtes Gesicht erkennen. Dieser fuchtelte wild herum, und versuchte die zweite Hand des Romulaners zu erreichten.

Für die Halbbajoranerin schien eine Ewigkeit vergangen zu sein, als sie endlich Clints Handgelenk erwischte. Anscheinend lag sie etwas weiter vorne als Yhea.

"Hoch ...!", presste sie zwischen ihren Lippen hervor, doch im nächsten Moment begann der Boden wieder beben. Ein heißer Schmerz erfasste die junge Frau als sich aus der Decke einige Felsbrocken lösten und April unter sich begruben.

Irgendwo an den Rändern ihrer Wahrnehmung bemerkte die Halbbajoranerin wie sich ihre Handmuskulatur entspannte ....


Die Felslawine prasselte auch auf den Halbbreen herunter. Tausende scharfkantige Steine schnitten ihm ins Gesicht. Immer noch hielt ihn Alnaks Arm, der merkwürdig lose über den Abgrund hing. Clint selbst fühlte in seinem Unterarm nur noch pochenden Schmerz, der ihn seine vulkanische Erziehung fast vergessen ließ.

Ihm wurde plötzlich bewusst, dass sein Arm gebrochen war. Seine spröden Knochen hielten den Belastungen während des Sturzes nicht stand. Er konnte seine Hand beim besten Willen nicht dazu bewegen, sich um das Handgelenk des Cheftechnikers zu klammern, die motorischen Signale des Gehirns schienen unterbrochen zu werden.

Mit zusammengekniffenen Zähnen versuchte er mit seiner zweiten Hand Alnak zu erreichen. Durch den Schwung der Bewegung wurde der Romulaner ein Stück über den Abgrund gerissen, und Clints Gewicht zog in Stück für Stück weiter. Es konnte nicht mehr lange dauern, und auch Alnak würde keinen Halt mehr finden.

Clint traf eine Entscheidung.


"Loslassen!", presste er keuchend hervor. Der Romulaner hielt ihn weiter fest. "Seien sie nicht dumm", zischte er.

--- Asteroid, beim Atlantis-Shuttle

Jordan brauchte einen Augenblick. Dann blinzelte sie.

"Konfrontation", murmelte sie und warf einen Seitenblick zurück in Richtung des Shuttles und Chedu, "Konfrontation. Sag bloß."

Die Ärztin nahm sich einen weiteren Moment Zeit, die Informationen des Niederländers zu verdauen, bevor sie lauter und langsam weitersprach, auch wenn sie damit dem Griechen das Wort abschnitt.

"Ich rekapituliere. Sie wollen, dass wir hier herumstehen und nichts tun?"

Sie seufzte. Wo blieben die genialen Einfälle, wenn man sie brauchte?


"Ihre Zusammenfassung ist korrekt", gab Ruben mit dem Rest Würde zurück, den ein Sicherheitschef haben konnte, dem gerade indirekt Feigheit unterstellt worden war. Nicht, dass er sich um Gemetzel und Blut gerissen hätte, doch manchmal war dies durch die Handlungen Einiger nötig.

In diesem speziellen Fall jedoch war seine Entscheidung die einzig logische. Hoffend nahm er einen zweiten Anlauf, der Frau ihre Lage zu erklären: "Oder würden Sie es vorziehen, die einzige Möglichkeit der Flucht hier unbewacht zurückzulassen und durch den Asteroiden zu irren?"

Ruben versuchte die Worte durch eine Kunstpause wirken zu lassen, wie er es vor Jahren in einem Kurs "Rhetorik für Sprachgestörte, Schüchterne und Versager" gelernt hatte, der der Hauptpreis in einem Preisausschreiben der Apothekenrundschau gewesen war.

Noch immer fragte er sich, welcher der drei Gruppen er insgeheim zugeordnet worden war.

In diesem Moment hieb ein Beben durch den Boden und keine Sekunde später fand er sich zusammen mit Jordan auf dem Fels liegend wieder. Die Wände kreischten, als wenn sich jeden Moment die Hölle selbst aufzutun gedachte.

Mit weit geöffneten Augen beobachtete der Niederländer ungläubig, wie seine Vermutung Realität zu werden begann.

--- Am Abgrund

"Wir haben andere Probleme als Eure komischen Spielchen!", spie der Ferengi den anderen entgegen, nachdem er deren Treiben einige Momente zugeguckt hatte, "Wenn wir hier weg wollen, müssen wir uns beeilen"

Wütend packte er sich einen Fuß des Romulaners und begann, sich mit dem ganzen Gewicht dagegen zu lehnen. Yheas Lage stabilisierte sich und schließlich begann sich sein Oberkörper langsam vom Abgrund zu entfernen.

Alles wäre sehr viel leichter gewesen, hätte der Ingenieur die Bitte des Halbbreens erfüllt. Aber scheinbar wollte er den Todeswunsch nicht so einfach akzeptieren.

Dann ging alles sehr schnell.

Ein Ratsch, und Narbo hielt nur noch den halben Stiefel des Romulaners in der Hand. Augenblicklich schoss dessen Körper wieder auf den Abgrund zu.

’Die Investition für bessere Qualität wäre lohnenswert gewesen!’, kommentierte der Ferengi gedanklich, während Yhea hinter der Kante verschwand.

Dessen Hirn raste.

