Atlantis - Chronik 34 / Venture - Chronik 58

Crossover Chronik 29

Das hawaiianische Arrangement

--- Atlantis, Transporterraum 1

Langsam schritt der Captain im Transporterraum auf und ab. Er hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt, den Kopf etwas gesenkt und einen nachdenklichen Blick im Gesicht, während er sich verschiedenste Überlegungen über den Neuankömmling machte. Im Hintergrund arbeitete der Transporteroffizier geschäftig vor sich hin; wobei der Captain vermutete, dass dieser das Meiste nur vorgab. Schließlich gab es in einem normalen Transporterraum nicht viel zu tun, es sei denn, Jemand sollte gebeamt werden. Und in diesem Fall kam der Transport noch von einem anderen Schiff. Aber Julian ignorierte das, hauptsache dieser Victor; den Vornamen vergaß er ständig, würde sicher und in einem Stück hier ankommen.

Gerade als er sich beim Transporteroffizier erkundigen wollte, wann dieser Sicherheitler von der Venture denn endlich eintreffen würde, da piepte es auch schon auf dessen Konsole und von der Transporterplattform war das vertraute Summen des Materialisierens zu hören. Glitzernd festigten sich die Konturen um die angekommene Person und Julian schritt mit einem Lächeln darauf zu.

"Herzlich Willkommen an Bord der Atlantis", begrüßte er den jungen Mann und streckte ihm die Hand entgegen.

Steif schüttelte der sich gerade materialisierte Kai die Hand seines neuen Captains. Danach salutierte er förmlich. Er wollte direkt ein Zeichen setzen, dass er nicht zu dem heruntergekommenen Volk der restlichen Besatzung, bzw. seiner neuen 'Kollegen' gehörte.

"Lieutenant Kai Victor meldet sich zum Dienst, Sir.", mit geradem Rücken, den einen Arm zum militärischen Gruß erhoben, mit der anderen den Griff seines Gepäcks umklammernd, starrte er starr geradeaus und harrte der Dinge, die kommen würden.

--- Pormas Quartier

"Aye", bestätigte Llewella mit einem zufriedenen Seufzer. Ein wohliges Schweigen breitete sich im Raum aus, während Llewella Pormas' sanfte Berührungen genoss.

Plötzlich durchzuckte sie ein Gedanke, der ihr ein kurzes Auflachen entlockte. "Mhm?", reagierte der Südländer fragend, ohne sich zu rühren.

"Mir fiel nur gerade ein, wie militant Seumas und ich ... und ein paar andere ... während des Studiums gegenüber Ausländern - vor allem Engländern - waren."

Dass Llewella ein ernsthaftes Problem mit Engländern hatte, musste Pormas ja spätestens seit dem Aufeinanderprallen von Llewella und Sems mitbekommen haben. Mit einem schiefen Lächeln dachte die Schottin an den Sicherheitler, dessen Abneigung gegen die Ärztin ebenfalls fühlbar gewesen war.

"Wahrscheinlich ist es jetzt nur fair, dass ich mich in einen Sassenach verliebe..."

"Sassenach?", brummelte Pormas vor sich hin, "So was, die Vereinigung der Erde zu einem Volk ist wohl noch nicht unter jedem Rock angekommen, wie?", er tätschelte dabei lächelnd die Wange der Schottin. Zwei Sekunden erhob er sich doch halb, um der Frau, die er liebte, argwöhnisch in die Augen zu schauen.

"Sag mal, wer ist eigentlich Seumas?", ihr Blick verriet sie, worauf der Sicherheitschef sich wieder auf sie legte und ihr gespielt ernst in die Augen blickte, "Welche Geheimnisse verbirgst du eigentlich vor mir?"

Mit einer hochgezogenen Augenbraue, die jedem Vulkanier zur Ehre gereicht hätte, beobachtete er die Ärztin forschend.

"Runter von mir, Du...!", grummelte Llewella amüsiert. "Sonst erzähl ich Dir gar nichts!", dabei versetzte sie Pormas einen Knuff gegen die Schulter.

Nachdem der Südländer ihrer Aufforderung nachgekommen war, wurde die Schottin ernst. Ihre Augen bekamen einen leicht verhangenen Eindruck, als sie im Geiste etliche Jahre zurück reiste.

"Dass die Einheit der terranischen Völker noch nicht überall in Schottland angekommen ist, kann man wohl so sagen. Es gibt Ecken, vor allem im Hochland, wo die jahrhundertealte Problematik zwischen Schotten und Engländern noch lebendig ist.", ein Schmunzeln huschte über Llewellas Gesicht, als sie an ihren Großvater dachte.

"Seumas...", es widerstrebte der Schottin, über ihn zu sprechen. Nicht, weil er ihr noch etwas bedeutete. Sondern eher deswegen, weil er ein Kapitel ihres Lebens war, das sie sehr verletzt hatte und woran sie nicht gerne dachte. Aber ein vergleichbar harmloses Kapitel, wenn sie so über Pormas Geschichte nachdachte...

"Seumas hat mit mir zusammen studiert. Wir waren...", Llewella warf Pormas einen kurzen Seitenblick zu und stellte fest, dass er sie intensiv beobachtete. "Also gut", seufzte sie dann. "Ich verliebte mich in ihn. Und ich dachte eigentlich auch, dass er mich liebte.

War wohl ein Irrtum...", fuhr die Rothaarige in trockenem Tonfall fort. Je mehr sie darüber sprach, desto leichter fiel es ihr.

"Als unser Studium beendet war, machten wir Pläne. Gemeinsame Praxis, gemeinsames Leben. Im Nachhinein gesehen - er hat nie von Heiraten gesprochen... Ich hab's wohl irgendwie einfach vorausgesetzt...

Aber dann ging er zur Sternenflotte und kehrte nur noch selten nach Schottland zurück. Ich arbeitete in Edinburgh im Krankenhaus ... und im Prinzip wartete ich immer nur auf ihn ... Bis ich dann doch irgendwann begriff, was Sache war... Dass er nicht wirklich an mir interessiert war..."

--- Turbolift

"Das verstehe ich sehr gut, ja." Sternenlichts Schweif deutete dabei auf das schwarze Dreieck, welches das Fell in seinem Gesicht durchzog. "Auf Sivao hat man als Kind manchmal so sein Kreuz damit, wie die Terraner sagen würden."

Der Türen des Turbolifts öffneten sich wieder. "Bitte folgen Sie mir, Inara."

--- Deck 4

Einige Meter vor der letzten Biegung vor Quartier 152 blieb Sternenlicht abrupt stehen. Inara, die fast in den Sivaoaner hineingelaufen wäre, wandte sich irritiert an ihn: "Was ist los?"

Der Barde sog prüfend die Luft ein, ja, definitiv. Es roch nach Ferengi, nach einem bestimmten Ferengi. Diesen Geruch würde er bei Regen 20 Meter gegen den Wind erkennen. Nicht, dass das für einen Sivaoaner eine Kunst wäre. Narbo roch, als hätte er sich drei Wochen lang nicht gewaschen. Für Ferengi war das seiner Erfahrung nach zwar normal, aber das war ein Detail.

Er konnte sich schon denken, was dieser Gauner wieder vor hatte. Wie auch immer er die Neuigkeiten in der kurzen Zeit erfahren hatte.

"Es riecht hier streng nach Ferengi", meinte er dann zu der Trill. "Ich glaube, es ist besser, wenn ich Ihnen ein anderes Quartier gebe. Dann haben Sie vor Narbo vielleicht noch ein wenig Ruhe."

Am nächsten Terminal brachte Sternenlicht ein neues, leeres Quartier in Erfahrung. Quartier 182 blinkte friedfertig auf.

Sternenlicht gestikulierte mit dem Schwanz in Richtung des Quartiers, also schultere Inara den Seesack neu und setzte sich wieder in Bewegung. Sie konnte sich nicht davon abhalten, noch einmal prüfend einzuatmen, aber, nope - für ihre Nase roch diese Person dann wohl doch nicht streng genug.

"Narbo", sagte sie bedächtig in sich hinein. "Ferengi." Ihr Tonfall machte klar, dass sie den Namen gerade sorgfältig in einer Schublade verstaute. In einer Schublade mit keiner besonders freundlichen Beschriftung. Sie hatte ihr ganzes Leben auf Schiffen verbracht, auf denen man sich in Acht nehmen musste, und Sternenlichts Reaktion sagte alles, was man wissen musste.

"Wer ist dieser Ferengi?" Im Al'jiman hatten sie eine praktische Lebenseinstellung. Gefährliche Subjekte wurden anvisiert, beobachtet... und wenn der Captain das Subjekt noch brauchte, konnte man einen Disruptor auch immer umdrehen und mit dem Knauf voran zuschlagen.

--- Transporterraum 1

Ein zackiges 'Rühren, Soldat!' lag dem Captain schon auf den Lippen, jedoch verkniff er es sich schnell und schüttelte dann den Kopf, während er den Gruß nichtssagend abwinkte.

"Mister Victor, dieses nette zur-Schau-stellen ihres Ranges und ihrer Angehörigkeit sollten Sie sich nach Möglichkeit schnell abgewöhnen", bemerkte er trocken, während er den Neuankömmling ernst musterte. "Erstens gibt es hier an Bord außer mir als Captain und Sternenlicht als 1. Offizier nur Abteilungsleiter und ihre Untergebenen und zweitens handeln Sie sich dadurch schneller einen Phaserstrahl oder ein Messer ein, als Sie glauben. Bedenken Sie, wir sind nicht in der Sternenflotte und wir haben einige Personen an Bord, die nicht gut auf eben diese zu sprechen sind."

Er warf einen kurzen Blick zum Transporterchief, der wieder geschäftig auf seiner Konsole herum tippte, bevor er zur Tür zeigte.

"Ich denke, Sie wollen bestimmt erst Ihr Quartier sehen, bevor ich Sie dann zu Ihrem neuen Chef bringen werde, der Ihnen dann auch alles Weitere zu Ihrer neuen Aufgabe an Bord der Atlantis sagen wird."

'Und vermutlich eine Menge Anekdoten über das, was auf ihr passierte', fügte er in Gedanken noch hinzu.

Stumm nickte Kai dem Captain zu und folgte ihm. Die Eröffnung seines neues Commanders trug nicht gerade dazu bei, sich wohler zu fühlen. Wenn man schon von hinten erschossen wurde, nur weil man seinen Rang nannte -

 ein Frösteln durchfuhr ihn.

--- Gänge

Schweigend ging der neue Sicherheitler an Bord der Atlantis neben O'Connor her, sehr darauf bedacht, diesen immer zwischen sich und der Mitte des Ganges zu haben. So würde ein Phaserangriff sicherlich nicht die erste Option sein, denn ihr Captain stand ja noch im Weg.

Wieso hatte ihn Hisaki in diese Hölle geschickt? Wieso ließ McCarthy das zu? Er seufzte. Darüber brauchte er sich wirklich nicht wundern. Das blinde Vertrauen, welches zwischen dem Captain der Venture und seinem 1. Offizier bestand, war schon sprichwörtlich. Er hatte einige niedere Ränge schon von einem Ehepaar reden gehört.

Irgendwann konnte Kai die Spannung, die in der Luft lag, wobei sie nur ihn zu erfassen schien, nicht mehr ertragen und wandte sich an O'Connor. "Entschuldigen Sie, Sir", angespannt sprudelte es jetzt aus ihm heraus, wohl darauf bedacht, dass sie alleine im Gang waren, flüsterte er dennoch, "Sir, wie oft wird hier jemand ermordet? An wen soll ich mich wenden, wenn ich in Schwierigkeiten komme? Und Sir, muss ich wirklich unter Mr. Theocrates arbeiten? Ich habe auf der Venture auch einige andere Sachen gelernt, da wir ja so unterbesetzt sind."

Der Neuzugang der Atlantis wurde fast panisch, "Sir, ich muss Ihnen sagen, dass ich Vorbehalte haben gegen… also", mutlos sanken die Schultern des Sicherheitlers herunter.

"Gibt es eine Möglichkeit, wieder auf die Venture zurückzukommen? Unser letztes Besatzungsmitglied, welches gewechselt war, hat es hier schon auch erwischt, obwohl die wusste, wie sie sich ihrer Haut erwehren konnte."

Über das beinahe panische Verhalten des jungen Sicherheitlers musste Julian beinahe lachen, jedoch verkniff er es sich und sagte in einem beruhigendem Tonfall und mit ernster Miene: "Kennen Sie die ferengische Erwerbsregel, höre alles, glaube nichts? Die sagt wohl alles über uns aus. Zumindest kann ich Sie dahingehend beruhigen, dass hier selten was so heiß gegessen wird, wie es gekocht wurde."

