Atlantis - Chronik 1

Zorro läßt grüßen

--- Atlantis, Maschinenraum

Rauchschwaden zogen langsam ihre Bahnen durch den großen Raum. Weiter hinten explodierte geräuschvoll eine der letzten funktionierenden Konsolen. Der abgeschaltete Warp-Antrieb warf seltsame Schatten an die Wände. Der Geruch von Feuer, verschmorten Schaltkreisen und verbranntem Fleisch lag in der Luft. Und mitten drin stand triumphierend Julian O'Connor und riss die Faust hoch. Ein lauter Jubelschrei durchbrach die fast gespenstige Stille im Maschinenraum.

"Ja, wir haben es geschafft. Den haben wir es gezeigt. Die hatten keine Chance. Pah, wenn man auch so blöd ist und sich mit mir anlegt. Diese Versager!", brüllte er sich die angesammelte Wut und den Frust der letzten Stunden von der Seele.

"Die hatten...", weiter kam er nicht, denn er wurde von einer blinkenden Anzeige unterbrochen, die auf der Konsole neben ihm aufblinkte.

"Was ist das denn?", fragte er sich und aktivierte die Übersicht. Zumindest so weit sie noch funktionierte. 'Anscheinend befindet sich jemand auf der Brücke. Aber das ist doch unmöglich. Jeder auf der Brücke ist tot.' Wie fast jeder an Bord der Atlantis, der sich nicht vor dem automatischen Feuerlöschsystem retten konnte. Denn der Computer war bei den unzähligen Bränden, die durch den vergangenen Angriff entstanden waren nicht mehr in der Lage gewesen, die Brände einzeln zu löschen und hatte dann einfach in den betreffenden Sektionen die Sauerstoffzufuhr abgestellt. Und da nur wenige Sektionen oder Decks vor dem Feuer verschont geblieben waren, hatte Julian auch keine große Hoffnung mehr, viele Überlebende zu finden.

Obwohl, vielleicht hatten es ein paar Leute geschafft, sich auf die Brücke vorzuarbeiten. 'Unwahrscheinlich', dachte Julian und aktivierte zur Überprüfung die kläglichen Reste der Sensoren.

"Na, dann wollen wir doch mal sehen, was wir da so haben", murmelte er und starrte auf die Anzeigen. Nur leider sagten die ihm nicht viel. Das Einzige, was er erkennen konnte war, das es 8 Personen waren. "Verdammt. Mit den internen Sensoren komme ich auch nicht weiter."

Angestrengt überlegte er, wie er herausfinden konnte, wer sich genau auf der Brücke befand. Und außerdem wollte er wissen, wer von seiner Crew ü berhaupt überlebt hatte. Rufen konnte er sie nicht, weil die interne Kommunikation; und beinahe alle anderen Systeme, außer Betrieb waren. Leider war weit und breit kein Techniker zu sehen. Julian vermutete, dass sie entweder den Flammen zum Opfer fielen oder das Feuerlöschsystem sie auf dem Gewissen hatte. Und er war technisch nicht versiert genug, um die Schäden auf dem Schiff unter Kontrolle zu bekommen.

"Es muss doch eine Möglichkeit geben, wie ich mit der Brücke Kontakt aufnehmen kann", fluchte er und schlug wütend auf die Konsole. Diese gab einen gequälten Piepston von sich und plötzlich erschien das Bild von einer Außenkamera. Und es verschlug Julian fast den Atem, als er ein Shuttle sah, welches in der nähe der Brücke angedockt hatte. Was das ganze noch schlimmer machte war, dass das Shuttle ein Ferengi-Shuttle war.

"Diese hinterhältigen Aasgeier. Die sind auch überall", brüllte er. Eigentlich hatte er nichts gegen Ferengi. Er hatte schon gute Geschäfte mit ihnen gemacht. Doch wenn es um sein Schiff ging, und darum, dass diese Speichellecker wohl gerade dabei waren, ihm die Atlantis wegzunehmen, da kochte die Wut hoch. Was sollte er tun? Der Brücke die Luft abdrehen? Das konnte er vergessen. Das entsprechende System war zu beschädigt um anständig damit arbeiten zu können. Transporter? Fehlanzeige.

Julian rief sich den Schiffsplan auf und überlegte, in welchen Sektionen kein Feuer ausgebrochen war. Holodecks, Botanik, Mannschaftsmesse, Sicherheit, Lagerraum 13 und 14.. Moment.. Sicherheit? Wenn dort nicht die Lebenserhaltung ausgefallen war, dann müsste es doch möglich sein, genug Leute zusammen zu bekommen, um diese Hängeohren da oben von der Brücke zu bekommen.

O'Connor machte sofort auf dem Absatz kehrt, und rannte los Richtung Sicherheitsbüro. Er musste sich beeilen. Umso länger die Ferengi Zeit hatten, sich zu verschanzen, umso schwieriger würde es für ihn werden, diese wieder zurückzubekommen.

--- Sicherheitsbüro

Total außer Atem und mich hochrotem Kopf betrat Julian das Sicherheitsbüro. Auf dem Weg dorthin hatte er noch zwei Überlebende gefunden, die in einer Jeffries-Röhre Schutz gefunden hatten. Sie wurden direkt rekrutiert und mussten zusammen mit dem Captain in einem halsbrecherische Tempos durchs Schiff laufen. Wenn laufen der richtige Begriff war. Denn ihr Weg war ständig versperrt durch heruntergestürzte Träger, geplatzten Energieleitungen und schlecht bis gar nicht funktionierenden Turbolifts.

Doch sie hatten es geschafft und jetzt schauten sich die Drei angestrengt nach irgendeinem Sicherheitler um. Doch keiner war zu sehen.

"Hallo?", brüllte Julian so laut er konnte. "Ist jemand zuhause?"

Zuerst dachte er, er bekäme keine Antwort, doch dann flog rechts von ihnen eine Luke auf und eine Stimme krächzte: "Ja, es ist jemand da. Aber kann uns vielleicht mal jemand hier rausholen?"

Mit zwei Schritten war O'Connor bei der Luke und er schaute hinein. Auf einem Platz von vielleicht mal 1,5 m² kauerten vier Leute zusammen wie in einer Legebatterie. Ihre Gesichter waren total rußverschmiert und die Klamotten, die sie trugen waren an mehreren stellen verbrannt.

Zielsicher streckte Julian seine Hand in das Loch und half einem nach dem anderen heraus.

"Danke für die Hilfe, Sir", sagte der einer der Vier und klopfte sich die Kleider ab. "Viel länger hätten wir es da drin nicht mehr ausgehalten. Du Luft wurde bedenklich knapp. Doch wir wussten ja nicht, wie es draußen aussah."

Der Captain nickte, doch für Geschichten hatte er jetzt keine Zeit.

"Haben Sie Waffen hier? Wir müssen sofort zur Brücke. Da haben sich ein paar Ferengi eingenistet, die mein Schiff haben wollen. Und das kann und will ich nicht zulassen", sagte er mit grimmigem Blick. Und anscheinend war er sehr grimmig, denn die Anderen stoben fast auseinander, um den nächsten Waffenschrank zu plündern.

"Hier Sir", sagte der eine Sicherheitler kurze Zeit später und drückte dem Captain ein Phasergewehr und einen kleinen Kommunikator in die Hand. Es hatte sich wohl herumgesprochen, dass Julian Waffen liebte, denn während er ein Gewehr bekam, hatten alle anderen Phaserpistolen in der Hand.

"Ok, können wir?", fragte O'Connor die Anwesenden, welche sofort nickten. "Gut, ihr vier geht über Turbolift 1 auf die Brücke, während wir den Zweiten nehmen. Aber wartet auf mein Zeichen. Verstanden?"

Wieder ein gemeinschaftliches Nicken und schon liefen sie los Richtung Brücke. Julian hoffte nur, dass sie es rechtzeitig schaffen würden. Und vor allem hoffte er, dass der Turbolift auch funktionierte. Denn er hatte absolut keine Lust, mehrere Decks per Jeffries-Röhre zu ü berwinden.

Doch anscheinend hatte irgendein Gott erbarmen mit ihm. Denn schon kurze Zeit später waren sie im Lift auf dem Weg zur Brücke.

--- Turbolift, Brücke

Vorsichtshalber hatte Julian dem Lift befohlen, wenn er auf der Brücke angekommen war, die Türen erst zu öffnen, wenn er das Kommando dazu eingab. Vorher jedoch holte er den Kommunikator hervor und rief das andere Team.

"O'Connor an Team 2. Wie sieht's aus. Seid ihr in Stellung?"

Knisternd kam die Antwort. "Ja Sir, sind gerade angekommen und warten auf ihr Zeichen."

"Ok, wenn wir rausgehen und einer der Ferengi versucht auch nur eine Waffe zu ziehen, wird er betäubt. Klar?"

"Klar Sir", kam sofort die Antwort.

"Gut, dann auf mein Zeichen... Und los!"

Schnell gab Julian dem Lift die Anweisung die Türen zu öffnen und schon stürmten die Drei aus dem Lift und bezogen Stellung.

--- Brücke

Währenddessen brüllte einer der Sicherheitler: "Alle die Hände hoch und die Waffen fallen lassen. Keiner rührt sich, sonst wird geschossen."

'In was für eine freakige Sache bin ich denn jetzt geraten?!', zischte der Ferengi innerlich, während er noch überlegte sich mit einem Hechtsprung hinter Sternenlicht in Deckung zu bringen.

Natürlich hatte er die Turbolifte leise summen gehört, aber dass ihre Gastgeber gleich so rabiat waren - Narbo fühlte sich stark an die Privateer erinnert, die jetzt nur noch aus molekülgroßen Staubkörnern bestand.

'Meine Bar!', dachte er wehmütig, 'Und meine Musiksammlung!'

Aber hey, er hatte doch eh vorgehabt sich beruflich umzuorientieren! Drinks an Idioten auszuschenken war doch keine erfüllende Aufgabe für einen Profi wie ihn...

Zumal Silvana bestimmt bald von seinen ganz besonderen Aktivitäten Wind bekommen hätte. Und sie stand doch so auf Hinrichtungen...

"Schön Sie kennen zu lernen! Wir dachten, wir kommen mal vorbei um bei der Vernichtung der Privateer zuzuschauen - unter uns; die Tapete war eh nicht mein Geschmack...", warf er der bewaffneten Gruppe entgegen, während er versuchte unbemerkt an eines seiner Stiefelmesser zu gelangen.

Langsam lugte Julian hinter seiner Deckung hervor, um sich einen Ü berblick zu verschaffen. Als aller erstes viel ihm auf, dass er und seine Männer in der Unterzahl waren. Doch anscheinend hatte der Gegner nicht mit so einer Aktion gerechnet, denn keiner hatte bisher eine Waffe gezogen.

Trotzdem war er nervös. Denn so einen Zusammengewürfelten Haufen hatte er noch nie gesehen. Von den paar Menschen mal abgesehen, erkannte er noch einen Andorianer. Das Katzenähnliche Wesen und den Typ mit Kutte konnte er hingegen nicht zuordnen. Tja, und dann war da noch dieser geschwätzige Ferengi.

'Bah', dachte O'Connor angeekelt. 'Selbst in so einer Situation gehen diese Schleimbolzen einem noch auf die Nerven.'

Vorsichtig gab er den anderen ein Zeichen, ihm notfalls Rückendeckung zu geben, falls einer der Anderen auf die Idee kam, irgendetwas Dummes zu tun. Und dann stand er langsam auf, immer noch das Phasergewehr im Anschlag.

Er fixierte seinen Blick auf den kleinen Ferengi, der ziemlich mittig auf der Brücke stand und ein lächerliches Grinsen aufgesetzt hatte. Und gleichzeitig versuchte dieser, an irgendetwas zu gelangen, was sich in seinem Stiefel befand.

Langsam schüttelte Julian den Kopf, während er das Gewehr auf den Ferengi richtete.

"Ich würde nicht mal im Traum daran denken", sagte er laut und schaute Narbo gefährlich an. "Ich bin sicher, dass ich schneller schieße, als du mit deinen hässlichen Ohrläppchen wackeln kannst."

Vorsichtig ging Julian zur nahe gelegenen Feuerleitkonsole. Dabei hielt er weiterhin den Ferengi im Auge. Er hatte vorgehabt, ein Kraftfeld zu errichten, doch leider war das entsprechende System wie fast alles an Bord der Atlantis beim Angriff beschädigt worden. Oder durch den Nebel, in dem sich das Schiff befand. Und er wusste, dass sie nicht mehr lange hier bleiben konnten. Denn das Gas war nicht gerade das Harmloseste. Nach und nach würde sich die Außenhülle zersetzten und danach die ä ußeren Deck und...

Julian wollte gar nicht daran denken. Es schmerzte ihn sowieso schon genug, sein Schiff in dem jetzigen Zustand zu sehen. Noch schlimmer wollte er es nicht machen. Deswegen stand er nun etwas unter Zeitdruck. Und dieser Zwischenfall schmeckte ihm gar nicht.

"Ach ja, ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Julian O'Connor. Der Captain dieses Schiffes. Und ich bin gar nicht erfreut darüber, dass so jemand wir ihr es seid versucht, es mir wegzunehmen. Oder habt ihr was anderes vorgehabt? Hmm?", fragte er und schaute in die Runde. Und er hatte die Hoffnung, dass jemand anderes als dieser Giftzwerg von Ferengi antwortete.

Grinsend zog Narbo seinen Arm wieder langsam von dem Stiefel zurück. In Anbetracht der Menschenmasse war es einen Versuch Wert gewesen und so wie er diesen Versager von Pormas kannte, war dieser mit mindestens einem Dutzend Blastern bewaffnet.

Und falls gar nichts mehr half, konnte der Ferengi immer noch per Kom-Kanal den Sprengstoff in seinem Shuttle scharf machen...

Aber zunächst wartete er gespannt ab, wer wohl auf die selten dumme Frage des Terraners antworten würde.

Innerlich seufzte Pormas so laut es ging. Dieser komische Captain konnte aber auch keine Ahnung haben, dass der Südländer mindestens ein dutzend Blaster und sonstige Waffen mitgenommen hatte.

'Ich hatte von Anfang an kein gutes Gefühl', schoss es ihm wieder durch den Kopf. Daher hatte er wohl auch instinktiv mehr Waffen als üblich mitgenommen. Wie er sich die zugerichteten Sicherheitler anschaute, die mehr oder weniger wie gegrillte Hünchen aussahen, hatte er keinen Zweifel daran das man im Falle des Falles....

Aber dazu hatte der Grieche keine Lust. Er war viel zu betrübt über den Verlust seines geliebten Koffers. Aber um es positiv zu betrachten... keiner konnte jetzt mehr seine Spur verfolgen, durch die Explosion der Privateer. Also dürfte er vor Starfleet und seinen sonstigen Häschern erst einmal Ruhe haben.

'Also dann....', ging Pormas frohgemut ans Werk. Mit zwei großen Schritten stellte sich der Hüne neben den, im Vergleich und sowieso, winzigen und schmächtigen Ferengi, und ergriff das Wort.

"Ich bin Pormas Theocrates. Sicherheitler des Händlerschiffs Privateer. Wir waren als Rettungstrupp entsetzt worden um Überlebende Ihres Schiffes aufzusammeln. Die Privateer ist übrigens das Schiff, welches Ihre Torpedos in einen Schwarm sehr unglücklicher Moleküle verwandelt hat...."

Der Sicherheitler ließ die Worte ein bisschen sacken bevor er weitersprach. "Genau genommen könnten wir die Höflichkeiten aber ein bisschen verschieben. Bis jetzt haben wir eigentlich nicht vor ihr Schiff zu übernehmen, sondern wir würden viel lieber lebend aus diesem Nebel kommen. Und um diesen Kahn wieder flott zu kriegen braucht es wohl jede zupackende Hand."

Selbstgefällig wie eh und je verschränkte der Grieche seine Arme und stellte sich gemütlich hin, während er sehr wohl wusste, dass er nicht sofort erschossen werden würde. Dieser Captain schien um mindestens drei Klassen weniger verrückt als sein letzter...

Sternenlicht war gereizt, um es einmal sehr vorsichtig auszudrücken. Zum einen sackte in ihm gerade die durch, dass dieses rücksichtslose Wesen soeben mit einem Knopfdruck grundlos über einhundert Menschenleben vernichtet hatte. Zum anderen war da die Tatsache, dass dies die anderen offensichtlich nicht im geringsten zu interessieren schien.