Die Gedanken flogen nur so dahin. Wie ein Film zog sein bisheriges Leben an ihm vorbei, zeigte ihm seine Geburt, die Kindheit, das Erwachsenwerden, seine Frau und die schmerzlichen Dinge nach ihrem Tod. Und beinahe hätte er dem Wunsch freien Lauf gelassen, wieder bei ihr zu sein. Doch die Realität holte ihn wieder ein und in der beinahe allerletzten Sekunde griff Yhea nach dem Felsrand.

Seine Finger gruben sich nach Halt suchend in das Gestein, kratzten über den Fels und hinterließen blutige Spuren. Schmerzensstöße huschten durch seinen Arm; jetzt zusätzlich zum ausgekugelten Rechten auch noch durch den linken, und Yhea war sich sicher, dass ihn das mindestens zwei oder drei Fingernägel gekostet hatte.

Als er endlich zum Halten gekommen war - er hing jetzt nur mit der Linken Hand am buchstäblich letzten Krümel Felskante - warf er einen kurzen Blick unter sich in den dunklen Abgrund, doch von Clint war nichts zu sehen. Er hatte so mit sich selber gekämpft, dass er vom Halbbreen einfach nichts mehr mitbekommen hatte. War er gefallen? Hatte er geschrieen? Er wusste es nicht.

Stattdessen wusste er, dass er jetzt hier weg musste. Mühsam versuchte er sich hoch zu ziehen, doch die Muskeln in seinem linken Arm ignorierten einfach seine Befehle. Mehrmals versuchte er es, doch er bekam keine Rückmeldung.

"Hilfe", rief er stattdessen, "Zieht mich mal jemand rauf?"

Ysara sah, dass Yhea nicht in direkter Gefahr war, abzustürzen, und so ließ sie es sich nicht nehmen, betont beiläufig zum Felsrand zu schlendern und auf ihren ehemaligen Kollegen hinabzusehen. Immerhin war sie von der Venture geflohen. Und der Romulaner hatte sehr großes Glück, dass sie nicht sein Shuttle genommen hatte.

"Es ist wirklich schade", bemerkte sie, während sie auf ihn hinabsah, "dass es gerade nichts gibt, was ich unbedingt von ihnen will, denn jetzt wäre der optimale Zeitpunkt, es einzufordern"

Der Ingenieur schien ihren Humor nicht zu teilen. Er sah nur sehr düster zu ihr auf.

Ysara lachte.

"Dann mal los", wandte sie sich endlich an April, und gemeinsam begannen die beiden Frauen, Yhea hochzuziehen. Kurz verschwendete sie einen Blick auf den Abgrund um nach Clint zu sehen, mit dem sie immerhin auf zwei verschiedenen Schiffen gedient hatte. Andererseits, erinnerte sie sich schulterzuckend, hätte der Mann mit Sicherheit auch nicht um sie getrauert.

Außerdem war es nichts als fair, wenn beide Schiffe in diesem Kampf einen Mann verloren.

Alnak zitterte am ganzen Leib. Zwar hing er nicht mehr im Abgrund, nachdem die beiden Frauen ihn aus der Schlucht gezogen hatte, sondern lehnte an der Wand im sicheren Abstand zu dem Schlund, in den er beinahe gefallen war. Doch trotzdem schaffte er es nicht, sich zu beruhigen. Seine Fingerkuppen bluteten wie wild wo die Nägel herausgebrochen waren, und die Schmerzen, die durch seinen verletzten Arm jagten, trugen auch nicht zu Beruhigung bei.

Langsam schlug ihnen die Hitze aus dem hydroponischen Garten entgegen und hinter ihnen ertönte schon wieder das Geräusch herannahender Viecher. Es würde wohl nicht mehr lange dauern, und sie konnten sich einen Tod aussuchen: Verbrennen, in den Abgrund fallen oder gefressen werden.

Yhea wollte keines. Deswegen stand er mit wackligen Beinen auf und versuchte mit fester Stimme zu sagen: "Los jetzt, wir müssen hier endlich weg!"

"Ja, lassen Sie uns von hier verschwinden ...", murmelte April gerade so laut, dass alle es verstehen konnten.

"Aber wohin?", antwortete der Romulaner übellaunig, immer noch mit seinem schwachen Kreislauf am kämpfen und Beinen mit einer Konsistenz von zähem Pudding. Zudem schmerzte inzwischen sein halber Körper; was sich nicht gerade positiv auf seine Stimmung auswirkte.

"Hier lang geht es nicht, da ist der Graben. Hinter uns sind die Viecher, und da vorne erwartet uns das Höllenfeuer persönlich. Wenn nicht gleich jemand eine Idee hat, werden wir alle zu Grunde gehen", sagte er und warf einen fragenden Blick an alle Anwesenden.

Seufzend lehnte sich April an die kalte Steinwand - verdammt es musste doch möglich sein hier irgendwie wieder raus zu kommen.

"Können wir mittlerweile vielleicht irgend jemand aus irgendeinem von ihren vielen Shuttles erreichen? Ich hab da mittlerweile den Überblick verloren"

--- Asteroid, in der Nähe des Atlantis-Shuttles

Zirt sah mit den Händen in den Hosentaschen zu, wie Llewella vorsichtig um eine Ecke spähte. Er hatte die letzten Stunden damit verbracht, über dies und jenes zu reden, war aber mittlerweile zu dem Entschluss gekommen, dass die Ärztin überhaupt nicht zuhörte.

