Atlantis - Chronik 3

Frühstück bei Julian (Briefing mit Hindernissen)

--- Llewellas Quartier

Sternenlichts Schnurrhaare ruckten nach vorne, als er erfreut die Einladung zur Kenntnis nahm.

"Es währe mir eine Ehre, Sie zu begleiten. Auch nach all den Jahren finde ich es immer wieder hochinteressant, typisch menschliche Freizeitbeschäftigungen kennen zu lernen. Sie sind in dieser Beziehung recht erfinderisch. Das hat auch schon die eine oder andere spannende Geschichte abgeworfen."

Der Sivoanaer ließ unerwähnt, dass ihn eine solche "Freizeitbeschäftigung" auf einem Holodeck fast schon einmal den Kopf gekostet hätte.

"Was haben Sie im Sinn?"

Eine unschlüssige Grimasse schneidend lehnte sich die Psychologin in ihrem - Llewellas - Sessel zurück und trank einen weiteren Schluck ihres Whisky, bevor sie sich gedanklich der Frage widmete, als sei sie ein ernstes philosophisches Problem.

"Zumindest ich habe mir darüber noch keine Gedanken gemacht." Sie zuckte mit den Achseln und widmete sich gänzlich dem letzten Schluck ihres Getränks, den sie sachte im Glas schwenken ließ und beinahe für zu schade zum Trinken befand. "Wie wäre es mit einem Holoroman oder einer Partie Billard? Es sei denn, Llewella hat einen besseren Vorschlag -Sehnsucht nach den Highlands? Die Musik scheint ja offensichtlich noch nicht ausgereicht zu haben."

Sie sah die Schottin zwinkernd an und ließ ihre Augen dabei über den eigenwillig karierten Stoff schweifen, aus dem deren heutige Kleidung mal wieder bestand. Ysara war fast froh, selbst keine derartige Heimatverbundenheit zu kennen.

Nicht, dass noch jemand von ihr erwartete, mit diesen Baströckchen herumzulaufen und am laufenden Band Blumenketten zu flechten. Allein bei dem Gedanken, andere Leute noch ein einziges Mal mit "Aloha" zu begrüßen, wurde ihr schon ganz anders. Ihrem Urteil nach alles Bräuche, die auf den übermäßigen Konsum bewusstseinserweiternder Drogen zurückgingen...

--- Mannschaftsmesse, Tisch 7

Fast mitleidig schaute Julian den Ober an. Doch helfen konnte er ihm nicht.

"Sie haben Mister Narbo gehört. Also zack zack. Der Kunde ist König und der neue Barbesitzer erst recht. Und außerdem warte ich ebenfalls nicht gern."

Sämtliche Farbe wich aus dem Gesicht des Obers. Ungläubig schaute er auf den Ferengi herunter, der ungeduldig auf sein Bestelltes wartete. Mit zittriger Stimme und einem ziemlich verunglückten Lächeln verabschiedete sich der Ober und verschwand in Richtung Theke.

"Tja, dass man diese Leute auch immer antreiben muss."

"Ja, eine Schande, aber vielleicht finde ich an Bord meines Shuttles noch die alte Energiepeitsche wieder", erwiderte Narbo trocken, um dann ein Grinsen folgen zu lassen, "Natürlich nur als Drohmittel, als guter Geschäftsführer tötet man nur sehr vorsichtig das Personal, wenn man die Kunden nicht vergraulen will.

Andererseits sind viele Spezies begeistert von öffentlichen Hinrichtungen..."

Julian warf Narbo einen warnenden Blick zu. "Unterstehen Sie sich und töten Sie irgendwelche Personen hier in der Bar. Egal ob aus Spaß oder höheren Gründen. Auch wenn das hier ein mehr oder weniger ziviles Schiff ist, gibt es gewissen Regeln.

Und ich sag Ihnen gleich; wenn Sie sich hier daneben benehmen und meinen, Sie könnten tun und lassen, was sie wollen, dann geben ich Ihnen den Tipp, dass Sie schon mal üben sollten, lange die Luft anzuhalten. Denn sollte ein Fall eintreten, der mir absolut nicht passt, dann habe ich kein Problem damit, Sie aus der nächsten Luftschleuse zu werfen. Verstanden?"

"Fassen wir also zusammen: Nur Du tötest irgendwelche Personen aus Spaß oder höheren Gründen?!", stellte der Ferengi grinsend fest, "Soviel also zu Deinen moralischen Grundsätzen - ganz ehrlich: Würde ich auf meinem Schiff auch so regeln"

Weiter grinsend beobachtete er, wie sein neuer Leibeigener mit den Getränken ankam, sich mittlerweile gefasst zu haben schien. Sehr diszipliniert legte er das PADD, welches hoffentlich den Personalplan enthielt, vor Narbo auf den Tisch. Anschließend verschwand er mit einem Gesichtsausdruck der so unergründlich war, wie das Gefühlsleben eines Vulkaniers.

Genüsslich trank Julian von dem eben gebrachten Bier, während er Narbo dabei zusah, wie dieser sich in den Personalplan einlas. Anscheinend gefiel ihm das ganze nicht, denn er rümpfte mehrmals die Nase und murmelte irgendetwas, was er nicht verstand.

'Na ja, dass scheint wohl normal bei Ferengi zu sein, dass alles was nicht von ihnen ist, nicht ihren Ansprüchen entspricht', dachte er und stellte sein Bier ab. 'Aber das habe ich ja schon ein paar mal erlebt.'

"Na Mister Narbo, da steht wohl noch viel Arbeit an wie ich sehe", sagte er und wartete auf die mit ziemlicher Sicherheit giftige Antwort.

"Darauf kannst Du wetten, wer auch immer vorher für die Erstellung der Einteilung zuständig war: Exekutier ihn sofort, bevor er noch weiter Unheil stiften kann!", wetterte Narbo gegen das Dokument, welches gegen jeden modernen Managmentgesetz sprach.

Allein die Anzahl der freien Zeiten reduzierte den Gewinn um 23% und dann noch bezahlte Krankheitstage. Als wenn im 24. Jahrhundert noch jemand an einer Krankheit erkrankte, die nicht in zehn Minuten behandelt war.

"Wer war dafür verantwortlich?! Ich möchte gerne mal mit dem Versager sprechen!", fügte er äußerst giftig hinzu.

--- Llewellas Quartier

Leicht amüsiert hatte Llewella den befremdeten Blick Ysaras bemerkt, mit dem diese ihre Kleidung gemustert hatte. Sie kannte diese Reaktion schon, aber sie hatte jedes Mal wieder ihren Spaß daran.