Mit bebenden Schnurrhaaren, flach an der Schädeldecke anliegenden Ohren und hektisch hin und her zuckendem Schweif wollte er sich gerade auf den ach-so-coolen Captain stürzen. Er traute den wenigen, versammelten Sicherheitskräften keine koordinierte Reaktion zu, und wie so oft würden sie ihn unterschätzen -- bis es zu spät war.

War es Zufall? Gerade als er seine Muskeln zum Sprung anspannte, schritt Pormas zwei Meter nach vorne und blockierte ihm dadurch den Weg. Vielleicht rette er dadurch das ein oder andere Leben, das war später schwer zu sagen. Immerhin hielt er dadurch Sternenlicht lange genug auf, um sein Temperament zumindest ein klein wenig wieder unter Kontrolle zu bekommen. Wie lange, das stand auf einem anderen Blatt...

Mit unverhohlener Wut trat er neben Pormas, den Captain und die auf Ihn gerichteten Waffen ignorierend. "Pormassss," seine Stimme zischte jetzt mehr, als dass er sprach, "lasss diesssen Gewisssenlosssen Bastard hier verrecken, ich habe eine Idee wie ich Narbossss' Sssshuttle aussss diesssem Nebel heraussss bekomme. Er hat einfach ssso die Privateer vernichtet, er hat dassss sssselbe Ssssschicksal verdient."

"Slade hat einfach einen dummen Anfängerfehler gemacht, für den viele sterben mussten: Er wollte eine gute Tat vollbringen!", kommentierte der Ferengi zischend Sternenlichts Ausbruch, "Und mit meinem Shuttle verschwindet höchstens einer von hier: Ich! Für räudige Fellhaufen und Turteltäubchen hab ich keinen Platz übrig, also richtet Euch alle schon mal darauf ein, hier zu bleiben"

Zufrieden mit sich beobachtete Narbo, wie Sternenlicht zischend einen unverständlichen Fluch ausstieß und sein Schwanz peitschend auf den Teppich schlug. Mit etwas Glück würde er sich zu einer ganz dummen Aktion hinreißen lassen, die einer der beschränkten Sicherheitler als Einladung zu einer Zielübung auffasste...

"Ifrinn", fluchte die Schottin los, als sie die hochintelligenten Bemerkungen all dieser überkandidelten männlichen Wesen hörte. Erstaunlicherweise schien ausgerechnet Pormas, dem sonst sämtliche Testosterontöpfe überkochten, am vernünftigsten zu reagieren.

Die Rothaarige hatte ziemlich schnell festgestellt, dass außer den Leuten der Privateer und den paar recht unglücklich aussehenden Sicherheitlern des fremden Schiffs niemand Lebendiges mehr auf der Brücke war.

Ihren Zorn nur mühsam unterdrückend, fuhr sie den Ferengi an:

"Meinetwegen können Sie Ihre verdammten Riesenohren nebst allem was dranhängt in Ihr Shuttle packen und verschwinden, es wäre wirklich kein Verlust.

Ansonsten fände ich es ziemlich sinnvoll, erst einmal dafür zu sorgen, dass Schiff und Shuttle aus diesem Nebel herauskommen. Dann könnt ihr ja alle meinetwegen weiterstreiten - dann habt ihr wenigstens Zeit zum Streiten. Wenn Sternenlichts Informationen ü ber diesen Nebel korrekt waren, haben wir nämlich hier nicht allzu viel davon übrig..."

Julian nickte langsam. Ja, er musste der Terranerin Recht geben. Lange konnten sie nicht mehr hier bleiben. Doch trotzdem war er vorsichtig. Er konnte diesem streichsüchtigen Haufen nicht trauen. Doch was blieb ihm ü brig? Er wusste nicht, wie viel von seiner eigenen Crew noch übrig war. Und alleine schaffte er es nie, das Schiff wieder aus dem Nebel zu bekommen.

'Verdammt. Wieso muss das gerade jetzt passieren', fluchte er gedanklich vor sich hin. Jetzt blieb ihm nur noch eine Möglichkeit übrig und die schmeckte ihm überhaupt nicht.

Und zwar musste er diesen Gestalten sein Schiff anvertrauen. Er vermutete mal, dass wohl der ein oder andere Techniker dabei sein musste. Und mit deren Hilfe war es vielleicht möglich, das Schiff wieder flott zu bekommen.

Während er so nachdachte und sich die nächsten Worte überlegte, rutschte die Sache mit diesem Händlerschiff namens Privateer immer weiter aus seinem Gedächtnis heraus.

"Also, bevor ihr euch jetzt gegenseitig an die Haare geht, würde ich sagen, wir kommen jetzt mal zum Punkt. Denn ich kann dieser Frau da nur zustimmen. Lange hält es die Atlantis nicht mehr aus in dem Nebel. Deswegen würde ich sagen, wir handeln einen Waffenstillstand aus. Auf unbegrenzte Zeit. So lange, bis wir das Schiff wieder flott gemacht haben und aus diesem Nebel verschwinden können."

Langsam senkte er sein Gewehr, um mit gutem Beispiel voran zu gehen. Es brachte nichts, wenn sie sich hier gegenseitig auf der Brücke niederschießen würden. Und Julian hatte keine Lust, heute schon zu sterben.

'Männer!' fluchte die Schottin noch innerlich, während sie mit gutem Beispiel voran ging und auf den Mann zutrat. "Captain O'Connor," grüßte sie ihn und streckte ihre Hand aus, wobei sie sogar vergaß, dass sie Iren gegenüber eigentlich argwöhnisch war. "Mein Name ist Llewella Campbell, ich bin - war - Ärztin an Bord der Privateer. Während Sie sich mit dem Rest der Bande hier beriechen, könnten wir uns um die Verletzten kümmern, die sicherlich an Bord sind."

Mit diesen Worten deutete sie leicht auf Ysara, die sich bislang nicht gerührt hatte und deren Miene undeutbar war...

"Richtig", bekräftigte die ehemalige Psychologin, trat näher und wies ü berdeutlich auf das Medokit, das sie in der anderen Hand hielt, um ganz sicher zu gehen, dass ihr Gegenüber die Lage auch erfasste. "Dazu sind auch eigentlich Notrufe da, wissen Sie. Wie der, den Sie abgesetzt haben. Um medizinische Unterstützung zu bekommen."

Ysara neigte dazu, ihre neue Bekanntschaften zunächst immer als geistig beeinträchtigt einzustufen, und wie man an diesem Theocrates gut erkennen konnte, hatte sie damit auch zumeist recht. Abschätzend musterte sie den Terraner und ließ ihren Blick dann über die Brücke schweifen. Nur ein Haufen kleiner Kinder, die ihre Machtspielchen spielten... also eigentlich kein großer Unterschied zur Privateer.

Ob dieser O'Connor wohl noch einen Counselor brauchte?

Zirt hatte den Streithähnen scheinbar emotionslos zugesehen.

Wie hatte sein neuer Meister gemeint? Viel sehen, viel hören, wenig glauben, nichts sagen. Er wartete lieber einmal ab, was Narbo jetzt zu tun gedachte. Er zweifelte nicht einmal eine Sekunde daran, dass der Ferengi wusste, was er tat: Die Spiele waren schon längst eröffnet.

Allerdings hatte der Andorianer auch keinen Zweifel daran, dass ihn der ehemalige Barbesitzer beinhart wie die anderen zurücklassen würde, wenn er sich nicht bald als Aktivposten herausstellen würde.

Dass die Privateer untergegangen war, störte den ehemaligen Dieb keine Sekunde. Das war nicht das erste Schiff, dessen Untergang er miterlebte. Bei vielen hatte er sogar fleißig mitgeholfen. Jetzt hatten sie wenigstens den Vorteil, dass alle Privateerflüchtlinge gleichgestellt waren.

Die Restbesatzung der Atlantis dürfte zwar mehr oder weniger auf einander eingespielt sein, aber sie hatte gerade eine mittlere Katastrophe hinter sich. Vielleicht lohnte es sich, ein klein wenig bei ihnen anzubiedern und sie dabei auszuhorchen. Das konnte ihm und Narbo nur einen Vorteil verschaffen!

Laut sagte er aus seiner etwas abseitigen Position zu O'Conner: "Ich bin Zirt, Techniker und Mann für Alles. Vielleicht kann ich Ihrer Besatzung etwas beim 'Aufräumen' helfen?" Dabei gab er dem Ferengi versteckt in der geheimen Fingersprache der Diebe seinen Plan zu verstehen und hoffte, dass dieser sie auch verstand.

Mit einem leichtem Grinsen im Gesicht nahm Narbo Zirts Mitteilung hin und überlegte, ob es überhaupt noch irgendetwas Wertvolles zu entwenden gab. Andererseits würde niemand ohne Geheimnis in diesen Nebel fliehen.

Außer O'Connor war total bescheuert.

Die Wahrscheinlichkeit dafür kalkulierte er auf 42%, was immer noch besser war als jede Berechnung über Slades Geisteszustand. Immerhin würde der Terraner sicher keine lebenden Tiere fressen...

...ohne sie vorher zu rasieren.

"So wie es ausschaut, brauchst Du uns dringender als wir Dich. Und sicher wird ein intelligenter Mensch sich auch nicht in einem aggressiven Nebel aufhalten, wenn nicht eine viel größere Bedrohung draußen auf ihn wartet. Unsere temporäre Hilfe könnte für eine angemessene Beteiligung von 30% an allen daraus resultierenden Profiten diesem Schiff gehören",

machte er dem Captain sein Angebot,

"Alternativ können wir aber auch warten, bis von diesem Kahn nur noch ein Wrack übrig ist und dann die Reste plündern..."

Sternenlicht ließ den Captain gar nicht erst zu Wort kommen. Man sah ihm noch immer seine Wut an, aber er schien sie jetzt wieder besser unter Kontrolle zu haben: "Captain O’Connor, Llewella hat recht," ein gereizter Seitenblick auf Narbo, "und der Ferengi kann mit seinem Dampfer gerne bleiben wo der Pfeffer wächst. Wir bringen Ihren Kahn hier aus dem Nebel raus und diskutieren _dann_ aus, was wir mit Ihnen machen, dafür ist dann noch genug Zeit."

Er drehte sich zu Narbo um: "Und Du siehst zu, dass Du diesen komischen Kasten von der Hülle dieses Schiffes runterbekommst, sonst wird er den Flug aus diesem Nebel heraus nicht überleben."

Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte er sich wieder an O’Connor: " Sternenlicht zu-Srallansre ist übrigens mein Name, ich war als Wissenschaftler an Bord der Privateer angestellt. Und ich würde den Waffenstillstand bis zum Rand des Nebels akzeptieren."

'... und vielleicht überlebt Narbo den Flug aus diesem Nebel ja nicht...'

"Von einem miesem Flohfänger wie Dir lasse ich mir sicher nichts sagen. Abgesehen davon würde ich an Deiner Stelle alles vermeiden, was den Gint instabil werden lassen könnte: Dieser Nebel würde in einer riesigen Explosion untergehen...", antwortete Narbo gereizt, da diese unterentwickelte Rasse scheinbar nicht wusste, wann man einen Vorteil nutzen musste.

"Narbo an Gint, Stabilisierung der Flugbahn mittels Manövertriebwerken einleiten", wies er den Shuttle gelangweilt an und schon wenige Sekunden später begann die Atlantis leicht zu vibrieren, als sie ihr Drehmoment langsam abgebaut wurde,

"Falls jemand weitere Hilfe benötigt, findet er mich auf der Toilette. Bis dahin kann der Herr Kapitän sich ja seine Gedanken zu dem Angebot machen!"

"Na dann viel Vergnügen....", gab Pormas dem Ferengi mit auf den Weg. Dann schaute er noch einmal durch die Runde und lächelte Nathalie kurz aufmunternd zu. Sie war sehr schweigsam gewesen und doch ein bisschen verunsichert. 'Passiert ja auch eigentlich nicht alle Tage...'

Grinsend stapfte Narbo in die entsprechende Richtung davon und schob sich an verdutzten Sicherheitlern vorbei, die ihm verblüfft nachschauten, während die Hygienezelle sich zischend hinter dem Ferengi schloss.

"Ich würde schlicht und einfach vorschlagen Captain, sie sagen uns was Sie brauchen um hier raus zu kommen und wir versuchen es zu bewerkstelligen. Wenn Sie nicht wissen was Sie brauchen wenden wir uns am Besten an einen von meinen Kollegen.", sprach der Südländer weiter und verwies damit weiter auf Sternenlicht, KWinh und Elaine. Irgendeiner würde ja schon eine Idee haben...

"Ich selber würde zusammen mit meiner Kollegin", damit wies er auf Natty, "und ihren Grill... ähm übrigen Sicherheitspersonal weiter nach Ü berlebenden suchen. Das Schiff ist groß und es könnte sich hinziehen daher würde ich lieber gleich anfangen zu suchen, als den Chefingenieur erst Mitte nächsten Jahres zu finden. Wenn er noch aufzutreiben ist..."

Der Südländer fühlte sich wieder ganz in seinem Element. Irgendwie war er das ja auch. "Also dann beratschlagen sie mal: Was sollen wir denn vielleicht noch suchen, außer restlichen Überlebenden und wo?" Pormas kannte sich auf diesem untypischen Schiff nicht aus. Es schien von Stil her älter zu sein. Die Brücke erinnerte ihn ein bisschen an die Excelsior Klasse. Aber auf den Holos auf der Starfleet Academy sah das ein bisschen anders aus....

Auf jeden Fall konnten sich die anderen mit dem mit Sicherheit an grenzender Wahrscheinlichkeit kaputten Instrumenten abgeben.

Für so was war er nicht zuständig....

Julian drehte sich wieder zu dem Hünen um. Innerlich ärgerte er sich aber, dass er den Ferengi ziehen gelassen hatte. Er wollte wirklich nicht wissen, was der da jetzt in der Hygienezelle veranstaltete.

Doch nun gab es was Wichtigeres. Und zwar die Rettung seines Schiffes.

"Also", begann er langsam. "Ich muss Ihnen allen Recht geben; außer vielleicht dem Ferengi", fügte er leise hinzu. "Wir sollten uns nicht allzu lange mit herumreden aufhalten. Sonst kommen wir nie zum Ende. Oder dann vielleicht nur noch zum finalen Ende. Deswegen sage ich folgendes: Waffenstillstand bis zum Verlassen des Nebels. Und Sie können sich auf dem Schiff frei bewegen. Es würde auch nichts bringen, die paar Leute, die ich noch habe, zu Ihrer Bewachung abzustellen.

Ich würde sagen, wir teilen uns auf. Ihre Techniker sollen versuchen, das Schiff wieder flott zu bekommen. Wenn Sie Ärzte oder so dabei haben, wären die wohl am Besten auf der Krankenstation aufgehoben. Zumindest falls davon noch was übrig ist. Der Rest würde ich sagen, sucht das Schiff nach Verletzten und Überlebenden ab.

Na, geht der Deal in Ordnung", fragte er abschließend und schaute die versammelten Leute an.

Vorbeugend schaute Pormas in alle umstehenden Gesichter, aber da er nichts gegenteiliges sah, antwortete er stellvertretend. "Ich spreche wohl für alle, außer dem pinkelnden Ohrläppchen, wenn ich sage das wir einverstanden sind... Dann schießen Sie mal los: Wo liegt die Krankenstation und eigentlich alles andere auf diesem Schiff?"

Ein paar verdutzte Gesichter schauten ihm entgegen also bequemte sich der Südländer noch etwas zu ergänzen, "Ich kann nicht behaupten sagen zu können wo ungefähr was liegt. Dieses Schiff ist mir vertraut und fremd zugleich. Wir bräuchten einen Plan oder so etwas. Denn ihre Männer machen einen ziemlich kraftlosen Eindruck."

Mit einem Blick, wie einem Rasiermesser fuhr er durch die Reihen der fremden Sicherheitler. Nachdem der Waffenstillstand ausgehandelt war ließen sich alle mehr oder weniger fallen. Die Truppe schien einiges mitgemacht zu haben, aber sich nur wegen ein paar Verbrennungen und Prellungen so fallenzulassen.... das käme dem Griechen NIEMALS in den Sinn.

