Atlantis - Chronik 9 / Venture - Chronik 33

Crossover Chronik 4

Auf Irrwegen

--- Raider Pei Mei

Aillard runzelte über die bissige Antwort Aprils ein wenig die Stirn, deren Tonfall ihr durchaus aufgefallen war. Dann schüttelte sie jedoch den Kopf über ihre düsteren Gedanken und grinste. Wenn sie gerade in so einer Bredouille stecken würde, ein anderes Shuttle gerammt und eine Antwort wie ihre erhalten hätte, würde sie auch nicht freundlicher klingen.

"Also, Alex ist der bessere Pilot von uns beiden, aber ich frage mal Mr. Alnak", erwiderte sie schon zuvorkommender und beendete die Verbindung. Diese Schahrein hatte etwas an sich, was sie veranlasste, die Förmlichkeiten etwas zu vernachlässigen. Eben deutlich keine Sternenflottenoffizierin.

Dann öffnete sie einen Kanal zur Silver Sun und leitete Schahreins Ansinnen an den Romulaner weiter, so dass sie nach kurzer Beratung wieder das klingonische Schiff zuschaltete.

"Miss Schahrein, wie der Zufall es will, wäre Mr. Gorm bereit, mit ihrem Shuttle die Venture anzufliegen, da er auf diese Weise auch den Captain über die Situation informieren kann - wir haben ein paar Kommunikationsprobleme. Möchten Sie ihn begleiten oder lieber noch eine Weile bei uns bleiben?"

Geduldig lehnte sie sich zurück und ihr Blick fiel noch einmal auf die demolierte Konsole. Wirklich sehr eigenartig...

--- klingonisches Shuttle

April warf einen fragenden Blick zu Alex der zustimmend nickte. Nach ein paar Augenblicken antwortete die Halbbajoranerin.

"Brauchen Sie zufällig im Moment jemanden der auf ihre Sicherheit aufpasst? Wenn ja würde ich gerne zu Ihnen herüber beamen. Ich denke mit Ihrem Captain kann ich mich nachher auch noch unterhalten - das hat sicher noch Zeit"

Wieder schloss April den Kanal und wartete auf eine Antwort.

In ihrem Geist hatte es mittlerweile leicht angefangen zu pochen - der Grund dafür war ihr wohl bekannt und die junge Frau beschloss, sich bei der nächstmöglichen Gelegenheit zu einem Arzt zu begeben, der ihr mit einem Hypospray helfen würde, ihre nervenden empathischen Fähigkeiten wieder zu unterdrücken.

Ein leichter Seufzer kam über Aprils Lippen.

Alex schaute zu April auf, als sie auf die Antwort von Veronica wartete. Irgendwie sah sie nicht ganz glücklich aus. Oder zumindest dachte sie wohl über etwas Wichtiges nach. Er rutschte etwas ungeduldig in dem Stuhl herum, in den er sich vorhin gesetzt hatte. Eigentlich hatte er nichts dagegen, noch eine Weile hier sitzen zu bleiben, in der Anwesenheit von April, doch so langsam nagte ein ungutes Gefühl in ihm.

Er war gerufen worden, um der Crew der Silver Sun zu helfen. Doch bisher hatte er gar nichts gemacht. Und das störte ihn. Deswegen wollte er jetzt schnell auf die Pei Mei und endlich loslegen.

Gerade wollte er etwas sagen, da flimmerte es plötzlich im Shuttle und Gorm erschien mit einem gutgelaunten Gesicht.

"Ah, Mister Gorm, schön Sie zu sehen", begrüßte Alex den Ferengi, "April, darf ich vorstellen... Mister Gorm"

Die Beiden schüttelten sich kurz die Hände, bevor sich Gorm wieder an Poulsen wandte.

"Irgend etwas, was ich wissen müsste bezüglich der Steuerung des Shuttles?", fragte er.

"Nein, das mit den Stabilisatoren wissen Sie ja bereits. Ansonsten... ein normales klingonisches Shuttle", bemerkte Alex noch.

"Alles klar. Ich mache mich dann an die Arbeit"

Gorm ließ sich in den Pilotensitz fallen und begann, eine Diagnose der Schiffssysteme.

"Ok April, haben Sie noch irgend etwas, was Sie mitnehmen möchten? Ansonsten beamen wir uns rüber zur Pei Mei", fragte er die Bajoranerin.

"Einen kleinen Moment noch...", antwortete sie knapp und verschwand kurz in einer kleinen Kabine, die an das Cockpit anschloss.

Wenige Augenblicke später tauchte April mit einem großen Rucksack beladen wieder auf. In der rechten Hand hielt sie ihr Bat'leth - mit der noch freien linken Hand griff sie neben die Pilotenkonsole um ihren Phaser wieder an sich zu nehmen.

Mit einem prüfenden Blick betrachte sie noch einmal kurz den Ferengi, der sich schon in seine Arbeit vertieft hatte - vermutlich war es sogar besser so, wenn sie das Schiff erst einmal aufgab - wirklich viel anfangen konnte sie so oder so nicht damit.

Kurz nickte sie Alex zu und wenige Sekunden später spürte April das vertraute Kribbeln des Transporters.

--- Schläferkammer

Etwas entgeistert sah Clint dem dahinschwindenden Holländer nach, dessen Gesichtsausdruck wesentlich mehr Entgeisterung zeigte. Zehn Sekunden wartete er seelenruhig, als ihn dann selbst kein irrlichterndes Funkeln eines Beamvorgangs einhüllte, hob er eine Augenbraue. Wäre er ein Terraner, hätte er mit den Schultern gezuckt und etwas wie 'Ce la vie ...' gemurmelt. Kühl sah er zur Decke des großen Höhlenraums.

'Je mehr Gesteinsschichten, desto schwieriger die Transportererfassung', folgerte er und suchte auf der Skizze, die ihm Fanjil überlassen hatte, nach einem möglichst schnellen Weg Richtung Zentrum des Asteroiden. Mit einem leichten Druck gegen eine Wand öffnete er die nächste Geheimtür und eilte durch den dahinterliegenden Gang.

--- großer Raum

Sems, der inzwischen auch den Raum betreten hatte, stellte sich neben Ysara und schaute dorthin, wo sie hin zeigte. Sie hatte Recht. Hier war jemand gewesen. Um genauer zu sein, mehrere. Schnell steckte er seinen Phaser an den Gürtel und zog stattdessen seinen Tricorder hervor. Es ärgerte ihn, dass er zurzeit nur eine Hand zur Verfügung hatte.

Er klappte ihn auf und begann die nähere Umgebung und im besonderen auch den Boden zu scannen. Kurze Zeit später nickte er zufrieden und wandte sich dann wieder an die Anderen.

"Also, ich kann hier nichts besonderes feststellen. Es gibt keine Strahlung, keine außergewöhnlichen Werte oder sonst noch etwas. Das einzige, was ich sagen kann ist, dass hier vor kurzem mehrere Personen waren. Anhand der Fußabdrücke hier und was mir der Tricorder sagen konnte, denke ich, waren es 4 Personen und es ist nicht länger her als 30 Minuten, dass sie hier waren. Jetzt ist nur die Frage, waren das Leute von uns oder gibt es hier noch andere?"

Leise seufzte der Ferengi bei der Frage des Terraners, um kopfschüttelnd daraufhin zu erwidern: "Also, wenn ich mich richtig erinnere, ist unser Feind allein. Aber vielleicht hat er ja acht Beine - das würde die Anzahl der Fußabdrücke erklären..."

Leise grummelnd folgte er seiner vorherigen Eingebung und blieb wenige Sekunden später vor der Wand stehen. Es war wohl das unscheinbarste Stück Wand, das er jemals gesehen hatte, aber dennoch war er sich felsenfest sicher:

"Wenn ich meinen Ohren noch trauen kann, kam das Scharnier-Geräusch genau von dieser Stelle im Raum. Es sollte sich also ein versteckter Eingang finden lassen"

Abwartend beobachtete er Sems dabei, wie dieser abermals den Tricorder zückte, ihn testend in die Richtung ausrichtete, erstaunt das Gesicht zu einer menschlichen Grimasse der Verblüffung verzog und dann beinahe aufgeregt weiterscannte.

Immer mehr Daten erschienen auf dem kleinen Display des Tricorders und ein aufdringliches Piepsen machte klar, dass es sich nicht um unwichtiges Zeug handelte, was Sems da fand. Zwischendurch warf er immer mal wieder einen unauffälligen Blick zu Narbo, der mit gespitzten Ohren neben ihm stand. Doch schnell glitt sein Blick wieder zurück zum Tricorder. Was er da sah, war eindeutig interessanter als ein kleiner, schrumpliger Ferengi.