Vor allem an der Edinburgh University hatten sie und Seumas eine tolle Zeit verbracht, indem sie all die fremden Studenten mit ihrer uniformen Kleidung schockierten, indem sie ständig in ihren Tartans herumliefen. Vor allem die Engländer, die ergriffen regelmäßig die Flucht, wenn sich ein Schotte im Tartan ihnen näherte. Bedeutete das doch in der Regel den Besuch eines "militanten Hochländers"...

Immer noch ein Schmunzeln auf dem Gesicht meinte die Rothaarige dann: "Billard hört sich gut an. Und wenn Ysara gerne noch ein wenig Hochland hätte, dann können wir ja in einer schottischen Kneipe Billard spielen gehen... Spielen Sie Billard, Sternenlicht?"

"Nun, Llewella Campbell, ich hatte schon einmal auf einem Frachter Gelegenheit, dieses Spiel in seinen Grundzügen zu erlernen. Dort hatte das allerdings recht schnell dazu geführt, dass niemand mehr mit mir spielen wollte, es schien Ihnen keinen Spaß zu machen, ständig gegen mich zu verlieren. Dabei habe ich dieses Spiel nur einige Duzend Male gespielt. Ich vermute, dass die betreffenden Personen einfach keine Ahnung davon hatten. Seither habe ich es nie wieder versucht. Warum, weiß ich nicht."

Ein vibrieren seiner Schnurrhaare unterstrich jetzt das Interesse des Katzenwesens: "Ich wäre aber gerne bereit, von jemandem zu lernen, der dieses Spiel wirklich beherrscht: Es fordert doch eine recht hohe Präzision, mit der ich gerne meinen Körper auf Trab halten würde. Rohe Kraft ist schließlich nicht alles, das lernt als Sivaoaner schon in den ersten Kinderjahren."

Der durchschnittliche Beobachter tat sich vermutlich recht schwer, von einem Wesen wie Sternenlicht "Feingefühl" zu erwarten. Immerhin konnte er doch eben diesen durchschnittlichen Beobachter mit einem wohldosierten Schlag seiner Pranke den Hals zerfetzen...

Da Ysara selbst keinerlei Feingefühl besaß, hätte sie sich wohl vorfreudig die Hände gerieben, wenn jahrelange Selbstkontrolle über jede ihrer Bewegungen sie nicht davon abgehalten hätte.

"Dann freue ich mich besonders auf eine Partie gegen Sie", erwiderte sie und meinte es sogar ehrlich. Es gab Spezies, die lernten Spiele wie Billard fast intuitiv - Vulkanier zum Beispiel. Da sich aber in den seltensten Fällen ein Vulkanier zu einem Holodeckausflug überreden ließ, hatte es sich als fast unmöglich erwiesen, einen würdigen Gegner zu finden. Immerhin ging es bei richtigem Pool schon lange nicht mehr um solche Kleinigkeiten wie das Versenken von Kugeln.

"Ich denke doch, dass ich das Spiel noch einigermaßen beherrsche. Also, wollen wir?"

Ohne auf die Zustimmung ihrer Begleiter zu warten, stellte sie schwungvoll das Glas neben sich auf den Tisch, stand auf und wies fragend zur Tür.

"Aye, dann wollen wir mal!" freute sich die Schottin und trat auf den Gang, hinter ihr folgten dichtauf der Sivaoaner und Ysara. Zügig machten sich die drei auf den Weg zum Holodeck.

--- Holodeck, einige Minuten später

Die Schottin betrat vor ihren beiden Gefährten das Holodeck, das noch dunkel und verlassen dalag. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht, als freute sie sich auf das nächste Weihnachtsfest, gab sie dem Computer seine Aufgaben:

"Computer, generiere folgende Umgebung: Inverness, 20. Jahrhundert, die Kneipe 'Alba'..." und hoffte, dass dieser Computer das Programm auch besaß. Sie hatte von ihrem Freund Seamus gehört, dass es recht beliebt war und auf den meisten Schiffen der Sternenflotte zum Standard gehörte.

Der Sivaoaner hatte ihr ja auch schon einen Teil seiner Heimat vorgeführt - nun würde sie ihm einen Teil der ihren zeigen. Und auch in einer schottischen Kneipe gab es alkoholfreie Getränke [*g*]...

Innerhalb weniger Sekunden war die Luft erfüllt mit gälischen Lauten, durchbrochen mit englisch. An den Tischen saßen Menschen der unterschiedlichsten Sorte, Hochlandschotten im Kilt und Plaid, Anzugträger und junge Männer und Frauen in Jeans und T-Shirt.

Und da war auch er: In einer Ecke stand ein großer Billardtisch, an dem bereits zwei Männer spielten: Einer war eindeutig als Mitglied des Clans der Stuarts zu identifizieren, die Herkunft des anderen konnte Llewella nicht deuten.

Sie drehte sich zu ihren Begleitern um und meinte: "So, jetzt können wir loslegen!"

--- Mannschaftsmesse, Tisch 7

Julian konnte sich nur mühsam ein Grinsen verkneifen. Wenn es jemanden gab, der auf den Begriff Choleriker passte, dann war es Narbo. Der ging ja bei jeder Kleinigkeit schon an die Decke. Nun gut, wahrscheinlich würde er irgendwann einen Herzinfarkt erleiden, aber das war ja nicht sein Problem.

"Ich glaube, dass war ihr Vorgänger. Falls man das so nennen kann", sagte Julian und schüttelte den Kopf.

"Aber es wird schwer werden, sich mit dem wie Sie es nennen zu unterhalten. Er kam bei dem Angriff der Klingonen ums Leben."

"Na, wenigstens ab und zu machen diese stumpfen Kriegeridioten etwas richtig", kommentierte der Ferengi Julians Erklärung und bleckte seine Zähne.

Vielleicht würde er die Hinterbliebenen des Versagers regresspflichtig machen, wenn er etwas Zeit hatte. Andererseits suchte die halbe Galaxis Narbo; ein Auftreten vor einem Gericht wäre also nicht sehr klug gewesen.

Würde er noch einmal Gnade walten lassen.

"Wo wir schon bei faulen Nichtsnutzen sind, was treiben meine Kollegen von der Privateer gerade? Bei denen müsst Du aufpassen, sonst geht Dein Schiff hops und Pormas schwängert Deine kleine Schwester", säte er grinsend ein paar Gerüchte.

Nicht, dass diese unberechtigt gewesen wären...

