Atlantis - Chronik 20 / Venture - Chronik 44

Crossover Chronik 15

Zurück in die Zukunft

 --- DS9, vor Shuttlehangar 3

Nervös verlagerte Ruben sein Körpergewicht von einem Bein auf das andere: Es gefiel ihm gar nicht, wie Falschgeld mitten in einem verwaisten Gang zu stehen.

Und dann auch noch mit Alex, der ihn in den letzten Minuten mit so einem merkwürdigen Blick anguckte. Glücklicherweise war dessen dämlicher Vorschlag zur nackten Stürmung des Shuttlehangars durch eine Mitteilung  von S'Tom unterbrochen worden:

Die andere Gruppe hatte Sternenlicht gefunden, wie auch immer dieser hierhin gekommen war, und dieser hatte wohl während seines noch kurzen Aufenthalts schon ein Shuttle organisiert.

Und sogar legal.

Der Niederländer war von der Effizienz des Sivaoaners schwer beeindruckt.

Dennoch dauerte es für seinen Geschmack jetzt entschieden zu lange, bis alle Gruppenmitglieder hier eintrafen! Jederzeit konnten sie, immer noch in Uniformen gekleidet, gesehen werden. Und eine Ausrede, wieso sie während einer Krisensituation irgendwo rumlungerten, hatte Wagenvoort nicht parat.

Schweiß rann seinen Nacken herunter und der Uniformstoff klebte unangenehm auf der Haut.

Dann hörte er Schritte...

--- Hinter der nächsten Gangbiegung

Missmutig stapfte der Ferengi durch die Gegend. Er konnte kaum etwas sehen, weil er vor sich zwei Kisten medizinischer Ausrüstung trug, die ihm aufgeschwatzt worden waren.

Als sie die Krankenstation erreicht hatten, hatte sich die Organisation der Gegenstände als einfach herausgestellt. Das Personal war durch die Vorbereitungen der Schlacht gestresst und angespannt, niemand schien Zeit und Lust zu haben, einer Gruppe Soldaten ihren Wunsch zu verwehren.

Außerdem hatte Narbo einen Materialanforderungsbeleg mit Llewellas Hilfe fast perfekt fälschen können. Allerdings sollten sie besser schnell verschwinden, denn ohne Datenbankzugriff fehlte natürlich die notwendige Online-Kopie der Anforderung.

Aber sie hatten ihr Ziel ja fast erreicht.

Und nachdem Cheyenne und der Vulkanier zu ihnen gestoßen waren, hatten sie auch relativ problemlos die ganze Ausrüstung wegschaffen können.

Nebenbei war Narbo sich sicher, dass dies seine letzte Zeitreise sein würde.

--- Vor Shuttlehangar 3

Alex und Ruben hatten sich an einem Terminal zu schaffen gemacht, um Reparaturarbeiten vorzutäuschen, aber jetzt stellte sich heraus, dass Wagenvoorts Befürchtungen umsonst gewesen waren.

Zwar konnte man auch vor April oder Narbo Angst haben, aber im Moment war deren Anwesenheit dem Niederländer sehr viel lieber, als die einer Gruppe Sicherheitsmänner, die sie aufgabelte.

"Da sind Sie ja!", brachte er so auch erleichtert hervor und richtete sich dabei instinktiv an Llewella und S'Tom, die er hinter viel Material nur schwer erkennen konnte, "Ist alles wie geplant abgelaufen?"

April bedachte den Niederländer mit einem skeptischen Blick und drückte ihm dann wortlos einen der zwei Kanister in die Hand ,die sie getragen hatte. Ihren Eigenen stellte sie etwas unsanft auf dem Boden ab und begann langsam die Innenseite ihrer Hand zu massieren. Ihr Blick ruhte für einen Augenblick auf Alex, danach wandte sie sich wieder an Ruben.

"So, alle da? Wie kommen wir jetzt in den Hangar?"

--- Altes Föderationsshuttle

David hatte die Flasche Whisky über die Hälfte geleert, als ihm plötzlich übel wurde. Er stand auf und bahnte sich torkelnd den Weg zur Toilette, wo er sich übergeben musste.

Auf dem Boden zusammengesackt brach er in Tränen aus. Er hätte eine perfekte Karriere bei Starfleet haben können und jetzt das. Er war wieder ganz unten, ein Säufer und Verlierer ohne Freunde oder Zukunft. Er versuchte wieder aufzustehen... vergeblich. Nach einigen Minuten schlief er entkräftet und frustriert ein.

--- Vor Shuttlehangar 3

'Sicherheitler sind schon eine merkwürdige Spezies', dachte Sternenlicht, als er die Frage von April hörte. Mit einem außergewöhnlich menschlich wirkenden Kopfschütteln drückte er April seinerseits wieder einen Karton in die jetzt freie Hand. Er holte den Impulsgeber hervor und drückte auf einen der Knöpfe.

Mit einem lauten Zischen öffnete sich die Hangarschleuse. In gut 20 Meter Entfernung erwartete ihn sein neuer Besitz, ein auf den ersten Blick halbwegs gut erhaltenes Shuttle, dass den Namen "Jack Daniels" trug.

Aprils Frage hatte den Vulkanier sehr verwirrt, weswegen er eine Antwort  auf Rubens initiale Frage versäumte. Auf die Frage der Kriegerin wiederum  gab es keine logische Antwort. Stattdessen nahm er einfach eine der beiden  Kisten mit den replizierten und inzwischen teilweise zusammengesetzten  Bauteilen, und folgte dem Sivaoaner, der ihm als Sternenlicht vorgestellt  worden war. Aus Sternenflotten-Datenbanken hatte er keine Daten über diese  katzenartigen Wesen, und auch das Wissen der Borg um Spezies 4921 war sehr  beschränkt...

Irritiert blickte die Schottin auf das Shuttle mit dem seltsamen Namen. Wer hatte denn da welche Anwandlungen gehabt, als er das Vehikel getauft hatte?

Schnell beeilte sie sich, den anderen zu folgen, die inzwischen in den Hangar getreten waren. April balancierte inzwischen zwei Kartons und hatte Sternenlicht einen verblüfften Blick zugeworfen, als dieser ihr einfach sein Paket in die Hand geschoben hatte.

Als sie den Hangar betreten hatte, betätigte das Katzenwesen erneut den Impulsgeber, und das Schott schloss sich erneut hinter der Gruppe. Ein weiterer Druck auf den Codegeber, und die Schleuse der "Jack Daniels" - Llewella unterdrückte ihr schiefes Grinsen nicht - öffnete sich anstandslos und ohne Mucken. Wenigstens etwas.

--- Shuttle "Jack Daniels"

Die hochgewachsene Frau drängte sich an den anderen vorbei und bestieg als erste das Shuttle. Dass sie sich dabei vordrängte, war ihr zunächst einmal ziemlich gleichgültig. Es galt, die medizinischen Utensilien möglichst sinnvoll zu verstauen, bevor sich der ganze Haufen im Shuttle drängelte und Klaustrophobie oder - noch schlimmer - Streitigkeiten zwischen April, Narbo und S'Tom auftreten konnten. Streitigkeiten zwischen dem Ferengi und dem Sivaoaner wären auch möglich, wenn Llewella so in die Vergangenheit dachte.

Wortlos streckte sie die Hände aus und nahm die Kartons entgegen, die ihr April nach oben reichte. Dann machte sie sich daran, diese zu verstauen. Während die anderen das Shuttle betraten, hantierte die Schottin im hinteren Bereich desselben. Ein leichter Geruch nach Malz und Honig stieg ihr in die Nase. Etwas irritiert blickte sie umher und fand auch relativ schnell den Ursprung des Geruchs: Eine Flasche Ballantines lag einfach so zwischen den Sitzen herum.

Angewidert rümpfte die Schottin die Nase. Wer auch immer dieses Shuttle besessen hatte, hatte nicht gerade einen erlesenen Geschmack. Jack Daniels und Ballantines - das war ja nun wirklich ein Gesöff, das man in jedem billigen Laden finden konnte....

Alex hatte am Eingangsschott der Shuttlerampe gewartet, bis dieses sich komplett geschlossen hatte, um sicher zu gehen, dass Niemand das beinahe lustige Treiben mit ansah, was sich hier im Hangar abspielte. Zwar waren sie hier jetzt relativ sicher; zum Glück hatten sie beim Betreten keine Sicherheitsleute angetroffen, wie Alex schon beinahe instinktiv erwartet hatte, jedoch war er froh, wenn sie endlich von der Station weg waren, um nicht die ganze Zeit darauf achten zu müssen, entdeckt zu werden.

Als er dann endlich als Letzter das inzwischen mit Leuten und Material ziemlich vollgestopfte Shuttle betrat und dessen Tür verriegelte, stieg ihm ein seltsamer, wenn auch bekannter Geruch in die Nase. Zuerst dachte er, es wäre vielleicht das Katzenwesen, was so roch, doch irgendwie schien der Geruch aus einer anderen Richtung zu kommen. Er wollte der Sache schon nachgehen, als plötzlich ein lauter Knall durchs Shuttle hallte, als eine der großen Kisten, die sie organisiert hatten, zu Boden fiel.

"Verdammt noch mal", tönte es aus der Gruppe, die mit dem Verstauen des Materials am kämpfen war und es hörte sich ziemlich nach Narbo an, der da fluchte. "Wollt ihr mich erschlagen? POULSEN!! Komm endlich hier rüber und pack mit an. Die schwächlichen Weibsbilder hier rauben mir noch meinen letzten Nerv."

Die Pilotin musste sich beim Anblick des Ferengis ein extrem hämisches Kichern verkneifen.

"Narbo beruhigen Sie sich ...!", mit diesen Worten schob sie sich an dem Händler vorbei und bahnte sich ihren Weg an den Kisten vorbei in Richtung Cockpit. Gott sei Dank waren diese Schiffe alle fast baugleich, wodurch die Terranerin sich nicht erst groß orientieren musste, um ihr Ziel zu finden.

"Ich lass Sie mal hier weiter rum kramen - wir treten uns hier nur alle gegenseitig auf die Füße. Ich schau mich mal vorne um."

--- Shuttle Jack Daniels, Cockpit

Für einen kuren Moment genoss Cheyenne die Ruhe in dem kleinen Raum. In ein paar Minuten würde es wahrscheinlich hier drinnen auch drunter und drüber gehen, deshalb war die Gelegenheit gut, das Shuttle etwas besser kennen zu lernen.

Mit einem leichten Seufzen nahm sie im Pilotensessel Platz und aktivierte die Navigationskontrolle.

Cheyenne hatte begonnen, die Systeme des Shuttles zu prüfen, in ihrer Konzentration war das erste von Sternenlicht, was sie bemerkte, dass er sich im Sitz des Co-Piloten niederließ. Seine Schnurrhaare ruckten zufrieden nach vorne, als er sah, dass sie zumindest zu wissen schien, welche Kontrolle wofür gut war.

Er aktivierte seine Konsole, und begann damit, die Sensoren des Shuttles zu prüfen - mit zwei Händen und einem Schweif.

Währenddessen wandte er sich an die Frau, die er bisher kaum kannte: "Ich hoffe, dass Du weißt, wie man so ein Ding fliegt, Cheyenne. Es wäre schade, wenn ich dieses Shuttle nach ein paar Stunden wieder verlieren würde. Man findet nicht alle Tage einen versoffenen Spieler, der bei einer Partie Billard sein Shuttle abgibt."

Die Pilotin blickte von ihrer Konsole auf und musterte Sternenlicht mit einem etwas befremdlichen Blick.

"Bis jetzt hat es jedes Shuttle immer ganz gut überlebt ... ", meinte sie dann etwas zurückhaltend.

"Aber wenn Sie es gerne selbst fliegen wollen ...", die Terranerin brach mitten im Satz ab und warte gespannt auf die Reaktion des Katzenwesens.

Sternenlicht überlegte einen Moment, reizen würde es ihn ja durchaus, allerdings... "Ich denke, es ist schon gut so. Auch wenn ich gerne fliege, denke ich bin ich hier an den Sensoren gerade besser aufgehoben. Zusammen werden wir den Kahn da schon durchbringen."

Ein Lächeln legte sich auf Cheyennes Gesicht während sie bestätigend nickte.

"In Ordnung - dann müssen wir jetzt nur noch klären, wie wir durch das Schott kommen. Ich glaube eine offizielle Startfreigabe bekommen wir nicht."

Mit ein paar kurzen Tasteneingaben überprüfte die Terranerin die Waffensysteme des Shuttles, schüttelte jedoch kurz darauf Kopf.

"Wieso sollten wir keine Startfreigabe bekommen? Das Schiff gehört mir, offiziell und mit allem Brimborium."

Als hätte er damit ein paar magische Worte gesprochen, öffnete sich ein Prioritätskanal der Flugkontrolle. Die ruhige, sachliche Stimme war im ganzen Shuttle zu hören:

"DS9 Flight Control an alle zivilen Schiffe: Bitte beachten Sie, dass auf Grund der bevorstehenden Auseinandersetzungen jegliche zivile Startfreigabe nur noch in den kommenden 10 Minuten möglich ist. Danach ist die unmittelbare Umgebung der Station als militärisches Sperrgebiet anzusehen. Bitte beachten Sie weiterhin, dass jeglicher Transit ziviler Schiffe durch das Wurmloch untersagt ist."