Vor allem, da der Tricorder seine Diagnose beendet hatte. Und Sems musste zugeben, er war mehr als überrascht, als er das Ergebnis sah. Mit gerunzelter Stirn ging er ein paar Schritte vor und stand nun direkt vor der Wand. Kurz schaute er sie sich genauer an, streckte dann die Hand aus und legte sie auf den kühlen Fels. Mehrere Sekunden ließ er sie unbewegt dort liegen, bevor er vorsichtig damit begann, die Wand abzutasten. Langsam strich er über den Fels, bis seine Hand plötzlich in dem Stein zu versinken schien. Fast sah es so aus, als hätte die Wand seine Hand verschluckt, doch Sems wusste genau, was los war. Er hatte die kleine Vertiefung, die durch ein Hologramm verdeckt worden war und die er mit dem Scanner entdeckt hatte, gefunden.

Blind tastete er in der Vertiefung herum, doch das einzige, was er fand, war ein kleiner Schalter. Er zögerte noch kurz, doch dann betätigte er den Schalter. Zuerst passierte nichts. Dann aber rumorte es in der Wand, ein Zittern ging durch den Raum und dann bewegte sich die Felswand auf ihn zu. Überrascht machte Sems einen Satz zurück. Tatsächlich, die Wand öffnete sich. Zuerst langsam, dann immer schneller und auch immer lauter. Und dann plötzlich Stille. Das Tor hatte seine Endposition erreicht und gab den Blick frei auf das was dahinter lag. Und das überraschte Sems doch ein wenig. Denn das hatte er überhaupt nicht erwartet.

Verwirrt drehte er sich zu Narbo um und sagte: "Haben Sie das schon mal gesehen?"

"Auf Ferenginar nennt man es wörtlich übersetzt 'Zuckerwatte', aber ich glaube die Menschen bezeichnen es als Spinnweben", gab der Ferengi grinsend zurück, während er in das dicke Wirrwarr von Netzen blickte, voll von kleinen Leckerbissen, "Oder meinst Du den finsteren Graben, der wie das Herz eines riesigen Reaktors aussieht?"

Bei Sems konnte man nie sicher sein...

--- Raider Pei Mei

Neugierig hatte Aillard ihren Stuhl in Richtung des Transporters umgedreht und erwartete Alex und den neuen Passagier. Als Schahrein materialisierte, stutzte sie einen Augenblick erstaunt, weil sie das Gefühl hatte, einer Person gegenüber zu stehen, die ihr sehr ähnlich sah

- auf den zweiten Blick stellte sie jedoch fest, dass der erste Eindruck nicht stimmte. Zwar hatten sie beide eine gut trainierte, sportliche Figur und lange, rote Haare. Aprils langer Zopf jedoch hatte eindeutig einen Kupferton; die Frau war auch kräftiger und gut zehn Zentimeter größer als sie.

Veronica grinste unvermittelt, als sie das Bat'leth bemerkte, das auf der schmalen Plattform zwischen den beiden fast keinen Platz hatte. Ja, das passte zu dem, was sie bisher von der Frau gehört hatte.

"Wir wollten jetzt auf die Oberfläche beamen", klärte sie beide auf und aktivierte zugleich den Kanal zur Silver Sun wieder, "Mr. Alnak, wir wären jetzt so weit mit dem Plan weiterzumachen. Fragt sich nur, wer oben bleiben und auf die Raider aufpassen soll - und Miss Schahrein, möchten Sie sich uns anschließen, oder hier oben bleiben? Unten gibt es sicher mehr zu tun" Wieder grinste sie, als ihr Blick über das Bat'leth huschte: "Aber es könnte vielleicht auch gefährlich werden."

Skeptisch zog April ihre rechte Augenbraue nach oben und betrachtete für einen Augenblick ihr Gegenüber. Den frechen Nachklang in Aillards Bemerkung war ich nicht entgangen.

Mit einer leichten Armbewegung schwang die Halbbajoranerin ihren schweren Rucksack in eine Ecke, klippte sich den Phaser an den Gürtel und stützte sich dann aufrecht auf ihrem Bat'leth ab.

"Nun, sicherlich kann ich auf ihren Raider aufpassen - sie dürfen nur nicht erwarten, dass sie ihn in einem Stück zurück bekommen!"

Ein breites Grinsen legte sich auf Aprils Gesicht und in den Augen der Halbbajoranerin begann es leicht zu funkeln.

Nach einer kurzen Pause setzte sie neu an.

"Ich denke es ist besser für ihr Schiff, wenn ich nicht an der Steuerkonsole sitze. Und da ich im Moment sowieso nichts zu tun habe, werde ich mit Ihnen auf diesen Steinhaufen runter beamen!"

--- Raider Silver Sun

Alnak hatte die letzten Gesprächsminuten über den offenen Kanal verfolgt und überlegt, wie sie die jetzige Personalsituation am besten nutzen konnten. Gorm flog mit dem klingonischen Shuttle zurück zur Venture, Aillard würde auf die Pei Mei aufpassen und zudem als Kommunikations- und Transporterrelaisstation fungieren.

Und die Silver Sun? Wahrscheinlich wäre Alex hier besser aufgehoben als dort unten auf dem Asteroiden. Vor allem konnte er hier versuchen, die beschädigten Systeme zu reparieren. Ja, die Idee war gut.

"Miss Aillard, wir werden es so machen. Sie bleiben an Bord der Pei Mei und halten immer einen Kommunikationskanal offen und versuchen uns mit dem Transporterstrahl erfasst zu halten. Alex, du beamst hier rüber und versuchst, die Silver Sun wieder auf Vordermann zu bekommen. Ich werde dann mit April auf den Asteroiden beamen. Ist das so Ok für alle Beteiligten?", fragte Yhea und wartete auf eine Antwort.

--- Raider Pei Mei

Alex Gesichtsausdruck verfinsterte sich etwas, als er Yheas Plan hörte. Gut, er hatte zwar im Großen und Ganzen Recht, doch eigentlich wollte er doch hinunter. Zusammen mit April. Und jetzt durfte er die Silver Sun flicken. Na super. Aber schließlich war Yhea sein Vorgesetzter. Also hörte er auf sich zu ärgern und sagte: "Ja, ist es denke ich. Veronica, was ist mit Ihnen?"

Der ehemalige Fähnrich zuckte nur mit den Achseln: "Von mir aus alles klar. Ich bin nicht gerade wild auf Außenmissionen. Außerdem habe ich vorhin einen kleinen Defekt in den Systemen der Pei Mei entdeckt und werde die Gelegenheit nutzen, es mir anzusehen"

Als sie Alex' hilfsbereiten Blick bemerkte, fügte sie hinzu: "Keine Sorge, es ist nichts Schlimmes. Wenn ich Ihre Hilfe brauche, werde ich Sie rufen"

Veronica wartete noch auf das Okay von Alnak, dann setze sie sich an die Transporterkonsole und begann, die verschiedenen Passagiere an die verschiedenen Orte zu beamen. Nachdem Alnak und April in der Nähe des abgestürzten Shuttles materialisiert hatten - möglicherweise die eine oder andere Höhle weiter - seufzte sie erleichtert, gähnte und holte sich erst einmal einen Raktajino.

--- Am Graben

Sems Gesichtsausdruck verfinsterte sich zunehmend. Und das lag nicht an den Spinnenweben oder deren Bewohnern. Es fehlte nicht mehr viel und er würde Narbo in diesen Graben schmeißen, den sie gerade entdeckt hatten. Es juckte ihm regelrecht in den Fingern. Doch er ließ es bleiben. Es waren einfach zu viele Zeugen anwesend. Und er hatte keine Lust, dem Captain erklären zu müssen, warum er den Barbesitzer und Sprengmeister der Atlantis einfach so aus einer puren Laune heraus in die göttliche Schatzkammer befördert hatte. Nein, jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt.

Vorsichtig kämpfte sich Sems durch die Spinnenweben, während er wieder wild mit dem Tricorder herum hantierte. Zwar war dieses mal die Datenausbeute nicht so hoch, doch er konnte sich so wenigstens ein grobes Bild über den Graben machen. Er wischte sich die Spinnweben aus dem Gesicht, machte noch einen Schritt und stand dann direkt an der Kante zum Graben. Mit einem etwas mulmigen Gefühl schaute er hinunter, konnte jedoch in der vorherrschenden Dunkelheit nichts erkennen.