"Das kann ich mir gut vorstellen. Und du verkaufst dann die Sklavenrechte", konterte Julian und grinste breit.

"Aber ich gebe dir Recht. Ich wollte sowieso mal..."

Ein Piepsen seines Kommunikators unterbrach ihn und er wandte sich etwas von Narbo ab und aktivierte ihn.

"Ja hier O'Connor, was gibt's?", fragte er.

"Hier ist die Brücke", kam direkt als Antwort. "Sir, das Reparaturdock hat uns gerufen. Die wollen Sie sprechen. Und zwar dringend."

Julian überlegte kurz, was wohl so dringendes sein könnte, doch so auf die Schnelle viel ihm nichts ein.

"Ich komme sofort auf die Brücke", antwortete er dann, tippte auf seinen Kommunikator und erhob sich.

"Es tut mir leid, dass ich unser Gespräch nicht fortsetzten kann, aber ich muss weg. Bis später."

Er trank den letzten Schluck seines Bieres aus, nickte dem Ferengi zu und verließ die Mannschaftsmesse.

--- Brücke, kurze Zeit später

Schnellen Schrittes betrat Julian die Brücke und schritt direkt auf das Kommunikationsterminal zu, wo der zuständige Mann schon auf ihn wartete.

"Legen Sie das Gespräch auf den Hauptbildschirm. Oder ist es geheim?", fragte er, bevor er zu seinem Stuhl weiterging.

"Nein Sir, nur Dringend Sir."

"Ok, dann los!", sagte er und ließ sich in seinen Stuhl gleiten.

Sofort erschien das Gesicht eines ältlich wirkenden Sternenflottencommanders.

"Ja Commander, was kann ich für Sie tun", fragte Julian freundlich, während er weiter über das kommende Gespräch nachdachte.

"Mister O'Connor. Unsere Langstreckenscanner haben ein klingonisches Schiff geortet, welches direkten Kurs auf uns nimmt. Nach unseren Berechnungen wird es voraussichtlich in weniger als 8 Minuten hier sein. Ich nehme mal nicht an, dass es bei uns nur mal kurz seinen Blutweinvorrat auffüllen will. Deswegen habe ich bereits meine Männer von Ihrem Schiff abziehen lassen."

Eine kurze Pause trat ein, als der Commander eine Nachricht von einem jungen Fähnrich bekam.

"Ich hatte Recht. Das Schiff sucht Sie. Ich würde also sagen, Sie verschwinden sofort von hier. Einen Statusbericht über die verrichteten Reparaturen habe ich Ihnen schon geschickt."

Julian nickte kurz und befahl dann seinen Steuermann, sämtliche Verankerungen zu lösen, Kurs auf Tessina Prime zu nehmen und auf maximalen Warp zu gehen.

"Ok, vielen Dank für die Hilfe, Commander. Ich hoffe, wir entkommen den Klingonen. Bis zum nächsten mal. Atlantis Ende."

Er nickte dem Sternenflottenoffizier noch kurz zu und ließ dann den Kanal schließen. Gleichzeitig rief er den roten Alarm aus und ließ alle auf ihre Stationen rufen.

Inzwischen war die Atlantis auf Warp gegangen und Julian hatte kurz Zeit, den Reparaturbericht zu lesen. Anscheinend waren alle Hauptsysteme wieder voll funktionsbereit. Nur noch ein paar Kleinigkeiten fehlten. Doch dass sollten seine eigenen Techniker schaffen. Die Ressourcen dazu hatten sie ja.

"Steuermann, wie lange werden wir etwa brauchen bis Tessina?", fragte Julian.

"Etwa 2 Stunden bei der jetzigen Geschwindigkeit", antwortete dieser direkt. "Gleiche Örtlichkeit wie immer bei Tessina?"

"Aber sicher doch. Oder wollen Sie, dass uns die Klingonen finden?"

"Mit Sicherheit nicht", kam Lachend die Antwort zurück.

"Ok, Sie haben die Brücke. Ich bin in meinem Raum wenn etwas wichtiges sein sollte."

"Alles klar Sir."

Julian nickte kurz und ging dann in sein Büro.

--- Mannschaftsmesse, Tisch 7

Grinsend hatte der Ferengi Julian nachgesehen: Zuerst hatte der Typ ihm die Bar zu einem Spottpreis überlassen, was auf Ferenginar mit öffentlicher Bloßstellung und einigen geworfenen Heringen geendet hätte, und nun würde es auch noch Ärger geben. Diese Bürokraten von der Sternenflotte waren alle gleich - wenn sie ihren Hintern so schnell bewegten wie der Funkspruch das angedeutet hatte, musste der irdische Satan aus der Hölle aufgefahren sein oder zumindest ein Borg auf seinem Schoß sitzen.

Kopfschüttelnd spülte er den letzten Gedanken hinunter und ließ dann seinen Blick durch die Bar schweifen, die eine Herausforderung sein würde. Zumindest jedoch die Mitarbeiter, wie er sich gedanklich notierte.

In diesem Moment ertönte gelber Alarm…

--- Wissenschaftliche Abteilung, etwa 3 Stunden später

Sternenlicht war gerade dabei, sich durch die einzelnen Labors der wissenschaftlichen Abteilung der Atlantis zu wühlen. Alles war in einem recht chaotischen Zustand, denn Deck 2 hatte im Kampf mit den Klingonen einige Schäden eingefangen. Dank ihrer übereilten Abreise waren hier auch die Arbeiten nie vollständig beendet worden.

In den letzten Stunden versuchte der Sivaoaner einen Überblick darüber zu bekommen, was noch alles zu tun war -- außer aufzuräumen. Es war nicht ganz so schlimm, wie er befürchtet hatte. Offensichtlich hatte O'Connor zumindest zeitweise Verwendung für eine wissenschaftliche Abteilung.

--- Büro des Captains

Gut gelaunt lehnte sich Julian in seinem Sessel zurück. Sie hatten es geschafft. Zum einen hatten sie die Klingonen abgehängt. Zum anderen hatte er auch schon den ersten Job in der Tasche, der einiges an Latinum einbrachte. Besser konnte es gar nicht laufen. Achja, und sein Schiff war wieder repariert. 3 positive Ereignisse an einem Tag. Das war fast wie Geburtstag, Weihnachten und Lottogewinn in einem. Jetzt musste es nur noch so positiv weitergehen.

Er trank kurz von dem dampfenden Tee, der auf seinem Schreibtisch stand und rief dann Narbo, Zirt, Llewella, Ysara und Sternenlicht zu sich ins Büro. Jetzt würde er denen erst einmal ein wenig erklären.