Aber einige schienen wenigstens so etwas wie Stolz zu besitzen und richteten sich nun wieder gerade auf, was der gelernte Sicherheitstruppführer Theocrates mit einem Nicken quittierte. Durch solche Gesten wurde "der Hühnerhaufen wieder aufgescheucht" wie seine Ausbilderin immer zu sagen pflegte.

"Auf jeden Fall sollten Sie sich erst einmal ausruhen. Hier war wohl einiges losgewesen und bevor die nicht durch die Hände der Ärzte gegangen sind, würde ich die Leute nicht mit guten Gewissen durch ein halb zerbombtes Schiff jagen."

Fragend schaute er den Captain an. Jetzt würde sich zeige ob dieser Mann genauso schwachsinnig war wie der letzte Captain unter dem er gedient hatte, oder sein Handwerk verstand. Pormas Vorschläge machten Sinn, aber er war hier nicht der Befehlshaber....

.... noch nicht.

Ohne Umschweife kam Julian zur Sache. "Eigentlich gebe ich Ihnen Recht. Wir sollten alle mal bei Gelegenheit auf der Krankenstation vorbeischauen. Doch im Moment gibt es Wichtigeres. Und vor allem gibt es bestimmt schwerere Verletzungen, als ein wenig angebrannt zu sein. Also, wir machen es so, wie besprochen."

Dann wandte er sich an die Zwei, die bei der technischen Station standen. Er nahm an, dass es Techniker waren, denn neben denen stand auch noch ein Koffer, der ziemlich nach einem Werkzeugkasten aussah. " Wäre es möglich, dass sie mir vielleicht einen Schadensbericht zukommen lassen könnten? Also sobald sie es wissen und dazu etwas Zeit übrig haben?"

--- Brücke, ein Stück abseits

Mit hochgezogenen Augenbrauen musterte Ysara den geschäftigen O'Connor gerade lange genug um festzustellen, dass er seinen eigenen Vorschlag bereits wieder vergessen hatte. Vom Herumstehen behandelten sich Verletzte jedenfalls nicht.

Nicht, dass es die Krankenschwester gedrängt hätte, unbedingt zu arbeiten - weshalb sie ihr Medizinstudium auch abgebrochen und sich der Psychologie zugewandt hatte -, aber wenn sie schon in diesem Job auf der Gehaltsliste stand, dann musste sie auch wohl oder übel mit anpacken. Daher warf sie Llewella einen fragenden Blick zu, und als die Ärztin, der wohl ähnliche Gedanken bezüglich des Captain durch den Kopf geschossen waren, bestätigend nickte, schnappte sie sich kurzerhand ihr Medokit.

"Sie finden uns also auf der Krankenstation", wandten sie sich an einen der namenlosen Sicherheitler und gingen in Richtung Turbolift.

--- Turbolift

"Deck 5", wies Ysara den Computer an, und der Lift setzte sich ruckelnd in Bewegung.

"Ich kenne diesen Schiffstyp", wandte sie sich erklärend an Llewella. "Es hat einen Augenblick gedauert, bis ich mich daran erinnert habe, aber während meiner Zeit auf der Sternenflotte verbrachte ich einige Zeit auf einem Ausbildungsschiff, dessen Brücke haargenau so aussah. Und auf der Krankenstation war ich oft genug, um mich daran zu erinnern, wo ich sie finde", fügte sie unbewegt hinzu, während sie sich an ihre wilde Jugend erinnerte.

Die Schottin war ausgesprochen dankbar dafür, dass Ysara die Initiative übernommen hatte und das sagte sie ihr auch.

"Außerdem habe ich das Gefühl, dass Captain O'Connor augenblicklich ein wenig überfordert ist. Immerhin hatte ich mich ihm ja eindeutig als Ärztin vorgestellt, was er aber im nächsten Moment vergessen zu haben schien..." Ein wenig verwundert schüttelte die Rothaarige den Kopf.

Während der Turbolift in seinem Schacht ratterte und nicht wie gewohnt geräuschlos glitt, erzählte Llewella dann ihrer Begleiterin: " Ich hätte mich nie hier zurechtgefunden, immerhin war die Privateer das erste Schiff, auf dem ich arbeitete. Und baugleich waren die Dinger ja nun wirklich nicht zu nennen..."

Endlich hielt der Turbolift und die Türen glitten auseinander. Nun ja, sie setzten zumindest dazu an, blieben jedoch auf halber Strecke stecken. Der Spalt zwischen den beiden Türen war gerade groß genug, dass sich ein schmaler Mensch hindurchquetschen konnte, nicht jedoch die hünenhafte Schottin.

"Ifrinn", benutzte Llewella einmal mehr ihren Lieblingsfluch, dann versuchte sie, die beiden Türhälften mit Gewalt auseinander zubekommen. Ysara griff ebenfalls zu, und nach etlichen schweißtreibenden Minuten bekamen sie die Tür immerhin so weit aufgeschoben, dass sie sich beide hindurchquetschen konnten.

--- Deck 5, Gänge

Mit ihrem Plaid wischte die große Frau sich die Schweißperlen vom Gesicht. Dann atmete sie tief durch und blickte sich um.

Beißender Rauch hing in der Luft, die zudem ausgesprochen abgestanden und schal roch. Wandverkleidungen waren verbogen, an etlichen Stellen hingen Kabel aus den Wänden. Die Beleuchtung war weitgehend ausgefallen, nur ein paar flackernde Lichter erhellten den Gang notdürftig.

Verletzte waren auf den ersten Blick keine zu erkennen...

Llewella wandte sich an Ysara: "Und in welche Richtung müssen wir nun?"

--- Brücke

Der kraftvolle Sound der Hygienezelle erfreute den Musikliebhaber in Narbo noch, als er schon wieder die Brücke betreten hatte und alle Welt ihn abschätzig musterte.

"Manche Dinge kann man halt nicht aufschieben!", fuhr er diesen Möchtegern-Captain an, der noch immer auf demselben Fleck stand, " Wolltest Du nicht ganz schnell Dein schönes Schiff retten? Auch ohne Verstopfung war ich sicher mindestens zwei Minuten weg, also worauf wartest Du noch?"

"Redet der immer so ein Zeug", fragte Julian den Andorianer, der immer noch sehr schweigsam dastand, während er auf den Ferengi zeigte. "Oder ä ndert sich das, wenn man ihn füttert oder an die Leine nimmt?"

Er war am verzweifeln. Was war das bloß für ein durchgeknallter Haufen. Wenigstens die zwei Ärztinnen; oder was immer sie auch waren, schienen einigermaßen <normal> zu sein. Die hatten die Lage erkannt und handelten. Doch der Rest stand nur rum und schaute dumm aus der Wäsche.

Er konnte sich das jedenfalls nicht länger anschauen. Deswegen machte er Nägel mit Köpfen und sagte: "Also, die Techniker können anfangen, das Schiff wieder flott zu machen. Falls Sie den Maschinenraum suchen, der ist auf Deck 12. Bei weiteren Problemen, fragen Sie den Computer, Mit so was kennen Sie sich ja aus.

Krankenstation hat sich ja eben erledigt. Ich weiß ja nicht, ob sie irgendwelche Wissenschaftler dabei haben, aber ich denke, die können ja die Techniker unterstützen. So, wen haben wir noch", überlegte er, während er sich am Kinn kratzte.

"Zwei von euch kommen mit mir", sagte er und zeigte auf seine Leute. " Und wir holen noch den Ferengi und den Andorianer mit." Er hatte nämlich keine Lust, diesen Ferengi alleine durch sein Schiff laufen zu lassen. Und so konnte er ihn wenigstens im Auge behalten.

Er drehte sich zu den beiden um und sprach: "Tut mir leid für die Bezeichnung, aber ohne Namen ist das schwer.

Der Rest kämmt das Schiff durch nach Überlebenden. Solltet ihr welche finden, die noch selber laufen können, dann sagt denen, sie sollen auch suchen. Der Rest wandert auf die Krankenstation.

So, ich denke, Fragen können wir später klären. Also dann, machen wir uns auf den Weg."

Er schulterte sein Gewehr und schritt zusammen mit den fünf " Freiwilligen" zum Turbolift.

Uninteressiert zuckte Narbo mit der Schulter, ein deutliches Signal Richtung Zirt, und setzte sich dann in Bewegung. Wenn der Typ das Schiff ablaufen wollte, statt die Sensoren des Shuttle zu benutzen - sein Problem. Immerhin hatte der Ferengi seine Dienstleistungen mehrmals angeboten...

"Mein Name ist übrigens Narbo und ich bin im Magierbereich tätig: Ich lasse gut bewachte Dinge für meine Kunden verschwinden", stellte er sich vor und ließ damit seine Vergangenheit als Barkeeper endgültig hinter sich.

Wenigstens hoffte er das.

"Und mein Name ist, wie ich vorher schon sagte Zirt, Zirt Birril. Und wenn Narbo ein Magier ist, dann bin ich so eine Art Mädchen für alles. Ich mische überall mit", beantwortete der Andorianer teilweise die Frage des Captains mit einem Grinsen.

Über die Antwort des Ferengi war er sich nicht so sicher, aber der direkte Befehl O'Connors enthob ihn für eine Weile der Entscheidung.

Er reihte sich hinter Narbo ein und folgte der Gruppe…

Sternenlicht blickte der Gruppe ein wenig irritiert hinterher. Anscheinend hatte O'Connor wohl bei dem Flug in diesen verwunschenen Nebel einen Schlag auf seinen Kopf abbekommen. So empfindlich wie die Menschen da waren, erschien ihm das als die einzige logische Erklärung.

Er wandte sich an den Rest: "Ich hätte einen Vorschlag: Ich, KWinh und Elaine versuchen so schnell wie möglich, diesen Kahn aus dem Einzugsbereich des Nebels bekommen, sonst brauchen wir bald keine Ü berlebenden mehr zu suchen. Ich brauche ein wenig Impulstriebwerke, die Schildgeneratoren und ein paar funktionierende Sensoren, dann dürfte sich einen Weg hier raus finden. Sonst fürchte ich, dass uns dieser Kahn in der nächsten Halben Stunde auseinander bricht. Das ist zumindest das, was meine letzten Sensor-Aufzeichnungen von der Privateer ausgesagt haben. Irgendwelche Einwände?"

--- Deck 13

Rumpelnd kam der Turbolift zum stehen. 'Magier, Mädchen für alles.' O'Connor war am verzweifeln. Solche Irre auf seinem Schiff. Womit hatte er das bloß verdient.

Doch jetzt musste er erst einmal versuchen, irgendwie die Beiden zu beschäftigen. Doch nur wie. Hilfesuchend schaute er seine beiden Crewmitglieder an, doch die wussten anscheinend auch nicht weiter.

Na ja, erst einmal musste das Ferengi-Shuttle in die Shuttlerampe. So konnten sie unmöglich Losfliegen. Oder vielleicht sollten sie es einfach machen. Dann hätten sie zwar eine Andockschleuse weniger, aber bei den Schäden die das Schiff sowieso schon hatte, würde das bisschen auch nichts mehr ausmachen.

Doch er war sich nicht sicher, ob da mehr dahinter steckte. Er traute dem Ferengi nicht, und seinem Shuttle schon gar nicht. Er war sich sicher, dass sich das Shuttle nicht so einfach loswerden ließ. Und außerdem war da bestimmt mindestens eine Sprengladung drauf. Das war bei Ferengi normal.

Und deswegen entschied er sich dazu, vorsichtig zu sein und das Shuttle an Bord zu nehmen. Das würde den Ferengi vielleicht vorerst ruhig stimmen.

"Also, Mister Narbo. Am Besten wäre es, Sie bringen Ihr Shuttle in die Shuttlerampe. Da steht es sicherer, und außerdem können wir im Moment, da ihr Shuttle an der Außenhaut hängt, nicht fliegen."

"Na dann sollst Du erfahren, was wahre Remote Control bedeutet", grinste der Ferengi auf dem Weg zur Shuttlerampe O'Connor heiter an und öffnete einen Kom-Kontakt zu seinem Schiff, "Wenn die Shuttlerampe geöffnet ist, kann ich jederzeit landen"

---Deck 13, Shuttlerampe

Ein letztes Zeichen des Terraners bedeutete ihm, dass alles vorbereitet war und so ließ Narbo den Gint vorsichtig über der Landefläche absinken. Nicht ein Beben zeugte von dem Manöver - das automatische Steuersystem hatte auch genug Latinum gekostet!

Während die Reaktoren summend herunterfuhren, begutachtete der ehemalige Barmann sein Heiligtum äußerst skeptisch: Scheinbar hatte es außer ein paar Kratzern nichts abbekommen, aber im Weltall musste man sich auf seine Ausrüstung 100% verlassen können.

"So, wo sollen wir denn mit der Suche anfangen?", fragte er den Captain, der immer noch nur mäßig begeistert von seiner Anwesenheit zu sein schien, nachdem hier alles erledigt war.

Schon etwas bewundernd hatte O'Connor dem Ferengi zugeschaut, wie der sein Shuttle gesteuert hatte. Er musste zugeben, dass er so was bisher nicht gesehen hatte. Natürlich ließ sich heutzutage fast jedes Schiff fernsteuern. Doch in so einer beinahe ungeahnten Perfektion; das musste ne ganze Stange Latinum gekostet haben.

Aber egal, es war ja nicht sein Geld und jetzt, wo das Shuttle sicher im Hangar war, fühlte er sich auch gleich wohler. Doch nun war da ja noch die Frage des Ferengi.

"Also da wir ja nun schon hier unten sind, wäre es wohl das einfachste, wenn wir einfach hier anfangen. Also auf Deck 13. Und dann gehen wir Deck für Deck einzeln durch. Leider bleibt uns nichts anderes übrig, alles von Hand zu durchsuchen, da die internen Sensoren ausgefallen sind. Es sei denn Sie haben noch irgendeine andere Idee, wie wir das Problem lösen können", sagte er zu dem Ferengi.

"Die Sensoren meines Shuttle können nur eingeschränkt zum Einsatz kommen, da die vielen Strahlenlecks und Leichen die Messungen verfälschen. Ansammlungen von Personen in improvisierten Schutzräumen sollten sich ausfindig machen lassen, aber ein sterbender Crewman geht wie eine kleine Wanze bei den Messungen unter", gab Narbo versöhnlich zurück.

Derzeit sah der Ferengi keinen Grund, die Kooperation mit diesem Menschen auszuschlagen, immerhin wollte er wenn möglich lebend diesen Kahn verlassen.

--- Deck 5, Gänge

"Hier entlang. Es sind nur ein paar Meter", verkündete sie und sprang elegant über eine am Boden liegende Wandverkleidung. Im selben Moment musste sie husten, als ihr Qualm, der aus einer Bruchstelle entwich, in die Nase stieg, und ärgerte sich, um das verdammte Ding nicht einfach herum gegangen zu sein.

Die beiden Frauen schritten den Gang hinab und sahen sich suchend um, doch nirgends konnte sie jemanden entdecken. Nun, wenn die Crew dem Captain auch nur im geringsten ähnelte, war es gut möglich, dass keiner von ihnen auch nur auf die Idee gekommen war, sich auf seinen Posten zu begeben, als ... was auch immer hier geschehen war. Höchstwahrscheinlich ein Angriff. Stirnrunzelnd griff Ysara flüchtig nach ihrem Phaser, den Theocrates ihr glücklicherweise überreicht hatte, bevor sie auf die Atlantis übersetzten. Sie fühlte sich mittlerweile tatsächlich wohler mit so einem Ding.

Vor ihr beschleunigte Llewella ihre Schritte, und Ysara erkannte, dass sie eine Frau entdeckt hatte, die leblos in der Tür zur Krankenstation lag, deren Flügel sich immer wieder zu schließen versuchten, bis sie gegen ihren Torso stießen. Doch schon von hier konnte sie sehen, dass die Person atmete. Es sah aus, als haben sie ihren ersten Überlebenden entdeckt, und die Krankenschwester beeilte sich, zu der Schottin aufzuschließen.

Die rothaarige Schottin kniete sich neben die Frau. Sie war in den Dreißigern und wies zumindest auf den ersten Blick keine sichtbaren Verletzungen auf. Ihr dunkles Haar stand im krassen Gegensatz zu ihrem bleichen Gesicht.