Er drehte sich zu den Anderen um, die ihm durch die ferengische Zuckerwatte gefolgt waren. Die beiden Frauen schauten etwas angewidert auf die ganzen Krabbeltiere mit den vielen Beinen, doch Narbo sah aus, als würde er sich direkt auf sie stürzen wollen, um sie zu verspeisen.

'Ekelhaft', dachte Sems da nur und drehte sich wieder um. Er kickte einen kleinen Stein in den Graben, der neben seinem Schuh lag und schaute ihm hinterer, bis er in der Dunkelheit verschwand.

"Scheint ziemlich tief zu sein", sagte Sems unnötigerweise, nachdem er nichts mehr von dem Stein gehört hatte.

Ysara hatte ihre Waffe, die ständig zu tragen ihr mittlerweile lästig wurde, wieder im Gürtel verstaut und verschränkte nun die Arme wie immer hinter dem Rücken, während sie neben Sems trat und einen Blick in den Abgrund warf. Auch wenn die Spinnweben hier nicht gerade die Sicht erleichtern, konnte sie immerhin feststellen, dass niemand hier war.

"Fragt sich nur, wo diese vier Personen hin sind", warf sie ein und verzog das Gesicht, als sie ein zertretenes Krabbeltier bemerkte, das an ihrem Schuh klebte. Etwas mit dem Fuß wackelnd, versuchte sie es zu entfernen. Nicht, dass sie ein Problem mit Spinnen hätte - solange sie nicht an ihrem Schuh klebten.

"Sieht aus, als sei die einzige Möglichkeit, dass sie in den Graben gefallen sind - womit wir immerhin ein Problem weniger hätten. Oder gibt es Hinweise auf Transporteraktivität?", wandte sie sich an Sems, gerade zu beschäftigt, um ihren eigenen Tricorder herausholen zu wollen.

"Woher soll ich das wissen", gab Sems ein wenig gereizt zurück. Er war es leid, für jeden hier den Scannerfutzie zu spielen. Und schließlich hatten die Anderen selbst Tricorder dabei. Zumindest aber Ysara, denn er hatte gesehen, wie sie ihren verstaut hatte.

"Aber um auf das Thema zurück zu kommen ... Ich denke nicht, dass sie hier weggebeamt wurden. Ich glaube eher, sie haben die Treppe genommen", sagte Sems, der versuchte, eine kleine Spinne zu vertreiben, die es sich anscheinend auf seinem Schuh gemütlich machen wollte. Aber die ließ sich nicht davon beeindrucken. Stattdessen erklomm sie Sems Fußspitze und blieb dann dort sitzen.

"Blödes Mistvieh", grummelte Sems, während er überlegte, wie er sein neues Haustier wieder los werden konnte. Möglichkeit 1: Er konnte seinen Phaser hervorholen und dieses kleine Biest in die ewigen Jagdgründe schicken. Halt. Ohne Zehen lief es sich verdammt schlecht. Also gestrichen.

Möglichkeit 2: Narbo könnte sich dran vergnügen. Und wenn sich der Ferengi bückte, um sich das Vieh zu holen, dann könnte er zufällig das Bein vorstrecken. So ganz kurz, so dass es keiner sah. Dann hätte er zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Narbo und die Spinne weg. Das wäre doch mal was.

Doch die Spinne machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Sie bewegte sich nämlich. Und bevor sie ganz verschwand und ungeschoren davon kam, kickte Sems sie in den Graben. Dem Stein von vorhin hinterher. Mit der Hand an der Stirn schaute er der Spinne nach und drehte sich dann wieder zu den Anderen um.

"Was guckt ihr so? Gibt es irgend ein Problem?", fragte er.

Fanjil war sehr beunruhigt. 'Verdammt', dachte sie, 'Da lebt man einige Jahrhunderte hier, und es müssen erst Besucher kommen bis einem auffällt, dass man einen riesigen Keller im Hause hat'

Skeptisch blickte sie in die Dunkelheit des Grabens. Eine silbrige Spur zog sich vom Schlund zum Fuße dieses Sems, und eine eifrige Spinne kletterte daran hoch.

Sems bemerkte Fanjils geknickten Gesichtsausdruck, als sie sich neben ihn stellte und den Graben hinunter schaute. Oder besser gesagt, sie schaute auf Sems Schuhe. Etwas verwirrt folgte er ihrem Blick ... und stockte. Beinahe traute er seinen Augen nicht. Das durfte ja wohl nicht wahr sein. Diese Spinne war ja immer noch da. Munter krabbelte sie an ihrem Faden hoch, den sie von seinem Schuh aus gespannt hatte. Nur noch knapp einen Meter trennte Beide von einander.

"So, jetzt ist Schluss mit Lustig", sagte Sems und griff nach seinem Phaser. 'Du hast mich lange genug geärgert', dachte er, während er mit dem Phaser zielte. Er ließ sie noch ein paar Zentimeter näher kommen und drückte dann ab.

Der Energiestrahl traf die Spinne genau. Mit einem leisen Puff verglühte sie und ließ nur eine kleine Rauchwolke zurück. Triumphierend wollte sich Sems zu den Anderen umdrehen, da rumorte es plötzlich unter ihm und die Felskante, auf der er stand, brach innerhalb von Sekunden weg. Fast stand Sems in der Luft, als ihn die Schwerkraft erreichte und ihn die Schlucht herunter zog. Mit einem überraschten Gesichtsausdruck verschwand Sems in der Dunkelheit und nur ein entsetzter Aufschrei war noch von ihm zu hören.

--- Imperiales Forschungsschiff Telai, vor dem Verhörraum

Svaal senkte seinen Blick, damit ihm der Subcommander nicht in die Augen sehen konnte. Denn hätte er das getan, wäre ihm die Euphorie des Wissenschaftlers sicherlich nicht entgangen. Niemand hatte gemerkt was sich in den letzten Augenblicken abgespielt hatte. 'Endlich!', triumphierte er innerlich, 'Nach so langer Zeit!'

Verstohlen blickte er zu dem an einen Stuhl gefesselten Alienkörper. Eben war er noch dort gewesen, Gefangener von Galhan und Gefangener in einem fremden Körper. Dann kam sein jüngeres Ich in den Raum. Sie hatten sich in die Augen gesehen und mit einem mal sprang sein Geist auf seinen Romulanerkörper über.

Zurückgeblieben war jener Alienkörper, jetzt freilich nur noch eine leere Höhle. 'Ob die anderen aus meinem Team das auch könnten?', fragte er sich. Aber Eins nach dem Anderem. Was konnte er mit der neuen Situation anfangen? Auf keinen Fall konnte er Galhan in alles einweihen. Der Subcommander würde, falls er ihm überhaupt glauben schenkte, ihn mit Freuden als eine Gefahr für die Sicherheit beseitigen lassen.

--- im Asteroiden, irgendeine Höhle

Das erste, was Yhea machte, als er im Inneren des Asteroiden materialisierte, war sich umzusehen. Doch Enttäuschenderweise musste er feststellen, dass es nichts zu sehen gab. Die Höhle, in der sie sich befanden, war vielleicht fünf mal fünf Meter groß, drei Meter hoch und die Wände bestanden als rauem Fels. Das einzige Licht kam aus den beiden kleinen Taschenlampen, die Yhea und April mitgenommen hatten.

Der Chefingenieur ging ein paar Schritte und leuchtete die Wände nach einem Durchgang ab, fand jedoch nichts. Seltsam. Irgendwo musste es doch raus gehen. Und vor allem, Luft musste reinkommen. Wieder leuchtete er alles ab, doch weiterhin ohne Erfolg. Tja, dann saßen sie wohl hier fest.

Yhea versuchte, die Pei Mei zu erreichen, doch keiner antwortete. Das gleiche Ergebnis bei der Silver Sun und beim Außenteam. Niemand schien sie zu hören. Anscheinend war hier die Abschirmung zu groß.

"Tja, jetzt sitzen wir hier", sagte Yhea, "Gefangen die der sprichwörtliche Geist in der Flasche"

"Also, ich fühle mich nicht wirklich wie ein Geist - und das soll auch so bleiben!"

Mit ein paar Schritten hatte die Halbbajoranerin die Wand der Höhle erreicht und begann diese Meter für Meter prüfend abzutasten.