Allerdings wäre dem Andorianer immer noch lieber gewesen, mit der Schottin Grünspan zu untersuchen, als mit Chedu im Shuttle zu warten!

Alles war schön und gut gewesen, als Pormas noch da war. Der Grieche war bewaffnet, die Klingonin war bewaffnet, also war in Zirts Perspektive alles in Ordnung. Das war bevor Pormas sich vor ihren Augen in Luft auflöste.

Danach war nur noch Chedu übrig gewesen. Und sie war bewaffnet. Und sie hatte gegrinst. Als Llewella also den plötzlichen Drang verspürte, sich diesen Grünspan noch einmal anzusehen, hatte Zirt dankbar die Gelegenheit ergriffen und plötzlich denselben Drang verspürt, sich diesen Grünspan noch einmal anzusehen.

Natürlich war die Klingonin mittlerweile tot, und Zirt fühlte sich beinahe schuldbewusst, weil er darauf mit einer gewissen Erleichterung reagiert hatte. Aber der Andorianer hatte Selbstschutz schon immer über alles andere gestellt.

Llewella hatte dann vorgeschlagen, sich vor den Spinnen, die Chedu getötet hatten, in einer der nahen Höhlen zu verstecken. Um den Geruchsinn der Viecher zu verwirren und sich vor ihnen zu schützen, hatte sie eine großzügige Menge alkoholhaltiger Hyposprays aus ihrem Medikoffer in ihrer Umgebung versprüht, und keines der Tiere hatte sie gefunden.

Jetzt drehte sich die Ärztin wieder zu ihm um.

"Da ist jemand am Shuttle!", stellte sie fest, "Das könnten Leute von uns sein. Mitkommen!"

Offensichtlich hatte sie keine allzu große Geduld mit ihm. Zirt zuckte mit den Schultern und folgte ihr gemächlich.

--- Asteroid, bei dem Atlantis-Shuttle

Jordan stieß ein paar instinktive Flüche aus (in all den Sprachen, die man als Raumfahrer so aufschnappt) und schützte instinktiv ihren Kopf mit den Händen, so wenig das gegen fallende Felsbrocken auch nützen mochte. Sie versuchte sich gegen den bebenden Boden aufzurappeln und wollte gerade ansetzen, Ruben zum Shuttle, in Sicherheit zu zerren, als eine Stimme sie herumfahren ließ.

"Pormas! Ein Glück, dass du da bist!"

Jordans Kopf schoss herum. Dieser Andorianer und die Ärztin, deren Namen sie vergessen hatte, waren gerade aus einem der vielen Gänge aufgetaucht. Abrupt wurde der Engländerin klar, dass erst Bruchteile von Sekunden vergangen sein konnten, seit das Beben begonnen hatten - der Boden unter Campbell und Zirt begann erst jetzt zu zittern, und der Andorianer fiel gegen seine Begleiterin, als er das Gleichgewicht verlor.

Neben ihr schrie der Grieche ihnen irgendetwas zu, doch es donnerte zu sehr in ihren Ohren, als dass Jordan etwas verstanden hätte.

Entsetzt sah sie zu, wie die beiden unter einem besonders großen Felsbrocken zu Boden gingen.

Beinahe im selben Moment ließ das Beben merklich nach; die Aktivität des Asteroiden schien einen vorübergehenden Ruhepunkt gefunden zu haben. Wenigstens regnete es keine Steine mehr. Jordan fand die Zeit für ein paar weitere auserwählte Flüche - und sie fluchte sonst nie -, während sie dem Beispiel ihrer beiden Begleiter folgte und sich aufrappelte.

Mit schnellen Schritten war sie an der Seite der Verletzten. Da sie deutlich sehen konnte, dass sich Zirts Brust hob und senkte, unterzog sie zunächst ihre Kollegin einem raschen Scan, bevor sie sich ihm zuwandte. Nun, immerhin eine gute Nachricht an diesem miserablen Tag - sie lebten.

"Bringen Sie sie ins Shuttle! Das verkraftet ein weiteres Beben!", wies sie Pormas und Ruben an, unnötigerweise, denn die beiden hatten zweifelsohne bereits die gleiche Schlussfolgerung gezogen. Kurzerhand griff sie dem Niederländer mit Zirt unter die Arme; Pormas hatte Llewella ohne ein weiteres Wort über die Schulter geworfen, als sei sie ein besonders langer Grashalm.

--- romulanisches Shuttle

Keine Minute später hatten sie ihr Shuttle wieder erreicht - rechtzeitig genug, bevor ein kleines, unvermitteltes Nachbeben sie von den Beinen reißen konnte. Jordan wartete nicht, bis die Männer die beiden Bewusstlosen abgelegt hatten, sondern hatte bereits Llewellas Medikoffer und das Notfallset des Shuttles geöffnet, um nach geeigneten Medikamenten zu suchen. Raffinierte Dinger hatten die Romulaner da...

"Halten Sie das!", fuhr sie Ruben an und drückte ihm den jetzt etwas blutigen Tricorder in die Hand, mit dem sie die Lebenszeichen Zirts überwachte.

Dann begann sie langsam und methodisch, Campbell zu versorgen. Glücklicherweise schwebte man nie in Lebensgefahr, wenn man von Jordan Kincaid versorgt wurde.