Doch bis die eintrafen, konnte er auch erst noch ein wenig Tee trinken.

--- Wissenschaftliche Abteilung, Deck 2

O'Connors Intercom-Ruf drang mitten in Sternenlichts Überlegungen, er quittierte es mit einem leisen Knurren und machte sich auf den längeren Weg. Nichts konnte man fertig machen.

--- Ysaras Quartier

Entnervt legte die Psychologin das Padd weg, in dem sie gerade gelesen hatte, als der Captain nach ihr rief. Es handelte von der Bedeutung des Kreises als Idealvorstellung aus der Sicht namhafter andorianischer Philosophen, und sie hatte ihn erst vor einer halben Stunde aus der Datenbank geladen, um ein wenig zu lesen. Auf diesem Schiff fand man ja wirklich keine Ruhe.

Auf dem Holodeck waren sie gerade weit genug gekommen, dass Sternenlicht und sie eine gute Portion Respekt als würdige Gegner voreinander gewannen, während Llewella sich wahrscheinlich fragte, was die Pointe bei einem Spiel war, bei dem man durchaus mal eine halbe Stunde warten musste, bis man wieder an der Reihe war, als der Rote Alarm losging und die beiden auf ihre Posten mussten. Als, neben ihrem Psychologenjob, eine Art Hilfskrankenschwester hatte Ysara die Schottin begleitet. Nichts war geschehen, der Alarm endete nach einer Weile, und mit dem Ausflug war es natürlich bedauerlicher Weise vorbei.

Dass die Atlantis von einem Klingonenschiff verfolgt wurde, hatte sich wie ein Lauffeuer durch das Schiff verbreitet, und es wunderte sie kein bisschen sondern passte exakt in das Bild, das sie von O'Connor gewonnen hatte. Wie man hörte, hatten sie die Verfolgung allerdings recht bald abgebrochen.

Nun warf sie noch einen kurzen Blick in den Spiegel, richtete ihre Bluse und verzichtete darauf, diesmal ihre Haare zusammen zu binden, weshalb die vielen Zöpfe nun offen wie ein schwarzer Schauer bis auf Gürtelhöhe hinab hingen. Abwechslung musste ja auch mal sein, auch wenn ihr Ordnung und Korrektheit zumindest an sich selbst besser standen - was Ordnung anging, musste sie bei der Erinnerung an den Zustand ihres Shuttles, bevor es mit der Privateer in die Luft flog, breit grinsen. Vielleicht hatte es ja dieser Theocrates putzen müssen.

Andorianische ideale Kreise vergessend machte sie sich auf den Weg zum Captain; unwillig und daher nur begrenzt neugierig darauf, was er wohl von ihr wollte.

--- Pormas Quartier

Wie betäubt saß Pormas immer noch auf seinem Bett.

Vor gar nicht knapp fünf Stunden hatte er einen riesigen Streit mit Natty gehabt, in dem es um die Zukunft ihren Lebenswandel und überhaupt ging. Es war nicht mal so gewesen das es wirkliche Fronten gegeben hätte, aber irgendwie hatten sie sich hochgeschaukelt und dann dahin geführt das Natty ihn verlassen hatte.

Jede Überlegung wie es dazu gekommen war unnütz geworden. Im Zorn war Nathalie von Bord auf die Station gegangen um 'frische' Luft zu schnappen. Sie hatte sogar ihre Sachen hier liegengelassen und der Südländer hatte eigentlich auf ein feurig erotisches Wiedersehen und Vertragen gewartet.

Aber dann hatte die Atlantis mir nichts, dir nichts einen Notstart hingelegt. Erst nach der ganzen Hektik hatte Pormas begriffen das seine Freundin nicht an Bord war.

Langsam hatte der sonst agile Krieger ihre Sachen allesamt in einen Schrank gelegt. Eine vorübergehende Trennung war eine Sache, aber dermaßen im Streit unerwartet getrennt zu werden die andere. Dem Captain machte er keinen Vorwurf. Die Klingonen hätten das Schiff sonst gekriegt und so war Natty wenigstens in Sicherheit.

'Das hilft jetzt nichts, alter Junge! Selbst Schuld, wenn du in jeder Frau die Liebe des Lebens siehst...', uferten die Gedanken des Griechen weiter aus. Seufzend und resignierend packte Pormas seinen Blaster an die Rechte Hüfte, den er jetzt immer bei sich trug, denn seiner Meinung nach wechselte er zu oft das Schiff, und wanderte in Richtung des Büros des Captains.

Auf dem Weg dorthin besserte sich aber immer mehr seine Laune. Die scheinbar bevorstehende Aufgabe reizte ihn. Und besser als langweiliger Schichtdienst und grübeln was Nathalie auf der Station alles Trieb.

--- Llewellas Quartier

Die Schottin beendete ihr ausgedehntes Frühstück und räumte das benutzte Geschirr fort. Sie fühlte sich ausgeruht und ein der Lage, sich allen Situationen, die kommen mochten, zu stellen.

Einige Zeit hatte sie ernsthaft überlegt, ob sie bei der nächsten Gelegenheit von Bord gehen sollte und sich ein Schiff suchen, das sie zurück nach Terra brachte, aber ihre entstehende Freundschaft mit Ysara und diesem merkwürdig-sympathischen Katzenwesen hielt sie davon ab. Nach Schottland konnte sie immer wieder zurückkehren...

'Aye, dann wollen wir mal’, dachte sie, als sie sich nun der Aufforderung des Captains erinnerte, sich bei ihm im Besprechungsraum einzufinden. Sie war schon einige Zeit her. 'Wahrscheinlich bin ich die Letzte.'

Sie verließ ihr Quartier und machte sich auf den Weg.

--- Büro des Captains

Es überraschte Ysara nicht, dass sie als erste eintraf, als sie das Büro des Captains betrat. O'Connor saß gemütlich auf seinem Stuhl und trank einen Tee. Sie blinzelte kurz und fragte sich, warum sie damit gerechnet hätte, dass der Mann passionierter Kaffeetrinker war

Sich nicht um irgendwelches Protokoll scherend nickte sie ihm knapp zu und ging als erstes zum Replikator. "Amarianischer Brandy", wies sie den Computer an und scherte sich ebenfalls nicht darum, was Captains meistens von Syntheol im Dienst hielten. Sie hatte es nun endgültig aufgegeben, sich an anderer Leute Vorschriften halten zu wollen. In der Vergangenheit hatte ihr das nur Probleme bereitet.