Leicht begann sie zu Lächeln, als ihr die eigentliche Idiotie des ganzen Tages bewusst wurde. Zuerst war sie noch auf der Flucht vor den Klingonen gewesen und nun befand sie sich mit einem Romulaner in irgendeiner mysteriösen Höhle und wusste dabei selbst nicht so genau was sie hier eigentlich sollte.

Yhea beobachtete April dabei, wie diese die Wände Meter um Meter abtastete. Zwar hielt er diese Aktion für absolut unnötig, doch er ließ sie gewähren. Schließlich konnten sie im Moment sowieso nicht mehr tun. Sie saßen hier fest, ohne die Möglichkeit, irgendjemanden zu rufen. Er hoffte, dass wenigstens Veronica sie erfasst hielt und sie irgendwann wieder hoch beamte, nachdem sie merkte, dass sie hier nicht weiterkamen.

Gerade wollte er April sagen, dass es hoffnungslos sei, hier die Wand abzusuchen, als sie von einer Sekunde auf die andere plötzlich verschwunden war. Überrascht stand Yhea da, leuchtete mit der Taschenlampe herum, doch er fand die junge Frau nicht. Sie war wie vom Erdboden verschluckt. Vorsichtig ging er auf die Stelle zu, wo sie bis eben noch gewesen war. Nichts deutete darauf hin, dass sie hier gewesen war. Außer die Fußabdrücke, die jetzt klar und deutlich zu erkennen waren.

--- Am Graben

"Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort", rezitierte der Ferengi leise eine uralte Redewendung der Menschen, die auf eine barbarische Religion zurückging, die das Trinken von Blut und andere Akte des Kannibalismus verlangte - Narbo hatte Dokumentationen im "Galaxy History Channel" gesehen und seitdem hatte sich seine Meinung über die Terraner kaum gebessert.

Lauter dagegen sagte er, nachdem sie alle zunächst instinktiv etwas von dem Graben zurückgewichen waren und dann vorsichtig über die sauber abgeplatzte Kante starrten: "...28, 29, 30. Ich habe noch nicht das Geräusch einer platzenden Melone gehört, also beträgt entweder die Tiefe mehr als 500 m, was bei den Kantenlängen des Asteroiden unwahrscheinlich ist, oder irgendwas hat Sems sehr leise abgefangen. Vielleicht ein Transporter"

Die Psychologin hatte sich gemeinsam mit dem Ferengi über den Vorsprung gedeutet, sah sich aufmerksam um und hob nun die Augenbraue.

"Oder ein Kraftfeld."

Gelassen wies sie auf eine Stelle wenige Meter unter sich, die zunächst verdeckt worden war, da der Graben sich an dieser Stelle nach unten erweiterte.

Sems, der sich schließlich einige Zeit zuvor schwer verletzt hatte, hatte der Aufprall wohl etwas mehr mitgenommen als einen gesunden Mann, sonst hätte er sich schon längst zu Wort gemeldet. Nun lag er etwa drei Meter unter ihnen ... nun ja, mitten in der Luft... und begann sich bereits wieder zu regen.

--- im Asteroiden, irgendeine Höhle

"Hallo?", rief Alnak gespannt, "April, sind Sie da?"

Kaum, dass die Worte über seine Lippen gekommen waren, erschien plötzlich ein Arm, der aus der Wand herausragte, nach dem verdutzten Romulaner griff und ihn in die Wand hinein zog.

"Was zum Teufel ...", rief Yhea entsetzt, doch schnell erkannte er, was passiert war. Als er zum Stehen kam, blickte er in das lächelnde Gesicht der Bajoranerin.

"Wie ... was", stammelte er und schaute sich um, "Wie haben Sie das gemacht?"

April hatte den Arm des Romulaners losgelassen und drehte sich nun um. Die Felswände standen ziemlich eng aneinander, so dass gerade eine Person ein wenig Platz zu beiden Seiten fand.

Nach ein paar Augenblicken drehte sich Schahrein wieder um.

"Vielleicht war es eine Art von holographischer Projektion, die vom Shuttle aus nicht zu erkennen war...", antwortete April während sie zu Alnak aufsah - eine Bewegung, die sie nicht sehr oft machte. In den meisten Fällen, wenn es sich nicht gerade um Romulaner oder Klingonen handelte, konnte sie Männern genau in die Augen blicken.

Nach einer kurzen Pausen drehte sich die junge Frau wieder um und ging dann los. Schon jetzt bedauerte sie die Tatsache, über keine Stirnlampe zu verfügen - zwar sahen diese Dinger immer besonders sexy aus - das Praktische an ihnen - die Hände frei zu haben - war jedoch nicht zu leugnen.

Einige Minuten vergingen, als April abrupt stehen blieb und im nächsten Moment froh war, dass Yhea, wie es schien, eine sehr gute Reaktion besaß und nicht an sie ranrumpelte.

Vor der Halbbajoranerin hatte sich ein tiefer Schlund im Boden des Ganges aufgetan - wie tief er war wollte die junge Frau gar nicht wissen. Tatsache war jedoch, dass er circa zweieinhalb Meter lang war und mit einem normalen Schritt nicht zu überwältigen war.

"Sagen Sie, wie weit können Sie springen?", ein zerknirschtes Lächeln legte sich auf Aprils Gesicht während sie über ihre Schulter den Romulaner anblickte.

Vorsichtig stellte sich Yhea neben April und schaute den Graben hinunter. Er war tief. Sehr tief. Oder verdammt dunkel. Denn er konnte den Boden des Grabens nicht ausmachen. Selbst als er mit der Taschenlampe runter leuchtete, war nichts zu erkennen. Nur rohe Wände. Schnell ging Alnak wieder einen Schritt zurück. Er hatte keine Lust, aus Versehen hinunter zu fallen. Stattdessen leuchtete er auf die andere Seite des Grabens und entdeckte dort einen Durchgang, der genau so aussah wie der, durch den sie gerade gekommen waren.

"Tja, also ich bin eigentlich nicht sehr sportlich", entgegnete er auf Aprils Frage, "Und um ehrlich zu sein, ich will lieber nicht versuchen, darüber zu springen."

Er warf der Bajoranerin einen entschuldigenden Blick zu. Doch da kam ihm eine Idee. Er schaute sich kurz um, bückte sich und hob einen kleinen Stein auf. Dann zielte er und warf ihn genau in die Mitte des Grabens zwischen die beiden Felsdurchgänge. Und wie erwartet viel der Stein nicht in den Graben hinunter, sondern blieb einfach in der Luft liegen.

"Ha, hab ich dich", rief Yhea erfreut und drehte sich zu April um, die ein sehr verwundertes Gesicht machte. "Das gleiche Prinzip wie eben in der Höhle", versuchte er zu erklären, "Ich nehme an, auch hier wird mit Hologrammen versucht, irgend etwas zu verstecken. Und hier scheint es der Übergang über diesen Graben zu sein. Faszinierend!"

Langsam ging er auf die unsichtbare Brücke zu, stoppte noch kurz davor und setzte dann einen Fuß in die "Luft". Kurz tippte er noch mit der Fußspitze herum und belastete dann den Fuß komplett. Ja, es funktionierte. Schritt für Schritt ging er weiter, bis er sicher die andere Seite erreicht hatte. Dann drehte er sich um und rief: "Na los, kommen Sie. Es ist ganz einfach"

Vorsichtig tastete die junge Frau mit ihrem Fuß den Bereich vor ihr ab und spürte nach kurzer Zeit auch den leichten Wiederstand. Einen kurzen, prüfenden Blick nach vorne werfend, ließ April nun endgültig die Felswand los an der sich gerade noch festgekrallt hatte und machte einen weiteren Schritt nach vorne.

Nun einen skeptischen Blick nach unten werfend sagt sie: "Ich habe mal eine Geschichte von der Erde gehört - da ging es um einen Mann der übers Wasser laufen konnte ... der muss sich sicher genauso bescheuert gefühlt haben wie ich mich gerade fühle ..." Die Ironie in Aprils Stimme war nicht zu überhören.

Mit zwei langen Schritten erreichte sie das andere Ende der Schlucht - froh darüber, wieder sichtbaren Fels unter ihren Füßen zu haben.

"Na, dann weiter..."

Yhea nickte stumm, drehte sich um und leuchtete den vor ihnen liegenden Gang ab. Nichts auffälliges. Eigentlich sah er genau so aus wie der, aus dem sie gerade gekommen waren. Dunkel, trocken und vielleicht ein wenig unheimlich. Aber das sagte er natürlich nicht.