Llewella untersuchte sie kurz und bedeutete dann Ysara, dass sie mit anpacken solle. "Ich denke, wir können sie bewegen, sie macht nicht den Eindruck einer Wirbelsäulenverletzung."

Mit diesen Worten begann die Schottin, der bewusstlosen Frau unter die Arme zu greifen, während die Ex-Psychologin ihre Beine ergriff. Gemeinsam hievten sie die Frau zu einem Biobett in der Krankenstation, wobei Llewella nicht zum ersten mal froh über ihre Größe war, die sie auch in die Lage versetzte, größere Lasten zu tragen als eine kleinere Frau.

--- Krankenstation

Auf dem erstbesten Biobett legten sie die Frau ab. Wie durch ein Wunder hatte die Krankenstation lange nicht so viel abbekommen, wie man hätte vermuten können, wenn man den Gang gesehen hatte.

Llewella begann mit einer gründlichen Untersuchung, wieder einmal zufrieden, dass sie auch die "altmodische" Art beherrschte. Jedoch benötigte sie zumindest für eine Sache einen Tricorder...

Daher wandte sie sich, halb abwesend, da sie sich so auf ihre Patientin konzentrierte, an ihre Begleiterin: "Könnten Sie vielleicht schauen, ob Sie einen funktionierenden Tricorder finden? Ich sollte kontrollieren, ob die Frau innere Blutungen hat..."

Ysara hob fragend die Augenbraue, doch die Ärztin hatte sie bereits wieder vergessen und sich über ihre Patientin gebeugt. Achselzuckend griff sie also nach ihrem Notfallkoffer, stellte ihn schwungvoll genug auf dem benachbarten Biobett ab, dass Staub aufwirbelte, und suchte kurz darin, bis sie einen bestens funktionierenden Tricorder der Privateer in der Hand hielt.

Sie reichte ihn Llewella und nutzte den Moment, um sich in der Krankenstation umzusehen, die nicht besser aussah als der Rest des Schiffes. Aus der Decke über ihnen war zuvor eine Verkleidung gebrochen, als eine Leitung explodierte, so dass Staub und Dreck den Boden bedeckte - und eben besagte Verkleidung. Die ihr nächste Konsole flackerte verräterisch, ob die Deckenbeleuchtung immerhin tat, was sie sollte, und die Energieversorgung der Krankenstation zu funktionieren schien.

Ysaras Blick schweifte weiter und blieb skeptisch an einem Medikamentenschrank hängen, der umgefallen war und dessen Inhalt sich über einen Bereich von mehreren Quadratmetern verteilt hatte.

"Was brauchen Sie noch?", wandte sie sich an Llewella. "Denn was es auch ist, ich könnte ja mal versuchen, es zu finden..."

Ohne ihn wirklich wahrzunehmen hatte die Schottin der medizinischen Tricorder ergriffen und angeschaltet. Langsam und gründlich tastete sie damit den Körper ihrer bewusstlosen Patientin ab.

Nach einer Weile legte sie das Gerät beiseite und atmete tief durch.

"Tut mir leid, dass ich gerade nicht geantwortet habe", antwortete sie nun auf die Bemerkung Ysaras. "Der Frau geht es soweit gut, sie scheint einen Schlag auf den Kopf erhalten zu haben, was ihre Bewusstlosigkeit erklärt. Aber daraus wacht sie von selber auf, die Ohnmacht ist jetzt das, was ihr Körper braucht."

Dann blickte sie sich im Raum um. "Aye, Miss Jefferson, Ihre Bemerkung von wegen 'versuchen, es zu finden' trifft hier wohl ins Schwarze. Wir sollten erst mal dieses Chaos hier beseitigen, bevor die weiteren Verletzten eintreffen, mit denen zu rechnen ist..."

"Na, wunderbar", seufzte Ysara und sah verstimmt auf das Durcheinander hinab. "Ich beginne hier und Sie am Medikamentenschrank?"

Llewella nickte, und die beiden Frauen machten sich genervt - zumindest, was die Psychologin anging - an die Arbeit.

Ysara konnte es nicht fassen, dass sie nun tatsächlich auf dem Boden eines wahrscheinlich auch noch gestohlenen Schiffs, das von sonst wem, möglicherweise der Föderation verfolgt wurde, herumkroch und medizinische Geräte, von denen sie nicht mal die Hälfte ihrer Anwendungsbereiche kannte, aufsammelte. Ja, bei ihrem Glück war es wahrscheinlich wirklich die Föderation...

Dabei war doch eigentlich alles recht gut verlaufen, nachdem ihre Sternenflottenvorgesetzten dereinst die beste Entscheidung ihres Lebens für sie trafen und sie feuerten. Der bajoranische Frachter danach war doch eigentlich ganz nett gewesen - gut, der paranoide 1. Offizier schickte sie auf eine beinahe tödliche Außenmission, um sie loszuwerden, aber sonst... -, auf der Venture war es auch nicht schlecht - zumindest, bis man ihr unterstellte, die Menschheit auslöschen zu wollen...

Aber wie nur war es dazu gekommen, dass sie als Krankenschwester verkleidet in einem Kahn kniete, der wahrscheinlich gleich auseinander fiel, und dabei half, eine Crew zu retten, die sie wahrscheinlich mit einem Lächeln auf den Lippen sterben lassen würde, hätte sie sie bereits kennen gelernt...?

Die Afroamerikanerin warf einen fast eifersüchtigen Blick auf die bewusstlose Frau, die noch immer auf ihrem Biobett lag. Wenn man sie vielleicht mit einem Aufpuschmittel abfüllen und zum Aufräumen zwingen... naja.

--- Deck 13

Nachdenklich lehnte sich Julian an eine Wandverkleidung. "Ok, dann versuchen Sie ihr bestes", sagte er zu Narbo und drehte sich dann zu den anderen um. "Ich denke, uns wird nichts anderes übrig bleiben, als das Schiff von Hand zu durchsuchen. Auch wenn Mr. Narbo es schafft, mithilfe seines Shuttles einen Teil der Crew zu finden, werden genug Leute sonst wo sein. Ich hoffe ja, ihre Techniker schaffen es, die internen Sensoren und die Kommunikation wiederherzustellen."

'Das würde unsere Arbeit auf jeden Fall vereinfachen', dachte O'Connor. Langsam aber sicher quälte ihn ein Gedanke, der schon länger versuchte, an die Oberfläche zu kommen, doch irgendwie bekam er ihn nicht zu fassen. Na, dann musste es eben noch ein wenig warten.

"Ok, dann machen wir uns mal auf den Weg", sagte er und zog einen Tricorder aus der Tasche. Das gleiche machten auch die anderen und Narbo begann, sein Shuttle zu kontaktieren. Schweigend schritten sie los und scannten sämtliche Bereiche, an denen sie vorbei kamen.

Plötzlich piepste es fast zeitgleich auf mehreren Tricordern und auch Julian schaute auf das Display seines Gerätes. Da war was. Er konnte nicht genau sagen was, doch etwas wurde vom Scanner registriert. Im Moment befanden sie sich in einem etwas stärker beschädigtem Teil des Schiffes und an mehreren Stellen waren Plasmaleitungen gebrochen und Energieleitungen zerstört. Und das erschwerte ihre Suche natürlich ungemein.

Die Tricorder spuckten keine klaren Werte aus und die Beleuchtung funktionierte auch nicht. Nur hier und da glimmte die Notbeleuchtung schummrig vor sich hin. Den Blick konzentriert auf den Tricorder gerichtet, bog die Gruppe um eine Gangbiegung und kam prompt zum stehen. Denn der Weg vor ihnen war hoffnungslos versperrt. Der komplette Gang war zusammengestürzt und überall lagen Deckenverkleidungen und Wandpaneele herum. Und im schwachen Licht erkannte er die Reste einer explodierten Energieleitung.

Julian wollte schon umdrehen, um nach einem anderen Weg zu suchen, als wieder der Tricorder ansprach.

"Hm, anscheinend befindet sich dahinter irgendwas. Hat irgendjemand eine Ahnung was?", fragte er die Gruppe, die sich um ihn versammelt hatte.

"Nein, eigentlich nicht, ist ja nicht mein Schiff", antwortete der Andorianer grinsend, "aber das haben wir gleich."

Kurz entschlossen packte er die Wandverkleidung und zerrte daran.

Früher dürfte dieser Teil der Verkleidung einmal die Abdeckung zu einer Luke gewesen sein, aber jetzt war sie total verzogen und klemmte.

Bei Zirts erstem Versuch gab die Verdeckung ein schrilles Kreischen von sich und aus einem sich auftuendem Spalt quoll dichter Rauch hervor. Der ehemalige Dieb griff um und zerrte mit seinen Riesenkräften an der Platte, bis diese endlich mit einem Knirschen abriss und erneut einen Schwall Rauch freigab.

Endlich war durch den Rauch der dunkle Eingang zu einem Wartungstunnel zu sehen und in diesem ein regloser Körper.

Der Andorianer warf die schwere Platte achtlos beiseite, hielt den Atem an und zog die Gestalt an seinen Füßen aus der Röhre. An den spitzen Ohren konnte man deren vulkanoide Abstammung sehen. Außerdem schien die Frau, wie sich auch herausstellte noch relativ jung zu sein.

Zirts scharfe Wahrnehmung konnte noch sehr schwache Lebenszeichen entdecken. Wenn sie tatsächlich eine Vulkanierin war, konnte es natürlich auch eine Art Trance sein. Er wandte sich an den Captain: " Wenn Sie sie noch brauchen, noch lebt sie."

Aus den Augenwinkeln entdeckte der ehemalige Dieb noch einen Gegenstand im Tunnel und kroch nochmals hinein. Die Vulkanierin hatte noch einen kleinen Koffer bei sich gehabt, in dem sich ein technisches Ausrüstungsset befand. Bei der Bergung fiel ihm allerdings noch etwas auf: "Das ist ja gar kein Verbrennungsrauch. Das ist verdampfendes Kühlmittel!"

Wenigstens verbreiteten die Schwaden eine angenehme Temperatur - zu mindestens für Andorianer, Vulkanier hatten vermutlich ein Problem mit diesen tiefen Temperaturen.

Innerlich grummelte der Ferengi: Die klemmende Verkleidungsplatte wäre mit einer hübschen Portion "Problem-EX" wesentlich effektvoller beseitigt worden, allerdings hätte die Vulkanierin die Explosionssplitter wohl nicht überlebt.

'Zumindest hätte sich im Tunnel das Kälteproblem erledigt', dachte Narbo grinsend, während ihm die 500°C-heiße Feuerfront in den Sinn kam, 'Aber Zirts körperliche Kraft kann auch noch recht nützlich werden. Gepaart mit meiner Beweglichkeit sollte eine effektive Arbeit möglich werden!'

Ob er damit die Rettung Verschütterter oder eher den Raub wertvoller Güter meinte, muss wohl nicht gesagt werden.

"Wenn ihre Körpertemperatur sich wieder normalisiert hat, wird sie aufwachen - diese Vulkanier sind nur schwer tot zukriegen!", resümierte Narbo seine Beobachtungen, die er auf der Flucht vor den Spitzohren gesammelt hatte.

Julian warf dem Ferengi giftige Blicke zu. Der hatte auch gar keinen Respekt. Doch zum Teil musste er ihm Recht geben. Vulkanier waren ziemlich widerstandsfähig. Julian war zwar kein Arzt, aber so wie es aussah, ging es der Frau relativ gut. Außerdem blieb ihm im Moment nichts anderes übrig, als sie hier liegen zu lassen. Er konnte sie ja nicht einfach bis zur Krankenstation schleppen. Da kam ihm ein Gedanke.

Er rief einen der Sicherheitler zu sich. "Sie bleiben hier bei der Frau. Kümmern Sie sich um sie. Wegen meiner bringen Sie sie zur Krankenstation. Wir werden weiter nach Verletzten suchen."

Der Sicherheitler machte ein säuerliches Gesicht. Ihm war direkt anzusehen, was er von dem Befehl hielt. Doch er schwieg, nickte nur und hockte sich neben die Vulkanierin.

"Dann mal weiter", sagte er zum Rest der Truppe und schritt in einen anderen Korridor, der nicht versperrt war. Wieder begann das gleiche Spiel wie vorhin. Alle starrten auf ihre Scanner.

Währenddessen schlich sich wieder das Gefühl ein, dass er irgendetwas Wichtiges vergessen hatte. Etwas ganz Wichtiges um genau zu sein. Abrupt blieb der Captain stehen. Das Bild von einem Klingonenschiff schoss durch seine Gedanken.

'Verdammt, die hab ich ja total vergessen', fluchte er innerlich und hektisch kramte er den Kommunikator hervor.

"O'Connor an Brücke. Hört mich jemand?"

--- Brücke

Elaine und KWinh waren gerade mit einem verdächtig klappernden Turbolift Richtung Maschinenraum verschwunden. Der Plan war recht einfach: Bevor es nennenswert weitergehen konnte, musste erst einmal rausgefunden werden, wie kaputt das Schiff wirklich war, besonders Impulsantrieb, ein paar genau definierte Sensoren und die Schildgeneratoren. Gerade wollte er sich an eines der Terminals das noch so halbwegs zu funktionieren schien, setzten, als O’Connors Stimme aus dem Interkom hallte.

"Sternenlicht zu-Srallansre hier, wie kann ich Ihnen helfen?"

--- Deck 13, Gänge

O'Connor musste beinahe lachen, als er sich das Katzenwesen bildlich vorstelle, wie es auf der Brücke stand und mit einer Freundlichkeit antwortete, wie er schon lange nicht mehr gehört hatte. Vor allem nachdem dieses "Biest" vorhin ganz anders drauf gewesen war.

"Ja, also. Wie soll ich es erklären", begann er und überlegte, wie er Sternenlicht sein Problem begreifbar machen sollte. "Ich weiß nicht, wie weit Sie davon wissen, was mit der Atlantis passiert ist, kurz bevor Sie hier aufs Schiff gekommen sind. Auf jeden Fall hat es was damit zu tun, weswegen ihr Schiff zerstört worden ist. Die Atlantis ist von einem Klingonenschiff angegriffen worden und wir haben uns gerade noch in diesen Nebel retten können. Und diese Sache mit dem Funkspruch war eine Falle für dieses Schiff. Nur leider sind Sie dem Ruf gefolgt und in unsere Falle gelaufen. Das Problem ist jedoch, dass das Klingonenschiff ja dann noch existiert und wahrscheinlich weiterhin auf der Suche nach uns ist.

Ich wollte eigentlich nur zwei Dinge wissen. Zum einem, wie schnell die Atlantis wieder Flug - und Kampfbereit ist und vor allem, ob die Sensoren schon irgendwas entdeckt haben. Falls nicht, dann treiben Sie die Techniker an und versuchen Sie, das Schiff zu finden. Und bitte halten Sie mich auf dem Laufenden. O'Connor Ende."

--- Brücke

Sternenlicht hatte in den letzten Minuten wieder zu seiner gewohnten Ruhe zurückgefunden, weshalb er auch den Terraner mit der ihm üblichen Höflichkeit begrüßt hatte. Die anderen hatten Recht, es nutzte gar nichts, jetzt hier noch mehr Blut zu vergießen, und anscheinend kannte er noch nicht alle Tatsachen.

Ein Klingonenschiff, welches für die Situation der Atlantis verantwortlich war? Das war viel, aber keine gute Nachricht. Obwohl es - aus O’Connors Sicht zumindest - den Vorteil hatte, dass Sternenlicht seine Wut endgültig vergaß, und sich in den Anzeigen einer noch funktionierenden Konsole der wissenschaftlichen Station vergrub.

Erneut ließ er alle Sensoren den umliegenden Nebel analysieren, in dem schier hoffnungslosen Unterfangen, eine Möglichkeit zu finden, dem Schiff eine Möglichkeit zu finden, dem Nebel zu entkommen.

--- Deck 13, Gänge

Er beendete die Verbindung und schaute in etwas verwunderte bis ä ngstliche Gesichter. Vor allem seine Leute waren anscheinend ü berhaupt nicht glücklich damit, was sie gerade gehört hatten. Doch es blieb ihnen ja nichts anderes übrig. Denn weglaufen konnten sie ja nicht.