Vorsichtig nahm sie das Glas in die Hand, ließ sich etwas schwungvoller auf einem der Stühle gegenüber des Schreibtischs nieder und besaß die Verfrorenheit, ihre wohlgeformten Beine ausgestreckt auf den Tisch des Captains hochzulegen. Immerhin achtete sie darauf, keine Papiere zu zerknittern.

Jetzt erst prostete sie ihm zu und trank einen Schluck. "Was gibt es?", fragte sie ohne Umstände zu machen.

Während er das Büro betrat, sah Pormas erstaunt, dass Ysara tatsächlich vor ihm da war. Ein solches Pflichtbewusstsein überrascht ihn bei ihr, auch wenn er sich äußerlich nichts hatte anmerken lassen. Interessiert beobachtete er auch ihre Getränkewahl, welche ihm einen verzückten Mundwinkel entlockte.

Er nickte ihr kurz zu und dann O'Connor, begeleitet mit einem "Captain" und ging dann zum Replikator. Irritiert war er aber schon. Er dachte der Captain würde Kaffee bevorzugen.

Schnell replizierte er sich ein großes terranisches Bier, hielt kurz inne und stellte fest, dass er Hunger hatte. Flugs kamen noch ein halbes Dutzend leckere Pfannkuchen dabei. Zufrieden setzte er sich an den Tisch und fing an zu Essen.

Während er genüsslich aß schaute er den Captain wissbegierig an.

--- Gänge, Deck 1

Die letzten Stunden waren für Narbo sehr produktiv gewesen. Zunächst einmal hatte er eine Energiepeitsche gut sichtbar hinter der Theke aufgehangen und dem Personal nahe gelegt, diese nicht nur als dekoratives Schmuckstück zu betrachten. Sollte O'Connor ruhig denken was er wollte, in der Bar würde niemand faulenzen und einfach so davonkommen. Und da das Personal keinen Lohn bekam, welchen Mann kürzen konnte, musste man irgendwelche anderen Hebel in Bewegung setzen...

Die geweiteten Augen des Kellnerpacks waren jedenfalls ausreichend Antwort gewesen und der Ferengi ging davon aus in den nächsten Tagen keine Probleme zu bekommen. So konnte er sich jetzt dieser nervtötenden Besprechung widmen, die ohne Zweifel das Klingonenschiff thematisieren würde. Langweiligere Themen gab es kaum, denn irgendwie fühlte sich Narbo, als wenn irgendwelche Klingonen ihn seit Jahrzehnten verfolgen würden. Konnte aber auch Einbildung sein...

--- Büro des Captain

Grußlos betrat der Barmanager den Raum des Captains, der schon von dem üblichen Gesindel bevölkert war. Hätte Narbo gewusst, dass hier eine kleine Feier stattfand, hätte er sicher gegen etwas Bares ein kleines Buffet organisieren können. So blieb er aber neben der Tür stehen und warf Julian nur einen belehrenden Blick zu, dem er ein "Ich hab Dich vor dem faulen Pack gewarnt!" folgen ließ.

Erst dann begab er sich zu dem Replikator, um ein frisches Glas Apfelpunsch mit Amaretto zu ordern. Eine menschliche Spezialität, die besonders vor einem dieser unsäglichen nutzlosen Feste in Unmengengetrunken wurde und einen beruhigenden Geruch ausströmte. Betont langsam ging er zu dem Stuhl, der am weitesten von diesem Griechen entfernt war und setzte sich dann, nicht ohne die Augen vielsagend angesichts der Tischmanieren des Terraners zu rollen.

Mit einem knappen "Hallo", einem giftigen Blick in Richtung Narbo und einem fast unmerklichen rümpfen der Nase betrat das Katzenwesen das Büro des Captains.

Ein wenig überrascht über die informelle Atmosphäre tat er es den anderen gleich und bestellte sich erst ein mal einen "Milchshake, Kiwi, mit Sahne" am Replikator. Er trat damit hinüber zu einem Fenster, durch das man ein dichtes Asteroidenfeld erkennen konnte, lehnte sich daran an und wartete.

Während Julian in seinem Tee rührte, schaute er jeden einzelnen der bisher Erschienenen an. Eigentlich hatte er was sagen wollen, vor allem dagegen, dass diese Ysara die Füße auf den Tisch gelegt hatte. Doch ehrlich gesagt dachte er sich, dass es wahrscheinlich sowieso nichts bringen würde. Und bevor er sich hier zum Affen machte, ließ er sie lieber gewähren. Früher oder später würde sie mit ihrer Einstellung so oder so auf die Nase fallen. Und dann würde er neben dran stehen und Lachen.

Sein Blick blieb an Sternenlicht hängen, der genüsslich seinen Kiwimilchshake schlürfte. In dessen Hintergrund konnte er mehrere Asteroiden sehen, die langsam durch das All schwebten. In ein paar Minuten würde die Aussicht anders aussehen. Dann würde außerhalb der Atlantis absolute Dunkelheit herrschen. Dann nämlich wäre das Schiff innerhalb eines großen Asteroiden an einer Luftschleuse angedockt und von außerhalb nicht mehr auszumachen.

Kurz bevor er Ysara ansprach, beobachtete er noch Pormas, der gierig einen fettigen Pfannkuchen nach dem anderen verspeiste. Egal, sollte er doch an diesen Dingern ersticken dachte Julian und konzentrierte sich auf die Frau.

"Miss Ysara, ich weiß nicht, ob es jemand Wichtiges ist; in Ihren Augen, aber wir warten noch auf Mr. Zirt und Miss Llewella. Erst wenn die Beiden hier sind, werde ich anfangen. Denn ich habe keine Lust, alles doppelt zu erzählen."

Zischend öffneten sich die Türen des Büros vor Llewella. Mit einem kurzen Blick erfasste die Schottin, dass der Raum schon recht voll wirkte. 'Ist das hier eine Party oder eine Besprechung?' ging es ihr kurz durch den Kopf, als sie all die essenden oder trinkenden Gestalten sah. Anscheinend hatten zumindest die alle kein üppiges schottisches Frühstück genossen...

Die Rothaarige nickte dem Captain grüßend zu, dann schritt sie durch den Raum und setzte sich neben Ysara, wobei ihre Mundwinkel verdächtig zu zucken begannen, als sie bemerkte, wo deren Füße lagen...

Julian schaute der neu Hinzugekommenen hinterher und stellte dann die Teetasse ab, die er bis dahin in der Hand gehabt hatte.