Schweigend gingen die Beiden mal hintereinander, mal nebeneinander her, je nachdem wie viel Platz da war, bis plötzlich der Gang zu Ende war. Einfach so. Als hätten die früheren Bewohner einfach aufgehört zu bauen. Zuerst hatte Yhea gedacht, es sei wieder eine dieser holographischen Spielchen, doch nachdem er alles mit den Händen abgetastet hatte, konnte er keinen geheimen Durchgang finden.

"Seltsam", sagte Alnak leise, "Hier muss doch irgendwo ..."

Weiter kam er nicht. Denn er hörte hinter sich ein knirschendes Geräusch und als er sich umdrehte, konnte er sehen, wie die Felswand langsam aufschwang und eine Person in den düsteren Tunnel kam. Sofort richtete Yhea den Lichtstrahl seiner Taschenlampe auf den Fremden und zückte seinen Phaser.

"Halt, stehen bleiben", rief er laut und versuchte, die Hand mit der Lampe etwas ruhiger zu halten. Erst als April ihm zur Hilfe kam und ebenfalls ihre Taschenlampe auf das Ziel richtete, konnte Yhea erkennen, um wen es sich bei dem Fremden handelte.

"Clint, verdammt noch mal", fluchte der Romulaner, "Sie haben uns einen riesigen Schrecken eingejagt!"

--- Imperiales Forschungsschiff Telai, Verhörraum

Der Subcommander hatte den schweigenden Gelehrten einfach stehengelassen und war in den Verhörraum zurückgekehrt. Wenn Svaal ihm folgen würde - es war Galhan egal, doch mit Sicherheit würde das Kommende dem zartbesaiteten Mann nicht sonderlich gefallen.

"Subcommander, der Gefangene unbekannter Herkunft zeigt keine weitere zerebrale Aktivität. Er war plötzlich von einer Sekunde zur anderen hirntot", sprach Rhonan ihn vorsichtig an, und schluckte dann leicht, "Ich habe die Intensität nicht weiter erhöht. Es muss an den telepathischen Fähigkeiten gelegen haben"

Galhan registrierte erfreut die unterschwellige Angst in der Stimme des Zenturio. Die Furcht, einen Fehler gemacht zu haben, der schwerwiegend bestraft werden würde. Aber diesmal nicht.

"Mag sein. Der Gefangene hätte uns keine Informationen mehr gebracht. Der Leichnam soll seziert und nach der Auswertung beseitigt werden", antwortete er dem Zenturio kühl, während er die Erleichterung im Gesicht des Romulaners ablesen konnte, "Ist unser neuer Gefangener für die Befragung bereit?"

Rhonan nickte nur leicht und so schritt Galhan dann durch die angrenzende Tür in eine abgedunkelte Nebenzelle.

--- Auffangsektion

'Verdammt ist das grell!', schoss es Ruben durch den Kopf, als sich irgendwo links von ihm eine Tür öffnete. Vielleicht war auch eine Lampe eingeschaltet worden, genaueres konnte er noch immer nicht erkennen, da sich seine Augen nur langsam an die Helligkeit gewöhnte.

Aus Reflex versuchte er die dürren Arme vor das Gesicht zu reißen, aber er schürfte sich nur etwas Haut an den metallischen Fesseln ab. So kniff er lediglich die Augenlider zusammen und versuchte in eine andere Richtung zu schauen, aber es blieb eher eine symbolische Geste.

Außerdem wollte er wissen, was auf ihn zukam.

Zumindest der eine Teil von ihm, der andere versuchte sich krampfhaft einzureden, alles sei in bester Ordnung.

"Bitte verzeihen Sie die nötigen Umstände, und verraten Sie mir Ihren Namen. Vielleicht werde ich Sie dann nicht töten lassen müssen", kam eine Stimme aus Richtung des Lichts.

--- Am Graben

Langsam aber sicher kam Sems wieder zu sich. Mühsam versuchte er, sich zu bewegen, doch sofort schoss ein stechender Schmerz durch seine verletzte Schulter. Anscheinend war er genau auf ihr gelandet. Also blieb er lieber ruhig liegen und beließ es dabei, nur die Augen zu öffnen. Zuerst sah er zwar nur bunte Sterne, die vor seinem Gesicht herum hüpften, doch nach kurzer Zeit verschwanden sie restlos und sein Blick klärte sich auf.

Vorsichtig sah er sich um. Aha, er lag auf dem Rücken. Mehr oder weniger. Wenigstens schien er sich nichts gebrochen zu haben, denn seine Gliedmaßen lagen nicht in irgendwelchen außergewöhnlichen Winkeln herum. Nur die Schulter ... da musste wohl wieder die Ärztin ran. Er konnte jetzt schon ihr Gemecker hören.

Er versuchte, den unangenehmen Gedanken zu verdrängen und schaute nach oben. Schwach konnte er in dem wenigen Licht die Gesichter von Ysara und Narbo sehen, die über den Rand des Grabens zu ihm herunter starrten.

"Hört auf so zu glotzen und holt mich lieber hier raus", stöhnte Sems, dem die schmerzende Schulter mehr zu schaffen machte, als er zugeben mochte, "Hier liegt es sich nämlich nicht wirklich bequem"

Wütend beschloss der Ferengi, dem Menschen früher oder später die grundlegenden Umgangsformen, beispielsweise "Bitte" oder "Danke", beizubringen, die er bisher schmerzlich vermissen ließ. Zwar hielt Narbo auch nicht besonders viel von Anstand, aber zumindest kannte er die Regeln und ignorierte sie nur bewusst.

"Hör lieber du auf so rumzuschreien, oder willst Du jedes Lebewesen im Umkreis von drei Lichtjahren aufschrecken?!", zischte Narbo _leise_ zurück, während er sich Gedanken zu machen begann, wie er den Idioten aus der Lage helfen konnte.

'Helfen!', rezitierte Narbo sich selbst innerlich, 'Wie tief bin ich gesunken? Aber naja, vielleicht fängt der Terraner noch mal eine für mich bestimmte Phasersalve ab...'

Glücklicherweise war er ein recht guter Kletterer, eine Fähigkeit die jeder gute Dieb beherrschen sollte, und die abgebrochene Felskante bot genug Haltepunkte.

Keine Minute später hatte er das Kraftfeld fünf Meter tiefer erreicht und setzte vorsichtig einen Fuß auf das gelb wabbernde Energiekonstrukt, das wie ein Stück Tuch unter seinem Gewicht nachgab.

"Sems, beweg Dich hierüber, das Kraftfeld wird die Belastung nicht mehr lange halten können. Die abgebrochenen Felsen sind einfach zu schwer, aber irgendjemand musste ja Großwildjäger spielen!", keifte er los. Die Stimme des Ferengi war mittlerweile laut geworden, aber das kratzte ihn nicht mehr.

Ungeduldig beobachtete er, wie der Terraner sich kriechend zu dem Rand des Grabens bewegte, wo er selber wartete. Sekunden vergingen, während das Knistern des Kraftfeldes immer lauter wurde. Narbo krallte sich mittlerweile wieder in den Fels, denn er hatte keine Lust, wegen dem Sicherheitler zu verrecken.

Schließlich erreichte Sems den Rand und zog sich an dem unversehrten Arm mühsam hoch. Rasch zeigte der Ferengi ihm, wo er in die Wand zu greifen hatte, als das Energiefeld zusammenbrach...

--- Imperiales Forschungsschiff Telai, vor dem Verhörraum

Zu sagen, dass der Subcommander Svaal unsympathisch war, wäre nicht untertrieben gewesenen. Aber die Behandlung, die ihm neuerdings widerfuhr lies sein romulanisches Blut in seinen Schläfen pochen, und spülten Wörter wie "gekränkte Ehre", "sofortige Blutrache" und "ehrenvoller Zweikampf" an die Oberfläche seines Bewusstseins.

Betont gelassen strich er seine Gelehrtenkutte glatt. Danach atmete er tief ein und wieder aus. Es wäre unklug gewesen, sich auf diesem Niveau mit einem Mann anzulegen, der viele Jahre militärische Ausbildung genossen hatte. Nachdem er glaubte, sich einigermaßen im Griff zu haben, folgte er Galhan in den kleinen Raum.

--- im Asteroiden, Gänge

Ein paar Sekunden waren wohl vergangen, bis die Bajoranerin begriff, dass von diesem Clint wohl keinen Gefahr aus ging. Instinktiv hatten sich ihre Muskeln angespannt und war bereit sich auf eine Konfrontation einzulassen doch dann atmete April langsam aus, während sie ihren Phaser sinken ließ. Ein skeptischer Blick wanderte von Alnak zu dem für sie Fremden den sie dann ein paar Augenblicke stumm musterte.

