Atlantis - Chronik 32 / Venture - Chronik 56

Crossover Chronik 27

Pormas zu-Srallansre und Llewella Theocrates

--- Venture, Jeffreys Quartier

David schritt zuerst zum Replikator. Einige Schritte vorher bog er jedoch nach rechts ab und ging zu seiner neuen Küche, die natürlich auch eine klassische Spüle besaß und in der Mitte der vom Eingang gesehen linken Raumhälfte stand. Das Sofa, welches er vor das Fenster platziert hatte ist einem 4-Mann Esstisch gewichen und befand sich nun in seinem Schlafzimmer wo er sich auch eine gemütliche Arbeitsecke eingerichtet hatte. Er nahm sich ein Glas aus der Vitrine an der Quartierwand hinter ihm und ließ es mit Wasser volllaufen.

"Für das Essen habe ich eine beträchtliche Auswahl an irdischen Weinen bereitgestellt. Was wird es denn geben?"

Jean nahm mit einem dankenden Lächeln das Glas entgegen und drückte David stattdessen das PADD in die Hand. Insgeheim freute sie sich schon darauf, was der Terraner wohl aus dem trillschen Gericht zaubern würde.

"Syto Bohnen Auflauf ...", antwortete sie erwartungsvoll auf Jeffreys Frage.

Es war ein Gericht, das sie wohl das letzte Mal gegessen hatte, als sie erst ein paar Jahre alt war. Ihre Eltern hatten es gerne repliziert und das Gericht war im Laufe der Zeit für Jean wie ein Sinnbild von Heimat und Familie geworden.

Nach den Ereignissen der letzten Monate war es vielleicht wieder an der Zeit zu versuchen, ob es wohl nicht doch auch an einer anderen Stelle des Weltalls ein bisschen Heimat gab, das man ergattern konnte.

"Syto Bohnen. Hab ich noch nie gegessen.", sagte David sichtlich neugierig und begab sich zum Replikator, um die einzelnen Zutaten zu replizieren. Er blickte kurz über die Schulter. Jean schaute sich interessiert im Quartier um. "Ich weiß. Es ist nicht wirklich schön eingerichtet. Ich fühle mich auch noch nicht wirklich zuhause hier..."

David nahm die Zutaten und stellte sie auf die Arbeitsplatte. "Du putzt das Gemüse und ich kümmere mich um den ganzen Rest.", sagte der Terraner. Jean kam seiner Aufforderung direkt nach.

Er beobachtete sie einen kurzen Augenblick und begann dabei den Käse zu reiben. Er war wirklich unheimlich aufgeregt und froh, dass sie da war und das verwunderte ihn doch sehr. Er hatte in den letzten Monaten absolut keine Zeit gehabt, sich für Freunde oder Frauen zu interessieren und war sich nicht sicher, ob sich das jetzt ändern sollte.

"Du kommst mir dort irgendwie fehl am Platze vor. Auf der Atlantis, meine ich. Du wirkst so ... anders als die anderen. Vernünftiger und Rechtschaffener." Kaum hatte David den Satz beendet bereute er auch schon, ihn begonnen zu haben. Für den Anfang eines lockeren Gesprächs nicht gerade geeignet ... und irgendwie uncharmant obendrein...

--- Holodeck 1

Auf dem Weg dorthin, dachte Chris immer noch voller Vorfreude an den ersten Eindruck, den er nun von seinem Werk bekommen würde. Noch schöner wäre es gewesen, wenn er noch jemanden gehabt hätte, der mit ihm dieses Abenteuer ausprobiert hätte, aber Kontakte hatte er immer noch keine auf der Venture knüpfen können.

Er betrat das Holodeck und sah sich verwundert um, fand sich Carter doch irgendwo in der bajoranischen Steppe wieder. 'Ist ja wieder typisch!', er seufzte, klar, dass das Holodeck besetzt war, das hatte auch gar nicht anders sein können. Dann hörte er plötzlich die Stimme einer Frau.

Verwundert sah sich Carter um und entdeckte sie weit über sich. Klettern gehörte wirklich nicht zu den Dingen, die ihm Freude bereiteten. Für Chris musste bei jedem Szenario auch etwas dabei sein, das er für seine Arbeit gebrauchen konnte.

Natürlich war ein Seegefecht nicht unbedingt mit einem Raumkampf gleichwertig, allerdings brauchte es auch dafür Geschick, taktische Überlegungen und eine gut geplante Strategie.

Er hob grüßend eine Hand. "Ich wollte nur mein neues Szenario testen", rief er zu Veronika hinauf. "Das kann aber gerne warten, ich möchte Sie wirklich nicht stören."

"Ich würde verriegeln, wenn ich keine Gesellschaft wollte!", rief Veronica zurück. "Immerhin..." Sie verstummte und murmelte einen Fluch in sich hinein. "Warten Sie mal!", rief sie dann hinab.

Jetzt erst rappelte sie sich endgültig auf und zupfte sich rasch holographisches Gras von ihrer Hose. Ein gepflegtes Erscheinungsbild war immerhin alles.

Dann wies sie den Computer an, den Bergvorsprung, auf dem sie stand, auf Bodenhöhe abzusenken. Wie ein Frachtaufzug löste er sich vom Rest des Bergs und näherte sich dem Neuankömmling. Neugierig sah sie hinab. Carter, hatte sie erkannt, von der Sicherheit. Sie hatten nie miteinander gesprochen, außer vielleicht auf ihrer Station via Intercom, aber sie erinnerte sich von der letzten Katastrophe an den Mann.

Außerdem auch ganz ohne Lebensgefahr gutaussehend, stellte sie beim Näherkommen mit einem gut versteckten wohlwollenden Blick fest.

Mit einem Grinsen sprang sie vom Felsen, als er sich dem Boden auf einen Meter angenähert hatte, und kam vor Carter auf. "Besser, nicht wahr?", stellte sie fröhlich fest. "Sie stören überhaupt nicht. Sie können mit mir klettern, wenn Sie wollen, oder Sie können mich verjagen, oder...", sie zwinkerte ihm freundlich zu, "...Sie können mir Ihre Simulation zeigen."

Ihre Hand löste sich von der roten Locke, mit der sie abwesend gespielt hatte, und streckte sich Carter entgegen. "Ich bin übrigens Veronica Aillard. Ich bin die, die immer die Schreckensmeldungen durchsagt."

Chris lächelte verlegen, ergriff dann allerdings kurz die Hand der Frau. "Chris Carter, freut mich, Sie kennen zu lernen, Miss Aillard." Dann schwieg er einen Moment verlegen. 'Was mache ich denn jetzt?', das vermochte Chris in diesem Moment nicht zu sagen. Ihm war nicht ganz wohl bei dem Gedanken, wenn sie sein Szenario zu sehen bekam.

Er betrachtete sie eingehend. 'Sie ist wirklich hübsch.' Als ihm bewusst wurde, dass er sie förmlich mit den Augen ausgezogen hatte, blickte er rasch zu Boden. Das war eigentlich nicht seine Art, auch wenn seine Vorgesetzten, besonders Trustman, etwas anderes behauptet hätten, Carter verstand es sehr wohl sich zu benehmen.

"Da haben Sie aber ein ganz schönes Stück Arbeit hinter sich", meinte er schließlich, als das Schweigen kaum noch zu ertragen gewesen war. "Ich möchte Sie wirklich nicht vertreiben, Miss Aillard", versicherte er dann. "Ich habe gerade ein Szenario fertig gestellt und wollte es einmal ausprobieren, vielleicht gibt es auch noch den einen oder anderen kleinen Fehler zu entdecken. Wenn Sie also wirklich gerne bleiben möchte, habe ich nichts dagegen."

Dass es wirklich noch Fehler zu entdecken gab, bezweifelte Chris allerdings. Aber das würde er nicht einfach so behaupten.

Carters langer Blick war Veronica nicht entgangen, und als Reaktion hatte sich ein strahlendes Lächeln auf ihrem Gesicht ausgebreitet. Sie musste sich bewusst davon abhalten, nicht wieder mit ihrem Haar zu spielen.

"Ich wette, das sagen Sie nur so", erwiderte sie fröhlich. "Ich wette, es ist großartig. Ich bekomm nichts Schwieriges hin als eine neue Felsformation. Sie müssen gut sein, wenn Sie komplette Simulationen programmieren."

Während sie sprach, war sie aus dem Weg getreten, damit Carter das Terminal erreichen konnte, das bei seinem Eintreten aus dem Boden gewachsen war.

"Was ist es denn?", fragte sie neugierig und stellte sich hinter den Mann, um an seiner Schulter vorbei auf die Anzeige zu spähen, sich völlig unbewusst, dass ein Seitenblick ihm den ultimativen Einblick auf die andere anwesende Felsformation gewähren würde, die sich unter ihrem Oberteil befand.

Für die unglaublichen Einblicke, die ihm Veronica da offenbarte, hatte Chris gar keine Augen, nicht ein Mal einen winzigen Blick. Er war an das Terminal heran getreten und hatte angefangen die Daten zu übermitteln. Carter war aufgeregt und voller Vorfreude, konnte in diesem Moment an nichts anderes mehr denken.

"Oh", begann Carter bereitwillig zu erzählen. "Es ist eher eine Art Abenteuerroman, der auf einem Segelschiff spielt, einem Handelsschiff um genauer zu sein. Er beschreibt, so gut ich es recherchieren konnte, das Leben und Arbeiten an Bord. Mit all seinen Entbehrungen, auch mit schlechtem Wetter und rauer See und natürlich einen Angriff von Piraten."

Carter unterbrach für einen Augenblick seine Arbeit und sah Veronica an. "Ich hoffe, Sie können sich mit solchen Geschichten überhaupt anfreunden und bereuen nicht schon, dass Sie mir das Holodeck überlassen haben, Miss Aillard."

"Nein, gar nicht", widersprach Veronica mit einem Anflug von Empörung. "Piraten sind doch toll!" Ein begeisterter Schimmer trat in ihre Augen, während sie sich an das Terminal lehnte und an Terra zurück dachte. "Ich bin ein paar Mal auf einem Segelschiff gefahren, daheim auf Terra. Während meiner Zeit auf der Sternenflottenakademie gab es diese Schiffspartys, da war ein Rekrut, der hat auf dem Schwarzen Meer im Tourismus gearbeitet..."

Aus dem Augenwinkel sah sie Carter dabei zu, wie er die letzten Angaben in das Terminal eingab, ganz versenkt in die Aufgabe. Sie stutzte. Nachträglich fiel ihr auf, dass irgendetwas an diesem Szenario nicht so lief, wie normalerweise.

Es waren die Augen des Sicherheitsoffiziers. Sie klebten auf dem Terminal.

Also schwul.

Veronica unterdrückte eine Grimasse.

War ja klar.

Sie räusperte sich. "Fangen wir an?"

--- Quartier 12

"Wie erfreulich", erwiderte Ruben irritiert. Er war noch immer etwas aufgeregt, weil sie ihn in dieser peinlichen Situation, gebückt vor einem Kaktus mit den Händen über den Boden schabend, vorgefunden hatte.

Vor Scham war er rot angelaufen. Die Farbe wich aber langsam, jetzt, wo die ihm eigentlich fremde Ärztin so nett half - Auch wenn sie dabei von Giftgasangriffen sprach.

Nach einigen Sekunden hatten sie fast alle Granulatkörner vom Boden aufgesammelt und wieder in die Pflanzkübel geworfen. Der Kaktus thronte noch immer erhaben über der Situation, so als habe er das Unglück gar nicht mitbekommen.

"Danke!", meinte er, während beide wieder aufstanden.

Eine unangenehme Stille entstand, bevor der Niederländer an seine Gastgeberpflichten dachte: "Setzen Sie sich doch! Wollen Sie etwas ähh trinken?"

"Eine Tasse Tee wäre nett. Schwarztee mit Milch", erwiderte Jordan und sah dem Sicherheitschef nach, als er sich mit einer Abruptheit zum Replikator umwandte, als hinge sein Leben davon ab.