Er konnte aus Kais Gesicht nicht wirklich heraus lesen, ob dieser nun etwas beruhigter war oder nicht, jedoch war das grundsätzlich auch nicht seine Aufgabe. Schließlich war er Captain und kein Counselor und nach dem Gespräch mit McCarthy und Hisaki war er sich sicher, dass dieser Mann nicht gänzlich unbrauchbar für sein Schiff war. Sonst hätte er ihn auch gar nicht auf sein Schiff gelassen.

"Glauben Sie, Hisaki wäre darüber sehr erfreut, wenn Sie nach 10 Minuten auf diesem Schiff schon wieder auf seiner Matte stehen würden?"

Das saß. Wie versteinert blickte Kai dem Captain in die Augen. Zwar drangen die Worte und Bedeutung O'Connors vorheriger Aussage nur langsam zu ihm vor, aber der letzte Kommentar hatte ihn ins Mark getroffen.

Er wollte seinen Meister nicht enttäuschen. Das hätte nur gezeigt, wie recht dieser wieder hatte und zusätzlich, wie sinnlos alle Bemühungen und Lehrstunden Hisakis an ihm verschwendet worden waren.

Nicht aus Trotz, sondern diesmal aus Stolz, streckte Kai wieder seinen Rücken durch und erwiderte den Blick des Commanders mit einer Entschlossenheit, die ihm selber fremd war.

"Mein Ausbruch tut mir leid, Sir. Ich bemühe mich, mich so schnell wie möglich an die Regeln des Schiffes anzupassen.", erwiderte der junge Sicherheitler, "Zumindest soweit es geht"

Mit diesen Worten schlug er wieder die von Captain angegebene Richtung ein.

--- Venture, Gänge

Ernst verschränkte Alex die Arme hinter dem Rücken und zog eine Augenbraue hoch, während er in dem gleichen logisch angehauchten Tonfall wie der Vulkanier vorher antwortete: "Also wenn ich einen Vorschlag machen dürfte ..."

Kurz hielt er dem amüsierten Blick der Bajoranerin stand, bevor er in schallendes Gelächter ausbrach. Zwei Crewmitglieder, die gerade den Gang entlang gingen, blieben überrascht stehen und warfen verwunderte Blicke zu ihnen herüber, bevor sie ihren Weg fortsetzten.

"Ich glaube", sagte er, als er sich von seinem Lachanfall ein wenig erholt hatte, "wir sollten jetzt wirklich sehen, dass wir ins Quartier kommen. Das Ganze ist wohl genug Aufsehen für einen Tag."

--- Gänge, vor dem Turbolift

Ein nachdenklicher Ausdruck war über das Gesicht des Sicherheitschefs gehuscht, und Jordan war einen Moment lang versucht, ihn zu fragen, was in ihm vorging. Sie hatte sich bei der Erwähnung von Kal-toh unwillkürlich an ihre Kindheit auf der Erde erinnert. Auf jedem Landurlaub hatte ihr Vater ihr geduldig die Regeln des Spiels erklärt. Sie war natürlich zu klein gewesen, um den Sinn des Spiels auch nur zu erahnen, und sie hatte kein Kal-Toh-Set mehr in der Hand gehalten, seit sie das letzte Mal ihren Bruder besucht hatte... kurz vor Beginn der Mission, nach der sie aus der Sternenflotte entlassen worden war...

Sie vergaß den Gedanken, als sich die Türen des Turbolifts öffneten, ein Vulkanier herausstürmte, sie unfreundlich anrempelte und wilde Flüche über elendes Schrumpelgesicht in sich hineinschimpfend den Gang hinabeilte. Verblüfft sah Jordan ihm nach. Nach einem Moment fiel ihr sein Name ein: Tilek, eine der Hilfskräfte im Arboretum. Cailin hatte sie erst vor wenigen Wochen darauf aufmerksam gemacht, dass dieses Jahr sein Pon Farr anstand.

Musste ein frühzeitiger Schub sein.

"Machen Sie sich über den keine Sorgen", sagte sie zu Wagenvoort und ließ ihn vorgehen. "Kal-toh, sagen Sie? Das ist ein sehr interessantes Spiel. Schade, dass ich keine Chance hätte, wenn ich gegen Sie antreten würde..."

--- Turbolift

Noch einmal warf sie einen Blick über die Schulter, aber Tilek war um eine Ecke verschwunden.

Nein. Ein paar Emotionen waren in dieser Phase kein Grund zur Sorge

Zumindest, solange niemand ihn reizte.

Und niemand hatte einen Grund, das zu tun.

"Ja, leider."

Ruben hatte dies stets bedauert. Seit er Vulkan verlassen hatte, war es schwer gewesen, ebenbürtige Gegner zu finden oder zumindest jemanden, den die fast unausweichliche Niederlage nicht abschreckte.

Die Bürde der Überlegenheit war die Einsamkeit.

"Ähh, aber ich würde sicher zwanzig Züge brauchen", schob er hinterher und setzte ein zaghaftes Lächeln auf. Die Frau schien es nicht weiter zu stören, ihre geistige Unterlegenheit einzugestehen, was halbwegs ungewöhnlich war.

"Tilek würde in seinem Zustand nicht mal zehn Züge standhalten", fügte er dann hinzu und versuchte ein schelmisches Gesicht aufzusetzen, "Allerdings würde er mir danach vielleicht einige Knochen brechen..."

Er hatte lange genug auf Vulkan gelebt, um die Symptome von Pon Farr zu kennen. Und der Botaniker war noch in der gemäßigten Phase...

'Wen er wohl mit Schrumpelgesicht gemeint hatte?', rätselte Ruben noch, als die Turbolifttür sich schloss und Jordan "Deck 5!" befahl.

Jordan erwiderte das Grinsen des Sicherheitlers. Eine gänzlich ungewöhnliche Regung in seinem Gesicht, beschied sie. Aber sie gefiel ihr.

"Da haben Sie zwar Recht", erwiderte sie vergnügt. "Aber dann bin ja immer noch ich da und kann Sie wieder zusammenflicken."

Ein Augenblick des angenehmen Schweigens verging.

"Zwanzig Züge, sagen Sie?", fügte sie dann gut gelaunt hinzu. "Ich bin mit dem Spiel aufgewachsen. Dreißig brauchen Sie mindestens."

--- Quartier 169, etwas später

Ausgestreckt und matt lag Jan auf dem Bett. Eine Spur Bedauern zeichnete sich in seinem Gesicht ab. Der Erste im Bett zu sein hatte natürlich den Nachteil auch als erster fertig zu sein. Grinsend stützte er sich auf einen Ellenbogen auf und beobachtete die beiden Frauen, die ihn wirklich nicht mehr zu brauchen schienen.

Er spürte wie sich bei ihm was regte, aber der Risaianer unterdrückte den Drang sich wieder einzumischen. Nicht nur, dass es gegen die Spielregeln gewesen wäre, er musste auch darauf achten sich vor der Party heute Abend nicht zu sehr zu verausgaben. Grinsend erhob der Wissenschaftler sich und zog sich nach einer kurzen Katzenwäsche an.

Wie erwartet hatten die Damen davon nichts mitbekommen und stören wollte er sie auch nicht. So legte er für Veronica ein hübsches Kleid zurecht, welches diese für solche Gelegenheiten bei ihm deponiert hatte, zusammen mit einer Nachricht, welche 'Bis heute Abend, ich gehe was essen. P.S.: Du schuldest mir was!' lautete.

--- Schiffsbar

In der Bar angekommen schaute sich Jan neugierig nach bekannten Gesichtern oder einer Einladung zum Setzen um. Dies war der einfachste Weg, Problemen aus dem Weg zu gehen. Denn zwar kannte Jan sehr viele in diesem Raum hier, aber der/die ein oder andere Freund/in oder Lebensgefährte wusste nicht um die spezielle Art der Bekanntschaft. Daher setzte der Risaianer sich nie ungefragt an einen Tisch.

---  Holodeck 1, ein Beiboot

"Zu gleich! Zu gleich!..." Direkt hinter Hauptmann Wichmann brüllte der Bootsmann sich die Seele aus dem Leib und die Mannschaft ruderte wie um ihr Leben.

Ganz so, wie es sich für echte Kaperfahrer gehörte.

Der Wind, das Wasser...

Und nur ein paar Meter backbord eine Kogge, die noch an der Kaimauer vertäut langsam sank. Als Anführer hätte er zufrieden sein können: Sie hatten wie aus dem Nichts zugeschlagen, den Auslieger noch vor dem Auslaufen mit einem herrlichen Treffer mittschiffs versenkt und würden bald die Stadt plündern.

Dennoch.

Es fühlte sich nicht richtig an. Sein Gefühl sagte ihm, dass er noch vor wenigen Augenblicken woanders gewesen war. Doch solange er auch darüber nachdachte, er konnte es nicht in Worte fassen.

'Beim Klabautermann, gehen mir etwa die Nerven durch?!', schalt er sich selbst, als das Beiboot die Kaimauer erreichte. Über ihre Köpfe hinweg pfiffen noch immer die Kugeln.

Aber er vertraute seinen Kanonieren blind!

Die "Stolz von Vivesholm" würde den Hafen erst in wenigen Minuten erreichen, aber mit einem einzelnen Beiboot konnte man wenige Recken meist schon vorher unauffällig in Stellung bringen, um der Stadtwache in den Rücken zu fallen.

Der Bootsmann, groß wie Walfisch, bildete gerade eine Räuberleiter, damit sie über die Kaimauer kamen, als er und die ganze Welt mitten in der Bewegung erstarrte.

--- Atlantis, Quartier 152

"Riechen? Streng? Ich?!" Empört schlug der Ferengi gegen den Tisch, der direkt vor ihm stand. Er hatte die letzten Worte ganz deutlich durch die Wände hören können.

Sein schöner Plan! Von einer räudigen Katze verdorben!

Er katapultierte sich von der Couch hoch, auf der er im diabolisch wirkenden Halbdunkeln gewartet hatte und trat zum Abschied nochmals herzhaft gegen den gläsernen Tisch.

Sein einziger Trost war, dass Sternenlicht ihn offenbar als Bedrohung einstufte, der man ausweichen musste. 'Und ein so guter Ruf ist wichtig fürs Geschäft', wusste Narbo.

Knapp wies er den Computer an, alle Systeme im Quartier wieder in den Standby-Betrieb zu versetzen und war schon im Begriff zu gehen, als sein Kommunikator zirpte.

"Noch ein Neuankömmling? Transporterraum 1? Was ist denn heute los, haben wir 'Tag der offenen Tür'?!" Wieder wartete der Barbesitzer keine Antworten ab. Die persönliche Meinung seiner Lakaien war ihm eh egal und er hatte auch keine Zeit.

Rasch machte er sich auf den Weg.

--- Gänge

"Es ist nicht mehr weit", bemerkte der Captain nach einer kurzen Zeit des Schweigens und zeigte vage nach vorne. "Quartier Nummer 160 ist gleich hier um die Ecke", schaffte Julian noch zu sagen, als sie an der erwähnten Ecke abbogen und er mit Schwung in eine kleine Person lief, die von der anderen Seite her kam.

"Uff!", entfuhr es ihm, als er einen Ausfallschritt zur Seite machen musste, um sein Gleichgewicht wieder zu finden. Glücklicherweise hatte er nicht Pormas hinter der Gangbiegung erwischt; wahrscheinlich hätte er sich dann gleich auf der Krankenstation wiedergefunden. Direkt machte er sich Sorgen über sein Gegenüber, jedoch verflogen diese wieder schnell, als er erkannte, um wen es sich handelte.

"Narbo verdammt, haben Sie keine Augen im Kopf", fluchte er gekonnt übertrieben, um dem Ferengi gleich jede Möglichkeit des verbalen Angriffes zu nehmen.

"Nein, aber ich habe Dich gleich am Gestank erkannt", konterte Narbo und grinste dabei. Diesmal war der Berg zum Propheten gekommen, sehr gut, dann musste er sich nicht mehr abhetzen.

"Wer ist denn das?", deutete er auf Kai. Den Typen hatte er noch nie gesehen und er sah auch unscheinbar aus. "Ach, wen kümmerts? So wie der aussieht, überlebt der hier eh nicht lange! Hat ja nicht mal Ysara geschafft!"

--- Pormas Quartier

Betrübt streichelte Pormas Llewellas Wange. Die Gedanken, die ihm kamen sprudelten einfach aus ihm heraus. "So ein Riesenhornochse! Wie kann er dich nur...", entfuhr es ihm.