Die Erscheinung dieses Mannes warf im Geist der Halbbajoranerin einige Fragen nach seiner Herkunft auf - die menschliche Seite war nicht zu leugnen, von welcher Rasse jedoch der Grünstrich seiner Haut gründete blieb der jungen Frau fürs erste noch ein Rätsel.

"Mister Alnak", grüßte der Wissenschaftler den Romulaner mit einem Kopfnicken, als sei es die natürlichste Sache der Welt, ihm hier und jetzt zu begegnen. Nachdem er festgestellt hatte, dass die Bajoranerin in seiner Begleitung ihren Phaser gesenkt hatte, und weder ihn noch den Romulaner zu bedrohen schien, nickte er auch ihr höflich zu.

Natürlich war er neugierig zu erfahren, wer sie war und, was ihm noch wichtiger erschien, warum sie hier war. Allerdings wäre er ein schlechter Wissenschaftler gewesen, wenn er nicht gelernt hätte seine Neugier in geordnete Bahnen zu lenken. Ersteinmal musste er Alnak über die Lage hier informieren, danach konnte er in Erfahrung bringen, was sich im Orbit abgespielt hatte.

Mehrere Male versuchte er im Geiste, die Ereignisse auf dem Asteroiden in einigen wenigen kurzen Sätzen zu formulieren. Allerdings war die zu vermittelnde Informationsmenge dabei ein Ernst zu nehmendes Hindernis. Noch schlimmer war, dass er den Romulaner bisher als einen Mann kennengelernt hatte, der nicht höflich zu nicken pflegte wenn er nicht alles sofort verstand, sondern Kommentare wie 'Moment mal, das müssen sie jetzt aber genauer erklären' dazwischen warf.

Angesichts des mysteriösen, parapsychisch begabten Aliens, den beunruhigenden Transportervorgängen und der eher wackeligen Allianz mit der fremden Freibeutercrew sowie der romulanisch sprechenden Alienfrau war Zeit für eine ausgiebige Unterhaltung etwas, dass ihnen wahrscheinlich nicht in unbegrenztem Ausmaß zur Verfügung stand.

Deshalb verwarf er seinen Plan und beschloss, als Erster die Fragen zu stellen. "Ich werde ihnen bald berichten, was sich hier zugespielt hat", begann er mit dem Tonfall eines Politikers, dem man eine direkte Frage gestellt hatte. "Aber zuerst einmal ist es wichtig zu erfahren, was sich seit unserem Absturz im Orbit abgespielt hat", schloss er mit einem Blick auf die rothaarige Frau mit dem Bat'leth.

Genau das hasste Alnak an Wissenschaftlern. Dass sie eine Frage immer mit einer Gegenfrage beantworteten. Wieso war es für die bloß so schwer, einfach nur zu sagen, was man wissen wollte. Yhea schüttelte den Kopf. Die Welt war ungerecht. Aber bevor hier das Schweigen im Walde begann, beantwortete er lieber Clints Frage.

"Nachdem Sie und die Anderen mit dem Shuttle in den Asteroiden gezogen wurden, waren wir erst einmal damit beschäftigt, die Silver Sun wieder zu reparieren. Leider schafften wir es nicht, die Transporter in Gang zu setzten und eine direkte Kommunikation mit Ihnen war auch nicht möglich. Deswegen alarmierten wir die Venture und etwas später kam dann die Pei Mei mit Poulsen und Aillard zu uns. Eigentlich wollten wir uns dann hier herunter beamen, doch da kam uns April dazwischen", sagte er und zeigte auf die Bajoranerin, "Nachdem wir ihr Shuttle nicht reparieren konnten, haben wir Gorm damit zur Venture geschickt und uns dann hier hin gebeamt. Tja, und hier sind wir"

Abwartend schaute Yhea Clint an und hoffte, dass dieser jetzt endlich seine Frage beantworten würde.

Bei den Ausführungen des Romulaners hatte April stumm zugehört und irgendwie war sie Yhea sogar etwas dankbar, dass er die Geschichte um ihre 'Flugkunst' fürs erste nicht erwähnt hatte.

Kurz dachte der Halbbreen nach. Er hatte insgeheim gehofft, dass Alnak Wagenvoort und die anderen hochgebeamt hatte, es jedoch für wenig wahrscheinlich gehalten. Wieder maß er die Bajoranerin, die Alnak als April vorgestellt hatte, ab. Aber es war nicht der richtige Zeitpunkt für Paranoia. Der richtige Ort ja, aber unbewiesene Verdächtigungen verlautbaren zu lassen würde ihnen jetzt kaum helfen.

"Mr. Alnak, Ms. April, wir müssen uns beeilen. Gehen sie bitte da entlang, ich erkläre ihnen unterwegs, was bisher vorgefallen ist", eröffnete er sachlich und wies in den Gang, aus dem die beiden gerade gekommen waren.

"Ähm, eine ganz kurze Zwischenfrage - wo genau wollen sie denn hin, Mr. Clint?"

In den Augen der Halbbajoranerin konnte man auf einmal ein leichtes Funkeln sehen. Ihr behagte es nicht überhaupt nicht, einfach so blind loszulaufen. Außerdem, wenn sich hinterher herausstellte, dass es doch der falsche Weg war, um dahin zu kommen, wo dieser Clint hin wollte, dann wusste April jetzt schon, dass sie sich furchtbar ärgern würde, wenn sie den ganzen Weg wieder zurück laufen mussten.

"Vielleicht sollten Sie uns doch gleich sagen, was mit ihren Leuten passiert ist! Und vor allem, um wie viele Personen es sich handelt - Mr. Alnak konnte hier leider keine genauen Angaben machen. Und dann, wenn wir uns etwas unter der Situation vorstellen können, sollten wir erst losfetzen"

Innerlich musste sich April eingestehen, dass ihre Antwort wohl doch ein bisschen zu spitz ausgefallen war. Aber auf der anderen Seite wollte sie auch nichts überstürzen.

Auf einen Reaktion der beiden Männer wartend, lehnte sich die junge Frau mit dem Rücken an die kalte Steinwand.

Man konnte fast das Klicken von Clints mentalem Schalter hören, als er von 'generell misstrauisch' auf 'hochgradig wachsam' sprang. Diese April war erstaunlich neugierig, sie schien auf geschickte Art und Weise Informationen ergattern zu wollen, die sich taktisch verwerten ließen. Truppenstärke, genauer Zielort .. all das sollte er etwa preisgeben? Zum Glück schien Alnak so besonnen gewesen zu sein, sich mit seinen Angaben möglichst ungenau zu halten.

"Um wie viele Personen es sich handelt kann ich selbst nicht genau sagen", antwortete er wahrheitsgemäß. Schließlich wusste er nicht, wie viele Leute inzwischen fortgebeamt wurden.

"Aber über den Weg zu unserem Zielort bin ich mir völlig sicher", fuhr er fort. "Wir müssen da entlang", sagte er und wies wieder auf den Gang, "In etwa 50 Metern führt links ein Geheimgang zu einem weiteren Korridor dem wir folgen müssen"

--- Am Graben

Schnaufend kam Sems oben an und zuerst blieb er wie erschlagen liegen, um ein wenig Luft zu bekommen. Erst als er sich wieder ein wenig erholt hatte, setzte er sich auf und begutachtete seine immer noch schmerzende Schulter. Bewegen war unmöglich. Es tat einfach zu weh. Und weit und breit war keine Ärztin da. Er schaute sich um, ob irgend jemand vielleicht ein Medikit dabei hatte, doch Fehlanzeige. Dann musste es eben ohne Schmerzmittel gehen. Nur sollte er tunlichst jede Art von Belastung vermeiden.

Er schaute zu Narbo hoch, wenn man das so nennen konnte, der sich neben ihm positioniert hatte. Sein Gesichtsausdruck sah sehr seltsam aus. Irgendwie eine Mischung aus ... Sems konnte es nicht deuten. Stattdessen stand er auf, klopfte sich den Staub von der Kleidern und rückte seine Ausrüstung zurecht. Dann nickte er Narbo zu und sagte:

"Vielen Dank für die Hilfe. Ich hätte es ohne Sie nicht geschafft, denke ich"

"Reib das mir besser nicht zu oft unter die Nase", wies der Ferengi den Dank energisch zurück, "Aber gut, dass endlich jemand meine Fähigkeiten anerkennt"

Damit drehte er sich halb um und schaute abermals in den Graben, der nach dem lauten Donnern der am Boden zerschellenden Felsen wieder völlig lautlos vor ihnen lag und nach wie vor kaum über seine Funktion Auskunft gab.