Neugierig sah sie sich jetzt endlich um. Mit etwas Neid erkannte sie, dass Wagenvoort seinem Quartier innerhalb der relativ kurzen Zeit bereits eine eigene Note verpasst hatte - der riesige Kaktus, ein langes Regal mit PADDs (das zumindest entsprach ihrem eigenen) und... das Aquarium.

Fasziniert trat sie näher und bückte sich, um einen genaueren Blick darauf zu werfen. Regenbogenfische schwammen um kleinere blaue Fische herum, deren Namen sie nicht kannte, Neonfische wuselten um die Tentakeln der Pflanzen herum, und zwei glitzernde blaue Skalare patrouillierten Seite an Seite einen großen Fels im Zentrum der Komposition. Am Boden in einer Ecke entdeckte sie schließlich Hektor.

"Es ist wunderschön", hauchte sie, als sie Wagenvoorts Schritte hörte.

Glücklich lächelnd stellte Ruben die gewünschte Tasse Schwarztee auf den kleinen Schrank, der direkt neben dem Aquarium stand. Er hätte nicht gedacht, dass irgendjemand an Bord sein Hobby würde nachvollziehen oder gar schön finden können.

Die meisten Menschen, denen er in seinem Leben begegnet war, hatten ihn insgeheim für eine Monstrosität gehalten, bestenfalls noch für einen komischen Kauz, einen verrückten Schwächling - der Niederländer hatte es in ihren Augen lesen können, wenn sie ihn gemustert hatten.

Die menschliche Toleranz reichte für sechsbeinige Insektoide oder klingonische Vegetarier, aber ihresgleichen selbst musste dem Muster entsprechen.

Und in dieses Bild passte sein Charakter wohl nicht hinein.

Sicher, auf der Venture wurde er akzeptiert. Weil er nützlich war. Trotzdem blieb er ein Ausgestoßener unter den Ausgestoßenen...

Auch, weil er tief in sich Angst hatte, dies zu ändern, auf andere Wesen zuzugehen.

"Das finde ich auch. Es ist so überschaubar, wie ein kleines Universum, dessen Grenzen man überblicken kann und in dem nichts Unvorhergesehenes möglich ist. Und genauso bunt", fasste Ruben sein Empfinden zusammen und hielt sich an der eigenen Tasse Tee fest.

"So habe ich es noch nie betrachtet", erwiderte Jordan beeindruckt. Sie lächelte, als einer der Skalare aus der Formation, in der er geschwommen war, ausscherte und einen Neonfisch aus der Nähe seines Partners davonjagte.

Merkwürdig, dachte sie, wie es einem Mannschaftsmitglied wie Wagenvoort, den alle immer möglichst ignorierten, gelang, sich abseits vom Rest des Schiffes ein kleines eigenes Stückchen Welt aufzubauen.

Vielleicht hatte sie an den falschen Orten gesucht, um Anschluss auf der Venture zu finden. Sie hätte nach Leuten mit demselben Problem Ausschau halten sollen.

Ein kleiner Moment der Stille war verstrichen, und als es ihr auffiel, räusperte sie sich und griff nach ihrem Tricorder. "Also", fragte sie. "Was stimmt denn nicht mit Hektor?"

--- Atlantis, Pormas Quartier

Ungläubig starrte Pormas die Ärztin an. Er hatte geglaubt, dass sie die ganze Zeit, in der sie schweigend dastand, nur die richtige Formulierung gesucht hatte, um ihm zu sagen wie abstoßend er sei.

Die Knie des Südländers fühlten sich jetzt noch weicher an als zuvor. In ihm stritten zwei Empfindungen. Eine, die sich endlich der Erlösung der endlosen Leere hingeben wollte und das Urteil nicht akzeptieren wollte... und ein zartes Gefühl von Hoffnung.

Ganz egal, wie es jetzt in ihm aussah, er hatte sich geschworen, das Urteil seiner beiden Freunde zu akzeptieren.

Egal wie es aussah.

"Ich... ich danke dir...", brachte der Sicherheitschef mühsam hervor. Dankend blickte er Llewella in die Augen. "Es bedeutet mir mehr als du...", 'oder ich', bemerkte Pormas irritiert, "...ahnst..."

Verwirrt brach er den Augenkontakt ab. Egal was da in ihm brodelte, jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Und ob es dafür noch einen richtigen Zeitpunkt gäbe, war noch nicht gewiss.

Der Südländer lehnte weiter mit gesenktem Kopf an der Wand und harrte der Dinge die kommen würden.

Sternenlicht stand noch immer regungslos am Fenster, das Standbild nur durch ein gelegentliches Zucken der Schweifspitze unterbrochen.

Langsam drehte sich der Sivaoaner um, seine ganze Haltung hatte sich gegenüber dem lockeren Sternenlicht, den man sonst kannte, verändert. In seiner Stimme, seiner Haltung schwang die ganze Autorität, das ganze Ansehen mit, welches er in seiner Heimat als Barde innehielt.

Er wandte sich an die Schottin, seine Stimme ruhig, kontrolliert: "Llewella, bitte lass uns allein. Ich möchte mit Pormas alleine sprechen, von Barde zu Kind."

Llewella wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen, als Sternenlicht sie im Ansatz gleich wieder unterbrach: "Bitte, mach dir keine Sorgen. Glaubst du, ich würde einem Kind etwas antun?"

Die Schottin tat einen tiefen, beinahe hörbaren Atemzug. Zwar war sie sicher kein Experte auf dem Gebiet der sivaoanischen Kultur, aber Sternenlicht hatte ihr im Laufe ihrer gemeinsamen Zeit und etlicher gemeinsamer Holodeckbesuche dennoch genug von seiner Heimat nahegebracht, als dass sie nun zumindest ahnte, was kommen würde.

Und wusste, dass sie Sternenlichts Bitte entsprechen konnte.

Mit ebenfalls ruhiger Stimme antwortete sie dem Katzenwesen. "Aye, ich werde gehen."

Ohne ihren Blick noch einmal explizit auf den Südländer zu richten, meinte sie noch "Ich bin in meinem Quartier."

Nach diesen Worten drehte sie sich um und verließ den Raum.

Der Sivaoaner atmete einmal tief durch und trat danach entschlossen einige Schritte auf Pormas zu. Der Sicherheitler roch noch immer nach Selbstmitleid, vielleicht gemischt mit einer Prise Verwunderung, vermutlich über Llewellas Reaktion.

Lange hatte Sternenlicht über das erzählte nachgedacht, über das, was Pormas von ihm wohl erwartete. Und wieder einmal, so meinte der Barde, machte er es sich zu leicht.

"Sieh mich an!" zischte er. Pormas Kopf zuckte reflexartig nach oben, die Stimme, die da jetzt mit ihm sprach hatte keine Ähnlichkeit mehr mit der, die eben noch mit Llewella gesprochen hatte. Sie war scharf, fast schneidend, und eiskalt.

Lag da in Pormas Blick ein wenig Furcht? 'Gut so', dachte sich Sternenlicht, sollte er ruhig ein wenig zittern.

"Ich frage mich ernsthaft", begann das Katzenwesen, "wie ihr Menschen so lange überleben konnte, ohne euch selbst auszulöschen. Erwachsensein ohne jegliche Prüfung... Man könnte uns Sivaoaner ja als unflexibel bezeichnen, aber das..."

Sternenlicht trat energisch einen weiteren Schritt auf Pormas zu. Dieser wollte instinktiv zurückweichen, wurde aber nach wenigen Zentimetern von der Wand hinter ihm aufgehalten. Die beiden standen jetzt keinen halben Meter mehr auseinander.

In einer anderen Situation hätte das Bild vermutlich komisch gewirkt. Der über einen halben Kopf kleinere und nur gut halb so breite Sternenlicht drängte den Hünen in die Ecke. Sternenlicht machte dabei noch nicht einmal einen gefährlichen Eindruck. Die angelegten Ohren waren vielleicht noch das einzige Zeichen, welches auf seinen Gemütszustand schließen ließ.

Sternenlicht fuhr mit immer noch schneidender Stimme fort: "Nicht nur dass du Menschen getötet hast, du hast deine Familie verraten!"

Zum ersten Mal antwortete Pormas: "Verraten? Aber sie sind doch alle tot!"

Der Satz war kaum zu Ende gesprochen, als dem Südländer beinahe schwarz vor Augen wurde und er vor Sternenlicht auf die Knie sackte. Eine Faust des Sivaoaners hatte ihn mit einer blitzartigen Bewegung einen heftigen Schlag an den Kopf versetzt. Im Dämmerlicht im Quartier war die Bewegung nicht zu erkennen gewesen.

"Behalt dir deinen Trotz für dich, Pormas! Eine Familie besteht nicht nur

aus Eltern, ja du hattest sogar einen Partner, alle hast du verstoßen!"

Pormas öffnete den Mund, wollte widersprechen, Sternenlicht überfuhr ihn aber gnadenlos: "Wirst du wohl schweigen wenn ein Barde spricht!

Ich sage dir eins, der einzige Grund, warum ich dich nicht auf der Stelle selbst umbringe ist die Tatsache, dass du offensichtlich nie erwachsen wurdest.

Hör mir jetzt genau zu, denn ich werde dies nur einmal sagen: Wenn du deine Wanderung, die vor dir liegt, schaffst, wenn du wirklich erwachsen werden kannst, dann werde ich dich in meine Familie, ins Lager Srallansre aufnehmen.

Solltest du aber einen einzigen Fehltritt machen, erwarte ich von dir, dass du den anderen Weg zur Reife beschreitest. dies ist die letzte, die einzige Chance, die du von mir bekommen wirst.

Ach ja, und solltest du Llewella in irgendeiner Form wehtun, ihr das Herz brechen, dann Gnade dir dein Gott, welcher das auch immer sein möge.

Haben wir uns verstanden?"

--- vor Pormas Quartier

Nachdem sich die Türe beinahe lautlos hinter der Schottin geschlossen hatte, lehnte sich diese erst einmal erschöpft gegen die Wand des Ganges. Kein Mensch war zu sehen, also gestattete sie sich einen tiefen Seufzer.

Mit müdem Schritt und hängenden Schultern ging sie langsam zu ihrem Quartier. Wirre Gedankenfetzen gingen ihr durch den Kopf, seltsame Bilder, die sich kaum zuordnen ließen, erschienen vor ihren Augen. Heftiger Kopfschmerz stieg in ihr auf - wieder einmal. Dies wurde zur Gewohnheit in den letzten Tagen.

--- Llewellas Quartier

Die Rothaarige betrat ihr Quartier und blieb direkt bei der Türe stehen, die sie nicht verriegelte. Ihre Schritte führten sie direkt zur Couch, auf die sie sich unzeremoniell fallen ließ. Ohne darüber nachzudenken griff ihre Hand nach oben und öffnete die Spange, die ihre Haarmähne zusammenhielt. Erfahrungsgemäß half das gegen Kopfschmerzen. Zumindest meistens. Zumindest ein wenig.

Llewella fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare und massierte sich sanft die Schläfen. Immer noch konnte sie keinen klaren Gedanken fassen.   Was war das gewesen? Ein Alptraum?

Es musste ein Alptraum gewesen sein. In der nächsten Sekunde würde sie aufwachen, es wäre früher Morgen und ihre Schicht würde beginnen. Ein ganz normaler Arbeitstag in der Krankenstation, mit ganz normalen Krankheiten und kleineren Verletzungen.

Die Ärztin rieb sich die Augen. Nay, es war kein Alptraum gewesen... Ihr Blick wurde von einem Wandregal wie magisch angezogen, ein Wandregal neben einem wunderbaren, real wirkenden Gemälde des Ben Nevis im Morgennebel, das sie so sehr liebte, aber heute nicht einmal wahrnahm. Beinahe mechanisch stand die hochgewachsene Frau auf und entnahm dem Regal eine Flasche und ein Stielglas.