"Ok, bevor wir noch mehr Zeit hier vertrödeln. Wir müssen endlich die Leute finden. Ohne Crew werden wir es nie schaffen, dem Klingonenschiff zu entkommen. Also, weitersuchen."

"Wenn das Pech uns nicht verfolgen sollte, müsste eine dieser Optionen eintreffen: 1) Die Klingonen haben keinen Blutwein mehr und fliegen zunächst ihre Heimatbasis an. 2) Der Klingonencommander wurde von seinem Stellvertreter gelyncht, welcher lieber die große Tribblejagd fortsetzt. 3) Der Navigator hat vergessen, was die vielen Knöpfe zu bedeuten haben", zählte der Ferengi grinsend auf, "Bis diese Widrigkeiten aus der Welt sind, sollten wir hier noch sicher sein!"

Der Gesichtsausdruck des Terraners verriet, dass er nie zuvor solch schneidender Logik begegnet war, also zuckte Narbo nur grinsend mit den Schultern und schwenkte seinen Tricorder weiter im Kreis.

Noch ein oder zwei solcher Sprüche und Julian würde Narbo höchst persönlich aus der nächsten Luftschleuse werfen. Egal was das für Konsequenzen hätte. So langsam brachte ihn der Ferengi nämlich zur Weißglut. Er hatte ja inzwischen sehr viel Erfahrung mit Ferengi, aber diese schlechte Kopie eines Ferengi war echt zuviel für seine sowieso schon angespannten Nervenstränge.

Und dieser Zirt war auch nicht ohne. Der schwieg nämlich alles und jeden zu Tode. Noch nicht einmal dessen Tricorder gab irgendwelche Geräusche von sich. Da war Julian ja beinahe lieber dass....

Den Gedankengang konnte er nicht beenden, denn plötzlich erschall ein ohrenbetäubender Lärm und direkt vor der kleinen Gruppe explodierte die Wand in tausend Stücke. Sofort wirbelten große Staubwolken durch den Gang und verringerten die Sichtweite direkt auf wenige Zentimeter. Dazu kam noch, dass ein beißender Gestank durch die Luft wirbelte.

Man wusste nicht, weswegen man zuerst husten sollte. Wegen dem Staub oder dem Geruch. Auf jeden Fall begann jeder der Gruppe auf seine Weise zu husten. Und Julian hätte beinahe angefangen zu lachen, denn der Ferengi hustete sich fast die Lunge aus dem Leib.

'Na, soll mir nur recht sein', dachte er, während er selber von einem erneuten Hustanfall überrascht wurde.

Es dauerte ein paar Minuten, bis die Sicht wieder etwas besser wurde. Der Staub legte sich langsam und Julian konnte die Leute seines Teams wieder erkennen.

Und dann gab es kein halten mehr für ihn. Er hustete und lachte beinahe gleichzeitig, so lange, bis ihm die Luft ausging. Und selbst dann dürstete sein Körper nach weiteren Lachattacken.

Er starrte den Ferengi mit weit aufgerissen Augen an. Was würde er jetzt dafür geben, eine Holokamera dabei zu haben, oder wenigstens einen Fotoapparat.

Denn der Ferengi stand da wie eine Statue, hielt den Tricorder fest umklammert und war von oben bis unten mit Staub bedeckt. Man konnte nur noch erahnen, was sich unter der beinahe Zentimeter dicken Schicht befand. Einzig die Ohren waren noch zu erkennen.

Und natürlich die Augen, die ihn mordlüsternd anschauten.

Mit der Bedächtigkeit einer Schildkröte klappte der Ferengi seinen Tricorder zusammen, steckte ihn an seinen Gürtel und schüttelte seinen Kopf: Er hatte wirklich versucht nett zu sein, aber dieser Mensch bestand scheinbar auf einer kleinen Demonstration.

Wie eine Schlange schnellte Narbo einen Schritt hervor und zog im selben Sekundenbruchteil das stets bereite Stiefelmesser. Seine Größe und Schnelligkeit ließen dem unbeweglichen Terraner keine Chance:

Ratschend durchschnitt sein Messer den Stoff von O'Connors Hose Y-förmig, welche sich in perfekter Höhe für den Ferengi befand und eine weitere Bewegung später hielt der ehemalige Barkeeper einen großen Teil der Hose in seinen Händen.

Gründlich strich er sich durch das Gesicht, bis der Dreck vollständig im Gewebe der Hose verschwunden war und reichte dem rot angelaufenen Kerl sein Eigentum zurück, nicht ohne die Nase über die äußerst hässliche Unterhose zu rümpfen.

"Das nächste Mal schneide ich Dir Deinen Johannes ab", stellte Narbo noch zischend fest, bevor er das Messer flink wieder gegen den Tricorder tauschte.

Total entgeistert starrte Julian auf die Reste seiner Hose herab. Und auf die ziemlich hässliche Unterhose, die er anhatte. Anscheinend war er beim Anziehen noch nicht wirklich wach gewesen, denn sonst hätte er nie den Fehler begangen, diese anzuziehen. Doch nun war es zu spät. Er bemerkte die Blicke der Anderen auf sich, doch seine Leute hatten wohl genug Respekt vor ihm, nicht laut los zu lachen.

Außerdem hätten sie dazu sowieso keine Chance gehabt. Denn plötzlich hörten sie hinter sich Geräusche und als sich Julian herumdrehte, erkannte er ein paar Personen, die sich durch das große Loch in der Wand hervorkämpften. Und da alles voller Trümmer lag, ging das weder leise noch besonders schnell. Doch kaum hatten es ein paar Leute geschafft, da blieben diese auch schon stehen und schauten die Gruppe verwundert an.

Und Julian konnte es sich bildhaft vorstellen. Eine kleine Gruppe, total verstaubt und verdreckt. Zwei Crewmitglieder, die etwas seltsam guckten. Ein Ferengi, der böse Blicke warf, ein ebenfalls Unbekannter, der auch nicht besser aussah; und dann natürlich der Captain ohne Hose.

Julian war jetzt schon klar, dass das in die Geschichte der Atlantis eingehen würde. Er würde für etliche Wochen das Gespött der Leute sein. Doch daran konnte er jetzt leider nichts mehr ändern. Was er aber hundertprozentig wusste war, dass der Ferengi dafür bluten musste. Das war klar. Bei so einer Sache konnte keiner ungestraft davonkommen. Doch leider hatte er jetzt andere Probleme, um die es sich zuerst zu kümmern galt.

Also straffte er sich, klopfte den groben Schmutz von sich ab; dabei vermied er es, den unteren Bereich von sich zu beklopfen und schritt dann auf die Neuankömmlinge zu.

"Na los, nicht hier in der Gegend herumstarren", rief Julian, als er am Loch in der Wand ankam. "Helfen Sie dem Rest dort raus und zwar sofort."

Direkt wurde dem Befehl Folge geleistet. 'Na bitte. Ob mit oder ohne Hose. Ich bin immer noch der Captain', dachte er und beugte sich vor, um durch das Loch in den angrenzenden Raum zu schauen. 'Hmm, vielleicht ein Dutzend Leute', zählte er grob und schüttelte dann den Kopf. 'Verdammt, das kann doch nicht wahr sein. Wo ist denn der Rest meiner Crew?'

Was ihn aber am meisten verwunderte war, dass sie ja nicht fanden. Sie fanden keine Überlebenden, aber auch keine Leichen. Wahrscheinlich waren wirklich alle an ihren Stationen gewesen. Und wenn sie dort gestorben waren, dann mussten sie also dort suchen gehen.

--- Krankenstation

Es waren einige Minuten schweigenden Sortierens vergangen, bis ein Seufzen die beiden aufhorchen ließ und ihre Patientin sich regte. Unter Anderen Umständen hätte Ysara es nun nicht so eilig gehabt, sich zu Llewella zu gesellen, die sich bereits über sie beugte, aber die Behandlung Eines Patienten erschien ihr gerade weit reizvoller als ihre anderen Aufgaben.

Gerade als sie sich aufrichtete, schlug die Terranerin die Augen auf. "Wer sind denn Sie?", fragte sie scharf und fixierte Llewella trotz ihres desorientierten Blinzelns mit einem Blick, der nichts Gutes versprach.

Ein kurzes Lächeln huschte über das Gesicht der Schottin. Erfreut stellte sie fest, dass die Frau klar denken konnte und daher sicherlich schnell wiederhergestellt sein würde.

"Ich bin Llewella Campbell und komme von der Privateer. Unser Captain hatte einen Notruf Ihres Captains aufgefangen, dem wir Folge leisteten. Leider hat Ihr Schiff dann unseres in die Luft gejagt, so dass wir hier gestrandet sind. Ich bin übrigens Ärztin und habe Sie daher versorgt, nachdem wir hier keinen Mediziner antrafen."

Die Frau schwang resolut ihre Beine über die Bettkante und ließ sich auch nicht von der Rothaarigen davon abhalten. Als sie es sich in sitzender Stellung bequem machte, meinte sie: "Ich bin Tashina Morena, Krankenschwester hier auf der Atlantis. Einen Arzt hatten wir schon eine ganze Weile nicht mehr, seit dieses verdammte Klingonenschiff auf uns Jagd machte. Er hat sich beim ersten Angriff leider ins Jenseits verdrückt."

Bei diesen Worten wurde ihr Gesicht hart. Sie schien nicht viel von dem Mediziner gehalten zu haben. Diese Einschätzung wurde durch ihre nächsten Worte bestätigt: "Aber es ist nicht besonders schade drum, der hat eh nichts getaugt. Ich habe selten einen so unfähigen Mediziner gesehen....Und wer ist die da?" fragte sie dann mit einem Seitenblick auf Ysara, die sich gerade aufgerichtet hatte und die Krankenschwester anblickte.

Llewella konnte sich förmlich vorstellen, was in ihrem Kopf vorging. Von Höflichkeit hatte diese Miss Morena wohl noch nicht viel gehört. Die hochgewachsene Schottin beschloss, das zunächst zu ignorieren und stellte ihre Begleiterin vor: "Das ist Miss Jefferson, ebenfalls von der Privateer. Sie ist Psychologin und war ebenfalls in leitender Position auf der Privateer tätig..."

Auch wenn das vielleicht nicht ganz der Wahrheit entsprach, aber Llewella war der Ansicht, dass sich hier eine gute Startposition als nützlich erweisen könnte...

--- Deck 13

Nach ein paar Minuten hatten es alle geschafft, auf den Gang zu kommen. Währenddessen hatte Julian sich mit einem Crewmitglied unterhalten. Dieser hatte ihm erzählt, dass sie hier in diesem Raum Schutz gesucht hätten, doch als sie wieder heraus wollten, war alles versperrt. Und da hatten sie eben eine Energieleitung dazu benutzt, die Wand weg zu sprengen. Julian war zwar nicht gerade glücklich darüber, dass hier einfach Teile seines Schiffes gesprengt wurden, doch er hätte wahrscheinlich genauso gehandelt. Und außerdem war das Schiff im Moment sowieso so gut wie Schrott.

"Ok, hört mal alle zu. Durch die plötzliche Zunahme an Crewmitgliedern haben wir jetzt eine bessere Chance, das Schiff zu durchsuchen. Also, jeder der laufen kann hat den Befehl, das Schiff nach Verletzten, Ü berlebenden und Toten zu suchen. Alle anderen versuchen irgendwie zur Krankenstation zu kommen. Verstanden?"

Ein allgemeines Grummeln zur Zustimmung wurde laut und einer nach dem anderen begab sich auf die Suche. Nur die kleine Gruppe von vorhin blieb übrig. Also zückte Julian wieder seinen Tricorder, warf sich den Rest seiner Hose über die Schulter und setzte sich in Richtung Turbolift in Bewegung.

Beinahe zu Tränen gerührt, nicht von Julians Rede sondern vom restlichen Staub in seine Augen, folgte der Ferengi dem Captain durch die gepflegten Korridore des Schiffes. Zweifellos steuerte er auf einen der Turbolifte zu, die Russich-Roulette-ähnlich mal führen und mal abstürzten.

Technik war doch etwas Liebliches!

"Wieso waren die Klingonen eigentlich hinter Dir her?", fragte er unschuldig und hoffte, so den Finger in die Wunde zu legen, "Doch wohl nichts ausgefressen, oder?!"

Am liebsten hätte Julian nicht auf die Frage geantwortet, doch dann hätte der Ferengi wahrscheinlich sein Ziel, welches er mit der Frage bezweckt hatte, erreicht.

"Ich will es mal so ausdrücken. Wir wollten was, was sie nicht wollten. Und jetzt verfolgen sie uns wahrscheinlich deswegen. Na ja, aber nicht wirklich wichtig", fügte Julian noch hinzu und betrat dann den inzwischen erreichten Turbolift.

Und anscheinend hatten sie wieder Glück, denn der Lift brachte sie zwar geräuschvoll, doch sicher an ihr Ziel.

--- Deck 3, vor Quartier 1

Inzwischen hatte Julian seinen Tricorder wieder eingesteckt. Er hatte keine Lust mehr darauf, durchs Schiff zu kriechen und seine Leute zu suchen. Das könnten die anderen auch machen. Und sobald die Sensoren wieder funktionierten und die interne Kommunikation, dann hätte sich das Problem sowieso erledigt.

"Ok", wandte er sich an die verbliebenen Vier. "Ihr geht jetzt weiter nach den Leuten suchen. Und erstattet mir Bericht, sobald es geht. Und Sie", er zeigte auf die beiden jungen Kerle seiner Crew und winkte sie zu sich.

"Ihr Beiden passt mir schön auf die zwei Hampelmänner dort auf. Verstanden?", flüsterte er den beiden zu.

"Na dann. Ich gehe mir kurz eine neue Uniform holen und dann bin ich auf der Brücke anzutreffen", sagte er zu Narbo und Zirt. "Ich wünsche Ihnen noch viel Erfolg beim Suchen."

Dann drehte er sich um und betrat sein Quartier…

"Bei dem laufen doch die Meerschweinchen im Kreis!", rezitierte Narbo eine menschliche Redewendung nachdem sich die Tür geschlossen hatte und Zirt nickte nur stumm. Sich einfach eine neue Hose zu holen fiel wohl kaum unter die Regeln dieses Spieles.

Missmutig betrachtete er die beiden Sicherheitler, die drei Meter hinter ihnen standen. Wahrscheinlich bereit, dem Ferengi jederzeit in den Rücken zu schießen.

"Wir müssen die beiden irgendwie loswerden, sonst bekomm ich noch Ausschlag", murmelte er dem Andorianer leise zu, während die beiden Lackaffen misstrauisch guckten, "hast Du eine Idee?"

--- Deck 3, anderes Ende des Ganges

Stöhnend setzte Pormas seinen Weg fort. Scheinbar eine halbe Ewigkeit kletterte er schon durch dieses Deck. Er hatte die kleine Truppe, bestehend aus Nathalie und den zwei schiffseigenen Sicherheitlern angeführt und sich direkt von der Brücke nach unten durchgearbeitet.

Zwei Überlebende hatten sie auf Deck 2 gefunden und einen Sicherheitler abgestellt um sie zu versorgen, als sie auf diesen verhängnisvollen versperrten Gang trafen. Der Südländer hatte die Vorhut gemacht und sich durchgequetscht und es auch gut geschafft. Allerdings der Sicherheitler der ihn und Natty begleitet hatte.... Naja, ihr letzter Captain hätte sich daraus ein Souflet gemacht.

Er hatte keine Möglichkeit zu seiner Partnerin durchzukommen gefunden also beschlossen sie jeweils alleine weiterzusuchen und sich auf einem der unteren Decks wiederzutreffen.

Vorsichtig ging er durch die Gänge, als plötzlich ein Phaserstrahl um Haaresbreite an seinem Gesicht vorbeischoss. Instinktiv warf sich der Grieche in Deckung und veruchte in den dunklen Schemen etwas zu erkennen.

"Warum schießen sie auf mich?", rief Pormas in die Dunkelheit hinein. " Ich bin hier um ihnen zu helfen!" Es dauerte einige Zeit, aber dann hörte er eine krächzende verwirrte Stimme.

"Verdammter Klingone, ich mach dich fertig!", darauf folgten nicht nur ein paar Verwünschungen sondern auch noch ein Schwall von Phaserstrahlen. Der Sicherheitler überlegte fieberhaft, was er machen könnte, aber scheinbar war dieser Mann so verwirrt, das jedes Reden unnütz war. Nur aufgrund seiner Statur ihn für einen Klingonen zu halten...