"Besser wir gehen schnell weiter, bevor noch jemand runterfällt!", fügte er grummelnd hinzu.

Unnötig zu erwähnen, dass Narbo dabei hauptsächlich sich selbst meinte...

"Immer mit der Ruhe, Mr. Narbo", erwiderte Ysara daraufhin spöttisch und sah zu dem kleinwüchsigen Barkeeper hinab, "Für Mr. Sems kann ich natürlich nicht sprechen, aber ich habe zurzeit nicht vor, sie hinunter zu stoßen. Also setzen Sie sich, essen Sie ein bisschen Zuckerwatte und lassen Sie die Krankenschwester ans Werk gehen"

Tatsächlich hatte sie, sich zu *irgendeiner* Art der Vorbereitung auf die Mission verpflichtet fühlend, ja einige Hyposprays aus der Krankenstation geholt und in ihren Taschen verstaut, bevor sie aufbrachen. Bisher hatte sie sie nicht benötigt, da Llewella und wohl auch diese andere Frau - wie auch immer sie hieß - bestens ausgerüstet und für alle mehr oder weniger zufälligen Zwischenfälle gewappnet waren. Bei ihrer Ausrüstung handelte es sich auch eher um Beruhigungsmittel und Aphrodisiaka als Schmerzmittel, aber die meisten hatten die Nebenwirkung.

"Warten Sie..." Sie begann in ihren Taschen zu kramen und warf nur einen flüchtigen Blick auf Sems, der sehr erleichtert wirkte und sich gegen einen Felsen lehnte, ohne die Spinnweben zu beachten, die er damit zerstörte.

Nacheinander holte sie die kleinen Geräte heraus. Ihre Augen funkelten fröhlich, während sie vor sich hin murmelte und eins nach dem anderen wieder wegsteckte, bevor sie zur zweiten Tasche überging.

"Atrapazin? ... hm, ist glaube ich für Menschen giftig... Thoralin? Nee, verursacht auch das Känguruh-Syndrom... Parathol? Wirkt nur mit Paraphin..." Nachdenklich ging sie die einzelnen Medikamente durch und überlegte zugleich, was für eine Menge Latinum sie damit machen könnte, wenn sich unter den Anwesenden ein Drogenabhängiger fand "Ach, Oxanin!" Das weckte Erinnerungen. Sie sah die anderen kurz an. "Wegen dem bin ich aus der Sternenflotte entlassen worden. Dabei stand ich so kurz vor der Beförderung..." Sekunden vertiefte sie sich wieder in das Lesen von Etiketten.

"Ach ja, da hab ich es" Prüfend hielt sie das Hypospray gegen das dämmrige Licht des Wandgewächses, um die enge Beschriftung zu lesen, und lächelte schließlich. "Also ich bin ziemlich sicher, dass dieses nur auf Romulaner tödlich wirkt. Halten Sie still, Sems"

Sie wartete nicht auf die Antwort des Sicherheitlers, dessen Augen sich bei ihren Worten geweitet hatten, und drückte das Mittel ruppig am Hals aus. "Wird Ihnen schwarz vor Augen? Gut, das wäre nämlich schlecht. Sehen Sie Karomuster? -- Keine Panik, das ist normal. Es könnte sein, dass Sie sich gleich sehr, sehr fröhlich fühlen."

Ysara rappelte sich wieder auf und beobachtete mit skeptischem Blick ihren Patienten, während sie auf die Wirkung wartete.

Eigentlich hatte Sems protestieren wollen, dass Ysara ihm irgendeins dieser seltsam klingenden Hyposprays verabreichte. Doch zum einen war die Frau einfach zu schnell gewesen und zum anderen war er eigentlich ganz froh, irgend etwas zu bekommen, dass die schrecklichen Schmerzen endlich aufhörten. Auch wenn er nicht wirklich scharf auf die Nebenwirkungen war. Aber anscheinend passierte nichts.

Er saß immer noch auf dem Boden, Narbo und Ysara standen neben ihm, schauten auf ihn herunter und warteten ebenfalls auf eine Veränderung. Doch einzig diese bunten Karos störten im Moment seine Konzentration. Ok, sie waren etwas nervig, aber mehr auch nicht. Was aber dazu kam war, er hasste Karomuster. Er fragte sich, wer so etwas schreckliches erfunden hatte. Nein, er hatte lieber irgend ein fließendes Design. Oder was mit Kreisen. Ja genau. Kreise. Die hätte er jetzt gern.

Kaum hatte er daran gedacht, da war das verrückte Karomuster auch schon verschwunden. Sems blinzelte noch ein bis zwei mal, doch es blieb weg. Zufrieden schaute er zu Ysara hoch, um sich zu bedanken, dass die Karos nun weg waren, da entwich ihm ein Schrei.

Mit großen Augen schaute er die Psychologin an. Zwar stand sie immer noch an der gleichen Stelle, doch ihr Aussehen hatte sich komplett verändert. Ok, er konnte sie immer noch erkennen, doch die dunkelblaue Hautfarbe gepaart mit den roten und gelben Punkten, die im Sekundentakt aufleuchteten, brachten den Sicherheitler doch ein wenig aus dem Konzept. Vorsichtig lugte er rüber zu Narbo, doch da war das gleiche Bild zu sehen. Nur mit anderen Farben.

"Ysara, ich hoffe, diese komischen Farbspielereien hören bald auf. Weil ich nicht denke, dass ich Ihr Aussehen in diesem Zustand sehr lange ertragen kann", meinte Sems mit beinahe zittriger Stimme. Doch kaum hatte er das gesagt, da ließ die Colorierung nach.

"Hat sich erledigt", sagte er und versuchte aufzustehen. Doch sofort wurde er von irgendwelchen fliegenden Dingern umkreist und so hielt er es für besser, weiter sitzen zu bleiben. Zuerst versuchte er, diese Dinger; ein anderes Wort viel ihm nicht ein, zu ignorieren. Doch als es immer mehr wurden und sie ihm immer näher zu Leibe rückten, fing er an, wie wild nach ihnen zu schlagen. Leider nicht sehr erfolgreich. Sie waren zu schnell und zu viele.

"Ysara, Narbo, helfen Sie mir. Ich schaffe es nicht, sie zu vertreiben", rief er flehend, während er weiter mit seinem gesunden Arm herum fuchtelte.

'Das Zeug scheint ja wirklich reinzuhauen!', dachte Narbo grinsend, während er den Drogenrausch des Sicherheitlers beobachtete, 'Auch wenn Synästhesien nicht so mein Fall sind...'

"Konzentriere Dich auf einen stillen Fluss in einem dunklen Tal", wandte er sich lachend an Sems, der ihn ziemlich hilflos anstarrte, "das wirkt meistens ganz gut, außer Du hast in den letzten Stunden Alkohol getrunken - dann wird es noch schlimmer"

Kopfschüttelnd wartete der Ferengi, was geschah: Jemandem den Flash des Lebens zu versauen, rangierte auf der Hitliste der Gemeinheiten jedenfalls relativ weit oben.

Kaum hatte Narbo diese Sache mit dem Fluss erwähnt, da stoppten die fliegenden Dinger, verharrten starr vor ihm und vielen dann wie Schnee herunter. Noch ein paar Sekunden später; und alles war vorbei. Er konnte wieder einen klaren Gedanken fassen und dazu schmerzte sein Arm nicht mehr. Bis auf ein leichtes Ziehen war alles weg. Bewundernd nickte er und stand dann auf.

Schnell klopfte er sich noch den Staub vom Körper und streckte dann Ysara die Hand hin. Also die Gesunde.

"Vielen Dank für die schnelle Hilfe. Auch wenn Ihr Mittelchen etwas ... na sagen wir, unorthodox war. Und der Trip", Sems schüttelte sich kurz, als er wieder daran denken musste, "ich hoffe, es war der Letzte für mich."

"Vorausgesetzt, Du hältst Dich in nächster Zeit von der Krankenstation fern", antwortete Narbo mit offensichtlicher Schadenfreude, "Die ersten paar Tage wird es Dich beinahe zerreißen. Danach wird es unerträglich..."

Auf die Worte des Ferengi folgte ein grimmiger Gesichtsausdruck des Menschen, der sich wohl vornahm keine Schwäche zu zeigen. Aber Narbo hatte ja Zeit auf die Freuden eines live miterlebten Entzugs zu warten.