Sternenlicht berührte ein paar Schaltflächen auf seiner Konsole und öffnete damit einen Funkkanal zur Flugkontrolle: "Shuttle Jack Daniels an DS9 Flight Control: Wir erbitten Starterlaubnis in 8 Minuten."

Es dauerte einen Moment, bis eine Antwort kam: "DS9 an Shuttle Jack Daniels, Freigabe für Start in 8 Minuten erteilt. Gute Reise!"

Zufrieden ruckten Sternenlichts Schnurrhaare nach vorne: "Danke DS9, und viel Glück!". Damit trennte er die Verbindung und wandte sich an Cheyenne um: "Na?"

Cheyennes rechte Augenbraue zog sich leicht nach oben.

"So ist mir das natürlich viel lieber ...", meinte sie dann grinsend. "Diese ganze Zeitreise hat mich schon ganz paranoid gemacht..."

Die Reaktion Sternenlichts auf ihre Antwort konnte die Pilotin nicht ganz deuten - die Art und Weise, wie sich das Katzenwesen von Mimik und Gestik her bewegte gab ihr doch einige Rätsel auf.

"Morgan an Frachtraum - wir werden in 8 Minuten starten. Wie sieht es bei euch aus? Ist alles verstaut?"

--- Mittelsektion

Endlich waren die Kisten in dem engen Raum mehr oder weniger geordnet  untergebracht. Die restliche Zeit musste voll ausgenutzt werden. "Alle  Personen ohne das nötige Technik-Wissen für die noch verbleibenden  Modifikationen begeben sich bitte aus dem Weg", versuchte der Vulkanier  die Situation etwas mehr zu ordnen.

Er legte inzwischen den Zugang zu den Deflektorsystemen des Shuttles frei.  Währenddessen wandte er sich ohne aufzusehen an die Verbleibenden: "In den  blauen Kisten finden Sie einen Tetryon- und einen Tachyon-Generator,  ebenso wie einen Tachyon-Inverter und eine Steuereinheit. Diese müssen  zusammengebaut werden." Im Admiralsquartier hatte der Techniker  glücklicherweise noch genug Zeit gehabt, die komplexen Generatoren bereits  fertig zu stellen.

S'Tom selbst begann inzwischen, sich um die Modifikation der Schilde zum  Aufbau des nötigen Chroniton-Levels zu kümmern.

Stumm räumte Alex die von S'Tom erwähnten Gerätekomponenten aus den entsprechenden Kisten und begann, sie zusammen zu setzen. Dabei zog ihm wieder dieser sonderbare Geruch an der Nase vorbei, jedoch ignorierte er ihn und konzentrierte sich stattdessen auf die Arbeit. Denn es war nicht gerade einfach; wobei ihm kurz der Gedanke kam, dass S'Tom das natürlich wieder ganz anders sehen würde.

"Was glauben Sie, wie lange wir noch für die Modifikationen brauchen werden?", wandte er sich an den Vulkanier, während er den Tachyon-Inverter mit der Steuereinheit verband. "Ich habe nämlich keine große Lust, vor der Station Kreise zu fliegen, bis wir hier fertig sind. Vor allem, da wir unsere Schilde nur bedingt einsetzen können."

Der Frage der Terranerin über das Interkom hing immer noch unbeantwortet in der Luft und das leichte Rascheln aus den Lautsprechern des Shuttles ließ April vermuten, dass sie immer noch auf eine Antwort wartete.

Nachdem die Halbbajoranerin den letzten Kanister an ihrem vorläufigen Aufbewahrungsort verstaut hatte, tippte sie kurz auf ihren Kommunikator und antwortete.

"Ja, es ist alles verstaut und S'Tom und Alex fangen gerade an das Zeug zusammen zu bauen. Ich bin mir aber nicht sicher ob sie rechtzeitig vor dem Start fertig werden."

Mit einem kurzen Piepen beendete die Kriegerin die Verbindung und wandte sich an ihren Liebhaber, der immer noch auf eine Reaktion seitens des Vulkanier wartete.

"Und?"

--- Cockpit

Cheyenne warf einen verständnislosen Blick zu Sternenlicht und schüttelte den Kopf. In den letzten Tagen hatte sie des Öfteren feststellen müssen, dass die meisten Leute in dieser Truppe eindeutig ein Kommunikationsproblem hatten.

"Warum klappt es eigentlich nicht, mit ein paar Leuten hier ein anständiges Gespräch auf die Beine zu stellen - sie hätte ja wenigstens auf eine Antwort von mir warten können!?"

"Ja, da kann ich Dir nur Recht geben. Dass überhaupt alle hierher gefunden haben, grenzt schon an ein Wunder. Anscheinend sind sie ja schon am arbeiten." Die Spitze von Sternenlichts Schweif deutete dabei auf die sich ständig veränderten Daten der Antriebs- und Schildsysteme des Shuttles. Beides ließ er gerade warmlaufen.

"Sobald wir im All sind, werde ich sehen, dass ich einen Flugvektor ins Wurmloch zusammenbekomme. Viel Zeit dürfen wir uns keinesfalls lassen, sonst ist das Risiko einer Intervention der Station zu groß. Fürs Erste würde ich vorschlagen, erst einmal parallel zum Wurmloch uns einfach von der Station zu entfernen, bis wir die Reichweite der Traktorstrahlen überschritten haben. Von da an ist es denke ich nur eine Frage des geschickten Timings. Ich hoffe nur, dass wir einen günstigen Einflugvektor finden, der uns den Minenlegern nicht zu nahe bringt."

Sternenlicht gab eine weitere Reihe von Kommandos ein und transferierte einen ersten Flugplan auf Cheyennes Konsole. "Was meinst Du?"

Im Display tickte unerbittlich eine Anzeige: 00:06:35...

Cheyenne tippte kurz auf ihre Konsole und nickte dann langsam mit dem Kopf, als das Display ihr eine grafische Auswertung des Flugplans darstellte.

"Ja, das sieht gut aus ... ", murmelte sie vor sich hin.

"Ich würde aber trotzdem noch ein wenig mehr Abstand zum Wurmloch halten. Die Gravitationskräfte des Loches werden durch die Eigengravitation der Minen noch verstärkt. Wenn wir so lange parallel zu dem Ding fliegen wollen, dann könnten wir vielleicht Probleme mit der Abschirmung unseres Impulsreaktors bekommen..."

Eine kurze Pause entstand, in der die Pilotin zu dem Katzwesen aufblickte.

" ... und da wir nicht genau wissen, an welchem Ort wir in unserer Zeit wieder auftauchen, wäre es von Vorteil, wenn das Ding dann noch anständig funktionieren würde!"

--- Mittelsektion

Der Vulkanier war kurzfristig so in den Systemen des Shuttles versunken  gewesen, dass er Alex' Frage gar nicht wahrnahm. Aprils Stimme  brachte ihn aber wieder dazu, einen kleinen Teil seiner Aufmerksamkeit der  Umgebung zu widmen.

"Das hängt auch von Ihnen ab. Allerdings wird es uns keinesfalls gelingen,  alles bereits beim Verlassen der Station fertig gestellt zu haben. Die  Chancen, es zu schaffen, bis wir in Position sind, stehen bei etwa 30%",  antwortete S'Tom schließlich, ohne sich aber von seiner Arbeit abzuwenden.  Er beließ es auch bei einer Abschätzung der Wahrscheinlichkeiten mit einem  möglichen Fehler von bis zu 7%, um sich möglichst den  Deflektormodifikationen widmen zu können.

Der Techniker hatte initial mit einem moderneren und / oder besser  ausgestattetem Shuttle gerechnet. Die Deflektorphalanx dieses alten,  modifizierten Typ-6 Shuttles war relativ schwach - zu schwach, um  gleichzeitig die nötigen Chronitonendichte und den  Tetryon-Antitachyon-Strahl aufrecht zu erhalten...

"Ms. Morgan", wandte sich S'Tom an das Cockpit, "auf Grund des schwachen  Deflektors ist eine kürzere Distanz zum Wurmloch nötig, um genau zu sein  3,2 Kilometer." Das gesamte Vorhaben wurde dadurch zwar riskanter - die  Vorhersage der Auswirkungen der zu erzeugenden temporalen Schockwelle  wurden mit abnehmender Distanz weniger vorhersagbar; allerdings war dies,  so wie es der ehemalige Borg sah, die einzige praktikable Möglichkeit.

Mit dem ganzen technischen Geschwafel konnte die Ärztin wenig anfangen. Also hatte sie bislang nur mit einem halben Ohr zugehört und sich ganz dem Aufräumen der wertvollen medizinischen Gegenstände gewidmet. Fein säuberlich hatte sie alles sortiert, lediglich die etwas heikleren Medikamente - die, die normalerweise nur im sogenannten "Giftschrank" aufbewahrt wurden, hatte sie in ihren Sporran gesteckt. Nicht auszudenken, wenn sie in die falschen Hände geraten sollten. Auch wenn sie bei der derzeitigen Zusammenstellung der Gruppe da nicht so große Sorge hatte. Aber: Man konnte ja nie wissen.

Die Flasche Scotch hatte sie inzwischen wieder ordentlich verschlossen und sie zu den Desinfektionsmitteln gesellt. 'Alkohol desinfiziert ja immerhin auch', dachte sie mit einem Lächeln. So würde dieser Allerwelts-Scotch wenigstens noch eine Funktion erfüllen.

Nachdem sie mit ihrer Arbeit fertig war, drehte sie sich um und beobachtete das geschäftige Treiben in der Enge des Shuttles. Nachdem sie dort nicht so wirklich mithelfen konnte, warf sie ein unverbindliches "Wenn ich helfen kann, meldet Euch bitte!" in den Raum und setzte sich in einen der Kontursessel. So war sie wenigstens aus dem Weg.

Etwas unschlüssig überlegte Ruben, was er jetzt machen sollte. Und vor allem wo. Alle taten gerade instinktiv das Richtige und bereiteten ihre Rückkehr in die Zukunft effizient vor. Keiner maulte, stellte sich quer, argumentierte oder sonst was.

Administrative Eingriffe waren also nicht erforderlich.

Dann konnte er bei den Modifikationen helfen.

Poulsen sah jedenfalls höchst angespannt aus. Ruben hatte nur bruchstückhaft den Vortrag des Vulkaniers gehört und wusste um den Zeitdruck.

"S'Tom, könnten Sie mir eine sinnvolle Aufgabe zuweisen?", sprach er den Wissenschaftler hüstelnd an, es war ihm doch unangenehm, diesen bei der Arbeit zu unterbrechen.

--- Cockpit

Eine kurze Pause war entstanden in der die Pilotin noch einmal den Flugplan genau betrachtete. 3,2 Kilometer waren noch näher als die Distanz, die Sternenlicht vorgeschlagen hatte.

"S'Tom, wissen Sie, wo genau wir in unserer Zeit landen werden? Ich brauch eine genaue Positionsangabe. Wenn wir nämlich so nahe parallel zu dem Wurmloch fliegen ist hinterher unser Impulsreaktor im Eimer ..."

--- Mittelsektion

Cheyennes Rückmeldung unterbrach S'Tom, als er gerade zu einer Antwort auf  Rubens vorherige Frage ansetzen wollte. Er entschied allerdings, dass eine  Antwort an die Pilotin Priorität hatte.

"Ms. Morgan, ich denke Sie werden mir zustimmen, dass es wichtiger ist, in  die korrekte Zeit zu kommen als an den richtigen Ort. Für die richtige  Zeit ist der radiale Abstand zum Zentrum des Wurmloches von großer  Bedeutung, nicht aber die genaue Position. Eine Vorhersage, wie sich  unsere Position auf den Ort unserer Rückkehr auswirkt, übersteigt in der  vorhandenen Zeit meine Fähigkeiten. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass  der Warpantrieb das für die räumliche Rückreise relevante System sein  wird."

Währenddessen hatte sich der Vulkanier nicht von seiner Arbeit am  Deflektor abgewandt, und er tat es auch jetzt nicht, als er Ruben  schließlich antwortete: "Mr. Wagenvoort, Sie können unter Umständen Mr.  Poulsen beim Zusammenbau, Transport und Anschluss der Komponenten helfen."

Ein Teil seines Bewusstseins erinnerte sich schließlich auch der Frage  Llewellas. "Ms. Campbell, durch die Nähe zum Wurmloch ist die  Wahrscheinlichkeit von Verletzungen in Folge der Schockwelle sehr hoch",  informierte er diese sicherheitshalber.

Die Arbeit des ehemaligen Borg am Deflektor ging effizient voran. Er würde  es schaffen können...

Die zugeteilten Aufgaben fand der Niederländer etwas unpassend für sein Leistungsprofil: Zusammenbau und Transport bedeutete mechanische Arbeit, die immer mit Muskelkraft und handwerklichem Geschick verbunden war - und über beides verfügte Ruben nur sehr eingeschränkt.

Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie er ein Modellschiff bauen wollte: Intellektuell fühlte er sich der Aufgabe voll gewachsen, außerdem hatte er von dem fast meditativen Charakter dieses Hobbys gehört, das die Einheit zwischen Seele und Körper herstellen konnte.

Angeblich.