Also war die einzige Frage, womit er sich beschäftigen musste: Welche Waffe?

Achselzuckend nahm Pormas seinen dicksten Blaster und feuerte über den Ort, aus dem die Strahlen kamen einfach in die Decke. Fertig war das zweite Souflet.

Mulmig wurde es dem Südländer schon. Eigentlich hätten Betäubungsstrahlen gereicht, hätte zwar länger gedauert... 'Egal', schoss es ihm durch den Kopf, 'hab halt einen schlechten Tag. Außerdem: Zwei gerettet und zwei tot, also im Prinzip nichts passiert!'

--- Deck 3, vor Quartier 1

Zufrieden mit seiner Rechnung bog er um die nächste Ecke, wo er gerade noch eine schließende Tür und vier Leute erspähte. "Hallo zusammen.", begrüßter er sie einfach und stellte sich neben sie. Verdutzt schauten ihn die beiden Sicherheitler und Zirt an, wohingegen Narbo nur sein grenzdebiles Grinsen aufsetzte, da er reichlich Merkwürdigeres von ihm gewohnt war. "Ich lauf Mal jetzt mit euch mit, da der Rest meiner Truppe irgendwie weg oder platt ist."

"Eigentlich kein Problem", kommentierte der Ferengi grinsend, da er genau wusste, dass der Terraner wohl der beste Kugelfang im Universum war und mit schlafwandlerischer Sicherheit jede Gefahr direkt auf sich ziehen würde.

Es konnte nur Stunden dauern, bis er auch auf der Atlantis sein eigenes Biobett bekam. Oder seine Glückssträhne endete auf diesem Kahn...

"Aber ich hab die Schnauze voll vom Herumlaufen. Mit etwas Glück bekommen wir auf Deck 5 den Transporter wieder in Funktion, was den Transport der Verletzten zur Krankenstation vereinfachen würde", sprach er zischend weiter und wartete auf die Reaktionen auf seinen Vorschlag.

"Den könnte ich mir ja einmal ansehen", schlug der Andorianer vor. Transportertechnologie war für Zirt fast so interessant wie Sicherheitseinrichtungen oder Schlösser. Außerdem hatte er auf seinem letzten Schiff viel Erfahrung auf diesem Gebiet sammeln können.

"Aber ein wenig Hilfe könnte ich dabei schon gebrauchen", auffordernd sah er dabei Narbo an und hoffte, dass dieser seinen Gedankengängen folgen konnte.

Ein paar versteckte Hintertüren im Transportersystem konnten später sicher hilfreich sein. Doch so gut kannte er sich mit dieser Technologie auch nicht aus. Das Erstellen und Programmieren dieser Schleichwege war eindeutig das Revier des Ferengi, während Zirt sich eher im Auffinden und entschärfen leichter tat.

Nicht das Pormas nicht mitbekommen hätte, das hier etwas im Busch wäre, aber das war ihm im Moment egal. Solange der Transporter funktionieren würde konnten die Beiden machen was sie wollten. Aber eine Kleinigkeit vergaßen die Aushilfsgauner aber.

"Ich bin zwar kein Fachmann auf dem Gebiet, aber sollten die Internen Sensoren dafür nicht funktionieren?", fragte der Südländer in die Runde. Ein befriedigendes 'Ööhh' stand in den Gesichtern Beider auf der Stirn geschrieben. "Aber ich nehme Mal stark an, das die Techniker auf der Brücke das hoffentlich bis dahin hinbekommen haben."

Auf einem noch funktionierenden Wanddisplay rief der Sicherheitler einen Grundriss von Deck 3 bis 5 auf und lies sich einen Weg durch die Jeffries-Röhren aufzeigen, den er auf seinen eigenen Tricorder ü berspielte, neben den kompletten Schiffsplan. Man konnte nie wissen, wofür man ihn brauchte.

"Ich bin übrigens dafür, dass wir den Weg durch die Röhren nehmen, da ich ungern in der Turbolift-Kabine abgeschossen werden möchte. Scheinbar sind einige hier so verwirrt, das man uns für Eindringlinge halten würden, kämen wir aus dem Lift spaziert. Ich spreche aus Erfahrung. Und auf diesem Kahn würde ich auch auf die Turbolifte nicht mehr vertrauen."

Die Anwesenden waren noch am Überlegen, als Pormas erneut das Wort ergriff, "Abgesehen davon... könntet ihr wirklich ein Transporter reparieren?"

"Nein, Du bist auf gar keinem Gebiet Fachmann", griff Narbo die Einleitung des Griechen auf und fügte zischend hinzu, "üblicherweise erkennt man erst das Problem, bevor man sich Gedanken macht, ob es repariert werden kann"

Doch mit dem Hinweis auf die internen Sensoren mochte Pormas nicht ganz unrecht haben, gestand sich der Ferengi knirschend ein, hatte er doch vergessen, dass sie auf einer uralten fliegenden Konservendose waren, die auch ohne böse Klingonen jeden Moment auseinander fallen mochte.

Die Sicherheitssysteme, auf die Narbo hoffte waren womöglich noch gar nicht erfunden worden, als das Schiff gebaut worden war.

Aber jeder weiterer Gedanke war zwecklos:

"Je früher wir losgehen, umso früher weiß ich die Antwort, Turteltäubchen!"

Unwillkürlich musste der Andorianer bei den Sticheleien grinsen.

Tatsächlich freute er sich schon darauf, an dem Transporter herumbasteln zu dürfen. Seit er damals auf der Ivory öfters einmal im Maschinenraum aufgetaucht war, wo ihm die Techniker den einen oder anderen Trick beibrachten, hatte er seine Scheu vor technischem gerät verloren und sich begeistert weitergebildet.

Auch Transporter hatten ihn schon immer interessiert. Wenn man schon mal alleine an die Möglichkeiten dachte, die ein Dieb dadurch bekam ...

--- Deck 3, Zugang zu den Jeffriesröhren

Unwillkürlich hatte sich die kleine Gruppe fortbewegt, bis Zirt plötzlich die feinen Umrisse eines Jeffreisröhrenzugangs in den Verkleidungsplatten erkannte.

Er wandte sich an seine Begleiter: "Was haltet ihr davon, wenn wir auf den Turbolift verzichten und die Tunnel nehmen?" Dabei wies er auf den Zugang.

"So ganz traue ich den Dingern im Moment nämlich nicht und so lernen wir gleich das Schiff etwas besser kennen“, beendete der Dieb seinen Satz.

"Bei meinem letzten Besuch einer solchen Röhre starb ein Sivaoaner durch meine Hand!", erinnerte sich Narbo lauthals grinsend, " Vielleicht hab ich ja wieder Glück und Sternenlicht läuft mir ebenso unglücklich über den Weg - meine Zustimmung hast Du, die Lifte hören sich für mich eh nach schlecht geschmierten Büchsen an!"

Der Andorianer warf dem Ferengi ein verstehendes Lächeln zu und riss dann die Verkleidung kurzerhand aus der Verankerung. Auf ein paar Trümmer mehr kam es in diesem schiff sowieso nicht mehr an.

'Jetzt aber genug gespielt', fuhr es dem Griechen durch den Kopf. Er hatte die letzten Minuten verzichtet irgendetwas zu sagen, wie: Zirt ich hatte vor drei Augenblicken auch schon vorgeschlagen den Weg durch die Röhren zu nehmen, oder: Warum kletterst du vor, ohne den Plan vom Schiff zu haben, den ich mir auf meinen Tricorder geladen habe.

"Vielen Dank mein cleveres Bürschchen", sprach Pormas ein klein bisschen süffisant zu dem Andorianer, als er langsam zu ihm kroch. "Aber hiermit geht es einfacher.", der Südländer hoffte dass dieser verstrahlte Andorianer verstand was der Tricorder anzeigte den er ihm gab. Aber zur Sicherheit: "Das ist der Weg den wir am besten nehmen sollte, auch wenn ein paar Barrieren wohl hier und da einen Umweg erfordern."

--- Jeffriesröhre, Deck 3

Als der Dieb den Tunnel betrat, fiel im sofort die für ihn angenehme Kühle auf und der süßlich Geruch auslaufenden Kühlmittels.

Seine wärmeempfindlichen Augen machten auch schon bald eine recht große Lacke auf dem Boden aus. Er drehte sich um und rief nach hinten: " Achtung, hier läuft Kühlflüssigkeit aus. Das könnte etwas rutschig sein."

Vorsichtig tastete er durch die Lacke und stellte erleichtert fest, dass der Tunnel hier relativ eben war und sich die Flüssigkeit nicht weiter ausbreitete.

Der Andorianer entfernte eine weitere Verdeckung - jene, aus der das Kühlmittel sickerte und besah sich den Schaden: Irgendetwas hatte eine der Kühlleitungen beschädigt und diese war geplatzt.

Unfähig diesen Schaden zu beheben, schloss der Aushilfstechniker einfach das Ventil und der feine Kältestrahl versiegte.

--- Deck 3, Quartier 1

Als allererstes fiel Julian das heillose Durcheinander auf, welches in seinem Quartier herrschte. Doch im Moment störte es ihn wenig. Denn damit hatte er sowieso gerechnet. Bei den Schäden, die das Schiff abbekommen hatte, verwunderte es ihn vielmehr, dass in seinem Quartier nicht mehr kaputt war. Und aufräumen konnte er sowieso noch später.

Schnell schälte er sich aus seinen total verstaubten Klamotten, warf sie mitsamt den Resten seiner Hose in eine Ecke und betrat seine relativ große Nasszelle. Es war schon von Vorteil, der Captain eines ehemaligen Föderationsschiffes zu sein. Denn dort gab es immer extrem große Quartiere für die Führungsoffiziere. Und das des Captains war immer das größte.

Er schaltete die Schalldusche an und genoss das prickelnde Gefühl auf seiner Haut. Er verstand nicht, was manche Leute so toll an normalen Duschen mit Wasser fanden. Immer dieses lästige abtrocknen hinterher. Im war es so lieber.

--- Quartier 1, zehn Minuten später

Julian ließ die Dusche ein paar Minuten laufen, schaltete sie dann ab und stellte sich dann vor den Spiegel. Mit der Hand fuhr er sich durchs Gesicht. Auf jeden Fall war in naher Zukunft eine Rasur fällig. Doch dafür hatte er jetzt weder Lust noch Zeit und deswegen verließ er das Bad, ging zum Schrank mit den Kleidern und zog eine neue Uniform an.

"Na bitte", sagte er zu sich, als er sich im Spiegel betrachtete. "So kann ich wieder unter die Leute treten."

Er nahm die Kommunikatoren von der dreckigen Wäsche, seinen Phaser und den Tricorder, schaute sich kurz noch mal das Chaos in seinem Quartier an und verließ es dann.

'Ich glaube, bei Gelegenheit sollte ich mir jemanden suchen, der den ganzen Saustall für mich aufräumt', dachte er, als er auf den Gang hinaus trat.

--- Krankenstation

Interessiert sah Ysara auf die sitzende und ohnehin schmächtige Frau hinab. An deren Unhöflichkeit hätte sie zwar die fehlende Eleganz bemängelt, doch ihre Direktheit gefiel ihr. Nicht, dass sie bereit gewesen wäre, eine Frau sympathisch zu finden, die offensichtlich sprach, bevor sie nachdachte, doch immerhin schien sie kein Blatt vor den Mund zu nehmen.

"Wenn Sie sitzen können, können Sie sicher auch stehen, ohne umzufallen?", versicherte sie sich, und die Krankenschwester schnaubte nur.

"Aber natürlich", erwiderte sie entschieden und schüttelte Llewella ab, die stützend ihren Arm ergreifen wollte. "Mir geht es..."

"Wunderbar", unterbrach Ysara sie. Ihre eigene Bequemlichkeit ging ihr gerade entschieden über die Gesundheit irgendeiner wildfremden Frau, und so ergriff sie einen alten Lappen, den sie gerade zwischen den am Boden liegenden Geräten entdeckt hatte, und warf ihn der anderen zu. Tashina sah verwirrt darauf hinab. "Dann sorgen Sie dafür, dass es hier einigermaßen sauber wird, während ich Miss Campbell mit den medizinischen Geräten und den Verletzten helfe, die sicher jeden Augenblick eintreffen."

Sie warf Llewella einen amüsierten Blick zu, während Tashina ihre Augen stirnrunzelnd über das Chaos schweifen ließ. Falls dieser O'Connor sie als Counselor einstellte, hatte sie jedenfalls schon gezielt für eine Patientin weniger gesorgt.

'Glé whath' - sehr gut!' dachte die Schottin und musste sich mühsam ein breites Grinsen verkneifen. Diese dunkelhaarige Frau schien das Herz auf dem rechten Fleck zu haben...

"Vielen Dank, Miss Morena", meinte sie jedoch laut und schickte einen belustigt funkelnden Blick in Richtung Ysaras, dann machte sie sich ebenfalls an die Arbeit.

Die Biobetten schienen noch funktionsfähig zu sein, bis auf eines, auf das eine Wandverkleidung gestürzt war und dessen Sensoren nicht dazu zu überreden waren, anzuspringen. Ansonsten hatte die Krankenstation doch weniger abbekommen als man hätte vermuten können angesichts des Chaos', das hier herrschte.

Konzentriert arbeiteten die drei eine Weile. Die Schottin war ein wenig irritiert, dass sich so gar keine Verletzten einfanden. Aber vielleicht kamen die auch nicht so gut voran auf ihrem Wege hierher - wenn sie da nur an den Turbolift und seine klemmenden Türen dachte...

In Gedanken versunken stieß sie plötzlich mit Ysara zusammen, die sie mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck ansah. Spontan meinte die Schottin: "Miss Jefferson, wollen wir nicht das förmliche 'Sie" bleiben lassen? Immerhin sitzen wir hier in einem Boot! Ich bin Llewella!"

Mit diesen Worten hielt sie der Afroamerikanerin ihre ausgestreckte Hand entgegen.

--- Deck 3, Gänge

Gedankenversunken schritt Julian in Richtung des Turbolifts. Hier und da blieb er kurz stehen, schaute sich das Chaos an was auf den Gängen vorherrschte und beschloss, dass nächste mal nicht mehr so blauäugig den Informationen der Sternenflotte zu folgen. Er würde mehr auf seine eigenen Quellen hören. Ja, auf jeden Fall.

Während er so durch den Gang ging und sich die Schäden ansah, kam ihm plötzlich ein Gedanke, welcher ihm ein hämisches Grinsen ins Gesicht zauberte. 'Das wird diesmal eine ganz schön saftige Rechnung für die Sternenflotte', dachte Julian.

Bereits vor ein paar Monaten war Julian mit der Atlantis in einem Reparaturdock der Sternenflotte gewesen und hatte die regelmäßige Wartung durchgeführt. Doch nun, wenn er diese Sache mit den Klingonen beendet hatte, würde er eben wieder kommen. Es war manchmal schon von Vorteil, für die Föderation zu arbeiten. Er würde so schnell es ging einen Termin ausmachen. Tja, und danach würde die Atlantis wieder wie neu sein.

Grinsend rieb er sich die Hände, als er endlich am Turbolift ankam.

--- Turbolift

Er gab dem Lift den Befehl zur Brücke zu fahren und hielt sich dann instinktiv fest. Seid dem Angriff der Klingonen traute er den Liften nicht mehr hundertprozentig. Doch wieder hatte er Glück. Zwar machte der Turbolift zwischenzeitlich seltsame Geräusche, doch er kam heil auf der Brücke an.

--- Brücke

Quietschend öffneten sich die Türen und mit einem großen Schritt betrat er die Brücke. Er sah sich kurz um und entdeckte an einer Station dieses Katzenwesen, welches schwer beschäftigt aussah.

"Na, wie sieht's aus", fragte er und stellte sich neben Sternenlicht.

Sternenlicht wandte sich nicht um, sondern studierte weiter die Energiemusterdiagramme, welche gerade vor seinem Auge flackerten. Seine Schweif zitterte leicht, während er erneut die angezeigten Werte mit denen in seinem Gedächtnis verglich. Ja. Seine Intuition hatte ihn nicht getrogen.