Erschrocken hielt er inne. Zwar schien die Schottin nichts mehr für ihn zu empfinden, aber es war doch ein heikles Thema, was sie auch verletzt haben musste. In diesem Moment war der Südländer von sich selber überrascht, was für eine gefühlvolle Seite in ihm hervorkam.

Llewella nahm Pormas Hand und drückte sie kurz. Mit ineinander verschlungenen Fingern hielt sie seine Hand fest und lächelte ihn an. "Glaub mir, ich bin drüber weg. Es hat eine Weile gedauert, aber ... ich kann mich nicht mal mehr dran erinnern, wie er aussah. Aber immerhin... wenn er nicht gewesen wäre, hätte ich nie die Idee gehabt, ein Raumschiff zu betreten..."

"Dann muss ich ihm ja dankbar sein...", antwortete der Südländer erleichtert. Er war froh, dass er sie nicht unabsichtlich verletzt hatte, war es doch das Letzte, was er wollte.

"Mit deinen anderen Geständnissen kannst du noch ein bisschen warten...", flüsterte er ihr mit einem gewissen Unterton zu, als er sich wieder auf sie legte und anfing an ihrem Ohr zu knabbern, "Wie wäre es mit ein bisschen Nachtisch?"

"Hmmm, Nachtisch hört sich gut an...", seufzte die Schottin. Pormas' Atem an ihrem Ohr ließ ihr Gänsehaut über den Rücken rieseln. Llewella war fasziniert von der Intensität der Gefühle, die der Südländer nur durch eine leichte Berührung in ihr hervorzurufen vermochte.

Als Pormas' Lippen die ihren fanden, in einem Kuss, der gleichzeitig voller Leidenschaft und Zärtlichkeit war, schien ihr Körper lichterloh zu brennen.

'Wird es immer so sein?', fragte sich die Schottin unwillkürlich, bevor sich ihr Denken abschaltete und sie sich nur noch ihren Gefühlen hingab...

Die Haut des Südländers schien bei jeder Berührung der Ärztin in Flammen aufzugehen. Er kannte Leidenschaft und er kannte auch die Leidenschaft zweier Liebenden, aber so intensive Empfindungen wie bei Llewella hatte er noch nie verspürt. Jede noch so beiläufige Berührung sprach von Zärtlichkeit, jeder Kuss von Offenheit und bedingungsloser Hingabe.

Es war nicht einfach nur die Lust der Körper, es war eine Erfüllung für die Seele.

Genau in diesem Augenblick wurde er sich seines größten Glücks bewusst, von dem er in diesem Leben nicht mal mehr zu träumen gewagt hätte.

Er war angekommen.

Er hatte die Frau seines Lebens gefunden...

--- Pormas Quartier, wieder etwas später

Wohlig und entspannt streckte sich Llewella. "Ich glaube, jetzt brauche ich dann mal etwas zu essen", lächelte sie Pormas an - und prompt bestätigte ihr Magen grummelnd ihre Behauptung. Sie brach in Lachen aus. "Da siehst du es, deinetwegen verhungere ich noch!"

Nachdenklich ließ die Ärztin ihren Blick durch das Schlafzimmer schweifen. Es war unpersönlich und aufgeräumt, nachdem Pormas alle seine Habseligkeiten in seinen Taschen verstaut zu haben schien. Nichts, was auf ihn hindeutete. Eigentlich schade...

Plötzlich kam Llewella ein anderer Gedanke. "Sag mal... was glaubst du eigentlich, was ich anziehen soll, so, wie du mit meinen Sachen umgegangen bist?"

"Wie?", betont unschuldig sah Pormas ihr in die Augen, worauf die Ärztin einem erneuten Lachanfall unterlag. Grinsend biss er ihr zärtlich in die Brust, aber die Schottin verwies unbarmherzig auf ihren knurrenden Magen. Brummelnd stand der Südländer auf und streckte sich.

Mit halb geschlossenen Augen sah er, wie Llewella eingehend das Spiel seiner Muskeln betrachtete. Absichtlich machte er wie zufällig ein paar Streckbewegungen, welche Llewellas Augen zum Glitzern brachten.

Sie legte sich auf die Seite und stützte den Kopf in die Hand, während sie beobachtete, wie er überlegend da stand. Bewundernd ruhten ihre Blicke auf dem Griechen.

Pormas ging zu seinen Taschen, welche immer noch unberührt in der Ecke standen. Zwar hatte er keine Frauenkleider bei seinen Habseligkeiten, aber Llewella war groß genug für seine Sportklamotten. Er ließ sich dabei Zeit, während er mit seinem Po in Richtung der Ärztin wackelte. Er wusste einfach, dass sie ihn nicht aus den Augen ließ.

Als der Sicherheitschef endlich eine kurze Stretchsporthose, Boxershorts und ein passendes weites Oberteil gefunden hatte, warf er die Sachen in einer schnellen Handbewegung rücklings in das Gesicht der Schottin. Lachend drehte er sich zu der verdutzten Frau um, welche auf dem Bett lag und die Boxershorts quer übers Gesicht hängen hatte.

"Also entweder anziehen, oder..."

Llewella bezeichnete den Südländer trocken als einen "verworfenen Kerl", während sie die Kleidungsstücke an sich nahm. Flink stand sie vom Bett auf und zog sich an, woraufhin sie an sich hinunterblickte und anfing, schallend zu lachen. "A chiall, seh ich komisch aus...", brachte sie unter Lachen hinaus. Zwar waren ihr die Sachen nicht allzu groß, aber ein wenig zu groß waren sie eben doch.

Pormas gefiel das Outfit. Er fand sowieso, dass BH's deutlich überbewertet wurden und er war sich sicher, dass das Shirt seinen Dienst gut verrichten würde, wenn er neben ihr stand und zu ihr herunterschaute.

Grinsend zog auch er sich ein Sportoutfit an. "Mir macht es ja nichts aus, aber so sieht es wenigstens aus, dass wir Sport gemacht haben... und dann Sex...", fügte er lachend hinzu und duckte sich vor dem ankommenden Kissen.

Mit abwehrenden Händen spurtete der Südländer gebeugt auf Llewella zu, umfasste sie schnell an der Taille und nahm sie über die Schulter. "Bevor wir hier nie wegkommen...", kommentierte der Sicherheitschef trocken und trug seine Angebetete aus dem Quartier hinaus.

--- Gang vor Pormas Quartier

"Wirst Du ungehobelter Riesenkerl mich wohl runterlassen!", schimpfte Llewella unter Lachen, als der Südländer auch nach Verlassen seines Quartiers keinerlei Anstalten dazu machte, die Schottin wieder auf ihre eigenen Füße zu stellen und unbeirrt in Richtung des Turboliftes schritt.

Bei jedem anderen wäre die Ärztin davon ausgegangen, dass sie ihm früher oder später sowieso zu schwer würde - aber nicht bei Pormas. Seine Bärenkräfte waren auf der Atlantis legendär.

"Hey, mit meinen Füssen ist alles in Ordnung, ich kann auch selber gehen!", versuchte sie es noch einmal und konnte das breite Grinsen auf dem Gesicht des Hünen beinahe spüren.

--- Deck 4

"Narbo ist unser hiesiger Barbesitzer", erklärte Sternenlicht der Trill. "Ich will allerdings nicht so genau wissen, aus welchem Metier er ursprünglich kommt. Von der Hotelfachschule sicherlich nicht. Im Grunde kann man mit ihm ganz gut klarkommen, solange man die Augen offenhält zumindest.

Er ist und bleibt ein Ferengi, womit ihm der Profit über alles geht. Das kann man im normalen Leben ganz für seine eigenen Zwecke einspannen...

Ansonsten würde ich Ihnen raten, sich ein wenig vor ihm in Acht zu nehmen, insbesondere von dem Messer in seinem Stiefel und seinem Shuttle. Wenn Sie dann noch in der Bar keinen Kredit fordern, sollten sie wenig Probleme mit ihm haben."

Sternenlicht überlegte kurz, beschloss dann aber, das dies wohl die wichtigsten Punkte waren. Mittlerweile waren die beiden vor Quartier 182 angekommen.

--- Inaras Quartier

Die Türe öffnete sich und gab ein aufgeräumtes Standardquartier preis. Der erste Offizier bedeutete Inara, einzutreten. Nachdem sich die Tür hinter dem Katzenwesen geschlossen hatte, fuhr er fort: "Dann bleibt jetzt noch das Organisatorische. Computer, Inara Intash als Besatzungsmitglied registrieren, Zuordnung zu Quartier 182. Autorisation Sternenlicht Omicron Theta Zwei Neun Victor Echo Acht Lima."

"Besatzungsmitglied registriert", bestätigte der Computer Sternenlichts Anweisung.

"So, Inara, ich hoffe, Sie werden sich hier wohlfühlen. Am Replikator bekommen Sie einen Kommunikator, der Computer wird Ihnen alle wesentlichen Fragen zum Schiff und seiner Organisation beantworten. Selbstverständlich können Sie auch jederzeit auf mich zukommen, wenn noch Punkte offen sind."

---- Venture, Gänge

April schmunzelte verführerisch. "Meinst Du?", antwortete sie keck während sie sich bei dem Terraner einhackte und ihn weiter den Gang hinunter schob.

--- vor Poulsens Quartier

April hatte sich an die Wand neben der Quartiertür des Technikers gelehnt und betrachtete interessiert das Profil des Terraners. Immer noch lag ein breites Grinsen auf dem Gesicht der jungen Frau - dieses Mal jedoch amüsierte sie sich über das störrische Piepen des Türöffners, der sich seit einigen Augenblicken vehement weigerte die Verriegelung des Quartiers aufzuheben.

"Bist Du sicher, dass wir vor dem richtigen Quartier stehen?", neckte sie Alex herausfordernd.

"Eigentlich schon", antwortete Alex verkniffen und schlug ein weiteres Mal frustriert auf den Türöffner, der ein weiteres Mal ablehnend piepte und weiterhin nicht die Tür für sie öffnete.

"Hier nimmt mich doch Jemand auf den Arm", gab er entnervt von sich und zeigte auf die Quartiernummer. "Ich habe Quartier 84 und hier steht eindeutig ..."

Überrascht stockte er mitten im Satz und starrte auf die beiden dunkelgrauen Ziffern, die groß und deutlich vor ihm an der Tür prangten. Gradlinig und eckig die 4 und rundlich schön geschwungen die 8. Doch leider in der falschen Reihenfolge. Peinlich berührt merkte er förmlich, wie ihm innerhalb von Sekunden sämtliches Blut aus seinem Körper ins Gesicht schoss. Anscheinend gab er damit ein irrwitzig lustiges Bild ab, denn April brach neben ihm lachend zusammen.

"Ja ja, lach du nur", gab er kleinlaut von sich, drehte sich mit einem Ruck um und schritt energisch den Flur hinunter. "Als hättest du dich noch nie in der Tür geirrt, wenn du mit den Gedanken völlig woanders warst."

"Doch, das ist mir auch schon passiert.", antwortete die Kriegerin mit einem breiten Grinsen.

"Aber das war nach einer durchzechten Nacht mit einer Handvoll Klingonen."

--- Holodeck 1, irgendein Hafen

Carter starrte sie einen Moment entgeistert an, er war vor Schreck bleich geworden. Immerhin kam in seinem ursprünglichen Szenario nichts von alle dem vor, er hatte ja sogar geglaubt, jedenfalls für eine gewisse Zeit, die Probleme behoben zu haben. Das war wohl ein Irrtum gewesen.

Carter sah sich das Geschehen um sich herum ungläubig an. 'Woran kann denn das nur liegen?', fragte er sich verzweifelt und sah dann die Frau an. "Tut mir wirklich leid", seiner Stimme war anzuhören, dass er eigentlich selbst nicht verstand, was hier vor sich ging.

"Ich habe keine Erklärung dafür", versicherte Chris. "Irgendetwas stimmt nicht, das Programm verändert sich, als hätte es ein Eigenleben bekommen, aber das ist vollkommen unmöglich. Und doch passiert es, denn das Programm..." Chris hielt das PADD mit dem Roman in die Höhe: "... ist vollkommen fehlerfrei."

Hilflos blickte er die beiden an. Ob sie vielleicht eine Erklärung hatten?

--- Deck 5, Gänge

Der Turbolift kam wieder zum Stehen und die beiden verließen die Kabine.

"Vielleicht sollten wir es irgendwann einfach ausprobieren", bot Ruben vorsichtig an. Jordan schien in Hochlaune zu sein und sagte ohne zu zögern zu.

Seine Zweifel versuchte sich der Niederländer nicht anmerken zu lassen und fuhr sich unbewusst mit der linken Hand durch das schüttere Haar. Er wollte ihre Illusionen nicht zerstören, nicht jetzt, wo sie sich gerade kennenlernten.