--- am Abgrund

"In wenigen Sekunden ist jeder Ort in der Galaxie besser als diese verdammte Höhle!", brachte der Ferengi hervor, nachdem er sich mit einem langen Blick in den Graben vom Aufsteigen einer Feuerfront überzeugt hatte, die sich aus dem Zentrum des Asteroiden näherte.

Clint war gerade wie ein Moskito an der Straßenbeleuchtung verbrannt, aber den Rückkampf mit Narbo hätte der Halbbreen wahrscheinlich eh nicht überlebt.

Vorsichtig hob er seinen Finger in die Luft, um eine Vermutung zu überprüfen: Und ja, es zog hier wie in einem Tunnel! Irgendwo musste durch das Beben ein Verbindungsschacht zu einer angrenzenden Kammer aufgebrochen sein.

Nur wo?

"Sucht die Wände ab, irgendwo ist ein offener Ausweg", spuckte er harsch aus, während alle ihn wie einen Idioten anguckten, der den Verstand verloren hatte. Scheinbar hatte sich jeder mit dem Tod abgefunden.

"Da!"

Endlich hatte er den verwinkelten Gang ausfindig gemacht.

In Ysaras Gesicht stand für eine Sekunde Überraschung geschrieben, aber dann gewann ihr überlegener Geist wieder die übliche Kontrolle über ihre Mimik.

Doch Narbo war schon in dem klaffenden Spalt verschwunden, der ihren Fluchtweg darstellen sollte. Halb auf das Bat'leth gestützt, humpelte April ihm schulterzuckend hinterher, während Alnak versuchte, sich beim Gehen nicht zu sehr auf die Schmerzen zu konzentrieren.

Körperlich und geistig in bester Verfassung bildete Ysara die Nachhut, nicht ohne sich ein kurzes Zögern zu gönnen.

--- enger Spalt

Die Wände warfen ihnen verzerrte Echos der eigenen Schritte entgegen und nach wenigen Metern durch die verwinkelte Gasse war es bereits stockfinster geworden. Nur noch feinste Schemen waren zu erkennen, und wenige Sekunden später mussten sie sich jeden Zentimeter Weg ertasten.

Ab und zu hörte man unterdrückte Schmerzensschreie, wenn abermals geschundene Körperteile auf spitze Kanten trafen, die wie durch Zauberei im eigenen Weg auftauchten.

Und dann die Gewissheit, dass jeden Moment Tausende von Spinnenviechern vorbeikommen konnten, oder ihr schmaler Schacht durch ein weiteres Beben zusammengepresst wurde wie eine leere Dose.

Nach quälenden Minuten brachte Alnak von hinten schließlich hervor: "Ich sehe Licht"

Zunächst glaubte der Ferengi, dass die schlecht durchblutete Netzhaut dem Romulaner erste Streiche spielte, doch dann entdeckte er selber einen zarten Lichtstrahl, der prophetisch das Ende ihres Weges anzeigte.

--- Asteroid, beim Atlantis-Shuttle

Nervös schaute Ruben zum xten Mal auf seinen Chronometer. Ihnen blieben nur noch wenige Minuten. Die Zeit nagte schon in ihrem Nacken! Durch die Metapher inspiriert, fing er unbewusst an, sich eine juckende Stelle am Haaransatz zu kratzen, der für einen Mann seines Alters nebenbei erwähnt schon erstaunlich licht war.

Seit Jordan ihn und Pormas aus dem Shuttle geworfen hatte - Gott allein wusste, dass er das Hypospray nicht absichtlich in diese schwer zugängliche Ecke geschuppst hatte, und der Grieche hatte sicherlich auch nur die besten Absichten gehabt, als er mit seinem Katana versuchte, es aus der Klemme zu kratzen - waren ein paar Minuten vergangen.

Aber Ruben kam es wie Stunden vor.

Und Stunden in einer bebenden, auseinanderbrechenden, mit die Knochen abnagenden Feinden bevölkerten Hölle, die direkt aus der Vision eines Hieronymus Bosch zu entstammen schien, konnten den Blutdruck ins Unendliche steigen lassen.

Zumindest seinen.

Pormas dagegen stand etwas abseits und polierte seine Waffe liebevoll mit einem Stück Stoff. Bestimmt freute er sich auf einen bevorstehenden Kampf. Immerhin bestand für ihn die Wahrscheinlichkeit, bei einem Feuergefecht zu überleben, recht hoch.

Wenn Ruben genau überlegte, musste sich der Wert eingrenzen lassen...

--- enger Spalt, Ende

"Vielleicht sollten wir wieder umkehren und Clint nachspringen", brachte Narbo nur nüchtern hervor, nachdem er sah, welche beiden Personen offensichtlich zu ihrer "Rettung" geeilt waren.

Ungeduldig werdend piekste April den Ferengi leicht mit einer Spitze des klingonischen Schwertes, woraufhin der Barbesitzer protestierend losquiekte und einen Satz nach Vorne unternahm.

Im gleichen Moment schwenkte Pormas Blaster in Narbos Richtung...

..., weiter an ihm vorbei und erfasste eine kleines achtbeiniges Etwas, was wohl beim schwarminternen Streichholzziehen verloren hatte und die Vorhut spielen durfte.

Es war nicht sein Tag heute, vielleicht war es mit den linken vier Beinen zuerst aufgestanden. Vielleicht hätte Ruben aber auch etwas Sinnvolleres machen können, als über diese Frage zu sinnieren.

Fest stand: Pormas hatte getroffen.