"Das kommt ein wenig darauf an, was Sie meinen, Julian O'Connor. Klingonen konnte ich bisher keine finden, was in Anbetracht des miserablen Zustands der Sensoren aber auch kein Wunder ist.

Techniker konnte ich bisher noch keine erreichen, entweder ist der Interkom kaputt oder da unten", sein Schweif machte eine die Richtung andeutende Bewegung, "ist niemand mehr am Leben.

Was den Nebel betrifft, habe ich eine Idee. Die Energiemuster, die das Schiff angreifen und seine Schilde zum Zusammenbruch gebracht haben, sind einzigartig und gelten als unvorhersehbar. Ich habe das die Muster seit die Privateer", ein Zucken durchlief Sternenlichts Schweif, "in den Nebel eindrang beobachtet und glaube eine Hintertür gefunden zu haben."

Sternenlicht drehte sich jetzt zu Julian O'Connor um und sah im direkt in die Augen. Seine Schnurrhaare zitterten jetzt, als er seine Entdeckung weiter erläuterte: "Der Trick besteht darin, nicht die Energien des Nebels selbst abzuwehren, sondern die Gase, die als Leiter zu dienen scheinen, vom Schiff fern zu halten."

Sternenlicht zu-Srallansre machte ein paar energische Schritte auf den Captain zu und baute sich zu seiner vollen Größe vor ihm auf. Das Katzenwesen wirkte, obwohl es fast zehn Zentimeter kleiner als der Terraner war, sehr imposant. Er gab ihm keine Gelegenheit, zu Wort zu kommen:

"Julian O'Connor ich möchte ehrlich zu Ihnen sein. Sie wissen, dass ich einen Groll gegen Sie hege, aber lassen Sie uns das zurückstellen, bis unser aller Leben gerettet ist. Ich kann Ihnen keinen magischen Weg bieten, Ihr schiff wieder Kampfbereit zu bekommen, dazu habe ich von Waffentechnologie zu wenig Ahnung.

Was ich Ihnen jedoch anbieten kann, Julian O'Connor, ist Zeit. Zeit, Ihr Schiff wieder flott zu bekommen, in der ich es vor den Gefahren des Nebels abschotte. Noch kann ich Ihnen keine hieb- und stichfeste Begründung für meine Theorie liefern, sie basiert auf meiner Erfahrung mit den Naturgesetzen und meinem Gefühl.

Es würde einen einfachen Umbau der Schildgeneratoren bedeuten, der innerhalb von 10 Minuten wieder rückgängig zu machen wäre. Solange die modifizierten Schilde aktiviert sind, kommt kein Partikel des Nebels näher als 1.500 Meter an die Atlantis heran.

Dies dürfte Ihnen genügend Zeit schaffen, Ihr Schiff wenigstens wieder einigermaßen in einen Verwendbaren Zustand zu bekommen und direkt zur nächsten Werft zu fliehen. Ich schätze nicht, dass die Klingonen damit rechnen, dass wir in ein Paar Stunden aus der anderen Seite des Nebels wieder auftauchen.

Und bis wir soweit sind, können wir uns im Zentrum dieser Hölle verstecken. Wer uns dort hin folgt, dessen Todesurteil ist ohnehin schon gesprochen.

Was denken Sie, Julian O'Connor?"

Julian ließ sich etwas Zeit, bevor er antwortete. Zum einen deswegen, weil er vielleicht fünfzig Prozent von dem, was diese Katze von sich gegeben hatte, verstanden hatte. Zum anderen, weil er durch etliche Verhandlungen mit anderen Spezies gelernt hatte, nicht immer direkt zu antworten, sondern sich erst einmal die richtigen Worte zurecht zu legen. Und außerdem machte es ihm Spaß, andere warten zu lassen. Auch wenn es in diesem Fall nicht von Vorteil war.

"Ok, Mister Sternenlicht. Ihre Argumente hören sich gut an und ich stimme Ihnen in allen Punkten zu. Deswegen würde ich sagen, legen Sie los. Sagen Sie mir Bescheid, sobald sie mit den Modifikationen fertig sind."

Er nickte Sternenlicht zu und schritt dann zum Brückenreplikator. Er hatte jetzt das totale Verlangen nach einer heißen Schokolade und er hoffte, dass der Replikator noch funktionierte. Doch als er da ankam sah er, dass die Eingabekonsole dunkel war.

"Sternenlicht _zu-Srallansre_" zischte das Katzenwesen Julian O'Connor hinterher. 'Würden Diese Terraner das nie lernen?' schoss es ihm dabei durch den Kopf.

'Mist', fluchte er innerlich. Er hatte sich jetzt wirklich drauf gefreut. Na ja, er konnte ja mal versuchen, den Replikator wieder ans Laufen zu bekommen. Er hatte zwar nicht viel Ahnung davon, doch sonst konnte er im Moment sowieso nichts tun und der Wunsch nach der Schokolade war weiterhin da.

Also holte er sich einen der auf der Brücke untergebrachten Werkzeugkoffer, öffnete die Abdeckung des Replikators, zog einen Tricorder hervor und scannte das Innenleben des Gerätes. Ein paar " hmms" später klappte er den Tricorder wieder zu und kratzte sich am Kinn.

'Also der Replikator ist soweit in Ordnung. Einzig und allein die Energie fehlt. Na, dass müsste ich doch hinkriegen', überlegte er und setzte sich an die technische Konsole. Zuerst ließ er sich vom Computer einen kurzen Statusbericht geben, in wieweit die Reparaturen voran gingen.

'Aha, das Lebenserhaltungssystem ist auf allen Decks wieder online. Genauso die Beleuchtung. Die Manövriertriebwerke laufen wieder und der Traktorstrahl hat Energie. Das primäre Schildgitter funktioniert; aber daran arbeitet ja die Katze. Hmm, was sonst noch? Die Torpedorampen sind noch in Ordnung so wie ich das erkennen kann. Und die Phaser arbeiten mit 10 Prozent', las er von der Konsole ab. Na ja, dass sah ja schon ganz gut aus. Doch jetzt befasste er sich erst einmal mit dem Replikator.

Er aktivierte die Übersicht für den Energieflussplan der Brücke. 'Ah, da ist ja der Übeltäter.' Julian hatte das Problem entdeckt. Eine gebrochene Energieleitung war Schuld, dass der Replikator keine Energie bekam. Doch das was kein Problem. Er leitete einfach die Energie über eine funktionierende Leitung um und schon leuchtete der Replikator auf.

"Ha!", rief er und rieb sich die Hände. 'Geht doch.'

Für seinen Ausruf erntete er von Sternenlicht einen fragenden Blick, doch den ignorierte Julian einfach und ging zum Replikator.

"Computer, eine heiße Schokolade, Variante 2", sagte er und wenige Sekunden später erschien das Gewünschte im Ausgabefach. Sofort ergriff er die Tasse, setzte sie an seine Lippen und nahm genussvoll einen Schluck.

Ja, genau das hatte er jetzt gebraucht. Gut gelaunt drehte er sich dann um und fragte Sternenlicht: "Möchten Sie auch was trinken?"

--- Krankenstation

"Und ich bin Ysara", erwiderte sie lächelnd und ergriff die dargebotene Hand. Sie konnte sich zwar nur wage vorstellen, dass ihre Freundschaft zu der Ärztin längere Zeit dauern würde - spätestens würde sie wohl enden, wenn sie wirklich mit ihrer Antidepressiva-Versuchsreihe startete -, aber sie war ebenfalls bereit, sich positiv überraschen zu lassen.

Eine positive Überraschung, überlegte sie finster, wäre ohnehin mal etwas Neues, seit sie diesen auseinander fallenden Flusskahn betreten hatte.

"Sagen Sie, wundert es Sie nicht auch, dass niemand nach uns verlangt?", sprach sie schließlich die Gedanken der anderen laut aus. "Nicht, dass ich mit effizienter Arbeit rechnen würde, doch allein schon aus Gründen der Wahrscheinlichkeit müssten unsere Leute über kurz oder lang über einen Verletzten stolpern. Ich werde mal nachfragen..."

Kurzerhand tippte sie auf ihren Kommunikator und rief das einzige Mannschaftsmitglied, an dessen Namen sie sich erinnerte. "Jefferson an Theocrates. Mr. Theocrates, ich fände es sehr freundlich, wenn Sie aufhören würden, mit den Verwundeten zu flirten, die sie wahrscheinlich schon vor Stunden gefunden haben, und sie stattdessen auf die Krankenstation schicken würden. Es sei denn natürlich, die Frauen sind bei Ihrem Anblick vor Schreck gestorben. In dem Fall reicht es, wenn Sie uns die Männer schicken."

Mit hochgezogenen Augenbrauen erwartete sie die Antwort des Griechen.

Llewella fand, dass es eine wirklich gute Idee gewesen war, einmal bei jemandem nachzufragen, was sich denn an anderen Stellen an Bord des Schiffes tat. Ebenso gespannt wie Ysara erwartete sie die Antwort des Hünen, die dann auch ziemlich schnell kam.

--- Jeffriesröhren, Deck 3

'Haben die denn kein Privatleben?', fuhr es Pormas durch den Kopf, während er sich eine passende Antwort zurechtlegte. "Sagen wir es mal so... auf meinem Weg gab es nicht viele Überlebende", unwillkürlich starrte er in das Ferengigesicht was ihn anstierte, während der Südländer sprach.

"Ich habe Fähnrich... Ryan heißt er, bei den beiden einzigen gefundenen Verletzten gelassen. Da auf die Turbolifte nicht wirklich Verlass ist und wir die beiden Verwundeten durch eine Schotterbarriere hätten schleifen müssen, um überhaupt zu einem hinzukommen, haben wir sie erst einmal da gelassen."

Bevor noch dumme Nachfragen kommen konnten sprach Pormas weiter, "Zur Zeit versuchen wir aber die Transporter zu erreichen und sie dann in Gang zu bringen, um die Verletzten besser aufzuspüren und transportieren zu können. Also entweder sie gedulden sich ein wenig oder sie nehmen sich ein Medipack und schwingen ihren hübschen Hintern zu den Verletzten, wäre doch eine Alternative, oder?"

--- Krankenstation

'Das war ja mal wieder eine typische Pormas-Antwort’, amüsierte sich die Schottin insgeheim. Aber irgendwie hatte Ysara so etwas ja auch herausgefordert. Sie beobachtete, wie die dunkle Haut Ysaras einen Hauch dunkler wurde, bemerkte aber auch das Funkeln in ihren Augen. Amüsierte sie sich ebenfalls oder arbeitete sie an einem Wutausbruch? Um das einschätzen zu können, kannte Llewella die Afroamerikanerin einfach noch nicht genug.

Interessiert wartete sie, ob und was für eine Antwort sie dem Schwerenöter geben würde...

---Brücke

würde sie für die Modifikation des Schildgitters brauchen. Er erhob sich und ging wieder hinüber zu Julian O'Connor:

"Sie könnten mir aber bei der Modifikation der Schilde helfen. Erstens habe ich keine Ahnung, wo sich Ihr primäres Schildgitter befindet, und wie man es momentan am besten erreicht. Ach ja, und zweitens bin ich Wissenschaftler, kein Techniker. Wenn wir das schnell über die Bühne bekommen wollen -- und ich glaube das wollen wir -- brauche ich Hilfe. Kennen Sie sich mit so etwas aus, Julian O'Connor?"

Fragend sah der Sivaoaner den Menschen aus seinen großen Augen an. Merkwürdigerweise entwickelte der Sivaoaner eine Art des Respekts für den Menschen. Der Mensch zeigte in seinen Augen einen entscheidenden Vorteil: Er war konsequent und er stand (bisher zumindest) zu seinem Wort.

Fürs erste würde er Ihm eine Chance geben.

Das bedeutete jedoch nicht, dass er seine Taten vergessen wollte -- oder konnte...

Julian nahm währenddessen einen weiteren Schluck aus seiner Tasse und schaute den Sivaoaner an.

"Also, ich kann Sie gerne zu den erforderlichen Systemen bringen. Aber von Technik habe ich nicht gerade viel Ahnung. Aber wenn Sie denken, dass es reicht, dann bin ich dabei. Ansonsten können wir auch noch kurz beim Maschinenraum halt machen und uns Jemanden von dort mitnehmen. Ich denke, dass wäre das Beste", sagte er und trank weiter von seiner Schokolade.

Gerade wollte Sternenlicht antworten, da ertönte ein Krächzen aus den Brückenlautsprechern und man erkannte undeutlich, dass Jemand etwas sagte. Fast gleichzeitig schaltete das Licht von der Notbeleuchtung um auf das Hauptlicht.

Sofort begab sich Julian zur technischen Konsole und überflog die Anzeigen. Anscheinend hatte es der Maschinenraum geschafft, die Hauptenergie und die interne Kommunikation wieder herzustellen. Probehalber öffnete er einen Kanal zum Maschinenraum.

"O'Connor an Maschinenraum. Können Sie mich hören?", fragte er gespannt.

"Hier Maschinenraum. Ja wir hören Sie. Es ist zwar nicht die beste Qualität, aber es dürfte fürs erste reichen."

"Ja, da stimme ich Ihnen zu. Gute Arbeit. Auch für das Wiederherstellen der Hauptenergie. Übrigens, rennt da unten bei Ihnen irgendwo einer rum, der sich mit den Schilden auskennt? Mister Sternenlicht zu-Srallansre", dabei warf er einen Blick auf ihn, "hat eine Idee, wie wir das Schiff vor den Gasen schützen können."

"Ich werde mich mal umhören Captain. Ich schicke denjenigen dann direkt nach Deck 11 zu den Deflektorsystemen. Er wird dann dort auf Sie warten."

"Alles klar. Danke. O'Connor Ende."

Er drehte sich zu Sternenlicht um und sagte: "Ok, Deck 11. Wir müssen dort entlang", sagte er und zeigte auf den Turbolift. "Möchten Sie vorgehen?"

Sternenlichts Schnurrhaare neigten sich nach vorne, als er sich erhob und Richtung Turbolift schritt. Julian folgte ihm in den Turbolift, dessen Türen sich quietschend hinter den beiden schlossen.

--- Krankenstation

"Danke, dann warte ich lieber", erwiderte Ysara sehr trocken. "So ungern ich Sie um den Anblick meines hübschen Hinterns bringe."

So sehr es die Psychologin einen Augenblick lang gereizt hatte, Pormas zu provozieren, so schnell hatte sie ihr Interesse bereits wieder verloren. Der Grieche stellte keine Herausforderung für sie dar - aber zugegeben, das tat niemand hier.

Jedenfalls deaktivierte sie ihren Kommunikator und wandte sich an Llewella. "Sieht aus, als hätten wir noch ein wenig Freizeit, bevor die Arbeit beginnt. Ich glaube auch, Miss Morena kommt hervorragend ohne uns zurecht..."

Sie warf einen bezeichnenden Blick auf die Krankenschwester, die ein Stück entfernt grimmig herumputzte und sich möglicherweise zu fragen begann, ob ihr früherer Vorgesetzter nicht doch ganz nett gewesen war. Aber immerhin tat sie, was man ihr sagte.

--- Deck 3, Jeffriesröhren

Der Andorianer verschluckte sich fast an seinem Grinsen, dass sich bei der Meldung über Pormas Kommunikator auf seinem Gesicht breit machte. Das hatte dieser arrogante Baumwurm auch verdient.

Auffällig unschuldig antwortete er dem Südländer: "Vielen Dank! Das klappt garantiert besser. Wer weiß, wo ich mich ohne sie verlaufen hätte."

Er warf einen Blick auf Narbo, der ihn bereits auffordernd weiterwinkte.

Jetzt hatten sie also auch noch einen Unbeteiligten dabei, das passte dem Andorianer gar nicht. Auf der anderen Seite: Wer wusste denn schon, was ihnen noch in den Tunneln begegnete.

Fröhlich bewegte sich der Andorianer an der Spitze der Gruppe in den engen Tunneln schnell weiter.

'Wie langweilig', schoss es Pormas durch den Kopf, 'die ist wohl müde'. Ein wenig wunderte es den Südländer schon, das keine gesalzene Antwort zurückkam, aber er nahm an, das bei der nächsten persönlichen Begegnung das dicke Ende erst kommen würde. Außerdem hatte er jetzt wirklich wichtigeres zu tun.

"So ihr Beiden geht es jetzt weiter, oder was?", fragte er unwirsch in die Runde.