"Jetzt aber weiter", fügte Narbo hinzu, nachdem sich Sems an Ysaras Arm hochgezogen hatte, ohne den leicht angewiderten Gesichtsausdruck der Frau zu beachten, "Ich will zum Abendessen wieder an Bord sein!"

Langsam schritt er voran, aber immer darauf bedacht, ein wenig schneller zu laufen, als dies für Sems gut gewesen wäre. Der Sicherheitler stolperte leicht hinter ihnen her, sagte aber kein Wort dazu, bis sie den Graben im Kreis umquert hatten und an eine Tür kamen, die dem Eingang verdächtig ähnelte.

Mit unheilvoller Vorahnung ließ Narbo die geheime Tür aufschwenken, um seine Befürchtung zu bewahrheiten: "Es gibt nur einen Eingang zu diesem Raum – der Fremde muss also noch drin sein und wir sind direkt an ihm vorbeigelaufen!"

Sems schaute sich etwas verwirrt um. Irgendwie war sein Orientierungssinn noch ein wenig durcheinander. Entweder vom Sturz oder von dessen Folgen. Und dazu gehörte eindeutig auch dieses Mittelchen, welches ihm Ysara verabreicht hatte.

Er konnte nicht sagen, ob er hier schon einmal gewesen war. Vielleicht ja. Alles kam ihm irgendwie vertraut vor. Doch mehr als ein Gefühl gab es da nicht. Doch da kam ihm plötzlich ein Gedanke.

"Narbo, wenn wir an dem Fremden vorbei gelaufen sein sollen, dann müssen wir ihn doch gesehen haben. Zumindest ihr Beide. Oder habt ihr während meiner geistigen Abwesenheit zuviel von Ysaras Geheimsprays ausprobiert?", fragte er mit ernstem Gesichtsausdruck.

--- im Asteroiden, Gänge

Alnak hatte sich etwas zurückfallen lassen und trottete nun hinter April und Clint her. Er hatte nämlich nicht die Lust dazu, sich in die mehr oder weniger hitzige Diskussion der Beiden einzumischen. Stattdessen versuchte er sich den Weg, den sie gingen, zu behalten. Falls was passieren sollte, konnte er so vielleicht in einen sicheren Bereich flüchten. Auch wenn von hier aus keine Kommunikation möglich war.

Eben hatte er noch einmal versucht, die Pei Mei oder das Außenteam zu erreichen. Doch wieder hatte er keine Antwort bekommen. Wieder kam ihm der Gedanke, dass sie vielleicht nicht mehr antworten konnten, doch erneut vertrieb er diesen.

Schnell schloss er wieder etwas mehr auf Clint und April auf. Schließlich wollte er sie hier in diesem Gewirr von Gängen nicht verlieren. Und auch wenn sich deren Gespräch immer noch fortsetzte und Yhea immer noch keine Lust hatte, ihnen zuzuhören, blieb er direkt hinter ihnen. Immer darauf erpicht, endlich aus diesen Gängen heraus zu kommen.

"Hm, das ist eine sehr lange Geschichte...", begann April langsam, während sie sich im Geiste ihre nächsten Worte zurecht legte.

"Angefangen hatte wohl alles mit einem kleineren Konflikt auf der klingonischen Heimatwelt, der mich dazu bewegte Selbige zu verlassen. Davor habe ich einige Jahre dort als Sicherheitsbeamter gearbeitet"

Eine sehr knappe Zusammenfassung der Geschehnisse, nur irgendwie schien es der jungen Frau im Moment nicht wirklich passend hier ihre ganze Lebensgeschichte zu erzählen - sollte es diesen Clint wirklich tiefer interessieren, würde es sicher später noch einen Gelegenheit geben, um weitere Details preis zu geben.

Ein leichtes Beben in den Felswänden ließ die kleine Gruppe aufhorchen.

"Kollisionen mit kleineren Asteroiden, völlig normal", kommentierte der Wahlvulkanier den Vorfall, als er die besorgten Gesichter seiner Begleiter sah. Zwar konnte er sich weder sicher sein, dass seine Behauptung stimmte, noch wusste er, ob seine Erklärung beruhigend wirkte, was wahrscheinlich nicht der Fall war, aber schließlich war er der nüchterne Wissenschaftler in der Runde und man erwartete Kommentare wie diesen von ihm.

Die wenigen Worte Aprils waren für ihn ziemlich aufschlussreich. Sicherheitsbeamte auf Qo'noS ... natürlich. Das Wort 'Söldnerin' kam dem Halbbreen in den Sinn.

"Sehr aufschlussreich Miss April", fuhr er gelassen und gleichzeitig gefasst, eben typisch für Vulkanier, fort, "Zufälligerweise war auch ich bei mehreren Gelegenheiten in der Sicherheit tätig. Allerdings hatte ich nie das Vergnügen, für Klingonen zu arbeiten. Ich kann mir vorstellen, dass die Ausübung ihres Berufes aufgrund der charakteristischen Merkmale dieser Spezies recht interessant war"

"Oh, ja, da haben sie recht!", pflichtete April ihm bei, "Aber es kann auch sehr ... amüsant sein, mit Klingonen zusammen zu arbeiten!"

Ein paar Minuten ging die Gruppe schweigend den von Clint bestimmten Gang entlang.

"Arbeiten sie auch auf der Venture, Mr. Clint?"

Yhea verdrehte die Augen, während er immer noch hinter den Beiden hertrottete. Zu was entwickelte sich das ganze hier? Zu einem sinnlosen Frage- und Antwortspiel, wo viel gesprochen wird, aber rein gar nichts gesagt? Dieses auf Smalltalk basierende Gespräch ... Nein, da musste er jetzt eingreifen.

"Äh, ich unterbreche Sie Beide wirklich nur ungern", begann er und schaute die Beiden an, die stehen geblieben waren, "Aber sollten wir nicht langsam mal versuchen, die Anderen zu finden? Ich denke nämlich, dass wir zurzeit nur unproduktiv durch die Gegend laufen. Und richtige Informationen fehlen mir immer noch!"

Er ging ein paar Schritte näher auf Clint zu: "Also Mister Clint, wie sieht es aus? Springen Sie über Ihren Schatten und tun Sie endlich etwas"

April schmunzelte innerlich bei den Worten des Romulaners und für einen kurzen Augenblick konnte sie sich ein Grinsen nicht verkneifen.

"Sie treffen den Nagel auf den Kopf, Mr. Alnak."

Mit einem fragenden Blick begutachtete sie den Vulkanier. Yhea blieb nun stehen und April tat es im gleich. Stumm warteten sie auf eine Antwort.

Clint seufzte und drehte sich zu den Beiden um. Er hatte gehofft, keine Erklärungen abgeben zu müssen. Schließlich verstand er selbst nicht alles, was in letzter Zeit passiert war und es widerstrebte ihm, von Dingen zu berichten, die er nicht verstand. In einigen kurzen Sätzen fasste er die Geschehnisse zusammen, erzählte von der anderen Crew, dem mysteriösen Angreifer, Fanjil und ihrer Jagd auf Nummer 6 und schließlich die Beamvorgänge.

Überrascht stellte er fest, dass er nicht unterbrochen wurde. Er wartete einige Augenblicke, scheinbar mussten die Beiden die Neuigkeiten erst mal verdauen.

Nachdem Yhea die Informationen verarbeitet hatte, die Clint ihm gegeben hatte, versuchte er, sich ein vernünftiges Bild von der jetzigen Situation zu bilden. Konnte er irgend etwas tun, um die Probleme zu lösen, die sich zurzeit auftaten? Er dachte kurz darüber nach und kam zu einer einzigen Antwort: 'Nein.'

Zu dritt, ohne Ausrüstung, ohne genauere Details... nein, es war nicht möglich.

"Mister Clint, ich denke, wir sollten nun endlich zu den Anderen gehen. Nur mit deren Hilfe schaffen wir es vielleicht, hier irgend etwas zu ändern. Vor allem müssen wir endlich was tun. Nicht dass noch mehr Leute einfach irgendwo hin gebeamt werden oder von Nummer 6 an der Nase herum geführt werden. Außerdem brauchen wir Hilfe von außerhalb. Aber dafür müssen wir endlich eine Verbindung zustande bringen. Also los", sagte Yhea bestimmend und setzte sich in Bewegung.

Clint verharrte noch kurz an seiner Position und begab sich dann wieder an die Spitze der Gruppe, um sie endlich zu den Anderen zu führen.

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