Und er wurde noch jede Menge Möglichkeiten haben, diesen Erfolg zu wiederholen. Hoffentlich hatte er genug Munition dabei...

Aprils Adrenalinspiegel war innerhalb der letzten Sekunden wieder massiv in die Höhe gestiegen, und schon wieder stellte sie sich die Frage, ob es sich wirklich gelohnt hatte, in diesem Asteroiden Zuflucht zu suchen. Oder ob es nicht sinnvoller gewesen wäre, sich noch einmal mit den Klingonen zu beschäftigen, die sie verfolgt hatten.

Aber die Halbbajoranerin bekam nicht wirklich viel Zeit, weiter über diese Thema zu sinnieren.

Instinktiv drehte sie sich schwungvoll um und konnte gerade noch rechtzeitig ihr Bat'leth einsetzen, um ein zweites Spinnentier in seine Einzelteile zu zerlegen.

Überrascht über ihre eigene Reaktionsfähigkeit - trotz der Verletzungen - legte sich ein dreckiges und triumphierendes Grinsen auf Aprils Gesicht.

Alnak stolperte hinter April aus dem Spalt und schlug sofort einen Hacken nach links. Zumindest versuchte er es. Doch es wurde nur ein halbherziger Ausfallschritt, begleitet von einem wirren Schwindelgefühl, welches ihn gegen die kalte Felswand sacken ließ. Langsam legte er die Stirn an den kühlen Fels und sammelte seine Gedanken. Im Hintergrund hörte er die Phasersalven von Pormas und das knackende Geräusch von Aprils Bat'leth, wenn es wieder auf eines der Biester getroffen war.

Yhea drehte sich herum und versuchte mit verschwommenem Blick die Situation einzuschätzen. Inzwischen hatten es alle aus dem Spalt heraus geschafft und jeder, der noch mit irgendwas bewaffnet war, hatte sich vor dem Spalt postiert, um dem immer stärker werdenden Strom von Viechern Herr zu werden, die aus dem Felsspalt hervor krabbelten. Anscheinend spürten sie ihr nahendes Ende, denn es sah so aus, als würde jedes verdammte Tier innerhalb des Asteroiden zu ihnen laufen.

Er verwarf den Gedanken, sich zu den anderen zu gesellen und mit zu schießen; er war eindeutig nicht in der Verfassung, um mit einem Phaser umzugehen und die Gefahr war zu groß, dass er was anderes traf als die Biester. Stattdessen schwankte er zum romulanischen Shuttle rüber, welches mit geöffneter Laderampe neben dem total zerstörten Atlantis-Shuttle stand und betrat es.

--- romulanisches Shuttle

Kaum hatte er es betreten, wäre er beinahe über Jordan gestolpert, die am Boden kniete und Zirt behandelte. Sie schaute kurz auf und setzte wohl zu einer Beschwerde an, verstummte jedoch, als sie Yhea erkannte.

"Wie sehen Sie denn aus?", fragte sie stattdessen entsetzt und erhob sich vom Boden, um sich die zugezogenen Verletzungen näher anzusehen. Yhea jedoch winkte halbherzig ab und ging nach vorne ins Cockpit. Er musste etwas tun. Irgendwie den Anderen helfen.

Mit schwerem Atem kam er an seinem Ziel an und ließ sich in den Pilotensitz fallen. Leider zu spät. Denn sofort sackte sein sowieso schon schwacher Kreislauf komplett ab, und er hatte damit zu kämpfen, nicht vollends vom Sitz zu fallen. Unverständlich nuschelnd versuchte er die Ärztin zu rufen, die sich kurz wieder den anderen Verletzten zugewandt hatte, doch er war zu leise.

--- Asteroid, beim Atlantis-Shuttle

Zufrieden beobachtete der Niederländer, wie nach und nach alle aus dem Spalt gelaufen kamen, um sich unter Einsatz aller verfügbaren Waffen einen Weg in Richtung Shuttle freizuschießen. Noch immer deckte Pormas ihre Flucht, aber schon bald würde ihre Stellung von den Viechern einfach überrannt werden.

Mit ihren hakigen Beinen liefen die Spinnetiere mühelos an Wänden und der Tunneldecke, versuchten immer neue Lücken zwischen den Felsen zu finden, durch die sie unbemerkt hindurch schlüpfen konnten.

Er selbst musterte die Tiere argwöhnisch und beschränkte sich auf einen hilflosen Blick. Gleichzeitig krallte er sich an seiner Waffe fest und feuerte einige Schüsse ab. Mittlerweile war es beinahe unmöglich, nicht zu treffen, so viele Viecher stürmten die Halle.

"Ich würde es befürworten, jetzt abzureisen", warf Ruben mit etwas kratzender Stimme ein, sah aus den Augenwinkeln nur Pormas knapp nicken, und fügte dann lauter hinzu, "Narbo, bereiten Sie das Shuttle vor"

Der Ferengi nuschelte einen bösen Fluch über nutzlose Romulaner und versperrte Sitze aus dem Shuttleinnern, aber wenige Sekunden später begann der Antrieb des romulanischen Schiffes zu arbeiten. Das Shuttle erhob sich sogleich um wenige Zentimeter vom Boden.

Die Füße unter die Arme nehmend, trat Ruben den Rückzug an.