"Ok meine Damen und Herren. Da wir ja nun endlich komplett sind, würde ich sagen, fangen wir mal an."

Er räusperte sich kurz und fuhr dann fort. "Ich habe Sie hier her gerufen, um Ihnen unsere nächste Mission zu erklären. Für die, die es noch nicht wissen: Wir befinden uns zurzeit in einem ehemaligen Piratenstützpunkt, der vor Jahren verlassen worden ist. Dann hat ihn ein ehemaliger Händler wiedereröffnet und nutzt ihn nun als Tausch- und Händlerbasis. Der Vorteil ist; nur die Leute, die es wissen müssen, kennen seine Existenz."

Etwas unruhig rutschte er in seinem Stuhl herum. Sein hergerufenes Publikum schaute ihn teils interessiert, teils gelangweilt an.

"Also, wir werden hier nur kurz verweilen, ein paar Vorräte und solche Sachen an Bord holen, das Personal wenn möglich aufstocken und dann geht's auch schon los zu unserem Job. Und zwar ist mir zu Ohren gekommen, dass vor kurzem jemand zufällig ein riesiges Dilithiumvorkommen entdeckt hat. Leider hat dieser Jemand keine Möglichkeit, sich dem Dilithium zu bemächtigen. Und da kommen wir ins Spiel. Wir werden dort hin fliegen, die Lage überprüfen und wenn möglich, das Dilithium abbauen.

Bevor jetzt direkt die Beschwerde aufkommt, dass wir keine Minenarbeiter sind; in dem Punkt kann ich Sie beruhigen", fügte er nach einer kurzen Pause an. "Anscheinend ist es möglich, das Erz zu bergen, ohne Bergarbeiter zu spielen. Aber das werden wir ja dann dort feststellen."

Langsam stand er auf, griff nach seiner Tasse und ging zum Replikator.

"Computer, eine Tasse Tee, Mischung 12", sagte er und drehte sich zurück zu den anderen.

"Also, haben Sie jetzt noch irgendwelche Fragen?"

"Allerdings, ja", meldete sich Ysara zu Wort und nahm jetzt endlich die Beine vom Tisch. Der verärgerte Blick des Captains war ihr nicht entgangen, und sie wollte ja nun auch nicht wegen so einer Lappalie gleich wieder vom Schiff fliegen. Nicht schon wieder.

Sie gestikulierte mit der Hand, in der sie noch immer ihren halbvollen Brandy hielt. Auch betrinken wäre nicht unbedingt der beste Start.

"Wozu brauchen Sie dabei ausgerechnet eine Psychologin? Und einen Barkeeper??" Die Psychologin hob die Augenbrauen. Sie hatte den Verdacht, dass O'Connor lediglich die Personen losschickte, die er für ersetzbar hielt.

"RESTAURANTMANAGER!", keifte Narbo laut dazwischen und warf der Psychologin böse Blicke zu, während sich Pormas erschreckt bei einem besonders großen Bissen verschluckte. Binnen Sekunden lief er rot an, hustete unterdrückt und Tränen stiegen in seine menschlichen Augen.

Verständnislos musterte der Ferengi die Szene einen Moment, richtete dann aber seine Augen auf den Captain: "Aber wo wir schon dabei sind: Was haben wir auf dieser Mission zu suchen?!"

Theo Turteltäubchen traten mittlerweile die Augen aus den Höllen und er gestikulierte verzweifelt, ihm doch auf den Rücken zu klopfen.

Ein gut gemeint kräftiger Hieb von Seiten der Psychologin auf den Rücken des Griechen erledigte das Problem. Pormas keuchte noch einmal, und sie vergaß ihn wieder. Im Gegensatz zu Narbo besaß Ysara - wie sie fand - nun einmal Stil und Eloquenz, unsympathische Mitarbeiter nicht an einem Stück Pfannkuchen sterben zu lassen, nur weil sie nicht auf andere Weise mit ihnen fertig wurde. "Noch schlimmer", kommentierte sie trocken in Richtung des Ferengi und wandte sich wieder erwartungsvoll dem Captain zu.

"Vielleicht, aber auf jeden Fall profitabler. Außerdem kann ich mir keinen nutzloseren Job nachdenken, als sich um den Bodensatz der Besatzung zu kümmern. Leute, wie den da...", kommentierte Narbo den Kommentar und deutete auf den Griechen,

"Aber sprechen wir lieber über diese Mission"

Ysara reagierte lediglich mit einer hochgezogenen Augenbraue. Der Ferengi implizierte offensichtlich Beleidigungen, wo sie niemals welche ausgesprochen hatte, und auf einen dermaßen albernen Schlagabtausch einzugehen lag sehr weit unter ihrer Würde.

Ihr Blick wirkte beinahe mitleidig, bevor sie sich wieder dem Captain zuwandte und das Intermezzo als beendet betrachtete.

'Das geht nun aber wirklich zu weit!', schoss es dem Griechen durch den Kopf. Er erholter sich gerade von dem dicken Stück Pfannekuchen, das er in die Luftröhre bekommen hatte. Warum waren diese kleinen Ferengi immer so laut.

Bedacht säuberte sich Pormas seinen Mund, damit ihm nicht aus Versehen etwas Fett auf seine Uni...., nein Kleidung tropfte, als er anfing zu sprechen, "Sie beide besitzen das unglaubliche Temperament, die Aufmerksamkeit aller in ihrer Umgebung auf sich zu ziehen. So wie man zwischen den Zeilen lesen kann brauchen wir wohl ein Ablenkungsmanöver, um entweder die Minenroboter in Gang zu bringen, oder schlichtweg einfach etwas.... abzuholen"

Neugierig hob der Sicherheitler eine Augenbraue und schaute zum Captain, der sich aber nicht in die Karten schauen ließ. "Wenn es aber jemanden gibt, der in Bergwerksmanie die Stollen aus dem Berg sprengen kann", listig grinste der Grieche zum Ferengi, "Schleif schon mal die Hacke 'Kumpel' Narbo....."

Amüsiert betrachtete Julian das Geschehen, welches sich ihm bot. Er hätte beinahe laut aufgelacht, als dieser Pormas beinahe erstickt wäre und keiner was getan hatte. Erst nach einem ziemlich irren Geplänkel zwischen Ysara und Narbo, hatte sich die Psychologin erbarmt, Pormas von seinen Qualen zu erlösen. Nach der kurzen Vorführung versuchte Julian jedoch, wieder etwas Ruhe einkehren zu lassen.