Sie schenkte sich ein wenig der goldenen Flüssigkeit ein und kehrte zu ihrer Couch zurück, die verschlossene Flasche in der Hand, die sie neben der Couch auf den Boden stellte. Mit geschlossenen Augen atmete sie das sich entfaltende Aroma des Whiskys ein, rauchig, torfig, mit leichter Süße im Hintergrund.

'Uisge Beatha - Lebenswasser', dachte die Schottin und nahm einen Schluck. Wohlige Wärme breitete sich in ihrem Magen aus und verteilte sich von dort in ihrem Körper. Die erhoffte Entspannung setzte jedoch nicht ein.

Ruhelos begann sie, in ihrem Quartier herumzuwandern. Ihre Gedanken waren bei Pormas und Sternenlicht. Was hatte Sternenlicht vor?

Llewella hatte Vertrauen zu dem Sivaoaner. Sonst hätte sie nicht so widerspruchslos Pormas' Quartier verlassen. Aber es machte sie wahnsinnig, hier herumzugehen wie ein Tiger im Käfig, ohne zu wissen, was sich ein paar Quartiere weiter abspielte...

Die Schottin setzte sich an ihre Harfe und begann, ein wenig zu spielen. Aber sie konnte sich nicht konzentrieren. Sie wies den Computer an, Musik anzustellen, aber selbst die Klänge der Heimat vermochten sie nicht abzulenken.

Sie nahm einen zweiten Schluck Whisky. Und setzte sich wieder auf ihre Couch. Stand wieder auf. Ging herum. Setzte sich wieder.

Wie viel Zeit mochte vergangen sein, seitdem sie Pormas Quartier verlassen hatte? Würde einer der beiden daran denken, sie zu verständigen? Sie zu ... beruhigen?

Sie befürchtete, nein. Wahrscheinlich waren beide zu aufgewühlt, um an die Ärztin zu denken. Ein dritter Schluck Whisky. Das Glas war leer. Kurz spielte sie mit dem Gedanken, es wieder zu füllen, aber sie unterließ es. Die Schottin vertrug ziemlich viel, aber sie wollte es darauf doch nicht ankommen lassen.

Mit geschlossenen Augen lehnte sie sich an. Sofort erschienen Bilder vor ihrem geistigen Auge. Sternenlicht, wie er mit ihr gemeinsam auf dem Holodeck unter ihrem Lieblingsbaum saß und ihr von Sivao und seiner Kultur berichtete. Sternenlicht, hoch aufgerichtet, nachdem er die Andorianerin und ihren Komplizen getötet hatte.

Und immer wieder Pormas. Lächelnd. Jungenhaft grinsend, Schalk in den Augen. Kämpfend, das Katana erhoben.

Müde und zusammengesunken an der Wand lehnend.

Was zum Teufel war eigentlich mit ihr los???

--- Venture, Turbolift

Beinahe konnte man dem Vulkanier den inneren Twist am Gesicht ablesen und Alex war sich sicher, dass dieser schon ein wirklich logisches Argument auf der Zunge liegen hatte, wieso er doch diesen Lift hier nehmen sollte und nicht einen Anderen. Jedoch schien er nach Aprils Blick schnell zu dem Schluss gekommen zu sein, dass es für ihn gesünder war, hier nun auszusteigen.

"Einen schönen Tag noch", verabschiedete sich dieser dann mit einer hochgezogenen Augenbraue und Alex war sich ziemlich sicher, dass er wusste, was der Vulkanier in diesem Moment gedacht hatte; und das ohne irgendwelche hellseherischen oder betazoiden Fähigkeiten.

"Dem hast du es aber gegeben", frotzelte er mit einem breiten Grinsen, während er auf die inzwischen wieder verschlossene Turbolifttür zeigte.

April knuffte dem Techniker herausfordernd in die Seite und grinste ihn dabei verschwörerisch an.

"Der hätte es nicht wagen sollen zu widersprechen ...!", unterstrich sie ihre Geste, während sie sich wieder in Alex Umarmung schob.

"Computer - Türen wieder verriegeln ... und das Licht auf 10% Helligkeit dimmen.", befahl sie noch, während sie schon begann ihre Hände unter Alex Shirt wandern zu lassen.

"Aiaiaiaiai", entfuhr es Alex und er machte einen kleinen Satz nach hinten, als Aprils Hände seine Haut berührten. "Was hast du denn mit deinen Händen gemacht, die sind ja eiskalt?"

Er versuchte spielerisch den beiden gefürchteten Eisblöcken zu entkommen, mit denen April versuchte, ihn zu erwischen, jedoch war das natürlich in der Enge des Liftes nicht wirklich möglich.

"Ok, ok. Einigen wir uns auf einen Waffenstillstand", sagte er mit erhobenen Händen und einem liebevollen Schmunzeln. "Du darfst alles einsetzen bis auf deine Hände und ich ... nun ja, ergebe mich dir."

--- Holodeck 1

"Hmm?", verwundert blickt Chris von seiner Arbeit auf, er hatte die Frau neben sich schon ganz vergessen. So war er immer, sobald es daran ging, dass ein Szenario zum ersten Mal laufen sollte, gab es für den Sicherheitler nichts anderes mehr.

Doch nun bemerkte er, wie hübsch sie war und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. "Tut mir leid", entschuldigte sich Carter bei Veronica. "Aber das ist immer ein spannender Augenblick, ich bin sofort fertig."

Dann beugte er sich erneut über das Terminal und gab die letzten Veränderungen ein. Plötzlich befanden sich beide auf einer Hansekogge und trugen auch die passende Gewandung. Eine kleine Gruppe Kaufleute auf ihrem Weg über die Ostsee bis nach Nowgorod. Eine jährlich wiederkehrende Fahrt, um Pelze und gewisse Stoffe zu erwerben und selbst Güter der Stadt zu veräußern.

Im Moment war die See ruhig und nur sehr kleine Wellen, die sie auf dem Schiff nicht wahr nehmen konnten, kräuselten die Oberfläche. Der Himmel war strahlend blau und die Sonne brach sich auf der See, die einen etwas graublauen Glanz aufwies, kein tiefes, reines Blau wie man es im Mittelmeer zu sehen bekam. Die Luft schmeckte salzig.

Mit einem breiten Lächeln und einem Funkeln in den Augen wandte sich Chris zu Veronica um. "Und? Wie gefällt es Ihnen, Miss Aillard?", erkundigte er sich und man konnte die Freude in seiner Stimme hören.

"Es ist... es ist großartig." Mit großen Augen drehte Veronica sich einmal um ihre eigene Achse, so dass ihr schwerer Leinenrock sich aufblähte wie eine Glocke, und übersah das ungeheuer authentische Szenario um sich herum. Es war nicht wie die Szenarien, die sie aus Holosuiten kannte - die fast zu hübsch waren, um wahr zu sein. Es war täuschend echt. Die Luft war plötzlich so salzig, dass sie praktisch fühlen konnte, wie die Feuchtigkeit sich in ihren Haaren festsetzte.

Alle Spekulationen über Carters Sexualität waren einen Moment lang vergessen. Wer solche Programme schreiben konnte, durfte ihretwegen auch dem fünften Geschlecht der Xindi-Vögel angehören. Das Lächeln, das sie Carter zuwarf, strahlte sonnig.

Fasziniert drehte sie sich um und ging zur Reling, um einen Blick auf die See zu werfen.

"Ich kann gar nicht glauben, dass...", setzte sie an.

Dann brach eine morsche Planke unter ihr weg; rotes Haar wirbelte auf, und sie bekam nur Gelegenheit für einen kurzen Schrei, bevor sie im Dunkeln unter Deck auf etwas Hartem landete.

--- Atlantis, Pormas Quartier

Ohnmächtig vor Wut blickte der immer noch kniende Pormas zu Sternenlicht auf. Was erlaubte sich das Katzenviech? Der Südländer presste noch einmal die Augen zusammen, um die letzten Reste der Fast-Ohnmacht zu vertreiben.

Der Schlag des Sivaoaners hatte ihn völlig unvorbereitet getroffen und den mental ausgelaugten Sicherheitschef fast umgeworfen. Bewegungslos harrte er in dieser Position und langsam gewann sein Verstand wieder die Oberhand über die Wut.

Dies war doch genau der Grund gewesen, warum er diese Konfrontation gesucht hatte. Er wollte die Meinung Sternenlichts haben und hatte sie auch bekommen. Und der Barde hatte tatsächlich Recht.

In allen Punkten.

Er hatte es sich, mal wieder, zu einfach gemacht. Er wollte die Absolution, oder ein Urteil bekommen, nur damit er sich selber nicht mehr hinterfragen musste.

Dass er es aus dem Grunde nicht machen wollte, weil es ihm vor dem graute, was er beim Blick in seine Vergangenheit sah, war keine Entschuldigung.

Auch hatte er damals alle Hilfe abgelehnt, die sich ihm geboten hatte, zu verbohrt war er in seinem Hass gewesen.

Jeder Andere, der Pormas an den Kopf geworfen hätte, dass er ein Kind sei, hätte den zweiten Satz nicht überlebt. Aber hier und jetzt hatte der Barde Recht und in einem gewissen Sinne mochte es auch stimmen.

Es war an der Zeit, dass ihm jemand die Leviten las.

Der Südländer nahm das Urteil ohne Vorbehalte an, wie auch das von Llewella. Der Gedanke an die Schottin machte ihm plötzlich die Bedeutung der letzten Worte und Sätze des Sivaoaners bewusst.

Seine Gedanken rasten, während er versuchte einen Entschluss zu fassen. Langsam stand er auf und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Nicht vor Stolz oder Trotz, sondern aus Respekt nahm er Haltung an.

"Sternenlicht...", Pormas rang nach Worten, um seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen, "Ich weiß nicht, warum du mir diese Chance... diese Ehre zukommen lässt, Mitglied deiner Familie zu werden.", fest schaute er dem Sivaoaner in die Augen, "Aber ich will alles mir Mögliche tun, um... dich nicht zu Enttäuschen."

Der Südländer hoffte, dass das Katzenwesen die Aufrichtigkeit seiner Worte spürte. Er wusste zwar, dass sein Volk einen sechsten Sinn dafür hatte, aber in erster Linie hatte Pormas Angst, es selber nicht ehrlich zu meinen.

Sternenlicht entgegnete den Blick ruhig aus seinen unergründlichen Augen. Der Sicherheitschef wusste einfach nicht was er weiter sagen sollte zu der Möglichkeit... wieder eine Familie zu haben.

"Ich kann dir nur danken...", kam es irgendwann aus ihm heraus. Einem Nicht-Sivaoaner ein solches Angebot zu machen... Pormas wurde ein bisschen schwindelig, als ihm bewusst wurde, WAS ihm angeboten wurde.

"Ich will... ich _werde_ dich nicht enttäuschen! Ich werde meinen Weg gehen, mit allen Konsequenzen...", der Südländer holte kurz Luft, bevor er weiter sprach, "Ich werde deine Hilfe sicher brauchen, damit ich meine... Wanderung schaffe."

Pormas Augen wurden hart, "Aber eines brauchst du mir nicht noch einmal zu sagen... eher werde den anderen Weg beschreiten, als dass ich Llewella schaden werde.", bei diesen Worten brannte ein leidenschaftliches Feuer in den Augen des Südländers.

"Ich weiß nicht, wie du in mein Herz geschaut hast, aber sie darf davon nie erfahren. Ich wäre nicht gut für sie, das weißt du so gut wie ich selbst. Im Augenblick bin ich nicht einmal gut für mich selbst."

--- Irgendwo...

Die Frau war in einen unruhigen Schlaf gefallen. Sie versuchte sich zu bewegen, stieß mit der Schulter gegen die Wand, die sie umschloss, und ihre Augen flackerten kurz, bevor sie wieder tiefer einschlief...

Ein Palast aus weißem Stein ragte unter den niedrigeren Wohnhäusern auf wie ein Berg; filigrane steinerne Brücken verbanden seine Türme, kleine Erker zierten die Wände wie opulenter Schmuck.

"Das größte Bauwerk unserer Zeit", sagte eine Stimme. "Ein Monument, an dem die Fremden unter den Sternen die Majestät unseres Volks erkennen werden. Dein Verdienst, Tena."