In der Realität hatte der Sicherheitschef sich ein Modell im Maßstab 1:100 des Schlachtschiffs Bismarck ausgesucht und war frohen Mutes an die Aufgabe herangegangen.

Neben den benötigten Bauteilen hatte er sich auch eine gehobene Auswahl an Werkzeug repliziert, um dieser Aufgabe gerüstet entgegenzutreten.

Doch nur wenige Stunden später war jeglicher Gedanke an die Einheit von Seele und Körper verschwunden: Emotional aufgewühlt wie selten saß er in einer Ecke des Raumes und musterte das klapprige Modell wie einen Todfeind.

Er hatte es nicht geschafft, auch nur eine einfachste Verbindung zu kleben. Geschweige denn die Montage des 38cm Zwillingsgeschützes für das vordere Aufbaudeck!

Verdruss war entstanden. Und dann Wut gewichen. Schließlich waren Verzweiflung und Selbsthass hinzugekommen.

Seitdem hatte er es nie mehr auch nur angesehen.

Verstaubt stand es in einem Schrank...

Seufzen versuchte er, sich wieder auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren: "Poulsen, wo waren Sie gerade stehengeblieben?"

Alex blickte von dem Inverter hoch zu Ruben, dann schaute er sich im Shuttle um, guckte nach oben, nach unten und dann wieder zurück zum Niederländer.

"Also, wenn ich keinen Knick in der Optik haben sollte, dann stehe ich zur Zeit mitten im Shuttle. Auch wenn ich mich da jetzt nicht auf den Zentimeter festlegen will. Aber wenn Sie es genau wissen wollen, dann fragen Sie am Besten S'Tom, der hat da ein Auge für."

Konzentriert blickte er wieder auf seine Arbeit; zumindest versuchte er es. Jedoch hielt ihn der verwirrte, beinahe entsetzte Gesichtsausdruck des Niederländers davon ab.

"Hier!", sagte er mit einem unterdrückten Lachen und reichte dem Sicherheitler einen schon fertig gestellten Teil des Technikpuzzles. "Können Sie das schon mal einbauen?"

April hatte es der Ärztin gleich getan und versuchte nun möglichst wenig im Weg herumzustehen. Mit einem leicht amüsierten Lächeln im Gesicht lehnte sie nun mit der Hüfte an einer der Kisten und beobachtete das Treiben.

--- Cockpit

"Na, das wird ein Spaß - die Frage ist nur, wie wir an das Schiff heran kommen wollen - mit den Manövriertriebwerken kann das einen kleine Ewigkeit dauern. Und der Traktorstahl der Venture wird uns nicht erfassen können, wenn wir aus dem Warptransit kommen." Die Pilotin programmierte einen neuen Kurs ein, wodurch wieder einen kurze Pause entstand.

"Aber was soll es, S'Tom. Zu Not überlasse ich es Ihnen, das Paddel zu schwingen..."

Mit diesen Worten beendete Cheyenne die Verbindung zu dem Vulkanier. Ihr Blick fiel nun auf den Countdown, der auf ihrer Konsole eingeblendet war. Noch 5 Minuten bis zum Start.

Sternenlichts Gedanken drehten sich hin und her um das Problem "Impulstriebwerk". S'Tom hatte sicher recht, die Gefahr eines Schadens bei dieser enormen Nähe zum Wurmloch während des Transits was sehr hoch. Auf der anderen Seite: Das Risiko nach dem Transit ohne Impulstriebwerk an einem Felsen zu zerschellen gefiel ihm gar nicht.

Er tippte eine ganze Reihe Kommandos in das Panel und rief damit die bekannten physikalischen Daten des Wurmlochs ab. Seine Augen weiteten sich, als er das Bild des Gravitationssogs sich vergegenwärtigte. Schnurrhaare und Schweifspitze zitterten leicht, als er ein wenig aufgeregt einen neuen Kursvektor ermittelte:

"Cheyenne, ich habe eine Idee. Ich möchte nur ungern ohne Impulstriebwerk ankommen, wer weiß, wo wir ankommen; und alleine mit dem Manöverschub werden wir unter Umständen ein Problem bekommen. Mal davon abgesehen, dass ich nicht mit Hilfe der Warp-Triebwerke aus einem instabilen Planetenorbit entkommen möchte. Wie wäre folgender Anflugvektor?"

Eine zweite, andersfarbige Linie erschien auf Cheyennes Plot. Der Sivaoaner erläuterte: "Wir schalten die Impulstriebwerke ca. 30 Sekunden vor Erreichen des Sprungpunktes vollständig ab. Dadurch werden sie inert und sollten bei weitem weniger empfindlich auf die Schockwellen reagieren. Wichtig ist, dass sie in energetischer Hinsicht vollständig inert sind.

Den Zielanflug auf die Sprungkoordinaten halten wir mit den Manövertriebwerken. Wir werden allerdings eine Menge Gefühl brauchen, um diesen Vektor zu finden. Die Gravitationsdaten, die ich hier habe, sind mehrere Wochen alt und ich weiß nicht, ob wir die Daten in der notwendigen Präzision für eine automatische Kursfindung in der zur Verfügung stehenden Zeit ermitteln können."

Die Pilotin dachte einige Augenblicke über Sternenlichts Vorschlag nach. Sie würden wahrscheinlich nicht nur Fingerspitzengefühl brauchen, sondern auch eine Menge Glück für seine Idee. Aber in Anbetracht der Alternativen gab es wohl wirklich keine andere Möglichkeit.

"Na ja, ich fürchte, um Handarbeit kommen wir da wohl nicht rum. Aber das ist immer noch besser als das kaputte Impulstriebwerk."

Mit einem skeptischen Gesichtsausdruck lehnte sich die Terranerin kurz in ihrem Sessel zurück - 4 Minuten 30 Sekunden bis zum Start - und versuchte, sich die Flugbahn vor ihrem geistigen Auge zu verdeutlichen.

"Wenn wir Ihren Anflugsvektor nehmen und an dem Punkt, an dem wir den Antrieb abschalten, eine Geschwindigkeit von ungefähr 70 000 km/s haben könnte es klappten."

Mit einer flinken Bewegung kam sie wieder nach vorne an ihr Schaltpult und berechnete den genauen Wert. 71443 km/s.

--- Mittelsektion

Aufmerksam betrachtete Ruben das Bauteil.

Es war kubusförmig, jede der sechs Seitenflächen war mit mehr als 60 Steckverbindungen ausgestattet, was eine Gesamtzahl an Verbindungsmöglichkeiten von genau-

"Aus dem Weg, Mensch!", stieß ihn der Ferengi fluchend zur Seite und verschwand grummelnd Richtung Frachtraum. Die letzten Minuten hatte dieser undefiniert an dem Shuttle herum gewerkelt, ohne dass irgendjemand besonders davon Notiz genommen hätte.

Der Niederländer hoffte inständig, dass Narbo etwas Vernünftiges tat.

'Ach ja, das Bauteil', kam es ihm dann wieder in den Sinn, als er das Gewicht des Geräts in seinen Händen bemerkte. Er musterte das Teil kurz weiter, entschied sich dann, dass es nur in eine bestimmte Position passen konnte und setzte es butterweich an den vorbestimmten Platz.

'Das war ja einfach!', staunte Wagenvoort über sich selbst. Hauptsächlich, weil er sich bisher nicht verletzt hatte. Seine Haut konnte manchmal dünn wie Papier sein.

Euphorisch nahm er ein weiteres Bauteil vom Boden auf...

Zufrieden drehte Alex den Tachyon-Inverter mit der inzwischen angeschlossenen Steuereinheit hin und her. Ja, es schien alles richtig zusammengebaut zu sein; auch wenn er das nur vermuten konnte. Denn testen konnte er es nicht.

'Na ja, wenn ich doch was falsch gemacht haben sollte, dann wird's wenigstens ein schneller Tod', dachte er und schaute sich nach dem letzten Bauteil um, welches er noch an die Baugruppe anschließen musste. Den Tachyon-Generator. Doch irgendwie war er von der Stelle verschwunden, an den er ihn vorhin abgelegt hatte.

"Himmel, Herrgott", fluchte Alex, während er in der Unordnung, die ihn umgab nach dem verdammten Gerät suchte. "Hier bekommt ja auch alles Beine."

Gerade wollte er schon nach dem Ferengi rufen, der eben so stürmisch durchs Shuttle gelaufen war, um ihn nach dem verschwundenen Teil zu fragen, da entdeckte er Ruben, der an einer anderen Wartungsluke damit beschäftigt war, den von ihm gesuchten Generator einzubauen.

"Oh nein!", entfuhr es ihm. Sofort hechtete er zu dem Niederländer und entriss ihm das Bauteil. "So doch nicht, um Himmels Willen!"

--- Cockpit

"Ja, das sieht gut aus", bestätigte Sternenlicht mit nach vorne geneigten Schnurrhaaren Cheyennes letzte Berechnungen. "Ein Höllenritt wird das, ich habe noch nie versucht, mit fast einem Viertel der Lichtgeschwindigkeit einen Korridor von weniger als einem Kilometer Breite zu treffen. Und das fast nur mit Manöverschub.

Es hat aber einen Vorteil, wenn ich mir das so überlege: Sollten wir angefunkt werden, können wir offiziell einen auf 'Wir wollen durch das Wurmloch' machen. Selbst militärische Sensoren dürften Probleme haben, diese geringe Diskrepanz im Kurs zum Transit bzw. am Wurmloch vorbei auflösen zu können. Zumindest innerhalb der zur Verfügung stehenden Zeit. Mehr als eine Minute brauchen wir nicht vom vorgeschlagenen Startpunkt bis zum Transit.

Ich glaube, wir sollten unsere Jungs da hinten", - sein Schweif deutete in Richtung der Schleuse zum Mittelteil des Shuttles", - mal über diese Tatsachen informieren. Zumindest, wenn wir uns über den Plan einig sind. Wenn Sie einverstanden sind, würde ich mich darum kümmern, während ich die Starvorbereitungen einleite; dann können Sie sich in Ruhe auf das zu fliegende Manöver konzentrieren."

Gerade huschte die 3:30 über den Countdown.

"Ja, machen Sie das ... ich werde hier noch ein bisschen was berechnen ...", antwortete die Pilotin, während sie kurz aufstand und sich an einem kleinen Replikator in der Ecke des Cockpits ein Glas Wasser replizierte.

Danach setzte sie sich wieder an ihr Pult und versank förmlich in den Vorbereitungen für den Flug. Gott sei Dank hatten sie alle nicht mehr genügend Zeit, um sich über das Risiko klar zu werden, das sie hier eingingen - ein kleinster Fehler und sie würden wohl als kosmischer Staub im Subraum enden...

--- Mittelsektion

S'Tom arbeitete nun unbeirrt durch die Vorgänge um ihn herum weiter. Er  vertraute so weit auf Alex, dass dieser Ruben von wirklich großen Dummheiten abhalten könnte, und so weit auf Ruben, dass dieser im  Endeffekt dennoch mehr Hilfe als Hindernis darstellen würde.

Inzwischen konnte der Techniker abschätzen, dass er die Modifikationen des  Deflektors bereits etwa 45 Sekunden vor dem Start fertig stellen würde. Die  Kalibrierung und Einstellung des Chroniton-Levels würde er erst im Flug  angehen können. Er fasste einen schnellen Entschluss, wie er diese Zeit  nutzen könnte.

Der ehemalige Borg begann, auch am Kommunikationsmodul zu arbeiten. Er  würde seinen persönlichen Scanner auf niedrigster Ebene der Protokolle  einbinden...

Derweil platzierte Ruben das letzte Stück Hardware erfolgreich.

Hoffte er zumindest, immerhin würde es keine Möglichkeit geben, die ordnungsgemäße Funktion zu testen. Aber er war relativ sicher, dass ihm kein Fehler unterlaufen war.

Wobei relativ bedeutete, dass die Wahrscheinlichkeit bei lediglich 3,4% lag. Er begann etwas zu schwitzen und kratzte sich unsicher hinter dem Ohr.

Vielleicht würde er doch noch mal kurz alles überprüfen...

--- Cockpit

Währenddessen hatte Sternenlicht mit einigen kurzen Kommandosequenzen die Startvorbereitungen initiiert. Ein kurzes Vibrieren ging durch das Shuttle, als die Impulstriebwerke anliefen. Er beobachtete die Anzeigen des Triebwerks aufmerksam, als er den Interkom aktivierte:

--- Shuttle Jack Daniels

Die Stimme des so ungewöhnlichen Katzenwesens drang aus den Lautsprechern im Shuttle: "Sternenlicht an alle:

Wir haben hier mittlerweile einen Anflugkurs auf die von S'Tom gewünschte Entfernung ermittelt und sind in den letzten Flugvorbereitungen. Nach meinen Schätzungen werden wir nach dem Start weitere sieben bis acht Minuten herausschinden können, ohne aufzufallen und uns allzu weit vom Wurmloch zu entfernen.

Um Schäden an den Impulstriebwerken zu vermeiden haben wir beschlossen, die letzte Phase des Zielanflugs nur mit den Manövertriebwerken durchzuführen. Die dadurch freiwerdende Energie steht ca. zwanzig Sekunden vor dem Transit für andere Systeme zur Verfügung. Bitte beachten Sie, dass wir durch diese Maßnahme nicht die volle Trägheitsstabilisation verfügbar haben und es etwas holperig werden könnte.