"Also Leute, dass ganze hat schon seine Gründe. Als Beispiel: Mister Narbo ist ja bekannt dafür, gerne irgendwelche Dinge zu sprengen und ich denke, wir werden an unserem Ziel sehr wohl was zu sprengen haben. Und Sie, Miss Ysara, Sie sollen mir schön auf die Leute aufpassen. Das heißt, Sie als Psychologin haben darauf zu achten, dass keiner meint, er könnte durchdrehen, bei dem vielleicht immensen Reichtum, der sich ihm offeriert."

Mit der neuen Tasse Tee, die der Replikator ausgespuckt hatte, schlenderte er zurück zu seinem Sessel, stellte die Tasse auf den Schreibtisch und ließ sich in den Stuhl fallen.

"Sonst noch Fragen", sagte er zwischen zwei Schlucken Tee und schaute dann die versammelte Menge an.

"Nay, zunächst habe ich keine weiteren Fragen", meinte die Schottin trocken. "Nachdem das Einsatzgebiet einer Ärztin ja in aller Regel sowieso klar ist“, fügte sie noch hinzu.

"Ich habe auch keine, da meine Aufgabe ja wohl darauf beschränkt sein wird, aufzupassen, dass sich niemand die Finger verbrennt...", schloss sich Pormas Llewella an. Wenn der Captain nichts weiter dazu sagen wollte, dann halt nicht.

Für ihn hieß das nur: Nimm geeignete Waffen mit und fertig. Was sollte es für einen Sicherheitler auch noch für besondere Anweisungen geben. Buddeln würde er bestimmt nicht.

Julian wartete noch kurz, doch anscheinend hatte keiner mehr eine Frage.

"Gut, da alle Fragen geklärt sind, würde ich sagen, legen wir los. Begeben Sie sich auf Ihre Positionen, bereiten Sie alles Nötige vor und geben mir kurz Bescheid, wenn Sie fertig sind. Da wir in Kürze hier wieder ablegen und bald an unserem Ziel ankommen werden, haben Sie nicht allzu viel Zeit. Sputen Sie sich also."

Er erhob sich und strich seinen Anzug glatt.

"Wegtreten", sagte er und nickte den Anwesenden zu.

Zufrieden sprang der Ferengi von dem Stuhl auf und ließ seine spitzen Zähne blitzen: 'Endlich eine Gelegenheit es so richtig krachen zu lassen! Und das auf fremde Kosten. Mal sehen was wir Feines benutzen werden...'

Genüsslich dachte er an die beinahe unbezahlbaren nur wenige Nanometer breiten Sprengfäden, mit denen sie ganze Kristallblöcke sauber heraussprengen konnten, falls deren Struktur wirklich von hervorragender Qualität war.

Natürlich würde diese spezielle Ausrüstung nicht ganz billig sein, aber im Vergleich zu dem denkbaren Profit war der Preis geradezu lachhaft! Und so würde Julians Konto auch nicht allzu sehr leiden müssen, wenn ihre Unternehmung erfolgreich war.

--- Turbolift

Ysara schloss sich nicht Narbo, Sternenlicht und Zirt an, die die Brücke über die Tür zum Gang verließen, sondern folgte Pormas und Llewella in den Turbolift.

Während ihre Begleiter ihr gewünschtes Ziel nannten, musterte sie den Griechen unauffällig von der Seite. Freilich, sie konnte ihn nicht leiden und er sie höchst wahrscheinlich auch nicht. Dicke Freunde würden sie mit Sicherheit niemals werden. Der Sicherheitsoffizier besaß aber ein einzelnes, sehr interessant gewordenes Charaktermerkmal: er konnte Narbo nicht leiden. Und unter diesem Aspekt erschien er ihr beinahe wieder sympathisch. Vielleicht sollte sie zukünftig versuchen, ihrer Beziehung zueinander eine etwas gemäßigtere Form zu verleihen.

--- Deck 5, Gänge

Als der Lift auf Deck 5 hielt, folgte Ysara Llewella auf den Gang in Richtung der Krankenstation, ohne darauf zu achten, ob auch Pormas ausstieg. "Ich helfe Ihnen", verkündete sie und passte ihren Schritt an den der Schottin an. "Bei mir gibt es nichts vorzubereiten. Das heißt, die Beruhigungsmittel, die ich vielleicht für einige unserer männlichen Begleiter bereithalten sollte, bekomme ich ohnehin nur auf der Krankenstation..."

--- Büro des Captains

Julian wartete, bis alle dem Beispiel von Narbo gefolgt waren und sein Büro verlassen hatten, bevor er sich wieder in seinen Sessel fallen ließ. Den Tee, der immer noch auf seinem Schreibtisch stand, ignorierte er. Stattdessen rief er die Brücke.

"O'Connor an Brücke. Wie ist der Stand der Dinge? Können wir bald abfliegen?"

"Hier Brücke. Captain, unsere Vorräte sind soweit aufgefüllt und die Personalangelegenheiten sind auch geklärt. Wir warten nur noch auf die Abfluggenehmigung, Sir."

"Ok, alles klar. Dann machen Sie denen mal Feuer unterm Hintern, damit wir hier weg kommen. Sobald wir aus der Basis raus sind, gehen Sie auf Maximum Warp. Die Koordinaten übermittel ich Ihnen gleich. Verstanden?", sagte er und schickte nebenbei die Koordinaten an den Navigator.

--- Deck 13, Shuttlerampe

In einem tranceartigen Zustand der Zerstörungsfreude hatte Narbo instinktiv die Shuttlerampe angesteuert und stand nun vor seinem ganzen Stolz, auch wenn die Außenhülle unter dem Aufenthalt im Nebel leicht gelitten hatte. Aber mit etwa Politur und gutem Willen würde der Kellner das schon wieder hinbekommen.

"Dann mal los!", flüsterte der Barmanager sich selbst grinsend zu und begann sich die Hände vor Vorfreude zu reiben, bevor er die Sicherheitssysteme des Schiffes mit seinem Code außer Kraft setzte.

Schließlich wollte er nicht gebraten werden.

--- Shuttle Gint

Mit einem leichten Kopfschütteln betrachtete der Ferengi die Unordnung, die die Horde in seinem Shuttle zurückgelassen hatte. Bei all dem Aufwand aus der Mannschaftsmesse eine Oase der Geborgenheit zu machen, war er noch nicht einmal zu einer schnellen Inventur gekommen: Sicher hatten die anderen alles mitgehen lassen, was nicht angeschweißt oder weggeschlossen war.