Blinzeln - die Szene wechselte.

Schmerz. Seine Schulter tat weh wie die siebte Hölle. Kalan, Sohn des Gongh ragte bedrohlich über ihm auf.

"Wag es nicht, das Haus des Gongh zu beschmutzen, P'tagh..."

Oh, er *hasste* Klingonen. Sie...

Blinzeln.

"Deine Ausreden interessieren mich nicht mehr! Wenn du mich willst, musst du dich scheiden lassen! Von ihm *und* von ihr!"

Blinzeln.

Die Außenhülle der USS Victory erbebte, als die Entladung sich fortsetzte, sie konnte förmlich spüren, wie sie dabei war, das Schiff zu zerstören, ihr Schiff, das sie nach all den Jahren...

Blinzeln.

Er wusste, dass Amar in seinen Rücken starrte.

"Seit drei Leben, Amar", sagte er leise und starrte aus dem Fenster hinab auf die Hauptstadt von Trill - auf den Palast von Talax, er konnte sich so gut daran erinnern, wie er, nein Tena, mit ruhigen Händen die Baupläne nahm und dem Rat vorlegte... "Seit drei Leben frage ich mich, ob das alles war. Ob es nicht eine Möglichkeit gibt... Soll ich mich jetzt, und in Zukunft, den Regeln beugen, die die Kommission mir auferlegt?"

Schweigen.

"Ich will nicht, dass du stirbst", sagte Amar dann bitter. "Ist das zu viel verlangt?"

Er lachte. "Ich bin achtmal gestorben, Amar. Ich werde noch zehnmal sterben..."

--- Irgendwo da draußen, Klasse 8 Sonde

Die Sonde schoss mit Warp 9 durch das All.

Ein Piepsen weckte sie auf. Inara blinzelte und versuchte unwillkürlich, sich aufzusetzen - stieß mit dem Kopf gegen die Decke und sank mit einem Stöhnen zurück zu Boden. Sie hatte nie unter Klaustrophobie gelitten, nein, aber noch eine weitere Stunde in diesem Ding und sie würde anfangen umzudenken...

Bilder des Traums strichen vor ihrem inneren Auge vorbei - Orte, die sie niemals gesehen hatte... Personen, die sie liebte, die sie niemals getroffen hatte... eine Unzahl an Erinnerungen, zum Greifen nah, die verschwanden, sobald sie versuchte, sich darauf zu konzentrieren.

Mühsam versuchte die Trill, sich auf das Piepen des Computers zu konzentrieren. Annäherungsalarm. Das System war darauf programmiert, sie zu wecken, sobald sie sich der Atlantis näherte.

Sie musste ein paar Mal schlucken, bis sie ihre Stimme wiederfand. Nach Stunden - fühlte sich wie Tage an - in der einzigen Sonde, die der Al'jiman entbehren konnte, hatte sie vor allem Durst. Ihr Kontakt hatte sie dem Schiff so nahe gebracht, wie er konnte.

"Computer", brachte sie heraus. "Identifiziere das Schiff."

"Zwei Schiffe in Scanreichweite", meldete der Computer mit einer Stimme, die, glaubte sie, zum Föderationsdesign gehörte. "USS Atlantis und USS Hope."

Bei den heiligen Pfützen von Mak'ala! *USS*? Sogar ihr Symbiont schauderte.

Rasch wies sie den Computer an, die Identifikationssignale des Al'jiman an die Atlantis zu übermitteln. Toxa, der Pilot ihres Schiffs, hatte zwar gesagt, dass man O'Connor absolut vertrauen könne, aber das half ihr auch nichts, wenn die Föderation sie vorher erwischte...

--- Venture, Jeffreys Quartier

Xen blickte von ihrem Messer auf und warf dem Terraner einen ersten skeptischen Blick zu. Hatte er sie jetzt wirklich als rechtschaffen bezeichnet? Für einige Momente hielt sie Davids Blick fest und suchte in seinem Gesicht nach irgendeiner Regung, die seine Aussage als Scherz identifizieren würde. Er meinte es offensichtlich aber ernst.

Kurz huschten vor ihrem inneren Auge die Erinnerungen an ihre Inhaftierung bei der Sternenflotte vorbei, was ein breites Grinsen auf ihren Lippen entstehen ließ.

"Wie kommst du denn zu der absurden Annahme?", fragte sie neugierig.

"Ich... weiß es nicht.", gestand David, während er wohl ziemlich errötete. "Du strahlst es irgendwie aus.", versuchte er, sich zu erklären.

Dann winkte er ab. "Vergiss es. Ich wollte nur erfahren weshalb du gerade auf der Atlantis angeheuert hast. Mein Gefühl hat mir irgendwie vermittelt, dass du von deiner Einstellung her eher auf die Venture passt, wobei ich persönlich ja gar nichts über deine Motive und Gründe weiß. Ich wollte einfach nur ein Gespräch beginnen."

Er lächelte sie ehrlich an. "Ich möchte mehr über dich erfahren."

Jean hob die Augenbrauen nach oben und überlegte für einen Moment, inwieweit sie dem Terraner von sich etwas erzählen sollte. Er war nett und sichtlich zuvorkommend und doch war sich die junge Frau nicht sicher, inwieweit er ihre Motive wirklich verstehen konnte.

Etwas verlegen blickte Jean auf ihre Hände.

"Hm, sagen wir es mal so - die Atlantis war zur rechten Zeit da als ich ein Dach über dem Kopf gebraucht habe.", begann sie etwas zögerlich.

Mit einem entschuldigenden Blick sah sie wieder zu David auf und meinte dann in einem etwas fröhlicheren Ton:

"Sorry, aber meine Vergangenheit ist wirklich nicht sonderlich aufregend!"

Vermutlich würde der Terraner dies als komplette Lüge bezeichnen, aber Jean war im Moment wirklich nicht daran interessiert, tiefer über diese etwas dunklen Ereignisse nachzudenken.

David nickte. "Es tut mir leid. Mich reizt es jedes Mal, sofort alles über jeden zu wissen. Hängt wohl mit meinem Job zusammen. Nimm mir das bitte nicht übel."

Die beiden schnibbelten eine Zeit lang weiter und bald war das Gericht beinahe fertig.

"Ich deck schon mal den Tisch.", sagte der Terraner und begann, Teller und Gläser aus dem Wandschrank zu holen und den Tisch zu decken.

Jean war dankbar darüber gewesen, dass der Terraner sie nicht weiter mit Fragen behelligt hatte, sondern soviel Feingefühl besessen hatte, ein anderes Thema anzuschneiden. Vielleicht würde sie ihm irgendwann ihre Geschichte erzählen, aber nicht heute.

Die nächste halbe Stunde verbrachten die beiden damit sich dem Vernichten des Auflaufes zu widmen und die junge Frau hatte erfreut festgestellt, dass Davids Kreation durchaus mit dem Original etwas gemeinsam hatte.

Ihre Gesprächsthemen waren eher allgemein gehalten und die meiste Zeit hatte Jeffrey geredet und Anekdoten aus seiner Jugend erzählt, die auf jeden Fall ihren Unterhaltungswert hatten.

"Ich glaube, jetzt brauche ich aber dann ein bisschen Bewegung.", mit diesen Worten legte die Trill fast schon etwas erschöpft ihr Besteck beiseite und strich sich genüsslich und mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht über den vollen Bauch.

"Holodeck?"

--- Holodeck 1

Auch Carter blickte sich begeistert um, das hatte er gut hin bekommen. Dieses Mal hatte er sich wirklich selbst übertroffen. Doch er entdeckte auch sofort noch einen Fehler, den er sich überhaupt nicht erklären konnte, denn er hatte, so weit er es beurteilen konnte, keinen Fehler gemacht.

Veronica trug eindeutig nur ein Untergewand, das war natürlich so nicht in der Programmierung vorgesehen, seine Kleidung hingegen war komplett. 'Das muss ich dringend prüfen, doch ich bin sicher keinen Fehler eingebaut zu haben', überlegte Chris.

Dann brach die Frau plötzlich durch die Planken, etwas, das auch nicht in der Programmierung vorgesehen war. 'Vielleicht liegt es an dem Bordcomputer der Venture, das Schiff hat ja auch schon bessere Tage gesehen.' Das schien die einzige plausible Erklärung zu sein, vielleicht konnte er das System irgendwie austricksen, damit es diese Fehler nicht ständig einbaute.

'Ob die Sicherheitsprotokolle noch funktionieren?', auch eine gute Frage und eine, die er schnell beantworten sollte. Er war sofort alarmiert, das fehlte noch, dass ihr etwas zugestoßen war! Carter trat nahe an das Loch heran, um dann dort in die Hocke zu gehen. Er sah in die Tiefe, wollte sich vergewissern, ob Veronica in Ordnung war. Er konnte sie auch entdecken. "Haben Sie sich etwas getan, Miss Aillard?", die Sorge war seiner Stimme anzuhören.

--- Quartier 12

"Hektor geht es gut!", antwortete Ruben schnell und widerstand dem kindlichen Drang, an die transparente Seitenwand des Aquariums zu klopfen, "Nicht wahr, Hektor?!"

Wie zu erwarten blieb die nur wenige Zentimeter große, aber feuerrote Garnele stumm, doch natürlich war die Frage auch nur rhetorisch gewesen. Ruben wusste schließlich, dass Hektor eine Kämpfernatur war und sich nicht von einer simplen Futterdose unterkriegen ließ.

"Er frisst ja hauptsächlich Seemandelbaumblätter und Erlenzäpfchen. Aber die Fische...Mir ist vorhin der Futterstreuer aus ähh Versehen ins Becken gefallen - meinen Sie, das ganze zusätzliche Futter schadet den Kleinen? Nicht, dass sie sich überfressen!"

Als er den Satz ausgesprochen hatte, fiel ihm auf, dass das sein zweites Missgeschick innerhalb weniger Minuten gewesen war. Und Jordan hatte beide mitbekommen...

Rasch wich er ihrem Blick aus. Er wollte gar nicht wissen, was sie jetzt von ihm dachte.

--- Holodeck, Die Stolz von Vivesholm

Die Takelage knarrte leicht im ablandigen Wind über Hennig Wichmanns Kopf. Sein Schiff, die "Stolz von Vivesholm", fuhr unter vollen Segeln gen Süden.

Achteraus war noch die Küste von Gotland zu erkennen, aber schon bald würde die Insel selbst vom Krähennest nur noch als kleiner Punkt am Horizont zu sehen sein.

'Seltsam, vor nicht weniger als zehn Sekunden war mir, als sei die See noch nicht gewesen!', überlegte er bei sich, während die Mannschaft die Takelage an festen Tauen weiter aufrichtete, 'Als sei ich selbst noch nicht gewesen!'

Hennig Wichmann, Hauptmann der Vitalienbrüder, wusste aber eins: Dass er im Zeitalter von Wagemut und Geschick lebte und die ganze Welt nur darauf wartete, von ihm und seinen Brüdern genommen zu werden.

Sollten Dänen und Schweden sich weiter bekriegen, bald würden sie erkennen müssen, dass er und seine Seefahrer nicht mehr auf jämmerliche Kaperbriefe angewiesen waren!

Dass er selber nicht mehr der verarmte mecklenburgische Graf war, der vor sieben Jahren von seinem letzten Besitz einen alten Seelenverkäufer gekauft hatte und mit wenigen Mann in See gestochen war.

Sollten die Lübecker Kaufleute vor Angst wimmernd Orlogschiffe als Auslieger vor ihrem Hafen postieren, die Vitalier würden den Widerstand der fett gewordenen Hanse hinwegfegen und von Livland bis tief in die Westsee nach Flandern rauben.

Die Laderäume würden mit feinstem Tuch, süßem Wein und dicken Fellen gefüllt sein, wenn sie nach Gotland zurückkehrten!

Und sie würden die Prise gerecht teilen...

Fürwahr, sie waren Gottes Freunde und aller Welten Feind.