--- romulanisches Shuttle

Hektisch blinkten Dutzende von Anzeigen auf, die der Ferengi vorsorglich ignorierte. Manchmal war es besser, die Bedeutung nicht zu kennen. Viel mehr nervte ihn das unruhige Gepuste des weggetretenen Romulaners, den hoffentlich bald eine der Frauen wegschaffen würde. Die Kiste jedenfalls würde fliegen, so oder so.

Hoffte Narbo.

Alnak hatte es derweil aufgegeben, nach der Ärztin zu rufen, oder sollte man besser sagen, zu flüstern? Egal, jedenfalls hatte sich sein Kreislauf von alleine einigermaßen erholt und er konnte sich wieder auf seine nähere Umgebung konzentrieren. Sofort entdeckte er Narbo, der neben ihm auf dem Co-Pilotensitz saß und ein Gesicht machte, als wäre er aus der göttlichen Schatzkammer geworfen worden.

Der kleine Ferengi fuhrwerkte wild auf der Steuerkonsole herum und versuchte wohl, das Shuttle zu fliegen. Zumindest, wenn man dem Heulen der Triebwerke glauben schenken konnte. Kurz warf Yhea einen Blick nach hinten, wo die Ärztin immer noch bei den Verletzten hockte und die Einstiegsrampe, die weit offen stand. Er konnte die Phaserschüsse und das Kampfgeschrei der Anderen hören, die draußen immer noch gegen den zahlenmäßig überlegenen Feind kämpften. Und Narbos Fluchen.

Deswegen drehte er sich wieder zu dem Ferengi um und fragte: "Ihr Können in allen Ehren, aber denken Sie nicht, ich sollte die Steuerung vielleicht übernehmen? So als Romulaner in einem romulanischen Shuttle?

--- Asteroid, beim romulanischen Shuttle

Aus den Augenwinkeln hatte die Halbbajoranerin mitbekommen, wie Alnak in das Shuttle gestolpert war. Da der Romulaner im Moment der einzige war, dem sie wenigsten ein bisschen über den Weg traute, beschloss April sich an ihn zu halten.

Der Strom der Krabbeltiere riss für einen Augeblick ab und die junge Frau nutze die Gelegenheit, um die Rampe des romulanischen Schiffes hochzulaufen.

Oben angekommen drehte sie sich noch einmal um, und begann nun mit ihrem Phaser auf den Spalt, aus dem sie gekommen waren, zu feuern.

--- romulanisches Shuttle

Als Jordan wieder von Zirt aufsah, entdeckte sie Yhea, registrierte ihn erstmals richtig und stutzte. Stirnrunzelnd sprang sie auf und stieß beinahe mit Pormas zusammen, der gerade hinter Ysara, Ruben und April durch die Shuttlerampe gesprungen war...

Dann erreichte sie den Romulaner und fing gerade noch seinen letzten Satz auf.

"Nur, wenn sie dabei still halten", warf sie trocken ein, klappte ihren Tricorder auf und begann den Mann zu scannen. Robust, diese Romulaner. In der Tat. Manchmal fand sie, sie könnten den Menschen ruhig ein paar ihrer inneren Organe abgeben.

In ihre Arbeit versunken nahm Jordan nur im Hintergrund das Rumpeln der sich schließenden Rampe wahr, und das gedämpfte Pochen, als unterschiedliche Viecher sich mit unterschiedlicher Entschlossenheit gegen ihre Außenwand warfen.

"Halb tot, aber fliegen wollen", kommentierte der Ferengi zischend Yheas Vorschlag, nachdem sich das Weibchen ihm angenommen hatte, "Ich habe schon Schiffe von wesentlich rückständigeren Spezies geflogen, also Ruhe!"

Konzentriert beobachtete er die blinkenden Lichter, ließ die Hand unentschlossen über ein paar Knöpfen kreisen, bis Alnak genervt auf einen roten Knopf hieb und die Triebwerkskraft sich sprunghaft erhöhte. Missmutig ignorierte Narbo die romulanische Hilfe und begann das Shuttle auf der Stelle zu wenden.

Aus dem Pochen der aufprallenden Tiere wurde schlagartig ein lautes Klatschen, als die Panzer von dem mehrere Tonnen schweren Schiffsrumpf getroffen wurden. Selbst auf der Aussichtsscheibe waren einige Viecher zerplatzt und der Barbesitzer hatte Mühe, noch etwas durch die zerfließenden Eingeweide zu erkennen.

"Ähh, ich spreche nur wenig Romulanisch, aber der weiße Knopf ist glaube ich die Fensterreinigungsanlage", meldete sich Ruben hinter Narbos Rücken vorsichtig, nachdem er die aufsteigende Übelkeit der großen Anspannung überwunden hatte und sein Mageninhalt nicht mehr zu fliehen begehrte, "Außerdem sollte ich erwähnen, dass der Asteroid in Kürze explodieren könnte - so genau weiß man das ja nie"

Schief lächelnd versuchte der Niederländer seine Ungenauigkeit zu entschuldigen, während die Hände des Ferengi sich langsam verkrampften und kurze Zeit später ein kurzes, aber lautes Zischbrüllen das Shuttle totenstill werden ließ...

--- romulanisches Shuttle, aber mittlerweile außerhalb des Asteroiden

Mit hochrotem Kopf starrte Narbo an die Wandverkleidung gegenüber. Genauer gesagt war es die Decke des Shuttles, die er aus seiner liegenden Position am besten erkennen konnte. Und sein Aufenthaltsort lag sicher nicht an einem plötzlichen Schwächeanfall oder Müdigkeit.