S'Tom, ein vorläufiger Kursvektor steht in den Bordsystemen für Sie zur Abstimmung zur Verfügung, weitere Korrekturen am Kurs werden in den nächsten Minuten zur Verfügung stehen.

Start in zwei Minuten ab...", ein kurzes Warten, "Jetzt! Sternenlicht Ende."

--- Cockpit

Sehr bewusst hatte Sternenlicht nicht auf eine Reaktion gewartet - er konnte sich vorstellen, wie die Reaktion einiger Teilnehmer des Fluges aussehen würde. Und dafür hatten sie jetzt gewiss keine Zeit.

Er widmete seine volle Aufmerksamkeit jetzt wieder den Kontrollen des Shuttles; die letzten Vorbereitungen würden ihn mehr als genug auf Trab halten, wollte er sie in der noch zur Verfügung stehenden Zeit alleine durchführen.

--- Mittelsektion

Die Nervosität wich aufkeimender Übelkeit. Wagenvoort mochte es nicht, wenn die Trägheitsdämpfer nur bedingt arbeiteten und die Kräfte an seinen Innereien zerrten.

Da er seine Kontrolle mittlerweile zufrieden beendet hatte, setzte er sich lieber ganz schnell auf einen der seitlichen Sitze.

Hoffentlich war die Zeitreise bald zu Ende.

Nach der zweiten derartigen Erfahrung, schien das heimische Geschlechtskrankheitenproblem schon fast wie Urlaub zu sein.

'2 Minuten', schallte es noch in Alex Kopf nach, während er den Generator mitsamt den inzwischen angebauten Gerätschaften an die Shuttlesysteme anschloss. Ein kurzer Blick zu S'Tom sagte ihm, dass dieser wohl noch ein wenig länger für seine Arbeit brauchte, auch wenn das Ganze natürlich nicht von seinem Gesicht abzulesen war. Ein kurzes Pfeifen brachte seine Gedanken wieder zurück zu seiner Arbeit, die er dann schnell beendete und dann die Wartungsklappe schloss.

"Der Tachyon-Generator und alles Andere ist an seinem Platz und dürfte nun funktionieren", sagte er, als er sich neben S'Tom stellte und zu ihm herunter sah.

"Gibt es sonst noch etwas, was ich tun kann? Ich bin nämlich ziemlich froh, wenn wir endlich daheim sind."

"Sobald wir die Shuttlerampe verlassen habe, benötige ich Hilfe bei der  Kalibrierung des Chroniton-Levels. Bis dahin habe ich keine Aufgabe für  Sie", antwortete S'Tom leicht geistesabwesend auf die Frage. Er hoffte  nur, dass der andere Techniker ihm bis dahin nicht zu sehr über die  Schulter sehen würde.

Die Modifikationen am Deflektor gingen effizient voran, und bald würde er  auch sein kleines Notfall-Kommunikationsprotokoll installiert haben. Mit  Hilfe seines persönlichen PADDs würde er, nicht nachvollziehbar für den  Rest der Crew, ein Signal auf einer aus seinem Geheimdienst-Wissen  hervorgekramten Frequenz höchster Priorität (für diese spezielle  Zeitperiode) übertragen können...

--- Cockpit

Die Countdown Anzeige auf dem Navigationsdisplay war auf kleiner eine Minute herunter gelaufen, was die Pilotin nun dazu veranlasste, die Triebwerke zu aktivieren. Das ihnen wohl allen so bekannte Summen der Maschinen wurde langsam lauter und lief dann, nach ca. 20 Sekunden, monoton und anstandslos vor sich hin.

Die Pilotin wollte gerade eine Verbindung zur Station aufbauen, als sich auch schon das Tor der Shuttlerampe öffnete und ihnen den Weg in die Tiefen des Alls ermöglichte.

"Denen scheint es ja wirklich wichtig zu sein, dass wir hier schnell verschwinden...", bemerkte sie mit einem ironischen Grinsen im Gesicht. Eine kurze Pause entstand, in der der Countdown die letzten 10 Sekunden piepend herunter zählte.

Mit einem leichten Ruck setzte das Shuttle vom Boden der Rampe ab und wenige Augenblicke später passierten sie das Hangarkraftfeld und befanden sich inmitten der Sterne. Für die Terranerin war dies der Moment, in dem in ihrem Innersten die Pilotenseele jedes Mal einen kleinen Sprung vollzog. Das Gefühl aus der Enge eines Hangars zu entfliehen und mit einem Mal in die Weite des Universums hinaus zu purzeln symbolisierte für Cheyenne genau die Freiheit und Leidenschaft, wegen der sie Pilotin geworden war.

Mit dem Drücken einiger Kontrollknöpfen korrigierte sie den Kurs in Richtung Wurmloch. Vor ein paar Monaten hatte Sie einen Artikel über historische Fluggeräte gelesen - Anlass war der Jungfernflug der Enterprise-E. Damals wurden diese noch mit einem richtigen Steuerknüppel geflogen und auch technische Errungenschaften wie Trägheitsdämpfer waren noch lange nicht erfunden. Die Enterprise-E war eines der ersten Schiffe der Sternenflotte, bei denen dieser Steuerknüppel wieder eingebaut worden war. In den kurzen Momenten die seit ihrem Abflug von DS9 vergangen waren, fragte sie sich wieder einmal wie es sich wohl anfühlen würde, ein kleines Shuttle wie dieses wirklich zu "spüren" und selbst - ohne das Drücken von Tasten - zu fliegen.

--- Frachtraum

"So!", befand Narbo triumphierend, während er sein Werk betrachtete, "Wollen wir doch mal schauen, ob uns jetzt noch jemand festhalten kann!"

In den letzten Minuten hatte er an der Außenhülle des Shuttles eine starke Strahlungsquelle angebracht, die nach ihrer Aktivierung eine Erfassung mit dem Traktorstrahl sehr erschweren würde.

Kleiner Nachteil war, dass das Shuttle und seine Insassen kontinuierlich verstrahlt werden würde. Aber sie wollten hier ja eh nicht lange drin bleiben. Wobei in diesem Fall "lange" nicht vierzig Minuten überschreiten sollte.

'Und Llewella kann ansonsten was von dem Krempel benutzen, den wir von der Krankenstation bis hierher geschleppt haben!', setzte er in Gedanken hinzu.

Gerade wollte er sich Richtung Cockpit aufmachen, um den anderen die frohe Kunde zu überbringen, als er ein Geräusch hörte. Es kam ziemlich sicher aus dem angrenzenden Sanitärraum und der Ferengi war sich nicht sicher, ob er die Ursache wirklich hören wollte.

'Natürlich will ich!', manchmal zischte Narbo sich sogar selbst an.

In einer fließenden, tausendfach geübten Bewegung zog er das Messer aus seinem Stiefel und öffnete die Tür zu dem Klo.

Da lag ein Mensch.

Und zwar keiner, den er kannte.

Einen Moment überlegte er, dem ungebetenen Typen einfach die Kehle durchzuschneiden. Dann befand er, dass der Mann so nach billigem Alkohol stank, dass er ihm keinen Millimeter näher kommen wollte.

Angewidert verriegelte er die Tür und ging nach vorne...

--- Mittelsektion

"Da liegt ein Terraner im Klo", brach er unvermittelt in die ausklingende Betriebsamkeit herein, "Hat den einer von Euch eingeladen?"

Angesichts der Neuigkeit hatte er die mittlerweile aktivierte Strahlenquelle längst vergessen...

Irritiert ob des ungewohnten Tonfalls, den Narbo bei seiner Meldung an den Tag legte, blickte die Schottin auf. In den letzten Minuten hatte sie lediglich versucht, nicht im Weg zu sein. Vielleicht gab es ja nun etwas für sie zu tun.

Sie schnappte sich ihre medizinische Tasche und stand auf.

--- Sanitäre Räume

Tatsächlich, da lag einer. Dem Geruch nach zu urteilen, der in den sanitären Räumen hing, hatte er sich die Flasche Ballantines genehmigt, die Llewella vorhin gefunden hatte. Der erste Gedanke der Schottin ob des reglos daliegenden Mannes war "Alkoholvergiftung, Grad Drei - Alarm!". Dann jedoch kniete sie sich neben den Mann nieder und war insgeheim froh darüber, dass ihre Nase nicht so empfindlich war. Eine Kommilitonin von ihr hatte es da weniger gut getroffen. Sie hatte so eine empfindliche Nase, dass sie ihr medizinisches Studium geradezu umsonst gemacht hatte. Nun ja, sie war in irgendeinem Labor gelandet, wo ihr Geruchssinn ihr nicht so zu schaffen machte.

Die hochgewachsene Schottin fühlte dem Mann den Puls - regelmäßig, gleichmäßig, kräftig. Normale Frequenz. Das war ja schon mal etwas. Sämtliche Vitalfunktionen ungestört. Also doch keine Alkoholvergiftung. Eher ein tiefer Schlaf, hervorgerufen durch zu hohen Alkoholgenuss.

Das machte die Sachlage wenigstens einfacher. Eine großartige Behandlung war nicht notwendig. Allerdings war die verkrümmte Lage des Mannes in dem engen Raum einem Ausschlafen seines Rausches nicht gerade förderlich. Also steckte die rothaarige Frau ihren Kopf in den Frachtraum und rief:

"Kann mir hier mal jemand helfen?"

Der Magen der Halbbajoranerin hob sich bei dem säuerlichen Geruch leicht an, als sie den Kopf in den kleinen Raum steckte und die Lage beäugte. Ein überraschendes Brummen kam ihr über die Lippen, während sie sich dann an der Ärztin vorbei schob, über das Häufchen Elend auf dem Boden drüber stieg und in die Knie ging. Mit einer etwas unsanften Bewegung hob sie den Kopf des Mannes etwas an, um vielleicht sein Gesicht identifizieren zu können.

"Wer zum Teufel ist denn das?"

--- Mittelsektion

S'Tom hatte absolut keine Zeit, sich um etwas anderes als die technischen  Gerätschaften zu kümmern. Selbst der strenge Geruch, der plötzlich  gemeinsam mit Narbo durch die offene Tür in die Mittelsektion gelangte,  vermochte nicht, ihn abzulenken.

Er hatte die initiale Konfiguration des Deflektors und auch seines kleinen  Kommunikationsprotokolls zeitgerecht abschließen können. Nach dem Start  hatte er sich zu dem durch Alex und Ruben offensichtlich erfolgreich  zusammengebauten Tetryon-Antitachyon-System begeben und dem menschlichen  Techniker die Überwachung der Chroniton-Levels aufgetragen - er war zu dem  Schluss gekommen, dass die Bedienung des zweiten Systems das geringere  Ausmaß an Fähigkeiten erforderte...

Während der Vulkanier die Energiezufuhr zum Strahlengenerator langsam erhöhte und gleichzeitig einen Phasenabgleich vornahm, wandte er sich an Alex: "Aktivieren Sie die Schilde auf mein Zeichen. ... Jetzt. Ziel-Level an Chronitonen ist 5,3*10^4 Partikel pro cm², eine Genauigkeit von +-2% ausreichend."

--- Cockpit

Cheyenne biss sich auf die Unterlippe. Bis jetzt war alles nach Plan verlaufen und die Station hatte wohl auch noch keinen Verdacht geschöpft, was ihr Vorhaben anging. Doch das würde sich in wenigen Augenblicken ändern, sobald sie die Impulstriebwerke ausgeschaltet hatte und sie direkt auf das Wurmloch zusteuern würden.

Ein paar einzelne Schweißtropfen bildeten sich auf der Stirn der Pilotin.

"Sind Sie bereit, Sternenlicht?"

--- Sanitäre Räume

David öffnete die Augen und schaute an irgendeine Decke. Wo war er bloß? Um ihn herum bemerkte er reges Treiben, allerdings kannte er niemanden, den er erblickte. Er hatte furchtbare Kopfschmerzen und war immer noch benebelt vom Alkohol…

"Wo bin ich?", stammelte er.

Bei dem Versuch aufzustehen war ihm eine Bajoranerin, welche er auch noch nie gesehen hatte, behilflich. Von ihr abgestützt schaute er sich um.

"Ach ja. Das Shuttle", erinnerte er sich. "Ich möchte gar nicht wissen, was ihr hier alle damit anstellen wollt.", lachte er und wollte sich auf den Weg zum Ausgang machen...

--- Mittelsektion

Alex ignorierte den ganzen Tohuwabohu im hinteren Teil des Shuttles, denn er musste sich bei den ganzen Zahlen und Berechnungen, die S'Tom ihm an den Kopf schmiss ziemlich konzentrieren.

"74 Prozent ... Sekunde", rief er und korrigierte schnell die Anstiegsgeschwindigkeit der Tachyonen. "Jetzt sind wir stabil bei 76 Prozent."

Angestrengt wischte er sich den Schweiß aus dem Gesicht, als plötzlich ein Ruck durch das Shuttle ging, als die Impulstriebwerke bei deaktivierten Dämpfern abgeschaltet wurden. Alex kämpfte damit, nicht das Gleichgewicht zu verlieren, während er die Werte im Auge behielt.