Ein paar Sekunden später entdeckte er endlich das unter der Decke baumelnde Schild, auf dem unübersehbar "Zum tanzenden Liebesdiener" geschrieben stand.

Das Stück Metall hatte schon bessere Tage gesehen, der Lack ging langsam ab und die Buchstaben waren an den Rändern ausgefranst.

Der langsame Verfall war symptomatisch für das ganze Schiff, aber unaufhaltbar. Die ganze Welt verfiel schließlich. Selbst seine schon so spärlichen Haare wurden immer noch weniger.

--- "Zum Tanzenden Liebesdiener", Tisch 12

Celia hatte inzwischen ihre Mahlzeit beendet und lehnte sich entspannt an die Lehne ihres Stuhles. Aus Erfahrung wusste sie, dass mit dem Vulkanier nicht weiter zu reden sein würde. An mehr als einem Informationsaustausch schien diese Spezies nicht interessiert zu sein.

Teilweise faszinierte dieses Volk die Indianerin, teilweise jedoch war sie auch abgestoßen von der extremen Art, in der die Vulkanier ihre Gefühlswelt unter Kontrolle hielten. Nach allem, was sie über die Geschichte Vulkans und seiner Bevölkerung gelesen hatte, waren die Bewohner des Planeten einmal vollkommen anders gewesen. Extrem emotional und kriegerisch.

Wenn man die heutigen Exemplare der Gattung betrachtete, konnte man sich das beinahe nicht mehr vorstellen....

Als die Tür zur Bar sich öffnete, bemerkte die Lakota dies aufgrund ihrer Sitzposition sofort. Sie erkannte in dem blonden Mann, der eintrat, sofort einen ihrer Mitarbeiter. Er blieb an der Tür stehen und sein Blick schweifte überlegend durch den Raum.

Celia überlegte kurz. Forge war zwar ein prinzipiell fähiger Wissenschaftler - aufgrund seiner Ausbildung und seines Wissens - jedoch neigte er gelegentlich zu geistiger Abwesenheit, worüber sie sich schon häufiger geärgert hatte.

Als Forges Blick ihren Tisch erreicht hatte, wandte Celia den ihren nicht ab. Sie wusste zwar nicht, ob die Gesellschaft ihres Mitarbeiters nun besser war als die eines Vulkaniers - aber zumindest würde sie sich mit ihm unterhalten können. Eine offene Aufforderung, sich zu setzen, erhielt er zwar nicht - aber Ablehnung auch nicht.

Mochte er tun, was ihm beliebte...

--- "Zum Tanzenden Liebesdiener", Eingang

'Mmh... warum eigentlich nicht...', fuhr es dem Crewman durch den Kopf. Jan setzte sich in Bewegung. Ein kleines Pläuschchen mit seiner Chefin war nicht das Verkehrteste, was er tun konnte, zumal er keine neuen, oder interessante Gesichter gesehen hatte.

Tatsächlich waren die Lakota und das Borg-Spitzohr die einzig interessanten Personen im Raum.

Außer ihm natürlich.

Seine Chefin war eine exotische und, wie er fand, eine extrem aufregende Frau. Er hatte schon erlebt, vielleicht zweimal in der ganzen Zeit, wie sie aus ihrer ruhigen und besonnenen Schale heraus brach, die sie sonst zu umgeben schien. Was darunter war... reines Feuer! Ihr zu zeigen, wie sie dieses Feuer leidenschaftlich nutzen könnte...

Dass sie seine Vorgesetzte war und somit eine verbotene Frucht, erhöhte den Reiz natürlich zusätzlich.

--- "Zum Tanzenden Liebesdiener", Tisch 12

"Entschuldigen Sie, Ms Hunter, Mr S'Tom... ist hier noch frei?", fragte der Risaianer mit seinem charmantesten Lächeln.

Nachdem der Vulkanier immer noch mit seiner Mahlzeit beschäftigt war und nicht reagierte - das Prinzip der Höflichkeit schien eben manchmal der Effizienz weichen zu müssen - nickte Celia dem Risaianer bestätigend zu. Sein charmantes Lächeln war glatt verschwendet an sie. Sie hatte schon mehrfach über seinen Ruf munkeln hören - und selbst wenn dies nur Gerüchte waren, reichte ihr das Wenige schon.

"Ja, hier ist noch frei.", antwortete sie auf Forges Frage in ruhigem

Tonfall.

"Vielen Dank, Ms Hunter...", breit lächelnd setzte sich der Risaianer gegenüber der Lakota auf einen Stuhl. Er wusste, dass sie ihn nicht sonderlich mochte und das reizte ihn umso mehr.

--- "Zum Tanzenden Liebesdiener", Eingang

Während die Bar abends und nachts ihrem Namen alle Ehre machte, hatte sie tagsüber eher das Ambiente eines kleinen Cafes, wie er sie aus seiner Jugend in Europa kannte.

Natürlich war die Innenausstattung wie immer, doch hörte man in dem Raum nun nur die leisen Stimmen einiger Personen. Zwei Techniker saßen sich schweigend gegenüber und tippten angestrengt auf ihren PADDs herum.

Wahrscheinlich schrieben sie gerade Reparaturberichte und tranken dabei einen Kaffee.

"Ähh, wo wollen wir uns setzen?"

--- Atlantis, Gang vor Pormas Quartier

Unbeirrt von den innerlichen Lachanfällen schritt Pormas schweigend auf den Turbolift zu. Er hoffte, dass er seine Selbstbeherrschung aufrechterhalten konnte, bis sie diesen erreichten, da es sonst zu dem unweigerlichen Sturz des Paares kommen würde.

Die Ärztin versuchte nun mit halbherzigen Trommeln auf den Rücken seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Dies gelang. Der Südländer hielt an und ließ Llewella von seiner Schulter in seine Arme rutschen.

Erwartungsvoll und triumphierend schaute diese den Griechen an, als er seinen Kopf zu ihr herunterbeugte.

"Du bist süß, wenn du sauer bist.", flüsterte er ihr zu und warf sie einen Augenblick später wieder über seine andere Schulter und ging laut lachend und Llewellas Hintern tätschelnd in den Turbolift hinein.

--- Turbolift

'Das kann doch nicht wahr sein!', dachte die Schottin. 'Von all den Männern auf diesem Schiff muss ich mir ausgerechnet denjenigen aussuchen, der es problemlos schafft, mich in der Gegend herumzuschleppen!'

Ihre Lage wurde ihr langsam unbequem, da die Schultern des Griechen unangenehm gegen ihre Rippen drückten. Abgesehen mal davon - was, wenn jemand in den Turbolift zustieg? Llewella stieg allein beim Gedanken daran die Röte ins Gesicht. Die Gerüchteküche auf der Atlantis, dass sich der Sicherheitschef jetzt die Ärztin geangelt hatte, würde sowieso bald zu brodeln beginnen.

Nun, dieser würde sie wohl entgegenzutreten wissen.

"Pormas", meinte sie nun in ruhigem Tonfall, "könntest Du mich bitte trotzdem wieder runterlassen? Das ist nicht gerade bequem auf Dauer hier..."

"Na gut...", grummelte der Südländer, als er die Ärztin wieder sanft absetzte. Zärtlich küsste er die Schottin auf die Lippen, während seine Hand unter ihr Shirt glitt. "Ich hoffe, ich habe dir nicht weh getan", flüsterte er ihr ins Ohr und knabberte sogleich wieder an diesem.

"Nay", flüsterte Llewella, der schon wieder ihre Knie weich wurden. "Du weißt doch... ich bin robust..."

Sie lehnte sich an den muskulösen Mann und schlang ihre Arme um seinen Nacken, während Pormas' Hand langsam und liebkosend unter ihrem Shirt nach oben wanderte.

Llewella vergrub ihr Gesicht an Pormas Hals, nachdem sie einen Kuss auf sein Ohrläppchen gehaucht hatte. "Hmmm - du riechst gut...", rutschte es ihr heraus und sofort musste sie ein Kichern unterdrücken. 'Normalerweise sagen das doch die Männer zu den Frauen', amüsierte sie sich innerlich.

Als der Turbolift plötzlich anhielt, tauchte die Ärztin jäh wieder in die Wirklichkeit ein. In ihrem Rücken hörte sie die Türen des Liftes zischend aufgehen, hörte sie ein Gespräch abrupt enden. Llewella spürte, wie sie knallrot anlief. Da stand sie nun in einem Turbolift und hing im wahrsten Sinne des Wortes am Hals des größten Schwerenöters des Schiffes.

Ihr Körper, der sich kurz versteift hatte, entspannte sich wieder und sie drückte den Griechen noch einmal an sich. Ohne auf die Crewmitglieder auf dem Gang zu achten, küsste sie Pormas kurz und liebevoll. "Wollen wir hier Wurzeln schlagen, mo cridhe, oder in die Bar gehen?"

"Nein, geh vor", flüsterte er ihr lächelnd zu. Kurz hatte der Südländer schon befürchtet, dass sie sich von ihm abwenden würde, dass sie sich doch für ihn schämte. Aber dieser Moment war schnell vorbei.

Dann drehte er sich mit Llewella im Arm zur Turbolifttür um und verharrte direkt.

"Oh, hallo Susan...", 'Susan Linton...', durchzuckte es den Griechen. Nicht nur Mitarbeiterin in Llewellas Abteilung sondern auch eine 2 Wochen Beziehung von Pormas. "... oh, 'tschuldige Sandra...", begrüßte er auch Sandra Solvin... eine 8 mal Sex-Beziehung...

'Das kann ja noch heiter werden...', dämmerte es dem Sicherheitschef, als ihm seine anderen 'Untaten' auf diesem Schiff in den Sinn kamen. Er hielt instinktiv die Hüfte seiner Geliebten ein bisschen fester.

--- Quartier 182

"Ich muss sagen, Sie sind der hilfsbereiteste erste Offizier, dem ich je begegnet bin", erwiderte Inara mit einem Grinsen. "Vielen Dank." Sie grüßte mit einem angedeuteten Salut und wartete, bis der Katzenmensch den Raum verlassen hatte. Sie meinte es ehrlich. Warnungen über versteckte Waffen des Barmanns waren genau die Sorte Warnungen, die sie wirklich zu schätzen wusste.

Mit einem kurzen Blick durch das Quartier ließ sie sich auf das Bett fallen, stellte den Seesack zwischen ihren Füßen ab und begann darin zu suchen. Nacheinander kamen mehrere Messer, ein Handphaser und die diversen Teilstücke unterschiedlicher Waffen heraus. Leise pfiff sie vor sich hin, während sie die Messer gut sichtbar am Gürtel verstaute und dann damit begann, ihren Disruptor zusammenzubauen. Sie würde ihn hoffentlich nicht gleich brauchen, aber es lohnte sich, bereit zu sein.

Nachdenklich schüttelte sie den Kopf und ließ ihre Ankunft noch einmal Revue passieren. Die Atlantis. Was für ein merkwürdiges Schiff. Alle so förmlich. Ränge. Saubere Gänge. Niemand in Sicht, der ihr mit irgendwas drohte. Tsk. Und dann war es auch so verdammt groß. Was tat O'Connor, wenn er auf die Sternenflotte traf? Verstecken konnte man so einen Kasten nicht.

Aber vielleicht das Sternenflottenschiff kaputt schießen.

Sie grinste in sich hinein.

Versunken in ihre Lieblingswaffe, ließ sie den Computer den Deckplan auflisten und merkte erst nicht, dass die vertraute Computerstimme mindestens fünf Minuten lang die Erinnerung des Intash-Wirts weckte, der ein Captain gewesen war. Aber dann fiel es ihr auf, und sie war sofort wieder weg.

--- Gänge

Verblüfft schaute Kai auf Narbo herab. Sein frisch gefundenes Selbstbewusstsein, oder zumindest der Wille dazu, geriet überraschend nicht ins Wanken, so erstaunt war er über die Respektlosigkeit dieses... Ferengis. Den Captain des Schiffes anrempeln, dann dumm anmachen und zum Schluss das neue Crewmitglied runtermachen wollen? Und das _auch_ vor den Augen des Commanders?

Dem Amerikaner kamen mit einem Mal alle Lehren Hisakis über sicheres Auftreten und zudem die "Sicherheitshinweise" O'Connors in den Sinn. Sie stimmten darüber überein, dass er es nicht lange, zumindest länger, machen würde auf diesem Schiff, wenn er sich direkt unterordnen würde. Wie sagte O'Connor? Es gibt den Captain, den ersten Offizier und die Bereichsleiter, welche ihm übergeordnet sind. Der Ferengi war seines Wissens nichts davon.