"Gerne, außer Du willst noch ein wenig Lob von uns bekommen, nachdem Du eben so erfolgreich Deine Meinung vertreten hast", zischte Narbo grinsend zurück und verbeugte sich spöttisch vor dem Sicherheitler. Wahrscheinlich nahm dieser gar nicht wahr, wie alle Weibchen die bis zehn zählen konnten ihn abblitzen ließen - vielleicht eine Spätwirkung des getunten Drinks?

'Nein, der war schon immer beschränkt wie eine Scheibe Toastbrot', beantwortete der Ferengi seine eigene Frage innerlich und schob sich weiter durch den Tunnel, während Zirt sich schon in Richtung des nächsten Querschottes abgesetzt hatte.

"Mal schauen, was sich hinter dem Schott verbirgt!", fragte er noch, als der Andorianer die Verriegelung schon löste und sich einem schrecklichen...ETWAS...gegenüber sah!

--- Turbolift

Die beiden so ungleichen Wesen schwiegen sich an, während der Turbolift seine ruckelnde Fahrt Richtung Deck 11 begann. Der Sivaoaner musterte den Terraner aufmerksam, nahm wie es für ihn üblich war, die ganzen Details allesamt in sein unglaubliches Gedächtnis auf.

Die Person gegenüber ihm war ruhig, soweit man das den Umständen nach sein konnte. Auf halben Wege den Schacht hinab ergriff Sternenlicht das Wort:

"Julian O'Connor, direkt gesprochen würde mich interessieren, warum Sie wirklich auf die Privateer gefeuert haben. Vorhin über den etwas rauschigen Interkom sagten Sie:

Ich weiß nicht, wie weit Sie davon wissen, was mit der Atlantis passiert ist, kurz bevor Sie hier aufs Schiff gekommen sind. Auf jeden Fall hat es was damit zu tun, weswegen ihr Schiff zerstört worden ist. Die Atlantis ist von einem Klingonenschiff angegriffen worden und wir haben uns gerade noch in diesen Nebel retten können. Und diese Sache mit dem Funkspruch war eine Falle für dieses Schiff. Nur leider sind Sie dem Ruf gefolgt und in unsere Falle gelaufen. Das Problem ist jedoch, dass das Klingonenschiff ja dann noch existiert und wahrscheinlich weiterhin auf der Suche nach uns ist.

Was genau war los? Und warum konnten Sie die Privateer nicht von einem Klingonischen Kampfkreuzer unterscheiden? Glaubten Sie wirklich, dass dieses Schiff Ihnen in den Nebel folgen würde?"

Etwas überrascht über die direkten Fragen von Sternenlicht schaute er von den Liftkontrollen auf und kratzte sich am Kopf. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis irgendjemand nachfragte, warum die Atlantis auf die Privateer geschossen hatte. Aber er hatte nicht vor, dass ganze zu verheimlichen. Die Crewmitglieder der Privateer hatten ein Anrecht auf die Wahrheit.

"Also, es begann damit, dass wir einen klingonischen Konvoi überprüfen sollten. Es stellte sich bei unserer Ankunft jedoch heraus, dass jemand uns verraten hatte. Und so erwartete uns ein stark gesicherter Konvoi. Wir waren gerade unter Warp gegangen, als sie auch schon aus allen Rohren auf uns feuerten. Doch durch Glück konnten wir fliehen. Einzig der klingonische Kampfkreuzer folgte uns. Während wir flüchteten, feuerte er immer weiter auf uns und wir konnten uns gerade noch in diesen Nebel hier retten, bevor er uns endgültig zerstören konnte.

Ich weiß nicht, wie gut sie Klingonen kennen, aber normalerweise lassen sie keinen einfach so davonlaufen. Aus dem Grund haben wir ihm eine Falle gestellt. Es war unsere letzte Hoffnung. Die Atlantis war ziemlich beschädigt. Nichts funktionierte. Wir konnten nur noch ein paar Torpedos abfeuern. Als wir dann ein Schiff entdeckten, welches in den Nebel kam, da feuerten wir einfach."

Er schluckte kurz, bevor er weiterredete.

"Wir haben nicht erwartet, hier noch ein anderes Schiff zu treffen. Schließlich befinden wir uns nicht gerade in einem sehr belebten Bereich des Weltraums. Und außerdem, wer sollte Freiwilligerweise in den Nebel hier fliegen? Das wäre doch absoluter Selbstmord gewesen", versuchte er noch entschuldigend hinzuzufügen.

Sternenlicht verfolgte Julian O'Connors Erklärung im Detail. Auch wenn er die Körpersprache des Captains der Atlantis noch nicht so gut deuten konnte wie beispielsweise die von Pormas fand jedes Detail ein Platz im Gedächtnis des Katzenwesens.

Einem war der Sivaoaner sich jedenfalls recht sicher. Er sprach die Wahrheit; die Wahrheit mit nennenswerten Schuldgefühlen.

Er fragte sich, wie verzweifelt man sein musste, um mit einem schwer beschädigten Schiff in diesen Nebel zu fliegen. Seine Schnurrhaare ruckten nach vorne, als ihm eine alte terranische wieder einfiel, während der Turbolift ruckend zu stehen kam: "Ich verstehe. Sie griffen gewissermaßen nach dem Stroh..."

--- Deck 11

Flackernde Beleuchtung, zeitweise ergänzt durch die Notbeleuchtung erwartete die Beiden so ungleichen Wesen. Sternenlichts empfindliche Nase registrierte sofort die Kombination aus verbrannten Fleisch und Blut, die hier in der Luft lag. Mitten im Satz brach er ab, und sog erneut prüfend die Luft ein.

"Was..." begann O'Conner. In Terranischer Manier wollte Sternenlicht die rechte Pfote Heben, um ihm Schweigen zu gebieten. Ein leises Knistern war zu hören, als er die Pfote hochriss, fast zu leise für die Ohren des Terraners, aber leicht laut genug für die des Katzenwesens. Ein leichtes Kribbeln lief seinen Arm hinauf. Ruckartig schien seine Pfote mitten in der Bewegung wieder einzufrieren. Wenigstens schien O'Conner seine Gestik richtig zu deuten.

Es roch nach Brandwunden durch Elektrizität, gleichzeitig spürte er, wie sein Fell vor Elektrostatik zu knistern begann. Ohne die geringste, überflüssige Bewegung sprach er zu O'Connor:

"Irgendeine Energieleitung hier in unmittelbarer Nähe scheint offen zu liegen, Julian O'Connor. Sie sehen es wahrscheinlich auch an meinem Fell..."

Tatsächlich. Wäre die Situation eine andere, würde das Lichtspiel, dass durch Sternenlichts Fell lief und von Sekunde zu Sekunde deutlicher wurde, vielleicht beeindruckend sein. So aber...

"Sorgen Sie dafür, dass hier der Strom abgestellt wird, sonst teilen wir das Schicksal desjenigen, der blutend ein paar Meter entfernt zu liegen scheint."

Julian nickte zustimmend und schaute sich dann kurz um. Doch viel konnte er nicht erkennen. Der Gang, der vor ihnen lag, war zum Teil nur spärlich beleuchtet. Zwar wirkte er auf den ersten Blick sicher, doch Julian musste der Katze Recht geben. Irgendwo war wohl eine Energieleitung beschädigt, denn selbst ihm stellten sich durch die aufgeladene Luft die Nackenhaare auf.

"O'Connor an Maschinenraum", rief er, nachdem er über die interne Kommunikation des Liftes eine Verbindung hergestellt hatte.

"Ja Sir?", kam es wenige Augenblicke zurück. "Was gibt es?"

"Ich befinde mich gerade auf Deck 11. Hier scheint irgendwo eine Energieleitung gebrochen zu sein und es ist verdammt viel Elektrizität in der Luft. Besteht die Möglichkeit, auf Deck 11 bis auf die Lebenserhaltung und der Notbeleuchtung alles abzuschalten?", fragte er, während er Sternenlicht anschaute, der gespannt in den Gang hineinhorchte.

"Einen Moment bitte."

Angespannt wartete Julian auf die Antwort. Währenddessen schaute er wieder den Gang hinunter. Plötzlich sah er eine Bewegung am Ende des Ganges. Sie war nur ganz kurz gewesen, doch Julian war sich sicher, dass sich dort jemand befand.

Sternenlicht schien derselben Meinung zu sein, denn seine Fellhaare sträubten sich noch mehr und die Ohren zuckten nervös hin und her. Gerade wollte er ihn fragen, was er davon hielt, als sich der Maschinenraum wieder meldete.

"Sir, Sie haben recht. Eine Hauptenergieleitung ist beschädigt. Wir werden also die Energie auf Deck 11 abschalten, bis wir die Leitung repariert haben. Seien Sie trotzdem vorsichtig. Es kann immer wieder zu Überraschungen kommen."

"Alles klar", antwortete Julian. "Danke. O'Connor Ende."

Kaum hatte er die Verbindung unterbrochen, das wurde es auch schon schlagartig dunkel. Sofort ließ das elektrische Kribbeln auf seiner Haut nach und Julian grummelte zufrieden.

"Viel besser" sagte er. "Nur haben wir jetzt ein Problem. Anscheinend konnten Sie die Notbeleuchtung nicht einschalten. Und Taschenlampen haben wir auch keine. Oder können Sie vielleicht irgendwas erkennen?", fragte er die Katze.

In der Tat konnten Sternenlichts Augen das Dunkel durchdringen. Das Licht aus dem Turbolift erleuchtete den Gang vor dem Turbolift für den Sivaoaner taghell. "Solange die Tür zum Turbolift offen liegt, kann ich mich im Gang sehr gut orientieren."

Julian O'Connor nickte und trat hinter Sternenlicht demonstrativ zwischen die Lift-Türen, so dass der Computer nicht auf die Idee kam, sie wieder zu schließen.

Die Bewegungen des Sivaoaners waren, abgesehen von einem restlichen Knistern in seinem Fell, annähernd lautlos, als er sich zu der übel aussehenden Gestalt in der Mitte des Flures begab. Selbst für Ihn war klar, dass hier jegliche Hilfe zu spät kam. Der starke Energieüberschlag aus der gebrochenen Energieleitung hatte vom Oberkörper und Kopf des Besatzungsmitgliedes nicht viel mehr als einen Rest Knochen übrig gelassen.

Nach einigen Minuten fand er dann auch das eigentliche Problem. Offensichtlich war die Energieleitung von einem direkten Treffer beschädigt worden, der auch die Sicherheitssysteme verdampft hatte.

"Julian O'Connor, sagen Sie dem Maschinenraum, dass Sie hier alles außer der Energieleitung D7 wieder aktivieren können. Ein Treffer hat die Sicherheitssysteme dieser Leitung verdampft... Der Rest hier schaut auf den ersten Blick gut aus. Dann können wir uns denke ich zum Deflektorgitter bewegen und dafür sorgen, dass wir diesen verfluchten Nebel vom Schiff weg bekommen."

--- Deck 3, Jeffriesröhren

Einen Augenblick blieb Narbo wie eine Salzsäule erstarrt, während der Andorianer nur große Augen bekam und seinen verbliebenen Fühler fragend hin-und herwippte. Pormas dagegen reagierte sofort und warporisierte das Mistvieh innerhalb einer halben Sekunde mit seinem phallussymbol- ähnlichen Riesenphaser, den er bestimmt auch nachts wie einen Teddybären an sich drückte.

"Wie kam der denn an Bord?!", zischte der Ferengi erregt, war von der Privateer doch weniger übrig geblieben, als von dem sichtlich zerfledderten Crewman, den der nun tote Jumper angeknabbert hatte, "Wo einer ist, ist gleich die ganze Brut - sieht so aus, als sollte sich die große Jumperjagd bald wiederholen..."

Der Andorianer betrachtete das Insekt genauer. Auf seiner Heimatwelt kamen diese Viecher in den Jungeln vor - in den heißen Zonen. Dort konnten sie zu einer regelrechten Plage werden, weil sie so ziemlich alles fraßen.

Auf Andor hatte man eine eigene Abwehrtruppe aufgestellt, die sich mit Erfahrung dieses Problems annahmen.

Schon seltsam, dass diese Insekten im Zeitalter von Raumschlachten immer noch erfolgreich hielten.

"Ach Jumper nennt ihr sie? Sieht so aus, als bräuchten die einen Kammerjäger hier. Ob die wohl vor kurzem auf Andor waren? Von dort kommen die nämlich", unschuldig lächelte Zirt seinen Mitstreiter an. "Vielleicht sollten wir einem Putztrupp von der Sauerei hier Bescheid geben. Ach und ein paar Feuerlöscher sollten wir uns auch besorgen. Diese 'Jumper' mögen das Löschgel nämlich gar nicht. Verklebt angeblich ihre Luftöffnungen, Tracheen oder so."

Die Belehrung des Andorianers ärgerte Narbo angesichts der Tatsache, dass sie unter Einsatz ihrer Leben gegen diese Parasiten-Invasion gekämpft hatten und einfacher Löschschaum sie angeblich gerettet hätte!

So warf er seinem Lehrling zischend entgegen: "Nichts geht über Sprengstoff; die paar unschuldigen Kollateralschäden muss man im Sinne der großen Sache, meiner Übung, schon in Kauf nehmen!"

Irgendwie ahnte der Ferengi, dass sich Pormas innerlich dieser Einstellung anschließen würde, dachte er doch in manchen Punkten wie der ehemalige Barkeeper.

Und DAS ärgerte Narbo noch viel mehr...

"Das ist auch viel befriedigender!", stimmte der Andorianer dem Ferengi zu.

"Ich hab mal von einem Bereitschaftsteam auf Andor gehört, dass diesen Biestern einmal um den Äquator gefolgt ist. Folgen konnten sie ihnen nur, weil sie der Spur der Verheerung gefolgt sind. Am Ende hatten sie sie dann in einem Dschungel eingekreist und bekamen dann den Befehl sie einzuschäumen.

Das haben sie dann auch getan, allerdings mit Brandgel statt mit Löschschaum. Dabei gingen einige Tausend Hektar Wald auch drauf und die Gruppe wurde suspendiert. Aber es soll sich für die Beteiligten trotzdem ausgezahlt haben." erzählte Zirt weiter, während er den Jumperkadaver mit einem Fuß anstieß. Er hatte noch nie eines dieser Insekten aus der Nähe gesehen.

"Tja, manche nehmen es einfach zu ernst!", antwortete der Ferengi zischend, wohl wissend, dass er sich nie mit Löchgel abgeben würde. Zumindestens nicht bevor die Atlantis keine weitere Explosion mehr aushielt!

"Lass uns mal weitergehen, die Viecher fangen schnell an zu stinken wie ein Terraner, wenn sie erstmal tot sind!", zischte Narbo grinsend und warf einen Blick zu Pormas, der sich schon wahnsinnig darauf freuen musste, durch die seeeehr dünne Röhre zu kriechen...

Innerlich hüpfte Pormas fast vor Vorfreude. Dieses insektenartige Viech hatte mit einem Schlag den Jagdinstinkt des Südländers geweckt. Zärtlich streichelte er kurz über seinen Blaster, bevor er ihn wieder in den Halfter schob.

"Ferengi stinken noch widerlicher, aber ich möchte euch nicht mit meinen privaten Erfahrungen, was das angeht, behelligen", grinste er den Ferengi zurück an. Auch die privaten Dissonanzen waren für den Griechen jetzt nebensächlich. Was war schon ein nerviger Ferengi und ein vergesslicher Andorianer im Vergleich zu einer guten Jagd?

"Auf jeden Fall sollten wir jetzt unsere Scanner und Sinne auf mehr richten, als diese gemeingefährlichen Kühllecks! Übrigens... bevor ich jetzt einen Feuerlöscher suche benutze ich doch lieber einen meiner Blaster. Wo bliebe denn sonst der Sportsgeist?", mit diesen Worten setzte Pormas den Weg fort.

Das freudige Lächeln auf seinen Lippen sprach Bände. Manch einem mochte ein eisiger Schauer über den Rücken laufen, wenn er ihn so sah und wusste, dass es ums Töten ging. Aber bei geistlosen Insekten kannte der Südländer keine Gnade.

Ganz von der Jagdlust getrieben setzte er sich an die Spitze der Gruppe auf der Suche nach seinem nächsten Opfer...

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