"Ich bin hier soweit klar", rief er dem Vulkanier zu.

--- Cockpit

Der Sivaoaner überflog noch einmal die Anzeigen der Sensoren, dann neigte er, mit sich zufrieden, die Schnurrhaare zustimmend nach vorne:

"Ja, so bereit man sein kann, denke ich. Die letzten Daten der Gravoscanner habe ich auf den geplanten Kursvektor verrechnet, damit sollte es eigentlich passen. Viel Zeit haben wir auch nicht mehr, wenn ich den Zeitablauf aus der Geschichte richtig in Erinnerung habe.", - als ob ein Sivaoaner dies nicht haben würde, sobald er ihn einmal gelesen hätte -, "Nach allem was ich hier sehe, sind die Vorbereitungen der Gerätschaften auch abgeschlossen. Wir scheinen allerdings irgendwo ein leichtes Strahlungsleck zu haben. Darüber können wir uns aber in der Zukunft Gedanken machen."

Er tippte einige Befehle in die Konsole, eher er weiter sprach. Eine taktische Übersicht der Umgebung um das Wurmloch ersetzte die Anzeige der wissenschaftlichen Sensoren. "In ca. 90 Sekunden hat die Defiant eine Position erreicht, die uns das größte Anflugfenster gibt. Ich denke, das ist unsere Chance. Mit ein wenig Glück erreichen Sie uns gar nicht rechtzeitig. Ich kann mir ohnehin nur schwer vorstellen, dass sie in Anbetracht des bevorstehenden Großangriffes sich die Zeit für ein altes Shuttle nehmen, das auf einen Wurmlochtransit aus ist."

"Wollen wir es hoffen...", antwortete die Pilotin mit einem etwas gedrückten Lächeln und wandte sich wieder ihren Anzeigen zu. Sollte Sternenlicht in diesem Moment auch nervös sein, dann schaffte er es auf jeden Fall, es gut zu verbergen.

Ein letztes Mal überprüfte Cheyenne die Einstellungen des Computers, dann beobachtete sie gespannt das Display, das ihre strategische Position anzeigte. Zwei blaue Punkte zeigten die Defiant und die Station an - ihr eigenes Schiff symbolisierte ein grüner Farbklecks.

Die nächsten Sekunden zogen sich für die Terranerin zu einer kleinen Ewigkeit hin und Cheyenne hätte weiß Gott was dafür gegeben, ein bisschen schneller fliegen zu können, um dieses ganze Szenario so schnell wie möglich hinter sich bringen zu können. Doch auch diese Ewigkeit ging - mysteriöser weise - vorbei.

Auf das Abschalten der Impulstriebwerke folgte ein heftiger Ruck, der das ganze Shuttle erschaudern ließ. Die Trägheitsdämpfer summten kurz auf und Augenblicke später hatten sie ihren neuen Kurs auf das Zentrum des Wurmloches eingeschlagen.

--- Sanitäre Anlagen

April packte den Terraner mit einem festen Griff am Oberarm und hielt ihn zurück. Das plötzliche Schütteln des Shuttles versuchte die Halbbajoranerin mit einem schnellen Schritt zur Seite auszugleichen - sie ließ den Fremden jedoch nicht los, der ebenfalls um sein Gleichgewicht rang.

"Moment mal - das ist ein äußerst ungünstiger Zeitpunkt, um abzuhauen. Wer sind Sie überhaupt, und was machen Sie hier?", misstrauisch musterte sie ihn noch mal von oben bis unten.

April hatte ein äußerst ungutes Gefühl. Nicht nur, dass dieser Kerl eine grausame Fahne hatte - er machte auch nicht unbedingt einen vertrauenswürdigen Eindruck auf die Kriegerin. Und dass er als blinder Passagier reiste machte es auch nicht besser.

David sprach zur Gruppe: "Ich bin der ehemalige Besitzer des Shuttles. Gestern Abend wollte ich noch meine privaten Dinge aus dem Shuttle holen."

Er machte eine kurze Pause und seufzte. "Allerdings kam mir wohl dann irgendwas dazwischen. Da wir schon unterwegs zu sein scheinen, würde ich mich freuen, wenn ihr mich hier in der Nähe irgendwo absetzen könntet."

Er versuchte die Bajoranerin freundlich anzulächeln und deutete auf seinen Oberarm. "Ich glaub ich kann nun alleine stehen."

Wie kam dieser Kerl eigentlich darauf, dass sie ihn stützen würde?

"Haben Sie als ehemaliger Besitzer auch einen Namen? Und was sagt mir, dass sie nicht irgendein blinder Passagier sind, der einen günstigen Transport gesucht hat? Oder sind Sie vielleicht auf DS9 aus einer Zelle ausgebrochen und versuchen nun zu fliehen?"

Ohne den Arm des Mannes los zu lassen musterte April ihn eindringlich.

Der Griff der gar nicht so kräftig aussehenden Dame wurde fester und so langsam fühlte sich David gar nicht mehr wohl in dieser Situation.

'Na ja. Ausgebrochen bin ich nicht aus der Zelle...', dachte er und versuchte sich geschickt aus der prekären Situation zu befreien.

"Mein Name ist David Jeffrey. Meine Identität bestätigen kann dieses Katzenvieh, wie war sein Name noch mal? Sternenbrand! Genau. Vorausgesetzt, er befindet sich an Bord.", stammelte er.

Mit einem kräftigen Ruck befreite er sich vom Griff der Bajoranerin.

Entspannt hatte sich Llewella an den Türrahmen gelehnt, nachdem sie ihre Tasche wieder umgehängt hatte. Interessiert beobachtete sie das Geschehen. Amüsiert bogen sich die Winkel ihres breiten Mundes leicht nach oben, als sie den grimmig-entschlossenen Blick auf Aprils Gesicht wahrnahm. Diese schien in ihrem Element zu sein...

Aprils Gesichtsausdruck spannte sich noch ein wenig mehr an, als sie das Lächeln der Ärztin wahr nahm. Sie schien wohl den Ernst der Lage nicht zu begreifen.

Nicht, dass die Kriegerin Angst hätte die Vergangenheit zu verändern, wenn sie diesen Jeffrey mit in die Zukunft nahmen - aber mit jemandem an Bord, der gerade erst aus seinem Suff aufgewacht war wurde ihr Vorhaben nicht gerade leichter.

"Kennen Sie den Kerl hier?", fragte sie die Ärztin. Ihr Grinsen schien darauf hinzuweisen.

"Nay", erwiderte die Schottin, wobei ihr Lächeln nicht weniger wurde. "Das einzige, was ich von ihm weiß, ist, dass er einen lausigen Geschmack in Bezug auf Whisky hat..."

'Wenn das nötige Kleingeld fehlt gibt man sich auch mit billigen Fusel ab.', dachte sich David. Langsam hätte er sich ein wenig Entgegenkommen der anderen gewünscht, zumal ihm die Kopfschmerzen ziemlich heftig zusetzten.

"Also mir ist relativ egal was Sie alle von mir halten, ich würde nun nur gerne wissen ,wohin wir reisen, und wo ich das Shuttle verlassen kann. Ich habe nämlich keinerlei Möglichkeit für einen weiten Transport zu zahlen."

Er ging einen Schritt auf die Tür zu. Mit den 2 Personen auf der Toilette war der sowieso stinkende Raum sehr überfüllt.

"Wir sollten in die Mittelsektion gehen."

Die Kriegerin wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als das Shuttle sich plötzlich erneut schüttelte - dieses Mal um einiges heftiger als zuvor.

Mit rudernden Armen versuchte April eine der Bad-Armaturen zu fassen zu bekommen, um nicht vollkommen das Gleichgewicht zu verlieren.

"Morgan an alle! Alle Mann festhalten ... Eintritt in das Wurmloch in 10 Sekunden ... 9 ..."

Die Zahlen 8 und 7 gingen in einem tosenden Aufheulen den Manövriertriebwerke unter und für einen kurzen Augenblick hatte April das Gefühl, ihre Trommelfelle würden sich für immer verabschieden.

"6 ... 5 ... "

--- Mittelsektion

Das Verhör des Unbekannten hatte Ruben nur am Rande miterlebt.

Die Turbulenzen des Fluges machten ihm zu sehr zu schaffen, als dass er sich hätte einbringen können. Stattdessen hatte er sich bei jedem Ruckeln stärker an dem Sitz festgekrallt.

Seine Fingerknöchel traten schon weiß hervor.

Sein Magen war definitiv zu nervös, um ohne volle Trägheitsdämpfung auszukommen! Glücklicherweise ging wenigstens sein pfeifendes Atmen zwischen dem mittlerweile ohrenbetäubenden Lärm unter.

Dann betrat Llewella wieder die Mittelsektion.

Hinter ihr der Unbekannte, der sich in den letzten Minuten versucht hatte, verbal zu verteidigen. Narbo hatte nicht übertrieben: Der Typ roch wie eine Woche nicht schallgeduscht.

Der Niederländer bewunderte April, dass diese so dicht hinter dem Kerl hergehen konnte. Aber ihr Misstrauen schien größer zu sein als der Ekel, als sie ihn herein eskortierte.

Die Beleuchtung des Shuttles begann bedrohlich zu flackern und auch die Turbulenzen wurden eindeutig heftiger. April warf dem Niederländer einen skeptischen Blick zu und für einen kurzen Augenblick versuchte sie seinen Gesichtsausdruck und dessen Farbe zu interpretieren, beließ es aber dann dabei sich lieber auf sich selbst zu konzentrieren.

" ... 4 ... 3 ... "

Die Halbbajoranerin griff nach einem Spanngurt mit dem einer der Container im Boden verankert war. Dieser sollte genügend aushalten um sich während dieses Höllenritts daran fest zu halten.

"Wo wir Sie absetzen entscheiden wir nachher - jetzt halten Sie sich lieber irgendwo fest. Sie wollen sich sicher nicht das Genick brechen!"

April Anweisung ging in dem fast unerträglichen Lärm unter. Die Tatsache, dass die Kriegerin durch das nun extrem flackernde Licht nicht genau sehen konnte, was der Fremde als nächstes tun würde gefiel ihr ganz und gar nicht. Aber im Moment war es eindeutig wichtiger die nächsten Minuten heil zu überstehen - danach konnte sie sich darüber Gedanken machen was sie mit diesem Kerl anstellen würde...

Angestrengt klammerte sich Alex an die Wartungsklappe, den Blick fest auf die Anzeige gerichtet, während er mit zitternden Fingern versuchte, das Tachyonenlevel aufrecht zu erhalten. Schweiß tropfte ihm von der Stirn und lief in seine Augen; jedoch hatte er keine Hand frei, um ihn weg zu wischen. Der ganze Krach im Shuttle rauschte in seinen Ohren und er hatte Probleme, S'Tom zu verstehen, der ihm mehrere Kommandos zurief.

" ... 2 ... 1 ... ", hallte es durch das Shuttle, während Alex eine weitere Sequenz auf seiner Konsole abschloss. Gerade wollte er die Nächste in Angriff nehmen, da ging ein dermaßen starker Ruck durchs Shuttle, dass die Klappe, an der er sich bisher festgehalten hatte, aus ihrer Halterung riss und Alex in hohem Bogen durch den Raum flog und sehr schmerzhaft auf dem Boden aufschlug.

Bunte Sterne tanzten vor seinen Augen und alles drehte sich in seinem Kopf. Er hatte Mühe, Luft zu bekommen und in dem Moment, in dem er aufstehen wollte, traf ihn irgendetwas am Kopf und eine beinahe wohlige Schwärze überkam ihn.

David sah, wie jemand von einem umher fliegenden Ausrüstungsstück stark am Kopf getroffen wurde. Er hätte geholfen, wenn er nicht selbst alle Kräfte benötigt hätte, sich am Türrahmen festzuhalten.

"WARUM ZUM TEUFEL FLIEGT IHR DEM DOMINION IN DIE ARME?", schrie er der noch immer Unbekannten zu. Anscheinend verstand sie ihn bei dem Getöse nicht.

Plötzlich explodierte irgendetwas heftig an der Steuerbordaußenhülle und man konnte erkennen wie sich die Wand langsam nach außen beulte...

Aprils Herzschlag war mit einem Mal rasend angestiegen, als sie den Techniker stürzen gesehen hatte - als ihn dann auch noch der Ausrüstungsgegenstand getroffen hatte, hatte sie erschrocken seinen Namen gerufen. Die verbeulte Außenhülle und die daraus entstehenden Gefahren nahm sie nur am Rande ihres Bewusstseins war.

"Jeeeetzzzzzt"

Die Stimme der Pilotin hörte sich in all dem Lärm furchtbar verzerrt und blechern an.

Was nun geschah, beschrieb April später wie einen Film, der sich vor ihrem Auge wie in einem Zeitraffer abgespielt hatte. Alles um sie herum bewegte sich auf einmal so furchtbar langsam und gemächlich. Das blinkende Licht pulsierte fast im Rhythmus ihres Herzschlages und die Leute, die sich mit ihr in diesem kleinen Raum befanden, fingen auf einmal an furchtbar eigenartige Grimassen zu schneiden.

Dann durchflutete die Kriegerin mit einem mal ein gleißender Schmerz, der alles um sie herum in Dunkelheit und komplette Stille tauchte.