"Meinen Namen wirst du noch früh genug erfahren...", antwortete Kai kühl und setzte erfolgreich eine gleichgültige Fassade auf, obwohl in ihm ein innerer Kampf, zwischen Angst vor den Folgen und Trotz, tobte. Dann schritt er an dem Ferengi vorbei, nicht ohne ihn leicht mit der Schulter anzurempeln, und stellte sich vor seine Quartiertür, auf den Captain wartend, dass dieser ihm das Quartier zuweisen würde.

Zumindest einer sollte Diesem ein wenig Respekt erweisen.

Schnellen Schrittes bugsierte sich der Captain zwischen Narbo und Kai, um schmerzhafte oder gar tödliche Verletzungen bei dem neuen Besatzungsmitglied zu vermeiden, nachdem Narbos Hand sich schon ein wenig in Richtung Stiefel bewegt hatte.

"Vergessen Sie es einfach", sagte er ruhig zu Narbo, während er ihm fest in die Augen blickte. "Mr. Theocrates wäre bestimmt nicht sehr erfreut darüber, wenn sein neuer Mitarbeiter gleich am ersten Tag durch Ihre Hand zu Schaden käme. Und wenn es um was Geschäftliches geht", fügte er dann noch hinzu, "dann machen Sie das gefälligst in Ihrer Bar. Für Hausbesuche sind hier an Bord andere Personen zuständig, verstanden?"

Ohne ein weiteres Wort ließ er den Ferengi im Flur stehen und ging zu Kai rüber, der schon mit ungeduldigem Blick vor seinem neuen Quartier wartete. Mit ein paar Tastenklicks entriegelte er die Tür und trat ein.

--- Quartier 160

"Computer. Quartierzuweisung von Nummer 160 an Kai Victor, Genehmigung vom Captain", befahl er dem Computer, während Kai neben ihn trat und sich umsah.

Skeptisch schaute Kai sich in seinem neuen Quartier um, als die Tür sich hinter den Beiden schloss. Es war fast wie nach Starfleet Maßstäben sauber und aufgeräumt. Er fragte sich, was er erwartet hatte, aber kam zu dem Schluss, dass er ganz zufrieden sein konnte.

Der Amerikaner stellte seine Tasche ab und wandte sich wieder zum Captain. "Danke, Captain, ich komme jetzt alleine klar. Gibt es noch irgendwelche Anweisungen oder einen Dienstplan, oder soll ich mich sofort bei meinem direkten Vorgesetzten melden?"

--- Venture, Bar, Tisch 14

Jordan folgte der Aufforderung; auf dem Weg zum nächsten Tisch am Panoramafenster - Jordan saß immer am Panoramafenster - nickte sie in Richtung Hunters, S'Toms und Forges. Ihre Augen verengten sich kurz, als sie auf dem wissenschaftlichen Assistenten liegenblieben. Sie kannte ihn gut.

Er war schon viermal von weiblichen Crewmitgliedern mit Tereon Alpha angegeben worden, als sie sie wegen der Infektion nach Partnern fragte. Und wenn man die Dunkelziffern bedachte...

Unbehaglich lenkte Jordan ihre Aufmerksamkeit zurück auf Wagenvoort. Es war ein Schutzmechanismus. Sie wusste instinktiv, dass sie knallrot anlaufen würde, wenn sie den Gedanken zu Ende dachte.

Sie musterte Wagenvoort auf dem Stuhl gegenüber. Er wirkte nicht mehr ganz so nervös wie zuvor, aber eins war sicher: Wenn es auf diesem Schiff eine effektive Ablenkung von Gedanken über Forges Sexualleben gab, dann war es Wagenvoort.

Die Ärztin sah sich gerade nach einem Kellner um, als ein junger Mann an ihrem Tisch erschien, der gerade den Raum betreten haben musste. Sie blinzelte irritiert; nach einem zweiten Blick erkannte sie Renold Kister aus der Sicherheit.

Er trug eine Blumenkette um den Hals.

Er hatte sein Gesicht blau bemalt.

In einem Blumenmuster.

Auf dem Kopf trug er einen breitkrempigen Sonnenhut.

Einen Augenblick lang starrten die beiden Offiziere den Mann sprachlos an.

Dann verzog sich Kisters Miene zu einem breiten Grinsen.

"Aloha", sagte er in seinem breiten australischen Akzent, als wäre es die normalste Begrüßung der Welt. "Das Komitee für Bordmoral hält heute einen hawaiianischen Tag ab, um unseren außerirdischen Crewmitgliedern die irdische Kultur näherzubringen. Er beginnt" Er schaute auf die Uhr. Sie war unter einem rosanen Blumenarmband verborgen. "jetzt. Haben Sie Interesse an einer traditionellen hawaiianischen Massage im Hinterzimmer, bevor die Hula-Tänze beginnen?"

"Vielen Dank, eine Massage kann eigentlich nie schaden. Wissen Sie, ich bin so schnell verspannt in der ähh Halswirbelsäule", der Niederländer hatte sich neulich erst eine ergonomische Matratze aus einem hochmodernen Polymerschaum repliziert, aber bisher hatte sich leider keine Besserung eingestellt.

Der angemalte Mann guckte Ruben irritiert an, schwieg aber.

"Aber erstmal werden wir etwas Essen und Trinken", fügte der Sicherheitler schnell hinzu und blickte dabei zögernd zu Jordan herüber, "Oder haben Sie jetzt Interesse?"

--- Bar, Tisch 12

Begeisternd begutachtete Jan die Kostüme der Kellner. Er hatte schon ganz vergessen, dass das Komitee für Bordmoral diese Aktion geplant hatte. Eigentlich schlimm, wenn man bedachte, dass er ein Mitglied, wenn auch zur Zeit ruhendes, von diesem war. "Hey Renold!", winkte er dem Barmann an der Theke zu, welcher auch gleich kam.

"Ich hoffe Sie wundern sich nicht allzu sehr über die Maskerade hier, aber heute haben wir den hawaiianischen Tag... einen ähnlichen mit indianischen Thema würden wir gerne mit Ihnen zusammen erarbeiten...", sagte er immer noch lächelnd zu seiner Chefin, während sein Blick die unauffällige Chefärztin suchte. 'Ein noch nicht erblühtes Mauerblümchen...', summten die Gedanken durch den Kopf des Wissenschaftlers.

Sie war unbestreitbar sehr süß anzusehen, wie sie unbeholfen die Versuche des Kellners abwehrte, einen Blumenkranz umzuhängen. Und neben ihr saß ausgerechnet dieser verklemmte Holländer... Forge bemerkte den sich räuspernden Renold neben ihm und winkte sein Ohr zu seinem Mund heran. "Renold... bitte tu mir einen Gefallen... ", flüsterte er diesem, zusammen mit ein paar anderen Sätzen, zu.

Celias aufmerksamem Auge war nicht entgangen, auf wen die Blicke des Risaianers gefallen waren, genauso wenig wie ihr das Folgende entging.

"Irgendwann werden Sie sich noch einmal gewaltig die Finger verbrennen, Mr. Forge."

--- Quartier 169

Nur wenigen Crewmitgliedern der Venture waren die eher aufregenden Aspekte von Kommunikationsoffizierin Veronica Aillards Privatleben bekannt (genau genommen waren sie ziemlich vielen Crewmitgliedern bekannt, allerdings dachten sie fast alle, dieses Privatleben beschränke sich exklusiv auf sie zwei). Noch weniger Crewmitglieder waren sich eines weiteren Aspekts dieses Privatlebens bewusst: Veronica kuschelte. Gerne. Ausführlich. Lange.

Glücklicherweise traf das auch auf ihre neue Bekanntschaft zu.

Etliche Minuten einvernehmlicher Stille waren vergangen, als Veronica sich schließlich zur Seite rollte und nach der Uniformjacke fischte, die irgendwie nicht mehr im Bad war, sondern am Boden lag, und etwas aus der Tasche zog.

"He", sagte sie verschlafen und stupste Maria sanft an. "Wie ist dein Nachname?"

"Anderström", murmelte die Frau halbwach und lehnte sich zurück gegen Veronicas Schulter.

Veronica grinste und kämpfte ein wenig, bis sie den Arm freibekam. Dann hob sie das kleine, schwarze Buch hoch, in der anderen Hand einen Stift, und schrieb den Namen sorgfältig auf.

"Du kriegst eine glatte Eins", teilte sie Maria mit, aber die andere Frau war bereits wieder eingeschlafen.

In Wirklichkeit gab sie natürlich keine Noten. Das wäre albern, immerhin war jeder Mensch - oder Alien - einmalig. Sie führte nur sorgfältig Buch, um einen Überblick zu behalten und sicherzustellen, dass sie sich mit niemandem traf, der mit jemandem befreundet war, mit dem sie sich ebenfalls traf. Ein guter Ruf war wichtig. Das unterschied sie von Jan.

Und jetzt kam das erste Crewmitglied der Atlantis dazu.

Einen Moment lang blieb Veronicas Blick auf der aufgeschlagenen Seite liegen. Dann schlug sie es zu und starrte einen Moment lang an die Decke. Leute wie Carter wären nicht begeistert, wenn sie von ihrem Hobby wüssten.

Dabei war es ja nur eine Methode, um sich die Zeit zu vertreiben. Sie würde zum Beispiel sofort aufhören, wenn sie den Richtigen traf.

Aber so eine Person gab es wahrscheinlich nur in ihrem Kopf.

--- Holodeck 1, irgendein Hafen

Jean ließ ihren Blick für einige Augenblicke auf dem Gesicht des Terraners ruhen, um heraus zu finden ob er sie nicht auf den Arm nehmen wollte. Ein völlig perfektes Programm - das war ein Maß an Selbstvertrauen, für das sie Carter einen Moment beneidete.

Im nächsten Moment musste die Trill laut los lachen. Die Situation war eindeutig zu abgedreht, um ein perfektes Programm zu sein.

Als sie sich wieder etwas gefangen hatte trat sie ein paar Schritte auf den Sicherheitler zu und streckte die Hand nach dem PADD aus.

"Lassen Sie mal sehen - vielleicht ist ja nur ein Algorithmus verdreht."

--- Quartier 84

"Pah!", entfuhr es Alex gekünstelt, während er schnell sein Quartier öffnete; was oh Wunder auch beim ersten Mal gelang und hinein stürmte. Dort stellte er sich mit einem breiten und beinahe teuflischen Grinsen direkt neben die Tür an die Wand, dass er nicht direkt gesehen werden konnte und wartete darauf, dass April das Quartier betrat. Sollte sie doch sehen, was sie davon hatte, wenn sie ihn aufzog.

Beinahe wäre sein Grinsen noch gewachsen, jedoch schlich sich da ganz langsam der Gedanke in sein Hirn, wo die junge Bajoranerin denn blieb und nachdem er weitere 10 Sekunden still vor sich hin gewartet hatte, verschwand das Grinsen komplett. Ratlos kratzte er sich am Kopf, während weitere Sekunden verschritten, ohne dass sie erschien.

Irgendwann hielt es Alex dann nicht mehr aus; er musste wissen, wo sie blieb. Denn eigentlich hatte er gedacht, dass das scherzhafte Verhalten von ihm auch so rüber gekommen war, schließlich hatte er nicht vor gehabt, April zu vergraulen.

Mit einem großen Schritt trat er aus seiner Deckung heraus, um wieder auf den Gang zu kommen. Zischend öffnete sich die Tür und zeitgleich blieb sein Herz auf einen Schlag stehen, während er mit aufgerissenen Augen in das Gesicht von April blickte.

"BUH!", packte sie noch eine Schippe drauf, während sie ihm ein breites Grinsen entgegen warf.

Alex Blickfeld verschwamm langsam vor seinen Augen, während das Rauschen in seinen Ohren immer lauter wurde. Er wollte noch irgendetwas vorbringen, jedoch hatte er keine Kontrolle mehr über seine Zunge; und dann auch nicht mehr über seine Beine. Mit Schwung klappte er zusammen und fiel rückwärts in sein Quartier, während ihm endgültig schwarz vor Augen wurde.

Mit verzerrtem Gesicht versuchte die Kriegerin noch dem Arm des Terraners zu fassen um seinen Sturz nach hinten aufzuhalten - jedoch ohne Erfolg. Aprils Hand glitt ins Leere; einen Augenblick später landete der lange Körper des Technikers mit einem dumpfen Schlag auf dem Boden.

Die Flüche, die der Halbbajoranerin in diesem Moment durch den Kopf gingen, waren sagenhaft.