Mit leuchtenden Augen öffnete er eine der sorgsam im Heckbereich befestigten Kisten und musterte die in Glasröhren stabilisierten Sprengfäden. Mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen, enthielten sich doch genug Energie um ein paar nette Muster in jedem Material der Galaxie zu verewigen.

Soviel also zu den Vorbereitungen:

"Narbo an Captain, so wie es aussieht bin ich zwar überqualifiziert für diesen Job, aber ansonsten so bereit wie es nur geht. Ach, die Materialkosten habe ich natürlich zu den üblichen Marktpreisen schon von Deinem Konto abgebucht..."

--- Büro des Captains

"Aha, wie immer einer von der ganz schnellen Truppe", antwortete Julian und verdrehte die Augen. Wenn es um Geld und Ferengi ging, musste alles am besten schon Gestern passiert sein.

"Halten Sie sich bereit. Aber passen Sie auf, dass Sie nicht zufällig was in die Luft sprengen, bevor wir am Ziel angekommen sind."

--- Shuttle Gint

"Etwas zufällig in die Luft sprengen? So wie Du die Privateer vor einer Woche?!", setzte Narbo einen wohlplatzierten Stich, bezweifelte der Captain doch tatsächlich seine Sachkenntnis, "Keine Sorge, solange Du mir keinen Grund gibst, bleibt alles an Bord unberührt. Narbo Ende"

--- Büro des Captains

Gelangweilt über die schlechte Anspielung schüttelte Julian den Kopf und stand auf. Sollte Narbo doch denken, dass er ihn damit getroffen hatte. Ihm war es egal. Er verräumte seine Teetasse, wischte den Schreibtisch ab und verließ dann sein Büro.

--- Brücke

Während Julian die Brücke betrat, warf er einen Blick auf den Hauptbildschirm, doch dieser war nicht eingeschaltet. Also stellte er sich neben den Navigator und begutachtete dessen Arbeit. Gerade war er damit beschäftigt, die Atlantis aus dem Asteroiden heraus zu fliegen. Kurze Zeit später ging das Schiff auch schon auf Warp und schoss ihrem Ziel entgegen.

"Wie lange werden wir bis zum Ziel brauchen", fragte Julian den Navigator.

"Bei unserer jetzigen Geschwindigkeit werden wir in etwa 3 Stunden bei den angegebenen Koordinaten eintreffen, Sir."

"Danke", antwortete Julian und schritt zu seinem Stuhl, in welchen er sich hineinfallen ließ.

'Noch drei Stunden. Dann wissen wir, ob sich der Ausflug gelohnt hat', dachte er und lehnte sich zurück.

--- Shuttle Gint

Kopfschüttelnd schloss Narbo alle Kisten wieder, nicht ohne dabei penibel sorgsam vorzugehen. Immerhin ging es auch um sein Leben, welches er noch einige Jahre genießen wollte. Es gab noch so viel für ihn zu erledigen.

Der Ferengi musste noch in die Zentrale der vulkanischen Polizei einbrechen, um seine Überlegenheit und mangelnden Respekt zu demonstrieren.

Er wollte die Frau psychologisch analysieren, die es länger mit Pormas

aushalten würde.

Und nicht zuletzt gab es da einen zähen Kellner, dem etwas Disziplinierung - Narbo benutzte nie dieses grässliche Wort "Folter" - gut tun würde.

Nachdem er gewissenhaft alle Besitztümer gesichert hatte und der Shuttle auch wieder wie ein Hochsicherheitsgefängnis verschlossen war, begab er sich Richtung Krankenstation.

Leider waren mit der Privateer auch sämtliche Replikatorprogrammierungen verloren gegangen, die der Barmanager für die Herstellung seines "Medikaments" benötigte. Ein kurzer Blick in die medizinische Abteilung würde ihm schnell zeigen, ob eine Probe zu besorgen war, mit deren Hilfe er größere Mengen synthetisieren könnte...

--- Krankenstation, Büro des Arztes

Llewella befand sich schon seit einiger Zeit im Büro des diensthabenden Arztes auf der Krankenstation uns sichtete medizinische Akten. Die Akten ihres Vorgängers waren erstaunlicherweise recht ordentlich. Anamnesen, Untersuchungsergebnisse und Krankheitsverläufe waren genau und sorgfältig protokolliert worden. Dieser Arzt schien tatsächlich ein fähiger Mann gewesen zu sein...

Ein kaum wahrnehmbares Geräusch im Nebenraum drang an ihre Ohren. Kurz fragte sie sich, ob sie es sich nur eingebildet hatte, aber dann beschloss die Schottin , dennoch nachzusehen.

--- Krankenstation

Verstohlen glitt der Ferengi-Blick über mehrere Arzneimittelschränke.

"Was schleichen Sie denn hier so rum?" fragte sie unwirsch, als ihr Blick auf den Ferengi fiel, der sich mit berechnendem Blick in der Station umsah.

"Sind Sie krank? Wenn nicht, dann scheren Sie sich hier raus."

Llewella konnte diesen Ferengi einfach nicht leiden...

Wie jeder Ferengi beherrschte Narbo eine knifflige Technik, die einem das Leben retten konnte, wenn man an unfreundliche Zeitgenossen, wie Klingonen, Cardassianer oder gar Schotten geriet:

Die Fähigkeit ohne Zögern jeden Verdacht mit Lügen zu verdecken.

Zwar merkte der Außenstehende meist, dass er kaum die Wahrheit erfuhr, aber zwischen all den vorgegebenen Gründen, Widersprüchen und offensichtlichen Fehlern blieb es schwer das Richtige zu erkennen:

"Eigentlich hatte ich nur eine kleine Rohrmade verfolgt, die sich hier verirrt haben muss. Armes kleines Ding - und so schmackhaft! Allerdings, wo Sie schon fragen, ich habe da so einen unangenehmen Schmerz unter den Füssen, der wahrscheinlich von der niedrigen Luftfeuchtigkeit hier kommt. Wussten Sie, dass man es auf Ferengi-Schiffen alle sieben Stunden künstlich regnen lässt?! Vielleicht haben Sie ja eine Salbe oder der Captain stellt die Luftfeuchtigkeit auf 85 Prozent. Ja, ich glaube ich werde ihm gleich eine Anfrage schicken. Sie entschuldigen"

Ohne jede Antwort abzuwarten, war der Ferengi auch schon wieder verschwunden und ließ die Ärztin verärgert zurück. Irgendwann später würde er schon an das Replikatormuster gelangen.

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