--- währenddessen auf der Venture, im tanzenden Liebesdiener, kurz nach dem Verschwinden der Besatzungsmitglieder

Chris hatte sich einen Kaffee geholt und an einen der hinteren Tische gesetzt. Er war erst vor kurzem auf die Venture gekommen, nicht gerade der Ort seiner Träume, doch er brauchte Geld und hier zu arbeiten war genau so gut wie anderswo. 'Wenigstens wieder auf einem Schiff', ging es ihm durch den Kopf, während er das Geschehen an einem der Tische beobachtete. Die Gruppe kümmerte sich nicht weiter um ihn, er kannte zwar ihre Namen und mehr oder weniger auch ihre Aufgaben an Bord, doch wirklich gesprochen hatte er noch mit keinem von ihnen.

Ein Lächeln huschte über sein Gesicht während er den Romulaner dabei beobachtete wie dieser versuchte, den Fleck zu entfernen.

Er schlug die Beine übereinander, trank einen Schluck und gerade als Chris wieder aus seinem Becher auftauchte, verschwanden drei Personen vor seinen Augen. "Was?", entfuhr es ihm, er sprang alarmiert auf, knallte dabei den Becher so heftig auf die Tischplatte, dass ein Teil der dampfenden Flüssigkeit heraus spritzte und tat ein paar rasche Schritte vorwärts. Das brachte ihn so nah an den anderen Tisch, dass er verstehen konnte, was der Romulaner sagte.

"Warten Sie, ich begleite Sie. Ich kann sicher von Nutzen sein.", wandte er sich an den Romulaner, doch hörte es sich nach einer Feststellung an. Er würde ohnehin mitgehen, ganz gleich was der Mann dazu zu sagen hatte. Seine Neugier war geweckt.

--- Gänge

Während Yhea aus der Bar stürmte, blickte er zu dem Sicherheitler neben sich, der sich an seine Fersen geheftet hatte und ihm wie ein Schatten folgte. Es dauerte eine Weile, bis er sich an dessen Namen erinnert hatte; für ihn sahen irgendwie alle Sicherheitler gleich aus, schließlich waren sie alle groß, stark und mit bösen Blicken bewaffnet, wobei man da natürlich Ruben ausschließen musste. Vermutlich gab es nichts, was dieser mit einem durchschnittlichen Sicherheitsoffizier gemein hatte. Er war nicht groß, nicht stark und sein Blick hätte noch nicht mal dazu gereicht, einen Hamster zu vergraulen.

Chris folgte dem Romulaner mühelos. Er war angespannt und konnte kaum erwarten herauszufinden was geschehen war, schließlich hatte er sich schon lange nicht mehr in einer solch aufregenden Situation befunden.

--- Turbolift

"Maschinenraum", rief Yhea, noch bevor sich die Lifttüren ganz geschlossen hatten. Unruhig wippte er mit dem Fuß, während er seinen Mitfahrer begutachtete.

"Sagen Sie, haben Sie schon Mister Trustman über die Situation informiert?"

Chris musterte Yhea: "Nein, habe ich nicht", bekam der Romulaner freundlich aber bestimmt zur Antwort: "Das habe ich auch noch nicht vor. Jedenfalls jetzt noch nicht, ich möchte erst sehen was genau los ist. Vielleicht kann ich auf weitere Unterstützung verzichten. Oder sind Sie anderer Meinung?", abwartend betrachtete Chris sein Gegenüber. Eigentlich war er nicht wirklich an der Meinung des Mannes interessiert, doch da er ihn nicht kannte und somit nicht in der Lage war diesen richtig ein zu schätzen, zog er es vor höflich zu sein.

Yhea war beinahe ein wenig überrascht über die Antwort des Sicherheitlers. Abwarten und auf Unterstützung verzichten? Wie hatte es der Kerl geschafft, so lange zu überleben, wenn er in jede Situation erstmal alleine rein stolperte?

'Vermutlich ist das seine Erste', überlegte er und schüttelte den Kopf. 'Törichter Narr.'

Wahrscheinlich war solch eine Verhaltensweise an Bord eines Föderationsschiffes noch möglich, jedoch würde er hier auf der Venture damit ganz schnell Probleme bekommen. Wenn Yhea da alleine an die letzten Beiden Missionen dachte...

"Vermutlich wird er sowieso durch den roten Alarm geweckt worden sein", gab er als Antwort auf die Frage des jungen Sicherheitlers ab. "Ich jedenfalls bin auf Hedleges Bericht gespannt, wenn wir im Maschinenraum ankommen."

Immer noch war der Turbolift in Bewegung und gab Chris somit Gelegenheit über seine Situation nachzudenken.

 Er würde kaum Herr der Lage sein, so viel war sicher, wusste er doch gerade so, wo sich der Maschinenraum befand. In der kurzen Zeitspanne, die er auf der Venture lebte, fand er sich bisher ja nicht einmal besonders gut zurecht und es hatte ihm auch noch niemand eine Aufgabe zugewiesen und mit dem Kapitän hatte es auch noch kein Gespräch gegeben. 'Kein guter Ausgangspunkt, um mit dem Kopf durch die Wand zu wollen. Ich sollte mich vielleicht doch ein wenig zusammen reißen!', überlegte er und sah dann zu dem Romulaner um diesen, in einem möglichst gleichgültigen Tonfall, zu fragen: "Sie denken also, ich sollte eine Meldung machen?"

"Was ich denke, ist irrelevant", sagte Yhea in einem ernsten Tonfall. "Ich bin Techniker und kein Sicherheitler. Jedoch erwarte ich als Abteilungsleiter von meinen Untergebenen, dass sie mich informieren, wenn es irgendwelche Probleme in meinem Bereich gibt."

'Und ich denke, Mr. Trustman sieht das genauso', dachte er, während er aus dem Lift trat, der endlich auf dem passenden Deck angekommen war.

--- Büro der Sicherheit

Zufrieden starrte Trustman die gegenüberliegende Wand an.

Alles war ruhig. Seit fast einem Tag war kein Eingreifen des Sicherheitsdienstes mehr notwendig gewesen, der letzte Gefangene war vor sieben Stunden aus der Ausnüchterungszelle entlassen worden und Wagenvoort war nicht hier.

Balsam für Erics Seele.

Nicht, dass er nicht offen gewesen wäre für etwas Arbeit.

Seine Halsmuskeln zuckten kurz.

Nein, jede Aktivität hätte seinen Chef aus der Bar hochgeschreckt und dann hätte dieser sich wie ein aufgescheuchtes Wildschwein bei ihm gemeldet.

Besser, es blieb ruhig.

Behutsam stand er auf und marschierte kerzengerade zum Replikator, um sich einen Kaffee zu holen. Nach ein paar abgehackten Befehlen lieferte das Gerät das Gewünschte.

Zufrieden, aber mit unbewegter Miene nippte er an dem kochendheißen Getränk.

Dann erschallte der nervende Ton des roten Alarms. Rasch kippte er den restlichen Kaffee seine Kehle herunter und wandte sich dem Terminal zu:

Hedlege, ein Techniker auf dem Maschinendeck, hatte den Alarm auf Alnaks Veranlassung ausgelöst. Angeblich waren mehrere Personen verschwunden, zwei davon beim Beamen.

Mit geübten Handgriffen schnallte Eric sich seine Ausrüstung um, während die sich im Dienst befindlichen Sicherheitler nach und nach ihre Position meldeten.

Bis auf Carter und Combatch.

--- Gänge, Deck 4

Das pulsierende Leuchten des roten Alarms schlug ihnen entgegen, als sie schnellen Schrittes in Richtung Maschinenraum gingen, während Yhea den jungen Sicherheitler aus den Augenwinkeln betrachtete. Irgendwie sah er etwas nachdenklich aus, zumindest kam es ihm so vor.

Chris folgte dem Romulaner auf den Gang hinaus, wobei er immer noch mit dessen Worten beschäftigt war. Er musste sich eingestehen, die Gegebenheiten des Schiffes nicht zu kennen, war es ihm doch gelungen, sich zweimal auf der Suche nach der Bar zu verirren. Keine besonders guten Voraussetzungen, um hier mit dem Kopf durch die Wand zu wollen.

Sie hatten den Maschinenraum nun beinahe erreicht. Chris atmete tief durch, hier ging es nicht um ihn allein. Er blickte argwöhnisch zu Alnak, der ihn aus den Augenwinkeln beobachtete, fest davon überzeugt, sich irgendeine spöttische Bemerkung anhören zu müssen und bereit dagegen zu halten, egal wie ernst ihre Lage auch sein mochte. 'Er wird mich sicher auslachen oder für feige halten, wenn ich jetzt einlenke', überlegte er. Chris zögerte noch einen kurzen Moment, dann betätigte er seinen Kommunikator und sprach hinein: "Mr. Trustman, bitte melden Sie sich."

--- Büro der Sicherheit

Einen Moment flackerte es in Trustmans Augen.

'Na endlich', dachte er mürrisch.

Natürlich hatte er an der Stimme erkannt, dass es Carter war. Ein technisch guter Soldat, aber ohne jeden Respekt vor Vorgesetzten.

Dass andere seiner Truppe es auch nicht so genau mit der Disziplin nahmen, war für Eric nicht so gravierend. Die meisten waren nur durchschnittlich begabt, aber dieser Chris hatte durch sein Verhalten eine aussichtsreiche Sternenflottenkarriere weggeworfen.

"Trustman hier, sprechen Sie!", forderte er den anderen ohne Umschweife auf, "Und morgen steht für Sie und Combatch ein 30km Belastungsmarsch auf dem Holodeck an, denken Sie also an Ihr Marschgepäck"

--- Gänge, Deck 4

Chris blieb unvermittelt stehen, was dachte sich der Kerl eigentlich? Schließlich war er nicht mehr bei der Sternenflotte! Er fühlte Zorn in sich aufsteigen und hätte seinem Vorgesetzten am liebsten sofort gesagt, was er von dessen Befehl hielt. Er ballte die Hand zur Faust und brauchte einen Augenblick, um diesen ersten Impuls zu unterdrücken.

 Alnak war weiter gegangen und nun schon ein Stück entfernt. Chris beeilte sich, dem Romulaner zu folgen und als er Trustman antwortete, befand er sich bereits wieder in Hörweite. Er klang ausgesprochen höflich, als er in seinen Kommunikator sprach: "Nun, Mr. Trustman, ich denke, Sie sollten in den Maschinenraum kommen. Vor wenigen Augenblicken haben sich in der Bar drei Menschen in Luft aufgelöst. Das interessiert Sie vielleicht? Und was Ihre freundliche Einladung für morgen betrifft, ich werde ablehnen müssen! Suchen Sie sich jemand anderen! Carter Ende. Bei den letzten beiden Sätzen war seine Stimme nicht mehr so freundlich gewesen, die Wut war für geübte Ohren durchaus zu hören.

Ein schneller Druck auf den Kommunikator unterbrach die Verbindung, bevor Trustman auch nur die kleinste Möglichkeit zu einer Antwort bekommen hatte. Carter atmete erleichtert aus, nun ging es ihm schon viel besser! Er hatte sich früher nichts gefallen lassen und er würde es heute auch nicht. Inzwischen standen die beiden Männer vor dem Maschinenraum. 'Was uns wohl erwartet?', ging es Chris durch den Kopf, nun voll auf die vor ihm liegende Aufgabe konzentriert.

--- Maschinenraum

Yhea kommentierte das Gespräch, welches er mitbekommen hatte, mit einem Stirnrunzeln, während er den Maschinenraum betrat. Sollte Carter doch sehen, was er davon hatte, wenn er sich mit Trustman anlegte; der durch die Abwesenheit von Ruben zurzeit die Position des Sicherheitschefs inne hatte.

"Was gibt's zu berichten?", wandte sich der Romulaner dann sogleich an Hedlege, der an der Hauptkonsole des Maschinenraums stand und angestrengt auf die Anzeigen starrte.

"So wie es aussieht, sind wohl mehr als die von Ihnen gemeldeten Personen verschwunden. Eine genaue Anzahl haben wir noch nicht; das wird zurzeit noch geprüft", antwortete Hedlege ruhig, während er ein anderes Schaubild aufrief.

"Ansonsten konnte ich bisher ausschließen, dass sie von irgendwo weggebeamt worden sind, denn ich habe keine entsprechenden Transportersignaturen finden können. Stattdessen fand ich erhöhte Chroniton- und Tachyonwerte; damit befasst sich gerade die wissenschaftliche Station. Die geben uns Bescheid, sobald sie was Genaueres wissen."

Stumm ließ sich Yhea die gerade bekommenen Informationen durch den Kopf gehen, während er zum nächsten Replikator schlenderte und sich eine Tasse Kaffee bestellte.

"Sonst noch Jemand?", fragte er in die Runde und blickte Hedlege an, der jedoch den Kopf schüttelte und sich wieder der Konsole zuwandte.

Chris blickte den Romulaner irritiert an. "Nein, Danke!", sagte er und hörte sich dabei an, als sei er mit seinen Gedanken ganz woanders. 'Wie kann der jetzt Kaffee trinken?'