Mit einem langen Schritt war April schnell über dem Körper des Technikers und fühlte nach seinem Puls - vorhanden. Mit der flachen Hand tätschelte sie dann Alex Wange, um ihn aufzuwecken.

--- Atlantis, Turbolift

Mit dem unangenehmen Gefühl, immer noch tiefrot im Gesicht zu sein, hatte sich Llewella umgewandt. Sie schaffte es, Susan Linton freundlich anzulächeln, obwohl sie sie am Liebsten dorthin gewünscht hätte, wo der Pfeffer wuchs. "Miss Linton", grüßte sie ihre Mitarbeiterin mit einem Kopfnicken und ließ ein solches auch ihrer Begleiterin zukommen.

Das war wieder einmal typisch. Sie hätte den Namen dieser anderen jungen Frau nicht gewusst, da sie bislang noch nicht oft auf der Krankenstation vorstellig geworden war. Aber Pormas - der kannte sie natürlich.

Wie gut kannte er sie?

Dieser Gedanke versetzte der Schottin einen Stich. Schnell jedoch hatte sie sich wieder im Griff, wobei ihr auch die Tatsache half, dass Pormas sie plötzlich fester zu halten schien.

Susan Linton sah das Paar vor sich verblüfft an. Es fehlte nur noch, dass ihr das Kinn hinunterklappte, fand Llewella, als Susans Blicke von ihr zu Pormas und wieder zurück wanderten. Kein Wunder, dass sie überrascht war. Hatte sie doch oft genug mitbekommen, wie die Schottin die Annäherungsversuche des Sicherheitchefs abgewehrt hatte.

"Wenn Sie fertig gestarrt haben, würden wir gerne vorbei!", forderte sie dann die beiden Frauen auf, die immer noch die Tür des Turboliftes blockierten. "Wir würden nämlich gerne etwas essen..."

Jetzt lief Susan Linton rot an. Sie murmelte irgendetwas unverständliches, senkte ihren Blick und trat beiseite. "Herzlichen Dank!", die Ärztin setzte sich in Bewegung und zog Pormas mit sich. Nach ein paar Metern wandte sie ihm ihren Blick zu. "Das dürfte mir jetzt öfters bevorstehen, hm?", fragte sie trocken, wobei eine Mischung aus Humor und Ernst in ihrer Stimme aufklang.

--- Deck 6, Gänge

"Ähm.. naja...", unbehaglich fuhr der Südländer sich durch sein Haar, "also das kommt darauf an, was du unter öfters verstehst..." Der Sicherheitschef wagte es nicht, Llewella direkt anzublicken, um ihr nicht seine Scham zu zeigen. Wenn er seine Eroberungen grob überschlug, ohne die Frauen mitzuzählen, welche das Schiff bereits verlassen hatten...

Ihn selbst hatte es nie wirklich gestört, alle paar Gänge einer ehemaligen Bettgefährtin zu begegnen, aber unter dem jetzigen Gesichtspunkt... 'Nur die Ruhe Pormas...', schrieb dieser sich eindringlich selbst vor, 'Es wird schon nicht so schlimm werden...' Inständig hoffte der Grieche, dass es wahr werden würde... die taufrische Beziehung zu der Frau, die er über alles liebte, musste doch nicht schon am ersten Tag so einer Probe ausgesetzt werden...

"Oh... hallo Rebecca... Nadine...", begrüßte er peinlich berührt die beiden Technikerinnen, welche gerade aus der Bar herauskamen. Pormas Puls raste, während er die Ärztin in seinem Arm fast quetschte. Er fühlte die Röte in sein Gesicht steigen, welche man zum Glück dem dunkel gebräunten Südländer nicht direkt ansah, als er den Blick der Schottin auffing, während die beiden Frauen tuschelnd das Weite suchten.

Llewellas Blick teilte leider nicht den Humor aus ihrer Stimme. Fieberhaft überlegte der Sicherheitschef, was zu tun sei, um die Situation noch halbwegs zu retten. 'Ich Idiot, warum habe ich nicht einfach was repliziert!', innerlich gratulierte er sich für den genialen Einfall, der genau zum richtigen Zeitpunkt kam...

Krampfhaft lächelnd löste er sich von der Ärztin und öffnete mit einer leichten Verbeugung die Tür zur Bar. "Bevor du mir den Kopf abreißt erweise mir doch die Ehre einer Henkersmahlzeit..."

Ein paar bange Sekunden, immer noch gebeugt und den Boden fixierend, passierte nichts. Dann endlich lachte Llewella auf und Pormas lächelte sie befreit an. Seinem schelmischen und treuherzigen Blick konnte sie nicht widerstehen und ging vor ihm durch die angebotene Tür.

--- Schiffsbar, Eingang

Gelöst, dem Schicksal wenigstens noch einmal kurz von der Schippe gesprungen zu sein, folgte er der Ärztin in kurzen Abstand. Leider war der Abstand scheinbar nicht kurz genug.

"Hey Pormas, endlich sieht man dich mal wieder...", wie eine Salzsäule blieb der Südländer im Eingang stehen, als sich schon Verona Miguel näherte... die kleine Spanierin war seine letzte Affäre an Bord des Schiffes gewesen, bevor der Südländer von seiner Vergangenheit eingeholt worden war. Wenn er sich recht erinnerte hatten sie so was wie eine feste Beziehung.

Nachdem der Sicherheitschef wieder genesen war, hatte er sich bekanntermaßen aus dem gesellschaftlichen Leben zurückgezogen und eigentlich nur mit dem Captain gesprochen, bevor es zur Aussprache mit Sternenlicht und Llewella kam. Veronas Nachrichten hatte er einfach übergangen, allerdings schien diese leider gar nicht erbost darüber zu sein.

Vertraulich kam sie ihm näher und legte die Hände auf seine Brust, während sie sich auf die Zehenspitzen stellte und ihm zuflüsterte, "Ich komme nach meiner Schicht wieder zu dir... wir müssen unsere ausgefallene Fortsetzung noch fortsetzen..."

Wie eine in Stein gehauene Statue stand Pormas einfach nur da. Die junge Südländerin an seiner Brust schien dies als Aufforderung zu verstehen und wollte ihre Hände gerade zu seinem Gesäß wandern lassen, als der Grieche ihre Handgelenke umfasste und von sich weg schob.

In diesem Augenblick hoffte der Sicherheitschef nur noch, dass ihn hier und jetzt ein Blitz erschlug, bevor ihm Schlimmeres widerfuhr...

--- Gänge

Demonstrativ wandte sich Narbo ab und zischte leise vor sich hin.

Erst als die beiden Menschen verschwunden waren, setzte er sein triumphierendes Lächeln wieder auf. Alles war wie nach Plan verlaufen. Der Neue hatte gekniffen und würde sicher keine Gefahr für den Ferengi werden, Sicherheitler hin oder her.

Damit blieb die Zahl seiner potentiellen Gegner überschaubar:

Pormas und Sternenlicht.

Zwei Personen, der Rest würde ihm nicht schaden können, wie die Ereignisse der letzten Wochen bewiesen hatten. Die Zahl war lächerlich gering im Vergleich zur Privateer.

Narbo konnte also beruhigt schlafen.

Beizeiten würde er noch die Person aus der Sonde überprüfen. Aber wie groß war schon die Wahrscheinlichkeit, dass jemand gefährliches da drin gewesen war?

Zufrieden ging er zurück zu seiner Bar.

--- Schiffsbar, am Eingang

Llewella traute ihren Augen kaum, als die schwarzhaarige Schöne Pormas so vertraulich ansprach. Sie war abrupt stehen geblieben und wusste im Augenblick nicht, ob sie einfach nur sprachlos stehenbleiben, in Tränen ausbrechen oder in einem Wutanfall beiden eine Ohrfeige versetzen sollte.

Es hätte nicht viel gefehlt und die Ohrfeige hätte gesiegt. Aber sie wollte sich nicht noch mehr zum Schiffsgespräch machen, als sie es ohnehin schon sein würde, indem sie ihm hier eine Szene machte. Das war einfach nicht ihre Art.

Herrje, darauf war sie wirklich nicht vorbereitet gewesen. Obwohl sie es eigentlich hätte sein müssen. Aber offensichtlich war es etwas ganz anderes, nur zu wissen, dass er mit einem Großteil der freien Dämchen auf dem Schiff intim gewesen war, als es dann tatsächlich selber zu erleben.

'Fassung, Llewella!', ermahnte sie sich selber, als sie sich schließlich umwandte und zu den beiden blickte. Der Blick des Südländers ruhte nicht auf der kleinen Spanierin - sondern auf ihr. Irgendetwas Undefinierbares stand in seinen Augen. Die Schottin schluckte schwer. Sie mühte sich um ein gefasstes Gesicht, wusste jedoch genau, dass ihre Empfindungen ihr wahrscheinlich anzusehen sein würden. Zumindest von denjenigen, die sie schon ein wenig länger kannten.

Wut stieg in der Schottin empor und mischte sich mit ihrer Verletztheit.    Ein kleiner Teil in ihr registrierte, wie unbehaglich der Sicherheitler sich zu fühlen schien.

"Lass mich wissen, wenn du deine Angelegenheiten geregelt hast!", fuhr sie den Griechen an und hoffte, dass ihr Ärger das Zittern ihrer Stimme übertünchte. Dann drehte sie sich auf dem Absatz um und ging mit Schritten, die ihre mühsam gezügelte Wut ausdrückten, weiter in die Bar.

Sie suchte sich einen Tisch, der in einer Nische stand und von ein paar Pflanzen eingerahmt wurde. Hier konnte sie sich in aller Ruhe wieder fassen. Hoffentlich kam so schnell kein Kellner...

Pormas blickte erschüttert der Ärztin nach. Noch nie hatte er sie so verletzt gesehen, kannte er sie doch als selbstbewusste und starke Frau. In ihm krochen wieder die Ängste hoch, dass, indem sie für ihn ihr Herz geöffnet hatte, dieses nun auch für Verletzungen offen stand. Er wollte nichts weniger, tat ihm ihr verletzter Blick weit mehr weh, als das, was Sternenlicht mit ihm anstellen würde, wenn er es mitbekam.

"Du... Verona...", versuchte der Sicherheitschef sich wieder zu sammeln, "Es tut mir leid, aber unsere Zeit ist vorbei... ", der enttäuschte Augenausdruck der Spanierin war Pormas fast gleichgültig, aber seine neugewonnene, sensible Seite gewann wieder die Oberhand, "Es war wirklich sehr schön... aber ich habe die Frau gefunden, die ich liebe..."

Der enttäuschte Blick wandelte sich in Unglauben, was der Südländer seiner Landesgenossin nicht verdenken konnte. Bevor diese eine Diskussion anstreben konnte, verabschiedete er sich von ihr, "Ich bin zukünftig für keine Abenteuer mehr zu haben, auch wenn sie wunderschön waren, du bist eine wunderbare Frau..."

Verona studierte den Gesichtsausdruck ihres Gegenübers genau und kam überrascht zu dem Schluss, dass er es ernst meinte. Das konnte doch nicht sein? Er zog diese Dudelsackprinzessin IHR vor? 'Das wird ein Nachspiel haben, rote Lady...', schoss es der Spanierin durch den Kopf. Sie hätte das Verhältnis zu dem Sicherheitschef eh bald abgebrochen, wenn er ihr nicht zuvorkam, sie wussten schließlich beide wie das Spiel ging. Man kostete die Schmetterlinge aus und flatterte weiter...

Aber das Spiel unterbrechen... Verona warf einen giftigen Blick in Richtung der Nische, in der Llewella verschwunden war und setzte wieder einen sanften Blick auf, als sie wieder zu dem Griechen aufschaute. "Wenn du das wirklich glaubst... aber meine Quartiertür steht immer offen für dich...", mit diesen Worten und einen verführerisch zugehauchten Kuss, verschwand die Südländerin Po-wackelnd aus der Bar.

Pormas starrte ihr verblüfft hinterher. Damit hatte er nicht gerechnet, war die kleine Frau sonst so ein Temperamentbündel. Schnell, bevor sich die Tür schloss, rief er ihr noch hinterher, "Und sag das bitte auch deiner Schwester!"

Es schien, als wäre ihm eine Last von seinen Schultern genommen, als die Tür geschlossen war, nur um mit doppelter Wucht zurück zu kommen, als er in Richtung der Nische blickte. Er musste retten was zu retten war. Schnell ging er zur Bar und pfiff den anwesenden Barmann zu sich. "Schnell, die Flasche mit dem besten schottischen Scotch und wehe, du kommst mit so einer replizierten Scheiße an... und zwar schnell, denn diese Flasche ist das Einzige, was meinen unwiderstehlichen Drang, den Lagerraum zu inspizieren, aufhalten kann..."