--- Turbolift

Die Kriegerin verschränkte die Arme vor ihrer Brust und schob übertrieben schmollend ihre Unterlippe nach vorne. Sooo kalt waren ihre Hände nun auch wieder nicht - zumindest nicht für ihre Verhältnisse.

"Ich habe eine viel bessere Idee ...", schlug sie dann nach einigen Momenten vor, nachdem sich Alex mit dieser Masche wohl nicht von seinem Standpunkt bringen ließ.

Bestimmend griff die junge Frau nach den erhobenen Armen des Technikers und legte sie auf ihre Hüften, während sie sich bewusst langsam an seinen Körper schmiegte.

"Du könntest ja dafür sorgen, dass meine Hände warm werden ..."

--- Atlantis, Pormas Quartier

Sternenlicht rief sich gerade noch rechtzeitig in Erinnerung zurück, wie weich menschliche Schädel doch waren - und beließ es bei einen kurzen Fauchen, das sich seiner Kehle entrang.

"Erzähl du mir nicht, was gut für dich ist, solange du wie ein Jammerlappen hier stehst. Es braucht keinen Sivaoaner, um zu sehen, dass sich zwischen euch beiden etwas entwickelt hat.

Begreife endlich, dass du nicht allein bist, Kind, und übernimm endlich Verantwortung. Der Pormas, den ich kennengelernt habe, machte dies nicht damit, dass er sich bei der kleinsten Schwierigkeit hinter seinem Vater versteckte!

Ganz zu schweigen von einem zu-Srallansre."

Sternenlicht geriet ins Stocken, als sich ein Bild von Sonnenstrahl in sein Gedächtnis schob. Seine Frau, die er vor all den Jahren verloren hatte. Es kam ihm vor wie gestern. Ob dieser Verlust, das einzige Geheimnis, das er noch immer vor den Menschen hatte, wohl der Grund dafür war, dass er jetzt hier stand? Gewissermaßen um einen Sohn warb?

Sonnenstrahl starb, bevor die beiden für Nachwuchs sorgen konnten. Sie hatten gedacht, dass sie alle Zeit der Welt hätten...

Ob sie sein Handeln gut heißen würde?

"Stern..." - Die Spitze seines Schweifs legte sich auf den Mund Pormas‘, der gerade zum Sprechen ansetzte. Er verstand die Geste auch ohne dass man es ihm erklärte und schwieg wieder.

Das Katzenwesen richtete sich innerlich wieder auf und atmete einmal tief durch. Es wurde Zeit, dass er wieder einmal nach Sivao zurückkehrte... Aber bis dahin... Sein Blick traf wieder Pormas‘ Augen , jetzt lag aber eine unergründliche Tiefe in ihnen.

Als der Barde weiter sprach, tat er dies mit einer sanften Stimme, die der Grieche so noch nie von ihm gehört hatte, in all der gemeinsamen Zeit noch nicht:

"Pormas, hör mir zu. Vielleicht möchte ich hier nur einen Verlust wettmachen, den ich vor Jahren hatte. Was es genau war, tut im Grunde nichts zur Sache, also frage bitte niemals. Wichtig ist für mich nur, dass du nicht die gleichen Fehler machst, wie ich sie einst machte.

Das Leben ist viel zu kurz, um auch nur eine Minute zu verschwenden, nicht zu genießen. Ich kann dir nicht sagen, ob es so etwas ist wie Liebe, was ihr füreinander empfindet, ich weiß nur, dass da mehr ist als bloße Freundschaft. Einem Barden entgeht so etwas nicht. Was daraus wird, das weiß bestenfalls Wolkenstalt...

Also reiß dich zusammen und lass Llewella nicht länger auf dich warten."

Sternenlicht wurde vom Pfeifen des Interkoms und der Stimme des diensthabenden Rohan Tan unterbrochen: "Brücke an O'Connor und Sternenlicht. Eine Sonde noch unbekannter Bauart nähert sich dem Schiff mit hoher Geschwindigkeit, ich denke, Sie sollten besser auf die Brücke kommen."

Der Sivaoaner seufzte, als Wissenschaftler hatte er definitiv mehr Ruhe gehabt. "Verstanden, ich bin gleich da", meinte er und schloss den Kanal wieder. Er trat einen Schritt zurück, als er weiter sprach:

"Die Pflicht ruft, fürchte ich. Ich würde dir raten, dich ein wenig zurecht zu machen, du siehst aus... Ach ja, das hier", sein Schweif deutete auf das linke Auge von Pormas, das langsam die ersten Zeichen eines sich entwickelnden Blutergusses zeigte, "wird nicht auf der Krankenstation behandelt. Sieh es als Mahnung an das, was ich dir sagte."

Stumm nickte Pormas, als ihm die Bedeutung der Worte des Sivaoaners bewusst wurde. Es war wieder Zeit, dass er sein Leben selbst in die Hand nahm, das wurde ihm nun klar.

'Llewella...', geisterte es durch seinen Kopf, während ihm warm ums Herz wurde.

Dem Sicherheitschef war es schleierhaft, wie der Barde es anstellte seine Seele und sein Herz innerhalb so kurzer Zeit zu analysieren und dazu auch noch die richtigen Worte zu finden.

Er fühlte sich durch ihn auf einmal frei. Er war sich immer noch seiner Schuld und seiner Verantwortung bewusst, aber die Grenzen, die er sich selber auferlegt hatte, waren verschwunden. Die Grenzen, die ihn zur Bewegungslosigkeit verdammt hatten und ihm allen Lebenswillen geraubt hatten.

Sein Geist war wieder frei, um eigene Entscheidungen zu treffen. Sein Herz war wieder frei... um zu Lieben?

"Sternenlicht, ich danke dir nochmals. Ich hoffe du weißt, was mir deine Worte bedeuten.", er sog die Luft kräftig ein, als er fortfuhr, "Auch ohne den blauen Fleck an meinem Auge werde ich deine Worte in meinem Herzen tragen.

Ich werde mich meiner Verantwortung stellen. Und wenn ich es schaffe, hoffe ich, dass ich mich irgendwann bei dir revanchieren kann...", 'um vielleicht deine inneren Dämonen zu bekämpfen...', fügte er noch in seinem Kopf hinzu, während er dem Katzenwesen immer noch mit warmen Blick in die Augen schaute.

"Und was Llewella angeht...", ohne es zu wollen legte sich wieder ein typisch, verschmitztes Pormas-Lächeln auf sein Gesicht, "Ich glaube, ich bin ihr wirklich eine Verabredung... und mehr... schuldig.

Aber dass du mich zu einem Date überredest...", unschuldig schüttelte er den Kopf, „Jetzt weiß ich endgültig, dass ich im Universum noch Einiges zu entdecken habe..."

--- Venture, Turbolift

Langsam strichen Alex Hände von Aprils Hüften weiter auf ihren wohlgeformten Allerwertesten, während er ein nachdenkliches Brummen von sich gab. "Hmm, was wäre denn das beste Mittel für warme Hände?", überlegte er laut und versuchte, einen ernsten Gesichtsausdruck aufzusetzen. "Ich würde ja vorschlagen, dass ..."

Der gelbe Alarm unterbrach ihn mitten in seinen Ausführungen und ließ ihn zu dem kleinen Terminal an der Liftwand schauen. 'Was war denn nun passiert?', fragte sich Alex und löste sich aus der Umarmung mit April. Schnell holte er sich den Grund für den Alarm auf das Terminal und überflog die Meldung.

"Eine Sonde der Klasse 8?", gab er überrascht von sich, während er die Sperrung des Liftes auflöste und ihn zur Brücke beorderte.

"Tut mir leid, April, aber das mit dem Aufwärmen muss wohl noch etwas warten", gab er zerknirscht von sich. "Aber da ich aktuell der einzige Techniker im Dienst bin, muss ich mich wohl oder übel darum kümmern."

Das Zischen der Turbolifttüren kündigte das Erreichen der Brücke an und Alex und April betraten sie stumm.

--- Brücke

Kurz warf Alex einen Blick auf den großen Hauptbildschirm, auf dem wie schon seit ein paar Tagen die Atlantis zu sehen war, bevor er sich zu der technischen Konsole begab. Aus dem Augenwinkel heraus sah er noch, wie der Captain aus seinem Büro heraus kam und sich in seinem Sessel platzierte.

"Irgendwelche Informationen?", fragte dieser und blickte sich auf der Brücke um.

"Es handelt sich um eine Sonde der Klasse 8", antwortete Alex, nachdem er sich die Sensorenwerte auf seine Station geholt hatte. "Sie ist gerade unter Warp gegangen und hält nun mit Impulsgeschwindigkeit auf die Atlantis zu."

'Seltsam', dachte er, als er erkannte, dass von der Sonde Kommunikationssignale ausgingen.

"Äh, Captain, ich empfange Lebenszeichen aus der Sonde. Und sie kommuniziert mit der Atlantis."

--- Holodeck 1

Veronica stieß ein dumpfes Ächzen aus. Es wurde von dem Stoffballen gedämpft, auf dem sie teilweise gelandet war. Erst nachträglich wurde ihr bewusst, dass der Boden unter ihr nachgegeben hatte, als die Sicherheitsprotokolle ansprangen.

"Mir geht es gut!", gab sie zurück und kämmte sich dabei Haare aus dem Gesicht. Sie runzelte die Stirn. Sie hätte schwören können, dass sie eben noch vollkommen andere Kleider getragen hatte.

Blinzelnd sah sie hinauf, wo die Dunkelheit durch ein helles Loch durchbrochen wurde; Carters Silhouette war darin zu sehen.

Hätten die hehren Hansehändler nicht... Kerzen oder so was anzünden können?

Mit einer Grimasse erkannte sie ihr Problem - oder besser, sie erkannte, was sie nicht erkannte, nämlich den Ausgang.

"Wie komm ich wieder hoch?", rief sie hilflos hinauf.

--- Quartier 12

"Ah", erwiderte Jordan, ohne die Missgeschickkomponente der Erklärung weiter wahrzunehmen. Sie stammte aus einer Profession, in der man auf Nachtschichten als Fähnrich mit Klebstoff, Ritualwaffen und anderen interessanten Gegenständen in Kontakt kam, die 'versehentlich' an allen möglichen Orten steckenblieben. Die Nadel auf dieser Skala schlug bei Futterstreuern nicht einmal aus. "Kann ich das Futter mal sehen?"

Sie wartete, bis Wagenvoort ihr den Futterstreuer reichte, und ließ ihren Tricorder darüber gleiten, um sich die Zusammensetzung anzeigen zu lassen. Dann scannte sie vorsichtshalber noch kurz das Aquarium. Sie hatte keine Ahnung von Fischen - zumindest nicht von der Sorte, die nicht als intelligentes Leben zählte -, aber sie konnte improvisieren.

"Ich glaube nicht, dass es den Fischen etwas ausmacht, wenn es nur das eine Mal passiert", sagte sie schließlich. "Ich glaube, Sie müssen eher aufpassen, dass das Wasser durch die zusätzlichen Mineralien nicht veralgt. Gorm kann Ihnen sicher etwas geben, das sie auflöst, falls Algen wachsen. Nicht, dass das Wasser kippt." Sie schenkte dem Mann ein versicherndes Lächeln.

Erleichtert blickte Ruben auf und erwiderte das Lächeln.

"Oh, dann werde ich die Umweltsteuerung des Beckens so programmieren, dass das Wasser innerhalb der nächsten zwölf Stunden behutsam ausgetauscht wird."

Gorm rief er lieber nicht.

Denn Ferengis fraßen alles, was nicht bei drei auf dem Baum war: Würmer, Maden, Käfer und bestimmt auch seine Lieblinge. Aus der Datenbank wusste Wagenvoort auch, dass das ganze Volk das Konzept von Haustieren nicht kannte.

In Haustieren lag kein Profit.

"Ah, und Hektor sagt Ihnen auch danke, nicht wahr Hektor?" Unwillkürlich hatte er wieder begonnen, mit der Garnele zu sprechen.