Er dachte über die erhaltenen Informationen nach, wenn die Leute nicht gebeamt worden waren, dann handelte es sich jedenfalls nicht um einen Angriff, da war er sich ziemlich sicher. Doch was sonst? Die erhöhten Werte gaben ihm Rätsel auf, doch anscheinend war das bei den Kollegen nicht anders.

Doch plötzlich kam ihm eine Idee. Eine recht fragwürdige, das musste sich Carter eingestehen, doch vielleicht ein Ansatz für weitere Untersuchungen. Doch so einfach preisgeben mochte er sie noch nicht. Und vielleicht hatten ja auch Trustman oder Alnak bereits eine Erklärung. Sein Vorgesetzter sollte ja jeden Moment hier auftauchen.

"Und welche Erklärung haben Sie für diesen Vorfall? Was sagen Ihnen die erhöhten Werte?", erkundigte sich Chris, wobei er allerdings offen ließ, welchen der beiden er meinte.

"Ohne das genaue Ergebnis der wissenschaftlichen Abteilung zu kennen", antwortete Hedlege auf die Frage des Sicherheitlers hin, "würde ich sagen, wir sind auf irgendein temporales Phänomen gestoßen. Zumindest würden die Chronitonpartikel dafür sprechen. Jedoch ist das alles sehr hypothetisch."

"Quasi ein Schuss ins Blaue", sagte Yhea über den Rand seiner Kaffeetasse hinweg, während sich hinter ihm zischend die Tür öffnete und Trustman schnellen Schrittes in den Maschinenraum kam.

"Schon was Neues passiert?", fragte dieser direkt, als er neben Yhea zum stehen kam. "Ah, anscheinend nicht. Carter ist immer noch hier."

Chris warf seinem Vorgesetzten einen ausgesprochen wütenden Blick zu, der diesem auf gar keinem Fall entgehen konnte. Doch eine passende Bemerkung konnte er sich gerade noch verkneifen. Doch sollte Trustman an seinem Vorhaben mit dem Belastungsmarsch festhalten wollen, durfte er sich sicher sein, auf Gegenwehr zu stoßen. Schließlich war er kein dummer Kadett der Sternenflotte mehr. Seine Aufgaben erledigte er gewissenhaft, wenn auch nicht immer den Vorschriften entsprechend. Also was sollten sie tun, sein Gehalt kürzen?

Doch zurück zu dem eigentlichen Problem. Chris betrachte gedankenverloren eine der Konsolen. Keiner schien eine wirkliche Erklärung zu haben, sein Wissen auf diesen Gebieten war höchst rudimentär, trotzdem hatte er eine Vermutung. Doch wie üblich würde er sie nicht einfach aussprechen sondern als Frage verpacken. Diese Eigenschaft hatte schon oft dazu geführt, dass Chris unterschätzt wurde und das beabsichtigte er auch mit diesem Verhalten. "Dieses temporale Phänomen könnte also bedeuten, die Vermissten sind in der Vergangenheit gelandet? Das ist höchst beunruhigend. Denn von hier könnten wir es kaum rückgängig machen?"

"Zukunft, Vergangenheit, Gegenwart ...?", philosophierte Yhea mit der Kaffeetasse in der Hand. "Wer kann das schon so genau sagen?"

Ein großer Schluck vom Kaffee, ein kurzer Blick zu Trustman, dann setzte er den sprichwörtlichen Todesstoß an.

"Ich bin mir nicht sicher, ob wir von hier nicht doch etwas machen können. Wir kennen noch nicht alle Fakten, die Wissenschaftler arbeiten immer noch an den Daten und wir haben nur eine theoretische Idee, was mit ihnen passiert ist. Vielleicht stellt sich am Ende heraus, dass sie gar nicht durch die Zeit gereist sind, sondern nur in ein anderes Universum. Oder vielleicht ist es ein ausgeklügelter Plan, sich von Bord des Schiffes zu schmuggeln, um dem Geheimdienst der Föderation beizutreten. Wer weiß das schon?"

Chris wurde allmählich ungeduldig und was sollte das jetzt wieder heißen? Zum Geheimdienst übergelaufen? Fassungslos starrte er den Romulaner an: "Das kann doch unmöglich ihr Ernst sein!", rief er zornig aus: "Zum Geheimdienst übergelaufen, was für ein Unsinn! Und wenn Sie einen Vorschlag haben, sollten sie ihn vielleicht bald einmal kundtun, oder wollen Sie weiterhin Kaffee trinken und große Reden halten?"

'Na prima!' ging es Chris durch den Kopf 'Ich und mein großes Maul!' Doch konnte er die Anwesenden wirklich nicht verstehen, er war schließlich weder Techniker noch Wissenschaftler und auch sonst nichts, was in dieser Situation hilfreich hätte sein können. Also warum unternahmen sie nicht endlich etwas?

Es kostete Yhea einiges an Mühe, nicht an dem großen Schluck Kaffee zu ersticken, den er gerade zu sich genommen hatte, als Carter quasi sprichwörtlich explodiert war, während ihm wieder einmal der Gedanke durch den Kopf ging, dass wohl keine humorvollen Sicherheitsleute im Universum existierten. Und wohl auch keine Intelligenten.

"Was war denn an dem Vorschlag so falsch, auf die Daten der Wissenschaftler zu warten, damit wir uns eine vernünftige und vor allem richtige Lage von der ganzen Situation machen können", brachte Yhea mit ruhigem Ton vor, während er versuchte, nicht wie ein Lehrer vor einem Haufen Kleinkinder zu klingen.

Über den neutralen Tonfall des Romulaners war Trustman erstaunt. Ihn selbst hatte es viel Beherrschung gekostet, Carter nicht sofort in ein dunkles Loch werfen zu lassen.

'Was denkt der Knilch, wer er ist?', ging es Eric noch immer durch den Kopf. Nur der Umstand, dass sie alle vorübergehend besseres zu tun hatten als Disziplinlosigkeit zu kurieren, brachte den stellvertretenden Sicherheitschef vorerst von einer Reaktion ab.

Aber er vergaß es ganz sicher nicht...

Chris atmete tief durch. 'Er hat schon Recht, ohne Daten kann keiner die Lage richtig einschätzen.' Doch es machte ihn fast wahnsinnig, hier warten zu müssen, nichts unternehmen zu können, vielleicht waren die Verschwundenen in Gefahr oder gar nicht mehr am Leben, wie konnten die Männer nur so ruhig bleiben. Doch diese Gedanken behielt er lieber für sich.

Er sah zu Alnak und es war deutlich zu spüren, wie schwer ihm die Worte fielen, als er ruhig sagte: "Sie haben sicher Recht. Ohne die Lage richtig beurteilen zu können, gibt es auch nichts, was unternommen werden könnte. Bitte entschuldigen Sie, dass ich mich derart im Ton vergriffen habe, es stand mir nicht zu, so mit Ihnen zu sprechen. Doch erscheint mir Ihr Verhalten nach wie vor der Situation nicht angemessen und Witze sind wohl vollkommen unangebracht. Dass Sie mein Vorgesetzter sind, ändert daran nichts!"

"Nur weil Sie von Ihrem Chef keinen Humor gewöhnt sind, muss das ja nicht heißen, dass es hier im Maschinenraum genau so ist, oder?", sagte Yhea und warf einen Seitenblick zu Trustman, der ihm nickend zustimmte. 'Wobei man von gewöhnt eigentlich nicht sprechen kann', dachte er und grinste. Humor und Ruben ... das schloss sich so kategorisch aus wie Feuer und Wasser. Einzig, wenn er wieder mal durch seine Tollpatschigkeit in eine besondere Situation stolperte hatte er die Lacher auf seiner Seite; wenn wahrscheinlich auch nicht beabsichtigt.

"Außerdem sind wir hier nicht respektlos gegenüber den Anderen", fügte er noch hinzu, während er seinen Kaffee leerte. "Selbst wenn wir ein wenig scherzen."

"Sicher, ganz wie Sie meinen", gab Chris zur Antwort, hörte sich aber überhaupt nicht überzeugt an.

Genau in diesem Augenblick erreichten sie die ersten Daten der Wissenschaftler.

'Glück gehabt!', so konnte er das Thema wenigstens in eine andere Richtung lenken und sich ein wenig aus der Schusslinie bringen, in die er sich ja selbst hinein manövriert hatte.

Und so sagte er nicht sonderlich einfallsreich: "Ich glaube, das sind die Daten auf die Sie gewartet haben. Können Sie jetzt etwas Genaueres sagen?"

Yhea blickte von seiner Kaffeetasse auf und beugte sich dann über Hedlege, der an der Konsole schon die entsprechenden Daten aufgerufen hatte. Ein paar "Hmms" und "Ahas" später und Yhea wandte sich wieder an die beiden Sicherheitler.

"Also laut der wissenschaftlichen Abteilung sind die Chronitonpartikel, die wir gefunden haben, der Hinweis darauf, dass sich an Bord der Venture anscheinend so was wie ein temporaler Riss im Raum-Zeit-Gefüge gebildet hat. Das passt jedenfalls dazu, dass etliche Besatzungsmitglieder einfach so verschwunden sind."

Langsam ging er mit zerfurchter Stirn auf und ab, während er weiter nachdachte.

"Leider konnten wir den Riss nicht mehr lokalisieren, was wohl bedeutet, dass er sich inzwischen wieder geschlossen hat. Ob er sich noch mal bildet, kann zur Zeit keiner sagen, jedoch heißt das zur Zeit für uns, dass wir keine Möglichkeit haben, sie zu erreichen; geschweige denn, sie zurück zu holen."

Diese Situation gefiel ihm nicht sonderlich, bedeutete sie doch vor allem, dass sie wirklich nur abwarten und hoffen konnten, das sich die Vermissten selbst zurück brachten. Und wie wahrscheinlich konnte das schon sein?

Doch abwarten hieß sicherlich auch, das jeder wieder an seine gewohnte Arbeit gehen würde. Er blickte kurz zu Trustman hinüber, der würde sicher noch mit ihm sprechen wollen. Irgendwie bezweifelte Chris, dass man seine Frechheiten einfach so übergehen würde.

"Das bedeutet also, wir können wirklich nur abwarten und hoffen, das sie sich aus eigener Kraft zurück bringen", das sagte Chris zu keinem bestimmten, dann sah er Trustman an: "Dann gibt es für mich ja vorerst nichts weiter zu tun. Oder haben Sie noch eine Aufgabe für mich?"

'Vielleicht habe ich ja Glück und kann einfach so verschwinden. Doch eigentlich glaube ich daran eher nicht!'

"Äh ...", unterbrach Hedlege die gerade eingetretene Ruhe und zeigte auf ein Diagramm, welches er auf den Bildschirm gelegt hatte. "Auch wenn sich an der von Mister Alnak geschilderten Situation nichts geändert hat, so haben wir wohl zumindest die Möglichkeit, anhand der Restchronitonen festzustellen, in was für einem groben Zeitrahmen sie sich befinden."

Er erntete von allen skeptische Blicke, weswegen er sich schnell räusperte und noch hinzufügte: "Also mindestens mal auf den genauen Monat ..."

"Hmm", überlegte Yhea, während er sich nachdenklich am Ohr kratzte. "Das könnte für gewisse Eventualitäten ganz nützlich sein. Fangen Sie also gleich damit an. Wie lange werden Sie für die Berechnungen brauchen?"

Hedlege überprüfte ein paar Zahlen am Computer und antwortete dann: "Also zwei Stunden dauert es mindestens."

"Okay, dann sagen Sie Bescheid, sobald Sie fertig sind. Und natürlich, wenn sich in Sachen Riss noch was tut."

Ein Nicken von Hedlege beantwortete Yheas Befehl und deswegen drehte er sich dann zurück zu Trustman und Carter um. "Und? Was machen wir jetzt?"

Eigentlich hatte sich an ihrer Situation ja nicht wirklich viel verändert. Zwar konnten sie nun, jedenfalls so ungefähr, bestimmen in welcher Zeit ihre Vermissten gelandet waren, doch welchen Nutzen konnten sie daraus ziehen? Darauf konnte Chris keine Antwort finden.

Doch vorerst hieß es wieder einmal warten, bis die nötigen Daten vorhanden waren. "Abwarten", sagte Chris laut und hörte sich nicht sonderlich begeistert an. "Ich meine", fügte er noch hinzu, "Selbst wenn es sich bestimmen lässt, wo sie gelandet sind, können wir sie immer noch nicht zurück holen, oder? Und ein Sicherheitsproblem sehe ich im Augenblick auch nicht. Oder habe ich vielleicht etwas entscheidendes übersehen?"

Die Kaltblütigkeit des Sicherheitlers ließ einen Moment Zorn in Trustmans Augen aufflackern. Dann hatte er sich aber wieder sofort unter Kontrolle und zeigte seinen steinernen Gesichtsausdruck.

"Kein Sicherheitsproblem? Mehrere Besatzungsmitglieder, teils in Schlüsselpositionen auf diesem Schiff, sind aus bis jetzt nicht abschließend geklärter Ursache verschwunden. Darunter Ihr Vorgesetzter!"