So schnell wie noch nie wurde der Südländer bedient. Natürlich unter vielen Beteuerungen, dass keine Inspektion nötig wäre und man ihn nur so schnell bediene, weil man ihn als Gast so schätzen würde. Pormas hörte nicht hin, sondern schlug nur noch einmal auf die Theke, bis auch die richtigen Scotchgläser neben der Flasche standen. Beiläufig redete er mehr zu sich selbst, als zu dem Barmann, "Und wenn euch euer Leben lieb ist, werden wir nicht gestört..."

Der Mann, der im Laufschritt auf gegnerische Geschützgräben zugerannt war und lachend Schiffe enterte hatte Angst. Wohl versteckt hinter einem grimmigen Gesicht, aber unfähig, sie auch aus seinen Augen zu vertreiben.

Mit festen Schritten ging er auf Llewellas Nische zu, bis er vor ihrem Tisch stand. Er wagte es nicht sie direkt anzusehen, sondern stellte stattdessen die Flasche mit den beiden Gläsern hin. Mit belegter Stimme versuchte er die richtigen Worte zu finden, "Ich... ich kann es nicht wieder gut machen... ich kann es nur besser machen. Die letzten Stunden waren die Schönsten meines Lebens. Ich habe mich noch nie so lebendig gefühlt..."

Schwer atmete der Südländer mit den nächsten Worten auf, "Es ist aber die eine Sache, über meine Vergangenheit Bescheid zu wissen und die andere, sie hautnah mitzuerleben. In meiner egozentrischen Sichtweise habe ich diesen Teil nicht bedacht, bzw. keinen Gedanken darüber verschwendet, was er für dich bedeuten kann."

Stumm schob er, immer noch stehend, mit unwillkürlich zitternden Händen die beiden Gläser zu der Schottin rüber.

--- Schiffsbar, am Eingang

Gerade noch rechtzeitig, um Pormas Auftreten gegenüber seinem nichtsnutzigen Lakaien mitzubekommen, trat Narbo in die Bar ein und steuerte augenblicklich schnurstracks auf die Theke zu.

Doch mitten im Gehen verharrte er plötzlich, erstarrte fast zu einer einssechzig großen Salzsäule. Pormas' mehr an sich selbst als an die Welt gerichteten Worte erschütterten ihn im tiefsten Inneren.

"Ich hab mich da doch wohl verhört?!", kommentierte er ungläubig flüsternd das emotionale Gestammel des Halbgriechen, der hilflos wie ein Kleinkind wirkte.

Der Hüne war für ihn stets leicht einzuschätzen gewesen: Eine Tötungsmaschine, vielleicht von menschlichen Göttern erschaffen, um ihren Himmel immer mit frischen Seelen zu versorgen, angetrieben von kontrollierten Selbstzweifeln und Selbsthass.

Keine Gnade, keine Reue, kein Zögern.

Launisch, aber nur gefährlich, wenn man das Spiel zu weit trieb.

Und jene Personifikation der Gewalt zeigte jetzt...Zuneigung, Sorge um andere, gar Liebe?

Das änderte alles für den Ferengi. Ein leichter Ekel stieg in ihm auf.

Das waren Gefühle, die er nicht nachvollziehen konnte. Die das Handeln des Sicherheitschefs beeinflussen würden. Narbo wusste, dass er zukünftig vorsichtiger sein musste. Beobachten. Stillhalten. Noch mehr aus dem Hintergrund agieren.

Als ihm bewusst wurde, dass er stehengeblieben war und erste Gäste anfingen ihn anzustarren, setzte er rasch seinen Weg fort und sein unauffälligstes Lächeln auf.

--- Schiffsbar, Theke

An der Theke angekommen faltete er seinen Lakaien verbal dafür zusammen, sich Pormas Erpressung hingegeben zu haben. Natürlich hätte Narbo selbst ebenso reagiert, aber natürlich war es seine Ferengi-Pflicht als Chef, dem Getadelten zur Strafe die Flasche Scotch vom schon kärglichen Lohn abzuziehen.

Mitarbeiter waren schließlich die Sprossen auf der Leiter zum Erfolg. Man durfte nicht zögern, auf sie draufzutreten.

Doch in Gedanken war er noch immer bei Pormas Wandlung.

--- Gänge

Zufrieden schritt Sternenlicht in Richtung der Schiffsbar. Es wurde Zeit, dass er ein wenig entspannte. Er hatte viel zu verarbeiten, und da kam ihm das Piano dort gerade recht.

Normalerweise fand das bei der Crew ja guten Anklang. Ob das allerdings heute auch so sein würde, war er sich noch nicht sicher. Seit den Zwischenfällen rund um Pormas Vergangenheit gingen ihm eine Reihe Crew-Mitglieder aus dem Weg. Es wäre auch nicht das erste Mal, dass er richtige Angst roch, wenn ein Crewmitglied so nah wie möglich an der Wand an ihm vorbei ging.

--- Bar, Piano

Am Klavier sitzend, kramte er einen Moment in der Erinnerung, dann klangen in sehr moderater Lautstärke die Klänge eines alten terranischen Klassikers durch den Raum. Leise sang der Barde dabei vor sich hin:

"Start spreading the news, I'm leaving today, I want to be a part of it, New York, New York..."

Er mochte Sinatra, auch wenn er dessen Stimme in der Tonlage leider nicht hundertprozentig gerecht wurde. Zumindest nach der Meinung von Sternenlichts absolutem Gehör, das seiner Nase nur wenig nachstand...

--- Schiffsbar, Nische

Leer starrte die Schottin auf die beiden Gläser. Langsam hob sie den Blick, bis sie Pormas ins Gesicht sehen konnte. Nahm seine Worte in sich auf. Ihr Zorn verrauchte.

Ein trauriges Lächeln vertrieb das verräterische Glitzern ihrer Augen. "Setz dich bitte, Pormas", forderte sie den Südländer mit leiser Stimme auf.

Der Sicherheitschef setzte sich ungelenk. "Du hast Recht - es ist nicht gerade einfach, so plötzlich mit deinen ... Liebschaften konfrontiert zu werden", immer noch hatte Llewella ihre Stimme nicht ganz in ihrer Gewalt. Sie nahm abwesend Pormas Hand und strich mit den Fingerspitzen über seinen Handrücken. "Ich habe es ja eigentlich gewusst...", die leisen Worte verklangen zwischen den beiden.

Die Rothaarige atmete tief durch, als könne sie damit die seltsam traurige Stimmung vertreiben. Sie rückte ihren Stuhl näher an den des Sicherheitschefs und lehnte ihre Stirn an seine Schulter. "So lange ich weiß, dass Du zu mir stehst... werde ich schon lernen, damit umzugehen."

Zärtlich kraulte Pormas den Hinterkopf der Ärztin. Er hoffte stark, dass nach dem ersten Trubel diese Art von Begegnungen ausblieb. Und vor allem hoffte er, dass Llewella damit fertig wurde, oder zumindest damit zurecht kam.

In all der Zeit auf diesem Schiff hatte sich der Sicherheitschef nie wirklich Gedanken gemacht, was passieren könnte, wenn er wirklich einmal auf die Liebe seines Lebens stoßen würde.

Wieder einmal bewies sein Leben, wie kurzsichtig er es bis jetzt geführt hatte. "Ich danke dir...", kam es plötzlich aus dem Hünen heraus. Verärgert stellte er fest, dass seine Stimme leicht zitterte. Sanft nahm er Llewellas Kopf von seiner Schulter und hielt ihr Gesicht in seinen Händen.

Während er weiter sprach hielt er bemüht seine Stimme unter Kontrolle, aber er wusste, während er in die blauen Augen der Ärztin schaute, dass er ihr nichts vormachen konnte.

"Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll... für alles...", nach seiner Stimme verlor der Südländer nun auch die Kontrolle über seine Augen. Er spürte wie eine einzelne Träne seine Wange runterperlte.

"Du bedeutest mir mehr als alles Andere und jetzt, da ich dich gefunden habe, werde ich dich bestimmt nicht mehr gehen lassen, geschweige denn nicht zu dir stehen. Ich werde dir auch noch dann verfallen sein, wenn du vielleicht genug von mir haben wirst...

Du bist die Frau mit der ich mein Leben teilen will..."

"Und ich meines mit dir", antwortete die Schottin sehr leise. Sie schmiegte ihre Wange in Pormas Handfläche. Mit einem nun schon wieder festeren Lächeln, das ihre Augen erwärmte, richtete sie sich wieder auf. Sanft wischte sie die einzelne Träne von der Wange des Südländers.

"Das dürfte jedenfalls wie ein Lauffeuer durchs gesamte Schiff gehen", vermutete Llewella, deren Humor glücklicherweise selten restlos versiegte.  "Wenn wir dann ab sofort wenigstens unsere Ruhe vor Szenen dieser Art haben, hatte ... das vorhin... wenigstens einen Sinn...", gedankenverloren schob sie die Whiskygläser hin und her.

Ihr Blick fiel auf die Flasche Single Malt. Sie warf Pormas ein Lächeln zu, ergriff die Flasche und öffnete sie, wobei ein volltönendes Ploppen erklang, wie es irgendwie nur Whiskyflaschen zustande brachten.

"Was hast du dem Barkeeper angedroht, dass er damit herausgerückt ist?", wollte die Ärztin wissen, als sie eine kleine Menge der bernsteinfarbenen Flüssigkeit in die Gläser goss.

Whisky war genau das Richtige, um das emotionale Auf und Ab des heutigen Tages zu begießen. Llewella wollte gar nicht wissen, wie lange das soeben beginnende "Auf" diesmal halten würde. Aber sie war entschlossen, es zu genießen.

"Erst verführst du mich und dann willst du mich mit Whisky auf nüchternen Magen betrunken machen...", nun wieder fröhlich, lächelte die Schottin Pormas an. Sie hob ihr Glas und prostete ihm zu. "Slàinte mhath, mo cridhe!"

--- Quartier 160

Kurz warf der Captain einen Blick auf den Chronographen, bevor er dem jungen Sicherheitler antwortete.

"Ich denke, zum Quartier und dem Replikator brauche ich nicht wirklich was zu sagen, schließlich kommen Sie von der Venture und dort haben Sie ja ähnliche Systeme wie hier."

'Auch wenn die sich dort natürlich nicht mit den alten duotronischen Systemen herumschlagen müssen', fügte er in Gedanken noch hinzu. Manchmal stellte sich ein wenig der Neid ein, wenn er an McCarthy und sein stolzes Schiff dachte. Vor allem, wenn er überlegte, was er damit alles anstellen konnte, wenn er der Captain der Venture wäre. Endlich unabhängig von der Föderation, stark genug für fast jeden Gegner und schnell wie der Wind für alle eiligen "Transporte", die als Händler so ab und an mal anfallen konnten. Nur mit der Optik konnte er sich auch nach mehreren gemeinsamen Missionen nicht anfreunden. Da zog er definitiv die schöne und schlanke Form der Atlantis vor.

Ein Räuspern und der etwas verwirrte Blick von Kai holten den Captain wieder in die Realität zurück.

"Äh ... ja", versuchte er wieder den Faden zu finden. "Ich glaube ... oh, es ist bald Zeit. Also für in 15 Minuten werde ich sämtliche Sicherheitsoffiziere in die Trainingshalle rufen, dort wird Mister Theocrates sie dann mit allem Weiteren versorgen, was Sie so brauchen. Einen Kommunikator bekommen Sie am Replikator; der Computer wird Ihnen da weiter helfen, genauso bei der Wegbeschreibung. Ansonsten noch mal herzlich Willkommen an Bord der Atlantis. Wir sehen uns in 15 Minuten."

Damit verabschiedete sich der Captain mit einem Nicken und trat zurück auf den Flur.

--- Gänge

Zischend schloss sich dir Tür hinter O'Connor, der gemütlichen Schrittes zum Turbolift schritt, um auf Deck 6 zur Trainingshalle zu kommen und währenddessen den Computer beauftrage, sämtliche Mitglieder der Sicherheitsabteilung in 15 Minuten zur Trainingshalle zu beordern.

--- Quartier 160

Seufzend blickte Kai dem Captain nach. Wie traurig war es doch, dass selbst der Captain des Schiffes sich nicht fünf Minuten auf ein und dieselbe Sache konzentrieren konnte. Kopfschüttelnd packte er das Nötigste aus und zog sich einen Trainingsanzug an. Neben den ganzen Gerüchten über diesen Theocrates gehörte auch dazu, dass er regelmäßig zu Leibesübungen rief. Und wenn sie sich schon in der Trainingshalle trafen, bedurfte es keines Hellsehers, welches Outfit gefragt war.