Nachdem sein Tobsuchtanfall abgeebbt war, hatte Pormas ihn einfach an den Armen gepackt, sie ihm in einer kaum wahrzunehmenden Bewegung verdreht und mit einem Stück herumliegendem Kabel verknotet. Undank war der Helden Lohn! Ohne seine brillanten Einfälle, sein Charisma und seinen Sprengstoff wären sie doch nur noch Verdauungsmasse einer insektoiden Art!

"Yhea, wann sind wir in einer sicheren Entfernung?", fragte dieser neurotische Mensch im Cockpit zum zehnten Mal, seitdem Narbo selber sich in dieser entwürdigenden Situation befand, "Die thermalen Werte im Kern des Asteroiden liegen jetzt 287,54 % über allem, was als gesund gelten kann. Also bei Asteroiden"

Selbst aus seiner derzeitigen Position meinte der Ferengi zu erkennen, wie der Romulaner entnervt die Augen rollen ließ, bevor er zum zehnten Mal die gleiche Antwort gab: "Bald"

Wenig Neues also, was Narbo abgelenkt hätte.

Die restlichen Besatzungsmitglieder starrten ihn belustigt an, falls sie nicht
gerade bewusstlos waren.

"Was gibt es da zu glot-"

Weiter kam Narbo nicht.

Nein, Pormas war nicht noch einmal handgreiflich geworden. Im Gegenteil, der Grieche schien plötzlich gar nicht mehr an ihm interessiert zu sein. Sein Blick streifte das Fenster, welches durch blendendes Licht erhellt wurde. Schnell versuchte Narbo sich abzuwenden, konnte aber nur den Kopf leicht drehen.

Zwei Sekunden später begann der ganze Schiffskörper zu Zittern, als die riesige Explosionswelle sie eingeholt hatte und das Shuttle wie ein Streichholz im Abfluss mitzerrte.

Unheilvoll begann die Hülle zu knarren, als sie durch den Druck nach und nach verbogen wurde. Die Schilde verweigerten nach wie vor ihren Dienst, also lastete die ganze Energie auf dem Shuttle selbst. Wenigstens waren die Romulaner nicht für eine materialsparende Billigbauweise bekannt.

Langsam ließ das Rumpeln nach, und ihr Shuttle bewegte sich noch immer auf das Ende des Asteroidenfelds zu.

Hinter ihnen blieb der ausgebrannte Rest der wohl wertvollsten Dilithiummine, die in den letzten 70 Jahren gefunden worden war, zurück. Und mit ihr all die Verwirrungen um körpertauschende Aliens, Zeitreisen und aggressive Viecher.

Einen Moment hielt Ruben inne.

Yhea steuerte das Shuttle nun mühelos durch den äußeren Rand des Feldes, nachdem Jordan es aufgegeben hatte, seine Schulter in dem ganzen Chaos zu behandeln.

Stattdessen hatte sie sich den beiden Bewusstlosen zugewandt, die ganz in Narbos Nähe lagen.

Im Sichtfenster erschienen immer weniger Gesteinsbrocken und schließlich hatten sie einige Minuten später das Asteroidenfeld verlassen.

"Yhea, scannen Sie irgendwelche Schiffe in unserer Umgebung?", wandte sich Ruben an den Romulaner, bekam aber nur ein Kopfschütteln als Antwort. Die Sensoren waren von der Druckwelle beschädigt worden und nun mussten sie hoffen, dass die Venture am Treffpunkt wartete.

Wenigstens würde ihnen nicht langweilig werden, Ruben kannte einige nette holländische Gesellschaftsspiele...

April hatte sich in eine Ecke des kleines Schiffes gesetzt und lehnte den Kopf an ihr aufgestelltes Bat’leth. Für einen kurzen Moment schloss sie die Augen, und konzentrierte sich vollkommen auf den kühlen Stahl ihres Schwertes.

So lange ihr die Zeit in der sie durch den Asteroiden geirrt waren vorgekommen war, desto kürzer waren die letzten zehn Minuten vergangen.

Die Halbbajoranerin musste an die Klingonen denken, die sie verfolgt hatten ... wie viel Zeit war eigentlich seither vergangen?

Ihr Adrenalinspiegel hatte langsam wieder einen normalen Wert angenommen, und eine angenehme Wärme breitete sich im Körper der jungen Frau aus. Eine der Frauen, sie hatte sich als Jordan vorgestellt, hatte April im Vorbeigehen ein Hypospray verabreicht - was genau darin enthalten war wollte die Kriegerin eigentlich gar nicht wissen. Auf jeden Fall tötete es den Schmerz und ermöglichte wieder ein klares Denken und dafür war sie dankbar.

Stumm die Umgebung musternd blickte sie sich um.

Yhea hatte den Autopiloten eingeschaltet, mit Kurs zur Venture. Jetzt, da sie endlich das Asteroidenfeld hinter sich gelassen hatten, konnte sich der Romulaner im Sitz zurück lehnen und entspannen. Zwar waren seine Schmerzen nach den paar Hyposprays, die er bekommen hatte fast ganz verschwunden, doch gut ging es ihm trotzdem nicht. Er hatte sich schon damit abgefunden, ein oder zwei Tage auf der Krankenstation zu verbringen.