Dann bemerkte er, dass Jordan ihren Tee noch gar nicht angerührt hatte. Stimmte mit diesem etwa etwas nicht? Oder mit ihm selbst? Vielleicht, weil er mit seinen Haustieren sprach?

"Ähh, ich glaube Ihr Tee wird kalt"

--- Atlantis, Brücke

O'Connor war, als ihn der Ruf von Rohan ereilte gerade in seinem Bereitschaftsraum gewesen, so dass er natürlich relativ schnell auf der Brücke zugegen sein konnte.

"Captain", begrüßte ihn Tan, als er sich in seinen Sessel fallen ließ und auf den Hauptbildschirm blickte. Die Sonde war wohl gerade, zumindest wenn man ihr Bild richtig deutete unter Warp gegangen und hielt nun auf die Atlantis zu.

"Was können Sie mir dazu sagen?", fragte Julian den Trill, während er das Bild der Sonde heran zoomte und eingehend betrachtete.

"Laut unserer Datenbank handelt es sich wohl um eine Sonde des Typs 8. Auf den ersten Blick würde ich auf Sternenflotte tippen, jedoch bekomme ich hier ein paar ungewöhnliche Sensorenwerte. Keine Bewaffnung erkennbar; zur Vorsicht habe ich die Schilde trotzdem mal aktiviert. Wenn ich eine Vermutung ..."

Rohan brach ab und Julian hörte ihn hektisch auf der Konsole tippen, bevor er sich herum drehte um den Grund für die Unterbrechung zu finden.

"Sir, die Sonde hat gerade einen Identifikationscode gesendet, jedoch verweigert mir der Computer den Zugriff darauf. Er ist mit Ihrem Namen versehen?!"

Er konnte dem Trill die Verwunderung in der Stimme anhören, schließlich ging es ihm ähnlich. "Lassen Sie mal sehen", sagte er, erhob sich aus dem Sessel und stellte sich neben Rohan. Angestrengt blickte er auf die Meldung des Computers, doch es dauerte etliche Sekunden, bis er erkannte, was sich ihm da bot. Beinahe fiel es ihm wie Schuppen von den Augen und er musste sich zurückhalten, um sich nicht an die Stirn zu schlagen.

"Jetzt verstehe ich", antwortete er und gab ein paar Kommandos in die Konsole ein, um den Code zu bestätigen. "Mister Tan. Informieren Sie bitte die Venture darüber, dass alles in Ordnung ist und wir uns um die Sonde kümmern werden. Beamen Sie sie direkt in die Shuttlerampe, sobald sie zum Stillstand gekommen ist und rufen Sie Dr. Campbell dazu. Sollten von irgendwo Fragen dazu aufkommen, wimmeln Sie sie ab, verstanden? Wenn nötig, befasse ich mich damit später."

Ein knappes "Ja, Captain" bestätigte die gegebenen Befehle, während Julian sich schon in Richtung Turbolift aufgemacht hatte.

"O'Connor an Sternenlicht", rief er seinen ersten Offizier, nachdem er dem Lift sein Ziel genannt hatte. "Kleine Zieländerung. Bitte kommen Sie direkt in die Shuttlerampe; wir treffen uns dort. O'Connor Ende."

--- Pormas Quartier

Zufrieden blickte Sternenlicht den Griechen an, der jetzt schon wieder einen wesentlich normaleren Eindruck machte. Die Schnurrhaare Sternenlichts neigten sich bestätigend nach vorne. "Ja, das hast du. Wir sehen uns später."

--- Gänge

Sternenlicht war mit seiner Arbeit sehr zufrieden, während er sich schnellen Schrittes in Richtung Turbolift begab. Gerade, als er die Liftkabine betrat, erreichte ihn der Ruf des Captains, den er kurz bestätigte.

"Shuttlerampe", wies er den Turbolift an.

--- Shuttlerampe

Der Sivaoaner war alleine in dem großen Hangar, in dem auch sein Shuttle stand. Er musste sich die nächsten Wochen einmal ernsthaft mit dem Schiff befassen, angefangen mit einem vernünftigen Namen. 'Jack Daniels' war nicht gerade etwas, mit dem er sich auf Sivao sehen lassen wollte.

Er lehnte sich an die Wand neben der Tür und wartete.

--- Venture, Brücke

April schluckte ihre Enttäuschung über das schnelle Ende ihrer "Aufwärmphase" herunter und stand für einige Momente teilnahmslos und abwartend neben der Tür.

"Venture, hier ist die Atlantis. Die Sonde ist ungefährlich und wir kümmern uns darum."

Die Stimme des Brückenoffiziers der Atlantis hallte unvermittelt durch die Kommandozentrale des kleinen Kriegsschiffes. Die Kriegerin erinnerte sich daran, die Stimme schon einmal gehört zu haben, konnte allerdings keinen Namen zuordnen.

Lässig lehnte sie sich nun an die Rückwand der Brücke neben den Turbolift, um abzuwarten. Fast schien es ihr ,als sei mit einem Mal ein kleiner Luftballon von Freude und Abenteuergeist für die Besatzung der Venture geplatzt ...

"Gelben Alarm beenden", befahl der Captain, "Poulsen, konnten wir einen kompletten Sensorscan durchführen?"

McCarthy gehörte sicher nicht zu den neugierigen Menschen, aber sie mussten stets vorsichtig bleiben. Eine Bedrohung konnte aus dem kleinsten Objekt entstehen. Und eine Sonde war als Beförderungsmittel ziemlich ungewöhnlich.

"Nein, Sir", antwortete Alex dem Captain, während er den Alarm beendete. "Leider haben wir nur unvollständige Daten über die Sonde. Anscheinend befand sich wirklich Jemand darin, jedoch ließ sich in der Kürze der Zeit nicht feststellen, wer oder was genau. Jedenfalls bezweifle ich stark, dass irgendeine Gefahr davon ausgehen kann. Wir konnten keine Waffensysteme erkennen und im Hinblick auf die Fracht glaube ich nicht, dass da noch viel Platz für eine Bombe oder Ähnliches drin war."

Wobei er natürlich kein Waffenexperte war. Da gab es eindeutig erfahrenere Leute an Bord, die ihre Meinung zu diesem Thema loswerden konnten.

--- Sonde

Erleichtert atmete Inara auf, als kurz nach der codierten Bestätigung der Atlantis das vertraute Kitzeln eines Transporterstrahls einsetzte. Dann stieg verspätet ein mulmiges Gefühl in ihr auf - sie kannte die Partyanekdote über vereinigte Trill, die nicht gebeamt werden konnten -, aber da war der Transport schon vorbei. Sie spürte, wie Schwerkraft einsetzte und Trägheitsdämpfer außerhalb der Sonde ihr kleine Transportmitte sanft auf dem Boden aufsetzten. Das Display der Sonde meldete sofort Klasse M-Atmosphäre.

Sie hatte verdammt noch mal genug Zeit in diesem Sarg verbracht. Kaum dass sie sicher war, dass es sie nicht töten würde, gab sie den Entriegelungscode ein und stemmte mit einem kräftigen Ruck gegen die Decke, um sie aufzustoßen.

--- Atlantis, Shuttlerampe

Die Luftzusammensetzung war anders, als sie es gewohnt war. Einen Moment lang wurde ihr schwindelig. Nicht so geschmeidig wie sonst, sondern eher unbeholfen, kletterte sie aus der Sonde; die kleine Waffensammlung, die sie auf der Reise in ihrem Seesack neben sich gepresst hatte, klirrte, als sie dagegen stieß. Nach mehreren Stunden Schwerelosigkeit fühlten ihre Muskeln sich wie Pudding an.

Die Hände auf die Oberschenkel gestützt, um zu Atem zu kommen, sah sie sich um. Shuttlerampe. Okay. Richtig große Shuttlerampe.

Richtig große Pfoten wenige Meter entfernt.

Wachsam glitt ihr Blick höher. Katze. Große Katze. Aufrecht stehende, wahrscheinlich intelligente Katze. Sie brauchte einen Moment, um das einzuordnen. Nichts, was sie als ersten Anblick erwartet hatte, so viel war sicher.

"Ähm", sagte sie dann vorsichtig. "Hallo."

Sternenlicht betrachtete die Frau, die aus der Sonde ausgestiegen war, sehr aufmerksam. Eine Trill, stellte er fest, ob sie wohl vereinigt war? Er fand vereinigte Trill eine äußerst interessante Spezies.

Er trat zwei Schritte auf die Trill zu: "Sternenlicht zu-Srallansre", stellte sich der Sivaoaner mit akzentfreiem Standard vor, "Erster Offizier der Atlantis und sivaoanischer Barde. Mit wem habe ich das Vergnügen?" Seine wachsamen Augen verfolgten jede Ihrer Bewegungen, man konnte ja nie wissen...

Okay.

Korrekte Ersteinschätzung. Die Katze sprach. Akzentfreier als sie.

Inara nahm den Anblick in sich auf, während sie antwortete: Fell, Stoffgürtel, und trotz der... waren das Krallen??... nicht feindselig. Sie zwang sich, nicht zu starren.

"Inara Intash", stellte sie sich vor. "Vereinigte Trill." Und es fühlte sich immer noch schräg an, das zu sagen. Sie räusperte sich. "Ich bin für Captain O'Connor hier. Mit etwas Glück bin ich bald dafür zuständig, ihr Arboretum auf Vordermann zu bringen." Sie warf dem Katzenwesen ein schiefes Lächeln zu. Es war klar, dass sich ihre Nervosität nicht legen würde, bis sie dem Captain gegenüber stand. Der Al'jiman wusste nur aus Erzählungen, dass O'Connor sich ein Schiff zugelegt hatte, er war ein alter Kontakt aus der Zeit davor.

Ihr Blick blieb kurz an einem Streifen Fell hängen, der Sternenlicht abhanden gekommen war, vielleicht durch Phaserfeuer. Sie zwang sich, ihre Einschätzung nicht zurück zu 'bedrohlich' zu korrigieren. Sie vertraute O'Connor. O'Connor vertraute vermutlich seinem ersten Offizier. Das reichte.

"Ähm, hat der Captain Sie geschickt?"

--- Llewellas Quartier

Eine kurze Weile hatte die Schottin in ihr leeres Whiskyglas gestarrt. Sie hatte versucht, sich über Pormas, sie selbst und ihre Gefühle in dieser Hinsicht klar zu werden.

Und war zu einer Entscheidung gelangt.

Sie war noch nie ein Mensch gewesen, der vor etwas davongerannt war. Das würde sie auch dieses Mal nicht anfangen...

Sie drehte das Whiskyglas in ihren Fingern und ein leises Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Als sie das Glas gerade auf dem Tisch abstellen wollte, piepste ihr Kommunikator und die Stimme Rohan Tans erklang: "Doktor Campbell, der Captain bittet Sie, in die Shuttlerampe zu kommen."

Llewella stieß einen derben gälischen Fluch aus, bei dem ihre Mutter sich unweigerlich gefragt hätte, in welche Gesellschaft ihre Tochter geraten sei, um Flüche dieser Art zu kennen.

"Aye, ich komme!", bestätigte sie knurrend und erhob sich. Das war das Vermaledeite, wenn man der einzige Arzt an Bord war: Auch wenn man eigentlich nicht im Dienst war, war man im Dienst.

'Shuttlerampe - was ist nun schon wieder los?', fragte sich die Schottin grummelnd, als sie ihr Quartier verließ und zum nächsten Turbolift eilte, der sie zur Shuttlerampe bringen sollte.

--- Shuttlerampe

Beim Öffnen der Türe erblickte Llewella sofort den Sivaoaner, der sich gerade mit einer schwarzhaarigen Trill unterhielt. Die Ärztin trat einen Schritt auf die beiden zu.

"Entschuldigt, wenn ich unterbreche - aber der Captain hat mich in die Shuttlerampe bestellt. Dr. Campbell, Ärztin der Atlantis", stellte sich die Rothaarige, zu der Trill gewandt, vor.

"Sternenlicht, um was geht es? Ist alles in Ordnung?", die letzte Teilfrage war nicht auf die Situation in der Shuttlerampe gemünzt, und der Sivaoaner wusste es.