Mittlerweile betrachtete der Amerikaner seine Reise, die nun nicht mal eine Viertelstunde andauerte, auf der Atlantis als große Prüfung. Ähnlich dem antiken Lauf über dem Feuer, nur dass man gleichzeitig vor Beschuss in Deckung gehen musste.

Fertig umgezogen replizierte Kai sich seinen Kommunikator und machte sich auf den Weg zur Trainingshalle.

--- Trainingshalle

Irritiert blieb der neue Sicherheitler im Eingang der Trainingshalle stehen. Bis auf dem Captain, der wieder versonnen herumstand, hatte sich noch niemand eingefunden.

--- Schiffsbar, Nische

"Tja, eigentlich wollte ich dich erst betrunken machen und dann verführen...", grinste der sichtlich erleichterte Südländer die Schottin an, während er sein Glas ergriff, "aber da das nicht mehr nötig war, dachte ich, dass du trotzdem in den Genuss kommen solltest..." Der Blick der Ärztin amüsierte ihn. Von Erstaunen, über gespieltes Entsetzen hin zum ehrlichen Lachen genoss er jede Emotion von ihr.

Die trüben Gedanken waren wieder so schnell vergessen, wie sie gekommen waren. Er war einfach nur froh, mit ihr zusammen zu sein und Spaß mit ihr zu haben. Bei nüchterner Überlegung musste die Frau an seiner Seite auch jede Menge Humor besitzen, um mit der Beziehung zu ihm zurecht zu kommen. Er wusste nicht wie, aber jedes Mal, wenn er sein Leben halbwegs geordnet hatte, kam von irgendwoher ein Sturmwind, der wieder jede Menge durcheinander brachte.

Pormas scheute den Gedanken, was für ein Orkan jetzt kommen musste, da er seine Angelegenheiten nun wirklich vollständig geregelt hatte. Er war mit sich im Reinen und gespannt auf das, was sein Leben ihm bieten würde. Fröhlich prostete er Llewella zu und nippte vom Scotch.

"Achso...", sprach er weiter, als das Lachen der Schottin verklang, "der Barmann war ganz hin und weg von meinen Vorschlag, dass wir uns mal in seinem Lager treffen sollte... aber da er dich nicht eifersüchtig machen wollte, bot er mir den Scotch an..."

Sie lachten beide auf, als der Sicherheitschef das beständige Brummen seines Kommunikators bemerkte, "Oh nein...", entfuhr es ihm traurig, "wie es scheint ist mein neues Mündel von der Venture eingetroffen", murmelte er, als er die Nachricht las, "und jetzt bittet O'Connor alle Sicherheitler in die Trainingshalle..."

Auf den fragenden Blick Llewellas ergänzte er, "Also genau genommen war die Trainingshalle mein Vorschlag. Der Captain ernennt mich endlich offiziell zum Sicherheitschef... und als Bonus bekomme ich irgendeinen jungen Ami, dem Hisaki überdrüssig wurde und um den ich mich jetzt kümmern soll... mein Assistent, hast du jemals so was Blödes gehört? Wofür denn? ...und wenn, dann hole ich mir eine Vorzimmerdame..."

Schelmisch blickte Pormas von seinem Kommunikator zu der Schottin auf.

--- Venture, Bar, Tisch 14

"Essen wir erst", stimmte Jordan rasch zu und warf dem Australier ein nervöses, entschuldigendes Lächeln zu, als er ging. "Aloha!", hörte sie jemanden am Nachbartisch. Die Bar füllte sich rapide, und das Wort wurde verschossen wie Kanonenkugeln.

Wagenvoort hatte erstaunlich bereitwillig zugestimmt, sich in einem Hinterzimmer zu entblättern und von einer nicht spezifizierten Person massieren zu lassen. Der Mann steckte heute voller Überraschungen. Jordan für ihren Teil war sich nicht so sicher, ob ihr die Vorstellung behagte. Sie hatte sich ja kaum überwunden, einen Kanal zu Dr. Campbell zu öffnen, weil sie einen Check-up brauchte. Der nächste Versuch würde wohl ebenso holprig über die Bühne gehen.

"Ich wusste gar nicht, dass das Komitee...", setzte sie gerade an, als schon wieder jemand am Tisch auftauchte.

"Ms Kincaid?", sprach Renold die Chefärztin an, "Im Einklang hawaiianischer Traditionen darf ich ihnen im Namen eines heimlichen Verehrers diesen Mai Tai, wie auch diese Nachricht überbringen." Freundlich lächelnd stellte der Kellner den Cocktail vor der sichtlich verwirrten Engländerin ab und ließ auch den handgeschriebenen Zettel zurück.

Jordan faltete diesen auf und las die in geschwungenen Buchstaben geschriebene Botschaft. 'Alle Blumen Hawaiis reichen an deine Schönheit nicht heran. Ich wünschte trotzdem, dir ein Blumenfeld der betörendsten Blüten zu Füßen zu legen, nur um zu sehen wie du aus diesem heraus stichst, wie die Sonne an einem dunklen Sommermorgen mit ihren Strahlen den dunklen Himmel vertreibt. Nimm bitte diesen Zuneigungsbeweis als kleinen Tribut an deine Schönheit an, nichts würde mich glücklicher machen... Dein heimlicher Verehrer J.F.'

Jordan blinzelte den Zettel an.

Nichts an dieser Botschaft ergab Sinn. Das musste ein Irrtum sein. Ihr schrieb niemand diese Art von Nachrichten.

"Das muss ein Irrtum sein", wandte sie sich an Kister.

"Ich kann Ihnen versichern, dass das keiner ist, Doktor.", erwiderte Kister grinsend, rief "Aloha!" und machte sich davon. Jordan hätte schwören können, dass sie ihn "So unwahrscheinlich das sein mag" in sich hineinmurmeln hörte. In einem Anflug von Boshaftigkeit beschloss sie, ihm bei seinem nächsten Check-up ein Märchen darüber aufzutischen, dass sie jetzt wieder Spritzen mit echten Nadeln benutzten.

Ihr Blick fiel zurück auf den Zettel.

Sie konnte förmlich spüren, wie ihr Röte von irgendwo auf Brusthöhe gut verteilt den Hals hinauf und in die Wangen stieg, bis sie das Gefühl hatte, dass sie brannten.

Wenn das ein Scherz war, würde sie demjenigen eigenhändig den Hals umdrehen.

Und wenn das kein Scherz war...

Ihre Wangen fühlten sich so heiß an, dass sie sich eigentlich mittlerweile von Rot in Blau gefärbt haben müssten.

Sie schluckte angestrengt.

"Eine... eine Aufmerksamkeit. Nichts Weiteres", stotterte sie, als sie Wagenvoorts neugierigen Blick bemerkte. "Nur eine Aufmerksamkeit. Von einem Patienten. Mit einer schweren Krankheit. Der sich bedankt hat. Weil er sie nicht mehr hat."

So beherrscht wie möglich schob sie das Papier in die Uniformtasche. Und umklammerte es dort frenetisch.

Sie traute sich nicht, sich in der Bar umzusehen. Sie hatte zu große Angst davor, wer alles als Urheber der Nachricht in Frage kam.

--- Bar, Tisch 12

Charmant lächelte der Angesprochene zu der Lakota zurück, während er einen Zettel schrieb, "Wer das Spiel mit dem Feuer scheut, wird nie die wohlige Nestwärme spüren...", 'oder eine scharfe Nacht erleben', ergänzte Jan in Gedanken.

Er schrieb die Nachricht zu Ende und bestellte sich noch ein hawaiianisches Fischmenu, zusammen mit einem Mai Tai. Zwar war Jordan ein bisschen älter als sein normaler 'Umgang', aber er wusste aus seiner Erfahrung von Risa, dass gerade reifere Frauen sehr dankbar und überraschend aus sich herausgehen konnten. Sein kleines Gedankenspiel und das einhergehende Lächeln unterbrach er, als er den Blick seiner Chefin bemerkte.

"Eine kleine Aufmerksamkeit für eine Frau, die offensichtlich ein kleines bisschen mehr Beachtung bedarf, halte ich darüber hinaus nicht als verwerflich..."

Der Vulkanier war nicht gerade begeistert gewesen, als sich Jan an den Tisch dazugesellt hatte. Begeisterung hätte er natürlich bei keiner Person gezeigt, aber die Gesellschaft von Jordan und auch Ruben, die nur wenig später hereingekommen waren, hätte er deutlich bevorzugt. So hatte er die letzten Minuten die Handlungen des Risianers verfolgt, während er selbst seinen Salat aufaß.

Selbst für einen Menschen war Jan ungewöhnlich nachgiebig seinen urtümlichen Trieben gegenüber. Im Maschinenraum bekam der Vulkanier immer wieder Gerüchte zu hören, und auch wenn das einzelne als nicht vertrauenswürdig zu gelten hatte, so gab es zu diesem speziellen Thema doch einen relativ konstanten Strom an Informationen, der die Glaubwürdigkeit der Kernaussagen deutlich erhöhte.

Der ehemalige Borg hatte eine ziemlich genaue Vorstellung davon, was der Wissenschaftler nun mit seiner Nachricht vorhatte - mit seinen überdurchschnittlichen Sinnen hatte er sowohl dessen Augenbewegungen als auch dessen geflüstertes Gespräch mit dem Kellner verfolgen können. Er meinte sogar, mit relativ hoher Genauigkeit Jordans Reaktion vorhersagen zu können - ihr würde die Zuwendung vor allem unangenehm sein. Doch er hatte auch die Erfahrung gemacht, dass die Reaktionen von Menschen in diesem Bereich oft sehr ... unerwartet ausfallen konnten. Zu viele Variablen... Er beschloss, intervenierende Handlungen zu unterlassen.

Bevor nun aber Celia auf Jans Bemerkung antworten konnte, oder auch S'Tom eine Frage, die ihm während seiner Gedankengänge gekommen war, an erstere richten konnte, zog ein Mann in einer für das irdische Hawaii typischen Kleidung mit einem "Aloha" die Aufmerksamkeit auf sich. Er hatte sich, während der Risianer seine Nachricht geschrieben hatte, von Tisch 14 zu Tisch 13 vorgearbeitet und war - bedauerlicherweise - nun hier bei Tisch 12 angekommen.

Mit einem überfreundlichen Gesichtsausdruck meinte er zu den Sitzenden: "Genießen Sie unseren hawaiianischen Tag! Vielleicht möchten Sie mit einer traditionellen Massage beginnen? Später gibt es auch einen Limbo-Wettbewerb." Währenddessen versuchte er, ihnen Blumenkränze umzuhängen. Den Anfang machte er bei S'Tom, welcher ihn daraufhin 5 Sekunden mit vulkanisch-unbewegter Miene anblickte, woraufhin es sich dieser anscheinend anders überlegte und sich hin zu Celia bewegte. Einen Hinweis, dass Limbo auf der irdischen Insel Trinidad entstanden war, unterließ der ehemalige Borg.

--- Quartier 84

Bunte Sterne flackerten vor Alex Gesicht, als die schwarze Wand, die sich vor sein Blickfeld geschoben hatte, sich langsam verflüchtigte. Undeutlich erkannte er das Gesicht von April, die ihm zärtlich durchs Gesicht strich und anscheinend irgendetwas zu ihm sagte, jedoch drangen die Worte nicht wirklich zu ihm durch. Es war, als hätte er Watte im Kopf und nur langsam klarten sich seine Gedanken auf.

Mit Hilfe von April stemmte er sich nach einiger Zeit hoch, als er sich sicher genug fühlte, irgendwelche größeren Bewegungen zu absolvieren und ließ sich zur Couch führen. Langsam und immer noch etwas schwankend ließ er sich auf ihr nieder und wischte sich durchs Gesicht.

"Du meine Güte", krächzte er mit trockenem Hals und belegter Zunge. "Das war der Schock meines Lebens."

April wandte sich dem Replikator zu und replizierte ein Glas Wasser, das sie Alex in die Hand drückte. Mit einem verschmitzten Lächeln setzte sie sich dann neben den Terraner und wartete ab, bis dieser gierig den flüssigen Inhalt des Glases aufgesogen hatte.

"Ich konnte doch nicht wissen, dass dein Nervenkostüm so fein gestrickt ist ...", erklärte sie entschuldigend.

Sie war sichtlich beruhigt, dass es ihrem Liebhaber schon wieder ein bisschen besser ging - ein wirkliches schlechtes Gewissen, dass sie ihn erschreckt hatte, kam allerdings nicht auf.

zum nächsten Teil

zurück zum Index