Er warf einen Blick aus dem Seitenfenster. Die Pei Mei flog in geringem Abstand neben ihnen her, gesteuert von einem schlecht gelaunten Alex Poulsen. Und die schlechte Stimmung war Narbos Schuld, ganz klar. Denn als sie vom Asteroiden gestartet waren und während er verarztet worden war, hatte Narbo einfach direkten Kurs weg von dem Asteroiden genommen, ohne Alex Bescheid zu sagen. Und ohne Rubens intelligente Hirnmasse, würde der Techniker wohl immer noch um den Asteroiden kreisen. Da konnte man Poulsens Ärger schon verstehen.

Ein paar Kontrolllämpchen blinkten kurz auf, als der Autopilot den Kurs geringfügig änderte. Etwas überrascht blickte Yhea auf und erkannte dann in weiter Ferne ein Schiff. Nein, Moment. Das stimmte nicht. Es waren zwei. Zwei Schiffe?

Aus einem Reflex heraus wollte Yhea schon die Schilde aktivieren und die Sensoren anwerfen, als ihm wieder einfiel, dass Beides nicht funktionierte. Stattdessen tippte er auf seinen Kommunikator und rief die Pei Mei.

"Alex, gib mir sofort eine Bestätigung für die beiden Schiffe vor uns. Ist die Venture dabei?", fragte er den Techniker, während er gebannt auf den größer werdenden grauen Punkt starrte. Nach ein paar Sekunden antwortete Alex.

"Ja, es handelt sich um die Venture und um die Atlantis. Beide haben ihre Schilde nicht aktiviert und auch die Waffen sind offline. Genaueres kann ich erst ...", sagte Alex, bevor er über die Sprechverbindung unterbrochen wurde.

"Das ist unser Schiff", tönte es aus dem hinteren Teil des Shuttles.

April war langsam aufgestanden und hinter Alnak getreten um aus dem Fenster zu sehen. Die beiden Schiffe hingen graziös im All und ein leichtes Lächeln kam über die Lippen der Halbbajoranerin, wenn sie daran dachte, dass sie vor einigen Stunden noch in einem veralteten, fast auseinanderbrechenden klingonischen Shuttle gesessen hatte.

"Zu welchem der beiden Schiffe fliegen wir?", fragte die junge Frau, während sie dem Romulaner vorsichtig die Hand auf die Schulter legte.

"Das könnte eine interessante Frage sein", warf Ruben ein, als er sich der besonderen Problematik um Ysara bewusst wurde, "Miss Jefferson wird steckbrieflich von der Venture gesucht und als Sicherheitschef bin ich für die Durchführung der Fahndung zuständig"

Die Afroamerikanerin fixierte ihn halb belustigt, halb warnend mit ihren dunklen Augen und augenblicklich fühlte er sich wie ein von einem Laser zum Schmelzen gebrachter Schneemann.

Sie schien es gar nicht für nötig zu halten sich zu rechtfertigen, dieser furchtbare, treffende Blick schien ihr völlig zu genügen.

In diesem Moment überlegte sich der Niederländer, dass er vor weiteren, ähh Zugriffsversuchen erst die Situation mit McCarthy durchsprechen würde!

Praktischerweise konnte er dann auch Trustman mitnehmen.

Der Afrikaner ließ sich sicher nicht von Augen in Schach halten, wahrscheinlich verknotete er der Frau einfach die Arme so raffiniert auf dem Rücken, dass sie höchstens noch ihre Füße anfunkeln konnte.

Mit einem leichten Gruseln erinnerte Ruben sich, wie Trustman diese Fesselungsmethode einmal an Renold Kister vorgeführt hatte. Der Fähnrich hatte zwei Tage kaum gehen können - aber er war ja auch nicht mehr der Jüngste!

Jedenfalls bemühte er sich, möglichst unauffällig das Thema zu wechseln, bevor im noch mehr Schweißperlen auf der Stirn erschienen, und wandte sich wieder an April: "Vielleicht können wir ihnen ja einen Job auf der Venture anbieten..."

"Und ansonsten nimmt die Atlantis scheinbar jeden!", kam eine unerwartete Stimme von oben. Richtig, es war nur ein Lautsprecher, aber der kalte Zorn und das leichte Zähneknirschen seines Captains hätte Ruben auch in einem Orkan das Wasser über den Rücken getrieben.

Wie lange Charles schon zuhörte, wusste Ruben nicht, aber mit Sicherheit hatte er genug gehört, um die Situation richtig einzuschätzen.

Anscheinend ging es dem Menschen schon wieder besser, jedenfalls schien er nicht gewillt, die Rückkehr des Aussenteams nur Hisaki zu überlassen:

"Wie dem auch sei. Jefferson, hören Sie zu: Seien Sie froh, einen so naiven Captain zu haben, der sie auch weiterhin behalten will. Solange die Venture mit der Atlantis zusammenarbeitet, werde ich mich zurückhalten, aber beten Sie, dass ich Sie danach nie-"

"Ups", entfuhr es Yhea mit einem erheitertem Unterton in er Stimme. Rein zufällig, zumindest würde der Romulaner dies jedem erzählen, der danach fragte, hatte er seine Kaffeetasse - oder war es Kamillentee? - auf die Schaltfläche gestellt, die den Kanal zur Venture wieder schloss. So blieb auf ewig im Dunkeln, was McCarthy mit Ysara machen würde.

"Dann fliegen wir erst mal zur Atlantis", fügte der Romulaner schelmisch grinsend hinzu, während noch immer leichte Erschöpfung in seiner Stimme lag.

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