"Wir haben Besuch bekommen", antwortete Sternenlicht, "Du hast die Ehre mit Inara Intash, vereinigte Trill. Sie kam mit diesem etwas ungewöhnlichen Transportmittel eben hier an." Der Schweif des Katzenwesens deutete auf die Sonde. "Ich denke, der Captain hat dich für eine kurze Untersuchung der Dame herbestellt. Ansonsten ist alles in Ordnung."

Llewella lächelte den Sivaoaner dankbar an und war sich bewusst, dass man ihr ihre Erleichterung wohl ansehen konnte. Sie wandte sich der Trill zu und lächelte sie höflich an. "Aye, dann wollen wir mal.", versuchte sie ihre innere Unruhe zu verbergen. Eigentlich wollte sie nicht hier sein, aber es wäre mehr als Unfreundlich gewesen, dies zu zeigen. Immerhin konnte die Trill ja nicht ahnen, dass sie gerade nicht im Dienst war.

Die schottische Ärztin erhob ihren Tricorder und scannte die Frau mit den kurzen schwarzen Haaren. Interessant. Sie hob eine Augenbraue fragend an. "Ich würde sagen, Sie sind vollkommen gesund. Allerdings war das wohl nicht immer der Fall... Sie haben wohl ein ereignisreiches Leben geführt, Miss Intash?"

--- Pormas Quartier

Nachdenklich schaute Pormas dem aus der Tür verschwundenen Sivaoaner hinterher. Als sich die Quartiertür schloss, ging er wie in Trance in sein Badezimmer und nahm eine Ultraschalldusche.

Nach und nach wich sein inneres Gleichgewicht, welches er durch Sternenlichts Worte erreicht hatte, einer unbestimmten Aufregung. Während der Südländer sich fertig machte und frische Kleidung aus seiner Tasche herauskramte und anzog, wurde ihm immer bewusster, was nun kommen würde.

Er hatte das Gefühl, dass er während seiner Beichte mehr von sich preisgegeben hatte, als er wohl selber wusste. Der Sicherheitschef hatte keine Ahnung davon, wie deutlich er geworden war, aber dennoch hatte er die Gewissheit, dass er zu Llewella gehen musste.

Pormas mochte nicht darüber nachdenken, was passieren konnte. Es war für ihn nicht weniger geheimnisumwoben, was sich zwischen ihm und der Ärztin entwickelt hatte, als für Sternenlicht. Bis jetzt hatte der Südländer sich solche Gefühle nicht zugestanden und war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um so etwas zu bemerken.

Der Sicherheitschef betrachtete sich noch einmal im Spiegel. Zufrieden, und auch ein bisschen überrascht, stellte er fest, dass bis auf dem sich bildenden Hämatom über seinem Auge nichts an seiner Erscheinung auszusetzen war.

Die aufkommende Nervosität überspielte Pormas einfach, indem er aus seinem zu Llewellas Quartier ging. Nachgedacht hatte er in der letzten Zeit genug.

Er würde wissen, was er wollte, wenn er sich der Situation einfach stellen würde.

--- Shuttlerampe

Zischend öffnete sich das große Eingangstor zur Shuttlerampe, als der Captain den Raum betrat und zu den drei Anwesenden schritt. Llewella war wohl gerade mit ihrem medizinischen Scan fertig geworden, denn sie klappte ihren Tricorder zu und verstaute ihn in ihrer Tasche.

Julian ärgerte sich ein bisschen, dass er hier als Letzter erschienen war, gerade auf den Punkt hin, dass ihr Besucher sich wohl schon aus seinem Transportgefängnis befreit hatte, jedoch hatte er auf dem Weg hier hin weder getrödelt noch war er aufgehalten worden. Anscheinend waren Llewella und Sternenlicht einfach näher dran gewesen.

'Nun gut', dachte er bei sich. 'Anscheinend hat ja doch alles geklappt.'

"Hallo, ich bin Captain O'Connor", stellte er sich der jungen Trill vor und warf kurz einen skeptischen Blick auf den zylindrischen Behälter hinter ihnen. "Ich hoffe, Sie hatten eine einigermaßen erträgliche Reise."

--- Venture, Holodeck

'Auch das noch!', ging es Carter durch den Kopf. Aber das Problem würde sich leicht beheben lassen. "Gehen Sie bis ans Ende des Laderaumes", wies er Aillard an: "Dort finden Sie eine Tür, dann den Gang entlang und eine schmale Stiege hinauf, so gelangen Sie wieder ins Freie."

Dann erhob sich Carter, mehr gab es im Augenblick nicht für Veronica zu tun, hatten schließlich die Sicherheitsprotokolle dafür gesorgt, dass sie unverletzt geblieben war. Er tat an die Reling heran, ließ seinen Blick über die See schweifen. Noch gab es keine Anzeichen für einen Wetterumschwung.

Überall an Bord waren die Nebenfiguren erwacht, jeder von ihnen konnte problemlos von einem Spieler ersetzt werden, aber so lange sie nur zu zweit waren, würden sie diese Nebenfiguren brauchen. Auch die Rolle des Kapitäns wurde noch vom Programm gespielt, er hörte, wie der Befehle zur Kursänderung rief.

'Was ist das?' Chris starrte auf den Horizont, kniff die Augen zusammen und meinte, ganz weit entfernt und sehr klein, die Anzeichen für ein weiteres Schiff zu erkennen. Er wandte sich ab und ging zu dem Kapitän hinüber. "Habt Ihr gesehen?", fragte er den und deutete mit der ausgestreckten Hand in die Richtung. Der Kapitän nickte. "Allerdings, mein Herr. Auf diese Entfernung vermag ich noch nicht zu sagen, um wen es sich handeln könnte. Wir müssen uns in Geduld üben."

Damit ließ ihn der Kapitän einfach stehen, um seinen Aufgaben an Bord nach zu kommen. Chris blickte angespannt zu dem kleinen Punkt am Horizont, laut seiner Geschichte sollte es zu so einem frühen Zeitpunkt noch kein weiteres Schiff geben. Irgendwie begann sein Programm ein gewisses Eigenleben zu entwickeln, wie es Carter in all den Jahren noch nicht erlebt hatte.

Das versprach spannend und aufregend zu werden, auch wenn es sich der Sicherheitler bisher nicht erklären konnte. Er würde Veronica danach fragen, sobald sie den Weg hier her gefunden hatte. Bis es so weit war, wollte Chris das Geschehen um sich her genießen und so gut es ging in die Szene eintauchen. Er spürte den Wind und die Wärme der Sonnenstrahlen auf seiner Haut. Die See war so glatt, wie es nur sehr selten der Fall war.

'Also, warum sich nicht darauf einlassen und sehen, was passiert. Beenden kann ich das Programm immer noch', entschied Chris voller Spannung und guter Laune, dann blickte er sich zu der Luke um, ob Veronica nicht bald zurück sein würde.

--- Jeffreys Quartier

"Aber so was von!", rief David aufgeregt, und stand auf. "Ich räum hier später auf. Gehen wir."

--- Quartier 12

Jordan folgte verwirrt Wagenvoorts Blick zur Kommode. "Oh, danke." Sie hatte den Tee vollkommen vergessen. "Und gern geschehen." Jetzt nahm sie ihn behutsam in die Hand - ihr fehlte gerade noch, dass sie Tee über das Aquarium schüttete, wenn es doch schon von der Futterration so mitgenommen war - und nahm einen Schluck. Noch nicht kalt.

Mit Erstaunen fiel ihr auf, dass sie sich nicht daran erinnern konnte, wann sie das letzte Mal durch eine Unterhaltung von ihrem geliebten Tee abgelenkt worden war, die nichts mit Arbeit zu tun hatte. Es war irgendwie traurig.

Vermutlich war es auch irgendwie traurig, dass ihr nichts anderes als Arbeit einfiel, um das Gespräch fortzusetzen... und dass sie das Gespräch wirklich fortsetzen wollte. Mit einem innerlichen Seufzen setzte sie sich auf Wagenvoorts Couch und rührte in ihrem Tee, obwohl die Milch sich bereits von alleine verteilt hatte.

"Also", sagte sie erwartungsvoll. "Tereon Alpha. Woran hakt Ihre Ermittlung?"

--- vor Holodeck 1

David schaute auf die Konsole vor dem aktiven Holodeck. "Ein Piratenabenteuer. Es ist nicht verriegelt. Wollen wir einmal vorbeischauen oder auf ein anderes Holodeck ausweichen?"

Jean hatte dem Terraner kurz über die Schulter geschaut und wandte sich dann der Tür des Holodecks zu.

Geschichten über Piraten gab es wohl in jeder Kultur - ebenso in der der Trill. In ihrer Kindheit hatte Jean das eine oder andere Mal an einem von der Schule veranstalteten Holoabenteuer teilgenommen, doch nur zu oft hatte es nicht lange gedauert, bis sich das junge Mädchen an einer Konsole zu schaffen gemacht hatte. Um ihre Mitschüler zu ärgern und zu beeindrucken hatte sie sich des Öfteren den Spaß gemacht gruselige Seeungeheuer mit einzuprogrammieren, die plötzlich - total aus dem Zusammenhang gerissen - auftauchten und die "Abenteurer" erschreckten.

Es war abzuwarten, dass es nicht sehr lange dauern würde bis Jean von ihren Lehrern gehörigen Ärger bekam und nach einigen weiteren Vorfällen wurde sie von den meisten solcher Aktivitäten ausgeschlossen.

Jetzt, 15 Jahre später, hatte sie keinerlei Ambitionen, die Programme Anderer durcheinander zu bringen. Sie freute sich stattdessen sichtlich auf die Geschichte - eigentlich hatten ihr diese Romane ja immer Spaß gemacht. Es hatten halt nur immer die Seeungeheuer gefehlt...

--- Holodeck 1, irgendein Hafen

Mit einigen entschlossenen Schritten trat Jean nun durch die Tür und blickte sich um. Die salzige Luft die ihr ins Gesicht schlug fühlte sich angenehm auf der Haut an und mit einem tiefen Atemzug ließ sie ihren Blick über das Bildnis den Hafens schweifen.

"Sind wir auf Terra?"

David betrat direkt hinter der Trill das Holodeck. Ihre Kleidung wurde direkt vom Computer angepasst und so verschwanden sie direkt im regen Treiben. Der Terraner konnte die Epoche nicht genau einordnen, jedoch wirkte die gesamte Simulation sehr überzeugend.

Er nickte. "Ja. Das ist die Erde vor etwa 900 Jahren.", er pausierte kurz und schaute sich einige der vielen Menschen an. Es war Mittagszeit und am Pier waren einige Marktstände mit frischen Fischen und anderen Gütern aufgebaut.

"Zu dieser Zeit war es ein gefährlicheres Abenteuer, zur See zu fahren als die Raumfahrt heutzutage."

--- Holodeck 1, unter Deck

Veronica nickte in sich hinein, verinnerlichte die Ortsbeschreibung und rief Carter einen Dank zu, bevor sie sich in Bewegung setzte. Neugierig sah sie sich dabei um, während ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnten. Sie würde behaupten, dass der Sicherheitsoffizier sich mit den Details der Simulation übertroffen hatte, aber so gut kannte sie ihn ja nicht, und so weit sie wusste, programmierte er so was vielleicht jeden Tag.

Sie musste ihn unbedingt mit den Jungs aus den unteren Rängen bekannt machen. Sie brauchten diesen Mann für die nächste Holodeckparty.

Grinsend stieß sie die Tür in den Gang auf und stieß beinahe mit einem Hologramm zusammen.

"Huch", sagte sie automatisch. "Entschuldigung."

Das Hologramm sah sie von oben bis unten wohlwollend an. Es handelte sich um ein Mitglied der Schiffscrew, aber... holla. Riesenkerl. Was ein Bizeps. Aufregende blaue Augen. Merkwürdig attraktive Narben. Kunstvoll ungepflegt.