"Das bestreite ich ja überhaupt nicht.", Chris betrachtete den anderen gelassen. "Die Risse sind verschwunden und wie wir gehört haben, ist es recht unwahrscheinlich, dass sie erneut auftreten; herauszufinden, in welcher Zeit sie gelandet sind, mag interessant sein doch vermag ich nicht zu erkennen wie uns das helfen sollte. Nicht zu vergessen, dass wir von hier aus nicht wirklich etwas für die Besatzung unternehmen können. Das ist doch so ungefähr unsere Situation, oder ist mir etwas entgangen? Also kann ich nur wiederholen, ich sehe keine unmittelbare Gefahr für die Besatzung oder eines der Schiffe. Doch ich lasse mich gerne eines Besseren belehren. Was schlagen Sie also vor?"

Eric überging Carters Antwort und wandte sich direkt an Alnak:

"Ist sicher davon auszugehen, dass eine natürliche Ursache für die Risse vorliegt? Angesichts der gerade abgeschlossenen Mission und den bisherigen Berichten ist ein Zusammenhang zu den zeitreisenden Unbekannten ansonsten in Betracht zu ziehen"

Im Nachsatz wandte er sich wieder an Carter:

"Haben Sie die Atlantis kontaktiert? Oder auf welcher Grundlage schließen sie sonst aus, dass von dort keine Gefahr erkannt wurde? Ansonsten sollten Sie das schleunigst nachholen!"

'Mist!', das hatte er natürlich vergessen! Solch ein Fehler sah ihm überhaupt nicht ähnlich. "Nein", gestand er ohne große Umwege sofort ein: "Ich werde es aber sofort erledigen!"

Er trat an eine der Konsolen heran, öffnete einen Kanal zur Atlantis und sagte, wieder einmal recht formlos: "Hier spricht Christian Carter von der Venture. Wie sieht es bei Ihnen aus, Atlantis?"

--- Atlantis, Büro des Captains

"Wie sollte es denn hier aussehen?", antwortete Julian nach kurzer Denkpause, in der er nicht herausgefunden hatte, wer zum Teufel dieser Christian Carter war. Selbst der gerade diensthabende Kommunikationsoffizier auf der Brücke hatte ihm diese Frage nicht beantworten können.

"Außerdem wäre es vielleicht nicht schlecht, wenn Sie sich ein wenig genauer ausdrücken könnten. Zum Beispiel, wer zum Geier Sie genau sind, wieso Sie mich mit so einer lapidaren Frage konsultieren und was überhaupt Wichtiges los ist."

--- Venture, Maschinenraum

Obwohl Chris noch nicht das Glück gehabt hatte, den Captain dieses Schiffes kennen zu lernen, beschlich ihn das ungute Gefühl, der Captain der Atlantis würde sich sein Verhalten nicht so einfach bieten lassen. 'Vielleicht besser, ich reiße mich zusammen.'

Höflich sagte er: "Verzeihen Sie, Sir. Wie ich schon sagte, hier spricht Christian Carter, ich gehöre zu den Sicherheitskräften der Venture und möchte mich erkundigen, ob auch Sie Verluste zu beklagen haben. Wenn ich kurz unsere Lage schildern dürfte, Sir?" Daraufhin berichtete Chris kurz und sachlich, was sich auf der Venture zugetragen hatte und auch welche Schlüsse sie bisher daraus gezogen hatten. "Aus diesem Grund wollte ich mich erkundigen, ob auf Ihrem Schiff alles in Ordnung ist. Oder Sie sich in erhörter Alarmbereitschaft befinden, Sir."

Chris warf einen verstohlenen Blick zu den anderen, konnte aber nicht sagen, wie viel die von diesem Gespräch mit bekommen hatten. 'Hoffentlich nicht allzu viel. Nicht, dass hier auch noch erwartet wird, ich spreche sie mit Sir an. Das fehlte mir gerade noch. Dazu ist mein Gehalt nicht hoch genug!'

--- Atlantis, Büro des Captains

'Erhöhte Alarmbereitschaft?', fragte sich Julian und schüttelte den Kopf. Kein Wunder, das er Captain war und dieser Sicherheitsfuzzi, den er nicht kannte und der sich hier wichtig machen wollte, es bisher nicht geschafft hatte, irgend etwas Besseres zu werden als ein kleiner und unbedeutender Sicherheitler. 'Wieso muss ich mich immer mit solch ungebildeten Personal abgeben', dachte er und rief auf seinem Schreibtischterminal die Schiffsbesatzung auf. Tatsächlich, der Computer gab wirklich ein paar Personen an, die nicht mehr auf dem Schiff waren...

"Anscheinend haben Sie Recht", antwortete Julian schließlich und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. "Unser Computer hat mir gerade ..."

Weiter kam er nicht, als er durch einen Ruf der Brücke unterbrochen wurde. "Eine Sekunde bitte", sagte er noch, bevor er die Verbindung auf Stumm schaltete.

"O'Connor hier, was gibt es?", fragte er, bevor die Stimme seins Brückenoffiziers durch sein Büro schallte.

"Sir, unsere Langstreckensensoren haben gerade ein kleines Objekt in paar Lichtjahren Entfernung entdeckt, welches sich langsam auf uns zu bewegt. Es handelt sich wohl um ein Shuttle, vermutlich Föderationstyp. Wenn es sich in diesem Tempo weiter bewegt, dann wird es voraussichtlich in 47 Minuten im näheren Sensorenbereich sein. Sollen wir irgendwelche Maßnahmen ergreifen?"

Julian überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf. "Verhalten Sie sich so passiv wie möglich. Mit angedockter Venture können wir uns ja sowieso nicht groß verstecken, jedoch denke ich nicht, dass dieses Shuttle eine wirkliche Gefahr für uns darstellt. Jedenfalls werd ich gleich sowieso auf die Brücke kommen. O'Connor Ende."

Er reaktivierte die Verbindung zur Venture und unterrichtete den Sicherheitler über die neuen Gegebenheiten mit der Bitte, es an die entsprechenden Vorgesetzten weiterzuleiten. Sollte dieser halt was arbeiten, wenn er darauf so scharf war.

--- Venture, Maschinenraum

"Ich glaube", begann Yhea und blickte zu Carter, der immer noch in das Gespräch mit der Atlantis vertieft war, "dieser Fall hat wohl nichts mit unseren alten Bekannten auf dem Asteroiden zu tun. Zumindest in personeller Hinsicht. Jedoch besteht die Möglichkeit, dass sich durch die Explosion des Dilithiums irgendwie das Raum-Zeit-Kontinuum verändert hat und wir dadurch vielleicht anfälliger sind auf zeitliche Phänomene. Was natürlich nur eine Theorie ist. Möglicherweise ist es jedoch einfach nur ein dummer Zufall und wir waren einfach zu falschen Zeit am falschen Ort."

Er blickte den stellvertretenden Sicherheitschef entschuldigend an und zuckte mit den Schultern.

Mit halbem Ohr hatte Chris die Unterhaltung der anderen verfolgt. Was es mit dem Asteroiden auf sich hatte, konnte er allerdings nur vermuten. 'War wohl vor meiner Zeit hier.'

Er gesellte sich wieder zu den anderen und begann zu berichten: "Auch auf der Atlantis sind Crewangehörige verschwunden. Außerdem haben sie ein kleines Shuttle geortet, das allem Anschein nach einem Förderationstyp entspricht. Doch noch ist es zu weit entfernt, um das mit letzter Sicherheit festzustellen. Mir wurde auch mitgeteilt, dass es wohl noch ungefähr 47 Minuten dauern wird, bis es sich im näheren Sensorenbereich befindet", Chris machte eine Pause, überlegte kurz, ob er noch etwas Entscheidendes vergessen hatte und fügte dann noch hinzu: "Der Captain der Atlantis hat außerdem noch erwähnt, dass er sich entschieden hat, sich so passiv wie möglich zu verhalten. Das war so weit alles, meine Herren. Irgendwelche Anweisungen?"

Yhea warf Trustman einen vielsagenden Blick zu, bevor er Carter seine inzwischen geleerte Kaffeetasse in die Hand drückte und ihm freundschaftlich die Schulter tätschelte.

"So mein Junge, das haben Sie hervorragend gemacht. Als Belohnung dürfen Sie sich jetzt am Replikator ein Eis holen und wenn Sie gerade dabei sind, seien Sie doch bitte so nett und bringen mir noch einen Kaffee mit. Danke."

Er gab dem Sicherheitler noch einen kleinen Schubs, so dass dieser mit einem verdatterten Gesichtsausdruck in Richtung Replikator stolperte. Währenddessen versuchte Yhea verzweifelt, nicht in lautes Gelächter auszubrechen.

Trustman hatte natürlich keine Probleme, sich zu beherrschen.

Denn er lachte nie im Dienst. Und außerhalb des Dienstes auch eher selten.

Abgesehen davon hatte er nach der Meldung des Sicherheitlers sofort die Brücke kontaktiert, um die Angaben bestätigen zu lassen: Im Gegensatz zu O'Connor sah Hisaki sehr wohl Bedarf, das Shuttle einer Begutachtung zu unterziehen.

Und Eric teilte diese Einstellung. Man konnte nie vorsichtig genug sein:

"Carter, lassen Sie den Mist und geben dem Mann seine Tasse wieder! Dann sorgen Sie dafür, dass Miss Kincaid, Combatch und Havburn in drei Minuten in einem einsatzbereiten Shuttle sitzen - wir schauen uns den Neuankömmling mal aus der Nähe an!"

Zuerst hörte Chris die Worte seines Vorgesetzten überhaupt nicht, starrte fassungslos die Tasse in seinen Händen an. 'Das kann doch nicht wahr sein. Was bildet sich der Kerl überhaupt ein? Dem drehe ich den Hals um!'

Chris konnte sich kaum noch beherrschen und eigentlich wollte er das auch gar nicht, niemand durfte so mit ihm umgehen, egal welchen Rang er hatte. Dann streifte sein Blick Trustman, der ihm einen eindeutigen Befehl erteilt hatte. Respektlosigkeit war eine Sache, Befehlsverweigerung etwas vollkommen anderes.

Keinem der Umstehenden dürfte entgangen sein, wie sehr er sich bemühen musste um nicht doch noch aus der Haut zu fahren. Er wandte sich zu dem Romulaner, trat einen Schritt näher an diesen heran und sagte mit schneidend kalter Stimme: "Hier, nehmen Sie das verdammte Ding! Und wagen Sie ja nicht, noch einmal so mit mir umzugehen!", bei diesen Worten hatte er ihm die Tasse gegen die Brust geknallt, so fest, dass diese um ein Haar zersprungen wäre, drehte sich um und verließ ohne ein weiteres Wort den Maschinenraum.

Von den harschen Worten war Trustman wenig überrascht. Er selbst hätte gegenüber dem Romulaner kaum anders reagiert. Allerdings hatte es sich wohl auch um eine gezielte Provokation gehandelt.

Hoffentlich lernte Chris etwas aus diesen Situationen.

Ohne ein weiteres Wort mit Alnak zu wechseln wandte sich Eric dem Turbolift zu. Als Profis wussten beide, was nun zu erledigen war.

--- Gänge Richtung Shuttlerampe

Mit eiligen Schritten, immer noch wütend, machte er sich auf den Weg zur Shuttlerampe. Umso weiter er den Maschinenraum hinter sich zurück ließ umso ruhiger wurde er. Schließlich blieb Chris einen Moment stehen, um die drei Personen zu kontaktieren und ihnen mitzuteilen, dass sie ein Shuttle startklar machen sollten und sich dort auch einzufinden hatten und das sofort. Bei dem Shuttle angekommen, betrat er es nicht sofort, sondern wartete davor auf Trustman.

Zwei Minuten und dreißig Sekunden waren vergangen, bevor der stellvertretende Sicherheitschef vor der Shuttlerampe ankam.

Vor der Tür wartete Carter, hoffentlich auf ihn und nicht auf die anderen. Nicht dass es Eric überrascht hätte, wenn die Leute sich verspätet hätten. Gerade Jordan war ja mehr als selten pünktlich...

Chris wurde langsam ungeduldig. 'Mir wird vorgeworfen, respektlos zu sein, aber die beiden lassen sich erst gar nicht blicken. Aber das ist sicher etwas anderes!', eigentlich war es ihm egal, ob sich die anderen verspäteten oder nicht, sein Ärger richtete sich immer noch gegen den Romulaner. Diese Angelegenheit würde er nicht vergessen, dazu war sein Stolz zu sehr verletzt und er viel zu nachtragend.

Und Chris hielt es für möglich, dass das entdeckte Shuttle eine Gefahr darstellte. 'Könnte aber auch unsere vermisste Crew sein', überlegte er, das war gut möglich. Nur weil sie von hier nichts zu deren Rückkehr beitragen konnten, hieß das noch lange nicht, dass sie nicht einen Weg gefunden hatten. Doch so lange beides möglich war, sollten sie sich schnell Gewissheit verschaffen.

Er hörte Schritte und blickte in die Richtung, aus der sie kamen, Trustman kam auf ihn zu. Kaum war sein Vorgesetzter nah genug, richtete Chris das Wort an ihn, dabei konnte er nur schwer verbergen, dass er immer noch wütend war: "Vielleicht sollten Sie es ein weiteres Mal versuchen, Ihre Besatzung zur Mitarbeit zu bewegen, bisher ist jedenfalls niemand erschienen.", und sarkastisch fügte Chris noch hinzu: "War wirklich nett von Ihnen, wie Sie mir beigestanden haben bei diesem Kerl.

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