Der Matrose begann anzüglich zu grinsen und trat ein Stück näher. "Hast dich wohl verlaufen, Madke..."

"Ein bisschen", erwiderte sie mit einem Lächeln und trat dichter an die Figur heran, bis sie seinen Atem in ihrem Nacken spürte. "Aber so ein starker... hübscher Mann wie du kann mir bestimmt den Weg zeigen..."

Oh, sie hätte wissen müssen, dass Carter ein Programm nach ihrem Geschmack programmieren würde. Immerhin teilten sie ihr Interesse in rassige Männer. Sie hoffte, dass er einen eigenen Matrosen fand, mit dem er sich oben beschäftigen konnte, während er wartete. Falls er diesen hier für sich programmiert hatte, musste er sich jedenfalls hinten anstellen.

Es sei denn, er wollte mitmachen.

Erwartungsvoll packte sie das Hologramm am Gürtel und zog es an sich.

--- Atlantis, Shuttlerampe

Inara ergriff die Hand des Captains mit innerlicher Erleichterung. Sie war einen kleinen Tod der Panik gestorben, als diese Ärztin so plötzlich auftauchte und mit einem dieser modernen Tricorder herumfuchtelte, die alles Mögliche scannten. Sie wusste, dass ein oberflächlicher Scan nichts Ungewöhnliches an ihrem Symbionten enthüllen würde - jedenfalls nicht für einen Arzt, der kein Trill war -, aber man konnte nicht vorsichtig genug sein.

Sie hatte gerade einen nervösen Witz über den Kommentar der Ärztin machen wollen, als der Captain hereingekommen war. O'Connor. Endlich.

"Captain O'Connor", sagte sie förmlich. "Inara Intash. Enis Toxa und die Crew seines... Handelsschiffs senden Ihnen Grüße." Ihr Blick huschte kurz zu Sternenlicht und Campbell. Sie wusste nicht, wie viel diese beiden über den Al'jiman wussten oder ob O'Connor darauf bestehen würde, ihnen davon zu erzählen. Vielleicht seinem ersten Offizier. Sie räusperte sich und griff nach ihrem Seesack. Irgendwo hier... da.

Sie reichte O'Connor ein PADD. "Eine Nachricht von Toxa", fügte sie hinzu. Sie hatte den Brief nicht gelesen, aber sie wusste ungefähr, was darin stand - eine Bitte der Freiheitskämpfer an O'Connor, sie vor der Föderation und der Trill-Regierung zu beschützen, wenn nötig, und auf der Atlantis bleiben zu lassen. Vermutlich auch irgendeine Art von Versicherung, dass sie vertrauenswürdig sei, und dass der Al'jiman O'Connors Hilfe dreifach zurückzahlen würde. "Ich kann Ihnen mehr erzählen", sagte sie noch, und ihr Blick schweifte wieder kurz zu den anderen beiden Anwesenden. "Bei Gelegenheit." Die Botschaft war klar: die Gelegenheit würde eine sein, bei der O'Connor und sie unter vier Augen miteinander sprachen.

Sie warf der Ärztin ein entschuldigendes, angespanntes Lächeln zu. Sie hatte irgendwo gehört, dass rothaarige Menschen besonders temperamentvoll und aggressiv sein konnten. Kein Grund, sich Feinde zu machen. Sie hatte schon so genug von ihnen.

Die Schottin registrierte das Lächeln des Neuankömmlings und fragte sich insgeheim, was die Trill dazu veranlasst hatte, in so einem ... fliegenden Sarg ... zur Atlantis zu stoßen. Nun, es sah nicht danach aus, als würde sie das Rätsel in den nächsten Minuten lösen. Offensichtlich war jetzt nicht die richtige Gelegenheit zum Aufklären der offenen Fragen - aber eigentlich ging das die Ärztin ja auch nichts an. Alles, was für sie von Interesse war, würde O'Connor ihr sicherlich zu einem späteren Zeitpunkt mitteilen.

Llewella nickte der schwarzhaarigen Frau kurz zu und antwortete damit auf die unausgesprochene Entschuldigung, die in deren Lächeln gelegen hatte. "Kein Problem, Miss Intash. Wir können uns bei Gelegenheit noch einmal unterhalten, wenn Sie möchten."

Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte sich die Ärztin dann an den Captain: "Miss Intash scheint den Transport gut überstanden zu haben, wie meine Tricorderwerte sagen." Blickte die Trill da ein wenig irritiert? Nun, sie würde noch früh genug herausfinden, dass die Chefärztin der Atlantis hoffnungslos altmodisch war, was viele Untersuchungsmethoden anging und sich lieber auf ihre eigenen Sinne verließ als auf technisches Gerät. Soweit das eben machbar und vertretbar war.

"Wenn Sie mich jetzt nicht mehr brauchen, Captain, ziehe ich mich wieder zurück."

--- Gänge

Nachdenklich ging die Schottin durch die Gänge des Schiffes. Ein wenig neugierig war sie ja schon, was es mit diesem geheimnisvollen Neuankömmling auf sich hatte. Vielleicht traf sie sie ja einmal in der Bar und konnte einen Kontakt knüpfen.... Llewella wusste gerne mehr über potentielle Patienten und hatte auf diese Art und Weise schon so manchen Freund gefunden.

Der Gedanke an 'Freunde' ließ sie ihren Schritt beschleunigen und ihr Quartier schnell erreichen. Natürlich stand niemand vor der Tür. Llewella beantwortete die leise Hoffnung, die ihre Schritte beflügelt hatte, mit einem Kopfschütteln und betrat ihr Quartier.

--- Llewellas Quartier

Als erstes sprangen der Schottin die am Boden stehende Whiskyflasche und das leere Glas ins Auge. Sie bückte sich nach der Flasche und ging zum Wandregal, wo sie sie neben die anderen stellte. Das Glas stellte sie auf den Esstisch und beschloss, es später aufzuräumen.

Sie stützte die Hände auf den Tisch und überlegte, was sie nun mit ihrem freien Nachmittag noch anfangen sollte. Die Ärztin bedauerte sehr, dass sie keine Möglichkeit gehabt hatte, sich genauer mit Sternenlicht zu unterhalten. Dann wüsste sie jetzt eher, ob es Sinn machte, sich weiter unvernünftigen Hoffnungen hinzugeben oder ob sie eher etwas Vernünftigeres mit ihrem Tag anstellen sollte.

Mit einem überraschten "Aye!" reagierte die Schottin auf den Summer. Sie hörte, wie sich die Türe mit einem leichten Zischen öffnete und drehte sich um. Pormas. Irrationale Freude stieg in ihr empor.

Sekundenlang starrte die Ärztin wie gebannt auf die hochgewachsene, breitschultrige Gestalt des Südländers, der wieder zu seinem Selbstbewusstsein zurückgefunden zu haben schien und Kraft und Stärke ausstrahlte. Nur seine Augen erschienen ihr ... anders. Llewellas Mund verzog sich zu einem breiten Lächeln und sie fühlte, wie ihre Augen zu leuchten begannen. Sie kam sich ziemlich idiotisch vor, wie sie da stand, mit einem Mal nervös wie ein junges Mädchen bei der ersten Verabredung.

"Komm doch herein", sie hasste den unsicheren Klang ihrer Stimme. Der Grieche trat ein und gleichzeitig machte die Rothaarige ein paar linkische Schritte auf ihn zu. Llewellas Blick fiel auf das sich entwickelnde Hämatom an Pormas' Auge. Und war froh, einen neutralen Aufhänger für ein Gespräch gefunden zu haben, da ihr irgendwie nur verworrenes Zeug durch den Kopf geisterte.

"Was hast du nun wieder angestellt?", ein Schmunzeln klang in ihrer Stimme mit. "Das gibt ein beeindruckendes Veilchen, wenn du nichts dagegen unternimmst."

"Das ist nichts...", antwortete Pormas der Ärztin mit einem leicht abwesenden Tonfall, während er sich in ihren leuchtenden Augen verlor. Er konnte sich gar nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal auf diese Weise, mit so einem Blick voller Wärme, begrüßt worden war.

Unwillkürlich streckte er seine Hand aus und streichelte die Wange der Schottin. Er war zu ihr gekommen, weil er wissen wollte, _was_ er wollte. Pormas lächelte, als ihm bewusst wurde, dass er es nun wusste.

Plötzlich schreckte der Südländer einen Schritt zurück. Sein Pulsschlag erhöhte sich, als ihm gewahr wurde, dass er ihre freundschaftliche Beziehung auf Grund falscher Annahmen vielleicht zerstören würde.

Was gab ihm die Gewissheit, dass sie dasselbe empfand wie er? Pormas wurde steif in der Erwartung einer Ohrfeige, die unweigerlich kommen würde, wenn Llewella denken würde, dass er sie nur in seine Reihe der Eroberungen einsortieren wollte.

"E.. es tut mir leid, ich...", stammelte der Sicherheitschef vor sich hin. 'Verdammt!', durchfuhr es ihn, 'Ich denke schon wieder zuviel nach!'.

Irritiert beobachtete er die Reaktion der Ärztin. Sie schien ein bisschen verwirrt... traurig (?)... unsicher(????). Die letzten Emotionen kannte er gar nicht von ihr. Das konnte doch nur heißen...

Diesmal ohne Nachzudenken ging Pormas einen Schritt vor und ergriff mit seiner Hand den Nacken den Ärztin und drückte ihr einen zärtlichen, aber bestimmten Kuss auf.

Wie Feuer durchfuhr es ihn bei der Berührung ihrer Lippen. Er gab sich seiner Sehnsucht aber nicht lange hin und trat schnell wieder einen Schritt zurück.

"Das wollte ich dir nur sagen..."

Wie vom Donner gerührt stand Llewella da. Ihre Knie fühlten sich an wie Gummi und ein Gefühl, das sie in dieser Form noch nicht erlebt hatte, ließ ihr  Schauer um Schauer den Rücken hinunterrieseln. Wie hypnotisiert starrte sie Pormas an, spürte immer noch seine Hand an ihrem Nacken und seine Lippen auf den ihren.

Sie wollte einen Schritt auf den Südländer zugehen, aber ihre Beine gehorchten ihr nicht. Hoffnung und Vorsicht kämpften in ihr. Was bedeutete sie ihm? War sie nur eine seiner Eroberungen ... oder war da mehr?

Ihr Herz wollte daran glauben, aber ihr Verstand warnte sie.

Aber wenn sie jetzt auf ihren Verstand hörte - würde sie sich in Zukunft immer fragen, ob sie einen Fehler begangen hatte? Sie würde nie wissen, ob er es nicht vielleicht doch ernst gemeint hatte.

Sie musste das Risiko eingehen, um es herauszufinden...

Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, obwohl gewiss nur wenige Sekunden vergangen waren, trat sie auf den Griechen zu, so nah, dass sich ihre Körper beinahe berührten. Ihr Blick hielt den seinen fest. Ihre Hand berührte seine Wange, strich leicht über seine Haut, wanderte nun in seinen Nacken, wie vorher seine Hand bei ihr.

"Das wollte ich dir auch sagen ...", hauchte Llewella kaum hörbar.

Pormas schloss die Augen und genoss ihre Berührung und ihre Worte. Es war, als würde das Universum für einen Moment stillstehen. Der Südländer spürte die Wärme des Körpers der Ärztin.

Der Sicherheitschef umfasste Llewellas Hüfte mit dem einen Arm und ihren Oberkörper mit dem anderen und zog sie an sich. Ihre Nasen berührten sich, während Pormas eine Hand nach oben wandern ließ und ihren Nacken sanft kraulte.

Sein Atem ging schwer und sein Blick ließ die ganze Zeit nicht von ihren Augen ab. Er hätte sich gänzlich in ihnen verloren, wenn nicht wieder eine mahnende Stimme in seinem Hinterkopf auftauchte.

Widerwillig gab er dieser nach und wich wieder ein paar Zentimeter zurück, als er sie erneut ansprach, "Ich hoffe du weißt, weswegen ich hier bin... ich will nicht deinen Körper...

Ich will dein Herz..."

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